Schlagwort: Glaube

Neue Hoffnung für das Volk

Denn alsdann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen und ihm einmütig dienen.
Elberfelder 1871 – Zephanja 3,9

Neue Hoffnung für das Volk Israel
«Dann aber werde ich dafür sorgen, daß die anderen Völker nie mehr ihre Götzen anrufen. Sie alle werden nur noch zu mir, dem Herrn, beten und mir dienen.
Hoffnung für alle – 1996 – Zefanja 3,9

Denn alsdann will Ich umwandelnd zuwenden den Völkern gereinigte Lippe, dass anrufen sie alle mit dem Namen Jehovas, Ihm zu dienen mit einmütigen Rücken.
Pfleiderer Übersetzung – Zephanja 3:9

Dann aber wandle den Völkern ich an
eine geläuterte Lippe,
– daß sie alle ausrufen SEINEN Namen,
mit geeinter Schulter ihm dienen. –
Buber & Rosenzweig 1976 – Zefanja 3:9

Im Millennium wird Gott einige Verheißungen erfüllen, die er König David gegeben hat. Gott versprach David, dass „dein Haus und dein Königreich für immer vor dir Bestand haben werden. Dein Thron wird für immer bestehen“ (2 Sam. 7:16). Dieses buchstäbliche Königreich, das David versprochen wurde, wird im Millennium Wirklichkeit werden, wenn Christus, der Sohn Davids nach dem Fleisch (Mt 1,1; Jes 11,1.2), auf der Erde regieren wird. Im Millennium wird nicht nur Christus regieren, sondern auch David wird ihm beistehen, indem er über Israel regiert. Das heißt, Christus wird indirekt über Israel herrschen, und zwar durch David, der Christus als Regent dienen wird.

Jerusalem wird während des Millenniums das Zentrum der Erde sein, weil Christus von dort aus regieren wird (vgl. Jes 33,17). Jesus wird durch eine Hierarchie regieren, die aus David (Hes. 37:24, 25), den auferstandenen Gläubigen (Offb. 20:4) und den Juden, die in das Tausendjährige Reich eingehen, besteht (Mt. 25:14-30).

Der Vater und der Sohn werden während des Millenniums ein direktes Lehramt ausüben, und sie werden auch andere kompetente Lehrer erwecken (Jes 54,13; Mich 4,2; Jer 3,15; Jes 60,1-3). Das Ergebnis wird die Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn sein und die Fähigkeit, ihn in Reinheit anzubeten (Zef 3,9).

Robert Lightner – Handbuch der letzten Tage

R. Jose (um 150) sagte: In der Zukunft (= Tage des Messias) werden die Völker der Welt kommen, um Proselyten zu werden. ‖ TBerakh 6, 2 (14): Wer einen Götzen (Götzenbild, Götzentempel usw.) sieht, spricht (als Lobspruch): Gepriesen sei der Langmütige! Einen Ort, aus dem ein Götze zerstört worden ist, der spricht: Gepriesen sei, der den Götzen vernichtet hat aus unsrem Lande! Möge es Wille vor dir sein, Jahve unser Gott, daß der Götzendienst aus unsrem Lande u. aus allen Orten Israels ausgerottet werde, u. bekehre das Herz ihrer Verehrer, daß sie dir dienen! (Hier folgt in andren Drucken:) Im Auslande braucht man nicht also zu sagen, weil es der Mehrzahl nach aus Gojim besteht. R. Schimʿon (um 150) sagte: Auch im Auslande muß man also sagen, weil sie dereinst werden Proselyten werden, wie es heißt: Dann will ich den Völkern gereinigte Lippe zuwenden, daß sie alle den Namen Jahves anrufen, ihm dienen mit einer Schulter Zeph 3, 9. — Der vollständige Text als Bar Berakh 57b, nur daß er R. Schimʿon b. Elʿazar (um 180) statt R. Schimʿon liest. ‖ NuR 1 (135c): (R. Jehoschuaʿ b. Levi, um 250, hat gesagt:) Wenn die Völker in der zukünftigen Welt (= Tage des Messias) sehen werden, wie Gott mit den Israeliten ist, so werden sie kommen, um sich ihnen anzuschließen, s. Sach 8, 23 (Anm. k). Dasselbe TanchB במדבר § 3 (3a). ‖ Midr HL 1, 3 (85b): R. Berekhja (um 340) hat gesagt: Die Israeliten sprachen zu Gott: Dadurch, daß du der Welt Licht bringst, wird dein Name groß in der Welt. Und welches ist dieses Licht? Die Erlösung. Denn wenn du sie uns bringst, werden viele Fremdlinge kommen u. Proselyten werden u. zu uns hinzugetan werden, wie Jethro u. Rahab. ‖ TanchB וירא § 38 (54b): Gott sprach: In dieser Welt sind durch Vermittlung der Gerechten (in Israel) einzelne Proselyten geworden; aber in der zukünftigen Welt (= Tage des Messias) werde ich die Gerechten (unter den Gojim) herzubringen unter die Flügel der Schekhina, wie es heißt: Dann will ich den Völkern zuwenden gereinigte Lippe usw. Zeph 3, 9.

Strack & Billerbeck – Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Die Verwirrung von Babel wird dann weggenommen werden (1 Mose 11,1-9). Gott wird allen Völkern aus all ihren unreinen Worten eine reine Sprache geben, „damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig (wörtlich: mit einer Schulter) dienen“ (V. 9). Die Nationen, die von dem Gericht des Tages des HERRN verschont geblieben sind, werden dem Herrn mit reinen Lippen dienen. Jeder Götzendienst wird verschwunden sein.
Die Gesamtheit des Überrests Israels – die Juden, die in Vers 10 „meine Flehenden“ genannt werden – wird dem HERRN dann eine Opfergabe darbringen. Die Macht Gottes wird sie aus der Mitte der Völker, wo sie im Moment zerstreut sind, zurückführen, „von jenseits der Ströme Äthiopiens“ (V. 10; Jes 18,1). Dieses Opfer wird die Charakterzüge tragen, die in den darauf folgenden Versen beschrieben werden. „An jenem Tag“ wird sich der von seiner Ungerechtigkeit gereinigte Überrest nicht mehr seines vergangenen Tuns schämen. Gott wird auch den geistlichen Hochmut wegnehmen, der sein Herz erfüllen könnte, da er der Gegenstand der Gunst Gottes ist: „Du wirst dich fortan nicht mehr überheben auf meinem heiligen Berg“ (V. 11). „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5).
Gott offenbart seine Gnade nicht, um das Fleisch zu befriedigen. Er wird die Widerspenstigen hinweg tun und in ihrer Mitte „ein elendes und geringes Volk“ übrig lassen (V. 12; vgl. Mt 24,40), das zum Namen des HERRN Zuflucht nehmen wird. Dieser Ausdruck ist in der Schrift einzigartig (vgl. Ps 2,12; 5,12; 7,2).
Hesekiel 36 berichtet uns im Detail von der Umkehr dieses Überrestes. Von da an wird es eine gerechte Nation geben. Sie wird kein Unrecht mehr tun und keine Lüge mehr reden. Die Treuen werden in dem Land versammelt werden, von wo aus sie zerstreut worden waren. „Sie werden weiden und lagern, und niemand wird sie aufschrecken“ (V. 13).

Philippe Laügt – Der Prophet Zephanja

Nach den fünf Gerichtsreden und einer Anklage gegen Jerusalem wird Jerusalem nun aufgefordert, auf den Herrn zu warten, der den göttlichen Zorn über die Völker ausgießen wird (3,8). Der Hinweis, dass Gott als Ankläger auftritt, deutet auf einen Rechtsstreit hin, den Gott gegen sein Volk führt. Vers 9 weist auf die Art der Reinigung hin, die stattfinden soll: Die fremden Länder werden reine Lippen bekommen, so dass sie alle den Gott Israels anbeten und diesem Gott auch Gaben bringen können (3:10). In Vers 11 lenkt Gott, der durch den Propheten spricht, die Aufmerksamkeit auf Juda. Vor dem Gericht waren die bösen politischen und religiösen Führer in Jerusalem zu dreist, um sich für ihr Verhalten zu schämen, obwohl dieses Verhalten Jerusalem zu einer rebellischen, verunreinigten und unterdrückerischen Stadt machte (3:1-5). Nach Gottes reinigendem Gericht werden die Stadt und ihre Bewohner sich nicht mehr für ihr Verhalten schämen müssen, weil die Täter nicht mehr da sein werden (3,11). Die in Jerusalem verbliebene Bevölkerung – der Überrest – wird ein „demütiges und bescheidenes“ Volk sein (3,12), ein Volk von Rechtschaffenheit, das Gott gehorcht und nach Gerechtigkeit strebt (2,3). Ihre Sicherheit wird in ihrem Gott liegen, und sie werden dauerhaften Frieden genießen (3:13).

Dempsey – The New Collegeville Bible Commentary

Zephanja sagte voraus, dass die Völker sowohl moralisch (V. 9) als auch geistig (V. 10) erneuert werden. Die Reinigung der Lippen der Völker bedeutet nicht, dass sie eine neue Sprache sprechen werden (wie der kjv mit seiner Übersetzung „eine reine Sprache“ zu implizieren scheint). Vielmehr bedeutet es die Erneuerung der einst verunreinigten Sprache. Die Lippen eines Menschen stehen für das, was er sagt (die Worte, die über seine Lippen kommen), die wiederum sein inneres Leben widerspiegeln (vgl. Jes 6,5-7). Die Völker, die früher durch die Lästerung des Götzendienstes verderbt waren, werden von Gott für die wahre Anbetung gereinigt werden. Infolgedessen werden die Völker, die sich zu ehrfürchtigem Vertrauen auf Gott bekehren, den Namen des Herrn anrufen und ihre Abhängigkeit von ihm durch ihren gemeinsamen Dienst (Schulter an Schulter) unter Beweis stellen.

The Bible Knowledge Commentary: An Exposition of the Scriptures

Im Kontext von Zephanja 3:9 geht es nicht nur darum, die Sprache des Volkes zu reinigen. Wenn die Sprache des Volkes gereinigt ist, werden sie „den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen“ (Zeph 3,9). Gereinigte Sprache ist mit Bekehrung verbunden. Wenn wir die thematischen Beispiele betrachten, sehen wir, dass „reine Rede“ in Zephanja 3,9 ein Zeichen der Treue zu Gott ist. Sie steht für eine Vielzahl von Verhaltensweisen, die diese Treue demonstrieren. In Zephanja 3,13 wird das Volk, das in Israel bleibt, „keine Lügen reden“. Sie werden keine „betrügerische Zunge“ haben, und sie werden „kein Unrecht tun“. All diese Handlungen zeugen von der Hingabe an Gott, indem sie seinen Geboten gehorchen. Das Neue Testament verknüpft auch die Rede mit ethischen Anliegen, wie wir in Kolosser 3,8 sehen. Die Liste der Sünden in diesem Abschnitt gipfelt in „obszönem Gerede“. Reine Rede ist jedoch mehr als das Unterlassen von unangemessener Rede; sie bedeutet, gute und richtige Rede zu verkünden. In Römer 10,10 heißt es, dass man „mit dem Mund bekennt und gerettet wird“. Das Bekenntnis des Glaubens ist von zentraler Bedeutung für unsere Errettung, und im Neuen Testament und heute ist die reine Rede sowohl ein Beweis für unseren Glauben als auch ein Symbol für unsere Loyalität zu Gott. Die Antwort meines Klassenkameraden zeigt unsere natürliche Tendenz, die Eigenschaften und den Hintergrund, die wir geerbt haben, für uns in Anspruch zu nehmen und von dort aus weiterzugehen. Aber Loyalität zu Gott kann nicht vererbt werden. Obwohl wir alle aus einem Mosaik von Traditionen stammen – familiär, kulturell, geografisch oder spirituell – möchte Gott, dass wir zu einer ausschließlichen Loyalität ihm gegenüber übergehen.

E. Tod Twist

Study Like a Pro: Explore Difficult Passages from Every Book of the Bible

Untereden oder überreden oder unterhalten

Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.
Elberfelder 1871 – Kolosser 4,6

Wenn ihr Außenstehenden über euren Glauben Auskunft gebt, so tut es immer freundlich und in ansprechender Weise. ( wörtlich (euer Wort sei) mit Salz gewürzt. ) Bemüht euch, für jeden und jede die treffende Antwort zu finden.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Kolosser 4:6

Eure Worte sollen immer freundlich und mit dem Salz der Weisheit gewürzt sein. Dann werdet ihr es auch verstehen, jedem, der mit euch redet, eine angemessene Antwort zu geben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 4,6

Oft denken wir Christen ja, dass wir mit Dikussionen „einen Sieg“ davon tragen könnten. Aber meist ist es genau das Gegenteil! Der Diskussionspartner ist nach dem Gespräch oft eher abgeneigt, über unsere Argumente nachzudenken!
Ich hatte 2020 schon einmal ein ähnliches Thema: Wer hat Recht? und 2024 „denkt erst nach

Die Frage ist ja eingentlich: möchte ich ein Gespräch, mich austauschen, oder den Gespächspartner überzeugen? Hier ein Beispiel von „überreden“:

EIN Kind ist wißbegierig. Es möchte für alles den Grund wissen. „Warum ist der Himmel blau?“ „Warum bin ich auf der Welt?“ „Wo sind die Sterne tagsüber?“ „Was machst du da?“ „Warum dies?“ „Warum das?“ Wenn es die Antwort erhält, ist es zufrieden. Es muß nicht überzeugt werden.
Später fragt es: „Warum darf ich jetzt keine Bonbons essen?“
„Damit dir das Abendbrot schmeckt. Süßigkeiten sind keine ausgeglichene Nahrung. Sie sind schlecht für deine Zähne. Zu viele Bonbons sind nicht gut für dich.“
Es bekommt eine Antwort auf seine Frage — lauter gute Gründe. Aber diesmal ist es nicht zufrieden. Warum nicht? Weil es nicht aus Wißbegier gefragt hat, sondern weil es etwas will. Es möchte keine Antworten. Es möchte Bonbons. Du magst ihm die Gründe erklären, aber du kannst es wahrscheinlich nicht überzeugen, wenn du ihm erklärst, daß Bonbons nicht gut sind. Wie viele Fünfjährige fragen schon danach, ob etwas gut für sie ist?
Übrigens fragen auch viele Erwachsene nicht danach. Sie kennen zum Beispiel die Gefahren, die mit dem Rauchen verbunden sind. Täglich gibt es neue Beweise für die Schädlichkeit des Rauchens, und täglich werden solche, die die Warnungen in den Wind geschlagen haben, zu Grabe getragen. Dennoch ignorieren Millionen sonst vernünftige Personen das, was die Vernunft sagt, und setzen diese gesundheitsschädliche Gewohnheit fort. Warum? Einfach, weil sie es tun wollen.
Kann man sie dazu bringen aufzuhören? Kann das Kind, das Bonbons haben möchte, davon überzeugt werden, daß es sich beherrschen muß? Wenn man andere davon überzeugen will, daß sie eine Meinung oder eine Gewohnheit ändern müssen, genügt es nicht, ihnen die Gründe dafür zu erklären. Überzeugungskunst erfordert weit mehr.
Zunächst ist es wichtig, zu wissen, warum jemand an einer falschen Vorstellung festhält. Sieh hinter die Oberfläche. Ist er ununterrichtet, nur teilweise unterrichtet oder gar falsch unterrichtet? Viele vertreten einen Standpunkt rein gefühlsmäßig. Wenn Gefühle eine Rolle spielen, wird man durch logische Argumente allein nicht überzeugen können. Versuche gleich am Anfang des Gesprächs, den wirklichen Grund für ihre Ansicht herauszufinden, und stimme deine Argumente darauf ab. Die Bibel gibt den Rat: „Ihr solltet wissen, wie man auf jeden einzelnen eingehen muß“ (Kolosser 4:6, Wilckens).

Erwachet 8,April 1975

Wenn wir anderen auf diese Weise helfen möchten, müssen wir uns in ihre Lage versetzen. Dann sehen wir nämlich ein, daß es unvernünftig wäre, ständig über die biblische Wahrheit zu reden. Wir selbst möchten auch nicht, daß man mit uns immer wieder über ein Thema spricht, das uns nicht interessiert, und selbst wenn wir ein gewisses Interesse daran hätten, könnte es uns abstoßen, wenn wir zuviel darüber hörten. Wie unangebracht wäre es also, wenn eine Frau versuchen würde, ihrem ungläubigen Mann die biblische Wahrheit aufzudrängen, oder wenn sie ihn eigensinnig nennen oder ihm gegenüber taktlose Bemerkungen machen würde, weil er die Wahrheit nicht annimmt. Eine solche Handlungsweise entspräche nicht dem Rat des Apostels Paulus in Kolosser 4:6: „Eure Rede sei stets gefällig und mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr einem jeden zu antworten habt.“
Mit diesen Worten will der Apostel Paulus Christen vor Augen führen, daß es nicht nur auf das ankommt, was man sagt, sondern auch darauf, wie man etwas sagt! Er spricht davon, wie man anderen die biblische Wahrheit darlegen sollte. Wir dürfen nie vergessen, daß es eine Kunst ist, Aufschluß zu vermitteln. Wenn die christliche Botschaft nicht „stets gefällig“ dargelegt wird, kann sie ihre Kraft einbüßen. Das heißt nicht, daß wir jemandem schmeicheln müßten. Nein, sondern wir müssen Gottes Wahrheit so darlegen, daß der andere etwas lernt und auferbaut wird. Mit dem Ausdruck „stets“ ist gemeint, daß der christliche Prediger dies nicht nur tun sollte, wenn er von Haus zu Haus predigt, sondern auch zu Hause! Sollte sich also einer gläubigen Frau die Gelegenheit bieten, ihrem ungläubigen Mann Gottes Wahrheit darzulegen, dann sollte sie daraus das Beste machen, sie sollte die Wahrheit „stets gefällig“ darlegen, taktvoll und freundlich.

Wachtturm – 1-Juli 1971

Klingt schon besser – aber was sagen andere Kommentare über diese Bibelstelle?

Worte in Gnade lassen erkennen, dass wir aus Liebe zu unserem Gegenüber sprechen und nur das Gute für ihn suchen. Sie sind gekennzeichnet durch eine gewinnende Art und Weise. Solche Worte sollen mit Salz gewürzt sein, so dass ihnen die nötige Kraft und Klarheit nicht fehlen. Diese Kraft und Klarheit in unseren Worten sollen die notwendige „Würze“ sein, also das, was unseren Worten den entsprechenden Inhalt gemäß Gottes Gedanken gibt. So werden unsere Worte gegen das Verderben wirken, das auch in unseren Familien um sich greifen will, so wie das Salz als Konservierungsmittel Nahrungsmittel vor dem Verderben schützt.
Sehr schnell bemerken unsere Gesprächspartner, ob wir aus Liebe reden oder nicht. Besonders unseren Kindern gegenüber ist es wichtig, dass wir sie ernst nehmen und ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit zuwenden, wenn wir mit ihnen sprechen. Darin drückt sich unsere Liebe und Wertschätzung für unsere Kinder praktisch aus. Nur so sind es wirklich Worte in Gnade, denen das nötige „Salz“ nicht fehlt.
Und im Zusammenleben als Glaubensgeschwister? Ist wirklich echte Bruderliebe bei uns vorhanden? Dann wird es nicht schwerfallen, Worte in Gnade auszusprechen.

