Tag: 3. September 2024

„Ich weiß, wie du lebst und was du tust“

Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien (O. stehe ich im Begriff dich auszuspeien) aus meinem Munde
Elberfelder 1871 – Offenbarung 3,15–16

 Ich weiß, wie du lebst und was du tust; ich weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wenn du doch das eine oder das andere wärst!  Aber weil du weder warm noch kalt bist, sondern lauwarm, werde ich dich aus meinem Mund ausspucken.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 3:15–16

Ich weiß über deine Dienste Bescheid, denn du bist weder kalt noch heiß. O dass du doch eiskalt oder siedend heiß wärest! Weil du so bist, lauwarm und weder heiß noch kalt, habe ich vor, dich einmal aus meinem Mund auszuspucken.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Offb. 3:15–16

Es gab kein lobendes Wort für die Gemeinde in Laodizea. Ihre Angehörigen waren Christus ein Greuel, denn sie waren weder kalt noch warm. Diese negative Charakterisierung bezog sich sowohl auf die Gemeinde als auch auf den Boten oder Hirten der Gemeinde, der nach Ansicht mancher Exegeten „Archippus“ war (Kol 4,17). Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, daß Archippus, wenn er tatsächlich jemals der Vorsteher der Gemeinde gewesen wäre, zum Zeitpunkt der Abfassung des Sendschreibens noch lebte. Die laue Haltung, die Christus den Gläubigen in Laodizea vorwarf, galt ihrem gesamten religiösen Leben. Auf den religiösen Festen und während der Opferungen tranken die Menschen der Antike üblicherweise entweder heiße oder kalte Getränke, niemals lauwarme. Für die christliche Gemeinde in Laodizea gewann die Zurechtweisung Christi eine besondere Bedeutung, da das Wasser für die Stadt aus dem einige Kilometer nördlich gelegenen Hierapolis kam und im allgemeinen lauwarm bei ihnen angelangte!

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das besagt hier in diesem Zusammenhang: Mir machst du nichts vor, auch nicht mit all dem, womit du vor deiner Umwelt und vor anderen Mitchristen deine Schaufenster dekorierst.
b) »Dass du weder kalt noch warm bist«: Bei den Christen in Laodicea war alles so wohltemperiert. Es lief in den Bahnen eines wohl ausgewogenen, angeblich »goldenen Mittelwegs«. Sie mögen gesagt haben: »Bei uns kommen Dinge wie in Korinth (1 Kor 5,1ff.) nicht vor. Wir verleugnen nicht wie Petrus. Und auch einen Verräter wie Judas führen wir nicht. Wir sind anständige Leute und eine intakte Gemeinde. Für Bußpredigten ist deshalb bei uns kein Bedarf. Und Reuetränen braucht es bei uns nicht. Wir wissen auch nicht, was ihr immer mit euren Verfolgungen habt. Wir stellen uns mit der umgebenden Welt eigentlich ganz gut. Es wäre auch gar nicht so einfach, uns verfolgen zu wollen. Wir haben auch unsere Beziehungen und Einflüsse, wir sind ein in der Öffentlichkeit nicht zu übersehender Faktor.«
c) »Ach, dass du kalt oder warm wärest«: Brennende Liebe für Jesus, die vom Wunder der Vergebung herkommt und lebt, und die Willigkeit, ihm einfältig zu folgen, »dem Lamme nach, wo es hingeht« (Offb 14,4), gab es offenkundig in Laodicea ebenfalls nicht. Gerade dieses angeblich »wohlabgewogene«, auf eine mittlere Linie eingependelte, laue Christentum ist dem Herrn im Tiefsten zuwider. Dann besser noch kalt und offenkundig nicht im Glauben! Dann kann sich der Mensch wenigstens nicht in falscher Weise beruhigen. Dann weiß er, wenn die Bibel wahr ist und Jesus lebt und wiederkommt, dann laufe ich falsch; dann muss ich umkehren. Deshalb sagt der Herr:
d) »Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde« (V. 16).
Dieses Wesen, das dem Herrn so zuwider ist, ist die besondere Gefahr in unserer abendländischen volkskirchlichen Christenheit und bei der verfassungsmäßigen Garantie des Rechtes der »Religionsgesellschaften«, der Kirchen und Gemeinden und ihrer Einrichtungen. Eine laue »Christlichkeit« wird die endzeitliche Bewährungsprobe nicht bestehen können. Sie ist vom großen Abfall bedroht (2 Thess 2,3; vgl. auch Offb 11,2 und das dazu Gesagte). Ja, unter Umständen kann sie zur »Hure« im Sinne von Offb 17 (vgl. das dazu Gesagte) entarten. Wir ahnen kaum, welche Gefahren das unter vielen so üblich gewordene »Anpassungs – Christentum« bedeutet.
e) Was ist denn die Ursache der Fehlentwicklung? Wie wird denn ein Christentum «lau«?
Eine Speise wird lau, wenn man sie vom Feuer nimmt. Und ein Christ wird lau, wenn er im Blick auf seinen Herrn auf Distanz geht. Als Glaubende »wohnen« wir an der »heiligen Glut«. Wohl ist es »gefährlich« und auch unbequem, an dieser heiligen Glut zu wohnen (vgl. Jes 33,14). Gewiss, so lange wir in dieser Welt leben, wird es in unserem Glaubensleben immer wieder ein gewisses Auf und Nieder geben. Wir sind nicht immer gleich brennend und so des Aufrufs bedürftig: »Seid brennend durch den Heiligen Geist« (Röm 12,11). Doch tödlich wird es dann, wenn man sich in der Distanz vom Herrn ansiedelt.

