Schlagwort: Gemeinde

Sei zu den älteren Frauen wie zu deiner Mutter

Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder; ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern, in aller Keuschheit. (O. Reinheit)
Elberfelder 1871 – 1.Timotheus 5,1–2

Fahre einen Älteren nicht hart an. Wenn du ihn zurechtweisen musst, dann sprich zu ihm, als ob er dein Vater wäre. Ebenso sollst du die jungen Männer ermahnen wie Brüder, die älteren Frauen wie Mütter und die jungen Frauen wie Schwestern, mit der gebotenen Zurückhaltung.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Timotheus 5:1–2

Einem älteren Mann begegne mit Achtung, und rede mit ihm wie mit einem Vater, wenn du ihn ermahnen mußt. Die jungen Männer behandle als deine Brüder. Sei zu den älteren Frauen wie zu deiner Mutter und zu den jüngeren wie zu deinen Schwestern, aufrichtig und zurückhaltend.
Hoffnung für alle – 1996 – 1.Tim 5,1–2

Schon spannend heute, wie man übers Internet und Zoom heute miteinander umgeht! Gelten diese biblischen Regeln denn heute nicht mehr?

Vom Umgang untereinander

Daß unter Umständen geredet werden muß, ist keine Frage, nur wie zu reden ist. Paulus sieht, was Geschlecht und Alter betrifft, in den verschiedenen Gruppen der Gemeinde Parallelen zu den natürlichen Familien. So schreibt er:

»Einen Älteren fahre nicht an!« Das griech. Zeitwort bedeutet »draufschlagen«, »schelten«, »schroff anfahren«. Da wird es z. B. in der Gemeinde bekannt – was auch Timotheus beobachtet daß einer seine vielleicht kränkliche Frau nicht der Liebe Christi gemäß behandelt (vgl. Eph 5,25–33), oder daß jemand lieber nach dem Wein greift als seine Pflicht zu erfüllen und für die Seinen zu sorgen, oder daß sich ein anderer von evangeliumswidrigen Gedanken der Umwelt infizieren läßt und diese sogar in Gesprächen mit Gemeindegliedern weiterverbreitet. Hier soll Timotheus bei der Begegnung mit diesen Menschen nicht seinem Ärger freien Lauf lassen. Nicht der Zorn soll seine Worte bestimmen; denn »des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist« (Jak 1,20). Mit rotem Kopf läßt sich auch die Erziehungsarbeit unter Kindern nicht recht tun und ebensowenig der Dienst des Ermahnens unter Erwachsenen, insbesondere unter Alten. Dabei soll der junge Timotheus auf jeden Fall die Ehrerbietung nicht vergessen. So schreibt ihm Paulus: »Einen Älteren … ermahne wie einen Vater.« So wird ihm auch viel eher etwas abgenommen. Wenn wir von der Fürbitte herkommen und unter Gebet ermahnen, dann werden wir in solcher Weise »von Gottes Geist gezügelt« (so kann Röm 8,14 übersetzt werden).

»Die jüngeren Männer (ermahne) wie Brüder«: So bleibt, auch wenn auf einige Fehler aufmerksam gemacht werden muß, die zurechthelfende Liebe bewahrt und ebenso auch die Demut in dem Wissen: »Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an« (1 Sam 16,7). Der Ermahnende weiß, daß auch er, vielleicht im Blick auf andere Lebensbereiche, der Ermahnung bedürftig ist, möglicherweise gerade jetzt, mehr als er’s bisher erkannt hat. Verächtlich und lieblos darf er den andern auf keinen Fall behandeln.

»Die älteren Frauen (ermahne) wie Mütter«: Auch wenn sie hier etwas falsch gemacht haben oder über eine längere Zeit hin in ein Fehlverhalten hineingeraten sind, so mögen sie doch während vieler Jahre in großer Treue ihre Aufgaben erfüllt und auch willig ein Kreuz getragen haben. Auf jeden Fall ist ihnen gegenüber Respekt geboten. Timotheus mußte bedenken: Ich bin erst kurz hier und weiß im Grund wenig über die Gemeindeglieder. Auch können die Auskünfte, die ich von andern erhalten habe, einseitig und verzeichnet sein. Manches Mal kann eine Beurteilung, die wir über jemanden erhalten, mehr über den Urteilenden als über den zu Beurteilenden aussagen.

»Die jüngeren Frauen (ermahne) wie Schwestern, mit allem Anstand«, aller »Keuschheit«, »Zurückhaltung«: Einerseits war Timotheus unter Umständen auch zur Seelsorge an ihnen gerufen; dazu war eine offene Begegnung unerläßlich. Andererseits durfte er als junger, wohl unverheirateter Mann eine taktvolle Distanz nicht vergessen. Es wäre Schwärmerei, zu meinen, ein solch entschiedener Christ wie Timotheus sei – bis hin zu den Gedanken (vgl. Mt 5,28) – auf diesem Gebiet nicht mehr versuchlich. Wir sind noch nicht im Himmel, sondern in dieser Welt hier und tragen irdische Leiber; das gehört zu dem heilsgeschichtlichen Ort, an dem wir uns noch zu bewähren haben. Es wäre Schwärmerei, so zu tun, als ob wir über den gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Ort schon hinaus wären. Die innere Vollmacht des Timotheus im Dienst und die Erhörlichkeit seiner Gebete könnten in Frage gestellt sein, wenn er sich hier auch nur ein wenig gehenließe. Auch wäre die Gemeinschaft der Gemeinde empfindlich gestört, wenn ein so wichtiger Mann wie Timotheus irgendwelche Gemeindeglieder bevorzugen würde; das würde auch den übrigen nicht entgehen.
Alles in allem: Es ist für den klaren Gang einer Gemeinde, für die Fruchtbarkeit ihres Wirkens und für das Bestehen der Anfechtungen auch von außen her entscheidend wichtig, daß diejenigen, die im Dienst der Gemeinde stehen, auch bei den seelsorgerlichen Gesprächen mit den einzelnen Gemeindegliedern den Gesamtcharakter der Gemeinde Jesu als einer Familie der Kinder Gottes im Blick behalten und bedenken, wen sie im einzelnen vor sich haben und welche Haltung – auch rein menschlich – ihnen gegenüber geboten ist. Jakobus schreibt: »Wenn es jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt …« (Jak 1,5). Und die Väter sagten: »Der Heilige Geist hat Takt.«

Edition C Bibelkommentar Neues Testament

Wie der Mitarbeiter bestimmte Personen vor Falschem bewahren kann, schließt Paulus anhand konkreter Beispiel an. Das Verb ἐπιπλήσσω wird von ἐπί („darauf“) und πλήσσω („schlagen“) abgeleitet, d.h. Timotheus sollte nicht auf Ältere verbal daraufschlagen, d.h. sie nicht hart anfahren oder tadeln oder rügen. Vgl. Aesopus, Fabulae 1.13: „παῖς ἐκ διδασκαλείου τὴν τοῦ συμφοιτητοῦ δέλτον ἀφελόμενος τῇ μητρὶ ἐκόμισε. τῆς δὲ οὐ μόνον αὐτὸν μὴ ἐπιπληξάσης, ἀλλὰ καὶ ἐπαινεσάσης αὐτὸν ἐκ δευτέρου ἱμάτιον κλέψας ἤνεγκεν αὐτῇ“. „Ein Knabe, der einem Mitschüler eine Schreibtafel entwendete, gab sie seiner eigenen Mutter. Diese nun rügte ihn nicht nur nicht, sondern bewunderte es sogar, als er als nächstes sogar ein Gewand, das er gestohlen hatte, ihr brachte“.

Die Konstruktion setzt sich fort, indem Frauen wie Mütter zu ermahnen bzw. ermuntern sind. Im Umgang mit jüngeren Schwestern ist auf Reinheit zu achten, d.h. zwischenmenschliche Dinge zwischen den Geschlechtern spielen keine Rolle.

P. Streitenberger – 1. Timotheus

Während das Wort „älterer“ Mann (presbyteros) das gleiche ist, welches in V. 17 im Plural erscheint, so ist doch aus seiner Verbindung mit den verschiedenen Altersgruppen her klar, daß es hier nicht um ein Glied der Ältestenschaft von 4,14 geht, sondern einfach um einen „älteren“ Mann. Die Aussage setzt voraus, daß in seinem Leben etwas nicht stimmt. Mit dem Alter kommt nicht automatisch Immunität gegenüber Fehlern. Jedoch ist dem Alter gegenüber immer Respekt angebracht, daher die Anweisung „fahre nicht hart an, sondern ermahne“. Das Zeitwort „hart anfahren“ (epiplesso) findet sich nur hier im Neuen Testament und ist weit stärker als das in 2.Tim. 4,2 gebrauchte Wort. Es bedeutet buchstäblich „schlagen“, „mit einem Schlag hämmern“, und deshalb ist die übertragene Bedeutung des Wortes: jemanden „mit Worten erschlagen“.
Der Aorist zeigt, daß er mit solcher Härte gar nicht erst beginnen sollte. Vielmehr sollte er „ermahnen“ (parakaleo), das eine gute Übersetzung des bereits in 1,3; 2,1 verwendeten Zeitwortes ist und Trost und Ermunterung umfaßt aber auch, soweit er angebracht ist, einen ermahnenden Ton enthält. Es geht hier nicht darum, daß falsches Verhalten heruntergespielt wird, sondern daß die Sache wie von einem pflichtbewußten Sohn behandelt werden sollte, der das Versagen eines geliebten Vaters korrigieren möchte. Höflichkeit und Respekt sind unbedingt nötig.
Grammatikalisch werden alle Altersgruppen von dem Zeitwort „ermahne“ regiert, es wird also Torheit oder Versagen vorausgesetzt. Es gibt aber wenig Zweifel, daß Paulus von diesem speziellen Punkt auf die Beziehungen im allgemeinen übergeht. Das gesamte Verhalten gegenüber jedem einzelnen sollte familiäre Zuneigung offenbaren und vor allem individuellen Respekt. Jüngere Männer (die Steigerungsform des Komperativ wird bei allen Eigenschaftswörtern verwendet) sollen als Brüder behandelt werden (nicht mit hochnäsiger Herablassung), ältere Frauen sollen behandelt werden, wie ein pflichtbewußter Sohn seine Mutter behandelt (nicht mit geringschätzender Verachtung), jüngere Frauen als Schwestern (nicht mit ungebührlicher Vertraulichkeit). Während streng genommen „in aller Keuschheit“ mit dem Zeitwort konstruiert werden kann und dann alle Anweisungen regieren würde, ist es natürlich besonders angebracht in Verbindung mit den jüngeren Frauen. Keuschheit (hagneia) ist das gleiche Wort wie in 4,12 und beinhaltet eine innere Reinheit der Gedanken, die sich in völliger Integrität des Verhaltens offenbart.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Ver-sprechen

Ich will Jehova meine Gelübde bezahlen, ja, in der Gegenwart seines ganzen Volkes.
Elberfelder 1871 – Psalm 116,14

Meine Gelübde will ich dem Ewigen erfüllen vor all seinem Volk.
Die Philippson-Bibel – Psalm 116:14

Ich will die Versprechen, die ich vor dem Herrn ablegte, vor den Augen des ganzen Volkes erfüllen.
Neues Leben – Bibel 2006 – Ps 116,14

Nach dieser kurzen Unterbrechung fragt der dankende Beter in ganzer Ergriffenheit: Wie soll ich Jahwe vergelten für alle Wohltaten an mir? Das Wort »vergelten« meint in der Tat einen Gleichklang zwischen dem, was Gott als Retter tat und dem, was der Mensch als Dankender antwortet. Gleichklang meint aber nicht Gleichwertigkeit, denn zwischen dem, was Gott tut und dem, was der Mensch daraufhin tut, ist immer ein großer Unterschied. Das »Vergelten« als Danken meint: Sich freuen am Heil Gottes. Den Becher des Heils will ich erheben und nicht aufhören mit der Hinwendung zu Gott in der Not: und den Namen Jahwes rufe ich an. In V. 14.15.17–19 gibt der Beter die Zusicherung, auch fernerhin den Dank abzustatten, wenn die Rettung durch Gott Wirklichkeit geworden ist. Dank ist Verpflichtung und ist auf menschlicher Seite Ausdruck der Treue zu Gott. Das sind die Gelübde, die der Beter jetzt schon Gott abzustatten verspricht. Der Dank gilt Gott allein, aber er geschieht vor allem seinem Volk, dort, wo es sich zum Gottesdienst versammelt: in den Vorhöfen des Hauses Jahwes. In diese Zusage, sich in kommender Zeit vor Gott dankbar zu erweisen, gehört auch V. 15. Was meint das Bekenntnis, daß der Tod seiner Getreuen in den Augen Jahwes kostbar ist? Wenn auch der Tod vor Gott kostbar ist und nicht nur das Leben, will dieser Satz sagen: Der Tod, wenn er denn kommt, hat sich bei Gott gleichsam »angemeldet« und von ihm die Erlaubnis erhalten, einen Menschen abzurufen. Der Satz meint nicht, daß die Gottestreuen ganz bestimmt lange leben werden. Wenn das erkannt ist, kann man auch die andere Seite unterstreichen: der Tod wird nicht eigenmächtig handeln und wird auch von Gott »zurückgerufen«, wenn Gott beschließt, dem Gehorsamen noch eine Lebensspanne hinzuzugeben. Der Beter wirft sich nach diesem Durchblick Gott liebend und vertrauend in die Arme: Ach, Jahwe, ich bin dein Knecht … du hast meine Fesseln gelöst. Ich bin bereit, will er sagen, mit dem Lob so lange fortzufahren wie du den Tod zurückhältst; denn die entscheidende Rettungstat hast du an mir schon vollbracht – eine Auferstehungshoffnung kann man noch nicht erkennen, aber schon eine beginnende »Entmächtigung des Todes«.

Wuppertaler Studienbibel

Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen „Kelch“) pries ( erhob ), also für seine „Errettung“. In jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Als Drittes will er »dem HERRN [seine] Gelübde bezahlen«: Er will alles, was er in seiner Not vor dem HERRN aussprach, auch halten: »Ich will mit Brandopfern in dein Haus hineingehen, will dir meine Gelübde bezahlen, wozu sich meine Lippen weit aufgetan haben und die mein Mund in meiner Bedrängnis ausgesprochen hat« (Ps 66,13.14; siehe 4Mo 30,3; Ps 50,14; Pred 5,3).
Und das will er tun »in der Gegenwart seines ganzen Volkes«: Das ganze Volk soll von der Hilfe und vom Segen hören und damit an ihm teilhaben und einstimmen in den Dank Davids.
Wenden wir Davids Erfahrung auf uns an: Müssen wir beim »Kelch der Rettungen« nicht an den »Kelch der Danksagung« denken? Den Kelch, der vom Blut des Neuen Bundes spricht, von Blut, in dem wir Vergebung unserer Sünden haben (1Kor 10,16)? Wir nehmen ihn in die Hand, trinken von ihm, nachdem wir vom Brot gegessen haben, und verkündigen »in der Gegenwart seines ganzen Volkes« vor der Gemeinde, vor allen Engeln und vor Gott den Tod Jesu, unseres Herrn. Und wir binden uns damit neu an unseren Herrscher und König. Wir wollen »dem HERRN [unsere] Gelübde bezahlen«. Wir wollen für ihn und für seine Sache leben (2Kor 5,15). Wir wollen dieses Leben an den Herrn verlieren, bis er kommt (1Kor 11,26) oder bis wir unseren letzten Atemzug getan haben und unser Geist zum Herrn geht.

Benedikt Peters – Die Psalmen

vor seinem ganzen Volk Der gelobt die öffentliche Verkündigung der großen Taten Gottes

Liederdichter

Jehovah zu danken, für das was ER für uns getan hat – und dies vor allen zu tun – das war eigetnlich der Zweck des Menschen. Deshalb sollte niemand und nichts uns davon abhalten, unsere Dankbarkeit IHM zu zeigen. Dieses Versprechen haben wir ja eigenlich durch die Taufe auf uns genommen 😉

Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes

Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.
Elberfelder 1871 – Römer 15,7

Lasst einander also gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus euch angenommen hat. Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 15:7

So nehmt einander freundlich an, wie Christus sich euer zur Ehre Gottes angenommen hat!
Bruns 2013 – Römer 15,7

DARUM nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an- o: auf. -, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung-  o: Ehre. – (in Liebe) angenommen- o: aufgenommen – hat!
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Röm 15,7

Deshalb: Nehmt einander an, genauso wie der Messias auch euch angenommen hat und so Gottes wunderbaren Lichtglanz hat aufleuchten lassen.
Roland Werner – Das Buch –2014 – Röm 15:7

Darum nehmt euch untereinander auf. Nunmehr lenkt die Rede zur Ermahnung zurück, wobei sie uns noch immer Christi Beispiel vor Augen stellt. Glieder Christi sind ja nicht bloß diese und jene, sondern alle Christen. In ihm sind sie zur Einheit verbunden. Also müssen sie einander tragen und helfen, sonst können sie nicht in ihm bleiben. Wir werden also unsere Berufung festmachen, wenn wir uns von denen nicht loslösen, an welche der Herr uns gebunden hat. Die Worte zu Gottes Lobe können auf das bezogen werden, was Christus getan hat, oder auf das, was wir tun sollen. Die letztere Auffassung finde ich richtiger: wie Christus, da wir des Erbarmens bedurften, uns zum Lobe der Gnade Gottes mit seiner Liebe umfasst hat, so sollen wir zum Lobe desselben Gottes jene Gemeinschaft, die wir in Christus haben, durch unser Verhalten bekräftigen und stärken.

Calvins Auslegung der Heiligen Schrift

Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus uns zu Gottes Preis aufgenommen hat. Denn ich sage, daß Christus ein Diener der Beschnittenen geworden sei um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter festzumachen, und daß die Heiden Gott wegen des Erbarmens preisen. Die Gemeinde bekommt für ihr Verhalten die Regel an der Gnade Jesu, der alle aufgenommen, die Schwachen nicht abgestolßen und weder die Juden noch die Heiden versäumt hat, sondern alle zu sich gezogen hat. Er wurde der Diener Israels und der Diener der Heiden. An Israel diente er der Wahrheit Gottes, damit die den Vätern gegebene Verheißung geschehe; an den Heiden dient er der Erbarmung Gottes; denn er ruft sie nach dem Reichtum seiner freien Gnade zu sich, weil er sich ihrer erbarmen will. So gehen in der Gemeinde die Verheißungen der Schrift in Erfüllung, die auch die Heiden zum Lob Gottes berufen und mit Israel zusammenfassen zu einträchtiger Anbetung und auch ihnen den Christus zeigen als den, aus dem ihre Hoffnung entsteht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

„Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit” (V. 7). Nicht unsere Würdigkeit, noch weniger ein übereinstimmendes Urteil in zweifelhaften Fragen bildet die Grundlage unserer Annahme durch Ihn. Als Er für uns starb, waren wir Gottlose und Feinde, und wenn Er als der Auferstandene und Verherrlichte uns jetzt aufgenommen hat, so ist es wahrlich nicht um deswillen geschehen, was wir waren oder was Er an und in uns haben würde, sondern in bedingungsloser Gnade, „zu Gottes Herrlichkeit”. Laßt uns diesem Beispiel folgen und einander aufnehmen, ob stark oder schwach, ob menschlich liebenswürdig oder nicht liebenswürdig, als Erlöste des Herrn, als Kinder Gottes, zu Gottes Verherrlichung! Behalten wir dieses Ziel: „Gottes Herrlichkeit” im Auge, so werden wir vor jeder kleinlichen Rechthaberei, vor Sektiererei und dergleichen bewahrt bleiben; es wird uns allerdings zugleich auch anleiten, die Tür vor solchen zu schließen, welche die Lehre Christi nicht bringen (2. Joh.), oder andere ernstlich zurechtzuweisen, die „nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandeln” (Gal. 2,11ff.). Die Liebe ist tragsam, aber auch treu.

Brockhaus 2013 – Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief

Die Aufforderung, dass wir einander aufnehmen, „wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“, schließt sich direkt der vorhergehenden an. Dabei geht es nicht zuerst darum, jemand in die Gemeinschaft am Tisch des Herrn aufzunehmen, sondern darum, dass wir einander einzeln aufnehmen. Wenn wir verstanden haben, dass wir Glieder voneinander sind, und unser Augenmerk nicht in erster Linie auf das Natürliche richten, fällt es uns leichter, einander zu begegnen und willkommen zu heißen. Sollte es uns einmal schwerfallen, dann wollen wir daran denken, dass auch Christus uns aufgenommen hat – ohne Rücksicht auf unsere Eigenarten. Wir sind gewiss nicht die liebenswürdigsten aller Menschen gewesen!
Wenn wir die Verherrlichung Gottes allem anderen voranstellen, so wie unser Herr es getan hat, wird es uns gelingen, „einander aufzunehmen“, und wir werden gesegnet sein.

Im Glauben leben – 9-2021

Paulus fährt fort, dies auf Beziehungen anzuwenden, indem er in Vers 7 sagt: Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Meine Annahme meiner Geschwister in dem Herrn ist eine Sache des Gottesdienstes. Ich tue das nicht einfach nur zu meinem eigenen Vorteil, damit ich bei den anderen in der Gemeinde beliebt bin. Wir sind aufgerufen, einander anzunehmen, einander zu achten und einander zu akzeptieren, zur Ehre Gottes. Wenn ich einen Bruder oder eine Schwester annehme, ohne ihn oder sie zu verurteilen, dann tue ich meinen Geschwistern gegenüber etwas, was Gott von mir verlangt. Und damit mache ich auf die Quelle des Ausharrens und des Trostes aufmerksam, die Gott Selbst ist. Und so wird Gott in unserer freundlichen Haltung zueinander verherrlicht.
Umgekehrt wird Gott verunehrt, wenn wir uns falsch verhalten, wenn wir rachsüchtig oder ungeduldig sind und wenn wir versuchen, uns gegenseitig in einem Geist des zerstörerischen Wettbewerbs zu entmutigen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir in Machtkämpfe, Eifersüchteleien und Begehrlichkeiten verwickelt sind und in Dinge, die menschliche Beziehungen zerstören. Dies offenbart einen Mangel an Gnade, und es ist eine Schande für den Leib Christi.
Paulus macht auf die Bedeutung Jesu in diesem Zusammenhang aufmerksam: Gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Jede Unwilligkeit meinerseits, andere Gläubige anzunehmen, zeugt von grober Undankbarkeit meinerseits gegenüber der Annahme, die ich bereits in Christus empfangen habe. Menschen, denen vergeben ist, sind Menschen, die vergeben. Wenn es euch in eurem Leben an einem Geist der Vergebung gegenüber anderen mangelt, so deutet das darauf hin, dass ihr nicht versteht, dass eure eigene Vergebung in den Händen Christi liegt.

Sproul 2022 – Römerbrief-Kommentar: Das Evangelium Gottes

Nun wird die Schlußfolgerung genannt. Wir können annehmen, daß die Gemeinschaft in Rom nicht nur aus Schwachen und Starken bestand, sondern daß es dort auch noch andere gab. Alle sind zusammen in Paulus‘ Aufforderung eingeschlossen: »Deshalb nehmt einander auf (bzw. an).« Das Wort »aufnehmen« ( proslambano ) erfordert eine Annahme von ganzem Herzen und ein herzliches Empfangen. Das gegenseitige Annehmen wird hier nicht als eine einfache Sache hingestellt, aber die Erinnerung daran, daß Christus die Gläubigen mit all ihren Eigentümlichkeiten aufgenommen hat, läßt keine Möglichkeit zur Ausrede bestehen. Man darf nicht vergessen, was Christus in jedem einzelnen erreicht hat.
    Durch das »euch« (im Gegensatz zur selteneren Lesart »uns«) nimmt Paulus sich aus dieser Aussage heraus, um seiner Aufforderung an die Römer mehr Nachdruck zu verleihen. Hier verdeutlicht er, daß Christus Gott verherrlichte, als Er Sünder annahm. Daher sind alle verpflichtet, zu bedenken, woher und warum sie berufen worden sind. Anstatt von persönlichen Dingen eingenommen zu sein, sollte das Vorbild Christi alles ins rechte Verhältnis rücken. Das Wohl aller Heiligen muß berücksichtigt werden.

Paulus verwendet »Starke« ( dynatos , »fähig«, entweder vom inneren Wesen her oder absolut für spezielle Zwecke), um sich selbst zu den Starken zu rechnen, damit er selbst unter derselben Verpflichtung steht.
    In diesem Fall sind »Schwachheiten« ( asthenêmata , »Schwachheit«, »Defizit an Stärke«) die Vorbehalte.
    »Schwache« ( adynatos , »schwach«, »unfähig«, »nicht imstande«) steht hier im Gegensatz zu dynatos.
»Ausharren« ( hypomonê ) kann auch mit »Geduld« übersetzt werden, bedeutet aber nicht Geduld im Sinne von stillem Warten und Vorüberziehenlassen der Flut der Ereignisse, sondern die Fähigkeit, Dinge zu ertragen und sie dabei in Triumph umzuwandeln. Es ist eine erobernde Geduld.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

der Einzelgänger

Wer sich absondert, trachtet nach einem Gelüst; gegen alle Einsicht (S. die Anm zu Kap 2,7) geht er heftig an. (Eig fletscht er die Zähne)
Elberfelder 1871 – Sprüche 18,1

Wer sich absondert, sucht nur nach eigenem Verlangen, er geht heftig gegen alles an, was heilsam ist.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 18:1

Dem Wunsch nur trachtet der sich Absondernde nach,
gegen alle Besinnlichkeit platzt er los.
Buber & Rosenzweig – Spr 18,1

Vorwände sucht ein Mann, der beschlossen hat,
sich von Freunden zu trennen,
zu jeder Zeit aber wird er dem Tadel ausgesetzt sein.
Septuaginta Deutsch 2009 – Spr 18:1

Der Eigenbrötler tut nur, was ihm in seinen Kram passt; heftig wehrt er sich gegen jede bessere Einsicht.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprichwörter 18,1

Der ursprüngliche Text dieses Verses ist schwierig. Manche sehen ihn als Zurechtweisung affektierter Überlegenheit. Wenn ein Mensch stolz darauf ist, sich von den Gefühlen und der Gemeinschaft mit anderen abzusondern, allem widerspricht, was gesagt wird, und eigene Vorstellungen vorantreibt, dann will er sein Verlangen befriedigen zu prahlen. Er sucht und mischt sich in Dinge, die ihn nicht betreffen, und beurteilt die Lage aller Menschen. Unsere Übersetzung (KJV) andererseits scheint den Vers als einen Ansporn zu verstehen, der Weisheit fleißig nachzujagen. Wenn wir Weisheit erlangen wollen, müssen wir danach verlangen. Wir müssen uns von all dem absondern, was uns dabei bremsen würde, ihr nachzujagen, wir müssen uns von dem Gedränge nach den wertlosen Dingen dieser Welt zurückziehen. Dann müssen wir mit allen Mitteln und Weisungen der Weisheit suchen und uns einmischen, das heißt, eine Reihe von Meinungen kennenlernen, damit wir alles prüfen und das Gute behalten können (1.Thess 5,21).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der Vers ist schwierig und hat viele Deutungen erfahren. LXX hat statt Erfüllung »Vorwand, Gelegenheit«. Schließt man sich ihr an, kann man in dem Abgesonderten einen Menschen sehen, der seinen Freund, vielleicht weil er verarmt ist, loswerden will. Oder der Abgesonderte ist jemand, der aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden ist, der nun mit »aller Kraft losbrechen« will – so wird dann der zweite Halbvers formuliert –, um sich zu rächen. Das hebr. Wort bedeutet »Gelüst, Begierde, erfüllter Wunsch«. Gern wird »eigenes« Gelüst o.ä. ergänzt. Aber man braucht den Spruch nicht nur so negativ zu sehen. Der Abgesonderte hat sich von der Gemeinde oder Volksgemeinschafty isoliert und trachtet nach Erfüllung seines Lebens oder eines besonderen Zieles ohne die Gemeinschaft, außerhalb ihres Bereiches. Vielleicht ist er von ihr enttäuscht, vielleicht hat sie (noch) kein Verständnis für sein Anliegen. Sie kann ihm also nicht raten, was gut ist oder erfolgversprechend. Er ist überzeugt, daß nur er den rechten Weg weiß. Deshalb begehrt er gegen alle Hilfe auf. Solche Menschen wird und muß es immer geben. Wenn diese Lebensweise zur Regel wird, sollte man die Mahnung von Hebr 10,25 beachten.

Wuppertaler Studienbibel

In Frieden – mit allen Menschen!

Beziehungen. Sie sind nicht immer einfach. Schlimmer noch: Manchmal sind sie zum Davonlaufen! Hast du dir auch schon mal gedacht: „Ich will mit keinem mehr was zu tun haben! Alleinsein ist immer noch besser als ständig verletzt zu werden“? Ich schon. Immer wieder. Doch sozialer Rückzug ist keine Alternative. In 18,1 (SCH) heißt es: „Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und wehrt sich gegen alles, was heilsam ist.“ Tatsache ist: Du brauchst andere Menschen, und je näher du ihnen kommst, desto eher wird es Konflikte geben. Um sie zu vermeiden – und zu lösen – will dir Gottes Weisheit helfen.

Vor vielen Jahren stand ich in einer Auseinandersetzung, die bereits einige Jahre andauerte. Die Fronten waren ziemlich verhärtet. Die Verbitterung auf beiden Seiten wuchs, und ein Ausweg schien nicht in Sicht. Ich schilderte die Situation dem Bibellehrer William MacDonald. Er riet mir: „Beuge dich so weit wie möglich, ohne dabei gegen deine Überzeugungen zu handeln.“ Anders gesagt: „Komm deinem Gegner entgegen – und geh dabei an deine persönliche Schmerzgrenze!“

Ein weiser Rat. Er erinnert mich an ein Wort des Apostels Paulus in Römer 12,18 (NeÜ): „Soweit es irgend möglich ist und soweit es auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden!“ Frieden: mit Eltern, Ehepartner und Kindern. Mit deinen Freunden, deinem Nächsten, deiner Obrigkeit. Nicht um jeden Preis: Wenn es um die Wahrheit des Evangeliums geht, darfst du Konflikten nicht aus dem Weg gehen.a Aber du sollst keiner sein, der Streit anzettelt. Hass schürt. Unruhe stiftet. Wenn du schuldig geworden bist, dann bitte um Vergebung. Sei zur Vergebung bereit. Und zur Versöhnung. Soviel an dir liegt, gib dein Bestes!

Kurze Reden langer Sinn: Ein Kurs zum Buch der Sprüche

Die Aussage dieses Verses erscheint manchem vielleicht sonderbar. Ist Absonderung denn nicht gut? Ja und nein, denn es kommt immer darauf an, wovon man sich absondert und zu wem oder was man sich wendet. Sondern wir uns von der Welt ab und zu dem Herrn Jesus hin, ist das natürlich positiv. Sondern wir uns aber vom Guten ab (z. B. von treuen Glaubensgeschwistern; Jud 19), ist das stets negativ. So auch hier. Man sondert sich ab, um heimlich eigenen Wünschen und Vergnügungen („Gelüst“) nachzugehen. „Wir alle irrten umher wie Schafe“ (Jes 53,6). Das ist ein typisches Merkmal gottloser Menschen.
Es kann auch sein, dass man mit den anderen nichts mehr zu tun haben will, weil diese anders denken. Man zieht sich verärgert oder beleidigt zurück, statt sich in Ruhe mit ihnen auszutauschen. „Gegen alle Einsicht“ geht man dann heftig an. – Dieser zweite Versteil kann aber auch bedeuten, dass eine böse Absonderung nicht zum Erfolg führt (FußEÜ).

Leben in Weisheit: Das Buch der Sprüche Vers für Vers praxisnah erklärt

Wenn wir Rat suchen, müssen wir aufrichtig sein, denn ein liebevoller und weiser Freund kann oft Gefahren und Umwege sehen, die uns verborgen sind. Es ist am besten, einem anderen Gläubigen gegenüber Rechenschaft abzulegen und sich der Autorität der geistlichen Leiter in unserer Gemeinde zu unterwerfen. In den mehr als vierzig Jahren meines Dienstes habe ich den schmerzhaften Niedergang mehrerer „einsamer Ranger“ miterlebt, die dachten, sie bräuchten den Rat anderer nicht. „Ein Mann, der sich abkapselt, sucht sein eigenes Verlangen; er wütet gegen alles weise Urteil“ (Spr 18:1, NKJV). Christen sind die Schafe Gottes, und wir müssen uns zusammenschließen. Als Glieder des geistlichen Leibes Christi (1. Korinther 12) gehören wir zueinander und brauchen uns gegenseitig.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Sprüche

»… wer sich absondert«, ist ein Individualist; er mag viele Gründe nennen für sein Handeln, doch im Kern sucht er nur »ein Gelüst«. Er will sich in seiner eigenen Welt selbst verwirklichen, und damit flieht er vor seiner Pflicht am Nächsten. Er ist ein von sich eingenommener, selbstverliebter Mensch. Als solcher verschließt er sich aller Korrektur: »… gegen alle Einsicht bricht er los«, jitgallac (wie in 17,14 und 20,3 [ein Verb, das nur im Buch der Sprüche verwendet wird]). Buber übersetzt »platzt er los«.
….
V. 1 – »Wer sich … absondert … setzt sich … wider alles, was gut ist, nämlich gegen die in jener Gemeinschaft vorhandene Weisheit, den Schatz der dem Volke Gottes überlieferten Erfahrung, deren weisen und besonnenen Rat er nicht mehr hören mag« (Dächsel).
V. 1 – »Der Weise steht in der Gemeinschaft anderer. Individualismus entspringt dem Trotz oder der Laune. Auch in der Gemeinde Jesu wird der Einspänner leicht zum wunderlichen Heiligen« (Hans Brandenburg, Das Buch der Sprüche, der Prediger und das Hohelied, S. 81).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

auf daß sie alle eins seien

Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben; auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.
Elberfelder 1871 – Johannes 17,20–21

Ich bitte aber nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen, die durch ihr Wort an mich glauben werden. Ich bete, dass sie alle eins sind, und zwar so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen sie in uns eins sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.
NeÜ bibel.heute Stand 2021 – Johannes 17:20–21

Ich bitte nicht nur für sie, sondern auch für alle, die durch ihre Worte an mich glauben,  damit sie alle eins sind — so wie du, Vater, mit mir verbunden bist und ich mit dir, so sollen auch sie mit uns verbunden sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Joh 17,20–21

Mein Gebet umfasst nicht nur sie allein, sondern alle, die durch ihre Botschaft dazu bewegt werden, mir zu vertrauen. Sie sollen alle zusammen eins sein, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin. So sollen auch sie in uns sein. Und so soll die Welt glauben, dass du mich beauftragt und gesandt hast.
das Buch – Joh 17:20–21

Wollte Jesus Einheit um jeden Preis? Auch um den Preis, die eigenen Überzeugungen den Anweisungen anderer unterzuordnen? Oder was meinte Jesus mit Einheit?

Der letzte Teil von Jesu Bitte (V. 20 – 26) galt den Gläubigen der Zukunft, die durch das Wort der Apostel zu ihm kommen würden. Im Kirchenzeitalter haben alle Christen direkt oder indirekt durch das Zeugnis der Apostel zu Christus gefunden. Jesus wußte, daß sein Auftrag von Erfolg gekrönt sein würde. Er würde sterben und auferweckt werden, er würde den Heiligen Geist senden, die Apostel würden predigen, die Menschen würden sich bekehren, und die Kirche würde entstehen. Wie jeder Hohepriester Israels die Namen der Stämme vor die Gegenwart Gottes in der Stiftshütte und im Tempel trug (vgl. 2Mo 28,9-12.21-29), so stellte Jesus, der große Hohepriester, die zukünftigen Gläubigen vor die heilige Gegenwart seines himmlischen Vaters (vgl. Hebräer 4,14-5,12;7,24-8,2).
Johannes

Jesus bat um die Einheit derer, die in der Zukunft zum Glauben kommen würden (vgl. V. 11.21 – 22). Dieser Vers ist ein Lieblingsvers der heutigen ökumenischen Bewegung. Es stimmt zwar, daß das Kirchenschisma ein Skandal ist, doch die Heilung liegt nicht in einer Union der Institutionen. Jesus betete nicht für den Zusammenschluß der Christen zu einer einzigen, weltweiten ökumenischen Kirche, in der neben der Orthodoxie auch Irrlehren verbreitet werden. Er betete umdie Einheit der Liebe, eine Einheit des Gehorsams gegenüber Gott und seinem Wort. Zwischen Einheitlichkeit, willkürlichem Zusammenleben und echter Einheit besteht ein Unterschied.
Alle Gläubigen gehören zu dem einen Leib Christi (1Kor 12,13); ihre geistliche Einheit manifestiert sich in ihrem Leben. Die Einheit, die Christus sich für seine Kirche wünscht, ist dieselbe wie die zwischen Vater und Sohn: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir (vgl. Joh 10,38;17,11.23). Der Vater vollbrachte seine Werke durch den Sohn, und der Sohn tat nur, was dem Vater gefiel (Joh 5,30;8,29). Diese geistliche Einheit soll sich auch in der Kirche zeigen. Ohne Einheit mit Jesus und dem Vater (sie in uns) können die Christen nichts bewirken (Joh 15,5). Es ist ihr Lebensziel, den Willen des Vaters zu tun.
Die Einheit der Jünger mit Jesus wird dazu führen, daß die Welt an den Vater glaubt: Daß du mich gesandt hast (vgl. Joh 17,23).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Sohn betet jetzt für die Ergebnisse der Ausbreitung des Zeugnisses nach Seinem Weggang. Sein Gebet beschränkte sich nicht auf die elf Apostel; es galt auch anderen Gläubigen. „Durch ihr Wort“ ist das wesentliche Mittel zur Verbreitung der Botschaft, wie die Samen aus der Samenkapsel einer Blume in alle Winde gestreut werden. Das NT kennt keine andere Methode, schon gar nicht die modernen Methoden der Unterhaltung des Fleisches. Paulus buchstabierte das Prinzip aus in 2Tim 2,2: Die Wahrheit breitete sich von ihm zu Timotheus aus und von diesem zu „treuen Leuten“, die schließlich „auch andere“ unterwiesen. Siehe auch Joe 1,3. Bei Paulus war es verschieden, da er eine Vision direkt vom Himmel empfing. In Seinem Gebet sah der Herr alle nachmaligen Bekehrten vor sich, deren Glaube dafür sorgte, daß sie ihre Stellung in Christus fanden. Die wesentliche Bitte war um Einheit, „auf daß sie alle eins seien“. Die Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn wird als ein Vergleich für die Einheit zwischen Gläubigen verwendet, wobei es hier nicht um die wesenhafte Einheit von Vater und Sohn geht, sondern vielmehr um Einheit im Denken und in der Absicht in göttlichen Dingen. In Hebräer 2,11-13 findet sich ein anderer Aspekt der Einheit: „alle von einem […] ich und die Kinder“. (Einssein in der Gottheit sehen wir in Versen wie Joh 1,1-3; Hebräer 1,8 ,aber das läßt sich hier nicht anwenden, auch nicht als Muster für alle Gläubigen.)
 Die Welt nimmt ein solches Zeugnis zur Kenntnis. Einige mögen glauben, aber nicht alle, und der Glaube würde seinen zentralen Gegenstand in dem vom Himmel Gesandten finden. Apg 5,13 zeigt uns am Beispiel der Bewohner Jerusalems, welches die Auswirkung eines solchen Zeugnisses ist. „Von den übrigen aber wagte keiner, sich ihnen anzuschließen“, wenn sie als geschlossenes Zeugnis zusammenstanden; aber „umso mehr Gläubige wurden dem Herrn hinzugetan“.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Diese Verse sind zur Zeit sehr umstritten. Deshalb wollen wir bei der Erklärung Schritt um Schritt vorgehen.

Jesus erweitert seine Fürbitte ausdrücklich: »Nicht allein aber für diese bitte ich.« »Diese« sind die anwesenden Jünger. »Sondern auch für diejenigen, die durch ihr Wort an mich glauben werden«: also wieder nicht für die Welt (vgl. V. 9)! Zieht man die Linie zu Joh 4,38 und Joh 10,16, dann ist klar, dass die später durch Mission Gewonnenen gemeint sind. Beachten wir Folgendes:
a) Das Johannesevangelium ist ein ausgesprochenes Missionsevangelium (vgl. Joh 4,5ff.; Joh 10,16; 11,52; 15,27; 20,21-29.31).
b) Jesus rechnet mit der Entstehung einer weltweiten Kirche.
c) Diese Kirche entsteht »durch« das »Wort«. Sie ist – wie Luther sagte – »creatura verbi«, d. h. eine Schöpfung des Wortes (vgl. Röm 10,17). Dessen Weitergabe ist unsere erste Pflicht. d) Die Formulierung »ihr (= der Jünger) Wort« fällt auf. Gemeint ist aber nichts anderes als das Wort, das Jesus nach V. 8.14.17 weitergegeben hat und das der Heilige Geist im Auftrag Jesu in apostolischer Zeit erläutert und ergänzt (Joh 4,26; 16,13). Dieses Wort wurde festgehalten (Apg 2,42). Sachlich sagen die Synoptiker dasselbe: »Wer euch hört, der hört mich« (Lk 10,16). e) Christen sind Leute, die an Jesus (»an mich«) »glauben«. An Gott glauben die meisten Menschen. Dass jemand an Gott glaubt, macht ihn aber noch nicht zum Christen. Vgl. Joh 17,3.

V. 21 nennt den Gegenstand der Fürbitte: »damit sie alle eins seien«. Denkt man an V. 11.22.23, dann zeigt sich, dass dieses »eins« sein für Jesus und Johannes sehr wichtig war. Derselbe Eindruck verstärkt sich, wenn man Joh 10,16 berücksichtigt: »eine Herde, ein Hirt«. Aber im neutestamentlichen Zusammenhang ist das längst nicht alles. Jesus (vgl. noch Joh 11,52) und Paulus legen den größten Wert auf die Einheit der Jünger (vgl. Röm 12,5; 1 Kor 12,12.20; Gal 3,28; Eph 2,14ff.; Eph 4,4ff.; Phil 1,27; 2,2). Was ist damit gemeint? Damit stehen wir vor einer schwierigen und umkämpften Frage

Hören wir zunächst auf Jesus selbst. Er spricht von »allen«. Dan vorher die gegenwärtigen und die später zum Glauben kommenden Jünger einander gegenübergestellt wurden (V. 20), heißt »alle« zunächst sämtliche Generationen der Glaubenden. Zugleich aber meint es die Einheit von ehemaligen Juden und ehemaligen Heiden. Gerade Letzteres – die Einheit von sog. »Judenchristen« und sog. »Heidenchristen« – war auch das Anliegen von Joh 10,16 und Joh 11,52, später dann von Paulus (Röm 9-11; Gal 3,28; Eph 2,14ff.). Jesus sah selbst während seiner Samarienmission (Joh 4), wie schwierig dieser Zusammenhalt war.

Sodann zieht Jesus einen Vergleich: »wie du, Vater, in mir und ich in dir«. Die Einheit von Vater und Sohn (vgl. Joh 10,30.38; 14,10-20) wird wie in V. 11 Maßstab und Vorbild. Vater und Sohn sind durch den Heiligen Geist verbunden. Deshalb kann es auch nur derselbe Heilige Geist sein, der die Jünger zur Einheit macht. Eine solche Einheit gibt es aber nur unter Wiedergeborenen (vgl. Eph 4,4ff.: »ein Geist« – »ein Glaube«). Deshalb sind alle Versuche, diese Einheit durch ein Primat des Papstes oder durch Vereinigung von Kirchen oder sonstwie organisatorisch zu erreichen, zum Scheitern verurteilt.

Jesus gibt noch eine weitere Erklärung: »damit auch sie in uns seien«. Das Einssein schafft die Gottesverbindung. Wer böswillig auf Einssein mit anderen Glaubenden verzichtet oder es stört, ist nicht mehr »in uns« = im Vater und im Sohn. Das ist eine äußerst ernste Warnung davor, das Einssein unter Wiedergeborenen zu gefährden. Unser Einzelgängertum, unsere Eifersucht, unsere Verletzlichkeit, unser Ehrgeiz, unsere Lieblosigkeit, unser Stolz sind nicht göttlich. Die apostolischen Mahnungen gehen in diese Richtung (vgl. Röm 12; 1 Kor 12; Eph 4,4ff.; 1 Petrus 1,22; 1 Joh 4,7ff.; Heb 13,1; Jak 2; Jud 1,21ff.).

Wir können jetzt das Wesentliche zusammenfassen. Jesus bittet in Joh 17,21 um das geistgewirkte Einssein der Jünger. Die Einheit, um die es hier geht, ist eine geistliche. Die Einheit von Vater und Sohn, Ursprung, Maßstab und Vorbild, wird mit der Stiftung des Neuen Bundes zu einer Einheit von Gott und Jüngerschaft und zu einer Einheit der Jünger untereinander. Diese Einheit gilt für alle Dimensionen: unter Judenchristen und Heidenchristen, unter Missionaren und Missionierten, unter den jeweils einer Generation Angehörigen (horizontal) und unter den Generationen (vertikal). Wer dieses geistgewirkte Einssein verletzt, ist in der Gefahr, nicht mehr »in« Gott zu sein. Sagen wir es kurz: Dieses Einssein ist erneuerte Existenz und schon ein Teil der neuen Schöpfung.

Es sei auf einen Punkt hingewiesen, der bei Joh 17,21 gerne übersehen wird. Wenn das Einssein durch alle Generationen der Kirchengeschichte hindurch gilt – sozusagen vertikal -, dann ist es nicht möglich, dass »moderne« Christen einen anderen Glauben haben als frühere. Vieles von dem, was heute über die »Anforderungen der Neuzeit«, über die »Modernisierung des Christentums« usw. gesagt wird, erweist sich von daher als irrig.

Ist aber das Einssein im Sinne von Joh 17,21 schon ein Teil der neuen Schöpfung, dann »predigt« es sozusagen der Umwelt. Dann kann auch geschehen, was Jesus am Schluss von V. 21 ausspricht: »damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast«. Ist an der Jüngerschaft die beginnende Neuschöpfung abzulesen, dann kann die Welt leichter glauben, dass der Stifter der Jüngerschaft tatsächlich von Gott »gesandt« wurde und der Messias ist! Deshalb ist das Einssein der Jünger keine Endstation, und auch nichts, worauf sie stolz sein sollen, sondern ein Mittel zur Mission. Daran wird noch einmal deutlich, wie groß unsere Verantwortung ist (ähnlich Joh 13,35).

Gerhard Maier – Edition C

In Bezug auf die Einheit betete er, dass die Gläubigen alle eins sein mögen (Johannes 17,21a). Als er für die Apostel betete, äußerte er eine ähnliche Bitte (Johannes 17,11b), und dieses Gebet wurde positiv beantwortet. Leider wurde das Gebet, das alle Gläubigen betrifft, nicht immer auf diese Weise beantwortet. In einem Sinne ist Jeschuas Gebet, dass alle Gläubigen im Leib des Messias vereint sind, positiv beantwortet worden. Die Passage geht jedoch über die positionelle Einheit hinaus, die alle Gläubigen im Leib teilen. Dieses Gebet schloss die Einheit der Gemeinschaft unter allen Gläubigen ein, und das ist nicht immer der Fall gewesen, noch war das ein rein nachapostolisches Problem. Die Apostelgeschichte und die Briefe berichten von Uneinigkeit unter den Gläubigen sogar im ersten Jahrhundert.

Wiederum gab Jeschua einen Grund für seine Bitte an, indem er sagte, dass durch die Einheit unter den Gläubigen die Welt erkennen würde, dass er tatsächlich vom Vater gesandt wurde (Johannes 17,23b). Eine solche Einheit ist möglich aufgrund der Innewohnung der Gottheit in den Gläubigen: Ich in ihnen und ihr in mir, damit sie zu einer Einheit vollendet werden (Joh 17,23a). Uneinigkeit, Machtkämpfe und unangemessene und unfaire Kritik unter den Gläubigen sind große Stolpersteine, die Menschen daran hindern, Jeschua als ihren Herrn, Retter und Messias zu erkennen. Manche Kritik ist notwendig, besonders im Bereich der Gemeindezucht. Viele Meinungsverschiedenheiten sind jedoch kleinlich, basieren auf Charakter, Persönlichkeitskonflikten, persönlichen Vorlieben oder der Unwilligkeit, einen Glaubensbruder aufgrund seiner Rasse oder seines sozialen Status zu akzeptieren. Solche Uneinigkeit ist ein Schandfleck für den Namen Jeschuas, des Messias. Wo Gläubige eine Einheit der Gemeinschaft zeigen, kommen Menschen zum Herrn, weil sie von der Liebe, die sie sehen, beeindruckt sind. Uneinigkeit hingegen wendet Ungläubige davon ab, sich mit der Frage der Messiasschaft Jeschuas auseinanderzusetzen und bringt so den Sohn Gottes in Ungnade.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

wer Gott liebt, auch

Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 4,21

Denkt an das Gebot, das Gottt uns gegeben hat: Wer Gott liebt, ist verpflichtet, auch die Geschwister zu lieben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Johannes 4:21

Gott selbst hat uns geboten, nicht nur ihn, sondern auch unseren Nächsten zu lieben.
Neues Leben Bibel 2014 – 1.Joh 4,21

Ok -ich soll meine Brüder lieben. Aber dann stellt sich natürlich die Frage, „wer ist mein Bruder“? Meint Johannes etwa, dass ich alle Menschen lieben soll, die sich als Christen ausgeben, oder nur die, die ich auch als Christen sehe? Und wie ist dass, wenn eine Gemeinde einen Christen „ausgeschlossen“ hat?
Vielleicht kann man es einfach machen: jeder, der vom himmlischen Vater geliebt wird, und von IHM als Sein Kind angesehen wird, sind wir unserer Liebe verpflichtet! Also unabhängig, ob „ausgeschlossen“ oder „Mitglied einer anderen Konfession“!

Wie gut fasst dieser Vers das Kapitel zusammen! Liebe ist der unfälschbare Beweis für einen wahren Gläubigen. Hass ist der untrügliche Beweis für ein Kind des Bösen. Falsche Lehrer spalteten die Herde und führten zu Konflikten.

„Bruder“ – zugegebenermaßen ist der Begriff „Bruder“ zweideutig. Er könnte christliche Kollegen oder menschliche Gefährten bedeuten. Johannes‘ wiederkehrende Verwendung von „Bruder“ für Gläubige impliziert jedoch die ursprüngliche Bedeutung.

Kommentar zu 1., 2. und 3.Johannes

Jemand, der von sich sagt, ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, behauptet etwas von sich, das nicht zutrifft: der ist ein Lügner. An verschiedenen Stellen bezeichnet Johannes ein solches Verhalten mit dem Oberbegriff „Lügner“ ( 1Joh 1,10;2,4.22;4,20;5,10; vgl. „lügen“ in 1Joh 1,6). Die Liebe zu dem unsichtbaren Gott (vgl. 1Joh 4,12) kann ihren konkreten Ausdruck nur in der Liebe zum sichtbaren Bruder finden. Außerdem hat Gott in seinem Gebot (V. 21; vgl. 1Joh 2,3;3,23-24;5,3 ) die beiden Formen der Liebe – die Liebe zu Gott und die Liebe zum Bruder – zusammengefaßt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wo die Bruderliebe verweigert wird, lebt der Mensch bei allem frommen Reden in der Lüge. Die geübte brüderliche Liebe erweist, dass wir in der Wahrheit, in der Wirklichkeit Gottes leben. Das sind eindeutige Sätze. Wer aber den Bruder nicht liebt, lebt nicht in der Lüge, sondern im offenen Ungehorsam, im Widerspruch zum Herrn. Denn Gott hat ausdrücklich ein Gebot gegeben. Jesus zeigt die Gottes – und Nächstenliebe (hier in der speziellen Form der Bruderliebe) in engster Verknüpfung als die Wurzel und Zusammenfassung aller Gebote Gottes (vgl. Mt 22,37ff.), und er gibt den Seinen das ausdrückliche Gebot der Bruderliebe (vgl. Joh 13,34). Wer die Liebe nicht lebt, lebt also ausdrücklich gegen das Gebot, gegen den Willen des Herrn.

Der Geist Gottes wirkt gewiss die Liebe in uns, aber es soll ganz deutlich sein, dass Jesus die Liebe auch will und fordert. »Gebot« für den Jünger Jesu heißt also (und das entkräftet alle Rede vom Zwang): »Was der Herr fordert, das gibt er zuvor.« Der Imperativ beruht immer auf dem Indikativ. Aber Jesus spricht auch ein »Gebot« aus für die Grundbewegung des neuen Lebens, weil wir auch und gerade als Geist erfüllte nicht Gehandelte, sondern Handelnde bleiben. Wir sind mit unserem Wollen und Willen gerufen, Gottes Willen zu tun. Der Geist vergewaltigt nicht. Ich kann ihn auch dämpfen. Deshalb gibt der Herr unserem Willen eine klare Weisung.

Gerhard Maier – Edition C

In Vers 21 wird uns eindrücklich gezeigt, daß die Liebe zu unseren Brüdern nicht nur dem Wesen der neuen Natur entspricht, sondern von Gott als ein Akt des Gehorsams Ihm gegenüber verlangt wird. Was ist wichtiger für uns, aber was auch demütigender, als der Gehorsam? Gibt es etwas Geziemenderes, etwas, was dem Wesen Christi ähnlicher ist, als den Gehorsam? Es ist der Platz, den Christus in Vollkommenheit eingenommen hat, bis zur Hingabe Seines Lebens in völliger Liebe zu uns. »Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen« (Joh. 10, 18). War es Ihm deswegen lästig, weil es als ein Gebot vom Vater kam? Nein, für unseren Herrn Jesus bedeutete es eine zusätzliche und unermeßliche Wonne, den Willen Gottes zu tun, koste es was es wolle. Seine vollkommene Liebe und das Gebot Seines Vaters vereinten sich in diesem Begehren. Und eine ähnliche Aufforderung ergeht nun an uns, die Kinder Gottes zu lieben: »Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.« Nicht nur sollten unsere Herzen zu dieser Liebe angetrieben werden, sondern wir wissen auch, daß wir Gott damit wohlgefallen und Seinen Willen ausführen. Und »wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit«, wie der Apostel vorher sagte (Kap. 2, 17). Laßt uns nie vergessen, daß Gott die Liebe zu Ihm mit der Liebe zu Seinen Kindern verknüpft; Er will das eine nicht ohne das andere haben. Seine Liebe sei unsere Liebe, Seine Verherrlichung unsere Verpflichtung, denn Er liebt jeden einzelnen von uns und alle zusammen mit derselben vollkommenen Liebe!

William Kelly – Was von Anfang war: Eine Auslegung der Johannesbriefe

Fünf der neutestamentlichen Briefe schließen mit der Aufforderung an die Gläubigen, einander mit einem heiligen Kuss zu grüßen oder zu begrüßen. Warum? Die Brüder grüßten die Brüder mit einem Kuss, als Beweis für eine reine, brennende Liebe, und die Schwestern grüßten die Schwestern mit einem Kuss als Beweis dafür, dass sie aus reinem Herzen inbrünstig liebten. Es reichte nicht aus, zu einem Menschen zu sagen: „Ich liebe dich“. Diese Liebe musste zum Ausdruck kommen, sie musste ausgedrückt werden. Oft versäumen es Christen, ihre Zuneigung zueinander in Christus auszudrücken. Und sie sind vielleicht zurückhaltend, wenn es darum geht, ihre Zuneigung zu Gott auszudrücken, der sie mit einer ewigen Liebe geliebt hat. Irgendwie gilt es heute als unmännlich, Gefühle zu zeigen. Aber Gott hat dem Kind Gottes eine neue Fähigkeit zur Liebe gegeben, damit diese Fähigkeit Gott und den Brüdern gegenüber zum Ausdruck kommen kann. Das Wort Gottes geht davon aus, dass das Kind Gottes Gott „zuerst“ lieben wird (1. Johannes 4,19), und es gibt auch ein Gebot, „dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebt.“

Aber da wir jeden Moment eines jeden Tages in einen Krieg verwickelt sind, versucht das alte Herz alles zu zeigen, wozu es fähig ist. Das alte Herz will seine Zuneigung auf das richten, was Gott hasst. Aber der Heilige Geist ist uns gegeben worden, um uns als neue Geschöpfe in Christus mit Energie zu versorgen und seine Frucht der Liebe hervorzubringen, damit Gottes Absicht, uns die Fähigkeit der Zuneigung zu geben, verwirklicht wird, wenn wir in die Gemeinschaft mit dem Herzen Gottes eintreten und dann diese Liebe zueinander manifestieren.

J. Dwight Pentecost – Entworfen, um wie er zu sein – Gottes Plan für Gemeinschaft, Verhalten, Konflikte und Reife verstehen

Wer echtes Unterscheidungsvermögen besitzt, bleibt still

Wer seinen Nächsten verachtet, hat keinen Verstand; aber ein verständiger Mann schweigt still.
Elberfelder 1871 – Sprüche 11,12

Seinen Genossen verlästert, wer des Herzsinns ermangelt,
aber der Mann von Verstand schweigt.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 11:12

Mit Fußtritten begegnet seinem Nächsten der Herzlose, aber der Mann unterscheidender Einsichten kann taub sein und schweigen.
Pfleiderer – Sprichwörter 11,12

Wer seinen Nächsten verachtet, ist unvernünftig, ein einsichtiger Mann aber schweigt.
Philippson-Bibel – Sprichwörter 11:12

Ach, wie schön wäre es, wenn nicht jeder über jeden herziehen müsste! Viele erinnern sich sicher an die Rubrik „Wir beobachten die Welt“, wo einem mitgeteilt wurde, was andere alles verkehrt machen – zum Beispiel, als die ersten Kirchen Geldautomaten aufstellten ….


Bei diesen Beziehungen in der Gemeinde ( V. 9-15 ) wird über das rechte und falsche Reden mehrere Male gesprochen (in Vers 9.11-13 ). Wer seinen Nächsten (vgl. Sprüche 14,21 ) verhöhnt ( bUz , „verachten, herabsetzen“; vgl. den Kommentar zu bUz bei Sprüche 1,7 b), dem mangelt es an Einsicht (vgl. den Kommentar zu Sprüche 6,32;10,13 ). Es ist einfach unsinnig, wenn jemand seinen Nächsten, mit dem er zusammen lebt oder arbeitet, verleumdet (vgl. Sprüche 10,18 ). Da daraus Entzweiung und Streit folgen, ist es weise, sich still zu verhalten (seine Zunge zu bewahren; vgl. Sprüche 10,19 ), auch wenn man etwas Unerfreuliches über seinen Nächsten weiß. Wer ein Geheimnis ausplaudert, der mißbraucht Vertrauen (das wird auch in Sprüche 20,19 festgestellt). Geschwätz wird auch in Sprüche 16,28;18,8;26,20.22 verurteilt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

[12] Für V. 12 gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Der Unverständige und der Verständige könnten sich gegenüberstehen: Der Verständige schweigt zu der Verachtung durch den Unverständigen. Oder einem Nächsten ist irgendein Mißgeschick unterlaufen. Sofort zeigt der Unverständige durch Verachtung seine unfehlbare Überlegenheit. Der Verständige aber schweigt. Er weiß, daß er nicht zum Richter berufen ist und daß er nicht ins Herz sehen kann; er kennt auch seine eigenen Fehler.

Wuppertaler Studienbibel

Die Verse 10 und 11 hatten vom Segen für das ganze Gemeinwesen gesprochen; diese beiden Verse handeln vom Umgang der einzelnen Glieder desselben miteinander.

»Wer seinen Nächsten verachtet«, sündigt (14,21). Die Gottlosen verachten einander (Ri 9,38); als Goliath David sah, verachtete er ihn (1Sam 17,42). Wer seinen Nächsten verachtet, wird auch den verachten, der in allem unser Nächster wurde, um uns zu retten (Jes 53,3). Wie verkehrt ist es dann aber, wenn Christen einen Mitchristen verachten (Röm 14,3.10)! Der Herr hat uns verboten, es zu tun (Mt 18,10). Wer andere verachtet, ist blind, denn er sieht nicht, wie erbärmlich er selber ist, und er hat in seiner Blindheit vergessen, wie Gott ist. Gott verachtet sein Volk nicht, obwohl es unwürdig ist (3Mo 26,44); er verachtet den Elenden nicht (Ps 22,25).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wenn ein Angehöriger sich einer Sekte angeschlossen hat, solltest du alles versuchen, um mit ihm in Kontakt zu bleiben. Die folgenden Ratschläge sollen dir dabei helfen, eine Brücke zu bauen, die nicht einstürzt.
• Bleibe höflich, wenn es in dem Gespräch um die Sekte und ihre Leiter geht.
• Vermeide es, die Leiter und die Mitglieder der Sekte zu kritisieren oder lächerlich zu machen. Du bewirkst dadurch nur eine Abwehrhaltung.

SPRÜCHE 11,12
Wer seinen Nächsten verachtet, ist ohne Verstand, aber ein verständiger Mann schweigt.
• Übergib deinen Zorn dem Herrn und reagiere stets freundlich.
• Vermeide es, negativen Gefühlen Ausdruck zu geben und Streitgespräche zu beginnen, auch wenn du über die Sekte verärgert bist.

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Ein Beispiel wie wahre Christen mit „anderen Meinungen“ umgehen:

Als die Wesleyanischen Methodisten in Painswick eine Kapelle ganz in der Nähe seiner eigenen Versammlung eröffneten, betete der verstorbene treffliche Cornelius Winter am vorhergehenden Sonntage dreimal öffentlich in den Gottesdiensten, dass jenen Brüdern Ermutigung und Erfolg geschenkt werden möchte. Und als Herr Hoskin von Bristol, der independentische Prediger der Gemeinde Castle-Green, ein Versammlungshaus in der Tempelstraße eröffnete, was tat da der unvergleichliche Easterbrooke, der landeskirchliche Pfarrer der Parochie? Am Eröffnungsmorgen war er fast der erste, der die neue Kapelle betrat. Er nahm vorne in der Nähe der Kanzel Platz, und als der Gottesdienst zu Ende war, ging er dem Prediger an den Fuß der Kanzeltreppe entgegen, schüttelte ihm beide Hände und sprach mit lauter Stimme: »Ich danke Ihnen von Herzen, lieber Bruder, dass Sie gekommen sind, um mir zu helfen; hier ist Raum genug für uns beide und Arbeit genug für uns beide, ja viel mehr, als wir beide vollbringen können, und ich hoffe, der Herr wird unsere gemeinsame Arbeit in diesem guten Werke segnen.« William Jay † 1853.

Spurgeon – Die Schatzkammer Davids: Eine Auslegung der Psalmen