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Free Books: The Challenge of Jesus‘ Parables and Revelation (Interpretation | INT)



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Ein deurtsches Buch als „kostenloses Buch des Monats“ Mit Gott auf dem Weg
by J. C. Ryle –

Ryle zeigt in diesem Buch, wie wichtig ein echter, von Gott gewirkter Glaube ist, der nicht aus oberflächlicher Religiosität besteht, sondern aus einem Leben in Gemeinschaft mit Gott. Das Buch enthält Themen, wie das Gebet, das Wort Gottes, wahre Frömmigkeit, Erwählung und das ewige Leben.

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Gott in seiner Größe ist barmherziger als unser eigenes Herz

Und hieran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden vor ihm unsere Herzen überzeugen, – (O. beschwichtigen, versichern) daß, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 3,19–20

Daran werden wir erkennen, dass die Wahrheit Gottes unser Leben bestimmt. Damit werden wir auch unser Herz vor Gott beruhigen können, wenn es uns anklagt, weil unsere Liebe doch immer Stückwerk bleibt. Denn wir dürfen wissen: Gott ist größer als unser Herz und weiß alles, er kennt unser Bemühen wie unsere Grenzen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Johannes 3:19–20

Denn wann immer unser Gewissen uns anklagt, ´dürfen wir wissen: Gott in seiner Größe ist barmherziger als unser eigenes Herz, und ihm ist nichts verborgen. ´Er, der uns durch und durch kennt, sieht nicht nur unsere Verfehlungen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Joh 3,20

Menschen, die zur Liebe erweckt sind, leben wahr, in der Wirklichkeit der umgestaltenden Gottesliebe. Die Bruderliebe treibt uns Christen, die Nächstenliebe wird uns selbstverständlich, die Feindesliebe bleibt uns nicht fremd, ja die Liebe durchwaltet unser Denken, Fühlen, Wesen und Tun. Wir sind »aus der Wahrheit«, aus dem, der die Wahrheit ist; wir wurzeln in Gott, der Geist Gottes wohnt in unseren Herzen. Wir haben Heilsgewißheit. Aber Johannes sieht ganz nüchtern: Wäre unsere Heilsgewißheit darauf gegründet, daß und wie wir leben, dann wäre sie aufs Tiefste gefährdet. Gerade wir Christen erleben und kennen das: »Unser Herz verdammt uns« (eigentlich: »es verklagt uns«, klagt uns an, verurteilt uns; wörtlich: »gegen jemand erkennen«). Wir kennen – das wirkt der Heilige Geist, der Sünden auf deckt – unseren oftmaligen Mangel an Liebe, unsere Sünde, unsere geheimsten übelwollenden Gedanken. Das hält uns unser Herz vor. Johannes gebraucht den Begriff »Gewissen« nicht, sondern redet in atl. Tradition vom Herzen als dem Ort, wo wir uns selbst prüfen, das uns unserer Schuld überführt (vgl. Ps 24,4; 34,19; 38,9; 51,12, 19; 73,13; 139,23; Jes 29,13; 35,4; Jer 5,23; 31,33; Hes 11,19; Mt 5,8; 12,35; Hebr 13,9; Offb 2,23). Unser eigenes Herz und Gewissen zeugt unerbittlich gegen uns, und doch »erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind«, denn wir schauen dann nicht auf uns, sondern auf unseren Herrn. So »können wir unser Herz zum Schweigen bringen«, besser: »überreden, zur Ruhe bringen, stillen«, daß wir auf unseren Herrn blicken. Unsere Heilsgewißheit hängt nicht an uns. Sie hängt an Gottes Treue, an der bleibenden Fürsprache und Versöhnung unseres Herrn Jesus Christus (vgl. 2,1f.).
Nicht wir können vor uns selbst unser Herz beruhigen. Das wäre Verdrängung oder Mißachtung der Sünde; wir würden unser Gewissen abtöten, dem Geist Gottes in uns wehren. »Vor ihm«, vor Gott kommt unser Herz, das uns verklagt, wieder zur Ruhe. »Gott ist größer als unser Herz«: Das weist wohl auf seine treuehaltende Gnade gegen uns hin. Wo wir dem verdammenden Herzen recht geben über uns und unsere Sünden in Buße bekennen, da »ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit« (1,9). Darauf schauen, darin werden wir ruhig, daran hängt unsere Heilsgewißheit: »Gott ist größer«. Seine überwältigende Liebe gibt dem bußfertigen Sünder durch Jesus Christus Gnade und Vergebung. Er ist »größer als unser Herz«. Unser Herz kann verklagen, Gott aber kann vergeben.
»Gott erkennt alle Dinge«, das heißt in diesem Zusammenhang: Gott sieht auch hinein in die verborgensten Tiefen unseres Herzens und Wesens. Und trotzdem ist er in seiner Gnade größer. Wir brauchen nicht zu fürchten, daß er uns verwirft, wenn unser unruhiges Herz uns zu ihm hintreibt. Er nimmt uns wieder auf, wie der Vater den verlorenen Sohn. Allerdings, und das muß deutlichst – gerade im Nachsprechen der Verkündigung des Johannes – gesagt werden: Ein Freibrief zur Sünde ist das nicht. Wer sündigt, kommt in Todesgefahr, da kann nur der Fürsprecher Jesus Christus helfen. Wer sündigt, tritt aus der Wahrheit heraus, vom Herrn der Wahrheit weg. Hier hilft nur schnelle, entschlossene Flucht: mit unserer Sünde hin zum barmherzigen Herrn! Und auch die andere Fluchtbewegung sollte ebenso entschlossen stattfinden: »Fliehe die Sünde« (vgl. 1. Mose 39,13; Joh 10,5; 1. Kor 6,18; 10,14; 1. Tim 6,11; 2. Tim 2,22; 2. Petr 1,4).

Edition C Bibelkommentar

Aber nun merken wir im Fortgang des Satzes, daß der Apostel bei seinen radikalen Sätzen in V. 6 und 9 sehr wohl jene Wirklichkeit unseres Lebens beachtet, die wir zunächst seinen Sätzen entgegenhalten wollten. Johannes behauptete: „Jeder, der in Jesus bleibt, sündigt nicht“, ja, „er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.“ Weiß Johannes denn nichts von den tatsächlichen Sünden auch der Gläubigen, auch der Gotteskinder? Wir verwiesen sofort auf 1, 7. 9; 2, 2. Nun spricht es Johannes selber aus in einem „Wir“, in welchem er sich mit uns zusammenschließt: „Wenn uns unser Herz verurteilt.“ Das also kommt bei „uns“, bei den Gläubigen, vor, daß unser eigenes Herz uns verklagt und uns unsere Sünden und Lieblosigkeiten vorhält. Was dann? Johannes antwortet: „Wir werden vor ihm unser Herz überzeugen (oder; still machen).“ Achten wir wieder auf den Wortlaut. Das Überzeugen „unseres Herzens“ geschieht nicht einfach in unserer eigenen Innerlichkeit, sondern „vor ihm“, vor Gott. Und es hat auch in einem Wesenszug Gottes seinen Grund. Wir überzeugen unser Herz davon, „daß Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt“. Was heißt das nun? Calvin hat diesen Satz als von Gottes Gericht handelnd verstanden. Er meint, der Apostel richte sich hier gegen jeden Versuch eines Selbstvertrauens und einer Heuchelei. Wir versuchen nicht, unser anklagendes Herz zu beschwichtigen, sondern werden im Gegnteil unser Herz davon „überzeugen“, daß Gott in seiner Allwissenheit noch viel klarer unsere Sünden sieht. Bei diesem Verständnis der Stelle darf das grie Wort „peisomen“ gerade nicht mit „still machen“ übersetzt werden. Es ist vielmehr eine sehr ernste und erschreckende Erkenntnis, die wir hier gewinnen, die unser Herz in eine – allerdings heilsame – Unruhe bringt.
Aber kann der Apostel die Hörer seines Briefes, die unter dem Verklagen ihrer Herzen stehen, mit einer solchen Aussage stehen lassen? Müßte er dann nicht im Rückgriff auf 1, 9 sagen: Beschwichtige dein anklagendes Herz und Gewissen nicht selber, Gott kennt doch alles, aber komme und bekenne deine Sünden und suche und finde die Vergebung. Davon steht aber in unserem Text nichts.
Darum hat Luther den Satz 20b genau umgekehrt auf die Größe und Freiheit der vergebenden Gnade bezogen. Es lohnt sich, Luther selbst dazu zu hören.
Wir dürfen dabei an das Wort des Petrus zu Jesus in Jo 21, 17 denken: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich liebhabe.“ Auch hier wendet sich Petrus an die Allwissenheit Jesu, gerade weil er Jesu Gnade sucht. Im Zusammenhang unseres Brieftextes geht es freilich nicht wie bei Petrus unmmittelbar um unsere Liebe zum Herrn. Aber die Aussage des Johannes blickt zurück auf den großen Schritt vom Tode zum Leben, der sich darin dokumentiert, daß wir lieben können. Mag unser Herz uns noch so sehr wegen der ganzen Kümmerlichkeit der Liebe und wegen Lieblosigkeit anklagen, wie Petrus können wir unser Herz doch damit „stillmachen“, daß Gott alle Dinge kennt und diesen entscheidenden Schritt vom Tode zum Leben bei uns sieht, den er selber uns doch zu tun geschenkt hat. Wie Petrus werfen auch wir uns hinein in die Gnade Gottes, die an uns gewirkt hat und uns auch jetzt nicht fallen läßt, wenn das eigene Herz – und der Verkläger in unserm Herzen – uns unsere Sünden vorhält. Wir sind dennoch „aus der Wahrheit“, dennoch von Gott geboren und von ihm nicht verworfen. Bei allen Mängeln und Fehlern dürfen wir ähnlich wie Petrus sagen: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß wir die Brüder lieben und aus der Wahrheit sind.“ Gerade von da aus werden wir den Aussagen in 1, 9 und 2, 1. 2 folgen, unsere Sünden bekennen und uns an unseren Fürsprecher beim Vater klammern.
Auch daran werden wir denken dürfen, daß Gott „alles erkennt“, also auch die angeborenen oder in unserer Lebensgeschichte erworbenen Hemmungen, Entmutigungen und Versuchlichkeiten. Unser Herz kann auch in der Selbstbeurteilung eng und unkundig sein. Gott aber ist „größer“ als dies kleine Herz und kennt uns viel tiefer, als wir uns selbst je kennen können.
Einen falschen und leichtfertigen Trost gegen die Anklagen unseres Herzens könnten wir in dem Satz des Apostels nur dann finden, wenn wir aus ihm nur das Wort „Gott ist größer als unser Herz“ isoliert herausgreifen. Dann meinen wir mit einem flüchtigen Blick in unseren Text daraus zu hören, daß Gott so „großzügig“ ist, daß er unsere Sünden als „Kleinigkeiten“ gern übersieht. Nein, Gott „erkennt alles“, und wir stehen vor ihm als solche, die in hellem Licht leben wollen und die gerade darum auch von ihrem Herzen verklagt werden. Diesem Verklagen weichen wir nicht aus; wir geben ihm recht. Aber dann dürfen wir auf Gottes „Größe“ blicken, wie es Luther vor uns getan hat. Die Liebe Gottes aber, die so groß ist, zeigt ihre „Größe“ darin, daß er den eingeborenen Sohn gab und daß „jener seine Seele für uns eingesetzt hat“. Jeder Leichtsinn ist uns dann unmöglich. Und es wird – so sagte es uns der Zusammenhang des ganzen Textes – den Glauben an diese Liebe Gottes gegen alle Anklagen seines Herzens nur der festhalten können, der selber „die Brüder liebt“ und selber das herzliche Vergeben übt. Oder ist damit die Liebe dem rechtfertigenden Glauben gegenüber zu wichtig genommen? Aber sagt es Paulus, der Apostel der Rechtfertigung durch den Glauben, in 1 Ko 13 und in Gal 5, 6 anders?

