Der König antwortete und sprach zu den Wahrsagern

Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen, und eure Häuser sollen zu Kotstätten gemacht werden; wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeiget, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeiget mir den Traum und seine Deutung an.
Elberfelder 1871 – Daniel 2,5–6

Der König antwortete und sprach zu den Sterndeutern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, werdet ihr in Stücke gehauen, und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, werdet ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum tut mir den Traum und seine Deutung kund!
Revidierte Elberfelder Bibel. 1985 – Daniel 2:5–7

Der König antwortete und sprach zu den Kasdim: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen werden, und eure Häuser sollen zu Misthaufen gemacht werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an.
Streitenberger – Der Tanach Deutsch – Dan 2,5–6

Der König antwortete und sprach zu den Sternkundigen: Mein Entschluss steht fest! Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser zu Schutthaufen verwandelt werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, sollt ihr Gaben und Geschenke und große Ehren von mir empfangen. Darum tut mir den Traum und seine Deutung kund.
Die Philippson-Bibel – Dan 2:5–6

Zwar hatte der König schon öfter von den Weisen verlangt, daß sie ihm einen Traum auslegten, und war mit ihren Antworten zufriedengestellt worden. Aber offenbar hatte er sie noch nie gebeten, einen so wichtigen Traum zu deuten. Deshalb beschloß er, sie zu testen. Wenn sie wirklich die Zukunft durch die Deutung von Träumen voraussagen konnten, dann müßten sie auch in der Lage sein, den Traum des Königs zu wiederholen . Deshalb lehnte er es ab, ihnen zu erzählen, was er geträumt hatte. Das bedeutet nicht, daß er ihn wirklich vergessen hatte. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätten die Weisen ohne Schwierigkeiten einen Traum erfinden und dann auslegen können, um ihre Haut zu retten. Der König kam zu dem Ergebnis, daß, wenn sie seinen Traum aus der Vergangenheit nicht wiederholen konnten, auch die Deutung im Blick auf die Zukunft nicht zuverlässig sei.
Der König versprach den Weisen, die seinen Traum erzählen und deuten konnten, Lohn und Ehre. Aber er drohte ihnen mit dem Tod (sie würden in Stücke geschlagen ) und ihre Häuser würden zu Schutthaufen niedergebrannt, wenn sie sich als falsche Zukunftsdeuter erweisen würden und den Traum nicht erzählen könnten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Es stand jedoch auch das unter Gottes Fügung, dass Nebukadnezar beim Erwachen sein Traumbild vergaß. Dies Ereignis schuf jene Gelegenheit für das weltliche Prophetentum, dass es seine völlige Ohnmacht in göttlichen Dingen offenbaren musste. Gottes Offenbarung zu verstehen vermag nur, wer sich von Gott zuvor erleuchten lässt. Die Welt kommt daher nie aus ihrer Problemstellung heraus. Sie steht in ihrer Geschichte ewig vor neuen Fragen. So stark sie sich besonders auch in den Zeiten ihrer Katastrophen von all den Rätseln des Lebens gepackt und wie von einem Fieber geschüttelt sieht, ein erlösendes Wort findet sie nicht. Ihre Antwort war vielfach nur ein Ausweg, der in eine noch tiefere Katastrophe führte.

Als Nebukadnezar in seiner Unruhe den vergessenen Traum nicht wiederzugewinnen vermochte, wandte er sich an das Priesterkollegium und das Prophetentum seines Reiches. Alle Orden dieser babylonischen Gelehrtenwelt beanspruchten für sich die Würde, mit den Göttern in geheimer Verbindung zu stehen).

In seiner Not wandte sich der König nun an diese angeblichen Träger und Dolmetscher der mancherlei Kundgebungen der Götter. Er tat es in der Voraussetzung, dass sie ihm nicht nur die Deutung, sondern auch den Traum selbst sagen könnten. Denn als das vor dem Könige in seinen verschiedenen Abstufungen versammelte Prophetentum erklärte:

„Erzähle deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Auslegung sagen“, da antwortete der König mit großer Bestimmtheit:

„Das Wort ist von mir ausgegangen. Wenn ihr mir nicht anzeigen könnt den Traum und seine Deutung, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtun könnt, so werdet ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. So tut mir den Traum und seine Deutung kund!“
Es scheint uns ungemein hart zu sein, dass der König die Vertreter der damaligen Wissenschaft und Religion mit solch einer schweren Strafe bedrohte. Der König aber sagte sich: Entweder stehen die Magier wirklich in mystischer Verbindung mit der Gottheit und sind fähig, den Traum für mich zu erfahren, oder alles ist Wahn und Betrug. Er blieb daher auch bei der ganzen Härte und Strenge seiner Worte.

Jakob Kroeker 1935 – Daniel als Staatsmann und Prophet

Wo wir übersetzten: »Mein Wort sei hiermit bekanntgegeben« hat der Luthertext: »Mein Wort ist deutlich genug«. Aber der König macht formell seinen Willen kund, ja ediert geradezu einen mündlichen Erlaß! Wieder will Nebukadnezar beides: »den Traum und seine Deutung«. Er meint, die Grenze der babylonischen Traumdeuter, daß sie nämlich zuerst den Traum wissen müssen, sei überschreitbar. Es läge nur an ihrem Willen. Dadurch, daß der babylonische König selbst als Oberpriester galt, konnte er auch Erlasse auf religiösem Gebiet geben. Das Wort für »Deutung« kommt übrigens außerhalb Daniels nur ein einziges mal im AT vor, in Daniel aber 30mal. Später spielt es in der jüdischen Gemeinschaft von Qumran in der Nähe des Toten Meeres eine große Rolle – ein Beweis für den Einfluß Daniels auf das spätere Judentum529.
Die angedrohte Strafe ist schrecklich: »dann sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser zu Trümmerstätten gemacht werden«. Das »in Stücke hauen« ist altes orientalisches Strafrecht, das man auch in Babylonien anwandte. Das Verwandeln der »Häuser zu Trümmerstätten« legt Schande auf das Andenken der Betroffenen, da man das »Haus« als Sinnbild des Fortlebens in der Familie empfand. Übrigens scheinen diese babylonischen Traumdeuter begüterte Leute gewesen zu sein.
Die schreckliche Drohung wird verständlich, wenn man weiß, daß vergessene Träume ein unheilvolles Vorzeichen darstellten. In einem alten babylonischen Text heißt es: »Wenn sich jemand nicht an den Traum erinnern kann, den er sah: dann ist sein Gott zornig auf ihn«. Wie gepeinigt war Nebukadnezar! Welch panische Angst schafft der falsche Glaube! Ist es heute anders, wo Horoskop, Spiritismus oder Angst vor der Zukunft herrschen? Und welch königliche Freiheit herrscht dort, wo Christen bekennen: »Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?« (Rö 8,31), und in der Gewißheit leben: »Christus ist unser Friede« (Eph 2,14).
6 Neben die Drohung setzt Nebukadnezar klugerweise die Lockung: Im Falle der Erfüllung seines Verlangens »werdet ihr Gaben, Geschenke und große Ehre von mir empfangen. Deshalb verkündigt mir den Traum und seine Deutung!« Neben materielle Güter – »Gaben, Geschenke« – sollen also auch geistige, politische oder religiöse Auszeichnungen treten. Wie das praktisch aussieht, zeigt V.46ff. Zur Klugheit gehört es, daß Nebukadnezar nichts Bestimmtes verspricht. Vgl. dagegen das leichtsinnigere Verfahren Belsazers in Dan 5,7.16.29, des Herodes in Mt 14,7; Mk 6,23 und des Ahasveros in Esth 5,3.6. Aber die Wahrheit ist nicht um Geld zu kaufen. Das zeigen die Beispiele des Bileam in 4Mo 22–24 und des Simon Magus in Apg 8,18ff. Sie ist bei den Götzen und okkulten Mächten auch nur teilweise zu erfahren. Hilfreiche und volle Wahrheit gibt es nur durch die Hinwendung zum lebendigen Gott.

Wuppertaler Studienbibel

König Nebukadnezar wälzte sich in seinem Bett hin und her. Seine Augäpfel tanzten hinter seinen Lidern, während sein Unterbewusstsein ihm eine Vision präsentierte, die ehrfurchtgebietend und erschreckend war. Die Spannung in ihm stieg, bis er plötzlich aufschrie und sich in seinem prächtigen Schlafgemach aufrichtete.

Als er sich umsah, wurde ihm klar, dass es ein Traum gewesen war. Aber es war keine gewöhnliche nächtliche Reise gewesen. Diese hatte eine Bedeutung. Da war er sich sicher. Ohne Rücksicht auf die Uhrzeit – schließlich war er der König – rief er seine Diener und schickte sie los, um seine Weisen zu wecken. Er wollte ihnen eine Herausforderung stellen.

Im zweiten Jahr der Herrschaft Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, und sein Geist war so beunruhigt, dass er keinen Schlaf mehr fand. Da gab der König den Befehl, die Magier, Astrologen, Zauberer und Chaldäer zu rufen, damit sie ihm seine Träume deuteten. Da kamen sie und traten vor den König. Und der König sprach zu ihnen: Ich habe geträumt, und mein Geist ist unruhig, diesen Traum zu erfahren (Daniel 2,1–3).
Bevor wir zu der Antwort der Weisen kommen, müssen wir noch etwas aufklären. Daniel erzählt uns, dass dieses Ereignis im zweiten Jahr der Herrschaft des Königs stattfand. Denken Sie daran, dass Daniel unmittelbar nach der Thronbesteigung Nebukadnezars verschleppt und sofort in ein dreijähriges Ausbildungsprogramm aufgenommen wurde. Wie passt das nun zusammen, dass Daniel nun ein vollwertiger Absolvent der Magieruniversität von Babylon ist?
Dr. John F. Walvoord, mehr als drei Jahrzehnte lang Präsident des Dallas Theological Seminary, gibt uns einen Einblick:
Die babylonische Methode zur Datierung der Regierungszeiten von Königen basierte auf dem System der Thronbesteigungsjahre, bei dem das Jahr der Thronbesteigung Nebukadnezars (7. September 605 v. Chr. – 1. April 604 v. Chr.) nicht als erstes Jahr seiner Regierungszeit gezählt wurde. Sein „erstes Jahr” hätte vom 2. April 604 v. Chr. bis zum 21. März 603 v. Chr. gedauert, und sein „zweites Jahr” hätte vom 22. März 603 v. Chr. bis zum 9. April 602 v. Chr. gedauert. Die Ereignisse in Kapitel 2 ereigneten sich am Ende des dreijährigen Studienkurses, der in 1:5 erwähnt wird, kurz nachdem Daniel in den Dienst des Königs getreten war. Aber es war offiziell das „zweite Jahr der Herrschaft Nebukadnezars”.

Dies war also kurz nachdem Daniel und seine Freunde ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, weshalb sie wahrscheinlich nicht zu der Gruppe von Weisen gehörten, die im Palast versammelt waren. Mit müden Augen und etwas nervös, weil sie aus dem Bett geholt worden waren, um vor den König zu treten, atmeten die Magier erleichtert auf, als sie die Bitte hörten Träume. Damit hatten sie schon Erfahrung. Sie würden sich die Geschichte des Königs anhören. Dann würden sie ein kleines Lied singen, einen kleinen Tanz aufführen, ein paar zufällige Worte der Weisheit sagen, und der König könnte mit einer fröhlichen Deutung seines Alptraums wieder schlafen gehen.
Die Chaldäer sprachen zum König auf Aramäisch: „O König, lebe ewig! Erzähle deinen Dienern den Traum, und wir werden ihn deuten“ (Vers 4).

Aber der König brach das Protokoll für Träume und Deutungen. Er warf ihnen einen Curveball zu, einen mit so viel Schwung, dass es unmöglich war, ihn zu treffen.
Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: „Meine Entscheidung steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, werdet ihr in Stücke gehauen und eure Häuser werden zu Aschehaufen gemacht. Wenn ihr mir jedoch den Traum und seine Deutung mitteilt, werdet ihr von mir Geschenke, Belohnungen und große Ehre erhalten. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung“ (Verse 5–6).

Nebukadnezar war ein kluger Mann. Er kannte die Weisen und ihre zweifelhaften Methoden. Es war an der Zeit, sie auf die Probe zu stellen. „Vielleicht habt ihr mich nicht richtig verstanden. Ich sagte, ihr sollt mir zuerst meinen Traum erzählen, dann werde ich mir anhören, was er bedeutet. Wenn ihr das tut, werdet ihr über eure kühnsten Träume hinaus belohnt werden. Wenn ihr es nicht tut, dann ist es Zeit für die Hinrichtung.“ Es war ein brillanter Schachzug. Diese Männer behaupteten, sie könnten das Unmögliche tun. Sie konnten in den Himmel schauen oder in mit Zaubertränken gefüllte Schalen oder in die Knochen von Tieren, und sie konnten dem König Einblicke in die Zukunft und die Geisterwelt geben.

Nebukadnezar sagte: „Beweist es.“
Sie gerieten in Panik

Amir Tsarfati – Daniel entdecken: Unsere Hoffnung in Gottes prophetischem Plan inmitten des globalen Chaos finden

In Daniel 2:4 sprechen die Sprecher der Chaldäer den König höflich auf Aramäisch mit dem Gruß „O König, lebe ewig“ an. Dieser Gruß wurde von den Chaldäern in Daniel 3,8-9 ; in 5,10 von der Königinmutter; in 6,6 von den Satrapen ; und in 6,21 von Daniel selbst verwendet. Außerhalb von Daniel findet sich das Wort nur in Nehemia 2,3 .
Die Chaldäer baten Nebukadnezar , ihnen den Traum zu erzählen, damit sie ihn deuten konnten. Diese Bitte war in der Antike nicht ungewöhnlich. Der König sollte den Weisen den Inhalt des Traums mitteilen, damit diese die richtige Deutung geben konnten. Der Traum hatte den König jedoch so aufgewühlt, dass er sich nicht an die „Regeln“ halten wollte.
Nebukadnezar warnte seine Weisen vor dem Preis, den sie zahlen würden, wenn sie ihm nicht sagten, was er wissen wollte. Sein Plan ist in Vers 5 dargelegt: Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern , die Sache ist von mir gewichen; wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke gehauen werden, und eure Häuser sollen zu Misthaufen werden. Der aramäische Begriff für „von mir gegangen“, azda, bedeutet „sicher“ oder „gewiss“. Daher ist die Aussage des Königs: „Die Sache ist von mir gegangen“ besser mit „Mein Entschluss steht fest“ zu übersetzen. Es ist nicht so, dass Nebukadnezar den Inhalt des Traums vergessen hätte. Vielmehr sagte er, dass er einen Entschluss gefasst hatte und nichts seine Meinung ändern konnte. Er vertraute nicht auf die Fähigkeit seiner Weisen, den Traum zu deuten, es sei denn, sie konnten ihm den tatsächlichen Inhalt des Traums offenbaren. Wenn sie nicht taten, was er wollte, würde man sie in Stücke reißen und ihre Häuser in öffentliche Plumpsklos verwandeln. Dies war keine leere Drohung, wie 2.Könige 10:27 zeigt: Und sie brachen die Säule des Baal ab und zerbrachen das Haus des Baal und machten es zu einem Plumpsklo, bis auf den heutigen Tag.
Nachdem Nebukadnezar die Kosten eines Misserfolgs beschrieben hatte, legte er die Belohnungen dar, die er im Falle eines Erfolgs zu geben bereit war. Er erklärte in Vers 6: Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung zeigt, so werdet ihr von mir Geschenke und Belohnungen und große Ehre empfangen; darum zeigt mir den Traum und seine Deutung.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar

Der König tat, was jeder antike Herrscher getan hätte: Er rief seine besonderen Berater zusammen, um die Bedeutung dieses Traums zu verstehen, der ihn aus dem Schlaf gerissen und ihm den Frieden genommen hatte. Aber dies war keine Routinesitzung, denn der König befahl ihnen nicht nur, den Traum zu deuten, sondern ihm auch den Traum zu offenbaren! Wenn sie nicht beides täten, würde er sie ohne Gnade töten und ihre Häuser in öffentliche Latrinen und Müllhalden verwandeln. Das war natürlich eine neue Herausforderung für sie, und sie wussten, dass sie sie nicht bewältigen konnten.

Hier werden wir mit einer Frage konfrontiert, die aufrichtige Bibelstudenten nicht auf die gleiche Weise beantworten: Hatte König Nebudchadnezar seinen Traum vergessen, oder wollte er auf diese Weise seine Ratgeber auf ihre Echtheit hin prüfen? Ich vertrete die zweite Position, aber lassen Sie uns beide Seiten der Angelegenheit betrachten.

Er vergaß den Traum. Ich finde es schwer zu glauben, dass ein so lebhafter Traum einem großen Führer wie Nebukadnezar entfallen würde, vor allem, wenn der Traum mehr als einmal auftrat. Natürlich vergessen wir die meisten unserer Träume, aber in diesem Fall wollte der Herr dem König seine Wahrheit mitteilen. Sicherlich konnte derselbe Gott, der den Traum geschenkt hatte, dafür sorgen, dass der König sich an den Traum erinnerte. Immerhin war der Traum so beunruhigend, dass der König wach lag und sich fragte, was er zu bedeuten hatte. Und wenn der König den Traum tatsächlich vergessen hatte, wie sollte er ihn dann überprüfen können, selbst wenn die Berater die richtige Antwort geben könnten?

Die kjv und die Amplified Bible übersetzen die Verse 5 und 8 „die Sache ist von mir gegangen“, was mit „der Traum hat mich verlassen“ übersetzt werden kann. Dies ist wahrscheinlich das stärkste Argument dafür, dass der König ein schlechtes Gedächtnis hat. Aber die NASB übersetzt denselben Satz mit „der Befehl von mir steht fest“, und die NIV übersetzt ihn mit „das ist es, was ich fest beschlossen habe.“ Der Hinweis bezieht sich nicht auf den Traum, sondern auf das Gerichtsurteil des Königs. Wenn die Berater ihm den Traum nicht erzählen und ihn nicht deuten könnten, würden sie öffentlich gedemütigt und gnadenlos umgebracht werden.

Der König testete seine Berater. Ich glaube, dass Nebukadnezar sich an den Traum erinnerte, darüber nachdachte und erkannte, dass er eine wichtige Botschaft für ihn und sein Reich enthielt. Es muss sein Herz mit Angst und Verwunderung erfüllt haben, als er dieses massive Metallbild sah, das von einem geheimnisvollen Stein in Atome zerschlagen wurde, die dann zu einem Berg wurden. Die Deutung dieses Traums war für den König zu wichtig, um sie als Routineangelegenheit zu behandeln. Er wollte sicher sein, dass seine „Weisen“ ihm die richtige Bedeutung geben würden, denn in diesem Traum ging es um seine Zukunft. Er wollte keine „irreführenden und bösen Dinge“ (V. 9, NIV) hören, die sie sich ausgedacht hatten, um dem König zu gefallen. Er wollte die Wahrheit hören.

Vielleicht erinnerte er sich an den Unterschied zwischen den Beratern, die er von seinem Vater geerbt hatte, und den vier jüdischen jungen Männern, die den Abschluss als Klassenbeste gemacht hatten (1,19-20). Er hatte gesehen, dass diese vier Jungen zehnmal besser waren als seine Berater und eine Weisheit besaßen, die weit über alles hinausging, was die „Weisen“ je gezeigt hatten. Vielleicht war er zu dem Schluss gekommen, dass seine „Weisen“ sich verschworen hatten, um ihn zu täuschen, und dass ihre Auslegungen und Erklärungen überhaupt nicht stichhaltig waren. Wenn sie tatsächlich die Fähigkeit besaßen, den Traum zu deuten, dann hatten sie sicherlich auch die Fähigkeit, ihm den Traum zu erzählen! Es war eine Prüfung ihrer Fähigkeiten und ihres Wahrheitsgehalts.

Unabhängig davon, welcher Ansatz richtig ist, so viel ist wahr: Die Berater wurden sehr gedemütigt, weil sie Nebukadnezar den Traum nicht erzählen konnten. Dies war eine große Chance für sie, Reichtum, Ansehen und eine Beförderung zu erhalten, und die Tatsache, dass sie die Zeit verstreichen ließen, zeigte, dass sie der Herausforderung nicht gewachsen waren. Dies war die Voraussetzung dafür, dass Daniel den wahren und lebendigen Gott Israels verherrlichen konnte, der allein die Zukunft voraussagen kann (Jes. 41:21-23). Indem er diese unmögliche Herausforderung stellte, folgte der König unbewusst dem Plan Gottes und ebnete Daniel den Weg für das, was die Ratgeber nicht tun konnten. Die „Weisen“ versuchten es mit Schmeicheleien und Logik, aber all ihre Reden machten Nebukadnezar nur immer wütender, bis er schließlich ein Edikt erließ, dass alle „Weisen“ in der Stadt Babylon getötet werden sollten.

In der gesamten biblischen Geschichte gibt es Gelegenheiten, bei denen Gott die Torheit der Welt und die Täuschung Satans entlarvt. Mose und Aaron besiegten die Zauberer des Pharao und die Götter Ägyptens (Ex. 7-12), und Elia entlarvte auf dem Berg Karmel den Betrug der Baalsanbetung (1. Könige 18). Jeremia konfrontierte den falschen Propheten Hananja und deckte seine Bosheit auf (Jer. 28), und Paulus entlarvte den Betrug des Zauberers Bar Jesus (Apg. 13,1-12). Aber es war Jesus, der durch sein Leben, seine Lehre und seinen Opfertod die Weisheit dieser Welt zur „Torheit“ bei Gott erklärte, und das schließt alle Mythen und falschen Religionen ein (1. Korinther 1,18ff). Die Aussage der Berater in Daniel 2:10 vernichtet die Astrologie und andere Formen menschlicher Prophetie! Aus ihrem eigenen Mund verdammten sie ihre eigenen Praktiken!

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

»Nun fahr weiter hinaus und wirf dort deine Netze aus, dann wirst du viele Fische fangen.«

Als er aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe und lasset eure Netze zu einem Fange hinab.
Elberfelder 1871 – Lukas 5,4

Als er aufgehört hatte zu reden, wandte er sich an Simon und sagte: »Fahr jetzt weiter hinaus auf den See; werft dort eure Netze zum Fang aus!«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 5:4

Als er mit seiner Predigt fertig war, sagte er zu Simon: »Nun fahr weiter hinaus und wirf dort deine Netze aus, dann wirst du viele Fische fangen.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Lk 5,4

Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahr noch weiter hinaus auf den See! Dort sollt ihr die Netze zum Fang auswerfen!«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Lk 5:4

Einige Verse zu diesem Thema hatten wir schon – also schau dir diese auch an:
Einzelsprechstunde Geh fort von mit, Herr! Keine Angst!

ἐ-παύσατο Aor. Med. παύω zum Aufhören bringen; Med. aufhören. λαλῶν Ptz. λαλέω, präd. bei Verben des modifizierten Seins u. Tuns (A301); ὡς ἐπαύσατο λαλῶν als er aufgehört hatte zu reden, als er seine Rede beendet hatte. ἐπ-αν-άγαγε Aor. Imp. V. 3. βάθος7 Tiefe; hier tiefes Wasser (B 1). χαλάσατε Aor. Imp. χαλάω25 herunterlassen, (Netze) ins Wasser lassen (B), auswerfen. δίκτυον V. 2. ἄγρα (das) Fangen; Fang, Beute; εἰς ἄγραν um etwas zu fangen (B 1).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Jesus, der sonst nur in Synagogen lehrte und predigte (Lk 4, 15. 16–37; 6, 6; 13, 10), verkündigt jetzt einer zu Ihm drängenden Volksmenge am Seeufer das Wort Gottes. Auch bei den Rabbinern wurden als Predigtstätten nicht nur die Synagogen, sondern auch die Straßen und freien Plätze benutzt.
Welchen Inhalt diese „Seepredigt“ des Herrn gehabt hat, ist uns nicht berichtet worden.) Es heißt nur kurz: „Er setzte sich und lehrte vom Schiff aus die Volksmengen.“
Obgleich Jesus wußte, daß Petrus die ganze Nacht nichts gefangen hatte, sprach Jesus, nachdem Er Seine Rede geendet hatte, zu ihm: „Fahre auf die Hohe des Sees und laßt eure Netze hinunter zum Fang!“ Ein merkwürdiger Befehl, den Simon empfängt, ganz entgegen allen Regeln seines Handwerks.
Jesus hatte unter anderem auch deswegen diesen so eigenartigen Befehl „Fahre auf die Mitte des Sees …“ an Simon ausgegeben, weil Er zugleich beabsichtigte, den Fischer selbst in Seinem Netz zu fangen.
Weil Petrus Dem, der es befohlen hat, nun nicht widersprechen will, antwortet er: „Meister (besser „Vorsteher“) die ganze Nacht haben wir uns abgemüht, aber nichts bekommen. Auf Dein Wort aber werde ich die Netze hinunterlassen.“
Es gilt hier besonders zu achten auf das Wort Meister, das im Griechischen epistates heißt. Das Wort ist besser mit „Vorsteher, Vorgesetzter“ zu übersetzen. Der Vorgesetzte erteilt dem Untergebenen einen Befehl. — Jesus „bittet“ hier nicht, wie das in Vers 3b der Fall war, sondern Jesus befiehlt. Die Antwort des Petrus ist Gehorsam. —
Was besagt das Wort epistata, mit dem Simon den Herrn anredet? Weil „epistata“ die Anrede für einen höheren Aufsichtsbeamten, einen Vorsteher ist, so muß Simon in Jesus den Höheren, den Bevollmächtigten gesehen haben.)
Zu dem, was dem Bevollmächtigten untersteht, gehören, nach dem 8. Psalm, auch die Fische im Meer. Darum kann der epistates einen Fischzug befehlen zu einer Stunde, wo sonst ein Fischfang so gut wie aussichtslos ist.
Darum gehorcht der Fischer Simon dem von Gott Bevollmächtigten nach Überwindung alles dessen, was sein Fischerverstand ihm auch immer sagt. Simon sieht eben in dem Mann von Nazareth nicht den Sohn des Zimmermanns, der vom Fischereigewerbe nichts versteht, sondern den Herrn, der Vollmacht hat auch über die Tiere des Meeres. — (Vgl. dazu Bornhäuser: Studien zum Sondergut des Lukas.) Darum antwortet Simon: „Auf Dein Wort aber werde ich die Netze hinunterlassen“.
Mit dem Wörtlein aber fängt der Glaube des Simon an, und zwar ein Glaube, der sich als Gehorsam darstellt, als Glaubensgehorsam, der wider alle Vernuft und gegen alle Berufspraxis und Berufserfahrung dennoch und trotzdem dem Herrn ganzes und unbedingtes Vertrauen schenkt, ein Vertrauen, das sich in blindem Gehorsam offenbart.
Ludwig Schneller schreibt: „Auf dem See Genezareth wirft man die Netze nur bei Nacht aus; denn am Tage fängt man beinahe nichts. Bei einem meiner Besuche habe ich die Fischer am See Tiberias gefragt, ob sie nicht auch bei Tage Netze auswerfen. Da lachten sie über diese Unwissenheit!“
In der Zeit also, die für das Fischer-Handwerk am geeignetsten war, hatte sich Simon angestrengt und abgemüht, aber ohne Erfolg. Jetzt soll er am hellen Tage weit hinaus vom Land fort auf die Höhe fahren, d. h. dorthin fahren, wo der See sehr tief ist.
Und doch, so verwunderlich des Herrn Wort auch klingt, er sagt kurz: „Aber auf Dein Wort will ich das Netz hinunterlassen.“

Rienecker – Wuppertaler Studienbibel

In der Geschichte vom wunderbaren Fischzug (Lk 5,1–11) fordert Jesus den Fischer Simon auf, noch einmal die Netze zum Fang auszuwerfen, obwohl alle Versuche des Tages erfolglos geblieben waren. Simon tut, was Jesus sagt und erlebt etwas, was ihn in tiefes Staunen versetzt: Er fängt so viele Fische, dass die Netze zu zerreißen drohen. Daraufhin fällt Simon Jesus zu Füßen und sagt: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“
Wann erkennt Petrus, dass er ein sündiger Mensch ist? Der Zeitpunkt ist vollkommen überraschend. Er widerspricht unseren Vorstellungen von Sünde. Naheliegend wäre gewesen: Nach den vergeblichen Fangversuchen in der Nacht zweifelt Petrus an sich selbst. Er fragt sich, ob das die Strafe sei für ein unwürdiges Leben oder eine gottlose Tat. Nach der damaligen Auffassung war ein krankhaftes Leiden oder eine Pechsträhne die Strafe für ein vorheriges Vergehen. Man nennt das den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“. Auf Petrus trifft das nicht zu. Der berufliche Misserfolg lässt bei ihm keinen Selbstzweifel aufkommen. Im Augenblick des Glücks und des Erfolgs entsteht das Bewusstsein, ein sündiger Mensch zu sein. Es entsteht in der Begegnung mit Jesus, in der Erfahrung von dessen Zuwendung und Wertschätzung.
Die Geschichte vom wunderbaren Fischzug gehört zu den Erzählungen, in denen etwas aufscheint von der Herrlichkeit Jesu, der Schönheit, Pracht und Gnade des Sohnes Gottes. Im Angesicht dieser göttlichen Gnade und Schönheit geht uns etwas auf von unserer Unvollkommenheit, Schwachheit und Sünde. So erklärt sich, dass Ganoven häufig kein Bewusstsein für die Sünde oder Schuld entwickeln, die Heiligen dagegen oft von einem tiefen Sündenbewusstsein erfüllt sind.
Die Erkenntnis der eigenen Sünde ist eine fröhliche Erkenntnis. Ich erkenne die Sünde erst ganz, wenn sie mir vergeben wird. Wir gleichen dem Reiter, der den eis- und schneebedeckten Bodensee überquert, ohne es zu wissen. Erst am anderen Ufer wird ihm klar, welcher Gefahr er gerade entronnen ist. In einem anderen Bild gesprochen: Wer bisher nur in der Dunkelheit lebte, wird diese gar nicht so dunkel finden. Erst wenn er ans Licht kommt, wird ihm das vorherige Dunkel als Elend erscheinen.
Die meisten Menschen in der Bibel haben ein Gespür für Sünde und Schuld. Das hat nichts zu tun mit einem „Wir-sind-alle-arme-Sünder-Bewusstsein“, wie es in manchen christlichen Strömungen gepflegt wird. Die Sünde ist kein Thema, das von sich aus interessant wäre. Als Christen glauben wir nicht an die Sünde oder das Sündersein. Wir glauben an die Überwindung der Sünde. Es ist kein Zufall, dass in den Glaubensbekenntnissen der Alten Kirche nur in der Verbindung „Vergebung der Sünden“ von Sünde geredet wir. Das tiefe Wissen um Sünde ist Ausdruck der wunderbaren und beglückenden Erfahrung, die wir in der Begegnung mit der Barmherzigkeit und Freundlichkeit Gottes machen. Wenn uns heute solch ein Bewusstsein abgeht, müssen wir uns fragen, ob das ein Gewinn ist oder nicht doch Ausdruck eines Mangels.

Steenbuck – Die 31 beliebtesten Irrtümer der Bibelauslegung: Erhellende Einsichten in die Welt der biblischen Botschaft

Als der Herr Seine Reden an das Volk beendet hatte, sagte er zu Simon: „Fahre auf die Höhe des Sees hinaus und werft eure Netze aus, damit ihre einen Zug tut!“ (Menge). Simon nennt Ihn Meister und sagt, daß er zusammen mit seinen Genossen die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen habe; „aber auf dein Wort will ich das Netz hinablassen“. Das ist bedeutungsvoll. Simon hätte urteilen können, daß ein Zimmermann von Nazareth doch nichts verstehen könne vom Fischen. Da er sein ganzes Leben am See verbracht hatte, konnte er gewiß mit größerer Erfahrung und zuverlässigerem Wissen rechnen. Er hätte dem Herrn sagen können, daß es sinnlos sei, tags zu fischen, besonders mit Netzen, da die Fische bekanntlich nur nachts zur Nahrungssuche an die Oberfläche kommen. Aber er verwarf solch menschliches Räsonieren – vielleicht erst nach anfänglichem Zaudern -, da ihn doch der Meister geheißen hatte, die Netze hinabzulassen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nachdem er die Massen gelehrt hatte, sagte Jeschua zu seinen Jüngern: Fahrt hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zu Wasser (Lukas 5:4). Das widersprach der Erfahrung dieser Berufsfischer, und Petrus antwortete: Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen (Lukas 5:5a). Die Implikation war, dass Petrus mehr über das Fischen wusste als Jeschua, da er der Fischer war und Jeschua ein Zimmermann. Nach der Erfahrung von Petrus wäre es fruchtlos, die Netze nach Sonnenaufgang auszuspannen. Wenn sie in der Nacht keine Fische fangen konnten, war es noch unwahrscheinlicher, dass sie in der Hitze des Tages etwas fangen würden. Sobald die Sonne auf das Wasser trifft, schwimmen die Fische tiefer ins Meer, zu tief für die Netze des Tages, um sie zu fangen. Trotzdem gehorchte Petrus, nachdem er seinen Einwand vorgebracht hatte. Beachten Sie, dass in diesem Fall der Gehorsam vor der Erfahrung kam: „Aber auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen“ (Lukas 5,5b). Entgegen Petrus‘ Erwartung fingen sie eine große Menge an Fischen (Lukas 5,6), so viele, dass die Netze zu zerreißen begannen und sie andere zur Hilfe rufen mussten (Lukas 5,7). Beide Boote waren so voll, dass sie tatsächlich zu sinken begannen!

Als die Boote zu sinken begannen (Lukas 5,7), erkannte Petrus die Autorität des Messias über die Natur selbst, und er antwortete: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, o Herr (Lukas 5,8). Die anderen waren ebenso erstaunt (Lukas 5,9-10). Obwohl sie erfahrene Fischer waren, hatten sie so etwas noch nie gesehen:

Tagsüber konnten die Fische die Netze sehen und ihnen ausweichen. Das Wunder war, dass die Fische blind ins Netz schwammen. Außerdem mussten die Fische bei der Trammelnetzfischerei in die Netze gescheucht werden, nachdem die Netze ausgelegt worden waren. Obwohl es möglich ist, geht aus dem Bericht des Lukas nicht hervor, dass die Fischer einen Aufruhr machten, um die Fische zu erschrecken.

Als sie die Einzigartigkeit der messianischen Person erkannten, konnten sie sich dann als das sehen, was sie waren: Sünder. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, könnten wir ziemlich gut dastehen, denn es gibt immer jemanden, der schlechter ist als wir. Der richtige Vergleich ist jedoch mit dem einen absoluten Standard, dem Gott-Menschen, dem Messias Jeschua. Wenn wir uns mit Ihm vergleichen, muss unsere Schlussfolgerung die gleiche sein wie die von Petrus: Wir sind in der Tat sündig! Als Antwort auf Petrus‘ Aussage wich Jeschua nicht von ihnen ab, sondern er rief sie auf, das, was sie taten, zu verlassen und ihm zu folgen. Dies war ein Aufruf zur Vollzeitnachfolge: Fürchtet euch nicht; von nun an werdet ihr Menschen fangen (Lukas 5,10). In den Worten von Matthäus 4,19 und Markus 1,17 heißt es: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und in der Tat verließen sie alles und folgten ihm nach (Lukas 5:11). Die Folge dieses Aufrufs war, dass Petrus und die anderen ihr Fischereigewerbe aufgaben (Matthäus 4:20, 22; Markus 1:18, 20). Jeschua nachzufolgen bedeutete eine totale Verpflichtung zur Vollzeitnachfolge. Es bedeutete auch, ihm zu vertrauen, dass er für ihre Bedürfnisse sorgen würde, denn sie hatten ihre Haupteinnahmequelle verlassen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Wenn ihr bei ihm nach Antworten sucht, dann wird er sie euch auch geben!

Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
Elberfelder 1871 – Lukas 11,9

Und ich sage euch: Bittet, und ihr werdet bekommen, ‹was ihr braucht›; sucht, und ihr werdet finden, klopft an, und es wird euch geöffnet!
NeÜ bibel.heute Stand 2023 – Lukas 11:9

Und so fordere ich euch auf: Bittet immer wieder und es wird euch gegeben werden, seid auf der Suche und ihr werdet Entdeckungen machen, klopft dauernd an und euch wird geöffnet werden!
Gottes Agenda – Lk 11,9

Und Ich, Ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und es wird euch geöffnet werden; -Mt 7,7; 21,22; Mk 11,24; Joh 15,7; Jak 1,6; 1 Joh 3,22.
Abraham Meister – Lk 11:9

einen ähnlichen Gedanken hatten wir ja schon bei Matthäus gefunden

In dem unmittelbar zuvor gemachten Vergleich ist ein „Um wie viel mehr“-Argument impliziert: Wenn die menschliche Abneigung überwunden werden kann, sodass er auf die Bitte des Freundes eingeht, um wie viel mehr sollten wir die Bereitschaft Gottes erwarten, wenn wir ihn bitten, suchen oder bei ihm anklopfen?

Reformations-Studien-Bibel

Vers 9 enthält die Anwendung des voranstehenden Beispiels. Alle Bilder sind dem Gleichnis entnommen: das Anklopfen, das Bitten, aber auch das Suchen. Dies letztere erinnert an die Bemühungen des Freundes, der bei Nacht die Tür suchen muß und sie öffnen möchte. Die Steigerung in den Bildern hebt den Eifer des bittenden Freundes hervor, der bei den sich mehrenden Hindernissen noch wächst. — Diese Vorschrift hat Jesus Seiner persönlichen Erfahrung entnommen (Lk 3, 21ff.).
Es liegen feine Unterschiede in der Anwendung der drei Bildworte vor. Wer bittet, will etwas empfangen, was er nicht hat. Wer sucht, hat entweder etwas verloren, oder er möchte suchend etwas erlangen, was Zeit und Mühe verlangt. Wer anklopft, muß sich den Zutritt zu dem verschaffen, von welchem er die Erfüllung seines Wunsches erwartet. Die Aufforderung zum Suchen bedeutet ein ernsthaftes Verlangen (vgl. Jer 29, 13. 14). Das An-die-Tür-Klopfen bezeichnet ein anhaltendes Verlangen, wenn die Gewährung der Bitte sich auch verzögert und schwierig scheint (vgl. Lk 18, 1).
Die Grundtatsache, daß der Bittende empfängt, der Suchende findet und daß dem Anklopfenden die Türe geöffnet wird, mit anderen Worten, daß der ernste Beter die Erhörung seiner Gebete erlangt, begründet Jesus in Vers 11–13 mit Vorgängen aus dem praktischen Alltag.

Wuppertaler Studienbibel

Jesus hat die Absicht, die Jünger zum Gebet zu ermutigen.

»Ja, ich sage euch« – so beginnt Jesus diesen Abschnitt (V. 9). Das »ich« ist betont. Man könnte geradezu übersetzen: »So lehre ich euch«. Offensichtlich entdeckte Jesus bei seinen Jüngern viele Gebetsmängel. Nicht nur, dass sie nicht wussten, was sie beten sollten (V. 1); sondern sie wagten es auch nicht, ihre Anliegen dringlich vorzubringen (V. 5-8), und sie zweifelten außerdem an der Erhörung (V. 9-13). Ist es heute bei uns besser?

In kurzen Merksätzen gibt Jesus seine Instruktionen: »Bittet, so wird euch gegeben!« – »Suchet, so werdet ihr finden!« – »Klopfet an, so wird euch aufgetan!« (V. 9). Das »wird euch gegeben« und »wird euch aufgetan« bezieht sich jeweils auf Gott. Der Sinn ist also: »dann wird Gott euch geben«, »dann wird Gott euch auftun«. Vielleicht denkt Jesus an die Prozedur eines Bettlers. Erst bittet er, dann geht er dem Angebettelten nach (sucht), dann klopft er sogar noch an die Tür, durch die der Angebettelte soeben entschwunden ist. Zugleich verbinden uns die Stichworte »anklopfen« und »auftun«, also »öffnen«, mit dem Gleichnis vom bittenden Freund (V. 5-8). So, in Bettlerexistenz und mitder Zähigkeit eines Bettlers, sollen wir vor Gott leben. Es ist deutlich, dass Jesus in V. 9 den Akzent auf die Beharrlichkeit des Gebets legt.

Abgesehen von der Einleitung »Ja, ich sage euch«, stimmt Lk 11,9 wortwörtlich mit Mt 7,7 überein. Wir beobachten ferner, dass die Stichworte »bitten«, »geben«, »suchen«, »finden«, von der Tür, vom Haus, und vom »Anklopfen« sich schon zahlreich im AT finden (z. B. 2 Chr 33,13; Esr 8,23; Ps 37,4; Spr 8,17; 8,34ff.; Spr 9,1; 14,1; Jer 29,12ff.). Außerdem lehrt uns ein kurzer Überblick, wie wichtig im NT die Zusage der Gebetserhörung ist (vgl. Mt 18,19; Mk 11,24; Joh 14,13ff.; Joh 15,16; 1 Joh 3,22; Joh 5,14ff.; Jak 1,5ff.).

Gerhard Maier – Edition C

Die Geschichte drückt menschliche Gefühle aus und läßt auch an den Egoismus denken, von dem uns noch immer einiges anhaftet. Bei Gott aber kann von widerwilligem Geben keine Rede sein; im Gegenteil: Es ist Ihm eine Wonne, uns mit Gnadenerweisen und Segnungen zu überschütten. Halbherziges Bitten wird freilich keinen Segen auf uns herabbringen. Die Not muß sich dem Herzen tief eingeprägt haben, und die Bitten müssen von Dringlichkeit und Ausharren gekennzeichnet sein. Das ist wahres „Harren auf den Herrn“ (Ps 37,9; Jes 40,31). Durch dieses Warten lehrt uns Gott unsere vollständige Abhängigkeit von Ihm. Die drei Verben „bitten“, „suchen“, „anklopfen“ bezeichnen nicht eine einmalige Handlung, sondern eine beständige Haltung. Wir bitten um Stillen des Bedürfnisses; wir suchen, was uns mangelt, und wir klopfen an, wenn die Tür der Versorgung geschlossen ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Tatsache, dass Jesus beten musste, während er hier auf der Erde wirkte, ist Beweis genug, dass wir beten müssen. Jesus betete bei seiner Taufe (3,21), bevor er die Zwölf auswählte (6,12), bei der Verklärung (9,28), vor seiner Verhaftung (22,40-44), am Kreuz (23,46) und zu anderen Zeiten (5,16; 9,18). Die Zwölf lernten bald, wie wichtig das Gebet ist.

Was wir als „Vaterunser“ bezeichnen, sollte wahrscheinlich „Jüngergebet“ heißen, denn es enthält Dinge, die nicht den Herrn Jesus betrafen. Es ist ein „Mustergebet“, das uns hilft, unsere Gebetsanliegen so zu ordnen, dass sie dem Willen Gottes entsprechen. Beachten Sie, dass die Pronomen, die sich auf die Gläubigen beziehen, alle im Plural stehen, denn dies ist ein „Familiengebet“. Wir können zwar in der Einsamkeit beten (Mt 6,6), aber wir beten nicht allein, denn wir sind Teil „der ganzen Familie“ (Eph 3,14-15). Wenn wir beten, müssen wir Gottes Anliegen an die erste Stelle setzen (V. 2), bevor wir mit unseren Bitten kommen (V. 3-4).

Wahres Gebet basiert auf Sohnschaft und nicht auf Freundschaft. Dies ist kein Gleichnis, das „Beharrlichkeit im Gebet“ lehrt (obwohl das ein wichtiger Faktor ist), sondern die Bereitschaft Gottes, für die Seinen zu sorgen. Wenn ein müder, hartnäckiger Nachbar schließlich seinem Freund hilft, wie viel mehr wird ein liebender himmlischer Vater (der niemals schläft) die Bedürfnisse seiner eigenen Kinder erfüllen! Ja, wir sollten „immer weiter bitten, suchen und anklopfen“, nicht um Gottes Widerstand zu brechen, sondern um ihm unser großes Anliegen zu offenbaren, dass sein Wille geschieht. Es ist gut gesagt worden,

„Der Zweck des Gebets ist nicht, den Willen des Menschen im Himmel durchzusetzen, sondern den Willen Gottes auf der Erde.“

Gläubige brauchen heute nicht um die Gabe des Geistes zu beten, da der Geist in jedem Kind Gottes lebt, aber wir sollten um die „guten Gaben“ des Geistes beten (Mt 7,11), die wir brauchen, um unseren Charakter zu bilden, unser Verhalten zu lenken und uns zum Dienst zu befähigen (Eph 1,15-23 und 3,14-21).

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

In der Wüste bahnet des Ewigen Weg, ebnet in der Steppe eine Straße unserm Gott!

Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnet (So nach der hebr. Interpunktion; die alexandr. Übersetzung liest: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bahnet usw.“, und läßt die Worte „in der Steppe“ weg) den Weg Jehovas; ebnet in der Steppe eine Straße (S. die Anm zu Kap 19,23) für unseren Gott!
Elberfelder 1871 – Jesaja 40,3

Die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Räumt den Weg Jehovahs, macht gerade eine Bahn in der Einöde unserem Gotte.
Die Bibel: Übersetzung von Johann Friedrich Leonhard Tafel – Jesaja 40:3

Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnet des Ewigen Weg, ebnet in der Steppe eine Straße unserm Gott!
Die Philippson-Bibel – Jes 40,3

Bahnt den Weg für Jehovah? Oder doch nur für sein Volk?

Eine Stimme (vermutlich – anders als in V. 6 – die Stimme Jesajas) ruft und mahnt die Menschen, den Weg für den HERRN (V. 3 ) und seine Herrlichkeit (V. 5 ) zu bereiten . Echte Propheten waren solche „Stimmen“, denn ihre Botschaften waren von Gott. Sie riefen die Menschen auf, zu Gott zurückzukehren und das Verhältnis zu ihm zu erneuern. Jeder der vier Evangelisten aus dem NT versteht Jes 40,3 als Weissagung auf Johannes, den Täufer ( Mt 3,1-4; Mk 1,1-4; Lk 1,76-78; Joh 1,23 ). Johannes war ein Prophet in der Wüste , der den Weg für Jesus Christus vorbereitete und der in der Steppe eine Straße für ihn gemacht hat (vgl. Mt 3,3 ). Hier, im Buch Jesaja dagegen, befand sich die ganze Nation in einer Art geistlichen Wüste, und jeder Israelit mußte für die Ankunft des Herrn und seiner Herrlichkeit geistlich vorbereitet werden.
Das Erheben der Täler und Erniedrigen der Hügel war ein bildlicher Vergleich mit Arbeitern, die die Straßen ebneten, auf denen ein hoher Herr kommen würde, wenn er ein Gebiet besuchen will. Heute sagt man entsprechend „den roten Teppich ausrollen“. Jesaja damals ruft das Volk Israel auf, die Straßen zu ebnen, so daß der Herr als Herrscher kommen kann. Alle Propheten haben diesen Aufruf an das Volk weitergegeben – in ihrem ethischen Verhalten muß Gerechtigkeit herrschen. Wenn die Herrlichkeit des HERRN offenbart wird, dann werden alle Völker „geebnet“ werden ( Jes 40,5 ). Jesaja denkt hier an das Tausendjährige Reich, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit offenbar wird, wenn also seine einzigartige Größe überall sichtbar sein wird. Der Messias wird, wie Jesaja an anderer Stelle schreibt, leiden. Er wird aber auch in Herrlichkeit erscheinen. Dennoch war sich Jesaja offensichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen diesen beiden Ereignissen nicht bewußt. Zwar sahen die Jünger Jesu seine Herrlichkeit ( Joh 1,14 ), aber noch nicht alle Menschen haben sie gesehen. Im Tausendjährigen Reich dagegen werden wirklich alle Menschen seine Herrlichkeit sehen, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20; 58,14 ). Das Wort des Herrn ist zuverlässig und kann nicht gebrochen werden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wieder bleibt alles absichtlich im Dunkel: Wer ist gemeint, wenn es heißt: Eine Stimme ruft? Sicher gehen wir nicht fehl, wenn wir hier die Andeutung eines himmlischen Wesens erkennen, das aus der himmlischen Ratsversammlung heraus einen Befehl an die Schöpfung weitergibt. Aber es ist nicht ausgeschlossen, hier auch die Stimme des Propheten zu hören, der das, was er hört, seinen Zeitgenossen zuruft. Sicher ist schwer vorstellbar, was ein sterblicher Mensch Gottes Schöpfung eigentlich zu befehlen hat. Doch da Jesaja an vielen Stellen das Motiv vom Weg anklingen läßt, ist es durchaus möglich, daß er seine Volksgenossen meint, wenn er die Schöpfung auffordert, einen »Straßenbau« in Gang zu setzen. »Und da sie (die Deportierten) nicht in der Lage sind, eine wirkliche Straße zu bauen, meint er wohl ihre innere Vorbereitung: In der Wüste und Steppe ihres Inneren sollen sie alle Hindernisse beseitigen, ihre Verzweiflung ebenso wie ihren Trotz – auf Grund der ihnen zugesprochenen Vergebung (V. 1–2)« (Fohrer). Im Blick auf 57,14 und 62,10 wird man das sagen können; der Weg Gottes wird zum geistlichen Weg des Volkes Gottes. Dennoch geht der Befehl nicht in der oben wiedergegebenen, durchaus im Gefälle der jesajanischen Verkündigung liegenden geistlichen Deutungsweise auf: Wie die Sünde die wirkliche Erde in Mitleidenschaft zieht, so wird in gleicher Weise durch die Erlösung aus dem Ergebnis der Sünde die wirkliche Erde erneuert. Wie das aber vorzustellen ist, haben wir nicht zu fragen. Umgekehrt ist aber auch zu sagen: die realistische Deutung des Wortes vom Straßenbau erschöpft sich nicht in der Neugestaltung des Antlitzes der Erde.
Häufig weist man in der Auslegung auf die Sitte der Babylonier hin, die für ihren Gott Marduk eindrucksvolle Prozessionsstraßen bauten, auf denen man zum Neujahrsfest die gewaltigen Götterstatuen einhertrug. »Für die in Babylon exilierten Israeliten waren die imponierenden Straßen Zeichen, die die Macht Babylons demonstrierten, die Macht, die Israel den Untergang gebracht hatte« (Westermann). Dennoch sollte man die aus Keilschrifttexten beigebrachten Parallelen nicht überbewerten. So weist Elliger mit gutem Grund darauf hin (mit Berufung auf S. Garofalo), »daß ihm gerade die kurzen Prozessionsstraßen in der Umgebung der Heiligtümer, auf denen sich der Gott seinen Verehrern zeigte, nicht die rechten Parallelen zu dem 40,3–5 Gemeinten zu sein schienen«. In der Tat ist der Bau einer Straße durch die Wüste und die Steppe unter Einebnung der Täler und Abtragung der Bergkuppen auch für die damalige Zeit ein ingenieurtechnisch unmögliches Unterfangen. Wie häufig, so liegen auch zu diesem biblischen Text keine echten Parallelen aus der Umwelt Israels vor. Gleichwohl mag es Motiv-Anklänge geben; so ist bestimmt die babylonische Königs- und Götterstraße ein Anlaß für den Propheten gewesen, die durch keine menschliche Macht mehr aufzuhaltende Heimkehr Gottes mit seinem Volk nunmehr eine Straße für unseren Gott zu nennen. Wenn jedes Tal erhöht und das Höckrige zur Ebene werden soll, so liegt der Ton auf dem Weg ohne Hindernis, das heißt, Gott wird ohne Verzug mit seinem Volk heimkehren. Man wird Sachparallelen in der bekannten jesajanischen Rede von der Erniedrigung alles Hohen (2,6ff u.ö.) finden können, sowie einen Vorgriff auf das, was Jesaja in der bekannten Stelle 57,15 ausspricht: Gott wohnt auch bei denen, »die zerschlagenen und demütigen Geistes sind«. So geht der Blick wieder auf den theologischen Verkündigungsgehalt dieser Rede vom Straßenbau durch die Wüste: »Die Aufforderung, geistlich verstanden, geht auf Ermutigung der Niedergeschlagenen, Demütigung der Selbstgerechten und Sicheren, Wandlung der Unredlichkeit in Einfalt und des unzugänglichen Trotzes in Ergebung« (Delitzsch).

Schneider – Wuppertaler Studienbibel

In den Versen 3-11 werden fünf Arten von Antworten auf den göttlichen Befehl, Israel zu trösten, beschrieben. Bevor wir auf diese Antworten eingehen, ist eine Anmerkung zur rabbinischen Theologie angebracht. Das Judentum lehrt das Konzept einer bat kol, einer Stimme vom Himmel. Im Folgenden sind nur drei Beispiele für dieses Konzept aus dem babylonischen Talmud aufgeführt:
Nach dem Tod der letzten drei Propheten, Haggai, Sacharja und Maleachi, ging der Heilige Geist von Israel aus; aber das Bat Ḳol wurde noch gehört.
Ein Bat Kol kam heraus und verkündete: „Glücklich bist du, R. ‚Akiba, dass deine Seele mit dem Wort Ehad ausging!“
Jeden Tag geht ein Bat Ḳōl vom Berg Horeb aus und verkündet: „Die ganze Welt wird um Meines Sohnes Ḥannina willen ernährt, aber Mein Sohn Ḥannina begnügt sich mit einem Ḳab von Heuschrecken von einem Sabbatabend bis zum nächsten Sabbatabend.“
Nach der talmudischen Lehre sahen einige jüdische Gelehrte in Jesaja 40,3-5 offensichtlich eine Bat Kol, denn sie erklärten: „Eine himmlische Stimme ist zu hören, die dazu aufruft, eine Straße für den Herrn zu bereiten, der die Verbannten zurück nach Zion führt.“


Die erste Antwort oder Stimme auf den göttlichen Befehl wird in den Versen 3-5 beschrieben. Der Abschnitt beginnt in Vers 3 mit einem dringenden Ruf: Die Stimme eines, der ruft: Bereitet in der Wüste den Weg Jehovas; ebnet in der Wüste eine Straße für unseren Gott. Der Hintergrund der ersten Stimme war ein Brauch in der alten Welt. Wenn ein König einen anderen König besuchte, baute der gastgebende König entweder eine neue Straße oder ebnete eine bestehende, indem er alle Hindernisse beseitigte, die den König daran hinderten, problemlos zu reisen. Es geht darum, dass JHWH, der König, sich näherte und ein Weg für ihn in der Wüste vorbereitet werden musste. Alle Hindernisse mussten beseitigt und der Weg für Gott geebnet werden. Dieser Vers wird in Bezug auf Johannes den Täufer von allen vier Evangelienschreibern zitiert (Mt 3,3; Mk. 1,3; Lukas 3,4-6; Joh. 1,23). Johannes war der Vorläufer des kommenden Königs Israels, des Messias, und wenn er als solcher akzeptiert worden wäre, hätte er diese Prophezeiung erfüllt. Dieser Punkt wird in Markus 9:9-13 erwähnt:
9 Und als sie vom Berg herabstiegen, gebot er ihnen, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, es sei denn, dass der Sohn des Menschen von den Toten auferstanden wäre. 10 Und sie hielten das Wort und fragten sich untereinander, was die Auferstehung von den Toten bedeuten sollte. 11 Und sie fragten ihn und sagten: Wie kommt es, dass die Schriftgelehrten sagen, dass zuerst Elia kommen muss? 12 Er aber sprach zu ihnen: Elia kommt zuerst und stellt alles wieder her. Wie steht aber von dem Menschensohn geschrieben, dass er viel leiden und zunichte gemacht werden soll? 13 Ich aber sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben ihm auch getan, was sie wollten, wie es von ihm geschrieben steht.

Jeschuas Jünger hatten gerade die Herrlichkeit der Schechinas gesehen, die sich in der Person des Messias manifestierte. Seine Verklärung warf bei ihnen eine theologische Frage auf, und sie fragten, warum die Schriftgelehrten lehrten, dass Elia vor dem Messias kommen müsse. Die Frage stützte sich auf Maleachi 4,5-6, in dem es heißt:
5 Siehe, ich will euch den Propheten Elia senden, ehe der große und schreckliche Tag Jehovas kommt. 6 Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern bekehren, damit ich nicht komme und die Erde mit einem Fluch schlage.

Die Jünger verstanden jedoch nicht, dass Maleachi von der zweiten Ankunft des Messias sprach, nicht von seiner ersten. Daraufhin antwortete Jeschua: „Wie steht geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und zunichte gemacht werden soll? Mit anderen Worten: Wenn Elia vor dem ersten Kommen des Messias gekommen wäre und alles wiederhergestellt hätte, wären alle Prophezeiungen über das Leiden, den Tod und die Auferstehung des Messias niemals erfüllt worden. Deshalb wurde Elia nur versprochen, vor dem zweiten Kommen zu erscheinen. Johannes der Täufer war ein Typus des Elia, da er ein Vorläufer war, aber er war ein Vorläufer des ersten Kommens. Wäre seine Botschaft angenommen worden und hätte Jeschua als Messias akzeptiert, hätte Johannes die Prophezeiung aus Jesaja 40,3-5 erfüllt. Da er abgelehnt wurde, wartet diese Prophezeiung auf eine zukünftige Erfüllung, wenn Elia tatsächlich zurückkehren und alles wiederherstellen wird.

Vers 4 beschreibt die Glättung des Weges: Alle Täler werden erhöht, und alle Berge und Hügel werden erniedrigt, und das Unebene wird eben, und die unwegsamen Stellen werden zu einer Ebene gemacht. Alle Hindernisse werden beseitigt, um die Ankunft des Königs vorzubereiten.

Vers 5 spricht von der Schechinah-Herrlichkeit: Und die Herrlichkeit Jehovas wird offenbart werden, und alles Fleisch wird es gemeinsam sehen; denn der Mund Jehovas hat es geredet. Wenn ganz Israel als Nation gerettet ist (Jesaja 66) und damit der Weg für das Kommen des Königs bereitet ist, wird der Messias zurückkehren, und wenn er zurückkommt, wird sein Schechinah-Licht von allen Menschen überall gesehen werden. Da JHWH es gesagt hat, wird es garantiert eintreffe

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

ἄλφα καὶ τὸ ὦ

Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, spricht Gott, der Herr, welcher ist, und welcher war, und welcher kommen wird, der Allherrscher!
van Ess 1858 – Offenbarung 1,8

Ich bin das Alpha und das Omega, (Alpha und Omega (A und O) sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets) spricht der Herr, Gott, (W. der Herr, der Gott) der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 1:8

Ich bin das A und das O, sagt Gott der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige. (Off 22:13; Jes 41:4) A und O sind der erste und der letzte Buchstabe im gr. Alphabet.
Zürcher 1931 – Offb 1,8

«Ich, Ich bin das Alpha -Jes 41,4; 44,6; 48,12; V. 11 17; Offb 2,8; 21,6; 22,13- und das Omega», sagt der Herr, der Seiende und der «Er war» und der Kommende, der Allmächtige -V. 4; Offb 4,8; 11,17; 16,5-.
Abraham Meister – Offb 1:8

Ἐγώ εἰμι τὸ ἄλφα καὶ τὸ ὦ, λέγει κύριος ὁ θεός, ὁ ὤν καὶ ὁ ἦν καὶ ὁ ἐρχόμενος, ὁ παντοκράτωρ.
Von Soden 1913 – Offb 1,8

Ich bin das Alpha und das Omega, sagt JHWH (Herr) , der Gott, Der Ist (Seiende) und Der War (Gewesene) und Der Kommen Wird (Kommende), der Allmächtige (Zebaot).
offene Bibel – Offb 1,8

„Ich bin das Alpha und das Omega“, spricht Jehova Gott, „[der,] der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offenbarung 1:8

Spricht diese Stelle vom Vater oder vom Sohn? Hierüber streiten sich die Ausleger. Schauen wir uns unterschiedliche Ansichten an:

Der Prolog endet mit einer klaren Aussage über Gottes Macht. Gott nennt sich selbst „das Alpha und das Omega“, was auf den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets verweist. Am Anfang und am Ende des Buches nimmt Gott diesen Titel für sich in Anspruch (vgl. 21,6). Er regiert über die ganze Geschichte von Anfang bis Ende, und wenn er über den Anfang und das Ende herrscht, dann herrscht er auch über alles dazwischen. Die Kirche, die unter der Knute des Römischen Reiches litt, konnte nicht behaupten, dass Gott sie verlassen hätte oder dass seine Herrschaft beeinträchtigt worden wäre. Er herrscht über jeden Teilchen und jeden Fleck der Geschichte und ist und bleibt ewig Gott.

Johannes wiederholt dann die Worte, die in 1:4 über Gott gesagt werden: der, der ist, der war und der kommen wird. Er ist in jedem Moment, dem diejenigen, die zu ihm gehören, gegenüberstehen, der mächtige Gott. Es gab nie eine Zeit, in der er nicht der höchste Herr über alles war, und es gibt keine Chance, dass die Geschichte sich seiner Kontrolle entziehen könnte. Er kommt durch seinen Sohn, Jesus Christus, um das Reich Gottes zu bringen.

Gläubige können sich dieser Rechtfertigung sicher sein, weil Gott „der Allmächtige” ist. „Allmächtig” (pantokratōr) in der LXX ist meistens eine Übersetzung des hebräischen Begriffs für „Herr der Heerscharen” und bezieht sich auf Jahwe als den Herrn der himmlischen Heerscharen. Nach dem Zeugnis des Alten Testaments herrscht Jahwe im Himmel und auf Erden. Im Buch Hiob wird der Begriff „Allmächtiger“ oft als Übersetzung von shadday verwendet (Hiob 11,7; 22,17, 25; 23,16; 27,2; 34,12; 35,13). Shadday wird von Alttestamentlern normalerweise als Hinweis auf Gottes Macht und Stärke verstanden, daher passt die Übersetzung in der Septuaginta gut. Der Hintergrund in Hiob ist wichtig, da Gott inmitten von Hiobs großem Leid als der Allmächtige bezeichnet wird. Johannes erklärt hier, warum Gott über die Geschichte herrscht. Er ist der allmächtige Gott, der immer seine Ziele und Pläne erfüllt, sodass nichts und niemand seine Absichten vereiteln kann.

Antwort
Drei Themen sollten hier hervorgehoben werden. Erstens die Souveränität Gottes, zweitens die zentrale Stellung Jesu Christi und drittens die Gnade und der Friede, die für die Gläubigen bestimmt sind. Die Souveränität Gottes durchzieht diese Verse, sodass die Leser inmitten ihres Leidens die Gewissheit haben, dass sie in seinen liebevollen Händen sind. Er verlässt sein Volk niemals, sondern wird seine Absichten trotz des schrecklichen Bösen, das ihr gegenwärtiges Dasein kennzeichnet, verwirklichen. Die Souveränität Gottes gibt den Gläubigen die Gewissheit, dass sein Reich kommen und sein Wille geschehen wird. Die Tränen und Seufzer dieser gegenwärtigen bösen Zeit werden nicht ewig andauern, noch werden die Gottlosen bestehen bleiben. Welche Zuversicht und welches Vertrauen sollten Gläubige haben, wenn sie sich auf die Güte und Stärke desjenigen verlassen, der über die Geschichte herrscht, des allmächtigen Gottes, des Alpha und Omega, der ist und war und kommen wird!
Zweitens sehen wir die zentrale Bedeutung von Jesus Christus. Das Buch ist eine Offenbarung Jesu Christi. Er ist für Christen das Vorbild schlechthin für jemanden, der als treuer Zeuge gelitten hat. Gottes Souveränität über die Welt kommt in Jesus zum Ausdruck, denn er hat den Tod besiegt und herrscht über jeden König, Kaiser, Premierminister und Präsidenten. Er wird bald kommen und sein Reich errichten. Ist sein Kommen eine gute Nachricht? Für Gläubige ist es das, denn Jesus Christus ist auch ihr Erlöser. Gläubige können zuversichtlich sein, dass sie sich an der neuen Schöpfung erfreuen werden und nicht aus der kommenden Stadt vertrieben werden. Johannes erinnert die Christen daran, dass sie von Jesus Christus geliebt werden, wie es sich in der Vergießung seines Blutes gezeigt hat. Jesus gab sein Leben, um uns von unseren Sünden zu befreien. Durch das Sühneopfer Jesu Christi befleckt oder verunreinigt uns das Böse, das wir getan haben, nicht mehr. Und Johannes hört damit nicht auf. Wir sind zu einem bestimmten Zweck befreit worden. Die Rolle, die für Adam und Eva vorgesehen war, gehört uns durch Jesus Christus. Wir sind Könige und Priester durch Jesus Christus, und so ist Gottes Reich, auch wenn es für die Welt unsichtbar ist, jetzt in der Kirche Jesu Christi gegenwärtig.
Drittens können wir dank der Souveränität Gottes und dem Wirken Jesu Christi und des Heiligen Geistes jetzt Gnade und Frieden genießen. Wir erleben die Gnade Gottes, wenn wir seine Liebe zu uns in Jesus Christus erkennen. Da er uns von unseren Sünden befreit hat, wird er uns keine Gabe vorenthalten. Er hat die Kontrolle über unser Leben und die gesamte Geschichte. Er weiß, was wir verkraften können, und gibt uns die Kraft, uns allem zu stellen, was auf uns zukommt. Deshalb genießen wir seinen Frieden, weil wir wissen, dass alles gut ausgehen wird und dass Gott in Jesus Christus immer für uns da ist.

Schreiner – ESV Expository Commentary} – Hebrews–Revelation

Das Vorwort der Offenbarung gipfelt schließlich in einem Vers, dessen Sprecher Gott selbst ist (sonst nur noch 21, 5–8): [8] Idi bin das Alpha und das O, spricht der Herr, Gott, der Seiende und der da war und der Kommende, der Allgewaltige. Beide Vershälften laufen parallel, beginnen jeweils mit dem machtvollen Hereintreten der Gottesgegenwart und entfalten diese im Zweizeitenschema55, das uns schon in Vers 4 beschäftigte. In 22, 13 erklingt ein ganz ähnliches Wort aus dem Munde Jesu. Diese Gemeinsamkeit Jesu Christi mit Gott dem Herrn bis in die höchsten Namen und Ehren ist für Johannes nicht verwunderlich. Christus vertritt Gott ganz und gar. Gott hat Christus zu seinem Bevollmächtigten in jeder Hinsicht eingesetzt (Jo 3, 35). Johannes ergänzt also das paulinische „Gott war in Christus“ (2 Ko 5, 19): Er i s t und w i r d sein in Christus. Indem wir das hören und in einem feinen und guten Herzen behalten, mag die Auslegung des Buches beginnen.

Wuppertaler Studienbibel

Ist dir klar, dass Gottes Wort den Herrn Jesus Christus klar und eindeutig als den Ersten und den Letzten (Alpha und? Omega) bezeichnet, und dass er niemand anderer als Jehova, der allmächtige Gott ist?”
(Alpha und Omega bedeuten “das Erste und das Letzte”, weil sie der erste bzw. letzte Buchstabe des griechischen Alphabets sind.)

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Ich bin das A und das O, sagt der Herr Gott, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über alles. Ihren Grund und ihre Wahrheit erhält diese Verheißung einzig durch Gottes Hoheit, nicht in dem, was sichtbar ist, weder im Erfolg der irdischen Arbeit Jesu noch in den Erträgen der Arbeit, die die Christenheit tut, sondern einzig darin, daß Gott der Erste und der Letzte, der Anfangende und der Abschließende, der Schöpfer und der Vollender ist. Das verschafft dem, den er sandte und erhöhte, den Sieg über die Welt und macht, daß seine Offenbarung das Ziel der Weltgeschichte ist. Zum Namen Gottes, der schon in V. 4 gebraucht war, fügt Johannes hier noch den anderen Namen „Herrscher über alles, Allmächtiger“ hinzu. Diesen Namen verwendeten die griechisch redenden Juden an Stelle von Zebaoth. Das hebräische Wort beschreibt Gott als den Herrn der himmlischen Heere, das griechische als den, der alles, was besteht, regiert und mit seinem Willen und seiner Macht alles umfaßt. Darin ist begründet, daß uns und allem Geschaffenen in der herrlichen Offenbarung Jesu das Ziel gegeben ist, dem wir entgegengehen.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Hier wechselt nun der Sprecher. Der Herr Jesus stellt sich als »das Alpha und das Omega« vor (Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets), als »Anfang und das Ende« (Schl 2000).4 Er steht über Zeit und Ewigkeit, und alle noch so vortrefflichen Worte reichen nicht, um ihn zu beschreiben. Er ist der Ursprung und das Ziel der Schöpfung. Er hat mit der Durchführung des göttlichen Plans für die Welt begonnen und wird ihn auch zu Ende führen. Er »ist«, er »war«, und er »kommt« – ewig von seinem Wesen her und »der Allmächtige« hinsichtlich seiner Vollmacht.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Die Leser werden dazu aufgefordert, nach Christus Ausschau zu halten, denn er kommt, wie es für sein zweites Kommen vorhergesagt ist, mit den Wolken (vgl. Apg 1,9-11 ). Es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben. Obwohl die Leute, die Jesus Christus ermordet und verworfen haben, nun schon lange tot sind und erst nach dem Tausendjährigen Reich wiederauferweckt werden, wird der gläubige Rest von Israel Christus „ansehen, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Dieser gottesfürchtige Rest repräsentiert das ganze Volk Israel.
Christi Wiederkunft wird sich jedoch nicht nur vor den Augen der Israeliten, sondern vor den Augen der ganzen Welt, auch der Ungläubigen, vollziehen im Gegensatz zu seinem ersten Kommen in der Geburt in Bethlehem und im Gegensatz zu der Entrückung der Kirche, die wahrscheinlich nicht für die ganze Welt sichtbar sein wird. Das Präsens in der Wendung „er kommt“ (Offb 1,7) verweist auf die künftige Entrückung der Kirche (Joh 14,3). Wieder fügt Johannes das Wort „Amen“ an. Sein Grußwort schließt mit dem Hinweis auf Christus, den Ewigen, das A und das O (der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets; vgl. auch Offb 21,6;22,13 ). Er ist derjenige, der da ist und der da war und der da kommt (vgl. Offb 4,8;11,17 ), der Allmächtige. Das griechische Wort für „Allmächtiger“, pantokratOr, kommt zehnmal im Neuen Testament vor, davon neunmal in der Offenbarung ( 2Kor 6,18; Offb 1,8;4,8;11,17;15,3;16,7.14;19,6.15;21,22 ). Schon in diesen ersten Versen wird damit auf die wichtigste Offenbarung des ganzen Buches Bezug genommen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Johannes hält in diesem Zusammenhang ein Wort Gottes selbst fest und gibt es weiter:
a) »Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende«:
A und O, Alpha und Omega, sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Gott hat das erste Wort über dieser Erde gesprochen: »Es werde!« Und er hat und spricht auch das letzte Wort.
b) »Der da ist und der da war und der da kommt«:
Menschliche Herren kommen und gehen. Gott war immer und wird immer sein. »Er kommt«: Er ist immer im Kommen, immer in einer gewaltigen Bewegung in die Zukunft. Ihm gehört die Zukunft. Er ist immer schon in ihr, bevor wir in sie eintreten. (Vgl. das zu Offb 1,4 Gesagte).
c) »Der Allmächtige«: Gottes Größe, Gottes Zeit, Gottes Macht haben keine Grenzen. Er ist der »Allmächtige«, der »Pantokrator«, der »Allherr«. Wenn die durch Jesus an den lebendigen Gott Glaubenden nicht auf sich selbst, nicht auf die Mächtigen der Welt, nicht auf den Wogengang der Weltgeschichte schauen, sondern vertrauend den Blick aufheben zu ihrem großen und treuen Herrn und Gott, vermag ihnen das eine große Gewissheit und Unbeirrbarkeit zu geben (vgl. Ps 93,4; Mt 14,28-31). Und da unser Herr Jesus sagen konnte: »Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30), ist auch er gleicherweise »A und O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende« (Offb 22,13). Am Anfang der Offenbarung steht, dass der Vater A und O ist, an ihrem Schluss, dass auch der Sohn A und O ist.

Gerhardt Maier – Edition C

Gott stellt sich im ersten Kapitel der Offenbarung als der, der ist und der war und der kommt, vor (Offb 1,4). Mit anderen Worten wird hier nicht nur der Gottesname aus 2. Mose 3,14 beschrieben. Diese Bezeichnung trifft genauso für den treuen Zeugen, den Sohn Gottes, Jesus Christus, zu. In Hebräer 13,8 wird uns dieselbe Tatsache mit anderen Worten bestätigt: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“
In Offenbarung 1,8 bezeichnet sich Gott das zweite Mal als der, der ist und war und der kommt. Interessanterweise steht diese Bezeichnung in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi (Offb 1,7–8):
Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Johannes schreibt hier nicht nur dasselbe, wie der Prophet Sacharja (Sach 12,10). Wir sehen auch dieselbe göttlich inspirierte Gedankenführung wie bei dem Propheten in der Offenbarung. Zuerst ist hier von Christus in der dritten Person die Rede (er kommt), bevor Gott, der Herr, sich in der ersten Person als der Kommende bezeichnet. Als Schluss ergibt sich daraus, dass in dem wiederkommenden Christus Gott der Herr selbst kommt. Dies wird noch durch eine andere Beobachtung an diesem Vers unterstrichen. Der Herr, Gott, nennt sich hier das Alpha und das Omega. Mit dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes ist der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende, gemeint (vgl. Offb 22,13). Nur einige Verse nach dieser Selbstvorstellung Gottes stellt sich der erhöhte Christus (Offb 1,17) als der Erste und der Letzte vor. Er bezieht diesen Titel Gottes auf sich und stellt einen direkten Bezug zu der Stelle aus Jesaja 44,6 her: „So spricht der HERR, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.“ Auch der Gemeinde in Smyrna stellt sich Christus mit seinem göttlichen Titel als der Erste und der Letzte vor (Offb 2,8). Die Gottheit Jesu wird in diesem ersten Kapitel noch durch eine weitere Bezeichnung hervorgehoben. In V. 18 ist er der, welcher lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. In V. 6 wird Christus ebenfalls als der vorgestellt, welcher die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit hat. In Offenbarung 4,10 und 10,6 ist es Gott, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Genauso lesen wir in Offenbarung 7,12 von Gottes Macht, die von Ewigkeit zu Ewigkeit ist. Und schließlich gehört sowohl dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offb 5,13).

Johannes Pflaum – Ist Jesus Christus Gott? Was lehrt die Heilige Schrift?

Alpha ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets und Omega der letzte; einer ist der Anfang und der andere das Ende des griechischen Alphabets. Deshalb sind die Ausdrücke „das Alpha und das Omega“ und „der Erste und der Letzte“ und „der Anfang und das Ende“ gleichen Charakters und bedeuten ein und dasselbe. Sie werden auf Jehova Gott angewandt, ln Jesaja 44:6 (AS) heißt es: „So spricht Jehova, der König von Israel, und sein Erlöser, Jehova der Heerscharen: ich bin der Erste und ich bin der Letzte; und außer mir gibt es keinen Gott.“ Offenbarung 1:8 (NW) nimmt diesen in Jesaja ausgedrückten Gedanken auf und fügt diesem noch hinzu, daß Jehova kommt: „‚Ich bin das Alpha und das Omega‘, sagt Jehova Gott, ‚der Eine, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige‘ “.
Daß nun gerade der Vers, der Offenbarung 22:13 vorausgeht, von jenem „Alpha und Omega“ als kommend spricht, hat nicht notwendigerweise die Bedeutung, daß es sich auf Christus Jesus bezieht, dessen zweites Kommen häufig erwähnt wird. Offenbarung 1:8 zeigt Jehova als kommend, und auch bei Offenbarung 22:12 mag dies der Fall sein. Er kommt, vertreten durch Christus Jesus. Offenbarung 4:8 spricht von Jehova als kommend und Offenbarung 21 zeigt seine Gegenwart unter den Menschen. „Siehe! Das Zelt Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. . . . Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Jedem, der Durst hat, will ich umsonst von der Quelle des Wassers des Lebens geben. Jeder, der überwindet, wird diese Dinge ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“ (Verse 3, 6, 7) Dies bezieht sich ganz bestimmt auf Jehova Gott, denn er ist den gesalbten Leibesgliedern Christi Gott, und sie sind ihm geistige Söhne. Sie sind Christi Brüder, nicht Söhne; deshalb spricht der Text von Jehova und nennt ihn „das Alpha und das Omega“. Warum sollte also, wenn das Alpha und das Omega gleich im nächsten Kapitel wieder erwähnt werden, dieser Ausdruck anstatt auf Jehova Gott plötzlich auf Christus Jesus angewandt werden? Dies ist nicht so.

Wachtturm 1.März1953

Der Tag der Buße und Errettung der gläubigen Juden ist jedoch ein Tag des ernsten Gerichts für die anderen. „Siehe, er kommt mit den Wolken“. Das erinnert uns an die Worte, die sicher nicht als Verheißung gegeben wurden, zu Kajaphas und dem Rat, die die ungläubige Masse der Menschen repräsentieren. „Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt 26,64). Es ist aber auch nicht nur für die Juden ein ernstes Ereignis. Er wird zu den Ungläubigen auf der ganzen Welt kommen „in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen“ (2 Thessalonicher 1,8).
„Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ (V. 8)
Es ist nicht Christus, der spricht, sondern Gott, der Herr, der Allmächtige. Nun, die Namen Gottes werden nicht willkürlich verwendet, sondern sind Titel, die zu dem Wesenszug passen, in dem Er in diesem Moment handelt. Im zwischenmenschlichen Umgang kennt jeder Unterschiede bei der Anrede je nach Art der Beziehung, die die Personen zueinander haben. Man stelle sich zum Beispiel zwei Brüder im britischen Parlament vor, der eine ist z. B. Stadtverordneter eines Bezirks. Im familiären Umgang nennen sie sich beim Vornamen. Bei der Arbeit wird der eine den anderen mit „euer Gnaden“ ansprechen. Im Unterhaus würden sie sich beide mit „Herr Abgeordneter“ anreden. Jeder Titel hat seinen eigenen Platz, und passt nur zu dieser Position und zu keiner anderen. Jeder kann daher aus der Anrede erkennen, ob der andere seinen Bruder als Bruder, Stadtverordneten oder Mitglied des Parlaments anspricht. Die Schrift ist ganz gewiss nicht weniger genau in dem Gebrauch von Titeln Gottes als die Menschen bei dem Gebrauch der Anrede untereinander.
Es ist eine wichtige Feststellung, dass viele der Titel, die Gott in diesem Buch gegeben werden, nirgendwo sonst im Neuen Testament gefunden werden, jedoch immer wieder im Alten Testament auftauchen. So steht zum Beispiel der Name „Allmächtiger“ in keinem andern Buch des Neuen Testaments, mit Ausnahme eines Zitats. Die Bezeichnung „Herr, Gott“, die oft in der Offenbarung verwendet wird, findet sich an keiner weiteren Stelle des Neuen Testaments, außer es handelt sich um Zitate aus dem Alten Testament oder um Prophezeiungen, wie Sacharjas Vorhersage über Israel, die durch und durch alttestamentlichen Charakter haben und zum großen Teil aus Zitaten des Alten Testaments bestehen.
Was bedeutet nun das Verlassen der neutestamentlichen Formen der Anrede Gottes und die Rückkehr zu alttestamentlichen Titeln? Diese Namen haben eine Bedeutung. Gott sagte zu Mose: „Ich bin der HERR. Und ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als Gott, der Allmächtige; aber mit meinem Namen HERR habe ich mich ihnen nicht kundgegeben“ (2 Mose 6,2.3). Der „Allmächtige“ war der Titel, unter dem Er den Bund mit Abraham einging, „Gott, der HERR“, war der Titel, mit dem Er den Bund mit Israel schloss. Beide Bündnisse sind mit der Erde verbunden und haben ihre Erfüllung in der Herrschaft des Messias auf der Erde. Die Bedeutung dieser Rückkehr zu alttestamentlichen Titeln ist immens. Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott sich nun seinen Absichten mit der Erde zuwendet und dass Er sich nun in anderer Art wie wir Ihn kennen offenbart, nämlich in der Stellung, die Er nach der Entrückung der Versammlung in den Himmel einnehmen wird, wenn Er die langersehnten Beziehungen mit Israel wieder aufnimmt und die Welt für die Herrschaft des Messias vorbereitet.

T. B. Baines – Die Offenbarung Jesu Christi

Die Identität dieses Kommenden wird durch den Herrn selbst deutlich gemacht. Obwohl die meisten Ausleger im Redenden dieses Verses Gott den Vater sehen, ist es auf Grund des Zusammenhangs viel naheliegender hier die Stimme des Herrn Jesus zu erkennen, der sich selbst identifiziert. Am Kreuz war Leiden Sein Teil; wenn Er wieder auf die Erde kommt, wird Ihm die höchste Herrschaft gehören. Zuerst die Tränen, jetzt der Triumph; zuerst kam Er zu erlösen, jetzt kommt Er zu regieren, aber es ist die gleiche Person. Er hat alle Eigenschaften der Gottheit: Er ist Gott geoffenbart im Fleisch. Drei Titel bringen Seine Gottheit zum Ausdruck: »Ich bin das Alpha und das Omega.« Das sind der erste und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Als Redensart steht es für eine Gesamtheit, etwas, das den Anfang und das Ende einschließt. In vielen Sprachen kennt man ähnliche Ausdrücke. Auf Deutsch sagt man, jemand kenne sich in einer Sache aus »von A bis Z«, wenn er die gesamte Materie und nicht nur Stücke davon beherrscht. Mit dem Alphabet kann man das gesamte Wissen der Menschheit aufzeichnen und bewahren; durch die Kombination seiner Buchstaben kann man die ganze Wirklichkeit abbilden und zum Ausdruck bringen und so von Geist zu Geist mitteilen. Christus ist die Summe der Botschaft Gottes, Er vermittelt die vollständige Offenbarung der Wahrheit von Gott an den Menschen. Es gibt nichts vor Ihm, nach Ihm und außer Ihm Geoffenbartes. In Ihm ist die Gesamtheit aller göttlichen Offenbarung. Er besitzt die Allwissenheit Gottes. Dieser gleiche Titel komme wiederum am Ende des Buches vor (21,6; 22,13).
Zuverlässige Textkritiker sind der Auffassung, dass der Ausdruck »der Anfang und das Ende« von den MSS zu wenig gestützt ist, und daher haben die meisten Übersetzungen wie RV, Elberf, Rev Elberf, Luther 56 u. a. ihn ausgelassen. Hingegen wird der Ausdruck in 21,6; 22,13 von allen maßgeblichen MSS gestützt.
»Der Herr, Gott… der Allmächtige«. In allen MSS steht hier das Wort »Gott«, die dazwischenliegenden Worte »der da ist und der da war und der da kommt« stellen einen eigenen göttlichen Titel dar. Christus wird in der Auferstehung als »Herr« anerkannt (Phil 2,9-11). »Der Allmächtige« bezeichnet Gott als den, der auf der Erde wirkt; der Titel kommt im NT zehnmal vor, einmal ist es ein alttestamentliches Zitat (2.Kor 6,18), alle übrigen neun Belege stammen aus dem vorliegenden Buch (1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7.14; 19,6.15; 21,22). Was wesenhaft Gottes ist, wird in Christus geoffenbart. In Ihm wird die Allmacht Gottes manifestiert.
»Der da ist und der da war und der da kommt« ist ein Titel, der in V. 4 Gott den Vater bezeichnete. Was dort gesagt wurde, kann mit gleichem Recht auf Christus angewandt werden. Er ist derjenige, in dem Allgegenwart gesehen wird-er steht über der Zeit. Er gehört der Ewigkeit an, und daher können wir sagen, dass Er, was die Zeit betrifft, immer ist, immer war und immer der Kommende sein wird. An Wissen unendlich (allwissend), offenbart Er Gott; an Macht unendlich (allmächtig) handelte Er für Gott; grenzenlos und unendlich bezüglich Zeit und Raum (allgegenwärtig), ist Er Gott.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Folgst du führenden Männern oder deinem Gewissen?

Und nach dem Tode Jojadas kamen die Obersten von Juda und beugten sich vor dem König nieder; und der König hörte auf sie.
Und sie verließen das Haus Jehovas, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Ascherim und den Götzenbildern. Da kam ein Zorn über Juda und Jerusalem um dieser ihrer Verschuldung willen.
Elberfelder 1871 – 2.Chronika 24,17–18

Nachdem Jehojada gestorben war, kamen die Obern von Jehuda und warfen sich vor dem König nieder.
Dazumal hörte der König auf sie.
Sie verließen SEIN Haus, das des Gottes ihrer Väter, und dienten den Pfahlfrauen und den Schnitzdocken.
Da geschah ein Ergrimmen über Jehuda und Jerusalem um diese ihre Schuld.
Buber & Rosenzweig – 2.Chronika 24:17–18

Nach dem Tod Jehojadas kamen die Obersten von Jehudah und warfen sich vor dem König nieder. Da hörte der König auf sie. Und sie verließen das Haus des Ewigen, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Ascherim und den Götzen. Da kam Zorn über Jehudah und Jeruschalajim wegen dieser ihrer Schuld.
Die Philippson-Bibel – 2.Chronik 24,17–18

Nach dem Tod Jojadas kamen die führenden Männer Judas zum König und warfen sich vor ihm nieder. Dieser hörte damals auf sie, sodass sie den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Väter, verließen und die Kultpfähle und Götzenbilder verehrten. Wegen dieser Schuld kam ein Zorngericht über Juda und Jerusalem.
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift 2017 – 2.Chronik 24:17–18

Nicht nur Freunde beeinflussen unser Leben – sondern sehr oft und viel stärker, Menschen in „verantwortlichen Positionen“! Mit einem Freund würde man vielleicht über Streitfragen diskutieren. Aber wenn „ein Lehrer“ oder im oberen Fall die „führenden Männer“ bzw. die „Oberen“ etwas sagen, dann ist es viel viel schwerer, zu entscheiden, ob wir den falschen Weg folgen oder doch uns für unser Verhältnis zu Jehovah entscheiden.
Das ist auch der Grund, warum „neue religiöse Gruppen“ meist sehr gut und sehr „bibeltreu“ beginnen, und dann innerhalb weniger Jahrzehnten weit von der Anbetung Jehovahs abweicht.

Es waren die Obersten Judas, die sich vor dem König niederwarfen und so den »Rückschlag« im Leben Joaschs erwirkten. Sie wurden zum Motor, zur Triebkraft für den Abfall des Volkes. Das Volk wandte sich ab von den religiösen Reformen Jojadas und sie verließen das von Joasch gerade restaurierte Haus Jahwes. Sie kehrten zurück zum Kult der Ascheren und der Anbetung der Schnitzbilder.

Wuppertaler Studienbibel

Traurig wird hier hinzugefügt, daß sofort nach dem Tod des Hohenpriesters führende Kreise im Volk einen bösen Einfluß auf den König bekommen und er selbst mit ihnen wieder in den alten Götzendienst zurückfällt. Er läßt sich dadurch auch durch ernste Bitten von verschiedenen Gottesmännern nicht abbringen, ja er bekommt es sogar fertig, den Sohn seines großen Wohltäters zu ermorden, weil auch er es wagte, ihn und das Volk zu warnen. – Dieser Secharja wird später durch Jesus besonders erwähnt (Matth. 23, 35). Um all dieser Dinge willen aber folgten nun sofort die Strafen Gottes. Die führenden Männer und Joasch selbst kamen dabei ums Leben. Bei Joasch ist der Ermordung sogar noch eine schwere Krankheit vorausgegangen.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

Den Abfall von Gott selbst: „Und sie verließen das Haus des HERRN, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Aschera-Standbildern und Götzenbildern“, sie verließen den Tempel des Herrn und beteten Ascherabilder und Götzen an (Vers 18). Die Beamten wollten dem König eine Bitte vortragen. Sie wollten wieder die Aschera-Standbilder und Götzenbilder aufstellen, die zu Beginn seiner Herrschaft niedergerissen worden waren, denn sie hassten es – so sagten sie – immer auf den „langweiligen und altmodischen“ Gottesdienst im Tempel beschränkt zu sein. Und er gestattete ihnen nicht nur, dies selbst zu tun, sondern schloss sich ihnen sogar an.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Verlassen (Vv. 17-18; 2. Chronik 24:15-22). Jojada starb im hohen Alter von einhundertdreißig Jahren. Er war beim Volk so beliebt, dass er mit den Königen begraben wurde (2. Chronik 24,15-16). Aber als Jojada von der Bildfläche verschwand, zeigte König Joasch sein wahres Gesicht und verließ den Glauben. Sein Abfall vom Glauben war nicht die Schuld Jojadas, denn der Hohepriester hatte Joasch treu in der Heiligen Schrift unterrichtet. Das Problem war Joaschs oberflächlicher Glaube und sein Wunsch, den Führern des Landes, „den Beamten von Juda“, zu gefallen, die Joasch besuchten und ihn baten, in religiösen Angelegenheiten nachsichtiger zu sein (24:17-18). Er lenkte ein, und der Götzendienst hielt wieder Einzug in Juda und Jerusalem.

Joaschs Abtrünnigkeit war eine Sünde der vorsätzlichen Rebellion gegen Gott, denn der König wusste, was das Gesetz des Mose über Götzendienst lehrte. Aber es war auch eine Sünde der Undankbarkeit für alles, was Jojada für ihn getan hatte. Jojada und seine Frau hatten das Leben des Königs gerettet! Der Hohepriester hatte ihn die Wahrheit des Wortes Gottes gelehrt und Joasch zur Seite gestanden, als er lernte, wie man das Volk regiert. Aber der König hatte die Wahrheit nie in sein Herz aufgenommen und ihr erlaubt, Wurzeln zu schlagen. Der Boden seines Herzens war flach, und er hatte Gottes Gesetz nur deshalb befolgt, weil sein Mentor zugesehen hatte. Er nahm sogar den Reichtum des Tempels, den er repariert hatte, und gab ihn einem heidnischen König als Lösegeld!

Joasch ist eine Warnung für uns heute. Es reicht nicht aus, Gottes Wahrheit zu kennen; wir müssen seiner Wahrheit „von Herzen“ gehorchen (Eph. 6:6). Die Wahrheit im Kopf kann zu Gehorsam führen, aber die Wahrheit im Herzen und der Gehorsam aus dem Herzen werden einen gottgefälligen Charakter hervorbringen. Gottes Wort und Gottes Wille müssen verinnerlicht – in das Herz aufgenommen – werden (Ps. 119,9-11), sonst können wir nie einen beständigen christlichen Charakter entwickeln. Solange Pflicht und Disziplin nicht zur Freude werden, sind wir nur widerwillige Diener, die Gott gehorchen, weil wir es müssen, nicht weil wir es wollen. Jojada war eine „religiöse Stütze“, an die sich der König anlehnte. Als die Stütze entfernt wurde, stürzte der König.

In den mehr als fünfzig Jahren meines Dienstes habe ich gelegentlich die „Joas-Tragödie“ miterlebt. Eine gottesfürchtige Frau stirbt und der Witwer tritt bald aus der Kirche aus und beginnt ein weltliches Leben zu führen. Söhne oder Töchter gehen aufs College und verlassen nach und nach den Glauben, weil Vater und Mutter nicht da sind, um sie zu beraten und zu warnen. Ich habe einige hochrangige christliche Leiter gekannt, die ihre Kinder in ihren Diensten „benutzten“, aber als die Kinder auf sich allein gestellt waren, kehrten sie ihren Eltern und dem Herrn den Rücken. Ein guter Anfang ist keine Garantie für ein gutes Ende. König Josia hatte jede Ermutigung, ein gottesfürchtiger Mann zu werden, aber er nutzte seine Chancen nicht, indem er Gottes Wahrheit in sein Herz aufnahm. Als der Herr Propheten schickte, um ihn zu warnen, weigerte er sich, auf sie zu hören. Er schmiedete sogar ein Komplott mit seinen Führern, um Zacharias, den Sohn Jojadas, zu steinigen, weil er den König wegen seiner Sünden zurechtgewiesen hatte. Stellen Sie sich vor, Sie würden den Sohn derjenigen ermorden, die Ihnen das Leben gerettet haben!

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

Cyrus ?

Foto aus Telegrammkanal von A.T. – heute um 6.08 – „Die Kampagne wird vom Friends of Zion Museum gesponsert“ ….

Der von Kores (Cyrus) spricht: Mein Hirt, und der all mein Wohlgefallen (O. meinen Willen) vollführt, indem er (Eig und zwar indem er) von Jerusalem sprechen wird: Es werde aufgebaut! und vom Tempel: Er werde gegründet!
So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kores, dessen Rechte ich ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen, und damit ich die Lenden der Könige entgürte, um Pforten vor ihm aufzutun, und damit Tore nicht verschlossen bleiben.
Elberfelder 1871 – Jesaja 44,28–45,1

bins, der nun von Cyrus spricht:
Mein Hirt,
all meinen Willen wird er vollbringen,
von Jerusalem sprechend:
Es werde aufgebaut
und die Tempelhalle gegründet!
So hat ER gesprochen
zu Cyrus, zu seinem Gesalbten:
Den ich faßte an seiner Rechten,
Stämme vor ihm niederzustrecken,
öffnend der Könige Hüftgurt,
Türen vor ihm zu öffnen,
Pforten, daß sie sich nicht mehr schließen,
Buber & Rosenzweig – Jesaja 44:28–45,1

der zu Koresch spricht: Mein Hirt! – all mein Verlangen führt er aus, indem er spricht von Jeruschalajim: Es werde aufgebaut und der Tempel gegründet.
So spricht der Ewige von seinem Gesalbten, von Koresch, den ich gefasst bei seiner Rechten, Völker vor ihm zu stürzen – der Könige Hüften entgürt’ ich –, zu öffnen Pforten vor ihm und Tore, dass sie unverschlossen
Die Philippson-Bibel Jes 44,28–45,1

So spricht Jehovah; der König Israels und sein Auslöser, Jehovah der Heerscharen: Ich bin der Erste und Ich bin der Letzte und außer Mir ist kein Bundesgott.
So spricht Jehovah von und zu Seinem Gesalbten, von und zu Kores, den Ich ergriff und festhielt bei Seiner Rechten, niederzutreten vor ihm Heidennationen, und Hüften von Königen werde Ich öffnen, öffnend vor ihm Türen, und Tore werden nicht geschlossen werden.
Pfarrer Beck – Jes 44:6–45:1


Kores, ein Typus (Symbol) des Messias
Der Herr sagt Kores als einem Typus des Messias uneingeschränkten Sieg zu, 1–6. Gott nennt ihn „meinen Gesalbten“ – es ist das einzige Mal, daß Gott diese Bezeichnung einem Heiden zuerkennt. Diese Benennung, zusammen mit der anderen, „mein Hirte“ (Jes. 44,28), die auch eine messianische Bezeichnung ist (also auf Christus angewendet wird), macht Kores zu einer außergewöhnlichen Ausnahme unter den Menschen – nämlich zu einem heidnischen Typus des Messias. Beide bauen Jerusalem wieder auf (Jes. 44,28; Sach. 14,1–11). Beide sind unüberwindliche Sieger über Israels Feinde (Jes. 45,1; Off. 19,19–21; Ps. 2,9). Beide werden von Gott zu dem einen Ziel benutzt: den Namen des einen wahren Gottes zu verherrlichen (Jes. 45,6; 1. Kor. 15,28).
Die höchste Macht Gottes vor menschlichen Kritikern gerechtfertigt, 7–25. Gottes Herr-Sein wird herausgestellt durch seine Taten, 7–12 dadurch, daß er Kores zu seinem Knecht machte, 13; durch seine Zusage, daß Heiden ebenso wie Israel sich zu ihm bekennen werden, 14–19, und durch seine „an die Enden der Erde“ gerichtete Einladung, zu ihrer Errettung an ihn zu glauben, 20–25.

Ungers Großes Bibelhandbuch

Kyrus II. (559–530 v. Chr.), genannt der Große, ist bereits persischer König in der Region von Anschan östlich des persischen Golfes und damit → Vasall des Mederreiches. Ab 550 v. Chr. verschieben sich die Machtverhältnisse im Großraum, als Kyrus II. den Mederkönig Astyages, seinen Großvater, 547/46 v. Chr. besiegt und die Reichsgrenzen am Tigris entlang über Elam bis nach Kleinasien (Einnahme von Sardes und Sieg über den Lyder Krösus 546 v. Chr.) ausdehnt. 539 v. Chr. greift er Nabonid (556–539 v. Chr.), den letzten babylonischen König, an: Babylon fällt kampflos, weil die politisch einflussreichen Marduk-Priester mit Kyrus kooperieren. Hintergrund der schließlich reichszersetzenden Kollaboration der Marduk-Priester mit dem Perserkönig sind die Bestrebungen Nabonids, dem Mondgott Sin im babylonischen Reich größeres Gewicht zu geben und durch ihn das Reich zu einen. Das führt zu Aufständen der Traditionalisten und Marduk-Parteigänger, die schließlich in Kyrus einen Verbündeten gegen Nabonid suchen und ihn bei der Übernahme der Stadt als Befreier feiern.
Propagandistisch wird das u. a. im Kyrus-Zylinder Z. 15–23 gespiegelt: »Er befahl ihm, nach seiner Stadt Babel zu gehen, und er ließ ihn den Weg nach Babel einschlagen. Gleich einem Freunde und Genossen ging er an seiner Seite. Seine umfangreichen Truppen, deren Zahl gleich dem Wasser eines Flusses unermesslich war, marschierten waffengerüstet an seiner Seite. Ohne Kampf und Schlacht ließ er ihn in seine Stadt Babel einziehen. Babel rettete er aus der Bedrängnis. Nabonid, den König, der ihn nicht verehrte, überantwortete er ihm. Die Einwohner von Babel insgesamt, das ganze Land Sumer und Akkad, Fürsten und Statthalter knieten vor ihm nieder, küssten seine Füße, freuten sich über seine Königsherrschaft, es leuchtete ihr Antlitz. ›Der Herr, der durch seine Hilfe die Toten lebendig gemacht hat, der in Not und Unheil allen wohlgetan hat‹ – so huldigten sie ihm freudig, sie verehrten seinen Namen. Ich, Kyrus, der König des Weltreichs, der große König, der mächtige König, der König von Babel, der König von Sumer und Akkad, der König der vier Weltsektoren, … dessen Regierung Bel und Nebo lieb gewannen und dessen Königsherrschaft sie zur Erfreuung ihres Herzens wünschten – als ich friedlich in Babel eingezogen war, schlug ich unter Jubel und Freude im Palaste des Herrschers den Herrschaftssitz auf« (TUAT I 408–409, Übersetzung Rykle Borger, in etwas anderer Übersetzung HTAT Nr. 273, vgl. Jes 44,28; 45,1.4).

Christian Frevel – Kohlhammer Studienbücher Theologie – Geschichte Israels

König Kyrus der Große (559–530 v.Chr.), der Gründer des Perserreiches, wird mehrfach in der Bibel erwähnt (2Chr 36,22f; Esr 1,1; 3,7; 4,3; 5,13f.17; 6,3; Jes 44,28; 45,1; Dan 1,21; 6,29; 10,1). Im Pers. lautet der Name Kurasch, im Hebr. Koräsch, im Griech. Kyros. Der Herr hatte ihn schon in der Weissagung des Jesaja als seinen Hirten angekündigt (Jes 44,28; 45,1), der seinen Willen vollführen, Jerusalem wieder aufbauen und den Grund zum neuen Tempel legen werde: ein Gesalbter Gottes, der Israels wegen in einem großen Siegeszug Völker und Könige unterwerfen solle. »Gesalbter« ist hier ein bemerkenswerter Ehrentitel, mit dem im AT sonst nur von Gott Berufene aus Israel benannt werden (→ Salbe III,1).
Nachdem K. 539 v.Chr. Babylon erobert hatte, gab er im nächsten Jahr den verbannten Juden den Auftrag zur Rückkehr nach Jerusalem und zum Neubau des Tempels. Die kostbaren Tempelschätze wurden dem Volk Gottes ausgehändigt (Esr 1,7ff). Dieser Erlass (2 Chr 36, 22f; Esr 1,2–4; 6,3–5) entspricht ganz seiner auch sonst geübten Politik besiegten Gegnern und unterworfenen Völkern gegenüber (s.u.). Da K. zum Krieg gegen Ägypten rüstete, lag ihm zudem daran, in Palästina eine Bevölkerung zu haben, auf die er sich verlassen konnte. Wie K. in seinem Erlass an die Juden als ganz selbstverständlich von dem hier zuständigen Gott Israels spricht (Esr 1,2f), ebenso selbstverständlich schreibt er dem babylon. Gott Marduk seinen Sieg über Babylon zu.
Ein für die bibl. Geschichte bedeutsames Dokument ist der sog. Kyruszylinder, ein knapp 23 cm langer leicht konvexer Tonzylinder, der akkadische Keilschriftaufzeichnungen trägt. Er stammt aus dem Zeitraum 539–530 v.Chr. und wurde 1879 in Babylon gefunden. Der beschädigte Text berichtet aus der Sicht von K. über seinen Feldzug gegen den babylonischen Herrscher Nabonid, die kampflose Einnahme Babylons durch einen Überraschungsangriff und dass er Deportierte wieder in ihre Länder zurückehren ließ: »Die Gesamtheit ihrer Menschen brachte ich zusammen und stellte ihre Wohnstätten wieder her.« Die Juden sind im Text des Kyruszylinders nicht genannt; vielmehr sind bestimmte Gegenden, aus denen Menschen verschleppt worden waren, eigens genannt. Der Text erwähnt ferner, dass K. die von den Babyloniern geraubten Schätze an die verschiedenen Städte zurückgab. Von einer generellen Rückführung spricht der Kyruszylinder nicht. Er ist daher kein direkter Beweis für die biblische Geschichtsschreibung, zeigt aber, dass die Entlassung der Juden in ihr Heimatland ein Vorgang war, der der Toleranzpolitik von K. entsprach.
Als Grab Kyrus’ II. gilt das Grabmal in Pasargadae (Iran).

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel

Der HERR beruft Kyrus, seinen »Gesalbten« (im Hebräischen dasselbe Wort wie »Messias«), weil der persische Herrscher ein Vorläufer des Messias ist, der einmal seinem Volk die endgültige Befreiung schenken wird. Der HERR verheißt, ihm Sieg zu geben über die Nationen, vor allem über Babylon, alle Hindernisse wegzuräumen, die seinen Eroberungen im Weg stehen, und ihm ungeheure verborgene Schätze und versteckte Vorräte auszuhändigen. Immer noch an Kyrus gerichtet, spricht der HERR von sich als dem einzig wahren Gott, der Kyrus beim Namen ruft, der ihm die Ehrennamen »Gesalbter« und »Hirte« gibt (44,28) und der ihn für seine Sendung ausrüstet. Gott tut das alles um seines Volkes willen, damit die ganze Welt erkenne, dass er allein der HERR ist.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Gott hat keine Angst vor den Völkern, denn er ist größer als die Völker (40:12-17); er steuert ihren Aufstieg und Fall. Er kündigte an, dass er einen Herrscher namens Kyrus erwecken würde, der sein gerechtes Werk auf Erden tun würde, indem er andere Nationen um seines Volkes Israel willen besiegen würde. Kyrus würde ein Hirte sein (44:28), von Gott gesalbt (45:1), ein gefräßiger Vogel, der sich nicht aufhalten lässt (46:11). „Er zertritt die Herrscher, als wären sie Mörtel, als wäre er ein Töpfer, der den Ton zertritt“ (41,25, NIV).

Jesaja nannte Kyrus über ein Jahrhundert vor seiner Geburt (590?-529) beim Namen; und obwohl Jesaja Kyrus nirgends als „Gottes Diener“ bezeichnet, diente Kyrus dem Herrn, indem er Gottes Absichten auf Erden erfüllte. Gott übergab Kyrus die Völker und half ihm, große Könige zu besiegen (45,1-4). Der Feind wurde weggeblasen wie Spreu und Staub, weil der ewige Gott die Armee anführte.
Als Kyrus über das Gebiet östlich und nördlich des heiligen Landes zog (41:25), hatten die Völker Angst und wandten sich an ihre Götzen. Mit scharfer Satire beschreibt Jesaja, wie verschiedene Handwerker sich gegenseitig helfen, einen Gott herzustellen, der ihnen nicht helfen kann! Denn wenn der Gott des Himmels für die Eroberung zuständig ist, wie können sich dann Menschen oder Götter ihm widersetzen?

Cyrus mag gedacht haben, dass er seine eigenen Pläne durchführte, aber in Wirklichkeit tat er das Wohlgefallen des Herrn (44,28). Indem er Babylon besiegte, ermöglichte Cyrus die Freilassung der jüdischen Gefangenen, die in ihr Land zurückkehren konnten, um Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen (Esra 1,1-4). „Ich habe ihn in Gerechtigkeit aufgerichtet und will alle seine Wege lenken; er soll meine Stadt bauen und meine Gefangenen freilassen“ (Jes 45,13).

Manchmal vergessen wir, dass Gott sogar unbekehrte Führer in der Welt zum Wohl seines Volkes und zum Fortschritt seines Werkes gebrauchen kann. Er ließ den Pharao in Ägypten auferstehen, um seine Macht zu demonstrieren (Röm 9,17), und er benutzte sogar den bösen Herodes und den feigen Pontius Pilatus, um seinen Plan der Kreuzigung Christi zu verwirklichen (Apg 4,24-28). „Das Herz des Königs ist in der Hand des Herrn wie die Wasserströme; er wendet es, wohin er will“ (Spr 21:1, NKJV).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

In Jesaja 44,24-45,25 geht es um den Mann, der die Juden aus Babylon befreien würde. Man darf nicht vergessen, dass Jesaja 150 Jahre vor dem Auftauchen von Kyros lebte. Bisher wurde in den Kapiteln 40-44 erwähnt, dass ein bestimmter Mann aus dem Osten und aus dem Norden kommen würde. Es wurde auch angedeutet, dass er die Juden aus Babylon befreien und ihnen die Rückkehr in ihr Land ermöglichen würde. In diesem Abschnitt unterschied Gott sich von den Götzen und den falschen Propheten, um zu zeigen, dass der Götzendienst, insbesondere der babylonische Götzendienst, nicht in der Lage war, etwas vorherzusagen. Im Gegensatz dazu prophezeite der Gott Israels genaue Details, in diesem Abschnitt sogar den Namen des kommenden Königs. Während also in den Kapiteln 40-44 Gottes Vorhersagen eher allgemeiner Natur waren, werden sie in diesem Abschnitt nun immer konkreter.

Im hebräischen Text sind die Verse 24-28 ein einziger Satz. Es ist einer der längsten Sätze in der hebräischen Bibel. Der Abschnitt beginnt in Vers 24a mit einer Erinnerung daran, wer Gott ist: So spricht Jehova, dein Erlöser, der dich vom Mutterleib an geformt hat. Indem Jesaja Gott als Israels Erlöser bezeichnet, weist er auf die besondere Beziehung hin, die dieser Gott zum Volk Israel hat. JHWH hat Israel vom Mutterleib an geformt.

Auf diese Einleitung folgt in den Versen 24b-28 eine Liste von neun Werken Gottes. Jedes Werk wird mit dem Begriff „das“ eingeleitet:
24b Ich bin Jehova, der alles macht, der den Himmel ausbreitet, der die Erde ausbreitet (wer ist mit mir?)25 der die Zeichen der Lügner vereitelt und die Wahrsager verrückt macht; der die Weisen umkehrt und ihre Erkenntnis töricht macht; 26 der das Wort seines Knechtes bestätigt und den Rat seiner Boten ausführt; der von Jerusalem sagt: Sie soll bewohnt werden; und von den Städten Judas: Sie sollen gebaut werden, und ich will ihre wüsten Stätten aufrichten; 27 der zur Tiefe sagt: Sei trocken, und ich will deine Ströme austrocknen; 28 der von Kyrus sagt: Er ist mein Hirte und wird alles tun, was mir gefällt, und der von Jerusalem sagt: Sie soll gebaut werden, und vom Tempel: Dein Grundstein soll gelegt werden.

Erstens ist JHWH derjenige, der alles geschaffen hat, das heißt, er ist der Gott der gesamten Schöpfung (V. 24b). Zweitens hat er allein die Ausdehnung des Universums geschaffen (V. 24c). Drittens hat er auch die Erde erschaffen (V. 24d). An dieser Stelle wird die Aufzählung der Werke durch eine Frage unterbrochen: Wer ist mit mir? (V. 24e). Die Antwort lautet: niemand. Nur Israels Gott kann all diese Dinge tun, und kein Götze könnte sich jemals mit ihm vergleichen. Viertens: Israels Gott ist der Verderber des Okkulten (V. 25a). Das hebräische Wort für „Lügner“, baddim, bedeutet „Schwätzer“. Solche Schwätzer machen Prophezeiungen, die auf irgendeiner Art von Beziehung zur dämonischen Welt basieren. Die Wahrsager sind diejenigen, die versuchen, die Zukunft zu erraten, indem sie ihre Götter befragen. In beiden Fällen ist Gott der Verderber des Okkulten. Wahrsagerinnen und Wahrsager werden verrückt, weil ihre Vorhersagen einfach nicht eintreffen. Fünftens: Gott ist auch der Verderber der Weisen und ihrer Ratschläge (V. 25b). Die Berater des Königs von Babylon würden durch das Wirken Gottes vereitelt werden. Sechstens: Gott ist der Bestätiger der wahren Propheten (V. 26a). Als solcher bestätigt er das Wort seines Knechtes (Einzahl), was sich auf den Propheten Jesaja bezieht. Außerdem führt er den Rat seiner Boten (Plural) aus, womit die anderen Propheten JHWHs gemeint sind. Während also die Propheten der babylonischen Gottheiten frustriert waren, weil ihre Vorhersagen nicht eintrafen, ist Gott im Fall der Propheten JHWHs ihr Bestätiger, weil das, was er durch sie sprach, tatsächlich eintrat. Siebtens: Gott ist derjenige, der die Rückkehr aus Babylon prophezeit hat (V. 26b). Jerusalem würde wieder bewohnt und die Städte Judas würden wieder aufgebaut werden. Achtens: Der Gott Israels ist derjenige, der alle Hindernisse aus dem Weg räumt (V. 27). Die Anspielung bezieht sich auf das Rote Meer. Als dieses Gewässer für die Israeliten während des Exodus zum Hindernis wurde, machte Gott einen Weg frei. Auf die gleiche Weise werden alle Hindernisse für das jüdische Volk bei der Rückkehr aus Babylon beseitigt. Neuntens: Gott ist derjenige, der den kommenden Befreier benannt hat, und sein Name ist Kyros (V. 28). Eineinhalb Jahrhunderte vor seinem tatsächlichen Erscheinen war Gott in seinen Vorhersagen so genau, dass er den Namen des persischen Herrschers nannte, der das babylonische Reich beenden und den Juden die Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen würde. Indem Gott den König „mein Hirte“ nannte, deutete er an, dass Kyros die Aufgaben eines Hirten für Israel übernehmen würde. Der König würde den Israeliten nicht nur das Recht geben, zurückzukehren, sondern er würde auch dafür sorgen, dass sie dies tun konnten. Cyrus‘ Berufung war es, Gottes Wohlgefallen zu erfüllen. Das, was Gott angeordnet und beschlossen hatte, würde Kyrus ausführen. Was Jerusalem betrifft, so würde die Stadt wieder aufgebaut werden. Für den Tempel sollten die Fundamente gelegt werden.

Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der zwischen 75 und 94 n. Chr. schrieb, berichtete, dass der Prophet Daniel genau diese Passage Cyrus dem Großen zeigte, nachdem der persische König Babylon erobert hatte. Als Kyros diese Prophezeiung las und sah, dass sein Name 150 Jahre zuvor vorausgesagt worden war, bewegte ihn das dazu, das Dekret zu erlassen und auszuführen, das den Juden die Rückkehr nach Jerusalem erlaubte:

Im ersten Jahr der Herrschaft von Kyrus, dem siebzigsten Jahr seit dem Tag, an dem unser Volk aus seinem Land nach Babel geführt wurde, tröstete Gott die Gefangenschaft und das Unglück dieses armen Volkes: Er hatte ihnen vor der Zerstörung der Stadt durch den Propheten Jeremia vorausgesagt, dass er sie, nachdem sie Nebukadnezar und seinen Nachfolgern gedient und siebzig Jahre lang gedient hatten, wieder in das Land ihrer Väter zurückbringen würde, damit sie ihren Tempel bauen und ihren alten Wohlstand genießen könnten. Und das hat Gott ihnen auch gewährt. Denn er erregte den Geist von Kyros und ließ ihn in ganz Asien schreiben: „So spricht der König Kyrus: Da Gott, der Allmächtige, mich zum König der bewohnten Erde ernannt hat, glaube ich, dass er der Gott ist, den das Volk Israel anbetet. Denn er hat meinen Namen durch die Propheten vorausgesagt, und dass ich ihm ein Haus in Jerusalem, im Land Judäa, bauen soll.“

Dies erfuhr Cyrus, als er das Buch mit den Prophezeiungen Jesajas las, das dieser ihm hinterlassen hatte. Denn dieser Prophet sagte, dass Gott in einer geheimen Vision so zu ihm gesprochen hatte: „Mein Wille ist, dass Kyrus, den ich zum König über viele und große Völker ernannt habe, mein Volk in sein eigenes Land zurückkehren lässt und meinen Tempel baut.“ Das hatte Jesaja schon hundertvierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels vorausgesagt. Als Kyros dies las und die göttliche Macht bewunderte, überkam ihn der ernste Wunsch und der Ehrgeiz, das Geschriebene zu erfüllen. So rief er die bedeutendsten Juden, die sich in Babylon befanden, zu sich und sagte ihnen, dass er ihnen erlaube, in ihr eigenes Land zurückzukehren und ihre Stadt Jerusalem und den Tempel Gottes wieder aufzubauen, und dass er ihnen dabei helfen werde; außerdem wolle er an die Herrscher und Statthalter in der Umgebung ihres Landes Judäa schreiben, dass sie ihnen Gold und Silber für den Bau des Tempels und außerdem Tiere für ihre Opfer spenden sollten.“


In Jesaja 45,1a wendet sich JHWH direkt an Kyrus: So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich ergriffen habe, um die Völker vor ihm zu unterwerfen. Der hebräische Begriff für „Gesalbter“ ist Mashiach. Gott nannte Kyrus „meinen Messias“. Der wahre Messias würde Israel sowohl körperliche als auch geistliche Befreiung bringen. Cyrus war ein Typus dieses wahren Messias, da er die physische Befreiung aus dem Land Babylon herbeiführen würde.

Im Folgenden findest du einige der rabbinischen Antworten auf die Bezeichnung von Cyrus als „Messias“:

zu seinem Gesalbten – Jeder Titel der Größe wird Salbung genannt. Vgl. Num 18,8: „Dir habe ich sie zur Größe gegeben… [mischcha, d.h. gesalbt].“ Unsere Weisen sagten jedoch: Zum König Messias sagt der Heilige, gepriesen sei Er, „Ich beschwere mich bei dir über Cyrus“, wie es im Traktat Megilla 12a heißt.

In Megilla 12a heißt es: „Was bedeutet das, was geschrieben steht? „So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich gehalten habe“ (Jesaja 45,1), das sich anscheinend auf Kyrus als Gottes Gesalbten bezieht? War Kyrus nun Gottes Gesalbter, d. h. der Messias, so dass der Vers ihn auf diese Weise bezeichnet? Vielmehr ist der Vers so zu verstehen, dass Gott in Bezug auf Kyrus zum Messias spricht: Der Heilige, gepriesen sei Er, sprach zum Messias: Ich beschwere mich bei dir über Cyrus, der nicht so handelt, wie es ihm zugedacht ist. Ich hatte gesagt: „Er soll Mein Haus bauen und Meine Verbannten sammeln“ (siehe Jesaja 45,13), aber er hat das nicht ausgeführt. Stattdessen sagte er: „Wer unter euch von seinem Volk ist, der soll nach Jerusalem hinaufziehen“ (Esra 1,3). Er gab die Erlaubnis, nach Israel zurückzukehren, aber mehr tat er nicht.

Nahman b. Hisdas Derascha wird hierher gebracht, weil sie sich mit Kyrus und dem Wiederaufbau des Tempels beschäftigt. Jesaja nennt Kyrus den Messias, was seltsam ist, weil sich Messias normalerweise auf einen gesalbten König oder, in der rabbinischen Literatur, auf den späteren Erlöser Israels bezieht. R. Nahman deutet den Vers daher so um, als ob es sich um eine Beschwerde gegen Kyrus handelt, die Gott an den Messias (den späteren Erlöser) richtet. Cyrus hatte Gott versprochen, dass er selbst den Tempel wieder aufbauen und die jüdischen Exilanten zurück nach Zion führen würde. In Esra jedoch sagt Cyrus den Juden, dass sie zurückgehen und den Tempel selbst wieder aufbauen sollen.

Sein Gesalbter. Manche meinen den Propheten, andere denken, dass Cyrus gemeint ist; beide Erklärungen sind zulässig. Der Herr hat mich gesalbt (61,1), und Hazael zum König gesalbt (1 Könige 19,15).

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja