Monat: Februar 2024

Hüllenhinwegnahme Jesu Christi

Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten (O. Sklaven; so auch später) zu zeigen, was bald geschehen muß (Eig geschehen sein muß;) und durch seinen Engel sendend, hat er es seinem Knechte (O. Sklaven; so auch später) Johannes gezeigt, (Eig bezeichnet, durch Zeichen kundgetan)
Elberfelder 1871 – Offenbarung 1,1

Offenbarung (Kundgebung von Geheimnissen, welche bis dahin in Gott verborgen waren, hier von zukünftigen Ereignissen.) Jesu Christi, (Offenbarung, deren Urheber Jesus Christus ist, der als Sohn Gottes alles vom Vater hat, als Gottmensch aber beständiger Mittler zwischen Gott und Menschen ist. Gott hat sie ihm gegeben, vergl. [Joh 7,16] und [Joh 17,7.8], damit er sie seiner Zeit den Gläubigen mitteilte. In der Sache ist es eine Offenbarung, in der Weise, wie diese geboten wird, eine Verhüllung, welche aber die erhabensten Mahnungen enthält. Wie der heil. Johannes sich als Evangelist über die anderen Evangelien erhebt, so als Prophet über die übrigen Propheten. (Petr. Damian)) welche Gott ihm gegeben hat, seinen Dienern (Den Christen) kund zu tun, was in Bälde, (Die ganze neutestamentliche Zeit ist nach christlicher Anschauung eine kurze (Greg.), ist eine Knospe, der die Blüte bald folgt. Johannes unterscheidet den Anfang der zukünftigen Dinge wohl von ihrer entfernten Vollendung, denn wenngleich er hier sagt: bald, weist er doch immer von neuem auf die Notwendigkeit geduldigen Ausharrens hin und ermahnt die Christen zu solchem.) geschehen soll; (Was nach göttlicher Vorherbestimmung geschehen soll. Soll: Vergl. [Offenbarung 17,10, Offenbarung 20,3, Mt 24,6], also auch ohne die Menschen und wider die Menschen, die freudigen Ereignisse zum Trost der Bedrängten und zur Beschämung der Sünder, die widrigen, damit die Kirche wachse, indem sie Verfolgung leidet.) und er hat es, indem er seinen Engel sandte, (Vergl. [Sach 1,9.13, Sach 2,3, Dan 8,16, Dan 9,21] erscheint Gabriel als Ausleger der Vision. Der Ausdruck ist hier, da verschiedene Erklärer auftreten: [Offenbarung 10,1ff, Offenbarung 17,1.7.15, Offenbarung 18,1, Offenbarung 19,9, Offenbarung 21,9, Offenbarung 22,1], 1. Allgemein zu nehmen. Erst [Offenbarung 22,6.16] kehrt der hier zuerst genannte Engel wieder.) seinem Diener (Diener Jesu Christi heißt Johannes wegen seines prophetischen Amtes, wie der Engel sich [Offenbarung 22,8] Mitdiener des heil. Johannes und seiner Brüder, der Propheten, nennt.) Johannes (Der Evangelist Johannes brauchte sich nicht zu nennen, da das von ihm Erzählte viele Zeugen hatte, anders der Seher Johannes. Der Apostel hebt den erhabenen prophetischen Charakter seines Buches hervor durch die Stufenleiter: Gott, Christus, der Engel, Johannes. – Wörtlich: gezeigt. Der Ausdruck ist wohl der Bilder wegen gewählt.) kund getan, welcher das Wort Gottes (Das Wort der Offenbarung Christi, wie Johannes sie später in seinem Evangelium niederlegte und hier bietet. – Das Sehen steht auch für das Hören. (V. 12) – Die Vulgata weicht hier etwas vom griech. Texte ab: Selig, wer da liest und die, welche hören und bewahren. – Der Vorleser.) und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er gesehen, bezeugt hat.
Allioli Bibel – Offenbarung 1:1–2

Das ist das Buch der Enthüllungen, das von Jesus, dem Messias, handelt. Gott hat ihm diesen Durchblick geschenkt, und er soll seinen Dienern zeigen, was in naher Zukunft geschehen muss. Durch seinen Himmelsboten hat er diese Botschaft geschickt und seinem Diener Johannes vor Augen gemalt.
Das Buch – 2009 – Offenbarung 1,1

Sogar hier wird in der „Joseph Smith Übersetzung“ etwas geändert:

Die Offenbarung des Johannes, eines Dieners Gottes, die ihm von Jesus Christus gegeben wurde, um seinen Dienern zu zeigen, was sich bald begeben muss, die er durch seinen Engel seinem Diener Johannes sandte und kundtat, der Zeugnis gab vom Wort Gottes und vom Zeugnis Jesu Christi und von allem, was er sah.
Auszüge aus der Joseph Smith Übersetzung

Die einleitenden Worte „die Offenbarung Jesu Christi“ deuten bereits an, worum es in der folgenden Schrift geht. Der Begriff „Offenbarung“ ist eine Übersetzung des griechischen Wortes apokalypsis, „Entschleierung, Enthüllung“ (daher das deutsche Lehnwort „Apokalypse“). Diese besondere Offenbarung wurde Johannes zuteil, damit er sie seinerseits anderen, seinen Knechten, weitergebe. Ihr Inhalt zielt auf das, was in Kürze geschehen soll. Es geht in diesem Text also nicht um Dinge, die in der Vergangenheit liegen, wie es etwa bei den vier Evangelien der Fall ist. Die Zeitangabe „in Kürze“ (en tachei; vgl. Offb 2,16;22,7.12.20 ) bedeutet, daß das betreffende Geschehen plötzlich eintreten wird, nicht unbedingt, daß es unmittelbar bevorsteht. Wenn die endzeitlichen Ereignisse erst einmal in Gang gebracht sind, werden sie in rascher Folge ihrem Höhepunkt zustreben (vgl. Lk 18,8; Apg 12,7; 22,18; 25,4; Röm 16,20). Die Worte „er hat sie … kundgetan“ geben die griechische Verbform esEmanen, „durch Zeichen oder Symbole bekanntmachen“, wieder, womit auch eine mündliche Mitteilung gemeint sein kann. Der Engelsbote, der sie überbringt, wird nicht mit Namen genannt. Manche Ausleger sind der Ansicht, daß es sich dabei um Gabriel handelte, der schon Daniel, Maria und Zacharias eine Botschaft Gottes übermittelte (vgl. Dan 8,16;9,21-22; Lk 1,26-31 ). Die Wendung „seinem Knecht“ (doulos, eigentlich „Sklave“) taucht in gleicher Form auch bei Paulus, Jakobus, Petrus und Judas auf (vgl. Röm 1,1; Phil 1,1; Tit 1,1; 2 Petrus 1,1; Jak 1,1; Jud 1,1), wenn sie von ihrer Funktion als Diener Gottes sprechen.

Walvoord Bibelkommentar

Die Wichtigkeit der Weissagung ergibt sich weiter daraus, daß das, was sie verkündet, geschehen muß, und zwar rasch. Der Lauf der Welt geht diesen Weg und erreicht dieses Ziel mit Notwendigkeit, weil der königliche Wille Gottes es so geordnet hat. Sodann tritt das Geweissagte nicht erst nach langer Zeit in weiter Entfernung ein; sondern Johannes hat der Kirche diejenige Welt zu beschreiben, in der sie sich jetzt befindet, denjenigen Kampf, den sie bald zu bestehen hat, diejenige Macht und Gnade Jesu, die sie bald erleben wird. Daher ist Johannes und nicht etwa erst ein Späterer mit ihrer Bezeugung beauftragt; denn die Christenheit hat jetzt das nötig, was ihr den festen Stand und den gehorsamen Dienst Gottes verschafft.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Es handelt sich in diesem Buche wesentlich um die Offenbarung Jesu Christi, nicht nur um Offenbarungen betreffs Seiner Person, obwohl wir natürlich solche haben, aber dieses Buch ist die Offenbarung Christi in Macht und Herrlichkeit. Die ersten acht Verse dienen als Einleitung in das ganze Buch. Jesus Christus wird hier geschaut als Mensch, als der Mensch der Ratschlüsse Gottes. Dass Er wirklich Gott ist, wird auch in diesem Buche klar gezeigt. Als Mensch wurde Er verachtet und verworfen, aber in diesem Buche sehen wir Ihn als das Haupt aller Dinge. Die Art der Mitteilung ist verschieden von derjenigen, die wir in den Evangelien und in den Episteln haben, wo wir des Vaters Liebe geoffenbart sehen sowie unsere Beziehungen als Kinder, durch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

Es ist die „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab“, das heißt die Enthüllung von Ereignissen, die zukünftig sind, denn der einfache Sinn von „Offenbarung“ oder „Apokalypse“ ist „Enthüllung“. Es ist natürlich wahr, daß die Enthüllung dieser kommenden Dinge von der Enthüllung oder Offenbarung Jesu Christi in Seiner Herrlichkeit abhängt, aber die hauptsächliche Bedeutung liegt darin, daß Gott Jesus die Offenbarung des künftigen Geschehens gab, damit Er sie Seinen Knechten zeigen könnte. Jeder Satz dieses ersten Verses verdient unsere ganze Aufmerksamkeit.

Frank Binford Hole – Die Offenbarung

Dies ist die Offenbarung Jesu Christi. Offenbarung setzt ein Geheimnis voraus. Das Geheimnis kann in der wesentlich göttlichen Sicht der Dinge bestehen. Dann ist es Menschen unzugänglich. Es liegt für sie nicht vor Augen und nicht auf der Hand, läßt sich auch nicht aus dem, was sie sonst alles wissen, logisch erschließen. Sie können es sich nur sagen lassen. Im übrigen aber ist das Geheimnis in der Bibel allerschlichtester Natur, so daß ein Kind es versteht. Ein im Schubfach verborgener, viel umrätselter Geheimplan kann sich bei seiner Veröffentlichung als die allerklarste Sache von der Welt entpuppen. Die Schwierigkeit bei den göttlichen Geheimnissen liegt anderswo: Der Mensch läßt sich nichts sagen. Er glaubt der Veröffentlichung nicht.

Wuppertaler Studienbibel

Ἀποκάλυψις Ἰησοῦ Χριστοῦ [Apokalypsis Iesu Christu] sind die ersten Worte des Buches. Offensichtlich bilden diese Worte den vom Verfasser selbst gewählten Titel bzw. den Anfang dieses Titels. Sofort ist klar: Jesus Christus ist die zentrale Gestalt dieses Buches. Es geht nicht nur um die Vorstellungen, Hoffnungen oder Erwartungen des Johannes. Nein: Es geht um den Herrn! Von allem Anfang an ist die Offb christologisch geladen.
J.A. Bengel hatte ein gutes Gespür dafür, als er seinem Kommentar die Überschrift „Erklärte Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi“ gab. Ἀποκάλυψις [Apokalypsis] ist das Substantiv von ἀποκαλύπτειν [apokalyptein], hebr. גלה [galah]. Es bedeutet die „Enthüllung“ dessen, was zuvor unbekannt war, theologisch besser mit Offenbarung ausgedrückt. Im AT offenbart Gott seine Pläne und Absichten seinen Knechten, wie z.B. Abraham und den Propheten (Gen 18,17; Num 24,3ff; 1Sam 3,7.21; Jes 52,10; Am 3,7). Wir müssen also in der Offb von vornherein mit der Enthüllung von Gottes Plan und Absicht für die Zukunft rechnen.
Ἰησοῦ Χριστοῦ [Iesu Christu] ist sehr wahrscheinlich genitivus auctoris. Denn eine „Enthüllung“, „Offenbarung“ über Jesus Christus wird eher im Evangelium oder den Briefen gegeben, während wir hier in einem prophetischen Bereich sind. Allerdings darf die „Offenbarung über Jesus Christus“ nicht als strenge, exklusive Alternative der „Offenbarung von (im Sinne der Herkunft) Jesus Christus“ gegenübergestellt werden. Denn das Buch enthüllt nicht Weniges über den auferstandenen Jesus Christus, sein Handeln, seine Wiederkunft und seine ewige Herrlichkeit. Bengel hat beiden Aspekten angemessen Ausdruck verliehen, wenn er schreibt: „Er selbst ist derjenige, der geoffenbaret wird und der sich selber offenbaret“ (S. 154).

Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Man kann argumentieren , dass der Genitiv »Jesu Christi« subjektiv ist, das heißt, dass Jesus Christus der Besitzer und damit auch der Geber der Offenbarung ist. Das ist nicht ganz falsch, denn Christus handelt in diesem Buch als der Enthüller: Er enthüllt die Zuständen in den sieben Gemeinden (Kapitel 2; 3); Er öffnet die sieben Siegel, um Gottes Gerichte über die Erde zu offenbaren (Kapitel 6-16). Dennoch ist das nur ein Teil der Wahrheit. Wenn man alle anderen Stellen untersucht, wo diese Fügung vorkommt (1.Kor 1,9-11; Gal 1,2; 1.Pet 1,7.13), dann wird man erkennen, dass Christus immer der Gegenstand der Offenbarung ist. So haben wir keine Ursache, warum wir die vorliegende Stelle anders verstehen sollten. Christus ist die herrliche Person, die geoffenbart wird; andere Dinge werden auch geoffenbart werden, aber Er ist der zentrale Gegenstand, und alles wird in der Beziehung zu Ihm gesehen. Dass der Engel als das Mittel der Offenbarung – durch -, bezeichnet wird, bestärkt diese Auslegung. Die Person Christi wird geoffenbart werden mit allen furchtbaren Folgen für die Menschen, die Ihn einst an ein Kreuz schlugen. Die Enthüllung Seiner Person ist das Thema des Buches. Der Mensch Jesus, der einst auf Erden wandelte und als der Christus alle messianischen Verheißungen erfüllte, ist jetzt verherrlicht, und der Tag wird für diese Erde kommen, an dem die Hülle beiseite gezogen wird und alle Ihn als Herrn anerkennen müssen. Von diesem Tag gibt Gott seinen Knechten eine Schau, ehe er kommt. Die herrliche Person Christi in Seinen verschiedenen Beziehungen ist das zentrale Thema des Buches: Christus in den Gemeinden (Kapitel 2; 3); Christus im Kosmos (Kapitel 4; 5); Christus als Sieger (Kapitel 6-16). Diese Bilder von der mannigfaltigen Herrlichkeit Christi müssen das Herz Seiner Knechte, die Ihren Heiland bis jetzt noch nicht gesehen haben, bewegen. Während wir das Buch studieren, werden Seine Größe und Seine Herrlichkeit unsere Herzen ergreifen. Die vielen einander widersprechenden Auslegungen des Buches, haben die Gläubigen oft davor abgeschreckt, es zu lesen. Gott gab es aber, damit wir es in seiner Klarheit und Einfachheit verstehen; Er gab es als eine Offenbarung für die Seinen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Was glaubt er eigentlich, wer er ist?“

Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben.
Und die mit zu Tische lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt?
Elberfelder 1871 – Lukas 7,48–49

Und zu ihr gewendet fuhr er fort: „Deine Sünden sollen von dir genommen werden!“ Da dachten die andern Gäste bei sich: „Wer ist denn dieser, dass er sogar Sünden wegnehmen will?“
Johannes Greber – Lukas 7:48–49

Dann sprach er die Frau direkt an: „Du kannst dich wirklich freuen, deine Sünden sind dir vergeben.“
Da begannen die übrigen Gäste, sich hinter vorgehaltener Hand zuzuflüstern: „Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Wie kann er jemandem zusagen, seine Sünden seien ihm vergeben?!“
Willkommen daheim – Lukas 7,48–49

Worüber regen sich die Leute denn auf? Sollen wir nicht alle „unserem Nächsten die Sünden vergeben“??
Aber vielleicht sollten wir uns beim Lesen des Verses erst einmal fragen: was hatte die Frau den schlechtes an Jesus getan? Oder anders gefragt: Hatte die Frau eine Sünde an Jesus begangen, die Jesus nun vergeben konnte?
Wie würdest du dich fühlen, wenn dir jemand auf die Füße tritt, und eine andere beistehende Person dann sagt: „nicht so schlimm, ich vergebe dir?“ – wahrscheinlich würdest du der beistehenden Person klarmachen, dass nur du hier das Recht hast zu vergeben!?!

Deine Sünden sind dir vergeben (vgl. 5,20). Wie in 5,20-25 wird die Aussage Jesu als Ausübung des göttlichen Vorrechts der Sündenvergebung verstanden und wird von einer ähnlichen Frage gefolgt: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt? Lukas stellt diese Frage absichtlich, damit seine Leserinnen und Leser über die Bedeutung und die Auswirkungen dessen nachdenken, wer Jesus ist.

Die ESV Studienbibel

Dass ein Mensch Sünden vergeben konnte, ging über die Grenzen des Gesetzes hinaus, wie die Pharisäer es verstanden (siehe 5,21). Doch Christus war nicht einfach ein Mensch, sondern der Gesetzgeber selbst. „Wer könnte Dinge verkünden, die über dem Gesetz stehen, wenn nicht der, der das Gesetz verordnet hat?“ (CyrAl).

Die orthodoxe Studienbibel

Der folgende Vers (48) bedeutet eine Überraschung. »Dann sagte er (= Jesus) zu ihr: Deine Sünden sind vergeben.« Ja, waren sie denn nicht schon vergeben? Warum spricht Jesus offensichtlich ein zweites Mal aus, was er schon einmal gesagt haben muss (vgl. V. 41ff.)? Wer diese Fragen beantworten will, der findet im dankbaren Samaritaner von Lk 17,15ff. einen Schlüssel. Aus der Liebe der Frau schließt Jesus die Annahme der zugesagten Vergebung. Der Sinn von V. 48 ist also: Jetzt ist die Vergebung endgültig in Kraft getreten, ebenso wie der Samaritaner von Lk 17,15ff. durch seine Dankbarkeit die endgültige Hilfe gefunden hat. Was nützt denn die Zusage der Vergebung, wenn wir sie nicht annehmen? Zugleich bestätigt Jesus die frühere Zusage und setzt damit die Frau in glänzender Weise ins Recht gegenüber den innerlichen Vorwürfen des Pharisäers. Drittens aber spricht er mit solcher Vollmacht vor den Ohren der Zuhörer, dass klar wird, dass er selbst die Quelle der Vergebung ist.
Wir zitieren dazu die Bemerkung J. A. Bengels: »Die größten Sünder sind oft die herrlichsten Gefäße der Gnade geworden.«
Die Überlegungen der »anderen Gäste« (V. 49) sind genauso verständlich wie in Mt 9,2ff.; Mk 2,5ff.; Lk 5,20ff. »Sünden vergeben« darf ja nur Gott (2Mose 34,7; 4Mose 14,20; Ps 130,4; Jes 55,7). Die Frage: »Wer ist dieser?« spricht also das Problem an, ob Jesus mehr ist als ein bloßer Mensch, Die jüdischen Zeitgenossen haben sich mit der Gottessohnschaft Jesu meist intensiver befasst als der moderne Mensch. Die Formulierung »der sogar Sünden vergibt« lässt das Außergewöhnliche der Erscheinung Jesu durchschimmern. Wie viel Erstaunliches tat dieser Jesus – und nun vergibt er »sogar« die »Sünden!« Das letzte Wort Jesu gilt der Frau, die Stärkung und Trost braucht: »Dein Glaube hat dich gerettet« (V. 50). Wie Mt 9,22; Mk 5,34; 10,52; Lk 8,48; 17,19; 18,42 zeigen, hat Jesus ein solches Wort öfter gesprochen. Lukas liebte es besonders. Aber was heißt das: »Dein Glaube hat dich gerettet«? Wenn ein heutiger Christ so etwas sagen würde, würden ihm viele Theologen ins Wort fallen und rufen: »Falsch! Nur Gott rettet! Nicht der Glaube!« Aber so steht es nun einmal da: »Dein Glaube hat dich gerettet.« Das bedeutet erstens: Gottes Vergebung kommt auf dem Weg des Glaubens und nicht irgendwelchen Verdienste.
Das bedeutet zweitens: Die Zusage der Vergebung wird erst dann zur Lebenswirklichkeit, wenn wir sie im Glauben annehmen. Röm 3,21ff., ja die gesamte Glaubenslehre des Paulus, ist schon keimhaft in diesen Jesusworten enthalten. Das bedeutet drittens: Die Sünderin ist durch ihren Glauben zur Jüngerin geworden. Sie ist jetzt ein Mitglied des Reiches Gottes. Deshalb hat sie nun auch Frieden mit Gott (vgl. Röm 5,1) und kann wirklich »im Frieden hingehen«. D. h. sie kann ihren Weiterweg als gläubige, zu Jesus gehörende Frau antreten. Oder, um es mit Worten aus Kol 1,13 zu sagen: Sie ist errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich Jesu. Und dies alles aus »Glauben«! Hier enthüllt sich das Lukasevangelium als ein strahlendes Glaubensevangelium, das dem Theophilus Mut zum Glauben macht.
Bengel hat auch hier Wesentliches formuliert: »Nicht der großen Liebe, sondern dem Glauben wird das Heil zugeschrieben. Der Glaube ist die wesentliche Bedingung auf unserer Seite. Die Liebe gibt den äußerlichen Beweis für Andere.«

Gerhard Maier – Edition C

Als Jeschua sich an die Frau wandte und sagte: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Lukas 7:48), machte er eine Aussage, die nur Gott machen kann. Das Vergeben von Sünden ist das exklusive Vorrecht der Gottheit. Die Reaktion kam sofort: „Und sie, die mit ihm zu Tisch saßen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt? (Lukas 7:49). Ihre Theologie war richtig: Niemand kann Sünden in einem heilsgeschichtlichen Sinn vergeben außer Gott allein. Also war Jeschua entweder ein Gotteslästerer oder er sprach die Wahrheit: Er war der Messias.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Wie königlich war doch Jesu Verhalten der Sünde gegenüber. So stark die Sünde den Menschen auch von Ihm und dem Nächsten trennte, die Sünde trennte jedoch nicht Ihn vom Menschen. Er spricht zur Samariterin am Jakobsbrunnen, Er tritt in das Haus eines Zöllners, Er deckt die Sünderin zu seinen Füßen, Er seht sich zu den Zöllnern und Sündern, Er verspricht einem Verurteilten das Paradies seines Vaters. Welch eine Welt war das, die Ihm diese Vollmacht gab? Er lebte in der Welt des Vaters, daher fürchtete Er die Verunreinigung durch die Sünde des Nächsten nicht.
Das ist eine königliche Stellung auch der Sünde gegenüber. Auch der Sünde gegenüber behält Er sich das Recht der persönlichen Entscheidung vor. Sie bestimmt nicht Ihn, Er bestimmt über sie. Er spricht zu dem Gichtbrüchigen: „Mensch, dir sind deine Sünden vergeben!“ Und zur Sünderin zu seinen Füßen sagt Er: „Gehe hin, sündige hinfort nicht mehr! Für Ihn gibt es kein Nichtvergeben – können! Gäbe es ein solches, dann wäre sein absolutes königliches Können der Sünde gegenüber in Frage gestellt.
Wenn so viele in seinen Tagen – und die Menschheit bis heute – ohne Vergebung bleiben, so geschieht es nicht“ weil die Sünde Ihn vom Menschen trennt. Er hat sie bis zu ihrer letzten Scheußlichkeit und Bosheit unter die Vergebung seines Vaters gestellt und damit seine königliche Stellung ihr gegenüber für immer geoffenbart. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Er hat den Weg zum Mensch en auch über dessen Sünde hinweg gefunden.
Die Sünde trennt aber den Menschen von Ihm. Und da der Mensch in seinem Unglauben vor Ihm und seiner Reichsgotteswelt flieht wenn Er sich ihm offenbaren will, daher bleibt er unter dem Druck seiner Schuld und in der Knechtung durch die Sünde. Denn auch in der Vergebung bleibt Er der Erlöser.
Er stellt auch seine Heilandsmission unter seinen königlichen Adel.
Er kann mit seiner Rettung warten, bis der Mensch in seinem inneren Bankrott nach einem Retter ruft. Er drängt sich denen nicht auf, die noch wie der jüngste Sohn im Gleichnis mit den vom Vater empfangenen Gütern „auch ohne Ihn auskommen. So stark die Liebe des Vaters auch auf die Heimkehr des Sohnes wartet, sie erzwingt keine unfreiwillige Heimkehr und keine ablehnende Tischgemeinschaft im Vaterhause. Der Vater will nur eine Gemeinschaft auf Grund einer freiwilligen Hingabe an seine Liebe.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

liebt einander – II

Das ist das Innenzielgebot, das Meine, dass ihr opferfähig liebet einander, so wie Ich liebte opferfähig euch.
Pfleiderer – Johannes 15,12

Dies ist meine Anweisung, dass ihr in Liebe füreinander da seid, wie auch ich euch Liebe erwiesen habe.
Gottes Agenda – Johannes 15:12

Heute nur Ergänzungen – da wir das Thema schon zwei Mal : Weisung: Liebt einander und Liebt einander

Damals war meine Frage:
Liebe als Befehl?
Oder als Auftrag?
Oder nur für diejenigen, die ich auch leiden kann, weil sie sich jeden Sonntag im selben Saal mit mir treffen?
Oder wirklich mein Leben auch aufgeben für den anderen?

Dies ist das „elfte Gebot“, dass wir einander lieben sollen. Gewiss, der Christ, der in Christus bleibt, sollte mit anderen Gläubigen auskommen! Die Liebe zu den Brüdern ist ein Kennzeichen eines Jüngers. Jetzt nennt Jesus seine Jünger „Freunde“. Sein eigener Tod am Kreuz hat seine Liebe zu ihnen bewiesen; nun müssen sie ihre Liebe zu ihm beweisen, indem sie seine Kinder lieben. Freunde lieben einander und helfen sich gegenseitig. Der Gehorsam, den Christus von uns verlangt, ist nicht der eines Sklaven, sondern der eines Freundes. Weil wir seine Freunde sind und in ihm bleiben, kennen wir seinen Willen und teilen seine Geheimnisse. Wir werden daran erinnert, dass Abraham Gottes Freund war und dass Gott ihm seine Pläne für Sodom mitteilte.

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

und wieder die Frage: greift meine Liebe zu „den Brüdern“ nur auf die, die meine Meinung teilen, die ich am Sonntag treffe, oder wirklich auf ALLE die sich Christen nennen und durch ihre Taten zeigen, dass sie Jesus nachfolgen wollen?

Die zehnte Ermahnung ist, einander zu lieben (Johannes 15,12-13). Ausgehend von der Liebe des Gläubigen zu Gott und der Liebe Gottes zu den Gläubigen lautet die Ermahnung, dass sie einander lieben sollen; sie sollen die Brüder lieben. Sie sollen den Mitgläubigen näher stehen als den unerlösten Mitgliedern ihrer eigenen Familie. Wenn die Gläubigen in Seiner Liebe bleiben und ihre Liebe zu Ihm zeigen, indem sie Seine Gebote halten, werden sie auch einander lieben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Ein vorrangiges Gebot hatte Jesus seinen Jüngern gegeben: sie sollten sich untereinander lieben (wiederholt in V. 17). Die Christen wachsen durch ihre gegenseitige Fürsorge. Das Vorbild für diese Liebe ist Christi demütiges, aufopferungsvolles Dienen: wie ich euch liebe.

Walvoord Bibelkommentar

Sind die, die bei dir in der Gemeinde „führen“ diejenigen die „Diener“ sind? Oder gibt es eine Führung, denen andere dienen sollen?

einander lieben: Um zu bleiben, muss ein Gläubiger gehorchen (V. 10). Um zu gehorchen, muss ein Gläubiger andere Gläubige lieben (13:34, 35).

Die Nelson Studienbibel

Das ist mein Gebot. Die Liebe ist die Summe von Gottes Gesetz (13,34; Mt 22,37-40), die größte aller Gnaden (1Kor 13,13) und unsere höchste Pflicht gegenüber unseren Mitchristen (1Joh 3,23). wie ich euch geliebt habe … sein Leben hingeben. So wie das geistliche Leben aus der Vereinigung mit Christus durch den Glauben an seinen Tod und seine Auferstehung fließt (Verse 3-5), so wird das geistliche Leben auch durch die Nachahmung Christi in seiner Selbstaufopferung für andere geprägt und gelenkt (1. Johannes 3,16-18).

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Biblische Liebe ist die Entscheidung, mitfühlend, gerecht, verantwortungsbewusst und aufopferungsvoll das Wohlergehen eines anderen zu suchen (15,12). Du kannst Menschen lieben, die du nicht unbedingt magst, denn Liebe ist nicht von deinen Gefühlen abhängig. Deshalb kann Jesus dir befehlen, „eure Feinde zu lieben“ (Mt 5,44). Es stimmt, dass Liebe Gefühle der Zuneigung beinhalten kann, und solche Gefühle können sich mit der Zeit entwickeln. Aber sie wird nicht von ihnen angetrieben. Die Liebe wird von der Aufopferung für das Wohl der anderen angetrieben. Und der größte Ausdruck der Liebe ist, sein Leben für … Freunde hinzugeben (Johannes 15,13). Das ist die Art von Liebe, die Jesus uns vorgelebt hat.

Die Tony Evans Studienbibel