Schlagwort: Bibelstudium

Jesus ist das Brot des Lebens

Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten.
Elberfelder 1871 – Johannes 6,35

Ich selbst bin das lebendige Brot. Wer zu mir kommt, wird nie wieder Hunger haben. Wer mir vertraut, wird keinen Durst mehr bekommen, für immer!
VolxBibel – Joh 6,35

ἐγώ betont (A122). ὁ ἄρτος Präd.-Nom. m. Art. hebt die Einzigartigkeit hervor (H-S § 135a; vgl. A80). τῆς ζωῆς Gen. des Zwecks (A162) das Leben gibt/verleiht. ἐρχόμενος Ptz., subst.; ὁ ἐρχόμενος πρὸς ἐμέ jeder, der zu mir kommt (A104,1). οὐ μή m. Aor. Konj. (seltener m. Ind. Fut.) stärkste Verneinung zukünftigen Geschehens (A257). πεινάσῃ Aor. Konj. πεινάω34 hungern, hungrig sein, Hunger leiden. πιστεύων Ptz., subst. (A104,1). διψήσει Fut. διψάω35 Durst haben [Var. διψήσῃ Aor. Konj.]. πώ-ποτε (vgl. A18) je(mals), m. Neg: niemals (B).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Joh 6:34 : Die Hörer deuten das Gesagte auf einer völlig anderen Ebene, als Jesus es gemeint hat (vgl. 4,15 ), deshalb fährt er mit seinen Erklärungen fort. Die Unkenntnis von Gegnern oder Nebenfiguren wurde in den Schriften der Antike (bei Platon , den Rabbinen, in Romanen usw.) oft als Hintergrund benutzt, um ein wichtiges Argument noch klarer herauszuarbeiten.
Joh 6:35-40 : Die jüdischen Exegeten gebrauchten den Begriff Manna häufig als Symbol für geistliche Nahrung, d. h. das Gesetz Gottes oder die Tora / die Weisheit / das Wort. Die Toten sollen »am Jüngsten Tage«, dem Tag des Herrn, an dem Gott die Welt verwandeln und sein ewiges Reich herauffuhren wird, zum ewigen Leben auferweckt werden.
Joh 6:41-43 : Die Menschen verstehen Jesus weiterhin falsch, obwohl er jetzt ganz eindeutig vom ewigen Leben spricht. Ihr »Murren« spielt auf das Murren Israels in der Wüste an.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Bei diesem Wort Jesu – wie bei allen seinen „Ich bin“-Worten – liegt der Ton auf dem gewaltigen „Ich“. Es ist darum in der griechischen Sprache wieder betont hervorgehoben. Jesus will nicht schildern, welchen vielfältigen Reichtum seine Person umschließt und wie er nebem vielem andern auch das Brot des Lebens sei. Nein, wenn Menschen begriffen haben, was dieses eigentliche Brot ist und wie nötig sie es haben, und nun fragen, wo sie es finden können, dann kann Jesus nur antworten: „Dieses gesuchte und unentbehrliche, wunderbare Brot – bin Ich.“ Dieses Brot gibt es nicht abgelöst von Jesus. Er in seiner Person ist dieses Brot. Es ist daher noch nicht zur Stelle in irgend etwas, was mit Jesus zusammenhägen mag, aber doch nicht wirklich er selber ist. Nicht eine noch so zutreffende Lehre über Jesus, nicht ein von ihm eingesetztes Sakrament als solches, auch nicht |200| das Herrenmahl A, „ist“ dieses Brot. Das mächtige „Ich bin das Brot des Lebens“ schließt alles andere aus. Wir müssen Jesus selbst haben, wenn wir dieses Brot des Lebens wirklich haben wollen.
A) Es ist mit dem „Sakrament“ wie mit der „Schrift“: nur wenn es uns hilft, dass wir zu Jesus selbst kommen und das Leben bei ihm empfangen, hat es wahrhaft seinen Dienst getan (vgl. 5,39 f).
Es ist der Beachtung wert, dass die bieden ersten Selbstoffenbarungen Jesu „Wasser“ und „Brot“ nennen. „Wasser und Brot“ ist das unmittelbar Lebensnotwendige, das man haben muss, um überhaupt am Leben zu bleiben. Jesus gibt nicht Luxus, nicht eine schmückende und erfreuende, fromme Zugabe zum Leben, sondern die unentbehrlichen „Lebensmittel“.
Zugleich dürfen wir diese Selbstoffenbarung Jesu im Zusammenhang der ganzen Botschaft der Bibel sehen. Der Mensch war nach dem Sündenfall vom „Baum des Lebens“ und damit vom ewigen Leben abgeschnitten und dem Tode verfallen (1 Mo 5,22-24). Das wird von Gott nun aufgehoben, wenn er das Brot des Lebens aus dem Himmel sendet und dem Menschen anbietet. Die Erfüllung dessen, was nach Offb 2,7 und 22,2 einmal vollendet dastehen wird, hat in Jesus schon jetzt begonnen.
Da das „Brot des Lebens“ in einer Person besteht, vermeidet Jesus für das Aufnehmen des Brotes zunächst noch die naheliegenden Bilder des „Essens“. Er bleibt bei den einfachen und doch alles aussagenden Ausdrücken: „Zu ihm kommen“, „an ihn glauben“. Wer „zu Jesus kommt“, lässt sich selbst los und tritt aus seinem ganzen bisherigen Leben heraus. Und wer „an Jesus glaubt“, vertraut sich ihm völlig an und hat sein Leben nur noch in Jesus. Und nun verspricht Jesus, dass das Brot, „das der Welt Leben gibt“, auf diese Weise wirklich empfangen und gegessen wird und seine Wirkung tut. „Wer zu mir kommt, wird gewiss nicht hungern und wer an mich glaubt, wird gewiss niemals dürsten.“ Jesus versprach es damals den Galiläern mit voller Gewissheit. 1900 Jahre Geschichte seiner Gemeinde haben es erwiesen, wie wahr es ist. Aber nur der kann es erfahren, der wirklich zu Jesus selbst kommt und sich ihm anvertraut.

Wuppertaler Studienbibel

Yeshua verwendet, um die wunderbare Speisung der Fünftausend über sich selbst zu unterrichten. Die Leute fragten: „Wie kann er so etwas tun?“ Yeshua die Diskussion auf eine andere Ebene gehoben, sagte: „Ich bin das Brot, das Leben ist!“ (Johannes 6:35). Das Wunder gezeigt, wer er war. Er behauptete: „Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er für immer leben. Darüber hinaus, dass das Brot gebe ich mein eigenes Fleisch“(6,51). In dieser letzten Unterrichtsstunde mit den Jüngern vor seiner Verhaftung, sagte Yeshua: „Ich bin der wahre Weinstock“ (Johannes 15: 1). Das Lebenselixier der Rebe getrunken am Pessach Seder symbolisiert den Lebensnerv des Messias.
Neben dem Brot und Wein, Yeshua Wasser verwendet zu zeigen, wer er war: „Wer auch immer das Wasser trinkt, werde ich ihm nie wieder durstig sein! Im Gegenteil, eine Quelle des Wassers in ihm das Wasser, das ich ihm geben wird, quillt in der ewige Leben!“(Joh 4,14). „Wer setzt sein Vertrauen in mich, … Ströme lebendigen Wassers aus seinem innersten fließen zu sein!“ (7,38).

Zum Nachdenken

Yeshua gab nicht nur Brot; er war Brot! Er hat nicht nur geben Wein; er war die Rebe, die Quelle des Weines! Er hat nicht nur Wasser geben; er war der Brunnen Wasser.

Segnet den König des Universums

Das Brot des Lebens
Jesus kann satt machen. Das haben weit über 5000 Menschen erlebt (Johannes 6,1-15; die 5000 umfassten ja nur die beteiligten Männer). Am Tag darauf beginnt Jesus ein Gespräch und sagt von sich: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6,35).Den biblischen Hintergrund dieses Wortes haben zuvor schon die Juden geliefert, mit denen Jesus spricht. Sie erwarten ein weiteres Wunder von Jesus und erinnern daran, dass Mose das Volk Israel in der Wüste ja mit Manna versorgt hat (2. Mose 16). So etwas müsste Jesus doch auch mal hinbekommen! Jesus stellt das richtig: Nicht Mose gab dieses „Brot aus dem Himmel“, sondern Gott. Und dann setzt er fort: Er selbst ist das Brot des Lebens. In seinem Gespräch stellt Jesus zwei Punkte heraus:
Er vergleicht Israel damals mit Gottes Volk heute (zur Zeit von Jesus). Denn er sagt: Nicht Mose hat euch das Manna (aus dem dann Brot gebacken wurde) gegeben, sondern Gott gibt euch das wahrhaftige Brot. „Gibt“ – das ist die Gegenwart. „Euch“ – das sind die, mit denen Jesus redet. Gott handelt nicht nur damals, sondern handelte auch heute noch. Ihr seid Gottes Volk. Gott selbst ist seit jeher der Versorger des Volkes und er ist es noch immer. Er ist treu.
Damals in der Wüste bei Mose reichte das Manna für den Tag. Am nächsten Tag wurde man wieder hungrig. Am Ende dieses irdischen Lebens muss man sterben. Anders ist es bei Jesus. Wer von diesem lebendigen Brot „isst“, hat keinen Hunger mehr und wird ewig leben (Johannes 6,34.49-51).

Was sagt das über Jesus? In Jesus knüpft Gott an das an, was er am alten Israel getan hat – und er überbietet es auf unvergleichliche Weise. Jesus übertrifft alles, was Juden von Mose erwarteten.

Faszination Bibel 1/2019

Wirst du durch Jesus und die Bibel gesättigt? Oder benötigst du eine andere Quelle, um geistig satt zu werden?

Was bedeutet es, Wiedergeboren zu sein?

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem (O. von oben her) geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Elberfelder 1871 – Joh 3,3

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von oben her geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. (1) das grW., das gemäss V. 31 u. 19,11 üs. ist: „von oben her“, bed. auch: „von neuem“. Deshalb konnte Nikodemus es missverstehen. Joh 1:13; 1Pe 1:23; 1Jo 3:9
Zürcher 1931 – Johannes 3,3

„Ich sag Ihnen jetzt mal was“, meinte Jesus, „wenn jemand nicht noch mal ganz neu geboren wird, bekommt er kein Ticket für das neue Reich, in dem Gott das Sagen hat.“
VolxBibel – Joh 3,3

ἀπ-ε-κρίθη Aor. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) ἀπο-κρίνομαι. καὶ εἶπεν pleon. (Hebr.; A297,2). τις jemand, einer (B 1aγ); ein Mensch. γεννηθῇ Aor. Konj. Pass. γεννάω. ἄνωθεν von oben her (bes. vom Himmel her); wiederum, von neuem (B 3). ἰδεῖν Aor. Inf. ὁράω.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

WAS BEDEUTET »VON NEUEM GEBOREN WERDEN«?

»Von neuem geboren werden« ist gleichbedeutend mit »erneuert werden« (man bekommt neues Leben). Als der Herr Jesus zu Nikodemus sagte, dass er von neuem geboren werden müsse, sprach er nicht von einer physischen, sondern von einer geistlichen Geburt (Joh 3,4-6). Der Herr Jesus fragte ihn, warum er als Lehrer seines Volkes dies nicht verstehe (Joh 3,10). Die Neugeburt oder Erneuerung des Volkes Israel wurde im Alten Testament gelehrt (Hes 36,26; 37,1-10). Die Befreiung der Geschöpfe aus ihrem sündengeprägten Dasein durch eine Wiedergeburt in der Zukunft war ebenfalls eine wohlbekannte Lehre (Mt 19,28). Nikodemus hatte nicht verstanden, dass das Wort Wiedergeburt auf Menschen zutrifft, die Glieder der göttlichen Familie werden. Von neuem geboren werden ist eine persönliche Erfahrung. Sie bedeutet neues Leben, eine neue familiäre Beziehung, eine neue Kraft von innen. Die Bibel sagt, dass wir in das Reich Gottes eingehen als jemand, der vom Tod zum Leben übergegangen ist (Joh 5,24). Wir gehen über vom Wandel in der Finsternis zum Wandel im Licht (Joh 8,12). Wir gehen über vom Reich Satans in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes (Kol 1,13). Wir werden eine neue Schöpfung (2Kor 5,17). Diese neue Schöpfung besteht in Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit (Eph 4,24). Warum muß der natürliche Mensch von neuem geboren werden? Der »natürliche Mensch« bezeichnet den Menschen, wie er geboren ist und im Fleisch lebt, bevor er neues Leben aus Gott bekommt:Er ist böse von Jugend auf (1Mo 8,21). Er hat ein arglistiges Herz (Jer 17,9). In seinem Fleisch wohnt nichts Gutes (Röm 7,18).
Er ist tot in Sünden (Eph 2,1). Nach Gottes Maßstab gibt es bei ihm kein geistliches Leben.
Er ist unter der Herrschaft Satans (Eph 2,2).
Er ist ein Feind Gottes (Röm 5,10). Er hat keine Hoffnung und ist ohne Gott in dieser Welt (Eph 2,12).

Jean Gibson – Training im Christentum}

EINFÜHRUNG

Eine der faszinierenderen Begebenheiten im Leben des Messias war der berühmte Dialog zwischen ihm und Nikodemus. Der Zeitpunkt dieser Begebenheit war früh im Wirken des Messias. Kurz nach seiner Taufe begann Jeschua (Jesus) seinen Dienst, indem er sich selbst als den Messias Israels verkündete und viele Wunder und Zeichen tat, um seine Messiasschaft zu beglaubigen. Darum geht es in Johannes 2,23-25: Als er aber in Jerusalem war zum Passahfest, glaubten viele an seinen Namen, da sie seine Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle Menschen kannte und weil er es nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis über den Menschen ablegte; denn er wusste selbst, was im Menschen war.

Als Ergebnis seiner Wunder glaubten viele und akzeptierten seinen Anspruch, dass er der jüdische Messias war. In der Menge stehend und viele dieser Wunder beobachtend, war ein Rabbi mit dem Namen Nikodemus. Was er sah, rührte ihn sehr und er wusste, dass er herausfinden musste, wer Jesus wirklich war.

Der erste Teil des Gesprächs findet sich in Johannes 3,1-12: „Es war aber ein Mann von den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden; der kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus sprach zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er ein zweites Mal in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundert euch nicht, daß ich zu euch gesagt habe: Ihr müßt von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und ihr hört seine Stimme, wißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht; also ist ein jeglicher, der aus dem Geiste geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann das sein? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Lehrer Israels und verstehst solches nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben; und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. So ich euch das Irdische gesagt habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?

Aus diesen wenigen Aussagen, die wir haben, lassen sich mehrere Dinge über Nikodemus ableiten. Erstens finden wir, dass er ein Pharisäer war, was bedeutet, dass er ein Rabbiner war. Um zu verstehen, warum das für dieses Gespräch wichtig ist, sollte man wissen, was das pharisäische Judentum glaubte. Laut den Pharisäern hat „ganz Israel Anteil an der kommenden Welt“. Ein anderer Teil der pharisäischen Theologie besagte: „Abraham sitzt an den Pforten der Gehenna, um jeden Israeliten zu retten, der dorthin verfrachtet wird.“ Nach dem Pharisäertum genügte es also, physisch als Jude geboren zu sein, um in das Königreich zu gelangen. Während Nichtjuden zum Judentum konvertieren mussten, qualifizierten sich die Juden selbst, kraft ihrer Geburt als Juden, für den Eintritt in das Königreich. Eine zweite Sache, die der Abschnitt anmerkt, ist, dass Nikodemus ein Vorsteher der Juden war. Das heißt, er war ein Mitglied des Sanhedrins.

Als das Gespräch begann, sagte Jeschua zu Nikodemus ganz klar: „Es sei denn, dass ein Mensch von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Nun sollte man genau darauf achten, wie Nikodemus darauf reagierte, denn er sagte: „Wie kann ein Mensch wiedergeboren werden, wenn er alt ist?“ Nikodemus fragte nicht nur nach der Wiedergeburt. Was ihn verwirrte, war die Frage, wie es möglich sei, dass ein Mensch wiedergeboren werden kann, wenn er das Alter eines Greises erreicht hat. Denn wenn die Frage nur auf die Erfahrung der Wiedergeburt abzielte, wäre das Alter irrelevant. Nikodemus schien etwas von der Wiedergeburt zu verstehen, aber was ihn verwirrte, war, wie dies möglich war, wenn er alt war.

Um voll und ganz zu verstehen, warum er die Frage so stellte, wie er es tat, ist es notwendig zu verstehen, dass es im pharisäischen Judentum sechs verschiedene Wege der Wiedergeburt gab. Nikodemus qualifizierte sich für vier der sechs Wege. Die zwei Wege, für die er nicht qualifiziert war, waren: Erstens: Wenn Nichtjuden zum Judentum konvertierten, sagte man, sie seien wiedergeboren. Da Nikodemus kein Heide war, konnte er sich nicht auf diese Weise qualifizieren.

Eine zweite Möglichkeit, wie er sich nicht qualifizierte, war, zum König gekrönt zu werden, denn wenn ein Mann zum König gekrönt wurde, sagte man, er sei wiedergeboren. Es wird nichts darüber gesagt, dass Nikodemus aus dem Haus Davids stammte, und daher war er nicht von königlicher Abstammung.

Aber es gab noch vier andere Möglichkeiten, wiedergeboren zu werden, und Nikodemus qualifizierte sich für alle vier. Erstens: Wenn ein jüdischer Junge im Alter von dreizehn Jahren Bar Mitzwa wird, sagt man, er sei wiedergeboren. In diesem Alter unterwirft er sich dem mosaischen Gesetz und ist für seine eigenen Sünden verantwortlich. Da Nikodemus über das Alter von dreizehn Jahren hinaus war, hatte er seine Bar Mitzwa bereits erlebt.

Ein zweiter Weg war durch Heirat, denn wenn ein Jude heiratete, hieß es, er sei wiedergeboren. Obwohl nichts über Nikodemus‘ Frau gesagt wird, ist klar, dass er ein Mitglied des Sanhedrins war. Eine der Regeln, um ein Mitglied des Sanhedrins zu werden, war, dass man verheiratet sein musste, und so wissen wir daraus, dass Nikodemus verheiratet war.

Drittens war ein anderer Weg, auf dem ein Jude wiedergeboren werden konnte, die Ordination zum Rabbiner. Da Nikodemus ein Pharisäer war, war er als Rabbi ordiniert worden und wurde auf eine dritte Weise wiedergeboren.

Die letzte Möglichkeit, im Judentum wiedergeboren zu werden, war, Leiter einer rabbinischen Schule zu werden. In Vers 10 sagte Jesus zu Nikodemus, dass er „der Lehrer Israels“ sei. Derjenige, der das Oberhaupt einer rabbinischen Schule war, wurde immer als Lehrer Israels bezeichnet. Folglich war Nikodemus auch das Oberhaupt einer rabbinischen Schule.

Der Punkt ist also dieser: Nikodemus hatte jeden im Judentum verfügbaren Prozess durchlaufen, um wiedergeboren zu werden. Es gab keinen anderen Weg im Judentum und so war der einzige Weg, den er in seinem Alter sehen konnte, wiedergeboren zu werden, in den Schoß seiner Mutter zurückzukehren und den Prozess von vorne zu beginnen.

Es war dieses Problem der pharisäischen Theologie, an das Jeschua sich wandte. Er sagte Nikodemus klar und deutlich: „Es sei denn, dass ein Mensch geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Aus Wasser geboren werden war ein jüdischer Ausdruck für die physische Geburt. Nach der pharisäischen Theologie reichte es aus, aus Wasser geboren zu sein oder als Jude physisch geboren zu werden, um in das Reich Gottes zu gelangen. Aber Jesus sagte ihm, dass es nicht ausreicht, aus Wasser geboren zu sein, denn „man muss aus Wasser und Geist geboren werden, um in das Reich Gottes zu kommen.“ Mit anderen Worten, man muss sowohl physisch als auch geistig geboren werden, denn die physische Geburt allein reicht nicht aus, um in das Reich Gottes zu gelangen. Er erklärte dies weiter, als Er sagte: „Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.“ Hier erklärte Er wieder deutlich die zwei Arten von Geburten. Aus Wasser geboren zu werden, bedeutet, aus dem Fleisch geboren zu werden, und das, was aus dem Fleisch geboren wird, ist Fleisch. Diese Geburt reicht nicht aus, um in das Königreich zu kommen. Es muss eine geistliche Geburt geben, damit man in das Reich Gottes eintreten kann. Dass Nikodemus als Jude geboren wurde, reichte also nicht aus; er muss eine geistliche Wiedergeburt haben, um wirklich auf die erforderliche Weise wiedergeboren zu werden.

Und was ist dieser Weg? Es gibt zwei grundlegende Schritte, die Jeschua Nikodemus bezüglich der Wiedergeburt gab, die für seinen Eintritt in das Königreich notwendig ist. Sie finden sich in Johannes 3,13-15: Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, nämlich der Sohn des Menschen, der im Himmel ist. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss auch der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat.

Hier sind die zwei grundlegenden Schritte, die für die Art der neuen Geburt erforderlich sind, die einen für den Eintritt in das Himmelreich qualifizieren. Ein Schritt wurde von Gott getan, und der andere Schritt muss vom Menschen getan werden. Der Schritt von Gott ist der Tod des Gottmenschen, Jeschua, des Messias. Denn der Gott-Mensch ist vom Himmel herabgestiegen, um am Kreuz emporgehoben zu werden und für die Sünden der Welt zu sterben. Aber nun hat der Mensch die Verpflichtung, an den Messias und an das, was er am Kreuz getan hat, zu glauben, um ewiges Leben zu haben.

Dieselben beiden Schritte werden in Johannes 3,16-18 wiederholt: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet: Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet worden, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

Wieder einmal erzählte Jesus Nikodemus, wie Gott die Welt liebte und seinen einzigen Sohn gab, um für die Welt zu sterben. Aber Nikodemus, als ein Mensch, muss darauf reagieren und glauben. Wenn Nikodemus glauben würde, würde er wiedergeboren werden; er würde ewiges Leben haben, und er würde sich für den Eintritt in das Königreich qualifizieren. Zu diesem Zeitpunkt war Nikodemus nur aus Wasser geboren worden. Er musste noch aus dem Geist geboren werden.

Diese beiden grundlegenden Schritte gelten auch heute noch. Gott hat seinen Teil getan. Er ließ seinen geliebten Sohn am Kreuz für den sündigen Menschen sterben. Haben Sie Ihren Teil getan? Haben Sie das Opfer von Jesus, dem Messias, angenommen und ihn zum Herrn Ihres Lebens gemacht? Wenn nicht, dann bete ich, dass Sie es heute tun werden.

Arnold Fruchtenbaum Nikodemus: Die Suche eines Rabbiners

„an Eides statt“

Jehova, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen, und bei seinem Namen sollst du schwören.
Elberfelder 1871 – Deuteronomium 6,13

 Vor Jehova, deinem Gott, sollst du Ehrfurcht haben und ihm sollst du dienen und bei seinem Namen sollst du schwören.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 5.Mose 6,13

Ihr müsst immer Respekt vor Gott haben. Er ist der Chef: tut, was er euch sagt. Wenn ihr etwas schwört, dann tut das nur, wenn ihr Gott dabei ganz klar hinter euch habt.
VolxBibel – 5 Mose 6,13

Wenn die Israeliten zu Wohlstand kämen, sollten sie noch sorgfältiger darauf achten, ihn zu fürchten (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,10 ) und ihm zu dienen. Das Gebot, beim Namen des HERRN zu schwören (Eid … ablegen) , verstärkt die Anweisung, ihn zu fürchten. Wenn jemand bei dem Gott schwört, den er fürchtet, so heißt das, daß er diesem Gott auch zur Erfüllung seines Eides verpflichtet ist. Wenn sie Gott vergessen würden (V. 12 ), würden sie fast selbstverständlich anderen Göttern folgen , weil Gott die Menschen nicht nur mit der Fähigkeit zur Anbetung, sondern auch mit dem Bedürfnis nach Anbetung geschaffen hat. Dieser Akt der Untreue würde im Gericht enden, weil der HERR … ein eifersüchtiger Gott ist (vgl. 5Mo 4,24; 5,9; 32,16.21 ). Das bedeutet, daß er eifrig schützt, was ihm allein gehört . Eifersüchtig in diesem Sinn ist ethisch richtig. Eifersüchtig sein im Sinne von Mißgunst gegenüber den Besitztümern oder Privilegien anderer ist natürlich falsch.

DIe Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Jeder Glaubende ist aufgerufen, zuerst Gott zu dienen (Lk 4,8b; 5Mo 6,13). Wir werden sogar gewarnt, dass wir nicht zwei Herren dienen können (Lk 16,13; Mt 6,24). Nicht nur der Prediger oder der Pastor ist ein Diener Gottes. Wir alle sind dazu berufen. Aber nur der Jünger versteht wirklich die Bedeutung dieser Berufung für sein eigenes Leben. Dem Herrn zu dienen bedeutet, Ihm zu folgen (Joh 12,26). Das ist Jüngerschaft. Unser Herr war der vollkommene Diener Gottes. Das Markusevangelium ist diesem Thema gewidmet und führt es uns in verschiedenen Aspekten vor Augen. „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lk 22,27). Er sagte dies im Zusammenhang damit, dass sie den niedrigsten Platz einnehmen sollten (Lk 22,25.26). Dienen ist eine Berufung zu etwas niedrigem, nicht zu hohem. Wenn wir der Erste sein wollen, müssen wir der Diener von allen sein. Wenn wir groß werden wollen, müssenwir dienen. So lehrte es der Herr. Und Er zeigte es in Seinem Leben: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45). Bei der Fußwaschung nahm Er sogar das Handtuch und kniete nieder, um den niedrigsten Dienst zu tun, den Seine Jünger übersehen oder vermieden hatten. Wie ein niedriger Sklave tat Er die Arbeit, die Gottes Wille war. Erneut lebte Er vor, was Er lehrte. Und der Knecht ist nicht über Seinem Herrn. Durch das Vorbild des Herrn, wie Er den Jüngern gedient hat, wurden sie, aber auch wir, aufgerufen, dasselbe für Andere zu tun, und den Platz eines Dieners einzunehmen.

Jean Gibson – Training im Christentum

Es ist eine allgemein menschliche Sitte, die Wahrhaftigkeit einer Aussage oder die Zuverlässigkeit eines Versprechens durch Beteuerungen zu bekräftigen. Man setzt da etwas Wertvolles, Teueres, z. B. sein Leben, zum Pfand und erklärt sich bereit, den Verlust desselben als Strafe für den Bruch seines Wortes tragen zu wollen. Schon auf solche Beteuerungen ohne eigentlich religiösen Charakter wird in der Bibel, wie sonst, oft das Wort „schwören“ angewandt, z. B. Jos. 2, 14: „unsere Seele soll für euch des Todes sein,“ (vgl. V. 12: „schwöret mir“); Mt. 5, 36: „bei seinem Haupte schwören“. Auffallen kann nur, daß so häufig im A. T. die Wendung vorkommt: „so wahr deine Seele lebt“, namentlich bei dem Schwur, der einem Höherstehenden geleistet wird (z. B. 1 Sa. 17, 55; 2 Sa. 11, 11; 14, 19). Es erklärt sich dies aus der morgenländischen Höflichkeit, welche das Leben des anderen als etwas Wertvolleres bezeichnen will und darum zum Pfande setzt. Ähnlich ist die Beteuerung Josephs: „beim Leben Pharaos“ (1 Mo. 42, 15 f.); scherzhaft die des Hohelieds: „bei den Rehen oder Hinden“ (3, 5). Zum eigentlichen Schwur im religiösen Sinn aber erhebt sich die Beteuerung, wenn das Heilige als das Höchste und Wertvollste, was der Mensch kennt, von ihm zum Pfand seiner Wahrhaftigkeit eingesetzt wird. Und dies war beim Volk Israel, wie übrigens bei den meisten Völkern des Altertums, fast durchweg der Fall. Daher die häufige Schwurformel im A. T.: „so wahr der Herr lebt“ (z. B. 1 Sa. 14, 39; 2 Sa. 4, 9; 1 Kö. 17, 1 usw.), manchmal verbunden mit dem anderen: „so wahr deine Seele lebt“ (1 Sa. 20, 3; 25, 26). Diese Formel will das Dasein Gottes nicht bloß als das Allergewisseste bezeichnen, sondern auch als das Allerwertvollste für den Menschen; der Schwörende setzt seinen Anteil an dem lebendigen Gott, als sein höchstes Gut, zum Pfand für seine Wahrhaftigkeit. Daher treten zu „der Herr“ oft noch solche Beifügungen hinzu, welche sagen, was der Herr dem Schwörenden ist; z. B. der Herr, vor dem ich stehe (1 Kö. 17, 1; 2 Kö. 3, 14), der Herr, der mich bestätigt hat (1 Kö. 2, 24), der Herr, der die Kinder Israel aus Ägyptenland geführt hat (Jer. 16, 14) usw. Aber weil der lebendige Gott nicht nur ein totes Unterpfand ist für die Wahrhaftigkeit des Schwörenden, sondern ein lebendiger Zeuge des Eidschwurs, so gestaltet sich dieser zu einer unmittelbaren Anrufung Gottes, zu der Bitte, er möge Zeuge sein (vgl. 1 Mo. 31, 50; Jos. 22, 22 f.; Ri. 11, 10; 1 Sa. 20, 42; Jer. 42, 5), ja er möge auch als unparteiischer und unerbittlicher Richter über die Heiligkeit des geschworenen E. wachen (1 Mo. 31, 49. 53; Jos. 22, 23). Letzteres geschieht namentlich häufig durch die Formel: „Gott tue mir dies und das“ (1 Sa. 14, 44; 2 Sa. 19, 14; 1 Kö. 2, 23 usw.), d. h. was er nur will — wenn ich meinen E. breche. Wird diese Herausforderung der Rache Gottes noch stärker ausgedrückt, so wird der Schwur geradezu zur Selbstverfluchung (Mt. 26, 74). Übrigens kam bei den Israeliten neben dem Schwur, den man selbst freiwillig leistete, auch noch häufig die Form der Beschwörung vor, da ein anderer Gottes Zeugenschaft und Rächeramt über den anrief, der die Wahrheit sagen oder etwas versprechen sollte. Zu solchen Beschwörungen dienten dieselben Formeln wie beim einfachen Schwur (1 Sa. 3, 17, Gott tue dir dies und das u. dgl.), namentlich auch die Fluchformeln (Jos. 6, 26; 1 Sa. 14, 24). Als äußere Zeremonie beim Schwören wird das Aufheben der Hände zum Himmel (1 Mo. 14, 22; 5 Mo. 32, 40; Da. 12, 7; Off. 10, 5) oder auch das Legen der Hand unter die Hüfte des Beschwörenden erwähnt (1 Mo. 24, 2. 9; 47, 29). Letztere Sitte hängt wohl mit der Beschneidung, durch welche das Zeugungsglied geheiligt ist, zusammen. Alles Bisherige ist nun aber — dies ist wohl zu beachten — eine Beschreibung der natürlichen Volkssitte Israels. Was ist das göttliche Urteil darüber, insbesondere für Christen? Das Gesetz gibt für den Eid zwei Hauptvorschristen: 1) das in das zweite Gebot miteingeschlossene Verbot des falschen Eides und des Eidbruchs (3 Mo. 19, 12). 2) Das Verbot, beim Namen anderer Götter als bei dem Jahvehs zu schwören (5 Mo. 6, 13; Jos. 23, 7), vgl. Art. Bekenntnis. Befohlen ist die öffentlich (gerichtliche) Anwendung des Eides in verhältnismäßig seltenen Fällen: nämlich 1) wenn ausgeliehenes Vieh zugrunde geht, soll der Entlehner beschwören, daß er es sich nicht angeeignet hat, 2 Mo. 22, 9 f.: ein sogenannter Reinigungseid, der nach 3 Mo. 5, 19 ff. auch in andern ähnlichen Fällen zur Anwendung kam, wo es sich um keinen Zeugenbeweis handeln konnte (vgl. 1 Kö. 8, 31 f.). Wenn jemand nachträglich selbst bekannte, daß er einen solchen Eid fälschlich geschworen habe, so durfte er durch ein Schuldopfer nebst Erstattung des Unterschlagenen (unter Zuschlag von ⅕ des Wertes) sein Vergehen sühnen (3 Mo. 5, 19 ff.).

Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch

„Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten“ (was bedeutet, seinen Namen auszusprechen). Das gilt nicht, erstens, weil es, wie oben gesagt, durch den Namen sein muss; und zweitens kann eine Warnung vor einem positiven Gebot nicht als Warnung gezählt werden. Und wenn man will, kann man sagen, weil es so deutlich geschrieben ist [Lev. 24:11]: „Der Sohn der israelitischen Frau sprach (we-yiqaub) den heiligen Namen aus und lästerte ihn.“ Daher wird dieser Begriff für Lästerung verwendet. Aber vielleicht ist man nicht schuldig, wenn man nicht beides getan hat – den Namen ausgesprochen und gelästert? Das ist nicht anzunehmen, denn weiter unten heißt es [ebd. 14]: „Führt den Lästerer hinaus“, und der Ausdruck „nauquib“ wird nicht erwähnt. Es ist also ein und dasselbe.

Der Babylonische Talmud

Heb. šāḇaʿ (Hes. 21:23), Niphal von šāḇaʿ (z. B. Gen. 21:23; Ex. 32:13; Lev. 5:4; Nu. 11:12; Dtn. 6:13; Jos. 2:12; Jgs. 2:1; 1 S. 3:14), Hiphil von šāḇaʿ (z. B., Gen. 24:3; Ex. 13:19; Jos. 23:7; 1 S. 20:17; 1 K. 2:42; 2 Ch. 36:13), šeḇûʿâ („geschworenes Versprechen“, 1 Ch. 16:16), nāśāʾ yāḏ-‚die Hand erheben‘ (Ex. 6:8; Neh. 9:5; Hes. 20:5; 36:7), hiphil von rûm + yāḏ-‚die Hand erheben‘ (Gen. 14:22), ʾim-lōʾ-‚gewiß‘ (Jes. 5:9), kîʾim-‚wahrhaftig‘ (Jgs. 15:17); Gk. omnýō (z. B., Mt. 5:34, 36; Mk. 14:71; Lk. 1:73; Apg. 2:30; He. 3:11, 18; 4:3; Offb. 10:6), epiorkéō („falsch schwören“, Mt. 5:33), hórkos („was man geschworen hat“, Mt. 5:33)]; AV auch OATH, „die Hand erheben“ (Gen. 14:22), „wahrhaftig“ (Jes. 5:9), „doch“ (Jgs. 15:7), usw.; NEB auch OATH, „mit erhobener Hand sich binden“, usw. Der Akt des Schwörens war eine formelle Erklärung des eigenen Wortes, Versprechens oder Vorsatzes in der Gegenwart Gottes und anderer Zeugen. Im Allgemeinen bezog er sich auf eine zukünftige Verpflichtung und nicht auf die Wahrhaftigkeit einer vergangenen Handlung.
Die Wurzel šbʿ kommt 216 Mal im AT vor und ist besonders im Pentateuch, den historischen Büchern und den Propheten zu finden; in der Weisheitsliteratur ist sie selten. Die Wörter „schwören“ (šāḇaʿ) und ‚Eid‘ (šeḇûʿâ) werden manchmal mit Bezug auf die Zahl „sieben“ (šeḇaʿ) erklärt, aber die genaue Beziehung ist unklar. Die Erklärung des Namens Beer-Scheba in 1. Mose 21:25-34 legt eine Beziehung zwischen den Begriffen nahe: Abraham legte sieben Schaflämmer als Zeugen beiseite, und sowohl er als auch Abimelech schworen einen Eid an einem Ort, den sie Beer-Sheba („Quelle des Eides“ oder „Quelle der Sieben“; vgl. V 31, RSV mg; siehe BEER-SHEBA I) nannten. Da aber an keiner anderen Stelle ein klarer Zusammenhang zwischen diesen beiden Wörtern zu erkennen ist, ist jede etymologische Vermutung fragwürdig.
Das Verb „schwören“ kommt in drei verschiedenen Kontexten vor. Erstens findet man schwören im Zusammenhang mit dem Schließen eines Bundes (siehe BUND [AT] II-III). Die Bundesbeziehung, die auf Treue beruhte, wurde aufgezeichnet, von anderen Menschen oder von Gott bezeugt und mit einem Eid beschworen (vgl. Dtn 4,31; Lk 1,73; He 6,13-17). Gott diente als Zeuge des Vertrages zwischen David und Jonathan: „Wir haben beide im Namen des Herrn geschworen und gesagt: ‚Der Herr soll zwischen mir und dir sein und zwischen meinen Nachkommen und deinen Nachkommen in Ewigkeit'“ (1. Kön. 20,42). Wenn Gott einen Bund mit seinem Volk schloss, schwor er bei sich selbst (1Mo 22,16; 2Mo 32,13), bei seiner „Heiligkeit“ (Am 4,2; Ps 89,35 [MT 36]) oder bei seiner Treue (V 49 [MT 50]).
Zweitens findet sich das Schwören in anderen Zusammenhängen, die das Ablegen eines Eides beinhalten (z. B. Jos. 2:12, 17, 20; 6:22; 9:20; Ps. 119:106). Diejenigen, die einen Eid schworen, nahmen gewöhnlich einen Fluch auf sich, wenn ihr Wort gebrochen wurde (z. B. 2. Samuel 3,35). Ein Schwur konnte für einen selbst oder auch für nachfolgende Generationen bindend sein (vgl. 1. Mose 50,5f., 25).
Drittens findet man das Schwören im Zusammenhang mit dem Ablegen von Gelübden (z. B. Nu. 30:2). Siehe VOW.
Die Israeliten verwendeten verschiedene Formen des Schwörens (siehe EID). Zu den am häufigsten verwendeten Formeln gehörten: „Möge Gott mir das tun und noch mehr, wenn ich …“ (z. B. 2 S. 3:35; vgl. 1 S. 3:17), und „Denn so wahr der Herr lebt …“ (z. B. 1 S. 14:39). Mehrere andere formelhafte Ausdrücke werden in Jgs. 21 verwendet: „Die Männer Israels hatten geschworen …, ‚Keiner von uns soll seine Tochter Benjamin zur Frau geben'“ (V. 1); „Was sollen wir tun …, da wir bei dem Herrn geschworen haben, dass wir ihnen keine unserer Töchter zur Frau geben werden? “ (V. 7); „Denn das Volk Israel hatte geschworen: ‚Verflucht sei, wer Benjamin eine Frau gibt‘ “ (V. 18).
Oft begleitete der Schwörende den Schwur mit einer symbolischen Geste, z. B. indem er seine Hand nach oben hob (1Mo 14,22; Hes 20,5; 36,7; Neh 9,15; Dtn 12,7; Offb 10,5f) oder seine Hand „unter den Schenkel“ eines anderen legte (1Mo 24,2; 47,29); siehe GESTURE I.
Die Verbindlichkeit dessen, was geschworen wurde, beruhte auf der Treue Gottes. Gott erwartete von seinem Volk, dass es genauso treu zu seinem Wort steht wie er selbst zu seinem Wort. Das AT berichtet in anthropomorpher Weise, dass Gott selbst geschworen hat (1. Mose 22,16; Jes. 45,23; Hes. 17,19; Am. 6,8). Das Schwören war eine feierliche Handlung, weil Gott als Zeuge angerufen wurde (1Mo 31,50; Jos 24,22.27; 1So 12,5; Jer 42,5; 2Kor 1,23; Phil 1,8). Die Nationen, die Israel umgaben, schworen bei den Göttern des Himmels und der Erde. In einem Vertrag von Esarhaddon, dem König von Assyrien, heißt es: „Ihr seid beschworen bei Ashur … bei Anu, Anlil und Ea … bei Sin, Shamash, Adad und Marduk … bei allen Göttern Assyriens … bei allen Göttern von Babylon, Borsippa und Nippur … bei allen Göttern von Sumer und Akkad … bei allen Göttern eines jeden Landes, ihr seid beschworen bei den Göttern des Himmels und der Erde“ (ANET, S. 534f.). Den Israeliten wurde befohlen, beim Herrn zu schwören, als Akt der demütigen Unterwerfung (Dtn 6,13; 10,20; Jer 4,2; vgl. 1 S. 25,26; 2 S. 15,21; Ps 63,11 [MT 12]). Aber den Namen „Jahwe“ vergeblich zu nehmen – d.h. unaufrichtig oder mit böser Absicht zu schwören – war im dritten Gebot streng verboten (Ex. 20:7). Falsches Schwören wurde als eine sehr schwere Sünde angesehen (5. Mose 6,3.5 [MT 5,22.24]; 19,12; Jer. 5,2; 7,9; Sach. 5,3f.; Mal. 3,5); siehe KRIMINAL: Falsches Schwören.
Jesus warnte eindringlich vor dem Schwören als bloßer Form der Beteuerung (Mt. 5,34-37; 23,16-22). Jedes Schwören, egal worauf man schwört, schließt ein, dass man Gott als Zeugen anruft; daher ist jemand, der schwört, in Gefahr, das dritte Gebot zu brechen. Jesus gebot die Art von Wahrhaftigkeit, die keine Eide braucht, um die Aufrichtigkeit zu betonen (Mt. 5,37; vgl. Jak. 5,12). Andererseits hat Jesus nicht alles Schwören verboten, da er selbst auf Geheiß des Hohenpriesters schwor (Mt. 26,63f.). Auch Paulus berief sich bei Gelegenheit auf Gott als Zeugen (vgl. 2Kor 1,23; Gal 1,20). Petrus machte sich des Falschschwurs schuldig, als er leugnete, Jesus zu kennen (Mt. 26,72.74).

The International Standard Bible Encyclopedia

Jakob oder?

Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll hinfort nicht Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein. Und er gab ihm den Namen Israel.
Elberfelder 1871 – Genesis 35,10

Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll nicht mehr Jakob genannt werden, vielmehr Israel soll dein Name sein. Und Er nannte seinen Namen Israel. 1Mo 32,28; 1Kön 18,31.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Genesis 35,10

In den Versen 9 kommt es zu einer göttlichen Erscheinung vor Jakob: Und Gott erschien Jakob wieder, als er von Paddan-Aram heraufkam. Dies war die zweite Erscheinung Gottes vor Jakob seit seiner Rückkehr ins Land und die fünfte Erscheinung vor Jakob seit dem Beginn des Umgangs Gottes mit ihm. Außerdem ging es darum, den abrahamitischen Bund, der mit der Aussage beginnt, dass Gott ihn gesegnet hat, noch einmal zu bestätigen. Der Segen, nach dem er sein ganzes Leben lang gestrebt hatte, war nun sein. Dies war die zweite Bestätigung des Abrahams-Bundes durch Jakob.

In 35,10 steht die Bestätigung von Jakobs Namensänderung: Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein; und er nannte seinen Namen Israel. Von diesem Zeitpunkt an rief Gott ihn mit beiden Namen. Die Aussage: Dein Name soll nicht mehr Jakob heißen, ist im Sinne von „nicht mehr nur“ Jakob genannt werden zu verstehen. Er wird nicht mehr nur Jakob heißen; er wird auch Israel genannt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Jakob oder Israel, Sohn Isaaks, Enkel Abrahams, Vater von zwölf Söhnen, aus welchen die zwölf Stämme des Volkes J. hervorgingen, also der eigentliche Stammvater dieses Volkes, das mit seinem Namen genannt ist. Siehe darüber den Art. Israel. Über den Doppelnamen ist zu bemerken: Jakob („Fersenhalter“) bezeichnet ihn nach 1 Mo. 25, 26 als den, der schon bei seiner Geburt dem vorangehenden Esau keinen Vorsprung lassen wollte, sondern ihn an der Ferse hielt. Da jedoch das Fersenhalten im Ringkampfe ein ähnlicher Kunstgriff war wie unser „ein Bein stellen“, erinnerte der Name für gewöhnlich an die Gewandtheit, mit welcher der schlaue Mann die Schwäche des Gegners wahrzunehmen und zu benützen, d. h. ihn zu übervorteilen wußte, 27, 36. Israel („Gotteskämpfer“) dagegen bezeichnet ihn edler als den, dessen Wettkampf einem höhern, Gott abzuringenden Ziele galt, u. wurde ihm daher als Ehrenname beigelegt, 32, 28; 35, 10, vgl. Hos. 12, 4. Sein Leben läßt sich in 4 Perioden teilen: 1) J.s Jugendgeschichte erfüllt sein unablässiges Trachten nach dem Erstgeburtsrecht, das nach der Natur seinem älteren Zwillingsbruder Esau zugefallen wäre. Der Zwiespalt der Brüder, der durch die Geschichte zweier Völker sich hindurchziehen sollte, äußerte sich schon vor ihrer Geburt, 1 Mo. 25, 22 f. Mit der Zeit wußte der zahme, häuslich gesittete (25, 27) J. klug dem ungeschlachten Esau einen Verzicht auf jenes Recht abzulocken, 25, 29 ff. Ebenso gelang es ihm mit Hilfe seiner listigen Mutter (25, 28; 27, 5 ff.), vom Vater die feierliche Zusicherung des Erstgeburtssegens zu erschleichen. Er mußte aber nach Empfang dieses Segens (27, 27 ff., vgl. 28, 3 ff.) das Land verlassen, wobei er zu Bethel in einem nächtlichen Traumgesieht von Gott selbst die Bestätigung der Bundesverheißung empfing (28, 11 ff.). — 2) Seine zwanzigjährige Fremde brachte J. in Haran zu, wo er sein Haus gründete, indem er Labans Töchter Rahel und Lea zu Weibern erhielt, und zwar zuerst letztere wider seinen Willen, nachdem er 7 Jahre lang um die schöne, von ihm heiß geliebte Rahel gedient hatte. Diese wurde ihm nur unter der Bedingung dazugegeben, daß er weitere 7 Jahre den Herden Laban seine Dienste widme. Auch in den folgenden 6 Jahren, wo er seinen Lohn an Vieh bekommen sollte, täuschte ihn der zweizüngige Laban einmal ums andere. Nur durch seine eigene List und seines Gottes Einsehen konnte er zu seinem sauer verdienten Lohn gelangen (31, 38–42), aber so wurde der mit seinem Stab in die Frernde gewanderte J. dort zum reichen Herdenbesitzer, der sein Eigentum in zwei stattliche Heere teilen konnte (32, 10). Auch elf Söhne und eine Tochter Dina (wenigstens ist nur diese genannt wegen des verdrießlichen Handels, Kap. 34) wurden ihm da von seinen beiden Weibern und deren Mägden Bilha und Silpa geboren, von der zärtlich geliebten Rahel erst zuletzt nach langer Unfruchtbarkeit ein Sohn, Joseph. Da die Reibungen mit seinem Schwiegervater und dessen Söhnen sich mehrten und dieser ihn aus Gewinnsucht nicht wollte ziehen lassen, entwich J. zuletzt heimlich mit den Seinigen. Laban, der ihm nachsetzte, durfte ihm kein Leides antun, da Gott es ihm wehrte, und schloß zuletzt am Grenzgebirge Gilead, das fortan die Israeliten von den Aramäern trennte, einen Freundschaftsbund (31, 43 ff.). — 3) Bei der Rückkehr nach dem gelobten Lande hatte J. zuerst den geheimnisvollen Ringkampf mit Gott am Jabbokfluß zu bestehen, 32, 24 ff., vgl. Hos. 12, 4. 5. Dann folgte die Aussöhnung mit Esau, der, im spätern Edomiterland seinen Sitz nehmend, ihm Kanaan überließ. J. ließ sich im Herzen dieses Landes zu Sichem nieder, von wo ihn die Verschuldung jener Dina und die hitzige Rache seiner Söhne (Kap. 34) vertrieben. Er zog dann südwärts nach Bethel, wo er nach früherm Gelübde ein Heiligtum errichtete und Gott seine Verheißungen an ihn erneuerte (35, 1 ff.); dann nach Hebron zum Wohnsitz seiner Väter, wo er Isaak begrub (35, 27). Auf dem Wege dorthin starb ihm Rahel bei der Geburt seines zwölften Sohnes Benjamin (35, 16ff.). — 4) Zuletzt wurde J. noch im Alter durch die wunderbaren Schicksale seines Sohnes Joseph nach Ägypten geführt. Dorthin hatten die Brüder, welche Joseph beneideten, diesen Liebling J.s verkauft, indem sie ihrem Vater, der ihn tot glaubte, schweres Herzeleid bereiteten. Joseph aber, am Pharaonenhof zu hohen Ehren gekommen, zog seine Familie nach sich und wies ihr das fruchtbare Weideland Gosen zum Wohnsitz an. J. verließ das gelobte Land, um den Totgeglaubten wieder zu sehen. An der geweihten Stätte zu Beersaba erschien ihm der Herr, nochmals ihn seiner Huld versichernd (46, 1 ff.). In Ägypten wurde er vom Pharao chrenvoll aufgenommen und lebte dort noch 17 Jahre. Im Alter von 147 Jahren starb er in Ägypten, wurde aber nach einem dem Joseph vertrauten Vermächtnis (47, 29 ff.) bei seinen Vätern begraben, 50, 4 ff. Vor seinem Tode hatte er noch die Söhne Josephs (48, 8 ff.) und seine eigenen (Kap. 49) prophetisch gesegnet. Der „Segen Jakobs“ über seine Söhne (Kap. 49) zeichnet in wenigen ausdrucksvollen Zügen die künftige Eigenart der Stämme, die J. im Geist über das Land der Verheißung verteilt erblickt. — Die Erzählung des Lebens J.s, wie sie jetzt vorliegt, ist, ähnlich wie die Abrahams, nicht ganz aus Einem Guß, sondern es sind verschiedene Darstellungen (wie sie etwa in Bezug auf das Leben Jesu in den vier Evangelien vorhanden sind) in eins verschmolzen; daher bei der jetzigen Zusammenstellung gewisse Schwierigkeiten entstehen. Vgl. z. B. den Namenwechsel, 35, 10, ohne Rücksicht auf 32, 29. Nach 47, 9. 28, verglichen mit 41, 46; 31, 41 wäre J. bei der Flucht nach Haran schon etwa 77 jährig gewesen, während er offenbar dort noch jugendlicher zu denken ist. Allein diese und ähnliche Punkte, wo die verschiedenen Berichte voneinander abweichen, sind unwesentlich, wie denn auch der Verfasser der jetzigen Darstellung keinen erheblichen Widerspruch, wohl aber eine gegenseitige Ergänzung darin erblickte. An der Geschichtlichkeit der Person Jakobs ist nicht zu zweifeln, wenn auch mündliche Überlieferung und Erzählungslust hier gewaltet haben und auch Stammverhältnisse in genealogische Form gekleidet sein können, z. B. bei der Zwölfzahl der Söhne. Der Charakter Is ist kein so gerader und lauterer, wie der eines Abraham. Er verschmäht nicht List und Umweg, um zu seinem Ziel zu gelangen bei seinem Ringen mit dem starken Esau und dem berechnenden Laban, die er beide überwindet. Aber das Ziel, das er mit Aufbietung aller Kräfte und nicht immer mit tadellosen Mitteln anstrebt, ist kein gemeines: nicht niedriger Besitz oder eitle Menschenehre, sondern der Segen seines Gottes, der hohe Bundessegen, den er zuletzt mit aller Rührigkeit und Energie nicht erwerben kann, sondern dem Herrn selbst in Gebet und Tränen (Hos. 12, 5) abringen muß. Die Schrift beschönigt nicht die Fehler dieses Charakters, als ob Gott seinem Liebling alles durchgehen ließe. Hat er seinen blinden Vater auf Anstiften seiner Mutter betrogen, so erfährt er die Ahndung dafür in dem Betrug, den ihm Laban (29, 22 ff.) spielt und in dem, was ihm noch in seinem Alter von seinen eigenen Söhnen widerfährt (37, 31 ff.). Sein ganzes Leben ist infolge seiner Unlauterkeiten ein trüberes (47, 9) als das seiner Väter. Aber unter solchen Prüfungen läutert sich sein Herz, und da sein ganzes Dichten und Trachten der Verheißung Gottes gilt, wodurch er sich nach Hos. 12, 4 ff. gar sehr von seinen Nachkommen unterscheidet, die später oft ihr ganzes Sinnen und Suchen in den Dienst des Mammon stellten und so ein „Kanaan“ (= Phönikier = Krämervolk) wurden, so wird ihm schließlich das von Esau verschmähte Erbe zuteil. Im N. T. steht er daher als Vater des erwählten Volkes dem von Gott verworfenen Esau gegenüber, Rö. 9, 13, und erscheint Mt. 8, 11 unter den seligen Vätern, auf deren Gemeinschaft in jenem Leben die Frommen sich freuen dürfen.

Calwer Bibellexikon

Wie kann dieser Vers sagen, dass Jehovah dem Jakob erschien und dessen Name ändert – und ein Bibelbuch weiter wird gesagt, dass niemand Jehovah gesehen hat? Die Lösung : Jacob sieht den „Sohn“ – oder wie im AT immer wieder genannt „den Engel Jehovahs“ – aber er sieht nicht den Vater!

Früh am Tag

Früh in der Dämmerung stehe ich auf, und schreie, ich warte auf Deine Worte. Ps 119,114; 88,14; 130,6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 119,147

In der Dämmrung schon komme ich vor und muß stöhnen:
»Ich harre auf deine Rede.«
Buber – Ps 119,147

Schon vor der Morgendämmerung war ich wach, um nach Hilfe zu schreien,
denn auf deine Worte setze ich meine Hoffnung.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 119,147

Der Morgendämmerung bin ich zuvorgekommen und habe geschrieen; auf dein Wort habe ich geharrt.
Elberfelder 1871 – Psalm 119,147

Was mache ich, wenn ich früh morgens wach werde? Womit beschäftige ich mich? Wenn wir im NT den Bericht über Jesus lesen, stellen wir oft fest, dass dieser in den frühen Morgenstunden auf einen Hügel oder Berg war, um alleine zu sein, und diese Zeit nutzte, um im Gebet mit seinem Vater zu sein.

● Die kurze Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und dem Einbruch der eigentlichen Dunkelheit, während der man die Sterne zu sehen beginnt, ist die Abenddämmerung. Diese Zeit wurde von den alten Hebräern als nescheph bezeichnet und war offenbar das, was sie unter dem Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ verstanden, der in 2. Mose 12:6 vorkommt (Sprüche 7:9) Die Morgendämmerung, die Zeit zwischen dem Ende der nächtlichen Dunkelheit und dem Sonnenaufgang, wurde mit demselben hebräischen Wort bezeichnet. Daher heißt es in Psalm 119:147: „Vor der Morgendämmerung komme ich.“ — SB.

Wachtturm Studienausgaben 1967

Ich komme in der Frühe usw. Buchstäblich: Ich komme dem Morgengrauen zuvor. David hat es also mit seinem Gebet besonders eilig. Und dass er „schreit“, ist immer ein Ausdruck besonderer Inbrunst, der weniger auf den Klang der Stimme, als vielmehr auf die Anspannung der Seele deutet. Von seiner Eile gibt er Zeugnis als von einem Beweis der Beharrlichkeit. Hebt er auch früh an mit seinem Gebet, so ermüdet er doch nicht alsbald. Die Ungläubigen werden ungehalten und hadern mit Gott, wenn er auf ihre Gebete nicht sofort antwortet. David aber verbindet mit glühender Sehnsucht hoffende Geduld und zeigt damit, wie man recht beten soll. Wenn Paulus sagt (Phil. 4, 6), dass wir unsere Bitten mit Danksagung vor Gott kund machen sollen, so erinnert er damit, dass man alle unruhigen Leidenschaften dem Gebet fernhalten muss. Denn es ist auch der Zweck des Gebets, dass wir unsre Hoffnung nähren sollen. Nicht überflüssig ist der Hinweis auf Gottes Wort: denn nur wenn dieses uns immer vor Augen steht, lässt sich die Maßlosigkeit unseres Fleisches zügeln.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Die Hoffnung auf Gottes Wort ermutigt ihn, freimütig im Gebet zu sein, obwohl seine Gebete nicht unmittelbar beantwortet werden: „ ‚Ich hoffe auf dein Wort‘ (Vers 147), von dem ich weiß, dass es mich nicht im Stich lassen wird.“ Je besser wir das Wort Gottes kennen und je mehr wir in unseren Gedanken auf es eingehen, desto mehr werden wir mit Gott sprechen können. Reines Lesen des Wortes genügt nicht, wir müssen auch darüber nachsinnen. David beginnt den Tag mit Gott. Das Erste, was er am Morgen tut, bevor er sich an irgendeine Arbeit macht, ist zu beten. Wenn unsere ersten Gedanken am Morgen von Gott sind, dann werden sie eine Hilfe sein, um uns den ganzen Tag in seiner Furcht zu halten. Selbst in den Nachtwachen, wenn David aus seinem ersten Schlaf aufwacht, möchte er lieber nachsinnen und beten, als sich umzudrehen und wieder einzuschlafen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Sage nicht: „Du solltest einfach mehr in der Bibel lesen“

Sage statt dessen: „Es gibt etliche Bibelstellen, die mir viel Hoffnung gegeben haben, und ich habe sie für dich aufgeschrieben. Darf ich sie dir vorlesen?“

Zeige dem Betroffenen Stellen, die seine Hoffnung stärken und die er dreimal täglich (beim aufwachen, zu Mittag und vor dem Einschlafen) lesen kann. (Jeremia 29,11; Psalm 130,5)

Hilf ihm, Bibelstellen auswendig zu lernen. (Philipper 4,6–8; 4,13; 4,19)
PSALM 119,147

Schlüssel zur biblischen Seelsorge

aus dem Machtbereich befreit

der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden
Elberfelder 1871 – Kolosser 1,13–14

welcher uns errettet hat aus der Gewalt-Eph 6,12; Hebräer 2,14; 1 Petr 2,9- der Finsternis und versetzt hat in das Königreich-1 Thess 2,12; 2 Petr 1,11- des Sohnes Seiner Liebe,  in welchem wir haben die Erlösung-Eph 1,7- durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden.
Abraham Meister – Kol 1,13–14

Er hat uns aus dem Machtbereich der Finsternis heraus an sich gezogen und in Seines Sohnes Königreich der Liebe hineinversetzt. In Ihm besitzen wir die Auslösung, den Freispruch von den Verfehlungen.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Kol 1,13–14

Denn er hat uns aus der Gewalt der dunklen Mächte gerettet und uns unter die Herrschaft seines geliebten Sohnes gestellt. Durch den Sohn und in dessen Machtbereich ist uns die Erlösung zuteilgeworden: Unsere Schuld ist uns vergeben.
Gute Nachricht Bibel – Kolosser 1,13–14

Er hat uns aus der Gefangenschaft rausgeholt und von den Handschellen befreit, die die dunkle Seite der Macht angelegt hatte. Und jetzt stehen wir unter der Kontrolle seines geliebten Sohnes Jesus. Er hat uns befreit. Unsere Schulden wurden durch ihn erlassen. Das ist doch echt geil, Leute, oder?
Martin Deyer – VolxBibel

Das Geistliche Königtum
Die zweite Variante von Gottes Plan für sein Reich ist das Geistliche Königtum, womit Gottes Herrschaft im Herzen des Gläubigen gemeint ist. Das Geistliche Königreich setzt sich aus allen Gläubigen und nur aus Gläubigen aller Zeiten zusammen. Das Mittel, um in dieses Reich zu gelangen, ist die Wiederherstellung durch den Heiligen Geist. In der gegenwärtigen Zeit, von Apostelgeschichte 2 bis zur Entrückung, sind das Geistliche Königreich und die Gemeinde identisch, aber nur in dieser Zeit. Das Geistliche Königreich existierte nämlich schon, bevor die Gemeinde geboren wurde, und wird auch noch da sein, nachdem die Gemeinde gegangen ist. Es schließt also all die Heiligen des Alten Testaments mit ein und ebenso diejenigen nach der Entrückung.

Schriftstellen, die von dem Geistlichen Königreich sprechen, sind z. B. Matthäus 6,33: Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit Ö; Matthäus 19,16.23–24 – das ewige Leben ist identisch mit dem Königreich der Himmel; Johannes 3,3–5 – man muss von Neuem geboren sein, um das Königreich Gottes betreten zu können; Apostelgeschichte 8,12 – der Glaube an die gute Nachricht über das Königreich; Apostelgeschichte 20,24, die Predigt des Königreiches war dasselbe wie das Evangelium; Kolosser 1,13–14 – Ö das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden; Kolosser 4,11 – Mitarbeiter für das Reich Gottes; 1 Thessalonicher 2,12: Ö der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft. Das Geistliche Königreich setzt sich aus allen Gläubigen zusammen, von Adam an bis zur letzten erretteten Person am Ende des messianischen Königreiches

Arnold Fruchtenbaum – Geheimnisse Gottes – Israel, Satan und das Neue Testament

Kolosser 1:13: Errettet aus der Gewalt der Finsternis
Der Vater hat uns also fähig gemacht zu diesem herrlichen Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht. Alles wird auf Ihn zurückgeführt. Er ist es auch, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis. Er hat uns nicht nur fähig gemacht, sondern auch errettet aus einer ganz schrecklichen Gewalt. Wir lesen von dieser Gewalt zweimal im Epheserbrief. Diese Stellen zeigen uns, wie hoffnungslos verloren wir waren. In Kapitel 2,1.2 heißt es: „Auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.“
In 2 Korinther 4 wird gesagt, dass dieser Fürst, Satan, den Sinn der Menschen verblendet hat: Sie können – in geistlicher Hinsicht – nicht sehen. Es ist erschütternd, dass ein Mensch in dieser Welt – und dazu gehörten auch wir! – unter der Macht eines solchen Fürsten steht. Das Furchtbare ist, dass der Mensch aus diesem Machtbereich aus eigener Kraft überhaupt nicht herauskommen kann, selbst wenn er es wollte. Aber nicht einmal das wollte auch nur einer von uns. Zudem suchte keiner von uns Gott (vgl. Rö 3). Wenn wir später doch gewollt haben, dann nur deswegen, weil der Geist Gottes bereits an unserer Seele gewirkt hat. Dadurch waren wir dann bereit, uns zu öffnen. Das ist nichts anderes als Gottes Gnade. Deswegen heißt es: „Durch Gnade seid ihr errettet … Und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es“ (Eph 2,5.8).
Die zweite Stelle über diese Gewalt im Epheserbrief steht in Kapitel 6. Dort heißt es: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Vers 12). Hier haben wir denselben Machtbereich wie in Kapitel 2. Nur diesmal geht es um erlöste Menschen, die mit diesem Feind zu tun haben und deren eigentlicher Kampf gegen Satan und seine geistlichen Mitstreiter stattfindet.
Es gibt viele Gläubige, denen Gott die Gnade geschenkt hat, Kinder gläubiger Eltern zu sein. Als ein solches Kind kann man den Eindruck gewinnen, dass man in den Glauben sozusagen automatisch hineinwächst – jedenfalls war das bei mir so. Wir wussten: Wir müssen uns bekehren. Und das haben wir auch getan. Aber ich habe doch nicht gewusst, was es bedeutet, im furchtbaren Machtbereich Satans zu sein. Kinder gläubiger Eltern sind genauso sündig wie alle anderen. Allein kommen auch sie aus diesem Bereich Satans nicht heraus. Es ist Jemand nötig gewesen, der uns gleichsam von außen her herausholen musste. Keiner von uns hat sich von sich heraus bekehrt. Aber Gott, unser Vater, hat uns errettet aus dieser Gewalt der Finsternis. Wir haben ewig Grund, Ihm dafür zu danken.

Versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe
Der Vater nimmt uns nicht aus einem Machtbereich heraus, der nicht gut ist, um uns dann in einem Vakuum stehen zu lassen. Nein, Er bringt uns unter eine andere, eine gute Autorität. Er hat uns aus dem Machtbereich Satans herausgenommen und in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt. Das hat Er schon getan, es ist nichts Zukünftiges! Genauso, wie Er uns schon jetzt errettet und fähig gemacht hat für das Anteil am Erbe der Heiligen, hat Er uns jetzt schon in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt.
Dieses Reich ist weder die Versammlung, noch weniger sein Reich auf der Erde. Als Sohn des Menschen wartet Er zur Rechten Gottes auf sein Reich, Er hat es noch nicht empfangen. In Kolosser 1,13 jedoch geht es darum, dass Gott uns aus der Gewalt Satans herausgenommen und uns in ein anderes Reich gebracht, unter die Autorität eines anderen gestellt hat, und das ist die Autorität seines eigenen Sohnes.
Im Griechischen heißt es eigentlich immer „Königreich“. In der Elberfelder Übersetzung  wird das Wort jeweils mit „Reich“ wiedergegeben (Reich der Himmel, Reich Gottes, usw.). Aber wir sollten nicht denken, der Herr Jesus sei unser König. Er wird es nie sein! Er ist der König Israels, der König der ganzen Erde, aber die Versammlung wird neben Ihm stehen, nicht unter Ihm. Wir sind ein Teil von Ihm, in diesem Sinn stehen wir nicht unter Ihm. Natürlich bleibt Er Gott und Herr; das werden wir nie sein. Aber wenn es um die Herrschaft geht, stellt der Herr Jesus die Versammlung, seine Braut, neben sich.
Die Bezeichnung „Reich des Sohnes seiner Liebe“ finden wir nur hier. Damit wird jener geistliche Bereich beschrieben, in dem die Person des Herrn Jesus den wahren Mittelpunkt bildet. Er, der der Sohn der Liebe des Vaters ist, gibt diesem Bereich seinen eigentlichen Charakter. Unendliche Segnung! In Christus passend für die Herrlichkeit; in Christus errettet von der Gewalt der Finsternis und Gott so nahe gebracht, wie Er, der Sohn seiner Liebe, Ihm nahe ist!


Der Sohn seiner Liebe
„Sohn seiner Liebe“ – dieser Titel kommt nicht noch einmal vor in Gottes Wort. Wir haben im 2. Johannesbrief einen ähnlichen Ausdruck, wo von dem Herrn Jesus die Rede ist als von dem „Sohn des Vaters“. Hier ist Er der „Sohn seiner Liebe“. Das ist eine Herrlichkeit der Person Christi, die Er nicht verliehen bekommen hat, sondern die seit jeher sein eigen ist. Als Sohn des Menschen wird Er über die Menschen herrschen, über die Erde usw. Das ist eine Ihm verliehene Herrlichkeit. Aber „Sohn der Liebe des Vaters“ drückt eine Beziehung aus, die ewig ist. Diese hat Er nicht irgendwann geschenkt bekommen. Er hat sie immer gehabt als der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist.
Ich wüsste kein besseres Bild, um das besser zu verstehen, als Joseph in 1 Mose 37. Der Vater hatte ihn besonders lieb und ihm ein Gewand geschenkt. Er war der Sohn seines Alters, sagt dort die Schrift. Es existierte also eine enge Beziehung zwischen Jakob und seinem Sohn Joseph. Sie fand ihren Ausdruck in diesem schönen Gewand. Das ist ein schwaches Bild von dem, was der Herr Jesus für das Herz seines Vaters ist. Und unter genau diese Herrschaft des Herrn sind wir gekommen – unter eine Person, die der Sohn seiner Liebe ist. Er ist der volle Ausdruck der Liebe des Vaters. Christus ist der Mittelpunkt dieses Reiches. Alles in der Bibel strebt zum Herrn Jesus, und alles, was wir an Segnungen besitzen, findet in dem Herrn Jesus Grund und Ziel.
Ein zweiter Punkt kommt noch hinzu. Christus ist nicht nur der Mittelpunkt dieses Reiches, sondern auch der Maßstab für unsere Segnungen. Denn durch die Gnade haben wir teil an diesem Reich, sind mit Dem innig verbunden, der davon der Mittelpunkt ist. Das ist etwas, was uns glücklich zu machen vermag. Wenn wir ablesen wollen, welche Segnungen uns Gott geschenkt hat, müssen wir den Herrn Jesus anschauen als den Sohn seiner Liebe. Nur in Ihm können wir ablesen, was uns alles geschenkt worden ist. Das ist für den menschlichen Verstand nicht zu erfassen, aber wir können und dürfen es anbetend glauben.
Wenn der Sohn in solchen Beziehungen zum Vater steht, bedeutet das, dass wir in die gleichen Beziehungen gebracht worden sind (seine Gottheit natürlich ausgenommen). Der Herr Jesus sagt das in Johannes 15,9: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt.“ Und in Johannes 17,23: „… damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ Die Liebe des Vaters zum Sohn ist dieselbe, wie die Liebe des Vaters zu uns, seinen Kindern.
Haben wir nicht wirklich allen Grund, unserem Vater zu danken?


Kolosser 1:14: Erlösung in dem Sohn
Der Vater hat uns aus dem Bereich der Finsternis in einen Bereich versetzt, dessen Mittelpunkt der Sohn seiner Liebe ist. In diesem Sohn haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden. Das erscheint auf den ersten Blick ein wenig seltsam. Denn ich wüsste außer einer weiteren Stelle nicht, wo die Erlösung auf eine solch schmale Basis gebracht wird. Die andere Stelle ist Epheser 1,7, wo es heißt: „Begnadigt in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“. Das ist genau die gleiche Ausdrucksform, allerdings mit dem Zusatz „durch sein Blut“.
Der Herr Jesus hat uns die Erlösung geschenkt. Er ist der Erlöser, und Erlösung bedeutet nach diesem Vers: die Vergebung der Sünden. An anderen Stellen wie zum Beispiel in Römer 8 oder auch im 1. Petrusbrief wird Erlösung oder Errettung in Verbindung gebracht mit der endgültigen Erlösung, wenn auch der Körper des Christen Anteil haben wird an der Macht der Auferstehung. Es muss in der Tat wunderbar sein, wenn auch der Körper vollkommen fähig sein wird, in der Herrlichkeit Gottes zu sein. Dann wird jede feindliche Macht, die gegen uns ist, überwunden sein, und wir werden in der Lage sein, den Herrn Jesus zu sehen, wie Er ist.


Vergebung
„Erlösung“ (Loskaufung) hat als christliche Segnung ein breites Bedeutungsspektrum und schließt zuweilen, wie bemerkt, die Erlösung des Körpers mit ein (Rö 3,24; 8,23; 1 Korinther 1,30; Eph 1,14; 4,30; Tit 2,14; Heb 9,12; 1 Petrus 1,18). Die angegebenen Stellen machen deutlich, dass der Begriff „Erlösung“ (oder „Erlösen“) im normalen Gebrauch des NT Segnungen beschreibt, die über die Vergebung der Sünden hinausgehen. Sie mögen sie durchaus voraussetzen, aber sie gehen darüber hinaus. In Kolosser 1,14 und in Epheser 1,7 wird Erlösung jedoch auf diesen einen Aspekt beschränkt. Erlösung und Sündenvergebung werden hier als dieselbe Sache angesehen. Das heißt jedoch nicht, dass diese eingeschränkte Sichtweise der Erlösung nicht dennoch etwas Gewaltiges in sich birgt. Wie viele und welche Sünden hat Gott uns vergeben? Nicht nur die Sünden bis zu unserer Bekehrung, sondern auch diejenigen, die wir als Kinder Gottes – leider! – noch begehen mögen. Gott sei Dank! Er hat uns alle Sünden vergeben.
Ein Kind Gottes hat die Vergebung der Sünden. Das ist die Grundlage für jede weitere Belehrung (1 Johannes 2,12). Wenn uns nicht alle Sünden vergeben wären, wären wir verloren. Denn der Herr Jesus wird nicht noch einmal für Sünden sterben. Die Vergebung der Sünden ist tatsächlich eine absolute Wahrheit, das heißt, sie gilt für jedes Kind Gottes. Wir haben diese Vergebung durch das Blut des Herrn Jesus. Diese Gewissheit sollte indes niemand dazu verführen zu denken: Dann kann ich ja ruhig sündigen. Denn dies wäre nicht nur eine bösartige, sondern auch absurde Schlussfolgerung. Wenn ich jemand sehr lieb habe – zum Beispiel meine Ehefrau –, werde ich ihr dann unbekümmert Weh antun, weil ich ja weiß, dass sie mich liebt? Das ist unmöglich. So verhält es sich auch im Blick auf Gott: Wenn wir Ihn lieben, werden wir nicht schnell sündigen.
Nun fehlt in Kolosser 1 der Zusatz „durch sein Blut“. Gewiss besitzen wir die Erlösung dadurch, dass das Blut unseres Herrn geflossen ist, das heißt, dass Er gestorben ist. Aber das steht hier nicht. Ich habe den Eindruck, dass der Heilige Geist bei den Kolossern nicht so sehr über das Werk des Sohnes sprechen, sondern unmittelbar zur Person des Sohnes kommen will. Dieser Führung wollen wir uns anschließen. Wir denken jetzt nicht nur über das nach, was Er getan hat, sondern vor allem darüber, wer Er ist.
Das erinnert mich an David und Jonathan und an die Frauen in Israel. Diese Frauen haben, nachdem Goliath bezwungen worden war, David erhoben, indem sie sangen: „David hat seine Zehntausende erschlagen“ – das war sein Werk. Was aber finden wir bei Jonathan? „Da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids“ (1 Samuel 18,1). Das ist viel mehr. Er schätzte nicht nur das wert, was David getan hatte. Bei ihm finden wir Hingabe an die Person Davids. So verweilt der Heilige Geist auch im Kolosserbrief nicht lange bei dem Werk des Herrn. Er will die Gläubigen in Kolossä und auch uns direkt auf die Person des Herrn hinlenken.

Christian Briem – Christus vor Augen

Der Herr wird dann als derjenige definiert, der uns von der Herrschaft der Finsternis befreit und uns in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt hat. Diese kurze, aber dicht gedrängte Äußerung weist eine Reihe von paulinischen Schlüsselthemen auf. Erstens gibt es eine apokalyptische Ausrichtung, da die Gläubigen von bösartigen geistlichen Kräften, die mit dem gegenwärtigen Zeitalter verbunden sind, gerettet wurden (siehe Gal 1,4; Kol 2,15). Zweitens haben wir hier die Sprache eines groß angelegten Transports, da das Wort übertragen (methistēmi) in Bezug auf die Verpflanzung ganzer Völker verwendet werden kann (Josephus Ant. 9.235). Gott hat sein Volk abgeholt und in ein ganz neues Gebiet verpflanzt. Paulus rahmt die Erlösung in Begriffen ein, die an den Exodus erinnern, bei dem die Gläubigen einen neuen Exodus und eine neue Erlösung erleben, indem sie in das unvergängliche Erbe Gottes eintreten (siehe die gemeinsame Sprache mit Exod 6,6; 14,30; Deut 13,5; Judg 6,9 [LXX]). 16 Möglicherweise gibt es eine spezifischere Anspielung auf Jesajas Aneignung des Exodus-Themas angesichts des Bildes von der Wiederherstellung Israels aus der „Finsternis“ zum „Licht“ in Jes 9,1-2, 42,6-7.16, 58,10, 60,1-3.17 Drittens gibt es zwar nur wenige Hinweise auf das Reich Gottes bei Paulus, aber es ist nicht weniger bedeutsam.18 Für Paulus ist das Reich Gottes etwas, das prinzipiell in der Zukunft liegt (Belohnung, Gericht, Vollendung), sich aber bereits auf die Gegenwart auswirkt.19 In der Tat kann die gesamte Erfahrung der Erlösung in gewisser Hinsicht als „Reich“ definiert werden. Paulus stellt hier das Reich in die Nähe des Sohnes und unterstreicht damit die einzigartige Beziehung, die Jesus zum Vater hat, und seine einzigartige Rolle bei der Einweihung und Ausführung des Reiches des Vaters (auch mit offensichtlichen Anklängen an eine messianische Lesart von 2 Sam 7,13-17 und Ps 2,7).20 Der Sohn ist auch die Sphäre des rettenden Handelns des Vaters, und es ist in ihm, dass die Gläubigen die Erlösung, die Vergebung der Sünden, erlangen. Das Konzept der Erlösung für griechisch-römische Menschen war durch die Freilassung von Sklaven bekannt. Erlösung bedeutete Freilassung durch die Zahlung eines Preises. An anderer Stelle in seinen Briefen gibt Paulus an, wie dieser Preis bezahlt wurde (z. B. Röm 3,24; Eph 1,7; 1 Kor 6,20; 1 Tim 2,6; Titus 2,14).21 Konkret wird die Erlösung hier mit der Vergebung der Sünden in Verbindung gebracht. Viele von Paulus‘ Metaphern für Erlösung überschneiden sich. Zum Beispiel ist Vergebung mit Rechtfertigung (Apg 13,38-39; Röm 4,7-8) und Erlösung (Kol 1,14; Eph 1,7) verbunden. An anderer Stelle im Neuen Testament ist die Vergebung mit dem Opfer (Hebr 9,22; 10,18) und der Reinigung (1 Joh 1,9) verbunden. Die Begriffe Erlösung und Vergebung gehören natürlich zusammen, da beide mit Befreiung zu tun haben. Im Fall der Vergebung bezeichnet das Wort aphesis Vorstellungen von Befreiung, Freilassung, Verzeihung oder Aufhebung einer Verpflichtung.

New Covenant Commentary Series

All dies war gutes jüdisches Denken, aber Paulus‘ neue christliche Perspektive ermöglichte es ihm, es in einem anderen Licht zu sehen.

Für Juden lag „das kommende Zeitalter“ oder „Reich Gottes“ in der Zukunft, vielleicht in weiter Ferne. Aber Jesus hatte seine Ankunft angekündigt und behauptete, es sei in seinem eigenen Leben und Wirken gegenwärtig, denn er selbst sei der Messias und Sohn Gottes. Er sagte seinen Jüngern, dass „einige hier nicht sterben werden, bis sie das Reich Gottes mit Macht haben kommen sehen“ (Mk 9,1), und als die frühesten Christen auf Jesu Leben, Tod und Auferstehung und das Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten zurückblickten, waren sie sicher, dass diese Verheißung tatsächlich wahr geworden war. Paulus stimmte mit ihnen überein. Obwohl er nicht typischerweise die Terminologie des „Reiches Gottes“ benutzte, war er sich der Tatsache zutiefst bewusst, dass Christ zu werden die Übertragung der eigenen Zugehörigkeit von den Standards der gefallenen Welt zu den Werten von Gottes neuer Schöpfung bedeutete: ‚Jeder, der mit Christus verbunden ist, ist ein neues Wesen; das Alte ist vergangen, das Neue ist gekommen … Gott hat uns aus der Macht der Finsternis errettet und uns in das Reich des geliebten Sohnes Gottes gebracht, durch den wir frei geworden sind …‘ (2. Korinther 5,17; Kolosser 1,13-14).

Gewiss, Christen leben immer noch in der Welt, die von der Sünde beherrscht wird. Aber der vorherrschende Einfluss in ihrem Leben muss das Reich Gottes sein, und ihr Verhalten sollte das widerspiegeln. Das war die Grundlage für den ethischen Rat des Paulus an seine Leser: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott innerlich umgestalten durch eine völlige Veränderung eures Sinnes. Dann werdet ihr fähig sein, den Willen Gottes zu erkennen …‘ (Römer 12,2).

Das bedeutete nicht, dass die Christen bereits perfekt waren. Wie Jesus vor ihm hielt Paulus eine eschatologische Spannung aufrecht zwischen dem gegenwärtigen Wirken von Gottes Souveränität im Leben der Christen und ihrer vollständigen und endgültigen Enthüllung zu einem Zeitpunkt in der Zukunft. Aber die Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben der Christen stellte die Invasion dieser Welt durch Gottes Reich dar – und bedeutete, dass Christen entsprechend leben sollten.

Einführung in das Neue Testament – Drane, John William

„doch harre ihr“

denn das Gesicht geht noch auf die bestimmte Zeit, und es strebt nach dem Ende hin (d. h. nach der Zeit des Endes hin; vergl. Dan 8,19) und lügt nicht. Wenn es verzieht, so harre sein; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben. Siehe, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Elberfelder 1871 – Habakuk 2,3–4

Denn was du schaust, gilt zur bestimmten Zeit, / es weist aufs Ende hin, / es täuscht dich nicht. / Und wenn es sich verzögert, warte darauf, / denn es kommt bestimmt, / es bleibt nicht aus!(Wird im NT sinngemäß nach der LXX zitiert: Hebräer 10,37.) Sieh, die Strafe trifft den, der nicht aufrichtig ist! / Doch der Gerechte lebt durch seinen Glauben. (Wird im NT von Paulus und dem Hebräerbrief sinngemäß nach der LXX zitiert: Römer 1,17; Galater 3,11; Hebräer 10,38.)
Neue evangelistische Übersetzung – Habakuk 2,3-4

Denn was ich dir jetzt offenbare, wird nicht sofort eintreffen, sondern erst zur festgesetzten Zeit. Aber es wird sich ganz bestimmt erfüllen, darauf kannst du dich verlassen. Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert! Dies ist, was du schreiben sollst: Nur der wird leben, der Gottes Willen tut und ihm vertraut. (Wörtlich: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.) Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel.
Hoffnung für Alle – Habakuk 2,3–4

In Vers 37.38 zitiert der Schreiber Habakuk 2,3.4 um zu zeigen, dass Gott sein Ziel zu seiner Zeit erreichen wird, auch dann, wenn es aus menschlicher Sicht so scheint, als ob er sich damit Zeit lässt bzw. sich verspätet. Wenn die Leser vollständig verstehen, dass Gott die Absicht hat, sein Ziel zur rechten Zeit zu verwirklichen, wird ihnen das in Zeiten der Verfolgung neue Hoffnung geben. Sich aus Furcht zurückzuziehen ist typisch für einen Ungläubigen. Das Kennzeichen eines Gläubigen ist, aus Glauben zu leben: Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.

In Vers 39 formuliert der Schreiber eine Anwendung auf diese jüdischen Gläubigen. Sie sind solche, die glauben und nicht solche, die zurückweichen. Wir aber [das bedeutet, der Schreiber und die Leute, an die er schreibt] sind nicht von denen, die zurückweichen zum Verderben. Solche, die zurückweichen zum Verderben sind Ungläubige. Gläubige leben aus Glauben. Gläubige sind nicht so wie Judas, der der Sohn des Verderbens war (Joh 17,12), und der nach Johannes 13,10.11, von Anfang an nie errettet war. Gläubige sind von denen, die Glauben zur Gewinnung des Lebens. Sie, der Schreiber und seine Leser, haben rettenden Glauben. Der Gedanke hier lautet: Ihre Leiden werden nicht ewig andauern, aber ihre Errettung besteht für immer, denn sie haben rettenden Glauben.

In diesem Abschnitt geht es darum, dass sie früher Geduld und Ausharren praktiziert hatten. Im Anbetracht dessen müssen sie damit fortfahren, Geduld und Ausharren zu üben, in dem Wissen, dass Gott zur rechten Zeit zu seinem Ziel kommen wird.

Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Gott weist Habakuk an, die Vision aufzuzeichnen, die er in Vers 2 sehen wird: Und Jehova antwortete mir und sprach: Schreibe die Vision auf und mache sie auf Tafeln deutlich, damit er sie lesen kann. Er soll es deutlich auf Steintafeln schreiben, damit es leicht gesehen und gelesen werden kann. Der Zweck war: dass er laufen darf, der es liest. Jeder, der die Inschrift liest, kann diese Nachricht aufgrund ihrer Bedeutung schnell ausführen und anderen mitteilen. Jesaja erhielt einen ähnlichen Befehl in Jesaja 8: 1–2. Gott gab dann den Zeitpunkt der Vision in Vers 3 an: Denn die Vision ist noch für die festgelegte Zeit, und sie eilt gegen Ende und wird nicht lügen: obwohl sie verweilt, warte darauf; weil es sicher kommen wird, wird es nicht verzögern. Das hebräische Wort für ernannt bedeutet „fest“. Die Erfüllung der Vision ist für eine festgelegte Zeit in Gottes Zeitplan vorgesehen. es wurde vorbestimmt. Außerdem beeilt es sich gegen Ende. Dieser Ausdruck bedeutet, dass er sich in Richtung vollständiger Erfüllung bewegt. Der Ausdruck: soll nicht lügen bedeutet, dass es mit Sicherheit entstehen wird. Unabhängig davon, wie lange es aus menschlicher Sicht verzögert zu sein scheint, wird Habakuk gebeten, darauf zu warten. weil es sicher kommen wird, wird es nicht verzögern. b. Die Botschaft – Habakuk 2: 4–5 Siehe, seine Seele ist aufgeblasen, sie ist nicht aufrecht in ihm; aber der Gerechte wird nach seinem Glauben leben. Ja, außerdem ist Wein tückisch, ein hochmütiger Mann, der nicht zu Hause bleibt; der sein Verlangen als Sheol erweitert, und er ist wie der Tod und kann nicht befriedigt werden, sondern sammelt zu ihm alle Nationen und häuft zu ihm alle Völker. Die Nachricht enthält zwei Dinge. Erstens wird in Vers 4 der Ungerechte wegen seines Stolzes sterben, aber der Gerechte [nur einer] wird nach seinem Glauben leben. Gott nicht zu glauben zeigt Stolz, aber Ihm zu glauben zeigt Zielunah oder Glauben. Man wird nicht nur durch den Glauben gerettet, sondern er lebt sein ganzes Leben durch seinen Glauben. Obwohl es ungerecht erscheint, dass Gott die Chaldäer benutzen wird, um die Juden zu bestrafen, muss Habakuk darauf vertrauen, dass das, was Gott tun wird, richtig herauskommt.

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien}

Wann das Buch Habakuk geschrieben wurde, kann anhand bestimmter Aussagen in diesem Buch mit einem angemessenen Maß an Genauigkeit bestimmt werden. Zum Beispiel ist aus Habakuk 1: 1-5 ersichtlich, dass Babylon noch nicht zum Reichsstatus aufgestiegen war, da das Erscheinen von Babylonis als ein Werk Gottes prophezeit wurde, über das sich Israel mit großem Staunen wundern wird. Das Buch wurde also offensichtlich geschrieben, bevor Babylon eine Großmacht wurde. Dies bedeutet auch, dass das Buch vor dem Fall von Ninive geschrieben wurde, der 612 v. Chr. Stattfand. Ninive wurde von den Babyloniern zerstört, so dass der Aufstieg des Babylonto-Reichsstatus bis dahin keine Überraschung mehr gewesen wäre. Daher muss das Buch Habakuk vor 612 v. Chr. Geschrieben worden sein. Es scheint auch, dass das Buch einige Zeit nach 640 v. Chr. Geschrieben wurde, weil der Aufstieg Babylons eine Arbeit war, die in ihrem Leben getan werden würde. Habakuk verwendete den Begriff Ihre Tage in Vers 5, der ungefähr 640 v. Chr. Ausdrücken würde. Ein weiterer Hinweis stammt aus der Überschrift in Habakuk 3:19. Basierend auf dieser Überschrift ist der Hinweis darauf, dass das Buch zu einer Zeit geschrieben wurde, als das levitische Priestertum in voller Sitzung war und korrekt funktionierte. Die beste Zeit, um das Buch Habakuk zu schreiben, wäre während der Regierungszeit Josias, und das passt zu allen Fakten. So wurde das Buch einige Zeit zwischen 640-622 v. Chr. Und wahrscheinlicher während der letzten Regierungszeit von Josiah geschrieben, nachdem er den Tempel gründlich gereinigt hatte, wahrscheinlich zwischen 630-622 v. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass Habakuk ein in Juda lebender Prophet war, da Israel, das nördliche Königreich, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierte. Basierend auf der Überschrift von Habakuk 3:19 scheint es, dass er auch in der Stadt Jerusalem lebte. Das Gebietsschema war also definitiv Judah und höchstwahrscheinlich Jerusalem. Die historische Kulisse war die Zeit der Regierungszeit des guten Königs Josiah. Es war eine Zeit großen Wohlstands nach außen, aber die Menschen selbst waren innerlich korrupt. Obwohl Josiahs eigenes Herz für das Volk richtig war, bestand ein Großteil seiner Reformation lediglich aus äußerer Konformität und nicht aus innerer Konformität. Auf internationaler Ebene waren die Assyrer keine unmittelbare Bedrohung mehr für Juda, aber sie waren in den Tagen von Habakuk immer noch eine starke Macht. Das Buch Habakuk macht vier Hauptpunkte. Erstens die Tatsache der göttlichen Disziplin: Irgendwann wird Gott die Sünde disziplinieren. Zweitens ist die Sünde selbstzerstörerisch: Die Sünde trägt die Keime ihrer eigenen Zerstörung in sich. Drittens sollen die Gerechten im Glauben leben. Und viertens werden alle Ungerechtigkeiten durch das zweite Kommen des Messias behoben. Die Einzigartigkeit des Buches Habakuk ist dreifach. Erstens prophezeite Habakuk weder der Nation noch dem Volk wie andere Propheten, sondern sprach nur zu Gott. Zweitens ging es ihm nicht darum, eine Nachricht zu übermitteln, aber der Inhalt seiner Last ist die Lösung eines Problems. Drittens übermittelte er Gottes Botschaft, nicht durch prophetischen Diskurs wie andere Propheten; Vielmehr übermittelte er Gottes Botschaft, wie sie durch den Dialog mit Gott zu ihm kam, und zeichnete sie dann auf. In Bezug auf die Darstellung ist das Buch in drei Haupteinheiten unterteilt. Die erste Einheit ist die Einleitung in Vers 1; Die zweite Einheit besteht aus den Kapiteln 1: 2-2: 20, die sich mit der Last von Habakuk befassen. Die dritte Einheit ist Kapitel 3, das das Gebet von Habakuk enthält. Im Neuen Testament wird Habakuk viermal zitiert. Habakuk 1: 5 wird in Apostelgeschichte 13:41 zitiert. Habakuk 2: 4 wird im Neuen Testament zweimal zitiert: in Römer 1:17 und in Galater 3:11. Es ist bezeichnend, dass dieser Vers in diesen beiden Büchern des Neuen Testaments zitiert wird, denn Habakuk 2: 4 lehrt das Thema des Buches: Die Gerechten werden im Glauben leben. In diesen beiden Büchern von Paulus befasste sich der Apostel besonders mit der Frage des Lebens im Glauben. Errettung durch Glauben, Rechtfertigung durch Glauben, Heiligung durch Glauben, Verherrlichung durch Glauben – das gesamte Leben des Gläubigen ist ein Leben des Glaubens. Auch Habakuk 2: 3-4 wird in Hebräer 10: 37-38 zitiert.

Fragen und Antworten von ariel .org

„Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was Er mit mir reden wird, und was ich erwidern soll auf meine Klage“ (Hab 2,1). Habakuk empfängt von Gott zunächst die Weisung, daß er das „Gesicht“, d. h. die göttliche Mitteilung, klar für das Volk aufschreiben und ihm deutlich erklären soll.
Hat Gott nicht Seinem Volke heute die gleiche Stellung und einen ähnlichen Auftrag gegeben? Auch wir, die Kinder Gottes, sollen „auf die Warte treten“ und hier „wachend“ und „wartend“ ein klares und deutliches Zeugnis für Gott ablegen, und zwar bis „der Morgenstern“ aufgeht. Auf der einen Seite sollen wir den Gläubigen unsere große Errettung und herrliche Stellung in Christo bezeugen, auf der anderen Seite der Welt das gerechte Gericht Gottes und Seinen kommenden Zorn über alle verkündigen, die das Heil mißachten oder versäumen. „Glückselig jener Knecht, den der Herr also tuend finden wird!“
Wie ermunternd ist alsdann das ernste Wort, das der Herr dem Propheten Habakuk zuruft: „Wenn es verzieht, so harre sein; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben … Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,3-4).
Ganz ähnliche Worte ruft uns heute der Geist Gottes zu im Blick auf die nahe Ankunft des Herrn „Werfet nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat. Denn ihr bedürfet des Ausharrens, auf daß ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontraget. Denn noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen. Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ (Heb 10,35-38).
Fürwahr, dies sind gar kostbare Worte für die wachenden und wartenden Erlösten in der Gegenwart, die inmitten der Bangigkeit der Völker und Ratlosigkeit ihrer Führer auf der Warte stehen und ausschauen nach dem „glänzenden Morgenstern“. So kommt Er für uns, um uns zu retten vor dem kommenden Gericht; für die Welt aber erscheint Er später als der „gerechte Richter“, und dies einst auch für das Volk Israel, soweit es im Unglauben verharrt. Dem gläubigen Überrest aus Israel und der großen Volksmenge, die aus allen Völkern, Nationen und Sprachen während der Drangsalszeit noch gerettet wird, gilt das Wort der Verheißung im Alten Bunde: „Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln“ (Mal 4,2).

Ermunterung und Ermahnung 1957

Dem Propheten Habakuk war eine Wache anvertraut worden. Er sagt: „Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden will, und was ich erwidern soll auf meine Klage“ (Hab 2,1). Was ihn hauptsächlich beschäftigte, war das Böse, das sich inmitten des Volkes fand und wodurch das Gesetz Gottes in schlimmer Weise übertreten wurde, sowie die Bedrückung des Gerechten durch den Gottlosen. Das war ihm unerträglich; auch konnte er nicht verstehen, daß Gott dies geschehen und fortdauern ließ, ohne dazwischenzutreten und es zu strafen und zu beenden. Darüber schüttete er seine Klage aus und schrie zu Gott wegen der Gewalt, die Platz gegriffen hatte. Aber sein Rufen war vergeblich, der Herr gab keine Erlösung. Die Gefühle, die dadurch im Herzen dieses treuen Mannes hervorgebracht wurden, zeugen von seinem Eifer für die Ehre Gottes, von der Verurteilung des Bösen, das getrieben wurde und gegen das er als treuer Wächter zeugen mußte, sowie von seinem tiefen Mitgefühl mit den Leiden der Treuen seines Volkes. Mochten die Wege der Regierung Gottes dem Propheten auch unverständlich erscheinen, so wurde ihm doch zu erkennen gegeben, daß Gott, der zu heilig ist, um Böses zu sehen, es zu Seiner Zeit richten würde. Hierauf mußte Habakuk warten. Dieses Warten war eine Glaubensprüfung für ihn. Um ihn darin zu stärken und ihm die zukünftige Erlösung gewiß zu machen, mußte er den Platz des Wächters einnehmen, auf dem er die Antwort des Herrn vernehmen sollte, zum Trost für ihn selbst und für die Treuen im Volke. Er mußte die Antwort auf Tafeln schreiben, damit jeder Vorübergehende sie lesen konnte. Der Inhalt der Antwort ist in Habakuk 2,3 zu finden. Die Erlösung sollte nicht ausbleiben, sie würde zur bestimmten Zeit kommen, zu der Zeit, die Gott selbst in Seiner Weisheit vorgesehen hatte. Größerer Trost konnte dem Propheten in seiner Herzensnot nicht gegeben werden. Das Vertrauen auf den Herrn und das geduldige Ausharren hätte nicht so geübt und genossen werden können, wenn Er das Böse sofort gerichtet oder in der einen oder anderen Weise beendet hätte.
O daß wir, die wir heute eine ähnliche Aufgabe haben, ebenso geübt würden inmitten des Bösen und des ständig zunehmenden Unglaubens in der Welt! Wieviel Untreue, wieviel Abweichen vom Worte Gottes gibt es in der Christenheit und wie wenig Ernst in der Absonderung von der Welt und ihren Grundsätzen bei den wahren Gläubigen! Auch wir sollten an dieser Schrift auf den Tafeln nicht vorübergehen, ohne ihre Bedeutung für uns zu erkennen und ihren Trost zu genießen, damit wir auf die Erlösung warten, die uns durch die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus gebracht werden wird.
„Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4). Die Zunahme des Bösen in Israel erweckt bei dem Propheten keinen Widerstand und keine Suche nach seinem Recht, aber ein Warten auf das, was auf den Tafeln geschrieben war. Die Erlösung würde kommen, wenn er auch den Zeitpunkt nicht wußte, wann sie kommen würde. In diesem Vertrauen lebte er und wurde er gestützt durch Den, der die Verheißung gegeben hatte. So ist der Weg des Glaubens, im Gegensatz zu den Überlegungen der menschlichen Vernunft. Gott hält den Gerechten in allen Prüfungen aufrecht und beschämt sein Vertrauen auch in den größten Schwierigkeiten nicht. Er gibt dem Glaubenden mehr als er erwartet hat. In Verbindung mit der verheißenen Erlösung kündigt Gott dem Propheten an, daß Er zugunsten Seines Volkes ein Werk der Gnade wirken würde. Er bringt die Herrlichkeit in Erinnerung, in welcher Er Seinem Volk im Anfang erschienen war, um sie trotz aller Schwierigkeiten in die ihnen verheißenen Segnungen zu bringen. Durch diese Antwort auf seine Klage wird dem Propheten das Rätsel gelöst, warum Gott das Böse nicht richtete und den Gerechten nicht erlöste, bevor der Zeitpunkt der Erlösung gekommen war. Also gestärkt, war Habakuk imstande, durch sein Vertrauen auf Gott sich in Ihm zu erfreuen, dem Gott seines Heils. Selbst wenn alles mangeln würde, was zum Dienst und zum Genuß für den Menschen gegeben worden war, so sorgte Gott für den Propheten und alle Treuen im Lande, um sie zu ermuntern, auf dem Wege der Bedrückung und der Leiden auf die Erlösung zu warten, die gewiß kommen würde (Kap. 3,17-18). Möge es auch bei uns so sein! Der Herr wirke durch Sein Wort und Seinen Geist in unseren Herzen, daß wir beständig das Auge auf das gerichtet haben, was für uns deutlich und unverwischbar geschrieben steht: „Der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“

Ermunterung und Ermahnung 1980

Habakuk begründet die notwendige Verbreitung von Gottes Wort damit, dass es sicher eintreffen würde und man auf seine Erfüllung warten könne. Damit meint der Prophet den Sturz des Weltreiches Babylon, der eine Generation später eintreten würde, wenn die Meder und Perser die Weltmacht antreten würden. Diese Prophetie ist inzwischen schon seit Langem Wirklichkeit. Habakuk beschreibt jedoch auch das Reich des Messias, dessen Aufrichtung auch für uns noch in der Zukunft liegt. Daher können auch Christen diesen Vers auf sich anwenden und darin Mut und Trost finden. Der Schreiber des Hebräerbriefs wendet in Kap. 10,37 diesen Vers auf das Kommen des Herrn Jesus an, das mit Sicherheit eintreffen wird: „Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben.“ Die Grundsätze zur Zeit Habakuks, die er hier beschreibt, treffen auch in unseren Tagen zu: Zur bestimmten Zeit wird das eintreffen, was in Gottes Wort geschrieben steht; auch wenn Spötter es für Lüge halten, wird sich daran nichts ändern (vgl. 2Pet 3,3f). Auch Christen sind aufgerufen, mit Geduld auf das Kommen des Herrn Jesus zu warten und er wird sicher kommen, denn Gottes Wort sagt es so. Ebenso, wie sich die Prophetien Habakuks genau so erfüllt haben, werden die übrigen Aussagen in Gottes Wort über die Zukunft eintreten. Die Pronomen „es“ in diesem Vers beziehen sich allesamt auf das eingangs erwähnte Gesicht. Im Hebräerbrief wird aus diesem unpersönlichen Gesicht die Erwartung des Kommens einer konkreten Person, nämlich des Herrn Jesus.
Der erste Satz entbehrt ein Prädikat, sodass „geht“ oder „ist“ zu ergänzen ist. Das Gesicht, das Habakuk erwähnt, ist das im Vers davor erwähnte, das er aufzuschreiben hätte. Die Verbindung der Präposition mit dem Nomen לַמּוֹעֵ֔ד („auf die bestimmte Zeit“) weist darauf hin, dass sich das Gesicht auf eine zukünftige Erfüllung hin deuten ließe, also eine echte Prophetie darstellt. Zu einem bestimmten Punkt in der Zeit nach der Abfassung würde sich das Gesicht erfüllen und so ist es, wie wir heute wissen, auch gekommen. Das Wort וְיָפֵ֥חַ(„es strebt“) kann der Wurzel nach auch es zieht sich hin oder es verzögert sich bedeuten, womit klar wird, dass Habakuk auf eine Wartezeit bis zur Erfüllung des Gesichts hindeutet. Es wird aber am Ende eine tatsächliche Erfüllung finden, da es wahr ist und nicht auf Trug beruht („und lügt nicht“). Die Leser werden darauf aufmerksam gemacht, dass sich das Gesicht auch erfüllen würde, wenn man meint, es würde sich verzögern. Dies sollte nicht dazu führen, dass man meint, es käme nicht, wie angekündigt, sondern es sollte zum geduldigen Ausharren und Warten seitens der Gläubigen führen. Die Richtigkeit dieser Aussage hat sich im Untergang Babylons für uns bereits gezeigt und sie wird sich wiederum zeigen, wenn die noch ausstehenden Aussagen über das kommende messianische Reich eintreten werden. Die Wiederholung des Verbs in בֹ֥א יָבֹ֖א („es wird kommen“) verweist auf die Sicherheit des Eintreffens und kann auch mit „und sicher bzw. gewiss wird es kommen“ übersetzt werden. Das Wort „harre“ kann auch mit „hoffe darauf“ wiedergegeben werden. Die erfüllten Prophetien im AT, wie die von Habakuk, lässt Christen auf die noch ausstehenden Aussagen in Gottes Wort vertrauen, die sich ebenso wie die bereits erfüllten, einstellen werden. Darauf dürfen wir hoffen. Allerdings werden sich auch diejenigen Aussagen erfüllen, die Menschen betrifft, die das Evangelium nicht annehmen wollen und auf die das ewige Gericht Gottes wartet.

P. Streitenberger – Habakuk