Ich aber, in meiner Lauterkeit hast du mich aufrecht gehalten und mich vor dich gestellt auf ewig. Elberfelder 1871 – Psalm 41,13
Mich da in meiner Schlichtheit, du hast mich gefaßt, stelltest mich vor dein Antlitz auf Weltzeit. – Buber & Rosenzweig – Psalm 41:13
Ich aber – in meiner Unschuld stützt du mich und stellst mich vor dein Angesicht für immer. – Die Philippson-Bibel – Psalm 41,13
Ja, ich weiß es: Weil ich aufrichtig bin, bist du meine Stütze und mein Halt. Du stellst mich wieder auf die Füße und lässt mich nahe bei dir bleiben für immer und ewig. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 41:13
Jehovah hatte einen besonderen Bund mit David geschlossen, und David konnte sich deshalb besonders gesegnet fühlen. Trifft das auch auf Dich und mich zu? Haben auch wir einen besonderen Bund mit Gott?
David hat sich jetzt seiner Feinde entledigt. Das Gebet um Vergeltung macht den Betroffenen von eigenen Rachegelüsten frei. Deswegen kann David Gott neu sein Vertrauen bekunden, was sich in einer demütigen Bitte ausdrückt: Daran erkenne ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind nicht über mich jauchzt. Zwar ruht Gotteserkenntnis auf der Zuwendung Gottes, aber diese ist auch zugleich eine Abwendung vom Gottfernen. Dieses Sichtbarwerden Gottes erbittet David. Die Bitte um »irdisch-diesseitige« (Kraus) Vergewisserung der Rettung zeigt einmal mehr, wie realitätsbezogen ein biblischer Beter seinem Gott gegenüber auftreten kann. Denn Rettung durch Gott ist immer Rechtfertigung vor den Bestreitern. Darum gehört zur biblischen Rechtfertigung, daß die Lauterkeit des Gerechten in aller Öffentlichkeit herausgestellt wird. Entscheidend aber ist, daß David nun weiß, daß er vor (Gottes) Angesicht gestellt ist für ewig. Mit dem Blick auf Gott schwindet schließlich auch der Blick auf den Niedergang der Feinde.
Wuppertaler Studienbibel
»Daran merke ich, dass du Gefallen an mir hast«: David hat gelernt, dass alles an Gottes Wohlgefallen liegt. Im vorhergehenden Psalm zeigt er, wie er eines Tages begriff, dass Gott kein Wohlgefallen an Schlachtopfern hatte (Ps 40,7; 51,18). Er hat Wohlgefallen an Gehorsam (Ps 40,9), und ihm gefällt ein gebrochenes Herz (Ps 51,19). David war ein Prophet und darum wusste er auch, was wir wissen: Es gefiel Gott, seinen Sohn zu zerschlagen (Jes 53,10) und ihn danach zu erhöhen; und es gefällt Gott, alle, die Christus mit seinem Blut für Gott erkauft hat, zusammen mit ihm zu erhöhen (Eph 2,1.6). Gott lässt die Feinde nicht über die darniederliegenden Heiligen »jauchzen«. Nein, Gott richtet sie auf und stellt sie vor sich »auf ewig«. Was Gott dem Abraham schon befohlen hatte (1Mo 17,1), wird er all seinen Heiligen befehlen. »Du hältst mich fest«: wie in Psalm 63,9. David verwendet auch dort das Verb tâmak. Gott selbst hat ihn ergriffen, und er lässt ihn nicht mehr los. Paulus sagt etwas ähnliches in Philipper 3,12. Und hat der Sohn Gottes nicht selbst gesagt, dass die Schafe seiner Herde alle in seiner Hand sind (Joh 10,28)? Es wird am Ende nicht der Feind über die Heiligen Gottes jauchzen, sondern die Heiligen werden jauchzen (Jes 65,13.14; Mal 4,2.3). Aber es wird jemand noch lauter jauchzen als sie: Der Erlöser und starke Retter der Heiligen Gottes (Jud 25).
V. 13 – »meine Unschuld«: tummî. Das Hauptwort tôm ist vom Verb tâm abgeleitet mit der Bedeutung »ganz / vollständig / unversehrt sein« (Ps 64,7). Entsprechend bedeutet es »Ganzheit«, »Unversehrtheit«, »Vollständigkeit« (Jes 47,9). Als sittliche Eigenschaft steht der Begriff für Redlichkeit, Lauterkeit, Unschuld, Integrität. Siehe Ps 7,9; 25,21; 78,2; 101,12; Spr 10,29; 13,6; Hi 4,6.
Benedikt Peters – Die Psalmen
Gott in seiner Barmherzigkeit gibt uns nicht, was wir verdienen, und Gott in seiner Gnade gibt uns, was wir nicht verdienen, und er tut dies aufgrund von Jesus Christus, seinem Sohn, der für uns am Kreuz gestorben ist. David betete um Gnade, weil er wusste, dass er gesündigt hatte (V. 4). Er bekräftigte auch seine Integrität (V. 12), denn er war in Demut und Unterwerfung vor dem Herrn gewandelt (7,8; 18,19-25; 25,21; 78,72). Als er mit seinen Sünden konfrontiert wurde, bekannte er sie und suchte das Angesicht des Herrn (2 Sam. 12:13ff). David wollte Gnade für sich selbst, aber nicht für seine Feinde, außer für seinen Sohn Absalom (2 Sam 18,5). Warum? Weil seine Feinde (insbesondere Absalom) Verrat an dem vom Herrn erwählten und gesalbten König begangen hatten. Es handelte sich nicht um einen persönlichen Rachefeldzug Davids, sondern um die Sorge um die Zukunft des Volkes Israel und der Dynastie Davids. Als Herrscher des Landes schwang David das Schwert der Gerechtigkeit (Röm 13,1-4), und auch heute noch bestrafen Nationen Verrat mit dem Tod.
Mehr als alles andere wollte David Gott gefallen (V. 11; 18:19; 22:8; 35:27; 2 Sam. 15:26). Er vertraute darauf, dass der Herr ihn heilen, ihn wieder auf den Thron setzen und mit seinen Gegnern fertig werden würde. Mehr noch, er war sicher, dass er eines Tages in der Gegenwart des Herrn sein und für immer in seinen heiligen Höfen im Himmel dienen würde (V. 12; 16:11; 17:15; 21:6; 101:7; 2 Sam. 7:16).
Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend finden wird! Elberfelder 1871 – Matthäus 24,46
Ein solcher Diener darf sich freuen, wenn der Herr zurückkehrt und ihn bei seiner Arbeit findet. Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 24:46
Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei dieser Arbeit findet – wie sehr darf sich dieser Diener freuen! Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Matthäus 24,46
Denkt einmal an jemanden, der für die Versorgung der Arbeiter eingesetzt wurde. Wenn der Mann zuverlässig ist und sich wirklich um die Belange der Leute kümmert, kann sein Chef zu jeder Zeit unangemeldet auftauchen, er wird ihn immer auf seinem Posten finden. Willkommen daheim – Matth 24,45–46
Wenn man die Verse im Zusammenhang liest, erkennt man, dass Jesus nicht von einem einzelnen Sklaven spricht, sondern dass der Hausherr viele Diener hinterlassen hatte. Wenn wir zum Beispiel an Paulus oder Lukas denken, erkennen wir schnell, dass diese NICHT zur Gruppe der Apostel in Jerusalem gehörten – und trotzdem oder gerade deshalb (??) hatten sie das Vorrecht einige Bibelbücher beizusteuern! Und wie ist es mit DIR? Hat Gott eine Aufgabe für DICH persönlich, um deinen Glaubensbrüdern zu helfen? Oder überläßt du deine Aufgabe, die Gott dir gegeben hat, einfach anderen?
Wenn Christus zurückkehrt, wird er seine Knechte prüfen. Wie der Herr in der Geschichte, die Jesus erzählte, alle seine Besitztümer seinem Knecht anvertraut hatte, so hat Gott die Sorge für alle Dinge auf Erden seinen Knechten übergeben. Die innere Einstellung der Knechte äußert sich darin, wie sie mit der ihnen übertragenen Aufgabe umgehen. Der Herr wünscht sich Knechte, die seinen Willen gewissenhaft ausführen, ähnlich wie jener erste Knecht im Gleichnis (V.45 – 46). Ein solcher Knecht wird bei der Rückkehr des Herrn für seine Treue belohnt werden (V.47). Doch ein Knecht, der das ihm Anvertraute veruntreut und seine Arbeit vernachlässigt, wird streng bestraft werden. Er denkt möglicherweise bei sich selbst, „mein Herr kommt noch lange nicht“, behandelt seine Mitknechte schlecht (fängt an sie zu schlagen) und führt einen schlechten Lebenswandel (ißt und trinkt mit den Betrunkenen). Wie die bösen Menschen in Noahs Tagen (V.37-39) soll er keine Vorahnung des Gerichtes haben (V.50). Doch das Gericht wird kommen und mit jenem wird verfahren werden wie mit einem Heuchler – denn das ist ein nicht vertrauenswürdiger Knecht im Grunde. Sein Herr wird ihn verstoßen und der ewigen Verdammnis überantworten (Heulen und Zähneklappern; vgl. den Kommentar zu Mt 13,42). Genauso aber wird das Gericht bei der Wiederkunft Christi die Bösen auf ewig von Gott scheiden.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Der zweite ist der »treue und kluge Knecht«, doulos, »Sklave«, der verantwortlich ist, die übrigen Angehörigen des Haushaltes mit Speise zu versorgen. Bei allen Schwierigkeiten muß dieses Aufgabe ausgeführt werden, bis sein Herr kommt, der ihn dann über seinen ganzen Besitz setzen wird. Wer im Geringsten treu gewesen ist, wird Gelegenheit bekommen, seine Treue über Großes zu erweisen (Lk 16,10). Die Treue durch alle Schwierigkeiten der letzten sieben Jahre hindurch wird mit umso größerer Teilhabe an der Regierung und Verantwortung im Reich belohnt werden. Die Treuen werden mit Christus herrschen, da sie sich nicht vom Tier beherrschen ließen. Heute erwartet Gott ebenso, daß die Glaubenden in ihrem Dienst treu sind. Im Neuen Testament finden sich folgende Männer, die treu genannt werden: Paulus (1Tim 1,12), Timotheus (1Kor 4,17), Tychikus (Eph 6,21), Epaphras (Kol 1,7; 4,7), Onesimus (Kol 4,9) und Silvanus (1 Petrus 5,12). Wir vertrauen Ihm, das heißt, wir verlassen uns auf Seine treue, weil Er treu ist (1Kor 1,9). Der hier erwähnte Dienst besteht darin, »die Speise zu geben zur rechten Zeit«. Das ist heute die Aufgabe der Lehrer und der Ältesten, die lehrfähig sein müssen (1Tim 3,2). Die Aufseher müssen die Versammlung Gottes weiden (Apg 20,28); die Ältesten müssen »die Herde Gottes, die bei euch ist« hüten (1 Petrus 5,2), damit die Gemeinde erbaut werde und die Gläubigen den Gedanken und der Gesinnung Christi entsprechen. Der Herr erwartet, daß dieser Dienst stattfinde, bis Er kommt, ebenso wie Er erwartet, daß wir das Brot brechen und so Seinen Tod verkündigen, bis Er kommt (1Kor 11,26). Die Glieder der Gemeinde werden für treuen Dienst mannigfaltigen Lohn empfangen.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Der Schwerpunkt des dritten Gleichnisses liegt auf der Arbeit, und wieder bezieht es sich auf Gläubige und Ungläubige und auf das zweite Kommen. Um sicherzustellen, dass die Gläubigen die vorherige Betonung des Zuschauens nicht dahingehend missverstehen, dass es bedeutet, „nur dazusitzen und den Himmel anzuschauen“, betont das dritte Gleichnis die Notwendigkeit zu arbeiten, während man wartet. Wenn der Messias wiederkommt, wird dies geschehen, während die Gläubigen mit ihrer Arbeit beschäftigt sind. Der Gläubige wird bei der Arbeit gefunden werden, aber der Ungläubige wird nicht bei der Arbeit gefunden werden. Die Formulierung „ein Tag, an dem er nicht erwartet“ bezieht sich auf den Ungläubigen, der die Rückkehr des Messias nicht erwartet. Was die Arbeit des Gläubigen bedeutet, wird bei der Anwendung der Gleichnisse erörtert.
Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020
„Der Gerechte aber wird aus Glauben (d. h. auf dem Grundsatz des Glaubens) leben“; (Hab 2,4) und: „Wenn jemand (O. er) sich zurückzieht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben“. Elberfelder 1871 – Hebräer 10,38
Wer mir im Glauben vertraut und das Rechte tut, wird durch sein Vertrauen am Leben bleiben. Wer aber mutlos aufgibt, mit dem will ich nichts zu tun haben.« Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 10,38
Und weiter sagt Gott: »Der, der sich auf mich verlässt und im Glauben festbleibt, wird leben.*1 Wenn er sich aber von mir abwendet, werde auch ich nicht zu ihm halten.*2« *1 Od Der, der sich auf mich verlässt, wird aufgrund seines Glaubens leben. W Mein Gerechter wird aufgrund seines Glaubens leben (aL(2) Der Gerechte wird aufgrund seines Glaubens an mich leben). *2 Od Wer sich aber von mir abwendet, zu dem werde auch ich nicht halten. Habakuk 2,3.4 (z. T. nach der Septuaginta); vergleiche Jesaja 26,20. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebr 10,38
Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber meichen wird, an dem wird meine Seele keinen Gefallen haben.“ Protestantenbibel – Hebr 10:38
Wenn sie über die offensichtliche Verzögerung der Wiederkunft Christi bekümmert sind, so können sie sich in der Gewißheit beruhigen, daß es nur noch eine kleine Weile dauern wird, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben. Diese Formulierung und das Folgende sind der Septuaginta-Übersetzung von Jes 26,21 und Hab 2,3-4 entnommen. Es handelt sich dabei allerdings nur um Anspielungen und nicht um präzise Zitate, wie das Fehlen einer einleitenden Wendung, etwa „er sagt“ zeigt. In dem Ausdruck „Mein (oder „der“) Gerechter“ (nur einige wenige griechische Handschriften haben die Lesart „mein“) taucht der paulinische Gedanke des durch den Glauben gerechtfertigten Menschen auf. Es ist anzunehmen, daß der Verfasser des Hebräerbriefes diesen Gedanken ähnlich verstand. Ein Gerechtfertigter soll aus Glauben leben – wie es der Briefschreiber seinen Lesern nahegelegt hat. Wenn er aber zurückweicht, d. h., wenn ein solcher „Gerechter“ abfällt und sein christliches Bekenntnis schmäht, so kann Gottes Wohlgefallen nicht länger auf seinem Leben ruhen. Im Bewußtsein der schwerwiegenden Konsequenzen seiner Aussage mildert der Schreiber das Gesagte und behält damit den ermutigenden Ton bei, der ihm hier so wichtig ist.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Diese Hoffnung wird zur stärksten Antriebskraft des Glaubens. 38 An ihr scheiden sich Glaube und Unglaube, Gerettetwerden und Verlorengehen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten der Entscheidung — nur einen Weg zum Leben, zur ewigen Rettung. Ganz unbekümmert kann der Apostel das Wort des AT aus der Sicht der ntst Offenbarung auslegen und verkündigen: Mein Gerechter wird aus Glauben leben. Was heißt das? Doch nichts anderes, als daß die wahre, vor Gott geltende Gerechtigkeit allein dem Glaubenden geschenkt und zugerechnet wird. Der Glaube an Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit; wer durch Glauben gerecht geworden ist, erlangt die Verheißung. Wer aber diesen einzig krisenfesten Grund verläßt oder durch Schuld des Unglaubens überhaupt nicht findet, an dem hat Gott keinen Gefallen; er verfällt unerbittlich dem Gericht Gottes und dem ewigen Verderben. Die Gemeinde Jesu ist die Schar der Menschen, die endgültig ihre Entscheidung für Christus getroffen haben. Hatte der Apostel in Vers 23 die Gläubigen zum Festhalten am Bekenntnis der Hoffnung aufgefordert, zum öffentlichen Zeugnis ihres Glaubens vor der Welt, so legt er hier noch einmal ein persönliches Bekenntnis zur Hoffnung der Gemeinde vor den Gläubigen ab, zur Stärkung und Bestätigung ihres Glaubens. Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen, um zugrunde zu gehen, sondern zu denen, die glauben und die Seele retten. Wieder schließt er sich mit den Empfängern seines Briefes zusammen und versichert ihnen noch einmal: Wer im Glauben lebt, ist sich seines Weges und Zieles ganz gewiß.
Wuppertaler Studienbibel
Vielleicht fürchten sich die Leser davor, dass die Erfüllung der Verheißung sich in die Länge zieht. Diese Befürchtung ist aber ganz grundlos, betont unser Verfasser. Nach seinem Versprechen wird Christus bald wiederkommen (vgl. Joh 16,16 -19; Offb 3,11). Seid also wachsam – in Glauben und Beharrlichkeit! Die Naherwartung Christi wird durch einen Schriftbeweis aus Habakuk 2,3f. gestärkt. Möglicherweise hat der Verfasser sich mit der Wendung »über eine kleine Weile« an Jesaja 26,20 angelehnt. Auf jeden Fall steht die Wendung als ein bedeutsames Vorzeichen für die folgende Ermahnung. Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll«. Dem Ausharren der Christen ist also eine Grenze gesetzt. Bald wird Christus kommen. (Vgl. auch Jak 5,8; 2Petr 3,9 .) Wie gewöhnlich wird die Bibelstelle Habakuk 2,3f. nach LXX angeführt. Damit erklärt sich die Abweichung von dem hebr. Text. Die Umstellung der beiden Aussagen aus Habakuk 2,4 geht aber auf den Verfasser des Hebräerbriefes zurück. Dem hebr. Text zufolge wird das Gesicht, das der Prophet gesehen hat, als eine Weissagung Gottes verstanden, die »gewiss kommen und nicht ausbleibend«, d. h. die in Erfüllung gehen wird. In LXX hat man dagegen ein männliches Subjekt angenommen und so eine messianische Deutung nahegelegt; denn im NT, wie im frühen Judentum, wird der Messias als »der, der kommen soll« bezeichnet (vgl. u. a. Mt 3,11; 11,3; 21,9; 23,39; Lk 13,35; Joh 1,15.27; 3,31; 6,14; 11,27; Offb 1,4). Also darf unser Verfasser getrost feststellen: »Der Kommende wird kommen und nicht hinziehen.« Die Wiederkunft Christi steht unmittelbar bevor. Selig, wer ausharrt; er wird auch an der zukünftigen Herrlichkeit beteiligt werden. Die Weissagung Habakuk 2,3f. ist aber nicht nur als ein Trostwort zu hören, sondern muss auch als eine Warnung hingenommen werden. Diese Zweideutigkeit kommt durch die Umstellung der beiden Aussagen Habakuk 2,4 noch stärker zum Vorschein. Während »mein Gerechter aus Glauben leben wird«, soll der sich in Acht nehmen, der auf den Gedanken kommen möchte zu »weichen«. – »Aus Glauben leben« bedeutet, sich treu an die Verheißungen Gottes zu halten. Der Apostel Paulus führt auch dieses Zitat Habakuk 2,4 an, um zu zeigen, dass die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben empfangen wird (vgl. Röm 1,17; Gal 3,11). Der, der im Glauben und Vertrauen an Gott festhält, wird leben. Sowohl bei Paulus als auch bei dem Verfasser des Hebräerbriefes ist das Heil als Gabe Gottes verstanden, die im Glauben empfangen wird (vgl. Heb 11,7). Dieser Glaube bewährt sich in der Bereitschaft, auf Gott zu warten (vgl. Lk 21,19). Wenn aber der Mensch versagt, zieht er sich das Missfallen Gottes zu. »Kein Gefallen an jemandem haben« fällt eben mit der Verurteilung Gottes zusammen (vgl. Heb 10,27.30.31). »Weichen« meint, dass ein früher vertretener Standpunkt aufgegeben wird, ist also in diesem Zusammenhang identisch mit Abfall.
Gerhard Maier – Edition C
In Vers 37.38 zitiert der Schreiber Habakuk 2,3.4 um zu zeigen, dass Gott sein Ziel zu seiner Zeit erreichen wird, auch dann, wenn es aus menschlicher Sicht so scheint, als ob er sich damit Zeit lässt bzw. sich verspätet. Wenn die Leser vollständig verstehen, dass Gott die Absicht hat, sein Ziel zur rechten Zeit zu verwirklichen, wird ihnen das in Zeiten der Verfolgung neue Hoffnung geben. Sich aus Furcht zurückzuziehen ist typisch für einen Ungläubigen. Das Kennzeichen eines Gläubigen ist, aus Glauben zu leben: Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.
Hoffart geht dem Sturze, (Eig dem Zusammenbruch; so auch Kap 18,12) und Hochmut dem Falle voraus. Elberfelder 1871 – Sprüche 16,18
Voraus dem Zusammenbruch: Hoffart, voraus dem Straucheln: Überhebung des Geistes Buber& Rosenzweig – Sprüche 16:18
Wer zugrunde gehen soll, wird vorher stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall. Luther21 – Sprüche 16,18
Die meisten Amerikaner denken, sie seien überdurchschnittlich gut
Eine im Mai 2014 von YouGov durchgeführte Umfrage ergab, dass nur 4 Prozent der Amerikaner glauben, sie seien weniger intelligent als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die meisten (55 Prozent) denken, dass sie intelligenter sind als der Durchschnitt. Die Umfrage ergab auch, dass wohlhabendere Befragte eher der Meinung sind, dass die Amerikaner im Allgemeinen unintelligent sind. Da 49 Prozent der Amerikaner tatsächlich weniger intelligent sind als der Durchschnitt, würde dies darauf hindeuten, dass viele Menschen die Ermahnung des Paulus ignorieren, sich nicht höher einzuschätzen, als wir wirklich sind. Diese Ergebnisse scheinen zu zeigen, dass Demut eine fehlende Zutat im modernen amerikanischen Leben sein könnte.
Most Americans Think They Are above Average – 300 Predigtbeispiele
Was hält die Menschen davon ab, den Weg der Geraden (V. 17) zu gehen? Es ist ihr »Stolz«, und was sucht der Stolze, wenn nicht Ehre? Doch vor alle Ehre hat Gott Demut gesetzt (15,33), und auf Hochmut hat er »Einsturz« verhängt. »Stolz«, gâᵓôn, wörtlich »Hoheit« (in den Sprüchen nur noch in 8,13; ferner u. a. in 2Mo 15,7; Jes 2,10 [von Gott]; Hes 7,24; Am 6,8 [von Menschen]), wächst, wenn wir den HERRN nicht fürchten, und wächst dieser, ist der »Einsturz«, šæbær (wie 15,4: »Bruch«; in Jes 30,13 für den Einsturz einer Mauer; in Jes 30,14 für das Zerbrechen eines Kruges), gewiss, denn Hochmut ist Sünde (21,4), darum hasst ihn der HERR (8,13). Der Satan wollte seinen Thron erheben »hoch über die Sterne Gottes« (Jes 14,13) und wurde darauf »hinabgestürzt in die tiefste Grube« (Jes 14,15). Als König Nebukadnezars »Herz sich erhob und sein Geist sich zur Vermessenheit verstockte, wurde er vom Thron seines Königtums gestürzt« (Dan 5,20). Und König Herodes kleidete sich in ein blendendes Gewand und ließ sich zujubeln, als wäre er ein Gott. Dafür »schlug ihn ein Engel des Herrn … und von Würmern zerfressen, verschied er« (Apg 12,23). Der HERR hat einen Tag festgelegt, »einen Tag über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden«. An jenem Tag »wird der Hochmut des Menschen gebeugt und die Überheblichkeit der Männer erniedrigt werden; und Jahwe wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag« (Jes 2,12.17). Man bedenke, mit wem wir es zu tun bekommen, wenn wir im Stolz einhergehen. Der Herr selbst wird uns dann zum Feind und streitet gegen uns (vgl. Jes 63,10). Hohe Augen sind ihm ein Gräuel (Spr 6,16–17); er widersteht den Hochmütigen (1Petr 5,5). Und ist Gott gegen uns, wer will uns dann »vor dem Straucheln« bewahren, vor dem endgültigen Fallen und Absinken in die Grube des Verderbens?
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Aber wir müssen immer noch die wichtige Frage beantworten: „Warum hat Salomo Sprichwörter verwendet und nicht eine andere Art von literarischem Ansatz, als er diese göttlichen Wahrheiten aufzeichnete?“ Denken Sie daran, dass der durchschnittliche jüdische Erwachsene, abgesehen von Königen, Propheten und Priestern, keine Kopien ihrer heiligen Bücher besaß und sich auf sein Gedächtnis verlassen musste, um über Gottes Wahrheit meditieren und diskutieren zu können (5. Mose 6,1-9). Wenn Salomo eine Vorlesung über Stolz geschrieben hätte, würden sich nur wenige Menschen daran erinnern, also schrieb er stattdessen ein Sprichwort: „Hochmut kommt vor dem Fall, ein hochmütiger Geist vor dem Fall“ (Spr 16:18, NIV). Im hebräischen Original gibt es nur sieben Wörter, und selbst ein Kind könnte sich sieben Wörter merken!
Da Sprichwörter kurz und bildhaft sind, kann man sie leicht auswendig lernen, abrufen und weitergeben.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Viele Theologen glauben, dass Stolz die „Sünde aller Sünden“ ist, denn es war Stolz, der einen Engel in den Teufel verwandelte (Jes 14,12-15). Luzifers „Ich will sein wie der Allerhöchste“ (V. 14) forderte den Thron Gottes selbst heraus; im Garten Eden wurde daraus: „Du wirst sein wie Gott“ (Gen 3,5). Eva glaubte es, und Sie kennen den Rest der Geschichte. „Ehre sei dem Menschen in der Höhe“ ist der Schlachtruf der stolzen, gottlosen Menschheit, die sich immer noch Gott widersetzt und versucht, den Himmel auf Erden zu bauen (11:1-9; Offb. 18).
„Der stolze und hochmütige Mann – ‚Spötter‘ ist sein Name; er benimmt sich überheblich“ (Spr 21:24, NIV). „Vor dem Untergang ist das Herz eines Menschen stolz, aber vor der Ehre kommt die Demut“ (18:12, NIV; siehe 29:23). Gott hasst „einen stolzen Blick“ (6:16-17) und verspricht, das Haus der Stolzen zu zerstören (15:25). So gut wie jeder Christ kann Sprüche 16:18 zitieren, aber nicht alle von uns beherzigen ihn: „Hochmut kommt vor dem Fall, und ein hochmütiger Geist kommt vor dem Fall“ (NKJV).
Der heilige schottische Prediger James Denney sagte: „Kein Mensch kann gleichzeitig Zeugnis für Christus und für sich selbst ablegen. Kein Mensch kann den Eindruck erwecken, dass er selbst klug ist und dass Christus mächtig ist, zu retten.“ Dieses Zitat sollte in großen Buchstaben gedruckt und in jedem Kirchenraum und Konferenzsaal, in dem Gottes Volk zusammenkommt, ausgehängt werden. Es könnte einige der Prediger und Musiker demütigen, die so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken, dass die hungrigen Schafe Jesus nicht sehen können. Wenn die größte Sünde die Verderbnis des höchsten Gutes ist, dann sind Menschen, die die christliche Religion benutzen, um sich selbst zu fördern, einer großen Übertretung schuldig.
Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß; (O. seiner Weise (d. h. der Natur des Knaben) angemessen) er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird. Elberfelder 1871 – Sprüche 22,6
Erzieh den jungen Mann am Anfang seines Weges; selbst wenn er alt wird, weicht er nicht davon ab. Die Philippson-Bibel – Sprüche 22:6
Bring einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen. Gute Nachricht Bibel – Spr. 22,6
Gewöhne den Geschmack dem Knaben an auf Grund seiner Beschäftigung; auch wenn er ein Greis geworden sein wird, wird er nicht davon weichen. Pfleiderer Übersetzung – Spr 22:6
Mir wurde klar: Verheißungen Gottes, die in der Bibel stehen, sind keine „Wenn-dann“-Aussagen, sondern vielmehr biblische Prinzipien. Grundsätzlich gültige Wahrheiten. Ein klassisches Beispiel ist dieser Grundsatz: „Bring dein Kind schon in jungen Jahren auf den richtigen Weg, dann hält es sich auch im Alter daran“ (Sprüche 22,6). Klingt sehr geradlinig. Es funktioniert aber nicht nach dem Muster „Wenn-dann“. Denn uns allen ist klar, dass Kinder eigene Entscheidungen treffen. Die Wirklichkeit zeigt tausendfach, dass da kein Automatismus ist. Der Satz „Erziehe dein Kind … dann …“ ist also kein Versprechen, sondern beschreibt, wie es im Grundsatz läuft: Denn wenn ich meinem Kind gar nichts von Gott und seinen guten Maßstäben erzähle oder vorlebe, dann wird es ihm später schwerer fallen, nach Gottes Maßstab gute Entscheidungen zu treffen. Genauso ist es nun auch bei den Zusagen von Heilung, Bewahrung, Hilfe, Segen. Es sind geistliche Grundmuster: Sie wollen sagen: So gelingt das Leben. Gott vertrauen, ihm gehorchen, auf ihn erwartungsvoll warten, an seiner Hand mutig vorwärts gehen ist grundsätzlich der richtige Weg. Aber diese Sätze lassen sich nicht nach Belieben herauspicken und ohne Gottes persönliches Wort in jede Situation „anwenden“. Sonst könnten wir ja Gott damit manipulieren, dann auch so handeln zu müssen, wie wir denken, dass es hier richtig wäre. Aber er ist Gott und hat den Überblick und wir nicht.
Faszination Bibel 1/2020
Sprüche 22:6 ist ein religiöser „Hasenfuß“, auf den sich viele besorgte Eltern und Großeltern verzweifelt berufen, wenn ihre Kinder vom Herrn abkommen: „Erziehe ein Kind in dem Weg, den es gehen soll, und wenn es alt ist, wird es nicht davon abkommen.“ Sie interpretieren dies so, dass es heißt: „Sie werden eine Zeit lang abirren, aber dann wieder zurückkommen“, aber das ist nicht das, was hier steht. Es heißt, dass sie, wenn sie in der Weisheit und dem Weg des Herrn erzogen werden, überhaupt nicht vom Weg abkommen werden. Selbst im hohen Alter werden sie der Weisheit Gottes folgen. (- In The New American Commentary übersetzt Duane A. Garrett den Vers: „Erziehe ein Kind so, wie es sich für ein Kind gehört, und selbst wenn es alt wird, wird es sich nicht davon abwenden“ (Nashville: Broadman Press, 1993), Band 14, 188. Siehe auch die Erklärung von Gleason Archer in The Encyclopedia of Bible Difficulties (Grand Rapids: Zondervan, 1982), 252-53. Wir wissen nicht, wie viel geistliche Unterweisung Salomo von seinem Vater David erhielt, aber als Salomo alt war, wandte er sich vom Herrn ab (1 Könige 11,1-8). Einige Studenten sind der Meinung, dass Prediger sein „Glaubensbekenntnis“ ist, das er nach seiner Rückkehr zum Herrn schrieb, aber das Buch sagt das nicht, und es ist nicht klug, darüber zu spekulieren. -)
Sicherlich ist es wahr, dass Kinder, die in der Obhut und Ermahnung des Herrn erzogen werden, von Gott abweichen können, aber sie können sich niemals von den Gebeten ihrer Eltern oder dem Samen, der in ihre Herzen gepflanzt wurde, lösen. Die Eltern sollten niemals verzweifeln, sondern weiter beten und darauf vertrauen, dass Gott ihre missratenen Kinder wieder zur Vernunft bringt. Aber das ist nicht das, wovon Sprüche 22:6 spricht. Wie die anderen Sprichwörter gibt er keine unumstößliche Garantie, sondern legt einen allgemeinen Grundsatz fest.
Im Herbst 1993 ersetzten wir eine Pin-Eiche, die ein Tornado aus unserem Vorgarten gerissen hatte, und die Baumschuler befestigten drei Abspanndrähte am Stamm des neuen Baumes, um sicherzustellen, dass er gerade wachsen würde. Außerdem befestigten sie Metallstangen an zwei Ästen, die nach unten und nicht gerade nach außen wuchsen. Wenn man diese Dinge nicht tut, solange der Baum noch jung und biegsam ist, wird man es nie schaffen, ihn zu fällen. „Wie der Zweig gebogen ist, so ist der Baum geneigt“, sagt ein altes Sprichwort, eine Paraphrase von Sprüche 22:6.
Gott hat bestimmt, dass Eltern älter und erfahrener sind als ihre Kinder und deshalb ihre Kinder liebevoll leiten und sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten sollen. Wenn eines ihrer Kinder als Faulpelz (10:5), Vielfraß (28:7), Hurenbock (29:3), Rebell (19:26; 20:20; 30:11-12, 17vgl. Dtn 21,18-21) und Räuber (28,24) werden, dann trotz und nicht wegen der Erziehung durch die Eltern.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Die Familiengeschichte Isaaks geht weiter: „Und Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Mund; Rebekka aber hatte Jakob lieb“ (1 Mose 25,28). Die Unterschiedlichkeit der beiden Brüder hätte größer nicht sein können. Das ist für Eltern manchmal eine große Herausforderung. Sie sollen die Kinder ihrem „Weg entsprechend“ erziehen (Spr 22,6), das bedeutet, das Wesen jedes Kindes individuell zu berücksichtigen und darauf einzugehen. Zugleich sollen die Kinder gerecht behandelt werden; keins sollte von einem Elternteil bevorzugt behandelt werden. Das fällt uns oft nicht leicht, da wir uns – wie Isaak – gern von unserem natürlichen „Geschmack“ leiten lassen. Wenn wir als Eltern nicht geistlich mit den Unterschieden unserer Kinder umgehen, dann besteht die Gefahr, dass die Unterschiedlichkeit der Kinder unsere Ehe und Familie aus dem Gleichgewicht bringt. Mit den natürlichen Unterschieden der Kinder müssen Eltern geistlich umgehen. Gläubige Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn zu erziehen (Eph 6,4). Oberstes Ziel sollte dabei sein, dass „Christus in ihnen Gestalt gewinnt“ (Gal 4,19). Natürliche Unterschiede sind gottgewollt und lassen sich nicht aufheben. Wichtig ist nur, dass wir als Gläubige keine menschlichen Ideale hegen, sondern unsere Identität und die unserer Kinder in Christus suchen. Sympathie und Antipathie spielen dann eine untergeordnete Rolle. Und „Lieblingskinder“ gibt es dann auch nicht.
Im Glauben leben 2017
Das ist möglicherweise der am besten bekannte Vers in den Sprüchen zum Thema Kindererziehung. Die anderen Verse dazu (Sprüche 13,24;19,18;22,15;23,13-14;29,17 ) beziehen sich alle auf die Zucht. Das hebr. Wort für erziehen (HAnaK) bedeutet weihen oder hingeben. Es wird für die Einweihung eines Hauses (5Mo 20,5), des Tempels (1Kö 8,63; 2Chr 7,5) und eines Bildes gebraucht (Dan 3,2). Das Nomen HAnukkCh meint die Weihung eines Altars (4Mo 7,10; 2Chr 7,9) und die Weihung der Mauern Jerusalems (Neh 12,27). Nur in Sprüche 22,6 wird das Verb mit „erziehen“ übersetzt. (AnaK umfaßt wohl auch, daß etwas beiseite gelegt oder gesetzt, eingeschränkt oder eingegrenzt oder eingezäunt wird. Der Begriff wird bisweilen in dem Sinne von „Anfang“ oder „Aufbruch“ gebraucht. Die Erziehung eines Kindes schließt die „Abgrenzung“ des kindlichen Wandels von der Bosheit und die Hinführung zur Gottesfurcht ein. Die Eltern lassen das Kind in die richtige Richtung aufbrechen. Gleason L. Archer hat festgestellt, daß dieses hebr. Verb dem ägyptischen H-n-k gleicht, das „den Göttern übergeben“ oder „etwas zum Dienst für die Götter hinstellen“ bedeutet. Er nimmt an, daß in Vers 6 damit „die folgenden Bedeutungen möglich wären: >Weihe das Kind dem Herrn< ; >Bereite das Kind auf seine zukünftigen Verpflichtungen vor< ; oder >Erziehe das Kind für die Zeit seines Erwachsenseins< “ (Encyclopaedia of Bible Difficulties, Grand Rapids, 1982, S. 252). Die Wendung den Weg, den er gehen soll heißt wörtl.: „auf den Mund seines Weges“. „Auf dem Mund von“ ist ein hebr. Idiom und bedeutet „gemäß“ oder „in Übereinstimmung mit“. Ein Knecht reagierte „auf den Mund von“ oder auf den Befehl seines Herrn. Aber was bedeutet „der Weg“? Die Ausleger haben das verschieden ausgelegt. Ist damit gemeint, der Weg, den er gehen sollte, und zwar entweder beruflich oder ethisch? Oder bezieht es sich, wie andere Ausleger angenommen haben, auf die Erfordernisse seiner Persönlichkeit, seines Wandels oder seines Lebensabschnittes? Da „Weg“ in den Sprüchen nicht die Persönlichkeit eines Menschen oder einen Lebensabschnitt meint, nimmt man wohl besser an, daß mit „Weg“ der rechte Weg gemeint ist, der Pfad des weisen, gottesfürchtigen Wandels, der in den Sprüchen so oft hervorgehoben wird – im Grunde der Weg der Weisheit. Von diesem rechten Verhalten eines gottesfürchtigen Lebenswandels wird er sich nicht abwenden, wenn er alt ist, d. h. wenn er erwachsen geworden ist. Manche Eltern haben nun versucht, diesen Weg zu beschreiten, haben aber damit nicht immer Erfolg gehabt. Ihre Kinder haben von der Erziehung zur Gottesfurcht seitens ihrer Eltern Abstand genommen. Dadurch wird der Charakter eines „Spruches“ veranschaulicht. Ein Spruch ist ein Sinnspruch im literarischen Gewand, durch den eine allgemeine Wahrheit auf eine besondere Situation angewandt wird. Viele der Sprüche enthalten keine absolute Gewähr, denn sie bringen Wahrheiten zum Ausdruck, die notwendigerweise durch die obwaltenden Umstände bestimmt werden. So sind z. B. die Verse 3-4.9.11.16.29 keine Verheißungen, die zu jeder Zeit verbindlich sind. Die Sprüche sind zwar im allgemeinen und gewöhnlicherweise wahr, aber es kann ab und zu auch Ausnahmen geben. Das mag durch den Eigenwillen eines Menschen oder seinen vorsätzlichen Ungehorsam der Fall sein, daß er sich dafür entschieden hat, seinen eigenen Weg zu gehen – den Weg der Torheit anstatt den Weg der Weisheit (vgl. V. 15 und den Kommentar dort). Dafür wird er zur Verantwortung gezogen. Es trifft aber dennoch im allgemeinen zu, daß die meisten Kinder, die unter dem Einfluß gottesfürchtiger Eltern, die Gottes Maßstäbe lehren und selbst leben (vgl. Eph 6,4), in einem christlichen Elternhaus aufwachsen, weiter diesen Weg gehen.
John F. Walvoord u. Roy B. Zuck – Die Bibel erklärt und ausgelegt
Sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften bilden sich bereits in der Kindheit aus. Ein Sprichwort sagt: „Jung gelernt, alt getan.“ Daher ist eine sorgfältige Erziehung unerlässlich und muss unbedingt unter Beachtung der Natur des Kindes erfolgen: „seinem Weg entsprechend“. Jedes Kind hat andere Fähigkeiten, andere Neigungen und andere Schwächen. Weise Eltern erkennen das und berücksichtigen es bei der Erziehung. Es kann sein, dass ein Kind mehr Zucht braucht als ein anderes. Ein zaghaftes, schüchternes Kind kann man nicht mit denselben Aufgaben betrauen wie ein keckes, selbstbewusstes; dieses muss dafür öfter mal „gedeckelt“ werden. Ein krankes Kind ist anders zu behandeln als ein gesundes, und ein intelligentes anders als ein weniger begabtes. Um bei alledem gerecht zu bleiben, muss uns Gott zu Hilfe kommen. Es gibt nicht viele Beispiele im Alten Testament, die diesen Vers bestätigen. Im Gegenteil: Bei vielen Lebensbeschreibungen finden wir im Alter ein Abweichen von dem guten Weg. Sogar bei Salomo, dem Verfasser dieses Verses. Lag es an der Erziehung? Oder an den äußeren Umständen? Auf jeden Fall war die sündige Natur tätig. Positive Beispiele sind aber Mose und Samuel. Sie erhielten offenbar eine gute Erziehung in frühester Kindheit und waren bis ins hohe Alter treu. (- 2. Mo 2,7–10; 4. Mo 12,7; Samuel: 1. Sam 1,22–24; 7,15–17. -)
Leben in Weisheit: Das Buch der Sprüche Vers für Vers praxisnah erklärt
Und er sprach zu den Richtern: Sehet zu, was ihr tut; denn nicht für die Menschen richtet ihr, sondern für Jehova, und er ist mit euch im Rechtsspruch. So sei denn der Schrecken Jehovas auf euch; habet acht, wie ihr handelt! denn bei Jehova, unserem Gott, ist kein Unrecht, noch Ansehen der Person oder Annehmen von Geschenk. Elberfelder 1871 – 2. Chronik 19,6–7
Er sprach zu den Richtern: Seht zu, was ihr tut! Nicht von einem Menschen aus richtet ihr ja, sondern von IHM aus, in einer Rechtsrede ist bei euch er. Und nun, SEIN Schrecken sei über euch! wahrets und tuts! bei IHM, unsrem Gott, ist ja keine Falschheit noch Hochhalten von Antlitzen noch Annahme von Bestechung. Buber & Rosenzweig – 2.Chronika 19,6–7
Und er sprach zu den Richtern: Seht zu, was ihr tut, denn nicht um des Menschen willen richtet ihr, sondern um des Ewigen willen, er ist bei euch beim Rechtsentscheid. Und nun sei der Schrecken des Ewigen auf euch, seid achtsam bei eurem Tun, denn bei dem Ewigen, unserem Gott, gibt es keine Ungerechtigkeit und kein Ansehen der Person und keine Bestechung. Die Philippson-Bibel – 2.Chronika 19:6–7
Wer sich als Richter betrachtet, sollte den obrigen Gedanken in Erinnerung behalten – denn Jehovah wird sich nicht veräppeln lassen!
Now then heißt wörtlich „Und jetzt“. Es ist ein logischer Übergang, den cev mit „Also“ wiedergibt. Einige moderne Versionen lassen ihn jedoch weg (so gnt, nlt, gw). Lasst die Furcht des Herrn über euch sein: In diesem Zusammenhang hat die Furcht vor dem Herrn mehr mit Respekt und Ehre zu tun als mit Furcht und Schrecken (siehe die Kommentare zu 2 Chr 14,14). Denn in diesem ganzen Satz heißt es: „Achtet den Herrn.“ Achte auf das, was du tust, heißt wörtlich „achte und tue“. Die beiden hebräischen Verben bilden hier eine Hendiadys, das heißt, eine Handlung wird durch zwei Verben ausgedrückt. gnt verbindet sie, indem er sagt „handle sorgfältig“. Denn bei dem Herrn, unserem Gott, gibt es keine Verdrehung der Gerechtigkeit, keine Parteilichkeit und keine Bestechung: Siehe Dtn 10,17; Hiob 34,19; Röm 2,11; Kol 3,25; Jak 2,1. Das hebräische Substantiv „Rechtsbeugung“ bezieht sich oft auf böses oder schlechtes Verhalten (siehe die Kommentare zu 1. Chr. 17,9, wo es mit „gewalttätig“ übersetzt wird). In diesem Zusammenhang geht es um „Ungerechtigkeit“ (niv, nlt). Parteilichkeit (wörtlich „das Gesicht erheben“) bedeutet, dass man in einer Situation, in der Fairness gefragt ist, unangemessen bevorzugt wird. Hier geht es um die Bevorzugung bei der Beurteilung eines Falles. Für keine … Parteilichkeit sagt ncv: „Er [Gott] will, dass alle Menschen gleich behandelt werden.“ In diesem Zusammenhang bezieht sich das hebräische Wort für Bestechungsgelder auf etwas, das einem Richter (oft heimlich) gegeben oder gezahlt wird, um ihn zu ermutigen, so zu handeln, wie der Geber es möchte, selbst wenn die Handlung falsch oder ungerecht ist. ncv gibt no … taking bribes als „er [Gott] will nicht, dass Entscheidungen durch Geld beeinflusst werden.“ wieder. Das Zitat in den Versen 6 und 7 kann als indirekte Rede übersetzt werden, indem diese beiden Verse wie folgt wiedergegeben werden: – 6 Er forderte sie auf, sich genau zu überlegen, was sie tun würden, denn sie urteilten für den Herrn und nicht für einen Menschen. Er sagte ihnen auch, dass der Herr mit ihnen sein würde, wenn sie ein Urteil fällten. 7 Dann forderte er sie auf, den Herrn zu achten und sorgfältig zu richten, denn der Herr, ihr Gott, hat nichts mit Ungerechtigkeit, Parteilichkeit oder Bestechung zu tun.
United Bible Societies‘ Handbooks
Gott kann sich in seinem Urteil nicht irren. Augustinus: Zweifle nicht daran, dass diese unsere Pflicht ein Teil der Religion ist, denn Gott, „bei dem es keine Ungerechtigkeit gibt“, dessen Macht allmächtig ist, der nicht nur sieht, was ein jeder ist, sondern auch voraussieht, was er sein wird, der allein in seinem Urteil nicht irren kann, weil er in seinem Wissen nicht getäuscht werden kann, handelt dennoch so, wie es das Evangelium ausdrückt: „Er lässt seine Sonne aufgehen über die Guten und die Bösen und lässt regnen über die Gerechten und die Ungerechten.“ Brief 153.
Ancient Christian Commentary on Scripture
Ver. 7. Gottes Gerechtigkeit. 1. Gott ist in sich selbst gerecht und rechtschaffen. Alle seine Handlungen beruhen auf Gerechtigkeit und werden von ihr bestimmt. Er ist „der Gerechte“, „der Gerechteste“, „gerecht und richtig ist er“ (vgl. Dtn 10,17; 16,19; 32,4). 2. Er ist gerecht und rechtschaffen, weil er den Menschen gerechte Gesetze gegeben hat. Gesetze, die ihrer Natur, ihren Kräften und ihrem Zustand angepasst sind. Der Moralkodex ist so gerecht und wohlwollend, dass er keinen Beweis benötigt. Höchste Liebe zu Gott und wahre Achtung vor dem Nächsten. 3. Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit in der Anwendung dieser Gesetze – hier streng und unparteiisch. Keine Bevorzugung, kein Nachgeben bei Schuld oder Übersehen von Sünde. In Christus werden Gerechtigkeit und Heiligkeit gezeigt, und Gott rechtfertigt den, der glaubt. Endlich keine Ungerechtigkeit und keine Rücksichtnahme bei der Verleihung von Belohnungen und Bestrafungen. Vers. 6, 7. Ansprache an die Richter. 1. In ihrem Amt repräsentieren sie Gott, handeln gotteswürdig, vertreten nicht sein Gesetz, drücken seinen Willen nicht als krumm und verdorben aus. „Ihr richtet nicht für Menschen, sondern für den Herrn.“ 2. Im Geist müssen sie Gott fürchten. Sie müssen sich davor fürchten, den zu beleidigen, der alles sieht und weiß. 3. Sei in deinen Entscheidungen unparteiisch und gerecht. Verurteile bewusst und in Übereinstimmung mit der Wahrheit. Richter, Minister und alle, die ein hohes Amt bekleiden, sollten sich durch Integrität auszeichnen und frei von Bestechung und Korruption sein. „Sei gerecht und fürchte dich nicht. Alle Ziele, die du anstrebst, sollen deinem Land, deinem Gott und der Wahrheit dienen“ [Shakes.]
The Preacher’s Complete Homiletic Commentary
Entschieden wurden hier auch alle mit dem Festungsdienst zusammenhängenden Rechtsfälle wie Einziehung und Dienstbefreiung. Der Ehrenkodex der von Joschafat eingesetzten Richter war folgender: kein Unrecht, kein Ansehen der Person, keine Bestechlichkeit. Dieses hohe Ziel erreichen und durchhalten können die Richter nur in dem Bewusstsein, dass der oberste und eigentliche Richter Gott ist. Der Mensch als Richter übt nur den Auftrag Gottes aus, und zwar als Repräsentant Gottes auf dieser Erde. Wie Gott gerecht (vgl. 5Mo 32,4), unparteiisch und unbestechlich ist (vgl. 5Mo 10,17), so darf es auch beim Richter keine Ungerechtigkeit, keine Parteilichkeit und keine Annahme von Geschenken geben (vgl. 5Mo 16,19). Die integre Haltung auch gegen einflussreiche Prozessierende kann ein Richter nur durchhalten aufgrund der Zusage: Jahwe ist bei dir, wenn du Recht sprichst. Er gibt dir Mut.
Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. (O. zu leiden im Begriff stehst) Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, (O. steht im Begriff… zu werfen) auf daß ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage Sei getreu bis zum Tode, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. Elberfelder 1871 – Offenbarung 2,10
Doch du wirst noch mehr leiden müssen. Es wird so weit kommen, dass der Teufel einige von euch ins Gefängnis werfen lässt. Das wird eine harte Prüfung für euch sein, und ihr werdet zehn Tage lang Schweres durchmachen. Lass dich durch das alles nicht erschrecken! Bleibe mir treu, selbst wenn es dich das Leben kostet, und ich werde dir als Siegeskranz das ewige Leben geben. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 2,10
Hab überhaupt keine Angst vor dem, was du erleiden sollst! Mach dir klar: Der Verleumder hat vor, etliche von euch ins Gefängnis zu werfen, um euch auf die Probe zu stellen, und so werdet ihr eine Druckphase von zehn Tagen haben. Erweise dich als treu bis hin zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens verleihen! Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Offenbarung 2:10
Die zukünftigen Prüfungen der Seinen, die der Herr Jesus voraussieht. Er warnt sie vor diesen und wappnet sie vorher gegen sie. Er warnt sie vor zukünftigen Prüfungen: „Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben …“ (Vers 10). Diejenigen, die Gott angehören, müssen mit einer Reihe und Folge von Bedrängnissen in dieser Welt rechnen, und in der Regel werden ihre Bedrängnisse schlimmer. Sie verarmten vorher durch ihre Schwierigkeiten; jetzt werden sie gefangen genommen werden müssen. Beachten Sie: Es ist der Teufel, der seine Werkzeuge, böse Menschen, anstachelt, die zu verfolgen, die zu Gott gehören. Tyrannen und Verfolger sind Instrumente des Teufels, selbst wenn sie ihre eigene sündige Bosheit befriedigen, und wissen nicht, dass sie von teuflischer Bosheit angetrieben werden. Christus wappnet sie vor diesen herannahenden Schwierigkeiten: Durch seinen Rat: „Fürchte nichts von dem.“ Das ist nicht nur ein gebietendes, sondern auch ein wirksames Wort. Es verbietet nicht nur sklavische Furcht, sondern überwindet sie auch und verleiht der Seele Kraft und Mut. Indem er ihnen zeigt, wie ihr Leid gelindert und begrenzt werden wird. Erstens wird das Leid nicht weltweit sein. Etliche, nicht alle von ihnen, werden ins Gefängnis geworfen werden, solche, die das am besten tragen können und erwarten dürfen, dass sie von dem Rest besucht und getröstet werden. Zweitens wird ihr Leiden nicht für immer andauern, sondern für eine festgesetzte Zeit, und nur eine kurze Zeit: „… zehn Tage lang.“ Es sollte keine immerwährende Trübsal sein, die Zeit sollte verkürzt werden: „Und wenn der Herr die Tage nicht verkürzt hätte, so würde kein Mensch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er erwählt hat, hat er die Tage verkürzt.“ Drittens wird es geschehen, um sie zu prüfen, nicht um sie zu vernichten, damit ihr Glaube, ihre Geduld und ihr Mut geprüft und gesteigert werden und sie Ehre und Ruhm erlangen würden. Indem er für ihre Treue eine herrliche Belohnung in Aussicht stellt: „Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben!“ Beachten Sie die Sicherheit dieser Belohnung: „… ich [werde] dir … geben!“ Derjenige, der das gesagt hat, ist auch imstande, dies zu tun, und er hat sich verpflichtet, es zu tun. Sie werden die Belohnung aus seiner eigenen Hand erhalten und keiner ihrer Feinde wird imstande sein, ihre Belohnung aus seiner Hand oder von ihren Köpfen zu reißen. Achten Sie darauf, wie angemessen diese Belohnung ist: 1. Es ist eine Krone, um ihre Armut, ihre Treue und ihren Kampf zu belohnen. 2. Es ist eine „Krone des Lebens“, um die zu belohnen, die „getreu bis in den Tod“ sind, die treu sind, bis sie sterben und die ihr eigenes Leben in Treue zu Christus hingeben. Ein Leben, das auf diese Weise im Dienst für ihn erschöpft oder für seine Sache niedergelegt wird, wird mit einem anderen und viel besseren Leben belohnt werden, das ewig sein wird.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Die bedrängte Schar der Gläubigen in Smyrna wurde ermahnt: Sei getreu bis an den Tod. Ihre Verfolger konnten den smyrnischen Christen zwar ihr irdisches Leben nehmen, doch in diesem Fall würden sie nur ein wenig früher die Krone des Lebens empfangen. Offensichtlich war bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand aus der Gemeinde bei Verfolgungen umgekommen, doch es stand zu befürchten, daß das bald geschehen würde. In der Tat starb Polykarp den Märtyrertod, nachdem er Bischof der Gemeinde in Smyrna geworden war – ein Schicksal, das zweifellos noch viele andere nach ihm erlitten (vgl. Robert Jamieson, A. R. Fausset und David Brown, A Commentary Critical, Experimental and Practical on the Old and New Testaments. Grand Rapids 1945, 6,662). „Die Krone des Lebens“ ist eine von mehreren „Kronen“ oder Belohnungen, die den Christen verheißen sind (vgl. 1Kor 9,25; 1Thes 2,19; 2Tim 4,6-8; 1 Petrus 5,4; Offb 4,4; vgl. auch Jak 1,12). Die Gläubigen werden also zu einem standhaften Leben im Gehorsam gegenüber Gott ermutigt; sie sollen ihren Blick auf das richten, was sie nach dem Tod erwartet: das ewige Leben.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
»Fürchte dich vor keinem, was du leiden wirst!« (V. 10):Der Grund für ihre Furchtlosigkeit besteht nicht darin, dass der Gemeinde Bewahrung vor dem Leiden verheißen wird – sie wird leiden -, sondern dass der Herr ihr Leiden kennt, auf sie im Leiden achtet, auch in ihrem Leiden bestimmend ist, es für sie nutzbar macht, es in der richtigen Weise begrenzt, und vor allem, dass er allezeit bei ihnen ist und sie durch das Leiden zu seiner großen Freude führt. (5) Ankündigung neuen Leidens. a) »Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen«: Es kommt also noch schwerer. Bisher wurden sie allgemein unter Druck gesetzt, wirtschaftlich benachteiligt und entehrt. Nun aber büßen einige von ihnen auch noch die Freiheit ein. Nicht nur Menschen sind dabei am Werk, sondern der Feind selbst ist es. »Wir haben nicht (nur) mit Fleisch und Blut zu kämpfen…« (Eph 6,12). Das zu wissen, lässt erst recht den ganzen Ernst der Lage erkennen und verstehen; sie wissen aber zugleich auch: Unser Herr hat den Feind besiegt. Andererseits bedeutet es, den Teufel als Verursacher ihrer Leiden zu wissen, dass die Gemeinde ihre menschlichen Verfolger nicht als ihre letzten und eigentlichen Feinde ansieht. So kann man eher auch die Feinde, die irregeleiteten und missbrauchten, mit den Augen der Barmherzigkeit Gottes ansehen, sie lieben und für sie Fürbitte tun (Mt 5,44). b) »Auf dass ihr erprobt werdet«: Sinn und Ziel ihres Leidens wird genannt: Wie junge Menschen durch Prüfungen weitergeführt werden, so führt Gott auch seine Kinder durch Prüfungen weiter. Deshalb können wir uns sogar freuen, wenn Gott uns zu Prüfungen »zulässt« (Jak 1,2). Wir Christen kommen unserem herrlichen Ziel nur durch Bewährungsproben hindurch näher. Und wie bei unseren Kindern die Prüfungen, wenn sie in höhere Klassen aufsteigen, nicht leichter, sondern schwerer werden, so führt uns unter Umständen auch unser himmlischer Vater durch immer schwerer werdende Prüfungen der Reife entgegen. Dabei behält unser Gott in unseren Prüfungen die Aufsicht, bemisst sie nach unserer Kraft und übernimmt die Gewähr dafür, dass wir sie bestehen (1 Kor 10,13 b). Alles in allem bekommen die Leiden durch ihren Charakter als Prüfungen positive Vorzeichen. c) »Ihr werdet Trübsal haben zehn Tage«: Ob es sich hier um einen Zeitraum nach menschlichem Zeitmaß handelt, wissen wir nicht. Auf jeden Fall aber wird deutlich: Auch im Leiden, selbst dem der Endzeit, führt unser Herr die Regie und setzt ihm die Grenze (vgl. Offb 13,5). Der Satan ist wie ein Hund an der Kette; er kann nicht weitergreifen, als Gott ihm Raum gibt und solange er ihm Raum gibt (vgl. auch Hiob 2,6). (6) Neue Weisung. »Sei getreu bis an den Tod«: Es geht hier nicht nur um die Treue in den Aufgaben von Familie und Beruf, in Gemeinde und Öffentlichkeit, im Umgang mit Zeit und Geld, obschon auch das vor Gott wichtig ist; der Herr lobt und lohnt die treuen Haushalter (Mt 25,21; Lk 12,42.43). Vor allem geht es hier um die Treue zu Jesus, den Glauben an ihn und das Bekenntnis zu ihm in jeder Lage bis zum Martyrium. Dieses drohte damals einem Christen, wenn er sich einfältig und unbeirrt zu seinem Herrn bekannte und sich in keiner Weise seiner Umwelt und den Mächtigen seiner Zeit anpasste. Es gibt heute weite Gebiete der Erde, in denen die Lage der an Jesus Glaubenden und sich zu ihm Bekennenden kaum anders ist. Und in der antichristlichen Bedrängnis wird das auf der ganzen Erde so sein (Mt 24,9; Offb 13,7 und das zu dieser Stelle Gesagte). (7) Siegespreis. a) »So will ich dir die Krone des Lebens geben«: »Des Lebens«: Dieser Ausdruck ist eine Auslegung dessen, was das Wort »Krone« oder »Kranz« meint: »Ich will dir die Krone, nämlich das Leben geben«: Die Treuen empfangen das wahre Leben für alle Ewigkeit, das Leben, das Er selbst ist. Wir werden eine Ewigkeit dazu brauchen, um zu sehen, was es bedeutet, Gott, Jesus Christus zu haben, Gott unsern Vater, Jesus unseren großen Bruder nennen zu dürfen (vgl. Röm 8,17; Ps 16,5.6). Der Siegespreis ist unausdenklich groß.
Gerhardt Maier – Edition C
Man sollte den verneinten Imperativ so verstehen: »Höre auf, dich zu fürchten« (Robertson). Es ist fast eine Rüge, welche der langsam aufkommenden Angst, Einhalt gebieten wollte. Die Gewitterwolken der Verfolgung zogen sich zusammen, aber Christus will nicht, dass die Christen in beständiger Angst leben. Zu ihrem Trost verheißt der Herr nicht, was menschliche Psychologie gefordert hätte, nämlich alsbaldige Befreiung von aller Not, oder die Zusage, dass es nicht zum Schlimmsten kommen werde. Er sagt, vielleicht auch ein wenig überraschend, ebenso wenig etwas von Seiner baldigen Wiederkunft, um sie zu trösten. Vielmehr kündigt Er ihnen offen an, dass es noch schlimmer kommen werde. Die Gewitterwolken würden sich über ihnen entladen. Er spricht von dem, »was du leiden wirst«. Die Zukunft wird hier mit dem Hilfsverb melleis ausgedrückt; der Satz müsste also streng genommen so lauten: »was du daran bis zu leiden« (siehe Fußnote Elberf). In 3,3 wird die entsprechende griechische Fügung mit »das sterben will« übersetzt. Christus nennt vier Dinge, welche die Christen trösten:
Die Person hinter der Verfolgung wird identifiziert: Im Vers 9 hatten wir gesehen, dass der Satan der eigentliche Feind Christi und der Christen ist. Hier ist es »der Teufel«, diabolos. Das ist der Name, der ihn als den Verkläger der Brüder ausweist. Der Widersacher, der Gottes Absichten trotzt, und der Verkläger der Brüder, ist daran, seine ganze Macht aufzuwenden, um das Zeugnis Christi auszulöschen. Die Juden waren lediglich seine Werkzeuge, aber der Urheber ist der Teufel. Die Klagen der Juden würden Verlust der Freiheit, für viele sogar Verlust des Lebens mit sich bringen. Es war den Christen ein Trost zu wissen, dass der religiöse Fanatismus und die politische Unerbittlichkeit, die sich gegen sie wandten, eigentlich auf einen Angriff aus der Hölle zurückgingen.
Der Sinn der Verfolgung wird genannt. Wenn wir einen Sinn dahinter erkennen, gewinnen wir auch in den übelsten Umständen göttliche Kraft. Das Verb »prüfen«, peirazo, stammt aus der Sprache der Schmiedekunst; Edelmetall wird im Feuer geprüft. Das Verb lässt das Ergebnis offen und wird daher meistens mit »versuchen« übersetzt. Das entsprechende Hauptwort ist »der Versucher« (Mt 4,3). Es muss für die Christen in Versuchung ein gewaltiger Trost gewesen sein zu wissen, dass ihr Herr vom gleichen Feind die gleichen Versuchungen erduldet hatte. Der Versuchungen waren ein harte Prüfung der Echtheit des Glaubens aller Gläubigen in Smyrna. Wir können das Bild vor uns sehen, wie ein Gläubiger nach dem andern ins Gefängnis abgeführt wird, während die Spannung wächst und wächst. Der Druck und die Angst vor dem Todesurteil waren die Waffen, mit denen der Teufel die Christen dazu drängen wollte, dem Glauben an Christus abzusagen. H. B. Swete macht ein wichtige Beobachtung: Wenn das Verb mellein (im Begriff sein, zu) im NT gebraucht wird, hat es immer den Unterton göttlicher Absicht (siehe die zwölf Vorkommen in diesem Buch). Der Hinweis auf die Krone des Lebens ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass Christus gerade durch die Not, die der Teufel zum Üblen verwenden will, verherrlicht wird. Wenn die Gläubigen ihr Leiden in diesem Licht sehen konnten, gewannen sie neue Kraft.
Die Zeit der Verfolgung ist begrenzt. Es besteht kein Anlass, die Erwähnung des Gefängnisses hier in einem anderen als im wörtlichen Sinn zu verstehen. Das gilt mit gleichem Recht für die zehn Tage Drangsal. Christus kündigt den Gläubigen an, dass eine Zeit besonders schlimmer Bedrückung kommen wird, dass sie aber auf zehn Tage begrenzt ist. Wenn drüber hinaus eine symbolische Bedeutung in der Zahl zehn liegen soll, dann drückt sie hier wie so oft in der Bibel menschliche Verantwortung aus. Es ist nicht nötig, eine besondere historische Periode für diese Zeit der Verfolgung zu suchen. Wenn dieser Brief die Gläubigen in Smyrna im Jahre 96 erreichte, dann können diese zehn Tage in die Jahre bitterer Verfolgung gegen Ende der Regentschaft Domitians (81-98 n. Chr.) gefallen sein. Als der Sturm über diese Versammlung hereinbrach, konnten die Geschwister die Tage zählen. Man hat viele Erklärung geboten, um diese naheliegendste und natürlichste Deutung zu umgehen. Einige Ausleger sehen in den zehn Tagen zehn Perioden von Jahren. In der schlichten Botschaft an die Gemeinde besteht dafür keine Notwendigkeit. Wie weiter oben gesagt worden ist, enthalten die Botschaften Christi an die Gemeinden auch prophetische Vorschattungen; diese können aber erst im Licht der Geschichte gesehen werden. Den Gläubigen von damals aber wollte der Herr die Warnung (zusammen mit dem entsprechenden Trost) geben, dass zu ihren Lebzeiten eine Verfolgung von zehntägiger Dauer über sie kommen werde.
Die Verheißung an die Verfolgten: Wir haben gesehen, dass der erste Imperativ »hört auf zu fürchten« übersetzt werden kann: Die Heiligen sollten angesichts der dunklen Wolken, die sich über ihnen zusammenzogen, nicht den Mut verlieren. Diesen letzte Imperativ sollte man sinngemäß so umschreiben: »erweist euch weiterhin als treu« (Alford). Das Adjektiv pistos kann die Bedeutung »gläubig« haben (Gal 3,9; 2.Kor 6,15), aber häufiger entspricht es dem Sinn von »treu«. Treu ist der Gläubige, dem der Herr zutrauen kann, dass er Ihm bis zum Tod die Treue hält. »Bis zum Tod« drückt nicht die Zeit, sondern den Grad der Treue aus. Es wird stillschweigend vorausgesetzt, dass es sich um einen gewaltsamen Tod handelt; nicht, dass alle notwendigerweise sterben würden, aber der Herr erwartet dieses Maß von Treue: die Bereitschaft, nötigenfalls das Leben zu lassen. Den Treuen verheißt Er »die Krone des Lebens«. Das NT bedient sich oft der Sprache der antiken Wettkämpfe und verwendet sie als Metaphern für das Christenleben (z. B. 1.Kor 9,24.25; 2.Tim 2,5). Die größten Spiele waren in Olympia, Delos und Korinth, aber viele andere Städte hatten auch ihre Wettkämpfe, unter ihnen auch Smyrna. Die Krone, die den Treuen in Smyrna verheißen wird, ist nicht allein Lohn, sondern auch eine Auszeichnung für den Sieg. Das Gleiche meint Paulus, wenn er in zusammenhang mit seinem Märtyrertod von der Krone spricht (2.Tim 4,8). Da ist kein Verlust, sondern nur voller Lohn; da ist keine Niederlage, sondern nur Sieg, Teilhabe am Sieg dessen, der jetzt schon »mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt« ist (Heb 2,9). Jakobus verheißt den geprüften Heiligen die gleiche Krone (Jak 1,12). Bedeutet »die Krone des Lebens« jedesmal, dass das Leben gekrönt wird, d. h., dass zusätzlich zum eigen Leben, dass allen Heiligen zuteil wird, hier ein besonderer Lohn dazukommt? Gewisse Ausleger (siehe W. Scott zur Stelle) meinen, das sei der Fall. Es handelte sich demnach hier um die Märtyrerkrone für jene, die ihr Zeugnis mit ihrem eigenen Blut besiegeln. Man kann den Ausdruck aber auch so deuten, dass »Krone des Lebens« die Krone ist, welche im Leben besteht. Da Treue (und nicht notwendigerweise Tod) die Forderung Christi war, damit einer diese Anerkennung bekomme, passt diese Deutung besser in den Zusammenhang. Nicht alle Gläubigen, nicht einmal in Smyrna, würden den Märtyrertod erleiden; aber alle Treuen würden am Sieg Christi teilhaben. Ewiges Leben kann nicht durch Treue verdient werden. Das wäre ein dem NT ganz fremder Gedanke, denn das ewige Leben ist »die Gabe Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn« (Röm 6,23). Treues Zeugnis ist aber der Beweis dafür, dass jemand wirklich Leben aus Gott besitzt, und die Krone gibt Zeugnis von dieser Treue Christus gegenüber, sei es im Leben, sei es im Tod. Über die Gefängniszelle und den Scheiterhaufen hinaus leuchtete eine Krone: das Leben in seiner Fülle.
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