… das von Gott erwählte Volk …

Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, (Vergl 2Mose 19,5. 6.) damit ihr die Tugenden (O. Vortrefflichkeiten) dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 2,9

Ihr jedoch seid das von Gott erwählte Volk ( wörtlich Geschlecht ); ihr seid eine königliche Priesterschaft (oder eine Priesterschaft im Dienst des Königs. Vergleiche 2. Mose 19,6 und zum ganzen Vers auch 2. Mose 19,5 und Jesaja 43,21 ) , eine heilige Nation, ein Volk, das ihm allein gehört und den Auftrag hat ( und ihr habt den Auftrag), seine großen Taten zu verkünden – die Taten ( seinen Ruhm zu verkünden – den Ruhm ) dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Petrus 2:9

Ihr aber seid „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum besonderen Besitz, damit ihr die Vorzüglichkeiten“ dessen „weit und breit verkündet“, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Petrus 2:9

Doch ihr seid eine von Gott auserwählte Generation, eine Gemeinschaft von Priestern königlicher Abstammung, ein Volk, das in einer ganz besonderen Beziehung zu ihm lebt. Eure Aufgabe ist es, alles, was er an Gutem getan hat, öffentlich zu erzählen. Er, Gott, hat euch herausgerufen aus dem Bereich der Finsternis in sein wunderbares, erstaunliches Licht.
Roland Werner – Das Buch – 1.Petrus 2,9

Petrus schließt diesen Abschnitt seines seelsorgerlichen Schreibens mit einer eindringlichen Mahnung an seine Leser, den Weg der Heiligung in die Praxis umzusetzen. Er erinnert sie nochmals daran, daß sie im Gegensatz zu den Ungehorsamen, deren Schicksal die Vernichtung ist, das auserwählte (eklekton; vgl. eklektois; 1 Petrus 1,1) Geschlecht sind. Auch hier knüpft er wieder an das Alte Testament, vor allem an die Aussage in Jes 43,20 ,an. Der Titel „auserwähltes Geschlecht“, der ursprünglich nur Israel gebührte, gilt nun den Heidenchristen ebenso wie den Judenchristen. Die Verantwortung, die einst allein auf der Nation Israel ruhte, ist jetzt, im Zeitalter der Gnade, auf die Kirche übertragen worden. Am Sinai trug Gott Mose auf, dem Volk zu verkünden: „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (2Mo 19,6).
Nun, im Kirchenzeitalter, werden die Gläubigen als königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums bezeichnet. Petrus gebraucht für die Christen den Begriff „heilige Priesterschaft“ (1 Petrus 2,5) und „königliche Priesterschaft“ ( 1 Petrus 2,9; vgl. Offb 1,6). Die Wendung „Volk des Eigentums“ ist eine freie Wiedergabe der griechischen Worte eis peripoiEsin, wörtlich „zur Bewahrung“ (vgl. auch Hebräer 10,39). Die Christen sind ein besonderes Volk, weil Gott sie für sich bewahrt hat. Die Beschreibung der Kirche ähnelt damit zwar derjenigen Israels im Alten Testament, doch es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß sie an die Stelle Israels getreten ist und die nationalen Verheißungen Israels, die im Tausendjährigen Reich erfüllt werden, auf sie übertragen wurden. Der Apostel gebraucht hier einfach ähnliche Begriffe für ähnliche Sachverhalte. So wie Israel „das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums“ war, so sind jetzt die Gläubigen „auserwählt“, haben priesterliche Funktionen, sind heilig und Gottes Eigentum. Doch Ähnlichkeit bedeutet noch nicht Gleichheit.
Gottes Plan in der Erwählung der Gläubigen zu seinem Volk ist es, daß sie verkündigen … die Wohltaten dessen, der sie berufen hat. Statt „Wohltaten“ könnte man auch „hervorragende Eigenschaften“, „außergewöhnliche Qualitäten“ oder „Tugenden“ (aretos; das Wort taucht nur viermal im Neuen Testament auf; Phil 4,8; 1 Petrus 2,9; 2 Petrus 1,3.5) schreiben. Die priesterlichen Gläubigen sollen so leben, daß das Wesen ihres himmlischen Vaters in ihrer Lebensführung zum Ausdruck kommt. Sie sollen die Herrlichkeit und Gnade Gottes bezeugen, der sie von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat. Petrus (1 Petrus 2,10) macht diesen Satz mit einem Zitat aus Hosea (1 Petrus 2,25) deutlich. „Finsternis“ ist ein Bild für die Zeit, in der die jetzigen Christen noch Heiden waren und nichts von Gottes Heilsplan wußten (vgl. Kol 1,13), als sie „nicht ein Volk“ waren und nicht in Gnaden lebten. Nun aber, wo sie in Gnaden sind, sind sie „Gottes Volk“ und erleuchtet von einem „wunderbaren Licht“. Die Praxis der Heiligung, in der das Volk Gottes als heilige und königliche Priesterschaft dient, seinem Herrn geistliche Opfer bringt und seine Herrlichkeit preist, ist die rechte Antwort auf die Gnade (vgl. 1 Petrus 1,13), die diesen Menschen zuteil wurde.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der ganze Gegensatz zwischen Glaubenden und Unglaubenden wird noch einmal deutlich, wenn Petrus jetzt den Gemeinden ihren Stand vor Augen stellt, was sie wirklich sind durch und in Christus. Dabei wird das Wort »Volk« in dreifacher Ausprägung zur Kennzeichnung der Gemeinde des neuen Bundes gebraucht:
a) »Ihr seid das auserwählte Geschlecht.« »Geschlecht« meint im Griechischen das Volk von seiner Abstammung her. Christen haben die gleiche Abstammung, den gleichen Vater, sind gezeugt aus dem unvergänglichen Samen des Wortes Gottes (vgl. 1,23). Das alles beinhaltet das Wort »auserwählt«.
b) »Ihr seid…das heilige Volk.« Das griechische Wort »Volk« bezeichnet Menschen der gleichen Zugehörigkeit, Kultur und Lebensweise. Die Christen sind »heilig«, abgesondert für den selben Herrn. Sie leben in der Heiligung, richten ihr ganzes Denken, Wollen und Handeln auf ihren Herrn Jesus Christus aus. Dabei sind sie Volk Gottes nicht als Volk unter anderen Völkerschaften. Sie sind »die königliche Priesterschaft«. Ihr Handeln und Sein ist nach oben, vertikal ausgerichtet. »Volk« meint hier keine soziologische Größe, sondern eine geistliche Größe. Christen sind »königlich«, denn sie sind Bürger des Königreiches Jesu Christi, das nicht »von dieser Welt ist« (vgl. Joh 18,36), sich aber in dieser Welt entfaltet und gebaut wird. Sie sind eine »Priesterschaft«, tun Priesterdienst, d. h. sie dienen vor Gott für die Welt in aufhaltender Fürbitte und stehen vor der Welt, um ihr Gottes Weisung und Evangelium anzusagen.
c) »Ihr seid das Volk des Eigentums.« Dieser griechische Begriff meint das Volk, das dieselben Ziele hat. Mit »Volk des Eigentums« (eigentlich »Volk zum Eigentum«) ist die Zielrichtung angegeben. Die Gemeinde ist unterwegs, um in Gottes Ewigkeit ganz mit ihrem Herrn vereint zu sein. Doch ist sie schon hier »Eigentum« Gottes, nämlich das Werk, das Jesus Christus »errettet« hat, freigekauft und damit für sich »erworben« hat (so die griechischen Wortbedeutungen). Für sie gilt: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein« (Jes 43,1).
Hinter diesen Kennzeichnungen der christlichen Gemeinde als »auserwähltes Geschlecht«, »heiliges Volk« und »Volk des Eigentums« stehen atl. Gottesworte an Israel (vgl. 2 Mo 19,5f; Jes 43,20f). Die Gemeinde des neuen Bundes tritt also mit in die Stellung Israels ein. Allerdings tritt sie nicht an Israels Stelle, denn das atl. Gottesvolk ist von Gott nicht verworfen, sondern bis zum Ende der Zeit zurückgestellt. Wir sind eingepfropfte Zweige am Baum Israel (so drückt es Paulus aus, vgl. Röm 11,17, 25f).

Das neue Gottesvolk steht im Dienst seines Herrn: »…daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten.« Christen sind Zeugen ihres Herrn und rufen vor den Menschen die »Wohltaten« ihres Herrn einladend aus. Das griechische Wort »Wohltaten« kann mit »Herrlichkeit, Stärke, Machttat« wiedergegeben werden. Dahinter steht Jesaja 43,21, Israel soll Gottes Ruhm verkündigen. Und diese »Machttat« Gottes gipfelt eben darin, daß er uns »berufen hat von der Finsternis«. »Finsternis« ist der Zustand des »alten« Menschen, ist der »Schatten des Todes« (vgl. Ps 107,10; Jes 42,7; 58,10; 60,2; Mt 4,16; Lk 1,79; Joh 1,5; 8,12; 2 Kor 4,6; Eph 5,8; Kol 1,13; 1 Thes 5,4; 1 Jo 2,8, 11). Daraus hat Gott durch Jesus Christus – das Licht der Welt – uns herausgerufen »zu seinem wunderbaren Licht«, »wunderbar«, denn es ist und bleibt das Gotteswunder, daß Tote zum Leben kommen können, daß Finsternis hell werden kann, daß Menschen im Glauben an Jesus Christus gerettet werden für Zeit und Ewigkeit.

Edition C Bibelkommentar

Im fünften Punkt schließt Petrus seine Diskussion zum Thema Jesus als Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses mit der Position des Überrestes ab und macht drei Beobachtungen.

Die erste Beobachtung ist, dass es vier verschiedene Charakterisierungen der Position der jüdischen Gläubigen im Gegensatz zu Israel als Ganzes in Vers 9a gibt: Aber ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum eigenen Besitz Gottes.
Erstens sind sie ein auserwähltes Volk, dies basiert auf Jesaja 43:20; zweitens sind sie ein königliches Priestertum, dies basiert auf Hebräer 7:1-28; drittens sind sie eine heilige Nation, dies basiert auf Exodus 19:6; und viertens sind sie ein Volk für Gottes eigenen Besitz, dies basiert auf Deuteronomium 7:6; 14:2; 26:18; Jesaja 43:21; und Maleachi 3:17.

Viele Lehrer nehmen diese Verse und wenden sie auf die Gemeinde als Ganzes an, aber das ist eine falsche Anwendung. Petrus schreibt hier speziell an jüdische Gläubige. Er sagt, dass Israel als Nation, Israel als Ganzes, versagt hat, aber die jüdischen Gläubigen haben nicht versagt. Die Gemeinde ist keine Rasse; sie setzt sich aus Mitgliedern aller verschiedenen Rassen zusammen. Die Gemeinde ist keine Nation; sie setzt sich aus Einzelpersonen aus jeder Nation zusammen; tatsächlich wird die Gemeinde in Römer 10,19 als keine Nation bezeichnet. Die Gemeinde ist keine Rasse, aber die jüdischen Gläubigen sind eine Rasse, und sie bilden das Israel Gottes. Also geht es in diesen Versen wieder um die Stellung und den Status der jüdischen Gläubigen im Gegensatz zu den jüdischen Ungläubigen.

Die zweite Beobachtung ist der Zweck der Berufung des Überrestes in Vers 9b: damit ihr die Vorzüge dessen zeigt, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Der Hintergrund dieses Verses ist ein Verweis auf Jesaja 43:20-21. Das griechische Wort für „vorzeigen“ bedeutet „weithin bekannt machen“. Es bezieht sich auf die Verkündigung einer Botschaft an Außenstehende. Das unterstreicht ihre evangelistische Funktion: die Nachricht von Gottes Vorzügen oder Gottes Eigenschaften zu verbreiten. Er ist derjenige, der sie berufen hat, was sich auf den Punkt ihrer Errettung bezieht. Sie wurden aus der Finsternis, dem Reich des Satans, in sein wunderbares Licht, die Schechinah-Herrlichkeit, gerufen.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch 1 Petrus

zwei Mannschaften

Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.
Elberfelder 1871 – Matthäus 6,24

»Niemand kann zwei Herren zugleich dienen. Er wird den einen vernachlässigen und den andern bevorzugen. Er wird dem einen treu sein und den andern hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld.
Gute Nachricht Bibel – Matthäus 6:24

«Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des andern nicht kümmern können. Genausowenig könnt ihr zur selben Zeit für Gott und das Geld leben.
Hoffnung für alle – Matthäus 6,24

Die Schlußfolgerung die in Vers 25 lesen, hatten wir ja schon betrachtet
Wir können also in einer „christlichen Zeitschrift“ nicht gleichzeitig um Spenden betteln und gleichzeitig auf Jehovah schauen. Wir können nicht gleichzeitig auf den Christus schauen, und gleichzeitig an „menschlichen Vertretern“ glauben. Wir können nicht gleichzeitig große Pläne machen und auf Jehovah vertrauen. Wir müssen uns entscheiden – in welchem Team wir spielen oder für welches Team wir jubeln!


(Lk 12,33-34; 11,34-36; 16,13) Auch die Haltung zum Reichtum ist ein Barometer für die Gerechtigkeit. Die Pharisäer glaubten, daß der Herr es denen, die er liebte, materiell gutgehen ließ. Sie wollten unbedingt große Schätze auf Erden ansammeln. Doch diese irdischen Schätze sind vergänglich (die Motten fressen die Kleider, und der Rost zerstört Metall; vgl. Jak 5,2-3) und können geraubt werden, wohingegen Schätze im Himmel nie verlorengehen.
Die irrige Auffassung der Pharisäer rührte daher, daß ihre geistlichen Augen böse waren (Mt 6,23). Sie sahen nur auf Geld und Reichtum und lebten dadurch in geistlicher Finsternis. Sie waren so sehr Sklaven ihrer Geldgier, daß sie ihren wahren Herrn, Gott, darüber vergaßen. Das Wort „Mammon“ kommt von dem aramäischen Wort für „Reichtum oder Eigentum“, mamOna.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Es gibt zwei Herren: Jehova Gott, der Herr über alle, die Gerechtigkeit herbeisehnen; und der Teufel, der Herr über Gottes Gegner. „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6:24) Wisset auch, dass es möglich ist, Satan zu dienen, ohne es zu erkennen.

Wachtturm Oktober 1950

Zur Ausübung wahrer Gerechtigkeit gehört auch die richtige Einstellung zum Geld (Matthäus 6,19-21). Geld ist nicht etwas, das um des Hortens willen gehortet werden sollte. Vielmehr sollte Geld auf richtige Weise verwendet werden, um das zu kaufen, was benötigt wird, und um Sicherheit für die Familie zu schaffen.
Es ist nichts falsch daran, ein Sparkonto zu haben. Wenn jedoch Geld zur alles verzehrenden Leidenschaft wird und das Sparkonto zur Sicherheit einer Person wird, dann dient der Gläubige dem Herrn nicht mehr so, wie er es sollte. Das Prinzip in Bezug auf Geld ist, dass ein Mensch nicht zwei Herren dienen kann. Entweder man dient Gott oder dem Mammon. Der Begriff „Mammon“ ist ein Lehnwort aus dem mischnaischen Hebräisch und bedeutet „Geld“, „Reichtum“, „Besitz“ und möglicherweise „das, worauf man vertraut“. Es ist ein Begriff, der sich auf alles bezieht, was diese Welt materiell zu bieten hat. Vermes erklärt:
Der hebräische Begriff mamon, oder wahrscheinlicher das aramäische mamona, war in der Zeit Jesu weit verbreitet. Der galiläische heilige Mann des ersten Jahrhunderts n. Chr., Hanina ben Dosa, soll mamon gehasst haben, sowohl seinen eigenen als auch den, der anderen gehörte (vgl. Mekh zu Exod. 18,21). Tatsächlich wird er manchmal als ein Mann beschrieben, der in selbst auferlegter Armut lebte .

Man ist entweder ein Diener Gottes oder ein Diener des Materialismus, aber man kann nicht ein Diener von beidem sein. Wenn wir dem Materialismus dienen und wenn materielle Dinge die Grundlage für unsere Sicherheit sind, dann sind wir nicht Gottes Diener. Gott ist nicht der Herr; der Mammon ist der Herr. Wenn wir andererseits wirklich Gott dienen und unsere Sicherheit in Ihm finden, werden wir ein richtiges Gleichgewicht in Bezug auf materielle Güter haben. Wir werden wissen, wie wir mit dem Geld umgehen, das uns anvertraut ist. Wir werden ein richtiges Gleichgewicht halten zwischen dem, was Gott für unsere Familien, die Gegenwart und die Zukunft bereitgestellt hat, und der Anhäufung von Reichtum.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Mammon, deutsch: Reichtum, Schatz; wie Abba, Amen usf., ein aramäisches Wort, das die Evangelien unübersetzt lassen in Erinnerung an den eigentümlichen Gebrauch, den Jesus von demselben in seinen Reden machte (vgl. Mt. 6, 24; Lu. 16, 9. 11. 13). Es ist in dem Worte alles zusammengefaßt, was unser irdisches Eigentum ausmacht, sei es klein oder groß, und Jesus denkt dabei an den Wert, den wir unsrer Habe zuschreiben, an die Macht, die sie über uns besitzt. Der M. ist ein Herr, auf den der Mensch beständig Rücksicht nimmt, für den er arbeitet, dem er oft sein ganzes Leben willig zum Opfer bringt. Und Jesus weiß wohl, wie schwer es uns wird, auch dann, wenn wir in Gott unsern Herrn gefunden haben, nun nicht mehr durch die Rücksicht auf unsre Habe uns regieren zu lassen. Er sagt uns darum ernst, daß der Mensch nur einen Herrn haben kann und es darum, wenn wir Gott zum Herrn haben wollen, zu einer Lösung kommen muß nicht von unsrer Habe, wohl aber von unsrer Gebundenheit an sie. Ungerecht nennt er den M. nicht nur in dem Falle, wenn er durch Diebstahl u. dgl. erworben ist. Er stellt dem ungerechten M. gegenüber das wahrhaftige Gut (Lu. 16, 11). Während wir in Gott einen treuen und gerechten Herrn haben, der uns nicht täuscht und nicht verläßt, ist der M. deshalb ungerecht, weil er uns betrügt; er spiegelt uns vor, wir seien reich, und läßt uns elend und arm; er macht uns für ihn arbeiten und das Ende ist ein verlorenes Leben, wie uns Jesus dies im Gleichnis vom reichen Manne zeigt. So lohnt uns der M. aber nur dann, wenn wir ihn unrichtig brauchen. Im Gleichnis vom ungerechten Haushalter hat Jesus den Jüngern den Weg gezeigt, wie sie auch aus dem M. einen bleibenden, ewigen Gewinn ziehen können, nämlich dann, wenn sie ihn nicht zum Herrn, sondern zum Knecht machen, welcher der gebenden Liebe dienen muß.

Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch

Auch bei Lukas 16,13 ist es klar, dass es sich um gottwidrige Geldgier handelt. Darum zieht man Mt 6,24 besser zu den Versen 19-23 als zum folgenden Abschnitt über das Sorgen.
Der Spruch macht zwei Voraussetzungen. Die erste ist, dass jeder Mensch jemandem dient. Dient er nicht Gott, dann dient er dem Teufel oder speziell dem Geldteufel, dem »Mammon«. Mammon ist ein jüdisches Wort, das sich sogar im griechischen Text erhalten hat. Luther hat den Sachverhalt mit dem eindrücklichen Bild von Ross und Reiter ausgedrückt: Der Mensch ist das Ross, irgendjemand reitet ihn immer, entweder Gott oder der Teufel. Eine Möglichkeit, dass das Ross sich selbst reitet, gibt es nicht. Die zweite Voraussetzung ist, dass niemand auf längere Sicht »zwei Herren dienen» kann. Das Wort für »Herr« (griech. Kyrios, vgl. unser Kyrie eleison!) ist dasselbe, das anbetend für Jesus gebraucht wird. Vielleicht sind übermenschliche Herren gemeint. Im menschlichen Bereich ist es wohl möglich, zwei und mehr Herren zu haben (vgl. Apg 16,16ff.). Allerdings kann man auch dort nicht allen mit gleicher Liebe dienen.
Das Wort markiert das Entweder-Oder, vor das wir gestellt sind. Entweder ganz Gott oder ganz ohne Gott: Anders geht es auf längere Sicht nicht. Der Zustand des Schwankens muss einmal ein Ende finden. Im Grunde gehört dieses Wort Jesu zum 1. Gebot: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.« Eine Nebenregierung des Geldgötzen duldet Gott nicht.

Mit diesem Satz trifft Jesus einen empfindlichen Nerv des Menschen. Im erworbenen Geld betet er vermeintlich seine gewonnene Macht an und ist doch in den Banden eines übermenschlichen Götzen. So wenig Jesus – mit Ausnahme der seelsorgerlichen Situation in Mt 19,16ff.) – verlangt, auf jeden Besitz zu verzichten, so scharf sieht er doch die Gefahr des Reichtums (vgl. Lk 12,13ff.); Lk 16,19ff.).

Übrigens hat Jesus den Satz, dass niemand zwei Herren dienen kann, in der Versuchungsgeschichte selbst durchgefochten (Mt 4,10).

Gerhard Maier – Edition C

Hier wird der Vergleich anhand von zwei Herren gemacht, Gott und Mammon. Es ist unmöglich beiden zu dienen und beide zu lieben. Der Versuch wird dazu führen, daß einer die Oberhand bekommt, und Finsternis ist das Ergebnis. Mammon steht für Reichtümer. Es war ein damals gebräuchlicher aramäischer Ausdruck. Der Beweggrund des Herrn in Seinem Dienst war einer: »Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt« (Ps 16,8). Am Ende des Lebens Josuas bezeugte das Volk: »Fern sei es von uns, Jahwe zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen!« (Jos 24,16). Für den Gläubigen besteht allezeit die Gefahr, daß seine Zuneigungen von anderen als göttlichen Dingen beansprucht werden. Lieben, hassen, das bedeutet größere und kleinere Liebe, wie in Lk 14,26 deutlich wird. An vielen Stellen wird diese Gefahr der Zwiespältigkeit genannt. In Jes 26,13 bekennt das Volk: »HERR, unser Gott, über uns haben Herren geherrscht außer dir«; aber es war fortan entschlossen, nur dem Herrn zu dienen: »Durch dich allein gedenken wir deines Namens« (Jes 26,13). Die Gemeinde in Laodizäa wollte reich werden, indem sie das beste aus beiden Welten begehrte. Der Herr verabscheut eine solche Haltung (Offb 3,17). Jakobus faßt zusammen: »Freundschaft der Welt ist Feindschaft wider Gott« (Jak 4,4).  

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Sondern sei ein Vorbild für die Menschen, die auf Gott vertrauen, in dem, was du sagst, in deiner gesamten Lebensführung, in deinem Vertrauen auf Gott und in der Reinheit deines Lebens.

Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit. (O. Reinheit)
Elberfelder 1871 – 1.Timotheus 4,12

Niemand soll dich verachten, weil du noch jung bist. Sei allen Glaubenden ein Beispiel mit deinem Reden und Tun, deiner Liebe, deinem Glauben und deiner Reinheit.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Timotheus 4:12

Niemand soll dich wegen deiner Jugend gering schätzen.
Vielmehr sollst du ein Vorbild für die Glaubenden (- Glaube: »Glaube(n)« meint das tiefe Vertrauen auf Gott. -) sein –
im Umgang mit dem Wort
und in deiner Lebensführung.
Und genauso in der Liebe,
im rechten Glauben
und in der Rechtschaffenheit.
BasisBibel – 1.Timotheus 4,12

Damit niemand deiner Jugend wegen – er zählte damals, als Paulus Ende 62 o. Anfang 63 an ihn schrieb, etwa 38 Jahre – gering von dir denke, so sei in Wort und Wandel, in Liebe, Glauben und Sittenreinheit den Gläubigen ein Vorbild!
Ludwig Albrecht – 1.Timotheus 4:12

Niemand hat das Recht, auf dich herabzusehen, nur weil du noch jung bist Die negativen Anweisungen hier und in Vers 14 weisen darauf hin, dass Timotheus eine Tendenz zu Ängstlichkeit und Scheu besaß (2.Tim 1,6–8). Ferner mögen einige in der Gemeinde in Ephesus seine Autorität nicht akzeptiert haben (s. Abschnitt „Datierung und Anlass“ in der Einleitung). Timotheus war vermutlich in den Dreißigern und deshalb jünger als viele Christen (und die Ältesten) in Ephesus.

ein Vorbild … Reinheit Timotheus sollte seine Autorität nicht durch Zurschaustellung oder durch ein Pochen auf sie aufrichten, sondern indem er ein Vorbild für ein gottgemäßes Leben liefert (Tit 2,7).

Reformations-Studien-Bibel

Dabei spielt das geringe Alter von Timotheus keine wesentliche Rolle. Er kann ein Vorbild für alle anderen Gläubigen werden. Mit γίνου („werde“) kommt kein Zustand („sei“), sondern ein Prozess zum Ausdruck. Die Bezugsgrößen für die Vorbildfunktion sind Wort, Wandel, Liebe, Geist, Glauben, Reinheit. Die Phrase ἐν λόγῳ („in Wort/Rede“) ist ohne Artikel und so allgemein, alles umfassend, was aus dem Mund von Timotheus kommt.

P. Streitenberger

Auf den ersten Blick scheint Paulus‘ Aufforderung, Timotheus solle sich von niemand wegen seiner Jugend lächerlich machen lassen, unausführbar, da dieser ja schließlich keinen Einfluß auf die Einstellung anderer hatte. Doch in Verbindung mit dem zweiten Teil des Verses wird deutlich, was Paulus meint. Timotheus soll sich durch seine relative Unerfahrenheit und die Meinung der anderen nicht einschüchtern lassen, sondern seine Reife durch eine so gottgefällige Lebensführung unter Beweis stellen, daß er in allen Bereichen seines Lebens anderen Christen ein Vorbild wird: im Wort, im Wandel („Verhalten oder Lebensführung“, anastrophE; vgl. 1Tim 3,15), in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit (hagneia, „moralische Reinheit“; das Wort taucht nur hier und in 1Tim 5,2 auf).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die »Ältesten« waren in den griechischen gymnasia hoch geachtet und hatten auch in den Synagogen und Gemeinden wie früher in den Gemeinschaften des A.T. meist leitende Funktionen. Da Timotheus sich dem Apostel bereits vor 50 n. Chr. angeschlossen hatte ( Apg 16,1-3 ; Knaben wurden mit dem Eintritt in die Pubertät zu den Erwachsenen gerechnet, also war Timotheus damals etwa 15 Jahre alt) und der vorliegende Brief Anfang der sechziger Jahre entstand, ist Timotheus inzwischen mindestens Mitte 20, vielleicht auch Anfang bis Mitte 30; der hier gebrauchte Ausdruck für »Jugend« konnte bis zum Alter von 40 verwendet werden, bezog sich in der Regel allerdings auf die unter 29-jährigen. Allerdings galten alle, die nicht Älteste waren, als ungeeignet für leitende Positionen (vgl. 1.Sam 17,33 ), und auch im Judentum standen den Männern viele Ämter erst ab dem 40. Lebensjahr offen. Die meisten Geschichten über die Ernennung jüngerer Männer entstanden später, im Rahmen der Mythen um die großen Helden der Geschichte, die angeblich von Anfang an Wunderkinder gewesen waren (vgl. die nachbiblischen Geschichten über Daniel, Salomo und einige Rabbinen ); die Ernennung von Timotheus stellt im Rahmen der Kultur der Antike jedenfalls eine Ausnahme dar.
Auch wenn Timotheus jünger ist als die Ältesten, die er unterweist, soll er die Rolle des reifen und erfahrenen Leiters übernehmen und der Gemeinde ein Vorbild sein. Lehrer forderten ihre Jünger meist auf, ihr eigenes Beispiel nachzuahmen und übernahmen damit gleichsam eine Vaterrolle.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Hier, wo Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus solcherweise ermutigt zu reden, ja zu gebieten (V. 11), kam er noch auf einen besonderen Grund von dessen Hemmungen zu sprechen: seine Jugend. Es mochten gute zehn Jahre vergangen sein, seit Paulus auf seiner zweiten Missionsreise den damals noch sehr jungen Mann als seinen Begleiter mitnahm (Apg 16,1-3). Inzwischen mag er vielleicht Mitte Dreißig gewesen sein; in der Gemeinde war offenkundig auch eine größere Zahl älterer Christen vorhanden (1Tim 5,1ff.). Nun sollte Timotheus den Apostel Paulus, der damals vielleicht um die Sechzig war, vertreten und von Gottes Wort her sogar »gebieten« (V. 11). Das ließen sich gewiss manche von dem jungen Mann nicht gern gefallen. Doch er sollte sich dadurch nicht hindern lassen, treu und tapfer seinen Auftrag, den er von Paulus, ja von dem Herrn selbst empfangen hatte, zu erfüllen.

Bei andern können die Hemmungen bei der Erfüllung ihres Auftrags auch andere Gründe haben: Heute etwa das hohe Alter, der geringe Bildungsgrad, die Zugehörigkeit zu einem verachteten Volk. Doch ein Diener Jesu Christi vertritt ja nicht seine eigene Sache, sondern die seines Herrn, und seine Vollmacht beruht nicht auf menschlichen Vorzügen, die er vielleicht hat, sondern ausschließlich auf der Beauftragung und Bevollmächtigung durch seinen Herrn.

Eines aber soll er, wenn er von andern den Gehorsam gegenüber Gebot und Weisung des Herrn verlangt: diesem zuerst selbst in jeder Hinsicht gehorchen. So soll er darauf bedacht sein, mit dem ganzen Leben Gott zu gefallen und bei aller Begegnung mit den Menschen vom Hören auf Gottes Wort, vom Empfang seiner Gnade, vom Gebetsumgang, insbesondere von der Fürbitte für sie herzukommen, um so in allem unter der Leitung von Gottes Wort und Geist zu bleiben. Das schenkt innere Vollmacht, ungesuchte geistliche Autorität. Gott selbst schenkt sie. Und so gibt ein Diener Jesu Christi, sich selbst kaum bewusst, auch »ein Beispiel«, ein »Vorbild« »den Gläubigen«, den Mitchristen, den Mitglaubenden, insbesondere denen, die erst kurz im Glauben stehen.

Vorbild »im Wort«: Wie er vor Gott bedacht, sorgfältig, einladend, vertrauenweckend und zurechthelfend sein Wort an die Menschen, die Glaubenden und die Nichtglaubenden, ausrichtet und wie überhaupt von der wundervollen Gabe, reden zu können, guter Gebrauch gemacht wird. – Wie steht es mit dem allem bei uns?

Vorbild »im Wandel«: Wie er durch seine Tage geht, von Aufgabe zu Aufgabe, und wie er dabei zu seinem Herrn aufblickt (vgl. Heb 12,2 und sich so von ihm leiten lässt – »lauterlich auf dich gewandt« G. Tersteegen).

Vorbild »in der Liebe«: Wie er sich den Menschen zuwendet und ihnen dadurch Gottes Liebe bezeugt und bringt. Das Griechische hat mehrere Ausdrucke für unser Wort »Liebe«; hier steht das Wort, das im griech. NT für die Liebe Gottes gebraucht wird, die sich nicht selber sucht und sich nicht auf die Sympathien beschränkt; es ist die Liebe, mit der Gott die Welt liebt (Joh 3,16). Diese Liebe gilt es weiterzugeben. So wird auch Unfreundlichen auf ihre Unfreundlichkeit nicht geantwortet: »Wie du mir, so ich dir!«, sondern »Wie er mir, so ich dir!«

Vorbild »im Glauben«: In der einfältigen Hingabe des Lebens an Jesus und zugleich im hohen Vertrauen zu ihm; auch hier gilt es, in notvoller, sich zuspitzender Zeit ein Beispiel zu geben. Was ist es doch, wenn ein Christ seine Mitchristen in einer solchen Lage nicht etwa mit Angst, Sorge und Leidensscheu »ansteckt«, sondern mit Glaubensmut, unerschütterlichem Vertrauen zum Herrn und der Bereitschaft zum Leiden!

Vorbild »in der Reinheit«: Timotheus mag um seiner vielen Reisen willen, wie Paulus, ohne Ehe geblieben sein. Dan war auch das eine Frage der inneren Vollmacht, dass hier alles sauber blieb, bis in die Gedanken hinein (vgl. Mt 5,28), auch in der Seelsorge an Frauen und Mädchen. Doch bei der »Reinheit« geht es auch um die Reinheit der Beweggründe, die Lauterkeit der Zielsetzungen, die echte Selbstlosigke

Gerhard Maier – Edition C

Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,21

Wer Meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der Mich liebt, und wer Mich liebt, der wird von Meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren. Joh 14,15; 15,23; 12,26
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 14:21

Wer meine Anweisungen erhalten hat und sie in die Tat umsetzt, der zeigt damit, dass er mich wirklich liebt. Und wer mich liebt, der wird die Liebe meines Vaters erfahren. Und ich werde diesem Menschen meine Liebe zeigen. Ja, ich werde mich ihm selbst zu erkennen geben.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 14,21

Der, der im Besitz meiner Anweisungen ist und sie befolgt, jener ist der, der in Hingabe für mich lebt. Wer mir aber Liebe erweist, wird von meinem Vater geliebt werden und so werde auch ich in Liebe für ihn da sein und mich ihm persönlich.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Johannes 14:21

Es geht hier um die Worte Jesu, und nicht um neuzeitliche Ausleger! Wer die Worte Jesu beherzigt, zeigt so, dass er Jesus und damit auch den Vater liebt. Aber Jehovah möchte eine persönliche Beziehung und nicht, dass wir einer Organisation folgen.

Wird von meinem Vater geliebt, Gottes Liebe zu Israel wird in zahlreichen Quellen ausgeführt, z.B. in Dtn 23,6; 1Chr 17,13; daneben wird das gesamte Hohelied als Liebeslied zwischen Gott und Israel verstanden (z.B. SchirR).

Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Die christliche Liebe zeigt sich am Gehorsam der Gläubigen gegenüber den Geboten des Herrn (vgl. V. 15.23). Die Belohnung für diese Liebe wird groß sein: (a) der Vater wird den Gläubigen seine Liebe zeigen (vgl. V. 23), und (b) der Sohn wird sie lieben und sich ihnen offenbaren. Diese Textstelle will nicht der Werkgerechtigkeit das Wort reden. Sie besagt vielmehr, daß ein Mensch, der Christi Worte liebt und ihnen gehorcht, vom Herrn geliebt wird. Der rettende Glaube führt zum Gehorsam (vgl. „den Gehorsam des Glaubens“, Röm 1,5).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gerade damit unser Ungehorsam Jesus nicht vertreibt, wird in V. 21 gesagt: »Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.« »Lieben« ist wie in V. 15 ein Ausdruck für die umfassende Gemeinschaft mit Jesus. Jesusgemeinschaft aber fordert, dass der Jünger Jesu »Gebote hat und sie hält«. Zum »Halten der Gebote« vgl. ebenfalls die Erklärung bei V. 15. Neu steht hier der Ausdruck: »meine Gebote hat«. »Haben« ist hier so viel wie besitzen, »zur Hand haben«, »anvertraut bekommen haben« und »in sich haben« (so nach dem griechischen Wortsinn). Ein Jünger ist also jemand, der Jesu Gebote akzeptiert und empfangen hat und sie nun »intus« hat. Eine interessante Perspektive! Wieder zeigt sich, dass Geistempfang und Gehorsam nicht voneinander zu trennen sind. Und ganz deutlich ist zu sagen, dass Jesu Wort gerade bei denen verbindlich bleibt (»Gebote«!), die im Heiligen Geist leben. Der Heilige Geist schafft die Gebote nicht ab und überspringt auch nicht die Bibel.

Dort, wo man weder schwärmerisch lebt noch das Gebot Jesu abschafft (vgl. Eph 1,13; 4,30), bildet sich eine immer tiefer werdende Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist: »Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und ihm mich offenbaren« (vgl. später Joh 14,23; 16,27; 17,23). Von der Jesusliebe geht es weiter zum Geliebtsein vom Vater und vom Sohn. Nur der Schluss klingt rätselhaft. Was heißt: »Und ich werde ihm mich offenbaren«? Für »offenbaren« steht im Griechischen ein Wort, das sowohl das »sichtbar werden« als auch das innere »offenbaren« ausdrücken kann. Deuten wir aus dem Zusammenhang heraus, wo ja eben vom Kommen im Geist (V. 18) und vom Sehen im Geist (V. 19) die Rede war, dann liegt nahe, dieses »mich offenbaren« ebenfalls auf das Kommen Jesu im Heiligen Geist zu beziehen. Das braucht aber den Doppelsinn nicht auszuschließen, wonach sich Jesus auch gleich nach der Auferstehung den Jüngern »offenbart« (dasselbe griechische Wort in Mt 27,53 »erschienen«!). Handelt es sich aber vor allem um das Kommen Jesu im Geist, dann ist V. 21 geradezu ein Hinweis auf die göttliche Dreieinigkeit. Denn dann erlebt der Jünger die Begegnung mit dem Vater (»von meinem Vater geliebt«), mit dem Sohn (»und auch ich werde ihn lieben«) und mit dem Heiligen Geist (»und ihm mich offenbaren«: nämlich im Geist).

Gerhard Maier – Edition C

Der Zusammenhang zwischen Liebe und Seinen Geboten ist hier etwas verschieden. In V.15 ist Liebe die Bedingung, um Seine Gebote zu halten; hier ist das Halten der Gebote die Bedingung, damit Liebe gezeigt werde. Die Liebe des Gläubigen zu Christus hat eine ganze Reihe von Ergebnissen. Er wird erstens vom Vater geliebt werden. Dies ist offenkundig nicht die im Evangelium geoffenbarte Liebe, welche dem bußfertigen Sünder das Heil bereitet. Es ist vielmehr die Offenbarung des göttlichen Wohlgefallens über einen Gläubigen seines neuen Lebens in Christo wegen. Ein solcher Gläubiger wird zweitens vom Sohn geliebt werden. Dies ist wiederum nicht die Liebe Christi gemäß dem Evangelium, welche Paulus so ausdrückt: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Es ist vielmehr die darauf folgende, nie endende Liebe, „die die Erkenntnis übersteigende Liebe Christi“ (Eph 3,19). Drittens wird sich der Sohn einem solchen Gläubigen „offenbar machen“. Dies ist nicht eine Offenbarung des auferstandenen Herrn, da diese Liebe jedem Gläubigen persönlich gilt. Es geht vielmehr um eine beständige Kundgebung durch das ganze Leben eines Gläubigen hindurch. Sie geschieht durch den Heiligen Geist, der Seine Liebe in unsere Herzen ausgegossen hat (Röm 5,5).

Es stimmt, daß wir Ihn lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat (1Jo 4,19). Das ist die Liebe Christi, wie sie sich im Evangelium zum Heil manifestierte – eine Liebe, die zuerst da war. Aber in unserem Vers lehrte der Herr das umgekehrte: Wenn wir Ihn lieben, werden wir vom Vater und vom Sohn geliebt werden. Dies bezieht sich auf das nachfolgende Christenleben, das die göttliche Liebe hervorruft im Wohlgefallen über eine bereits errettete Seele.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Es ist gut, wenn ihr den prophetischen Worten Aufmerksamkeit schenkt

Und so besitzen wir das prophetische Wort befestigt, (W. haben wir… befestigter) auf welches zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Orte leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen;
Elberfelder 1871 – 2.Petrus 1,19

Dadurch wissen wir nun noch sicherer, dass die Voraussagen der Propheten* zuverlässig sind, und ihr tut gut daran, auf sie zu achten. Ihre Botschaft ist für euch wie eine Lampe, die in der Dunkelheit brennt, bis der Tag anbricht und das Licht des Morgensterns* eure Herzen hell macht.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2.Petrus 1:19

Darüber hinaus haben wir die Botschaft der Propheten, die durch und durch zuverlässig ist. Ihr tut gut daran, euch an sie zu halten, denn sie ist wie eine Lampe, die an einem dunklen Ort scheint. Haltet euch an diese Botschaft, bis der Tag anbricht und das Licht des Morgensterns es in euren Herzen hell werden lässt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 1,19

Wollte Petrus, dass wir unser Augenmerk auf die aktuelle Politik richten? Sehen wir uns die Verse genauer an, stellen wir fest, dass Petrus auf Jesus schaute – und nicht auf die politische Welt seiner Tage. Da aber Christen der letzten 2000 Jahre immer wieder anstatt auf Christus zu schauen, auf die Weltsituation schauen, glaubten Christen immer wieder, dass der „Tag des Herrn“ unmittelbar bevorstehen würde.

die Botschaft der Propheten, die durch und durch zuverlässig ist Das prophetische Wort der Heiligen Schrift kann hier als ein noch verlässlicherer Prüfstein angesehen werden als die spektakuläre Erfahrung der Verklärung durch die Augenzeugen. Es ist besser den griechischen Begriff (bẹbaios) „durch und durch zuverlässig“ hier nicht als Komparativ, sondern mit superlativer Bedeutung zu verstehen („absolut sicher“, „garantiert“), sodass das verlässliche Augenzeugenbekenntnis der Apostel auf derselben Ebene steht wie das verlässliche Zeugnis der Heiligen Schrift. Sowohl das apostolische Zeugnis als auch das Schriftzeugnis sind absolut verlässlich. In der Tat verleiht das apostolische Zeugnis des NTs, welches das prophetische Wort des ATs bestätigt, eine noch größere Gewissheit, dass die Propheten und Apostel beide zusammen die Wahrheit verlässlich bezeugen.

des Morgensterns Dieser Ausdruck spielt wahrscheinlich auf 4.Mose 24,17 an, eine Passage, die messianisch verstanden wurde (Offb 2,28; 22,16). Wenn dies stimmt, dann bezieht sich das Bild auf Christus bei seiner Wiederkunft.

in euren Herzen hell werden lässt Dies ist ein schwierige Passage, denn der Ausdruck „der Tag anbricht“ und „das Licht des Morgensterns“ beziehen sich offensichtlich beide auf die Wiederkunft Christi, ein äußerliches Ereignis. Petrus bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Auswirkungen der umfassenden Offenbarung für die Gläubigen, welche die Wiederkunft Christi begleiten werden. Seine Leser sollen dem sicheren „prophetischen Wort“ Aufmerksamkeit schenken, bis zu dem Tag, wenn das Wort durch die zukünftige umfassende Offenbarung übertroffen werden wird.

Reformations-Studien-Bibel

Die Autorität der Prophetie 19 Prophetisches Wort, es ist nicht klar, ob der Autor sich auf Prophetien des Tanach bezieht, die Jesus erfüllt hat, oder auf eine Botschaft Gottes durch den Heiligen Geist (wie etwa in V. 21). Ein Licht, das da scheint, Mt 5,15 (in Bezug auf die Jünger); 6,22–23; Joh 5,35. Bis der Tag anbricht, wahrscheinlich ein Verweis auf den Jüngsten Tag (vgl. 2Petr 2,9; 3,7). Morgenstern, nur hier gr. phōsphoros. In Offb 2,28; 22,16 bezieht sich Morgenstern auf Jesus, wobei andere gr. Begriffe gebraucht werden.

Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Die Prophetie wird dadurch, dass sie bereits teilweise erfüllt ist, »fester« gemacht. Die erfüllte Prophetie ist ein Beweis für die Inspiration, weil die Voraussagen zukünftiger Ereignisse in der Heiligen Schrift so lange Zeit vor dem Eintreten dieser Ereignisse ausgesprochen wurden, dass Scharfsinn oder Voraussehen des Menschen sie nie hätten vorauswissen können – diese Voraussagen sind bis ins Kleinste so genau, so bestimmt und einzigartig, dass es ausgeschlossen ist, sie einfach als glückliches Rätselraten zu bezeichnen. Hunderte von Voraussagen über Israel, über das Land Kanaan, über Babel, Assyrien, Ägypten und über eine große Anzahl von Personen sind so alt, so genau, scheinbar so unmöglich und doch so einzigartig und bestimmt, dass kein Sterblicher sie hätte Voraussagen können. Sie wurden durch die Elemente oder durch Menschen erfüllt, die sie gar nicht kannten oder sie überhaupt nicht glaubten oder die sogar mit rasender Verzweiflung kämpften, um ihre Erfüllung zu verhindern. Es ist also gewiss, dass die Schriften, die sie enthalten, inspiriert sind.

Scofield-Bibel

Während Petrus von diesem unvergeßlichen Erlebnis auf dem Berg der Verklärung sprach, kam ihm das andere Wort Gottes, das geschriebene Wort, wie es von den Propheten verkündet wurde, in den Sinn. Ja, Gottes Stimme auf dem Berg machte das prophetische Wort … um so fester (bebaioteron; vgl. bebaian, V. 10), denn die Verklärung war ein Vorgeschmack auf die Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen. Sowohl die Propheten als auch die Verklärung waren Hinweise auf das Reich Jesu auf Erden.
In mahnender Form weist Petrus seine Leser sodann darauf hin, wie sie zum Verständnis des Wortes Gottes finden können: „Ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet.“ Als ein Licht hat Gottes geschriebenes Wort Gültigkeit und Autorität. In der heutigen empiristisch orientierten Gesellschaft versuchen viele Menschen – darunter auch manche Christen -, die Wahrheit nach dem zu beurteilen, was Gott in ihrem Leben getan hat. Doch für den Apostel verblaßt der Glanz seiner eigenen Erfahrung (bei der Verklärung) angesichts der Sicherheit der aufgeschriebenen Offenbarung der Propheten.
Petrus spricht von dem „Licht“ (V. 19) und von der „Weissagung“ (V. 20), die „getrieben von dem Heiligen Geist“ (V. 21) niedergeschrieben wurde. Die Prophetie des Alten Testaments ist wie ein Licht inmitten der Düsternis eines verwahrlosten Zimmers. Gottes prophetisches Wort ist ein Licht (lychnO, „eine brennende Öllampe“; vgl. Ps 119,105), das da scheint an einem dunklen Ort. Auch wenn die Welt von der Sünde verdunkelt ist (vgl. Jes 9,1; Eph 6,12), so erhellt doch Gottes in die Zukunft weisendes Wort den Gläubigen den Weg. Doch der Tag (der Wiederkehr Christi; Röm 13,12) wird kommen. Am Tag braucht man keine Lampen mehr. Eine Lampe ist nichts, verglichen mit dem Morgenstern (phOsphoros, „Lichtbringer“; das Wort kommt nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament vor). So wie eine Lampe bei Nacht ein Vorgeschmack des hellen Morgensterns ist, der sie überstrahlt, wenn er aufgeht, so ist die Prophetie des Alten Testaments ein Vorgeschmack des Kommens Christi, „des hellen Morgensterns“ (astEr; Offb 22,16). Bis er kommt, müssen die Gläubigen ihre Herzen von der Heiligen Schrift erleuchten lassen (auch wenn dieses Licht der Schrift an jenem Tag von der Erkenntnis, die dann in ihren Herzen aufgehen wird, weit überstrahlt wird).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Verklärung sollte dem prophetischen Wort der Heiligen Schrift zusätzlich Gewicht verleihen. Dieses Erlebnis der drei Jünger prägte ihnen die Echtheit der alttestamentlichen Schriften ein. Wenn sie je Hilfe oder Beweis brauchten, würde diese Offenbarung wertvoll sein. Die Prophezeiungen von alters her sind für immer gültig und gehen wahrheitsgemäß sowie untrüglich in Erfüllung. Petrus gebrauchte, wenn er Christus verkündigte, sehr häufig alttestamentliche Zitate. Das Alte Testament konnte nicht gewisser werden, außer in den Gedanken der Lernenden und Jünger. Die Propheten waren so vertrauenswürdig wie die Apostel des Neuen Testaments.
  Die Metapher von der Schrift als Lampe, die ihre Strahlen in einen dunklen, trüben Raum sendet, war bekannt; vgl. Ps 119,105 .Das Licht bringt den Schmutz zum Vorschein und beseitigt die Finsternis. Daher müssen wir die Schrift benutzen und im Licht ihrer Wahrheit wandeln.
  „Bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe“ – beides hilft uns bei der Vergegenwärtigung der Finsternis dieses jetzigen und des Lichtes des kommenden Zeitalters. Alttestamentliche Propheten wiesen ständig nach vorn, wobei das letzte Buch im Alten Testament (Mal 4,2) von der Sonne der Gerechtigkeit spricht, die aufgehen wird, um die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben. Damit müssen wir bis zu jenem Ereignis unsere Hoffnung aus der Schrift schöpfen und den Morgenstern erwarten, der den neuen Tag voller Licht ankündigt. Die alttestamentlichen Schriften scheinen wie eine Lampe in der Dunkelheit, und ein neues Zeitalter wird anbrechen, wenn der Messias mit Macht kommt. Das Bild des Sternes ist im Alten Testament bekannt (4Mo 24,17) und setzt sich im Neuen Testament fort; vgl. Lk 1,78; Eph 5,14; Offb 2,28;22,16 .Unsere Elberfelder Bibel läßt daran denken, daß der Tag anbricht und der Morgenstern in unseren Herzen aufgeht. Es ist besser, das Ereignis nicht zu vergeistigen, als ob er in unseren jämmerlichen Herzen Platz finden könnte. Die Wendung „in euren Herzen“ sollte an die Bemühung angegliedert werden, dieses kommende Ereignis zu beachten oder im Auge zu haben (vgl. Konkordante mit entsprechender Klammersetzung). Obwohl es stimmt, daß das Wunder der sittlichen Umgestaltung in unseren Herzen stattfindet, wenn wir das Alte Testament als Lampe richtig benutzen, kann dies die wahre Erfüllung der Wiederkunft Jesu nicht ersetzen. Dieser Vers verdeutlicht, was die alttestamentlichen Schriften sind, warum sie gegeben wurden und wie sie gebraucht werden sollten.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Offenbarung im Alten Testament ist das zweite der beiden Hauptmittel fürs Wachstum In Vers 19 bezeichnet Petrus das Alte Testament als das festere Wort der Prophetie: wir [besitzen] das prophetische Wort umso fester. Der griechische Text lässt zwei unterschiedliche Übersetzungen zu. Eine Möglichkeit ist: Aufgrund der Stimme, die sie gehört hatten, besitzen sie bezüglich des prophetischen Wortes größere Sicherheit als zuvor. Das wäre allerdings nicht die beste Übersetzung. Die zweite Möglichkeit ist: Das Wort der Prophetie ist eine festere Bestätigung der Wahrheit Gottes als die Stimme aus dem Himmel. In anderen Worten: Das Alte Testament ist überzeugender als die Stimme. Denn es gilt immer: Das geschriebene Wort ist gültiger als die eigene Erfahrung. Obwohl Petrus große und bemerkenswerte Erlebnisse vorweisen konnte, da er Zeuge der Verklärung war, ist das niedergeschriebene Wort Gottes eine gültigere Quelle der Autorität als die Erfahrung eines beliebigen Menschen. Auch Petrus’ Erfahrung ist hier mit eingeschlossen. Weil das die Wahrheit ist, tut ihr gut, auf das geschriebene Wort zu achten. Das geschieht dadurch, dass man das Wort betrachtet als eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet. Das ist von größter Bedeutung, weil Gläubige an einem dunklen Ort leben. Gläubige wandeln inmitten einer dunklen Welt, und das einzige Licht des Gläubigen ist das Licht des Wortes Gottes. Nun, so verheißt Petrus, kommt der Tag, an dem das volle Licht der Offenbarung Gottes in eurem Herzen leuchten wird. Dann werden die Gläubigen ihn sehen, wie er ist; und dann wird der Morgenstern aufgehen. Der Morgenstern ist laut Offenbarung 22,16 Jesus selbst. Das griechische Wort bedeutet ebenfalls »Morgenstern«. Der Zeitpunkt für diese Fülle des Lichts ist das Zweite Kommen: bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Mit anderen Worten: Die Fülle des Lichts erscheint nicht vor Anbruch des Tages seiner Zweiten Ankunft. (Eine ähnliche Aussage findet sich in Römer 13 Vers 12.) Gläubige müssen auf die prophetischen Schriften achten, bis das Licht der parousia – das Licht des Zweiten Kommens – anbricht. Sie sollen im Lichte des Wortes Gottes wandeln, weil das Alte Testament genauso wie das Neue eine Quelle des Wachstums ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Denn unser Gott ist reich an Güte und Erbarmen.

Der Gesetzlose verlasse seinen Weg und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung.
Elberfelder 1871 – Jesaja 55,7

Der Frevler verlasse seinen Weg,
der Mann des Args seine Planungen,
er kehre um zu IHM,
und er wird sich sein erbarmen,
zu unserem Gott,
denn groß ist er im Verzeihn.
Buber & Rosenzweig – Jesaja 55:7

Wer seine eigenen Wege gegangen ist und sich gegen den HERRN aufgelehnt hat, der lasse von seinen bösen Gedanken und kehre um zum HERRN, damit er ihm vergibt! Denn unser Gott ist reich an Güte und Erbarmen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jesaja 55,7

Hast du dich gegen Gott aufgelehnt? Bist du eigene Wege gegangen und eigenen Plänen gefolgt? Dann hör auf damit! Kehr deinem alten Leben den Rücken, und komm zum Herrn! Er wird sich über dich erbarmen. Unser Gott vergibt uns, was auch immer wir getan haben.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 55:7

Jehovah verspricht in Jesaja 55 das Versprechen, dass ER dem David gegeben hat, einzulösen – obwohl „sein Volk“ diesen Bund eigentlich gebrochen hatte! Deshalb fordert Jehovah SEIN Volk auf, zu IHM umzukehren!
Die Verse 8 und 9 hatten wir ja schon einmal...

Gottlose … Übeltäter Gott fordert einen lebendigen Glauben, der sich durch Buße und Änderung des Verhaltens zeigt (Jak 2,18; 1.Joh 1,3–5).

Erbarmen … viel Vergebung Der Prophet wiederholt mit großer Unerschrockenheit und Direktheit die Einladung von 1,18.

Reformations-Studien-Bibel

Dies ist eine Ermahnung an den Gottlosen, den Pfad oder Weg, dem er gefolgt ist, und seine eigenen Pläne für sein Leben (seine Gedanken) zu verlassen. Beachte die umgekehrte Reihenfolge von „Gedanken“ und „Wegen“ in V. 8.

CSB Studienbibel

Er will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er lebe. Gott handelt mit uns nicht so, wie wir oft mit unsern Mitmenschen. Wenn er an uns denkt, dann bewegen ihn Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl. Er sagt: “Wer sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, wer seine eigenen Wege gegangen ist, seinen eigenen Plänen gefolgt ist, der soll umkehren und zum Herrn kommen. Der Herr wird ihn wieder annehmen, denn er ist voll Güte und Erbarmen.” Jesaja 55,7. An anderer Stelle heißt es: “Ich habe eure ganze Schuld vergeben; sie ist verschwunden wie der Nebel vor der Sonne.” Jesaja 44,22. Und schließlich läßt Gott uns sagen: “Ich habe keine Freude daran, wenn einer wegen seiner Vergehen sterben muß. Das sage ich, der Herr. Also ändert euch, damit ihr am Leben bleibt!” Hesekiel 18,32. Satan tut alles, um uns Gottes Verheißungen fragwürdig erscheinen zu lassen. Zumindest redet er uns ein, daß wir viel zu sündig seien, als daß wir sie in Anspruch nehmen könnten. Damit will er uns den letzten Funken Hoffnung rauben. Das dürfen wir nicht zulassen. Wenn der Verführer Zweifel sät, sollten wir ihm entgegnen: Jesus ist gestorben, damit ich lebe! Er liebt mich und will nicht, daß ich verlorengehe. Mein himmlischer Vater ist barmherzig. Es stimmt, daß ich seine Liebe oft mißachtet und seine Segnungen mißbraucht habe, aber ich bin trotz allem sein Kind. Und jetzt werde ich zu ihm gehen und sagen: “Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!” Diese Sätze sind dem Gleichnis vom verlorenen Sohn entnommen.

Ellen Gould White – Der bessere Weg zu einem neuen Leben

Die Ermahnung in den Versen 6-7 enthält sowohl einen positiven als auch einen negativen Aspekt. Vers 6 offenbart den positiven Aspekt und zeigt, was die Menschen tun sollen: Sucht Jehova, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. Jeder soll Gott aktiv anrufen, solange er noch vom Gericht absieht und noch bereit ist, Barmherzigkeit zu gewähren.
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Der negative Aspekt wird in Vers 7 dargestellt: Der Gottlose soll seinen Weg verlassen und der Ungerechte seine Gedanken; er soll sich zu Jehova bekehren, dann wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er wird reichlich verzeihen. Die Bösen und Ungerechten müssen ihre Wege und Gedanken aufgeben. Wenn sie das tun und sich zu Gott bekehren, wird JHWH ihnen gegenüber genauso gnädig sein wie gegenüber David. Er wird ihnen ihre Bosheit und alle Ungerechtigkeit, die dem Moment der Umkehr vorausging, reichlich verzeihen.

In der rabbinischen Theologie ist die Zeit, in der diese Buße möglich ist, der zehntägige Zeitraum zwischen Rosch Haschana (dem Fest der Posaunen) und Jom Kippur (dem Versöhnungstag):
Es gibt immer einen Weg, Gott nahe zu kommen. Die Gemara fragt: Aber steht nicht geschrieben: „Suchet den Herrn, solange er zu finden ist; rufet ihn an, wenn er nahe ist“ (Jesaja 55,6), was bedeutet, dass es Zeiten gibt, in denen er nicht nahe ist und nicht antwortet. Die Gemara antwortet: Dort bezieht sich der Vers auf eine Einzelperson, der Gott nur zu bestimmten Zeiten nahe ist; hier bezieht sich der Vers auf eine Gemeinschaft, der Gott nahe ist, wann immer das Volk nach ihm ruft. § Die Gemara fragt: Wann ist Gott einem einzelnen Menschen nahe? Rabba bar Avuh sagte: Das sind die zehn Tage zwischen Rosch HaSchana und Jom Kippur.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Umkehr ist der erste Schritt, um Freiheit von Sünde und Konflikt zu erlangen. Buße ist nicht etwas, das wir aus eigener Kraft tun können; sie ist ein Geschenk Gottes, um das wir ständig beten sollten, wodurch er uns von unserer Sünde überführt und uns den Weg zur Freiheit zeigt (2 Timotheus 2,24-26). Reue bedeutet nicht, dass wir uns einfach nur traurig und unwohl fühlen. Sie beinhaltet auch nicht eine bloße Entschuldigung. Umkehr bedeutet buchstäblich, dass wir unsere Denkweise ändern. Daher wird Buße manchmal als „zur Vernunft kommen“ beschrieben (siehe Lukas 15,17; 2 Timotheus 2,25-26). Sie beinhaltet ein Aufwachen zu der Tatsache, dass wir uns selbst getäuscht haben und dass unsere Ideen, Einstellungen, Werte oder Ziele falsch waren. Wenn diese Veränderung im Denken echt ist, wird sie zu einer Abkehr von der Sünde und einer Hinwendung zu Gott führen (Hesek. 14,6; Apostelgeschichte 3,19). Dieser Vorgang wird in Jesaja 55,7 beschrieben: „Der Gottlose lasse ab von seinem Weg und der Böse von seinen Gedanken. Er soll sich zum HERRN BEKEHREN, und er wird sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er wird gnädig sein.“

Obwohl Reue oft von Reue begleitet wird, beweist das bloße Gefühl, schlecht zu sein, nicht, dass man reumütig ist. In der Tat gibt es einen großen Unterschied zwischen bloßer Reue und echter Reue. Wie Paulus den Korinthern erklärte: „Ich freue mich nicht, weil ihr bereut habt, sondern weil eure Reue euch zur Umkehr geführt hat…. göttliche Reue bringt Umkehr, die zum Heil führt und keine Reue hinterlässt, weltliche Reue aber bringt den Tod“ (2 Korinther 7,9-10).
Weltliches Bedauern bedeutet, sich traurig zu fühlen, weil man dabei erwischt wurde, etwas Falsches zu tun, oder weil man die unangenehmen Folgen seiner Handlungen erleiden muss, wie z. B. finanzielle Verluste, eine zerbrochene Ehe, einen beschädigten Ruf oder nagende Schuldgefühle. Jeder normale Mensch wird Reue empfinden, wenn er mit diesen unangenehmen Umständen konfrontiert wird. Doch schon bald vergeht die weltliche Trauer, und die meisten Menschen beginnen, sich genauso zu verhalten wie zuvor. Anstatt ihr Denken und Verhalten zu ändern, bemühen sie sich einfach mehr, nicht wieder erwischt zu werden. Diese Art der begrenzten Reue führt nur zu weiterem Kummer.

Im Gegensatz dazu bedeutet göttliche Traurigkeit, sich schlecht zu fühlen, weil man Gott beleidigt hat. Es bedeutet, die Tatsache aufrichtig zu bedauern, dass das, was man getan hat, moralisch falsch war, unabhängig davon, ob man unangenehme Konsequenzen erleiden muss oder nicht. Dazu gehört eine Änderung des Herzens – was nur möglich ist, wenn Sie verstehen, dass Sünde eine persönliche Beleidigung gegen Gott selbst ist (2. Chron. 6,37-39; vgl. Jeremia 31,19). Gottesfürchtige Trauer wird nicht immer von intensiven Gefühlen begleitet sein, aber sie setzt eine Veränderung im Denken voraus, die zu einer Veränderung im Verhalten führen sollte.

Als Paulus sagte, dass Umkehr zur Errettung führt, bezog er sich nicht nur auf die ewige Errettung, sondern auch auf die Tatsache, dass der Büßer von sündigen Gewohnheitsmustern befreit wird (2 Korinther 7,10). Die Tatsache, dass echte Umkehr zu verändertem Verhalten führen sollte, wird an anderer Stelle in der Schrift bestätigt. Zum Beispiel ermahnte Johannes der Täufer die Menschen, „Frucht zu bringen, die der Umkehr entspricht“ (Mt. 3,8). In ähnlicher Weise predigte Paulus immer wieder, dass die Menschen sich „zu Gott bekehren und ihre Reue durch ihre Taten beweisen“ sollten (Apostelgeschichte 26,20).

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

„Gehe in das Gefängnis. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los. Ziehe nicht DM 4000 ein“

Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in die Feste, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen lagen; und er war daselbst in der Feste.
Elberfelder 1871 – Genesis 39,20

der Herr Jossefs nahm ihn und übergab ihn in das Zwingerhaus,
den Ort, wo die Königsgefangnen gefangen sind.
Er blieb dort im Zwinger.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 39,20

Und der Herr Josefs nahm ihn und legte ihn ins Gefängnis, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen saßen, daselbst war er im Gefängnis.
Die Philippson-Bibel – 1.Mose 39:20

Schon mal unschuldig von einem Richter verurteilt worden? Dann denkt man, man wäre im „falschen Film“ – „das kann doch nicht wahr sein!“ und „wo ist Gott in diesem Augenblick, und warum läßt ER es zu?“, Aber bei Joseph kam ja zu der „Schnellverurteilung“ auch direkt der Gefängnisaufenthalt.
Das in diesen Momenten Jehovah trotzdem bei Joseph war, sagt der nächste Vers, den wir schon einmal hatten…

Obwohl Potiphars Zorn sich anfänglich vielleicht gegen Joseph richtete, zeigt seine nachfolgende Aktion, dass er die Anschuldigung seiner Frau bezweifelt. Die versuchte Vergewaltigung der Frau seines Herrn durch einen Sklaven hätte möglicherweise ein Todesurteil verdient gehabt, aber die Bestrafung Josephs (Haft mit den Gefangenen des Königs) ist relativ mild.

Reformations-Studien-Bibel

Wem der Zorn Potifars gilt, wird nicht gesagt. Die Art der Strafe spricht nicht dafür, dass er die Schuld allein bei Josef sah. Er hätte den Sklaven, der so etwas wagte, ohne Weiteres töten können. Stattdessen kommt Josef ins Gefängnis des Pharao, wo ihm wiederum der soziale Aufstieg gelingt. Und wie zu Beginn des Sklaven-Daseins in Potifars Haus (V. 2–4) wirkt sich der göttl. Beistand aus. Nur in Kap 39 erklärt der Erzähler, dass der HERR mit Josef war (→ Mitsein Gottes) und gibt seiner Geschichte theol. Kontur. Ob Josef dies auch so sieht, erfahren wir nicht.

Stuttgarter Erklärungsbibel

Die Schnelligkeit, mit der der Erzähler von der Gefangennahme Josephs berichtet, spiegelt das wider, was in der Realität geschah. Als Sklave hatte Josef keine gesetzlichen Rechte. Auch wenn dem Leser nicht sofort bewusst ist, welche Bedeutung die Tatsache hat, dass Josef dort gefangen gehalten wurde, wo auch die Gefangenen des Königs eingesperrt waren (V. 20), wird dies für die weitere Entwicklung von Bedeutung sein. (In den Gesetzbüchern des Alten Orients, einschließlich der alttestamentlichen Gesetzgebung, gibt es keine Bestrafung durch Kerkerhaft. Dennoch ist diese Praxis bekannt und in der altägyptischen Literatur bezeugt; daher passt diese Geschichte gut zur Kultur des alten Ägyptens.) Indem sie viele Formulierungen aus den Versen 2-5 aufgreifen, deuten diese Verse an, dass Josefs Erfahrung im Gefängnis mit seiner früheren Erfahrung in Potiphars Haus übereinstimmt. Weil der Herr bei ihm ist, geht es Josef gut (V. 23).

Die ESV Studienbibel

Überraschenderweise tötete Potiphar Joseph nicht einfach auf der Stelle. Ist es möglich, dass Josef Potiphar in der langen Zeit, in der er in seinen Diensten stand, so sehr beeindruckt hatte, dass er die Geschichte, die seine Frau ihm erzählte, nicht mehr ganz glaubte? Ist es möglich, dass Potiphar beschloss, Josef in das königliche Gefängnis zu werfen, über das er das Kommando hatte (39:1; 40:3; 41:9-11), um Josefs Leben zu schonen? Auf jeden Fall landete Josef im Gefängnis für etwas, das er sich standhaft geweigert hatte zu tun.

Die Nelson Studienbibel

Freilich, Potiphars Gunst war trotz des traurigen Einflusses seiner Frau, die ihn betrog und belog, noch nicht völlig dahin, denn er überlieferte seinen Sklaven nicht, wie es nahegelegen hätte, dem Tod, sondern nur dem Gewahrsam des Gefängnisses. Kommt uns da nicht die Grube in Erinnerung, in die ihn seine Brüder warfen, damit „ihre Hand nicht an ihm sei“? Indes, auch das „Gefängnis“, der Ort, wo „die Gefangenen des Königs“ gefangen lagen, die dem Zorn des Herrschers verfallen waren, war nach der grausamen Sitte jener Zeit ein schauerlicher Ort; Joseph selbst nennt ihn späterhin einen „Kerker“ (Verließ) oder, wie es buchstäblich heißt, eine „Grube“! (Kap. 40,14.15; vergl. 41,14; eine andere Übersetzung des hebräischen Textes dieser letzten Stelle lautet: „Und sie hoben ihn schnell aus der Grube.“). Überdies blieb sein ferneres Schicksal auch so noch ungewiss, und manch einen der „Gefangenen des Königs“ mag man im Laufe der Zeit vor seinen Augen dem Scharfrichter zugeführt haben, wie später den Obersten der Bäcker (Kap. 40,19 ff.). Nein! es war nur eine Verlängerung seiner Qual; und dass es Qualen waren, die er, als Folge seiner Treue, zu erdulden hatte, lesen wir an anderer Stelle: „Man presste seine Füße in den Stock, und er kam in das Eisen“ (Ps 105,18).
Es waren Leiden, seelische und körperliche, der bittersten Art, die Joseph eintauschte, als er die „zeitliche Ergötzung der Sünde“ ausschlug; und noch einmal leuchtet seine sittliche Schönheit hell vor uns auf, wenn wir bedenken, dass er, als er „sich weigerte“, „nicht hörte“ und schließlich „floh“, dies alles sehr wohl voraussehen konnte.
Es ist gut, wenn wir über die Folgen unserer Treue in dieser Welt uns keinen verkehrten Vorstellungen hingeben. Denn viele andere, die das Teil der Treue erwählt, haben gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht wie Joseph. Daniels Freunde führte es in den „brennenden Feuerofen“, und den Propheten selbst (der uns in mancher Hinsicht an Joseph erinnert!) in die Löwengrube. Jeremia brachte einen großen Teil seines Lebens im „Gefängnishof“ zu; der große Apostel der Nationen „litt Trübsal bis zu Banden wie ein Übeltäter“ und wurde schließlich dem Tod seines Herrn „gleichgestaltet“, dem er mit solcher Hingabe gedient hatte. Naboth und Stephanus endeten ihr Leben unter einem Haufen von Steinen; ein Los, dem Kaleb und Josua nur mit Mühe entgingen. „Andere wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht, … sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach“ – und warum? Ja, warum? Weil sie alle das Vorrecht besaßen, solche zu sein, „deren die Welt nicht wert war“ (Heb 11,36 ff.).
Indes, diese „Wolke von Zeugen“ verschwindet, wie die Sterne vor der Sonne verblassen, wenn wir nun an den wahren Joseph denken, dessen erhabene Person in göttlicher Treue jedes menschliche Bemühen weit in den Schatten gestellt hat. Was fand Er in dieser Welt? Nichts als Verachtung, Verwerfung und Hass, nichts als Schmach und Schande und Leiden. Und wie Joseph erst unter dem Hass seiner Brüder litt und später, wie wir gesehen haben, unter der Bosheit der Heiden, so auch Er: „In dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels“ (Apg 4,27). Aber mehr noch als Joseph war Er, unser geliebter Herr, der „Lippe der Lüge“ und der „Zunge des Truges“ ausgesetzt, den „scharfen Pfeilen eines Gewaltigen, samt glühenden Ginsterkohlen“ (Ps 120,2-4). Mehr noch als auf Joseph passt auf Ihn das Wort: „Es treten ungerechte Zeugen auf; was ich nicht weiß, fragen sie mich. Sie vergelten mir Böses für Gutes; verwaist ist meine Seele“; oder jenes andere: „Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen; mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir Feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten“ (Ps 35,11.12; 69,5).
Auch hinter Ihm, wie hinter Joseph, schlossen sich, im Bild gesprochen, die Tore eines furchtbaren, finsteren Kerkers: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt; ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen“ (Ps 88,9). Und ob wir nun Joseph betrachten oder sein über alles erhabenes Ebenbild, wir haben wahrlich Grund, auch in den Übungen unseres Weges „auszuharren, indem wir Gutes tun und leiden“, denn „das ist wohlgefällig bei Gott“ (1 Petrus 2,20).

Fritz von Kietzell – Der Abgesonderte unter seinen Brüdern

Aber auch wenn er wörtlich „dort im Gefängnis war“. Um die offensichtliche Redundanz des Satzes zu vermeiden, verstand Radak ihn als „er blieb dort“, d. h., er hatte keine Aussicht auf Freilassung. Es ist jedoch besser, den Satz an den nächsten Vers anzuhängen, wie es in dieser Übersetzung im Anschluss an Schadal geschieht. Das hat den Vorteil, dass Vers 21 fast genau parallel zu Vers 2 steht.

Nahum M. Sarna – Der JPS Tora-Kommentar – Genesis

In 39:19-20 reagierte Potiphar auf den Bericht seiner Frau auf zweierlei Weise. Erstens reagierte er in Vers 19 mit Zorn: Und es geschah, als sein Herr die Worte seiner Frau hörte, die sie zu ihm sagte und sprach: So hat mir dein Knecht getan, da entbrannte sein Zorn. Aus dem Text geht jedoch nicht eindeutig hervor, auf wen er zornig ist: Joseph? seine Frau? Zweitens, in Vers 20, kam die Gefangennahme: Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in das Gefängnis; dieses Gefängnis war der Ort, an dem die Gefangenen des Königs gefesselt wurden; es war das königliche Gefängnis. Es gibt mehr als ein hebräisches Wort für Gefängnis, und der hier verwendete Begriff ist ein Wort, das nur in den Kapiteln 39 und 40 der Genesis vorkommt. Es ist eigentlich ein ägyptisches Lehnwort, und es hat die Bedeutung eines königlichen Gefängnisses. Potiphar war ein Offizier des Pharaos und unterstand somit eigentlich seiner Autorität. Außerdem war er der Hauptmann der Scharfrichter und hätte Joseph nach ägyptischem Recht hinrichten können, was er aber nicht tat. Das kann sehr wohl bedeuten, dass er von der Geschichte seiner Frau nicht völlig überzeugt war.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis