Du sollst dich nicht vor ihnen verbeugen und dich nicht dazu verleiten lassen, ihnen zu dienen.

Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott, (El) der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die mich hassen;
Elberfelder 1871 – Exodus 20,4–5

Du sollst dir kein Schnitzbild, noch irgendein Abbild dessen machen, was im Himmel oben, noch dessen, was auf Erden unten, noch dessen, was in den Wassern unter der Erde ist. 3Mo 26,1; 5Mo 4,15f; 27,15; Jes 40,25f; Ps 97,7.
Du sollst sie nicht anbeten, noch ihnen dienen; denn Ich bin Jehovah, dein Gott, ein eifernder Gott, Der da heimsucht die Missetat der Väter an den Söhnen bis ins dritte und vierte Glied, bei denen, die Mich hassen; 5Mo 5,9; 7,9.10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Exodus 20:4–5

Du wirst dir kein Götterbild machen, kein Abbild von irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer! Wirf dich niemals vor ihnen nieder und verehre sie auf keinen Fall! Denn ich, Jahwe, ich, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott. Wer mich verachtet und beiseite stellt, bei dem verfolge ich die Schuld der Väter noch bis zur dritten und vierten Generation.
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Exodus 20:4–5

Die Verehrung Gottes sollte geistlich geschehen, nicht leiblich. Es war Israel untersagt, Götzen anzubeten (V. 3 ) und auch, sich von Gott ein Bildnis zu machen. Götze heißt pesel , »geschnitztes Holz oder gemeißelter Stein«, von pAsal , »schnitzen, meißeln«. Später ( 2Mo 34,17 ) waren auch »gegossene Götzenbilder« aus geschmolzenem Metall verboten. Weil Gott Geist ist, kann keine materielle Darstellung ihm gerecht werden. Von Gott ein Bild zu machen, oder ein Bildnis von etwas im Himmel (Sonne, Mond, Sterne) oder auf der Erde (Tiere) oder im Wasser (Fische, Krokodile und anderes Leben im Meer) zum Zwecke der Anbetung herzustellen, war untersagt, weil Gott ein eifersüchtiger Gott ist (vgl. 2Mo 34,14; 5Mo 5,9;6,15; 32,16.21; Jos 24,19 ), das heißt, er ist eifrig darauf bedacht, daß er allein verehrt wird. Seine Einzigartigkeit ( 2Mo 20,3 ) erfordert, daß er allein verehrt wird. Das Fehlen solcher Verehrung ist Sünde und wirkt sich auf zukünftige Generationen aus. Diejenigen, die dem Einfluß unterliegen, Gott zu hassen , werden von ihm bestraft werden. Im Gegensatz dazu ist er treu (er zeigt HeseD , »treue Liebe« oder Bundesliebe) gegen jene, die ihn lieben und diese Liebe durch ihren Gehorsam zeigen (vgl. 1Joh 5,3 ).

Walvoord Bibelkommentar

Die Formen der Anbetung sind nun geregelt. Das revolutionäre israelitische Konzept von Gott beinhaltet, dass er völlig getrennt von der Welt seiner Schöpfung ist und völlig anders ist als das, was der menschliche Verstand sich vorstellen oder die menschliche Vorstellungskraft sich ausmalen kann. Daher ist jede materielle Darstellung der Gottheit verboten, ein Verbot, das in Deuteronomium 4:12, 15-19 näher erläutert wird, wo erklärt wird, dass das Volk am Sinai „den Klang von Worten“ hörte, „aber keine Gestalt wahrnahm – nur eine Stimme“. Nach israelitischer Auffassung muss jede symbolische Darstellung Gottes zwangsläufig sowohl unzureichend als auch eine Verzerrung sein, denn ein Bild wird mit dem identifiziert, was es darstellt, und wird bald als Ort und Gegenwart der Gottheit angesehen. Am Ende wird das Bild selbst zum Ort der Verehrung und zum Gegenstand der Anbetung, was das eigentliche Wesen des israelitischen Monotheismus völlig zunichte macht.

ein leidenschaftlicher Gott Der hebräische Wortstamm k-n-ʾ scheint in seiner ursprünglichen Bedeutung „intensiv rot werden“ zu bedeuten. Da sich extreme und intensive Emotionen auf die Gesichtsfarbe auswirken, drückte der Begriff in der Folge auch Leidenschaft, Eifer, Wut, und Eifersucht aus. Er wird in einer Vielzahl von Zusammenhängen verwendet, sogar mit Gott als Bezugspunkt. Die Begrenztheit der Sprache macht es erforderlich, dass eine Phraseologie, die normalerweise in den menschlichen Bereich gehört, auf Gott angewendet wird. Der Beiname ʾel kannaʾ wird am häufigsten mit „eifersüchtiger Gott“ übersetzt, eine Übersetzung, die den Ehebund als Metapher für den Bund zwischen Gott und seinem Volk versteht. Gott verlangt von Israel ausschließliche Treue, und nach dieser Auslegung wird seine Reaktion auf ihre Untreue als menschliche Eifersucht ausgedrückt. Es ist jedoch anzumerken, dass die Form kannaʾ in der Bibel ausschließlich für Gott verwendet wird, niemals für ein menschliches Wesen, eine Unterscheidung, die von einem Bewusstsein zeugt, dass sich das angesprochene Gefühl qualitativ von der menschlichen Variante unterscheidet. Unabhängig davon, ob man kannaʾ mit „eifersüchtig“ oder „leidenschaftlich“ übersetzt, unterstreicht der Begriff, dass Gott seinen Geschöpfen gegenüber nicht gleichgültig sein kann und dass er tief in die menschlichen Angelegenheiten eingreift. Er unterstreicht die energische, intensive und strafende Art der göttlichen Reaktion auf Abtrünnigkeit und auf für ihn inakzeptable Formen der Anbetung.

Der JPS Tora-Kommentar

Anbetung nur des Herrn (V. 4-6). Ein Götze ist ein Ersatz für Gott und daher kein Gott, denn es gibt nur einen wahren und lebendigen Gott. Der heutige religiöse Pluralismus („Du betest deinen Gott an und ich bete meinen an, weil beide richtig sind“) ist sowohl unbiblisch als auch unlogisch, denn wie kann es mehr als einen Gott geben? Wenn Gott Gott ist, ist er unendlich, ewig und souverän und kann den Thron nicht mit einem anderen Wesen teilen, das ebenfalls unendlich, ewig und souverän ist.
„Ich bin der Herr, das ist mein Name, und meine Ehre will ich keinem anderen geben und mein Lob nicht den Götzenbildern“ (Jes 42,8). Die Götzenanbetung der heidnischen Völker war nicht nur unlogisch und unbiblisch, sondern auch zutiefst unmoralisch (Tempelprostituierte und Fruchtbarkeitsriten), unmenschlich (Kinderopfer) und dämonisch (1. Korinther 10,10-22). Kein Wunder, dass der Herr Israel befahl, die Tempel, Altäre und Götzen der Heiden zu zerstören, als sie in das Land Kanaan einfielen (5. Mose 7,1-11).
„Meine lieben Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (1. Johannes 5,21) war die letzte Ermahnung des Apostels Johannes an die Christen seiner Zeit, und diese Ermahnung muss auch heute beherzigt werden. Wenn ein Götze etwas ist, das den Platz Gottes einnimmt, etwas, dem wir unsere Energie und Zeit widmen oder für das wir Opfer bringen, weil wir es lieben und ihm dienen, dann ist die Warnung des Johannes auch heute notwendig. Die Götzen, die Gottes Volk heute verführen, sind Dinge wie Geld, Anerkennung, Erfolg, materielle Besitztümer (Autos, Häuser, Boote, Sammlerstücke), Wissen oder sogar andere Menschen.
Gott ist ein „eifersüchtiger Gott“, nicht in dem Sinne, dass er auf andere Götter neidisch wäre, denn er weiß, dass alle anderen „Götter“ nur Hirngespinste sind und nicht wirklich existieren. Das Wort „eifersüchtig“ drückt seine Liebe zu seinem Volk aus, weil er nur das Beste für sie will. So wie Eltern auf ihre Kinder und Ehepartner auf ihre Partner eifersüchtig sind, so ist Gott eifersüchtig auf seine Geliebten und duldet keine Konkurrenz (Sach 1,14; 8,2). In der Heiligen Schrift ist Götzendienst gleichbedeutend mit Prostitution und Ehebruch (Hosea 1-3; Jer. 2-3; Hesek. 16; 23Jakobus 4,4-5). Gott begehrt und verdient die ausschließliche Liebe seines Volkes (Ex 34,14; Dtn 4,24; 5,9; 6,15).
Gott nimmt die ausschließliche Anbetung und Liebe so ernst, dass er diejenigen bestraft, die sich weigern, ihm zu gehorchen. Gott bestraft nicht die Kinder und Enkel für die Sünden anderer (24:16; Hesek. 18:4), aber die traurigen Folgen der Sünden der Vorfahren können von Generation zu Generation weitergegeben werden, und unschuldige Kinder leiden unter dem, was ihre Eltern oder Großeltern getan haben. In biblischen Zeiten war es nicht ungewöhnlich, dass vier Generationen in derselben Großfamilie lebten und somit die Möglichkeit hatten, sich gegenseitig zu beeinflussen und zu beeinflussen.
Gleichzeitig kann die Frömmigkeit der Vorfahren dazu beitragen, dass nachfolgende Generationen gesegnet werden. Abrahams Glaube brachte seinen Nachkommen Segen, und Davids Wirken half den Menschen noch lange nach seinem Tod. Mein Urgroßvater betete, dass es in jeder Generation seiner Familie einen Prediger des Evangeliums geben möge, und Gott hat dieses Gebet erhört!

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Im Laufe der Jahrhunderte und bis in unsere Zeit hinein hat es erbitterte Auseinandersetzungen über die Bedeutung dieses zweiten Gebotes gegeben. Für viele, sowohl im alten Israel als auch in der Kirche, war es ein Verbot aller Skulpturen, Gemälde und Darstellungen von irgendetwas, ob religiöser Natur oder nicht, während andere diese Interpretation abgelehnt haben. Es ist anzumerken, dass beide Seiten den Anspruch auf Rechtgläubigkeit erhoben und versucht haben, der Heiligen Schrift treu zu bleiben.

In der frühen Kirche, in der nachapostolischen Zeit, gab es eine sehr starke Feindseligkeit gegenüber aller Malerei und Bildhauerei. Kunst war immer wesentlich mit Religion verbunden, und für viele Bekehrte bedeutete Kunst Heidentum und Okkultismus. Eine Zeit lang mussten Künstler, die bekehrt wurden, entweder ihre Berufung aufgeben oder auf die Herstellung von Bildern jeglicher Form verzichten.

Etwas später, in der nachapostolischen Zeit, begannen Bilder, Gemälde und Mosaike im Überfluss zu entstehen. Es gab einen sehr umfangreichen Gebrauch von ihnen und oft eine Verehrung von ihnen. Diejenigen, die Bilder benutzten, waren nicht weniger eifrig in ihrem Glauben als die Nichtbenutzer, und ihre Theologie war im Wesentlichen ähnlich.
Wenn man eine dieser beiden Positionen einnimmt, ist es wichtig, die Gründe zu verstehen, die dahinter stehen, und warum es für uns notwendig ist, beide zu verurteilen.
Wie wir gesehen haben, ist das große Übel, das das Erste Gebot verbietet, unter anderem das Konzept der Kontinuität zwischen Gott und der Schöpfung. Die griechisch-römische Welt akzeptierte die Kontinuität allen Seins, so dass eine innere Verbindung zwischen der letzten Macht oder den letzten Mächten und der Welt der Menschen und Dinge bestand.
Gordana Babic hat beobachtet: „Nach Legenden und Heiligenleben zu urteilen, scheint es, dass Bilder von Christus und den Heiligen vom einfachen Volk meist als Objekte betrachtet wurden, die selbst mit übernatürlichen Kräften durchdrungen waren. “ Die Logik in dieser Position war folgende: Jedes gemalte Bild oder jede Skulptur hatte eine Verbindung mit der ultimativen Macht und wurde durch ihre Darstellung zu einer Konzentration dieser Macht. Kein heidnischer Götzendiener hat sein Bild mit der Gesamtheit der dargestellten Macht gleichgesetzt; vielmehr hat er es als einen Brennpunkt gesehen, der einen Teil der Macht lokal konzentriert. Somit hat die Idolatrie religiöse und philosophische Wurzeln. Aufgrund des Glaubens an die Kontinuität des Seins konnte ein Mensch ein Bildnis schnitzen lassen in dem Glauben, dass es wie ein Blitzableiter eine ultimative Macht lokalisieren würde.

Diejenigen, die Bilderstürmer waren, teilten diese Ansicht und lehnten daher alle Bilder ab. In Jesaja 44,9-20 wird die Sinnlosigkeit und Absurdität der Götzen unverblümt dargelegt: Sie sind nichts. Das Problem war, dass sie für viele Bilderstürmer und auch für die Ikonodulen etwas waren.
Aufgrund dieses Glaubens schickten Herrscher, wie z. B. die römischen Kaiser, nach ihrer Machtübernahme ihr Bildnis durch das ganze Reich, um anzuzeigen, wer der aktuelle irdische Stellvertreter der Götter war. Kaiserporträts wurden verehrt; vor ihnen wurden Kerzen angezündet, und Angeklagte flüchteten zu einem Kaiserporträt, um Zuflucht zu finden.

Teilweise war das Aufkommen von Christus- und Heiligenbildern eine Herausforderung für diesen Glauben, denn diejenigen, die die christlichen Ikonen vorantrieben, brachten damit ihren Glauben zum Ausdruck, dass die Ikonen von Christus und den Heiligen das Zentrum der Macht waren. Daher wurden Kerzen zu den christlichen Bildern angezündet.
Es war Johannes Calvin, der den teuersten und dramatischsten Bruch mit dem ganzen Konzept der Kontinuität des Seins, auch bekannt als die Große Kette des Seins, vollzog. Seine Schriften stellten Gott klar als ungeschaffenes Sein dar, das nicht mit seiner Schöpfung, dem geschaffenen Sein, verwechselt oder vermischt werden darf. Calvin schrieb:
Wie sich der Herr im vorigen Gebot als der eine Gott erklärt hat, neben dem man sich keine anderen Götter vorstellen oder sie anbeten soll, so offenbart er in diesem Gebot noch deutlicher sein Wesen und die Art der Anbetung, mit der er geehrt werden soll, damit wir es nicht wagen, uns irgendwelche fleischlichen Vorstellungen von ihm zu machen. Der Zweck dieser Vorschrift ist also, dass er seine rechtmäßige Anbetung nicht durch abergläubische Riten entweihen lässt. Darum ruft er uns mit einem Wort von den fleischlichen Gebräuchen ab, die unser törichter Verstand sich auszudenken pflegt, wenn er sich Gott nach der Grobheit seiner eigenen Vorstellungen vorstellt, und er ruft uns zu dem Gottesdienst, der ihm rechtmäßig zusteht, nämlich zu dem geistlichen, den er eingesetzt hat. Er bezeichnet das, was die gröbste Übertretung dieser Art ist, nämlich den äußeren Götzendienst. Und dieses Gebot besteht aus zwei Teilen. Der erste hält uns davon ab, es zu wagen, Gott, der unbegreiflich ist, zum Gegenstand unserer Sinne zu machen oder ihn unter irgendeiner sichtbaren Form darzustellen. Der zweite verbietet uns, irgendwelchen Bildern religiöse Verehrung zu erweisen.

Es ist sehr wichtig zu beachten, dass Calvin dieses Gebot als wesentlich auf die Anbetung bezogen sah: Es geht um „die Art der Anbetung, mit der er geehrt werden soll.“

Die drei Verse dieses zweiten Gebots sind ein einziger Satz. Dieser eine Satz hat mit Anbetung und unserer Darstellung von Gott zu tun. Wenn er allgemein genommen wird, wie es einige Hebräer taten und einige Christen getan haben, dann bedeutet er eine Abschaffung aller Malerei, Skulptur und Fotografie. Eine solche Auslegung ist absurd und steht im Widerspruch zur Schrift. Als Gott selbst die Anordnungen für sein Heiligtum gab, verlangte er die Anfertigung der Bilder der Cherubim, des ehernen Stiers, der geschnitzten Granatäpfel und so weiter. Diese waren nicht für die Anbetung, sondern um sein Heiligtum zu schmücken.

Keil und Delitzsch beobachteten:
Es ist nicht nur aus dem Kontext ersichtlich, dass die Anspielung nicht auf die Anfertigung von Bildern im Allgemeinen, sondern auf die Konstruktion von Gottesfiguren als Objekte religiöser Verehrung oder Anbetung gerichtet ist, sondern dies wird in V. 5 ausdrücklich gesagt; so dass sogar Calvin bemerkt, dass „es keine Notwendigkeit gibt, zu widerlegen, was sich einige törichterweise eingebildet haben, dass Bildhauerei und Malerei jeder Art hier verurteilt werden.“ Mit der gleichen Treffsicherheit hat er kurz zuvor bemerkt, dass „obwohl Mose von Götzen spricht, kein Zweifel daran besteht, dass er implizit alle Formen falscher Anbetung verurteilt, die die Menschen für sich selbst erfunden haben“.

Selbstgemachte Götter aller Art, materielle und geistige, sind verboten, ebenso wie alle Formen der falschen Anbetung.
Ungehorsam gegenüber diesem Gebot und die Praxis der falschen Anbetung bedeutet Gericht „bis in die dritte und vierte Generation derer, die mich hassen“ (V. 5). Ellison hat die Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Aspekt dieses Satzes gelenkt. Seit der Depression der 1930er Jahre, die unter den Farmern in den 1920er Jahren begann, haben sich Veränderungen im Familienleben in den Vereinigten Staaten vollzogen. Die Erziehung wurde verwässert und verlängert, ein Prozess, der mit Horace Mann in den 1830er Jahren begann. In den 1930er Jahren wollte man die Menschen vom Arbeitsmarkt fernhalten, indem man das Alter für die Schulpflicht anhob. Viele Eltern erleben seither nur noch ihre Enkelkinder, nicht aber die vierte Generation. In Israel waren die dritte und vierte Generation in der Regel in der Nähe. Das Gericht für falsche Anbetung und falsche Lehren von Gott betrifft die ganze Familie und damit eine ganze Kultur sehr schnell.

Im Gegensatz dazu ist die Bedeutung von V. 6, dass Gottes Barmherzigkeit sich bis ins tausendste Glied erstreckt „von denen, die mich lieben und meine Gebote halten.“ So tödlich die Folgen des Bösen auch sind, noch mächtiger und dauerhafter sind die Folgen der Treue. Wegen dieses Satzes gibt es großen Grund zur Hoffnung.
Es ist wichtig zu beachten, dass zwar kein Bild die Bedeutung Gottes erfassen kann und daher aus diesem Grund falsch ist, aber der Grund, den Gott für sein Verbot angibt, ist: „Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott“ (V. 5) Die Betonung liegt auf der Exklusivität Gottes. Es wird uns gesagt,
Ich bin der HERR, das ist mein Name; und meine Ehre will ich keinem andern geben, und meinen Ruhm nicht den Götzenbildern (Jesaja 42,8).
… ich will meine Herrlichkeit nicht einem anderen geben (Jesaja 48:11).
Das hebräische Wort „eifrig“ ist eng verwandt mit „eifrig“; es gibt weder Unentschlossenheit noch irgendein halbes Maß im Herrn.
Aufgrund dieser Tatsache sieht Gottes Ordnung Strafen vor. So wie Krankheiten in einer Familie übertragen werden können, so können auch die Sünde und ihre Folgen übertragen werden. Ein Mann, der ein Familienerbe vergeudet, bestraft die nachfolgenden Generationen; ebenso ein Mann, der Gott falsch anbetet und einen falschen Glauben vertritt.

Josephus‘ Kommentar zu diesem Gebot, und auch dem ersten und dritten, ist von Interesse:
Das erste Gebot lehrt uns, daß es nur einen Gott gibt, und daß wir ihn allein anbeten sollen; das zweite gebietet uns, daß wir uns kein Bildnis eines lebendigen Wesens machen sollen, um es anzubeten; das dritte, daß wir nicht falsch bei Gott schwören sollen.

Rawlinson sah die Bedeutung dieses Gebots so: „Du sollst dir kein Götzenbild machen …, um es anzubeten. „
Wir haben vorhin gesehen, dass viele Christen in der frühen Kirche Kunst ablehnten, weil sie sie als heidnisch ansahen, weil Kunst so wesentlich mit Religion verbunden ist. Es besteht die Notwendigkeit, eine christliche Lehre von der Kunst zu formulieren und ihre Implikationen für unseren Glauben zu sehen.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Die Begründung für dieses Gebot finde ich besonders spannend: „denn ich bin voll eifersüchtig“!
Ich glaub, wenn wir dies wirklich verstanden haben: Jehovah will eine Beziehung mit mir! und mit dir! Und wie ist das in einer Beziehung? Wird dein Lebenspartner nicht eifersüchtig, wenn du dich für eine andere Person oder eine andere Sache (Tier, Auto, Freizeit) mehr interessierst, als für deinen Partner? Und genau so sieht es Jehovah auch! Wenn ich also mich mehr um Pastor Müller auf youtube drehe anstatt um Jehovah – dann wird Jehovah eifersüchtig! Wenn ich mich mehr um bibel.Brodcasting drehe anstatt um Jehovah – dann wird Jehovah eifersüchtig! Weil ER will mit mir und dir reden – und wenn wir anstatt IHM zuzuhören, und SEIN Wort zu lesen, unsere Zeit vertrödeln und einer Schwester Wichtig auf bibel.brodcasting oder youtube folgen – dann ist das aus Jehovahs Sicht wirklich echter Götzendienst!
(übrigens: deshalb wurden vor vielen Jahren die Namen der Vortragsredner nicht hervorgehoben und Artikel erschienen anonym!)

2.Korinther 7,11

Denn siehe, eben dieses, daß ihr Gott gemäß betrübt worden seid, wieviel Fleiß (O. Rührigkeit, Ernst) hat es bei euch bewirkt! sogar (O. vielmehr; so auch nachher) Verantwortung, sogar Unwillen, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Vergeltung. Ihr habt euch in allem erwiesen, daß ihr an der Sache rein seid.
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 7,11

Seht doch, wie vieles gerade dieser gottgewollte Schmerz bei euch ausgelöst hat: eifriges Bemühen um Wiedergutmachung, Erklärung eures damaligen Verhaltens (- Verteidigung meines Vorgehens -), Empörung ´über das, was geschehen war, Furcht vor Gottes Zorn (- Od vor meiner Reaktion. -), Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit mir, leidenschaftlicher Einsatz für mich und schließlich sogar Bestrafung des Schuldigen. Ihr habt gezeigt, dass ihr in dieser Sache in jeder Hinsicht rein dasteht.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 7,11

Siehe, eben das, daß ihr nach dem Willen Gottes betrübt worden seid, welchen Eifer hat es in euch angeregt, ja Entschuldigung, ja Unwillen, Furcht, Verlangen, Eifer, Ahndung! Ihr habt euch in allen Stücken erwiesen, daß ihr rein seid in der Sache. 2Kor 7,7.15; 1Kor 5,2.6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Korinther 7:11

Da wir den Vers 10 schon hatten – hier der link zu den beiden Beiträgen: 2.Korinther 7,10 und „Die Reue muss der Schwere der Missetat entsprechen“ und vielleicht der Beitrag: Jehovah sieht das Herz

Da wir Menschen nicht sehen können, wer aufrichtig bereut oder „nur so tut“ – oder wie es eine religiöse Zeitschrift ausdrückt: „Sie können nicht ins Herz sehen. Deshalb sind sie auf äußere Anzeichen für einen kompletten Sinneswandel angewiesen. Sie müssen klar erkennen können, dass der Betreffende sein Denken, Empfinden und Verhalten geändert hat.“
Deshalb ist es wichtig, das Jehovah entscheidet und niemals Menschen das Recht haben, andere zu verurteilen. In allen in der Bibel gezeigten Fällen, tat Jehovah Seinen Anteil, um zu zeigen, wer ein „Sünder“ ist, und wer „falsch angeklagt ist“. Deshalb können nur Menschen, die wirklich den Geist Gottes haben – die wirklich ein persönliches Verhältnis zu Jehovah haben, hier eine „Entscheidung im Einklang mit dem heiligen Geist“ fällen – und deshalb waren alle Rechtsfälle in Israel und in der Christenversammlung des ersten Jahrhunderts „öffentlich“!


Aber geht es in Vers 11 um die Reue des „Sünders“ oder um die „Reue von der gesamten Versammlung/Gemeinde“?

7:10 göttliche Trauer. Trauer, die von Gott kommt, zeichnet sich durch Reue aus, d. h. Reue darüber, dass man Gottes Anerkennung verloren hat, und den daraus folgenden Entschluss, sein Verhalten zu ändern und für Gott zu leben (5:6-10, 15). weltliche Trauer. Die Trauer, die von der Welt kommt, d.h. die Reue darüber, die Anerkennung der Welt verloren zu haben, führt zu dem Entschluss, diese Anerkennung wiederzuerlangen, und das führt zum Tod oder zum göttlichen Gericht.

7:11-12 Die Reaktion der Korinther auf den Brief, den Paulus an sie schrieb, zeigte, dass sie in den Augen Gottes wirklich zu Gott gehörten. Alle Handlungen der Korinther geschehen vor einem allsehenden Gott, vor dem auch Paulus seinen Dienst verrichtet (2:17; 4:2; 12:19).

Die ESV Studienbibel

7:10 Gottgefällige Traurigkeit führt zur Reue: Wahre Reue über die Sünden führt zu einem Sinneswandel und einer Hinwendung zu Gott. Da Reue bedeutet, sich Gott, dem Retter, zuzuwenden, führt Reue zu geistlicher Befreiung oder Erlösung (siehe 6,2). Aber die Art von Trauer, die die Welt erlebt, führt zum Tod.
7:11 trauerte auf gottgefällige Weise: Obwohl Paulus in seinem vorherigen Brief hart war (siehe V. 8), lobte er die Korinther großzügig dafür, wie sie auf seine Ermahnung reagierten.

Die Nelson Studienbibel

Sie haben ihrerseits Reue gezeigt – eine Sinnesänderung, die dazu führte, daß sie nun wieder nach dem Willen Gottes handeln. Ihre Reue ist deshalb eine Traurigkeit nach Gottes Willen (wie die Reue von Petrus, nachdem er Christus verleugnet hat), keine Traurigkeit der Welt, die den Tod wirkt (wie die „Reue“ des Judas, nachdem er den Herrn verraten hat; Mt 27,3-5 ). Die echte, hilfreiche Traurigkeit der Korinther spornte sie (a) zu gemeinsamen Mühen an, ihr Unrecht wiedergutzumachen, veranlaßte sie (b) dazu, sich zu verteidigen, weckte (c) ihren Unwillen gegenüber den Widersachern des Paulus ( 2Kor 2,5-11 ) und (d) ihre Furcht angesichts ihrer ehemaligen Passivität und deren Folgen (2Kor 2,1-4), ließ (e) ihr Verlangen und ihren Eifer für Paulus wachsen (vgl. 2Kor 7,7) und führte (f) zur Bestrafung (2Kor 2,6) des Übeltäters.
Durch all das haben sie bewiesen, daß sie rein sind. Sie haben nicht so sehr durch aktives Unrechttun gesündigt als vielmehr dadurch, daß sie nicht das Rechte getan haben (vgl. Jak 4,17); doch sie haben bereut (2Kor 7,10).

Walvoord Bibelkommentar

Die Korinther haben den Segen der »Traurigkeit nach Gottes Willen« bei sich erfahren. Der Apostel rückt es ihnen noch einmal einprägsam vor Augen. Es hat »Mühen« in ihnen gewirkt (Wörtlich »Eifer, Fleiß«), nämlich in der Bereinigung der Dinge, die die Gemeinschaft mit Paulus hinderten. Sie setzten alle Mühen daran, die Hindernisse wegzuräumen. Sie übten jetzt auch »Verteidigung«, traten für ihren Apostel ein, gegen alle Anwürfe und Anklagen. Es kam zum »Unwillen«, zur Entrüstung über das geschehene Unrecht; auch die »Furcht«, den Apostel zu tief verletzt zu haben, ja dadurch ihr Heil zu gefährden, trieb die Gemeinde um. Sie drückten ihre »Sehnsucht« nach der Wiederherstellung der Liebesgemeinschaft deutlich aus; entfalteten deshalb liebenden »Eifer«, um dem Apostel ihre Liebe zu verdeutlichen, und »bestraften« den, der sich in besonderer Weise vergangen hatte (vgl. 2Kor 2,5ff.). In dem allem »beweisen« (wörtlich: »vorstellen, empfehlen«) die Korinther dem Apostel, dass sie »rein sind in dieser Sache«. Mit »dieser Sache« weist der Apostel noch einmal, ohne nähere Erläuterungen, auf einen tief schädigenden Vorgang hin (vgl. 2Kor 2,5ff.), der aber nun bereinigt ist. Das verdeutlicht er mit dem nächsten Vers. Doch wird an dem, dass Paulus gerade »diese Sache« noch einmal so gezielt anspricht, deutlich, wie tief die Störung durch diese Sünde doch gewesen war.

Edition C

Nachdem Paulus von dem Nutzen der von Gott bewirkten Betrübnis gesprochen hat, zeigt er ihnen jetzt, daß sie selbst ein Beweis dafür sind. Wir haben hier eine siebenfache Wirkung ihrer Buße, welche sie von jeglichem Vorwurf befreite und sie, im Vergleich zu ihrem Zustand, als der erste Brief an sie geschrieben wurde, völlig veränderte. Es wurde versucht, diese Auswirkungen zusammenzufassen und die letzten sechs als Paare zu sehen. Ob dies von Paulus so beabsichtigt war, ist zweifelhaft. Einige Ausleger meinen, daß sich die ersten zwei auf Gefühle gegenüber sich selbst beziehen. Die nächsten zwei auf Gefühle gegenüber dem Apostel und die letzten beiden auf Empfindungen gegenüber dem Übertreter und seiner Übertretung. Wie immer es sich auch verhält, eines ist sicher, daß das, wonach er sich immer gesehnt hat, in ihnen offenbar geworden ist. Anstelle von Gleichgültigkeit trat nun Eifer, Verantwortung und aufrichtige Fürsorge. Es war schlimm genug, daß Böses in ihrer Mitte aufgetreten war, viel schlimmer war aber, daß sie mit dem Bösen so leichtfertig umgegangen waren und sich nur zögernd damit befaßten. All das ist nun vorbei, und ihre Aufrichtigkeit wurde in ihrem Verlangen, sich selbst zu reinigen, sichtbar, indem sie auf die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen reagierten und sich jetzt empörten, daß sie über das, was so viel Schande über sie gebracht hatte, hinweggesehen hatten. Sie würden Paulus nicht länger respektlos begegnen, sondern sich viel mehr vor seiner „Rute“ und vor Gott fürchten, unter dessen Autorität Paulus handelte. Obwohl sie jetzt seine apostolische Kraft anerkannten, fürchteten sie sich nicht vor seinem Besuch, sondern sehnten sich danach, ihn zu sehen. Indem sie seine Warnungen ernst genommen und entsprechend gehandelt hatten, konnten sie seinem Besuch mit echter Freude entgegensehen. Mit „Eifer“ befolgten sie alle von ihm gegebenen Instruktionen und behandelten den eingetretenen Fall in der ihnen empfohlenen Weise, indem der Übertreter dem Gericht Gottes übergeben wurde. Dadurch reinigten sie sich selbst von diesem traurigen Fall. Paulus führt in diesen Versen nicht noch einmal die ganze mißliche Angelegenheit auf und erwähnt auch keinerlei Details, weil er weiß, daß ihnen der Anlaß dieser Zeilen bekannt ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Da sehen wir, wo das Problem ist: die Hirten der Herde, sollten eigentlich sehen, was schief läuft – und zwar lange bevor „das Kind in den Brunnen gefallen ist“! Und deshalb sind die Hirten das Problem, wenn ein solch schwerer Fall wie in Korinth auftritt – und deshalb musste die gesamte Versammlung/Gemeinde hier traurig sein!
Und ja, ich kenne solche charakterlosen Marionetten auch aus meinem Leben, die zu liebevollen, hilfsbereiten Menschen, die eben auch Sünder sind, Worte sagen wie „Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder“ (am Ende eines Rechtskomitees).

„Kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit“

Belüget einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat; wo nicht ist Grieche und Jude, Beschneidung und Vorhaut, Barbar, (S. die Anm zu Apg 28,2) Scythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen.
Elberfelder 1871 – Kolosser 3,9–11

Belügt einander nicht mehr! Ihr habt doch den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen und habt den neuen Menschen angezogen: den Menschen, der in der Weise erneuert ist, dass er nun Gott erkennt und weiß, was Gott will – der erneuert ist nach dem Bild dessen, der ihn am Anfang nach seinem Bild geschaffen hat!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Kolosser 3:9–10

Belügt einander nicht mehr! Ihr habt doch das alte Gewand ausgezogen – den alten Menschen mit seinen Verhaltensweisen –  und habt das neue Gewand angezogen – den neuen, von Gott erschaffenen Menschen, der fortwährend erneuert wird, damit ihr ´Gott` immer besser kennen lernt und seinem Bild ähnlich werdet.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 3,9–10

Es gibt ja Menschen, die denken, dass sie jeden Morgen die „neue Persönlichkeit“ anziehen müssen – und abends wohl die „neuen Kleider“ wieder ausziehen … 😉

Bei anderen gilt die Regel „Denken >> Reden >> Handeln“ – und um immer „gut zu sein“ wird das eigene Reden und das eigene Denken beobachtet – und ganz ganz doll versucht, „die neue Persönlichkeit anzuziehen“.

Da wir alle Sünder sind, müssen wir uns in Bezug auf unsere Einstellung und unseren Lebenswandel ändern, wenn wir die Persönlichkeit unseres Gottes widerspiegeln wollen. Wir müssen uns mit „der neuen Persönlichkeit“ kleiden (Kolosser 3:5-14). Durch Rat erkennen wir leichter, wo wir uns noch ändern müssen, und durch Schulung lernen wir, wie das möglich ist. Die Unterweisung, die wir brauchen, kommt hauptsächlich aus der Bibel selbst (2 Timotheus 3:16, 17).

Den allein wahren Gott anbeten

Ihr habt … ausgezogen … angezogen Der „Wechsel der Kleidung“ bei den Gläubigen steht für den Wechsel von ihrer gefallenen Identität in Adam (den alten Menschen) zu ihrer neuen Identität in Christus, den „neuen Menschen“ (Eph 2,15; 4,22–24).
3,10 den neuen, von Gott erschaffenen Menschen In Christus, den zweiten Adam (1.Kor 15,20–28.45–49), sind die Gläubigen verwandelt und erneuert worden nach dem Vorbild Christi. Jede der Eigenschaften, die Paulus in Vers 12 aufzählt, kann auf allgemeine Weise auf Gottes Wesen oder auf besondere Weise auf Christi Charakter zurückgeführt werden. Das zeigt auf, wie buchstäblich Paulus die Vorstellung nahm, dass die Gläubigen zum „Bild“ ihres Schöpfers werden.

Reformations-Studien-Bibel

„Bild seines Schöpfers“ ist nach dem Verfasser des Kol Christus; in ihm wird dem Menschen die (durch Adams Ungehorsam verloren gegangene) Gottebenbildlichkeit neu geschenkt.

Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

denn ihr habt das alte Selbst abgelegt … und das neue Selbst angezogen. (Zu „Selbst“ als Wiedergabe von „Mensch“ [ESV-Fußnote] siehe Anmerkung zu Eph. 4:22.) Paulus greift hier auf, was er zuvor über die Beschneidung der Christen durch Christus gesagt hat, indem er „den Leib des Fleisches“ ablegte (siehe Kol. 2:11). Hier verwendet er die Metapher des „Ausziehens“ und „Anziehens“ der Kleidung. Die aoristische Zeitform der beiden Partizipien deutet darauf hin, dass es sich um ein Ereignis handelt, das bereits stattgefunden hat. Eine qualitative Veränderung der Identität hat im Leben der Gläubigen bereits stattgefunden. Jetzt müssen sie nur noch ihr Verhalten mit ihrer neuen Identität in Einklang bringen (siehe auch Röm. 6,6; Eph. 4,24). Erneuert werden (Präsens) zeigt, dass die Verwandlung der Christen ein fortlaufender Prozess ist.

Die ESV Studienbibel

deine alte sündige Natur … deine neue Natur: Paulus stellt die alte und die neue Identität gegenüber (siehe auch Röm 5,12-21; 6,6; Eph 4,22-24). Gläubige legen ihr altes Leben ab und ziehen das neue Leben Christi an. Sie erlauben ihm, Herr zu sein und die Art und Weise, wie sie leben, zu bestimmen.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Die Analogien zwischen dem alten Menschen und unseren alten sündigen Verhaltensweisen und dem neuen Menschen und unserem neuen Leben in Jesus Christus sind eine Parallele zu Paulus‘ Ausführungen in Römer 6 über das Sterben für die Sünde und das Leben für Christus. Die beiden Worte alter Mensch und neuer Mensch beziehen sich nicht auf die fleischliche und geistliche Natur des Christen. Stattdessen bezeichnet Paulus unser früheres unerlöstes Leben als den alten Menschen und unser Leben als Gottes Kind als den neuen Menschen. Der neue Mensch trägt das Bild der neuen Schöpfung in Christus, während der alte Mensch das Bild unserer gefallenen Natur trägt. Der alte Mensch steht unter einem alten Herrn, Satan, während der neue Mensch einen neuen Herrn hat, den Geist Gottes, der in ihm lebt.

Die Nelson Studienbibel

lm Kolosserbrief überschneidet sich unsere Fülle mit den neuen Kämpfen, die auftreten, wenn wir Christen werden. In Kolosser 3,5-11 fügt Paulus hinzu: „5 Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; 6 um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; 7 unter ihnen seid auch ihr einstgewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet. 8 jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. 9 Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen 10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; 11 wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus“ (Ko! 3,5-11).

Nichts wird beschönigt bezüglich des Krieges, der im Leben als Christ wütet. Es wimmelt von Anfechtungen und Versuchungen. aber wir reagieren auf sie aus einem neuen Blickwinkel. J.C. Ryle erfasst das aktive Vertrauen auf Christus. das für unsere Heiligung nötig ist. Heiligkeit muss mit Christus beginnen. Zuerst müssen wir ihm gehören.
„Möchten Sie heilig sein? Möchten Sie eine neue Kreatur werden? Dann müssen Sie bei Christus beginnen. Sie werden einfach überhaupt nichts und keinerlei Fortschritte machen, bis Sie nicht Ihre Sünde und Schwachheit spüren und zu ihm fliehen. Er ist die Wurzel und der Anfang aller Heiligkeit, und um heilig zu sein. muss man im Glauben zu ihm kommen und mit ihm verbunden sein Die Menschen versuchen oft, zuallererst aus eigener Kraft heilig zu werden, und machen ein trauriges Geschäft daraus. Sie plagen sich und mühen sich und beginnen immer wieder von Neuem und verändern sich ständig, und doch geht es ihnen wie der Frau mit dem Blutfluss, bevor sie zu Christus kam, sie spüren keine Besserung, sondern dass es ‚noch schlimmer‘ mit ihnen geworden ist (siehe Mk 5,26). Sie laufen vergeblich und arbeiten vergeblich, und das ist kein Wunder, denn sie beginnen am falschen Ende. Sie bauen eine Mauer aus Sand; ihr Werk fällt so schnell zusammen. wie sie es aufbauen. Sie schöpfen Wasser aus einem undichten Gefäß; das Loch holt sie ein, nicht sie das Loch Trail! drückt es drastisch, aber richtig aus: ‚Weisheit außerhalb von Christus ist verfluchte Torheit; Gerechtigkeit außerhalb von Christus ist Schuld und Verdammnis; Heiligung außerhalb von Christus ist Schmutz und Sünde; Erlösung außerhalb von Christus ist Knechtschaft und Sklaverei.‘
Möchten Sie Heiligkeit erreichen? Spüren Sie heute ein echtes, herzliches Verlangen, heilig zu sein? Möchten Sie Teilhaber an der himmlischen Schöpfung sein? Dann gehen Sie zu Christus! Warten Sie auf nichts. Warten Sie auf niemanden. Zögern Sie nicht. Glauben Sie nicht, Sie könnten sich selbst dafür bereitmachen. Gehen Sie und sagen Sie es ihm mit den Worten dieses wunderschönen Liedes: ‚Nichts in meiner Hand ich bringen kann, ich schmieg nur an dein Kreuz mich an; nackt und bloß, —— o kleid mich doch! Hilflos. ach -— erbarm dich doch!‘ Wir werden keinen einzigen Stein in dem Werk unserer Heiligung legen. bis wir zu Christus gehen.“ (J.C. Ryle, Seid heilig! Der Schlüssel zum erfüllten Leben, 3L Verlag GmbH, Friedberg 2005, S. 99—100)

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Die Parallelstelle in Epheser zu dieser Ermahnung » belüget einander nicht « gibt den Grund an, warum wir uns der Ehrlichkeit befleißigen sollten: » Denn wir sind Glieder voneinander « (Eph 4,25). Jemand hat dazu treffend gesagt: Verlogenheit verletzt die Brüderlichkeit. « Der Sinn der Ermahnung ist klar: Sie sollten sich jede Art Unwahrheit abgewöhnen. Wahrheit ist ein Instinkt der neuen Natur des Christen. Wer bezeugt, ein Nachfolger dessen zu sein, der die Wahrheit heißt (Joh 14,6), muß sich vor Betrug mit Mund oder Tat hüten. Unter- wie auch Übertreibungen müssen um jeden Preis vermieden werden. Lügen ist wohl eine Sünde der Zunge, aber man kann auch mit seinem Gebaren hinters Licht führen. Josephs Brüder beließen ihren Vater im Glauben, sein Sohn sei tot, indem sie ihm das blutdurchtränkte Gewand zeigten. » Da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen « habt, ist nach Paulus der Grund, warum sie keineswegs die Gewohnheit zu lügen tolerieren durften. Daß die neue Gemeinschaft besteht und wir Glieder voneinander sind, ist die Grundlage der Ermahnung in Eph 4,25; hier aber wird gesagt, eine alte Beziehung sei abgebrochen worden: der » alte Mensch « ist ein für allemal abgelegt worden. Es kann kein Zweifel bestehen, daß für Paulus lügen wie alles übrige hier Gesagte Wesenszüge des alten Menschen sind und der alte Mensch mit seinen Wesenszügen verträgt sich nicht mit dem neuen Menschen.
    Das Verb » ablegen « , apekdyomai, beschäftigte uns schon in 2,15 und das dazugehörige Hauptwort in 2,11. Das Ablegen muß hier als gleich radikal angesehen werden wie dort (2,15). Man schwächt die Kraft des Ausdrucks ab, wenn man-wie es einige tun-sagt, der » alte Mensch « sei die » alte Natur « . Man kann nicht von einer radikalen, das Leben verändernden Erfahrung sprechen, wenn man das, was man » abgelegt « hat, in mancherlei Beziehung noch » an « sich hat. Es gibt drei Stellen, in denen der » alte Mensch « vorkommt, nämlich: Röm 6,6, Eph 4,22 und hier. Keiner dieser Abschnitte fordert uns auf, den alten Menschen zu kreuzigen oder abzulegen, nicht einmal Eph 4,22. JND gibt den Sinn dieser Stelle so an: » Da ihr den alten Menschen abgelegt habt « , was eine angemessene Berücksichtigung des Aorists bedeutet. Bei Paulus hat palaios immer einen negativen Sinn. In 1.Kor 5 spricht er vom » alten Sauerteig « ; in 2.Kor 3 vom » alten Bund « und vom » alten Menschen « in Röm 6,6; Eph 4,22 und hier. Das Wort » Mensch « , anthropos kommt 546 mal vor im NT und wird immer so übersetzt. Von daher gibt es keinen Anlaß, den » alten Menschen « als die » alte Natur « zu verstehen oder als sonst etwas Inwendiges. Dieser Punkt muß klar verstanden werden: Es geht beim » alten Menschen « um alles, was wir haben durch unsere Verbindung mit der adamitischen Menschheit. Das Kreuz hat alles gerichtet, was wir der Stellung und der Beziehung zu Adam nach sind, ein für allemal, so daß wir gemäß dem richterlichen Urteil Gottes nicht mehr in gesetzlicher Knechtschaft durch Schuld im juristischen Sinn sind. wir bekennen dies im Augenblick, da wir zum Glauben kommen und bezeugen es öffentlich in der Taufe, so daß die Handlung uns zugerechnet wird: » da ihr den alten Menschen abgelegt habt. «
10
in der Wendung » und den neuen angezogen habt « ist endysamenoi das Aoristpartizip des Verb endyo (» sich bekleiden «). Der Herr verwendet es in Luk 24,29 für den Heiligen Geist, wo Er von der Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und solchen, die Ihn aufnehmen, spricht. Das Wort kommt auch in der LXX mit ähnlicher Bedeutung vor (Ri 5, 34). Der Gläubige wird als jemand angesehen, der in der Taufe Christus angezogen hat (Gal 3,27). Es wird von ihm gesagt, er habe den neuen Menschen angezogen (Eph 4,24 und hier), und weiter unten wird er aufgefordert, Güte und Erbarmen anzuziehen. Paulus drückt in Röm 13 ,14 den gleichen Gedanken aus: » Zieht den Herrn Jesus Christus an « . Als der Gläubige ein Krieger Gottes wurde (2.Tim 2,4), wurde er in passende Rüstung eingekleidet, welche, da er sie einmal angezogen hat, immer getragen werden muß (Röm 13,12; 2.Kor 6,7; Eph 6,11; 1.Thess 5,8). Wenn der Herr kommt, um die Seinen aus der Welt zu holen, werden die Lebenden Unsterblichkeit und die Toten Unverweslichkeit anziehen (1.Kor 15,53.54; 2.Kor 5,3). Wir sind wie verlorene Söhne, die zum Vater in Buße zurückgekehrt sind, in die besten Gewänder eingekleidet worden.
    Der Text in Kolosser hat das Wort » Mensch « nicht, weshalb auch Elbf. lediglich sagt » und den neuen angezogen habt « . Aber » Mensch « ist natürlich gemeint und wird deshalb von verschiedenen Übersetzungen zu recht ergänzt. Ein Vergleich zwischen diesem Abschnitt und Eph 4 wird nützliche Ähnlichkeiten zeigen, aber auch Unterschiede, so die verschiedenen griechischen Wörter für » neu « . In Kolosser haben wir neos, neu in Bezug auf sich selbst. In Eph 4 ist das Wort kainos, neu in Bezug auf andere Dinge. Die Unterscheidung bewährt sich hier eigentlich nicht, denn die Bedeutung wird beide Male durch das Antonym palaios, » alt « , bestimmt. Zudem geht die in Epheser genannte Erneuerung der Erwähnung des neuen Menschen voraus, während hier die Erneuerung nachher genannt wird. Schaut man wieder in den Text, stellt man fest, daß das Wort für Erneuerung in Eph 4,23 die verbale Ableitung von neos ist, wo es vom Adjektiv kainos befolgt wird, während in unserem Abschnitt das Adjektiv neos von der verbalen Ableitung von kainos befolgt wird. wie wir auch die verschiedene Bedeutung zu definieren suchen, Paulus will ganz offensichtlich beide Male auf die gleiche Grundbedeutung hinaus.
    Den neuen Menschen angezogen zu haben, bedeutet, daß der Gläubige von allem getrennt worden ist, was er in Adam war, dem gemeinschaftlichen Haupt der alten Menschheit, und jetzt Teil hat an der neuen Menschheit, dessen Haupt der letzte Adam, Christus, ist.
    Er ist eine neue Schöpfung, wie Paulus in 2.Kor 5,17 sagt, das richtig ausgelegt die beste Erklärung unseres vorliegenden Abschnittes ist. In » der erneuert wird zur Erkenntnis « bezieht sich das Relativpronomen (ton) auf den vorhergenannten » neuen Menschen « , sodaß die hier genannte Erneuerung nicht im Gläubigen persönlich vor sich geht, sondern vielmehr vom Wirken Gottes spricht, der die gesamte neue Menschheitsordnung zu voller Erkenntnis führt. Das Endergebnis übersteigt bei weitem die alte Herrlichkeit im Garten Eden. So wunderbar dort alles war, besaß der Mensch dort nicht volle Erkenntnis. Als Adam sie gegen Gottes Gebot begehrte, fiel er und damit seine ganze Nachkommenschaft. Der letzte Adam vertritt eine neue Menschheit, welche zur vollen Erkenntnis des Vorsatzes Gottes geführt wird. Der Prozeß ist beständig, wie die Zeitform des Verbums nahelegt. Das Subjekt ist nicht der Gläubige, sondern der neue Mensch, und das Muster ist » das Bild dessen, der ihn erschaffen hat « . In Titus 3,5 spricht Paulus von der » Erneuerung durch den Heiligen Geist « , der anfänglichen Operation. Das beginnt mit der Bekehrung, der Wiedergeburt. Die Erneuerung ist geistlich. Das ergibt sich ganz deutlich aus dem Kontrast von 2.Kor 4,16 zwischen dem » äußeren Menschen « , dem leiblichen, und dem » inneren Menschen « , dem geistlichen. Das dort hinzugefügte » von Tag zu Tag « unterstreicht das Fortwährende des Prozesses. Die persönliche Erneuerung betrifft die Gesinnung (Röm 12,2), wie auch Paulus in Eph 4,23 bestätigt: » Indem ihr erneuert werdet in dem Geiste eurer Gesinnung « .
    » Nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat « ist eine Anspielung auf 1 Mose 1,26.27, welches freilich kaum der entscheidende Text zur korrekten Auslegung des Ausdrucks sein dürfte. Hätten wir den Ausdruck von 1,15 nicht, müßten wir freilich 1 Mose die Auslegung bestimmen lassen. Nun aber wirft 1,15 sein Licht auf diese Worte und es wird klar, daß die beständige Erneuerung des neuen Menschen gemäß der Gleichheit Christi ist, welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist. Durch einen Akt göttlicher Macht hat Gott eine neue Schöpfung ins Dasein gerufen, eine neue Menschheit. Er bewirkt auch dessen beständige Erneuerung gemäß dem Haupt, Christus. Paulus zeigt in Eph 4,7-16, daß das höchste und letzte gemeinschaftliche Ziel Christus ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das ist der »alte Mensch«, der Mensch, der in die Linie Adams hineingeboren und hineinverflochten ist, der sich »in seinen Werken«, seinen »Taten« ausdrückt, die eben diese Sündenverfallenheit widerspiegeln. »Ihr habt ihn ausgezogen«, wieder ist »ausziehen« und »endgültig wegtun« gemeint (vgl. zu Kol 2,11.15). Der Christ ist nicht mehr Teil der sündenverfallenen Menschheit von Adam her, sondern er lebt in der Neuschöpfung, unter dem Haupt Christus. Das ist seine Wirklichkeit. Zwar zeigt der Christ noch manche Sünde; der Vers vorher spricht die Kolosser ja nicht theoretisch an, sondern zeigt deutlich, was in der Gemeinde immer wieder vorkommt. Aber es ist nicht mehr das folgerichtige »Tun« des sündenverflochtenen Menschen. Es sind Angriffe, die der Satan erfolgreich vorträgt, Versuchungen, denen sie erliegen. Trotzdem gilt: »Ihr habt den alten Menschen ausgezogen.« So ist die neue Gemeinschaft in Wahrheit und Liebe möglich untereinander. Vom Haupt Christus her ist wahre Gemeinschaft, ein Umgang miteinander, der wahr ist. »Belügt einander nicht« meint mehr als einzelne Lügen. Das ist schon schlimm, denn jede Form der Unwahrhaftigkeit zerstört das Vertrauen und schädigt die Liebe. »Lüge« meint auch die Verstellung voreinander, wo ich dem andern etwas vorspiele, was ich gar nicht bin. Dass wir voreinander die »Lebenslüge« aufgeben, uns einander zeigen, wie wir sind, einander an Freuden und Leiden, an Dank und Versagen teilhaben lassen, das ist die christliche Wahrhaftigkeit; die Durchsichtigkeit füreinander. Denn wir haben durch Christi Kreuz den »alten Menschen«, den, der ganz in sich verschlossen war, abgelegt.

Kolosser 3,10 :
Christen haben den »neuen« Menschen »angezogen«, am gefülltesten verstanden: Sie haben Christus angezogen (vgl. Jes 52,1; 61,10; Lk 15,22: Röm 13,14; Gal 3,27; Eph 4,24; 6,11; Offb 3,18), sind eingegliedert, eingeleibt in Christus. Christus hat uns neu erschaffen; die Neuschöpfung ist an uns geschehen, das betont der Ausdruck »der ihn geschaffen hat«. Es ist ganz und gar Christi Tat, und wir können deshalb ganz und gar mittun und »anziehen«. Dieser »neue« Mensch wächst, »wird erneuert zur Erkenntnis«, schreitet in dieser Christusgemeinschaft fort von einer Erkenntnis zur andern. »Erkenntnis« ist dabei wieder viel umfassender als verstandesmäßiges Erfassen, so sehr das der Glaube auch beinhaltet; »Erkenntnis« meint biblisch das immer mehr Hineinwachsen in den Christus, seinem »Ebenbild« gleich zu werden (vgl. Kol 1,15). Der »neue« Mensch – »neu« trägt hier die Betonung des zeitlich Neuen – wächst und entfaltet sich in immer deutlicherer Christusähnlichkeit, bis er ihm »gleich sein wird« (1Joh 3,2; vgl. auch Mt 12,50; Joh 20,17; Apg 13,43; Phil 3,21; Kol 1,18; 1Petr 1,2): Dort liegt der tiefste Grund, warum wir »ablegen, ausziehen« können und dürfen: weil der Christus uns »erneuert«, weiterwachsen lässt und uns sein Wesen aufprägt.

Gerhard Maier – Edition C

Hütet die Herde Gottes

Leitet die Gemeinde, die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, als rechte Hirten! Kümmert euch um sie, nicht weil es eure Pflicht ist, sondern aus innerem Antrieb, so wie es Gott gefällt. Tut es nicht, um euch zu bereichern, sondern aus Hingabe.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 5,2

Weidet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen [beaufsichtigend], sondern freiwillig, nach (der Art) Gottes, und nicht gewinnsüchtig, sondern bereitwillig, auch nicht wie Herrschende über das Zugeteilte, sondern als Vorbilder Werdende für die Herde;
Münchener Neues Testament 1988 – 1.Petrus 5,2–3

Hütet die Herde Gottes, die bei euch (O. unter euch, wie v 1) ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, nicht als die da herrschen über ihre (W. die) Besitztümer, (O. ihr Erbteil; eig. das durchs Los Zugefallene) sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid.
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 5:2–3

Sorgt für die Gemeinde Gottes … wie ein Hirte für seine Herde Diese Formulierung beschreibt umfassend die Aufgaben eines Ältesten. Das Bild des Hirten legt Sorge, Schutz, Korrektur und Führung nahe (# 2,25). Jesus beschrieb seine eigene Sorge um die Gemeinde (Joh 10,1–18) und Gottes gütige Sorge für die Sünder (Lk 15,3–7) als Tätigkeiten eines Hirten. Der Gebrauch dieses Bildes hier durch Petrus erinnert an seine eigene Wiederherstellung und erneute Sendung als ein Hirte für die Herde Christi (Joh 21,15–17).
Seid nicht darauf aus, euch zu bereichern Petrus verbietet damit keine angemessene Vergütung der Ältesten für ihre Tätigkeit, aber sehr wohl die Liebe am Gewinn und den Missbrauch einer Vertrauensposition (1.Kor 9,14; 1.Tim 5,17f.).

5,3 Spielt euch nicht als Herren der Gemeinden auf … seid ein Vorbild Petrus warnt hier die Ältesten vor einem überheblichen Missbrauch der Macht und fordert seine Zuhörerschaft auf, sich wie Jesus zu verhalten (Mk 10,42–45; Joh 13,1–17; Phil 2,5–11).

Reformations-Studien-Bibel

Älteste (V. 1) sind mit der Verantwortung betraut, die Herde zu hüten (Gk. poimainō, „Schafe hüten; als Hirte handeln“; vgl. Johannes 21,16; Apg. 20,28; Eph. 4,11), wovon das englische Verb und Substantiv „pastor“ abgeleitet ist (lat. pastor bedeutet „Hirte“). Älteste sind auch mit der Ausübung der Aufsicht betraut (Übersetzung von Gk. episkopeō), der Verbform des Substantivs „Aufseher“ (Gk. episkopos), das eine weitere Bezeichnung für diejenigen ist, die als Älteste dienen (vgl. Apostelgeschichte 20,28). Die Begriffe „Hirte“ und „Aufseher“ betonen die Funktion der Ältesten (d.h. sie sollen die „Herde“ weiden und bewachen), während der Titel „Ältester“ das Amt hervorhebt. Petrus gibt den Ältesten nun drei Ermahnungen, wie sie die ihnen anvertrauten Aufgaben wahrnehmen sollen: (1) Die Ältesten sollen die Gemeinde gerne oder bereitwillig „hüten“, in Übereinstimmung mit Gottes Willen, anstatt es aus einem Gefühl des Zwangs heraus zu tun; (2) sie sollen die Arbeit eifrig tun und nicht aus Habgier oder um schändlichen Gewinn zu erzielen (Gk. aischrokerdōs, „in Vorliebe für unehrlichen Gewinn, gierig“); (3) sie sollen der Gemeinde als Vorbild dienen und ihre Führungsposition nicht als Mittel zur Herrschsucht nutzen.

Die ESV Studienbibel

Hüte die Herde Gottes: Ein alter israelitischer Hirte ging vor seinen Schafen her, um sie zu führen; er trieb die Schafe nicht vor sich her. Gemeindeleiter/innen sollten das Volk Gottes auf dieselbe Weise führen: Sie sollen es weiden, beschützen und leiten (siehe Johannes 21,15-17). Christliche Führungspersönlichkeiten sollten sich auch daran erinnern, dass ihnen die Verantwortung übertragen wurde, eine Herde zu hüten, die Gott gehört und nicht ihnen selbst. sie sollen als Aufseher/innen dienen: Gemeindeleiter/innen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass die Christen unter ihrer Obhut nach Gottes Wort leben. nicht durch Zwang: Die Arbeit des Dienstes soll mit Freude getan werden, nicht nur als Pflicht. nicht für unehrlichen Gewinn: Christliche Führungskräfte müssen sicherstellen, dass ihre Arbeit nicht durch Geld motiviert ist, sondern durch die Leidenschaft für das Wohl der ihnen anvertrauten Gläubigen (siehe 1. Tim. 3:3, 8; Titus 1:11).
5:3 und sich nicht als Herren aufspielen: In Anlehnung an ein Gebot, das Petrus während seines irdischen Dienstes direkt von Jesus hörte, erinnert Petrus alle christlichen Führungskräfte daran, dass sie gegenüber denen, die Gott ihnen anvertraut hat, die Rolle von Dienern und nicht von Herren einnehmen sollen (siehe Mt 20,25-28; Mk 10,42-45). Vorbild sein: Christliche Führungskräfte sollten anderen Gläubigen ein göttliches Vorbild sein (siehe Phil. 3:17; 2 Thess. 3:9; 1 Tim. 4:12). Christus selbst hat uns allen ein Beispiel gegeben (siehe Johannes 13,15).

Die Nelson Studienbibel

Das war der Auftrag, den der auferstandene Herr dem Petrus gegeben hatte: »Weide meine Schafe« (Joh 21,16f). In diesem Auftrag stehen auch die Ältesten der Gemeinden. Gemeindeleitung ist »weiden« (eigentlich »Hirte sein«, von der Wortwurzel »schützen, hüten« inhaltlich gefüllt). »Weiden« ist also »umsorgen«, »schützen«, »leiten« und »versorgen«. Wie dieses geschieht, das hat der Hirte David in Psalm 23 unübertroffen ausgedrückt. »Herde« (eigentlich »die zum Hirten Gehörenden«), so wird die Gemeinde Jesu Christi genannt (vgl. Ps 77,21; 78,52; Jes 40,11; Jer 13,17; Hes 34,17, 31; Lk 12,32; Joh 10,16; Apg 20,28). Es ist die »Herde Gottes«, denn Gott selbst ist der Hirte (vgl. Ps 77,21; 78,52), und sein Messias ist der gute Hirte (vgl. Jes 40,11; Joh 10,11ff; 11,27ff).
Nie ist die christliche Gemeinde Gemeinde eines Menschen, sondern sie ist »anbefohlen« (im Griechischen steht kürzer »bei euch«). Leitungsdienst in der Gemeinde ist Hirtendienst, ist Weidedienst, gilt in allem der Herde und nicht sich selbst. Es ist ein Dienst, der besondere Hingabe einschließt (vgl. bes. Joh 10,11). Dieser Hirtendienst heißt: auf die Herde »achten« (wörtlich, »indem ihr genau hinschaut«). Das griechische Wort episkopeo (»achtgeben«) wurde zur Amtsbezeichnung »Episkopus«. »Aufseher«, wie es gelegentlich übersetzt wird, ist aber mißverständlich. Vielmehr ist der ganze Einsatz des Hirten für die Herde betont. Er sieht ganz genau hin, d. h. er nimmt jeden einzelnen wahr; er sieht, was er bedarf, und der Hirte sieht auch rechtzeitig, wo Gefahren aufziehen.
Solcher Hirtendienst soll »nicht gezwungen« geschehen, nicht als mürrische Pflicht. Das griechische Wort verdeutlicht, daß solches Gezwungen-Werden dadurch geschehen kann, daß jemand »bedrängt« wird, diesen Dienst zu tun. Hirtendienst kann niemandem aufgedrängt werden, und er kann gewiß nicht recht getan werden, wenn sich einer in die Gemeindeleitung stellen läßt, nur weil ihn andere dazu drängen. Das setzt voraus, daß solche Gemeindeleiter wohl gewählt wurden und sie das eben dann auf sich nehmen. Hirtendienst kann nur »freiwillig« recht geschehen. Das Wort meint eine »Willigkeit«, was durch den Zusatz »wie es Gott gefällt« unterstrichen wird. Das ist ein Hirtendienst, der also getan wird, weil ich mich gern und willig Gott zu solchem Dienst zur Verfügung stelle.
Es gibt auch falsche Hirten, die nur ihren eigenen Vorteil suchen, indem sie ihr Leitungsamt zu »schändlichem Gewinn« mißbrauchen. In der christlichen Gemeinde geht es immer auch um Geld, nämlich um die Opfer und Gaben, die die Gemeindeglieder ja oft reichlich geben. Da liegt die eigene Bereicherung versuchlich nahe. Es ist deshalb gut, in einer Gemeinde die Finanzen und die Leitung zu trennen und bei der Geldverwaltung mehrere in die Verantwortung zu nehmen. Der Hirtendienst soll nicht im bösen Sich-selbst-Bereichern geschehen, sondern »von Herzensgrund« (eigentlich »eifrig, leidenschaftlich«), eben mit ganzem Einsatz für die Gemeinde und nicht für mich, aufgrund von Hingabe, nicht zur Ausbeutung.

5,3: »nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.«
Petrus gebraucht mit dem Wort »Herren« ein deutliches Wort, ein Jesuswort (vgl. Mt 20,25) für falschen Hirtendienst, nämlich – wörtlich – »hinunterherrschen« (im Sinn von »beherrschen, zwingen, Gewalt ausüben«). Auf diese Weise wird Leitung, Herrsein in der Welt geübt, oft als Machtausübung sogar mit absolutem Anspruch. So kann es in der Gemeinde Jesu Christi nicht sein, sondern Leitung ist immer Dienst. »Über die Gemeinde« heißt im Griechischen genauer »über das euch Zugeloste, euren Anteil«. Wir kennen das Wort schon als »Erbe« (vgl. zu 1,4). Das meint ein dreifaches:
a) Ihr Leitungsdienst ist ihnen das von Gott Anvertraute und deshalb Kostbare.
b) »Anteil« kann die einzelne Gemeinde bezeichnen.
c) Auch innerhalb einer Einzelgemeinde gab es wohl zugeteilte Leitungsaufgaben.

Die Hirten sollen »Vorbilder« der Herde sein, eigentlich »Typus« für die Herde. Typos meint von seiner Wortwurzel her »das Geschlagene« im Sinn von »behauen«. Es ist also ein Vorgang, bei dem Material gestaltet wird. Die Leiter der Gemeinde, geprüft und gestaltet von der Kraft Gottes, können und sollen so prägend für die einzelnen Glieder der Gemeinde sein. Vorbild bin ich nicht aus mir, sondern insoweit, wie mich Gottes Kraft gestaltet (vgl. Phil 3,17; 1 Thes 1,7; 1 Thes 1,10; 4,2; Jak 5,10; auch Joh 13,15).

Edition C Bibelkommentar

Was soll Jung und Alt, Prediger, Gemeindeleiter und „ganz normale“ Gemeindeglieder verbinden? Richtig: die Demut! Sinngemäß steht im Griechischen in Vers 5: „Alle aber legt in der Beziehung zueinander die Demut an.“ Und anlegen meint wörtlich „den Sklavenschurz umbinden“. Das erinnert uns an Jesus (vgl. Johannes 13,4). Demut hat nichts mit Minderwertigkeitsgefühlen zu tun, sondern ganz praktisch mit Taten zum Wohl des andern. Taten, die vielleicht niemand wahrnimmt, Taten, mit denen ich keine ehrfurchtsvollen Blicke, kein anerkennendes Schulterklopfen ernten kann. Es sind einfach nur Dinge, die ich für andere tue, weil ich sie höher achte als mich selbst (vgl. Philipper 2,3). Meine Selbstachtung ist deswegen aber nicht aufgegeben (Matthäus 19,19b)!
Diese Haltung ist für den Gemeindeleiter … – für jedes Gemeindeglied die ideale Herzenshaltung. Zugegebenermaßen entspricht sie nicht unbedingt dem menschlichen Naturell. Wohl darum erinnert Petrus die Gemeinde ausdrücklich daran und reiht sich bescheiden als Mitältester (1 Petrus 5,1) in die Gemeinde ein.

ERF – 1.Petrus

In der Welt wird jemand, der eine angesehene Stellung innehat, als wichtig betrachtet, aber innerhalb der Organisation Gottes gilt die Regel: „Wer sich unter euch allen als ein Geringerer benimmt, der ist groß“ (Lukas 9:46-48; 22:24-26). Die Bibel rät Ältesten, darauf zu achten, dass sie über diejenigen, die das Erbe Gottes sind, nicht herrschen, sondern Vorbilder für die Herde werden (1 Petrus 5:2, 3). Nicht nur einige wenige Auserwählte, sondern alle Zeugen Jehovas, männlich und weiblich, haben die ehrenvolle Aufgabe, den Souverän des Universums zu vertreten, demütig in seinem Namen zu reden und den Menschen überall sein Königreich zu verkündigen.

Den allein wahren Gott anbeten

nicht nur! Jehovah nutzt ALLE seine Diener! Jeder hat seine Aufgabe – und jeder ist eine Person, die NUR durch den Hirten Jesus Christus geleitet und geführt wird. Die Leiter einer kleinen oder größeren Gemeinde sind eben auch Schafe in Christi Hand.

Eine weitere häufige Quelle von Konflikten ist der Missbrauch von oder die Rebellion gegen die Autorität, die Gott in der Gemeinde, der Regierung, der Familie und am Arbeitsplatz eingesetzt hat. Alle legitime Autorität ist von Gott eingesetzt worden, in erster Linie zum Zweck der Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung (Römer 13,1-7). Er hat denjenigen, die Autorität haben, strikte Anweisungen gegeben, ihre Position nicht auszunutzen, sondern vielmehr fleißig zu dienen und auf das Wohlergehen derer zu achten, die sie zu leiten berufen sind (Markus 10,42-45; vgl. Epheser 5,25-33; 6,4.9; 1 Petrus 3,7; 5,1-3). Wenn Leiter ihre Autorität missbrauchen und sie für ihre eigenen Zwecke einsetzen, wird Gott selbst sie schließlich für diese Sünde zur Rechenschaft ziehen (5. Mose 24,15; Hiob 31,13-14; Jeremia 22,13; Mal 3,5; Kolosser 4,1; Jakobus 5,4).

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Sich zu Herren machen heißt wörtlich: „herunterherrschen“, dann „unterdrücken“, „unterjochen“. Die Ältesten haben die Gemeinde zu leiten und dabei auch Gemeindezucht zu üben. In dieser führenden Stellung liegt eine Gefahr. Sie kann mißbraucht werden im Sinne des menschlichen Machttriebes. Es gibt einen Mißbrauch der Dienstvollmacht, ein falsch verstandenes Amtsbewußtsein. Durch Herunterherrschen (- In Mt 20, 25 und Mk 10, 42 gebraucht Jesus das gleiche Wort im Blick auf die weltlichen Fürsten. -) spielen sich die Diener der Gemeinde als Herren auf, nehmen Gott die ihm gebührende Ehre und Herrscherstellung, und sie entmündigen dadurch die Gemeindeglieder. Freiheit und verantwortliche Mitarbeit, die Freude am Dienst und das Gemeinschaftsbewußtsein gehen auf diese Weise verloren. So können Älteste das ihnen Zugeteilte durch „Herunterherrschen“ geradezu „herunterwirtschaften“. Dem stellt Petrus die rechte Art des Weidens gegenüber: sondern als solche, die Vorbilder der Herde werden. Wie Petrus, so verwendet auch Paulus das Wort Vorbild oder „Muster“ (grie ⟩typos⟨) und mahnt die Gemeindeleiter im gleichen Sinne (1Tim 4, 12; Tit 2, 7; vgl. auch 1Th 1, 7; 2Th 3, 9). In Phil 3, 17 sagt er: „Seid zusammen meine Nachahmer und sehet hin auf die, welche also wandeln wie ihr uns zum Vorbilde habt.“ Nicht Herrschernaturen, sondern Vorbilder braucht die Gemeinde. (- Deshalb liegt ein großer Gewinn im Lesen guter Lebensbilder -) Wer sich zum Herrn macht, verlangt von der Gemeinde Dienste, die er selbst nicht zu tun bereit ist. Wer dagegen Vorbild ist, geht im Dienen voran. Alle „Älteren“ stehen unter dem Auftrag: werdet Vorbilder der Herde. Nicht die Predigtgabe und nicht überragende menschliche Fähigkeiten sind in erster Linie für den Ältestendienst nötig, wohl aber eine Lebenshaltung, die von Jesus und den Aposteln, und das heißt von der Heiligen Schrift her, geprägt ist.

Wuppertaler Studienbibel

Das Volk des Herrn wird hier als „Erbteil“ für Gott gesehen. Die souveräne Wahl Gottes in der Auswahl und Bestellung jener Gläubigen als Aufseher versichert sie ihres großen Wertes in Seinen Augen. Die Ältesten werden gewarnt, nicht über Gottes Erbe zu herrschen; es ist äußerst kostbar für Ihn. Jene Führer sollten „Vorbilder“ der Herde sein. „Vorbilder“ oder „Typen“ spiegeln wohl etwas von der Typologie des AT wider. Typen waren sichtbare Darstellungen, verbunden mit einer geistlichen Bedeutung.
Als Gott wünschte, sich selbst Seinem Volke Israel zu offenbaren, dort in der Wüste, da rief Er Mose zu sich auf den Berg. Gott kannte das Muster „in dem Himmel“, und Er zeigte Mose dieses Muster. Dann befahl Er Mose hinunterzugehen und eine Nachbildung davon im Wüstensand anzufertigen. Während es dem Volk nun nicht gegeben wurde, solche Offenbarung in all ihrer wunderbaren Art zu verstehen, so konnten sie zu dieser Nachbildung gehen, die Mose erbaut hatte, sie berühren und begreifen und somit etwas von Gott lernen.
Dies ist das Bild in dem Wort typos wie es sich auf den Ältesten bezieht, den geistlichen Führer. Führung bedeutet nicht die Fähigkeit, Treffen zu arrangieren, Programme aufzustellen, Kommitees zu organisieren. Leitung bedeutet, „geistlich“ führend zu sein. Es bedeutet vor Gottes Volk in solcher Art voranzugehen, daß die anderen zur Nachfolge ermuntert werden. Sie mögen wohl nicht fähig sein, alle in den Briefen dargestellten großen Lehren zu begreifen, die sich auf das christliche Leben beziehen, aber sie können das Leben beobachten, das die Ältesten vorleben. Sie können zu einem dieser Männer Gottes hingehen und sein Leben „berühren“ und sich an ihm ein Beispiel nehmen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Heute ist es ja „Mode geworden“ sich als „Hirten“ auszugeben – und nicht als führendes Beispiel voran zu gehen, sondern durch Videos „seine eigene Meinung“ den anderen kundzutun. Hat ja auch den Vorteil, dass man über Videos kaum Kosten hat, und durch „Werbeeinnahmen“ und „Spendenaufrufe“ dabei „Geld verdienen“ kann. Ein weiterer Vorteil von Videos ist ja, dass man, sobald die Kamera aus ist, wieder so leben kann, wie man leben will – und dass man von den Zuschauern der Videos nicht um Rat gefragt werden kann. Denken wir besonders bei den großen Organisationen an die Stelle aus Hesekiel: – Hesekiel warf den falschen Hirten vor: „Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt, und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben“ (Hes 34,4-5).

Die Beziehung und das gegenseitige Wissen von Jesus und dem Vater sind einzigartig

Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.
Elberfelder 1871 – Lukas 10,22

Mein Vater hat mir Vollmacht über alles gegeben. Niemand außer dem Vater kennt den Sohn wirklich, und niemand kennt den Vater außer dem Sohn und jenen, denen der Sohn den Vater offenbaren will.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Lukas 10:22

„Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden und so begreift niemand außer dem Vater, wer der Sohn ist, und außer dem Sohn und dem der Sohn es wohl zu enthüllen wünscht, wer der Vater ist.“
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Lukas 10,22

Dieses „alles“, das dem Sohn übergeben ist, wird hier nicht im einzelnen aufgezählt. Johannes aber, der so schlicht vom Sohn schreibt, der uns gegeben worden ist (3,16), spricht von vielen Dingen, die der Vater in Seine Hände gegeben hatte (3,35). Nicht nur das Werk der Schöpfung (1,3) und das Werk der Erlösung (17,4), sondern auch alles Gericht wurde Ihm übergeben (5,22); und „Gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst“ (5,26). Die Werke, die Er tat, waren Ihm vom Vater gegeben (5,36), und alle, die an Ihn glauben, sind eine Gabe des Vaters an Ihn (6,37.39). Sie werden „die Schafe“ genannt, die der Vater Ihm gegeben hatte (10,29), und Er nennt sie die „Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast“ (17,6). Der Vater gab Ihm die Worte, die Er den Seinigen gab (17,8), und die Herrlichkeit gar, welche der Vater Ihm gab, gibt Er ihnen, wiewohl Er auch Seine eigene Herrlichkeit beim Vater besitzt. Und Er bittet, daß die Seinigen diese Herrlichkeit sehen möchten (17,24). Das „alles“, das Ihm vom Vater „übergeben“ war, reicht von den Uranfängen her bis in alle kommenden Ewigkeiten.
 Nirgends kommt Lukas in seinem Evangelium dem Thema des Johannesevangeliums so nahe, wie in diesem Abschnitt. Wir sehen hier den Herrn wie in Joh 17, wie Er zum Vater spricht, wie Er sich an den Kindlein freut, die Sein Heil kennen, und wie Er sich als den bezeichnet, der den Vater offenbart wie in Joh 1,18.
 Der Sohn hat den Vater geoffenbart, Er ist der Weg zum Vater, offenbart die Wahrheit über den Vater und gibt den Seinigen Leben vom Vater (Joh 14,6). Aber es gibt auch einen einzigartigen Sinn, in dem nur der Vater den Sohn erkennt. Es sind Herrlichkeiten in Seiner gesegneten Person, die nur der Vater schätzen kann. Wenn wir Ihn sehen werden, wie Er ist (1Jo 3,2), wird Er Seine Schönheit und Herrlichkeit nicht vor uns verbergen, aber sie übersteigen unser Fassungsvermögen so vollständig, daß wir, wiewohl wir in alle Ewigkeit immer tiefer in Seine Erkenntnis eindringen werden, nie an einen Punkt gelangen werden, an dem wir nicht noch weitere unvergängliche Herrlichkeiten Seiner Person schauen würden. Wir haben hier eine so herrliche Person vor uns, deren Größe und Pracht nie genug gerühmt werden kann. Die erhabensten Gedanken, die wir je über Ihn gehegt haben mögen, und die schönsten Worte, die wir je über Ihn haben sprechen können, vermögen die Wunder Seiner herrlichen Person nie auszuschöpfen.
  O Vater! Einer ist’s vor allen,
 Auf Ihn blickst Du mit Wohlgefallen,
 Auf den geliebten, eig’nen Sohn.
 Wie in dem Schoß der Ewigkeiten,
 So war Er’s in der Füll‘ der Zeiten,
 Und jetzt als Mensch auf Deinem Thron.
 In Ihm sind Deine Wesenheiten,
 Dein Abdruck ist Er und Dein Bild,
 der Abglanz Deiner Herrlichkeiten;
 Er ist’s, der Dein Verlangen stillt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In V. 21 war von der Offenbarung an die Jünger die Rede. Jetzt aber, in V. 22, wird klargestellt, dass es diese Offenbarung nur durch Jesus gibt. Was Jesus später in Joh 14,6 sagt (»niemand kommt zum Vater denn durch mich«), das liegt bereits in Lk 10,22; Mt 11,27 vor.

»Alles«, so beginnt diese Aussage Jesu, »alles ist mir übergeben von meinem Vater«. Er ist also der vollständige Offenbarer. Seine Offenbarung kann später weder aufgehoben noch ergänzt werden (vgl. Heb 1,1ff.). Für die Juden war diese Aussage insofern verständlich, als sie die vollkommene Tora, die Weisung, vom Messias erwarteten.

Dass Jesus dieser vollständige Offenbarer sein kann, hängt mit der einzigartigen Sohnesverbindung zusammen, in der er zum Vater steht: »Niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn«. Letzteres leuchtet unmittelbar ein, da ja der Gottes – »Sohn« Jesus vom Himmel herabkam. Er war in Ewigkeit bei Gott, wie Joh 1,1ff sagt. Er hat als Einziger unter den Menschen Gott gesehen. Deshalb ist seine Verkündigung von Gott einzigartig (Joh 1,18). Aber wie steht es mit dem ersten Teil der Aussage, dass nämlich »niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater«? Auch da muss man sagen, dass die göttliche Würde des Sohnes »nur« dem »Vater« im Vollsinn bekannt sein kann. Denn wenn »der Sohn« von Ewigkeit her beim Vater war (Joh 1,1ff.), dann kann keiner der sterblichen Menschen »wissen«, wer er vom Ursprung her eigentlich ist (vgl. Joh 3,12ff.). Wir Menschen erfahren es nur von Jesus selbst bzw. durch den Heiligen Geist (vgl. Joh 14,6ff.; Joh 16,7ff.; Joh 17,8ff.; Mt 16,17; 1 Kor 2,6ff.).
Nun fehlt uns noch der letzte Teil von V. 22: »… und wem es der Sohn offenbaren will«. Diese Worte bestätigen unsere vorige Auslegung. Denn sie stellen klar, dass es in V. 21 und V. 22 um das Thema »Offenbarung« geht. Das ist der Unterschied zu Mt 28,18, wo das Thema »Weltherrschaft« im Mittelpunkt steht. Sie stellen weiterhin klar, dass nur Jesus letztgültig sagen kann, wer der »Vater« und wer der »Sohn«, wer die dreieinige Gottheit und was der göttliche Heilsplan ist. Er hat diese Aufschlüsse seiner Gemeinde geoffenbart. Die früheste Gemeinde hat sie dann im Neuen Testament niedergelegt. Wer also am NT vorübergeht, weiß nichts Endgültiges und nichts Vollständiges von Gott (Heb 1,1ff.).

Gerhard Maier – Edition C

In derselben Stunde freute er sich im [oder durch den] Heiligen Geist (Lukas 10:21a) und begann zu beten. Jeschua wies in seinem Gebet auf drei Dinge hin. Erstens erklärte er, warum einige glaubten und andere nicht (Lukas 10,21b). Der Grund für den Unglauben war, dass diese Dinge aufgrund ihrer Sünde vor ihnen verborgen geblieben waren. Obwohl sie weise und verständig waren, lehnten sie den Messias ab. Umgekehrt lag der Grund für den Glauben darin, dass diese Dinge denen offenbart worden waren, die als geistliche Säuglinge galten. Zweitens offenbarte Jeschua alles, was die Gläubigen über Gott den Vater wissen (Lukas 10:22). Keiner kennt den Vater wie der Sohn, und keiner kennt den Sohn wie den Vater. Was die Gläubigen über beide wissen können, kommt durch den Sohn. Drittens hatten diese Jünger einen einzigartigen Vorteil (Lukas 10:23-24). Viele Könige und Propheten der hebräischen Bibel wünschten sich, die Erfüllung dieser messianischen Tage zu sehen, aber sie starben, bevor Jeschua auf der Bildfläche erschienen war. Diese Jünger jedoch sahen den messianischen König. Sie bekamen einen einzigartigen Vorteil und wurden auf besondere Weise gesegnet, da sie die Prophezeiungen und die Wünsche der Propheten und Könige erfüllt sahen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Da haben wir es wieder: keine Kirche, keine Gemeindschaft kann uns das vermitteln, was Jesus uns vermitteln kann. Dafür müssen wir „nur“ die Bibel unter Gebet lesen – und diese Beziehung aufrecht erhalten!

Mir sind alle Dinge übergeben worden: Das ist die Erklärung Jesu, dass er als Sohn Gottes absolute Autorität besitzt (siehe Johannes 10:18; 17:2). Eine ähnliche Aussage macht er in Mt 28,18. außer dem Vater . . . außer dem Sohn: Jesus erklärt seine einzigartige Beziehung zu Gott, dem Vater. Der Herr offenbart sich nur durch Jesus. Um Gott zu kennen, muss man seinen Sohn, Jesus, kennen.

Die Nelson Studienbibel

Der Vater und der Sohn haben eine innige Beziehung zueinander. Jesus kam auf die Erde, um den Vater einer verlorenen Welt zu offenbaren (siehe Johannes 1,1-18).

New Living Translation Study Bible

Die Beziehung und das gegenseitige Wissen von Jesus und dem Vater sind einzigartig: Nur der Vater kennt den Sohn vollkommen und befähigt andere, das wahre Wesen des Sohnes anzuerkennen (Mt 16,17). Nur der Sohn kann den Vater in Übereinstimmung mit seiner souveränen Gnadenwahl bekannt machen (Joh 14,6–11; 17,6).

Reformations-Studien-Bibel

Hochmut kommt vor dem Fall, ein weiser Mensch ist bescheiden.

Kommt Übermut, so kommt auch Schande; bei den Bescheidenen aber ist Weisheit.
Elberfelder 1871 – Sprüche 11,2

Wo Anmaßung ist, folgt Unehre,
aber bei den Bescheidenen ist Weisheit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Sprüche 11:2

Wo Hochmut eintritt, dort (tritt) auch Schande (ein),
der Mund der Demütigen aber meditiert (- sinngemäß wohl »Er prägt sich durch beständiges, murmelndes Wiederholen Weisheitssprüche ein«. -) Weisheit.
Septuaginta Deutsch – Sprüche 11,2

Während der Gesetzeslehrer das ganze Gesetz kennen und vermitteln kann, kann der Weise immer nur weitergeben, was er persönlich gelernt hat. Er wird immer gerne die Erfahrungen anderer hinzuziehen. „Die Weisheit ist bei den Bescheidenen“ (Spr 11,2). Bescheidenheit macht sich gerade bemerkbar, indem man gerne andere zu Rate zieht und ihr Urteil einbezieht und sich nicht für allwissend hält.

Schirrmacher – Das Gesetz der Freiheit: Die Differenzierung von Gottes Willen

Das erste Membrum enthält eine schöne Lautmalerei. Die hebr. Wörter für Übermut und Schande lauten sadon und qalon. Dieser Gleichklang wird unterstützt durch das zweimalige kommt. Dadurch erscheint der Zusammenhang zwischen Vergehen und Strafe nicht in zeitlicher Folge, sondern fast als Gleichzeitigkeit. Die beiden Dinge kommen Hand in Hand. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist unmöglich, nur das eine für sich allein einzuladen. Aber vielleicht braucht man den Übermut gar nicht einzuladen. Das könnte durch kommt angedeutet sein. Plötzlich ist er da, plötzlich kommt er über uns. Wir hatten nur ein kleines Erfolgserlebnis. Wir haben uns nur über etwas gefreut. Und schon werden wir übermütig. Ist das denn so schlimm, daß wir uns gleich in Schande bringen? Der Weise erkennt an dem Übermut die Unbeherrschtheit. Er kann Weisheit nur den Beherrschten zuerkennen. Unter »Beherrschung« versteht er nicht nur das gefaßte Ertragen von Leid, sondern auch, daß überschäumendes Glück unter Kontrolle gehalten wird.

Wuppertaler Studienbibel

V. 2 – zâdôn ist abgeleitet vom verb zûd/zîd, »aufwallen«, »übermütig, zügellos sein« (2Mo 18,11; Jer 50,29). Im Kausativstamm (Hifil) wird es verwendet für »kochen, sieden«, d. h. »Wasser aufwallen machen« (1Mo 25,29). Wenn es sich auf das Aufwallen des Gemüts bezieht, bedeutet es »vermessen, frevelhaft handeln« (2Mo 21,14; 5Mo 1,43; 17,13; 18,20; Neh 9,10.16.29).

Wer sich über alles Recht und Maß hinwegsetzt, ist ein Übermütiger, und sein Tun wird am Ende seine Schande sein. Der Demütige bildet sich nicht ein, größer oder klüger zu sein, als er ist. Demut ist ein echtes Kind der Weisheit, denn der Weise fürchtet Gott, und wer Gott fürchtet, kann weder mehr fordern, als recht ist, noch sich für größer halten, als er ist.
Der »Übermut«, zâdôn (auch in 13,10 und 21,24), oder »Vermessenheit« (5Mo 17,12), vom Verb zîd/zûd, eigentlich »kochen, sieden« (1Mo 25,29 [»überwallen«]) und von daher auch »übermütig sein« (2Mo 18,11) oder gar »frevelhaft handeln« (5Mo 1,43; 17,13). Übermut ist so etwas wie ein Sieden oder Überwallen des Gemüts. Dazu gibt es das Adjektiv zêd, »übermütig, frech« (Spr 21,24; Ps 19,14; Jes 13,11). Im Übermut setzt man sich über von Gott gesetzte Grenzen hinweg oder verachtet Autoritäten (2Petr 2,10; Jud 8), man überhebt sich und maßt sich an, was man nicht ist (5Mo 18,22); man ist aufgeblasen (Hab 2,4), d. h., man täuscht Größe vor, die man nicht hat. Der Hochmütige hat wie eine Blase großen Umfang, aber er ist leer. Von den selbst ernannten übergroßen Aposteln sagt Paulus, dass sie falsche Waage und falsches Maß verwenden: »… indem sie sich an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, sind die unverständig« (2Kor 10,12). Der Übermut verführt das Herz des Menschen (Jer 49,16; Ob 3), wo er sprosst, wächst gleichzeitig die göttliche Zuchtrute (Hes 7,10).
Auf den Übermut folgt »Schande«. Die Sünde des Übermuts wählt der Mensch selbst, die Folgen davon kann er nicht wählen; die verhängt Gott. Als der Mensch in Vermessenheit gegen Gott sündigte und Gott gleich sein wollte, kamen Scham und Schande auf ihn (1Mo 3,5–7). Die Sünde ist die Schande des Menschen, und wenn er sie nicht bekennt und sich von ihr befreien lässt, wird er einst auferstehen zur ewigen Schande (Dan 12,2).
Die »Demütigen« oder »Bescheidenen«, ṣânucîm – vom Verb ṣânac, das nur noch in Micha 6,8 belegt ist (»demütig wandeln«) –, bilden den Gegensatz zum Übermut der ersten Verszeile. Während Übermut Schande nach sich zieht, empfangen die Demütigen »Weisheit«. Der Sohn Gottes pries den Vater darüber, dass er die Weisheit zur Errettung den »Weisen und Verständigen« verbarg und sie den »Unmündigen« offenbarte, d. h. denen, die nichts von sich hielten und empfanden, dass sie es nötig hatten, dass Gott ihnen gebe, was sie nicht besaßen (Mt 11,25; vgl. Jak 1,5). Salomo selber, obwohl gekrönter König, hielt sich für einen »kleinen Knaben«, der nicht wisse, ein- und auszugehen, und in dieser Einsicht bat er Gott um Weisheit, und Gott gab sie ihm (1Kö 3,5–12; 2Chr 1,7–12).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wenn der Stolz kommt, dann, &c. Beispiele: Miriam (Num. 12:10); Usija (2. Chron. 26:16-21); Nebukadnezar (Dan. 4:30); Moab (Zeph. 2:8, 10); Ninive (Zeph. 2:15).
Aber mit den Niedrigen, &c. Veranschaulichungen: Josef (Gen. 41:16, 38, 39); Daniel (Dan. 2:20, 21. Vgl. Spr. 2:6).

The Companion Bible

Stolz ist unehrliche Selbstdarstellung, während Demut eine ehrliche Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen ist.

New Living Translation Study Bible

Leider fehlt es heute vielen Menschen, die Bibelkommentare herausgeben, nicht nur an Demut, sondern auch an Erfahrung! Es gibt schon wirklich triftige Gründe, warum ein Rabbi früher verheiratet sein mußte – und auch (wie Paulus auch für Christen festlegt) Kinder haben mußte.
Außerdem sollten sich christliche Lehrer und Kommentarschreiber nicht „mit fremden Federn schmücken“ – und den Mut haben, die Zitate richtig anzugeben – die Leser werden es genießen!

In 4. Mose lesen wir, dass Jehova einen Israeliten, der am Sabbat Holz gesammelt hatte, zum Tod verurteilte.

Wenn jetzt aber jemand ganz bewusst Sachen tut, obwohl er weiß, dass ich das total ätzend findet, macht er den dann ja zum Affen. Er hat mich beleidigt und muss dafür sterben. Wer so drauf ist, muss aus der Gemeinschaft rausfliegen. Egal ob der ein Israelit ist oder ein Ausländer, er hat bei euch nichts zu suchen. Der hat eine ganz klare Ansage von mir, eurem Gott, mit Absicht nicht beachtet.“
Jemand macht den Sonntag lächerlich
In der Zeit, als die Israeliten noch in der Wüste wanderten, erwischten sie einen Typen, der am Sonntag Öl für die Heizung am Umfüllen war. Die Leute, die das beobachtet hatten, nahmen den fest und brachten ihn zu Mose und Aaron während einer Versammlung, bei der die ganze Gemeinschaft dabei war. Für so eine Tat gab es aber noch kein Gesetz, darum steckte man den Typen erst mal in den Knast.
VolxBibel – Numeri 15,30–34

Das Wesen aber, das es mit erhobener Hand tut,
vom Sproß oder vom Gast,
IHN schmäht er,
gerodet wird dieses Wesen aus dem Innern seines Volkes,
denn SEINES Wortes hat er gespottet,
sein Gebot gesprengt,
gerodet wird, gerodet jenes Wesen, – sein Fehl auf es!
Söhne Jissraels waren in der Wüste, sie fanden einen Mann
Hölzer stoppelnd am Tag der Wochenfeier,
es nahten, die ihn Hölzer stoppelnd fanden, ihn heran zu Mosche und zu Aharon und zu aller Gemeinschaft.
Sie legten ihn in Gewahrsam,
denn es war nicht erdeutlicht, was ihm zu tun sei.
Buber & Rosenzweig – 4.Mose 15,30–34

Aber die Seele, die etwas tut mit aufgehobener Hand, von den Eingebornen und von den Fremdlingen, den Jehova lästert ein solcher, und selbige Seele werde ausgerottet aus ihrem Volke;
denn das Wort Jehovas hat er verachtet, und seine Gebote gebrochen; ausgerottet soll selbige Seele werden, ihre Schuld liegt auf ihr.
Und als die Söhne Israels in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der Holz las am Tage der Ruhe.
Und es führten ihn, die ihn gefunden Holz lesend, zu Mose und zu Aaron und zur ganzen Gemeinde.
Und sie legten ihn in Verhaft; denn es war nicht entschieden, was ihm geschehen sollte.
de Wette Bibel – 4.Mose 15:30–34

Aber was für ein Mensch war der Mann, der das Sabbatgesetz übertrat? Tat ihm sein Verhalten leid? Hatte er schon vorher gegen Jehovas Gesetze verstoßen? Hatte er Warnungen in den Wind geschlagen? Die Bibel verrät darüber nichts.

Oh doch! Die Bibel verrät eine ganze Menge darüber – nur muß man unbedingt mit dem Bibelmicado aufhören! Lest doch mal die Bibel als Buch! Denn wenn wir die Verse davor lesen, wird sicher jedem der lesen kann, klar, warum der Mann Holz sammelte – und dann auch, warum es gerecht war, diesen Übeltäter von Jehovah richten zu lassen!

Aber schauen wir uns andere Kommentare an:

Der Ausdruck „Sabbat“ stammt von einem hebräischen Wurzelwort, das „ruhen, aufhören, mit Arbeit aufhören“ bedeutet. Die Bibel erläuterte im einzelnen, daß kein Israelit am Sabbattag kochen oder backen, Holz sammeln, Lasten tragen oder Geschäfte abwickeln durfte (2 Mose 16:23, 29; 4 Mose 15:32-35; Nehemia 13:15). Jeder Israelit, der am Sabbat arbeitete, sollte „bestimmt zu Tode gebracht werden“ (2 Mose 31:15).

Erwachet! 22.Mai 1975

Ach ja, „ihr“ wusstet es einmal 🙂

Der letzte Abschnitt mit zusätzlichen Bestimmungen betrifft vorsätzliche Sünden, also Sünden, die im vollen Bewußtsein ihrer Sündhaftigkeit und absichtlich begangen wurden. Für diese Sünden gab es im AT kein Opfer. Solche Sünden werden als gotteslästerlich bezeichnet, weil mit ihnen stolz die Unterordnung verweigert wird und das Herrsein Jahwes und seine Bundesbestimmungen in Frage gestellt werden. Das Ausrotten aus dem Volk meint hier wie an anderen Stellen sowohl den Ausschluß als auch den Tod (vgl. 1Mo 17,14 und den Kommentar zu 3Mo 7,20; 17,4 ).
Als mögliches Beispiel für eine solche vorsätzliche Sünde (V. 30-31 ) berichtet der Autor von einem Mann, den man fand, wie er am Sabbat Holz aufsammelte . Da nicht klar war, was zu geschehen hatte, vielleicht weil man nicht wußte, ob es sich um eine vorsätzliche Sünde handelte, wurde der Mann gefangen gehalten, bis der Herr das Urteil gesprochen hatte: Der Mann muß sterben. Er wurde außerhalb des Lagers… zu Tode gesteinigt . Mit diesem Beispiel wird deutlich illustriert, wie Gott seine Bestimmungen über vorsätzliche Sünden (V. 30-31 ) verstand.

Walvoord Bibelkommentar

So einfach ist das? Übrigens: der Walvoord Bibelkommentar ist von einer „normalen Bibelschule“ – in der junge Menschen den Inhalt der Bibel kennen lernen – ähnliche Schulen gibt es auch in Dt – wie zum Beispiel „am Köritzer See“

Sünden, die mit erhobener Hand begangen werden, müssen sich auf bewusste, absichtliche Sünden beziehen, da diese mit unabsichtlichen Sünden verglichen werden (V. 22, 24, 27). Eine „hohe Hand“ deutet darauf hin, dass man die Hand trotzig gegen Gott erhebt, und eine solche Sünde kann nicht gesühnt werden (siehe Heb 10,26-30). Diejenigen, die bewusst und absichtlich sündigen, werden abgeschnitten (d. h. sie sterben plötzlich und auf mysteriöse Weise als Strafe Gottes; siehe Gen 17,14; Ex 12,15; 31,14; Num 9,13 und Anmerkung zu 9,6-14).

15:32-36 Ein Sabbatbrecher wird hingerichtet. Hier scheint es sich um eine „schwere Sünde“ zu handeln, die auch noch öffentlich begangen wurde, so dass der Täter tatsächlich hingerichtet und nicht nur „abgeschnitten“ wurde (vgl. V. 30-31), was nur galt, wenn der Täter unentdeckt blieb. In diesem Fall ist es klar, dass der Mann gesündigt hat, denn alle Arbeiten am Sabbat sind verboten (Ex 20,10), auch das Anzünden eines Feuers (Ex 35,3). In diesem Fall wusste das Volk jedoch nicht, wie seine Strafe aussehen sollte: Es war nicht klar, was mit ihm geschehen sollte (Num. 15:34). Die Art und Weise seiner Hinrichtung unterstreicht die Bedeutung der Einhaltung des Sabbats.

Die ESV Studienbibel

Als die Israeliten einmal in der Wüste waren, stießen sie auf einen Mann, der Holz sammelte. Die Weisen sagen, dass der Ausdruck „in der Wildnis“ hier verwendet wurde, um den Mann als Zelophehad zu identifizieren, dessen Töchter ihn in 27: 3 als „in der Wildnis“ (Bekhor Shor) gestorben beschreiben. Das Verb „Sammeln“ bezieht sich auf das hebräische Wort für „Stroh“; er sammelte Anzünder (Kimhi). Sie „stießen“ nicht auf ihn, sie „fanden“ ihn (OJPS) – eindeutig hatte Moses ihnen gesagt, sie sollten ein Auge auf ihn haben. Sie wussten, dass er „das Manna] gern in einem Topf kochte“ (11: 8), was nur die Bösen unter ihnen taten (Hizkuni). Es war zweifellos der zweite Sabbat, wie Raschi sagt, da sie an ihrem ersten Sabbat in der Wildnis noch nicht alle Einzelheiten darüber erhalten hatten, was die Einhaltung des Sabbats beinhalten sollte. Da wir genau wissen, dass die Israeliten „in der Wildnis“ waren, wäre es sinnlos, dies zu sagen, es sei denn, dies geschah, sobald sie in der Wildnis waren (Gersonides). Das Sammeln von Holz gehört nicht zu den 39 verbotenen Arbeitskategorien. Seine Sünde war, dass er nicht an seiner Stelle blieb, sondern Exo 16,29 verletzte:, „niemand soll am siebten Tag seinen Platz verlassen“ (Abarbanel).

Die Bibel der Kommentatoren

Wer b’yad ramah (mit hoher Hand) sündigt, lästert den HERRN und wird karet (abgeschnitten). Für dreisten Trotz kann ein Mensch oder seine Seele vom Leben in der Gemeinschaft (oder vom zukünftigen Leben entweder durch seine Kinder oder in der kommenden Welt oder beides) abgeschnitten werden (Num. 15:27-31).
So ergeht es auch dem Mann, der am Schabbat Stöcke sammelt. Binden, Schneiden und Tragen, allesamt m’lachah (zugewiesene Aufgaben), sind am Schabbat verboten. Wenn die Person angemessen gewarnt wird, aber trotzdem weitermacht und b’yad ramah (Num. 15:32-36) sündigt, verlangt das Vergehen eine Karet. Aber niemand weiß, was zu tun ist [Sifri, Raschi in Sanh. 78b], also wird der Mann vor Mosche gebracht, der den HERRN befragt.

Jeffrey Enoch Feinberg – Gehe zu 4.Mose

Obwohl die schamlose Missachtung des Herrn mit Karet bestraft wird, wird die vorsätzliche Schändung des Sabbats noch härter bestraft: Zusätzlich zum Karet wird der Täter mit dem Tod bestraft. Diese doppelte Strafe für Sabbatverstöße wird in Exodus 31:14 als Gesetz zitiert, das jedoch auf dem Fall der Person beruhen könnte, die beim Holzsammeln am Sabbat ertappt wurde und deren Strafe durch ein Orakel festgelegt wurde. Für Details siehe Exkurs 37. Dies ist eine von vier orakelhaften Rechtsentscheidungen, die Mose zugeschrieben werden (siehe V. 34).

Einmal, als die Israeliten in der Wüste waren Ramban behauptet, dass diese Begebenheit aus chronologischen Gründen hier platziert wurde: Sie ereignete sich am ersten Schabbat nach dem Fiasko der Aufklärungsmission (Kap. 13-14).

Sammeln Hebräisch mekoshesh ist ein Verb, das aus dem Substantiv kash, „Stoppeln“, gebildet wird. Das Verb wird für das Sammeln von Stoppeln (5. Mose 5:12) oder Holzstücken (1. Könige 17:10, 12) verwendet.

Jakob Milgrom – Der JPS Tora-Kommentar

Im zweiten Abschnitt geht es um die Sünden des Vorsatzes, die anmaßenden Sünden. Wir haben eine Erklärung, was diese Sünde ist, in V. 30-31, und in V. 32-36 ein Beispiel für eine solche Sünde. Menschen, die solche Sünden begehen, tun dies in Arroganz und Stolz; sie zeigen Verachtung für Gott und sein Wort. Was Gott sagt, ist für sie Unsinn, und sie verletzen Gottes Gesetz vielleicht sogar absichtlich und schamlos, um seine Bedeutungslosigkeit zu erklären. Anstatt Gott anzubeten, trotzen sie Ihm; einige solcher Menschen haben im Laufe der Generationen Gott herausgefordert, sie für ihre Gesetzesübertretungen zu erschlagen.

Wir haben in Matthäus 12,32 den Hinweis unseres Herrn auf die unverzeihliche Sünde. Die Einzelheiten der Sünde werden nicht genannt. Es ist nicht nur eine Tat, sondern auch der Geist der radikalen Verachtung Gottes und eine Umkehrung der gesamten moralischen Ordnung. Solche Menschen brechen ein Gesetz, weil es Gottes Gesetz ist, um zu zeigen, dass für sie das Böse gut und das Gute böse ist. Gott kann für sie keine Gesetze erlassen, behaupten sie. Sie leugnen damit nicht nur Gott, sondern erklären auch, dass der Mensch als sein eigener Gott tun kann, was er will.

An dieser Stelle gibt es einen wichtigen Aspekt zu diesem Gesetz. Viele, ja die meisten Gesetze Gottes können nur von Gott durchgesetzt werden: Praktisch alle Vergehen gegen Gott werden von ihm in seiner Vorsehungszeit oder in der Ewigkeit bestraft. Nur sehr wenige Vergehen, die sich direkt gegen Gott richten, können von Menschen bestraft werden. In diesem Fall verlangt Gott die Bestrafung durch den Menschen, weil die grundlegende Ordnung der gesamten Gesellschaft auf dem Spiel steht. Gott ist die einzig gültige letzte Quelle allen Rechts, und jeder, der Gottes Legitimität als Quelle von Recht und Moral angreift, strebt danach, die Gesellschaft und alles Recht zu zerstören. Es gab also Sünden, für die es keine Sühne, sondern nur Gericht geben konnte. Solche Vergehen werden als Sünden „mit hoher Hand“ bezeichnet (Num. 33:3).

Dann, in V. 32-36, wird uns ein Beispiel für eine solche Sünde gegeben. In Exodus 35,2-3 wird für ein solches Vergehen der Tod gefordert, weil Gott in der Wüste Manna für Israel bereitstellte; Er sorgte auf wundersame Weise für ihren Schutz und gab ihnen Nahrung, die über den Sabbat hinweg unverdorben blieb. Dies war ein Gesetz, das von Israel verlangte, sich an jedem Sabbat an die Bedeutung von Gottes Vorsehung und wundersamer Fürsorge zu erinnern.

Der Mann, auf den in diesen Versen Bezug genommen wird, brauchte am Sabbat kein Feuer; er hatte Manna vom Vortag vorbereitet, um sich und seine Familie zu ernähren. Die Tatsache, dass er kein Feuer gemacht hatte, zeigt deutlich, dass er sich etwas vorgenommen hatte. Das Gesetz in 2 Mose 35,2-3 bezog sich auf das Anzünden eines Feuers. Er spielte also ein legales Spiel, indem er Verachtung für Gottes Gesetz zeigte, während er legal nicht gegen den Buchstaben des Gesetzes verstieß. James Moffatt gibt V. 33-34 so wieder:
Diejenigen, die ihn beim Sammeln von Brennstoff erwischten, brachten ihn vor Mose und Aaron und die ganze Gemeinde, die ihn unter Arrest stellten, da es kein klares Gesetz gab, wie er zu bestrafen war.

Er kannte das Gesetz aus Exodus 35:2-3; technisch gesehen hat er es nicht gebrochen. Er sammelte öffentlich Stöcke in seiner Verachtung für Gottes Gesetz. Gott befahl die Hinrichtung dieses Mannes; dies ist die einzige bekannte Strafe für einen solchen Sabbatbruch. Hier ist die Bedeutung offensichtlich. Unmittelbar nach dem Ausspruch gegen anmaßende und vorsätzliche Sünden entschied sich dieser Mann, seine Verachtung für Gott und sein Gesetz auf offene und öffentliche Weise zu zeigen. Die Strafe Gottes war der Tod.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Manchmal sündigen wir gegen den Herrn durch das, was wir tun, und manchmal durch das, was wir nicht tun (Lukas 7,36-50). Sünden der Unwissenheit werden nicht automatisch vergeben, nur weil wir unabsichtlich Gottes Gebote vergessen haben; diese Sünden müssen wir dem Herrn bekennen, genauso wie wir begangene Sünden bekennen (1. Johannes 1,9).5 Die Tatsache, dass Gott Unterlassungssünden vergab, bedeutete nicht, dass er „nachsichtig mit der Sünde“ war, denn es musste noch Blut vergossen werden, bevor dem Sünder vergeben werden konnte.

Fürchte den Herrn (V. 30-36). Anmaßend“ zu sündigen bedeutet, Gottes Gesetz absichtlich und arrogant zu missachten, wohl wissend um die damit verbundene Gefahr. Im Hebräischen heißt es wörtlich: „mit erhobener Hand sündigen“, so als würde man Gott mit der Faust ins Gesicht schlagen und ihn herausfordern, etwas zu tun. Anmaßende Sünden werden von Menschen begangen, die „keine Gottesfurcht vor ihren Augen“ haben (Röm 3,18).

Gott befahl, solche Sünder aus dem Volk auszuschneiden, was bedeutet, dass sie zu Tode gesteinigt wurden. Sie waren nicht nur ungehorsam gegenüber Gottes Gesetz, sondern taten es auch in einer Weise, dass sie sich Gottes Willen widersetzten und Gottes Wort verachteten. Für vorsätzlich begangene Sünden wurden keine Opfer dargebracht, also wurde auch keine Vergebung am Altar angeboten. (- Als David mit Batseba Ehebruch beging, war das eine vorsätzliche Sünde, die dem Willen Gottes zuwiderlief, und sie war besonders abscheulich, weil er der König war und nicht nur die Gesetze Gottes kannte, sondern auch die Verantwortung hatte, sie durchzusetzen. Er konnte kein Opfer bringen (Ps. 51:15), also warf er sich ganz auf die Barmherzigkeit Gottes. Der Herr vergab ihm, aber David musste die schmerzlichen Folgen seiner Sünde ertragen (2 Sam 12,13-14). -)

Ein Beispiel für selbstherrliche Sünde findet sich bei Mose im Bericht über den Mann, der am Sabbat Brennmaterial sammelte (Num 15,32-36). Dieser Mann kannte zweifellos Gottes Gebote (2. Mose 20,8-11; 31,12-17), und doch missachtete er sie vorsätzlich. Offenbar sammelte er Stöcke, um ein Feuer zu machen, und es war verboten, am Sabbat ein Feuer zu entfachen (35:1-3). Da dies für die Juden eine neue Erfahrung war, fragte Mose nach dem Willen des Herrn, und Gott befahl ihm, das Volk zu veranlassen, den unverschämten Übeltäter zu steinigen.

Es ist gefährlich, wenn Christen sagen: „Ich werde weitermachen und sündigen, denn danach kann ich Gott bitten, mir zu vergeben. Sie sehen Gottes Verheißung in 1. Johannes 1,9 als einen „religiösen Hasenfuß“, der ihnen aus der Patsche hilft, nachdem sie Gott absichtlich ungehorsam waren. Bekennende Christen, die wiederholt und absichtlich sündigen, sind wahrscheinlich gar keine Christen (Röm. 6; 1. Johannes 3,7-10; 5,1-5, 18); und wahre Gläubige, die diese leichtsinnige Haltung einnehmen, werden vom Vater gezüchtigt, bis sie sich seinem Willen unterwerfen (Hebr. 12,3-15). Als der deutsche Dichter Heine auf seinem Sterbebett sagte: „Natürlich wird Gott mir vergeben; das ist seine Aufgabe“, verstand er weder die Schrecklichkeit der Sünde noch den hohen Preis der Gnade Gottes.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Bald, nachdem die Israeliten in die Wüste zurückgekehrt waren, kam es zu einem Fall von Sabbatübertretung. Die Umstände machten ihn zu einer Angelegenheit von besonderer Schuld. Gottes Ankündigung, Israel zu enterben, hatte eine rebellische Haltung aufflammen lassen. Einer aus dem Volk war wütend, weil ihm der Zutritt nach Kanaan verwehrt war. Er war entschlossen, seine Verachtung für Gottes Gesetz kundzutun. Er wagte es, das vierte Gebot zu übertreten, indem er am Sabbat außerhalb des Lagers Brennholz sammelte. Während der Wüstenwanderung war das Entfachen von Feuer am siebten Tag verboten (vgl. 2. Mose 35,3). Das Verbot sollte nicht im Land Kanaan gelten, wo es wegen der Härte des Klimas oft eine Notwendigkeit war, Feuer zu machen. Doch in der Wüste benötigte man kein Feuer, um sich zu wärmen. Der Mann übertrat willentlich und absichtlich das vierte Gebot. Es war keine Sünde aus Gedankenlosigkeit oder Unwissenheit, sondern aus Vermessenheit.

Ellen G.White – Wie alles begann: Von der Schöpfung bis zum König David


Was lernen wir also? Wir dürfen niemals nie nur einen Kommentar lesen – und erst Recht dürfen wir Verse aus dem Zusammenhang reißen! Verse aus dem Zusammenhang zu reißen, führt automatisch zu falscher Auslegung! Und der Mittelpunkt der Bibel ist NICHT der Mensch! sondern Jehovah!