Bleib in mir 2016

Das Problem der reinen Sprache
Paulus hat viel über dieses Thema geschrieben. In Philipper 1 :27 lesen wir: „Euer Wandel soll so sein, wie es dem Evangelium von Christus entspricht.“ In der überarbeiteten Fassung heißt es: „Euer Leben soll so sein, wie es dem Evangelium entspricht“. Das ist noch umfassender. Manche Menschen sind sehr geschickt darin, ihre Kleidung so zu wählen, dass sie ihnen „steht“. Wir alle sollten sehr darauf achten, unsere Sprache und unser gesamtes Verhalten so zu wählen, dass es dem Evangelium Christi „angemessen“ ist. Würden die Worte, die uns über die Lippen kommen, im Vergleich zu denen des Neuen Testaments gut abschneiden? Wiederum schreibt Paulus: „Eure Rede sei allezeit mit Gnade …“. Kolosser 4:6. Das heißt, unsere Rede soll immer höflich und angenehm sein und es sollen nur Worte über unsere Lippen kommen, die sauber und rein sind. Paulus schrieb an Titus (2,8) und ermahnte ihn, eine „gesunde Rede zu führen, die nicht verurteilt werden kann“. „Gesund“ bedeutet rein, wahr, vollständig, gültig, richtig. Unsere Worte sollten also wahr und rein sein, aber nicht nur das, sie dürfen auch nicht aus Halbwahrheiten und zweifelhaften Aussagen bestehen.
Lasst uns dieses Problem von zwei Seiten betrachten: Erstens müssen wir reden; wir müssen die Wahrheit sagen; wir dürfen die richtigen und notwendigen Worte nicht zurückhalten. Petrus schreibt: „Seid immer bereit, eine Antwort zu geben …“ (1 Petrus 3:15). Nicht zu sprechen, wenn es die Pflicht verlangt, hieße, sich nicht so zu verhalten, wie es dem Evangelium entspricht. „Schweigen ist Gold“, hat jemand gesagt, aber manchmal ist Schweigen ein Feigling und ein Verräter.
Zweitens müssen wir auf den Gebrauch von Schimpfwörtern verzichten. Das Gebot des mosaischen Gesetzes „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“ wird in der positiven Anweisung, die wir bereits aus der Feder von Paulus zitiert haben, sogar noch verstärkt, denn sie verlangt nicht nur, dass wir uns des Bösen enthalten, sondern auch, dass wir das Gute benutzen. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass unbedachte, nutzlose, leere und böse Worte jede „Antwort“, die wir zu biblischen Themen geben, leicht ruinieren können. Die Rede, die wir halten, um den Sünder von der Wahrheit zu überzeugen, kann genau der Stolperstein sein, der seinen Gehorsam verhindert, wenn unsere Worte von der Sprache der Weltlichkeit verdorben sind.
Viele Kinder Gottes benutzen ungewollt unpassende Worte, indem sie Euphemismen verwenden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein gutes Wort auf eine schlechte Art und Weise verwendet wird. Der häufige Gebrauch von „Oh, Herr“ und „Mein Gott“ sind Beispiele für diesen Missbrauch. Ein weiterer Euphemismus ist die Verwendung eines Wortes für ein anderes, wie z.B. „Golly“ oder „gosh“, denn diese Wörter bedeuten eigentlich „Gott“. „Gee“ ist einfach die Abkürzung für „Jesus“. Natürlich wollen viele, die diese Wörter verwenden, den Namen Gottes oder Jesu nicht missbrauchen, aber wenn das Wort das bedeutet, kann es nicht mit völliger Reinheit verwendet werden, egal was wir darüber denken.
Die Fernsehsendungen, die unsere Kinder sehen und hören, und das Material, das sie zum Zeitvertreib lesen, sind so voll von Euphemismen, dass es ständiger und sorgfältiger Bemühungen seitens der Eltern bedarf, um zu verhindern, dass sie Teil des Wortschatzes der Kinder werden. Außerdem verwenden fast alle ihre Freunde und Bekannten solche Wörter, was das Problem noch verschärft. Trotzdem kann man Kinder so erziehen, dass sie solche Wörter nicht mehr benutzen, aber das geht nur, wenn die Eltern auf ihre eigenen Sprechgewohnheiten achten. (Und wir dürfen nicht vergessen, dass das meiste, was wir sagen, zur Gewohnheit wird – wir sprechen gute oder schlechte Worte, je nach unseren Sprachgewohnheiten. Der Mann oder die Frau, der Junge oder das Mädchen, die ständig gute Worte benutzen, müssen sich keine Sorgen über die spontanen Worte machen, die ihnen über die Lippen kommen, wenn sie versehentlich mit dem Hammer auf ihren Finger schlagen, denn selbst diese Worte sind nicht gotteslästerlich, wenn ihr Sprachmuster gut etabliert is

Truth Magazine: 1957

Vervollkommnung oder Vollendung in Christus betrifft nicht nur das Privatleben und das Gebetsleben des Christen, sondern auch seine gesellschaftlichen Beziehungen. Um diese Dimension des Lebens in Christus zur Vollendung zu führen, rät Paulus den Gläubigen, sich weise zu verhalten. Diese Weisheit (sophia; vgl. Kol 1,9.28;3,16 ), die von Gott, nicht vom Menschen kommt (vgl. Jak 3,13.17), sollte gerade auch für die, die draußen sind, d. h. für die, die nicht zur „Familie der Gläubigen“ gehören (vgl. 1Kor 5,12; 1Thes 4,12; 1Tim 3,7), spürbar werden. Aber die Leser des Kolosserbriefes sollen auch die Zeit auskaufen (exagorazomenoi). Sie sollen „zur Zeit oder zur Unzeit“ (2Tim 4,2) bereit sein, Christus zu verkündigen. Ihre Rede (logos, „Wort, Gespräch“) soll dabei allezeit freundlich (wörtlich „in Gnade“; vgl. Kol 3,8-9 ,“angenehm“) und doch mit Salz gewürzt (d. h. rein und überzeugend; Kol 4,6) sein. Auf diese Weise können sie einem jeden antworten, der sie nach der Hoffnung, die in ihnen ist (1 Petrus 3,15), fragt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die vorangegangene Ermahnung hat etwas mit der Haltung und mit dem Gebaren zu tun, hier nun geht es um die Rede: » Euer Wort sei allezeit in Gnade. « Die Wendung en chariti verweist auf Freundlichkeit und Milde, welches jedes im Zeugnis für die Wahrheit gesprochene Wort kennzeichnen soll. So war es beim Sohn Gottes (Ps 45,2; Luk 4,22; Joh 7,46), und Paulus wünscht, daß das auch bei den Kolossern der Fall sei. Die Zunge muß in Zucht gehalten werden, wobei nur Gott und Seine Gnade das vermögen, sodaß ein Zaum vor jedem unüberlegten Losschießen bewahrt, das nur zu Kollisionen fuhrt; ein Steuer bewahrt vor Schiffbruch, das Ausbrechen eines Feuers wird verhütet; der Zunge werden Zügel angelegt und jede Zwiespältigkeit wird ausgeräumt. Sieh dazu Jak 3,1-12.
ärtymenos ist das passive Perfektpartizip von artyo, » würzen « . Damit scheint hier ein wohlgeordneter Gebrauch der Zunge gemeint zu sein, denn das Wort bedeutet wörtlich » wohlgeordnet; gut gefügt « . Jegliches Reden soll frei sein von bloßen Platitüden, Narreteien, Witzeleien (Eph 5,3) und Falschheiten (Kol 3,8-9). Leider gehen viele Gelegenheiten zu wirksamem Zeugnis durch triviales, leichtfertiges und unerbauliches Geschwätz verloren. Der Verkündiger soll angenehme Worte suchen (Pred 12,10). Das geschieht im Verborgenen vor Gott (Jes 50,4), wie das auch bei dem vollkommenen Knecht Jahwes der Fall war. Ein Herz, das ein Wort zu seiner Zeit hervorgebracht hat, ist tief befriedigt (Spr 15,23). Kein Gläubiger ist von dieser Forderung ausgenommen; es soll bei jedem Kind Gottes Wirklichkeit werden.
    » Um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollte erinnert ganz an die Sprache des Petrus, wenn er davon spricht, daß wir allezeit bereit sein sollten Azur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert wegen der Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furchte (1 Petrus 3,15). Paulus denkt an angemessene Sprache, welche dem interessierten Fragenden auf alles die passende Antwort geben kann. Die Kraft des Evangeliums reicht aus. Es vermag jedem geistlichen Bedürfnis des von Gott entfremdeten Menschen zu genügen. Es sollte in einer Sprache zum Hörer gelangen, die er verstehen kann; ohne daß dabei die Wahrheit beeinträchtigt wird, soll man sich solcher Ausdrücke bedienen, die der Sünder kennt. Paulus ist darin ein glänzendes Vorbild. Man beachte seine Sprache gegenüber den Bauern von Galatien (Apg 14,8-18) und den Götzendienern von Athen (Apg 17,22-31). » Jedem einzelnen « ist die Übersetzung von hekasto, was uns zeigt, daß man kein einheitliches Schema für alle Menschen gebrauchen kann. Einem jeden muß gemäß seinen besonderen Umständen und Bedürfnissen begegnet werden. Paulus zeigt sich als ein Meister in der Anpassung (1.Kor 9,22).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die ganze Lebensweise ist bei einem Christ missionarisch, besonders zupackend aber im Wort. Nicht im Fanatismus, im eiternden, rechthaberischen Wort, sondern (so sagt Paulus): »Eure Rede sei allezeit freundlich.« Die biblische Wahrheit, das Zeugnis des Evangeliums soll dem, der »draußen« ist, in gewinnender »Freundlichkeit« gesagt werden; so schmilzt es harte Herzen auf. Aber auch »mit Salz gewürzt« darf und – soll unser Zeugnis sein. »Salz« hat ja eine dreifache Wirkung:
a) Es brennt und beißt. Es ist also kein weichliches Wort, das wir als Christen sagen sollen. Es brennt bei einem Menschen oft wie Salz in den verborgenen Wunden der Sünde. Es ist aufdeckendes und beunruhigendes Wort. Das soll nicht unterschlagen werden. Freilich, diese »Brennkraft« des Wortes will den anderen nicht vollends verletzen, ihn ätzen, deshalb ist die gewinnende Freundlichkeit an erster Stelle genannt.
b) Sodann hat Salz die Aufgabe zu konservieren, vor dem Verfaulen, dem Verderben zu bewahren. Deshalb nennt das Evangelium die Sünde und ihre Folgen so deutlich beim Namen, damit ein Mensch zum Nachdenken kommt, auch zum Schreck über den eingeschlagenen Weg, und sich retten lässt. Das Zeugnis des Christen hat aufdeckende und umwandelnde Kraft.
c) Salz macht das Essen nahrhaft und schmackhaft. Unser Zeugnis ist nicht öde und langweilig, fade und ungenießbar, sondern es darf im guten Sinne interessant, aufrüttelnd und aktuell sein.

Alles drei meint wohl auch Jesus, wenn er zu seinen Jüngern sagt: »Ihr seid das Salz der Erde« (Mt 5,13; vgl. auch Mk 9,50). Bei unserem Zeugnis geht es oft um das persönliche Gespräch. Das ist die missionarische Gelegenheit: die Begegnung von Du zu Du, das persönliche Gespräch über den Glauben. Dann ist jedes Gespräch verschieden, so verschieden, wie unser Gegenüber ist: ob ablehnend oder interessiert, verbittert oder aufgeschlossen, fragend oder selbst überzeugt. Paulus sagt deshalb: »… dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.« »Einem jeden«, wir nehmen jeden Gegenüber in seiner Art ganz ernst; erst dann kommt unser Zeugnis an. Wir »antworten« jedem, gehen auf ihn, auf seine Fragen, Einwände und Zweifel ganz gezielt ein. Sonst bleibt unser Zeugnis in der Unverbindlichkeit, geht über die Köpfe hinweg. Paulus selbst hat das geübt: Zu den hochgebildeten Athenern (vgl. Apg 17) redet er anders als etwa zu den Galatern; zu den in Rechtskategorien denkenden Römern anders als zu den Juden, und zu den zerstrittenen Korinthern anders als zu den ihn mit Liebe umsorgenden Philippern. Aber immer so, dass das Wort trifft.

Gerhard Maier – Edition C

Schau, da gibt es Wasser!

Als sie aber auf dem Wege fortzogen, kamen sie an ein gewisses Wasser. Und der Kämmerer spricht: Siehe, da ist Wasser; was hindert mich, getauft zu werden?
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 8,36

Während sie so miteinander unterwegs waren, kamen sie an eine Wasserstelle. Da sagte der Eunuch: »Schau, da gibt es Wasser! Gibt es noch etwas, was mich hindern könnte, dort untergetaucht zu werden?«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Apostelgeschichte 8:36–37

Als sie die Straße weiterfuhren, kamen sie zu einem Wasser. Da sagte der Schatzmeister: „Hier ist ja Wasser, was steht meiner Taufe im Weg?“
Albrecht – Das Neue Testament – Apg 8,36

Der Schatzmeister kannte Jehovah – nur wußte er nicht, das „Jehovah ist Rettung“ hier auf der Erde gelebt und umgebracht worden war. Nur diesen Fakt mußte er zusätzlich glauben, um sich dann auf den Namen „Jehovah ist Rettung“ taufen zu lassen.

Uns wird nicht gesagt, was der Kämmerer über die Taufe vor seiner Begegnung mit Philippus wußte, doch wir sind der Überzeugung, daß Philippus nicht nur den Weg des Heils durch Jesus, das Lamm Gottes, sondern auch das lehrte, was der HERR von Neubekehrten erwartete. Daher war der Kämmerer bereit, sich taufen zu lassen, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Im Grunde seines Herzens war dieser Mann ein Christ geworden, so daß er gleich nach der Taufe fragte, als er am Rand der öden Straße genug Wasser zu diesem Zweck sah. Zwei wichtige Bedingungen für die Taufe werden hier eindeutig dargelegt: eine ausreichende Menge Wasser für das Untertauchen und der Herzensglaube, daß „Jesus Christus der Sohn Gottes ist“ (A.d.Ü.: vgl. Menge, Schlachter und Hoffnung). Wir räumen ein, daß V.37 in bestimmten griechischen Handschriften nicht vorkommt, und daher wird er in modernen Übersetzungen weggelassen. Auf diese Weise verfährt auch J.N. Darby in seiner Übersetzung, obwohl er ihn in seine Fußnoten aufnimmt (A.d.Ü.: vgl. Anm. Rev. Elberf). Der Inhalt von V.37 steht jedenfalls in Einklang mit anderen Schriftstellen und wird im Geschehen unmittelbar zuvor und danach angedeutet. Es hat den Anschein, als wollte sich Philippus genauestens vergewissern, damit er keinen zweiten Simon wie in Samaria taufte. Diese beiden Voraussetzungen, genug Wasser und Glaube, bilden die einzigen Bedingungen für die Taufe.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bei Gaza gibt es einige Wadis (trockene Flussbetten, die sich in der Regenzeit mit Wasser füllen). Da die jüdische Taufe die vollständige Eintauchung vorschrieb, spielte Lukas in der vorliegenden Passage zweifellos darauf an. Als Gottesfürchtiger wusste der Äthiopier vermutlich, dass zu einer vollgültigen Bekehrung die Taufe gehörte, auch wenn Philippus hier nicht die Beschneidung von ihm fordert. (Wenn er tatsächlich ein Eunuch, also ein Kastrat, war, kam eine Beschneidung bei ihm möglicherweise ohnehin nicht mehr in Frage; bei einer Kastration wurden zwar manchmal nur die Hoden entfernt, nicht aber in jener Zeit und in dem Land, um das es hier geht.)

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Philippus hatte ihm auch gesagt, wie wir in die Gnade Jesu treten, wie sich auf sein Kreuz die Taufe gründe, mit der der Glaubende Vergebung erhalte. Der Äthiope sah, soweit er selbst in Betracht kam, kein Hindernis, daß ihm die Taufe zuteil werde. Er glaubt und hat an dem, was ihm Philippus von Jesus sagte, die Gewißheit, daß er der vom Propheten Verheißene sei, nach dessen Gnade er begehrt. Er fragt, ob es etwa für den Blick des Philippus ein Hindernis gebe, das ihm die Gewährung der Taufe verböte. Auch Philippus kannte kein solches. Eine Kirche fand er in Äthiopien noch nicht; aber er hatte den Herrn auch dort bei sich, und daß dieser ihn berufen habe, darüber war Philippus durch das, was er erlebt hatte, gewiß. Die Kenntnis des Christus, die der Äthiope hatte, war noch klein, erst durch das erworben, was er jetzt gehört hatte; aber der Herr verhieß seine Gnade nicht den Weisen, sondern den ihm Glaubenden*.
Nach der Taufe hätte die Frage entstehen können: Was nun? soll der Äthiope umkehren, die Gemeinschaft mit der Christenheit suchen und sein Volk verlassen oder doch wenigstens noch für einige Zeit in die Christenheit sich einleben und dann einen Lehrer oder Brüder mit sich nehmen? Alle diese Fragen wurden abgeschnitten.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament – Die Apostelgeschichte: Ausgelegt für Bibelleser

In Vers 34 stellt der Äthiopier eine Frage zum Thema des Textes: Von wem redet der Prophet das? von sich selbst oder von einem anderen? In Vers 35 begann Philippus zu bezeugen. Er beginnt mit Jesaja 53 und predigt ihm Jeschua. Das Wort „Anfang“ deutet darauf hin, dass Philippus neben Jesaja 53 auch andere Bibelstellen verwendete, um dem Äthiopier das Evangelium zu verkünden.

Die Bekehrung des Kämmerers kommt in den Versen 36-37. Als sie noch auf dem Weg waren, kamen sie an ein Wasser, und der Kämmerer sagte: Siehe, hier ist Wasser; was hindert mich, getauft zu werden? (v. 36). Allein die Tatsache, dass er dies sagte, zeigt, dass er glaubte, was Philippus gesagt hatte. Er war gläubig geworden und glaubte an Jeschua, den Messias. Deshalb bat er darum, getauft zu werden. Das zeigt, dass er die Bedeutung der Taufe verstanden hat, und wenn er tatsächlich ein Proselyt war, hätte er es auch verstanden. Er wollte ein öffentliches Bekenntnis ablegen. Daher befahl er laut Vers 38 dem Wagen, stehen zu bleiben, was wiederum zeigt, dass er nicht fuhr, und sowohl er als auch Philippus stiegen in das Wasser hinab, wo der Kämmerer getauft wurde. In einem jüdischen Kontext gab es keine andere Praxis als das rituelle Untertauchen. Philippus tauchte den Kämmerer vollständig in das Wasser ein.

In Vers 39 wurden Philippus und der Kämmerer getrennt: Und als sie aus dem Wasser stiegen, entrückte der Geist des Herrn Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; denn er ging fröhlich seines Weges. Sie stiegen „aus der Mitte des Wassers“ empor, nicht vom Rand des Wassers, was wiederum beweist, dass dies ein jüdisches Untertauchen war. Die Ruach HaKodesh entriss Philippus plötzlich und auf wundersame Weise, so wie Paulus in II. Korinther 12,2 in den Himmel entrückt wurde. In beiden Fällen ist das griechische Wort für „entreißen“ harpazo. Es wird auch für die Entrückung der Gemeinde in 1. Thessalonicher 4,17 verwendet. Plötzlich wurde Philippus entrückt, nicht in den Himmel, sondern weg von dem äthiopischen Kämmerer, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Der Eunuch sah ihn nicht mehr. Aber er kehrte frohgemut nach Äthiopien zurück und half, das Evangelium in sein Heimatland zu bringen.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Für alles gibt es eine Zeit

Alles hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen (O. jede Sache, Angelegenheit) unter dem Himmel hat seine (Eig eine; so auch nachher) Zeit.
Elberfelder 1871 – Kohelet 3,1

Für alles ist eine Zeit,
eine Frist für alles Anliegen unter dem Himmel:
Buber & Rosenzweig – Prediger 3,1

Für alles gibt es eine feste Zeit und eine rechte Zeit für jede Sache unter dem Himmel:
Die Philippson-Bibel – Prediger 3:1

Salomo stellt folgende Behauptung auf: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde (vgl. Pred 8,6 ). Das Wort für „Vorhaben“ bezeichnet eine planvolle, bewußte Handlung; es hat die Grundbedeutung „Wunsch“ und die hiervon ableitende Bedeutung „das, was man sich wünscht“ (vgl. Jes 58,13 ,wo dieses Wort mit „Geschäft(e)“ übersetzt ist). Der Ausdruck bezieht sich stets auf den Menschen. Dieser ist nach Salomo für seine bewußten Handlungen voll verantwortlich (vgl. Pred 3,17 ). Wie er bemerkt, gibt es für alle diese Vorhaben eine bestimmte Zeit (dieser Begriff bezieht sich sowohl auf den Zeitpunkt als auch auf die Dauer).
(2) Veranschaulichung der These ( Pred 3,2-8 ):
Salomo verfolgt seine allgemeine Behauptung mit einem Gedicht über 14 Gegensatzpaare weiter, in dem von Dingen die Rede ist, die jeweils ihre Zeit haben. Die Tatsache, daß Salomo 14 (also siebenmal zwei) gegensätzliche Dinge aufzählt und dabei mit Geburt und Tod beginnt, ist von großer Bedeutung. Die Zahl ist ein Symbol der Vollkommenheit, und das Stilmittel des Merismus (ein bekannter Kunstgriff, bei dem eine Sache durch ihre beiden Gegensätze bezeichnet wird) deutet auf Vollständigkeit hin (vgl. Ps 139,2-3 ). Die exakte Tragweite einiger dieser „Vorhaben“ ist zwar nicht genau bekannt, aber alle Taten eines Menschen, ob sie nun konstruktiv oder destruktiv sind, und alle seine Reaktionen auf das Tun seiner Mitmenschen und auf bestimmte Umstände oder Ereignisse sind nach Salomo an festgesetzte Zeiten gebunden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Mit der Formulierung unter der Sonne nimmt Kohelet nun wieder das allgemeine, der menschlichen Erfahrung zugängliche Leben in den Blick, so wie es dem Menschen unabhängig von seiner Weltanschauung begegnet: Alles hat seine Stunde. Alles Erleben ist eingeordnet in einen göttlichen Zeitplan, der dem Menschen »unter der Sonne« allerdings verborgen ist. Was im ersten Satzteil überschriftartig mit Stunde bezeichnet ist, wird in den nachfolgenden Versen auf den Begriff Zeit bezogen. In sieben doppelten Gegensatzpaaren werden konkrete und zugleich bildhaft-wesentliche Einzelbeispiele für jede Angelegenheit des Lebens aufgezählt. Hauptaussage ist dabei nicht die Klage über die Vergänglichkeit des Lebens, daß der Mensch nichts festhalten könne. Vielmehr bringt Kohelet den Leser und Hörer zum Staunen darüber, wie Gott in seiner Voraussicht, in seinem ordnenden Handeln in der Schöpfung alles mit Bedacht versieht. Der erlebende Mensch ist nicht der Willkür irgendwelcher Mächte oder Ereignisse ausgeliefert, sondern eingeordnet in eine Welt, über die Gott die Hand hält.
Dies ist die Einsicht der Weisheit aus Erfahrung und Beobachtung des Lebens, die von dem einen als belastend, vom anderen als befreiend empfunden werden kann. Freilich wird Gott als entscheidender Faktor erst am Ende dieses Abschnitts (V. 10.11) eingeführt. V. 1–8 nur für sich gelesen, werden deshalb fast zwangsläufig im pessimistischen Sinne als eine fatalistische Haltung unterstützend mißverstanden werden müssen. Wo jedoch das sich ergebende Vertrauen zu diesem ordnenden und damit auch Geborgenheit gewährenden Gott da ist, wird weder der Gedanke an eine schicksalhafte Vorherbestimmung noch das Gefühl eines hilflosen Ausgeliefertseins belasten müssen. Kohelet lehrt hier keine Vorherbestimmung (Prädestination) in dem Sinne, daß alles Tun und Lassen des Menschen von Gott schon immer so geplant sei und der Mensch wie eine Maschine danach laufe, Genausowenig vertritt er die Auffassung, der Mensch sei nur Spielball von Kräften, über die er keinerlei Verfügung habe (Determinismus). Vielmehr beschreibt er die vertrauensvolle Erfahrung, daß der Mensch in all seinem Erleben, ob gut oder böse, letztlich doch in Gottes Hand geborgen ist. Damit wird er nicht seiner Verantwortlichkeit enthoben. Aber er wird befreit von dem Druck, immer mehr tun zu müssen, um möglichst viel zu verbessern, als ob der Mensch für alles selbst und ausschließlich verantwortlich sei.

Claus-Dieter Stoll – Wuppertaler Studienbibel

Man muss kein Philosoph oder Wissenschaftler sein, um zu wissen, dass „Zeiten und Jahreszeiten“ ein fester Bestandteil des Lebens sind, ganz gleich, wo man lebt. Ohne die Verlässlichkeit der von Gott gegebenen „Naturgesetze“ wären sowohl die Wissenschaft als auch das tägliche Leben chaotisch, wenn nicht gar unmöglich. Es gibt nicht nur Zeiten und Jahreszeiten in dieser Welt, sondern auch eine übergeordnete Vorsehung in unserem Leben. Von der Zeit vor unserer Geburt bis zu unserem Tod führt Gott seine göttlichen Absichten aus, auch wenn wir nicht immer verstehen, was er tut.
In vierzehn Aussagen bekräftigt Salomo, dass Gott in unserem individuellen Leben am Werk ist und seinen Willen zu erfüllen sucht. Alle diese Ereignisse kommen von Gott, und sie sind gut zu ihrer Zeit. Die Schlussfolgerung ist klar: Wenn wir mit Gottes Zeitplan zusammenarbeiten, wird das Leben nicht sinnlos sein. Alles wird „schön zu seiner Zeit“ sein (V. 11), selbst die schwierigsten Erfahrungen des Lebens. Die meisten dieser Aussagen sind leicht zu verstehen, so dass wir nur auf diejenigen eingehen werden, die vielleicht einer besonderen Erklärung bedürfen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Vers nicht aus dem Zusammenhang reißen

Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden, und die Lästerungen, mit welchen irgend sie lästern mögen; wer aber irgend wider den Heiligen Geist lästern wird, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig; – weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist
Elberfelder 1871 – Markus 3,28–30

Wahrlich ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben werden, auch die Lästerungen, so viele sie deren aussprechen mögen;  wer sich aber gegen den heiligen Geist der Lästerung schuldig macht, der erlangt in Ewigkeit keine Vergebung, sondern ist einer ewigen Sünde schuldig« –  (das sagte Jesus) weil sie behaupteten, er sei von einem unreinen Geist besessen.
Menge – Markus 3:28–30

Klar und deutlich sage ich euch: Jegliche Schuld kann den Menschen vergeben werden, selbst die Gotteslästerungen, ganz gleich, wie diese Lästerungen genau aussehen. ° Wer aber Lästerungen gegen den heiligen Gottesgeist ausspricht, dem wird bis in alle Ewigkeit nicht vergeben werden, denn seine Schuld hat Auswirkungen bis in die Ewigkeit hinein.« ° Das sagte Jesus, weil sie behaupteten, dass er von einem unreinen Geist getrieben sei.
Roland Werner – Das Buch – Mk 3,28–30

Auf dem Hintergrund der vorausgegangenen Anschuldigungen sprach Jesus nun eine strenge Warnung aus. Die Worte wahrlich (Amen), ich sage euch bilden eine wiederholt gebrauchte Formel feierlicher Bestätigung, die nur in den Evangelien vorkommt (bei Markus dreizehnmal) und nur von Jesus ausgesprochen wird.
Jesus sagte, daß alle Sünden, auch die Lästerungen (Schmähworte gegen Gott), den Menschenkindern vergeben werden können (vgl. Mk 1,4), mit einer Ausnahme: die Lästerungen gegen den Heiligen Geist. Hier ist von einer allgemeinen Haltung (nicht von einer einmaligen Handlung oder Äußerung) trotziger Feindseligkeit gegenüber Gottdie Rede, die Gottes rettende Kraft, wie sie in den Werken des Geistes und in der Person Jesu zum Ausdruck kommt, ablehnt, und der Dunkelheit den Vorzug gibt, trotzdem das Licht zu sehen ist (vgl. Joh 3,19). Eine solche eigensinnig verneinende Haltung des Unglaubens kann sich mit der Zeit zu einem Zustand verhärten, in dem Buße und Vergebung – beide bewirkt durch den heiligen Geist – unmöglich werden. Wer sich so verhält, macht sich ewiger Sünde (Singular, die äußerste Sünde, da sie für immer unvergeben bleibt; vgl. Mt 12,32) schuldig (enochos, „verantwortlich für, in den Klauen von“). Judas Iskariot (Mk 14,43-46; Mt 27,3-5) war ein lebendiges Beispiel für diese Worte.
Markus erklärt, daß Jesus sich zu dieser Äußerung genötigt sah, weil sie (die Schriftgelehrten; Mk 3,22) immer wieder behaupteten, er habe einen unreinen Geist (V. 30). Jesus sagte nicht, daß die Schriftgelehrten diese unverzeihliche Sünde (der Lästerung gegen den Geist) tatsächlich schon begangen hatten, doch er warnte sie, weil sie ihr gefährlich nahe gekommen waren, indem sie seine Dämonenaustreibungen, die er durch die Macht des Heiligen Geistes vollbrachte, der Macht des Satans zuschrieben. Sie waren nahe daran, den Heiligen Geist „Satan“ zu nennen

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Er gab nun eine hochernste Warnung aus, die er mit der Redewendung „wahrlich, ich sage euch“ einleitete. Dies ist eine bekräftigende Wendung, die nur von Jesus gebraucht wird. Sie ist ausschließlich in den Evangelien zu lesen und kommt bei Markus dreizehnmal vor. Mit gnadenreichen Worten legte Jesus dar, daß die Gnade Gottes Vorsorge getroffen hatte, das Schlimmste zu verhüten: Alle Sünden und Gotteslästerungen, mit denen sie Gott lästern werden, würden den Söhnen der Menschen vergeben werden. Menschen aller Rassen und Gesellschaftsschichten könnten die Vergebung der Sünden empfangen. Allerdings stellte er eine Ausnahme dahin für den Fall, den er als „ewige Sünde“ beschrieb: dafür kann es keine Vergebung geben. Was ist die Natur dieser schrecklichen Sünde? Es ist die Sünde, die Austreibung von Dämonen böswillig satanischer Macht zuschreibt und so den Heiligen Geist verunehrt, in dessen Macht dieses Werk in Wirklichkeit vollbracht worden war. Diese Sünde wog im Falle der Schriftgelehrten noch schwerer, „weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist“. Sie nannten den Heiligen Geist „Satan“. Verharren in diesem Denken schließt aus von der Vergebung und verstrickt in Schuld, aus der es keine Befreiung gibt.
 Das Wesen der unvergebbaren Sünde macht es unwahrscheinlich, daß sie in diesem Zeitalter begangen wird. Die Umstände, unter denen sie auftrat, wareneinzigartig: Die Gegenwart des Christus auf der Erde, als er daran ging alle zuheilen, die vom Teufel unterdrückt waren. Der Heilige Geist wirkte durch ihn in außergewöhnlicher Macht. Die Ersetzung des Heiligen Geistesdurch Satan war der Kern dieser ewigen Sünde. Es ist umstritten, ob dies jetzt geschehen könnte.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nachdem er sich gegen die Anschuldigung verteidigt hatte, von Dämonen besessen zu sein, sprach Jeschua ein besonderes Urteil über diese Generation Israels aus (Matthäus 11,16-17), weil sie sich einer ganz besonderen Sünde schuldig gemacht hatte, die als unverzeihliche Sünde oder Lästerung des Heiligen Geistes bekannt geworden ist (Matthäus 12,31). Weil sie unverzeihlich war, wurde ein Gericht über diese Generation verhängt, das niemals entfernt oder gemildert werden konnte. Dieses Gericht kam vierzig Jahre später, im Jahr 70 n. Chr., als Jerusalem und der Tempel zerstört wurden.

(1) Der Kontext der unverzeihlichen Sünde
Es ist sehr wichtig, die unverzeihliche Sünde in ihrem genauen Kontext zu verstehen, denn dies ist der einzige Kontext, in dem diese Sünde vorkommt. Daher muss sie entsprechend interpretiert werden. Per Definition war die unverzeihliche Sünde die nationale Ablehnung der Messiasschaft Jeschuas durch Israel aufgrund von Dämonenbesessenheit, während Er physisch auf Erden anwesend war.

Lassen Sie uns diese Definition weiter ausarbeiten. Erstens war dies eine nationale Sünde, nicht eine individuelle Sünde. Einzelne Personen jener Generation, wie der Apostel Paulus, konnten dem Gericht entgehen und taten es auch auf eine Weise, die im Epilog dieser Arbeit erklärt wird. Außerdem kann diese Sünde heute nicht mehr begangen werden. Die Bibel macht einen Punkt sehr deutlich: Dem Menschen, der durch das Blut des Messias zu Gott kommen wird, wird vergeben werden, egal welche Sünde er begangen hat. Die Art der Sünde ist irrelevant. Der Messias ist nicht nur für bestimmte Arten von Sünden am Kreuz gestorben. Er starb für jede Art von Sünde und machte sie alle vergebbar für den Menschen, der durch sein Blut zu Gott kommt. Der Begriff „wer auch immer“ in Matthäus 12,32 könnte sich auf eine Einzelperson oder eine Gruppe beziehen, je nach Kontext. In diesem Zusammenhang wird er durch den Begriff „diese Generation“ in den Versen 41 und 42 definiert, die besagen: Die Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verurteilen. Die Königin des Südens wird aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen… (Matthäus 12:41-42).

Das bedeutet, dass sich das Wort „wer auch immer“ auf eine Gruppe bezieht. Dem Einzelnen könnte vergeben werden, aber die Nation wird nun nicht begnadigt werden.Zweitens ist diese Sünde einzigartig für die jüdische Generation zur Zeit Jeschuas, und sie kann nicht auf spätere jüdische Generationen übertragen werden, ein Trugschluss, den zum Beispiel die katholische Kirche gelehrt hat. Es war diese besondere Generation, zu der der Messias sowohl physisch als auch sichtbar kam. Er bot sich an, das messianische Königreich für sie zu errichten, und Er bot sich selbst als ihr messianischer König an. Es war auch diese spezielle Generation, die ihn ablehnte. Wenn man die Evangeliumsberichte sorgfältig studiert, ist es ganz offensichtlich, dass von diesem Punkt an die Formulierung „diese Generation“ häufig verwendet wird. Diese Generation allein war schuldig an der Lästerung gegen den Geist (Matthäus 12:31). Das Wirken des Heiligen Geistes war das letzte Zeugnis, das bestätigte, dass Jeschua der Messias war. Es war möglich, Jeschua aufgrund seiner Worte und Werke abzulehnen, aber dann durch das Wirken des Heiligen Geistes davon überzeugt zu werden, dass er der Messias war. Das Zeugnis des Heiligen Geistes abzulehnen, bedeutete aber auch, die Person des Messias abzulehnen. Die Sünde war also die vorsätzliche Ablehnung der Person des Messias, der durch die Zeichen des Heiligen Geistes beglaubigt worden war. Diese Zeichen dem Satan zuzuschreiben, bedeutete, den Heiligen Geist zu lästern, was wiederum zur Ablehnung von Jeschuas Messiasschaft führte. Der Messias musste anwesend sein, um diese Zeichen zu vollbringen, weshalb diese Sünde auf diese Generation beschränkt war und heute nicht mehr begangen werden kann.

Drittens, keine andere Nation konnte diese Sünde begehen. Jeschua war niemals sichtbar und physisch bei irgendeiner anderen Nation anwesend, um sich selbst als Messias dieser Nation anzubieten. Dies war eine einzigartige Beziehung, die Er mit Israel hatte. Es gibt nur eine Bundesnation: Israel. Es gab zwei Konsequenzen für die Generation, die die unverzeihliche Sünde beging: Erstens wurde das Angebot des messianischen Königreichs zurückgenommen; zweitens stand die Generation der Juden, die die Sünde beging, unter einem besonderen göttlichen Gericht. Weil diese beiden Punkte für das richtige Verständnis der Schrift wesentlich sind, werden sie in den nächsten beiden Punkten ausführlicher behandelt.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

kann der Staub dich bekennen?

Was für Gewinn ist in meinem Blute, in meinem Hinabfahren in die Grube? Wird der Staub dich preisen? Wird er deine Wahrheit verkünden?
Elberfelder 1871 – Psalm 30,10

»Was für Gewinn ist an meinem Blut,
an meinem Sinken zur Schluft?
kann der Staub dich bekennen?
kann er deine Treue vermelden?
Höre mich, DU, leihe mir Gunst!
DU, sei ein Helfer mir!«
Buber & Rosenzweig – Psalm 30,10–11

Was nützet mein Verbluten 
sink ich zur Grube? 
Kann Staub dir huldigen 
verkünden deine Treue?
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Psalm 30,10

Hier beginnt die Geschichte wirklich, denn es war Davids Stolz, der es notwendig machte, dass der Herr ihn züchtigte. „Wohlstand“ bedeutet „sorglose Leichtigkeit, eine sorglose Selbstsicherheit, weil es so gut läuft“. Das ist häufig die Haltung der Unbekehrten (10,6; 73,12; Lk 12,16-21), aber auch für Gläubige ist es eine ständige Versuchung (siehe Deut 8). Ein Grund, warum der Herr Prüfungen zulässt, ist, dass wir es uns in unserem Glauben nicht bequem machen und aufhören zu wachsen. „Ich habe mich wohl gefühlt“, sagte Hiob, „aber er hat mich erschüttert, und er hat mich am Hals gepackt und in Stücke gerissen: Er hat mich auch zur Zielscheibe gemacht“ (Hiob 16,12, NASB). Wohlstand ohne Demut kann zu Unglück führen. Davids Berg (Königreich, wie in Jer. 51,25) schien stark zu sein, aber der Herr zeigte David, wie schwach er war.

Wenn Gottes Angesicht auf uns scheint (Num 6,23-27), dann genießen wir seine reichen Segnungen; wenn wir aber rebellieren, kann er sein Angesicht verbergen, und das verursacht Schwierigkeiten (siehe 10,11; 13,1; 27,9; 88,14; Dtn 31,17-18; 32,20). Das hebräische Wort, das mit „beunruhigt“ übersetzt wird, beschreibt „intensive Qualen, Schrecken, Angst“. Es wird in 1 Samuel 28,21 verwendet, um König Sauls Gefühle im Haus der Hexe zu beschreiben. David wusste, dass er gesündigt hatte, aber er flehte den Herrn immer wieder um Gnade an und diskutierte sogar mit ihm. „Bin ich dir im Grab nützlicher als lebendig auf Erden? Können die Toten dich preisen und dir dienen?“ (Siehe 88:7-12; 115:17; Jes 38:18-19.) David war ein großer König mit einem starken Königreich, aber er war nur Staub, einen kurzen Atemzug vom Grab entfernt. Er demütigte sich und bekannte seine Sünde, und der Herr vergab ihm barmherzig und stellte ihn wieder her.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Dieser Schrei aus der Tiefe verbindet sich nun – aus unserer Sicht merkwürdig, aber typisch für alttestamentlichen Glauben – mit einem Appell an Gottes Ehre. Was wir geneigt sind, als Dreistigkeit auszulegen, ist für alttestamentlich-biblisches Denken genau umgekehrt ein Zeichen für festen Glauben, wenn es nun heißt: Was für einen Gewinn (bringt) dir mein Blutg? Wenn also David in der Finsternis bliebe, wenn er sein Blut ließe, im übertragenen und wörtlichen Sinn, dann müßte Gott einen großen Verlust verbuchen, weil ein von ihm Begnadigter vor der Zeit die Segel streicht. Gott kann aber nicht als unfähig erscheinen, und deshalb wird Gott aufgefordert, auch in seinem eigenen Interesse die Initiative für David (und für jeden anderen Gerechten) zu ergreifen. Im Falle des Hinscheidens »würde sich Gott des Lobpreises berauben, den ihm der Lebende bringen würde und so gern bringen möchte. Seine Bitte um Lebensfristung war also nicht auf irdischen Besitz und Genuß, sondern auf Gottes Ehre gerichtet. Er fürchtete den Tod als Ende des Lobes Gottes« (Delitzsch). Der Schrei um Rettung ist somit ein Teil der Verherrlichung des Schöpfers, die ihm ein Geschöpf darbringt. Gott und Tod, Gott und Staub gehören grundsätzlich nicht zusammen. Im Tode kann man Gottes Treue nicht verherrlichen. So endet dieser zurückblickende Gebetsgang in einer neuerlichen Bitte, weil David auch in Zukunft vom aktuellen Erhören Gottes leben wird: Höre, Jahwe, und erbarme dich.

Dieter Schneider – Wuppertaler Studienbibel

Der Staub wird Gott nicht preisen, sondern die Lebenden preisen ihn. Das hatte auch Hiskia gesagt, nachdem Gott ihn aus der Grube heraufgeholt hatte (Jes 38,18.19), und David auch (Ps 6,5.6). Diese Wahrheit ist dem David ein Argument für einen Handel: »Was gewinnst du, wenn du mich sterben lässt? Du gewinnst nichts, sondern im Gegenteil: Du verlierst einen Diener und Anbeter.« Das ist sehr kühn gebetet, aber Gott hört David und gibt ihm damit recht. So bleibt beides wahr: Gott braucht uns nicht; er ist auch ohne uns der glückselige Gott (1Tim 1,11). Und doch sucht er Anbeter (Joh 4,23), und jeder verlorene Anbeter ist ihm ein Verlust. Und damit haben wir Davids Beweggrund erkannt. Er betet nicht um seinetwillen, dass Gott ihn beleben möchte. Er betet um Gottes willen, dass an ihm das geschehen möchte, was Gott erfreut, und er das werden möchte, was Gott sucht.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Wir haben eine große Wolke von Zeugen um uns

Deshalb nun laßt auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns (Eig uns umlagernd) haben, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, (Eig abgelegt haben) mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf,
Elberfelder 1871 – Hebräer 12,1

Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt,
Deshalb wollen auch wir, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, alles Beschwerliche und (od und zwar; od und vor allem) die leicht umschlingende Sünde ablegen und mit Ausdauer den uns auferlegten (od den vor uns liegenden) Kampf durchlaufen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 12:1

Wie Zuschauer im Stadion die Wettkämpfer anfeuern, so sind diese Zeugen des Glaubens Vorbilder für unseren Kampf.a Darum wollen wir alles ablegen, was uns in diesem Kampf behindert, vor allem die Sünde, die uns immer wieder fesseln will. Mit zäher Ausdauer wollen wir auch noch das letzte Stück bis zum Ziel durchhalten.
[a] Wörtlich: Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben
Hoffnung für alle – 1996 – Hebr 12,1

Eine Wolke von Zeugen aus dem Alten Testament steht für das engagierte Glaubensleben, von dem im Hebräerbrief die Rede ist. (Das heißt nicht, daß diese Zeugen die heutigen Christen beobachten.) Daher sollen die Gläubigen laufen mit Geduld (hypomonEs; vgl. Hebräer 10,32.36;12,2-3.7 ) in dem Kampf, in dem sie sich als Christen bewähren müssen, und ablegen alles, was sie beschwert, und die Sünde, die sie ständig umstrickt (euperistaton). Ihr höchstes Vorbild dabei ist immer noch Jesus, wie bewundernswert die alttestamentlichen Gestalten auch sein mögen. Er ist sowohl beides, der Anfänger und Vollender des Glaubens. Der Begriff „Anfänger des Heils“ (archEgon) tauchte schon in Hebräer 2,10 auf (vgl. den Kommentar dort) und ist ein Ausdruck dafür, daß Jesus den Christen auf dem Pfad des Glaubens, auf dem sie ihm nun folgen sollen, „voranging“. Zugleich „vollendete“ er den Glaubensweg auch, indem er ihn erfolgreich bis ans Ende ging. Er behielt das Ziel seines Auftrags im Auge, die Freude, von der in Hebräer 1,9 die Rede ist, wo ihm der ewige Thron zugewiesen wird. Auch die Gläubigen werden Anteil an dieser Freude haben und sollen immer an sie denken. Nachdem er das Kreuz erduldete (hypemeinen, das Verb ist verwandt mit dem Substantiv hypomonE in Hebräer 12,1; vgl. V. 3.7) und die Schande gering achtete, nahm Jesus den Ehrenplatz zur Rechten des Thrones Gottes ein (vgl. Hebräer 1,3;8,1;10,12 ), der schon jetzt auf seinen endgültigen Sieg und den der Gläubigen hindeutet (vgl. Hebräer 1,13-14 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Szene stammt direkt aus einem sportlichen Wettkampf. Zuschauer drängen sich auf der Tribüne. Sie wollen sehen, wie die Athleten um die Medaillen kämpfen. Unten auf der Aschenbahn lockern die Läufer ihre Muskeln und bereiten sich auf den Startschuss vor. Zwei Jahrtausende haben die in Hebräer 12,1.2 anklingende Erregung bei solchen Ereignissen nicht geschmälert.
Doch es gibt Unterschiede. Damals trainierten Athleten für die antiken Wettkämpfe mit Gewichten, die an ihrem Körper befestigt waren. Am Tag des Rennens legten sie diese Gewichte ab (tatsächlich liefen sie nackt). Ihre Körper fühlten sich dann federleicht an. Auf diesem Hintergrund rät Paulus in Vers 1: „Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert.“
Wichtiger aber ist, dass damals wie heute nur einer Sieger werden konnte. Im Rennen des Lebens gewinnt dagegen jeder, der das Ziel erreicht. Als Christen treten wir auch nicht gegeneinander an, sondern helfen uns vielmehr gegenseitig auf dem Weg zum Ziel. Wir können höchstens mit uns selbst kämpfen und uns durch Gottes Gnade bemühen, das höchste Leistungsniveau zu erreichen, zu dem wir imstande sind.
Mit der „Wolke von Zeugen“ (V. 1) sind wahrscheinlich die Glaubenshelden aus Kapitel 11 gemeint. Sie sind allerdings nicht in dem Sinne Zuschauer, dass sie vom Himmel aus unseren Lauf beobachten, denn in Kapitel 11,39 heißt es ausdrücklich, dass sie noch „nicht erlangt [haben], was verheißen war“. Aber das stille Zeugnis ihrer Glaubenstreue ist beispielhaft und spornt uns an. Wir alle leben nur einmal, haben nur diese eine Chance, einen vortrefflichen Charakter zu entwickeln und unsere Gaben zu entfalten. Sie hatten ihren Wettkampftag und liefen erfolgreich; nun sind wir an der Reihe.
Aber es gibt genügend andere himmlische Zuschauer, die an unserem Lauf interessiert sind. Und an der Ziellinie erwartet uns Jesus. Seine Augen verfolgen, welche Fortschritte wir machen. Er feuert uns an. Er selbst hat diesen Lauf absolviert und ist als Sieger angekommen. Nun unterstützt er uns in unserem Rennen. So ist er nicht nur der Anfänger des Glaubens, sondern auch der Vollender (V. 2). Wir fangen mit ihm an und hören mit ihm auf. Unsere ganze Erlösung stammt allein von ihm und ist allein sein Werk.
Wir können niemals schaffen, was er geleistet hat. Er kommt in diesen Tagen zu uns und ruft uns zu: „Folget mir nach!“ Genau diesen Ruf hörten damals auch die Fischer am See. Jesus ruft uns zur Jüngerschaft auf. Wir sollen in seinen Fußtapfen gehen und sein Werk des Heilens, Lehrens und Predigens weiterführen. Wir gehen ihm nach und folgen den Spuren seines Lebenslaufes.
Dennoch können wir niemals genau das tun, was er tat – und müssen es auch nicht. Zwischen ihm und uns wird und muss stets eine qualitative Lücke klaffen. Er ist unser Retter und Hoherpriester. Wir sind seine Anbeter. Er ist das Opfer, wir sind Sünder, die seine Hilfe benötigen.

William G. Johnsson – Studienreihe zur Bibel

Es wird betont, dass »auch wir« berufen sind, denselben Glaubensweg wie »die Alten« (Heb 11,2) zu beschreiten. Die Gemeinde Jesu steht aber nicht einsam da. Die Erinnerung an die Glaubenszeugen vergangener Zeiten ist gegenwärtig und lebendig; sie bestärkt die Christen in der Überzeugung, vertrauensvoll den Glaubenslauf vollenden zu können.
»Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben«, darf der Christ nicht verzagen. Zwar hat es den Anschein, dass er in dieser Welt sich selbst überlassen sei, aber über ihm erstreckt sich »eine so große Wolke von Zeugen«, deren Vorbild neuen Mut zuspricht (vgl. Heb 11,4-40). Während er noch danach strebt, zum Ziel zu gelangen, haben jene schon den Lauf vollendet und dadurch die Kraft des Glaubens bezeugt.
In dieser Ermahnung benutzt der Verfasser ein Bild, das der Sportwelt entnommen ist. Der Lebenslauf, den die Gläubigen zurückzulegen berufen sind, lässt sich einem Wettkampf vergleichen. Dieses Bild kommt im NT öfter vor (vgl. 1Kor 9,24f.; Phil 3,13f.; 2Tim 4,7). Im Gotteswort beschlossen winkt uns das himmlische Ziel. Dann wird auch der Siegeskranz denen dargereicht, die sich als treu erwiesen haben (vgl. Offb 2,10; 3,11). Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, frei und unbeschwert zu sein. Wie dei Wettläufer jede Last abwirft, die sein Leistungsvermögen beeinträchtigen könnte, so müssen die Gläubigen sich auch für den Kampf freimachen. »Was uns beschwert«, sind nicht nur äußere Umstände. Vielmehr ist es vor allem »die Sünde, die uns ständig umstrickt«, d. h. sich an uns hängt, so dass sie uns zur Gewohnheit wird (vgl. Röm 7,21). Hierher gehört die ständige Versuchung, in Ungehorsam vom Weg abzubiegen. Umso wichtiger ist es, alle diese Hindernisse entschlossen beiseite zu schieben und »mit Geduld« (vgl. Heb 10,36) unseren Wettlauf zu vollenden, indem wir das Ziel nie aus den Augen verlieren. Es versteht sich von selbst, dass jede Sünde, die nicht konsequent aufgegeben wird, im Stande ist, die Aufmerksamkeit vom Ziel abzulenken. Deshalb ist das Christenleben ein ständiger Kampf, in dem wir als Christen immer hilfsbedürftig bleiben.

Gerhard Maier – Edition C

Die Konjunktion „deshalb“ oder „daher“, womit dieses Kapitel jetzt die Abhandlung weiterführt, veranlaßt uns, innezuhalten und den Inhalt des gerade beendeten Kapitels zu betrachten. Dieses lange Kapitel hatte die Tugenden des einfältigen, unerschütterlich en Glaubens an den HERRN gerühmt und diesen tätigen Glauben im Leben sowie Dienst der Patriarchen, Richter, Könige und Propheten wie auch in der unzählbaren Schar der Ungenannten erkannt, die Gott durch Glauben redlich gedient und so oft dafür gelitten hatten. Doch man darf nicht annehmen, daß solcher Glaube nur in Berichten über die Vergangenheit zu finden ist. Es geht um etwas Gegenwärtiges, Fortwährendes, das sich über alle Zeitalter erstreckt und keine Grenzen kennt, und der Schreiber ist jetzt darauf bedacht, seine hebräischen Leser zu ermuntern, dem Glauben der Alten nachzueifern und wie sie für Gott zu leben.
  Deshalb, so sagt er, haben wir eine so große Wolke von Zeugen um uns. Die Zeugen sind zweifellos die Glaubenden der Vergangenheit, über die er gerade geschrieben hat. Aufgrund des Wortes „Zeugen“ hat sich aber eine Schwierigkeit ergeben, so daß es bestimmte Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, was der Schreiber sagen will. Das Wort (martys) kann zwei Bedeutungen haben, die gleichermaßen ohne weiteres in den Kontext passen. Es kann eine Person bezeichnen, die etwas sieht, die Zuschauer bzw. Zeuge dessen ist. Es kann auch eine Person meinen, die von etwas Zeugnis ablegt. Doch in welcher Bedeutung soll man es hier verstehen? Die Exegeten sind sich nicht einig. J.N. Darby sagt: „‚Zeugen‘ hat zwei Bedeutungen: ’sehen, um bezeugen zu können‘ und ‚eine Zeugenaussage machen‘. Nur um die letztgenannte geht es nach meinem Verständnis hier im Griechischen“. William Kelly macht sich mit charakteristischer Offenheit J.N. Darbys Ansicht zu eigen und schreibt: „Die Zeugen … sind nicht unsere Zuschauer, wie einige in ihrem Unverständnis angenommen haben, sondern Menschen, die von Gott aufgrund des Glaubens ein Zeugnis erlangten“. F.F. Bruce schreibt viel verhaltener: „Doch in welchem Sinne sind sie ‚Zeugen‘? Wahrscheinlich nicht im Sinne von Zuschauern, welche die Nachgeborenen beobachten, die ihrerseits den Wettlauf verfolgen, zu dem sie angetreten sind, sondern vielmehr in dem Sinne, daß sie durch ihre Treue und ihr Durchhaltevermögen über die Möglichkeiten des Glaubenslebens Zeugnis abgelegt haben“. W.E.Vine sieht das jedoch anders und schreibt: „Was die in Kap.11 erwähnten Personen betrifft, wird von ihrem Glaubensleben in den alttestamentlichen Erzählungen so berichtet, als seien sie heute lebende Zuschauer, die uns anfeuern, so wie sie zu laufen“. F.F. Bruce räumt ein, daß das Wort diese auch an anderen Stellen vorkommende Bedeutung haben kann, wobei er als Beispiel 1Tim 6,12 zitiert.
  Vielleicht ist es lohnenswert, Dr. John Brown aus Edinburgh ausführlich zu zitieren. Er schreibt: „Hier wird … auf jene öffentlichen Spiele der Athleten oder Turner hingedeutet, die unter Griechen weniger den Charakter eines frivolen Vergnügens als den einer feierlichen bürgerlichen Gepflogenheit hatten … In der imposantesten Form präsentierte sich dieser einzigartige Brauch vielleicht in Olympia, einer Stadt in Elis, wo zu Ehren Jupiters einmal alle fünf Jahre feierlich Spiele ausgetragen wurden. Eine fast unglaublich große Menge aus all den Stadtstaaten Griechenlands und aus den umliegenden Ländern war bei diesen Spielen als Zuschauer zugegen. Die Edelsten der Jugend Griechenlands traten als Wettkämpfer auf … Die Sieger der morgendlichen Wettkämpfe erhielten ihre Preise erst am Abend, doch nach ihren Übungen mischten sie sich unter die Schar der Zuschauer und schauten zu, wie sich andere den gleichen großen Anstrengungen unterzogen, die sie ehrenvoll hinter sich gebracht hatten … Die alten Glaubenshelden, deren Taten in der Schrift aufgezeichnet sind, werden als Zuschauer dargestellt. Ihre in der Schrift festgehaltenen Taten, Leiden und Triumphe sind dazu angetan, den gleichen Einfluß auf die Gesinnung der gläubigen Hebräer auszuüben, wie das beim Mitgehen und den anfeuernden Ovationen der Menge ringsum auf die Einstellung der griechischen Kämpfer der Fall war … Das Leuchten auf zahllosen ehrwürdigen Gesichtern sollte ermuntern, und zehntausend mal zehntausend freundliche Stimmen schienen laut zu verkünden: ‚Lauft so, daß ihr den Preis erlangt: Einst haben wir gekämpft, jetzt kämpft ihr, und ihr werdet siegen, wie wir gesiegt haben. Vorwärts! Vorwärts!'“
  Beachten wir, daß sich der Schreiber selbst mit zu denen zählt, die am Wettlauf teilnehmen: „wir (haben) … um uns“; „laßt auch uns … jede Bürde … ablegen“. Und nehmen wir auch das Wort „nun“ zur Kenntnis. Die Glaubensgrößen früherer Tage hatten Zeug en ihrer Zeit um sich, und so auch wir: Uns zur Ermunterung umgeben uns Scharen. Der Schreiber sieht diese Scharen als Wolke, ein allgemein bekanntes Bild, das die unermeßliche Größe dieser Gemeinschaft beschreibt (siehe Jes 60,8; Hes 38,9 in bezug auf das gleiche Bild). In 1 Thessalonicher 4 werden wir beim Kommen des Heilandes gemeinsam in Wolken Ihm entgegen in die Luft entrückt werden. „Siehe, er kommt mit den Wolken“ (Offb 1,7) kann sich durchaus auf diejenigen Wolken der Heiligen beziehen, die zuvor Ihm entgegengerückt worden sind (1 Thessalonicher 4).
  Laßt uns angesichts all dieser Überlegungen jede Last ablegen. Wer ernsthaft kämpft, wird nicht das Handicap einer überflüssigen Last auf sich nehmen. Der Wettlauf ist im Gang, und wir müssen uns jedes Hindernisses entledigen, selbst wenn jener Sachverhalt anderen völlig legitim erscheinen mag. Wie viele Heilige werden oft durch Lasten behindert, hinsichtlich derer sie fragen: „Gibt es daran etwas auszusetzen?“ Natürlich gibt es wahrscheinlich keine Gesetze dagegen, daß ein Athlet unförmige Schuhe oder dicke Winterkleidung trägt, während er bei den Spielen läuft, doch man stelle sich das vor! Wie viele Gläubige haben sich durch Geschäft, Hobbies, Sport oder dadurch Lasten aufgeladen, daß sie unnötige zusätzliche Studien an weltlichen Einrichtungen aufgenommen oder sich Beschäftigungen gewidmet haben, die so viel Zeit, Interesse und Energie beanspruchen, daß der Wettlauf vernachlässigt wird! Wir müssen uns in Zucht halten sowie jedes Hindernis ablegen und unsere Zeit sowie Kräfte ernsthaft dem vor uns liegend en Wettlauf widmen.
  Doch zuallererst müssen wir uns vor der Sünde hüten. Der Wortlaut der AV läßt an eine bestimmte Sünde denken, von der ein Mensch sagen kann: „Dies ist meine schwache Stelle“. Daran ist hier nicht gedacht. Es geht um Sünde in jeder Gestalt und Form, die uns so leicht, zu jeder Zeit, umstricken kann. Das Wort „bestricken“ (euperistatos) kommt nur hier im Neuen Testament vor. Es vermittelt den Gedanken des Einkreisens oder Umgebens bis hin zum Haften am betreffenden Objekt. Die Neigung zur Sünde ist ständig in uns. Wir müssen sie ablegen. Sie wird uns beim Wettlauf raffiniert verstricken und behindern, so wie ein Läufer gehandicapt ist, wenn er ein langes, weites Gewand trägt, wodurch er sich beim Laufen verheddern kann.
  Weil uns so viel behindern kann, ist es demnach nicht überraschend, daß wir fortwährend standhaftes Ausharren nötig haben. Daher auch die Ermahnung des Schreibers: „Laßt uns mit Ausharren laufen“. Laufen wir den vor uns liegenden Wettlauf mit Ausdauer und mit Ausharren, stets entschlossen, nichts unseren Bemühungen Hinderliches zuzulassen, sei es legitim oder sündhaft.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Hebräerbrief

Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

Der Schreiber liefert zwei Anreize für praktiziertes geduldiges Ausharren. Der erste wird in Vers 1 genannt und kommt von der Liste der Glaubenshelden in Kapitel 11: Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben… Auf Grund dessen, was er in Kapitel 11 gesagt hat – deshalb – werden die Gläubigen nun als Wettkämpfer gesehen, die danach streben, einen Preis zu gewinnen. Während die Gläubigen in der Arena (im Stadion) sind, sitzen diese alttestamentlichen Heiligen auf der Tribüne in den Zuschauerreihen. Nicht, dass sie die Gläubigen beobachten, um zu sehen, wie gut sie sind, sondern in dem Sinne, dass sie Zeugen ihres Glaubenslebens sind. Sie bezeugen, dass durch gelebten Glauben und geduldiges Ausharren das Rennen gewonnen werden kann. Es ist nicht das Publikum, das hier zuschaut, sondern die Wettkämpfer schauen zu. Diese Verse lehren nicht, dass diejenigen, die im Himmel sind, sehen können, was hier auf der Erde geschieht. Wenn der Schreiber sagt um uns haben, meint er, dass die Glaubenshelden aus Kapitel 11 in den Gedanken der Wettkämpfer sein sollen. Die Wettkämpfer sollen sich dessen bewusst sein, was diese Helden durch den Glauben vollbracht haben, und geduldiges Ausharren praktizieren. Von den beiden griechischen Begriffen für Wolke bedeutet das, was hier verwendet wird, nicht eine einzelne Wolke, sondern eine Masse, eine dichte Wolkengruppe. Deshalb steht im Text auch so große Wolke. Damit wird gesagt, dass die Leser eine große Masse, eine gewaltige Gruppe von Menschen im Gedächtnis behalten sollen, die als Zeugen dienen sollen, damit das Rennen durch Glauben und geduldiges Ausharren gewonnen werden kann.

Der Schreiber fährt fort, indem er durch drei Partizipien (im Griechischen) zeigt, wie man sich auf das Rennen vorbereiten soll. Diese drei Partizipien betonen, dass man alles ablegen soll, was einem daran hindert, beim Rennen gut abzuschneiden. Das erste Partizip heißt habend oder sehend. Dazu gehört, dass man den Glauben, den die Heiligen von Kapitel 11 hatten, sieht, und dass man erkennt, dass dieser Glaube nachgeahmt werden muss. Das zweite Partizip heißt ablegend. Dieses griechische Wort bezieht sich auf alles, was jemanden davon abhalten kann, ungehindert am Wettlauf teilzunehmen. Alles, was die Aufmerksamkeit von der ungehinderten Teilnahme am Rennen abzieht, muss abgelegt werden. Im Kontext dieses Schreibens, wie schon in 6,1-3 gesagt, ist nun der Judaismus das überschüssige Gewicht, das abgelegt werden muss. Das heißt, sie sollen das Rennen bestreiten mit Glauben und geduldigem Ausharren. Das dritte Partizip steht in Vers 2 und heißt hinschauend. Auf diese Weise müssen sie am Wettlauf teilnehmen, und das wird weiter unten besprochen.

Der Ausdruck die uns leicht umstrickende Sünde gibt einen Einblick in das, was diese Leser ablegen sollten, denn die Sünde, wenn sie begangen wird, wird die Ursache ihres Misserfolgs sein. Dieser Ausdruck hat einen bestimmten Artikel. Es ist nicht nur irgendeine Sünde, sondern die Sünde schlechthin. Es ist eine spezielle Sünde. Bei ihnen ist es die Sünde des Abweichens. Die Sünde ist das Zurückgehen in den Judaismus (10,38.39). Bei anderen mag es eine andere Sünde sein, die sie aus der geistlichen Bahn wirft. Die Verpflichtung besteht darin, die Sünde abzulegen und mit dem Lauf fortzufahren. Der Wettlauf ist lang und sie müssen mit Ausdauer laufen. Wie lang ist er? Er beginnt am Tag der Errettung und dauert bis zum Tod. Es ist ein lebenslanger Marathon. Das griechische Wort für „Wettlauf“ ist der Ursprung unseres Lehnwortes Agonie. Der Wettlauf ist eine Agonie. Die Art und Weise, wie dieses Rennen bestritten werden muss, ist geduldiges Ausharren. Das Wort Geduld bedeutet „eine stetige Entschlossenheit, weiterzumachen“. Sie müssen weitermachen, auch wenn sie das Verlangen haben, langsamer zu werden oder aufzuhören. Und sie müssen bis zum Ende ihres Lebens laufen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief