Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein. Elberfelder 1871 – Sprüche 1,10
Lass dich nicht von gewissenlosen Menschen verführen, Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 1:10
Mein Sohn, wenn dich Verbrecher locken, folg ihnen nicht! Grünewald – Spr 1,10
Mein Sohn, wenn die Gewalttätigen dich auf ihre Seite ziehen wollen, dann verbünde dich nicht mit ihnen! Werner – das Buch – Spr 1:10
Will diese Bibelstelle uns vor Menschen warnen, die Familien zerstören?
Manche Menschen können besonders auf junge Leute starken Druck ausüben. Daher muß man diese Einladungen der verkehrten Leute ( Sünder ) umgehen, die zur Teilnahme an Mord und Diebstahl verleiten wollen. Einem solchen Einfluß nachzugeben, ist ein Schritt nach unten (vgl. V. 15 ). Laßt uns hier liegen und auf Blut lauern (vgl. Sprüche 12,6 ) macht ihre mörderischen Absichten deutlich. (Vgl. den Kommentar zu „auflauern“ bei Sprüche 1,18 .) Diese Sünder sind bereit dazu, anderen Menschen das Leben zu nehmen, um ihnen ihr Geld wegnehmen zu können und sie so wie der Scheol ( S=?Nl ) oder die Grube (ein Synonym für Grab) zu verschlingen. In ihrer Gier nach Besitz (V. 13 ) fordern sie die jungen Leute auf (hier den Sohn des Vaters), mit ihnen zu kommen (V. 14 ). Sie versprechen, anschließend die Beute zu teilen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Schon die Anrede mein Sohn verleiht dem ganzen Abschnitt Eindringlichkeit. Fast hört man das Herz des Vaters beben, das um den Sohn ringt. Es ist ja der für jeden Einfluß offene »Unerfahrene« aus V. 4, der »umgarnt« werden soll: Das Wort für »gewinnen« hat den gleichen Stamm. Er scheint fur die Gewalttätigen das geeignete Opfer zu sein; sie wollen ihn zum Gesellen gewinnen für einen perfekten Plan. Selbst an das Sündigen gewöhnt (sündigen heißt hier: das Ziel verfehlen; vgl. Ri 20,16), hoffen sie, in dem Sohn einen gelehrigen und willfährigen Kumpanen zu finden, den sie sich nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen zurechtbiegen können. Zunächst wird er unerfahren genug sein, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Das ahnt der Weise: Wie soll er den Gefährdeten zurückhalten? Er stößt einen ganz kurzen Schreckensruf aus: Schenke ihnen kein Gehör! Das sind im Hebr. nur drei Silben: ʾal-tobeʾ. Nie folge! könnte man diese Kürze vielleicht nachahmen.
Wuppertaler Studienbibel
Wenn du der Einladung der Weisheit folgst und an dem Fest teilnimmst, was wirst du erhalten? Zum einen werden Sie eine größere Achtung vor dem Herrn und eine tiefere Kenntnis des Heiligen haben (V. 10). Je besser du Gott kennst, desto schärfer werden dein Wissen und dein Urteilsvermögen sein, wenn es um die Entscheidungen des Lebens geht.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Den guten Einflüssen aus dem Elternhaus steht das Drängen der sündigen Natur entgegen. Bei dieser setzt der Fürst dieser Welt mit seiner List und Macht an, um alles Gute, was der Sohn von den Eltern hört, aus dem Herzen des Sohnes zu verdrängen. Wer Gott fürchtet, achtet die Eltern – die ersten Lehrer, die Gott über ihn gestellt hat –, und er gehorcht ihnen. Die Verführer hingegen behaupten, Gehorsam erniedrige den Menschen; er sei sein eigener Herr und solle sein Leben nach seinem Geschmack einrichten. Der Drang, von aller Autorität und damit von Gott selbst unabhängig zu sein, ist die Substanz der Torheit. Zu dieser Torheit wollen die Sünder den Sohn verleiten. Er solle endlich mündig werden und allen Rat der Lehrer von sich werfen. »… wenn Sünder dich locken«, pâtâh, verwandt mit pætî, »einfältig« (siehe Erläuterungen zu V. 4). In der Welt der Sünde ist Versuchung und Verführung, und der kann jeder erliegen. Der Sohn, der nicht auf seine Lehrer hört, wird unweigerlich zum Bösen verleitet werden. Deshalb darf, wer bewahrt werden will, seinem natürlichen Drang nicht folgen. Zu gern ginge er mit den Sündern, die ihn locken, doch der Sohn muss lernen, der Verlockung zu widerstehen und seine Lüste zu verleugnen. Wer das als Kind gelernt hat, wird später, wenn der Herr ihn zu Selbstverleugnung ruft, umso williger das Kreuz aufnehmen und dem Herrn nachfolgen.
Und die Zehen der Füße, teils von Eisen und teils von Ton: zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein. Elberfelder 1871 – Daniel 2,42
Und die Zehen der Füße, teils eisern, teils aber tönern (, das bedeutet): Ein gewisser Teil des Königreiches wird stark sein und (ein anderer Teil) von ihm wird zerbrechlich sein. Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung: Alternativer Text – Daniel 2:42
Und die Zehen der Füße teils aus Eisen, teils aus Ton, dies bedeutet: Das Königreich wird einerseits fest sein, andererseits zerbrechlich. Die Philippson-Bibel – Dan 2,42
Und die Zehen der Füße zum Teil von Eisen und zum Teil von Ton: von einem Ende aus wird das Königtum stark sein, und in einem Teil wirds gebrechlich sein. Buber & Rosenzweig – Dan 2:42
Wieder ein Bibelvers über den man unterschiedlichster Meinung sein kann – und auch innerhalb der Zeit zu unterschiedlichen Meinungen kommen kann 😉 denn schließlich verändert sich die politische Lage, und so muss mancher seine Meinung immer wieder „anpassen“. Hier ein paar Ansichten:
Das »vierte Königreich« ist Rom. So hat Jesus gedeutet, so deutete der Jude Josephus, so deutete die ganze Kirche bis zum Beginn der Neuzeit, auch Luther und Calvin. Dies allein entspricht auch dem tatsächlichen Geschichtsverlauf. Rom stimmt mit Dan 2,40–43 am besten zusammen. Zu Roms militärischer Entschlossenheit und Unbeugsamkeit, zu seiner Härte im Kampf, passen »Eisen« und »Härte« vorzüglich. Die allmähliche, unaufhaltsame Ausbreitung, das Knikken jeden Widerstandes beschreibt V.40 ausgezeichnet. Nicht weniger gut passen V.41–43 auf die Nachfolgestaaten des römischen Weltreiches. Sie sind zahlreich und vielfältig wie die Zehen des Bildes. Sie haben die wechselvolle und in der Machtentfaltung schwankende Geschichte, die hier beschrieben wird. Sie sind trotz aller Feindschaft geprägt von der gemeinsamen Herkunft und Verwandtschaft, von gemeinsamer Kultur- und Rechtstradition. Sie koalieren und fallen auseinander. Ja, sie sind Ergebnis einer Völkermischung, und doch keine kulturell oder politisch dauerhafte Einheit. Man denke an Italien, Spanien, Frankreich, England, Deutschland, Portugal, Holland, Rumänien, später die Vereinigten Staaten und (als Nachfolger Ostroms) Rußland. Bis heute beherrscht diese politisch auf Rom zurückgehende, europäisch-nordatlantische Staatenwelt die Geschichte und Zivilisation der Erde.
Maier 2018 – Wuppertaler Studienbibel
Im vorigen Vers erwähnte Daniel zwar die Zehen des Standbildes, gab aber keine Auskunft über ihre Bedeutung. Das ändert sich nun in den Versen 42-43: 42 Und wie die Zehen der Füße teils aus Eisen und teils aus Ton waren, so wird das Reich teils stark und teils zerbrochen sein. 43 Und während du das Eisen mit dem Ton vermengt gesehen hast, werden sie sich mit dem Samen der Menschen vermischen; aber sie werden nicht aneinander haften, so wie Eisen sich nicht mit Ton vermischt. Nach dem Übergang von der Stufe der Einheit zur Stufe der Zweiteilung wird beschrieben, dass das Reich in seine dritte Stufe eintritt, nämlich die Stufe der Zehnteilung . Diese Stufe wird durch die zehn Zehen dargestellt. Genau wie die Füße sind auch die Zehen aus Eisen und Ton . Das bedeutet, dass sie zum Teil stark und zum Teil schwach sein werden. Der Mangel an Zusammenhalt wird besonders an den Zehen deutlich. Daniel sagte ausdrücklich, dass sie, d. h. die Herrscher der Zehn-Teilungs-Stufe, sich mit dem Samen der Menschen vermischen werden, aber sie werden nicht zusammenhalten, so wie Eisen sich nicht mit Ton vermischt. Die Aussagen Daniels scheinen kryptisch zu sein. Walvoord kommentiert: Da diese Beschreibung nicht ganz eindeutig ist, hat sie den Auslegern einen großen Spielraum für ihre Phantasie gegeben. So weist Keil darauf hin: „Die Vermischung ihrer selbst mit dem Samen der Menschen (Vers 43), beziehen die meisten Ausleger auf die Heiratspolitik der Fürsten.“ Keil weist die vielen Erklärungen zurück, die sich aus diesem Prinzip der Vermischung ergeben. Eine andere gängige Interpretation der Bedeutung des Gemischs aus Ton und Eisen ist, dass es sich auf verschiedene Regierungsformen bezieht, wie z. B. Demokratie im Gegensatz zur Diktatur. H. A. Ironside z. B. definiert es so, dass es von einer versuchten Vereinigung von Imperialismus und Demokratie spricht“. A. C. Gaebelein hat eine ähnliche Interpretation: „Aber was stellt der Ton dar? Lehm ist von der Erde. Er steht für das, was gar nicht zu der großen Statue gehört, eine fremde Zutat, die eingebracht wird. Die Metalle stehen für die Monarchien, aber der Ton steht für die demokratische Herrschaft, die Herrschaft des Volkes.“[86] Eine mögliche Erklärung für die Formulierung „Same der Menschen“ ist, dass in der letzten Phase des Vierten Reiches die Autorität wie in einer Republik in die Hände der Massen gelegt wurde. Das Ergebnis wäre, dass schließlich alle verschiedenen Gruppen ihre Rechte einfordern würden: Babylon war autokratisch, Medo-Persien war oligarchisch, und die Hellenisten herrschten mit dem Recht der Eroberung. Infolgedessen wäre das vierte Reich in die Phase der zehn Teilungen übergegangen und die Autorität wäre einer Republik übertragen worden, in der alle verschiedenen Gruppen ihre Rechte einfordern. Daniel machte in 2:43 einen weiteren Punkt, den er in 7:23-24 weiter ausführte: Die zehn Reiche werden versuchen, sich zu vereinigen, aber alle Einigungsversuche werden scheitern. Wie Walvoord hervorhebt, werden die Elemente nicht zusammenwachsen: „Die endgültige Form des Reiches wird verschiedene Elemente umfassen, sei es aus Gründen der Rasse, des politischen Idealismus oder der sektoralen Interessen, und dies wird verhindern, dass die endgültige Form des Reiches eine wirkliche Einheit hat.“[87] Letztendlich wird der Mangel an Einheit das Reich schwächen.
Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel
Das vierte Reich in der rabbinischen Theologie In seinem Daniel-Kommentar stellt Rabbi Goldwurm fest, dass die Identität der Reiche Daniels seit Jahrtausenden ein Streitpunkt unter den Rabbinern ist. Goldwurm stellt fest, dass die Frage über die Auslegung von Daniel 2 hinausgeht, denn das Thema der vier Reiche taucht nicht nur bei Daniel (Kap. 7), sondern auch bei anderen Propheten auf (z. B. Sach. 6). Die Kontroverse wirkt sich daher auf die Auslegung zahlreicher anderer Stellen in der hebräischen Bibel aus. Die folgenden Beispiele rabbinischer Interpretationen von Daniels Königreichen sind nicht erschöpfend, aber sie bieten interessante Einblicke. Die Midraschim identifizieren das dritte Reich durchweg als das hellenistische Reich (Griechenland ) und das vierte Reich als Rom . In einigen rabbinischen Schriften wird das Römische Reich als „das böse Reich“ bezeichnet. Die rabbinische Tradition, die Edom (Esau; Gen. 25:25, 30 ; 36:43 ) mit Rom in Verbindung bringt, ist wohlbekannt: „… teils (aus) Ton und teils (aus) Ton. Dies beschreibt Edom. Warum wurde es mit Eisen und Ton verglichen? Unsere Meister haben gesagt: Dieses böse Königreich wird Münzen aus Ton verwenden.“ Viele Rabbiner waren sich einig, dass es sich bei den Römern um die in Numeri 24:24 erwähnten Kittim handelte. Nach Genesis 10:4 stammte diese Volksgruppe von den Söhnen Javans ab, die die Griechen waren. Diese rabbinische Lehre macht die Griechen und die Römer zu Verwandten. Ibn Esra erklärte: “ Kittim ist der Name eines der Söhne Javans. Deshalb erkläre ich in meinen Kommentaren zum Buch Daniel, dass Griechen und Römer ein einziges Königreich bilden“ Ein weiteres Beispiel für diese Position stammt von Jakob ben Asher (ca. 1280-1340), einer rabbinischen Autorität des Mittelalters, der in Tur HaArokh schrieb: Bileam schloss seine Worte [in Numeri 24] mit einem Hinweis auf die Römer und ihren endgültigen Untergang, wie er durch das vierte der vier Tiere in Daniels berühmter Vision (Daniel 8) symbolisiert wurde. Nach einhelliger Meinung unserer Weisen werden das Römische Reich oder seine Nachfolger durch den Messias besiegt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nach Ansicht einiger Rabbiner die Griechen und die Römer miteinander verwandt waren. Daher würden sie Daniels drittes Reich bilden. Diese Ansicht öffnete Ibn Esra die Tür für die Lehre, dass das vierte Reich von arabischen Nationen regiert werden würde. Nach Ansicht des Rabbiners würde die Auslassung des riesigen und mächtigen Königreichs der Araber andernfalls eine Erklärung erfordern. Zur Unterstützung von Ibn Esras Position schlug Goldwurm vor, dass der Einfluss Roms auf die Entstehung des arabischen und des türkischen Reiches es erlaubt, sie als Erweiterungen oder Ableger des Römischen Reiches zu betrachten. Im gleichen Zusammenhang wies der hebräische Gelehrte Isaac ben Judah Abarbanel (1437-1508), auch bekannt als Rabbi Don Isaac Abarbanel oder einfach als Abarbanel, auf einen angeblichen Einfluss des Christentums auf die Entstehung des Islam hin. Aus dieser Bemerkung ergibt sich eine weitere rabbinische Interpretation des vierten Reiches: Das Christentum. Ein Rabbiner, der diese Theorie vertrat, war Moses ben Nachman, bekannt als Nachmanides oder der Ramban (1194-1270). Er brachte das vierte Reich mit dem Römischen Reich in Verbindung, indem er lehrte, dass die Römer die ersten waren, die an die Messiasschaft von Jeschua glaubten. Daher machten sie das Christentum zur Staatsreligion. Abarbanel schlug vor, dass Rom als offizieller Vertreter des Christentums der geistige Erbe von Edom ist. So wie Isaak zwei Söhne hatte (Jakob und Esau), hat der Glaube an den einen Gott zwei „geistige Söhne“: Jakob, der jüdische Glaube, und Edom, der Varianten des Monotheismus vertritt. Goldwurm führte diese Lehre weiter aus, indem er feststellte: „Rom macht in der himmlischen Vision (7,8), die Daniel sieht und die der Engel erklärt, eine Metamorphose von der weltlichen Macht des alten Reiches zur religiösen Macht, dem Christentum, durch.“ Der Rabbiner verglich das Christentum mit einem „machtlosen Waisenkind“, das zunächst von Konstantin I. und später von seinen Nachfolgern adoptiert wurde. Es wuchs heran, um seine einzigartige Stellung als Staatsreligion des Römischen Reiches zu nutzen und erlebte eine beispiellose Expansion. Schließlich begann ihre Macht, „ob zeitlich oder geistlich“, die jeder menschlichen Regierung zu übertreffen. So wird das vierte Reich während des gesamten jüdischen Exils durch die christliche Kirche repräsentiert, die trotz ihrer vielen Formen als eine einzige Einheit betrachtet wird. Der Rabbiner schloss seine Analyse mit der Feststellung, dass das Kommen des Messias „vom Untergang [dieser] Religion abhängt und mit ihm einhergeht.“ Rabbi Meir Leibush ben Yehiel Michel Wisser (1809-1879), besser bekannt als Malbim , wies darauf hin, dass das Gebiet, das einst vom Römischen Reich besetzt war, von zwei Religionen dominiert wurde: Christentum und Islam. Die Malbim kamen zu dem Schluss, dass diese beiden Religionen zusammen das vierte Reich Daniels bilden. Die eine ist so stark wie Eisen , die andere so schwach wie Töpferware.[102] Die Lehre der Malbim könnte teilweise auf den Ansichten des einflussreichen Toragelehrten Moses ben Maimon (1138-1204) beruhen, der gemeinhin als Maimonides bekannt ist und auch unter dem Akronym Rambam bekannt ist. In seinem Kommentar zur Tora behauptete der Rambam, dass Mohammed Teil von Gottes Plan war, die Welt auf das Kommen des jüdischen Messias vorzubereiten: All diese Worte Jesu von Nazareth und dieses Ismaeliten [d.h. Muhammad], der nach ihm auftrat, dienen nur dazu, den Weg für den messianischen König zu ebnen und die ganze Welt darauf vorzubereiten, dem Herrn gemeinsam zu dienen. Denn es heißt: „Dann werde ich die Sprache der Völker in eine reine Sprache verwandeln, so dass sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen werden“ (Zephanja 3:9). Ibn Esra , der die Ansicht vertrat, dass es sich bei Daniels viertem Reich um das arabische Königreich und damit um den Islam handelt, interpretierte die Zehen in Vers 42 als Hinweis auf die verschiedenen islamischen Mächte. Er stellte fest, dass der Verweis auf die verschiedenen Teile des vierten Reiches chronologisch und nicht geografisch ist. Zu bestimmten Zeiten würden islamische Herrscher mächtig sein und über europäische Nationen triumphieren, und zu anderen Zeiten würden sie besiegt werden. In seinem Perush HaKatzar, baute Ibn Esra auf dieser Interpretation auf, indem er feststellte, dass die verschiedenen religiösen Mächte einen Einfluss auf Jerusalem haben würden. Die Stadt würde abwechselnd vom Islam und vom Christentum regiert werden. Zusammenfassend lässt sich die umfangreiche rabbinische Lehre zu Daniels viertem Reich in zwei Perspektiven unterteilen. Das Reich kann entweder das Römische Reich oder Arabien darstellen. In beiden Fällen ist es wichtig, die Religionen, die diese Reiche repräsentieren, nicht zu übersehen. Rom steht für das Christentum, während Arabien für den Islam steht.
Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel
Ein drittes Merkmal ist, dass das vierte Weltreich im Laufe seiner Geschichte geteilt und geschwächt werden wird. Uns wird durch Daniel gesagt, dass „die Füße und die Zehen“ „teils aus Eisen und teils aus Ton“ waren. Dies stellt die Tatsache dar, dass es sich um „ein geteiltes Königreich“ handelt, das geschwächt sein wird, oder wie Daniel sagt: „Zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein.“ „Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast – sie werden sich mit den Nachkommen der Menschen vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften: so wie sich Eisen nicht mit Ton vermischt“ (2,43). Der Verlust dessen, was Gottes ist und die Einführung des menschlichen Elements führen wie immer zu Zertrennung und Schwachheit. Die geschwächte Regierungsmacht kann das Reich nicht länger zusammenhalten. Das Eisen vermischt mit dem lehmigen Ton symbolisiert die Vermischung von Demokratie mit Hoheitsgewalt. Der Lehm – das demokratische Element – führt zum Zerfall des Reiches. Zwei Tatsachen werden jedoch deutlich. Erstens, obwohl das vierte Weltreich durch die Hineinmischung von Lehm geteilt und geschwächt sein wird, wird es immer wahr sein, dass „von der Festigkeit des Eisens … in ihm sein“ wird. Es wird nie eine Zeit kommen, in der es dem Lehm vollständig gleichen wird. Die Regierung des vierten Weltreiches wird nie ganz demokratisch sein. Zweitens wird uns gesagt, dass das Eisen und der Ton sich vermischen lassen, sie jedoch nie aneinander haften werden. Demokratie und Herrschaftsgewalt werden immer im Gegensatz zueinander stehen.
Hamilton Smith – Das Buch Daniel
Die „Schenkel aus Eisen“ weisen auf ein Königreich, das „stark sein“ wird „wie Eisen“. Warum Eisen? „Weil das Eisen alles zermalmt und zerschmettert …“. So wird dieses Königreich „all jene zermalmen und zertrümmern“. Die „Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen“ stehen für ein „geteiltes Königreich“. In ihm wird etwas „von der Festigkeit des Eisens“ sein. Aber es wird nicht ausschließlich aus Eisen bestehen, sondern mit „lehmigem Ton“ vermischt sein. Das bedeutet: „zum Teil wird das Königreich stark sein, und zum Teil wird es zerbrechlich sein.“ Die Vermischung von Eisen und Ton deutet Vers 43: „sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt.“ Wer oder was ist mit dem Königreich gemeint, dessen „Schenkel aus Eisen“ sind? Die „traditionelle“ Deutung bezieht diese Aussage auf das römische Weltreich. Diese Auslegung findet sich vielleicht schon beim jüdischen Geschichtsschreiber Josephus: „Ebenso schrieb Daniel auch über die Herrschaft der Römer, die unser Volk gewaltig bedrücken werden.“ (Jüdische Altertümer, 10, 11, 7). Die „moderne“ Deutung denkt hier an das griechische Weltreich Alexander des Großen. Vertreter dieser Auslegung weisen darauf hin, dass im Buch Daniel neben Medien und Persien auch „Griechenland“ erwähnt wird (8,21; 10,20; 11,2), was auf das römische Weltreich nicht zutrifft – und verweisen im Übrigen auf ihre Auslegungen zu den Kapitels 7, 8 und 11 (s. dort). Was ist mit dem geteilten Königreich gemeint, das „teils aus Töpferton und teils aus Eisen“ besteht? Und worauf bezieht sich die Aussage, dass diese Königreiche (erfolglos) versuchen werden, „sich durch Heiraten untereinander vermischen“? Die „moderne“ Deutung bezieht diese Aussage auf die Nachfolgereiche Alexanders des Großen (Diadochenreiche) und die in Kapitel 11 geschilderten Versuche, sich mit Hilfe einer geschickten Heiratspolitik zu verbünden: 11,6: Und nach Jahren werden sie sich verbünden; und die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um ein Abkommen zu treffen. Aber sie wird die Kraft des Armes nicht behalten, und auch er und sein Arm werden nicht bestehen. Und sie wird dahingegeben werden, sie und die sie kommen ließen, und der, der sie gezeugt, und der, der sie zur Frau genommen hat in jenen Zeiten. 11,17: Und er wird sein Angesicht darauf richten, in den Besitz seines ganzen Reiches zu kommen, und wird mit ihm ein Abkommen treffen, und eine Tochter von seinen Frauen wird er ihm geben, um es zu verderben. Aber das wird keinen Bestand haben, und es wird ihm nicht gelingen. In der traditionellen Deutung wird das Königreich, das „teils aus Töpferton und teils aus Eisen“ besteht, oft auf die (ungeeinten) europäischen Reiche bezogen (Smith, 67; Shea, 136; so auch Maier, 133). Daneben wird aber auch die Auffassung vertreten, dass es sich eher um ein universales Reich handelt (Stefanovic, 114). Den Versuch, „sich durch Heiraten untereinander vermischen“ bezieht man dementsprechend entweder auf die Heiratspolitik europäischer Mächte (Smith, 66f.) oder auf „völkische Vermischung“ (Maier, 130.133) bzw. eine „Vermischung verschiedener Rassen“ („intermingling of diverse races“, Stefanovic, 104).
M. Mainka – Daniel
Schon aus der so ausführlichen Beschreibung geht hervor, welch eine Bedeutung diesem vierten Weltreiche in der Geschichte zukommen wird. Es ist in seinem inneren Bestand zwar noch geringer als die unmittelbar vorangehenden. Da es aber gleich der Härte des Eisens ist, wird es dennoch fähig sein, in seiner Wucht und mit seinen Schlägen alle Reiche zu zermalmen, die sich ihm widersetzen. In dieser seiner Gewalt erscheint das Reich jedoch nur in seinen Anfängen. „Schon die Füße und die Zehen, wie die Mischung aus Ton und Eisen, deuten darauf hin, dass es ein geteiltes Reich sei. Geteilt und gesondert äußerlich, wie die beiden Füße und die Ausläufer derselben, die Zehen; geteilt auch seinen inneren Bestandteilen nach. Vermöge letzterer, die beim Bilde als Eisen und Ton erscheinen, ist das Reich teils stark, teils zerbrechlich. Stark dem Eisen, zerbrechlich dem Ton nach. Denn Eisen ist das Bild der Stärke und Unnachgiebigkeit, Ton das der Zerbrechlichkeit und Schmiegsamkeit. Diese Vermischung von Ton und Eisen ist aber um so schlimmer, als sie keine wahre, innere ist, sondern rein äußerlich bleibt. Wie Eisen und Ton sich nicht durchdringen, nicht ineinander verwachsen, sondern der Lehm nur dem Eisen sich anschmiegt, bei seiner Verhärtung aber sich leicht wieder abbröckelt, so ist es mit den Bestandteilen dieses Reiches. Ob sie sich auch vermischen durch Menschensamen, d. h. ob sie (und der folgende Vers zeigt, dass hiermit die Herrscherfamilien der einzelnen Teile dieses Reiches gemeint sind) sich auch durch Wechselheiraten enge miteinander zu verbinden suchen, so kommt es zu einer wahren Einheit doch so wenig, wie zwischen Eisen und Ton .“ So erscheint die letzte Weltmacht bereits in ihrer ganzen inneren Schwäche. Trotz ihres äußeren Zusammenhangs und ihrer imposanten Erscheinung genügt dennoch nur ein Schlag, und sie bricht in sich selbst zusammen. Ihre einzelnen Wesensteile haben keine Kraft zu einer organischen Verschmelzung, sondern nur die Fähigkeit vorübergehender zweckmäßiger Zusammensetzung. Die Weltmacht kann nur knechten, organisieren, verketten, nie aber eine wahre organische Volkseinheit schaffen. Weltstaaten sind nicht Weltorganismen, sie waren immer nur Weltorganisationen mit despotischem oder föderativem Charakter. Der Wert der Weltmächte besteht nur in dem Vermögen, die einzelnen einander völlig fremden Teile zweckmäßig zu einer höheren, also staatlichen Einheit zusammenzuschließen. Dies kann auf die Dauer immer nur durch eine äußere Gewalt geschehen, da die innere und organische Verwandtschaft der einzelnen Teile fehlt. Sie streben je länger desto mehr auseinander, wie das beim vierten Reiche so plastisch in den beiden Schenkeln mit den Füßen und zehn Zehen zur Darstellung kommt. Das anfänglich eine Reich löst sich auf in zwei und letzthin in zehn. Mit Recht fragt man nun, ob dieses Monarchienbild, das Nebukadnezar als Offenbarung wurde, von der Geschichte als der Wirklichkeit entsprechend gerechtfertigt worden ist. In den Deutungen der einzelnen Reiche ist man zwar verschiedener Meinung gewesen. Durchweg gilt jedoch das erste als das Babylonische, das zweite als das Medisch-persische, das dritte als das von Alexander dem Großen begründete Griechische und das vierte als das Römische Weltreich. Mit welchen Gewaltmitteln hat man nicht versucht, letzteres in seiner äußeren Einheit zu erhalten. Ströme von Blut mussten fließen, Länder und Völker verelenden, politische Ehen geschlossen und zerrissen werden. Europäische Gleichgewichte wurden durch Bündnisse geschaffen und wieder verschoben. Jedoch die entsetzliche Weltkatastrophe der hinter uns liegenden Jahre hat gezeigt, wie Ton und Eisen sich nicht dauernd zu einer höheren Einheit verschmelzen lassen. Die Zahl zehn auf Grund der zehn Zehen der beiden Füße ist vielleicht weit mehr das Bild einer beliebigen Vielheit als das einer begrenzten Zahl. Der eigentliche Sinn der Deutung liegt zweifellos auch hier auf dem Wesensbestand der zusammengehaltenen Teile. Die Geschichte Europas gibt uns die Deutung. In ihrer Ratlosigkeit suchen die Völker nach dem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kitt, der den völligen Zusammenbruch der bisherigen Staatsformen, Wirtschaftsordnungen und Kulturschöpfungen verhindern soll. Insoweit dieses Suchen wirklich aus einer tieferen Sehnsucht, aus dem Geiste einer höheren Gesinnung und aus dem Wunsche nach einer gerechteren Weltordnung herausgeboren ist, freuen wir uns darüber. Wir segnen es, ob es sich im Völkerbund, oder in der Kriegsächtungsfrage oder in sonstigen weltpolitischen Beschlüssen zum Gemeinwohl der Völker verkörpert. All diese Bestrebungen wird Gott segnen und rechtfertigen, so lange sie sich nicht aufs neue zu einer bewussten Feindschaft wider Gott und wider das Kommen seines Reiches verdichten. Sobald jedoch auch sie wieder bewusst ohne Gott suchen, was nur mit Gott zu finden und zu verwirklichen ist, dann teilen auch sie unerbittlich das Gerichtsschicksal, dem bisher alles aus dem Geiste der Weltmacht Herausgeborene verfallen ist. Denn alles zielt letzthin auf das fünfte Reich.
Jakob Kroeker – Das lebendige Wort Band 11
Es würde stark sein wie Eisen und die Macht besitzen, jeden Widerstand niederzuwerfen. Dies wird in den Beinen von Eisen gezeigt, denn sowohl der östliche als auch der westliche Teil war ausnehmend stark. Wenn wir zu den Füßen und Zehen kommen, so haben wir das Reich in einer Gestalt vor uns, die es in noch zukünftigen Tagen annehmen wird. In seinem Charakter in den letzten Tagen wird es aus zehn Königreichen bestehen, die durch die zehn Zehen dargestellt werden. Dies hat in der Vergangenheit niemals seine Erfüllung gefunden, denn in der Vergangenheit regierte nur einer als Diktator; aber in den kommenden Tagen, wenn Rom wieder auferstanden ist, werden zehn Könige sein, die ihre Macht dem Tier geben, aber mit ihm herrschen (Off 17,12.13). Von dem Eisen mögen wir, wie ein anderer gesagt hat, lernen, dass eine allgemeine Monarchie bestehen wird, während in dem Ton die zehn einzelnen Königreiche dargestellt sind.
H.G. Moss – Der Prophet Daniel
Die Mischung aus Ton und Eisen stellt dies treffend dar, denn es sind zwei Materialien von ganz unterschiedlichem Charakter. Eisen ist ein Metall von geringerem Wert als Gold, aber härter; Ton ist kein Metall und weist in der Schrift immer auf den Gegensatz zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen hin (Hiob 10,9; 33,6, der Mensch ist wie Ton in der Hand Gottes, des Töpfers!). Der Traum deutet also darauf hin, dass das vierte Weltreich in seinen letzten Tagen «Könige» haben wird, nämlich zehn, und dass sich, obwohl immer noch hart, ein brüchiges – ein menschliches – Element beigemischt hat. Dieses Element nennen wir in unseren Tagen Demokratie, das einst ein hochgestellter Mann wie folgt umschrieben hat: Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk. Nichts ist ungewisser und daher brüchiger, als der Wille des Volkes. Nun wird uns klar, dass wir in den Tagen leben, die den Schlussakt der Geschichte dieses Bildes darstellen.
Frank Binford Hole – Der Prophet Daniel
Wir sehen keinen Anlass, eine sehr übliche Auslegung des Tons zu bezweifeln, nämlich dass er die Vermischung populärer demokratischer mit absolutistischen Regierungsformen darstellt: Die Verbindung aus Absolutismus mit dem populären Zeitgeist, die wie diese unvereinbaren Elemente nie wirklich zusammenschmelzen können und daher genau durch ihren Versuch der Vereinigung zu einer Schwachstelle werden.
Edward Dennett – Der Prophet Daniel und die Zeiten der Nationen
Wenn wir die Geschichte betrachten, sehen wir auf der einen Ebene Fortschritt und Verbesserung, aber wenn wir tiefer gehen, sehen wir Verfall und Niedergang. Thoreau sagte, dass Amerika „verbesserte Mittel zu unverbesserten Zwecken“ hatte, und das kann man von jeder Entwicklungsnation sagen. Wir können leicht mit Menschen in fast allen Teilen der Welt sprechen, aber haben wir auch etwas Wichtiges zu sagen? Wir können schnell von einem Ort zum anderen reisen, aber wir machen kaum Fortschritte bei der Lösung der Probleme von Krieg, Gewalt, Hunger und Freiheit. Wir sind zwar dankbar für die Dinge, die das moderne Leben bequem und angenehm machen – gute Häuser, Autos und Flugzeuge, wirksame Medikamente, elektronische Geräte -, aber wir müssen zugeben, dass jedes dieser Dinge neue Probleme mit sich bringt, die gelöst werden müssen. Es ist einfacher, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber schwieriger, ein Leben zu führen.
Eine dritte Wahrheit ist, dass es für die Dinge am Ende des Zeitalters schwierig sein wird, zusammenzuhalten. Die Füße des Bildes bestanden aus einer Mischung aus Eisen und Ton. Eisen ist stark und haltbar, aber Ton ist schwach und bröckelt leicht. Das Eisen im Bild erweckt den Anschein von Stärke und Ausdauer, aber der Ton verkündet genau das Gegenteil. Tatsächlich raubt der Lehm dem Eisen seine Fähigkeit, die Dinge zusammenzuhalten, denn wo immer das Eisen den Lehm berührt, gibt es Schwachstellen. Die heutige Gesellschaft wird von Verträgen zusammengehalten, die gebrochen werden können, von Versprechen, die ignoriert werden können, von Traditionen, die vergessen werden können, von Organisationen, die aufgelöst werden können, und von geldbringenden Unternehmen, die scheitern können – all das ist Eisen, vermischt mit Ton! Der Mensch in seiner besten Form ist Lehm, denn Gott hat ihn aus dem Staub der Erde gemacht. Obwohl Mann und Frau beide nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, hat die Sünde uns der Herrschaft beraubt, die er uns gegeben hat (Gen 1,26). Wir sind sowohl Schöpfer als auch Zerstörer, und wir scheinen darauf aus zu sein, einander und die Welt, die Gott uns gnädigerweise gegeben hat, zu zerstören. Der Kern eines jeden Problems ist das Problem im menschlichen Herzen – die Rebellion gegen Gott.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Daniel 2,42. Midrasch über die Psalmen, Buch Eins, Psalm 18, 5. … Ebenso wird es sein, wenn der Messias kommt – möge es bald und in unseren Tagen geschehen – dass die Kinder Israels dieses Lied nicht singen werden, bis der Messias geschmäht worden ist, von dem gesagt wird: Deine Feinde … O Herr … haben die Schritte Deines Gesalbten geschmäht (Ps. 89,52); sie werden es nicht singen, bis durch seine Hand das Reich gefallen ist, dessen Männer an jeder Hand sechs Finger und an jedem Fuß sechs Zehen haben, diese Männer des bösen Rom, von dem gesagt wird: Die Zehen der Füße waren zum Teil aus Eisen und zum Teil aus Ton (Dan. 2,42) …
The Rabbinic Messiah
Das eiserne Weltreich, Rom, war bei weitem das stärkste und dauerte länger als seine Vorgänger. In der Tat, das römische Weltreich besteht noch in den Nationen Europas. Seine jetzige Zerteilung wird in den zehn Zehen des Bildes veranschaulicht. Das in den Füßen mit dem Erz vermengte Tonelement stellt die Vermischung von Kirche und Staat dar. Diese Vermischung wird in der Schrift Babylon – Verwirrung – genannt. Wie wir bald sehen werden, ist der Stein das Sinnbild des wahren Königreiches Gottes, und an dessen Stelle setzte Babylon eine Nachahmung von Stein – getrockneten Ton – welchen es mit den bruchstückartigen Überbleibseln des (eisernen) römischen Weltreiches vereinigt hat. Und dieses gemischte System – Kirche und Staat – die Namenkirche vermählt mit den Reichen dieser Welt, welche der Herr „Babylon“, Verwirrung, nennt, maßt sich an, sich „Christentum“, d.i. Christi Königreich, zu nennen. Daniel erklärt: „Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast – sie werden sich mit dem Samen der Menschen vermischen (Kirche und Welt vermischt – Babylon), aber sie werden nicht aneinander haften: gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.“ Sie können nicht vollständig ineinander aufgehen. „Und in den Tagen dieser Könige (der durch die Zehen dargestellten Reiche, der sogenannten christlichen Reiche, oder des „Christentums“) wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ (Daniel 2:43, 44)
Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter
Die Festigkeit und Stärke des eisernen Teiles des symbolischen Standbildes, der mit dem Römischen Reich begann und zu der anglo-amerikanischen Dual-Weltmacht führte, stellte die Härte und Zähigkeit dar, mit der diese ihre Gewalt- und Weltherrschaft ausüben würde. Doch was veranschaulichten die zehn Zehen, in denen das symbolische Standbild auslief? Durch diesen Teil wurde gezeigt, daß die Überbleibsel der römischen oder sechsten Weltmacht in der Zeit des Endes dieses symbolischen Standbildes mit der anglo-amerikanischen oder der siebenten Weltmacht wetteifern und daß es noch weitere unabhängige politische Regierungen geben würde, die mit diesen konkurrierenden Mächten verbunden wären. Da die Zahl zehn eine biblische Zahl ist, welche irdische Vollständigkeit darstellt, sind die zehn Zehen ein Bild aller gleichzeitig bestehenden Mächte und Regierungen. Wie kam es aber, daß diese symbolischen zehn Zehen teils von Eisen und teils von lehmigem Ton waren? Dies kam dadurch, daß „sie sich mit dem [durch den] Samen der Menschen“ vermischten. Es trifft zu, daß das heidnische Römische Reich teilweise zum Heiligen Römischen Reich gemacht wurde, dessen Herrscher von den Päpsten der römisch-katholischen Kirche gesalbt wurden. Die römisch-katholische Hierarchie suchte dieses Heilige Römische Reich zu beherrschen, und zwischen den politischen Herrschern dieses Reiches und dem Papst und seinem Klerus entstand ein Machtkampf. Es kam zu einer Verbindung zwischen Kirche und Staat, ausgenommen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Unter dem Vermischen der Herrscher oder politischen Häupter mit dem „Samen der Menschen“ ist jedoch eine gegenseitige Verbindung und das Erzeugnis einer politischen Nachkommenschaft zu verstehen oder eine Popularisierung, eine Demokratisierung oder eine Sozialisierung der Regierungsformen. Im neunzehnten Jahrhundert gewann die sozialistische Bewegung in der Christenheit sehr an Boden. Im Jahre 1848 wurde von Karl Marx und Friedrich Engels das kommunistische Manifest, eine kurze, klare Darlegung der sozialistischen Lehre, veröffentlicht, und danach fegte eine Welle revolutionärer Bewegungen über Europa. Papst Pius IX. war sogar gezwungen, aus Rom zu fliehen, und konnte erst im Jahre 1850 wieder dorthin zurückkehren. Sobald das sozialistische Element einen gewissen Einfluß in den Regierungen ausgeübt hat, ist es bestrebt gewesen, die sogenannte kapitalistische Herrschaft zu schwächen und zu stürzen, während die demokratischen Elemente in den Regierungen die Macht der imperialistischen, absoluten Herrscher geschwächt haben. Diese modernen, radikalen Elemente und die älteren imperialistischen Typen der Weltherrschaft hafteten indes nicht durch Liebe oder Geistesverwandtschaft aneinander. Es ist gewesen, wie wenn man Eisen mit Ton hätte vermischen wollen.
Wachtturm 15.Juli1959
Was könnten die zehn Zehen bedeuten? Sie stellen alle heute gleichzeitig bestehenden Mächte und Regierungen auf der Erde dar, denn die Zahl Zehn ist eine biblische Zahl, die irdische Vollständigkeit versinnbildet. Ja, der Traum vom Standbild bezieht sich tatsächlich auf unsere Zeit. Wir sollten im Sinn behalten, daß die Entwicklung des symbolischen Standbildes mit dem Aufkommen der letzten Weltmacht nicht aufhörte. Sie mußte weitergehen, bis der Einfluß der demokratischen und sozialistischen Elemente stark genug war, um die Reichsregierungen und Diktaturmächte dieser Welt zu schwächen. Seit 1914 haben diese Elemente ihren schwächenden Einfluß vorwiegend auf den durch den „König des Nordens“ verkörperten eisernen Teil der Füße des Standbildes ausgeübt. Die zehn Zehen des Standbildes stellen alle Nationen dar, nicht nur die, die bis heute in die UN aufgenommen worden sind. Jetzt kommt der Traum Nebukadnezars zu seinem dramatischen Höhepunkt.
Wachtturm 15.August 1969
Natürlich gab es im 19. und 20. Jahrhundert eine Anzahl Entwicklungen auf der Weltbühne, die die eisengleiche Herrschaft der anglo-amerikanischen Weltmacht schwächten. Es kamen revolutionäre sozialistische Gruppen auf, die die Struktur, den Einfluß und die Kraft dieser siebenten Weltmacht schwächten. In der Prophezeiung heißt es: „Das Königreich selbst wird sich als geteilt erweisen, da du ja das Eisen mit feuchtem Ton vermischt erblickt hast.“ Es sollte „mit der Nachkommenschaft der Menschen vermischt sein“. Der „Ton“ in dem Bild stellt somit die proletarischen Elemente dar, die dadurch entstehen, daß sich das Volk gegen die bestehende Gewalt erhebt. Durch Gewerkschaften, Demonstrationen, Streiks und andere Protestaktionen hat das gewöhnliche Volk versucht, die traditionelle kapitalistische Regierungsform zu untergraben, die in der anglo-amerikanischen Weltmacht und ihrer Einflußsphäre zu erkennen ist. Obwohl kommunistische Regierungen anderer Nationen oft den Anlaß geben zur Entstehung des „Tons“ innerhalb des Bereichs und der Einflußsphäre der anglo-amerikanischen Weltmacht und entsprechende Mittel zur Verfügung stellen, sind sie doch nicht in dem Bild vertreten. Wir dürfen nicht vergessen, daß das Standbild die Entwicklung derjenigen Weltmächte auf der Erde darstellt, die irgendeine Beziehung zu Gottes Volk haben, und zwar bis zu der Zeit, in der das Standbild vernichtet wird und in der Gottes Königreich unter Christus alle irdischen Regierungen ersetzt. Seit der Zeit Babylons sind viele mächtige Reiche entstanden, zum Beispiel im Orient, in Europa und Afrika und auch in Nord-und Südamerika. Sie sind jedoch nicht in dem Bild vertreten, da sie bis zum Ende der Heidenzeiten im Jahre 1914 keine vorherrschenden Weltmächte waren, die mit Jehovas Volk in Verbindung gestanden hätten. Im Gegensatz dazu werden in Offenbarung 13:1 alle Regierungen durch das ‘wilde Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen’ dargestellt. Dieses Tier hat nicht nur die sieben Köpfe, die die sieben Weltmächte darstellen, angefangen von Ägypten bis zur anglo-amerikanischen Weltmacht, sondern es hat auch einen Körper, der alle anderen Nationen einschließt, da das Tier als Ganzes das Weltsystem der politischen Herrschaft darstellt, angefangen von den Tagen Nimrods. Der „Ton“ stellt somit nicht die kommunistischen Regierungen außerhalb des Einflußbereichs der anglo-amerikanischen Weltmacht dar, ebensowenig wie andere Teile des Bildes andere Regierungen und Reiche darstellten, die es im Laufe der Jahrhunderte gab. Doch die Tatsache, daß dieses Bild die Zeit des Endes erreicht hat und daß es keinen Platz für die Entwicklung einer weiteren Weltmacht einräumt, sowie die Tatsache, daß das „wilde Tier“ nur sieben und nicht acht Köpfe hat, zeigt, daß es keine neue Weltmacht geben wird, die die Vorherrschaft an sich reißt, bevor das gesamte politische System beseitigt wird. Der „Ton“ stellt keine sich entwickelnde Weltmacht dar, sondern nur einen schwächenden Faktor. In Offenbarung, Kapitel 17 wird gesagt, das „scharlachfarbene wilde Tier“ stelle als Ganzes ‘selbst einen achten König’ dar, doch es wird auch gesagt, daß es „den sieben“ Weltmächten entstamme. Außer der Gewalt, die ihm die „sieben“ geben, hat es keine wirkliche Herrschergewalt. Tatsächlich war die siebente Weltmacht führend darin, das „Bild“ des wilden Tieres ins Dasein zu bringen. (Vergleiche Offenbarung 13:11-18.) Dieses „scharlachfarbene wilde Tier“ als „Bild“ des wilden Tieres „mit zehn Hörnern und sieben Köpfen“, das aus dem „Meer“ der Menschheit hervorkommt, stellt offensichtlich zunächst den Völkerbund und dann die Vereinten Nationen dar. Es ist ein „achter König“, indem es eine weltweite Organisation ist, aber es ersetzt oder beseitigt nicht die siebente Weltmacht. Es ist nicht der kommunistische Nationenblock, ebensowenig wie der Ton des Bildes die Entwicklung einer neuen Weltmacht innerhalb des Bildes darstellt, das die aufeinanderfolgenden Weltmächte versinnbildlicht.
Wachtturm 1.Oktober 1978
Aus Daniel 2:41-43 erkennen wir, daß deutlich identifizierbare Weltreiche einander ablösen sollten. Stellt also jedes der zwei ‘Beine von Eisen’ eine Weltmacht dar? Nein, ebensowenig wie die beiden ‘Arme von Silber’ im oberen Teil des Bildes zur Blütezeit Medo-Persiens zwei Weltmächte darstellten. Die zwei Beine und das Eisen der Füße gingen gleichzeitig aus dem Römischen Reich hervor, und zwar besonders vom 4. Jahrhundert an, als Konstantin seine westliche Hauptstadt, Rom, aufgab und eine östliche Hauptstadt, Konstantinopel, gründete. Aus diesem geteilten Reich gingen mehrere abhängige Staaten hervor, unter denen schließlich Anglo-Amerika als Weltmacht dominierte. In den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts erwiesen sich diese „Beine“ tatsächlich als ‘Beine von Eisen’, denn die Militärmacht Anglo-Amerika zermalmte feindliche Heere und setzte dabei zum erstenmal in einem Krieg Atomwaffen ein. Damit kommen wir zum untersten Teil des riesenhaften Bildes. Auch er stellt noch die anglo-amerikanische Weltmacht dar, doch weist er eine Schwäche auf. Die Füße und Zehen haben die volle mit Eisen zu vergleichende Stärke der Beine verloren, denn sie sind „teils von Eisen und teils von geformtem Ton“. Daniel gibt dazu folgende Erklärung: „Daß du Eisen mit feuchtem Ton vermischt erblickt hast: Sie werden schließlich mit der Nachkommenschaft der Menschen vermischt sein; aber sie werden sicherlich nicht aneinanderhaften, dieses an jenem, so, wie sich Eisen nicht mit geformtem Ton vermischt“ (Dan 2:33, 43). Bedeutet das, daß die heutigen sozialistischen und kommunistischen Herrscher zu einer Weltmacht werden? Nein, denn die biblische Prophezeiung deutet an, daß diese aus dem Volk hervorgegangenen Elemente nie zur Weltherrschaft gelangen werden. Der letzte Teil des schrecklichen Bildes, der im Laufe der Zeit in Erscheinung tritt, besteht auch noch größtenteils aus Eisen. Es ist immer noch die Weltmacht, die aus dem Heiligen Römischen Reich hervorgegangen ist. Aber diese eisenähnliche Macht wird am Ende des Zeitalters geschwächt durch das Eindringen eines weichen, tonähnlichen Elements — einer Bewegung, die das Volk durch Gewerkschaften, Protestaktionen und dergleichen zu einer größeren Mitsprache aufruft. Die „Nachkommenschaft der Menschen“, der sogenannte einfache Mann, strebt nach dem Mitspracherecht. Das ist heute nicht nur in den westeuropäischen Ländern allgemein zu beobachten, die einst zum Heiligen Römischen Reich gehörten, sondern vor allem im Bereich der anglo-amerikanischen Weltmacht. Das Bummeln bei der Arbeit, Streiks und Unruhen in der Arbeiterschaft haben hier die Regierungsgewalt, die einst mit „Eisen“ zu vergleichen war, weitgehend geschwächt. In dem Kampf der Arbeiterschaft gegen das Kapital versucht die „Nachkommenschaft der Menschen“, Arbeitsweise und Lebensstandard zu bestimmen. Hat dies zu einer Festigung des Verhältnisses zwischen Arbeiterschaft und Regierung geführt? Gottes Wort antwortet darauf: „Sie werden sicherlich nicht aneinanderhaften.“
Wachtturm 15.August 1980
Was wird durch „die Füße und die Zehen“ des in Daniel 2:31-45 beschriebenen „riesenhaften Bildes“ dargestellt? Diese Prophezeiung wurde von dem Einen inspiriert, „der ein Offenbarer von Geheimnissen ist“, dem großen Souveränen Herrn Jehova selbst, und sie erreicht ihren Höhepunkt im „Schlußteil der Tage“, wenn die Streitfrage der Weltherrschaft ein für allemal geklärt werden wird (Daniel 2:28). Vom Beginn der „Zeiten der Nationen“ im Jahre 607 v. u. Z. bis in unsere Zeit hat es eine Aufeinanderfolge von Weltmächten gegeben, beginnend mit dem babylonischen Imperium und fortgesetzt durch das medo-persische, griechische, römische und anglo-amerikanische Weltreich. Sie werden durch die metallischen Teile des Bildes dargestellt (Lukas 21:24). Doch am Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 ist eine Mischung verschiedener Arten von Menschenherrschaft auf der Erde entstanden (Matthäus 24:3-12). Der gewöhnliche Mensch (die aus dem Staub des Erdbodens gebildete „Nachkommenschaft der Menschen“) nimmt größeren Einfluß auf Regierungsangelegenheiten. Sozialistische und demokratische Regierungen sind in den Vordergrund getreten zusammen mit eisenähnlichen bedrückenden Regierungsformen. Sie sind wie das „Eisen mit feuchtem Ton vermischt“, woraus die Füße und die Zehen des Bildes bestehen. Über die zehn „Zehen“ sind schon verschiedene Ansichten geäußert worden. Da jedoch die Zahl Zehn in der Bibel häufig gebraucht wird, um Vollständigkeit in bezug auf irdische Dinge anzuzeigen, scheinen die „Zehen“ logischerweise das gesamte globale Herrschaftssystem am Höhepunkt der Tage darzustellen. An die Füße und Zehen dieses Bildes schlägt Gottes Königreich und zermalmt die letzten Ausdrucksformen der Menschenherrschaft zu Staub. Wie glücklich wir doch sein können, daß die durch Frieden und Wohlfahrt gekennzeichnete Herrschaft des Königreiches Christi dann die ganze Erde erfüllen wird! (Matthäus 6:9, 10; vergleiche Jesaja 11:1, 9).
Wachtturm 1.August 1985
EIN ZERBRECHLICHES GEMISCH Daniel erklärte Nebukadnezar als nächstes: „Daß du die Füße und die Zehen teils aus geformtem Töpferton und teils aus Eisen bestehend sahst: Das Königreich selbst wird sich als geteilt erweisen, aber etwas von der Härte des Eisens wird offenbar in ihm sein, da du ja das Eisen mit feuchtem Ton vermischt erblickt hast. Und was die Fußzehen betrifft, die teils aus Eisen und teils aus geformtem Ton waren: Das Königreich wird sich teils als stark erweisen und wird sich teils als zerbrechlich erweisen. Daß du Eisen mit feuchtem Ton vermischt erblickt hast: Sie werden schließlich mit der Nachkommenschaft der Menschen vermischt sein; aber sie werden sicherlich nicht aneinanderhaften, dieses an jenem, so wie sich Eisen nicht mit geformtem Ton vermischt“ (Daniel 2:41-43). Die aufeinanderfolgenden Weltmächte wurden durch die verschiedenen Teile des Standbildes in Nebukadnezars Traum dargestellt, beginnend mit dem Kopf bis hin zu den Füßen. Logischerweise stellten die Füße und Zehen aus ‘Eisen, vermischt mit feuchtem Ton’, die letzte Ausdrucksform der Menschenherrschaft in der „Zeit des Endes“ dar (Daniel 12:4). Bei Anbruch des 20. Jahrhunderts herrschte das Britische Reich über ein Viertel der Erdbevölkerung. Andere europäische Reiche übten über weitere Millionen von Menschen Herrschaft aus. Doch nach dem Ersten Weltkrieg traten an die Stelle der Reiche mehrere Nationalstaaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschleunigte sich diese Entwicklung. Mit dem weiter wachsenden Nationalismus stieg die Zahl der Nationalstaaten in der Welt drastisch an. Die zehn Zehen des Standbildes stellen alle diese nebeneinander bestehenden Mächte und Staaten dar, denn in der Bibel bedeutet die Zahl Zehn mitunter irdische Vollständigkeit. (Vergleiche 2 Mose 34: 28; Matthäus 25:1; Offenbarung 2:10.) Heute, in der „Zeit des Endes“, haben wir es mit den Füßen des Standbildes zu tun. Einige der Regierungen, die durch die Füße und Zehen aus Eisen, vermischt mit Ton, dargestellt wurden, haben sich wie Eisen erwiesen — autoritär und tyrannisch. Andere gleichen Ton. In welcher Hinsicht? Daniel brachte den Ton mit der „Nachkommenschaft der Menschen“ in Verbindung (Daniel 2:43). Trotz der Zerbrechlichkeit von Ton, aus dem die „Nachkommenschaft der Menschen“ gemacht ist, sehen sich die traditionellen eisenähnlichen Herrschaftssysteme gezwungen, immer mehr auf das gewöhnliche Volk zu hören, das in den Regierungen, die Herrschaftsgewalt ausüben, ein Wort mitreden möchte (Hiob 10:9). Doch die autoritäre Herrschaft und das gewöhnliche Volk bilden keine feste Verbindung — genausowenig wie Eisen und Ton. Zu der Zeit, wo das Standbild verschwindet, wird die Welt auf jeden Fall politisch zersplittert sein.
Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf! 2009
Der Ton, mit dem das Eisen vermischt wurde, stellt Elemente innerhalb des Einflussbereichs der „eisernen“ angloamerikanischen Weltmacht dar. Sie würde gern mehr Stärke entfalten, aber der „Ton“ hat ihr das im Lauf der Zeit schwer gemacht.
wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden. Elberfelder 1871 – Matthäus 24,13
Wer aber bis ans Ende standhaft bleibt, wird gerettet. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Matthäus 24:13
aber der, der bis zum Ende Ausdauer bewahrt haben wird, der wird gerettet werden. Jantzen & Jettel 2017 – Mt 24,13
Aber jeder, der auf Gottes Spur bleibt, bis er das Ziel erreicht, wird gerettet werden, weil Gott ihn festhält. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Mt 24:13
Wie oft lese ich in religiösen Zeitschriften, wie man sich richtig verhält und was alles wohl in Gottes Augen verkehrt wäre! Doch zeigt das wirklich Liebe? Wäre es nicht angebrachter, gerade in der aktuellen Zeit mehr Liebe zu zeigen – besonders auch auf die Liebe Gottes aufmerksamer zu machen, als auf die angeblichen Fehler? Das wir in einer besonderen Zeit leben, bekommt wohl jeder mit – deshalb ist es wohl Zeitverschwendung, ständig über „Zeit des Endes“ zu reden – anstatt auf die Liebe die Jehovah uns zeigt, und wie wir diese Liebe erwidern könnten!
Der Verborgenheit entspricht die Öffentlichkeit. Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde. Das ist von Gott her so, vor dem alles Verborgene schon offenbar ist. Gott will uns das Verborgene zeigen, sichtbar machen. Die Öffentlichkeit ist der von Gott geordnete Lohn der Verborgenheit. Die Frage ist nur, wo und von wem der Mensch diesen Lohn der Öffentlichkeit empfängt. Begehrt er diese Öffentlichkeit vor Menschen, so hat er mit ihr seinen Lohn dahin. Es ist dabei kein Unterschied, ob er sie in der groben Form der Öffentlichkeit vor anderen Menschen oder in der feineren Form der Öffentlichkeit vor sich selbst sucht. Wo die linke Hand weiß, was die rechte tut, wo ich mein verborgenes Gutes vor mir selbst ans Licht bringe, wo ich um mein eigenes Gutes wissen will, dort bereite ich mir selbst schon den öffentlichen Lohn, den Gott mir vorbehalten wollte. Ich bin es, der sich das eigene Verborgene zeigt. Ich warte nicht, bis es Gott selbst mir zeigt. So habe ich meinen Lohn dahin. Wer aber in der Verborgenheit vor sich selbst beharrt bis ans Ende, der wird den Lohn des Offenbarwerdens von Gott empfangen. Wer aber kann so leben, daß er das Außerordentliche in der Verborgenheit tut? daß die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut? Was für eine Liebe ist das, die nicht um sich selbst weiß, sondern verborgen bleiben kann vor sich selbst bis zum jüngsten Tag? Es ist deutlich: Weil sie verborgene Liebe ist, kann sie nicht eine sichtbare Tugend, ein Habitus des Menschen sein. Habt acht – heißt es -, daß ihr die wahre Liebe nicht verwechselt mit einer liebenswürdigen Tugend, mit einer menschlichen ,Qualität‘! Sie ist ja die selbstvergessene Liebe im echten Sinne des Wortes. In dieser selbstvergessenen Liebe aber muß der alte Mensch mit allen seinen Tugenden und Qualitäten sterben. In der selbstvergessenen, an Christus allein gebundenen Liebe des Jüngers stirbt der alte Adam. In dem Satz: laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, ist der Tod des alten Menschen verkündigt. Also noch einmal: Wer kann so leben, daß er Kapitel 5 und 6 vereint? Keiner als der, der nach seinem alten Menschen gestorben ist durch Christus und in seiner Gemeinschaft der Nachfolge ein neues Leben gefunden hat. Liebe als Tat des schlichten Gehorsams ist das Sterben am alten Menschen, der sich wiedergefunden hat in der Gerechtigkeit Christi und im Bruder. Nun lebt nicht mehr er, sondern Christus lebt in ihm. Die Liebe Christi des Gekreuzigten, der den alten Menschen in den Tod gibt, ist es, die in dem Nachfolgenden lebt. Nun findet er sich nur noch in Christus und im Bruder.
Dietrich Bonhoeffer Werke – Nachfolge
„Nur die, die bis zum Ende ausharren, werden gerettet werden“, und so wird dieser Vers benutzt, um zu zeigen, dass man bis zum Ende gerecht ausharren muss, um sicher zu sein, dass man gerettet wird. In diesem Zusammenhang ging es Jesus jedoch nicht um die Errettung einzelner Gläubiger, sondern um die Nation Israel in der Großen Trübsal. Am Ende der Trübsal werden alle Juden, die zu dieser Zeit leben, geistlich gerettet sein. Aber nicht alle Juden, die zu Beginn der Trübsal leben, werden sie überleben. Es sind also nur die Juden, die die Trübsal physisch überleben, die bis zum Ende ausharren, die am Ende der Trübsal gerettet werden. Das „Ausharren“ ist hier das physische Ausharren: Diejenigen, die in ihrem Leben physisch bis zum Ende der Trübsal ausharren, werden definitiv gerettet werden, denn viele Stellen der Schrift lehren, dass alle Juden, die am Ende der Trübsal leben, gerettet werden. So ist auch diese Stelle oft dispensatorisch falsch angewandt worden.
Schlussfolgerungen: Keine dieser Passagen, die Menschen benutzen und falsch anwenden, lehren das, was sie gerne lehren würden: dass der einzelne Gläubige, der aus Gnade durch Glauben gerettet wurde, seine Errettung verlieren kann. In all diesen Passagen geht es dem Autor um etwas anderes als die individuelle Errettung. Entweder beschäftigt er sich mit Israel als Nation, oder er beschäftigt sich mit dem physischen Leben und dem physischen Tod unter dem Gesetz, oder er beschäftigt sich mit der Vergebung in der Familie und nicht mit der Vergebung des Heils.
Luther hat sich nach anfänglichem Schwanken den Zustand der Toten als einen tiefen, traumlosen, raum- und zeitentrückten »Schlaf« ohne Bewußtsein und ohne Empfindungen vorgestellt. Er hat nicht anthropologisch von hier nach dort gedacht, sondern eschatologisch von dort nach hier: Wenn die Toten am jüngsten Tag von Christus auferweckt werden, wissen sie weder, wo sie waren noch wie lange sie tot waren: »Also werden wir plötzlich auferstehen am jüngsten Tag, daß wir nicht wissen, wie wir in den Tod und durch den Tod hindurchgekommen sind.«
Am jüngsten Tag erweckt Gott den ganzen Menschen, nicht nur seinen entseelten Körper:
»Wir sollen schlafen bis er kommt und klopft an das Gräblein und spricht: Dr. Martinus, stehe auf! Da werde ich in einem Augenblick auferstehen und werde ewig mit ihm fröhlich sein.«
»Sobald die Augen sich schließen, wirst du auferweckt werden; tausend Jahre werden sein, gleich als du ein halbes Stündchen geschlafen hättest. Gleichwie wir, wenn wir nachts den Stundenschlag hören, nicht wissen, wie lange wir geschlafen haben, so sind noch viel mehr im Tod tausend Jahre schnell weg. Ehe sich einer umsieht, ist er schon ein schöner Engel«
»Weil vor Gottes Angesicht keine Rechnung der Zeit ist, so müssen tausend Jahre vor ihm sein als wäre es ein Tag. Darum ist ihm der erste Mensch Adam ebenso nahe als der zum letzten wird geboren werden vor dem jüngsten Tag… Denn Gott sieht die Zeit nicht nach der Länge, sondern nach der Quer… Es ist vor Gott alles auf einmal geschehen.« »Für Gott ist es aber alles auf einem Hauffen…«
Daß der Tod ein »Schlaf« geworden ist, hat für Luther zwei Bedeutungen: einmal hat der Tod seine Macht über den Menschen verloren, zum anderen ist er nicht mehr das Letzte. Beide Bedeutungen setzen die Auferstehung Christi von den Toten voraus. Der Tod hat seine Macht über den Menschen an den auferstandenen Christus abgegeben. Für die Glaubenden hat der Tod zwar noch seine Gestalt, aber nicht mehr seine Gewalt. Er ist nicht mehr das Ende, sondern das Tor zur Auferstehung. Mit Hilfe des Bildes vom Haupt und Leib vergleicht Luther Tod und Auferstehung einem Geburtsvorgang: Das Haupt ist schon hinausgekommen, der Leib folgt, weil er nachgezogen wird. Christus ist schon zum ewigen Leben wiedergeboren, die Seinen folgen ihm nach.
Wie lange dauert es dann vom Zeitpunkt des eigenen, individuellen Todes bis zur eschatologischen Auferweckung der Toten? Welche Gedanken macht mir »die lange Todesnacht« (P. Gerhardt)? Luther antwortet nicht mit einer Projektion der Zeit und des Raumes der Lebendigen auf die Fortexistenz der Seele, wie es in der Purgatoriumslehre geschieht, sondern mit den Ausdrücken für die Zeit Gottes: »Plötzlich, in einem Augenblick« (1Kor 15,52). Der »jüngste Tag« ist der »Tag des Herrn« und die Zeit Gottes ist die Zeit der ewigen Gegenwart. Sind die Toten nicht mehr in der Zeit der Lebendigen, sondern in der Zeit Gottes, dann existieren sie in seiner ewigen Gegenwart. Wie lange ist es dann also von dem Tod eines Menschen in der Zeit bis zur endzeitlichen Auferweckung der Toten? Antwort: Genau einen Augenblick! Und wenn man fragt: Wo sind die Toten »jetzt«, gemessen an unserer Zeit?, so müßte man antworten: Sie sind schon in der neuen Welt der Auferstehung und des ewigen Lebens Gottes. So sagte Christus zu dem mit ihm am Kreuz Sterbenden: »Heute« – nicht in drei Tagen, nicht am jüngsten Tag, sondern: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein« (Lk 23,43). Das ist das ewige Heute Gottes.
Jürgen Moltmann – Das Kommen Gottes: Christliche Eschatologie
Und Joas tat, was recht war in den Augen Jehovas, solange (Eig alle Tage, die) der Priester Jojada ihn unterwies. Elberfelder 1871 – 2.Könige 12,3
Und Joas tat fortwährend, was recht war in Jehovas Augen, alle seine Tage, da Jehojada, der Priester, ihn unterwies. neue Welt Übersetzung – Bi12 . 2.Könige 12:2
Joasch tat das in SEINEN Augen Gerade, all seine Tage, da ihn Jehojada der Priester unterwies, Buber & Rosenzweig – 2.Kön 12,3
Immer häufiger machen Menschen und Organisationen andere Menschen von sich abhägig – und wenn dann der Lehrer wegfällt, fällt auch der Glaube weg.
Er tat, was in den Augen des HERRN recht war, ist identisch mit dem Ausdruck, mit dem das Verhalten von David (1. Kön. 15,5) und Asa (1. Kön. 15,11) beschrieben wird. Aber die Hinzufügung der Worte „sein Leben lang“ ist ein neues Element, das betont, dass er in seinem Wunsch, Jahwe zu gefallen, nicht nachgelassen hat.Weil Jojada, der Priester, ihn unterwies: Weil wird die hebräische Relativpartikel wiedergegeben. Diese Partikel kann hier auf verschiedene Weise verstanden werden (1) In Verbindung mit der Formulierung „alle seine Tage“ kann es „in denen“ oder „während der Zeit“ bedeuten, und der Sinn wird sein, dass Joasch nur während der Zeit, in der Jojada ihn unterwies, tat, was Gott gefiel. Vergleiche „all die Jahre, in denen ihn der Priester Jojada unterwies“ (NIV; ähnlich SEM) und „solange der Priester Jojada ihn unterwies“ (NCV). (2) Es kann „wie“ bedeuten, und der Sinn wird sein, dass Joas sein ganzes Leben lang das tat, was Gott gefiel, so wie Jojada ihn unterwies. Für den ganzen Vers vergleiche „Joasch tat, was rechtschaffen war in den Augen Jahwes sein Leben lang, wie Jojada, der Priester, ihn gelehrt hatte“ (Hobbs; ähnlich REB). (3) Oder es bedeutet „weil“, und der Sinn wird sein, dass Joas sein ganzes Leben lang tat, was Gott gefiel, weil Jojada ihn anleitete. Für den ganzen Vers vergleiche „Joasch tat, was dem HERRN wohlgefällig war, solange er lebte, weil der Priester Jojada ihn leitete“ (NAB; ähnlich RSV/NRSV, GNT, NLT, NJB, TOB, Osty).
Wie zu Beginn dieses Abschnitts erwähnt, ist das Buch 2 Chronik in seiner Bewertung der Herrschaft von Joasch eher negativ. Da aber 2 Könige in seiner Bewertung positiv ist, drückt die Wiedergabe „als“ oder „weil“ wahrscheinlich den beabsichtigten Sinn aus.
Roger L. Omanson – Ein Handbuch über 1.& 2. Könige
In seinem Gleichnis vom Sämann (Mt 13:1-9, 18-23) erklärt Jesus, dass es aus geistlicher Sicht vier Arten von Herzen gibt, die auf vier verschiedene Arten auf den Samen des Wortes reagieren. Wenn die Hartherzigen das Wort hören, kann der Same nicht eindringen, und Satan reißt ihn weg. Seichtherzige Menschen nehmen das Wort auf, aber sie geben ihm keinen Raum, um Wurzeln zu schlagen. Eine Pflanze kann nicht wachsen und Früchte tragen, wenn sie keine Wurzeln hat. Diejenigen mit überfüllten Herzen nehmen den Samen auf, aber die Triebe werden vom Unkraut erstickt, das man hätte ausreißen müssen. Der Mensch mit einem Herzen, das Frucht bringt, ist ehrlich, reumütig, versteht das Wort und nimmt es im Glauben an. Wenn es um seinen persönlichen Glauben ging, hatte König Joasch ein oberflächliches Herz. Beachten wir die Stufen in Joaschs geistlicher Erfahrung.
Gehorsam (V. 1-3; 2. Chron. 24:1-3). Joasch war erst sieben Jahre alt, als er den Thron von Juda bestieg (11,4), und er hatte eine lange Regierungszeit von vierzig Jahren. Es liegt auf der Hand, dass ein siebenjähriges Kind kein Land regieren kann, und so war der Hohepriester Jojada sein Lehrer und Mentor. Joasch schien ein williger Schüler zu sein, und in all den Jahren, in denen Jojada ihn unterrichtete, gehorchte der König dem Herrn. Als der König bereit war zu heiraten, war es Jojada, der seine beiden Frauen aussuchte. Sowohl David als auch Salomo waren wegen zu vieler unkluger Heiraten in Schwierigkeiten geraten, deshalb beschränkte der Hohepriester Joas auf zwei Frauen. Es war wichtig, dass Joasch die Familie Davids wieder aufbaute, denn das Haus David war durch Jehoram (2. Chronik 21,4), Jehu (2. Könige 10,12-14), arabische Invasoren (2. Chronik 22,1) und Königin Athalja (2. Könige 11,1) fast zerstört worden.
Irrt – – euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten – Hiob 13,9 -; denn was der Mensch sät – Lk 16,25; Röm 2,6; 2 Kor 9,6 -, dieses wird er auch ernten! Abraham Meister – Galater 6,7
Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten! denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Elberfelder 1871 – Galater 6:7
Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Jeder Mensch wird ernten, was er gesät hat. Gute Nachricht Bibel – Gal 6,7
Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Jeder Mensch wird ernten, was er gesät hat. Gute Nachricht Bibel – Gal 6:7
Gott lässt sich nicht spotten. Diesen Satz schließt Paulus an, um die gewöhnlichen Entschuldigungen und Ausflüchte abzuschneiden. Geben die einen vor, sie müssten für ihre Familie sorgen, so sagen die anderen: Ihnen bleibe nichts übrig, um etwas verleihen oder verausgaben zu können. So erfüllen denn nur wenige ihre Pflicht, und diese wenigen können nicht alles tun, wenn so viele zurückbleiben. Haltlos sind aber alle Ausreden, weil wir es hier mit Gott zu tun haben, woran die Welt gar nicht denkt. Denn es handelt sich hier ja nicht nur um den Lebensunterhalt eines Menschen, sondern um den Grad der Wertschätzung Christi und seines Evangeliums. Diese Stelle zeugt davon, dass die Unart, treuen Seelenhirten einen Spottlohn zu bieten, nicht erst heute entstanden ist. Aber solch Gespött läuft für die Gottlosen nicht ungestraft aus. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Was bei uns gewöhnlich einen freigebigen Sinn nicht aufkommen lässt, ist der Gedanke, als wäre für uns verloren, was in eine andere Hand übergeht. Die furchtsame Sorge lässt uns eben nur an uns selbst denken. Demgegenüber erinnert Paulus daran, dass diese Lebenszeit nur Saatzeit ist: Wer Gutes tut, streut seinen Samen aus (vgl. auch zu 2. Kor. 9, 6). Wenn wir diese Wahrheit recht ins Herz fassen würden, würden wir freudig uns und unser Eigentum dem Nächsten aufopfern und dabei in gespannter Hoffnung den Blick auf die Ernte richten. So ist ja die Aussaat des Landmanns fröhlichstes Geschäft. Während dieser nun getrosten Mutes neun Monate ausharrt, um doch nur eine vergängliche Ernte einzusammeln, wollen wir in der Erwartung der seligen Unsterblichkeit müde werden?
Calvins Auslegung der Heiligen Schrift
Die Mahnung wird verschärft: Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten! Der gleiche Ruf findet sich auch 1Kor 6,9 und 15,33 und wendet sich dort wie hier nicht gegen Spötter von draußen, auch nicht gegen offene Verspottung Gottes mit Worten. Derartiges lag auch den Galatern fern. Ihrer Meinung nach waren sie gerade dabei, ihre Frömmigkeit entscheidend zu steigern. Aber durch das, was sie mit ihren Lehrern machten, verhöhnten sie Gott. Spätestens im Endgericht wird Gott sich seine Ehre zurückholen und die gebührende Antwort erteilen. Vom Gericht spricht die Bibel oft im Bild der Ernte, so auch der folgende sprichwortartige Satz, den jeder Bauer bestätigen kann: Was nämlich ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Die ganze Serie von Werken des Fleisches von 5,19–21, die Zänkereien von 5,15, die Ehrsüchteleien von 5,26, die Gottvergessenheit von 6,6 sind Aussaat, die eine entsprechende Ernte zeitigen wird. Daran gibt es kein Vorbeikommen.
Wuppertaler Studienbibel
Paulus legt hier ein grundlegendes Lebens-Prinzip dar, daß nämlich der Mensch seiner Saat gemäß erntet. Wir dürfen uns in dieser Sache nicht täuschen lassen, uns nicht in Illusionen wiegen. Wir können nicht leben, wie uns beliebt, und dann meinen, wir würden nicht die entsprechende Frucht ernten; denn Gott läßt sich nicht spotten. »Spotten« (mykterìzo) bedeutet »die Nase rümpfen«, »verachten«, »höhnen«. Eine um die Vorsilbe ek erweiterte, verstärkte Form des Wortes (ekmykterìzo) wird in Lukas 16,14; 23,35 mit »verhöhnen« übersetzt. Wir mögen wohl Menschen täuschen, Gott aber nicht. Dieses Gesetz von Saat und Ernte ist unerbittlich. Es gilt in der Landwirtschaft. Was wir säen, sei es Kohl, seien es Rüben, wir werden es ernten. Wenn wir sparsam säen, werden wir sparsam ernten; säen wir großzügig, werden wir auch reich ernten (2 Korinther 9,6). Wir können uns der unerbittlichen Gültigkeit dieses Gesetzes nicht entziehen. Der Mensch verschließt davor nur zu gern seine Augen, zuweilen auch der Christ. Hosea warnt uns: »Sie haben Wind gesät, sie werden Sturm ernten« (Hos 8,7). Das Prinzip ist klar. Die Galater standen in Gefahr, für das Fleisch zu säen, indem sie falschen Lehrern folgten; sie sollten sich von ihnen abwenden und beginnen, für den Geist zu säen. Ließen sie sich verführen, würde ihnen eine furchtbare Saat aufgehen.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
In Vers 7 spricht Paulus eine ernste Warnung aus. Er benutzt dazu eines der bekanntesten Phänomene in der Geschichte der Menschheit – das Säen und Ernten. Manche nennen es das »Gesetz des Ertrags«. »Denn was der Mensch sät, das wird er ernten« (V. 7). Für den Landwirt wie den Gärtner ist das ein absolutes Gesetz. Paulus will unseren Blick offenbar auf (mindestens) zwei Aspekte lenken. Erstens: Man erntet immer das, was man gesät hat. Wer Tomaten ernten will, darf keinen Weizen säen. Und zweitens: Was man gesät hat, wird man auch ernten. Es mag erst so aussehen, als würde der Same nutzlos in der Erde liegen, aber er wird aufgehen. Die Aussaat entscheidet über die Ernte. Und dieses Gesetz des Ertrags von Saat und Ernte ist im moralischen und religiösen Bereich ebenso unaufhaltsam wie in der Landwirtschaft. »Gott lässt sich nicht spotten« (V. 7). Man kann ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen. »Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten« (V. 8). Nein, das heißt nicht, dass Gott rachsüchtig ist und nur darauf wartet, es uns heimzuzahlen. Das Bild vom Säen und Ernten deutet vielmehr auf einen Prozess hin, der etwas Natürliches, Organisches an sich hat. Nicht nur das biologische, sondern auch das moralische Universum hat seine Gesetzmäßigkeiten. So wie eine fettreiche Ernährung unser Herz stresst und schädigt, führt das Sündigen gegen Gott zu Folgen im moralischen bzw. geistlichen Bereich. Wer sparsam sät, erhält nur eine kleine Ernte (und verarmt). Wer zu viel Fett zu sich nimmt, »erntet« einen Herzschaden und frühen Tod. Und wenn ich ständig meiner sündigen Natur nachgebe, ernte ich geistliches Siechtum und Zerstörung. Das Wort »Verderben« kann auch durch »Zerfall« ersetzt werden. Paulus sagt hier, dass Sünde zu Zerbrechen und Auflösung führt. Der Zerfall, den wir ernten, kommt durch die Schädigung der »Struktur« bzw. der »Substanz« des moralischen Universums, ähnlich wie bestimmte Verhaltensweisen das Gefüge unseres Körpers ruinieren. Es gibt hier tausend Varianten. Galater 6, 7–8 ist in gewissem Sinne eine Zusammenfassung des gesamten Buches der Sprüche! Wer Unehrlichkeit sät, schädigt seine Beziehungen und landet schließlich in dem »Verderben« der Einsamkeit. Die Saat von Neid und Eifersucht zerreißt das Gewebe der Zufriedenheit und führt zu dem »Verderben« der Bitterkeit. Und so weiter und so fort. Was wir auch säen, wir werden es ernten. Sünde führt immer zu Verderben, nie zu Freude und Leben. Und die Ernte ist uns gewiss. Die Folgen der Sünde werden kommen, wir können sie nicht verhindern. Doch wir müssen diese Warnung des Paulus im Licht des gesamten Galaterbriefs lesen. Er meint etwas ganz Bestimmtes, wenn er davon schreibt, dass man »auf sein Fleisch sät« (V. 8). Er hat bereits aufgezeigt, dass unsere sündige Natur (das sarx) der Teil unseres Herzens ist, der unser Leben selbst bestimmen will, indem er unser Ersatz-Erlöser wird – das in uns, was sich dem Evangelium der Gnade widersetzt und sich seine Gerechtigkeit immer wieder selbst verdienen will. Den ganzen Brief hindurch hat Paulus gezeigt, dass es möglich ist (und oft tatsächlich geschieht), dass Christen in irgendeine Form der Sklaverei unter der Sünde zurückfallen und sich in dieser Phase von dem Evangelium entfernen. Aber sie bleiben immer noch Christen, die allein aus Gnade erlöst sind. Aber Paulus warnt uns auch, dass dann, wenn wir das Evangelium verwerfen und in aller Form zur Werkgerechtigkeit überlaufen, die Sklaverei und Zerstörung vollkommen sein werden. Wahrscheinlich hat er hier beide Fälle im Hinterkopf. Wenn wir als Christen das Evangelium links liegen lassen und stattdessen »im Fleisch leben« und versuchen, uns unsere Erlösung auf andere Weise zu verdienen, werden wir ein Leben ohne Freude und Kraft haben. Und wenn jemand das Evangelium regelrecht ablehnt und völlig »im Fleisch lebt« und etwas anderes als Christus seinen Erlöser sein lässt und ihm dient, wird er zum Schluss nicht das ewige Leben ernten, sondern die ewige Verdammnis. Die Warnung ist scharf, aber die Verheißung ist wunderbar. »Wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten« (V. 8). Wenn wir im Geist leben, werden wir schon in unserem irdischen Leben die Gewissheit und Erfüllung, das Angenommensein und die Freude des Lebens des Christen erfahren und dürfen wissen, dass dies nach dem Tod ungebrochen weitergehen wird.
Wie soll ich Jehova alle seine Wohltaten an mir vergelten? Elberfelder 1871 – Psalm 116,12
Wie soll ich dem Ewigen vergelten alles, was er mir Gutes getan hat? Die Philippson-Bibel – Psalm 116:12
Womit soll ich nun IHM erstatten all seine Zufertigung für mich! Buber & Rosenzweig – Ps 116,12
Was soll ich ADONAI zurückgeben für all das Gute, das er für mich getan hat? Das Buch – 2014 – Ps 116:12
Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen „Kelch“) pries ( erhob ), also für seine „Errettung“. In jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Augustinus dankt Gott, dass er ihm die begangenen Sünden verziehen und vor vielen anderen ihn bewahrt habe. „Wie soll ich dem Herrn vergelten“, dass mein Gedächtnis diese Dinge sich in die Erinnerung zurückruft, ohne dass meine Seele daran Schaden leidet? Ich will dich lieben, o Herr, dir Dank sagen und deinen Namen preisen, da du mir meine Sünden und Missetaten sonder Zahl nachgelassen hast. Deiner Gnade rechne ich es zu und deiner Erbarmung, dass du meine Sünden wie Eis gelöst hast; deiner Gnade rechne ich es ebenso zu, wenn ich nicht noch mehr Böses tat. Denn was konnte ich nicht alles tun, da ich die Sünde liebte, auch wenn sie mir nichts gewährte? Doch alles, ich bekenne es, hast du mir nachgelassen, sowohl die Sünden, die ich aus eigenem Triebe begangen, als auch die, die ich dank deiner Führung unterließ. Welcher Mensch, der seiner Schwachheit eingedenk ist, dürfte es wagen, seine Keuschheit und Unschuld der eigenen Kraft zuzuschreiben, um dich so weniger zu lieben, gleich als ob er weniger deiner Erbarmung bedürfte, in der du denen, die den Weg zu dir zurückfinden, ihre Sünden nachläßt? Wer, von dir gerufen und deiner Stimme folgend, gemieden hat, was ich in diesem Buche von mir selbst erzähle und bekenne, der möge nicht meiner spotten, dass ich in meiner Krankheit bei dem Heilung fand, dem er es danken muß, wenn er überhaupt nicht oder wenigstens nicht so schwer krank wurde. Und deshalb möge er dich ebensosehr, ja noch mehr lieben; sieht er doch, dass eben der, der mich von dem schweren Siechtum meiner Sünden gerettet, ihn bewahrt hat, in so schwere Sündenschuld zu fallen.
Augustinus. (430n. Chr.) – – Bekenntnisse
Ebenso werden wir zu mehr Hingabe an Christus bewegt werden, wenn wir uns die Zeit nehmen, über die gewaltige Gnade nachzudenken, die uns von Gott erwiesen wurde, der uns gerettet und reicher gesegnet hat als jedes andere Geschöpf im Universum (einschließlich der Engel). Es wird der Wunsch entstehen, demjenigen, der uns so sehr gesegnet hat, etwas zurückzugeben, und dies wird sich darin äußern, dass wir Ihm auf jede erdenkliche Weise gefallen wollen. In diesem Sinn fragte schon der Psalmdichter: „Wie soll ich dem HERRN alle seine Wohltaten an mir vergelten?“ (Ps 116,12). Die tägliche Betrachtung der Gnade Gottes führt also zu dem täglichen Wunsch, Ihm zu gefallen. Das ist etwas, was kein gesetzliches System leisten kann. Paulus weist in Titus 2,11.12 auf die praktische Kraft der Gnade hin, die in den Herzen der Gläubigen wirkt: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, Heil bringend für alle Menschen, und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf.“ Gottes Gnade rettet uns nicht nur vor dem Gericht über unsere Sünden, sondern lehrt uns auch, uns von einem gottlosen Leben abzuwenden.
Im Glauben leben 2024
Die tiefgründige, von Herzen kommende Danksagung der Verse 12 bis 14 zeigt, dass der Psalmdichter das Ausmaß seiner Rettung und die Größe der Gnadengeschenke des HERRN zu schätzen wusste. Woher könnte der schwache Mensch ein Gegengeschenk nehmen, was den göttlichen Wohltaten auch nur einigermaßen entspräche, so dass er es Gott als Anerkennung bringen könnte? Darum ruft der Dichter aus: „Wie soll ich dem HERRN alle seine Wohltaten an mir vergelten?“ (Vers 12). Einen bis zum Rand gefüllten Korb mit Geschenken, die ihm zur gegenwärtigen Rettung und zum ewigen Heil ausschlugen, hatte der HERR ihm gereicht, Ihm blieb nur das Zugreifen im Glauben und der Genuss des vortrefflichen Inhalts (Vers 13). Dankerfüllt nahm er diesen „Becher der Rettungen“ entgegen. Er durfte sicher sein, dass ihm die göttlichen Gaben nicht wieder genommen wurden. Als persönliches, unverlierbares Teil hatte Gott ihm das Beste zuerkannt (2. Sam 7,18–29; Ps 16,5f; 23,1–6). Das gab ihm immerfort Anlass zum Lob des HERRN und zugleich die Kraft, vor dem HERRN zu wandeln, und darüber hinaus die Gewissheit, einst für immer „im Land der Lebendigen“ zu sein (Vers 9; Ps 27,13). Gerne folgte er der Pflicht, den geschuldeten Dank zu bringen, den er dem HERRN als Gelübde versprochen hatte (Vers 14; Ps 65,2). So fließt das von Gott Empfangene in der Anbetung zu Ihm zurück. Dies ist angenehm vor Gott, zugleich ist es ein gutes Vorbild für die versammelten Gläubigen, in deren Mitte der Dichter Gott seinen Dank ausdrückte und wo er von den vielen Beweisen der Güte Gottes berichten wollte (Ps 22,26; 56,13f; 66,12–16; 111,1; vgl. Heb 10,22; 1. Pet 2,5).
Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis
»sein Wirken«: tagmûlôhi, eine aramäische Pluralform, die einzige aramäische Wortform im ganzen Psalm. Daraus zu schließen, der Psalm sei erst in nachexilischer Zeit entstanden, ist willkürlich. Zur Zeit des Königs Hiskia beherrschten mindestens die Beamten des Königs Aramäisch (2Kö 18,26); David hatte bei seinen Kriegszügen und der nachfolgenden Politik und Diplomatie mit verschiedenen Königen Syriens (= Arams) zu tun (2Sam 8) und wird ohne allen Zweifel Aramäisch beherrscht haben. Wenn also in Psalmen tatsächliche aramäische Formen vorkommen, dann kann David sie genauso gut geschrieben haben wie fünfhundert Jahre nach ihm etwa ein Esra.
Benedikt Peters – Die Psalmen
Nachdem er befreit worden war, wollte der Psalmist dem Herrn seine Dankbarkeit ausdrücken, und er tat dies auf vier Arten. Erstens brachte er dem Herrn im Heiligtum ein Dankopfer dar (V. 17; Lev. 3; 7,11-21). Zweitens goss der Priester als Teil dieses Opfers eine Portion Wein auf dem Altar aus, als Symbol für das Leben des Anbeters, das er für den Dienst am Herrn hingegeben hatte. Dies war in der Tat ein „Kelch des Heils“ für den Psalmisten, dessen Leben durch den Feind hätte zerstört werden können. Drittens behielt der Priester einen Teil der Opfergabe für ein Festmahl zurück, das nach dem Opfer stattfand, und dort teilte der Anbeter seine Speisen und seine Freude mit seiner Familie und seinen Freunden. Bei diesem Festmahl rief der Psalmist den Herrn an und dankte ihm öffentlich für seine Barmherzigkeit. Viertens: Nach der Zeremonie und dem Festmahl begann der Psalmist, die Versprechen einzulösen, die er dem Herrn während seiner Zeit des großen Leids und der Gefahr gegeben hatte (Vv. 14, 18). Wir dürfen diese Gelübde nicht als „heilige Bestechungsgelder“ betrachten, die als Gegenleistung für Gottes Hilfe gegeben wurden, denn der Psalmist wusste sicherlich, dass Gottes Wille nicht durch menschliche Gaben beeinflusst werden kann. (Siehe Hiob 41,11, zitiert in Röm 11,35.) „Oder wer hat ihm zuerst gegeben, und es wird ihm zurückgezahlt werden?“ (NKJV).
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