Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen, und eure Häuser sollen zu Kotstätten gemacht werden; wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeiget, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeiget mir den Traum und seine Deutung an.
Elberfelder 1871 – Daniel 2,5–6
Der König antwortete und sprach zu den Sterndeutern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, werdet ihr in Stücke gehauen, und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, werdet ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum tut mir den Traum und seine Deutung kund!
Revidierte Elberfelder Bibel. 1985 – Daniel 2:5–7
Der König antwortete und sprach zu den Kasdim: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen werden, und eure Häuser sollen zu Misthaufen gemacht werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an.
Streitenberger – Der Tanach Deutsch – Dan 2,5–6
Der König antwortete und sprach zu den Sternkundigen: Mein Entschluss steht fest! Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser zu Schutthaufen verwandelt werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, sollt ihr Gaben und Geschenke und große Ehren von mir empfangen. Darum tut mir den Traum und seine Deutung kund.
Die Philippson-Bibel – Dan 2:5–6

Zwar hatte der König schon öfter von den Weisen verlangt, daß sie ihm einen Traum auslegten, und war mit ihren Antworten zufriedengestellt worden. Aber offenbar hatte er sie noch nie gebeten, einen so wichtigen Traum zu deuten. Deshalb beschloß er, sie zu testen. Wenn sie wirklich die Zukunft durch die Deutung von Träumen voraussagen konnten, dann müßten sie auch in der Lage sein, den Traum des Königs zu wiederholen . Deshalb lehnte er es ab, ihnen zu erzählen, was er geträumt hatte. Das bedeutet nicht, daß er ihn wirklich vergessen hatte. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätten die Weisen ohne Schwierigkeiten einen Traum erfinden und dann auslegen können, um ihre Haut zu retten. Der König kam zu dem Ergebnis, daß, wenn sie seinen Traum aus der Vergangenheit nicht wiederholen konnten, auch die Deutung im Blick auf die Zukunft nicht zuverlässig sei.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Der König versprach den Weisen, die seinen Traum erzählen und deuten konnten, Lohn und Ehre. Aber er drohte ihnen mit dem Tod (sie würden in Stücke geschlagen ) und ihre Häuser würden zu Schutthaufen niedergebrannt, wenn sie sich als falsche Zukunftsdeuter erweisen würden und den Traum nicht erzählen könnten.
Es stand jedoch auch das unter Gottes Fügung, dass Nebukadnezar beim Erwachen sein Traumbild vergaß. Dies Ereignis schuf jene Gelegenheit für das weltliche Prophetentum, dass es seine völlige Ohnmacht in göttlichen Dingen offenbaren musste. Gottes Offenbarung zu verstehen vermag nur, wer sich von Gott zuvor erleuchten lässt. Die Welt kommt daher nie aus ihrer Problemstellung heraus. Sie steht in ihrer Geschichte ewig vor neuen Fragen. So stark sie sich besonders auch in den Zeiten ihrer Katastrophen von all den Rätseln des Lebens gepackt und wie von einem Fieber geschüttelt sieht, ein erlösendes Wort findet sie nicht. Ihre Antwort war vielfach nur ein Ausweg, der in eine noch tiefere Katastrophe führte.
Jakob Kroeker 1935 – Daniel als Staatsmann und Prophet
Als Nebukadnezar in seiner Unruhe den vergessenen Traum nicht wiederzugewinnen vermochte, wandte er sich an das Priesterkollegium und das Prophetentum seines Reiches. Alle Orden dieser babylonischen Gelehrtenwelt beanspruchten für sich die Würde, mit den Göttern in geheimer Verbindung zu stehen).
In seiner Not wandte sich der König nun an diese angeblichen Träger und Dolmetscher der mancherlei Kundgebungen der Götter. Er tat es in der Voraussetzung, dass sie ihm nicht nur die Deutung, sondern auch den Traum selbst sagen könnten. Denn als das vor dem Könige in seinen verschiedenen Abstufungen versammelte Prophetentum erklärte:
„Erzähle deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Auslegung sagen“, da antwortete der König mit großer Bestimmtheit:
„Das Wort ist von mir ausgegangen. Wenn ihr mir nicht anzeigen könnt den Traum und seine Deutung, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtun könnt, so werdet ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. So tut mir den Traum und seine Deutung kund!“
Es scheint uns ungemein hart zu sein, dass der König die Vertreter der damaligen Wissenschaft und Religion mit solch einer schweren Strafe bedrohte. Der König aber sagte sich: Entweder stehen die Magier wirklich in mystischer Verbindung mit der Gottheit und sind fähig, den Traum für mich zu erfahren, oder alles ist Wahn und Betrug. Er blieb daher auch bei der ganzen Härte und Strenge seiner Worte.
Wo wir übersetzten: »Mein Wort sei hiermit bekanntgegeben« hat der Luthertext: »Mein Wort ist deutlich genug«. Aber der König macht formell seinen Willen kund, ja ediert geradezu einen mündlichen Erlaß! Wieder will Nebukadnezar beides: »den Traum und seine Deutung«. Er meint, die Grenze der babylonischen Traumdeuter, daß sie nämlich zuerst den Traum wissen müssen, sei überschreitbar. Es läge nur an ihrem Willen. Dadurch, daß der babylonische König selbst als Oberpriester galt, konnte er auch Erlasse auf religiösem Gebiet geben. Das Wort für »Deutung« kommt übrigens außerhalb Daniels nur ein einziges mal im AT vor, in Daniel aber 30mal. Später spielt es in der jüdischen Gemeinschaft von Qumran in der Nähe des Toten Meeres eine große Rolle – ein Beweis für den Einfluß Daniels auf das spätere Judentum529.
Wuppertaler Studienbibel
Die angedrohte Strafe ist schrecklich: »dann sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser zu Trümmerstätten gemacht werden«. Das »in Stücke hauen« ist altes orientalisches Strafrecht, das man auch in Babylonien anwandte. Das Verwandeln der »Häuser zu Trümmerstätten« legt Schande auf das Andenken der Betroffenen, da man das »Haus« als Sinnbild des Fortlebens in der Familie empfand. Übrigens scheinen diese babylonischen Traumdeuter begüterte Leute gewesen zu sein.
Die schreckliche Drohung wird verständlich, wenn man weiß, daß vergessene Träume ein unheilvolles Vorzeichen darstellten. In einem alten babylonischen Text heißt es: »Wenn sich jemand nicht an den Traum erinnern kann, den er sah: dann ist sein Gott zornig auf ihn«. Wie gepeinigt war Nebukadnezar! Welch panische Angst schafft der falsche Glaube! Ist es heute anders, wo Horoskop, Spiritismus oder Angst vor der Zukunft herrschen? Und welch königliche Freiheit herrscht dort, wo Christen bekennen: »Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?« (Rö 8,31), und in der Gewißheit leben: »Christus ist unser Friede« (Eph 2,14).
6 Neben die Drohung setzt Nebukadnezar klugerweise die Lockung: Im Falle der Erfüllung seines Verlangens »werdet ihr Gaben, Geschenke und große Ehre von mir empfangen. Deshalb verkündigt mir den Traum und seine Deutung!« Neben materielle Güter – »Gaben, Geschenke« – sollen also auch geistige, politische oder religiöse Auszeichnungen treten. Wie das praktisch aussieht, zeigt V.46ff. Zur Klugheit gehört es, daß Nebukadnezar nichts Bestimmtes verspricht. Vgl. dagegen das leichtsinnigere Verfahren Belsazers in Dan 5,7.16.29, des Herodes in Mt 14,7; Mk 6,23 und des Ahasveros in Esth 5,3.6. Aber die Wahrheit ist nicht um Geld zu kaufen. Das zeigen die Beispiele des Bileam in 4Mo 22–24 und des Simon Magus in Apg 8,18ff. Sie ist bei den Götzen und okkulten Mächten auch nur teilweise zu erfahren. Hilfreiche und volle Wahrheit gibt es nur durch die Hinwendung zum lebendigen Gott.
König Nebukadnezar wälzte sich in seinem Bett hin und her. Seine Augäpfel tanzten hinter seinen Lidern, während sein Unterbewusstsein ihm eine Vision präsentierte, die ehrfurchtgebietend und erschreckend war. Die Spannung in ihm stieg, bis er plötzlich aufschrie und sich in seinem prächtigen Schlafgemach aufrichtete.
Amir Tsarfati – Daniel entdecken: Unsere Hoffnung in Gottes prophetischem Plan inmitten des globalen Chaos finden
Als er sich umsah, wurde ihm klar, dass es ein Traum gewesen war. Aber es war keine gewöhnliche nächtliche Reise gewesen. Diese hatte eine Bedeutung. Da war er sich sicher. Ohne Rücksicht auf die Uhrzeit – schließlich war er der König – rief er seine Diener und schickte sie los, um seine Weisen zu wecken. Er wollte ihnen eine Herausforderung stellen.
Im zweiten Jahr der Herrschaft Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, und sein Geist war so beunruhigt, dass er keinen Schlaf mehr fand. Da gab der König den Befehl, die Magier, Astrologen, Zauberer und Chaldäer zu rufen, damit sie ihm seine Träume deuteten. Da kamen sie und traten vor den König. Und der König sprach zu ihnen: Ich habe geträumt, und mein Geist ist unruhig, diesen Traum zu erfahren (Daniel 2,1–3).
Bevor wir zu der Antwort der Weisen kommen, müssen wir noch etwas aufklären. Daniel erzählt uns, dass dieses Ereignis im zweiten Jahr der Herrschaft des Königs stattfand. Denken Sie daran, dass Daniel unmittelbar nach der Thronbesteigung Nebukadnezars verschleppt und sofort in ein dreijähriges Ausbildungsprogramm aufgenommen wurde. Wie passt das nun zusammen, dass Daniel nun ein vollwertiger Absolvent der Magieruniversität von Babylon ist?
Dr. John F. Walvoord, mehr als drei Jahrzehnte lang Präsident des Dallas Theological Seminary, gibt uns einen Einblick:
Die babylonische Methode zur Datierung der Regierungszeiten von Königen basierte auf dem System der Thronbesteigungsjahre, bei dem das Jahr der Thronbesteigung Nebukadnezars (7. September 605 v. Chr. – 1. April 604 v. Chr.) nicht als erstes Jahr seiner Regierungszeit gezählt wurde. Sein „erstes Jahr” hätte vom 2. April 604 v. Chr. bis zum 21. März 603 v. Chr. gedauert, und sein „zweites Jahr” hätte vom 22. März 603 v. Chr. bis zum 9. April 602 v. Chr. gedauert. Die Ereignisse in Kapitel 2 ereigneten sich am Ende des dreijährigen Studienkurses, der in 1:5 erwähnt wird, kurz nachdem Daniel in den Dienst des Königs getreten war. Aber es war offiziell das „zweite Jahr der Herrschaft Nebukadnezars”.
Dies war also kurz nachdem Daniel und seine Freunde ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, weshalb sie wahrscheinlich nicht zu der Gruppe von Weisen gehörten, die im Palast versammelt waren. Mit müden Augen und etwas nervös, weil sie aus dem Bett geholt worden waren, um vor den König zu treten, atmeten die Magier erleichtert auf, als sie die Bitte hörten Träume. Damit hatten sie schon Erfahrung. Sie würden sich die Geschichte des Königs anhören. Dann würden sie ein kleines Lied singen, einen kleinen Tanz aufführen, ein paar zufällige Worte der Weisheit sagen, und der König könnte mit einer fröhlichen Deutung seines Alptraums wieder schlafen gehen.
Die Chaldäer sprachen zum König auf Aramäisch: „O König, lebe ewig! Erzähle deinen Dienern den Traum, und wir werden ihn deuten“ (Vers 4).
Aber der König brach das Protokoll für Träume und Deutungen. Er warf ihnen einen Curveball zu, einen mit so viel Schwung, dass es unmöglich war, ihn zu treffen.
Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: „Meine Entscheidung steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, werdet ihr in Stücke gehauen und eure Häuser werden zu Aschehaufen gemacht. Wenn ihr mir jedoch den Traum und seine Deutung mitteilt, werdet ihr von mir Geschenke, Belohnungen und große Ehre erhalten. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung“ (Verse 5–6).
Nebukadnezar war ein kluger Mann. Er kannte die Weisen und ihre zweifelhaften Methoden. Es war an der Zeit, sie auf die Probe zu stellen. „Vielleicht habt ihr mich nicht richtig verstanden. Ich sagte, ihr sollt mir zuerst meinen Traum erzählen, dann werde ich mir anhören, was er bedeutet. Wenn ihr das tut, werdet ihr über eure kühnsten Träume hinaus belohnt werden. Wenn ihr es nicht tut, dann ist es Zeit für die Hinrichtung.“ Es war ein brillanter Schachzug. Diese Männer behaupteten, sie könnten das Unmögliche tun. Sie konnten in den Himmel schauen oder in mit Zaubertränken gefüllte Schalen oder in die Knochen von Tieren, und sie konnten dem König Einblicke in die Zukunft und die Geisterwelt geben.
Nebukadnezar sagte: „Beweist es.“
Sie gerieten in Panik
In Daniel 2:4 sprechen die Sprecher der Chaldäer den König höflich auf Aramäisch mit dem Gruß „O König, lebe ewig“ an. Dieser Gruß wurde von den Chaldäern in Daniel 3,8-9 ; in 5,10 von der Königinmutter; in 6,6 von den Satrapen ; und in 6,21 von Daniel selbst verwendet. Außerhalb von Daniel findet sich das Wort nur in Nehemia 2,3 .
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar
Die Chaldäer baten Nebukadnezar , ihnen den Traum zu erzählen, damit sie ihn deuten konnten. Diese Bitte war in der Antike nicht ungewöhnlich. Der König sollte den Weisen den Inhalt des Traums mitteilen, damit diese die richtige Deutung geben konnten. Der Traum hatte den König jedoch so aufgewühlt, dass er sich nicht an die „Regeln“ halten wollte.
Nebukadnezar warnte seine Weisen vor dem Preis, den sie zahlen würden, wenn sie ihm nicht sagten, was er wissen wollte. Sein Plan ist in Vers 5 dargelegt: Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern , die Sache ist von mir gewichen; wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke gehauen werden, und eure Häuser sollen zu Misthaufen werden. Der aramäische Begriff für „von mir gegangen“, azda, bedeutet „sicher“ oder „gewiss“. Daher ist die Aussage des Königs: „Die Sache ist von mir gegangen“ besser mit „Mein Entschluss steht fest“ zu übersetzen. Es ist nicht so, dass Nebukadnezar den Inhalt des Traums vergessen hätte. Vielmehr sagte er, dass er einen Entschluss gefasst hatte und nichts seine Meinung ändern konnte. Er vertraute nicht auf die Fähigkeit seiner Weisen, den Traum zu deuten, es sei denn, sie konnten ihm den tatsächlichen Inhalt des Traums offenbaren. Wenn sie nicht taten, was er wollte, würde man sie in Stücke reißen und ihre Häuser in öffentliche Plumpsklos verwandeln. Dies war keine leere Drohung, wie 2.Könige 10:27 zeigt: Und sie brachen die Säule des Baal ab und zerbrachen das Haus des Baal und machten es zu einem Plumpsklo, bis auf den heutigen Tag.
Nachdem Nebukadnezar die Kosten eines Misserfolgs beschrieben hatte, legte er die Belohnungen dar, die er im Falle eines Erfolgs zu geben bereit war. Er erklärte in Vers 6: Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung zeigt, so werdet ihr von mir Geschenke und Belohnungen und große Ehre empfangen; darum zeigt mir den Traum und seine Deutung.
Der König tat, was jeder antike Herrscher getan hätte: Er rief seine besonderen Berater zusammen, um die Bedeutung dieses Traums zu verstehen, der ihn aus dem Schlaf gerissen und ihm den Frieden genommen hatte. Aber dies war keine Routinesitzung, denn der König befahl ihnen nicht nur, den Traum zu deuten, sondern ihm auch den Traum zu offenbaren! Wenn sie nicht beides täten, würde er sie ohne Gnade töten und ihre Häuser in öffentliche Latrinen und Müllhalden verwandeln. Das war natürlich eine neue Herausforderung für sie, und sie wussten, dass sie sie nicht bewältigen konnten.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie
Hier werden wir mit einer Frage konfrontiert, die aufrichtige Bibelstudenten nicht auf die gleiche Weise beantworten: Hatte König Nebudchadnezar seinen Traum vergessen, oder wollte er auf diese Weise seine Ratgeber auf ihre Echtheit hin prüfen? Ich vertrete die zweite Position, aber lassen Sie uns beide Seiten der Angelegenheit betrachten.
Er vergaß den Traum. Ich finde es schwer zu glauben, dass ein so lebhafter Traum einem großen Führer wie Nebukadnezar entfallen würde, vor allem, wenn der Traum mehr als einmal auftrat. Natürlich vergessen wir die meisten unserer Träume, aber in diesem Fall wollte der Herr dem König seine Wahrheit mitteilen. Sicherlich konnte derselbe Gott, der den Traum geschenkt hatte, dafür sorgen, dass der König sich an den Traum erinnerte. Immerhin war der Traum so beunruhigend, dass der König wach lag und sich fragte, was er zu bedeuten hatte. Und wenn der König den Traum tatsächlich vergessen hatte, wie sollte er ihn dann überprüfen können, selbst wenn die Berater die richtige Antwort geben könnten?
Die kjv und die Amplified Bible übersetzen die Verse 5 und 8 „die Sache ist von mir gegangen“, was mit „der Traum hat mich verlassen“ übersetzt werden kann. Dies ist wahrscheinlich das stärkste Argument dafür, dass der König ein schlechtes Gedächtnis hat. Aber die NASB übersetzt denselben Satz mit „der Befehl von mir steht fest“, und die NIV übersetzt ihn mit „das ist es, was ich fest beschlossen habe.“ Der Hinweis bezieht sich nicht auf den Traum, sondern auf das Gerichtsurteil des Königs. Wenn die Berater ihm den Traum nicht erzählen und ihn nicht deuten könnten, würden sie öffentlich gedemütigt und gnadenlos umgebracht werden.
Der König testete seine Berater. Ich glaube, dass Nebukadnezar sich an den Traum erinnerte, darüber nachdachte und erkannte, dass er eine wichtige Botschaft für ihn und sein Reich enthielt. Es muss sein Herz mit Angst und Verwunderung erfüllt haben, als er dieses massive Metallbild sah, das von einem geheimnisvollen Stein in Atome zerschlagen wurde, die dann zu einem Berg wurden. Die Deutung dieses Traums war für den König zu wichtig, um sie als Routineangelegenheit zu behandeln. Er wollte sicher sein, dass seine „Weisen“ ihm die richtige Bedeutung geben würden, denn in diesem Traum ging es um seine Zukunft. Er wollte keine „irreführenden und bösen Dinge“ (V. 9, NIV) hören, die sie sich ausgedacht hatten, um dem König zu gefallen. Er wollte die Wahrheit hören.
Vielleicht erinnerte er sich an den Unterschied zwischen den Beratern, die er von seinem Vater geerbt hatte, und den vier jüdischen jungen Männern, die den Abschluss als Klassenbeste gemacht hatten (1,19-20). Er hatte gesehen, dass diese vier Jungen zehnmal besser waren als seine Berater und eine Weisheit besaßen, die weit über alles hinausging, was die „Weisen“ je gezeigt hatten. Vielleicht war er zu dem Schluss gekommen, dass seine „Weisen“ sich verschworen hatten, um ihn zu täuschen, und dass ihre Auslegungen und Erklärungen überhaupt nicht stichhaltig waren. Wenn sie tatsächlich die Fähigkeit besaßen, den Traum zu deuten, dann hatten sie sicherlich auch die Fähigkeit, ihm den Traum zu erzählen! Es war eine Prüfung ihrer Fähigkeiten und ihres Wahrheitsgehalts.
Unabhängig davon, welcher Ansatz richtig ist, so viel ist wahr: Die Berater wurden sehr gedemütigt, weil sie Nebukadnezar den Traum nicht erzählen konnten. Dies war eine große Chance für sie, Reichtum, Ansehen und eine Beförderung zu erhalten, und die Tatsache, dass sie die Zeit verstreichen ließen, zeigte, dass sie der Herausforderung nicht gewachsen waren. Dies war die Voraussetzung dafür, dass Daniel den wahren und lebendigen Gott Israels verherrlichen konnte, der allein die Zukunft voraussagen kann (Jes. 41:21-23). Indem er diese unmögliche Herausforderung stellte, folgte der König unbewusst dem Plan Gottes und ebnete Daniel den Weg für das, was die Ratgeber nicht tun konnten. Die „Weisen“ versuchten es mit Schmeicheleien und Logik, aber all ihre Reden machten Nebukadnezar nur immer wütender, bis er schließlich ein Edikt erließ, dass alle „Weisen“ in der Stadt Babylon getötet werden sollten.
In der gesamten biblischen Geschichte gibt es Gelegenheiten, bei denen Gott die Torheit der Welt und die Täuschung Satans entlarvt. Mose und Aaron besiegten die Zauberer des Pharao und die Götter Ägyptens (Ex. 7-12), und Elia entlarvte auf dem Berg Karmel den Betrug der Baalsanbetung (1. Könige 18). Jeremia konfrontierte den falschen Propheten Hananja und deckte seine Bosheit auf (Jer. 28), und Paulus entlarvte den Betrug des Zauberers Bar Jesus (Apg. 13,1-12). Aber es war Jesus, der durch sein Leben, seine Lehre und seinen Opfertod die Weisheit dieser Welt zur „Torheit“ bei Gott erklärte, und das schließt alle Mythen und falschen Religionen ein (1. Korinther 1,18ff). Die Aussage der Berater in Daniel 2:10 vernichtet die Astrologie und andere Formen menschlicher Prophetie! Aus ihrem eigenen Mund verdammten sie ihre eigenen Praktiken!






Neueste Kommentare