Aber nun kommen wir erst zum Entscheidenden, was im Blick auf diesen Menschen als den wahrhaftigen Zeugen zu sehen und zu sagen ist. Zwischen den beiden eben angegebenen Bedingungen seiner Existenz, die ihrerseits der Reflex des seine Existenz konstituierenden Zusammentreffens von Gott und Mensch sind, besteht natürlich ein innerer Zusammenhang: das Gott von ihm dargebrachte ist nicht ohne Grund auch sein von Gott ausgezeichnetes Leben. Es wäre aber das furchtbarste, das frivolste Mißverständnis – es wäre geradezu die dem wahrhaftigen Zeugen entgegenstehende Lüge – wenn man den Zusammenhang dieser beiden Bestimmungen rechnerisch, nämlich als den eines Do und eines Des, eines Credit und eines Debet, eines Guthabens und einer Schuldigkeit verstehen und erklären wollte. Er besteht vielmehr darin, daß auf beiden Seiten Freiheit die Form und der Charakter des Verkehrs zwischen dem wahren Gott und dem wahren Menschen ist: des Verkehrs, der die Existenz dieses Menschen bestimmt und in dessen Vollzug er die Wahrheit ausspricht und also der wahrhaftige Zeuge ist. So und nur so, in beiderseitiger Freiheit, entspricht dieser Verkehr dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch, Mensch und Gott, durch das die Existenz dieses Menschen konstituiert wird. Die der Zuwendung dieses Menschen zu Gott entsprechende Darbringung, sein Gehorsamsakt, seine Dienstleistung ist seine freie Tat. Sie ist nicht veranlaßt, nicht motiviert, nicht bedingt durch die Absicht auf einen von Gott zu empfangenden Lohn. Er tut sie nicht um der von Gott verheißenen und zu erwartenden Auszeichnung willen, nicht im Blick auf deren Nützlichkeit und Annehmlichkeit, nicht als Mittel zu deren Erwerb, nicht als Bezahlung des Preises, um den sie zu gewinnen sein möchte – und selbstverständlich auch nicht aus Furcht vor irgendwelchen Übeln, die der Unterlassung dieses Werkes, der Nicht-Bezahlung dieses Preises folgen möchte, nicht zur Vermeidung einer Strafe, die ihn, wenn er da versagen sollte, treffen könnte. Seine Darbringung ist darin seine freie Tat, daß er sie nur eben in Erkenntnis Gottes selbst, nur eben in Furcht vor ihm, nur eben aus Freude an ihm, nur um Gottes selbst willen, nur weil und indem er von ihm nicht lassen kann, tut. Sie ist ihm nur dadurch notwendig gemacht, hat nur darin ihren bewegenden Grund, daß Gott für ihn Gott, daß er faktisch sein Herr ist. Sie ist darin seine freie Tat, daß er sie, abgesehen von diesem einen Grund, grundlos, anspruchslos, uninteressiert, umsonst, gratis, tut. Und genau so ist auch die der Zuwendung Gottes zu diesem Menschen entsprechende Auszeichnung, mit der er diesen Menschen krönt, Gottes freie Tat. Er verleiht sie ihm ungeschuldet. Sie ist nicht seine Gegenleistung zu dessen von ihm geforderter und von jenem erfüllter Leistung. Sie ist wohl Gottes großer Lohn, sie ist aber keine Bezahlung, keine Abgeltung, zu der er auf Grund irgendeines höheren Gesetzes moralisch oder rechtlich verpflichtet wäre. Sie ist keine Ware, die Gott diesem Menschen für den von ihm vorausbezahlten Preis seiner Darbringung, seines Gehorsams, seines Dienstes zu liefern hätte. Gott ist diesem Menschen zu nichts verpflichtet. Er muß ihn nicht auszeichnen, er tut es in eigenster Initiative, in seiner ihm gegenüber überströmenden Güte. Er muß ja auch sein ihm dargebrachtes Leben nicht gutheißen, nicht annehmen. Er muß dieses Menschen Dienst nicht brauchen. Es ist seine eigene höchste, aber freie Weisheit und Gerechtigkeit, wenn er ihn gutheißt, annimmt, braucht. Er krönt ihn, der ihm sich selbst darbringt, aber nicht deshalb, weil dieser solches tut, nicht im Blick auf einen Wert, den das für ihn hätte, auf einen Nutzen und Vorteil, den ihm das einbrächte, sondern einzig und allein in dem souveränen Wohlgefallen, das er an ihm hat, um seiner Erwählung dieses Menschen – also erstlich und letztlich einzig und allein um dieses Menschen willen. Auch die Auszeichnung dieses Menschen ist darin Gottes freie Tat, daß er sie diesem Menschen abgesehen von diesem einzigen Grund grundlos, unverpflichtet, uninteressiert, umsonst, gratis zuteil werden läßt. In diesem Sinn ist die Freiheit die Form und der Charakter des Verkehrs zwischen dem wahren Gott und dem wahren Menschen, der sich in dieses einen Menschen Existenz ereignet und ihn zum Zeugen der Wahrheit, zum wahrhaftigen Zeugen macht.
Karl Barth Die Kirchliche Dogmatik: 28: IV.3 §§ 70–71: Jesus Christus, der Wahrhaftige Zeuge II
Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Gesetzlosen zu töten, so daß der Gerechte sei wie der Gesetzlose; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Elberfelder 1871 – Genesis 18,25
Zu töten den Gerechten mit dem Schuldigen, dass der Gerechte wie der Schuldige sei, ein solches zu tun, das — weiß ich — wäre Entweihung dir. Entweihung wäre es dir; wie sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht ausüben! Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 18:25
Weitab sei dir nach dieser Rede zu tun, den Bewährten mit dem Frevler zu töten, daß Gleiches dem Bewährten, Gleiches dem Frevler geschehe, weitab sei es dir! Alles Erdlands Richter, wird der nicht das Recht tun? Buber & Rosenzweig – 1.Mose 18:25
Gerechte Richter? Wie sollte das möglich sein, außer diese haben „besten Kontakt“ mit dem allwissenden Gott? Deshalb werden in der Bibel eigentlich nur Mose, Samuel und Salomo als „gerechte Richter“ dargesstellt – Männer die sich in allen Fragen immer und ausschließlich auf Jehovah verließen! Im „NT“ haben wir dann Petrus, der „ohne nach Gründen zu fragen“ ein Ehepaar richtet – aber auch Petrus hat etwas, was den „ungerechten Richtern“ fehlt: Petrus wird vom heiligen Geist geleitet! Aber Abraham ist sich sicher: Jehovah ist ein „korrekter Richter“ – auf den wir uns verlassen dürfen!
Abraham versuchte nicht, Gott zu etwas zu bewegen, was gegen dessen Willen gewesen wäre. (Dennoch war das Gebet Lots für Zoar ein echter Gegensatz; 1Mo 19,18-23 ). Das Thema Gerechtigkeit herrscht hier also vor: die, die sich an Gottes Segnungen erfreuen werden, sollen (a) Gerechtigkeit lehren ( 1Mo 18,19 ); (b) sie dürfen für ein gerechtes Gericht eintreten, um die Gerechten zu bewahren; und (c) wissen, daß Gott die Gottlosen um der Gerechten willen bewahren kann. Bestimmt lernte Israel hierdurch, daß Gott ein gerechter Richter ist, daß Gerechtigkeit ein Volk erhöht (vgl. Sprüche 14,34 ) und daß die Gerechten die Gesellschaft erhalten helfen (vgl. Mt 5,13 ). Diese Wahrheiten sollten für Israel von ebenso großer Bedeutung sein wie für Abraham , der sie in mitleidsvoller Fürbitte angewendet hatte.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die Rolle eines Richters Genesis 18 offenbart einige hilfreiche Hintergründe zu diesem Konzept eines Richters. Hier heißt es, dass Gott selbst „der Richter der ganzen Erde“ ist (1. Mose 18,25). Aus dem Kontext können wir ersehen, dass die Rolle des Richters darin besteht, Recht zu sprechen, zwischen Gerechten und Bösen zu unterscheiden, die Bösen zu bestrafen und die Gerechten zu befreien. Der Richter war also ein Verwalter, der die Autorität hatte, das Urteil über den Menschen in seiner Gesetzlosigkeit zu vollstrecken oder zu verhängen. In 1. Mose 19 zum Beispiel wurde die Strafe vollstreckt, indem die Menschen von Sodom vernichtet und der gerechte Lot befreit wurde.
Unsere heutige Vorstellung von einem Richter oder einer Richterin wird durch unsere heutige Verwendung des Begriffs bestimmt. In der modernen Jurisprudenz ist der Richter jemand, der vor Gericht als Schiedsrichter fungiert. Er ist der Schiedsrichter zwischen zwei gegnerischen Anwälten. Die meisten Menschen denken bei dem Begriff Richter nur an die Verkündung des Urteils über die Schuldigen. Der Begriff „Richter“, wie er in 1. Mose 18 verwendet wird, ist jedoch ein viel weiter gefasster Begriff, der die Autorität verleiht, die Angelegenheiten der Menschen zu regeln. Deshalb wird Gott auch der Richter der ganzen Erde genannt.
Im Buch der Richter geht es also nicht nur um zivile Verwalter – wie wir uns Richter vorstellen würden -, sondern um Anführer, die dafür verantwortlich waren, die Menschen unter Kontrolle zu halten und den Gesetzen zu gehorchen, Straftäter zu bestrafen und diejenigen zu belohnen, die Gutes taten. Das ist dasselbe Konzept, das auch in Römer 13 und 1 Petrus 3 im Neuen Testament erwähnt wird.
J. Dwight Pentecost – Dein Reich komme – Gottes Reichsprogramm und Bundesverheißungen in der Geschichte nachspüren
„Ist Gott ungerecht, wenn er Rache übt?“ Dieser Gedanke liegt dem frommen und demütigen Herzen des gläubigen Abraham fern. Er hegt nicht die eitle und anmaßende Vorstellung, auf die nicht wenige ihre Hoffnung auf ein unbestimmtes Maß an Nachsicht gegenüber den Gottlosen gründen. Sie lehnen die Verhängung des Gerichts ganz und gar ab, da dies extreme Strenge und unangemessene Härte bedeute. Sie sind der Meinung, dass selbst Sodom verschont werden kann und sollte, nicht weil es viel Gutes zu bieten hätte, sondern weil seine Schlechtigkeit nicht so schlimm und unentschuldbar ist, dass sie eine so schreckliche Strafe verdient hätte. Vieles, oder zumindest etwas, kann die Verderbtheit seiner Bewohner beschönigen; und im schlimmsten Fall haben sie einige erlösende Eigenschaften. Von einem barmherzigen Gott kann man erwarten, dass er ihnen etwas nachgibt und sie sogar in Ruhe lässt. In all diesen Plädoyers steckt ein lauernder Unglaube an die Gerechtigkeit Gottes, eine Anfechtung der Rechtschaffenheit seiner Urteile, ein völliger Mangel an Verständnis für die Heiligkeit, die durch die Sünde verletzt wird, und die souveräne Autorität, die durch die Sünde missachtet wird. Sind solche Plädoyers und einleuchtende Argumente wie diese, solche sanften Apologeten des Bösen, mit ihrer schwachen Verurteilung von Gottes Feinden und ihrem empfindlichen Zurückschrecken vor der Vorstellung, dass Gottes Zorn über sie kommen könnte – sind sie wirklich seine Freunde? Stehen sie auf der Seite des Herrn? Nicht so der Geist Abrahams. Er nimmt die Vernichtung der Bösen hin; er erkennt die Gerechtigkeit des Richters der ganzen Erde an; er ist sich bewusst, dass das Gericht unvermeidlich ist. Der Gedanke beleidigt ihn nicht. Nicht aus Selbstgefälligkeit gegenüber den Bösen oder aus Gleichgültigkeit gegenüber den gerechten Ansprüchen Gottes möchte er, dass Sodom verschont wird. Lieber sollen die Bösen umkommen, als dass die göttliche Gerechtigkeit in Frage gestellt wird. „Gott ist wahrhaftig, aber jeder Mensch ist ein Lügner, wie geschrieben steht, damit du in deinen Reden gerecht wirst und überwindest, wenn du gerichtet wirst“ (Röm. 3,4).
Was genau ist seine Bitte? Worauf gründet er seine Hoffnung in diesen klagenden Fürbitten: „Willst du auch die Gerechten mit den Bösen vernichten? Vielleicht sind fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch die fünfzig Gerechten, die in der Stadt sind, vernichten und den Ort nicht verschonen? Das sei ferne von dir, so zu tun, dass du die Gerechten mit den Gottlosen tötest; und dass die Gerechten wie die Gottlosen seien, das sei ferne von dir“ (Vers 23-25). Worum geht es ihm in diesem ernsten Flehen? Ist es nur die zeitliche Vernichtung der Gerechten, die sich in Sodom aufhalten könnten, die Abraham so pathetisch beklagt – dass sie in das Feuergericht verwickelt werden, das über die hingegebene Stadt hereinbrechen sollte? Zweifellos ist das ein Übel, gegen das der Freund Gottes im Namen seiner gottesfürchtigen Nachbarn beten sollte. Der verheerende Zug von Gottes Dienern des Zorns hier unten, das verzehrende Feuer und der wütende Sturm, Krieg, Pestilenz und Hungersnot, kann das gläubige Volk Gottes, das unter den Objekten seines gerechten Zorns wohnt, nur besonders hart treffen. Nur deshalb kann derjenige, der für sie Fürbitte einlegt, darum bitten, dass solch weitreichendes Unheil, das über die Städte, in denen sie leben, hereinbricht, aufgehalten oder beseitigt wird. Aber die Gerechten sind am Ende sicher, was auch immer über die Bösen kommen mag und wie sehr sie auch eine Zeit lang mit ihnen leiden mögen. Es ist nicht in erster Linie um ihretwillen, dass das angedrohte Unheil hinausgezögert und die Zeit der gnädigen Nachsicht verlängert werden soll. Auf jeden Fall geht Abrahams Bitte weit über die bloße Befreiung der Gerechten von vorübergehenden Leiden und Prüfungen hinaus. Das hätte auch auf eine andere Art und Weise geschehen können, als die, die er aufzeigt, nämlich durch die Befreiung von Lot. Eine solche Art und Weise, die Gerechten vor dem kommenden Übel zu bewahren, kommt Abraham jedoch nicht in den Sinn; nicht einmal dann, wenn er im Verlauf seiner einzigartigen Auseinandersetzung von einem immer verzweifelteren Fall ausgeht; nicht einmal dann kommt sie ihm als letztes Mittel, als letzte Alternative in den Sinn. Er stellt sie nicht einmal als vergebliche Hoffnung dar. Bis zum Schluss ist er darauf bedacht, das Gericht ganz abzuwenden – die Tausenden von Schuldigen zu verschonen, um die zehn Gerechten unter ihnen zu finden
Denn er hat das große Prinzip der moralischen Verwaltung Gottes begriffen, das auf diese gefallene, aber nicht unwiederbringlich gefallene Welt zutrifft: Die Gerechten „sind das Salz der Erde“. Er hat die Lektion gelernt, die das Gleichnis vom Unkraut lehren sollte. Solange Gott ein einziges Weizenhalmchen auf dem Feld hat, das unter dem Unkraut verloren geht und vorzeitig vernichtet wird – solange er ein einziges Kleines hat, das noch nicht in der Menge der Gottlosen versammelt ist – solange die Masse nicht so hoffnungslos verdorben und faulig ist, sondern der Geruch des Eifers und der Liebe eines einzigen heiligen Menschen noch einen kleinen Teil davon vor dem Verfall bewahrt – solange wird Gott auch die verlassenste Stadt verschonen und die Erde nicht mit seinem Besen der Zerstörung überziehen. Auf diese Gewissheit setzt Abraham seinen Fuß. Von dieser hohen Warte aus klopft er an die Tür der himmlischen Barmherzigkeit und belagert den Thron dessen, der will, dass alle Menschen überall gerettet werden. Verschone Sodom um fünfzig. Verschone es um fünfundvierzig. Verschone es um dreißig. Verschone es um zwanzig. Verschone es sogar um zehn. Warum sollten auch nur zehn deiner Kinder, wenn auch nur im Vorübergehen, an einer so schrecklichen Verwüstung teilhaben? Und warum sollte selbst Sodom, mit all der Größe seines Geschreis und all den unsagbaren Ungeheuerlichkeiten seiner elenden Bewohner, als verzweifelt überlassen werden, solange zehn Gerechte darin sind? Gibt es noch zehn, die „seufzen und schreien über all die Gräuel, die in der Stadt geschehen sind?“ Gibt es „ein paar Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht verunreinigt haben?“ Diese sollen geehrt werden, auch wenn es nur ein kleiner Rest ist. Lasst das Salz, wenn es seinen Geschmack noch nicht ganz verloren hat, noch eine Zeit lang die Masse würzen. Lass das Licht noch leuchten. Es kann sein, dass sich sogar Sodom durch das fortgesetzte Aufleuchten des Lichts, und sei es noch so schwach und flackernd, bald dem Herrn zuwendet.
Das ist das Prinzip von Abrahams Fürbitte für Sodom. Und da sie auf einem richtigen Verständnis des Wesens und des Plans von Gottes moralischer Regierung der Welt beruht, ist sie viertens mit einem Geist der völligen Unterwerfung unter die göttliche Souveränität verbunden. Abrahams Bitten sind beharrlich und eindringlich, aber er ist die ganze Zeit darauf bedacht, jeden Gedanken an eine Einmischung in den höchsten Willen Gottes zu verwerfen, jede Idee, seine vollkommene Billigkeit und Gerechtigkeit in Frage zu stellen oder sein Recht in Frage zu stellen, das zu tun, was er für gut hält. Die wachsende Ernsthaftigkeit und Intensität, man könnte fast sagen Ungeduld, seines Flehens wird durch ein tiefes Gefühl für die Freiheit, die er sich nimmt, und eine heilsame Angst, ihn zu beleidigen, gemildert. In der Gegenwart Gottes, der zu ihm spricht wie ein Mensch zu seinem Freund, vergisst er nicht seine eigene Position: Er ist nur Staub und Asche, während Gott der Richter der ganzen Welt ist. Er ist sich sicher, dass Gott gerecht handeln und das Richtige tun wird. Er verwirft die Vorstellung, dass die Gerechten und die Bösen gleichgestellt sind, als etwas, das sowohl Gottes Charakter als auch seinen eigenen Gefühlen widerspricht: „Es sei ferne von dir, Herr.“ Er weiß, dass das weit vom Herrn entfernt ist und sein muss. Wie auch immer es ausgeht, er ist sich sicher, dass es sich zeigen wird, vielleicht nicht genau so, wie er es vorschlägt, aber so, wie es Gott am meisten verherrlicht und letztlich alle, die seine Freunde sind, am meisten befriedigt. Deshalb begnügt er sich am Ende mit einer Antwort, die die Angelegenheit doch noch im Zweifel zu lassen scheint. In der heiligen Kühnheit seines Flehens – man könnte fast sagen, seines Feilschens mit dem Herrn – hat er ihn auf den tiefsten Punkt gebracht: „Ich will sie nicht um zehn verderben“ (Vers 32). Und dort gibt er sich zufrieden und ruht sich aus. Er erhält keine ausdrückliche Antwort, sondern nur eine allgemeine Erklärung und Zusicherung; er bittet nicht weiter, sondern überlässt alles Gott. Wenn es möglich ist, so sieht er jetzt klar, wird das Gericht von Sodom ausgehen. Aber der Wille des Herrn wird geschehen. Der Fall kann sich so verschlimmern und so hoffnungslos sein, dass ein längeres Abwarten nicht mehr möglich ist – wie im Fall der Stadt, über die der Herr durch Hesekiel sagte (14:14) sagte: „Wenn diese drei Männer, Noah, Daniel und Hiob, auch darin wären, so würden sie doch ihre eigenen Seelen durch ihre Gerechtigkeit retten.“ Oder das Volk, zu dem er durch Jeremia (15,1) sagte: „Wenn auch Mose und Samuel vor mir stünden, so könnte ich doch nicht an dieses Volk denken; werft sie aus meinem Blickfeld und lasst sie ziehen.“ Dennoch hat der Freund Gottes sein eigenes Gewissen entlastet und seine Seele entlastet. Und bei Gott, an den er sich so vertrauensvoll als Freund gewandt hat, verlässt er vertrauensvoll seine Sache.
Robert S. Candlish – Das Buch Genesis
Zwei Weisen des Sodom drohenden Verhängnisses waren Abraham angekündigt, כלה: völlige Vernichtung oder ידיעה: Bestrafung der Schuldigen beim Fortbestand des Ganzen. Da Gott ihn dieses Einblicks in seinen Ratschluss gewürdigt, fühlt und denkt er sich in dessen Vollzug hinein, und ringt nach Klarheit über einen Gedanken, der ihn peinigt. Nicht, dass er darüber irgend einen Zweifel hegte, dass nicht, selbst wenn die Entartung den Untergang des ganzen sodomitischen Kreises fordere, dennoch die etwa sich dort findenden Unschuldigen, und wäre es einer unter Millionen, doch gerettet bleiben, und nicht etwa den Gerechten wie den Schuldigen gleiches Verderben träfe, das auch nur zu denken, spricht er Genesis 18: 25 aus, wäre ihm Entweihung. Allein, er fühlt sich in die Lage eines aus dem Untergange eines solchen Ganzen geretteten Gerechten hinein, fühlt, was er in einer solchen Lage fühlen würde, fühlt, wie, wenn er das Unglück ge habt hätte, in Sodom zu wohnen, er es nie hätte fehlen lassen, unablässig die Besserung der entarteten Stadt- und Landesgenossen zu versuchen, wie er nie die Hoffnung aufgegeben, und wie er mit dem Untergang einer jeden Seele, an deren Rettung er gearbeitet, auf deren Rettung er gehofft, den eigenen Untergang erleiden würde, und wagt nun den Gedanken, ob denn nicht vielleicht das Leid, das die Gerechten durch die Teilnahme an dem schrecklichen Untergange ihrer bisherigen Genossen treffen würde, einer Berücksichtigung würdig sein dürfte, ob es nicht sonst ein ספות הצדיק עם רשע, eine Mitleidenschaft des Gerechten an dem Untergange des Schuldigen wäre, ob dieses nicht so stark sein könnte, dass Gott למען הצריקים zu Gunsten der Gerechten, um diesen das große Seelenleid zu sparen, der ganzen schuldigen Gesamtheit Verzeihung angedeihen lassen könnte
Für diese Auffassung spricht alles. Die Bedeutung des תספה gegenüber dem להמית und והיה כצדיק כרשע im Genesis 18: 25, welches er von selbst als unmöglich zurückweist.
Ebenso die Wahl des Ausdruckes למען הצריקים wodurch die Gerechten nicht als Ursache, sondern als Zweck der Gesamtverzeihung hingestellt werden. Während nämlich בגלל immer die Veranlassung, בעבור größtenteils freilich den Zweck, jedoch auch mitunter die Veranlassung ausdrückt, bezeichnet למען immer den Zweck. Abraham denkt sich die Rettung des Ganzen als Belohnung und Beglückung des teilnehmend mitfühlenden Gerechten darin.
Endlich spricht dafür das sowohl in Abrahams Frage, als in der Erwiderung Gottes so charakteristisch hervorgehobene: בתוך העיר. Abraham sagt nicht ׳אולי יש נ צדיקים בעיר sondern בתוך העיר, die Antwort lautet sogar בסדום בתוך העיר. Dieses בתוך העיר erscheint ganz so wie בתוך עמי אנכי יושבת (Kön. II. 4, 13). Das Ideal eines Gerechten in Mitten einer sodomitischen Entartung, das Abraham vorschwebt, um dessentwillen die Gesamtheit gerettet werden dürfte, ist nicht ein solcher, der in hochmütigem Selbstgefühl die Menge preisgibt, ihrem sitllichen Untergange müßig zusieht, sich in die Einsamkeit zurückzieht und glaubt, genug getan zu haben, wenn er nur sich und höchstens die eigenen Seinen rettet. Ja, ein solcher wäre ihm gar nicht der Gerechte, hätte mit nichten der Verpflichtung genügt, die der Bessere in solcher Umgebung trüge, und wäre am wenigsten geeignet, um seinetwillen die Gesamtheit, die er ja längst preisgegeben, gerettet zu sehen. Der Untergang der Gesamtheit ließe einen solchen ja kalt, ja erfüllte ihn vielleicht gar mit befriedigender Genugtuung.
Das ist Abrahams Gerechter, dessen Berücksichtigung die Rettung der Gesamtheit bewirken sollte, nicht. Sein Gerechter befindet sich בתוך העיר „in Mitten der Stadt“ in Mitten und in lebendiger Beziehung zu allen und allem. Er lässt nicht ab und zu ermahnen, zu lehren, zu warnen, zu bessern, zu retten, wo und wie er kann. Alle und alles liegt ihm am Herzen, und er wird nicht müde, Besserung zu versuchen, wie fern auch immer die Hoffnung des Gelingens: Sein menschlich Herz verzweifelt am Menschen nie, und treibt ihn unablässig zur Tätigkeit für die Menschen. Das sind die Gerechten, die er בתוך העיר voraussetzt, denen jede Seele aller dieser Tausende schmerzlich absterben würde, wie dem Gärtner die Pflanze, um deren Gedeihen er sich früh und spät bemüht, und von deren fünfzig Abraham die Erhaltung des Ganzen zu erhoffen wagt.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis
Wenn jemand wider seinen Nächsten sündigt, und man ihm einen Eid auflegt, um ihn schwören zu lassen, und er kommt und schwört vor deinem Altar in diesem Hause: so höre du im Himmel und handle und richte deine Knechte, indem du den Schuldigen schuldig sprichst, daß du seinen Weg auf seinen Kopf bringst, und indem du den Gerechten gerecht sprichst, daß du ihm gibst nach seiner Gerechtigkeit. Elberfelder 1871 – 1.Könige 8,31–32
Sündigt etwa jemand an seinem Genossen, man überträgt auf ihn einen Droheid, ihn zu vereidigen, und er kommt, eidbedroht sich vor deiner Schlachtstatt in diesem Haus: selber mögst dus himmelwärts hören, so machs zur Tat, so schaffe Recht deinen Knechten, den, der sich verschuldete, zu beschulden, seinen Abweg auf sein Haupt zu geben, den, der sich bewährte, zu bewähren, ihm nach seiner Bewährung zu geben. Buber & Rosenzweig – 1.Könige 8:31–32
So ein Mann sündigt wider seinen Genossen, und man ihm einen Eid auflegt, ihn zu beeidigen, und der Eid vor Deinem Altar in diesem Hause kommt; 3Mo 5,1; 6,2f. So höre Du im Himmel und tue und richte Deine Knechte, auf daß die Ungerechtigkeit auf den Ungerechten komme (sei), und Du seinen Wandel (Weg) bringest (gebest) auf sein Haupt, und Du den Gerechten rechtfertigest und ihm gebest nach seiner Gerechtigkeit. 5Mo 25,1; Ez 9,10. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Könige 8,31–32
Salomo betet zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – zu Jehovah Gott. Einen Vers hatten wir schon mal: „ich kann Gott verstehen“
Salomo richtete sieben konkrete Bitten an den Herrn.
(1) Gerechtigkeit im Land (V. 31-32; 2. Chron. 6:22-23). Salomo hatte seine Herrschaft damit begonnen, zwischen zwei Frauen zu richten (3,16-28), aber es wäre für ihn unmöglich gewesen, sich um jeden persönlichen Konflikt im Land zu kümmern und gleichzeitig alle Pflichten des Königs zu erfüllen. In Israel wurden Richter ernannt, um lokale Fälle zu verhandeln (2. Mose 18,13-27; 21,5-6; 22,7-12; 5. Mose 17,2-13; 25,1), und auch die Priester standen zur Verfügung, um das Gesetz anzuwenden und Entscheidungen zu treffen (1. Chronik 23,4; 26,29). Wenn ein Mann beschuldigt wurde, sich an seinem Nächsten versündigt zu haben, konnte der Angeklagte vor dem Tempelaltar einen Eid ablegen, und der Herr würde erklären, ob der Mann unschuldig war oder nicht. Wie dieses Urteil gefällt wurde, wird nicht erklärt, aber vielleicht benutzte der Priester Urim und Thummim (2. Mose 28,30; Lev. 8,8). Gerechtigkeit im Land ist unerlässlich, damit die Bürger „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“ genießen können. Wie tragisch, dass es in späteren Jahren die gottlosen Könige von Israel und Juda waren, die Ungerechtigkeit im Land zuließen. Die Aufgabe der Richter war es, „die Bösen zu verurteilen … und die Gerechten zu rechtfertigen“, aber wenn es um unsere Errettung geht, rechtfertigt Gott die Gottlosen (Röm. 4:5) aufgrund des Opfers, das Christus am Kreuz gebracht hat (Röm. 5:6). Gott hat alle Menschen als ungerecht verurteilt (Röm 3,23), damit er der ganzen Menschheit Gnade erweist und diejenigen rettet, die ihrem Sohn vertrauen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Da es keine Augenzeugen und keine Beweise gibt, wird Gott gebeten, als Richter zu bestimmen, wer schuldig ist, und diese Person zu bestrafen, indem er ihr die Strafe auferlegt, die sie selbst auf sich geladen hat.
Höre du im Himmel: Wie bereits erwähnt, wird dieser Ausdruck in diesem Kapitel achtmal wiederholt. Da es sich um ein gemeinsames Thema im Gebet Salomos handelt, sollte es jedes Mal, wenn es vorkommt, auf dieselbe Weise übersetzt werden, wenn es in der Rezeptionssprache natürlich ist. Siehe die Kommentare zu Vers 30.
Dieser Vers beginnt im Hebräischen mit dem eigenständigen Pronomen „ihr“ (ebenso die Verse 34, 36, 39 und 43), was eine leichte Betonung bewirkt, die in den meisten Übersetzungen übersehen wird. NJPSV versucht, diese Betonung durch die Formulierung „oh, hört im Himmel“ auszudrücken.
Handle, und richte deine Knechte: Handeln gibt das hebräische Verb wieder, das oft mit „tun“ übersetzt wird. Dieses Verb bezieht sich auf dieselbe Handlung wie das Verb richten, und aus diesem Grund lässt GNT das Verb handeln unübersetzt. Andere Übersetzungen lauten: „handle, indem du deine Knechte richtest“ oder „schaffe Gerechtigkeit zwischen deinen Knechten“ (NJB). Deine Knechte“ bezieht sich auf die am Konflikt beteiligten Personen. Dies kann in einigen Sprachen verwirrend sein, wenn es wörtlich übersetzt wird, da der Gedanke einfach ist, dass sie Gott als Teil des Volkes Israel unterworfen sind. Für den gesamten Satz hier bedeutet CEV einfach „entscheide, wer Recht hat“.
Die Verurteilung des Schuldigen, indem er sein Verhalten auf sein eigenes Haupt lädt: Den Schuldigen verurteilen heißt wörtlich „den Schuldigen für schuldig erklären“. Sein Verhalten über sein eigenes Haupt zu bringen, bedeutet wörtlich „seinen Weg auf sein Haupt zu geben“. Dieser Ausdruck ist im Alten Testament gebräuchlich, um auszudrücken, dass eine Person für ihre Taten zur Verantwortung gezogen wird (siehe 1. Kön. 2,32.44). Andere Versionen übersetzten die Klauseln hier wie folgt: „den Schuldigen verurteilen, indem man ihn für seine Untaten leiden lässt“ (Mft), „den Bösen verurteilen und ihn für sein Verhalten bestrafen“ (NAB) oder einfach „den Schuldigen für seine Taten bestrafen“ (ICB).
Rechtfertigung des Gerechten, indem man ihn nach seiner Gerechtigkeit belohnt: Den Gerechten rechtfertigen heißt wörtlich „den Gerechten für gerecht erklären“. Die hebräischen Worte „gerecht“ und „Gerechtigkeit“ sollten nicht in dem theologischen Sinn verstanden werden, den diese Worte im Neuen Testament haben. Der Gerechte wird im Englischen besser mit „the innocent“ (REB, Gray) übersetzt, und righteousness wird besser mit „Unschuld“ (REB) oder „Recht“ (Gray) wiedergegeben.
Roger L. Omanson – Ein Handbuch über 1.& 2. Könige
Das wird endlich ein gerechtes Gericht! Wie wollen diejenigen sich verteidigen, die Familien und Freundschaften mit „Gemeinschaftsentzug“ zerstören? Oder wie diejenigen, die mißbrauchte Kinder wegen einer „Zweizeugen-Regel“ nicht beschützen wollen? ER hat alles gesehen! Aber besonders wird ER für Sein Volk Israel eintreten!
Hoch frohlockt der Vater eines Gerechten; und wer einen Weisen gezeugt hat, der freut sich seiner. Freuen mögen sich dein Vater und deine Mutter, und frohlocken, die dich geboren! Elberfelder 1871 – Sprüche 23,24–25
Laut jubelt der Vater eines Gerechten, und wer einen Weisen gezeugt hat, der kann sich über ihn freuen. Es mögen sich dein Vater und deine Mutter freuen, es juble die, die dich geboren hat. Die Philippson-Bibel – Sprüche 23:24–25
Dies sind Unterweisungen für Kinder über rechte Familienbeziehungsverhältnisse. Diese Prinzipien stammen vom fünften Gebot ab (2.Mose 20,12) und werden auch von der unterscheidenden Beobachtung der Weisen von einträchtigen und erfreulichen menschlichen Beziehungen gestützt.
Reformations-Studien-Bibel
Wir verstehen heute V. 26 (aus dem Zusammenhang herausgelöst) als eine direkte Aufforderung Gottes an den Menschen. Eigentlich ist es die Aufforderung des Lehrers an seinen Schüler: »Gib mir deine Aufmerksamkeit und folge meinem Beispiel!«
Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel
Muss ein Kind, das erwachsen geworden ist, noch auf die Ratschläge seiner Eltern achten? Gewiss, wenn wir den 22. Vers lesen. Das gehört zur Ehre, die ihnen zusteht, und woran das Alter oder die Reife nichts ändert. Es ist eine Freude für christliche Eltern bei ihren erwachsenen Kindern die Frucht ihrer Erziehung zu sehen (Verse 15,16,24: und welche Bedeutung bekommt der 24. Vers, wenn wir ihn auf die Freude anwenden, die der Vater in seinem vielgeliebten Sohn, dem Gerechten und Weisen im wahrsten Sinn des Wortes, gefunden hat: Matthäus 3,17). Aber vor allen andern, selbst vor unseren Eltern, ist es der Herr, der Anrechte auf uns hat. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz“, sagt Er zu jedem (Vers 26). Ich verlange nicht zuerst einen gewissen Teil deiner Güter oder deiner Zeit, sondern deine Zuneigungen. Das Übrige wird folgen. Wenn du mir dein ganzes Herz gibst – sagt der Herr Jesus – gibst du mir nur das zurück, was mir gehört, denn es ist mein Lohn, den ich mir auf Golgatha so teuer erworben habe.
Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament – Sprüche
Vers 24 ist ein weiterer Beweis dafür, daß in den Sprüchen die Weisheit (vgl. V. 15 ) in Gottes Augen mit Gottesfurcht oder Gerechtigkeit gleichzusetzen ist. Interessanterweise wird das hebr. Wort gIl sowohl mit hat große Freude als auch mit frohlocken übersetzt, und RAmaH wird mit freut sich und ist fröhlich wiedergegeben. Von dem Vater wird gesagt, daß er dem Sohn das Leben gegeben hat (V. 22 ), und die Mutter hat den Sohn geboren. Ein weiser, gottesfürchtiger Wandel im Gehorsam gegenüber der Zucht der Eltern ist nicht nur zum Vorteil für das Kind; auch für die Eltern ist es wohltuend.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die Bibel ist das wichtigste Lehrbuch im Haushalt. Früher war sie das grundlegende Lehrbuch im Bildungssystem, aber selbst wenn das immer noch so wäre, kann die Bibel in der Schule die Bibel zu Hause nicht ersetzen. Ich stelle fest, dass viele moderne Eltern Zeit und Geld opfern, um ihren Kindern zu helfen, sich in Musik, Sport und sozialen Aktivitäten auszuzeichnen; ich vertraue darauf, dass sie noch mehr darauf bedacht sind, dass ihre Kinder sich darin auszeichnen, das Wort Gottes zu kennen und ihm zu gehorchen.
Alle Eltern sollten beten und daran arbeiten, dass ihre Kinder geistliche Weisheit haben, wenn die Zeit kommt, dass sie das Haus verlassen. „Ein weiser Sohn macht einen Vater froh, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter“ (10:1, NKJV; siehe 15:20; 23:15-16, 24-25; 27:11; 29:3). „Ein weiser Sohn hört auf die Unterweisung seines Vaters, aber ein Spötter hört nicht auf die Zurechtweisung“ (13:1, NKJV). In meinem seelsorgerlichen Dienst musste ich oft den Kummer von Eltern und Großeltern teilen, deren Kinder und Enkel sich vom Wort Gottes und dem gottgefälligen Beispiel im Elternhaus abgewandt haben. In einigen Fällen kamen die Kinder wie der verlorene Sohn „zu sich“ und kehrten zum Herrn zurück, aber sie brachten Erinnerungen und Narben mit, die sie für den Rest ihres Lebens quälten.
Wer gestohlen hat, (W. der Stehler) stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, auf daß er dem Dürftigen mitzuteilen habe. Elberfelder 1871 – Epheser 4,28
Wer vom Diebstahl gelebt hat, muss jetzt damit aufhören. Er soll seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdienen und zusehen, dass er auch noch etwas für die Armen übrig hat. Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 4:28
Wer bisher ein Dieb gewesen ist, soll aufhören zu stehlen und soll stattdessen einer nützlichen Beschäftigung nachgehen, bei der er seinen Lebensunterhalt mit Fleiß und Anstrengung durch eigene Arbeit verdient; dann kann er sogar noch denen etwas abgeben, die in Not sind. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Eph. 4,28–29
Der Stehler wird zum Geber. Er soll nicht nur das Stehlen lassen, sondern er soll »mit seinen Händen« arbeiten (kopiào, sich abmühen). Geheiligte Hände lassen sich für das Gute (agathòs, tugendhaft) gebrauchen und wollen lieber dem Bedürftigen geben als stehlen. Das Kind Gottes arbeitet nicht lediglich, damit es hat, sondern »damit es hat, um zu geben«.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Christen sollen nicht stehlen, sondern für das, was sie brauchen, arbeiten. Ein Dieb nimmt sich von anderen, was er benötigt, ein Gläubiger aber soll arbeiten und mit eigenen Händen das nötige Gut (agathon; vgl. V. 29) schaffen, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Das ist wahre christliche Nächstenliebe. Arbeit ist in mancherlei Hinsicht von Nutzen: wenn man arbeitet, hat man, was man braucht, tut etwas Sinnvolles (etwas, was einem selbst und anderen von Nutzen ist) und kann überdies andere materiell unterstützen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Nach den Ermahnungen im Blick auf Lüge und Zorn wendet sich Paulus dem Problem des Diebstahls zu, das – zusammen mit der Frage von Arbeit und Faulheit – auch in anderen jungen Gemeinden eine Rolle spielte: »Der Dieb stehle nicht mehr; vielmehr mühe er sich und schaffe mit seinen eigenen Händen das Gute.« Der »Dieb« bringt »das dauernde, gewohnheitsmäßige Tun« zum Ausdruck, deutet hier aber auf das »Einst« der vorchristlichen Zeit. Auch an dieser Stelle sind die eingefahrenen Geleise des ehemaligen Lebensstils entschlossen zu verlassen: »er stehle nicht mehr«. Gleichzeitig aber ist das Denken und Tun auf »das Gute« auszurichten. Damit wird sehr klar erkennbar, was Paulus mit seiner Mahnung meint, die »Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit« zu ergeben, damit »sie heilig werden« (Röm 6,13.19). Auf diese Weise gewinnt die »Erneuerung des Sinnes« und das »Anziehen des neuen Menschen« (Eph 4,23f) anschauliche Gestalt. Das Verbot des Stehlens ist in den Zehn Geboten verankert (2Mo 20,15). Im NT ergibt sich daraus folgerichtig, daß »Diebe« zu den »Ungerechten« (griech.: adikos; vgl. Röm 1,18) gehören, die von der Teilhabe am Reich Gottes ausgeschlossen sind (1Kor 6,10f; vgl. 1Petr 4,5). Um den »Teufelskreis« von Diebstahl und Arbeitsverweigerung zu durchbrechen, mahnt der Apostel zu gewissenhaftem Arbeitseinsatz. Verwandte Probleme traten bereits früher in der Gemeinde von Thessalonich auf. Daher drängt Paulus ausführlich auf die Korrektur: Der Apostel und seine Mitarbeiter haben mit ihrer eigenen Arbeit für den Lebensunterhalt gesorgt (2Thess 3,7ff; 1Kor 4,12) und erwarten dieselbe Einstellung auch von den Gemeindegliedern. Da Müßiggang dazu führt, »unnütze Dinge zu treiben« (2Thess 3,11), ist solcher »Unordnung« (griech.: ataktos) scharf entgegenzutreten, ggf. die Gemeinschaft mit solchen Mitchristen (zeitweise) zu unterbrechen (2Thess 3,6; vgl. 1Thess 4,11f). Was Paulus tat, um das Evangelium frei verkündigen zu können und keiner finanziellen Unterstützung zu bedürfen, das soll den Briefempfängern die Mittel zur Unterstützung anderer verschaffen. Dies ist das »Gute«, das zugleich das materielle »Gut« meinen kann. Da die christliche Gemeinde Leib Christi ist, für den das gegenseitige Geben und Nehmen grundsätzlich gilt, stellt der »Ausgleich« eine zentrale Funktion des gemeinschaftlichen Lebens dar: Dazu gehört die Teilhabe an Freude oder Leid (1Kor 12,26), aber auch der Ausgleich des Mangels durch den Überfluß anderer.b Dabei richtet sich der Blick zunächst auf die Mitchristen, berücksichtigt darüber hinaus jedoch den Bedürftigen allgemein: »Laßt uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen« (Gal 6,10; vgl. Tit 3,14; 1Joh 3,17).
Wuppertaler Studienbibel
Schon seit den Zehn Geboten gehört »Du sollst nicht stehlen!« (2Mose 20,15) zum biblischen Ethos. Das gilt nun auch für Christen. Auch wenn das Gesetz Moses in Christus »weggetan« ist (vgl. zu Eph 2,14-15), macht Paulus durch verschiedene Anklänge an das AT in diesem Abschnitt deutlich, dass auch das neue Gottesvolk ethische Maßstäbe hat, die keineswegs hinter denen des AT zurückbleiben. Sie mögen Gewohnheitsdiebe gewesen sein, wie in V. 28 a das griech. Wort für »der Dieb«, wörtl. »der Stehlende« (eine Partizipform, die eine fortgesetzte Handlung ausdrückt), nahelegt. Jetzt gilt: er »stehle nicht mehr«! Aber es bleibt nicht bei diesem Verbot des Stehlens. An die Stelle der alten Gewohnheit muss ein neues Verhalten treten: »Vielmehr soll er sich anstrengen und mit seinen eigenen Händen das Gute schaffen, damit er dem, der Mangel hat, etwas zu geben hat« (V. 28 b). Hat man früher auf Kosten anderer gelebt, lässt man sich nun die Hilfe für den anderen etwas kosten. War man früher auf das Nehmen aus, arbeitet man nun, um geben zu können. Der Dieb hat es sich leicht gemacht, wenn er erntete, wo er nicht gesät hat. An die Stelle dieses Verhaltens tritt nun die Bereitschaft zu harter Arbeit (»sich anstrengen«, »sich plagen«!). Hart arbeiten gehört zum christlichen Ethos. Aber nicht nur arbeiten, um für sich zu raffen – dann wäre nur ein Egoismus an die Stelle des anderen getreten! Die harte Arbeit ist vielmehr eingebettet in eine Gebestruktur. Durch harten Einsatz werden Mittel (»das Gute«) erarbeitet, die in die Lage versetzen, anderen zu helfen. Hab und Gut ist offenbar etwas Gutes, wenn man es nicht ergaunert, sondern hart erarbeitet, um es nicht nur für sich zu verbrauchen, sondern da einzusetzen, wo Not ist.
Gerhard Maier – Edition C
Daß nun den anderen ihr Eigentum unverletzt bleibt, genügt Paulus noch nicht. Der christliche Sinn schließt mehr in sich: die Freude am Helfen. Darum mutet Paulus dem, der früher vom Diebstahl lebte, jetzt die tapfere Arbeitsamkeit zu als das, wodurch er den alten Menschen abtut und den neuen anzieht. Statt daß er früher fremde Arbeit ohne Recht für sich benützte, arbeitet er jetzt mit der eigenen Hand nicht nur für sich, sondern dazu, daß er geben kann. So kommt in die Anstrengung seiner Arbeit ein innerer Adel hinein. Er tut sie nicht nur, weil er muß, um selbst die Lebensmittel zu haben, sondern verschafft so der Liebe die Mittel, durch die sie ihr Werk vollführt.
Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. Elberfelder 1871 – Offenbarung 20,10
Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in dem sich schon das Tier und der falsche Prophet befanden. Dort werden sie Tag und Nacht Qualen erleiden – für immer und ewig. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 20:10
Und der Teufel, der sie irreführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geschleudert, wo [schon] sowohl das wilde Tier als auch der falsche Prophet [waren]; und sie werden Tag und Nacht gequält werden für immer und ewig. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offb 20:10
Und der teuflische Zerstörer, der sie in die Irre führte, wurde in das Meer aus Feuer und Schwefel geworfen, zusammen mit dem Untier und dem falschen Propheten. Und ihre Qual dauert Tag und Nacht, bis in die unendlichen Ewigkeiten hinein. Roland Werner – Das Buch – Offb 20,10
„für immer und ewig“ – ist das wörtlich zu verstehen???
Nach der Vernichtung der Gefolgschaft Satans wird er selbst in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen werden. Diese Strafe, die ihm und seinen Dämonen widerfährt, ist das letzte Gericht über Satan (vgl. Mt 25,41). Für die Lehre von der ewigen Bestrafung ist vor allem der abschließende Satz relevant: Sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Pronomen „sie“ schließt den Teufel, das Tier und den falschen Propheten ein. Der „Pfuhl von Feuer und Schwefel“ ist nicht gleichbedeutend mit einer völligen Vernichtung, denn das Tier und der falsche Prophet sind noch tausend Jahre nach ihrer endgültigen Verurteilung dort (Offb 19,20).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Dieses Feuer ist längst für den Feind »bereitet«: »Gehet hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln« (Mt 25,41). Der Teufel ist nicht, wie die Leute sagen, in der Hölle, und er ist erst recht dort nicht der »Chef«; er war im Himmel, er ist auf der Erde, und er kommt in die »Hölle«, in das »ewige Feuer« (Hiob 1,6; Offb 12,8.9.12). b) Während für die verführten Menschen noch der große Gerichtstermin bevorsteht (Offb 20,11ff.) – ihre Akten sind noch nicht endgültig geschlossen; ihre Sache wird noch einmal aufgerollt -, wird an dem Verführer gleich jetzt schon das endgültige Urteil vollstreckt, so wie schon vor dem Tausendjährigen Reich an dem Antichrist und dem falschen Propheten (Offb 19,20). Der Feind kommt jetzt nicht mehr nur in eine Untersuchungshaft« oder »Sicherungsverwahrung«, wie in Offb 20,1-3 (siehe das dort Gesagte), sondern in die endgültige Strafhaft. c) »Sie werden gequält werden Tag und Nacht«: Es ist also weder eine Vernichtung noch ein Zustand der Bewusstlosigkeit; das ganze andauernde Elend wird andauernd empfunden. d) »Von Ewigkeit zu Ewigkeit«: Wörtlich »in die Äonen der Äonen hinein«. Das ist in der Offenbarung der klare Ausdruck für die schlechterdings unbegrenzte Frist. Der Ausdruck findet sich in Offb 11,15:Gott und sein Christus werden regieren in die Äonen der Äonen hinein. In Offb 22,5: »Seine Knechte werden mit ihm regieren in die Äonen der Äonen hinein.« Und hier steht, dass der Satan, der Antichrist und der falsche Prophet gequält werden in die Äonen der Äonen hinein. e) »Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer« (Heb 12,29). Es ist gut, jetzt schon um die Wirkung des reinigenden Feuers bei uns zu bitten: »Verbrenne alles und verzehre, was nicht in deinem Lichte rein, wenn es gleich noch so schmerzlich wäre; die Wonne folget nach der Pein: du wirst mich aus dem finstern Alten in Jesu Klarheit umgestalten« (G. Tersteegen).
Gerhardt Maier – Edition C
Die Gottlosen, die dem Satan gefolgt waren, werden vom Feuer verzehrt: die Asche der verbrannten Leiber liegt auf dem Erdboden, während die Seelen zu den Gottlosen in die Hölle fahren, bis sie von Gott vor den großen weißen Thron gerufen werden. Aber „der Teufel, der sie verführte“ bekommt keine solche Ruhepause, sondern er wird sofort seinem endgültigen Gericht überantwortet. Satan wird hier zum letzten Mal in der Bibel erwähnt. Seine beim letzten Mal verwendete Bezeichnung „Teufel“ weist ihn als den Verführer der Menschen und Verleumder Gottes und der Brüder aus. In seinem Selbstbetrug (Jes 14,14) beanspruchte er Göttlichkeit; er verführte Eva im Garten Eden (1.Tim 2,14) und riss die Menschheit in die Tiefe. Eine unzählbare Menge hat unter seinen Verführungskünsten gelitten, besonders während der Drangsalszeit (13,14; 18,23; 19,20). Als der große und unverbesserliche Verführer fährt er mitsamt seinem Namen in den Feuersee, der für ihn und für seine Engel vorlängst bereitet worden ist (Mt 25,41). Er ist in den letzten drei ein halb Jahren immer tiefer abgestiegen: Zuerst wurde es aus dem Himmel auf die Erde geworfen (12,9); dann wurde er für tausend Jahre in den Abgrund geschlossen (20,3), und nun wird er in den Feuersee geworfen, wo er ewig bleiben muss. Für ihn und für alle, die sich von ihm verführen ließen, gibt es keine Buße und keine Wiederherstellung. Er fährt an den Ort ewiger Pein, in den das Tier und der falsche Prophet schon tausend Jahre vorher gestürzt wurden. Das zeigt, dass sie nach so langer Zeit noch immer existieren. Die ganze Vorstellung von der Auflösung oder Vernichtung der Gottlosen ist reines Wunschdenken, ebenso die Idee von einem läuternden Feuer. Es ist möglich, dass der Teufel sich selbst über die Natur seines ewigen Gerichts täuscht; es ist sicher, dass er die Menschen darüber täuscht. Die Mehrzahl „sie werden gepeinigt werden“ zeigt, dass das Tier und der falsche Prophet eingeschlossen sind. Der Ausdruck „Tag und Nacht“ ist idiomatisch für etwas, das ohne Unterlass und ohne End währt (siehe 4,8; 7,15; 12,10; 14,11). „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, oder wörtlich „in die Zeitalter der Zeitalter“ ist die stärkste Art, um im Griechischen den Gedanken absoluter zeitloser Ewigkeit auszudrücken. Der Verstand steht beim Versuch still, sich Endlosigkeit und Unablässigkeit vorzustellen. So aber wird die Pein des Teufels sein samt all derer, die ihm gefolgt sind. J. B. Smith sagt, dass die ewige Pein so lange dauert, „als Gott lebt“, und fährt dann fort: „Es ist besser, es hier und jetzt zu glauben, als es nachher herauszufinden.“
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Satans sechster und letzter Aufenthalt ist in Offenbarung 20:7-10 aufgezeichnet: Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird hervorkommen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, Gog und Magog, um sie zum Krieg zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen hinauf über die Breite der Erde und umringten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt; und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den Feuer- und Schwefelsee, da auch das Tier und der falsche Prophet sind; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Nach tausend Jahren wird Satan aus seiner fünften Wohnstätte entlassen, und er wird wieder das Werk der Verführung unter allen Völkern der Heiden tun (V. 8). Im letzten Jahrhundert des Tausendjährigen Reiches werden viele geboren, viele sind noch unter hundert Jahre alt, und viele von ihnen sind Ungläubige. Aus diesen vielen Ungläubigen wird Satan eine letzte Armee für eine letzte Revolte gegen Gottes Autorität sammeln. Wenn diese Armeen jedoch das Land Israel betreten, werden sie schnell durch Feuer aus dem Himmel vernichtet werden (V. 9). An diesem Punkt wird Satan seinen sechsten und letzten Aufenthaltsort betreten: den Feuersee, in dem er für immer und ewig bleiben wird (V. 10).
Mit diesem letzten Aufstand wird das Tausendjährige Reich zu Ende gehen, und es wird eine Übergabe der Autorität stattfinden, wie in 1 Korinther 15,24-26 beschrieben: „Dann kommt das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird; wenn er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt aufgehoben haben wird. Denn er muss herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der abgeschafft werden soll, ist der Tod.
Letztlich muss die Macht und die Autorität des Reiches Gottes dem Vater übergeben werden. Das kann aber erst geschehen, wenn jeder Feind des Menschen beseitigt ist und es keine Anfechtung von Gottes Herrschaft, Autorität und Macht mehr gibt (V. 24). Aus diesem Grund muss der Messias so lange herrschen, bis jeder einzelne Feind des Menschen unterworfen ist (V. 25). Nicht Satan ist der letzte Feind des Menschen, sondern das, was durch die satanische Versuchung der ersten Eltern in die menschliche Erfahrung eintrat (V. 26). Als Folge von Adams Fall war der Tod Teil der menschlichen Erfahrung. Er war grausam und unerbittlich. Jeder Mensch in der Geschichte ist bisher dem Prozess des Todes erlegen, außer zwei Männern im Alten Testament: Henoch und Elijah. Jeder wird den Prozess des Todes durchlaufen, es sei denn, die Entrückung kommt zu unseren Lebzeiten. Aber wenn Satan erst einmal in seinem sechsten und letzten Aufenthaltsort gefangen ist, wird der Tod abgeschafft sein.
Arnold Fruchtenbaum – Die sechs Wohnstätten des Satans
Da unterredeten sich die Jehova fürchten miteinander, und Jehova merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch ward vor ihm geschrieben für die, welche Jehova fürchten und welche seinen Namen achten. Elberfelder 1871 – Maleachi 3,16
Hinwieder unterreden sich die MICH Fürchtenden, jedermann mit seinem Genossen: »… Aber ER merkt auf, er hört, ein Buch des Gedenkens wird geschrieben vor ihm für die IHN Fürchtenden, für die seines Namens Achtenden.« Buber & Rosenzweig – Maleachi 3:16
Die Verehrer Jehova’s dagegen sprechen zu einander: Jehova merket, und höret es, und es ist ein Gedächtnissbuch geschrieben vor ihm über die, welche Jehova fürchten, und an seinen Namen denken. van Ess – Maleachi 3,16
Das Wort “ aber “ ( ?Az ) betont, daß das, was in diesem Vers beschrieben ist, mit der vorhergehenden Konfrontation irgendwie in Zusammenhang steht. Es ist schwer zu sagen, ob der hier genannte Rest ( die Gottesfürchtigen ) sich von den vorigen Fragestellern (V. 13 – 15 ) abhebt oder ob es sich um dieselben Leute oder zumindest um einen Teil von ihnen handelt. Wenn es sich um dieselben Menschen handeln sollte, dann zielt der Satz darauf ab, daß diese Gerechten ihre harten Worte bereuen und daraufhin in ihrem Glauben gestärkt werden. Wenn die beiden Gruppen jedoch nichts miteinander zu tun haben, steht ihre Einstellung und Rede im Gegensatz zu den Menschen aus den Versen 13 – 15 . Sie trösten sich untereinander mit der Allwissenheit und Allgegenwart Gottes: „Der HERR hört und merkt es.“ Wahrscheinlich sehen sie Gottes Treue nun mit neuen Augen, wie es auch in anderen ähnlichen Auseinandersetzungen über diese Probleme der Fall war (vgl. Ps 73; Pred 12,13-14 ). Ihre Gottesfurcht macht deutlich, welche Antwort Gott sich auf seine Verkündigung hin wünscht. Das Gedenkbuch bedeutet, daß im Himmel eine ständige Erinnerung an die Gläubigen und Ehrfürchtigen bewahrt wird. Das stellt sicher, daß Gott ihren Gehorsam nicht vergessen wird.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die jüdische Nation zeigte durch ihr Verhalten immer wieder, dass es immer noch dasselbe Volk war, zu dem Mose mehr als tausend Jahre zuvor sagen musste: „Widerspenstige seid ihr gegen den HERRN gewesen von dem Tag an, da ich euch gekannt habe“ (5 Mose 9,24). Und Gott selbst sagt über sie: „Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt“ (Ps 95,10). Dennoch gab es unter ihnen immer noch eine kleine Gruppe gottesfürchtiger Menschen, die sich nicht vom Verfall mitreißen ließen. Diese trösteten sich gegenseitig mit den Verheißungen für die Gläubigen; der Herr hat Acht auf die Seinen und trägt Sorge für sie bis zu dem Moment, wo die endgültigen Befreiung kommt. In Anbetracht dieser Befreiung, die der Messias selbst bringen wird, wenn Er kommt, um seine kostbarsten Edelsteine zu sich zu nehmen, wird klar, dass es sich gelohnt hat, sich zu bekehren, d. h., sich Gott zuzuwenden. Denn dann werden wir „den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (3,18). Dieser Unterschied ist in der Tat immens und wird in Kapitel 3 ab Vers 19 sehr feierlich und eindrucksvoll dargestellt: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gottlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen gleich Mastkälbern“ (V. 19–20). Der Ausdruck „Überrest“ findet sich häufig in der Heiligen Schrift. Dieser Begriff, der „Verbliebenes“ oder „Übriggebliebenes“ bedeutet, wird in der biblischen Sprache häufig verwendet, um den treuen und gottesfürchtigen Teil eines Volkes zu bezeichnen. Manchmal wird er auch auf andere Nationen als Israel angewandt, zum Beispiel auf den Überrest Syriens oder Asdods, den Überrest der Philister, den Überrest Idumäas, den Überrest aus den Nationen. Dieser Ausdruck bezeichnet jedoch in den meisten Fällen den reumütigen und gottesfürchtigen Teil Israels, während sich der Großteil des Volkes vollständig von Gott entfernt hat. Im Besonderen ist damit auch der Teil des Volkes Israel gemeint, der in den kommenden Tagen abgesondert werden wird und zum lebendigen Mittelpunkt des wiederhergestellten, glücklichen und blühenden Volkes während des Tausendjährigen Reiches werden wird. Solange das Volk das Zeugnis und den Gottesdienst des Herrn aufrechterhielt, konnte Gott sie als Ganzes anerkennen und es gab keinen Grund, von einem Überrest zu sprechen. Als aber die zehn Stämme den Gottesdienst des Herrn völlig aufgegeben und den Götzendienst Baals eingeführt hatten, nahm der Herr sich 7000 Männer von Israel, die übrig geblieben waren, indem sie ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten. Dies war der Überrest jener Tage (1 Könige 19,18). Das Gleiche geschieht in Juda: Als Ussija und Ahab den Herrn auf schlimmste Weise verleugnen, beginnt die Prophezeiung Jesajas, einen Überrest anzuerkennen. Nachdem er erfahren hat, dass das Volk zur Strafe blind werden wird, ein Gericht, das sich über den ganzen langen Zeitraum ihrer Zerstreuung erfüllen sollte, empfängt der Prophet diese Offenbarung: „Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden, gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt; ein heiliger Same ist sein Wurzelstock“ (Jes 6,13). Jeremia prophezeite kurz vor der babylonischen Gefangenschaft und lebte lange genug, um Zeuge dieses Ereignisses zu werden und davon zu berichten. Die Sünden Manasses hatten Jerusalem mit unschuldigem Blut besudelt, deshalb erhielt Jeremia den Auftrag, den Juden zu erklären, dass das für sie bestimmte und von Gott lange aufgeschobene Gericht bald vollstreckt werden würde. Es war ein unumgängliches Gericht, und keine Fürbitte, nicht einmal von Moses oder Samuel, konnte es abwenden. Der Prophet beklagt sein Schicksal, mit einer solchen Botschaft belastet zu sein; doch er findet Trost in der Zusicherung, dass dem Überrest Barmherzigkeit widerfahren wird: „Wenn ich dich nicht zum Guten stärken, wenn ich nicht machen werde, dass zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Bedrängnis der Feind dich bittend angeht!“ (Jer 15,11). Jeremia und der Überrest, von dem er ein Teil war, unterschieden sich von dem bösen und abtrünnigen Volk. Es stimmt, er sollte von Fremden gefangen genommen und gebunden werden, genau wie die anderen, aber der Herr würde dafür sorgen, dass die Feinde „sie gut behandelten“. Hesekiel, dessen Prophezeiungen etwas später als die Jeremias stattfanden, bestätigt, dass ein Überrest mitten im sündigen Juda verschont werden wird. Er sieht in einer Vision sechs Männer, die Werkzeuge zur Zerstörung mit sich tragen und mitten unter ihnen einen weiteren Mann, der in Leinen gekleidet ist und Schreibzeug an seiner Hüfte trägt. Gott ruft Letzterem zu: „Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, die seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen“ (Hes 9,4). Die sechs bewaffneten Männer sollten hinter ihm hergehen und töten, ohne jemanden zu verschonen; aber ihnen wird ausdrücklich gesagt, dass sie sich niemandem nähern sollten, der das Zeichen trug. Der Überrest sollte verschont werden. Während der siebzig Jahre der Gefangenschaft bildeten Hesekiel, Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego sowie alle anderen Gleichgesinnten den wahren Überrest jener Tage. Es ist interessant zu beobachten, wie diese Männer, obwohl sie das allgemeine Schicksal des Volkes teilten, was die Unterwerfung unter das Joch der Heiden betrifft, dennoch von Gott als Hüter seiner Geheimnisse und Bekenner seines Namens geehrt wurden. Am Ende der 70 Jahre ihres Exils in Babylon kehrten eine Reihe von Juden nach Jerusalem zurück, darunter der Überrest von Männern Gottes wie Esra, Nehemia, Serubbabel, Josua, Haggai und Sacharja. „Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick Gnade vonseiten des HERRN, unseres Gottes, zuteil geworden, indem er uns Entkommene übriggelassen“ (Esra 9,8). „Nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel“, sagt der Apostel Paulus in Römer 9,6. Tatsächlich fanden sich der Geist und der wahre Charakter des Überrests nur bei sehr wenigen, und bevor die Stimme der Prophezeiung nicht mehr zu hören ist, unterscheidet Maleachi, wie wir oben gezeigt haben, in ernster Weise zwischen dem wahren Überrest und der Menge des Volkes, egal ob diese zum Volk oder zu den Priestern gehörten. Der Überrest hat immer den gleichen Charakter. …
Adrien Ladrierre – Der Prophet Maleachi
Der Überrest zur Zeit Maleachis Edward Dennett
Die Merkmale des Überrestes In Maleachi 3,16.17 ist die Rede von einem Überrest unter den Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren und nun wieder in ihrem Land wohnten. Das Bild, das der Heilige Geist von diesen wenigen, kaum bemerkten Gläubigen zeichnet, steht in krassem Gegensatz zur Selbstgerechtigkeit derer, die sie umgaben. Zwei Merkmale kennzeichneten diese Treuen: Sie fürchteten den Herrn und unterredeten sich miteinander, und wir mögen noch einen Punkt hinzufügen, der notwendigerweise damit verbunden ist: Sie achteten auf den Namen des Herrn. Er selbst war das Thema ihrer Gedanken und ihrer Gespräche. Sie fürchteten den Herrn. Gerade das tat das übrige zurückgekehrte Volk nicht. Bei ihm gab es tatsächlich „keine Furcht Gottes vor ihren Augen“. Durch ihre anmaßenden Übertretungen der Gebote und Anordnungen Gottes und ihre völlige Unempfindlichkeit gegenüber seinen Ansprüchen und der seinem Namen gebührenden Ehre bewies die Masse des Volkes das Aufgeben der Gottesfurcht. Aber dieser treue, schwache Überrest fürchtete den Herrn, und zwar mit einer Furcht, die seinem heiligen Namen geziemte und die sich im Gehorsam gegenüber seinem Wort zeigte. Inmitten der Verwirrung und des Bösen, das diese Menschen umgab, war Er ihr Gegenstand und ihre Hoffnung, ihr Halt und ihre Unterstützung. Ja, Er war ihre Zufluchtsstätte vor der Macht des Feindes, die sie von allen Seiten bedrohte. Sie unterredeten sich miteinander. Durch ihr gemeinsames Thema, ihre gleichen Empfindungen und ihre gemeinsamen Bedürfnisse wurden sie zueinander hingezogen und in eine glückliche, heilige Gemeinschaft miteinander gebracht. Auf diese Weise wurden ihre Frömmigkeit und ihre Gottesfurcht gestützt und gefördert. Es ist ein Trost und eine Ermunterung in bösen Tagen, daß in dem Maß, wie das religiöse Böse und die Verderbtheit zunehmen, jene, die den Sinn des Herrn haben, enger zueinander gezogen werden. Der Name des Herrn wird für die, die Ihn fürchten, dann kostbarer, wenn er von der Allgemeinheit verunehrt wird. Anderseits treibt die Macht des Feindes jene zusammen, die versuchen, ein wirksames Zeugnis gegen ihn aufzurichten. Die Treuen sind die Zielscheibe der besonderen Feindschaft Satans, weil sie dem Erfolg seiner Bemühungen eine Schranke setzen. Doch diese Menschen finden ihre Hilfsquellen und ihre Kraft in ihrem Miteinander in der Gegenwart Gottes. Sie achteten den Namen des Herrn. Dieser letzte Punkt steht in enger Verbindung mit der Furcht des Herrn. Diese zwei Dinge können tatsächlich nie voneinander getrennt werden. Der Name des Herrn ist hier der Ausdruck der ganzen Wahrheit Gottes, wie Er sich seinem irdischen Volk offenbart hat (als Jehova-Gott). Jetzt ist der Name des Herrn Jesus Christus, zu dem hin die Seinen sich versammeln, das Symbol (wenn wir diesen Ausdruck verwenden dürfen) von allem, was Er als Herr, als Jesus und als Christus ist und wie Er uns in diesen Titeln offenbart ist. Wenn es also heißt: „Sie achteten seinen Namen“, dann bedeutet dies, daß sie sich vornahmen, die ganze Wahrheit über Gott, die Israel anvertraut worden war, hochzuhalten. Diese Wahrheit war ihr Zeugnis inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts. Die gemeinsame Gottesfurcht vereinigte sie auch, um die Ehre seines Namens aufrechtzuerhalten. Das war das eine große Ziel ihrer Bemühungen. Es ging ihnen nicht um ihr gegenseitiges Wohlergehen und den persönlichen Segen der einzelnen, auch nicht darum, die verschiedenen Interessen unter dem Volk Gottes in Einklang zu bringen, und nicht um die Förderung eines Geistes der Liebe, der dahin strebt, die Unterschiede gutzuheißen und dem Bösen gegenüber gleichgültig zu sein. Sie versuchten stets, den Namen des Herrn zu verteidigen, seine Oberhoheit zu beteuern und Ihm so den rechtmäßigen Platz in der Mitte des Volkes Israel zu geben. Vielleicht wurden sie für diese Haltung von ihren Brüdern geschmäht und, weil sie nicht mit dem Strom schwammen, verachtet. Doch indem sie dies taten, betraten sie den einzigen Weg, der Segen für das Volk mit sich bringen konnte. Das Beispiel eines solchen Überrests im Neuen Testament Am Anfang des Lukas-Evangeliums finden wir das lebendige Bild eines gottesfürchtigen Überrests. In Zacharias mit seiner Frau Elisabeth, in Simeon und in Anna und in denen, die mit ihnen verbunden waren, sehen wir einige Gläubige, die alle Charakterzüge, von denen in Maleachi die Rede ist, vereinigten. So wird von Zacharias und Elisabeth gesagt: „Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (Kap. 1,6). Von Simeon heißt es: „Dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm“ (Kap. 2,25). Von Anna schreibt Lukas: „Sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag mit Fasten und Flehen diente“ (Kap. 2,37). So sieht das untrügliche, liebliche Bild aus, das der Heilige Geist von den wenigen Treuen in Jerusalem zeichnete, die inmitten von Verfall und geistlichem Tod „den Herrn fürchteten, sich miteinander unterredeten und den Namen des Herrn achteten“. Sie standen außerhalb des täglichen Geschehens in der Welt und waren den mächtigen und einflußreichen Personen unbekannt. Aber sie waren vom Herrn gekannt und einander bekannt. Mehr brauchten sie nicht, denn ihre Herzen waren auf „den Trost Israels“, auf „den Christus des Herrn“, gerichtet. Er genügte, um alle ihre Wünsche zu befriedigen, so wie Er der Inhalt all ihrer Hoffnungen war. Gibt es, so könnte man fragen, auch in der gegenwärtigen Zeit einen Überrest, der diesem hier entspricht? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns daran erinnern, daß alle, an die der Prophet sich richtete, zu dem aus Babylon gesammelten Überrest gehörten. Daher waren jene, die den Herrn fürchteten und sich miteinander unterredeten, ein Überrest in der Mitte eines Überrests. Beide standen äußerlich auf dem gleichen Boden vor Gott. Heute gibt es Gläubige, die sich vom Bösen in der Christenheit abgesondert haben und bekennen, sich zum Namen des Herrn hin zu versammeln. Diese Tatsache läßt aber nicht einfach den Schluss zu, daß solche Gläubige denen entsprechen, die zur Zeit Maleachis „den Namen des Herrn achteten“. Um mit den Treuen jener Zeit verglichen zu werden, müssen die gleichen Charakterzüge vorhanden sein, mit anderen Worten: der gleiche geistliche Zustand. Wie bei Philadelphia (Off 3), so ist auch hier der Zustand maßgebend. Daher kann keine gottesdienstliche Stellung, und mag sie noch so schriftgemäß sein, den Anspruch erheben, diesem treuen Überrest von damals in Israel zu entsprechen. Die Wertschätzung des Herrn Nachdem Maleachi gezeigt hat, was dieser gottesfürchtige Überrest in den Augen Gottes war, offenbart der Prophet anschließend die Haltung des Herrn diesen Treuen gegenüber. Er sagt: „Und der Herr merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, welche den Herrn fürchten und welche seinen Namen achten. Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tage, den ich machen werde; und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm dient“ (Kap. 3,16.17).
„Der Herr merkte auf und hörte.“ Seine Augen und sein Herz waren auf jene wenigen Verachteten gerichtet, die in einer verderbten Umgebung sich gegenseitig ermunterten und sich gemeinsam mit dem Herrn und seinen Belangen beschäftigten. Wenn sie so beieinander waren, sah der Herr zu und freute sich an ihrer Unterhaltung. Ihre Gespräche waren für sein Herz ebenso wohltuend wie der duftende Weihrauch, der in früheren, glücklicheren Tagen vom goldenen Räucheraltar zu seinem Thron aufstieg. Im Neuen Testament haben wir Beispiele dafür, wie sehr der Herr mit den Gedanken und Unterhaltungen der Seinen vertraut ist. Den Auftrag, den Er Ananias in bezug auf Saulus gab und die Wiederholung der Worte, die der zweifelnde Thomas seinen Mitjüngern gegenüber geäußert hatte, bezeugen die Tatsache, daß unsere Worte seinen Ohren niemals entgehen. Die Reise der zwei Jünger nach Emmaus, als Er selbst sich ihnen näherte und mit ihnen ging, zeigt uns, wie sehr Er sich für alles interessiert, was die Seinen betrifft. Sogar ihre Zweifel und Befürchtungen sind Ihm nicht gleichgültig. In unserem Fall aber waren es weder Zweifel noch Besorgnis, die jene Gottesfürchtigen beschäftigten. Wenn sie öfters miteinander redeten, dann war es die Sprache des Glaubens und der Hoffnung. Wenn es daher heißt, daß der Herr aufmerkte und hörte, dann wird Er uns nicht nur als ein aufmerksamer, sondern auch als ein zustimmender, ja, als ein erfreuter Zuhörer vorgestellt. Welch eine Ermunterung, dies zu erkennen! Und welch eine Ermutigung für die Seinen, besonders in dunklen Zeiten der Gleichgültigkeit, sich zusammenzufinden und sich miteinander über Ihn zu unterhalten. Das bringt uns den Herrn ganz nahe zu uns. Welch einen feierlichen Ernst gibt es dem Beisammensein der Gläubigen, wenn uns bewußt wird, daß Er auch dabei ist und alles sieht und hört! Diese Überlegungen sollten im Blick auf unsere Zusammenkünfte als Versammlung zu seinem Namen hin, wo Er seine persönliche Gegenwart verheißen hat, eine besondere Wirkung auf uns haben.
„Ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben.“ Der Herr läßt sich herab und gebraucht ein Bild, um uns darüber zu belehren, daß Er zur ewigen Erinnerung der Namen und Worte derer, die seinen Namen achten, seine Aufzeichnungen macht. Dieses „Buch“ ist für die, die in Absonderung vom Bösen, das sie umgibt, in Gemeinschaft mit Ihm und mit denen, „die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“, vorangehen. Eine Illustration dafür findet sich im Buch Esther. Als der König nicht schlafen konnte, befahl er, „das Gedächtnisbuch der Chroniken zu bringen; und sie wurden vor dem König gelesen“. Dabei stieß man auf eine Tat der Loyalität und Treue Mordokais dem König gegenüber, und zwar als dieser in großer Gefahr schwebte. Sofort, am Tag nach dieser schlaflosen Nacht des Königs, wurde Mordokai dafür geehrt, und dabei wurde er erst noch zum Retter seines Volkes. In ähnlicher, nur vollkommener Weise -denn der Herr vergißt nie etwas -, läßt Er ein solches Gedenkbuch für die Treuen seines Volkes schreiben. Dabei gibt es nichts, das seinem Auge und Ohr entgehen würde. Wie wir aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift wissen, wird der Augenblick kommen – am Richterstuhl des Christus -, wo jede Tat, jedes Wort, das der Heilige Geist in den Gläubigen wirken konnte, ihnen zugerechnet wird, und zwar aus Gnaden. Es ist die gleiche Gnade, die sie berufen, gerechtfertigt und verherrlicht hat. Für alles dieses werden sie die Anerkennung des Herrn finden und dafür belohnt werden.
Der Herr wird sich zu den Seinen bekennen. „Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tage, den ich machen werde.“ Er bezieht sich dabei auf die Zeit seiner Erscheinung, wenn Er seine Erlösten öffentlich auszeichnen und Anspruch auf sie erheben wird. Dieser Grundsatz ist auch in Offenbarung 3,9 enthalten: „Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde sie zwingen, daß sie kommen und sich niederwerfen werden vor deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe“ (vgl. auch Jesaja 60,14). Der Herr wird für alle sichtbar sein Siegel auf jene drücken, die in einer Zeit des Ruins und des Abfalls seinem Namen treu geblieben sind. Der Ausdruck „Sondereigentum“ in der Fußnote zeigt, wie kostbar die Heiligen für Gott sind, welchen Wert sie in seinen Augen besitzen. Obwohl sie jetzt unbekannt und vor der Welt verborgen sind, ruht das Auge Gottes auf ihnen. Er wird sie sammeln und die ganze Schönheit und Vorzüglichkeit, mit der Er sie ausgestattet hat, ans Licht bringen, bevor Er sie wie Juwelen für immer in den Schatz seines ewigen Reiches legen wird. Es wird dann noch hinzugefügt: „Und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm dient.“ Wir dürfen nicht vergessen, daß der Herr, wenn Er erscheint, für die einen zum Gericht und für die anderen zum Segen kommen wird. Sein Volk schonen heißt also, es vor dem Gericht verschonen. Er wird es so tun, wie ein Mann mit seinem Sohn verfährt, der ihm dient. Damit kommt das Herz Gottes und sein Verhältnis, das Er zu den Seinen hat, sowie seine Anerkennung ihrer Treue und Hingabe zum Vorschein. Indem Er durch solche Seile mit den Seinen verbunden ist, läßt Er es nicht zu, daß sie am Tag, da Er mit der Nation wegen ihrer Ungerechtigkeit handeln muß, überwältigt werden. Gott selbst will ihre Zuflucht und Stärke sein, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen. Er wird sie der Öffentlichkeit vorstellen als solche, die in seinen Augen kostbar sind, obwohl sie vom abtrünnigen Volk verspottet und verachtet worden waren.
Edward Dennett – Der Überrest zur Zeit Maleachis
Die Antwort des Überrestes wurde in Vers 16a sehr schön formuliert: Da sprachen die, die Jehova fürchteten, miteinander.
Der Ausdruck „die, die Jehova fürchteten“ bezieht sich auf den gläubigen jüdischen Überrest jener Tage. Ihre Reaktion war, dass sie anfingen, miteinander über geistige Dinge zu sprechen. Wenn sich zwei Gläubige zusammensetzen und über Glaubensangelegenheiten und das Wort Gottes sprechen, dann ist das wahre Gemeinschaft. Maleachi nennt in diesen Versen fünf Ergebnisse ihres Gehorsams. Die ersten beiden Ergebnisse stehen in Vers 16b: „Und Jehova hörte und erhörte, und ein Buch des Gedenkens wurde vor ihm geschrieben für die, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten. Erstens: Jehova erhörte und hörte. Zweitens: Gott öffnete im Himmel ein Buch des Gedenkens, und in dieses Buch schrieb er die Namen derer ein, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten. Ihre Furcht vor Jehova zeigte, dass sie gerettet waren. Die Tatsache, dass sie an seinen Namen dachten, zeigte, dass sie es waren, die über den Herrn nachdachten und die geistigen Wahrheiten, die sie gelernt hatten, miteinander teilten. An anderer Stelle wird dieses gleiche Buch als das Lebensbuch des Lammes bezeichnet. Es gibt zwei wichtige Bücher, die unterschieden werden sollten: das Buch des Lebens und das Buch des Lebens des Lammes. Das Buch des Lebens enthält die Namen aller Menschen, die jemals geboren wurden (Psalm 56:8; 139:16). Wenn ein Mensch unerlöst stirbt, wird sein Name aus dem Buch des Lebens ausgelöscht (Psalm 69:28), aber die Namen der Gläubigen bleiben erhalten (Offb. 3:5). Das Buch des Lebens des Lammes enthält nur die Namen derer, die wiedergeboren sind. Mit anderen Worten, es ist möglich, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden, weil dieses Buch die Namen von Gläubigen und Ungläubigen gleichermaßen enthält. Es ist jedoch nicht möglich, aus dem Buch des Lebens des Lammes ausgelöscht zu werden, weil nur Gläubige ihre Namen in dieses Buch eingeschrieben haben. Da dieses Buch des Gedenkens die Namen derer enthält, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten, ist es also dasselbe wie das Lebensbuch des Lammes. Das dritte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 17a: Und sie sollen mein sein, spricht Jehova der Heerscharen, mein eigenes Eigentum, an dem Tag, den ich mache. Sie werden Gottes eigener, besonderer Besitz werden. Diese Verheißung wurde Israel als Ganzes in Exodus 19,5; Deuteronomium 7,6; 14,2; 26,18; und 34,4 gegeben. Dies wird besonders für den jüdischen Überrest in der Endzeit gelten. Das vierte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 17b: und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen eigenen Sohn verschont, der ihm dient. Sie werden von diesem Endgericht verschont bleiben, denn Gott wird das schützen, was Sein ist. Sie werden die Große Trübsal überleben und auch das Gericht des Großen Weißen Throns werden sie nicht erleiden. Und das fünfte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 18: Dann werdet ihr umkehren und unterscheiden zwischen dem Gerechten und dem Bösen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Gott wird einen Unterschied zwischen den Gerechten und den Bösen machen, den der Überrest erkennen kann. Ihnen wird ihr früherer Ungehorsam vergeben werden, weil sie im Glauben geantwortet haben. Später werden sie ihre Belohnung erhalten.
Neueste Kommentare