Tag: 4. August 2024

Ich weiß um deine Dienste und dass du den Ruf hast, lebendig zu sein

Und dem Engel der Versammlung in Sardes schreibe: Dieses sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebest, und bist tot.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 3,1

„Und dem Kündungsbeauftragten der Gemeinde in Sardes schreibe: ies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: ICH kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst / Leben hast, und du / bist erstorben. SA RDIS, alte Hauptstadt von Lydien Hinauf erzeugte Wieder geborene; geistl. u. 1. SA RX DI S: Fleisch zwei = anerkanntes, summiertes Fleisch, zweimal fleischliche Gemeind = vor u. nach der Bekehrung; 2. SA RX sf DIS: fleisch warts gerichtete Gemeind; 3. SARDA NIOS zahnefletschend, grinsend, hohnlachend: von über die Bibel hohnlachend er Theologie beherrschte Gemeind; die aus. Reformation hervorgegangenen Kirchen im 16. Jh. bis z. Anwesenheit. Herrn V. 3.
Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – GtÜ – Offenbarung 3:1

Und dem Diener der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne. Ich weiß deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebst, und tot bist.
de Wette Bibel -Offenbarung 3,1

Und dem Boten der Gemeinde in Sardes schreibe: »Das hier sagt der mit den sieben Geistwesen und den sieben Sternen: Ich weiß um deine Dienste und dass du den Ruf hast, lebendig zu sein, doch du bist abgestorben.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Offenbarung 3:1

Mit den gleichen Worten wie an die vier bisherigen Gemeinden wendet sich der Herr an die Gemeinde in Sardes. Dieser Gemeinde inmitten einer Stadt mit rührigen Märkten offenbart sich der Herr als der göttliche Händler, der allen Forderungen des Marktes genügt. In Seiner linken Hand hat er die sieben Geister Gottes und in Seiner Rechten die sieben Sterne. Die Erscheinung zeigt, dass der Herr den Zustand der Gemeinde mit Seinen Ressourcen vergleicht. Was auch der gegenwärtige Mangel einer Gemeinde sein mag, in Ihm ist immer alle geistliche Fülle, um diesen Mangel zu beheben. Wie wir schon gesehen haben (unter 1,4), sind die sieben Geister Gottes eine Umschreibung für den Heiligen Geist in der Fülle Seiner Kraft. Dass der Herr den Heiligen Geist »hat«, bedeutet, dass Er derjenige ist, der in der Gemeindezeit den Heiligen Geist darreicht (Apg 2,1; Joh 14,25). Er eröffnete das Zeitalter der Gemeinde, indem Er die Jünger an Pfingsten mit dem Heiligen Geist zu einem Leib taufte. Von den Engeln heißt es, dass der Herr sie »hält«, krateo, vom Heiligen Geist heißt es »hat«, womit die Beziehung der Personen der Gottheit sprachlich gewahrt wird. Christus kannte in Seinem Dienst diese Fülle der geistlichen Kraft persönlich (Jes 11,1). Jetzt reicht er den Gläubigen in Sardis die Wirksamkeit dieses gleichen Geistes dar, der in der Lage ist, einem jeden Mangel aufzuhelfen.
Ohne ein einziges Wort des Lobes schreitet der Herr direkt zur Rüge. Er kannte ihre Werke und kam daher zur erschütternden Botschaft: »Du hast den Namen, dass du lebest, und bist tot.« »Name« fasst man hier am besten nicht im hebräischen Sinn auf als Platzhalter für die Person, sondern im Griechischen Sinn als Ausdruck des Rufes, den einer hat. Die Gemeinde hatte als Gemeinschaft den Ruf, eine lebendige, energische Körperschaft von Heiligen zu sein, und das Äußere ließ auch darauf schließen. Sie konnten sich auf eine ganze Reihe von Aktivitäten verweisen, und ihre Gebete und Predigten müssen einen geistlichen Eindruck gemacht haben. »Du lebst«, zao, meint mehr als nur leben im biologischen Sinn, bioo. Man meinte, in dieser Gemeinde finde sich göttliches Leben, und die Christen wären beleidigt gewesen, hätte jemand das in Frage gestellt. Mit einem kurzen Satz zertrümmert der Herr ihre Selbstgefälligkeit. Das ist mehr als eine Rüge, es ist eine Verurteilung: »Du bist tot.« Das Präsens bezeichnet ganz einfach den gegenwärtigen Zustand. Eine Gemeinde kann die gewohnten Aktivitäten beibehalten und dabei von einem aus der Vergangenheit erworbenen Ruf zehren, während das Leben entschwunden ist. Ein leeres Bekenntnis ohne Gehalt.
Die Analogie zur Geschichte der Stadt ist unübersehbar. Eine Stadt, die aussah wie eine Festung, aber durch mangelnde Wachsamkeit immer wieder eingenommen wurde. Sie war stolz auf die Namen historischer Persönlichkeiten in ihren amtlichen Verzeichnissen, und mit Aufzügen und Feiern konnte man sich längst verflossene Größe vorgaukeln. Sie sahen lieber von den Anzeichen des gegenwärtigen Niedergangs weg. In der Gemeinde war es ganz ähnlich. Was als eine lebendige, pulsierende Gemeinde angefangen hatte, war inzwischen eine Körperschaft von mehrheitlich toten Bekennern. Man begnügte sich mit der Form, aber hinter der Hülle war kein geistliches Leben mehr. Der Tod regierte in Sardes.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Etwas färbt die Umwelt stets ab. Eine reiche Stadt bietet tausend Möglichkeiten, den Bewohnern Bildung und Genuss zu verschaffen. Unwillkürlich nimmt das ganze Leben und Treiben einen andern Ton an, als in einer ärmeren Stadt, wo der größte Teil der Bevölkerung Mühe hat, sein Brot zu verdienen. Dahinein -in reiches, sattes Weltleben hinein – war die christliche Gemeinschaft von Sardes gestellt, und was mit Geld zu machen war, um der neuen Lehre und ihren Glaubensgenossen Ruhe vor den Verfolgungen zu verschaffen, war aufgewandt. Wie vielseitig kann die christliche Liebestätigkeit sich entwickeln, wenn sie stets Geld genug zur Verfügung hat! Aber wie reich kann sich dann auch der Kultus gestalten, wenn jede Art von Kunst – Malerei, Musik usw. – leicht zu beschaffen ist! Endlich einmal war doch irgendwo der »Armeleutgeruch« von einer Christengemeinde gewichen, und man war stolz, solch ein vielseitiges Christentum pflegen zu können. So ließ es sich auf Erden schon aushalten! Solche Gemeinde braucht Satan nicht zu verfolgen.

Darum sagt der Herr im Eingang von sich die Allseitigkeit aus: Die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne, d. h. die mannigfaltigsten Wirkungen des Heiligen Geistes, die Lebenskräfte der unsichtbaren Welt, alles Heil und alle Weisheit hat Jesus zu vergeben. Und ihm schadet solche göttliche Allseitigkeit nicht. Aber Menschen können die Vielseitigkeit nicht ohne Schaden für ihre Seele vertragen, wenn sie seine Nachfolger auf Erden sein sollen. Der Anteil an der Schmach und an der Trübsal Christi geht dann verloren. Darum folgt hier kein Wort des Lobes: »Ich weiß deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebest und bist tot.« Wer anders als die Welt hat dieser Gemeinde diesen Namen gegeben! Namenchristentum! Die Gemeinde glich einer Sammlung prächtiger, ausgestopfter Vögel. Sie stehen angeleimt auf einem Brettchen, daran der deutsche und lateinische Name des Vogels zu lesen ist. Sie verlangen kein Futter, sie zanken und schreien nicht – nur einmal in der Woche kommt der Saaldiener und stäubt sie mit dem Flederwisch ab! Hat dieser Gemeindetypus nicht stets wieder neue Auflagen bis in unsere Tage gefunden? Kennst du nicht solche Gemeinden, wo es keine gläubigen Privatversammlungen, keine Sektierer, keine Klagen beim Konsistorium gibt? Merkwürdig, aus solchen Städten kommt nie die Bitte um Evangelisation an mich heran! Man ist in seinem vielseitigen gebildeten, schöngeistigen Christentum so schrecklich zufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand! Dabei lobt man vielleicht weithin die stattlichen Geldgaben, die solche Gemeinde für auswärtige Not spendet!

»Den Namen, dass du lebest und bist tot.«
Vor dem allsehenden Auge ist aber auch dieser Tod nur »ein Bruder des Schlafes: man könnte solche Gemeinde noch erwecken. Überdies gab es ja in Sardes noch (Offb 3, 4) einige wenige echte, charaktervolle Christen, die sich von den »goldenen Götzen Ägyptenlands« nicht hatten anstecken lassen.

Wenn man auf sie hören und mit solchem Kern eine neue Belebung und Reinigung der Gemeinde vornehmen wollte, würden auch solche, die schon im Begriff waren zu sterben, noch einmal mit neuem Leben aus Gott zu erfüllen sein.

Samuel Keller – Die Offenbarung Johannis

»Dem Engel« (V. 1): Vgl. das zu Offb 2,1 Gesagte!
»Der Gemeinde zu Sardes schreibe«: Sardes war einst die Hauptstadt des reichen Lydier-Fürsten Krösus. Im Jahr 17 n. Chr. wurde die Stadt durch ein Erdbeben schwer zerstört; davon hat sie sich nie mehr ganz erholt.
(2) Der hier redende Herr.
a) »Das sagt der, der die sieben Geister Gottes hat«: Vgl. Offb 4,5; 5,6 und das dazu Gesagte. Der vom Vater und vom Sohn ausgehende Geist bringt das Leben aus Gott. Es liegt in der Macht Jesu, diesen Geist zu schenken oder auch wieder zu entziehen, und wo kein Geist ist, da ist auch kein Leben. Auch im natürlichen Sinn heißt »den Geist aufgeben« »sterben«. Schon im Alten Testament hatte David nach seinem schweren Fall die Sorge, Gott könnte ihn verwerfen und ihm seinen Geist, die Dienstausrüstung als König, die er durch seine Salbung empfangen hatte, wieder nehmen: »Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir« (Ps 51,13, vgl. Hag 2,5). Auch in diesem Sendschreiben ist der Zusatz zum Absender für den Inhalt des Sendschreibens kennzeichnend. Es geht hier um Tod und Leben.
b) »Und die sieben Sterne«: Vgl. Offb 1,16.20 und das dazu Gesagte! Auch die Gemeindevorsteher sind in Jesu Verfügungsmacht. Jetzt sind sie alle in seiner Hand. Er könnte auch einmal einen der Gemeindevorsteher samt der Gemeinde wegwerfen, »dahingeben« (vgl. Röm 1,24.28).
(3) Tadel.
Das Sendschreiben an Sardes enthält, wie das an die Gemeinde in Laodicea, nur Tadel, kein Lob (abgesehen von den »etlichen« in V. 4).
a) »Ich weiß deine Werke«:
Vgl. das zu Offb 2,2 Gesagte! Es waren keine Werke vorhanden, die »Lebenszeichen des Glaubens« gewesen wären, keine Früchte des Glaubens und des Glaubensgehorsams (Mt 7,16-20; Joh 15,4.5.8.16; Röm 1,5; 16,26; Gal 5,22; Jak 2,17).
b) »Du hast den Namen, dass du lebest«: Die anderen Gemeinden, und gewiss auch die Gemeinde in Sardes selbst, urteilten anders. Es hieß wohl: Ja, in Sardes ist eine gute, lebendige Gemeinde.« Aber der Herr urteilte so: »Du bist tot«. »Mache den Gedanken bange, ob das Herz es redlich meine, ob die Seele an dir hange, ob wir scheinen oder sein.«
Wir in Christus und Christus in uns, so sind wir geistlich lebendig und fruchtbar (Joh 15,4.5).
Wie kann es nun zu diesem geistlichen Tod kommen?
aa) Dadurch, dass Menschen nicht mehr in Christus sind: Die einzelnen Christen und die Gemeinde sind Glieder am Leibe Jesu. Eine Hand ist »wie abgestorben«, wenn sie nicht mehr recht durchblutet ist, wenn der Lebenszusammenhang mit dem Körper nicht in Ordnung ist. So sind ein einzelnes Christenleben und eine Gemeinde dann geistlich tot, wenn der Lebenszusammenhang mit Jesus unterbrochen ist. Das kann dadurch geschehen, dass man die Verbindung mit dem Herrn, das Hören auf das Wort Gottes und den Gebetsumgang mit ihm vernachlässigt, ja sich von ihm bewusst absetzt. Dann wären wir wie eine vom Weinstock geschnittene Rebe, wie ein vom Baum gebrochener Zweig.
bb) Dadurch, dass Christus, als der Heilige Geist, als das neue Leben aus Gott nicht mehr in Menschen ist (»der Herr ist der Geist«, 2 Kor 3,17; der »Christus in uns« ist der Heilige Geist). Das kann darin seine Ursache haben, dass ein Mensch mehr und mehr anderen, Gott widrigen Geistern in seinem Leben Raum gibt und der Heilige Geist nicht mit andern, bösen Geistern »zusammenhaust«. Der Heilige Geist ist in unserem Herzen ein empfindsamer und unaufdringlicher Gast. Er kann weichen, wenn anderes uns ausfüllt (vgl. Jak 4,5; Ps 51,13). Und dann ist kein Leben aus Gott, kein geistliches Leben mehr in uns vorhanden.

Gerhardt Maier – Edition C