Wuppertaler Studienbibel

Jedes ernste Gebet und jeder gesammelte Aufblick zu Gott läßt uns empfinden, daß Gott Licht ist und alle Täuschungen vor ihm zergehen. Dann zeigen und regen sich alle Unaufrichtigkeiten und inwendigen Schäden und belasten unser Gewissen, lassen unser Gebet verstummen und machen uns zum Glauben unfähig. Wenn wir dagegen den Brüdern in redlicher Liebe dienen, so werden wir unser Herz vor Gott beruhigen. In demjenigen Christenstand, zu dem uns Johannes anleitet, gibt es keine stolze Sicherheit. Unser Herz wird oftmals beben und gegen die Freudigkeit des Glaubens Einsprache erheben und es nicht wagen, Gottes Verheißung an sich zu ziehen. Ja, es wird verklagend wider uns reden und unsere vielfältige Schuld uns vorhalten. Auf das, was unser Herz uns vorhält, müssen wir eine deutliche und sichere Antwort haben, damit der Friede bei uns sei und wir mit ungeteiltem Herzen auf Gott blicken und ein Gebet gewinnen, das aus einer gesammelten Seele kommt. Deswegen genießen nicht bloß die anderen, sondern auch wir selbst unmittelbar und reichlich den Lohn und Segen jeder treuen Arbeit in Gottes Dienst. Sie hilft uns glauben, hilft uns über die Einrede und Anklage unseres Herzens hinweg und macht, daß wir uns mit Gewißheit an Gottes Größe halten, der alles erkennt. Unser Herz hat zwar mit seiner Anklage vollständig recht, und wir können seiner Beschuldigung nicht widersprechen. Aber das Urteil unseres Herzens gilt hier nicht, sondern Gottes Urteil. Hier spricht der, der größer ist als unser Herz. Kann unser Herz nicht vergessen, Gott kann vergeben; muß unser Herz die Schuld empfinden, Gott macht uns rein und gerecht; muß unser Herz den Schaden für unheilbar achten und sich vor der Gefahr des Sturzes ernstlich fürchten, vor Gott ist das kein Hindernis. Er kennt alles, weiß, was unsere Sünde ist, weiß aber auch, wie es mit unserer Liebe steht, weiß, daß wir ihm redlich dienen und sein Gebot in unserem Herzen lebt. Aber wie soll es uns ein Trost sein, daß Gott alles weiß, wenn wir nicht aus der Wahrheit sind, sondern bei Täuschungen, leeren Worten und unredlichem Schein unsere Hilfe suchen? Aller lügnerische Trost und falsche Schein zergeht vor Gottes Blick. Wenn wir aber an der Wahrheit hängen und aus ihr erwachsen, dann freilich ist es ein süßer Trost und ein tiefer Friede, daß das ganze Geflecht unseres Lebens ihm völlig bekannt und verständlich ist und sich nichts in uns regt, was er nicht nach seinem Grund und seiner Art durchschaut. Er, der alles weiß und uns vollständig kennt, hat uns Jesus offenbar gemacht und uns sein Wort ins Herz gelegt, das uns von seiner Gnade und Gemeinschaft Zeugnis gibt. Das tut er nicht, weil er uns nicht kennt, sondern weil er uns kennt.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Aber wie so viele von uns stand Petrus in der Gegenwart des Herrn als einer, der in dieser Frage versagt hatte. Sein Herz verurteilte ihn in dieser Angelegenheit der Liebe zum Herrn. Er war gefallen. Und wer im Volk Gottes hat nicht ebenso bzw. weitaus mehr in der Frage der Hingabe seines Lebens für die Brüder versagt? Die Tatsache, daß durch den Heiligen Geist eine solche Sehnsucht in unserem Herzen hervorgebracht wird und wir sie dann zum Ausdruck bringen, wenn wir auf die Nöte unserer Brüder reagieren, ist die Zusicherung, daß wir aus der Wahrheit sind. Dafür sind wir sehr dankbar, doch wie Petrus versagen wir so oft in diesen Fragen. Das Gewissen des Petrus wurde im Gespräch mit dem Herrn Jesus zweifellos durchforscht. Er wurde traurig, nicht nur, weil der Herr ihn dreimal gefragt hatte, sondern weil Er beim dritten Mal die Fragestellung von „Liebst du mich?“ in „Bist du mein Freund?“ änderte. Sein Herz verurteilte ihn zweifellos, doch er faßte in der Gegenwart des Herrn Zuversicht und sprach: „Du weißt alles“. Johannes sagt: Wenn unser Herz uns verurteilt, ist Gott größer als unser Herz und kennt alles. Es lohnt sich, andere Wiedergaben zur Kenntnis zu nehmen: „Hieran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden vor ihm unsere Herzen überzeugen – daß, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt“ (J.N. Darby, Elberf); „Und vor ihm werden wir unser Herz beschwichtigen, wenn unser Herz uns verurteilt; denn Gott ist größer als unser Herz und weiß alles“ (Jerusalemer, beachten wir die Zeichensetzung); „… und werden vor ihm unsre Herzen beruhigen, daß, wenn uns das Herz verurteilt – daß Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt“ (Zürcher); „… können unser Herz vor ihm damit stillen, daß, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge“ (Luther ’56); „… werden vor ihm unsere Herzen überzeugen, daß, wenn in Bezug auf irgend etwas das Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt“ (Lenski).
  Daher werden wir, wenn uns das Herz vor Ihm aufgrund fehlender aufopfernder Liebe verurteilen will, beruhigt und durch die Tatsache zur Ruhe gebracht, daß trotz unserer so begrenzten Selbsterkenntnis Gott größer als unser Herz ist und alles kennt. Petrus brachte das zum Ausdruck und fand vor Ihm die Gewißheit. Der Herr kennt unser Herz und weiß unsere Liebe zu schätzen. Er kennt all die Umstände unseres Versagens. Gleichwohl reinigt uns Sein Blut von aller Sünde (1,7). Seine Fürsprache stellt uns wieder vollkommen her (2,1), und Sein Opfer ist ewig wirksam (2,2). Deshalb überzeugen wir unsere Herzen vor Ihm. Man wird bemerken, daß die Jerusalemer Bibel in diesem Vers den Satz von V.19 weiterführt, indem sie die Wendung „wenn unser Herz uns verurteilt“ an das Wort „beschwichtigen“ bindet. Dabei geht es sozusagen darum, daß wir etwas auf dem Gewissen haben, wodurch wir uns selbst verurteilen, wenn wir z.B. keine Liebe erweisen. Dann gilt: „Gott ist größer als unser Herz und kennt alles“, wobei der Apostel schon gezeigt hat, wie wir durch die Wirksamkeit des Blutes Christi von unserer Sünde gereinigt werden und Gemeinschaft mit Gott genießen können (nach Vine). „Verurteilen“ wird im Sinne von „etwas Nachteiliges wissen“ gebraucht.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Was mich der Heilige Geist (sinngemäß) im Angesicht von Selbstvorwürfen oder Schuldgefühlen lehrt, ist die Frage: Hast du eigentlich gelernt, dich in Schutz zu nehmen? Oder lässt du dich beim kleinsten Anflug innerer Vorwürfe bereits im Stich?
Du musst eine Verteidigung kennen, die ohne Rechtfertigung auskommt, sonst bist du verloren. Rechtfertige dich nicht, denn das verstärkt nur die Macht des Vorwurfs in dir. Lass den Selbstvorwurf zu, und sieh ihn an, atme ruhig weiter. Betrachte ihn als einen Zeugen, der etwas zur Sprache bringen muss. Und dann trete mit ihm vor das Angesicht Gottes, lass den Höchsten ansehen, was dich anklagt. Du wirst einen Schmerz spüren im Angesicht Gottes, wenn er sagt: „Ja, da ist Leid geschehen.“ Dann widersprich nicht, lege es in seine Hand, dass er segnend wirken kann.
Aber du wirst auch das Nein Gottes spüren, wenn ein Vorwurf entmachtet und mit einer sanften Handbewegung von dir gewiesen wird. Weder das Ja noch das Nein sind eine vernichtende Gefahr. Beide geschehen in der ruhigen Liebe des Starken und Wahren, der dich ansieht, ohne dich abzuurteilen.Es ist wesentlich, dass du lernst, vor Gott zu stehen und dich ansehen zu lassen. Denn die Macht des Vorwurfs in dir kann nicht gleichzeitig deine Verteidigung sein. Dein Gewissen ist ein guter Ankläger und ein schlechter Anwalt. Lass Gott die Wahrheit, die Klarheit, die Weisheit, die Liebe für dich sein. Mach die Dinge nicht mit dir selbst aus. Du würdest unterliegen. Du müsstest im Innern laut und zornig gegen die Selbstvorwürfe werden und ihnen dadurch doch nur noch mehr Macht und Last und Rechte geben.
Lebe nicht aus der Selbstverteidigung, sondern aus dem Ansehen Gottes. Du entkommst dem Milieu des inneren Gerichtshofes nicht durch lautstarke, geistreiche oder kunstvolle Verteidigung, sondern durch eine Kapitulation. Kapituliere vor der Liebe, die dich ansieht und über allem spricht: „Ich weiß. Ich weiß doch.“
Und dann lege es Gott in seine Hände, überlass es den Einfällen seines Herzens, aus den Dingen, die geschehen sind, das Beste zu schaffen. Und in diesem ruhig atmenden „Überlassen“ sprich Frieden hinein in all die aufgewühlten konjunktiven Worte („hätte, müsste, wäre, sollte“) und in all die Sackgassenfragen („Warum“). Sprich deinen Frieden hinein, den deine Seele von dir selbst hören muss, um ihn zu glauben. Habe diese Friedensworte griffbereit, wie jenes Wort: „Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen“ (Röm 8,28) – sogar die Schuld. Denn wie es dort heißt, hat der Himmel einen Ratschluss, wie er die Dinge nun führen kann.
Wenn du deine Vergebung nicht glauben kannst, dann sieh‘ die Hände Christi an. Denn er legt seine rechte Hand auf deine Schulter und seine linke auf dein Haupt, und in dieser Hand ist sein Wundmal, in dem er spricht: „Keine Schuld der Welt kann mich vernichten, auch deine nicht.“ Lass sein Wundmal deine Glaubenshilfe sein. Spüre es. Vergib dir, denn dir ist vergeben. Rechtfertige nichts, sondern nimm die erliebte, erlittene, erlebte Vergebung Christi an.
Du entwertest dich, wenn du glaubst, du müsstest ohne Sünde sein. Dein Wert liegt im „Trotzdem“ der Liebe, die Gott dir ist und die er dich mehr und mehr sein und werden lässt.
So also lerne, dich zu schützen ohne dich zu verteidigen. Um der selbstverwundeten Seele willen muss es eine Verteidigung ohne Rechtfertigung sein. Das ist die Flucht nach vorn, die Flucht in die Arme Gottes, dem du nichts erklären musst. Atme ruhig in seinem Ansehen und entlasse die Zeugen, die Gedanken, die Erinnerungen, die Vorhaltungen und Vorwürfe, die du aufgerufen hast.
Und wenn die Weisheit Gottes dir dabei einen Rat gibt, dann höre darauf, denn das heißt, du kannst etwas tun. Dann tue es. Und deine Seele wird dir danken, dass du sie verschont hast.

Martin Schle

Aufatmen 1/2022

dass der Höchste Macht hat über das menschliche Königtum und dass er es verleiht, wem er will

… und es werden sieben Zeiten über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.
Elberfelder 1871 – Daniel 4,22 b

… und sieben Zeiten wandeln über dich hin,
bis daß du erkennst,
daß der Höchste überm menschlichen Königtum schaltet,
und wem er will, gibt ers.
Buber & Rosenzweig – Daniel 4:22 b

und sieben Zeiten werden über dich hin vergehen, bis du erkennst, dass der Höchste Macht hat über das menschliche Königtum und dass er es verleiht, wem er will.
Die Philippson-Bibel – Dan 4,22 b

Es sollte sieben Jahre dauern, bis das Gericht seinen Lauf nahm und Nebukadnezar endlich eine wichtige Lektion lernte: Der Allerhöchste ist Eigentümer von Himmel und Erde. Er hat die Herrschaft über alle Reiche und gibt sie, wem immer er will.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar – Das Buch Daniel

Die Erniedrigung Nebukadnezars dient auch nach Vers 21 der Erkenntnis, „dass der höchste Gott Macht hat über das Königtum der Menschen und dass er darüber einsetzt, wen er will“. „Daniels Worte zeigen, dass die Herrscher dieser Welt sich letztlich stets der Herrschaft des wahren Gottes widersetzen und nur die einsichtigsten von ihnen sich ihm unterwerfen.“ (Lebram, 77).

M. Mainka – Daniel

Die große Lektion, die Gott dem König erteilen wollte – und die wir heute lernen müssen – ist, dass Gott allein souverän ist und es nicht zulässt, dass Sterbliche seinen Thron an sich reißen oder sich die Lorbeeren für seine Werke holen. Wir sind nur Geschöpfe, und Gott ist der Schöpfer; wir sind nur Untertanen, aber er ist der König der Könige. Wenn Männer und Frauen sich weigern, sich Gott als Geschöpfe, die nach seinem Ebenbild geschaffen wurden, zu unterwerfen, besteht die große Gefahr, dass sie sich auf das Niveau von Tieren herablassen. Es ist erwähnenswert, dass Gott Tiere benutzt hat, als er die großen Reiche der Geschichte beschreiben wollte (Dan. 7), und dass der letzte große Weltdiktator „das Tier“ genannt wird (Offb. 11:7; 13:1ff; 14:9, 11; etc.)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Die Sprache der Ewigkeit erfasst nur, wer in ihr zu Hause geworden ist. Gottes Offenbarungssprache kann immer wieder nur von denen verstanden werden, die Gott in sein Vertrauen hineinzuziehen und durch seinen Geist zu erleuchten vermochte. Wem der Herr nicht das Ohr öffnen konnte, der suchte vergeblich nach einer geübten Zunge, um zur rechten Zeit die Müden mit Worten erquicken zu können. Prophetenvollmachten waren stets das Geheimnis göttlicher Geisteswirkungen. Auch Daniel empfand sich nicht weiser als die andern Weisen Babels. Er kannte aber Gott, der Geheimnisse offenbart.
Nebukadnezar blieb auch diesmal nicht ohne jenes Licht, mit dem Gott ihm zu seinem Heile dienen wollte. Gott richtet nicht, um Gerichtet zu hab en. Er möchte durch die Warnung vor dem Gericht den Menschen bewegen, dass er jenen Sinn und jenes Leben ändere, die das Gericht zu einer innerlichen Notwendigkeit machen.
„Und zuletzt kam auch Daniel, in welchem der Geist der heiligen Götter ist; vor dem erzählte ich meinen Traum.“
Die Welt wird fertig, wo es sich um ihr Sündenleben, ihre Torheiten, ihr eigenes Geistesleben und dessen Kulturschöpfungen handelt, auch ohne den Propheten Gottes. Die lange und große Regierungszeit, die so voll war von gewaltigen Geistesschöpfungen zur Hebung des Glanzes und des Ruhmes der damaligen Weltstadt Babel, weiß nichts von Daniel und seinen Freunden zu berichten. Das Reich Gottes war zu allen Zeiten in seinen Trägern besonders dann in unscheinbare Knechtsgestalt gehüllt, wenn die Staaten der Welt sich in den Höchstleistungen ihrer Macht und ihres Glanzes bewegten.
Aber die Welt kann den Dienst der Kinder des Lichts nie entbehren, wo es sich um ihre Not, ihre Gesundung und Rettung handelt. Was bedeutete es für Nebukadnezar und seine Tage, dass ein Daniel dem König nicht nur das drohende Gericht, sondern auch die Grenze des Gerichts im voraus nennen konnte: „Bis du erkannt hast!“ Wenn Daniel dieses nicht erfasst hätte, wie nahe hätte es gelegen, dass ein Nebukadnezar in seiner Krankheit, die offenbar mit einem Wahnsinn aufs engste zusammenhing, völlig verzweifelt wäre. Nun wusste er aber, wenn sich lichte Augenblicke in seinem Zustand einstellten: „Bis dass du erkannt hast!“ Welch ein Evangelium der Hilfe und Rettung leuchtete nicht durch dieses kurze Wort in die dunkelste Nacht Nebukadnezars hinein.
Es war das Wort, das ihn im Zustande seiner Krankheit vor der Verzweiflung bewahrte und ihm den Weg zu seiner Rettung zeigt

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Menschenfurcht ist eine Falle, doch wer Jahwe vertraut, ist geborgen.

Menschenfurcht legt einen Fallstrick; wer aber auf Jehova vertraut, wird in Sicherheit gesetzt.
Elberfelder 1871 – Sprüche 29,25

sich fürchtend und sich schämend vor den Menschen, wird ihnen
ein Bein gestellt.
Wer aber auf den Herrn vertraut, wird erfreut werden.
Gottlosigkeit bringt den Mann zu Fall,
wer aber auf den Herrn vertraut, wird gerettet werden.
Septuaginta Deutsch: – Sprüche 29:25

Vor Menschen erbeben bringt Verstrickung,
wer aber an IHM sich sichert, wird ragen.
Buber & Rosenzweig – Spr 29,25

Wer sich vor Menschen fürchtet („zittert“, das ist nicht der Begriff für die Ehrfurcht vor Gott; z. B. Sprüche 1,7;8,13;9,10 ), wird in dem Sinne ein Gefangener, daß sein Handeln von dem Menschen beherrscht oder begrenzt wird, den er fürchtet. Es ist viel besser, auf den Herrn zu vertrauen, denn das schenkt Sicherheit (vgl. Sprüche 18,10;28,18.26 ). Die Worte wird in Sicherheit bewahrt kommen von dem Verb RAGaB , „unerreichbar hoch oder erhöht sein“. Die Sicherheit in dem Herrn räumt die Furcht vor Menschen aus.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wir werden ermahnt, uns nicht vor der Macht von Menschen zu fürchten. Sklavische Furcht „ist ein Fallstrick“, das heißt, sie setzt den Menschen vielen Beschimpfungen aus oder vielmehr vielen Versuchungen. Abraham verleugnete aus Menschenfurcht seine Frau (1.Mose 12,10–20) und Petrus seinen Meister (Mt 26,69–75) und viele Menschen haben so ihren Gott und ihren Glauben verleugnet. Jeder, der auf den Herrn vertraut, wird hoch über menschliche Macht und über die Furcht vor dieser Macht erhöht werden.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

»Menschenfurcht legt einen Fallstrick«: Manche wagen aus Menschenfurcht nicht, sich von Sünde und Sündern zu trennen; sie ertragen nicht den Gedanken, dass es ihre Kumpane befremden würde, wenn sie plötzlich nicht mehr mitlaufen bei allen Ausschweifungen (1Petr 4,4). Wie töricht ist es, Menschen mehr zu fürchten als Gott! Menschenfurcht ist Sünde gegen Gott, und jede Sünde »legt einen Fallstrick«. Es ist Sünde gegen das oberste Gebot, Gott über alles zu lieben, und gegen den ausdrücklichen Befehl des Herrn, die Menschen nicht zu fürchten (Mt 10,26.28). Wer hingegen Gott fürchtet, den bewahrt Gott »angesichts der Menschenkinder« (Ps 31,20), und der ist glücklich zu nennen. In Gott allein ist Sicherheit (Ps 91,14). Man fürchte daher ihn und nicht das Urteil der Leute. Denn »wer auf Jahwe vertraut, wird hochgerückt«, jǝsuggab (wie in 18,10), und ist damit in Sicherheit. Er wird von Jahwe geborgen in dessen Hütte und auf einen Felsen erhöht (Ps 27,5), und er kann mit David sprechen: »Du verbirgst sie im Schirm deiner Gegenwart … du birgst sie in einer Hütte vor dem Gezänk der Zungen. Gepriesen sei Jahwe! Denn wunderbar hat er seine Güte an mir erwiesen in einer festen Stadt« (Ps 31,21–22).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Es gibt viele Beispiele dafür, daß die Menschenfurcht eine Falle bildet: 5Mo 1,25; Mt 26,69ff; Joh 12,42; 19,12f; Gal 2,11ff. Dabei geht es nicht nur darum, daß die Menschenfurcht zum Bösen verleitet, sondern auch darum, daß sie Gutes verhindert. Durch das Eingehen auf die Menschenfurcht kann man manchen Schwierigkeiten entgehen. Man tauscht aber den äußeren Frieden gegen den inneren Unfrieden ein. Das schlechte Gewissen raubt nun die Ruhe. Das Leid wird noch größer.
Wer hingegen Jahwe vertraut und den von ihm gewiesenen Weg furchtlos geht, findet sich plötzlich hoch erhoben über all diese Schwierigkeiten. Er hat Jahwe vertraut, und Jahwe hat ihn beschützt (18,10).

Wuppertaler Studienbibel

meine Bergung ist in Gott.

Auf Gott ruht mein Heil und meine Herrlichkeit; der Fels meiner Stärke, meine Zuflucht, ist in Gott
Elberfelder 1871 – Psalm 62,8

Bei Gott ist meine Rettung und meine Würde, mein starker Fels, meine Zuflucht, sie sind bei Gott.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Psalm 62:8

Bei Gott ist meine Freiheit und Ehre.
Der Fels meiner Macht,
meine Bergung ist in Gott.
Buber & Rosenzweig – Ps 62,8

Jeder, der seine Hilfe und seinen Schutz in irgendwelche Organisationen oder Religionen oder Kirchen sucht, wird in naher Zukunft sehr enttäuscht werden. Denn nur eine persönliche Beziehung zu dem Schöpfergott wird wirklich „Schutz“ bedeuten. Das gilt auch für Nationen, die sich auf andere Völker und oder menschliche Herrscher verlassen.

David wiederholte, daß er in Stille auf den Herrn harre und bekannte, daß seine einzige Hoffnung bei Gott läge (vgl. Ps 25,5.21;33,20;39,8;71,5 ). Noch einmal versicherte er, daß Gott die Quelle seiner Sicherheit (sein Fels), seine Errettung und seine Feste (vgl. Ps 62,3 ) wäre und daß er sich deshalb in Sicherheit befände (er konnte nicht wanken ; vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Gott war seine Rettung und seine Herrlichkeit (Ehre). Ohne Gottes vielfache Errettung wäre David längst von seinen Widersachern überwältigt worden.
Deshalb wies der Psalmist die Frommen an, Gott in gläubigem Vertrauen ihr Herz auszuschütten und zu erkennen, daß er ihre Zuflucht ist ( maHseh , „Schutz vor Gefahr“; vgl. Ps 14,6; 46,2; 61,4; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Bei Gott ist mein Heil usw. David häuft Worte auf Worte, um sich innerlich aufrecht zu erhalten. Denn die Schwachheit unseres Fleisches ist nur zu geneigt, sich in Irrtum verführen zu lassen. Wir bekennen vielleicht mit einem Worte, dass nur bei Gott unser Heil steht; aber in Wahrheit misstrauen wir seiner Kraft und suchen hier und dort Hilfen zusammen, um zu decken, was uns fehlt. Jedes Wort also, mit welchem David Gottes Rettermacht preist, ist eine Stütze, an die er sich klammert, und ein Zügel, mit welchem er den Flattergeist seines Fleisches bändigt, damit er seine Rettung in jeder Hinsicht nur bei Gott suchen lerne. Nachdem er aber sich selbst redlich ermahnt, richtet er (V. 9) seine Rede an andere, die mit ihm kämpfen sollen, um auch mit ihm zu siegen und zu triumphieren. Er redet sie an: lieben Leute, was buchstäblich zu übersetzen wäre: „o Volk“. Gemeint sind also seine jüdischen Volksgenossen: denn in einer Zeit, wo den Heiden noch nicht die Erkenntnis Gottes und das Licht des Glaubens aufgegangen war, konnte die Aufforderung, auf Gott zu hoffen und ihn anzurufen, nur für Juden einen Sinn haben. So scheidet David das auserwählte Volk deutlich von den unreinen Heiden, indem er ihm etwa zuruft: Wie unwürdig wäre es, wenn Abrahams Kinder, denen Gott seine Gnade offenbarte, und die er in seinen Schutz nahm, sich nicht ganz und gar an ihn hängen wollten! Sollen sie allezeit auf ihn hoffen, so gilt dies für böse Tage nicht minder, wir für gute: wer also auch nur im Geringsten abweicht und seine eigenen Wege geht, tut Unrecht. Mag also Gott die Seinen durch Trübsal prüfen, so sollen sie doch tapfer und geduldig in der Hoffnung stehen. Die Heuchler, die im Glück vielleicht den Herrn loben, aber sofort den Mut sinken lassen, sobald ihnen etwas Widriges zustößt, tun ihm eine schwere Schmach an und verlegen seinem Machtwirken den Weg. Es gilt also, dem Herrn die Ehre zu geben und sich auch unter den schwersten Übeln mit dem Gedanken zu trösten, dass er aus dem Tode herausführen kann. Weil aber unter dem Unglück das Menschenherz gleichsam zusammengedrückt wird und in diesem fehlerhaften Zustande nichts anderes zustande bringt, als dass es sich gegen Gott entrüstet und die Traurigkeit nur größer macht, empfiehlt David als bestes Heilmittel, dass die Gläubigen die Last ihrer Sorgen vor Gott ausbreiten sollen: schüttet euer Herz vor ihm aus. Denn so lange der Schmerz das Herz zuschnürt, kommen die Bitten nicht frei heraus. Damit uns also die Last der Versuchungen nicht erdrücke, sollen wir Erleichterung darin suchen, dass Gott unsere Bitternis heilen will, wenn wir nur nicht versäumen, sie in seinen Schoß auszuschütten. Diese Ermahnung haben wir umso nötiger, weil wir unser Gemüt nur zu gern verstocken und verschließen und damit der Verzweiflung entgegen treiben. Jedermann ist geschickt und eifrig, selbst Auswege aus dem Unglück zu suchen, geht aber der Begegnung mit Gott geflissentlich aus dem Wege, wodurch er sich nur in tiefere Verwirrung verstrickt. Alles in allem: David greift die angeborene Krankheit unserer Natur an, dass wir unsern Schmerz verbergen und uns lieber innerlich aufreiben, als durch Ausschüttung unserer Klagen und Bitten vor Gott uns erleichtern wollen. Davon kommt es dann, dass man immer tiefer in den Schmerz und endlich in die Verzweiflung hinein sinkt. Was übrigens David zuvor (V. 8) von sich allein gesagt, wendet er jetzt auf das ganze Volk: Gott ist unsre Zuversicht.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

»Auf Gott ruht mein Heil«: Das ist eine geradezu neutestamentliche Wahrheit. Gott hat das Heil gewirkt, er hat mich gerettet, er erhält mich. Seine Treue und seine Macht bürgen für die ewige Sicherheit des Erwählten. Ist er selbst für mich, wer mag dann wider mich sein (Röm 8,31)? Und auf Gott ruht auch »meine Herrlichkeit« (oder »Ehre«). Beneidenswert ist der Mensch, der diesen Satz mit Recht und in Wahrhaftigkeit sagen kann. Der muss weder sein Ergehen noch seinen Ruf verteidigen. David hat alles aus der Hand gegeben; alles ist nun in Gottes Hand, alles »ruht« in dieser mächtigen Hand. Was er gelernt hat, kann er nicht für sich behalten. Er muss sein Glück mit anderen teilen; auch sie sollen finden, was er gefunden hat.

Benedikt Beters – Kommentar zu den Psalmen

David ist von „Ich werde nicht stark erschüttert werden“ (V. 2, NASB) zu „Ich werde nicht erschüttert werden“ (v. 6, NASB). Je mehr er erkannte, dass Gott seine Festung war, desto mehr Ruhe kehrte in sein Herz ein. Er verließ sich nicht auf sich selbst oder seine eigenen Ressourcen, sondern auf den Herrn, den allmächtigen Gott. Sein Thron, sein Ansehen und sein Leben hingen allein von der Treue des Herrn ab. In Vers 8ermahnt David sein Volk, Gott als ihre Zuflucht zu sehen, ihm immer zu vertrauen und ihr Herz im Gebet auszuschütten (42:4; 142:2). David war auf die Gebete anderer angewiesen und scheute sich nicht, wie Paulus zu sagen: „Betet für uns“ (1. Thess. 5,25; 2. Thess. 3,1). Zeiten des Wartens können schwierig sein, wenn wir uns nicht ganz auf den Herrn verlassen. Gottes Verzögerungen sind keine Verweigerungen Gottes, aber unsere Ungeduld kann vom Teufel dazu benutzt werden, uns auf gefährliche und zerstörerische Umwege zu führen.

Gott allein belohnt uns (Vv. 9-12)
Als David auf den Herrn blickte, sah er sich selbst als einen schwachen, wankenden Zaun und eine Mauer (V. 3). Wenn er nun auf den Feind blickte, sah er ihn als ein Nichts! Ganz gleich, wie hoch die gesellschaftliche Stellung oder wie groß die wirtschaftliche Macht ist, alle Menschen sind nichts als Eitelkeit („ein Hauch“ – 102:3; Jakobus 4:14; Hiob 7:7). Wenn man sie auf die Waage legt, wird nichts gezählt, denn sie wiegen nichts (Hiob 6,2; Jes 40,15; Dan 5,27). Davids Feinde hatten ihre Macht und ihren Reichtum durch die Unterdrückung und den Missbrauch anderer erworben, und David warnte sein eigenes Volk davor, ihre Lebensphilosophie zu übernehmen. Wie tragisch ist es, wenn Gottes Volk heute sein Vertrauen auf seinen Reichtum, seine Stellung und seine menschlichen Fähigkeiten setzt und nicht auf den Gott, der allein Segen spenden kann.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Laban

Da ist zum Beispiel Jakob. Er wurde von seinem Vater beauftragt, zu Laban zu gehen – einem Verwandten, der ebenfalls Jehova anbetete – und sich eine von dessen Töchtern zur Frau zu nehmen.

Laban soll ein Anbeter Jehovahs gewesen sein?? Dann schauen wir uns einmal verschiedene Lexika dazu an:


(Lạban) [„Weiß“].
Der Enkel Nahors, eines Bruders Abrahams. Er war der Sohn Bethuels, der Bruder Rebekkas (1Mo 24:15, 29; 28:5) und der Vater von Lea und Rahel (1Mo 29:16). Laban wohnte in der Stadt Haran in Paddan-Aram, einem Landstrich Mesopotamiens (1Mo 24:10; 27:43; 28:6; 29:4, 5).
Laban wird ‘der Sohn Bethuels, der Syrer [wtl. „der Aramäer“]’, oder ‘Laban, der Syrer’, genannt (1Mo 28:5; 25:20; 31:20, 24). Diese Bezeichnung ist passend, wenn man berücksichtigt, dass er ein Bewohner von Paddan-Aram war, was „Ebene (Flachland) von Aram (Syrien)“ bedeutet. Laban war ein Semit, und in der Gegend, wo er ansässig war, sprach man Aramäisch, eine semitische Sprache.
In diese Gegend sandte der betagte Abraham seinen Diener, damit er eine Frau für Isaak suche (1Mo 24:1-4, 10). Als Laban Rebekkas Bericht von ihrer Begegnung mit Abrahams Diener hörte und die Geschenke sah, die sie erhalten hatte, lief er zu dem Diener hin, redete ihn mit „Gesegneter Jehovas“ an und erwies ihm Gastfreundschaft (1Mo 24:28-32). Ein wenig später beteiligte sich Laban maßgeblich an den Verhandlungen über Rebekkas Heirat; die Zustimmung für die Heirat kam sowohl von ihm als auch von Bethuel, seinem Vater (1Mo 24:50-61).
Jahre später reiste Jakob zur Familie seines Onkels Laban nach Haran, um der Rache Esaus zu entgehen und sich eine Frau zu nehmen (1Mo 27:41 bis 28:5). Mittlerweile hatte Laban zwei Töchter, Lea und Rahel (1Mo 29:16), und möglicherweise auch Söhne (1Mo 31:1). Laban kam mit Jakob überein, ihm für sieben Jahre Dienst seine jüngste Tochter Rahel zur Frau zu geben. Doch in der Hochzeitsnacht betrog er Jakob, indem er Rahel mit der älteren Tochter Lea vertauschte. Unter Berufung auf die örtliche Sitte schob er Jakobs Einsprüche beiseite und bot ihm dann Rahel als zweite Frau an, falls er ihm weitere sieben Jahre dienen würde (1Mo 29:13-28).
Als Jakob schließlich wegziehen wollte, drängte ihn Laban, zu bleiben und ihm gegen Lohn weiter zu dienen (1Mo 30:25-28). Man vereinbarte, dass Jakob alle gesprenkelten und scheckigen Schafe, die dunkelbraunen Schafe unter den jungen Widdern und jede scheckige und gesprenkelte Ziege für sich behalten konnte (1Mo 30:31-34). Aber die Worte, die Jakob später an Lea und Rahel und auch an Laban richtete (1Mo 31:4-9, 41), lassen erkennen, dass Laban diese ursprüngliche Vereinbarung während der folgenden Jahre häufig änderte, wenn es sich herausstellte, dass sich Jakobs Herden außerordentlich vermehrten. Labans Verhalten gegenüber Jakob war nicht wie früher, und auf Jehovas Anordnung hin beschloss Jakob, mit seiner Familie und mit seinen Herden in seine Heimat zurückzukehren (1Mo 31:1-5, 13, 17, 18).
Am dritten Tag, nachdem Jakob heimlich aufgebrochen war, erfuhr Laban davon und jagte ihm nach, bis er ihn in der Berggegend von Gilead eingeholt hatte. Eine göttliche Warnung hielt Laban jedoch davon zurück, Jakob Schaden zuzufügen (1Mo 31:19-24). Als sie sich trafen, machten Laban und Jakob sich gegenseitig Vorwürfe. Jakob wies auf die 20 Jahre seines treuen Dienstes hin, in denen er hart gearbeitet hatte, und zeigte, wie ungerecht Laban ihn behandelt hatte, indem er seinen Lohn 10-mal änderte (1Mo 31:36-42).
Laban war sehr darum besorgt, die Teraphim oder Hausgötzen zurückzuerhalten, die Rahel ohne Jakobs Wissen gestohlen hatte. Da Rahel sie verborgen hielt, konnte er sie nicht finden. Laban mag in seinem religiösen Denken von dem Volk beeinflusst worden sein, unter dem er wohnte und das den Mond anbetete; das kann man daraus schließen, dass er Omen gebrauchte und im Besitz von Teraphim war. Man beachte jedoch, dass sich Laban wahrscheinlich nicht nur aus religiösen Gründen so darum bemühte, die Teraphim ausfindig zu machen und zurückzuholen. In Nusi bei Kirkuk (Irak) wurden Tafeln ausgegraben, aus denen hervorgeht, dass der Besitz solcher Hausgötzen – gemäß den Gesetzen, die in jenem Gebiet zur patriarchalischen Zeit herrschten – dem Ehemann einer Frau das Recht verlieh, vor Gericht zu erscheinen und Anspruch auf das Vermögen seines verstorbenen Schwiegervaters zu erheben. Folglich dachte Laban vielleicht, Jakob selbst habe die Teraphim gestohlen, um später Labans Söhne zu enteignen. Das mag erklären, warum Laban nach seiner erfolglosen Suche nach den Hausgöttern bestrebt war, mit Jakob ein Abkommen zu schließen, das die Gewähr dafür gab, dass Jakob nicht nach Labans Tod mit den Hausgöttern zurückkehren und seinen Söhnen das Erbteil wegnehmen würde (1Mo 31:30-35, 41-52).
Laban schloss mit Jakob einen Friedensbund für ihre Familien, und um daran zu erinnern, wurde eine steinerne Säule aufgestellt und ein Steinhaufen errichtet. Jakob nannte den Haufen auf Hebräisch Galed, was „Zeugen-, Zeugnishaufen“ bedeutet. Laban bezeichnete ihn mit dem aramäischen oder syrischen Ausdruck Jegar-Sahadutha, der ebenfalls die Bedeutung von „Zeugnishaufen“ hat. Er wurde auch „Der Wachtturm“ genannt (1Mo 31:43-53). Nachdem Laban seinen Enkeln und Töchtern Lebewohl gesagt hatte, kehrte er nach Hause zurück, und danach wird er im Bibelbericht nicht mehr erwähnt (1Mo 31:54, 55).

Einsichten über die heilige Schrift

Laban (ebräisch „der Weiße“), Sohn Bethuels (1Mos. 28, 5), Enkel Nahors (1Mos. 29, 5, „Sohn“ im Sinne von Nachkomme), Bruder Rebekkas (1Mos. 24, 29), Vater Rahels und Leas, wohnte zu Haran (1Mos. 27, 43) und heißt darum Aramäer (Luther „Syrer“), 1Mos. 25, 20 und sonst, redet auch einen anderen Dialekt als der aus Kanaan gekommene Jakob (1Mos. 31, 47).
Da der Vater Bethuel bei der Verheiratung Rebekkas schon alt war, steht Laban schon damals (Kapitel 1Mos. 31, 24) im Vordergrund. Bei Jakobs Aufenthalt in Haran (Kapitel 1Mos. 31, 29ff) ist er das Haupt der Familie. Er benimmt sich Jakob gegenüber, der mit der Zeit sein Schwiegersohn wurde, bei aller äußeren Liebenswürdigkeit (vergleiche schon 1Mos. 24, 31; 1Mos. 29, 14f) eigennützig, listig, wortbrüchig, 1Mos. 29, 23ff; 1Mos. 30, 27; 1Mos. 31, 7ff. 1Mos. 31, 38ff, welch letzte Stellen zeigen, dass nicht alle seine unlauteren Kunstgriffe erzählt sind. Auch die Zärtlichkeit gegen seine Töchter (1Mos. 31, 28) schließt nicht aus, dass er sie seiner Habgier dienstbar macht (1Mos. 31, 15). Er wird aber schließlich von dem noch gewandteren Jakob, dem sein Gott beisteht (1Mos. 31, 9ff; 1Mos. 29, 22), überlistet (1Mos. 30, 31ff; 1Mos. 31, 1. 1Mos. 31, 16. 1Mos. 31, 20), und seine Rechnungen bringen ihm am Ende nur Schaden. Jakobs Herden nehmen in dem Maße zu wie die Labans sich verringern, die erst durch Jakobs Sorgfalt gewachsen waren, und jener zieht endlich ohne Wissen seines Schwiegervaters von dannen samt dessen Töchtern.
Laban jagt ihm zürnend nach, muss aber von Rache abstehen, da Gott sie ihm wehrt, und wird obendrein beschämt, da er seine gestohlenen Hausgötter (ebräisch Teraphim) nicht entdecken kann, 1Mos. 31, 30ff. Darauf zieht er freundliche Saiten auf und schließt mit Jakob einen Freundschaftsbund am Berge Gilead, Vers 1Mos. 31, 44ff. Dieser Bund hat seine nationale Bedeutung für das Verhältnis der Israeliten zu jenem aramäischen Stamm am Euphrat, der sich gleichfalls von Therach herleitete. Beide Stämme sollten sich als Brüder ansehen. vergleiche die Artikel Rebekka, Jakob, Rahel, Lea.
v. Orelli.

Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriert

Laban »Weiß«
1) Sohn Betuëls und Enkel Nahors, des Bruders Abrahams (1Mo 24,15; 28,5; 29,5). Er war ein Aramäer (1Mo 25,20; 31,24) und wohnte in der Stadt Nahors (1Mo 24,10), das ist Haran (1Mo 27,43; 28,10). Als Bruder Rebekkas hatte er über ihre Heirat mitzuentscheiden (1Mo 24,29.50.51). Er hatte eine Anzahl Söhne (1Mo 30,35; 31,1) und zwei Töchter, Lea und Rahel (1Mo 29,16). Seinen Hauptbesitz bildeten Herden (V. 9; 31,38). → Jakob flüchtete zu ihm, als er sich von Esaus Rache bedroht fühlte. Wie 1Mo 24,30; 29,1–31,54 zeigt, war L. habsüchtig und betrügerisch (V. 22–27) und diente den Götzen (1Mo 31,30), obgleich er den Herrn kannte und sah, dass ihn der Herr um Jakobs willen segnete (1Mo 30,27). Als Jakob nach 20-jährigem Dienst mit Familie und Besitz heimlich fortgezogen war, verfolgte er ihn; doch Gott verbot ihm, mit Jakob anders als freundlich zu reden (1Mo 31,24). So schlossen sie einen Bund, und L. zog wieder heim (V. 44; 32,1).

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel . SCM R. Brockhaus

Laban (hebr. laban).
– 1. Nachkomme Nahors, entweder Sohn (Gn 2447) oder Enkel und Sohn Bethuels (Gn 2415 285). In der Familiengeschichte der Erzväter ist er Nebenfigur, jedoch werden seine verwandtschaftlichen Beziehungen geflissentlich betont: zweimal ist er Brautvater, bei Rebekka (Gn 2429ff), bei Lea/Rahel (Gn 2910ff). So verhütet er die Überfremdung der Sippen (Gn 281 2919 u.ö.) mit. Den Glauben der Erzväter scheint er zu teilen (Gn 2450 3027 3149), hat aber einen Hausgott (Gn 3130) und spricht vom Gott Nahors (Gn 3153). L. ist reicher Herdenbesitzer, Stadtbewohner in Haran (Gn 2410 2743 2922, Faltkt. I, B 3) oder Qedem (Gn 291). Mit Eigennutz und Verschlagenheit weiß er seinen Vorteil zu wahren, bis er in Jakob seinen Meister findet. – Entgegen der engsten Verbindung mit der Sippe der Erzväter wird L. als »Aramäer« von ihr abgehoben (Gn 2520 285 3120), spricht als solcher einen anderen Dialekt (Gn 3147) und muß mit einem Vertrag in seine Grenzen verwiesen werden (Gn 3143–54) durch Errichtung eines Grenzmals. Die Unstimmigkeiten einzelner Angaben über ihn lassen sich nicht mit Klarheit auf verschiedene Traditionen zurückführen.
– 2. In Dt 11 wohl s. Libna (Nm 3320).
K. Cramer

Biblisch-historisches Handwörterbuch – BHH

Biblische Daten
Sohn von Bethuel, Großneffe Abrahams, Onkel mütterlicherseits und Schwiegervater Jakobs. Da er in Aram-Naharaim (Mesopotamien; 1. Mose 24,10), auch bekannt als Padan-Aram (ib. 28,5), lebte, wird er „der Aramäer“ genannt (ib. 25,20, 31,20, 24 [A. V. „Syrer“]). Zum ersten Mal wird er anlässlich der Hochzeit seiner Schwester Rebekka erwähnt. Angelockt von dem Ring und den Armreifen, die Elieser ihr geschenkt hatte, geht Laban ihm entgegen, führt ihn ins Haus und übernimmt die Führung bei den Verhandlungen über die Abreise Rebekkas. Der Name „Bethuel“ wird nur einmal erwähnt, und zwar nach „Laban“ (ib. 24:29-32, 50, 53, 55; siehe BETHUEL). Ausführlicher wird Labans Umgang mit Jakob in Gen 29:13-29, 30:27-32:9 beschrieben (siehe JACOB, BIBELISCHE DATEN).
E. G. H.
M. SEL.

In der rabbinischen Literatur
wird Laban von den Rabbinern mit Beor, dem Vater Bileams, und mit Chushan-rishathaim (Richter 3,8) identifiziert, wobei der letzte Name als „Täter zweier Übel“ gedeutet wird (Sanh. 105a; vgl. Targ. pseudo-Jonathan zu Num. 22,5). R. Josua b. Levi hingegen identifiziert Laban mit Kemuel (Gen. 22:21), wobei der letztere Name als „der sich gegen Gottes Volk erhoben hat“ (קמו אל; Gen. R. lvii. 4) gedeutet wird. Der Name „Laban“ wird als „vor Bosheit glühend“ (ib. lx. 8) gedeutet, und der Nachname „Arammi“ (= „der Aramäer“; siehe LABAN, BIBELISCHE DATEN) als Anagramm von „ramma’ah“ (= „Hochstapler“; ib. lxx. 17). Laban wird auch „der Meister der Hochstapler“ genannt (ib. lxxv. 6). Als er die Armbänder an Rebekkas Armen sah (1. Mose 24,30), beschloss er, Elieser zu töten; doch dieser durchschaute seine Absicht und sprach den Heiligen Namen aus, wodurch er Kamele in der Luft über dem Brunnen schweben ließ. Dies und die Ähnlichkeit Eliesers mit Abraham ließen Laban glauben, dass Elieser Abraham sei. Laban lud ihn deshalb ein, das Haus zu betreten (Midr. Abkir, in Yalḳ., Gen. 109; vgl. Midr. Hagadah zu Gen. 24:23).

The Jewish Encyclopedia: A Descriptive Record of the History, Religion, Literature, and Customs of the Jewish People from the Earliest Times to the Present Day

    LABAN. Sohn von Bethuel, Enkel von Nahor, Abrahams Bruder, und Onkel von Jakob. Er lebte in Haran von Padan-Aram in Mesopotamien (Gen 24,15; 28,2; 29,4-5). Als Abraham einen Diener aus Labans Land schickte, um eine Braut für Isaak zu finden, schaute Laban mit begehrlichen Augen auf die goldenen Ringe und Armreifen, die er seiner Schwester Rebekka schenkte. Er unterstützte den Heiratsantrag und beteiligte sich dann an den zusätzlichen Geschenken, die der Diener der Familie machte (24:22, 29, 30, 53).
    Viele Jahre später floh Jakob vor Esau in das Haus von Laban in Haran. Laban nahm ihn auf und stellte ihn als Gegenleistung für Rahel ein, damit er sieben Jahre lang seine Herden hütete. Labans Tochter (29:18). Doch dann brachte Laban Jakob mit einer List dazu, Rahels ältere Schwester Lea zur Frau zu nehmen (29:21-26). Obwohl Jakob eine Woche später Rahel heiraten durfte. Laban ließ Jakob sieben weitere Jahre für sie arbeiten (29:27-30). Jakob wollte dann in seine alte Heimat zurückkehren, aber Laban wollte ihn nicht verlieren, da er glaubte, Gott habe ihn durch Jakobs Anwesenheit gesegnet (30:25-27). Als Laban Jakob erlaubte, seinen Lohn vorzuschlagen, wurde vereinbart, dass Jakob einige Herden erhalten sollte, und zwar nach einer Vereinbarung, die Laban für sich selbst als vorteilhaft ansah. Jakob gelang es jedoch, ihn zu überlisten. Laban wurde ärgerlich, und Jakob machte sich nach 20 Jahren Dienst auf den Heimweg (31:41). Er nahm seine inzwischen zahlreichen Herden und Kinder mit seinen Frauen mit, die sich von ihrem Vater ungerecht behandelt fühlten.
    Laban verfolgte Jakob mit einer Gruppe, aber Gott warnte ihn, Jakob nichts anzutun (31,22-24). Als er Jakob einholte, beschuldigte Laban ihn, ihn zu betrügen und Lea und Rahel zu zwingen, mit ihm zu gehen. Außerdem beschuldigte Laban Jakob, seine Hausgötter gestohlen zu haben. Jakob war daran unschuldig; Rahel hatte sie heimlich mitgenommen und versteckt, weil ihr Besitz nach der damals herrschenden Kultur Erbansprüche begründete. Laban schloss mit Jakob einen Bund, in dem sie vereinbarten, die Rechte des anderen zu respektieren, und sie trennten sich friedlich.
    Laban war ein kluger und begehrenswerter Mann. Er erkannte den Gott seines Verwandten Abraham an, aber er vermischte dies mit der götzendienerischen Verehrung von Hausgöttern (Teraphim).
    N. B. B.

    The Wycliffe Bible Encyclopedia

    Stellt sich also die Frage WANNbegann Abraham einen „anderen Gott“ anzubeten? In Josua wird deutlich gezeigt, dass Abraham von seinen Vorvätern eben NICHT Jehovah gedient hatte!

    Laban Hebräisch lavan, was „weiß“ bedeutet. Die weibliche Form levanah, „die Weiße“, ist ein poetischer Begriff für den Mond.1 Diese Assoziation passt zu anderen Namen in Abrahams Familie, die mit dem Mondkult in Verbindung stehen, wie Terah, der mit yareaḥ, „Mond“, in Verbindung gebracht wird; Sarah, die hebräische Form von akkadisch šarratu, „Königin“, für die Gefährtin des Mondgottes Sin; und Milcah, von akkadisch malkatu, „Prinzessin“, der Name von Sins Tochter.

    Nahum M. Sarna – Der JPS Tora-Kommentar – Genesis

    Vers 27a beginnt mit der Formulierung: Dies sind die Geschlechter Teras. Hier wird erzählt, was aus Terach wurde, nämlich dass aus seinem Geschlecht Abraham hervorging. Nach Josua 24,2 war Terach ein Götzendiener, der den Mondgott Sin anbetete. Haran, wo die Familie ursprünglich herkam, und Ur der Chaldäer, wo sie eine Zeit lang lebte, waren beide Zentren der Mondanbetung. Die Namen der Familienmitglieder zeigen tatsächlich den Einfluss der Mondgottverehrung. Der Name Sarai zum Beispiel stammt von dem Wort Scharrate, was „Königin“ bedeutet. Dies war die akkadische Übersetzung des sumerischen Namens von Ningal, der Frau des Mondgottes Sin. Ein weiterer Name ist Milka, der von dem Wort Malkatu abgeleitet ist, was „Prinzessin“ bedeutet und der Titel von Ischtar war, der Tochter des Mondgottes Sin. Der Name Laban bedeutet „weiß“ und ist die poetische Bezeichnung für den Vollmond. Diese verschiedenen Namen zeigen also alle den Einfluss der Verehrung des Mondgottes und bestätigen, was Josua 24:2 über Terach als Götzendiener sagte. Die Familie stammte ursprünglich aus Haran im Land Aramäa (Aram-Syrien), zog aber nach Ur der Chaldäer, das etwa 600 Meilen südöstlich lag.

    Arnold Fruchtenbaum – Genesis

    ALso Laban war kein Anbeter Jehovahs, kannte diesen aber.

    stark und schwach oder schwach und schwächer ??

    Genauso sollt auch ihr Männer euch verhalten und euer gemeinsames Leben voller Einsicht und Rücksicht gestalten, weil die Frauen körperlich schwächer sind als ihr. Deshalb behandelt sie erst recht voller Respekt und macht euch klar, dass sie gemeinsam mit euch Anteil haben an Gottes Geschenk des Lebens. Dann werdet ihr eure Gebete nicht selbst behindern.
    Roland Werner – Das Buch – 1.Petrus 3,7

    Gleichermaßen sollt ihr Ehemänner mit Einsicht mit dem weiblichen als einem schwächer beschaffenen Gefäß zusammenwohnen! Lasst ihnen Würde zuteil werden als solchen, die auch Miterben von Gnade zum Leben sind, sodass eure Gebetszeiten nicht blockiert werden.
    Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Petrus 3:7

    Ihr Männer gleicherweise, wohnet bei ihnen nach Erkenntnis, (O. mit Einsicht) als bei einem schwächeren Gefäße, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend, als die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, auf daß eure Gebete nicht verhindert werden.
    Elberfelder 1871 – 1.Petr 3,7

    Ihr Männer müsst euch entsprechend verhalten. Seid rücksichtsvoll zu euren Frauen! Bedenkt, dass sie der schwächere Teil sind. Achtet und ehrt sie; denn sie haben mit euch am ewigen Leben teil, das Gott schenkt. Handelt so, dass nichts euren Gebeten im Weg steht.
    Gute Nachricht Bibel 2000 – 1.Petr 3:7

    Die mit dem Wort vernünftig übersetzte Wendung (kata gnOsin, wörtlich „nach bestem Wissen, mit Verstand“) macht deutlich, daß die Ehemänner die geistlichen, emotionalen und körperlichen Bedürfnisse ihrer Frauen verstehen und sich um sie kümmern sollen. Auch der Apostel Paulus wies darauf hin, daß ein Mann seine Frau schützen und für sie sorgen muß, „wie auch Christus“ für „die Gemeinde“ sorgt ( Eph 5,28-30 ).
    Daneben haben die Ehemänner ihren Frauen als dem schwächeren (Geschlecht) die Ehre zu geben. „Schwächer“ (asthenesterO) bezieht sich auf körperliche oder gefühlsmäßige Schwäche, nicht auf geistige Unterlegenheit, denn die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens. Wenn Petrus hier an christliche Ehemänner denkt, deren Frauen ebenfalls Christinnen sind, dann könnte mit der „Gnade des Lebens“ die Erlösung gemeint sein (vgl. Röm 8,17; Eph 3,6). Wenn sich die Ermahnung jedoch an christliche Ehemänner richtet, deren Frauen ungläubig sind (wie 1 Petrus 3,1-2 sich an Ehefrauen mit ungläubigen Männern richtet), dann ist damit wohl das Zusammenleben von Mann und Frau gemeint. Petrus fügt hinzu, daß Männer, die ihre Frauen nicht mit Verständnis und Ehrerbietung (timEn, „Achtung, Ehre“; vgl. 1 Petrus 2,17) behandeln, nicht erwarten können, daß ihr Gebet erhört wird.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Wie alle Christen und exemplarisch zuvor die Sklaven und Ehefrauen werden jetzt auch die »Männer«, die Ehemänner, in das Leben als Christ in ihrem Stand eben als Ehemann eingewiesen, wie das »desgleichen« betont. Auch christliche Ehemänner haben solche helfende Weisung nötig, denn allzu schnell wird das »Untertan-Sein« der Frau ausgenützt und sie zur Dienerin degradiert, über die der Mann Herrschaft ausübt.
    Die Frau ist ja auch das »schwächere« »Geschlecht«. Damit ist zunächst eine natürlich, biologische Tatsache gemeint. »Schwächer« bezeichnet zunächst die körperliche Konstitution, und vom Körperbau her ist die Frau in der Regel weniger stark als der Mann. Damit können aber auch die psychischen Kräfte gemeint sein, und dann könnten wir mit »sensibler« übersetzen: Die Frau ist emotionaler als der Mann. Daß das keinerlei Abwertung bedeutet, wird schon an dem sichtbar, daß diese »Sensibilität« oft die große Stärke der Frau ist, mit der sie in Ehe und Familie und darüber hinaus wichtige Hilfe geben kann. Das griechische Wort »Geschlecht« meint eigentlich »Gefäß, Werkzeug«. Wenn die Frau als das »schwächere Werkzeug« bezeichnet wird, dann trifft der Begriff »Werkzeug« auch auf den Mann zu. Ist hier versucht, das, was im Schöpfungsbericht im Hebräischen mit »Ebenbild« ausgedrückt ist, wiederzugeben? »Ebenbild« meint ja auch eine Dienstbeauftragung von Gott her im Sinne von »Beauftragter für die Schöpfung«. Die Frau wird im Schöpfungsbericht als »Gehilfin« bezeichnet, nicht im Sinne von »Dienerin«, sondern eben so, daß Mann und Frau erst im Miteinander wirklich brauchbares Werkzeug Gottes sind.
    »Wohnt vernünftig mit ihnen zusammen«, das ist die erste Weisung des Petrus (»seid zusammenwohnend nach Erkenntnis« griechisch kürzer). »Zusammenwohnen« meint viel mehr als Wohngemeinschaft; es meint die Lebensgemeinschaft, die Ganzheitsgemeinschaft nach Leib, Seele und Geist. Wirklich beim andern zu sein, das ist das Wesen der Liebe. Die Gleichung der Liebe in der Ehe heißt deshalb: 1+1=1. »So werden die zwei ein Fleisch sein« (1 Mo 2,24). Das ist gemeint. Das Adjektiv »vernünftig« unterstreicht das nachdrücklich: »Erkenntnis« ist mehr als ein Verstandesvorgang. Will ich jemanden wirklich erkennen, kennen, dann muß ich mich ihm ganz hingeben, mich öffnen und bereit sein, ihn ganz zu verstehen. In diesen kurzen Sätzen steckt eine umfassende Ehe-Lehre.
    Der Ehefrau soll »Ehre gegeben« werden. Das ist ganz gewiß die äußere Hochachtung, aber auch die volle Wertschätzung, die sich in umsorgender Liebe ausdrückt. Noch umfassender ist aber gerade bei Christen diese »Ehre«, die Wert-Schätzung der Frau gemeint, »denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens«. »Miterbinnen« – das ist die völlige Gleichwertigkeit der Frau vor Gott. Das war revolutionär für die damalige Zeit (vgl. zu 3,1). Die Frau hat gleichen Anteil an der »Gnade des Lebens«. Dieser Ausdruck ist Kurzform für das ganze Heil, das in Jesus Christus geschehen und uns Glaubenden zugeeignet ist. Hier wird jeder Diskriminierung der Frau gewehrt, und das hat Auswirkungen gerade in der Ehe, aber auch weit in die Gesellschaft hinein.
    Ist dieser engste Lebensbereich der Ehe gerade bei Christen nicht in Ordnung, dann lähmt das die Gemeinschaft mit dem Herrn, gefährdet so das neue Leben, »…damit eure Gebete nicht behindert werden«: Gemeint ist wohl zuerst das gemeinsame Gebet. Das ist aber unmöglich, wenn die Eheleute in gegenseitiger Mißachtung oder in Streit leben. »Behindert« heißt wörtlich »in etwas einschneiden«. Die Lebensverbindung zum Christus wird also dann abgeschnitten, wenn Männer ihren Ehefrauen nicht die Ehre geben und sie nicht als gleichwertig in allem behandeln.

    Edition C Bibelkommentar

    Petrus hat auch eine Botschaft an die Männer. Dabei handelt es sich aber nicht um die Männer, deren Frauen gläubig geworden sind, die aber selbst keine Christen sind. Hier geht es um christliche Männer mit christlichen Frauen.
    Die Frauen werden als das „schwächere Geschlecht“ bezeichnet. Daher ruft Petrus sie dazu auf: „Wohnt bei ihnen mit Einsicht …“ Das griechische Wort, das hier mit „Einsicht“ übersetzt wird, heißt eigentlich „Erkenntnis“. Es „bezeichnet hier nicht … das Konstatieren eines Sachverhaltes, die empirische Analyse, auch nicht im gnostischen Sinne die überlegene Wirklichkeitsschau (1Kor 8,1). Es ist vielmehr die verstehende Einsicht, die aus der Liebe zu Gott und den Menschen erwächst …“ (Goppelt, 221; vgl. Phil 1,9-10: „(9) Und um dieses bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überreich werde in Erkenntnis und aller Einsicht, (10) damit ihr prüft, worauf es ankommt …“, Phlm 6: „dass die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Erkenntnis alles Guten …“). Gemeint ist also, dass die Männer Verständnis für ihre Frauen haben und Rücksicht auf sie nehmen sollen.
    Die Frauen sind aber nicht nur „das schwache Geschlecht“. Sie sind auch „Miterben der Gnade des Lebens“ – und stehen in diesem Sinne gleichwertig neben ihren Männern. Deshalb sollen die Männer ihre Frauen ehren.
    Ausdruck für diese Gleichberechtigung „ist u.a. das gemeinsame Gebet der Eheleute, das behindert, gehemmt und gelähmt wird, wenn die Männer ihre Frau nicht ehren, d.h. ihnen nicht Achtung erweisen“. (Stuttgarter Erklärungsbibel, 1789).

    Mainka – 1. Petrus

    Wenn wir unter den Augen der Welt ein Zeugnis sein wollen, dann müssen wir Männer unsere Ehefrauen in der rechten Art lieben und ehren. Wie wir mit ihnen umgehen, nimmt die Welt sehr bald wahr. Wenn wir rüde, fordernd, unfreundlich, herzlos und egoistisch sind, wird kein Mensch unseren Glauben ernst nehmen.
    »Gleicherweise« wie die vorher genannten Hausknechte und Ehefrauen sollen auch die Ehemänner ihre Pflicht erfüllen, die sie ihren Frauen gegenüber haben. Ihre Aufgabe ist es, bei ihren Frauen »nach Erkenntnis« zu wohnen und ihnen Ehre zu geben. Der Mann darf die stärkere Position, die ihm der Schöpfer gegeben hat, nicht ausnutzen, indem er die Frau als das »schwächere Gefäß« unterdrückt oder herumkommandiert. Ihr hat Gott in der ehelichen Gemeinschaft die schwächere Stellung, nämlich die der Unterordnung, gegeben. Wie erbärmlich ist es, wenn Männer das ausnutzen! Sie bedenken nicht, wie dadurch der Herr entehrt wird, der selbst als Herr und Haupt der Gemeinde nicht kam, um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und der als der Meister den Jüngern die Füße wusch.
    »wohnt bei ihnen«: Für »wohnt« steht hier συνοικεω, synoikeō, wörtlich: zusammenwohnen. Ein Verb, das im NT nur hier belegt ist. Der Mann wohnt zusammen mit und bei seiner Frau. »Wohnen« bedeutet »sich bleibend niederlassen«. Er bindet sich an sie und verlässt sie nie mehr. Darin soll er dem Vorbild des Herrn folgen und dessen Liebe zur Gemeinde nacheifern (Eph 5,25).
    »nach Erkenntnis«: nämlich Erkenntnis Gottes und seiner Gedanken. Erkennt er, was sie beide, sowohl er als auch seine Frau, als Sünder vor Gott sind, dann wird er demütig. Erkennt er, wie sie beide völlig auf Gottes Gnade angewiesen sind, dann macht das ihn noch demütiger. Er versteht, dass er nicht besser oder würdiger ist als seine Frau, und bedenkt, dass auch sie »Miterbe der Gnade des Lebens« ist. In der Stellung vor Gott und im Erbe, das uns in Christus geschenkt ist, ist kein Unterschied zwischen Mann und Frau (Gal 3,28).
    »und gebt ihnen Ehre«: Wie passend ist das alles: Die Frau sucht nicht eitle Ehre, sondern bleibt bescheiden und still im Hintergrund. Dafür gibt der Mann ihr die Ehre, die ihr zusteht, ja, die er ihr schuldet (siehe auch 2,17). Die vorbildliche Frau von Sprüche 31 sucht nicht Rang und Ansehen in der Öffentlichkeit, sondern ist ganz zufrieden, dass nicht sie, sondern ihr Mann bekannt ist in den Toren der Stadt (Spr 31,23). Dafür stehen ihr Mann und ihre Söhne auf und preisen sie, und ihre Werke werden im Stadttor gepriesen (V. 28–31).
    Entspricht die Stellung der Frau nicht auch ganz der gegenwärtigen Position der Gemeinde Gottes? Wir gehen als Unbekannte durch die Zeit, in Knechtsgestalt, von der Welt nicht geehrt und nicht als das anerkannt, was wir wirklich sind (1Jo 3,1); wir sind noch nicht verherrlicht. Für unsere Unterordnung unter unseren Herrn und Gebieter wird er uns am Tag seines Erscheinens Ehre geben vor den Augen der ganzen Welt: Wir werden, wenn er erscheint, mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit (Kol 3,4).
    »damit eure Gebete nicht verhindert werden«: Petrus nennt hier den Grund, der ihm der wichtigste war, warum die Männer so bei ihren Frauen wohnen sollten: Ihre gemeinsamen Gebete sollen nicht verhindert werden. Überrascht uns das? Hätten wir erwartet, dass er einen anderen Grund nennt, wie etwa glückliches Familienleben, wohlgeratene Kinder oder – was heute scheinbar sehr wichtig ist – »erfüllende Sexualität«? Petrus hat uns von Anfang seines Briefes an in Erinnerung gerufen, dass wir ein Erbe im Himmel haben, dass wir von oben geboren und als Pilger unterwegs sind zu unserem Erbe in der oberen Heimat. Dahin zieht es beständig unser Herz; dahin, wo unser Herr ist, gehen beständig unsere Gedanken. Zudem hat Petrus in diesem ganzen 2. Teil des Briefes (2,1–3,12) uns gelehrt, welches die Berufung der Gnade ist: Wir sind berufen, ein heiliges und königliches Priestertum zu sein (2,1–10), und als solche sind wir berufen, Zeugen Gottes zu sein in der Welt (2,11–3,12). Sind wir keine Priester, können wir keine Zeugen sein; suchen wir nicht im Gebet beständig sein Angesicht, werden wir unsere Aufgabe als Zeugen nur mangelhaft wahrnehmen können. Darum muss jedes christliche Ehepaar auch ein Priesterpaar sein. Sie müssen regelmäßig und ausgiebig zusammen vor Gott treten mit Dank, Flehen und Fürbitte. Als Priester Gottes sind sie dazu berufen, beständig in Gottes Gegenwart zu treten. Darum darf nichts und niemand ihr Gebetsleben hindern.
    Wenn Mann und Frau viel zusammen beten, wird ihre eheliche Gemeinschaft immer tiefer. Nichts lässt ihre Herzen so zusammenwachsen wie das gemeinsame Bitten und Empfangen, das gemeinsame Beten um Gottes Beistand in ihrem gemeinsamen Zeugnis. Jeder, der mit seiner Frau ein regelmäßiges Gebetsleben führt – und das ist etwas anderes als bloß das Tischgebet und das Gute-Nacht-Gebet –, weiß das. Er weiß auch, dass er nicht regelmäßig mit seiner Frau betet, weil er darin eine gute Methode sieht, um in der Ehe glücklich zu werden. Er sucht dabei etwas ganz anderes, er sucht Gottes Reich und seine Gerechtigkeit. Dabei fällt ihm aber all das, was er gar nicht gesucht hat, auch zu (Mt 6,33).

    Benedikt Peters – Kommentar zu 1. Petrus

    Jetzt werden die Ehemänner hinsichtlich ihrer häuslichen Pflichten ermahnt. „Gleicherweise“ weist auf die ganze Abhandlung über die Unterwürfigkeit hin. Das Eheband ist kein Hundehalsband um den Hals der Ehefrau mit dem Effekt, daß sie nur darauf wartet, den nächsten Befehl auszuführen. Was die Ordnung im Hause angeht, so muß es eine höchste Autorität unter Gott geben. Da der Mann für alle Dinge in seinem Hause Gott gegenüber verantwortlich ist, so wird ihm als den Haupt eine gewisse Autorität übertragen. Was die Harmonie im Hause anbelangt, so ist gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich, wie Paulus es in Eph 5,21-23 ausdruckt: „einander unterwürfig in der Furcht Christi“.
    Die Ehemänner sollen, bei ihnen „wohnen“. Das Wort ist suniokes, wörtlich „zusammen wohnen“ oder „zusammen ein Haus benutzen“, in jeder Beziehung eines gemeinsamen Familienlebens. In allem soll der Mann für die Sicherheit seiner Frau sorgen, indem er die notwendigen Initiativen ergreift. Dies schließt körperliche, seelische und materielle Sicherheit ein.
    Hier richtet sich zwar nur ein Vers an die Ehemänner, aber die Auswirkungen sind tief und in der Tat weitreichend. Paulus weist auf die ursprüngliche Verbindung zurück und stellt mit Betonung fest, daß es gerade der Mann ist, der die führende Rolle in der Liebe, im Verlassen der Eltern und Anhangen spielt (Eph 5,25-33). Die beständige Praxis des Zusammenlebens soll „nach Erkenntnis“ geschehen. Dies ist nicht auf das körperliche Verhältnis beschränkt, sondern es ist ein Wissen, das beständig versucht, besser kennenzulernen. Da der Ehemann seine Frau mehr und tiefer verstehen lernt, sollten anfängliche Ungewißheiten und Befürchtungen zerstreut werden, da er ihren Bedürfnissen in geistlicher Weise, seelischer, physischer und materieller Hinsicht dient. Die Frau wird als „das schwächere Gefäß“ angesehen, sicher nicht schwächer in irgend einem anderen Sinn als dem körperlichen. Eine Debora, die das Heer Israels anführte, eine Maria, die dem Kreuz des Verachteten gegenüberstand und eine Priszilla, die dem mächtigen Apollos die Schriften öffnete, können schwerlich als Frauen mit schwachem Willen, Geist oder Verstand bezeichnet werden. Es geht vielmehr um liebevolle Zuwendung und Sorge, wie Paulus es formuliert. Der Mann soll der Beschützer seiner Frau vor geistlichen, moralischen und körperlichen Gefahren sein und soll ihre Furcht durch seine Gegenwart beruhigen.
    In einer Ehe ergänzen sich Mann und Frau im Idealfalle. Wenn beide gläubig sind, werden die Gaben und Fähigkeiten des einzelnen zusammengebracht, um einen harmonischen Beitrag für das Haus und weiter darüberhinaus zu leisten. Der Ehemann soll seine Frau ehren wie es ihrem großen und kostbaren Wert entspricht. Er soll anerkennen, daß sie wechselseitig Erben der Gnade des Lebens sind. Hier geht es also um Gläubige. Während sie nun auf Erden als Ehemann und Ehefrau leben, so gibt es „eine Beziehung durch Gnade, die niemals vergehen soll “ (W.Kelly). In diesem Verhältnis gibt es keine Unterscheidung hinsichtlich Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung. Die Perspektive der Ewigkeit vergrößert den Wert jeder Beziehung, indem sie diese über das Zeitliche und Vergängliche hinaushebt.
    Das Gebet ist die zusammenhaltende Kraft, die das Haus und die Familie zusammenbindet: Gebet füreinander und Gebet für die Lasten und Nöte des anderen. Es ist eine äußerst schwierige Angelegenheit, ungelöste Fragen zwischen Ehemann und Ehefrau stehen zu haben, wenn diese sich gemeinsam zum Gebet niederbeugen. Der Feind versucht beständig, Gebete zu verhindern. Er hat tausend Tricks auf Lager, von denen einer das Säen von Zwietracht zwischen den Ehepartnern ist. Jede Anstrengung ist zu unternehmen, wobei dem Mann die führende Rolle zufällt, da er Haupt und Priester des Hauses ist, den Familienaltar in Liebe und Achtung aufrecht zu erhalten.
    Es ist höchst bedeutsam, das Verhältnis zwischen Gebetsleben und der Liebe zwischen Ehemann und Frau zu erkennen. Eins kann das andere rückwirken. Dieser ganze Abschnitt läßt die Bedeutung eines ausgewogenen Lebens erkennen, wo die göttliche Ordnung in allen Aspekten und Bereichen des täglichen Lebens befolgt wird.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Bezüglich der Ehemänner erwähnt Petrus zwei Verantwortungen. Erstens sollen sie mit Einsicht bei ihren Ehefrauen wohnen. Der Ausdruck ebenso verbindet diesen Vers mit dem vorhergehenden. Genau, wie Ehefrauen sich ihren Ehemännern unterordnen müssen, haben sich Ehemänner dem Herrn unterzuordnen und ihre Unterordnung dadurch zu zeigen, dass sie für die Bedürfnisse ihrer Ehefrauen sorgen. Das Wort wohnt steht in der Gegenwart und betont eine beständige Pflicht. Die griechische Form des Wortes, das nur in diesem Vers vorkommt, vermittelt dieselbe Idee wie das hebräische Konzept des »Erkennens«. Sie bezeichnet »intime Kenntnis«; »sexuelles Erkennen«. Dieses Wort wird in der Septuaginta fünf Mal gebraucht (5Mos 22,17; 24,1; 25,5; Spr 19,14; Jes 62,5). Es bedeutet, »als Ehemann und Ehefrau zusammen zu leben«; »gemeinsam zu wohnen«. Diese Erkenntnis hat mit sexuellen Beziehungen zu tun. Das Wohnen bezieht sich hier darauf, mit ihren Ehefrauen nach der Erkenntnis sexuell zu wohnen. Während sich das Wort Erkenntnis auf Einsichten über die Ehe im Allgemeinen beziehen mag, betont es im Kontext dieses Satzes die körperlichen Aspekte dieses Erkennens. Der Ehemann hat sexuell mit seiner Frau zu leben – nach der Erkenntnis über die Erfüllung der sexuellen Bedürfnisse der Ehefrau.

    Die zweite Verantwortung der Ehemänner ist, dass der Ehemann seine Frau ehren muss. Das Wort Ehre geben in seiner griechischen Form wird nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Es bedeutet »zuweisen oder zuteilen«. Auch dieses Wort steht in der Gegenwartsform und betont die beständige Pflicht des Ehemannes, seine Frau zu ehren. Die Ehefrau soll in die Unterordnung hineingeliebt, nicht hineingezwungen werden. Der Ehemann muss seine Frau ehren, und zwar auf zwei Arten. Erstens muss er ihr als dem schwächeren Gefäß Ehre erweisen. Weil sie das schwächere Gefäß ist, muss er sie beschützen. Das Leben des Ehemannes mit seiner Ehefrau sollte sich darauf gründen, dass sie sich bewusst als das schwächere Gefäß akzeptiert. Der Abschnitt sagt nicht, dass sie schwach ist; er bezeichnet sie als schwächer. Vor Gott sind sowohl Mann als auch Frau Gefäße, und beide sind schwach. Im körperlichen Bereich jedoch ist ein Mann im Allgemeinen stärker als eine Frau; die Frau ist das schwächere Gefäß. Hier meint Petrus mit ihrem schwächeren Zustand die körperliche, nicht die geistliche Verfassung. Im Griechischen ist das schwächere Gefäß »[ehe-]fraulich«. Das Ehren beinhaltet Schutz. Zweitens müssen Ehemänner ihren Ehefrauen Ehre erweisen, weil sie Miterben der Gnade des Lebens sind. Die Ehefrau ist in den geistlichen Facetten der Errettung die Partnerin des Ehemannes. Während die Frau bezüglich der Autorität schwächer ist, weil sie ja unter der Autorität ihres Ehemannes steht, ist sie ihrem Mann bezüglich der geistlichen Privilegien absolut gleichgestellt. Nach Darstellung der beiden Arten, auf die ein Ehemann seiner Ehefrau Ehre erweisen muss, nennt Petrus den Grund, sie zu ehren: damit eure Gebete nicht verhindert werden. Das Wort damit verweist sowohl auf das Ergebnis, als auch auf den Zweck. Wenn der Ehemann seine Ehefrau nicht ehrt, hat das Auswirkungen auf sein Gebetsleben. Das Wort verhindern bedeutet, dass das Gebet nicht vor den göttlichen Thron aufsteigt. Somit wirkt sich die Partnerschaft zwischen Ehemann und Ehefrau auf zwei Arten aus: Erstens sind sie Partner im körperlichen Bereich, weil sie gemeinsam Kinder hervorbringen; zweitens sind sie Partner im geistlichen Bereich, weil sie beantwortete Gebete hervorbringen

    Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe