Schlagwort: geistig verstehen

„Königreich des Himmels“

Nach der damaligen rabbinischen Auffassung waren die Begriffe „Königreich“, „Himmelreich “ und „Reich Gottes“ (im Targum zu Micha 4:7 Königreich Jehovas‘) gleichwertig. In der Tat wurde sehr oft das Wort „Himmel“ anstelle von „Gott“ verwendet, um das Ohr nicht übermäßig mit dem Heiligen Namen vertraut zu machen. Dies erklärt wahrscheinlich die ausschließliche Verwendung des Ausdrucks „Himmelreich“ im Matthäus-Evangelium. Und der Begriff implizierte einen Gegensatz zur Erde, wie der Ausdruck „Reich Gottes“ zu dieser Welt. Das Bewusstsein des Gegensatzes zur Erde oder zur Welt wurde in den rabbinischen Schriften deutlich zum Ausdruck gebracht.

Dieses „Königreich des Himmels“ oder „Gottes“ muss jedoch unterschieden werden von Begriffen wie „das Königreich des Messias“ (Malkhutha dimeshichab), „das zukünftige Zeitalter (Welt) des Messias“ (Alma deathey dimeshichac), ‚die Tage des Messias‘, ‚das kommende Zeitalter‘ (sœculum futurum, das Athid labho – sowohl dieser als auch der vorhergehende Ausdruckd), ‚das Ende der Tage‘ und ‚das Ende des Endes der Tage‘ (Soph Eqebh Yomayaf). Dies ist um so wichtiger, als das „Himmelreich“ so oft mit dem Zeitraum seiner triumphalen Manifestation in den „Tagen“ oder im „Reich des Messias“ verwechselt wurde. Zwischen den Advent und die endgültige Manifestation des „Königreichs“ legte die jüdische Erwartung eine vorübergehende Verdunkelung des Messias. Nicht Seinem ersten Erscheinen, sondern Seiner triumphalen Manifestation sollten die so genannten „Leiden des Messias“ (die Chebhley shel Mashiach), „die Trübsal der letzten Tage“, vorausgehen.

Ein Blick auf viele Stellen zu diesem Thema zeigt, dass sich der Ausdruck „Himmelreich“ im jüdischen Denken nicht so sehr auf einen bestimmten Zeitraum bezog, sondern ganz allgemein auf die Herrschaft Gottes – wie sie anerkannt, manifestiert und schließlich vollendet wird. Sehr oft ist es das Äquivalent für die persönliche Anerkennung Gottes: das Aufnehmen des „Jochs“ des „Königreichs“ oder der Gebote – ersteres geht dem letzteren voraus und bedingt es. Dementsprechend gibt die Mischna dies als den Grund an, warum in der Sammlung von Schriftstellen, die das Gebet namens „Schma “ bilden, das Bekenntnis, Dtn 6,4 , der Ermahnung, Dtn 11,13 usw., vorausgeht, weil der Mensch zuerst das Joch des Himmelreiches und danach das der Gebote auf sich nimmt. Und in diesem Sinne wird die Wiederholung dieses Schemas als persönliche Anerkennung der Herrschaft Jehovas selbst oft als „das Himmelreich auf sich nehmen“ bezeichnet. Auch das Anlegen von Phylakterien und das Waschen der Hände werden als „das Joch des Reiches Gottes auf sich nehmen“ bezeichnet. Um weitere Beispiele zu nennen: Von Israel wird gesagt, dass es das Joch des Reiches Gottes am Berg Sinai auf sich genommen hat; von den Kindern Jakobs bei der letzten Unterredung mit ihrem Vater; und von Jesaja bei seiner Berufung zum Prophetenamt,e wo ebenfalls darauf hingewiesen wird, dass dies freiwillig und gerne geschehen muss. Andererseits heißt es, dass die Söhne Elis und die Söhne Ahabs das Himmelreich verworfen haben. Während also die Anerkennung der Herrschaft Gottes, sowohl im Bekenntnis als auch in der Praxis, als das Reich Gottes angesehen wurde, wurde seine volle Manifestation erst in der Zeit der Ankunft des Messias erwartet. So werden im Targum zu Jesaja 40:9 werden die Worte „Siehe, dein Gott!“ umschrieben: ‚Das Reich deines Gottes ist offenbart‘. In ähnlicher Weise heißt es: „Wenn die Zeit herankommt, dass das Himmelreich offenbart wird, dann wird sich erfüllen, dass „der Herr König über die ganze Erde sein wird.“ Der Unglaube Israels hingegen würde sich darin zeigen, dass sie diese drei Dinge ablehnen würden: das Himmelreich, das Reich des Hauses David und den Bau des Tempels, wie es in Hos. 3:5. Daraus folgt, dass nach der Zeit des Unglaubens die messianischen Befreiungen und Segnungen des „Athid Labho“, des zukünftigen Zeitalters, erwartet wurden. Aber die endgültige Vollendung von allem blieb noch für das Olam Habba“, die kommende Welt, übrig. Und dass es einen Unterschied zwischen der Zeit des Messias und dieser „kommenden Welt“ gibt, wird in den rabbinischen Schriften häufig erwähnt.

Aldred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten

Bürgerrecht

Aber für uns ist nur das von Belang, dass wir Bürger der Welt Gottes sind und in der Erwartung leben, dass der Messias Jesus, der Herr, als Retter von dorther wiederkommen wird.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 3:20

Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten
Elberfelder 1871 – Phil 3,20

Denn unser Gemeinwesen (Staat) befindet sich im Himmel –

 Hebraismus: Himmel im Pl. als der Sitz Gottes, wörtl.: in den Himmeln

-, von wo wir auch als Retter erwarten den Herrn Jesus Christus
offene Bibel – Philipper 3,20

Denn unser Bürgerrecht besteht in den Himmeln- Eph 2,6.19; Kol 3,1 3. -, von woher- Apg 1,11 – wir auch den Erretter, den Herrn Jesus Christus, erwarten- 1 Kor 1,7; 1 Thess 1,10; Tit 2,13. -,
Abraham Meister – Phil 3:20

Wir leben aber in einer anderen Dimension, wir haben einen Pass, auf dem unter der Rubrik „Nationalität“ bei uns „Himmel“ steht. Aus dieser Position erwarten wir unseren Helden, Jesus Christus, der uns gerettet hat!
VolxBibel – Philipper 3:20

Die allgemeine Auferstehung: Wann und welche Art von Körper?

Spätere Generationen verdanken der Verwirrung in Korinth Paulus‘ ausführliche Abhandlung über den Zeitpunkt der allgemeinen Auferstehung und die Art der Leiber, die mit dieser Auferstehung vereinbar sind. Obwohl 1 Kor 15 zu Recht als die gründlichste paulinische Erörterung dieser Fragen angesehen wird, behandeln andere Briefe vergleichbare Fragen (Röm 8,11; 2 Kor 4,13-5,10; Phil 3,20-21; Kol 3,1-4; 1 Thess 4,13-18). Was den Zeitpunkt der Auferstehung betrifft, so lehrt Paulus durchweg, dass „die Übrigen“ von den Toten auferstehen werden, wenn Jesus wiederkommt (1 Kor 15,23; Phil 3,20-21; 1 Thess 4,13-18). Auf die Besorgnis der Thessalonicher, dass diejenigen, die vor der Wiederkunft Jesu gestorben sind, unwiderruflich untergegangen sind, antwortet Paulus ihnen: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen zu sich holen“ (1 Thess 4,14). In 1 Kor 15,23 sagt er: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: Christus ist der Erstling, danach die, die Christus gehören, wenn er kommt.“ Er behauptet also, dass diejenigen, die bereits gestorben sind, bei der Wiederkunft Jesu auferweckt werden. Diejenigen, die noch nicht gestorben sind, werden bei seiner Wiederkunft „im Handumdrehen“ verwandelt (1 Kor 15,51-52). Oder wie es in Phil 3,20-21 heißt: Jesus, den wir vom Himmel her erwarten, wird wiederkommen und „den Leib unserer Niedrigkeit in den Leib seiner Herrlichkeit verwandeln, durch die Kraft, die er hat, um sich alles untertan zu machen“. Mit anderen Worten: Der Geist – die Kraft Gottes, durch die Jesus die parodistischen Fürstentümer und Gewalten unterwirft und durch die er selbst auferweckt wurde – wird auch die Leiber der Lebenden verwandeln, wenn er wiederkommt (siehe auch Röm 8,11; 1 Kor 15,20-28.51-52). Aber es bleibt die Frage, welche Art von Körper? Paulus antwortet mit der ihm eigenen Kühnheit.

Du Narr! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was ihr sät, das sät ihr nicht als den Leib, der sein soll, sondern als ein bloßes Korn, vielleicht von Weizen oder von etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und jedem Samenkorn einen eigenen Leib. (1 Kor 15,36-38)

Dieser und der folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass das Volk Gottes einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der von Gott in der Auferstehung geschenkte Körper vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie könnte ein „Dampfschiff“ sein (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet nicht ein zartes Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. In vergleichbarer Weise meint Paulus mit „geistlichem Leib“ nicht einen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der letztlich von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).
Der Sprachgebrauch des Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Kor 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. In ähnlicher Weise unterscheidet Paulus in Gal 5,16-17 zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, anstatt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, eher aus ätherischem Geist als aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich eher der Kraft des Geistes als der des feindlichen Fleisches zu unterwerfen. Folglich kann er sich in Gal 6,1 an diejenigen wenden, die „geistlich“ (hoi pneumatikoi) sind, d. h. an diejenigen, die aufgrund der Leitung des Geistes fähig sind, einen in Sünde Verstrickten sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).
Das Problem, das Paulus mit dem gegenwärtigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung dieses Problems besteht also nicht darin, einen ätherischen Leib zu erhalten, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also physisch sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben uns, etwas über die Natur des Auferstehungsleibes Jesu zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu einschließt, dann schließt Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich eine Beschreibung dessen ein, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt seine Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was mit Jesus bereits geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).

A Handbook on the Jewish Roots of the Christian Faith

Unser Bürgertum ist im Himmel.

Vergleichen läßt sich Midr Ps 18 § 3 (68b): Dem Musikmeister, von dem Knechte Jahves Ps 18, 1. Aus welchem Grunde hat David gesagt: „von dem Knechte Jahves“? Um dich zu lehren, daß Gott jedem, der sich von seiner Sünde bekehrt, Ehre hinzufügt.… Ebenso findest du es bei David: bevor er sich von jener Tat (des Ehebruchs) bekehrt hatte, wurde er nicht eingeschrieben in das obere Heer אִיסטְרַטְיָא שֶׁל מַעֲלָה; nachdem er aber Buße getan hatte, wurde er in das obere Heer eingeschrieben u. „Knecht Gottes“ genannt.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Weltfremdheit im herkömmlichen Sinne des Wortes wird in Vers 20 nicht verlangt, sondern das Wissen um die Zugehörigkeit zur zukünftigen Welt wird vorausgesetzt. Die »Bürgerschaft« bzw. das Bürgerrecht der Christen liegt außerhalb dieser Schöpfung in der neuen Schöpfung, weil Jesus Christus durch seinen Kreuzestod uns losgekauft hat von dieser Welt und ihrem unausweichlichen Ende. Das »Irdische« (wörtlich: »das, was auf Erden ist,«) von Vers 19 findet hier seinen Gegensatz in der »Bürgerschaft im Himmel«. In 1,27 ist schon zur Sprache gekommen, was es bedeutet, Rechte und Pflichten eines Bürgers wahrzunehmen. Die Loyalität des Christen soll der künftigen Welt gehören. Er soll sich durchaus als Fremdkörper in dieser Welt vorkommen. Für unsere modernen Verhältnisse könnten wir sagen, er ist »Gastarbeiter« oder »Tourist« in dieser Welt. Der Christ lebt ganz und gar da, gehört aber doch anderswohin. Der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus bereitet jetzt schon den Ort zu, wo wir mit ihm sein werden (Joh 14,1-3). Darum richtet sich der Christ nicht darauf ein, hier auf dieser Erde zu verbleiben oder in diesem irdischen Leben das Entscheidende zu sehen. Er darf sich an diesem Leben hier freuen, nimmt auch alles, was ihm gegeben ist, dankbar an. Bei alledem aber erwartet er den Einbruch des Entscheidenden von der Wiederkunft Jesu Christi, der die Seinen zu sich nehmen wird (1Thess 4,13-18).

Dieser Satz hatte in der Zeit, als er geschrieben wurde, eine ungeheure politische Brisanz. Unter Nero wurden Christen angeklagt als »Feinde der Menschheit« und auf Grund dessen zum Tode verurteilt. Als Paulus diese Zeilen niederschrieb, stand er gerade in solcher Sache vor Gericht. Die Christen der ersten Generation wurden gehasst von den Mitbürgern des römischen Reiches, weil sie den allgemeinen Lebensstil ihrer Mitmenschen nicht teilten. Was wir als Gruppenzwang in unserer Zeit ebenso kennen (etwa im Blick auf Verhaltensweise, Mode, Lebensstandard usw.), war zu jener Zeit gerade im politischen Bereich und auf dem Gebiet des gesellschaftlichen Lebens sehr stark ausgeprägt. Erstmals war unter der Vorherrschaft des römischen Imperiums und durch den von ihm diktierten Frieden die ganze damals bekannte zivilisierte Welt zusammengeschlossen zu einer Einheit. Hatte der Hellenismus in den vorausgehenden Jahrhunderten auf kulturellem Gebiet weitgehend eine Angleichung der Lebensweise gebracht, so wurde jetzt die ganze Menschheit zu einer politischen Einheit zusammengeschmiedet.

Und nun betont Paulus, der als römischer Staatsbürger das Recht hatte, sich auf den Kaiser und sein Urteil zu berufen, dass der Christ nicht zu dieser »Menschheit« gehört, sondern »den Ort seiner (Staats -)Bürgerschaft im Himmel« hat. Dies muss ja den Zorn der Zeitgenossen auf die Christen lenken! Schon die Juden wurden gehasst, weil sie sich, je nach Konsequenz in der Befolgung des Gesetzes, in verschiedenen Stufen von der Bevölkerung absonderten. Nun sonderten sich die Christen nicht in ein Ghetto ab, aber mit ihrer Lebensweise haben sie bekundet, dass sie den Lebensinhalt und Lebensstil ihrer Zeitgenossen ablehnten.

In diesem Sinne ist auch die Rede von Jesus als dem »Retter« zu verstehen. Der Titel »Retter« (soter) wurde seit dem Jahre 48 v. Chr. von den römischen Imperatoren und Kaisern beansprucht, nachdem die Bürger der Stadt Ephesus in jenem Jahr Julius Cäsar als »Allgemeinen Retter der Menschheit« ausgerufen hatten. Die eine brennende Frage in den Prozessen gegen die Christen war: Ist der Christ bereit, die Gottheit des Kaisers anzuerkennen und vor seinem Standbild zu opfern? Nun wird hier Jesus Christus als wahrer Retter dargestellt. Dieses Bekenntnis steht im klaren Widerspruch zur allgemein herrschenden Ansicht, zum System und zur Denk- und Lebensweise des Volkes. Dies hat aber nichts mit einer peinlich wirkenden Weltfremdheit zu tun, sondern daraus folgte der missionarische Angriff. Die »Bürgerschaft im Himmel« verpflichtet den Christen, als »Botschafter an Christi Statt« (2Kor 5,20) zu leben und zu rufen: »Lasset euch versöhnen mit Gott!«

In der Feststellung, dass Christen in Jesus Christus ihren Retter und Herrn haben, ist eine Ablehnung des Kaiserkultes zu sehen; mit der Feststellung, dass die Christen ihr Bürgerrecht im Himmel haben, ist eine Absage an das allgemeine Lebensgefühl und die Gesellschaft jener Zeit überhaupt verbunden. Insofern ist dies ein höchst politischer Satz. Unbeschadet dessen, dass seit dem Jahr 313 n. Chr. die jeweils vorherrschende europäische Macht das christliche Glaubensgut in ihr politisches Programm aufzunehmen versuchte, wird die Tatsache bleiben, dass das wahre politische Engagement der Christen aller Zeiten der Einsatz für das Reich Gottes ist, das erst künftig bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus vollendet werden wird. Somit ist das in diesem Vers angesprochene »Erwarten« (eigentlich: »angespannt warten«) etwas, das grundlegend zum christlichen Glauben gehört. Das NT zeigt einheitlich, dass das entscheidende Ereignis der Erfüllung des Werkes Christi noch aussteht (Mt 24; 25,1-13; 1Kor 1,7-8; Tit 2,13; Heb 9,28). Dabei ist keineswegs an eine innerweltliche Entwicklung auf dieses Ziel hin zu denken. Es bleibt ein zukünftiges Ereignis, das allein durch Gottes Handeln bestimmt ist. Christen leben darauf hin, und zwar so, dass sie es »erwarten«. Dabei meint »erwarten« hier nicht Tatenlosigkeit. Wie wir gesehen haben, ist ja das Leben der Christen geprägt von der Zielstrebigkeit in der Nachfolge.

Edition C

Und nun zeigt Paulus noch einmal den Ort, von dem allein her alles so gesehen und beurteilt werden kann, wie er es dieses ganze 3. Kapitel hindurch tut. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln.“ Das Wort „políteuma“ bezeichnet sowohl das Bürgerrecht als auch das Gemeinwesen, den Staatsverband, in dem man Bürgerrecht hat. Gern wird das Wort auch gebraucht, um eine Kolonie von Ausländern zu bezeichnen. Vielleicht wählt Paulus diese besondere Formulierung gerade im Brief nach Philippi, weil diese Stadt eine römische Militärkolonie war, die verwaltungsmäßig über die mazedonischen Provinzialbehörden hinweg mit Rom verbunden war und römisches Recht (das „ius italicum“) besaß. So konnte das Gleichnis den Philippern besonders anschaulich sein. Wir Christen leben wohl auf dieser Erde, in unsern Bedürfnissen an sie gebunden, von den „Archonten dieser Weltzeit“ (1 Ko 2, 8), den „Mächten“ und „Gewalten“ bedrängt (Eph 6, 12), aber im Grunde haben sie uns nichts mehr zu sagen, wir sind „reichsunmittelbar“ zu unserm „Herrn“ gehörig, wie die alten Soldaten in Philippi zu dem „Herrn“ auf dem Caesarenthron in Rom. Wer „auf das Irdische bedacht“ ist, der macht die Fremde zur Heimat und verleugnet sein eigentliches und wahres Bürgertum und scheidet sich von dem Gemeinwesen, dessen Glied er doch sein darf, und trennt sich von Dem, der sein rechter „Herr“ ist, um sich an andere Herren zu verlieren und seinen Bauch zum Gott zu machen!
Paulus hat es sehr betont geschrieben: „Für uns aber ist das Bürgertum in den Himmeln vorhanden.“ Ja, hier gilt es zu wählen! Diese Wahl betrifft die Wurzeln unserer Existenz! Wo sind wir eingebürgert, wo sind wir zu Hause? Auf dieser Erde, in dieser gegenwärtigen sichtbaren Welt? Oder in den Himmeln, weil in Christus Jesus?
Dann ist unsere übliche Vorstellung vom „Himmel“ und dem „in den Himmel kommen“ also doch richtig? Dann ist das Christentum doch „weltflüchtig“? Dann muß es doch heißen „Himmelan, nur himmelan soll der Wandel gehn“? Ja und nein! Das knappe Wort „Unser Bürgertum ist im Himmel!“ richtet allerdings die ganze Entwicklung unseres neuzeitlichen Christentums, die es immer diesseitiger und weltförmiger gemacht hat. Wir waren so stolz darauf, daß wir von dem vielen Denken an Tod und Ewigkeit losgekommen waren und auf dieser Erde unsere Aufgaben als Christen erkannt und angefaßt hatten. Wir ließen uns willig mit hineinziehen in den großen Prozeß, die Erde immer wohnlicher und schöner und reicher zu machen und auf ihr die Ziele unseres Schaffens und Strebens zu suchen. Vor Gott aber mag dieser Ruhm des modernen Christentums vielmehr „Schande“ sein. Daß unser Bürgertum nicht in dieser gegenwärtigen Welt liegt, sondern in der unsichtbaren Wirklichkeit, daß unser „Leben“ tatsächlich „Christus“ und alles andere „Verlust“ ist, das sah man uns Christen von heute nicht mehr an, selbst wenn wir noch davon redeten. Kein Wunder, daß unser Wort und Zeugnis so wenig Vollmacht besaß. „Himmelan, nur himmelan“ …? Ja, Jesus wolle diesen himmlischen Sinn wieder mit Macht in den Seinen erwecken!
Und doch auch: Nein! Auch jetzt, wo es so „platonisch“ klingt: „Unser Bürgertum in den Himmeln“, bleibt Paulus, bleibt das Neue Testament von allem „Platonismus“, von aller „Jenseitigkeit“ und falscher „Geistigkeit“ geschieden! Denn Paulus fährt ja gerade nicht fort: Unser Bürgertum ist im Himmel, „in den wir dann bei unserm Tode kommen werden“, sondern fährt fort: „aus welchem wir auch als Retter sehnlich erwarten den Herrn Jesus Christus!“ Man könnte es einmal so sagen: Unser Bürgertum ist nicht deshalb im Himmel, weil es der Himmel, das bessere Jenseits ist, sondern weil Jesus dort ist! Es liegt von vornherein nicht am Ort und am Raum, sondern am Herrn! Hätte es Gott gefallen, unserm Haupt schon jetzt in der irdischen Stadt Jerusalem den Thronsitz zu geben, so würde es heißen müssen: Unser Bürgertum ist in Jerusalem. Es ist schon so: „Nicht nach Erd, nach Himmel nicht meine Seele wünscht und sehnet; Jesus sucht sie und Sein Licht, Der hat mich mit Gott versöhnet.“
Es geht um Jesus! Er aber ist „der Herr“, der „Kyrios“! Unser abgebrauchtes und bedeutungsloses Wort „Herr“ sagt nicht mehr, was die junge Christenheit vor sich sah, wenn sie Jesus den „Kyrios“ nannte. „Der Herr“, so sagten die alten Soldaten in Philippi, wenn sie vom römischen Kaiser sprachen! Also der „Weltbeherrscher“ ist Jesus! Ja, Er ist der gottgleiche Herrscher des Weltalls, Jehova-Jesus! Darum kann das Ziel aller Dinge niemals nur sein, daß einzelne Menschenseelen zu Jesus in den Himmel kommen, während die ganze übrige Schöpfung sich selbst und den „Mächten“ und dem Tode überlassen bleibt (Rö 8, 19–21). Nein, das Größte und Wichtigste, was Jesus als „Herr“ zu tun hat, steht noch aus! „Drum kann nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt, bis dieser Kreis der Erden zu Seinen Füßen liegt, bis Er im neuen Leben die ausgesöhnte Welt Dem, der sie Ihm gegeben, vors Angesicht gestellt.“

Wuppertaler Studienbibel

Spannend, dass sich viele Ausleger eining sind, dass der „Himmel“ eben nicht bedeutet, „im geistigen Bereich“ oder „geistlich“ zu leben – sondern dass der Himmel = Königreich = Herrschaftsgebiet Jehovahs bedeutet! Also kein „gesalbten Überrest“ der „vom Himmel her regiert“ – sondern ALLE wahren Gläubigen MIT CHRISTUS von SEINER Herrschaftsstätte DANN! Jehovah wird Seine Verheißungen des AT wirklich noch erfüllen – und DAVON sprachen die Apostel im NT!
Und was mir wieder auffiel: es dreht sich nicht im mich – sondern um CHRISTUS in dieser Bibelstelle! Und worum dreht sich mein Leben? Wo ist mein Bürgerrecht???

Worauf warte ich?

indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken.
Elberfelder 1871 – Tit 2,13–14

da wir das beglückende zu erwartende Gut und Sichtbarwerden des Herrlichkeitsglanzes vom gewaltigen Gott und von unserem Retter Jesus, dem Messias, begehren. Er hat sich selbst für uns verschenkt, um uns von jeder Schrankenlosigkeit loszukaufen und ein Ihn selbst umgebendes Bundesvolk als Nacheiferer guter Taten zu reinigen.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Titus 2,13–14

Seine Gnade führt auch dazu, dass wir voll Sehnsucht auf die Erfüllung der Hoffnung warten, die unser höchstes Glück bedeutet: das Erscheinen unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus in seiner ganzen Herrlichkeit (andere übersetzten „in ihrer ganzen Herrlichkeit). Er ist es ja, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von einem Leben der Auflehnung gegen Gottes Ordnungen loszukaufen und von aller Schuld zu reinigen und uns auf diese Weise zu seinem Volk zu machen, zu einem Volk, das ihm allein gehört und das sich voll Eifer bemüht, Gutes zu tun.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Titus 2,13–14

Erwarte ich wirklich die Erscheinung der Herrlichkeit??? oder fällt mir bei dem Vers nur auf, dass es zwei Möglichkeiten gibt, diesen zu übersetzen?
Zeigt mein Leben, dass mein Blick darauf gerichtet ist, dass Jesus Christus wieder kommt? Oder ist das nur eine Theorie, die sich eh nicht in meinem Leben erfüllen wird?

In Verbindung mit Titus 2:13 wird die Frage aufgeworfen, ob die Übersetzung des griechischen Textes lauten sollte „Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ oder „Herrlichkeit unseres großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus“. Vincent Taylor schreibt: „Es gibt Grammatiker, die sich für die eine Wiedergabe, und andere, die sich für die andere Wiedergabe entscheiden.“ Wie bei Johannes 1:1, so kann man auch bei diesem Text allein aufgrund der Grammatik nicht eindeutig erkennen, wie der Text übersetzt werden sollte.
Wie gewisse Texte übersetzt werden müssen, ob sie Jesus als wahren „Gott“ darstellen sollen oder als von Gott, dem Allmächtigen, getrennt und ihm untergeordnet, hängt somit von dem ab, was die Schrift in anderen Texten über die Persönlichkeit Gottes aussagt. Was zeigt eine Prüfung der biblischen Beweise?

Erwachet! 1972

Nun im diese Frage kurz zu beantworten: wenn ich diese Frage schon mit einem Bild von „meinem Gott“ festgelegt habe, werde ich die Bibel nicht verstehen. Wenn ich in einer Diskussion nur zwei der vielen Möglichkeiten, wie Jehovah sein könnte in die Waagschale werfe – dann ist die Antwort leichter – und fällt genauso falsch aus! Man muß sich schon ALLE Bilder der Bibel anschauen, und auch alle Bilder, die alle Christen im laufe der letzten 2000 Jahre von Christus hatten!

Aber zurück zum Thema des Verses!!!

Das Evangelium der Gnade hat ganz konkrete Auswirkungen auf das gegenwärtige Leben, indem es die Gläubigen auf Gottes unverdientes Geschenk, das ihnen in der Vergangenheit gemacht wurde, ausrichtet (zur Dynamik dieses Vorgangs vgl. das Gleichnis in Mt 18,23-35 ). Aber das Evangelium fördert auch im Blick auf die Zukunft ein gottgefälliges Leben: Die Christen freuen sich auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus (vgl. 2Tim 4,8). Der, auf den die Christen sich freuen, ist also auch der, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste (lytrOsEtai, „freikaufte“; vgl. Lk 24,21; 1 Petrus 1,18) von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken. Er zahlte diesen hohen Preis für ein heiliges Volk. Das Wissen um die Sühnetat Christi wird einen Christen, der Christus wirklich liebt und sich auf seine Wiederkunft freut, deshalb stets dazu veranlassen, alles zu tun, um sein Leben in Einklang mit dem Willen seines geliebten Herrn zu bringen und ihn nicht zu enttäuschen. Daran dachte auch der Apostel Johannes, als er über die Hoffnung der Christen auf die Wiederkunft Christi schrieb: „Ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist“ (1Joh 3,3). Wer all diese Dinge ganz begreift, wird ganz von selbst immer stärker zu einer gottesfürchtigen Lebensführung finden. Eine Gott nicht wohlgefällige Lebensführung bei einem Christen dagegen ist ein klares Zeichen dafür, daß er noch nicht zur vollen Erkenntnis gelangt ist oder daß es ihm an Glauben mangelt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Und wir warten …« (V. 13). Das alles geschieht vor dem Horizont der großen Hoffnung auf die Wiederkunft unseres Herrn. Diese Zukunft soll und kann unsere Gegenwart bestimmen. Wir stehen zwischen zweierlei »Erscheinen« unseres Herrn: seinem Erscheinen bei seinem ersten Kommen als Mensch (V. 11) und seinem Erscheinen in Herrlichkeit (V. 13). Wir kommen her von diesem ersten Erscheinen und gehen auf sein neues Erscheinen zu, auf das wir warten und das unser Heute bestimmt. Solches »Warten ist eine große Tat« (Chr. Blumhardt).

»Selig« ist diese »Hoffnung«: Wir hoffen auf unsre künftige Seligkeit, die uns in Jesus Christus verheißen ist (vgl. Tit 3,5-7). Er ging uns voran durch den Tod zum Leben und spricht: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben« (Joh 14,19). Doch es geht nicht nur um zukünftige Seligkeit. Diese »selige Hoffnung« zu haben, ist auch jetzt schon ein Stück Seligkeit. In einer Welt und Zeit, in der andere mit Spraydosen an Betonwände schreiben: »No future!« (»Keine Hoffnung!«), bedeutet uns die große Hoffnung, die wir in Christus haben dürfen, jetzt schon Freude, ja Seligkeit.

Die Wiederkunft unseres Herrn schließt zugleich in sich auch die »Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes«, d. h. seines göttlichen »Lichtglanzes«, was das Urtextwort bedeutet. Dann ist die Zeit des »Nicht -Sehens und Doch -Glaubens« (Joh 20,29; 2Kor 5,7) vorüber; Gott lässt die Schleier fallen und tritt aus der Verborgenheit hervor. Und dieser Lichtglanz Gottes ist zugleich der unseres »Retters«, unseres »Heilands Jesus Christus«. Auch in dieser Hinsicht spricht Gott zu seinem Sohn: »Was mein ist, das ist dein.« Unser Herr wird also so ganz anders wiederkommen, als er in seinen Erdentagen erschien, eben in enthüllter Macht und Hoheit Gottes.

»Unser Heiland« (wörtlich: »unser Retter») heißt nun hier auch unser Herr Jesus Christus, nachdem in V. 10 Gott so genannt worden ist. Unser Herr ist ja sozusagen die rechte Hand Gottes bei dessen Rettungswerk. – So wird hier ausführlich ausgesprochen, wodurch vor allem Jesus der Retter, der Heiland wurde: Seine wichtigste Aktion war seine Passion, das, wovon bereits das AT in Jes 53 sagt. Das Kreuz Jesu ist die große Wende in der Heilsgeschichte Gottes (vgl. Offb 5); es wird sich auch einmal als die große Wende der Weltgeschichte erweisen.

Sein Leben für uns

Paulus schreibt hier von diesem Werk unseres Herrn: »Er hat sich selbst für uns dahingegeben« (V. 14). Leben musste für Leben gegeben werden; Jesus hat sein Leben für unser Leben gegeben (vgl. 1Petr 1,18f.). Unser Herr verfolgte dabei einen doppelten Zweck:
» … damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit.« Unser Herr spricht: »Wer Sünde tut, der ist der Sünde Sklave« (Joh 8,34). Und hinter der Sünde steht der geheimnisvolle Feind Gottes und der Menschen: der Satan. Mit jeder Tat, mit der wir ihm Folge leisten, liefern wir ihm einen Faden zu der Fessel, mit der er uns bindet, versklavt; wir geben ihm ein Anrecht an uns. Das Wort »erlösen«, »freikaufen«, knüpft an die damalige Rechtsordnung an: Wenn jemand dadurch, dass er Schulden gemacht hatte, u. U. in Schuldhaft – in die Sklaverei eines Gläubigers – geraten war, so konnte er daraus etwa von Verwandten oder von einem Freund freigekauft, »abgelöst« werden. Hier jedoch reichte Geld nicht aus. Leben musste, wie gesagt, gegen Leben gegeben werden. Petrus schreibt: »Ihr seid nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst, sondern mit dem teuren Blut Jesu Christi« (1Petr 1,18). Im Anschluss daran sagt M. Luther in seiner Erklärung des Zweiten Glaubensartikels: »Ich glaube, dass Jesus Christus … sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat … vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf dass ich sein eigen sei …«

» … und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum … «Am Kreuz von Golgatha tat unser Herr also noch ein Zweites: Er reinigte sich sein Volk. Wir hätten auch nach unserem Freikauf vom Satan noch nicht zu Gott gepasst. Für die Gemeinschaft mit ihm wären wir nicht tauglich gewesen und auch nicht für die mit unserem Herrn Jesus Christus. Von Gott ausgeschlossen wären wir auf Grund der uns anhaftenden Schuld von Gott gewesen (vgl. Jes 59,2), ja dazuhin dem Gericht und Urteil Gottes verfallen. Doch unser Herr, dem der Vater ja alles Gericht übergeben hat (Joh 5,22.27), hat die Last unsrer Schuld von unserem Rücken genommen (vgl. 3Mose 16; Joh 1,29) und sich selbst auferlegt mit der Bereitschaft: »Wenn schon gerichtet werden muss, dann will ich gerichtet werden. Wenn schon um der menschlichen Sünde willen verurteilt werden muss, dann will ich verurteilt werden. Wenn schon um der Sünde willen gestorben werden muss, dann will ich sterben.« So hat unser Herr das einzigartige Reinigungsmittel verschafft: sein Opferblut (vgl. 1Joh 1,7). Und als durch unseren Herrn Losgekaufte gehören wir ihm – auf den, der nach römischer Rechtsordnung einen Sklaven freikaufte, ging das Eigentum an diesem über, auf den, der ihn »ablöste«. Und die so von Jesus Freigekauften und von ihm Gereinigten taugen nun in seine und des Vaters Gemeinschaft für alle Ewigkeit. Einen unausdenklich großen Liebesdienst hat Jesus uns mit dem allem getan.

Die rechte Wirkung von dem allem bei uns ist, »dass wir eifrig wären zu guten Werken«, nicht, weil wir durch die guten Werke erst für Gott annehmbar gemacht werden, sondern aus Liebe und Dank tun wir sie, in der Kraft des Heiligen Geistes und unter seiner Leitung, weil unser Herr uns bereits für Gott annehmbar und gemeinschaftsfähig und für die himmlische Herrlichkeit »hoffähig« gemacht hat. »Er ist es wert, dass man ihn ehrt und sich in seinem Dienst verzehrt.«

Edition C

Die Gnade, die uns Heil bringt und uns erzieht, wirft Licht auch auf die Zukunft, „indem wir erwarten (prosdechomai) die glückselige Hoffnung“. Die Tatsache, daß das Partizip mit dem Personalpronomen „wir“ in V. 12 übereinstimmt, erinnert uns daran, daß die Träger dieser Hoffnung diejenigen sind, die in der Gegenwart die Zucht der Gnade Gottes erfahren. Das Verb prosdechomai mit der Bedeutung „auf etwas warten“ vermittelt eine Stimmung der Vorfreude auf die erwartete Person oder Sache, und des Eifers sie begrüßen zu wollen.
Aber was ist das Ziel unserer Erwartung? Es ist „die glückselige Hoffnung und (kai) Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“. so sollte die Wiedergabe lauten. Eine Regel der griechischen Grammatik ist, daß bei dem Verbundensein zweier Substantive im gleichen Fall durch kai, indem das erste Substantiv den Artikel hat und das zweite nicht, sich das zweite Substantiv auf den gleichen Sachverhalt wie das erste bezieht und dieses näher beschreibt. Nun ist genau das hier der Fall, wenn von „der glückseligen Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit“ gesprochen wird, so daß Paulus hier nicht die beiden Phasen des zweiten Kommens, nämlich die Entrückung und die Erscheinung, darlegt, wie manche anregen wollten.
Der Autor dieser Auslegung möchte klarstellen, daß er auf die nahe bevorstehende Wiederkunft des Herrn Jesus in der Luft wartet, um Sein eigenes bluterkauftes Volk zu sich zu nehmen. Mit den Herausgebern dieser vorliegenden Kommentarreihe glaubt er, daß „die Entrückung“ „die Hoffnung der Gemeinde“ ist und „sie vor der großen Trübsal entrückt werden wird, der in Gottes prophetischen Ablaufplan die Drangsal Jakobs, die öffentliche Erscheinung Christi und das Tausendjährige Reich der Segnungen folgen wird“.
Hier in diesem Abschnitt denkt Paulus jedoch an die Wiederkunft des HERRN in Herrlichkeit, betrachtet sie aber von zwei verschiedenen Gesichtspunkten. Für den Gläubigen ist es „die glückselige (pakarios) Hoffnung“ (elpis). Hoffnung wird hier nicht subjektiv für unsere Haltung der Hoffnung, sondern objektiv für das gebraucht, worauf gehofft wird. Wenn „Hoffnung“ im Neuen Testament benutzt wird, gibt es natürlich keine Ungewißheit hinsichtlich ihrer Erfüllung. Das Adjektiv „glückselig“ bedeutet in diesem Zusammenhang „mit Reichtum, Nützlichem und Gutem erfüllt“. Es ist das einzige Mal im Neuen Testament, wo pakarios auf ein Objekt angewandt wird, das sich nicht selbst des Segens erfreut, sondern Segensquelle für andere ist.
Die griechische Konjunktion kai, die hier eine bessere Wiedergabe ist als „sogar“, will erklären und leitet die Definition des Wesens dessen ein, worauf gehofft wird. Für den HERRN selbst wird es „die Erscheinung der Herrlichkeit“ sein. Für Ihn wird es die volle Offenbarung Seiner, von der Welt jetzt nicht erkannten und mißachteten, Herrlichkeit bedeuten. Erinnern wir uns daran, daß das letzte, was diese Welt von unserem heiligen HERRN sah, die Kreuzabnahme und Grablegung war, denn Er erschien nach Seiner Auferstehung nur den Seinen. Manchmal singen wir aus vollem Herzen: „Das wird allein Herrlichkeit sein!“ Doch ziehen wir dabei in Betracht, was jener Tag der Offenbarung für Ihn bedeuten wird?
Es wird auf die Erscheinung der Herrlichkeit „unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ hingewiesen. Diese Wendung spricht nicht von zwei Personen, da die Bezeichnungen „Gott“ und „Heiland“ im Griechischen von einem einzigen Artikel regiert werden. Es ist der Herr Jesus Christus selbst, an den in diesem umfassenden Ausdruck gedacht ist. Hier finden wir eine direkte Aussage in Bezug auf die Gottheit Christi. Sie wird allen bei Seinem zweiten Kommen offenbar werden, welches ebenso Seine Macht als Heiland erweisen wird.
Nur hier wird im Neuen Testament das Adjektiv „groß“ (megas) auf Gott angewandt. Diese Stelle betont in wunderbarer Weise die Größe Christi. Der Engel Gabriel sagte zu Maria vor der Geburt Jesu: „Dieser wird groß sein“ (Lk. 1,32). Der HERR selbst sprach von Jerusalem als „des großen Königs Stadt“ (Mt. 5,35). Diejenigen, die miterlebten, wie Er den Jüngling zu Nain aus den Toten auferweckte, bestätigten: „Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden“ (Lk. 7,16), während der Schreiber des Hebräerbriefes uns daran erinnert, daß wir „einen großen Priester über das Haus Gottes“ (Hebräer 10,21) haben und unser Herr Jesus „der große Hirte der Schafe“ (Hebräer 13,20) ist.
Nach dem Lukasevangelium warteten Simeon, Anna und Joseph von Arimathia mit Sehnsucht auf den Messias. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, daß „wartete(n) auf‘ (Lk. 2,25.38) und „erwartete“ (Lk. 23,51) das gleiche griechische Verb prosdechomai wiedergeben, das im vorliegenden Kontext mit „erwarten“ übersetzt wird (Titus 2,13). Simeon wartete auf einen Propheten, „wartete auf den Trost Israels“ (Lk. 2,25). Anna wartete auf einen Priester, sie „redete von ihm zu allen, welche auf die Erlösung warteten in Jerusalem“ (Lk. 2,38). Joseph von Arimathia wartete auf einen König, „der auch selbst das Reich Gottes erwartete“ (Lk. 23,51). Von Simeon wird gesagt: „Dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig“ (Lk. 2,25). Offensichtlich lebte er rechtschaffen und gottselig. Anna diente Gott „Tag und Nacht mit Fasten und Flehen“ (Lk. 2,37). Indem sie fastete, sagte sie zu ihrem Ego „nein“ und lebte somit besonnen, während sie in ihrem Dienst für Gott ein gottseliges Leben führte. Joseph von Arimathia war „ein guter und gerechter Mann“ (Lk. 23,50) und lebte daher besonnen und gerecht. Welch ein Ansporn und Beispiel ist dieser gottselige Überrest im Lukasevangelium für uns, „besonnen und gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir erwarten die glückselige Hoffnung“!
Der Tod des Herrn Jesus war freiwillig, „der sich selbst … gegeben hat“, stellvertretend, „für uns“, und verfolgte einen Zweck – negativ ausgedrückt, „auf daß er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit“, und positiv ausgedrückt, „reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken“. Beachten wir, daß wir in diesem Abschnitt des Kapitels folgende Momente finden:
das historische, „ist erschienen“ (V. 11)
das erzieherische, „unterweist uns“ (V. 12)
das prophetische, „indem wir erwarten“ (V. 13)
das opfernde, „der sich selbst … gegeben hat“ (V. 14)
das praktische, „reinigte … ein Volk, eifrig in guten Werken“ (V. 14).
Der Relativsatz, „der sich selbst … gegeben hat“ bezieht sich offenbar nur auf Christus, doch der Satzbau läßt uns den ganzen vorangegangenen Ausdruck „unser großer Gott und Heiland Jesus Christus“ als sein Bezugswort auffassen. Dies bestätigt, daß eine und nicht zwei Personen im vorherigen Vers angesprochen sind. Der Heiland gab das, was nicht mit Geld zu bezahlen ist, „der sich selbst für (hyper, zugunsten von) uns gegeben (didomi) hat“, denn als Er am Kreuz starb, gab Er sich für uns hin. Dieser Ausdruck ist zutiefst paulinisch; vgl. „der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat“ (Galater 1,4), „der … sich selbst für mich hingegeben hat“ (Galater 2,20), „gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (Epheser 5,25) und „der sich selbst gab zum Lösegeld für (Super) alle“ (1.Tim. 2,6).
Das Ziel Seiner Selbsthingabe wird zuerst negativ ausgedrückt, „auf daß er uns loskaufte (lutroo) von (apo) aller Gesetzlosigkeit“ (anomia). Es ist wahrscheinlich, daß diese Worte der LXX Psalm 130,8 entnommen sind (die Elberf. gibt sie mit „Und er, er wird Israel erlösen von allen seinen Ungerechtigkeiten“ wieder), wo nicht nur das gleiche Verb, sondern dieselbe Wendung „von aller Ungerechtigkeit“ (vgl. Titus 2,14 bei Luther) – wenn auch im Plural – vorkommt. Das griechische Verb Strom bedeutet „aufgrund der Zahlung eines Lösegeldes freilassen“. Es wird hier im Mittel benutzt und zeigt damit an, daß die Person, welche die Tat ausführt, ein besonderes Interesse daran hat. Unsere Bande im Zustand der Gesetzlosigkeit (anomia ist nebenbei gesagt von a, der Verneinung, und nomos, dem Gesetz, abgeleitet) mußten gelöst werden. Bei der Erlösung wird hier mehr an unsere Befreiung von der Macht als von der Schuld der Gesetzlosigkeit gedacht. Die verwendete Präposition, nämlich apo (von), bezeichnet die Vollständigkeit dieser Erlösung.
Das positive Ziel Seiner Selbsthingabe für uns bestand darin, „sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken“ zu reinigen (katharizo). Gläubige sind nicht nurAuserwählte Gottes (Titus 1,1), sondern auch Gereinigte Gottes (siehe Erläuterungen zu 1,15). Wenn in 1,15 an die Menschen, „die Reinen“, gedacht ist, sehen wir hier den Preis, „der sich selbst . .. hingegeben hat“, und das Ziel, damit wir ein Volk seien zu Seinem Besitztum. Somit ist dieses Besitztum das Ergebnis der Reinigung.
Der HERR sagte den Kindern Israel durch Mose: „Ihr sollt mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2.Mo. 19,5). Wir können beobachten, daß Gott ein Ziel damit verfolgt, Israel als Sein besonderes Besitztum während der messianischen Herrschaft im Land zu haben, ein Volk, das Ihm selbst gehören sollte. Inzwischen sind die Gläubigen im jetzigen Zeitalter Sein „Eigentumsvolk“ (Laos peroiusios) in dieser Welt. Als solches sollten wir jedoch dadurch gekennzeichnet sein, daß wir „eifrig in guten Werken“ sind. Dieser Brief hat uns über Werke (ergon) viel zu sagen – siehe Erläuterungen zu 1,16.
Das mit „eifrig“ wiedergegebene Wort ist in Wirklichkeit das adjektivisch gebrauchte Substantiv zelotes und bedeutet „Zelot“, d. h. kompromißloser loser Partisan. Ja, Paulus benutzt dieses Wort in Galater 1,14 für seinen eigenen Eifer, die Überlieferungen seiner Väter zu bewahren. Wir sollen mit glühender Leidenschaft nach guten Werken streben.

Was die Bibel lehrt

Was wenn alle beten würden?

und mein Volk, welches nach meinem Namen genannt wird, (O. über welchem mein Name angerufen wird) demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht, und kehren um von ihren bösen Wegen: so werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.
Elberfelder 1871 – 2 Chr 7,14

und mein Volk, sie, über denen mein Name ausgerufen ist, beugen sich nieder,
beten, suchen mein Antlitz, kehren um von ihren bösen Wegen,
selber höre vom Himmel her ich,
so verzeihe ich ihre Versündigung,
so heile ich ihr Land.
Buber & Rosenzweig – 2.Chronik 7,14

Aber wenn dann meine Leute mit mir reden und zu mir beten, wenn sie ihren Kopf wieder klar kriegen und ihr Leben ändern, dann will ich ihre Gebete erhören. Ich werde es verzeihen, wenn sie Mist gebaut haben, und ich werde sogar dafür sorgen, dass der Schaden im Land wieder beseitigt wird.
VolxBibel – 2.Chroniker 7:14

Zwei bekannte Auslegungsarten:
1. Wenn alle Christen in Dt oder sogar Weltweit zu Gott um das selbe beten, können sie IHN beeinflussen – und ER hört auf ihr Gebet.
2. Wenn du eine Sünde begangen hast, mußt du dich demütigen und beten – dann wird Gott dir sofort vergeben – und dazu dann als Beweistext der obrige Vers.

Aber schauen wir genau hin:

Gott ermutigte Salomo durch das Versprechen, daß, wenn sein Gericht (etwa Trockenheit, Heuschrecken oder eine Plage) wegen ihrer Sünde über die Israeliten kommen sollte, sie nur in ernster Demut und Buße zum Herrn umzukehren brauchten, um Vergebung zu finden und wiederhergestellt zu werden (V. 13-15 ). Dieses Versprechen war die Antwort auf das Gebet Salomos ( 2Chr 6,26-31 ) und wurde gegeben, weil Gottes Gegenwart unter seinem Volk ewig ist und in besonderer Weise im Tempel zum Ausdruck kommt ( 2Chr 7,16 ). Die Thematik des Bundes kommt in Gottes Erklärung deutlich zum Ausdruck: Wenn Salomo Gott gehorchen würde (V. 17 ), könne er des Segens der fortgesetzten Herrschaft seiner Dynastie versichert sein (V. 18 ; vgl. 1Chr 17,11-14 ), umgekehrt aber, wenn er und das Volk vom Herrn abfallen und anderen Göttern dienen sollten, sie dann ins Exil gehen müßten und der herrliche Tempel zerstört werden sollte ( 2Chr 7,19-20 ). Dies bedeutet nicht, daß der davidische Bund aus Gottes Sicht eine Bedingung hatte. Gott hatte gesagt, daß er für immer währen solle ( 2Sam 7,13.15-16 ). Doch ob sich Salomo (oder ein anderer König) dieses Bundes erfreuen konnte, hing von seinem Gehorsam gegenüber Gott ab.
Später betete Salomo andere Götter an ( 1Kö 11,4-8 ), so wie es viele seiner Vorgänger getan hatten. Das Volk mußte daher nach Babel ins Exil gehen ( 2Chr 6,36;36,17-18.20 ), und der Tempel wurde zerstört ( 2Chr 36,19 ). Jeder, der die Verwüstung des Landes und des Tempels sah, erkannte, daß es ein Zeichen des Gerichtes Gottes über sein Volk war, denn es hatte gesündigt ( 7,21-22 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Bei der zweiten Erscheinung Gottes vor Salomo erklärte er, wie sein sündiges Volk Gnade und Vergebung erlangen könne, wenn es Buße tue. Gott gab Salomo eine eindeutige Beschreibung von Buße und Erweckung.  
„Wenn ich den Himmel verschließe und kein Regen fällt oder wenn ich der Heuschrecke gebiete, das Land abzufressen, und wenn ich eine Pest unter mein Volk sende, und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“ (2Chr 7,13-14) 
Vier Merkmale von Erweckung werden genannt: (1) Demut, (2) Gebet, (3) Verlangen nach Gemeinschaft mit Gott und (4) Umkehr von bösen Wegen. Gott wird (1) hören, (2) vergeben und (3) heilen! 
Der Bund mit David wurde Salomo bestätigt, aber er wurde auch ernstlich davor gewarnt, sich von Gott abzuwenden und anderen Göttern zu dienen (7,17-20).

ERF – Bibelkunde Altes Testament I

T’SHUVAH (REUE) IN DER BIBEL
2 Chronik 7:14
T’schuwa, übersetzt entweder mit „Reue“ oder „Umkehr“, hat in der Heiligen Schrift eine besondere Bedeutung und wird in 2. Chronik 7:14 klar umrissen: „Wenn mein Volk, das meinen Namen trägt, sich demütigt, betet, mein Angesicht sucht und sich von seinen bösen Wegen abwendet, so will ich vom Himmel her hören, ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ Das Volk sollte Demut und Respekt vor HaSchem (dem Namen) zeigen und beten (im Hebräischen gibt es kein eigenes Wort für „Gebet“). Hier wird eine besondere Art des Gebets erwähnt, hitpalel: ein Gebet der Hinwendung nach innen, der Suche nach seinem Antlitz. Dies ist eine poetische Art zu sagen, dass das Volk sich HaSchem zuwenden muss, um ihm zu folgen und sich von seinen schlechten Wegen abzuwenden. Der Akt der t’schuwa erfordert nicht nur Demut im Gebet, sondern auch eine tatsächliche Änderung des Verhaltens. Die frühen messianischen Anhänger Jeschuas wurden gemeinhin als „der Weg“ bezeichnet, da sie dem Weg HaSchems und seines Messias folgten. Aus jüdischer Sicht bedeutet „Buße tun“ die Rückkehr zur Befolgung der Tora in Demut und Respekt.

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notes

Die dritte Verheißung steht in 2. Chronik 7, 12-18 und besagt, dass das jüdische Volk, wenn es sich Gott zuwendet, sein Land heilen wird. Diese Verse werden hier in den Vereinigten Staaten oft aus dem Zusammenhang gerissen. Viele Menschen wenden diese Schriftstelle auf die Vereinigten Staaten an: Wenn alle Gläubigen zusammenkommen und wirklich beten und Buße tun, wird Gott das Land heilen. Gott hat dieses Versprechen keinem anderen Volk und keinem anderen Land gegeben als dem jüdischen Volk und dem Land Israel. „Ein Text ohne seinen Kontext ist ein Vorwand“. Und diese Verheißung ist speziell an das jüdische Volk gerichtet und das Land ist speziell das Land Israel.

Fruchtenbaum – The Messianic Bible Study Collection

Fazit:
Wenn eine Gruppe von Menschen zu Jehovah beten würde – und ER diese erhört – dann ist es auf Grund von 2.Chronik nur Sein Volk die Juden! Über Christen wird der Name Jehovah ja nicht genannt! Und wenn einzelne Gruppen den Namen Jehovah benutzen, heißt das erstens noch lange nicht, dass Jehovah ihnen den Namen gegeben hat, und zweitens würde das bedeuten, dass diese Gruppen INSGESAMT in Bu´ße und Reue umkehren! Das würde also bedeuten, dass die „geistliche Elite“ auf die Knie fallen müsste, anstatt davon zu reden, dass „einzelne“ etwas gesagt oder getan haben!

glaubst du DAS oder ist es „nur geistig zu verstehen“?

Und (Vergl Micha 4) es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses Jehovas feststehen auf dem Gipfel der Berge (d. h. hoch über allen Bergen) und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz (O. die Lehre) ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern.
Elberfelder 1871 – Jes 2,2–4a

In der Endzeit wird es geschehen, daß der Tempelberg des HERRN festgegründet dasteht an der Spitze der Berge und über die (anderen) Höhen erhaben; dann werden alle Heidenvölker zu ihm strömen und zahlreiche Völkerschaften hinwallen und sagen: »Kommt, laßt uns zum Berge des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird Belehrung (oder: das Gesetz) ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Dann wird er zwischen den Völkern richten und vielen Völkerschaften Recht sprechen;
Menge 2003 – Jesaja 2,2–4

Und wird geschehen in den letzten Tagen, daß der Berg von Jehovahs Haus befestigt wird als Haupt der Berge, und erhaben über den Hügeln, und zu ihm alle Völkerschaften strömen werden. 5Mo 4,30; Ps 63,16.17; Mi 4,1f; Jer 3,17. Und viele Völker werden gehen und sprechen: Lasset uns gehen und hinaufziehen zum Berg Jehovahs, zum Haus des Gottes Jakobs, daß Er uns weise Seine Wege und wir wandeln in Seinen Pfaden, denn von Zion geht aus das Gesetz, und das Wort Jehovahs von Jerusalem. Jer 3,17; Ps 46,8; 50,2; 110,2; Lk 24,47; Joh 4,22; Mi 4,2.
Und richten wird Er zwischen den Völkerschaften und strafen viele Völker.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 2:2–4

In den letzten Tagen von dieser Erde wird Folgendes passieren: Alle werden über den Berg reden, auf dem der Tempel von Gott steht. Er wird der heftigste von allen Bergen auf der Welt sein, und aus der ganzen Welt werden die Menschen zu ihm kommen. Viele Menschen aus der ganzen Welt werden mit Bussen und Reisegesellschaften dorthin fahren. Sie werden sagen: „Los, kommt, lasst uns einen Trip zum Berg von Gott machen! Kommt mit, wir fahren zu dem Haus, wo der Gott von diesen Leuten, die von Jakob abstammen, wohnt! Wir wollen von ihm lernen, was okay ist und was nicht. Wir wollen tun, was er uns sagt!“ Denn von diesem Berg, der Zion heißt, werden die heftigsten Ansagen herkommen, von Jerusalem aus wird man hören, was Gott zu sagen hat. Gott wird Gerichtsurteile sprechen über die Länder auf der Erde, er wird für alle Völker der Richter sein.
VolxBibel – Jes. 2:2–4

Wie jeder weiß, der schon einmal in Jerusalem war, ist der Berg Zion kein großer Berg. Er befindet sich auch nicht im geografischen Norden, sondern im südlichen Teil des Landes. Was ist also mit „den Höhen des Nordens“ gemeint?

Diese Beschreibung wäre den heidnischen Nachbarn Israels bekannt, besonders in Ugarit. Es ist tatsächlich aus ihrer Literatur entnommen. Die „Höhen des Nordens“ (ugaritisch: „die Höhen von Tsaphon“) ist der Ort, an dem Baal lebte und angeblich auf Geheiß des Hochgottes El und des göttlichen Rates den Kosmos regierte. 13 Der Psalmist stiehlt Baal den Ruhm und gibt ihn demjenigen zurück, dem er rechtmäßig gehört – Jahwe. Es ist ein theologischer und literarischer Schlag ins Gesicht, eine weitere Polemik.

Das erklärt, warum die Beschreibung in Bezug auf die tatsächliche Geographie Jerusalems seltsam klingt. Das ist der Grund, warum Jesaja und Micha Ausdrücke wie „der Berg des Hauses Jahwes“ verwendeten (Jes 2,2; Mich 4,1). Die Beschreibung soll eine theologische Aussage machen, nicht eine geographische. Der Zion ist das Zentrum des Kosmos, und Jahwe und sein Rat sind sein König und Verwalter, nicht Baal.

Der Tempel ist auch der Garten Eden, voll von üppiger Vegetation und Tieren. Die Beschreibung des Baus des Tempels in 1 Könige 6-7 ist in dieser Hinsicht eindeutig. 14 Blumen, Palmen, Kürbisse, Zypressen, Cherubim, Löwen und Granatäpfel schmücken den Tempel durch seine geschnitzten architektonischen Merkmale.

In Hesekiels Vision des neuen Tempels (Hes 40-48) sah er einen auf einem hohen Berg errichteten Tempel (40:2), dessen Vorhöfe mit Palmen geschmückt waren (40:31-34). Das Innere war mit weiteren Palmen und Cherubim geschmückt (41:17-20.). Hesekiels Tempelgarten war gut bewässert, wie Eden, denn aus ihm floss ein Fluss, der auf übernatürliche Weise alles andere belebte (47:1-12).

In der Theologie Israels waren Eden, die Stiftshütte, der Sinai und der Tempel gleichermaßen der Aufenthaltsort Jahwes und seines Rates. Die Israeliten, die die Stiftshütte und den Tempel besaßen, wurden ständig an die Tatsache erinnert, dass der Gott des kosmischen Berges und des kosmischen Gartens in ihrer Mitte wohnte, und wenn sie ihm gehorchten, würde Zion der Herrschaftsbereich Jahwes werden, der als der Ort dienen würde, an dem er die enterbten Völker, die in Babel verstoßen wurden, wieder zu sich zurückholen würde.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Es bleibt das Große im Gesamtbilde der prophetischen Verkündigung, dass nach jedem Abend der Geschichte dennoch ein neuer Morgen anbricht. Ein Morgen, der einen Tag einleitet, der in seinem Leben reicher, mit seinem Licht heller und in seinen Zielen der ersehnten Heilszukunft verwandter sein wird als der vorher untergegangene. Diese Fernschau, aus der immer neu eine weltüberwindende Hoffnung geboren wurde, hätte den Propheten nie werden können, wenn ihr Leben nicht im Umgang mit Gott gestanden hätte. Aus dem Werden der Geschichte, vom Boden ihres Volkes aus, oder aus den Machtbestrebungen der Weltmonarchien hätten sie nie [129] solche eschatologischen Heilserwartungen gewinnen können. Nur, wer Gott gesehen, sieht über alle Katastrophen hinweg eine Zukunft, die einmal unseres Gottes sein wird.

Wenn der Prophet das Haus Jahves als Stätte seiner machtvollen Gegenwart und zukünftigen Herrlichkeitsoffenbarung fest begründet auf einem Berge liegen sieht, so mag das Bild zwar beim Zionsberge Jerusalems anknüpfen, es kündet aber gewiss die zukünftige geistige Höhenlage im Völkerleben an. Bis zu dieser Zeit bleibt Gottes Offenbarungsstätte ein Wanderzelt. Weder ein bestimmtes Volk, noch irgendein großes Zeitalter der bisherigen Geschichte hat ihr eine feste Stätte gegeben. Als Israel-Juda erst auf hörte, sein Ohr an den Mund Gottes zu legen, da hörte auch sein Heiligtum auf, eine Offenbarungsstätte für die Zukunft zu sein. Seit Pfingsten zeltete alsdann die Gegenwart Gottes mit ihrer Heilsoffenbarung in der durch den Heiligen Geist gesammelten Christusgemeinde. Aber auch die Urgemeinden verloren mehr und mehr den Inhalt ihrer Botschaft, Christus, und wurden eine römische, christliche Weltinstitution, in der die Offenbarung wieder heimatlos werden musste. Da schuf sie sich in den Reformationskirchen ein neues Zelt, von dem aus die Kräfte der Welt Gottes sich den Völkern [130] mitteilen sollten. Wie wenig Raum hat jedoch heute wieder diese Gotteswelt mit ihrem Leben und Kräften in weitesten Schichten der gegenwärtigen Reformationskirchen und in den ihnen verwandten freikirchlichen Schwestergemeinden!
Noch fehlt Gott innerhalb der Völkerwelt der Berg, auf dem sein Offenbarungstempel eine festgegründete Heimat hat. Noch fehlt Gott das Volk, in dem Er uneingeschränkt das Heil seiner Gegenwart und den Frieden seiner Königsherrschaft entfalten kann. Noch zieht das Fleisch in seiner Macht Ihm in seinem Segnen und Regieren überall Grenzen, noch hat man nirgends dauernd Raum für Ihn und seinen Gesalbten. Noch schreiben Völker und Geschichte immer wieder über ihren Aufbau und über ihre Zukunft, über ihr Leben und über ihr Schaffen: „Nicht dieser!“

Die Weltwehen der Zukunft werden jedoch groß und die Katastrophen über alles vom Menschen im eigenen Geist Geschaffene schwer genug werden, dass die Völker Ausschau halten werden, ob es nicht irgendwo im Chaos der Geschichte eine Offenbarungsstätte gibt, von der aus die untergehende Welt eine neue Zukunft zu gewinnen vermag.
Diese sieht Jesaia in seiner prophetischen Fernschau. Er hört Völker zu Israel als dem Erstgeborenen Gottes 79 sprechen:

„Geht voran! Lasset uns hinauf zum Berge Jahves ziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit Er uns unterrichte in seinen Wegen, denn auch wir möchten in seinen Pfaden wandeln.“

So werden einst nur müde Völker sprechen, die sich in ihrer Kraft ausgegeben und in ihren Zukunftsplänen erschöpft haben und nun keinen Ausweg mehr finden, um ihrem Leben eine neue, gerechtere und heilbringendere Zukunft zu geben.

Ist die Stunde des Menschen aber erst abgelaufen, dann beginnt Gottes Stunde mit ihrer Thora, d. h. mit ihrem Sprechen und mit der Aktivität ihrer Heilsoffenbarung. Aber mit dieser Stunde werden Umwälzungen im Geistesleben der Völker, in den Machtbestrebungen der Weltmonarchien und in der Gestaltung der Lebensordnungen jeder einzelnen Nation verbunden sein, wie sie die Geschichte bisher nicht gesehen hat.

Jacob Kroeker 1934 – Das lebendige Wort

Die Propheten machen es sehr deutlich, dass in der Mitte des Landes ein sehr hoher Berg wachsen wird, bis er der höchste Berg der Welt wird. Und irgendwo auf diesem höchsten Berg der Welt wird der Tempel des Millenniums errichtet werden.

Eine Stelle, die darüber spricht, ist Jesaja 2:2-4: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinaufgehen auf den Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln; denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen den Völkern und wird entscheiden über viele Völker; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

Jesaja sagt in Vers 2 deutlich, dass der Berg, auf dem das Haus Jehovas stehen wird, der höchste aller Berge und bei weitem der erhabenste sein wird, und dass alle Völker in ihrer Anbetung Jehovas auf ihn zugehen werden. In Vers 3 wird von diesem Berg das Gesetz für das Tausendjährige Königreich ausgehen. Und das wird zu einem weltweiten Frieden führen, weil die Differenzen zwischen den Völkern durch das Wort, das laut Vers 4 vom Berg des Hauses Jehovas kommt, beigelegt werden.

Später, in Jesaja 27,13, weist der Prophet darauf hin, dass dieser heilige Berg das Zentrum der weltweiten Anbetung Gottes durch alle Nationen werden wird: Und es wird geschehen an jenem Tag, dass eine große Posaune geblasen wird; und es werden kommen, die im Land Assyrien bereit waren, umzukommen, und die Verstoßenen im Land Ägypten; und sie werden Jehova auf dem heiligen Berg in Jerusalem anbeten.

In der Tat wird dieser große Berg des Hauses Jehovas ein Ort des Gebets für alle Menschen werden, Juden und Heiden gleichermaßen, wie es in Jesaja 56:6-8 heißt: Auch die Fremden, die sich Jehova anschließen, um ihm zu dienen und den Namen Jehovas zu lieben, um seine Diener zu sein, jeder, der den Sabbat hält und ihn nicht entweiht und meinen Bund festhält, auch sie will ich auf meinen heiligen Berg bringen und sie in meinem Haus des Gebets erfreuen; ihre Brandopfer und ihre Opfer sollen auf meinem Altar angenommen werden; denn mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker heißen. Der HERR Jehova, der die Ausgestoßenen Israels sammelt, spricht: Ich will noch andere zu ihm sammeln, außer den Seinen, die gesammelt sind.

Wenn die heidnischen Nationen dazu benutzt werden, das Volk Israel wieder zu sammeln, werden sie gemäß Jesaja 66:20 auf diesen Berg des Hauses Jehovas gebracht und wieder gesammelt: Und sie sollen alle deine Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für Jehova bringen, auf Pferden und auf Wagen und auf Sänften und auf Maultieren und auf Dromedaren, zu meinem heiligen Berg Jerusalem, spricht Jehova, wie die Kinder Israel ihre Opfergabe in einem reinen Gefäß in das Haus Jehovas bringen.

Jesajas Zeitgenosse, der Prophet Micha, sprach auch über diesen großen Berg in Micha 4:1-4: Aber in den letzten Tagen wird es geschehen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird, und Völker werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt her und laßt uns hinaufziehen auf den Berg des HERRN und zum Hause des Gottes Jakobs; der wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem; und er wird richten zwischen vielen Völkern und wird entscheiden über starke Nationen in der Ferne; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Sondern ein jeglicher wird sitzen unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie schrecken; denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet.
Diese Worte Michas sind natürlich den Worten Jesajas sehr ähnlich. In Vers 1 wird der Berg, auf dem das Haus Jehovas steht, über jeden Berg und Hügel erhaben sein. In Vers 2 wird das Gesetz Gottes von diesem Tempel ausgehen. Die Tatsache, dass das tausendjährige Gesetzessystem vom Tempel auf dem Berg Jehovas ausgeht, führt in Vers 3 zum Weltfrieden; nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch zum persönlichen Frieden zwischen den einzelnen Menschen in Vers 4.
So stellen wir aus diesen Passagen fest, dass es für das Königreich eine große geographische Veränderung im Land Israel geben wird. Ein großer Berg, der höchste der Berge in der Welt, wird im Land Israel sein, und irgendwo auf dem Gipfel des Berges wird der jüdische Tempel stehen

Arnold Fruchtenbaum – Die vier Tempel der Bibel

Das Zeichen der zwei Stäbe

Und das Wort Jehovas geschah zu mir also:
Und du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreibe darauf: Für Juda und für die Kinder Israel, seine Genossen. Und nimm ein anderes Holz und schreibe darauf: Für Joseph, Holz Ephraims und des ganzen Hauses Israel, seiner Genossen.
Und bringe sie zusammen, eines zum anderen, dir zu einem Holze, so daß sie geeint seien in deiner Hand.
Und wenn die Kinder deines Volkes zu dir sprechen und sagen: Willst du uns nicht kundtun, was diese dir bedeuten sollen?
so rede zu ihnen: So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich werde das Holz Josephs nehmen, welches in der Hand Ephraims ist, und die Stämme Israels, seine Genossen; und ich werde sie dazu tun, zu dem Holze Judas, und werde sie zu einem Holze machen, so daß sie eins seien in meiner Hand.
Und die Hölzer, auf welche du geschrieben hast, sollen in deiner Hand sein vor ihren Augen. Und rede zu ihnen: So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich werde die Kinder Israel aus den Nationen herausholen, wohin sie gezogen sind, und ich werde sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land bringen. Und ich werde sie zu einer Nation machen im Lande, auf den Bergen Israels, und sie werden allesamt einen König zum König haben; und sie sollen nicht mehr zu zwei Nationen werden, und sollen sich fortan nicht mehr in zwei Königreiche teilen. Und sie werden sich nicht mehr verunreinigen durch ihre Götzen und durch ihre Scheusale und durch alle ihre Übertretungen; und ich werde sie retten aus allen ihren Wohnsitzen, in welchen sie gesündigt haben, und werde sie reinigen; und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein.
Und mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden allesamt einen Hirten haben; und sie werden in meinen Rechten wandeln, und meine Satzungen bewahren und sie tun. Und sie werden wohnen in dem Lande, das ich meinem Knechte Jakob gegeben, worin eure Väter gewohnt haben; und sie werden darin wohnen, sie und ihre Kinder und ihre Kindeskinder, bis in Ewigkeit; und mein Knecht David wird ihr Fürst sein ewiglich. Und ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen machen, ein ewiger Bund wird es mit ihnen sein; und ich werde sie einsetzen und sie vermehren, und werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen ewiglich. Und meine Wohnung wird über ihnen sein; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein.
 Und die Nationen werden wissen, daß ich Jehova bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird ewiglich.
Elberfelder Bibel 1905 – Hesekiel 37:15-28

Relief auf der schwarzen Dioritstele, in die das Gesetz des Hammurapi (18. Jh. v. Chr.) eingemeißelt ist (heute im Louvre-Museum in Paris). Der Sonnengott setzt Hammurapi zum König ein, indem er ihm die Königsinsignien (Stab und Ring) übergibt und damit zugleich den Auftrag, die soziale Ordnung mit gerechten Gesetzen zu etablieren und zu garantieren.

Nachdem wir jetzt immer wieder Bibeltexte hatten, die man unterschiedlich auslegen könnte, haben wir hier einen Bibelvers, der sich selbst erklärt – denn Hesekiel bekommt die Erklärung ja mit dazu – und jede Diskussion ob es vielleicht eine andere Erklärung geben könnte, ist damit ein direkter Angriff auf denjenigen, der Hesekiel den Auftrag gibt.

Also schauen wir uns hier das Bild an:
Zwei Stäbe dienen als Grundlage. Nun ist die Frage, für was stehen Stäbe? Wenn wir danach googeln, dann gibt es „zwei Stäbe auf der Tarotkarte“ – oder wir schauen in die Bibel, und stellen fest, dass schon vom 1.Buch Mose an, Stäbe als Symbol für Macht gebraucht werden – der Stab den Juda bei Tamar hinterläßt, der Stab von Mose, der Stab von Aaron, durch den die Wunder geschehen. Dann schauen wir in die Umliegenden Völker, und sehen, dass der König einen Stab und Ring erhält, um Macht zu haben.
Nein, es ist keine symbolische Erfüllung im Jahr 1919, obwohl die Erkläungen davor schon schön war, was Hesekiel meinte:

Wofür steht „Ephraim“? Der erste König des nördlichen Zehnstämmereichs, Jerobeam, kam vom Stamm Ephraim, der der führende und einflussreichste Stamm geworden war (5. Mo. 33:13, 17; 1. Kö. 11:26). Dieser Stamm ging auf Josephs Sohn Ephraim zurück (4. Mo. 1:32, 33). Joseph hatte von seinem Vater Jakob einen besonderen Segen erhalten. Daher war es passend, dass der Stab, der das Zehnstämmereich versinnbildlicht, „Stab Ephraims“ genannt wurde. Das Nordreich Israel war schon lange in assyrischer Gefangenschaft, die 740 v. u. Z. begann, als Hesekiel die Prophezeiung über die beiden Stäbe aufzeichnete (2. Kö. 17:6). Deshalb war die Mehrheit dieser Israeliten zu dieser Zeit über das ganze babylonische Weltreich zerstreut, das das assyrische Weltreich verdrängt hatte.

607 v. u. Z. wurden das südliche Zweistämmereich und vielleicht auch einige Übriggebliebene vom Nordreich ins Exil nach Babylon weggeführt. Die Könige aus der Linie Judas hatten über die zwei Stämme regiert. Und da die Priester im Tempel in Jerusalem dienten, wurde die Priesterschaft mit den zwei Stämmen in Verbindung gebracht (2. Chr. 11:13, 14; 34:30). Es war daher passend, das Zweistämmereich durch den Stab „für Juda“ zu versinnbildlichen.

Wachtturm Juli 2016

aber dann wird behauptet, dass alle 12 Stämme im Jahre 537 vuZ nach Jerusalem zurück gekehrt wären. Gibt es dafür biblische Belege? Oder ist es eine Behauptung, damit dass offensichtliche zu verschleiern, nämlich dass Jehovah heute dabei ist, sein Volk dorthin zu versammelt?

Die andere Theorie behauptet einfach, dass wir vor der Erklärung durch Jehovah aufhören müssen zu lesen – und die zwei Stäbe eben nicht die Herrschermacht dieser zwei Stämme darstelle, sondern zwei Stäbe, auf denen heilige Schriften gewickelt wären. Klingt auf den ersten Eindruck auch relativ logisch, auch wenn man etwas Fantasie benötigt. Aber schauen wir uns einmal an, wie die Juden die beiden Stöcke nennen, auf denen die eine Tora gerollt wird:

Der Tanach ist das Heilige Buch der Juden. Ein Teil der hebräischen Bibel ist die Tora. Die anderen beiden Teile sind die Propheten (Nevi’im) und die Schriften (Ketuvim). Die Tora besteht aus den fünf Büchern Mose.

Der Begriff Tora bedeutet „Lehre, Gesetz“. Die Tora ist in hebräischen Buchstaben auf handgefertigtem Pergament aus der Haut koscherer („reiner“) Tiere geschrieben.

Die Torarolle ist auf zwei Holzstäbe gewickelt. Die Stäbe werden als „Baum des Lebens“ (hebr. „Ez Hachajim“) bezeichnet. Um die Torarolle wird ein spezielles Stoffband gebunden. Dann wird sie mit einem bestickten Mantel, der sie beschützen und verzieren soll, bedeckt. Die Torarolle darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Daher dient ein silberner Stab als Lesehilfe. An dessen Ende befindet sich eine kleine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Die Lesehilfe heißt Jad, nach dem hebräischen Wort für „Hand“.

Im Laufe eines Jahres lesen Juden die Tora im Gottesdienst einmal komplett durch. An Simchat Tora werden das Ende und auch gleich wieder der Anfang der Heiligen Schrift gelesen. Auf diese Weise kommt die Lesung nie zu einem Ende.

https://www.mdr.de/religion/judentum-religioese-symbole-104.html

Oh, da haben wir also ein Problem! Nicht nur, dass es eben nicht eine Rolle für die Bibel und dann ein weiterer Stock für die Rolle des Koran oder was auch immer da ist – nein! Die Juden haben FÜNF heilige Rollen – die zusammen den Tanach bilden! Puh – Hesekiel sah aber nur ZWEI Stäbe! Dann vielleicht die zwei Stäbe auf denen die Tora gewickelt wird? NEIN – geht auch nicht, denn wie oben zitiert, nennen die Juden diese beiden Stäbe dann „Baum des Lebens“!
Um es kurz zu machen: die einfache Erklärung ist so einfach, weil Jehovah die Erklärung gleich anschließt!

In Vers 15 kommt das Wort Jehovas zu Hesekiel und in Vers 16 wird eine neue Prophezeiung angekündigt. Hesekiel erhält zwei Anweisungen: Erstens soll er einen Stab nehmen und darauf schreiben: Für Juda und für die Kinder Israel, seine Gefährten. Der Ausdruck „die Kinder Israels“ schließt die Stämme ein, die mit Juda verbündet waren: Benjamin und Simeon. Hier beziehen sich die Worte „seine Gefährten“ auf die Gefährten von Juda. Der erste Stock steht für das Königreich Juda. Als nächstes wird Hesekiel angewiesen, einen anderen Stab zu nehmen und darauf zu schreiben: Für Joseph, den Stab Ephraims, und für das ganze Haus Israel, seine Gefährten. Die Formulierung „der Stock Ephraims“ bezieht sich auf den prominentesten Sohn Josephs, der den Stamm Ephraim, den prominentesten Stamm des Nordreiches, gezeugt hat. Die Formulierung „das ganze Haus Israel“ bezieht sich auf die anderen neun Stämme, die mit Ephraim verbündet waren; das sind seine Gefährten. Der zweite Stock stellt das Königreich Israel dar. Das eigentliche Zusammenfügen der Stäbe geschieht in Vers 17. Wenn Hesekiel die beiden Stöcke zusammenfügt, scheinen sie in seiner Hand eins zu sein.
Hesekiel 37:18-20
Hesekiels Handlungen veranlassten das Volk, in Vers 18 nach einer Erklärung dieser symbolischen Handlung zu fragen. Die Frage, die in den Köpfen von Hesekiels Volk, dem jüdischen Volk, aufkam, war: „Willst du uns nicht zeigen, was du mit diesen Dingen meinst?“ Das zeigt, dass sich die Einstellung des Volkes gegenüber Hesekiel geändert hat. Anstatt sich über ihn lustig zu machen oder ihn einfach zu ignorieren, wird er jetzt ganz ernst genommen, wenn er diese symbolische Handlung mit den beiden Stöcken vollzieht. Hesekiel antwortet, dass Gott verkündet: Siehe, ich, d.h. Gott selbst wird Juda und Israel zusammenführen, damit sie wieder ein Volk sind. Gott erklärt dann, wie sie in meiner Hand eins sein werden. Beachten Sie, dass der Ausdruck „in meiner Hand“ Gottes Hand bedeutet; es ist Gott, der dies herbeiführen wird, nicht Hesekiel.
Hesekiel 37:21-23
Die Anwendung des Zeichens bezieht sich speziell auf das Volk Israel, und Hesekiel hebt drei Dinge hervor. (1) Gott wird das jüdische Volk wieder sammeln, (2) das Volk wird wieder vereinigt werden (vgl. 1. Chron 17,21), und (3) Gott verspricht eine zukünftige Reinigung von Götzen, abscheulichen Dingen und Übertretungen.
Hesekiel 37:24
Zwei von Davids Ämtern werden in diesem Vers offenbart: König und Hirte. Das erste Amt ist das eines Königs. Im Regierungssystem des Messianischen oder Tausendjährigen Reiches wird Jesus als König über die ganze Welt herrschen. Unter Ihm wird es zwei Regierungszweige geben: den heidnischen Zweig und den jüdischen Zweig. Der heidnische Zweig der Regierung wird aus den Heiligen der Kirche und den Heiligen des Leidens bestehen, die dazu bestimmt sind, zusammen mit dem Messias über die heidnischen Nationen zu regieren. Der auferstandene David ist dazu bestimmt, zusammen mit Jesus über den jüdischen Zweig zu regieren. Aus der Sicht des Messias ist David Sein Diener; aber aus der Sicht Israels wird David ihr König sein. Das zweite Amt Davids ist das eines Hirten. Als Hirte wird er Israel leiten und er wird Israel weiden. Nie wieder wird Israel einen Führer haben, der es in die Irre führt. Unter Davids Führung und Hirtenschaft als König wird die jüdische Nation in den Ordnungen Gottes wandeln und sie werden Gottes Satzungen im Tausendjährigen Königreich einhalten.
Hesekiel 37:25
Hesekiel bringt in diesem Vers zwei Gedanken zum Ausdruck: Gott wird ihnen das Land Israel geben; und zweitens, sie werden das Land über Generationen hinweg bewohnen. Das Wort „sie“ bezieht sich auf die erste Generation, die das Königreich betritt. Der Ausdruck ihre Kinder und ihrer Kinder Kinder bezieht sich auf die nachfolgenden Generationen, die im Königreich geboren werden. Das hebräische Wort, das hier für ewig verwendet wird, ist ad olam, was „bis zu einem Zeitalter“ bedeutet, nicht „eine Ewigkeit“. Es gibt kein klassisches hebräisches Wort, das tatsächlich „Ewigkeit“ bedeutet. Das Hebräische kommt diesem Begriff am nächsten mit einem Ausdruck wie „ohne Ende“. Das ist in der Tat, wie Gott beschrieben wird. Obwohl das Wort für „ewig“ sehr oft in englischen Übersetzungen zu finden ist, lautet das hebräische Wort entweder le olam, was „bis zu einem Zeitalter“ bedeutet, oder ad olam, was „bis zu einem Zeitalter“ bedeutet. Mit anderen Worten, sobald sie in das Land gebracht werden, werden sie das Land während des gesamten Königreichszeitalters ununterbrochen besitzen. Zu keinem Zeitpunkt während der tausend Jahre des Königreichs werden sie des Landes beraubt oder wieder aus dem Land verstreut werden. Während er früher König und Hirte genannt wurde, wird er jetzt Fürst genannt. Aus der Sicht Israels wird er ihr König sein; aber aus der Sicht des Messias wird er ein Fürst sein, weil er unter der Autorität des Königs Messias stehen wird. Er wird ihr Fürst für immer sein, aber wieder ist das hebräische Wort, das hier verwendet wird, ad olam, was „bis zu einem Zeitalter“ bedeutet. Mit anderen Worten, dies wird Davids Amt während des gesamten Messianischen Königreichs sein; er wird von dieser Position in keiner Weise abgesetzt werden.
Hesekiel 37:26-28
Der Tausendjährige Tempel wird im Tausendjährigen Reich gebaut werden und wird der vierte Tempel sein, von dem in der Schrift gesprochen wird. Hesekiel beschreibt später diesen tausendjährigen Tempel, den Gott im messianischen Königreich errichten wird, in den Kapiteln 40-48. Die Grundlage des Tausendjährigen Tempels wird der Neue Bund sein, ein Bund des Friedens, und es ist ein ewiger Bund (Jeremia 31:31-34).
Hesekiel macht drei Punkte. (1) Gott selbst wird sie in das Land setzen; sie werden nicht nur das Recht des Besitzes haben, sie werden tatsächlich im Land wohnen, (2) Sobald sie sich niedergelassen haben, wird Gott sie vermehren; es wird eine Zunahme der jüdischen Bevölkerung geben, (3) Gott wird sein Heiligtum in ihrer Mitte für immer setzen.
In dieser Beziehung, sagt Gott: Meine Hütte wird auch bei ihnen sein. Das hebräische Wort, das hier für Stiftshütte verwendet wird, bedeutet „Meine Wohnstätte der Gegenwart“ oder „Meine Schechinah-Herrlichkeit“. In Vers 26 lag die Betonung des Wortes Heiligtum auf der Heiligkeit des Vierten Tempels, aber in diesem Vers liegt die Betonung des Wortes Stiftshütte darin, dass der neue Tempel die Wohnstätte der Schechinah-Herrlichkeit sein wird. Wann werden die Nationen, also die „Heiden“, erkennen, dass Jehova derjenige ist, der Israel heiligt? Die Antwort Gottes lautet: Wenn mein Heiligtum für immer in ihrer Mitte sein wird. Die heidnischen Nationen werden erkennen, dass diese Wiederherstellung und Wiedervereinigung Israels mit dem Tempel Gottes in ihrer Mitte bedeutet, dass Israels Gott tatsächlich der einzig wahre Gott ist. Hesekiels Vision der beiden Stäbe schließt mit der Verheißung, dass Gott seine Wohnung inmitten der Kinder Israels aufrichten wird.

Arnold Fruchtenbaum – Fragen und Antworten auf ariel.org

erfüllt oder noch offene Prophezeiung?

So spricht der Herr, Jehova: Auch noch um dieses werde ich mich vom Hause Israel erbitten (Eig ersuchen) lassen, daß ich es ihnen tue: Ich werde sie an Menschen vermehren wie eine Herde.
Elberfelder 1871 – Ez 36,37

So spricht der Herr Jehova: Auch darin noch will ich das Haus Israels erhören, und es ihnen thun: ich will sie zahlreich machen wie eine Herde von Menschen.
van Ess 1858 – Ezekiel 36,37

So spricht der Herr, Jehova: Auch noch um dieses werde ich mich vom Hause Israel erbitten (Eig. ersuchen) lassen, daß ich es ihnen tue: Ich werde sie an Menschen vermehren wie eine Herde.
Paderborner Bibel – Hesekiel 36,37

So spricht der Herr Jehovah: Noch darin lasse Ich Mich erbitten (fordern) vom Hause Israels, daß Ich es ihnen tue. Ich will sie mehren, wie eine Herde von Menschen. Ez 34,31; Mi 2,12.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Hes 36,37

Die verbannten Juden, die bereuten und die Erfüllung der barmherzigen Verheißungen Jehovas herbeisehnten, mußten um die Wiederbevölkerung der verwüsteten Städte des Landes Juda bei Jehova nachsuchen. Eine Anzahl jener verbannten Juden blieb am Leben und kehrte in ihr Heimatland zurück, um die Verwirklichung der Verheißungen Jehovas zu sehen. Im Jahre 537 v. u. Z. erließ Cyrus, der Eroberer Babylons, einen Erlaß, der den verbannten Juden gestattete, in ihr Heimatland zurückzukehren und den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. (Esra 3:1, 2, 12) Nachdem die Israeliten in ihre Städte zurückgekehrt waren und mit dem Wiederaufbau und dem Pflanzen begonnen hatten, mußten die Nationen erkennen, daß Jehova eine wunderbare Umwandlung bewirkt hatte. Es kam genauso, wie Jehova durch den Propheten Hesekiel erklärt hatte: „Man wird gewißlich sprechen: ,Dieses Land da, das verödet war, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die wüst waren und die verödet und die niedergerissen waren, sind befestigt; sie sind wieder bewohnt.‘ “ (Hes 36:33-36) Die Edomiter wurden später jedoch aus ihrer Heimat vertrieben, und nach der zweiten Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. hörten sie als Volk zu bestehen auf.

Wachtturm Studienausgaben 1973

Damals, vor über zweitausendfünfhundert Jahren, mußten jene verbannten Juden, die bereuten und die Erfüllung der barmherzigen Verheißungen Jehovas herbeisehnten, um die Wiederbevölkerung der verwüsteten Städte des Landes Juda bei Jehova nachsuchen, besonders zur Heiligung und Rechtfertigung seines heiligen Namens. Eine Anzahl jener verbannten Juden blieb bis dahin am Leben und kehrte in ihr Heimatland zurück, um die Verwirklichung der Verheißung Jehovas, daß er ihr geliebtes Heimatland wieder bevölkern würde, zu sehen. (Esra 3:12) Heute, im zwanzigsten Jahrhundert, liegt das Befreiungsjahr 1919 Jahrzehnte hinter uns. Der gesalbte Überrest muß nicht mehr bei Jehova nachsuchen, damit der geistige Stand des Israels Gottes mit heiligen Personen wieder bevölkert werde. Dies ist jetzt eine vollendete Tatsache, und das Ende der Erfüllung der Prophezeiung ist noch nicht da. — Galater 6:16.

Die Nationen sollen erkennen dass ich Jehova bin – Wie?

36,31–38 Die umliegenden Völker würden erkennen, dass Gott das Land wieder bevölkert und bepflanzt hat. Menschen werden an Jerusalems Festzeiten dort so zahlreich sein wie Tierherden. Diese Weissagungen haben eine teilweise Erfüllung nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft gefunden; aber ihre gänzliche Erfüllung geschieht erst unter der zukünftigen Königsherrschaft Christi.
Das moderne Israel wurde 1948 ein eigenständiger Staat. Und noch immer kehren Juden in ihr Land zurück, allerdings im Unglauben. Die Zeit, in der der Herr kommt, muss nahe sein!

MacDonald 2010 – Kommentar zum Alten Testament

Hesekiel weiß aber noch mehr zu sagen: Gott wird durch seinen Geist Vergebung, Reinigung und Neubelebung schenken (V. 25ff.). Hier werden Rechtfertigung und Heiligung organisch verbunden. Beides wirkt der Herr. Sechsmal heißt es: „Ich will“. Also Gottes heiliger und gnädiger Ratschluß steht dahinter. Das aber wirkt sich dann auch im äußeren Leben der Menschen und der Völker aus. Es kommt zum neuen Wohlstand, weil Gottes Segen sichtbare Früchte schafft (V. 34ff.). Dann werden alle im Volke Israel, aber auch alle Heidenvölker, nur neu staunen und bekennen, daß Gott seine Arbeit zum Ziel geführt hat (V. 36). Sie werden wohl mit Beschämung an ihre frühere Sünde (V. 31.32), aber noch mehr mit Bestürzung an Gottes wunderbare Gnade denken (V. 38).

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Weil der HERR für sie als Volk eine Zukunft vorbestimmt hat, liess Er es zu, dass sie zurückkehrten und eine Nation geworden sind.
Verschiedene arabische Führer haben erklärt, dass sie den Staat Israel vernichten wollen. Aber der HERR, der die Juden in das Land zurückkehren liess, wird eine endgültige Vernichtung des Volkes nicht zulassen. …, wird Er Israel wieder annehmen und die Gläubigen unter ihnen als seine Zeugen gebrauchen. Weil die grosse Masse des Volkes sich weigern wird, die Rechte des Herrn anzuerkennen und sich der Abgötterei zuwenden wird, muss der Herr die grosse Drangsal über sie kommen lassen. Diese Völker, die jetzt versuchen, sie zu vernichten, werden dann einen neuen Versuch dazu unternehmen, …, und werden einen teilweisen Erfolg haben. Sie werden aber ihr Ende finden, wenn der Herr selbst persönlich kommen wird, um sein Volk zu befreien. Siehe Jeremia 30,5-11; 31,31-34; Hesekiel 36,16-38; 37; Daniel 11,40-45.
Vom prophetischen Standpunkt aus gesehen, fällt uns die Tatsache, dass Jerusalem jetzt in den Händen der Israelis ist, vielleicht am meisten auf.
In Lukas 21,24 lesen wir die Worte des Herrn: «Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.» Diese Worte gingen bei der Zerstörung von Jerusalem im Jahr 70 nach Christus in Erfüllung.
Ob sie die alte Stadt in der Gegenwart weiter in ihrem Besitz halten können, ist eine offene Frage. Wir wissen, dass die «Zeiten der Nationen» mit der Regierung Nebukadnezars begannen (Dan 2,37.38; 4,22). Es kann sein, dass die alte Stadt internationalisiert und so in den Händen der Nationen bleiben wird. Aber nach Sacharja 12,2.3 wird Jerusalem für alle Völker ein Laststein bleiben. Diese Dinge sind ein Fingerzeig dafür, dass wir ganz am Ende der Zeiten der Nationen angelangt sind und darum auch nahe vor der Aufnahme der Versammlung stehen.
Diese Geschehnisse sollten uns zu einem grösseren Gefühl der Verantwortlichkeit anspornen.
Das Kommen des Herrn ist nahe. Die Möglichkeit, ihm zu dienen, ist in kurzem vorbei. Jetzt gibt es noch so viel zu tun. Die Botschaft des Evangeliums muss noch ausgerichtet werden. Gottes Volk soll im Glauben auferbaut und die Missionare sollen durch Gebete und Gaben unterstützt werden. Dies alles soll weitergeführt werden bis Er kommt. Möge der Herr uns aufwecken, damit wir unsere Aufgaben sehen und erfüllen!

Halte fest 1974

Zwei ganz unterschiedliche Ansichten! Die eine Ansicht vertritt die Auffassung, das es sich um eine erfüllte Prophezeiung handele, und die jetztige Erfüllung nur auf „uns“ angewandt werden kann – sprich auf die eigene Religionsgruppe.
Die andere Ansicht vertritt die Auffassung, dass es sich auch ein zweites Mal am Volke Israel erfüllen wird. Beide Auffassungen sind aus Zeitschriften Anfang der 1970iger Jahre. Welche Auffassung scheint rückblickend richtiger zu sein?

Aber der wichtige Lehrpunkt könnte verloren gehen:

Er bietet ihnen diese Dinge nicht als Lohn für ihre Verdienste an, sondern als die Antwort auf ihre Gebete. Sie müssen anerkennen, dass die Barmherzigkeiten, die sie von Gott bekommen, nicht nur nicht verdient, sondern auch tausende Male verwirkt sind. Sie müssen so weit davon entfernt sein, sich ihrer guten Taten zu rühmen, dass sie sich für ihre bösen Wege schämen müssen, und das ist die beste Vorbereitung auf Gnade. Wenn Gott mit Gnade zu seinem Volk kommt, dann fordert er, dass sie ihn suchen. Sie müssen dafür beten, denn Gott wird durch das Gebet gesucht.

Der Neue Matthew Henry Kommentar