Gerhardt Maier – Edition C

Der Adressat dieses Briefes ist laut Vers 14a die Gemeinde in Laodizea. Der Name bedeutet „das Volk spricht Recht“. Dies steht im Gegensatz dazu, daß Gott in der Kirche die Herrschaft ausübt. Hier geht es um eine Kirche, die nur von Menschen regiert wird; denn hier ist der Heilige Geist nicht gegenwärtig, um seine Leitung auszuüben. Dies ist eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und bis in die Gegenwart hinein besteht. Die Beschreibung Christi steht in Vers 14b und stammt aus Offenbarung 1,4.6.7. Christus wird beschrieben als der treue und wahrhaftige Zeuge, während diese Kirche weder treu noch wahrhaftig gegenüber dem Wort ist. Alle sechs übrigen Gemeinden erhielten wenigstens ein Wort der kein Lob Anerkennung, diese Gemeinde aber geht leer aus. Es gibt von Christus her nichts Lobenswertes an dieser Gemeinde, weil sie über haupt nicht errettet ist.
Darum geht der Text sofort zum Tadel über (Vers 15-17). In den Versen 15-16 werden diese Christen der Lauheit bezichtigt. In Vers Lauheit 17 wird der äußere Reichtum hervorgehoben, der doch nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß sie sich selbst betrügen, weil sie in Wirklichkeit geistlich arm, blind und bloß sind: eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls. Um all dieser Merkmale willen werden sie verurteilt. Abfall kann als ein Abweichen von der Wahrheit beschrieben werden, die jemand vorgab zu besitzen. Das bedeutet nicht, daß solche Menschen die Wahrheit wirklich besessen haben. Das ist bei Abtrünnigen selten der Fall. Vielmehr ist es das Abweichen von einer Wahrheit, die sie aufgrund der Mitgliedschaft einer bestimmten Kirche oder Vereinigung zu besitzen vorgaben. So behauptet zum Beispiel der Prediger einer Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodistengemeinde, er glaube an die Lehren der Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodistenkirche, weil er ja dieses Amt und diese Stellung in der betreffenden Kirche innehabe. In Wirklichkeit jedoch leugnet ein Abtrünniger diese Lehren und hat sich von der Wahrheit losgesagt, die zu besitzen er bekennt. Dies ist in der Tat weithin ein Kennzeichen der sichtbaren Gemeinde in diesen Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts geworden. Daß in den letzten Tagen viele in der Kirche vom Glauben abfallen würden, wurde schon an zwei Stellen des Neuen Testaments klar vorausgesagt.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Sind wir lau geworden?
Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund“ (Off 3,15.16).
Finden wir in diesen Versen an die Versammlung in Laodizea nicht eine bemerkenswerte Beschreibung des Zustands des Volkes Gottes heute? Es werden wunderbare Predigten gehalten und schöne Zeugnisse abgelegt. Es gibt missionarische Aktivitäten, Bibelgesellschaften, christliche Schulen und alles, was man sich denken kann. Ich bin der Letzte, der all das verurteilt. Wo aber ist die Hingabe der Herzen an den Herrn? Wo ist die Glaubenskraft unserer Väter? Wo ist die Unterordnung unter das Wort Gottes, selbst in den kleinen Details unseres täglichen Lebens? Wo ist ein Zustand des Herzens, der bereit ist, mit dem verachteten Namen unseres Herrn, der in dieser Welt gekreuzigt wurde, zu leiden?
Ist der Herr Jesus, der treue und wahrhaftige Zeuge, wirklich noch der Mittelpunkt des täglichen Lebens der Versammlung? In wie vielen Kirchen (Gemeinden) ist das Wort Gottes noch die anerkannte Autorität, wenn es um die Verwaltung und den Dienst geht? Ist man nicht in vielen Fällen stolz darauf, eine eigene offizielle und gut etablierte christliche Organisation zu haben? Wird der Herr Jesus wirklich noch da in der Mitte sein, wo sein Wort und sein Name nicht mehr die wirkliche Autorität sind?
Und was ist mit den zweien oder dreien, die bekennen, zu seinem Namen hin und in Übereinstimmung mit seinem Wort zusammenzukommen? Ist das noch eine gekannte Realität? Sind sich solche Kinder Gottes noch bewusst, dass sie in seinem Namen zusammenkommen? Hat sein Wort noch Autorität über sie? Genügt ihnen das? Oder muss Er nicht vielmehr auch ihnen sagen: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an“ (Off 3,20)? Er sucht die Wahrheit im Herzen. Äußere Formen haben für Ihn keinen Wert. Welch eine Schande ist es zu sehen, was wir aus dem Zeugnis gemacht haben, das Gott uns einmal anvertraut hat. Dass Gott uns doch mehr „ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz“ geben möchte, das Er nicht verachtet (Ps 51,19; Jes 66,2).
Gebe Gott, dass wir uns wirklich vor Ihm niederbeugen und unsere Schuld vor Ihm bekennen.
Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.
Jesaja 66,2
H. L. Heijkoop

Im Glauben leben 2021

Zum siebten Mal in den Sendschreiben sagt der Herr »ich kenne« (oder »ich weiß«), oida; Der Herr weiß und kennt in Seiner Allwissenheit alles. Zum fünften Mal sagt Er »deine Werke« (die Worte fehlen in gewichtigen MSS in den Sendschreiben an Smyrna und Pergamon). Wie im Sendschreiben an Sardis erwähnt der Herr die Werke, schreitet aber sofort zur Rüge, weil es da nichts zu loben gibt. Das muss der Gemeinde als ein erster Schock gekommen sein. Sie hatten wahrscheinlich sich selbst beständig beobachtet (man beachte das Präsens in V. 17: »du sagst«) und mit einiger Zufriedenheit sich ausgemalt, wie zufrieden der Herr mit ihrem vollen Veranstaltungskalender und ihrer vollen Gemeindekasse sein müsse.
Den Laodizäern konnte man nicht die falsche Toleranz von Pergamon nachsagen, noch die Duldung einer falschen Prophetin wie in Thyatira, noch ein totes Bekennertum wie in Sardes noch auch die Schwachheit von Philadelphia. Sie waren sich sicher, dass der Herr sie nur loben könnte. Sie hielten sich für die ideale Versammlung.
Die ernüchternden Worte des ersten Satzes des Herrn muss sie erschüttert haben: »Du bist weder kalt noch warm.« Die Bedeutung des Ausdrucks muss jedem Gläubigen in Laodizäa sofort klar geworden sein. Sie wußten, dass die Warmwasserquellen im zehn Kilometer entfernten Hierapolis ein Gesundbrunnen waren, und sie wussten auch, dass das kalte, reine Wasser im sechzehn Kilometer entfernten Kolossä wunderbar erfrischend war. Sie wussten, dass das Wasser in Laodizäa weit herum berüchtigt war. Es wurde durch die kilometerlangen Wasserleitungen aus dem Süden herangeführt und war lauwarm, als Trinkwasser fast ungenießbar. Wer einen Schluck nahm, spie es reflexartig aus. Dass der Herr die Gemeinde mit diesem Wasser verglich, war ein harter Schlag.
Es ist leicht zu verstehen, was »kalt« bedeutet: Jemand, dem jede Zuneigung zum Herrn fehlt, wie den Heiden, unter denen die Christen lebten. »Warm« bezeichnet im Gegenteil jemanden, der in der Hingabe an den Herrn voller Inbrunst ist. Das Wort zestos ist von zeo, sieden, abgeleitet. Es wird in Apg 18,25 und Röm 12,11 mit »brünstig« übersetzt. Das ist der Normalzustand, den der Herr von den Seinen erwartet.
Was soll dann aber die sich anschließende Aussage des Herrn bedeuten: »Ach, dass du kalt oder warm wärest!« Wie kann der Herr wünschen, sie sollten wie die Ungläubigen sein? Es geht dem Herrn um zwei Dinge. Erstens, ihre gegenwärtige Lage ist Ihm widerlich, ekelerregend, wie die letzte Aussage im Vers zeigt; aber zweitens will Er sagen, daß Er in ihrer Gegenwärtigen Lage nichts mit ihnen anfangen kann. Wären sie Ungläubige, dann könnte Er in ihrem Leben eingreifen wie einst beim fanatisch feindlichen Saul von Tarsus. Er kann auch mit hingegebenen, inbrünstigen Gläubigen etwas anfangen. Dieser halbherzige Zustand selbstzufriedener Gleichgültigkeit ist aber nicht nur geschmacklos, sondern auch hoffnungslos. »Ach, dass du wärest…«, ophelon, bringt dieses Verlangen im Herzen des Herrn zum Ausdruck. Er verlangt nach einem Zustand in der Gemeinde, auf den hin Er handeln kann.
Man hat die Schwierigkeit auf andere Weise zu lösen versucht. Die beiden Zustände, »warm« und »kalt« seien wünschenswert, wie es kaltes und warmes Essen gibt, und beides ist gut. Es ist das lauwarme, das abstoßend ist. Demnach wären »kalt« und »warm« beides löbliche Zustände für einen Christen. In diesem Abschnitt werden aber keine Speisen erwähnt, und es ist auch schwierig zu erklären, wie denn kalte Gläubige dem Herrn ebenso gefallen sollten wie heiße Gläubige. Wir ziehen daher die zuerst gegebene Erklärung vor.
16
Der Herr verwendet hier einen Ausdruck, der in der Bibel nirgends mehr vorkommt. Wenn wir mit dem Hintergrund Laodizäas vertraut sind, nimmt er geradezu dramatische Bedeutung an. Ihr Wasser war lau, und die Bewohner der Stadt spieen es jeden Tag aus, weil es ekelhaft war. Der Zustand der Gemeinde in Laodizäa bereitete dem Herrn geistlichen Ekel. Er war darum daran, mello, sie auszuspeien. Wir hören in dieser Formulierung inmitten der ernsten Warnung einen leisen Unterton der Gnade. Das mit »ausspeien« übersetzte Wort emeo bedeutet ganz einfach »erbrechen«. Es begegnet uns im Fremdwort Emetikum, Brechmittel. In 3.Mo 18,28 findet sich eine ähnliche Warnung an die Adresse des Volkes Israel.
Wie Laodizäa lauwarm wurde, ist viel diskutiert worden. Sehen wir von den Erklärungen aus der prophetisch-kirchengeschichtlichen Deutung der Sendschreiben ab, bleibt nur eine mögliche Erklärung. Der Herr redet von kalt und warm. Die beiden waren vermischt worden, und das Ergebnis war »lau«. Die geistliche Folgerung ist die, dass viele in Laodizäa zur Gemeinde gehörten, die nicht wirklich wiedergeboren waren. Hatte man in der zurückliegenden Generation die Prinzipien zur Aufnahme in die Gemeinschaft gelockert, wäre der gegenwärtige Zustand erklärt. In einer gemischten Gemeinschaft werden biblische Überzeugungen und geistliche Gemeinschaft im Interesse des Friedens durch Kompromissbereitschaft ersetzt. Natürliche Menschen, die den Geist nicht haben (Jud 1,19) fordern Rituale auf der einen und Unterhaltung auf der anderen Seite. Programme, Komitees, Aktivitäten ohne die Kraft der Gottseligkeit (2.Tim 3,5) ersetzten in Laodizäa den Gehorsam und die Hingabe. Sie wurden nicht von kaiserlichen Forderungen bedrängt, sie wurden nicht durch Irrlehrer beunruhigt, aber die Rechtgläubigkeit ging eine Ehe ein mit der Weltlichkeit, und das fand der Herr abstoßend.
Im Kontext der gegebenen Erläuterung von »kalt« und »heiß« ist es klar, daß die angedrohte Handlung des Ausspeiens ein öffentliches Eingreifen durch den Herrn selbst sein muss. Sein Kommen in Ephesus und in Pergamon bedeutete jeweils ein vom Herrn geübtes Gericht an der örtlichen Gemeinde. Das Gericht über Laodizäa muss im gleichen Rahmen gesehen werden wie das über Sardis angedrohte Gericht und die an Philadelphia gegebene Verheißung: Es geschieht beim Kommen des Herrn zur Entrückung. Die Verwendung des Verbums mello – »ich stehe im Begriff, dich auszuspeien« (Elbf Fußnote)-stützt diese Folgerung. Das Verb zeigt wie in 1,19; 2,10 dass etwas bald, aber nicht sofort geschieht. Das Kommen des Herrn hängt drohend über dieser Gemeinde. Es gab nichts, das vorher hätte geschehen müssen. Bei Seinem Kommen würde die Mehrheit auf der Erde zurückbleiben: Der Herr würde sie »ausspeien«. Die Metapher fordert ein Verwerfen der Gemeinschaft in öffentlicher Weise. Alle Welt muss es sehen, dass der Herr das Zeugnis einer solchen Gemeinde verwirf.
Es ist kein stichhaltiger Einwand zu sagen, der Herr sei noch nicht gekommen und die Gemeinde von Laodizäa sei dennoch verschwunden. Das Kommen des Herrn ist immer nahe gewesen und ist es noch jetzt. Das Kommen des Herrn hätten in jenen Tagen geschehen können, und das angedrohte Gericht hätte sich nachweislich erfüllt. Dass inzwischen vieles andere geschehen ist, hebt nicht die Nähe seines Kommens auf. Wenn der Herr kommt, dann wird sich das angedrohte Gericht an allen Gemeinden erfüllen, die Laodizäa gleichen. Dass der Herr Sein Kommen verzieht, ist ein Ausdruck Seiner Langmut gegenüber allen bloßen Bekennern. Aber Seine Warnungen bestehen noch.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt