Kategorie: Familie

studieVZ – Freundschaften bei Jungen Leuten

habe ich gerade in der Welt am Sonntag gelesen:

„Darf man beim ersten Date schon gruscheln?“

Man kennt Kleidergröße und Urlaubsfotos des anderen, bevor man sich auch nur ein Mal getroffen hat.Die Zeiten von Blickkontakt und Anlächeln sind vorbei, junge Leute daten sich heute in Netzwerken wie Facebook.Und das ist kompliziertFrüher, ganz früher, da war man „zusammen“, wenn man die Eltern des anderen kennenlernen durfte. Musste.

Man kennt Kleidergröße und Urlaubsfotos des anderen, bevor man sich auch nur ein Mal getroffen hat. Die Zeiten von Blickkontakt und Anlächeln sind vorbei, junge Leute daten sich heute in Netzwerken wie Facebook. Und das ist kompliziert. Früher, ganz früher, da war man „zusammen“, wenn man die Eltern des anderen kennenlernen durfte. Musste. Heute ist eine Beziehung ernst, wenn beide ihren „Beziehungsstatus“ bei StudiVZ oder Facebook ändern.

Die beiden Online-Netzwerke sollten ursprünglich das Kennenlernen unter Studenten vereinfachen, per Klick kann man zum „Freund“ werden. In diversen Gruppen kann man sich unterhalten und Bilder zeigen – so spielen zurzeit Zigtausende Facebook-Nutzer das „Lying Down Game“ und tauschen Fotos, die sie liegend an möglichst skurrilen Orten zeigen.

Aber das Wichtigste ist: Jeder Nutzer besitzt eine Profilseite, auf der er sich vorstellt – eben bis hin zum „Beziehungsstatus“. Im StudiVZ heißt es dann unter der Rubrik „Persönliches/Beziehungsstatus“: vergeben. Facebook zeigt allen Freunden auf der Startseite an: Philipp ist jetzt in einer Beziehung. Er kann auch angeben, mit wem. Daneben ein rotes Herz.

Klingt ganz nett und einfach? Ist es aber nicht. Soziale Netzwerke machen Frauen das Dating-Leben schwer. Das fängt schon beim Kennenlernen an. Wenn ein Mann etwas von mir will, soll er den Mut haben, mich anzusprechen. Im Sinne von anschauen, Hemmung überwinden, hingehen, Mund öffnen und Wörter sagen. Leider ist es inzwischen immer mehr so, dass ich beim Einloggen ins StudiVZ eine Meldung erhalte: Manuel hat dich gegruschelt. Hierfür reicht ein Klick auf mein Profil. Gruscheln ist eine Wortschöpfung aus grüßen und kuscheln, die sich StudiVZ sogar hat patentieren lassen. Ich kann nun zurückgruscheln oder auf „ausblenden“ klicken.

Leonard Baumgardt, ein Jurist, der sich selbst „Online Dating Coach“ nennt, hat das E-Book „VZAppeal – Frauen bezaubern im StudiVZ“ geschrieben und sieht das Prozedere so: „Gruscheln ist das Äquivalent zum Blickkontakt im echten Leben. Er gruschelt sie, wenn sie zurückgruschelt, dann kann er sie ansprechen.“ Anschreiben. Ein Vorgehen für Weicheier? Auch Baumgardt findet: „Natürlich ist ein solches Ansprechen für die Frau weniger wert, da es ihn viel weniger Mut kostet.“

Ich war schon auf Partys und habe am nächsten Tag Nachrichten von mir völlig Unbekannten bekommen: „Wir waren gestern beide bei Manuel. Wie geht’s dir?“ Es reicht die Kenntnis eines Vornamens, um ihm das Gefühl zu geben: Ich muss sie heute Abend nicht ansprechen, ich suche sie dann morgen im Internet.

Das Online-Anschreiben gipfelt oftmals in geistreichen Ergüssen wie: „Na, wie geht’s?“, „Hey Süße!“ oder gar „Schreibst du?“ So etwas muss unbeantwortet bleiben.

Um Männern dabei zu helfen, erfolgreicher zu mailen, hat Baumgardt (selbst übrigens Single) sein E-Book veröffentlicht. Das kann gegen Gebühr heruntergeladen werden und bietet sogar Muster-Mails, deren Erfolg der 26-Jährige verspricht und auch getestet haben will. Fragt sich nur, an wem. Als erste Kontaktaufnahme empfiehlt er zum Beispiel: „Ich muss sagen, du hast eine interessante Nase.“ Das soll sie aus der Reserve locken.

Wünscht man sich da nicht ein ganz altmodisches Kennenlernen à la „Möchtest du etwas trinken?“, nachdem man sich zu Hause chic gemacht hat, um auszugehen und klassisch angebaggert zu werden?

Stattdessen geht es um Profiloptimierung. Oder wie im Film „Er steht einfach nicht auf dich“ so nett gesagt wird: „Wenn ich mich für das andere Geschlecht attraktiver und begehrenswerter machen will, dann gehe ich nicht los und lasse mir die Haare schneiden, sondern ich frisiere mein Profil.“

Wenn man sich dann kennengelernt hat, wie und wo auch immer, geht der Stress durch StudiVZ und Co. aber erst richtig los. Kaum weiß man den Namen des anderen, wird er im Internet gesucht. Facebook ist hier eher ungeeignet, da man die meisten Nutzerprofile nicht einsehen kann, solange man nicht „befreundet“ ist. Im StudiVZ ist meist mehr sichtbar. Wie viele Freunde hat er, in welchen Gruppen ist er Mitglied, was zeigen seine Fotos?

Man kann so leicht herauslesen, was er mag, wie er tickt – und er umgekehrt genauso. Ein erstes Date wird danach oft recht unspannend: Ich war voriges Jahr in New York. Ja, ich weiß, hab ich schon in deinem Fotoalbum gesehen. Ach so.

Welches Mädchen schreibt was auf seine Pinnwand? Und was antwortet er? Ärgerlich ist, wenn dieses Mädchen seine Seite für Nicht-Freunde gesperrt hat. Dann muss man sich aus einer Kommunikations-Hälfte seine Antworten zusammenreimen. Das ist nicht immer einfach. Auch möchte man ihm nicht zu früh die Freundschaft anbieten. Wenn er es aber nicht tut, bleibt sein Profil und damit so viele Informationen unsichtbar. Ich habe eine Freundin, die sich für solche Situationen ein Spionage-Profil angelegt hat. „Christiane“ heißt ihr Phantom, als Bild dient eine Disney-Prinzessin. Diese bietet dann dem jeweiligen Objekt der Begierde die Freundschaft an. Dann können sämtliche Online-Aktivitäten kontrolliert werden.

Facebook, zunächst cyberstalking-unfreundlich, bietet so viele Informationen, wenn man denn erst mal „befreundet“ ist. Wann ist er online? Wie lange? Was macht er? Das lässt sich tatsächlich mitverfolgen, denn Facebook verkündet alle Aktivitäten auf seiner Profil-Seite: Michael hat ein Foto kommentiert (welches?), Michael gefällt ein Link (warum?), Michael hat ein Foto hochgeladen. Wenn er doch Zeit hat, bei Facebook diverse Quiz zu machen, warum antwortet er dann nicht auf ihre Nachricht?

Aber bevor hier Mitleid mit den Ausspionierten aufkommt: Männer sind noch viel schlimmer. Ein Freund erzählte mir, dass es unter seinen Kumpels weit verbreitet sei, Fake-Profile mit den Fotos weiblicher Models zu kreieren. Von diesen Profilen aus schreiben sie sich dann selbst Nachrichten auf die Pinnwand wie: „Toll, dich kennengelernt zu haben, war wirklich ein schöner Abend.“ „Echte“ Frauen sollen ihn dann für einen tollen Typen halten.

Auch kleine Notlügen müssen im Zeitalter der Online-Netzwerke viel besser geplant und abgestimmt werden. Er schickt eine SMS, er sei im Stress – postet aber: „Mir ist langweilig“. Er ist entlarvt. Man fühlt sich schlecht. Und überprüft, ob er im StudiVZ vielleicht etwas anderes postet. Doch auch andersrum muss man aufpassen. Einen hartnäckigen Verehrer versuchte ich zu vertrösten, indem ich ihm sagte, ich sei ab sofort für drei Monate in München. Tatsächlich fuhr ich erst Wochen später, was ich dann online verkündete. Auch ihm.

Selbst nach ein paar echten Dates wird es durch die Portale nicht entspannter. Er will sich melden. Zählt es schon, wenn er mich gegruschelt hat? Nein! Manch einer möchte einem gar weismachen, er habe sich „gemeldet“, da er schließlich das Profil angeklickt habe.

Einst schrieb mir jemand, den ich einige Wochen kannte: „Ich war in Paris und habe Steven Spielberg gesehen!“ Seine Schwester hinterließ ihm ungefähr zur gleichen Zeit ein „Wow!“ auf seiner Pinnwand, woraufhin ich natürlich ihre durchsuchte. Da schrieb er (unvorsichtig): „Ich lief mit einem Mädchen durch Paris und habe Spielberg gesehen.“ Eine Formulierung, die viel Raum lässt für Spekulationen. Und Online-Recherche. Welche seiner Facebook-Freundinnen könnte gerade in Paris sein? Wie viele Mädchen in Paris kennt er? Und was posten die?

So vergehen leicht ein paar Stunden. Stunden, in denen man sich vor sich selbst peinlich ist. Die einen nicht weiterbringen und deren vermeintliche Erkenntnisse einem nicht wirklich nutzen. Zu viel muss man interpretieren, zu viel interpretiert man fehl. Es sind Stunden, in denen man goldfroh ist, dass er nicht weiß, was man gerade macht.

Doch man macht es, weil man es heute kann. Chattet im sogenannten Plauderkasten von StudiVZ, befreundet sich online, bevor man sich real richtig kennt, schickt SMS, in denen man verabredet, sich bei Facebook zu „treffen“.

Alles läuft schriftlich, online, virtuell. Mary aus „Er steht einfach nicht auf dich“ jammert: „Ich weine der Zeit nach, als man nur eine Telefonnummer hatte. Heute loggt man sich überall ein und checkt verschiedenste Portale, nur um sich über sieben Geräte eine Abfuhr zu holen. Das ist anstrengend.“ Das ist es. Doch eines ist dann zumindest klar. Man weiß genau, wenn es vorbei ist. Wenn der Ex sein Profil ändert und auf der Facebook-Startseite dann ein zerbrochenes Herz erscheint.

Die hier beschriebenen Dinge gelten sicherlich auch für schülerVZ.

Deswegen interessant, weil die Zeitschriften WT und Erwachet schon seit Jahren davor warnt, sich in sogenannten Communitys und oder auch Charts zu bewegen, weil man ja nicht wirklich weiß, mit wem man da spricht.

Ausserdem wurden auf dem Kreiskongress „unsere geistige Gesinnung bewahren“ in einer Vortragsreihe unter dem Unterpunkt „Zeiträuber meiden“ solche Dinge angesprochen.

Wir sollten also sehr umsichtig sein, wenn wir uns im Internet bewegen und uns auch dessen bewußt sein, dass unsere Daten, die wir irgendwann mal – selbst wenn es aus Jux ist – im Net hinterlassen – auch noch nach Jahren gelesen werden können (selbst wenn wir sie zwischenzeitlich gelöscht haben) und dass potientelle Arbeitgeber vor einem Einstellungsgespräch nach uns googeln und uns dann entsprechned beurteilen.

Familientag am Faulen See

Ach wie ist das schön, wenn die Schule „ausfällt“ – ach war ja kein Ausfall sondern nur der „Studientag der Lehrer (Teil 2, ganztägig) – kein regulärer Unterricht für Schüler“. So konnten wir den Tag gemeinsam nutzen , und sind gegen Mittag los Richtung „Fauler See“.
Wie auf der Website des Bezirksamtes beschrieben:

Die vielen großen und kleinen Seen und Tümpel rund um den Weißen See sind alle gleichen zeitgeschichtlichen Ursprungs. …
In der langen Geschichte des heute 25 ha großen Gebietes ist es trotz verschiedener Widrigkeiten und Probleme gelungen, diese Oase zu erhalten. Flachseen wie der Faule See neigen durch die im Jahresrhythmus nicht vollständig abbaubare Biomasse zur Verlandung, auch Eutrophierung genannt. Begünstigt wurde diese Tendenz durch den Anschluss an das Gewässersystem der Panke Ende des 19. Jahrhunderts.
Die offene Wasserfläche des einst 6 ha großen Sees betrug im Jahr 1989 noch ca. 2 ha, umgeben von ca. 3 ha verlandetem Uferbereich. Im unmittelbaren Uferbereich musste der ursprüngliche Schilfgürtel durch die Verlandung dem Breitblättrigem Rohrkolben weichen. Daneben finden sich auch viele Pflanzen, die feuchte und nasse Standorte lieben. Im Frühsommer fallen besonders die weithin gelb leuchtenden Blüten der Wasserlilien auf. Der größte Teil des Schutzgebietes besteht aus Wald.
Die im südwestlichen Teil vorherrschende Kiefer hat durch spontanen Aufwuchs im Unterholz eher Mischwaldcharakter angenommen. Im gesamten Gebiet gibt es vor allem artenreichen Laubwald mit Ahorn, Linde, Bergulme, Traubenkirsche, Stieleiche, Rotbuche und Eberesche. Im Nordosten hat sich ein Birkenwäldchen ausgebildet. An mehreren Stellen sind imposante Pappeln zu sehen. Im Unterholz findet man Kreuzdorn, Hasel, Weißdorn, Hartriegel, Schlehe und mehrere Wildrosenarten.
Wichtigstes Anliegen im Naturschutzgebiet Fauler See ist der Vogelschutz. Innerhalb des umfassenden Beobachtungszeitraumes seit 1933 konnten 142 Vogelarten nachgewiesen werden. Interessierte Besucher können von der Aussichtsplattform im Südosten des Sees, ausgerüstet mit Fernglas und einem Vogelbestimmungsbuch, die reiche Vogelwelt studieren.
Bereits im Jahr 1920 wurde der vormals zum Rittergut Hohenschönhausen gehö-rende Waldpark der Öffentlichkeit zugänglich. Seit dieser Zeit haben unzählige Menschen der näheren und weiteren Umgebung dieses Erholungsgebiet genutzt. Besonders in den 70er Jahren bahnten sich Motorräder und PKW neben den offiziellen Wegen neue Pfade durch das gesamte Gebiet, später kamen die Radfahrer und Jogger hinzu. Auch Sport- und Trainingsveranstaltungen störten die Ruhe erheblich. Der Rat des Stadtbezirks Weißensee legte 1985 Maßnahmen fest, die dem Naturschutz Vorrang gegenüber der Naherholung einräumten. Seit 1994 gibt es einen Pflege- und Entwicklungsplan für das Schutzgebiet. Das viel zu dichte Wegenetz wird schrittweise reduziert und so gestaltet, dass sich die Vogelwelt in Seenähe wieder ungestört entwickeln kann. Die Fremdlinge unter den Bäumen und Sträuchern sollen langfristig zurückgedrängt werden. Alt- und Totholz als Lebensraum für bedrohte Organismen aller Art wird nicht mehr beräumt.
In einem Teil des Kiefernwaldes entlang der Suermondtstraße gab es bis zur Wende ein Ferienspielzentrum, an dessen Stelle sich heute ein Waldspielplatz befindet, der von verschiedenen Altersgruppen gut angenommen wird. Alle Besucher sollten durch rücksichtsvolles Verhalten zur Erhaltung des Naturschutzgebietes beitragen. Es wäre wünschenswert bei einem Besuch des Naturschutzgebietes auf Radfahren, Joggen und Herumtoben zu verzichten. Zur Belohnung locken erholsame Ruhe und der Anblick der nahezu unberührten Natur. Größe: 25 ha

Im Prinzip könnten wir also auch einen Tag damit planen, die unterschiedlichen Baumarten zu finden. Aber wir wollten uns erholen und die Natur genießen.

Gestatten Sie, das ich mich vorstelle: ich bin die Treue

Dieser Artikel stand in der Apotheken Zeitung von April 09 – und war hier schon einmal eingefügt…

Gerade in den letzten Monaten waren die Tugenden Anstand, Moral und Sitte nicht sehr gefragt. Für Peter Bücher Grund genug, sich einer besonderen Tugend zu widmen.

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin die Treue. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich mich zu Wort melde, da von mir so selten die Rede ist und alle Welt nur noch von den Sex-Schockern spricht, die über das Fernsehen in unsere Wohnzimmer kommen. Ich sehe unscheinbar aus, nicht so schillernd, wie es heute für die Medien notwendig wäre. Treue wirkt überhaupt etwas langweilig. Da knistert nichts. Und ich spüre schon seit Langem, dass ich für viele Menschen altmodisch bin. „Treu sein, das liegt mir nicht“, ist nicht nur ein alter Operettenschlager, sondern die Lebensmaxime ganzer Generationen.

Da nun schon seit geraumer Zeit die erotischen Entfesselungskünstler die Fernsehschirme beherrschen, hatte ich gehofft, man würde auch mich einmal zu den Diskussionsrunden einladen. Denn wenn es um Liebe und Sex geht, habe ich doch ein Wörtchen mitzureden – oder etwa nicht? Zumindest die Liebe ist doch ohne mich nicht vorstellbar. Aber Fehlanzeige, von Treue wollen die Talkmaster nichts wissen, die Quoten könnten ja sinken.
Im Lexikon stehe ich unter dem Oberbegriff Tugenden; das ist zwar sehr schmeichelhaft, aber auch etwas langweilig. Zumal die Tugenden heute ebenfalls einen schweren Stand haben. Wie wunderbar hat man einst die Treue besungen! Lauschen wir doch nur mal der Harfe von Shakespeare: „O wie viel holder blüht die Schönheit doch, ist ihr der Schmuck der Treue mitgegeben.“ Das erzählen Sie mal heute den Powerfrauen. Sie ernten nichts als einen Lachkrampf. Oder Friedrich von Schiller, der ausrief, dass die Treue doch kein leerer Wahn sei, was ich selbst sowieso nie geglaubt habe. Und dann die Sache mit dem Deutschsein. Es war kein Geringerer als Heinrich Heine, der diese Empfindung hatte und niederschrieb: „Wüsste ich nicht, dass die Treue so alt ist wie die Welt, so würde ich glatt glauben, ein deutsches Herz habe sie erfunden.“
Es gab die Nibelungentreue, die Treue bis in den Tod, die Zeile aus einem Lied vor zweihundert Jahren, die als Maxime für ein ganzes Volk gedacht war. „Üb immer Treu und Redlichkeit.“
Ich gebe ja zu, das alles klingt schon etwas sehr anstrengend. Aber wer sagt denn, dass Treue leicht sein muss? Sicher, wir leben heute in einer „Nimmwas-du-kriegen-kannst-Gesellschaft“. Da bin ich mit meinem moralischen Anspruch eher ein Störenfried, ein Spielverderber.
Treue in der Ehe – pah! Heute feiern kreischende Gören mit einem Hit Triumphe, der da lautet: „Verpiss dich!“ –also das absolute Gegenteil von Treue.
Im Übrigen: Mein Anspruch geht über das Bett hinaus. Treue hat etwas mit dem gesamten Leben zu tun. Treue ist total. Beständigkeit und Unwandelbarkeit sind die hehren Begriffe, die sich wie Girlanden um mich ranken. Vielleicht arrangieren sich die Menschen deshalb so schwer mit mir, weil ich keine Kompromisse dulde. Ein bisschen treu geht nicht, so wie es ein bisschen schwanger nicht gibt. Wer nicht treu ist, ist untreu und wer untreu ist, gilt als wortbrüchig, wankelmütig, abtrünnig, ehrlos.
Und all jenen, die mir die Treue halten, verspreche ich: Eines Tages werde auch ich wieder voll im Trend liegen. Warum ich mich so sicher fühle? Weil ich der moralische Kitt bin, der uns alle zusammenhält. Wenn wir auf Treue verzichten, bricht unser Zusammenleben wie ein Kartenhaus auseinander.

Tja, man kann nicht ein bißchen treu sein!?! – genausowenig wie man ein bißchen Christ sein kann – entweder oder.

Treffpunkt Tierpark

ein wunderschöner Tag im Tierpark – Familientag mit Tieren 🙂
besonderer Höhepunkt war wohl der „Angriff von Varis“ – zu fünft wäre der Tag zwar noch schöner gewesen ….aber auch so könnt ihr euch die Fotos hier anschauen

in der Schöpfung sich als Familie zu erholen und nicht einProgramm zu absolvieren bringt uns nicht nur gegenseitig näher, sondern auch unserwem Schöpfer

„Das Geheimnis glücklicher Familien“

was für ein toller Artikel!

Fine hat gestern die Zeitschriften mitgebracht und so habe ich dann endlich den Artikel lesen können, den mein Liebster bereits vor einiger Zeit während seiner Zeitungstour gehört hat.

Erwachet vom Oktober 2009 – „Das Geheimnis glücklicher Familien“
(wenn ihr auf den Link hier geht, könnt ihr euch den ganzen Artikel direkt von der Seite der Gesellschaft lesen)

Wirklich sehr schön geschrieben. Wobei mir aufgefallen ist, dass er in der Sie-Form gehalten ist, so als ob er sich nur an die Menschen da draußen wenden würde. Was ja nicht stimmt, denn die meisten Probleme, die angeführt werden, haben inzwischen auch Einzug in die Versammlungen gehalten. Warum wohl diese Form?

Vielleicht, damit ich mich beim Lesen angesprochen fühle und mich frage, „warum siezen die mich auf einmal? Immerhin bin ich doch eine Schwester“ und dass mein Gewissen dann zu mir sagt „nein, wenn du so handelst, bist du keine Schwester, dann ist das mit dem Sie auch richtig“.

Tolle Sachen darin enthalten, ich will nicht alle hier aufführen, da ich eh vorhabe, den kompletten Artikel später in die Gallery hochzustellen. Aber hier einige besonders schöne Sachen:

Eine solide Grundlage – Warum so wichtig? (S. 9)

Rat zum Thema Ehe und Familie bekommt man in Büchern, Zeitschriften und Fernsehsendungen in Hülle und Fülle. Die einen Therapeuten raten dazu, die Ehe unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, während die anderen eine Trennung als einzige Lösung für eine kaputte Beziehung sehen. Es kommt sogar vor, dass Experten ihre Ansichten später wieder über den Haufen werfen. 1994 berichtete eine bekannte Jugendtherapeutin, früher sei sie der Überzeugung gewesen, dass „Kinder bei nur einem Elternteil, der glücklich war, besser aufgehoben seien als mit unglücklich verheirateten Eltern“. Sie schrieb: „Ich hielt deine Scheidung für besser, als sich mit einer schlechten Ehe herumzuschlagen“. Nach zwanzig Jahren Erfahrung sah sie die Sache anders und sagte, dass „viele Kinder unter einer Scheidung stark leiden“.

Besonders interessant der Artikel auf der Seite 18 – 21 – „Ehe vor dem Aus – und die Kinder?“

Eheexperten meinten, sie wüssten es ganz genau. Ehepaaren, die gerade in einer Krise steckten, gaben sie den Rat: „Hauptsache, Sie sind glücklich!“, und fast im gleichen Atemzug: „Wegen der Kinder brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Kinder stecken viel weg. Sie kommen mit einer Scheidung besser zurecht als mit Eltern, die sich nicht vertragen.“

Von manchen Experten, die einst ein Loblied auf die Scheidung sangen, hört man inzwischen andere Töne. Jetzt heißt es: „Scheidung ist Krieg. Keine der Parteien übersteht das unverwundet – auch die Kinder nicht.“

Weiter heißt es:

„Bei einer Scheidung handelt es sich um einen Rechtsstreit“, schreibt M. Gary Neumann in seinem Buch Emotional Infidelity: „Ein Partner verklagt den anderen. In dem Moment, in dem Sie sich zu einer Scheidung entschließen, haben Sie nicht mehr selbst in der Hand, was mit ihrem Kind passiert, wie Ihre finanzielle Situation aussieht und womöglich noch nicht einmal, wie sich Ihre Wohnsituation gestaltet. Vielleicht kommt es durch Mediation zu einer einvernehmlichen Regelung – vielleicht aber auch nicht. Letztendlich könnte dann ein Ihnen völlig Fremder – Richter genannt – derjenige sein, der bestimmt, wie oft Sie Ihr Kind sehen und wie viel Ihnen von Ihrem Geld bleibt. Leider ist dieser Fremde nicht unbedingt Ihrer Meinung.“

Oft wird mit der Scheidung nur eine Problematik durch eine andere ersetzt. Angefangen von der Lebensqualität bis hin zur finanziellen Lage kann sich tatsächlich alles ändern – und das nicht unbedingt zum Besseren. Und nicht zuletzt hat eine Scheidung Auswirkungen auf die Kinder.

Die Folgen für Jugendliche:

Eine Scheidung kann Kinder bis tief ins Innerste erschüttern. Manche meinen, ältere Kinder und Jugendliche würden sie besser verkraften. Schließlich, so die Argumentation, sind sie schon reifer und befinden sich sowieso im Ablösungsprozess von den Eltern. Experten weisen allerdings auf die Kehrseite der Medallie hin. Wie in Studien festgestellt wurde, können Jugendliche gerade wegen dieser Faktoren am härtesten von der Scheidung betroffen sein. Dafür spricht Folgendes:

  • Ein Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsenen ist hochgradig unsicher, vielleicht sogar noch unsicherer als ein Kind. Man darf sich von seinem Drang nach Selbständigkeit nicht täsuchen lassen. Wie nie zuvor braucht er das Gefühl, zu Hause einen sicheren Hafen zu haben.
  • Gerade wenn ältere Kinder und Jugendliche anfangen, ernsthaftere Freundschaften zu schließen, wird ihnen durch die Scheidung der Eltern vermittelt, dass man Werte wie Vertrauen, Treue und Liebe eher skeptisch gegenüberstehen sollte. Als Erwachsene gehen sie dann enge Bindungen womöglich gar nicht erst ein.
  • Wenngleich es normal ist, dass Kinder aller Altersstufen ihren Schmerz abreagieren, tendieren ältere Kinder und Jugendliche eher zu den gefährlicheren Ausdrucksformen wie kriminelle Handlungen und Alkohol- und Drogenkonsum.

Noch ein sehr wichtiger Gedanke:

Das soll nicht heißen, dass jugendliche Scheidungskinder zwangsläufig einen psychischen Schaden davontragen oder zum Scheitern verurteilt sind. Sie können es schaffen, insbesondere wenn sie zu beiden Eltern ein gutes Verhältnis haben. (Das ist zugegebenermaßen nicht immer möglich, vor allem wenn einer der Partner die Familie verlassen hat oder sich sonstwie eklatant unverantwortlich verhält oder sogar gefährlich ist).

Dennoch wäre es naiv, zu glauben, eine Scheidung sei stets „besser für die Kinder“ oder mache sämtliche Spannungen zwischen den Partnern ein Ende. Manche merken, dass sie nach der Scheidung sogar erst recht mit ihrem „unmöglichen“ Partner klarkommen müssen und dass die Streitigkeiten noch brisanter geworden sind. Durch die Scheidung werden ihre familiären Probleme nicht gelöst – lediglich der Kampfplatz hat sich verlagert.

In dem Kasten auf der Seite unten ein interessanter Gedanke:

Neumann kommt zu dem Schluss: „Es ist besser, am Partner festzuhalten und sich das Problem vom Hals zu schaffen, als sich den Partner vom Hals zu schaffen und am Problem festzuhalten.“

Hier geht es dann mit dem Thema „wie kann ich meine Ehe retten?“ weiter.

Unter der Überschrift „eine dritte Option“ heißt es:

Für alle, in deren Ehe es gerade kriselt und die mit dem Gedanken spielen, sich scheiden zu lassen, gibt es also zwingende Gründe, diesen Schritt noch einmal zu überdenken. Eine Scheidung ist kein Allheilmittel gegen Eheschmerz.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Man muss sich nicht einfach mit einer schlechten Ehe abfinden. Aber es gibt noch eine Alternative: Man kann an der Beziehung arbeiten, damit sie wieder besser funktioniert.

Statt diese Idee vorschnell vom Tisch zu wischen, weil man meint, die eigene Ehe sei sowieso nicht mehr zu retten, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Was gefiel mir ganz am Anfang bei meinem Partner besonders? Sind seine guten Seiten nicht im Ansatz noch vorhanden?
  • Könnten meine Gefühlen nicht wieder zum Auflaben gebracht werden?
  • Was kann ich tun, um die Empfehlungen von Seite 3 bis 9 umzusetzen, und zwar unabhängig davon, was mein Partner gemacht hat oder gerade macht?
  • Kann ich meinem Partner erklären (unter vier Augen oder schriftlich), wo genau ich mir eine Verbesserung unserer Beziehung wünsche?
  • Könnten wir uns mit einem erfahrenen Freund zusammensetzten und gemeinsam über realistische Ziele für unsere Ehe reden?

Nun kommt ein sehr schöner Vergleich, der uns nachdenklich stimmen sollte. Ich mag solche Veranschaulichungen, weil sie den Gedanken auf den Punkt bringen und uns selbst zum richtigen Schluß kommen lassen. Es ist immer noch etwas anderes, ob wir was tun, weil uns das jemand gesagt hat, oder ob wir selbst die Entscheidung getroffen haben.

Es ist wie bei einer langen Autoreise. Auf Schwieigkeiten wie schlechte Wetterverhältnisse, Staus und Verkehrshindernisse muss man einfach gefasst sein. Vielleicht verfährt man sich sogar. Was dann? Die Reise abbrechen oder aber einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden, und weiterfahren?

An dem Tag, als man sein Jawort gegeben hat, hat man sich ebenfalls auf eine Reise gemacht, bei der von vornherein klar war, dass sie nicht reibungslos verlaufen würde. In der Bibel heißt es, dass „Verheiratete besonderen Belastungen ausgesetzt sein“ werden (1. Korinther 7:28).

Die Frage ist nicht, ob in der Ehe Probleme auftauchen, sondern wie man ihnen begegnet. Kann man nicht doch einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden und die Ehe fortzusetzen?

Und selbst, wenn Ihre Situation scheinbar hoffnugnslos verfahren ist, Sie können immer noch Hilfe suchen.

Im Kasten unter dem Thema „Wenn die Ehe beendet wird“ auch einige sehr interessante Gedanken, über die wir nachdenken sollte und dann entsprechend reagieren. Denn immerhin geht es ja hier um das Wohl unserer Kinder:

…Versichern sie ihm, dass es keine Schuld an der Scheidung trägt und immer von Ihnen beiden geliebt werden wird.

Die Waffen niederlegen – der Krieg ist vorbei
Einige Eltern bekämpfen sich lange nach der Scheidung immer noch. Wie ein Psychologe es ausdrückt, „sind sie zwar auf dem Papier geschieden, bleiben aber in Feindschaft verbunden, weil sie es nicht geschafft haben, friedlich einen Waffenstillstand auszuhandeln“. (Wie auch? Der Mensch ist nicht für Trennungen geschaffen, Jehova wollte, dass man mit seinem Ehepartner bis zum Tode in Treue verbunden bleibt. Von Trennung war keine Rede. Daher haben wir auch nicht die Fähigkeit, das so hinzubekommen, dass niemand leidet.Kursivschrift von mir)

Da die Eltern anscheinend ständig miteinander im Clinch liegen, bekommen die Kinder nicht nur weniger elterliche Aufmerksamkeit, sondern werden auch noch dazu ermutigt, Vater und Mutter gegeneinander auszuspielen. Ein Junge sagt z.B. zu seiner Mutter: „Papa erlaubt mir, abends so lange wegzubleiben, wie ich will. Wieso du nicht?“ Da sie nicht möchte, dass ihr Sohn „zum Feind überläuft“, gibt sie nach. (schon krass, oder? Dass sie es so empfindet und den Kindern so rüberbringt. Wie sollen sich Kinder da gesund und normal entwickeln?)

…Aber Vorsicht: Sie dürfen die Rollen nicht tauschen und bei Ihrem Kind emotionalen Halt suchen. Ihr Kind ist ein Kind – nicht Ihre Vertrauensperson.

Beim Jugendlichen ein gutes Verhältnis zum Expartner fördern.
Sie sind von Ihrem Partner geschieden worden, nicht aber ihr Kind. Die Eltern bleiben die Eltern. Den Expartner schlechtzumachen schadet nur. Dazu das Buch Teens in Turmoil – A Parth to Change for Parents, Adolescents, and Their Families:

„Eltern, die die Kinder im Scheidungskrieg als Waffen benutzen, m üsen damit rechnen, dass sie ernten, was sie säen.“

Naja, Fazit des Artikels ist:

Jehova hat den Menschen nicht dazu geschaffen, dass sie nur eine kurze Zeit eine Beziehung führen, sondern sie sollten EINEN Ehepartner haben, an der Beziehung bis zum Tode festhalten. Wenn es Probleme gibt, dann die Probleme lösen – nicht die Ehe.

Denn: wenn wir unsere Beziehung beenden und uns scheiden lassen – gibt es nur Verlierer. Ob nun Kinder betroffen sind oder nicht.

Aber die Kinder, die betroffen sind, werden immer darunter leiden, auch wenn sie heute vielleicht einen auf cool machen!

wo ist denn da die Gleichberechtigung?

Ich habe da heute einen Bericht in der Welt gelesen, der mich doch ziemlich wütend gemacht hat.

Ging um eine 29jährige Frau, deren Mann verstorben war. Aber vorher hatten die beiden sich auf eine künstliche Befruchtung vorbereitet und so lagen von ihnen Eizellen und der Same des Mannes auf Eis. Sie will sich die nun einpflanzen lassen, damit sie wenigstens noch das gewünschte Kind von ihrem Mann bekommt. Abgelehnt!

Sie wollten eine Familie, doch ein Unfall machte ihre Pläne zunichte. Der Ehemann der 28 Jahre alten Frau verunglückte tödlich. Jetzt möchte die junge Witwe trotzdem ein Kind mit ihrem Mann haben. Doch die Klinik gibt weder die Eizellen der Frau noch den Samen des Mannes heraus.

Das Landgericht Neubrandenburg hat am Mittwoch die Klage einer jungen Witwe abgewiesen, die von einer Klinik die Herausgabe der eigenen Eizellen gefordert hatte. Nach dem Unfalltod ihres Mannes wollte sich die 28-Jährige im Ausland eine mit dessen Samen injizierte Eizelle einsetzen lassen. Es sei aber strafbar, eine Eizelle mit dem Samen eines Verstorbenen zu befruchten, begründete das Gericht die Abweisung der Klage.

Die Klägerin und ihr Ehemann hatten sich vor einiger Zeit zu einer künstlichen Befruchtung entschlossen. Dafür wurden in der Klinik mehrere Eizellen der Frau mit den Spermien ihres Partners zusammengebracht und dann tiefgefroren. Der Ehemann starb wenige Monate später aufgrund eines Verkehrsunfalls.

Da die Zellen sofort tiefgefroren worden seien, habe noch keine „Verschmelzung“ der Kerne stattgefunden, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Dies gelte aber als Definitionskriterium, um bereits von einem Embryo sprechen zu können.

Mit einer Herausgabe der Zellen im Vorstadium hätte sich das Krankenhaus strafbar gemacht. Vergehen dieser Art könnten mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Die 28-Jährige kann nun Berufung am Oberlandesgericht einlegen.

Hä?

Also du darfst dich heute in allem verwirklichen. Du kannst Kinder ohne Männer bekommen, kannst einfach mir irgendeinem Kerl ins Bett gehen und ihn dort als „unfreiwilligen“ Samenspender mißbrauchen und dann in die Wüste schicken. Du kannst dir als ledige Frau, die ihr Kind alleine aufziehen will, bei der Samenbank was holen, damit auch du ein Kind bekommst. Auch homosexuelle Paar können so zu eigenen Kindern kommen. Aber eine Frau darf nicht von ihrem Mann schwanger werden, weil er tot ist – obwohl sie sich beide vorher bereits darauf vorbereitet haben?

Wo ist denn da bitteschön die Logik?

Du hast also mehr Rechte, wenn du dir anonym ein Kind machen lässt, was nur von der Mutter gewünscht ist und der Vater keinen Einfluss hat und nichts davon weiß.

Wenn du aber in Zusammenarbeit mit deinem Mann ein Kind auf dem Wege der künstlichen Befruchtung bekommen willst, dann haben diese „Kinder“ kein Recht auf Leben und du nicht auf sie, weil dein Mann vorher verstorben ist?

Sorry, ich verstehe den Sinn des Urteils leider nicht. Kann mir da vielleicht jemand helfen?

ehebruch = kindesmissbrauch – denn :scheidungen schänden kinderseelen

Die oben genannte These ist eine von vielen Antworten auf Welt.de
Dort erschien heute ein Artikel, den ich hier rüberkopieren möchte:

So erleben Kinder die Trennung ihrer Eltern
Von Lavinia Kleßmann

Sonntagmorgen bis Mittwochmorgen bei Papa, Mittwochnachmittag bis Samstagabend bei Mama. Wenn Eltern sich trennen, sieht manchmal so die Lösung der gemeinsamen Erziehung aus. Ein Trennungskind erzählt, wie es anfangs sehr gut mit dieser Regelung leben konnte. Später kamen die Probleme.

Ein Leben zwischen Papa und Mama

Lachend springe ich vom Hochbett auf den Schrank. Meine Schulfreundin Mia folgt mir und umarmt mich. „Nein, Lavinia soll noch nicht nach Hause!“ Ich stimme mit ein: „Nein, ich bleibe hier“! Vorsichtig gucken wir auf meine Mutter und Mias Eltern hinab. Nach langen Verhandlungen lasse ich mich überreden, nach Hause zu gehen.

„Ich kann verstehen, dass du noch bleiben wolltest; bei denen ist es auch immer zu nett. Eine tolle Familie“, sagt meine Mutter im Treppenhaus. Ich nicke und werde ein wenig neidisch, wenn ich daran denke, wie gut Mia es hat. Denn Mia lebt mit ihrer Familie, das sind Vater, Mutter und Schwester, zusammen in einer riesigen Wohnung.

Damals war ich sieben Jahre alt, und meine Familie hatte mit der Bilderbuchfamilie von Mia nichts gemeinsam. Familie, das hieß für mich: Sonntagmorgen bis Mittwochmorgen Papa und Mittwochnachmittag bis Samstagabend Mama. Meine Eltern hatten sich kurz nach meiner Geburt getrennt. Ein paar Monate lang gab es keinen Kontakt zu meinem Vater. Als ich ein Jahr alt war, kümmerte er sich nach und nach wieder um mich, sodass sich meine Eltern bald die Erziehung teilten.

Jeder dritte Tag ein Umzug

Die ersten sieben Jahre war ich wochenweise bei Vater oder Mutter, je nachdem, wer Zeit für mich hatte. Mit sieben Jahren aber sagte ich zu meinen Eltern: „Ich weiß gar nicht, wo ich morgen wohne!“ Daraufhin führten sie die „Halbe-Woche-Lösung“ mit festen Tagen ein. Jetzt zog ich alle drei Tage um. Meine Eltern hatten jeweils ein eigenes Zimmer für mich eingerichtet. Alle drei Tage mussten nur die momentan wichtigen Dinge von meiner Mutter in Schöneberg zu meinem Vater in Charlottenburg mit umziehen: das gerade gelesene Buch, ein paar Kassetten, einige Kleidungsstücke. Je älter ich wurde, desto mehr musste ich selbst darauf achten, die Sachen einzupacken, die ich mitnehmen wollte. Immer hatte ich Angst, etwas zu vergessen.

Das ständige Hin und Her machte mir zunächst nichts aus. Automatisch passte ich mich den unterschiedlichen Lebensweisen und Regeln meiner Eltern an. Wenn ich bei meinem Vater mit dem Essen fertig war, stellte ich den Teller sofort in die Spülmaschine, bei meiner Mutter übernahm sie das Abräumen.

Gefrühstückt wurde bei meinem Vater am Tisch, meine Mutter und ich frühstückten im Bett. Mit meinem Vater verbrachte ich den Sonntagvormittag mit „Tigerentenclub“ und „Superman“ im Fernsehen, bei meiner Mutter auf dem Fahrrad bei Ausflügen. Für mich war das mein Alltag, der immer Abwechslung bot. Trotzdem blieb der Wechseltag auch immer ein Umgewöhnungstag, an dem ich manchmal meine Mutter mit „Papa“ ansprach oder umgekehrt.

Doch auch sonst war das Umgewöhnen die Regel. Das Leben meiner Eltern veränderte sich, und dadurch veränderte sich auch mein Leben. Wenn mein Vater umzog, zog auch ich mit um. Wenn meine Mutter einen neuen Partner hatte, hatte auch ich eine neue Bezugsperson.

Bis ich auszog, habe ich in sieben verschiedenen Wohnungen gewohnt und sechs Partner an der Seite meiner Eltern erlebt. Die neuen Beziehungen meiner Eltern störten mich nicht, weil ich meine Eltern nie als Paar kennengelernt und sie mehr streitend als nett miteinander erlebt hatte. Es war mir beinahe unangenehm, als ich das erste Mal ein Bild von meinen Eltern als Paar sah.

Wir unternahmen von Zeit zu Zeit auch etwas zu dritt, aber das gehörte nicht zur Regel. Lautstarke Auseinandersetzungen zwischen Vater und Mutter sind mir noch gut in Erinnerung. Ärgerte sich einer vor mir über den anderen, nahm ich den Abwesenden in Schutz. Mir wurde früh klar, dass meine Eltern – wenn ich nicht wäre – wohl keinen Kontakt mehr hätten. Wenn sie mir versicherten, dass sie sich trotzdem mögen und es nur im Moment alles sehr schwierig sei, glaubte ich das gern. Tatsächlich verbesserte sich ihr Verhältnis mit der Zeit.

Die Pubertät vergrößerte das Problem

Je älter ich wurde, desto weniger hielt ich die ständigen Veränderungen aus. Waren sie mir bis dahin nicht wirklich aufgefallen, machten sie mich jetzt wütend und traurig zugleich. Diese Gefühle wurden stärker, als ich in die Pubertät kam. Immer öfter störte es mich, mich alle drei Tage neu „anzupassen“.

Es machte mich traurig, dass meine Eltern nicht mit ihren Partnern zusammenblieben, die ich schon längst akzeptiert und lieb gewonnen hatte. Und ich war sauer, dass eine Trennung für sie auch gleichzeitig eine für mich bedeutete.

Als ich 14 war, verliebte sich mein Vater in die Mutter meiner Schulfreundin. Wenig später zogen wir zusammen. Jetzt waren wir plötzlich zu fünft: mein Vater, seine Freundin, ihre beiden Töchter und ich. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir mit der bisherigen „Halbe Wochen“-Lösung sehr schlecht. Oft wurde ich ganz plötzlich traurig und musste an den „Wechseltagen“ weinen. Meine Eltern beschlossen dann, dass ich komplett zu meinem Vater ziehen sollte. Ich selbst wollte diese Entscheidung nicht treffen, um keinen zu verletzen.

In der neuen Patchworkfamilie lernte ich das erste Mal ein Familienleben kennen. Für mich war der Familienalltag, besonders so etwas wie Geschwister zu haben, eine sehr schöne Erfahrung. Als die Beziehung jedoch nach einem Jahr scheiterte, tat mir das sehr weh. In der darauf folgenden Zeit lebte ich weiter bei meinem Vater, der nach Kräften versuchte, mit mir als pubertierendem Mädchen alles richtig zu machen. Trotzdem gab es immer öfter Streit, und ich zog nach einiger Zeit zu meiner Mutter.

In den letzten Jahren, in denen ich ganz bei einem Elternteil lebte, hatte ich häufig das Gefühl, einen von beiden im Stich zu lassen. Meine Eltern betonten immer, dass sie mit meinen Entscheidungen klarkommen würden, trotzdem konnte ich das Gefühl, für sie verantwortlich zu sein, nie abschütteln. Als Einzelkind war ich immer von beiden sehr behütet aufgewachsen, wurde gleichzeitig aber auch zu Selbstständigkeit erzogen. Mit 17 Jahren zog ich, ohne dabei das gute Verhältnis mit meinen Eltern zu verlieren, in eine eigene Wohnung.

Hat mich mein Leben als Trennungskind belastet? Ja, sicherlich. Aber ich glaube nicht, dass es mir geschadet hat, dass ich heute noch negativ davon geprägt bin. Dieses Leben war meine Realität. Über die Jahre habe ich verstanden, dass meine Eltern immer versucht haben, die für mich beste Lösung zu finden. Inzwischen beneide ich niemanden mehr um seine „heile“ Familie.

Die Eltern von Mia haben sich, nachdem sie sich jahrelang betrogen haben, getrennt, Mia ist kaum noch fähig, ihrem Vater in die Augen zu schauen. Solche und ähnlich Beispiele haben mir gezeigt, dass manchmal selbst das scheinbar Beste nicht zwangsläufig funktionieren muss. Auch ich wünsche mir eine „heile Familie“, aber wenn es anders kommen sollte, habe ich auch keine Angst vor anderen Familienmodellen.