Tag: 29. August 2024

Könntest du es beantworten?

Jesus antwortete ihm: »Was ist denn im Gesetzbuch geschrieben? Welche Aussagen kannst du darin finden?«
Roland Werner – Das Buch – Lukas 10,26

Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz geschrieben? wie liesest du?
Elberfelder 1871 – Lukas 10:26

Jesus erwiderte ihm: »Was steht im Gesetz geschrieben? Wie lauten da die Worte?«
Menge 2003 – Lk 10,26

Jesus antwortete: „Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du dort?“
Bruns 2013 – Lk 10:26

Nein – Jesus fragte nicht: Was findest du im Internet zu dieser Frage? oder Was liest du bei org? oder Was steht in folgendem Buch? Für Jesus gab es nur eine wirkliche Autorität – und das war das „alte Testament“ und in erster Linie die Tora!
Könntest du anhand deiner Bibel – OHNE Hilfsmittel – Fragen beantworten????
und
Jesus gab keine wirkliche Antwort, sondern mit einer Gegenfrage! Wie oft wirst du zum „selber nachforschen“ aufgefordert? Oder ist es nicht häufig so, dass man eine fertige Antwort erhält?

Jesus antwortete mit zwei Gegenfragen (V. 26), in denen er auf das Gesetz des Alten Testaments Bezug nahm. Der Schriftgelehrte antwortete ganz richtig mit einem Zitat aus 5Mo 6,5 und 3Mo 19,18: Wer Gott und seinen Nächsten liebt, hält das Gesetz. Jesus gab dem Mann recht und sagte ihm, daß er leben werde, wenn er sich an diese Worte halte und sie in die Tat umsetze.
Nun hätte der Mann antworten müssen: „Wie kann ich das tun? Ich schaffe es nicht allein, ich brauche Hilfe.“ Statt dessen versuchte er, „sich selbst zu rechtfertigen“, d. h. sich gegen die Implikationen von Jesu Worten zu verteidigen und mit der Frage: Wer ist denn mein Nächster? von sich selbst abzulenken.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Gesetzeskundige wird erstaunt gewesen sein, als Jesus ihn auf das Gesetz hinwies, dessen Lehrer und Wächter er, der Gesetzeslehrer, war. „Was steht im Gesetz geschrieben, wie liesest du?“ Die Antwort, die der Gesetzeslehrer dem Gesetz entnimmt, enthält die gleiche Zusammenstellung des Gebotes der Gottesliebe aus 5 Mo 6, 5 mit dem der Nächstenliebe aus 3 Mo 19, 18, welche Jesus an anderer Stelle (Mt 22, 37ff.; Mk 12, 29f.) als das größte Gebot des Gesetzes erklärt.
Die Verbindung jener beiden Gesetzesstellen als die Summe des ganzen Gesetzes war in dieser Art neu, jedenfalls nicht allgemein geläufig, wie aus der Verwunderung eines anderen Fragestellers hervorgeht (vgl. Mk 12, 32), der diese Antwort von Jesus hörte. Es ist nichts darüber berichtet, wie der Gesetzeslehrer diese Antwort gefunden hat. Jedenfalls zeigt seine Antwort, daß er den Kern des Gesetzes erfaßt hatte. In der alttestamentlichen Stelle (5 Mo 6, 5) ist von drei Grundorganen des Menschen die Rede: vom Herzen, von der Seele und von der Kraft; Lukas fügt nach der Septuaginta noch „mit deinem ganzen Denken“ hinzu. Das Herz, der Zentralherd des menschlichen Lebens, muß Gott völlig hingegeben sein. Die Seele, das Ich, soll sich so in den Dienst Gottes stellen, daß alle Regungen von Gottes Geist regiert werden. Die Kraft oder der ganze Wille soll Gott zu Gebote stehen; endlich über den Verstand oder das Denken, das intellektuelle Vermögen, muß Gott ganz verfügen können.

Wuppertaler Studienbibel

In einem typisch jüdischen Lehrstil beantwortete Jeschua seine Frage, indem er eine weitere Frage stellte: Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du? (Lukas 10:26). Da die Frage des Schriftgelehrten darauf basierte, welches Werk er tun muss, um ewiges Leben zu erlangen, verwies Jeschua ihn auf das mosaische Gesetz. Der Schriftgelehrte antwortete, indem er das erste und das zweitwichtigste Gebot zitierte: Deuteronomium 6:5 (und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft) und Levitikus 19:18 (du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst).[96] Das erste Gebot regelt die Beziehung des Menschen zu Gott. Es erfordert den Glauben. Das zweite regelt die Beziehung des Menschen zu anderen Menschen, und es ist das praktische Ausleben dieses Glaubens.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Der Herr Jesus ging mit jedem einzelnen entsprechend seinen persönlichen Bedürfnissen um. Als der Satan Ihn versuchen wollte, wies Er ihn mit Worten der Schrift ab (4,12). Als hingegen der Gesetzeslehrer es ebenfalls versuchte, verwies Er ihn auf das Gesetz, dessen Fachkundiger er doch angeblich war. Die zweite Frage des Herrn ist nicht etwa überflüssig. Man hat sie wie folgt zu umschreiben gesucht: „Welche Wirkung haben diese Worte beim Lesen auf dich?“ Die Rabbiner kannten die Formel: „Was liesest du?“. Der Herr Jesus ging mit Seiner Frage tiefer als bloßes akademisches Interesse gehen kann, indem Er die Beweggründe des Herzens offenlegte: „Wie liesest du?“

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt