Schlagwort: geistig verstehen

Jerusalem – Jesaja 54:11 – II

Du Elende, Sturmbewegte, Ungetröstete! siehe, ich lege deine Steine in Bleiglanz (Eig Stibium, womit die orientalischen Frauen ihre Augenlider schwarz färbten, um den Glanz der Augen zu erhöhen; hier als Mörtel gedacht) und gründe dich mit Saphiren; und ich mache deine Zinnen aus Rubinen und deine Tore von Karfunkeln und dein ganzes Gebiet von Edelsteinen.
Elberfelder 1871 – Jesaja 54,11–12

Gebeugte,
Verstürmte,
nie Getröstete!
Wohlan,
ich lege deine Steine in Hartmörtel ein,
ich gründe dich in Saphire,
aus Rubin mache ich deine Zinnen,
deine Tore von Karfunkelsteinen,
all deine Umfassung von Edelgestein.
Buber & Rosenzweig – Jesaja 54,11–12

Du Elende, umstürmt und nicht getröstet 
sieh an, ich leg in Bunterz deine Steine 
und gründe dich in Saphiren 
und mach Rubine deine Zinnen 
und deine Toren zu Karfunkeln 
all dein Bereich zu edlem Stein.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Jesaja 54:11–12

Erste Gedanken und Bibelstellen – siehe 2020

Die Verse 11-17 beschreiben die Vorteile, die Israel nach seiner Wiederherstellung erhalten wird. Die Verse 11-12 beschreiben Israels vergangenen Zustand:
Israel wurde in der Vergangenheit geplagt, von Stürmen gepeitscht und nicht getröstet. Doch das soll sich ändern. Israel wird verherrlicht werden. Diese Verherrlichung wird als eine Stadt dargestellt, die aus bunten Steinen auf Fundamenten aus Saphiren gebaut ist. Das hebräische Wort für „Zinnen“, shemesh, bedeutet eigentlich „Sonne“, kann hier aber als „Zinnen“ übersetzt werden. Das hebräische Wort für „Rubine“, kadkod, bezieht sich auf Edelsteine im Allgemeinen und vielleicht auf Rubine im Besonderen. Die genaue Bedeutung dieses Ausdrucks ist zwar unklar, aber er könnte sich auf eine Art Stein beziehen, der in der Sonne in der Farbe eines Rubins funkelt. Die Tore dieser Stadt werden als aus Karfunkeln oder Kristallen bestehend beschrieben, während die Grenzen aus Edelsteinen bestehen.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Aber noch ist es nicht so weit; noch bedarf das Gottesvolk des sichtbaren, irdischen Zeichens der unverbrüchlichen Gottesgnade und der Heimkehr in das Land der Väter. Darum geht das Prophetenwort wieder ganz in dieses alttestamentliche, zeitliche Denken zurück, nachdem es in einer Momentaufnahme einen kurzen Blick in die Ewigkeit getan hat. Man kann darum die V. 11–14 als Parallele zu V. 1–10 ansehen. So knüpft also V. 11 an V. 1 an: du Elende, du Umhergeworfene, du Ungetröstete. Dort wie hier wird Israels kommendes Heil als ein in Ewigkeit bleibender Zustand beschrieben. In V. 1–10 war es das Bild der wiederangenommenen Ehefrau, die mit zahlreichen Kindern, geehrt von den Völkern, in einem weiten Land lebt. In V. 11–17 wird das gleiche ausgesagt, als von der ewig bleibenden Gottesstadt Jerusalem geredet wird, die keinen Feind mehr zu fürchten hat. Die Ehrung der durch viele Kinder beschenkten Ehefrau ist hier zum Gemälde der herrlich ausgestatteten Stadt Jerusalem geworden. Weist im ersten Abschnitt besonders V. 10 auf die ewige Dauer des erneuerten Gottesverhältnisses hin, so überschreiten im zweiten Abschnitt schon V. 11 u. 12 die Realität dieser Weltzeit: Eine Stadt, die nur aus Edelsteinen gebaut ist, gibt es in dieser Weltzeit nicht. Aber trotzdem ist es eine wirkliche Stadt, von der hier der Prophet spricht. Sie kann nur auf Erden existieren – wenn auch nicht in dieser Weltzeit. Offensichtlich rechnet Jesaja mit einer Verwandlung der Grundgestalt dieser Erde, obwohl er dieses nicht zum Thema an dieser Stelle macht.
[11/12] Der Bund ist von Gott allein als ein ewig dauernder geschlossen worden, darum heißt es im Hinblick auf das neu zu erbauende Jerusalem: Ich lege deine Steine in glänzenden Hartmörtel und deine Grundsteine in Saphire. Was ist der Sinn dieser Sätze? »Es kann eigentlich nur gemeint sein, daß das neue Jerusalem in einem völlig neuen Sinn Gottes Stadt ist und ihre gleißende Pracht unmittelbar auf die Majestät Gottes weist« (Westermann). Darum ist die Stadt herrlich und für äußere Feinde unbezwingbar: Der Glanz der Edelsteine weist hin auf die Herrlichkeit Gottes, die in diesem Prophetenbuch von Anfang an das Leitthema war.

Wuppertaler Studienbibel

Es werden nicht nur die Gefangenen freigelassen und das Volk wiederhergestellt, sondern auch die Stadt Jerusalem wird wieder aufgebaut (Jes 54:11-17). Wenn Ihnen diese Formulierung extravagant erscheint, sollten Sie bedenken, dass der Prophet sowohl eine unmittelbare als auch eine endgültige Erfüllung sieht (Offb 21:18-21). Der Überrest baute den Tempel und die Stadt unter der Führung des Statthalters Serubbabel, des Hohenpriesters Josua, des Schriftgelehrten Esra, des Mauerbauers Nehemia und der Propheten Haggai und Sacharja wieder auf. Aber das wiederhergestellte Jerusalem war nicht wie das, was Jesaja hier beschreibt! Auf diese schöne Stadt müssen wir warten, bis der Herr wiederkommt und sein Reich aufrichtet. Dann wird jeder Bürger Jerusalems den Herrn kennen (Jes 54,13), und die Stadt wird frei von Terror und Krieg sein (V. 14).

Warren W. Wiersbe

2020 war die Frage: von welchem Jerusalem ist eigentlich die Rede?

Deshalb heute noch zwei Kommentare, die zeigen, wie die Menschen zur Zeit der Apostel diese Verse? Hätten die Apostel gedacht, dass der Tempel und die Stadt, wie diese zu ihrer Zeit zu sehen war, eine Erfüllung der Prophezeiung Jesajas gewesen wäre??

In der hebräischen Bibel und anderen alten jüdischen Schriften wird immer wieder die wiederhergestellte heilige Stadt der Zukunft beschrieben. Die Ursprünge dieses Themas sind größtenteils in dem tief sitzenden Wunsch nach der Wiederherstellung des jüdischen Volkes nach der Zerstörung des Ersten Tempels im Jahr 586 v. Chr. zu finden. Das Thema blieb auch in der Zeit des Zweiten Tempels bestehen, da die Frustration über die nicht gerade idealen Realitäten der Einrichtung des Zweiten Tempels weit verbreitet war. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr. wurde das Motiv in den jüdischen Apokalypsen und in der rabbinischen Literatur (z. B. B. BB 75b; Eikhah Rab. 1:2) weiterhin verwendet. Es taucht auch in der christlichen Tradition auf, wo die Erwartung der neuen Stadt zum Höhepunkt eines populären Strangs eschatologischer Spekulationen wird (Offenbarung 21-22). Das neue Jerusalem sollte im Rahmen dieses Komplexes von Traditionen verstanden werden.

Louis H. Feldman – Außerhalb der Bibel – Antike jüdische Schriften mit Bezug zur Schrift

die Erneuerung Jerusalems
Da das messianische Reich im Heiligen Land aufgerichtet werden soll (vgl. z.B. 4 Esra 9,9), muss zunächst Jerusalem selbst erneuert werden. Dies wurde jedoch auf verschiedene Weise erwartet. Im einfachsten Fall wurde es nur als eine Reinigung der heiligen Stadt angesehen, insbesondere „von den Heiden, die sie jetzt mit Füßen treten“ (Psalt. Salom. 17,25.33). Nach der Zerstörung Jerusalems nahm sie die Form eines Wiederaufbaus an, und zwar eines Wiederaufbaus „zu einem ewigen Bau“ (Schemoneh Esreh, 14. Beracha). Damit ist aber die Auffassung verbunden, dass bereits in der vormessianischen Zeit ein weit herrlicheres Jerusalem als das irdische bei Gott im Himmel existiert und dass dieses zu Beginn des messianischen Zeitalters auf die Erde herabkommen wird. Die alttestamentliche Grundlage für diese Hoffnung ist vor allem Hes 40-48, auch Jes 54,11 ff, 60; Hag. 2:7-9; Sach. 2:6-13; das neue Jerusalem, das in diesen Abschnitten beschrieben wird, wird als bereits jetzt im Himmel existierend angesehen. Von diesem ανω Jerusalem (Gal. 4:26), Jerusalim epuranios (Heb. 12:22) undνη Jerusalem (Offb. 3:12, 21:2, 10) ist bekanntlich auch im Neuen Testament oft die Rede; vgl. auch Test. Dan. c. 5: das neue Jerusalem. Nach der Apokalypse des Baruch befand sich dieses himmlische Jerusalem ursprünglich im Paradies, bevor Adam sündigte; als er aber das Gebot Gottes übertrat, wurde es ihm entrissen, wie auch das Paradies, und im Himmel aufbewahrt. Danach wurde es Abraham in einer nächtlichen Vision gezeigt, und auch Mose auf dem Berg Sinai (Apok. Baruch 4:2-6). Auch Esra sah es in einer Vision (4 Esra 10:44-59). Dieses neue und herrliche Jerusalem soll dann auf der Erde anstelle des alten erscheinen, das es an Pracht und Schönheit weit übertreffen wird, Henoch 53:6, 90:28, 29; 4 Esra 7:26; vgl. auch Apok. Baruch 32:4.

Emil Schürer – Die Geschichte des jüdischen Volkes zur Zeit Jesu Christi

wie kam / wie kommt Jesus?

Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.
Elberfelder 1871 – 2.Johannes 7

Warum schreibe ich euch das? Nun, in dieser Welt verbreiten jetzt zahlreiche Verführer ihre falschen Lehren (- oder Nun, inzwischen haben zahlreiche Verführer die Gemeinde verlassen und sind in die Welt gegangen. wörtlich Denn zahlreiche Verführer sind in die Welt hinausgegangen. -). Sie bekennen sich nicht zu Jesus Christus als zu dem, der als ein Mensch von Fleisch und Blut zu uns gekommen ist (- wörtlich Sie bekennen nicht Jesus Christus als im Fleisch kommend -), und wer das leugnet, ist der Verführer schlechthin; er ist der Antichrist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2. Johannes 7

denn / viele Irreführer sind hin aus gekommen / gezogen in die Welt, die nicht wollen bekennen Jesus Christus als ehemals und zukünftig Kommen den im Fleisch; dieser ist der Irreführer und der Antichristus. sind -hin ein gekommen iSv. leiblich, leibhaftig, z R2,28; 2K10,3; G4,14; K2,5; 1P4,6. Art. vll. iSv. der typische.
Berd Fischer -Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – 2. Johannes 7

Wie ist dieser Vers zu verstehen?
Schauen wir uns verschiedene Kommentare an!

Die Liebe, die nicht auf Kosten der Wahrheit gehen darf, bleibt weiter das Thema, jetzt unter der Blickrichtung, wie die Christen den Irrlehrern begegnen. Die Verführung greift gerade in der Gründungszeit der christlichen Gemeinden um sich. Der Satan gibt nicht kampflos auf. Er versucht mit aller Macht, die Ausbreitung des Evangeliums und die Sammlung des Leibes Christi zu verhindern, denn dadurch wird seine Herrschaft in ihrer Ohnmacht aufgezeigt. »Viele Verführer sind in die Welt ausgegangen«, schreibt Johannes. »Verführer« sind (wörtlich) solche, »die in die Irre führen«, »Irrleiter«. Sie preisen ihre Wege als Wege zur vollkommenen Gotteserkenntnis – der Satan verstellt sich zum »Engel des Lichts« (vgl. 2. Kor 11,14) – und führen doch in die Finsternis und Verblendung menschlicher, betrügerischer Weisheit. »Sie sind ausgegangen in die Welt.« »Ausgegangen« (vgl. zu 1. Joh 4,1) ist ein gebräuchlicher Begriff der militärischen Sprache: »Sie tragen ihre Angriffe vor in diesem Äon.« Im Herrschaftsbereich des »Herrn dieser Welt« haben solche Verführer Entfaltungsund Handlungsraum für ihre Angriffe, besonders gegen die Christen, die ja »in dieser Welt« noch leben, wenn sie auch Bürger des neuen Gottesreiches sind (vgl. Joh 15,18f.; 17,11ff.).
Das Kennzeichen, an dem die Verführer erkannt werden, ist ihr Bekenntnis, das dem Evangelium direkt widerspricht: Sie »bekennen nicht, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist.« Sie leugnen die Menschwerdung des Sohnes Gottes; sie leugnen die Gottessohnschaft des Jesus von Nazareth. Sie widersprechen also an der zentralsten Stelle dem Evangelium. Ein Christus, Sohn Gottes, der Fleisch und Blut angenommen hat, am Kreuz qualvoll für unsere Sünden stirbt, ist ihnen zu primitiv. Sie bringen einen vergeistigten Christus, der in höhere Erkenntnisse ein weist, die wir dann selber vervollständigen. Einen Erlöser brauchen sie nicht, denn sie sind von sich selbst überzeugt. »Sünde« gibt es für sie gar nicht, höchstens Mangel an Erkenntnis. Daß Gott sich so tief erniedrigt hat, daß er in seinem Sohn Mensch wurde, um uns verdammte und verlorene Sünder zu retten, das verletzt für diese gnostischen Verführer aufs Gröbste ihre Sicht vom Menschen. Mit der Bestreitung der Fleischwerdung des Sohnes Gottes will der Mensch sich immer selbst vergöttlichen.
Dahinter aber steht der Satan selbst, der schon im Paradies der Eva einflüstert: »Ihr werdet sein wie Gott« (1. Mose 3,5). Die »vielen Verführer« sind die vor-geschobenen Hilfstruppen des »Verführers«, des Satans selbst, der in der »letzten Zeit« noch einmal im »Antichristen« (vgl. zu 1. Joh 2,18 und 22) seinen letzten Großangriff vortragen wird. Der wird jetzt schon eingeprobt. Die gnostischen Irrlehrer bestreiten noch mit Worten den Christus; der »Antichrist« wird dann höchstpersönlich sich auf den Thron Christi setzen (vgl. Mt 24,15; Offb 13; Offb 19,17ff.; auch 2. Thess 2,9ff.)

Edition C Bibelkommentar

Der Grund für die vorhergehende Ermahnung des Apostels ist, daß viele Verführer in die Welt ausgegangen (sind), die nicht bekennen, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Wie in seinem ersten Brief gibt Johannes auch in diesem Schreiben seiner Sorge darüber Ausdruck, daß so viele falsche Lehrer auf dem Plan erschienen sind (vgl. 1Joh 2,18;4,1 ). Diese Lehrer sind „Verführer“ (planoi; vgl. planaO, „irreführen“, in 1Joh 2,26;3,7 ). Schon allein ihre Anzahl (ganz zu schweigen von der vermutlichen Bandbreite der falschen Vorstellungen, die sie den Menschen nahezubringen versuchten) machte sie zu einer ernsten Bedrohung der christlichen Gemeinden. Was diese Häretiker untereinander verband, war ihr Unglaube und die Tatsache, daß sie die Menschwerdung Christi ablehnten.
Das Partizip Perfekt „gekommen“ (in der Wendung „in das Fleisch gekommen“) bezieht sich auf die Menschwerdung: Jesus, der menschliche Gestalt annimmt und als Mensch auf der Erde lebt (vgl. 1Joh 4,2). Diese Wahrheit über „Jesus Christus, der in das Fleisch gekommen ist“, wird von den Verführern bestritten. Manche von ihnen lehrten, daß Jesus kein wahrer Mensch war, sondern nur so erschien. Das stand natürlich im Gegensatz zu der Wahrheit der Inkarnation, daß Jesus Christus beides ganz ist: ganz Gott und ganz Mensch (Kol 2,9).
Das – diese Leugnung – kennzeichnet den, der sich zu ihr bekennt, als Verführer und als Antichrist (vgl. den Kommentar zu 1Joh 2,18). Der Artikel „der“ vor „Verführer“ und „Antichrist“ ist vielleicht etwas mißverständlich. So kann der griechische bestimmte Artikel in manchen Fällen, wenn es um eine ungenannte Person geht, durchaus mit dem unbestimmten Artikel wiedergegeben werden. Johannes meinte also nicht, daß jeder dieser Leute die einmalige Gestalt der Endzeit, die als der Antichrist bekannt ist, verkörpert.

Walvoord Bibelkommentar

Wenn es so ist, wie es der vorige Abschnitt darlegte, warum muß es dann von Johannes so ernst unterstrichen werden? Gibt es nun doch Zweifel an dieser apostolischen Haltung? Ja, „denn viele Verführer gingen aus in die Welt, die nicht bekennen (wollen) Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden.“ Hier stehen wir wohl bei dem besonderen Anlaß dieses Briefes. Die geistig-religiöse Bewegung, die wir mit dem Sammelnamen „Gnosis“ bezeichnen, dringt offenbar in einem breiten Strom und nicht ohne Wirkung vor. Es gibt dabei eine „christliche Gnosis“, deren Vertreter aus den apostolischen Gemeinden selber kommen (I, 2, 19) und ein „höheres“ Christentum in die Gemeinden hineinbringen wollen. Darin lag ihre Anziehungskraft und ihre Gefahr. Für den „Alten“ sind sie „Verführer“. Sie sind nicht vereinzelte Erscheinungen, die man unbeachtet lassen könnte; ihre Zahl ist groß. Der Apostel spricht von „vielen Verführern“. Sie haben ein ausgesprochenes Sendungsbewußtsein. Das liegt in dem Ausdruck: „sie gingen aus in die Welt“. Ihre eifrige Werbetätigkeit ist nicht auf einen kleinen Raum beschränkt.
Warum kann und warum muß der Apostel sie so schroff abweisen und so ernst vor ihnen warnen? Sollte nicht die „Liebe“, zu der Johannes aufrief, auch ihnen gelten? Aber Johannes verband sofort im Eingang des Briefes die „Liebe“ unlöslich mit der „Wahrheit“. Die „Verführer“ haben nicht einzelne, besondere Ansichten, die man als solche dulden könnte. Ihre Verkündigung greift das Zentrum der apostolischen Botschaft an, verletzt „die Wahrheit“ tödlich. Sie „bekennen nicht Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden“. Ihr geistiger Christus“ ist nicht der Retter der Sünder durch den blutigen Tod am Kreuz. Sie meinen einen größeren und vollkommeneren Christus zu bringen und sehen nicht, wie sie die eigentliche und unentbehrliche Sendung des Sohnes Gottes „im Fleisch“ gerade verfehlen. Wir vergleichen, was wir uns schon zu I, 4, 1 ff klar machten. Sie verkennen und verleugnen damit die eigentliche Liebe Gottes, die gerade darin „steht“, daß Gott seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat (I, 4, 10). Dadurch verliert auch das Liebesgebot an uns seine Tiefe und die Kraft zu seiner Erfüllung. Nur als die „zuerst Geliebten“ können wir unserseits lieben (I, 4, 19).
Es fällt auf, daß Johannes hier Jesus Christus nicht als den „im Fleisch Gekommenen“ bezeichnet, sondern das Präsens: „den im Fleisch Kommenden“ wählt. Schlatter meint darum, der Apostel spräche hier von der Wiederkunft Jesu, die für die gnostische Heilslehre unwichtig war oder „vergeistigt“ aufgefaßt wurde. Aber bei seiner Parusie kommt Jesus nicht mehr als der Leidensfähige und zum Leiden Berufene „im Fleisch“, sondern als der Heilsvollender „in Herrlichkeit“. Das Präsens wird gewählt sein, weil es sich bei Jesu „Kommen“ um einen bleibenden und gegenwärtigen wirksamen Tatbestand handelt. Auch mag die im Johannesevangelium häufige Bezeichnung „ho erchomenos = der Kommende“ (Jo 1, 15; 3, 31; 11, 27) hier eingewirkt haben. Jesus ist „der Kommende“, aber gerade der „im Fleisch“ Kommende. Das gehört zu seinem Wesen als „Retter der Welt“ (I, 4, 14).
Johannes kann da, wo dieses „Kommen im Fleisch“ geleugnet wird, nicht einen tragbaren theologischen Irrtum sehen. Nein, „dies ist der Verführer und der Antichrist“. Die „vielen Verführer“ müssen endzeitlich gesehen werden. In ihnen kommt „der Verführer“, also der Teufel, zur Wirkung, genauso wie – auch nach I, 2, 18 – „der Antichrist“ in den vielen „Antichristen“. Johannes will damit nicht die urchristliche Eschatologie entmythologisieren und in bloße gegenwärtige Erscheinungen auflösen. Er sagt nur das gleiche wie der Apostel Paulus in 2 Th 3, 7: „Der Gesetzlose“ kommt erst noch, aber „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ ist bereits wirksam. Darum sind die „Irreführer“ jetzt so ernst zu nehmen.

Wuppertaler Studienbibel

Johannes heißt sie auf die Liebe bedacht sein,
2 Joh 7 …weil viele Verführer in die Welt ausgegangen sind

Wo sie Gehör und Geltung finden, wird die Liebe verdrängt durch den Stolz eines leeren Wissens, und durch den Zank eines fleischlichen Eifers und durch die Versündigungen am Heiligen, die das Gewissen beflecken und den Geist von Gott, dem Grund aller lebendigen Liebe, trennen.

Als das Merkmal der Verführer nennt Johannes wie im ersten Briefe dies, dass sie sich nicht zu Jesus bekennen, und auch hier zeigt er auf Jesu „Fleisch“ hin, auf seine echte, wahre menschliche Natürlichkeit, deren wir uns nicht schämen dürfen, zu der wir uns vielmehr bekennen sollen, weil durch sie Gottes Gnade, Geist und Leben zu uns kommt. Ein solcher bekennt sich nicht zu Jesus Christus, der da kommt im Fleisch (V 7). Im ersten Brief sagte er: der gekommen ist im Fleisch. {1 Johannes 4,2} Dort sah er auf Jesu irdische Lebenszeit zurück; hier sieht er hinaus zu seiner neuen Gegenwart, und auch dann kommt er im Fleisch, freilich nicht mehr als der Sterblichkeit und Schwachheit unterworfen, sondern in Gottes Herrlichkeit und Macht gekleidet, und doch auch dann als der, der an unserer Art teil hat, Mensch war und bleibt wie wir und sich ernst und ganz in die Gemeinsamkeit des Wesens mit uns stellt.

Wem Jesu menschliche Art anstößig ist, wer eine Offenbarung Gottes wünscht und träumt, die nicht im Fleisch ihr Werkzeug haben darf, der will vollends dann, wenn das Himmelreich mit Macht anbricht und die Herrlichkeit Gottes sich offenbart, vom Fleische Christi nichts mehr wissen. Johannes dagegen richtet auch den hoffenden Blick der Gemeinde auf den Menschen Jesus hin, der nicht nur für eine kurze Frist und zum Schein uns gleich geworden ist, sondern in unserer Art die unzerstörbare, ewige Gestalt seines Sohnes hat. Er, der Mensch wie wir ist, und darum wie wir im Fleische sein Leben hat, er, kein anderer ist’s, der uns in Gottes Macht verklären und die Welt mit Gottes Herrlichkeit erfüllen wird.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Vor seiner Verhaftung und Kreuzigung betet Jesus: „Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie auch wir eins sind“ (Joh 17,11). Die Evangelien sind sich darüber im Klaren, dass der Name, der dem Kind der Maria gegeben wurde, Jesus war – und das ist nicht der Name Gottes. Die Idee ist, dass die Essenz des Vaters in Jesus war. Sie waren eins.
Für Johannes bedeutete das Dienen „um des Namens willen“, die Nachricht von Jesus zu verbreiten. Indem er diesen einfachen Satz benutzte, verband er Jesus mit dem Namen des Alten Testaments – der eigentlichen Gegenwart Gottes selbst. Der Name Gottes war „im Fleisch“ gekommen (Johannes 1,1-3.14; 1 Johannes 4,2; 2 Johannes 7). Jetzt wohnt er in uns – den Kindern Gottes in der Gestalt des Geistes (1 Johannes 3,24; 4,4).

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

So war „Gott in Christus“ (2. Kor. 5, 19), so war er das in die Welt kommende, wahrhaftige Licht (Joh. 1, 9): ἐφανερώθη ἐν σαρκί (1. Tim. 3, 16), ἐρχόμενος ἐν σαρκί (1. Joh. 4, 2; 2. Joh. 7). Wer das leugnet, der ist nach 2. Joh. 7 der Verführer und der Antichrist! Denn was die Bibel Offenbarung nennt, das steht und fällt mit diesem „Kommen im Fleische“. Jeder Vorbehalt: sei es dagegen, daß hier Gottes Wort in Person handelnd gegenwärtig ist — sei es dagegen, daß dieses handelnde Gegenwärtigsein Gottes in Person wirklich hier, im Fleische, in Menschengleichheit stattfindet — jeder solche Vorbehalt macht die Offenbarung und die Versöhnung unverständlich. Und umgekehrt: je bestimmter man beides zusammensieht als eines: das Wort Gottes — Fleisch, Gott selbst in Person — in Menschengleichheit, desto besser versteht man, was die Bibel Offenbarung nennt.
Die Menschheit Christi und nur sie ist die Offenbarung des ewigen Wortes: das Zelt des Logos nach Joh. 1, 14, in welchem seine Herrlichkeit gesehen wird

Karl Barth – Die Kirchliche Dogmatik

Welcher Zusammenhang mit dem Liebesgebot, das von Anfang an und wie immer gilt, und dem christologischen Bekenntnis bestehen soll, das wird hier nicht deutlich. Das holt 1 Joh nach. In dem Gebot soll die Gemeinde leben, »denn«, so beginnt V. 7, »es gibt viele Irrgeister in der Welt«. Im Zentrum des Briefes steht ganz klar die Irrlehrerwarnung von V. 7–8. Auch noch in V. 9–10 geht es um »diese Lehre«. So kann man dem Brief dieses entnehmen: Wer die Plattform der gemeinsamen Lehre verlässt, der gibt das gemeinsame Haus auf und verstößt damit gegen das Zusammenleben in Liebe.
Damit aber sieht der Verfasser zugleich das Verhältnis zu Gott gefährdet. Denn wer falsch über Jesus Christus denkt, wird den entscheidenden Kontakt zum Vater nicht haben können. Hier steht bereits Wesentliches zur johanneischen Gesandtenchristologie: Wer den Sohn ablehnt, lehnt auch den Vater ab. Das Grundschema ist: Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat; wer mich sieht, sieht den Vater usw. – Denn der Gesandte trägt etwas von dem Sendenden in sich; insofern passen Sendungschristologie und Sohn-Gotteschristologie (vgl. dazu die Sendungsformeln 1 Joh 4,9 etc.) gut zusammen.
Die Überlegungen zu 1 Joh ergaben bereits: Die Gegner vertreten wohl eine Auffassung von Jesus, nach welcher dieser nur ein gewöhnlicher Mensch ist. Er ist weder Gottes Sohn (durch den Geist) noch Messias/Christus (durch den Geist).

Berger 2020 – Kommentar zum Neuen Testament

Jesus ist im Himmel immer noch der Spross Davids, der als solcher zurückkehrt. Wie gefährlich es ist, das wahre Menschsein Jesu aus dem Auge zu verlieren, belegt 2. Johannes 7:
«Denn viele Verführer sind in die Welt hineingekommen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist – das ist der Verführer und der Antichrist.»
Diese Bibelstelle wird verschieden übersetzt. Die Zürcher-Bibel schreibt:
«Denn viele Verführer sind hinausgegangen in die Welt, die sich nicht zu dem im Fleisch kommenden Jesus Christus bekennen; das ist der Verführer und der Antichrist.»
Menge übersetzt:
«… die Jesus Christus nicht als den im Fleisch erscheinenden Messias bekennen.»
Und in der unrevidierten Elberfelderübersetzung heisst es:
«… die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen.»

Es geht nicht «nur» darum, zu leugnen, dass Jesus als wahrer und ewiger Gott ganz und gar Mensch geworden ist, sondern auch um die Verleugnung Seines Wiederkommens als Mensch. Kürzlich hörte ich jemanden sagen:
Wer denkt, dass Jesus wirklich wiederkommt, steht nicht im Glauben.
Es ist eine antichristliche Haltung, Jesu leibliche Wiederkunft infrage zu stellen, sie zu vergeistigen oder sogar ganz zu verneinen. Heute geschieht das in manchen theologischen Anstalten und in sektiererischen Vereinigungen, und es wäre nicht verwunderlich, wenn der Antichrist darin den Höhepunkt findet. Es ist möglich, dass er die leibliche Wiederkunft Jesu leugnen und sich selbst anstelle des wiederkommenden Christus stellen wird.
Auch Petrus weist auf die endzeitliche Gefahr hin, die Wiederkunft Jesu zu leugnen:
«Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass am Ende der Tage Spötter kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheissung seiner Wiederkunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist!» (2. Petr 3,3–4)
Der zweite Petrusbrief war, wie bereits der erste, an gläubige Juden gerichtet (1. Petr 1,1; 2. Petr 3,1). Der Ausdruck «die Väter» bezieht sich demnach auf die jüdischen Glaubensväter, die eine buchstäbliche Erscheinung des Messias erwarteten. Diese Wahrheit wird am Ende der Zeit angezweifelt werden und man wird sich sogar darüber lustig machen. Wird sich der Antichrist das zunutze machen, wird er vielleicht sogar der Initiator einer solchen Blasphemie sein, um das jüdische Volk zu verführen und sich dann selbst auf den Thron zu setzen? Wie dem auch sei, wir leben in einer Zeit, in der man immer weniger mit der leiblichen Wiederkunft des Herrn Jesus Christus rechnet. Warum? Weil wir in den letzten Tagen leben!

Norbert Lieth – Leben in der Naherwartung: Biblische Theologie im Licht der Wiederkunft Jesu

7 Mit dem begründenden ὅτι verrät der Verf., daß er auch vorher schon die Irrlehrer im Auge hatte. Jetzt kommt er ausdrücklich auf sie zu sprechen und kennzeichnet sie als solche, die das Christusbekenntnis der rechtgläubigen Gemeinde leugnen. Er nennt sie hier zunächst allgemein „Verführer“ und sagt von ihnen — ähnlich wie von den „Pseudopropheten“ 1 Joh 4, 1 —, daß sie „in die Welt ausgezogen sind“ (s. zu 1 Joh 4, l). Sie sind zahlreich (πολλοί) und entfalten überall (κόσμος) eine rührige Propaganda (ἐξῆλθον). Das Erkennungs- und Unterscheidungszeichen besteht fast in derselben Bekenntnisformel wie 1 Joh 4, 2 (s. dort).
Auffällig ist nur das Part. Präs. im Unterschied zu dem Part. Perf. 1 Joh 4, 2. Auf keinen Fall kann der Parusiechristus gemeint sein; denn dieser kommt nach allgemein urchristlicher Sprachweise nicht ἐν σαρκί, sondern ἐν δόξῃ1. Seine σάρξ-Gestalt ist dann durch das πνεῦμα verklärt (vgl. Joh 6, 63a) und könnte nicht gerade als charakteristisch hervorgehoben werden. Die Formel, die mit der in 1 Joh 4, 2 sachlich gleichbedeutend ist, unterstreicht (wie auch das Part. Perf. in 1 Joh 4, 2, s. dort) die überzeitliche Bedeutung der Inkarnation. Auch Ignatius von Ant. legt gegenüber den Irrlehrern, die er im Brief an die Smyrnäer bekämpft, ganz allgemein auf die Befindlichkeit Jesu ἐν σαρκί Wert, nicht nur für den Zeitpunkt der Kreuzigung (1, 2), sondern auch für die Zeit nach der Auferstehung (3, 1; vgl. 3, 2f). Es kommt ihm darauf an, daß Jesus Christus als σαρκοφόρος bekannt wird (5, 2); den gleichen Sinn dürfte die in 2 Joh 7 stehende Formel haben. Das Part. Präs. ist vielleicht auch durch die Wendungen im Joh-Ev beeinflußt, die Jesus als einen ἐρχόμενος in vielfachen Verbindungen bezeichnen. Es kann sich aber auch einfach um eine „lehrsatzmäßige Formulierung“ (Windisch) handeln.
Der Übergang zum Singular zeigt vielleicht an, daß οὗτος das Prädikat ist; gedeutet wird dann ὁ πλάνος und ὁ ἀντίχριστος. Falls aber die letzten beiden Ausdrücke Prädikat sein sollen, dann verrät der Artikel3, daß es sich um eine oder zwei bekannte Figuren der Endzeit handelt. Den für die letzte Zeit vor der Parusie erwarteten Antichrist sieht der „Alte“ wie 1 Joh 2, 18; 4, 3 (s. zu ds. St.) in diesen Christusleugnern gekommen. Der „Verführer“ könnte unter anderem Namen dieselbe Gestalt sein; er wäre dann zuerst ὁ πλάνος genannt wegen der Bezeichnung der Häretiker als πολλοὶ πλάνοι am Anfang des Verses und danach als „Antichrist“ verdeutlicht — die wahrscheinliche Erklärung. An zwei eschatologische Figuren zu denken, liegt kein Grund vor. Die Tätigkeit des zweiten Tieres (vom Lande) in Apk 13, 11ff würde an sich zu dem πλάνος passen (vgl. πλανᾷ V 14); indessen verführt es nicht durch falsche Lehre, sondern durch zauberische Wunderzeichen. Die „Antichriste“ in 1 Joh 2, 18ff werden am Ende auch als „Verführende“ (πλανῶντες V 26) bezeichnet. Als sichere Tradition für die Endzeit kennt der Verf. wahrscheinlich nur den Antichrist (2, 18; 4, 3), den er auf seine zeitgenössischen Irrlehrer deutet. Die Worte bekommen jetzt wieder eschatologisches Gewicht.

Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament


Johannes kannte die Tatsache, daß es verschiedenartige Wanderprediger gab: solche, die aufrichtig und diejenigen, die falsch waren, wahre Diener Gottes und Knechte Satans, wahre Apostel und falsche Apostel. Damit würde er sie vertraut machen. „Verführer“ ist von einem Verb mit der Bedeutung umherwandern bzw. -ziehen, irreleiten und in die Irre führen abgeleitet. Verführer sind Betrüger und Schwindler. Sie sind „in die Welt ausgezogen“ (Menge; ‚ausgingen‘, Aorist), so wie Schädlinge ausschwärmen, denn falsche Lehrer suchen die Heiligen plötzlich heim. „Die Bedeutung besteht vielleicht darin, daß so, wie die Apostel zur Verkündigung in die Welt hinausgesandt wurden, diese falschen Lehrer ausgezogen waren, um als Abgesandte des Teufels als dem Vater der Lüge Lügen zu lehren“ (Stott). „Diesen Menschen reicht es nicht, selbst verführt zu werden – sie können nicht ruhen, bis sie andere verführt haben … Sie kümmern sich nicht um Heiden, sondern suchen wahre Christen als ihre Beute“ (Lenski). Einige davon mögen zum Haus dieser Herrin gekommen sein (vielleicht war sie im Ort als „gastfrei“ bekannt; vgl. Tit 1,8), indem sie als Diener Gottes Nahrung und Unterkunft suchten. Daher muß sie vor ihnen gewarnt werden. Doch wie sollte sie diese herausfinden? Sie würden sich nicht mit den Worten vorstellen: „Ich bin ein Diener Satans und mit der Aufgabe unterwegs, die Heiligen zu verführen.“ Sie sind Betrüger: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2Kor 11,13-15). Waren diese Menschen nicht diejenigen, die „sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen“ (2Tim 3,6)? Wie wird sie die wahren unter den falschen ausfindig machen? Der Geist Gottes belehrt sie, in erster Linie nicht darauf zu hören, was sie sagen, sondern darauf, was sie nicht sagen: „die nicht … bekennen“. Hören wir darauf, was diese Verführer nicht bekennen. „Nicht … bekennen“ bedeutet in Wirklichkeit verleugnen (1Jo 2,22).

Eine Glaubensaussage
Beachten wir diese Aussage (Luther ’56): „die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist“ (kommend; Elberf. Konkordante). Sie sollte dem besondere Beachtung schenken, was sie bei diesen entscheidenden Themen nicht sagten:
„Jesus“ Sein Menschsein, Sein Retterdienst: Glaubten sie, daß Er wahrer Mensch war? Glaubten sie, daß er der Sohn Josephs durch natürliche Zeugung war?
„Christus“ Seine Gottheit, Seine Messianität (als der Gesalbte Gottes): Was bekannten sie in Bezug auf Jesus Christus? Cerinth und seine Anhänger lehrten, daß Jesus ein gewöhnlicher Mensch gewesen und seine Herkunft menschlich sei und daß der Christus bei Seiner Taufe aufgrund Seiner Frömmigkeit auf Ihn herabkam und Ihn in Gethsemane verließ. Aber Jesus Christus war nicht der Jesus, dem der Christus übergestülpt wurde (Dualismus), sondern eine Person, absolute Gottheit und vollkommenes Menschsein von Geburt an. „kommend“ beinhaltet zwangsläufig Seine Präexistenz vor und außerhalb dieser unserer Welt: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28).
Das Präsenspartizip ( erchomenon, „kommend“) kann sich auf Sein zukünftiges Kommen bei der Entrückung der Seinen oder auf Seine Erscheinung beziehen, wenn jedes Auge Ihn sehen wird. Es ist offensichtlich, daß Er bei der Entrückung einen wirklichen Leib haben wird, denn unser Körper wird in Seinen Herrlichkeitsleib umgestaltet werden. Und bei Seiner Erscheinung (nach der Trübsal) werden Seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach 14,4). Nun besitzt Er einen wirklichen Leib, womit ein wahrer Mensch den reinen Thron Gottes eingenommen hat. In der Gegenwart gilt: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). Er nahm bei der Menschwerdung einen wirklichen Leib an: „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ (Kol 1,19). Daher umfaßt der Ausdruck die Tatsache Seines Kommens, Erdenlebens und der Wiederkunft. „In den Briefen geht es um die Bekräftigung, daß Er beim ersten Mal im Fleisch kam, wobei hier mit ziemlicher Sicherheit an das zweite (Kommen) gedacht ist. In diesem Fall ist das Präsens (kommend) ‚vollkommen zeitlos'“ (Alford). „Die Menschwerdung ist nicht nur ein Ereignis in der Geschichte, sondern eine bleibende Wahrheit“ (Brooke). Jesus wurde bei Seiner Taufe nicht zum Christus oder Sohn, sondern war der Christus im Fleisch. „Die beiden Naturen, die menschliche und göttliche, verbanden sich bereits bei Seiner Geburt und werden sich nie mehr trennen“ (Stott). „Euch ist heute, in Davids Stadt, ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr“ (Lk 2,11). „Darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ ( Lk 1,35 Luther ’56).
  Diese Menschen waren Diener Satans, Verführer ihrer Mitmenschen und Antichristen in Bezug auf den Heiland.
  Beachten wir die zur Verurteilung der falschen Lehrer benutzten Namen: Lügner (1Jo 2,22); die, welche irreführen (2,26 Menge); falsche Propheten (4,1); Verführer (2Jo 1,7); Antichristen (1Jo 2,18.22; 4,3; 2Jo 1,7). Die Häresie, wovon der 2. Johannesbrief spricht, ist mit dem in 1Jo 4,2.3 widerlegten Irrtum identisch. „Falsche Lehrer wie Cerinth wollten nicht glauben, daß der göttliche Christus tatsächlich in Menschengestalt kam“ (Burdick).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Johannesbriefe & Judas

und DU? Glaubst du dass Jesus buchstäblich wiederkommt – oder glaubst du dass Jesus „geistig schon wiedergekommen ist“???

Studie zu „Abgrund“ im NT

Nachdem wir gestern abend beim Seminar mit Gerd über die Offenbarung das Thema gestreift haben:

12 a-bussos
√ G1 (priv.) und NF von 1037, (w. ohne-Grund); Subst.fem. (9)
Gräz.: bodenlos, unergründlich.
LXX: Gen 1,2 Dtn 8,7 Hiob 36,16; 41,22 Ps 33,7 Jes 44,27
I.) d. Abgrund
Im Unterschied zu Strong Nr. G5020 ein vorübergehender Ort für
die Verdammten bis zum Gericht.
1) d. bodenlose Tiefe, d. Unterwelt als d. Aufenthaltsort der
Toten und Verdammten. Dtn 30,13 Röm 10,7
2) Verbannungsort der Dämonen. Lk 8,31 Offb 9,1.2; 17,8; 20,1.3
3) Sitz des Antichrist. Offb 11,7
4) Sitz des Engels der Unterwelt Abaddon (siehe dort). Offb 9,11

Kautz – Griechisch-Deutsch Strong Lexikon

ἄβυσσος abussos; aus 1 (als neg. Präf.) und βυσσός bussos = 1037; grenzenlos, bodenlos:-abyss(7), bodenlos(2).

New American Standard Hebrew-Aramaic and Greek dictionaries : updated edition

ἄβυσσος (abyssos), ου (ou), ἡ (hē): n.fem.; ≡ DBLHebr 9333; Str 12; TDNT 1.9-LN 1.20 der Abgrund, der ganz tiefe Ort; „der bodenlose Abgrund“ in einigen Versionen (Lk 8:31; Röm 10:7; Offb 9:1, 2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3+)

Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains: Greek (New Testament)

Als Substantiv (Röm 10:7; Offb 9:1 usw.) ist ἄ. in den magischen Papyri üblich, z.B. P Lond 121261 (iii/A.D.) (= I. S. 93) ἐπὶ τῆς ἀβύσσου, ib.517 (= I. S. 100) τῇ καλουμένῃ ἀβύσσῳ. Siehe auch Nägeli, S. 46.

The vocabulary of the Greek Testament

abussos (ἄβυσσος, 12), „bodenlos“ (von a, intensiv, und bussos, „eine Tiefe“; verwandt mit bathus, „tief“; dt. „Bad“), wird als Substantiv verwendet und bezeichnet den Abgrund (KJV, „bodenloser Abgrund“). Es beschreibt eine unermessliche Tiefe, die Unterwelt, die unteren Regionen, den Abgrund des Scheol. In Römer 10:7, das aus Dtn 30:13 zitiert wird, wird der Abgrund (der Aufenthaltsort der verlorenen Toten) durch das Meer ersetzt (die Änderung des Zitats ist auf die Tatsachen des Todes und der Auferstehung Christi zurückzuführen); in der KJV steht hier und in Lukas 8:31 „tief“; der Verweis bezieht sich auf die unteren Regionen als Aufenthaltsort von Dämonen, aus denen sie losgelassen werden können, Offb. 11:7; 17:8, es kommt siebenmal in der Apokalypse vor, 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3; in 9:1, 2 hat die RV „die Grube des Abgrunds“. Siehe DEEP.

Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words

ἄβυσσος abussŏs, ab‘-us-sos; von 1 (als neg. Partikel) und einer Var. von 1037; abgrundtief, d.h. (spez.) (höllischer) „Abgrund“:-tief, (bodenlose) Grube.

A Concise Dictionary of the Words in the Greek Testament and The Hebrew Bible

ἄβυσσος
Kommt von 1 und einer Variante von 1037; TDNT 1.9; TDNTA 2; GK 12; n f.
LSG – Abgrund (9 Vorkommen).
1. bodenlos.
2. unendlich.
3. der Abgrund.
a. die Grube.
b. die unermessliche Tiefe.

Lexique Strong grec-français du Nouveau Testament

Eine Beschreibung der Unterwelt als a. der „Ort der Gefangenschaft für ungehorsame Geister“ (Lk. 8:31; Offb. 9:1, 2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3) und b. das „Reich der Toten“ (Röm. 10:7).
ἡ ἄβυσσος (ursprünglich Adj. zu einem γῆ, das aufgefüllt werden soll, aber nie ganz bedeckt ist == „unergründlich tief“) wird im späteren Griechisch verwendet, um die Tiefen der Urzeit zu beschreiben (Preis. Zaub., III, 554; IV, 2835; Corp. Herm., III, 1, XVI, 5), das Urmeer (Test. Sol., II, 8, B. C. MacCown, 15*) und die Welt der Toten (Diog. L. 4, 5, 27). In der LXX wird es meist für תְּהוֹם verwendet, das im Alten Testament die ursprüngliche Flut oder die Wasserfluten beschreibt, und wird einmal im Plural verwendet, um das Reich der Toten zu bezeichnen (Ps. 71:20). Im späteren Judentum bezeichnete תְּהוֹם 1. die ursprüngliche Flut;1 2. die Tiefe der Erde oder das Innere der Erde, in der sich Leichen befinden, die Verunreinigungen verursachen;2 und 3. unter dem Einfluss persischer und hellenistischer Vorstellungen3 den Ort, an dem die Runengeister gefangen sind (Jub. 5:6 ff.; Eth. En, 10:4 f.), 11 ff.; 18:11 ff. usw.; Jd. 6; 2 Pt. 2:4).
Im NT wird 1. ἄβυσσος als „Gefängnis für Geister“ gedacht (Offb. 9:1; 20:1, 3 → κλείς; vgl. Pray. Man. 3). Ein brunnenartiger Abgrund4 bildet den Eingang, aus dem, wenn er geöffnet wird, der Rauch des Höllenfeuers aufsteigt (Offb. 9:1-2).5 Seine Insassen bis zu ihrer Freilassung in der Trübsal vor dem Ende sind Antichrist (Offb. 11:7; 17:8 → θηρίον vgl. Act. Thom, 32), der Fürst der Unterwelt (Offb. 9:11 → Ἀβαδδών), Dämonen (Lk. 8:31) und Skorpion-Zentauren (Offb. 9:3 ff.).6 Nach der Parusie wird Satan während des Tausendjährigen Reiches darin eingeschlossen sein (20:1, 3). Die Tatsache, dass Gott Macht und Kontrolle über die Welt der feindlichen Geister hat, kommt in dieser Vorstellung von einem Geistergefängnis deutlich zum Ausdruck.

2 R. 10:7 bedeutet der Begriff תְּהוֹמוֹת (LXX ἄβυσσοι, ψ 106:26) das „Totenreich“,7 in das hinabzusteigen der Auffahrt in den Himmel gegenübergestellt wird; hier, wie in b. Git, 84a, Bar.,8 ist τίς καταβήσεται εἰς τὴν ἄβυσσον ein Ausdruck für etwas, das unmöglich ist.

Theological dictionary of the New Testament – Kittel

ἄβυσσος, ου f: (eine figurative Bedeutungserweiterung von ἄβυσσος ‚Grube‘, die im NT nicht vorkommt) ein Ort der Toten und ein Ort, an dem der Teufel festgehalten wird (Offb 20,3), der Wohnsitz des Tieres als Antichrist (Offb 11,7) und von Abaddon, als Engel der Unterwelt (Offb 9,11) – ‚Abgrund, Wohnstätte der bösen Geister, sehr tiefer Ort. ‚ τίς καταβήσεται εἰς τὴν ἄβυσσον; τοῦτ‘ ἔστιν Χριστὸν ἐκ νεκρῶν ἀναγαγεῖν ‚wer kann hinabsteigen in den Abgrund? das heißt, Christus von den Toten auferwecken“ Röm 10:7; καὶ ἔβαλεν αὐτὸν εἰς τὴν ἄβυσσον „und er warf ihn in den Abgrund“ Re 20:3.
ἄβυσσος wird manchmal als „ein sehr tiefes Loch“ übersetzt, in anderen Fällen als „ein Loch ohne Boden“ oder „das tiefste Loch der Erde“.

Griechisch-Englisches Lexikon des Neuen Testaments: basierend auf semantischen Domänen – Louw, Johannes P. und Nida, Eugene Albert

Abaddon (hebr. ‚abaddon), eig. Verderben, Untergang. Das Wort findet sich im AT 5mal und hat die Bedeutung Ort des Untergangs, Abgrund, bes. das Totenreich, Scheol, wo die Toten fern von Gott, aber nicht verborgen vor ihm, existieren. So wird A. mit der Hölle parallelisiert und meint das Totenreich, das vor Gott unverdeckt liegt (Hi 266; vgl. Spr 1511). Es ist auch gleichbedeutend mit dem Grab (Ps 8812) und der Schicht unter dem Erdboden (Hi 3112). A. und Tod werden sogar als Personifikationen redend eingeführt (Hi 2822). Im NT steht das Wort nur einmal, und zwar in der 5. Posaunenvision (Off 911; Erstes Wehe: 91–12). Es ist der Name eines Unterweltsengels, der als König an der Spitze eines dämon. Wunderwesenheeres steht und die Menschen in der Endzeit quält. Im Hintergrund steht die apokal. Bildersprache mit ihrer Konzeption eines höllischen Engels als Unterweltsfürsten (vgl. 1 Hen 202; b Sanh 52 a; b Sabat 104 a). A. wird dabei gr. als s. Apollyon »Verderber« gedeutet.
• Lit.: ThW I, 48ff – Komm. zu Off.

Biblisch-historisches Handwörterbuch – BHH

Abgrund. Nach israelitischer Volksvorstellung zieht sich das Meer in der Tiefe unter der Erde hin, so daß die Erde gleichsam auf dem Wasser schwimmt (Ps. 24, 2 [Grundtext]: er hat den Erdboden auf die Meere gegründet, Ps. 136, 6). Diese Wasserflut unter der Erde heißt der A. oder die Tiefe (s. d.); von dort, heißt es in dichterischen Stellen, kommt den Gewächsen der Erde ebenso Gedeihen zu wie vom Himmel herab (1 Mo. 49, 25; 5 Mo. 33, 13). Bei der Sintflut brachen die Brunnen dieser Tiefe auf (1 Mo. 7, 11; 8, 2, vgl. Spr. 8, 28). Der „Abgrund“ wird als Bild der abgelegensten und unzugänglichsten Verborgenheit gebraucht (Hi. 28, 14; 38, 16; Sir. 42, 18). In der Offenbarung Johannis ist der „Abgrund“ als Ausgangsort finsterer Verderbensmächte (9, 1.2.11; 11, 7. Lu. 8, 31, vgl. Abaddon), sowie als zeitweiliger Aufbewahrungsort für den Satan (Off. 20, 1–3) genannt.
Th. Hermann.

Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriert

Abgrund Im Alten Testament Aufenthaltsort der Toten (Hiob 26,6; Spr 15,11; 27,20; →Abaddon); in der Offenbarung (9,1.11; 11,7; 17,8; 20,1.3) Gefängnis des Teufels und der abtrünnigen Geister (vgl. Lk 8,31)

Kleines Lexikon zur Lutherbibel

Abgrund I) Im AT bezeichnen A. (hebr. tehom) oder Tiefe die Meerestiefe (1Mo 1,2; Hiob 28,14; 38,16; Ps 107,26) und nach israelit. Vorstellung die Orte unter der Erde, aus denen die Brunnen und Wasser emporsteigen (1Mo 7,11; 8,2; Spr 8,28).
II) Vgl. → Abaddon.
III) In Offb bezeichnet A. den Aufenthaltsort und Ausgangspunkt der Verderbensmächte (Offb 9,1f; 11,7) und das Gefängnis, in dem der → Satan für 1000 Jahre gebunden wird (Offb 20,1–3).

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel

Abgrund (hebr. scheol). Nach bibl. Auffassung befindet sich unter der Erdscheibe das Urmeer. Ab dem 3. Jh. v. Chr. wird dieser Abgrund mit der Unterwelt, dem Totenreich und der Hölle (als Gefängnis der dämonischen Mächte) gleichgesetzt.

Herders Neues Bibellexikon

HÖLLE, ABGRUND, EWIGE BESTRAFUNG

Der Glaube an eine göttliche Bestrafung nach dem Tod war im jüdischen und griechisch-römischen Denken weit verbreitet. In unserer Literatur findet man die konkrete Erwartung ewiger Qualen durch den einen gerechten Gott, die sich gegen alle richten, die nicht zu Christus gehören. Der Kanon der Heiligen Schrift und die apostolischen Väter verzichteten auf die ausführlichen Beschreibungen der Hölle, die in anderer späterer Literatur zu finden sind.

1.1. Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 1,25 wird angedeutet, dass Judas Iskariot an seinen „eigenen Ort“ ging, also in die Hölle, obwohl ho idios topos in anderen Zusammenhängen Himmel oder Hölle sein kann (Ign. Magn. 5.1; Pol. Phil. 9.2). Im Vergleich zum Lukasevangelium werden in der Apostelgeschichte jedoch kaum die Hölle oder die ewige Strafe erwähnt.
1.2. Hebräer. Der Autor des Hebräerbriefs kündigt denen, die von Christus abfallen, das Verderben an (Hebr 10,39). Diese Abtrünnigen werden wie die Israeliten unter Mose umkommen, aber ihr Ende ist nicht nur der physische Tod. Vielmehr wird ein Feuer die Feinde Gottes verzehren (Hebr 10,26-27; vgl. Hebr 12,9). Diejenigen, die das Wort hören, aber „unfruchtbarer Boden“ sind (Hebr 6,7-8), werden verflucht und verbrannt werden, ein Bild, das der Autor offenbar als feuriges eschatologisches Gericht versteht. Keine dieser Stellen mit ihrem Fluchen, Verderben und Brennen lässt sich ohne Weiteres auf das Feuer der Zurechtweisung in diesem Leben (wie in Herm. Sim. 6-7) oder auf das Prüfungsfeuer in 1. Korinther 3,13-15 beziehen (Ellingworth, 535).
1.3. Jakobus. Gott hat die Macht, „zu retten und zu zerstören“ (Jak 4,12). In Jakobus 5,3 spricht der Autor (siehe Jakobus) möglicherweise vom Feuer der Hölle, und in Jakobus 3,6 tut er das mit Sicherheit: „Die Zunge ist ein Feuer … und sie wird von der Hölle (geenna) entzündet.“
1.4. 1 Petrus. Was ist mit dem verblüffenden Hinweis darauf gemeint, dass Christus den „Geistern im Gefängnis“ in 1 Petrus 3:19 predigt (siehe 1 Petrus)? Wenn es mit 1. Petrus 4,6 und Epheser 4,9-10 zusammenhängt, könnte es bedeuten, dass Christus zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung „in die Hölle hinabgestiegen“ ist. Diese Lehre war im zweiten Jahrhundert fest etabliert und wird zum Beispiel von Justin Martyr und Irenäus sowie im apokryphen Nikodemusevangelium erwähnt (Goppelt, 260-63).
In letzter Zeit geht der Trend dahin, in 1 Petrus 3,18-22 eine chronologische Abfolge zu sehen. Diese Verkündigung fand nach dem Tod (siehe Tod Christi) und der Auferstehung Christi statt und bevor er zur Rechten Gottes inthronisiert wurde (siehe Erhöhung). Vielleicht war dies ein Teil seiner Himmelfahrt, bei der er den Toten oder den Engeln seinen Sieg über Tod und Dämonen verkündete (Michaels, 194-222).
1.5. Judas und 2. Petrus. Sowohl Judas als auch 2. Petrus stimmten mit der Tradition überein, dass die bösen Engel seit ihrer urzeitlichen Rebellion gefangen gehalten werden. Sie haben „gesündigt“ (2 Petr 2,5) oder ihre Positionen der himmlischen Autorität verlassen (Judas 6), aber es gibt keinen ausdrücklichen Hinweis darauf, ob ihre Sünde darin bestand, mit menschlichen Frauen zu verkehren, wie in der jüdischen Tradition (z. B. 1 Henoch 12, basierend auf Gen 6). In 2 Petrus 2,5 bedeutet das Verb tartaroō „in den Tartaros sperren“, was in der griechischen und jüdischen Literatur den tiefen Abgrund bezeichnete, in den die Engel verbannt wurden. Sie sind mit Ketten gefesselt, ein Merkmal, das in griechischen, jüdischen und christlichen Schriften häufig vorkommt (siehe vor allem 1 Henoch 10,5). Sowohl 2 Petrus 2,17 als auch Judas 13 verbinden ihr Schicksal mit dem der Irrlehrer/innen. Denn auch den Irrlehrern sind die Ketten der Finsternis vorbehalten, da sie vom wahren Glauben abgefallen sind. Judas 23 spielt auf Sacharja 3,2 an, wenn es darum geht, die Irrlehrer dem „Feuer“ zu entreißen, d. h. ihr Abgleiten in das eschatologische Gericht aufzuhalten.
Das Ende der Gottlosen ist „Vernichtung“ in 2 Petrus 2:1, 3; 3:16 (apōleia) und 2 Petrus 2:12 (phthora). 2 Petrus und Judas, ebenfalls der Tradition folgend, verwenden die Zerstörung Sodoms als Beispiel für ein feuriges Gericht (Judas 7; 2 Petr 2,6-10; vgl. Mt 10,15; 1 Clem 11,1-2). Genauso wird Gott die Gerechten aus dem Feuer retten, wie er es mit Lot tat. Er wird Himmel und Erde mit Feuer vernichten (2 Petr 3:7, 12).
1.6. Offenbarung
1.6.1. Abgrund, Hades. In der hier betrachteten Literatur bezieht sich der Begriff „Abgrund“ (abyssos) nur in der Offenbarung auf die höllischen Regionen (siehe Offenbarung, Buch der). Andernorts bezeichnet er die Tiefen der Meere. Trotz seiner Etymologie ist dieser Abgrund kein „bodenloser Abgrund“ (Offb 9,1 KJV), sondern eine geschlossene unterirdische Kammer. Die Formulierung „der Schacht [phrear] des Abgrunds“ in Offenbarung 9:1 kann bedeuten, dass der Abgrund selbst ein Schacht ist oder, was wahrscheinlicher ist, dass sein Eingang ein Schacht ist (siehe Offb 9:2; 11:7; 17:8). Für die Handlung des Buches ist es entscheidend, dass der Abgrund von außen verschlossen werden kann. Einmal gesichert, kann er mit einem Schlüssel verschlossen und versiegelt werden (Offb 20,1-3), sodass er als Gefängnis dient (phylakē, Offb 20,7; vgl. Lk 8,31; 1 Petr 3,19). In Offenbarung 9,1-2 wird einem Engel vom Himmel der Schlüssel zum Abgrund gegeben, aus dem er die „Heuschrecken“ in einer Rauchwolke entkommen lässt. In der griechischen Version von 1 Henoch 20,2 wird der gute Engel Uriel über den Tartarus gesetzt, aber in der Offenbarung ist der König des Abgrunds ein Engel namens Abaddon oder Apollyon, „der Zerstörer“. Möglicherweise ist in Offenbarung 14:18 ein anderer Engel für das „Feuer“ zuständig, aber seine Beziehung zum Abgrund wird nicht deutlich. Indirekt wird uns auch gesagt, dass das erste Tier aus dem Abgrund kommt (Offb 11:7; 17:8).
Der Abgrund spielt seine Hauptrolle in Offenbarung 20:1-3. Satan wird in Ketten gelegt und in den Abgrund geworfen, und seine unterirdische Zelle wird für tausend Jahre verschlossen und versiegelt.
Wo der Begriff „Abgrund“ bei den apostolischen Vätern auftaucht (1 Clem.; Diogn.), hat er die andere Bedeutung, nämlich „die Wassertiefe“ (basierend auf dem hebräischen ṯehôm, „die Tiefe“).
1.6.2. Tod und Hades. In der Offenbarung kann es eine implizite Verbindung zwischen dem Abgrund und dem Hades oder der Hölle geben (wie in Ps 71,20; Röm 10,7; und im Apok. des ersten Jahrhunderts Zeph 6,15). So wie der Himmel den Schlüssel zum Abgrund hat, besitzt Jesus die Schlüssel zum Tod und zum Hades oder zur Hölle (Offb 1,18; siehe auch Offb 6,8).
1.6.3. Der Feuersee. Der endgültige Aufenthaltsort der bösen Engel und Menschen liegt „außerhalb“ des neuen Jerusalem (Offb 21:27; 22:14-15), genauer gesagt im „Feuersee“. Der Begriff „Feuersee“ oder „brennender Schwefel“ ist in der apokalyptischen Literatur keine Seltenheit und wird im Neuen Testament mit „Gehenna“ gleichgesetzt.
Die Zerstörung Babylons nach dem Vorbild des Untergangs von Sodom ist eine Vorahnung des ewigen Feuers (Offb 18:9, 18; 19:3). Das Tier und der falsche Prophet sind die ersten, die hineingeworfen werden (Offb 19,20), gefolgt vom Teufel (Offb 20,10), dem Tod und dem Hades (Offb 20,14) und den Gottlosen, die dort den „zweiten Tod“ erleiden (Offb 20,15; 21,8).
Der Glaube an eine göttliche Bestrafung nach dem Tod war im jüdischen und griechisch-römischen Denken weit verbreitet. In unserer Literatur findet man die konkrete Erwartung ewiger Qualen durch den einen gerechten Gott, die sich gegen alle richten, die nicht zu Christus gehören. Der Kanon der Heiligen Schrift und die apostolischen Väter verzichteten auf die ausführlichen Beschreibungen der Hölle, die in anderer späterer Literatur zu finden sind.

1.1. Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 1,25 wird angedeutet, dass Judas Iskariot an seinen „eigenen Ort“ ging, also in die Hölle, obwohl ho idios topos in anderen Zusammenhängen Himmel oder Hölle sein kann (Ign. Magn. 5.1; Pol. Phil. 9.2). Im Vergleich zum Lukasevangelium werden in der Apostelgeschichte jedoch kaum die Hölle oder die ewige Strafe erwähnt.
1.2. Hebräer. Der Autor des Hebräerbriefs kündigt denen, die von Christus abfallen, das Verderben an (Hebr 10,39). Diese Abtrünnigen werden wie die Israeliten unter Mose umkommen, aber ihr Ende ist nicht nur der physische Tod. Vielmehr wird ein Feuer die Feinde Gottes verzehren (Hebr 10,26-27; vgl. Hebr 12,9). Diejenigen, die das Wort hören, aber „unfruchtbarer Boden“ sind (Hebr 6,7-8), werden verflucht und verbrannt werden, ein Bild, das der Autor offenbar als feuriges eschatologisches Gericht versteht. Keine dieser Stellen mit ihrem Fluchen, Verderben und Brennen lässt sich ohne Weiteres auf das Feuer der Zurechtweisung in diesem Leben (wie in Herm. Sim. 6-7) oder auf das Prüfungsfeuer in 1. Korinther 3,13-15 beziehen (Ellingworth, 535).
1.3. Jakobus. Gott hat die Macht, „zu retten und zu zerstören“ (Jak 4,12). In Jakobus 5,3 spricht der Autor (siehe Jakobus) möglicherweise vom Feuer der Hölle, und in Jakobus 3,6 tut er das mit Sicherheit: „Die Zunge ist ein Feuer … und sie wird von der Hölle (geenna) entzündet.“
1.4. 1 Petrus. Was ist mit dem verblüffenden Hinweis darauf gemeint, dass Christus den „Geistern im Gefängnis“ in 1 Petrus 3:19 predigt (siehe 1 Petrus)? Wenn es mit 1. Petrus 4,6 und Epheser 4,9-10 zusammenhängt, könnte es bedeuten, dass Christus zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung „in die Hölle hinabgestiegen“ ist. Diese Lehre war im zweiten Jahrhundert fest etabliert und wird zum Beispiel von Justin Martyr und Irenäus sowie im apokryphen Nikodemusevangelium erwähnt (Goppelt, 260-63).
In letzter Zeit geht der Trend dahin, in 1 Petrus 3,18-22 eine chronologische Abfolge zu sehen. Diese Verkündigung fand nach dem Tod (siehe Tod Christi) und der Auferstehung Christi statt und bevor er zur Rechten Gottes inthronisiert wurde (siehe Erhöhung). Vielleicht war dies ein Teil seiner Himmelfahrt, bei der er den Toten oder den Engeln seinen Sieg über Tod und Dämonen verkündete (Michaels, 194-222).
1.5. Judas und 2. Petrus. Sowohl Judas als auch 2. Petrus stimmten mit der Tradition überein, dass die bösen Engel seit ihrer urzeitlichen Rebellion gefangen gehalten werden. Sie haben „gesündigt“ (2 Petr 2,5) oder ihre Positionen der himmlischen Autorität verlassen (Judas 6), aber es gibt keinen ausdrücklichen Hinweis darauf, ob ihre Sünde darin bestand, mit menschlichen Frauen zu verkehren, wie in der jüdischen Tradition (z. B. 1 Henoch 12, basierend auf Gen 6). In 2 Petrus 2,5 bedeutet das Verb tartaroō „in den Tartaros sperren“, was in der griechischen und jüdischen Literatur den tiefen Abgrund bezeichnete, in den die Engel verbannt wurden. Sie sind mit Ketten gefesselt, ein Merkmal, das in griechischen, jüdischen und christlichen Schriften häufig vorkommt (siehe vor allem 1 Henoch 10,5). Sowohl 2 Petrus 2,17 als auch Judas 13 verbinden ihr Schicksal mit dem der Irrlehrer/innen. Denn auch den Irrlehrern sind die Ketten der Finsternis vorbehalten, da sie vom wahren Glauben abgefallen sind. Judas 23 spielt auf Sacharja 3,2 an, wenn es darum geht, die Irrlehrer dem „Feuer“ zu entreißen, d. h. ihr Abgleiten in das eschatologische Gericht aufzuhalten.
Das Ende der Gottlosen ist „Vernichtung“ in 2 Petrus 2:1, 3; 3:16 (apōleia) und 2 Petrus 2:12 (phthora). 2 Petrus und Judas, ebenfalls der Tradition folgend, verwenden die Zerstörung Sodoms als Beispiel für ein feuriges Gericht (Judas 7; 2 Petr 2,6-10; vgl. Mt 10,15; 1 Clem 11,1-2). Genauso wird Gott die Gerechten aus dem Feuer retten, wie er es mit Lot tat. Er wird Himmel und Erde mit Feuer vernichten (2 Petr 3:7, 12).
1.6. Offenbarung
1.6.1. Abgrund, Hades. In der hier betrachteten Literatur bezieht sich der Begriff „Abgrund“ (abyssos) nur in der Offenbarung auf die höllischen Regionen (siehe Offenbarung, Buch der). Andernorts bezeichnet er die Tiefen der Meere. Trotz seiner Etymologie ist dieser Abgrund kein „bodenloser Abgrund“ (Offb 9,1 KJV), sondern eine geschlossene unterirdische Kammer. Die Formulierung „der Schacht [phrear] des Abgrunds“ in Offenbarung 9:1 kann bedeuten, dass der Abgrund selbst ein Schacht ist oder, was wahrscheinlicher ist, dass sein Eingang ein Schacht ist (siehe Offb 9:2; 11:7; 17:8). Für die Handlung des Buches ist es entscheidend, dass der Abgrund von außen verschlossen werden kann. Einmal gesichert, kann er mit einem Schlüssel verschlossen und versiegelt werden (Offb 20,1-3), sodass er als Gefängnis dient (phylakē, Offb 20,7; vgl. Lk 8,31; 1 Petr 3,19). In Offenbarung 9,1-2 wird einem Engel vom Himmel der Schlüssel zum Abgrund gegeben, aus dem er die „Heuschrecken“ in einer Rauchwolke entkommen lässt. In der griechischen Version von 1 Henoch 20,2 wird der gute Engel Uriel über den Tartarus gesetzt, aber in der Offenbarung ist der König des Abgrunds ein Engel namens Abaddon oder Apollyon, „der Zerstörer“. Möglicherweise ist in Offenbarung 14:18 ein anderer Engel für das „Feuer“ zuständig, aber seine Beziehung zum Abgrund wird nicht deutlich. Indirekt wird uns auch gesagt, dass das erste Tier aus dem Abgrund kommt (Offb 11:7; 17:8).
Der Abgrund spielt seine Hauptrolle in Offenbarung 20:1-3. Satan wird in Ketten gelegt und in den Abgrund geworfen, und seine unterirdische Zelle wird für tausend Jahre verschlossen und versiegelt.
Wo der Begriff „Abgrund“ bei den apostolischen Vätern auftaucht (1 Clem.; Diogn.), hat er die andere Bedeutung, nämlich „die Wassertiefe“ (basierend auf dem hebräischen ṯehôm, „die Tiefe“).
1.6.2. Tod und Hades. In der Offenbarung kann es eine implizite Verbindung zwischen dem Abgrund und dem Hades oder der Hölle geben (wie in Ps 71,20; Röm 10,7; und im Apok. des ersten Jahrhunderts Zeph 6,15). So wie der Himmel den Schlüssel zum Abgrund hat, besitzt Jesus die Schlüssel zum Tod und zum Hades oder zur Hölle (Offb 1,18; siehe auch Offb 6,8).
1.6.3. Der Feuersee. Der endgültige Aufenthaltsort der bösen Engel und Menschen liegt „außerhalb“ des neuen Jerusalem (Offb 21:27; 22:14-15), genauer gesagt im „Feuersee“. Der Begriff „Feuersee“ oder „brennender Schwefel“ ist in der apokalyptischen Literatur keine Seltenheit und wird im Neuen Testament mit „Gehenna“ gleichgesetzt.
Die Zerstörung Babylons nach dem Vorbild des Untergangs von Sodom ist eine Vorahnung des ewigen Feuers (Offb 18:9, 18; 19:3). Das Tier und der falsche Prophet sind die ersten, die hineingeworfen werden (Offb 19,20), gefolgt vom Teufel (Offb 20,10), dem Tod und dem Hades (Offb 20,14) und den Gottlosen, die dort den „zweiten Tod“ erleiden (Offb 20,15; 21,8).

Dictionary of the later New Testament and its developments

Abgrund. Der griechische Begriff abyssos G12 (ursprünglich ein Adjektiv, „bodenlos, unergründlich“, dann ein Substantiv, „tiefer Ort“) wird in der KJV mit „die Tiefe“ (Lk. 8:31; Röm. 10:7) und „bodenloser Abgrund“ (Offb. 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3) wiedergegeben. In der NIV wird er als Eigenname „Abgrund“ verwendet (außer im Römerbrief). Im klassischen Griechisch wurde der Begriff auf die Urtiefe der antiken Kosmogonie angewandt, ein Ozean, der die Erde umgibt und unter ihr liegt. In der LXX kann er sich auf das Urwasser (Gen 1,2), aber auch auf die Welt der Toten (z. B. Ps 71,20) beziehen. Im späteren Judentum bedeutet es auch die inneren Tiefen der Erde und das Gefängnis der bösen Geister. Die Autoren des Neuen Testaments verwenden ihn in Bezug auf die Welt der Toten (Röm. 10:7) oder die Unterwelt, das Gefängnis der ungehorsamen Geister (Lk. 8:31; Offb. 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1-3). Die Verwendung von „Abgrund“ in Röm 10:7 ist parallel zu der Verwendung von „die unteren, irdischen Regionen“ in Eph 4:9 (siehe Ps 106:28); beide stellen den höchsten Himmel und die tiefste Tiefe gegenüber. In Lk. 8:31 hatten die Dämonen große Angst vor dem ursprünglichen Abgrund; trotzdem könnten sie sich dorthin begeben haben, als die Schweine im Meer ertränkt wurden. In der Offenbarung wird der Schrecken der unendlichen Tiefen noch verstärkt. Siehe auch ABADDON.

Zondervan Illustrated Bible Dictionary

ABGRUND
Gemäß dem Handwörterbuch der griechischen Sprache (Nachdruck: Darmstadt 1983, Bd. I/1, S. 6) von Franz Passow bedeutet das griechische Wort ábyssos „sehr tief“ oder auch „unermesslich, ungeheuer“. (Siehe auch A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott [Oxford 1968, S. 4].) In der Septuaginta wird es durchweg verwendet, um das hebräische tehṓm (Wassertiefe) wiederzugeben, zum Beispiel in 1 Mose 1:2; 7:11.
Das Wort ábyssos kommt in den Christlichen Griechischen Schriften neunmal vor, siebenmal allein in der Offenbarung. Aus dem Abgrund (ábyssos) kommen die symbolischen Heuschrecken unter ihrem König Abaddon oder Apollyon, dem „Engel des Abgrunds“ (Off 9:1-3, 11). Auch das „wilde Tier“, das gegen Gottes „zwei Zeugen“ Krieg führt und sie tötet, steigt „aus dem Abgrund“ herauf (Off 11:3-7). Offenbarung 20:1-3 beschreibt, wie Satan für tausend Jahre in den Abgrund geworfen wird. Eine Legion von Dämonen bat dagegen Jesus einmal inständig, ihnen dies nicht anzutun (Lukas 8:31).
Biblische Bedeutung. Es ist beachtenswert, daß in der Septuaginta ábyssos nicht als Wiedergabe für das hebräische Wort scheʼṓl verwendet wird, und angesichts der Tatsache, daß Geistgeschöpfe in den Abgrund geworfen werden, kann die Bedeutung richtigerweise insofern nicht auf Scheol oder Hades beschränkt werden, als diese beiden Wörter sich eindeutig auf das allgemeine Grab der Menschheit beziehen (Hi 17:13-16; siehe HADES; SCHEOL). ábyssos bezieht sich nicht auf den „Feuersee“, weil Satan nach seiner Freilassung aus dem Abgrund in den Feuersee geworfen wird (Off 20:1-3, 7-10). Die Worte des Paulus aus Römer 10:7, wo er von Christi Aufenthalt im Abgrund spricht, schließen eine solche Möglichkeit ebenfalls aus und zeigen außerdem, daß der Abgrund nicht dasselbe ist wie der Tartarus. (Siehe TARTARUS.)
Römer 10:6-7 trägt zur Klärung der Bedeutung des Wortes „Abgrund“ bei, indem es dort heißt: „Die Gerechtigkeit aber, die aus Glauben kommt, redet so: ‚Sag nicht in deinem Herzen: „Wer wird in den Himmel hinaufsteigen?“, nämlich um Christus herabzuholen, oder: „Wer wird in den Abgrund hinabsteigen?“, nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen.‘ “ (Vgl. 5Mo 30:11-13.) „Der Abgrund“ bezieht sich hier offenkundig auf den Ort, an dem sich Christus an Teilen von drei Tagen aufhielt und von dem ihn sein Vater zurückholte, indem er ihn auferweckte. (Vgl. Ps 71:19-20; Matthäus 12:40.) In Offenbarung 20:7 bezieht sich Abgrund auf ein „Gefängnis“, und im Fall Jesu stimmt die Gefangenschaft oder die völlige Handlungsunfähigkeit zufolge seines Todes gewiß damit überein. (Vgl. Apg 2:24; 2Sa 22:5-6; Hi 38:16-17; Ps 9:13; 107:18; 116:3.)
Was die Grundbedeutung von „unermeßlich“ als Merkmal des „Abgrunds“ betrifft, so ist folgender Kommentar interessant, der in Hastings’ Encyclopædia of Religion and Ethics (1913, Bd. I, S. 54) zu Römer 10:6-7 gegeben wird: „Die Worte des hl. Paulus lassen die unermeßliche Größe dieses Bereichs vermuten, den zu erforschen ein vergebliches Unterfangen wäre.“ Paulus stellt die Unerreichbarkeit des „Himmels“ und des „Abgrunds“ der Erreichbarkeit der Gerechtigkeit durch Glauben gegenüber. Seine Anwendung des verwandten Wortes báthos in Römer 11:33 veranschaulicht dies: „O Tiefe [báthos] des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege!“ (Siehe ferner 1Korinther 2:10; Eph 3:18-19.) In Übereinstimmung mit Römer 10:6-7 müßte der als „Abgrund“ dargestellte Ort also für jedermann außer für Gott und seinen mit dem „Schlüssel des Abgrunds“ ausgestatteten Engel „unerreichbar“ sein (Off 20:1). Gemoll erklärt ábyssos unter anderem mit „Abgrund der Unendlichkeit“. (Siehe auch A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott, S. 4.)
Die Pluralform des hebräischen Wortes mezōláh (oder mezuláh) wird in Psalm 88:6 mit ‘großer Abgrund’ wiedergegeben und bedeutet wörtlich „Abgründe“ oder „Tiefen“. (Vgl. Sach 10:11.) Es ist verwandt mit dem Wort zuláh, das „Wassertiefe“ bedeutet (Jes 44:27).

Einsichten über die heilige Schrift

Licht (Band II) erklärt, dass das Binden und In-den-Abgrund-Werfen Satans, worauf in Offenbarung 20:2, 3 Bezug genommen wird, seinen Tod bedeute. Das Buch „Dies bedeutet ewiges Leben“, Seite 271, spricht von Satan und seinen Dämonen, dass sie „in den Abgrund vollständiger, todähnlicher Untätigkeit gestürzt“ werden. Warum spricht dieses spätere Buch auf diese Weise? — R. S., Kalifornien.
Das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ zieht eine Parallele zwischen dem Abgrund von Offenbarung 20:3, in welchen Satan geworfen wird, und dem Abgrund von Römer 10:7 (NW), wo Jesus drei Tage lang tot lag. Somit wird gefolgert: „Der Abgrund, in welchen Satan, der Teufel, für tausend Jahre hinabgeworfen wird, ist derselbe Zustand, in welchem sich Christus Jesus drei Tage lang befand, nämlich der Tod.“ (Seite 352 und 353) Es stimmt, dass Satan während seines tausendjährigen Gebundenseins im Abgrund völlig aus dem Dasein geschieden ist, aber die spätere Äusserung über diesen Punkt, wie sie im Buche „Dies bedeutet ewiges Leben“ enthalten ist, gestattet einen erweiterten Sinn. Zu sagen, dass Satan „in den Abgrund vollständiger todähnlicher Untätigkeit gestürzt“ werde, erlaubt den Gedanken, dass der Körper Satans nicht gänzlich aufgelöst werden mag, und lässt die Möglichkeit offen, dass er auf irgendeine Weise bewahrt werde, wie sie geistigen Körpern entsprechend wäre, gleichwie wir einen Körper von Fleisch und Blut durch Kaltlagerung oder Tiefkühlung aufbewahren können. Satan, das Geschöpf, ist natürlich tot, soweit es ihn betrifft, da er vollständig leblos und ohne Bewusstsein und nicht bloss in betäubtem Zustand ist, während welchem die Lebensprozesse weitergingen. Der Körper dieses Geistgeschöpfes könnte von Gott leicht bewahrt und am Ende der tausend Jahre für die vorausgesagte „kleine Weile“ bloss wieder belebt werden. Nebenbei bemerkt, verweste Jesu menschlicher Leichnam nicht, als er in den Abgrund ging, sondern wurde von Jehova Gott auf übernatürliche Weise beseitigt. (Psalm 16:10; Apostelgeschichte 2:31) Die besondere Art und Weise, wie Satan im Abgrund gebunden wird, sollte nicht zu einem Streitpunkte werden. Der wichtige Punkt ist, dass er vollständig aus dem Wege geräumt ist und die gesegnete Tätigkeit des Tausendjahrreichs nicht stören kann. Dann, nach seiner Wiederbelebung für die „kleine Weile“, wird sein endgültiger Tod und seine körperliche Auflösung vollständig und bleibend sein, wie dies dadurch symbolisiert wird, dass er diesmal nicht in den Abgrund, sondern in den „Feuer- und Schwefelsee“ geworfen wird. — Offenbarung 20:10, NW.

Wachtturm 15.Juli 1952

Jesaja 61 – II

Der Geist Meines Oberherrn Jehova ist auf Mir; denn gesalbt hat (Drei-Einheit) Jehova Mich (28,16), mit Frohbotschaft zu evangelisieren Gebeugte; gesandt hat Er Mich, Verband anzulegen Herzzerbrochenen, auszurufen für Gefangene (Erlass) Loslassung und für Gebundene völligste Öffnung (für Ohr, Auge, Herz); auszurufen ein Wohlgefallensjahr (Jubeljahr) für Jehova und einen Tag der Satisfaktion für unsern Elohim, zu trösten alle Traurigen; festzusetzen den trauernden Zioniten, zu geben ihnen Kopfschmuck statt Asche (Hiob 42,6), Öl der hüpfenden Freude statt Trauer, (ein lebendiges Lob) Einhüllung in Lob statt eines verlöschenden Geistes (Sept. :statt eines Geistes der Akadie – Stumpfheit) und gerufen wird ihnen: Eichen der Gerechtigkeit, Pflanzung Jehovas zur Entfaltung Seiner Pracht.
Pfleiderer – Jesaja 61,1–3

Der Geist meines Oberherrn, Jehovah‘s, ist auf mir. Denn gesalbt hat mich Jehovah, die Frohbotschaft zu verkündigen Gebeugten; Gesandt hat Er mich, zu verbinden und einen Verband anzulegen den Herzzerbrochenen; auszurufen für Gefangene Freilassung (vergl. 3. Mose 25, 10) und für Gebundene Entfesselung und völligste Öffnung; Auszurufen ein Wohlgefallensjahr (vergl. 3. Mose 25, 13) für Jehovah, und einen Tag der Wiedergutmachung für unseren Schwur- und Bundesgott, zu trösten alle Traurigen; auf- und festzustellen die Traurigen Zions, zu geben ihnen Kopf- schmuck satt Asche, Öl der Freude statt Trauer, Einhüllung in Lob anstatt eines erlöschenden Geistes; Und gerufen wird ihnen: Eichen der Gerechtigkeit; Pflanzung Jehovah‘s zur Entfaltung Seiner Pracht.
Pfarrer Beck – Jesaja 61:1–3

weitere Bibelübersetzungen 2020

Jesaja 61,1-11 ist der letzte Abschnitt des Buches, der vom Knecht JHWHs spricht. Das Kapitel wird in vier Teilen besprochen. Einleitend weist Hindson darauf hin:

Unter den Gelehrten herrscht große Uneinigkeit über den historischen Kontext von Jes 61,1-11. Nahezu alle Gelehrten sind sich einig, dass Jes 61,1-3 von einem Mann verkündet wurde, der glaubte, Gott habe ihn gesalbt, um eine Heilsbotschaft zu verkünden. Einige sehen den Sprecher als Trito-Isaiah, der die Aufgabe von Deutero-Isaiah übernommen hat. Einige kritische Gelehrte siedeln den Schauplatz in der nachexilischen Ära zur Zeit Nehemias an und betonen die Notwendigkeit, die Wiederaufbaubemühungen der Heimkehrer wieder aufzunehmen. Andere betonen das befreiende Wirken des Herrn durch den Propheten. Wieder andere sehen den Sprecher als die kollektive Stimme der levitischen Gemeinde.

Diese Zusammenfassung der Auslegung des historischen Rahmens des Kapitels deckt die Meinungsverschiedenheiten unter den heidnischen Gelehrten ab. Viele Rabbiner sahen den Gesalbten dieses Abschnitts als den Propheten Jesaja. Das Folgende ist nur eine von vielen rabbinischen Erklärungen zu dieser Lehre:

L’MOSHCHAH BAHEM‘ (IN IHNEN GESALBT WERDEN). „L’moshchah bedeutet, durch sie zur Würde erhoben zu werden, denn der Begriff m’shichah (Salbung) wird manchmal im Sinne von ‚Autorität‘ verwendet… Vielleicht ist es so. Denn weil die Autorität in Israel denen gehörte, die gesalbt waren – dem König und dem Hohepriester – verwendeten sie den Begriff („Salbung“) metaphorisch für alle Arten von Autorität. Ähnlich verhält es sich, wenn es heißt: „Du sollst Hasael zum König über Aram salben … und Elisa, den Sohn Schafats von Abel-Mehola, sollst du zum Propheten an deiner Stelle salben“ (1 Könige 19,15-16). (Der Begriff „salben“ wird metaphorisch verwendet – „ernennen“ oder „bezeichnen“). Hier bedeutet l’moshchah bahem jedoch, dass die Hohepriester über ihren Söhnen mit den Kleidern gesalbt und geweiht werden, um die Opfer darzubringen. Ebenso bedeutet „l’moshchah“ (Numeri 18:8), dass ich sie (d. h. die priesterlichen Gaben) gegeben habe, weil ich sie (d.h. die priesterlichen Gaben) gegeben habe, weil ich dich gesalbt habe, um mir zu dienen… Vielleicht haben sie (die Propheten, die zur Zeit des Kyros lebten) das auch bei Kyros (dem König von Persien) getan, den sie wie die Könige Israels gesalbt haben, damit er weiß, dass es ein Prophet in Israel war, der prophezeit hat, dass er regieren wird, und (Generationen vor seiner Geburt) sogar seinen Namen ausgerufen hat, zur (Ehre) G-ttes. Deshalb sagte (Jesaja) zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, (Jesaja 45:1), worauf unsere Rabbiner kommentiert haben: (Megilla 12a) „Und war Kyrus der Gesalbte? usw.“ … Alle diese Verse sprechen also von einer echten Salbung. Der Vers, in dem es heißt: „Der Geist des Ewigen ruht auf mir; denn der Ewige ‚mashach‘ mich, dass ich den Demütigen eine frohe Botschaft bringe“ (Jesaja 61:1), ist jedoch eine Metapher, die den heiligen Geist, der auf dem Propheten ruhte, mit kostbarem Öl vergleicht, ähnlich dem, was gesagt wird: „Ein guter Name ist besser als kostbares Öl.“

Der beste Weg, das Kapitel zu interpretieren, ist, sich auf die Heilige Schrift selbst zu beziehen, und wie wir sehen werden, weist die „eigene Interpretation des Messias in Lk 4,17-21 eindeutig auf die messianische Bedeutung von Jes 61,1-2 hin.“ Außerdem lässt das Lukasevangelium keinen Zweifel daran, dass Jeschua „sich selbst als die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas sah.“

a. Das erste Kommen: Die frohe Botschaft bringen – 61:1-2a

Die Verse 1-2a beschreiben das erste Kommen des Messias. Von den vier Arten messianischer Prophezeiungen in den hebräischen Schriften fällt diese in die dritte Kategorie. Zusammen mit den Versen 2b-3 verbindet sie das erste und das zweite Kommen zu einem Bild, ohne im Text selbst darauf hinzuweisen, dass die Ereignisse durch eine zeitliche Lücke getrennt sind. Während sich die Verse 1-2a nur mit dem ersten Kommen des Messias befassen, behandeln die Verse 2b-3 sein zweites Kommen.

Der Abschnitt beginnt in Vers 1a mit einem klaren Ausdruck der Dreieinigkeit der Gottheit: Der Geist des Herrn Jehova ist auf mir. Der hebräische Begriff für „Geist“ ist Ruach und bezieht sich auf Gott, den Heiligen Geist. Der hebräische Begriff für „Herr Jehova“ ist Adonai JHWH und bezieht sich auf Gott den Vater. Das Pronomen „ich“ bezieht sich auf den Knecht, Gott den Sohn. In diesem Vers sind Aussagen aus Jesaja 11,2; 42,1; 49,8 und 50,4-5 enthalten. Durch die Kombination der Informationen aus all diesen Abschnitten offenbart dieser Vers, dass der Geist JHWHs bei seinem ersten Kommen auf dem Knecht sein wird.

In den Versen 1b-2a werden fünf Gründe für die Salbung des Knechtes genannt:

1b Denn Jehova hat mich gesalbt, um den Sanftmütigen eine frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, um die zerbrochenen Herzen zu verbinden und den Gefangenen die Freiheit zu verkünden und den Gebundenen die Öffnung des Gefängnisses 2a, um das Gnadenjahr Jehovas auszurufen.

Die hebräische Wurzel für „gesalbt“ ist mashach und kann als „messiahed“ übersetzt werden. Der Diener wurde gesalbt, um bestimmte Dinge zu tun. Erstens wurde der Knecht gesalbt, um den Sanftmütigen (oder Armen) eine gute Nachricht zu verkünden. Wie bereits in Jesaja 40,9 erwähnt, bedeutet die Wurzel des hebräischen Wortes für „frohe Botschaft“, basar, „Nachricht bringen“ oder „gute Nachricht überbringen“. Es ist das moderne hebräische Wort für „Evangelium“. Der Messias wurde gesalbt, damit er seinem Volk die gute Nachricht, das Evangelium, verkünden konnte.

Zweitens wurde er gesalbt, um die Menschen mit gebrochenem Herzen zu verbinden. Diejenigen, die zerbrochenen Herzens sind, leiden unter den inneren Folgen der Sünde, und das erste Kommen des Messias sollte sich mit diesem Problem befassen.

Drittens wurde der Knecht gesalbt, um den Gefangenen die Freiheit zu verkünden. Die Gefangenschaft bezieht sich auf die äußere Erscheinungsform der Sünde, und bei seinem ersten Kommen würde sich der Messias auch mit diesem Thema befassen. Die Worte, die Jesaja hier verwendet, beschreiben an anderer Stelle das Sabbatjahr, in dem die jüdischen Sklaven freigelassen werden sollten (Lev. 25:8-55; Deut 15:1-18). Laut Jeremia 34:8-11 bestand eine der Sünden Israels darin, die jüdischen Sklaven im Sabbatjahr nicht freizulassen. Dieser Ungehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz führte dazu, dass die Juden in der Sünde versklavt wurden, und der Messias wurde gesalbt, um diesen Gefangenen die Freiheit zu verkünden.

Viertens wurde er auch gesalbt, um das Gefängnis für die Gefesselten zu öffnen und so die Gefangenen aus ihrer Versklavung an die Sünde, die Welt und den Teufel zu befreien.

Fünftens: Der Knecht wurde gesalbt, um das Jahr der Gunst Jehovas zu verkünden. Der hebräische Begriff für „verkünden“, qara, bedeutet auch „rufen“ oder „lesen“. In diesem Vers bezieht er sich auf die Ankündigung von etwas, das noch nicht begonnen hat, aber noch kommen wird. Der Messias wurde gesalbt, damit er das Jahr der Gunst JHWHs ankündigen konnte, bevor es begann. Der Ausdruck „Jahr der Gunst JHWHs“ bezieht sich auf das Jubeljahr (Lev. 25:8-38). Im Neuen Testament ist das Jahr der Gunst JHWHs die Gnadenzeit. Daher war die Ankündigung dieses besonderen Jahres die Verkündigung des kommenden Gnadenjahrs. Diese Ankündigung kam mit voller Wucht in Matthäus 13, wo der Messias die Verwirklichung des geheimnisvollen Reiches in diesem Zeitalter vorstellte.

Jeschua las Jesaja 61,1-2a in der Synagoge von Nazareth. Der Bericht ist in Lukas 4:16-19 zu finden:

16 Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging, wie es seine Gewohnheit war, am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen. 17 Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja vorgelegt. Und er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo geschrieben steht: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen eine frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht, damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze, 19 damit ich das gute Jahr des Herrn verkünde.

Bis hierher hat Jeschua gelesen. Dann schloss er das Buch, gab es dem Diener zurück und setzte sich. Als er ihre volle Aufmerksamkeit hatte, sagte er: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt worden (Lukas 4:21b). So erfahren wir von Jeschua selbst die richtige Auslegung von Jesaja 61,1-3: Nur die Verse 1-2a wurden bei seinem ersten Kommen erfüllt. Er wurde gesalbt, um in dieser Zeit fünf bestimmte Dinge zu tun, und wie die Evangelien zeigen, hat er genau das getan. Er kam, um das Evangelium zu verkünden und diejenigen, die an ihn glauben, aus der Gefangenschaft der Sünde zu befreien. Die restliche Prophezeiung aus Jesaja 61,1-3, die von der Wiederherstellung Israels spricht, wird sich erfüllen, wenn Jeschua wiederkommt.

b. Die Wiederkunft: Um Israel wiederherzustellen – 61:2b-3

In den Versen 2b-3 geht es um das zweite Kommen des Messias. Das Ziel dieses zweiten Kommens ist die Wiederherstellung Israels:

2b und den Tag der Rache unseres Gottes, um alle zu trösten, die trauern, 3 um denen, die in Zion trauern, einen Kranz für die Asche zu geben, Freudenöl für die Trauer, ein Gewand des Lobes für den Geist der Traurigkeit, damit sie Bäume der Gerechtigkeit genannt werden, die Pflanzung des HERRN, damit er verherrlicht werde.

Dieser Abschnitt offenbart drei weitere Gründe für die Salbung des Knechtes. Erstens würde sie ihm ermöglichen, Gottes Tag der Rache zu verkünden. In Vers 2a heißt es abschließend, dass einer der Gründe für die Salbung des Knechtes darin bestand, dass er das Jahr der Gunst JHWHs, also die Gnadenzeit, verkünden konnte. Der Tag der Rache Gottes würde nach dieser Gnadenzeit kommen. Daher bezieht sich der Ausdruck „JHWHs Tag der Rache“ auf die Trübsal. Zweitens wurde der Knecht gesalbt, um alle zu trösten, die trauern, und das wird er bei seinem zweiten Kommen tun. Drittens wurde er gesalbt, um denen, die in Zion trauern, das messianische Reich zu verschaffen. Kombiniert man die fünf Gründe in den Versen 1-2a mit den drei Gründen in den Versen 2b-3a, wird deutlich, dass der Gottesknecht gesalbt oder „messianisch“ war, um acht Dinge zu tun.

Der Abschnitt endet mit Informationen über das zukünftige Königreich, das der Knecht Zion einsetzen wird. In diesem Reich wird der Messias Zion einen Kranz für die Asche geben. Er wird ihre Asche durch Schönheit ersetzen. Er wird dem jüdischen Volk das Öl der Freude für die Trauer geben. Ein ähnlicher Ausdruck wird im messianischen Psalm 45 verwendet, wo der Messias mit dem Öl der Freude gesalbt wird: Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Schlechtigkeit gehasst: Darum hat Gott, dein Gott, dich mit dem Öl der Freude gesalbt, das dich von deinen Mitmenschen unterscheidet (Ps 45,7). Darüber hinaus wird der Messias den Geist der Schwere mit dem Gewand des Lobes bekleiden, d. h. er wird den hängenden Geist Zions durch ein Gewand des Glanzes ersetzen.

Der Messias wird all diese Dinge tun, damit Israel die Bäume der Gerechtigkeit genannt wird, die Pflanzung Jehovas, und damit er selbst verherrlicht wird. Diese Aussagen erfüllen eine Verheißung, die JHWH in Jesaja 60:21 gemacht hat: Auch dein Volk soll ganz gerecht sein; sie sollen das Land für immer erben, der Zweig meiner Pflanzung, das Werk meiner Hände, damit ich verherrlicht werde. Israels Einsetzung in das messianische Reich wurde in Jesaja 60 verheißen. Jesaja 61,3 offenbart nun die Mittel, mit denen diese Verheißungen erfüllt werden sollen: Sie werden durch das Programm des Knechtes JHWHs erfüllt, das heißt, sie werden durch das erste und zweite Kommen des Messias verwirklicht.

In der rabbinischen Theologie wird Vers 3 auch dem Messias zugeschrieben. Laut Yerushalmi verlor das jüdische Volk seine Verbindung zu Gott, als sowohl der Tempel als auch die Prophezeiung zerstört wurden. Israel verlor seine Unabhängigkeit und seinen Reichtum und wurde zur Zielscheibe von Spott und Verachtung. Gott wird jedoch die Kronen des jüdischen Volkes (d. h. den Tempel und die Prophezeiung) wiederherstellen. Durch den Messias wird es seine Unabhängigkeit zurückgewinnen, und er wird mit dem Öl der Freude gesalbt werden. Ihre Verachtung wird durch Bewunderung ersetzt, und die Völker werden sie loben. Geistig werden sie hoch wachsen, als wären sie von Gott gepflanzte Terebinthen.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

In Vers 1 werden alle drei Personen der Dreieinigkeit erwähnt: der Geist, der Herr und der Messias . Aus drei Gründen bezieht sich das mich hier auf den Messias (1) Die Verbindung zwischen der Salbung und dem Heiligen Geist weist auf den Messias hin. Die beiden ersten Könige Israels, Saul und David, wurden nach ihrer Salbung mit Öl durch den Heiligen Geist gesegnet ( 1Sam 10,1.10; Jes 16,13 ). Auch Christus wurde in ähnlicher Weise durch den Heiligen Geist zum König Israels gesalbt ( Mt 3,16-17 ). Das hebräische Wort für Messias ( mASIaH ) bedeutet „der Gesalbte“, und Christus ( christos , von chriO , „salben“) ist die griechische Entsprechung von mASIaH . (2) Ein Teil dieses Abschnittes wurde von Jesus vorgelesen ( Lk 4,18-19 ) und auf sich selbst gedeutet. (3) Die Aufgabe dieses Gesalbten ist die gleiche, die auch Jesus hatte: gute Botschaft zu bringen , zu heilen und zu befreien ( Jes 61,1 ; vgl. Jes 42,7 ), zu verkündigen ein gnädiges Jahr und Vergeltung ( Jes 61,2 ) und zu trösten (V. 2 – 3 ). Als Jesus diese Stelle vorlas, hörte er in der Mitte nach den Worten „ein gnädiges Jahr“ plötzlich auf ( Lk 4,18-19 ). Auf diese Weise zeigte er, daß sein Werk auf zwei Erscheinungen aufgeteilt ist. Bei seinem ersten Kommen war seine Aufgabe, die Dinge zu erfüllen, die in Jes 61,1-2 a stehen. Bei seinem zweiten Advent wird er tun, was in Vers 2 b – 3 ausgesagt ist. Wenn er wiederkommt, wird er das Gericht über die Ungläubigen bringen ( Mi 5,14; Offb 19,15-20 ). Dies wird ein Tag der Vergeltung Gottes sein (vgl. Jes 34,8; 35,4; 63,4 ). Aber der Messias wird auch Israel „trösten“, weil es in den Jahren zuvor, der großen Trübsal, schwere Bedrängnis erlebt haben wird (vgl. Dan 7,21.24-25; Offb 12,13-17 )
Wenn der Messias kommt, wird er die Traurigkeit Israels in Freude verwandeln, was Jesaja mehrfach betont. Dort, wo man sich Asche als Zeichen der Trauer auf das Haupt geschüttet hatte (vgl. 2Sam 13,19; Dan 9,3 ), wird man nun eine Krone tragen. Sanftes Olivenöl , auf Gesicht und Haar aufgetragen, wird die Schmerzen lindern und innerlich aufrichten (vgl. Ps 23,5; 45,8; 104,15; Pred 9,8; Mt 6,17; Hebr 1,9 ) und so das Trauern beenden. Ein weiteres Zeichen der Freude ist helle, freundliche Kleidung (vgl. Pred 9,7-8 ). Israel wird gerecht sein (vgl. Jes 54,14; 58,8; 60,21; 62,1-2 ). Wie mächtige Eichenbäume werden sie die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln (vgl. 35, 2; Jes 46,13; 49,3; 55,5; 60,9.21; 62,3 ).

Walvoord-Bibelkommentar

alle Tränen werden abgewischt – II

Denn das Lamm, das mitten vor dem Throne steht, wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des (ewigen) Lebens leiten; und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen. (a) Off 5:6; 21:4; Ps 23:2; Jes 25:8
Zürcher 1931 – Offb 7,17

da das Lämmlein, das in der Mitte des Thrones ist, sie als Hirte hüten und sie zu Wasserquellen des Lebens leiten wird, und Gott wird jede Träne aus ihren Augen auswischen.
Das neue Testament – Grundtextnah übersetzt von W. Einert – Offb 7,17

Was bedeutet das für dich? Und wann wird das sein?
2020 gepostet

Dieses Kapitel ist eine Einschiebung zwischen dem sechsten und siebten Siegel. Bevor Gott mit seinen Gerichtswegen weitergeht, setzt Er die auf die Seite, die Ihm gehören, und versiegelt sie. Eine erste Gruppe (Verse 4–8) sind die Juden der verschiedenen Stämme. Sie bilden den treuen Ueberrest, dessen Gefühle uns die Psalmen offenbaren. Die zweite Klasse von Personen setzt sich aus einer Volksmenge aus den Nationen zusammen, die dem Evangelium des Reiches geglaubt haben werden (Verse 9 ff.). Wenn Gott uns schon jetzt diese Getreuen vorstellt, ist es, wie wenn Er sagen wollte: diese Strafen sind nicht für sie; sie werden unter meinem Schutz durch die Prüfung hindurchgehen. In gleicher Weise wurden die Israeliten während der Passahnacht ausgesondert und durch das Blut des Lammes vor dem Würgengel geschützt (2 Mose 12,13). In diesem Blut werden die Gläubigen, die «aus der grossen Drangsal» kommen, ihre Gewänder gewaschen und weiss gemacht haben (Vers 14). Das Heil wird ihnen durch kein anderes Mittel zugesichert sein als uns: das kostbare Blut Christi. Dann wird das gleiche Lamm, das sie gereinigt hat, sie weiden, sie schützen und sie zu den Quellen des Wassers des Lebens leiten (Jesaja 49,10). Gott selbst wird ihre Tränen abwischen. Was für Verheissungen! Angesichts einer noch nie dagewesenen Trübsal sind sie ihnen schon im voraus zum Trost gegeben!

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Offenbarung

Treten Sie ein in diese Szene der Ewigkeit. Sehen Sie sich um, hören Sie genau zu und schauen Sie dann zurück auf Ihr Leben, um zu verstehen, was auf keine andere Art und Weise verstanden werden kann. Offenbarung 7 erlaubt uns, das Lamm auf dem Thron zu sehen und die Stimmen der Heiligen zu hören, die ihre Reise vollendet haben. Sehen Sie sich selbst in der Menge? Diese Heiligen sind Menschen wie Sie. Wie Sie haben sie gelitten unter der brütenden Hitze des irdischen Lebens. Wie Sie gingen sie durch Gottes Prozess der grundlegenden

Veränderung. jetzt haben sie ihre endgültige Bestimmung erreicht. Sie stehen vor Gottes Thron, rein und frei gemacht, bedingungslos willkommen in der Gegenwart des Königs der Könige und Herrn der Herren, ihres Retters, ihres Lammes, von dem sie geweidet werden. Stellen Sie sich vor, Sie seien selbst dort, denn in Gottes Geschichte sind Sie dort. Das ist Ihre Bestimmung. Das ist der Ort, wo Gott Sie hinführt! Sie werden es durch die Hitze hindurch schaffen! Eines Tages werden Sie vor dem Thron stehen. Es wird eine Zeit kommen, da Ihre Stimme zu hören sein wird im niemals endenden Lobgesang. Eines Tages werden Sie überzeugt sein, dass es das alles wert gewesen ist. Das Leben sieht völlig anders aus, wenn es aus dem Blickwinkel der Ewigkeit betrachtet wird.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Eine herrliche Zukunft auf der Erde
Obwohl die Gerichtszeit noch mehrere Jahre andauern wird, wird Johannes in den Versen 10 bis 17 im Voraus gezeigt, wie diese Knechte Gottes einmal gerettet und mit lauter Stimme Gott loben werden. Sie werden sich auf der Erde befinden, wo sie Gott in seinem Tempel dienen werden und wo Gott sie beschützen wird. Dafür wird Er sein Zelt über ihnen errichten (s. V. 15). Schon David hat von dem Schutz Gottes in seiner Hütte und in seinem Zelt gesprochen (s. Ps 27,5). Im Himmel wird es in dieser Zeit keinen Tempel geben (s. Off 21,22). Das macht deutlich, dass es in Offenbarung 7 um eine Szene auf der Erde geht, obwohl die Knechte Gottes in einer Verbindung zu Gott stehen. Deshalb werden sie als solche gesehen, die vor seinem Thron stehen. Moralisch sind sie verbunden mit dem Thron Gottes im Himmel, körperlich leben sie auf der Erde.
Hunger und Durst wird es dann für diese Knechte nicht mehr geben. In der Gerichtszeit haben sie schreckliche Dinge erleben müssen. Aber sie sind gerettet worden und jetzt völlig frei von jeder Not. Jedes Bedürfnis ist gestillt und der Herr Jesus selbst, das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden. Er wird sich als Hirte um sie kümmern und sie zu Quellen voller Lebenswasser führen. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen. So endet die Beschreibung der herrlichen Zukunft dieser Knechte Gottes (s. Off 7,17).

Die Tränen sind abgewischt
Wenn die Tränen abgewischt sind, dann bedeutet es, dass jede Trauer für immer vorbei sein wird. Stattdessen gibt es völlige und ewige Freude (s. Jes 35,10).
Doch Gott wischt nicht nur die Tränen vom Angesicht ab, wie es in Jesaja 25,8 beschrieben wird. Er tut noch mehr, indem Er die Tränen von den Augen abwischt. Nicht nur die Trauer wird weggetan, auch die Ursache und die Erinnerung an die Trauer! Das wird dadurch angedeutet, dass die Tränen von den Augen, d.h. von dort, woher sie kommen, abgewischt werden. Das, was menschlicher Trost niemals bewirken kann, wird Gott in Vollkommenheit tun.
Es ermutigt uns, dass Er unsere Tränen heute kennt und uns in der Trauer seinen Trost und seine Hilfe gibt. Aber es macht uns unendlich glücklich, dass einmal nicht nur die Trauer, sondern auch die Ursache dafür und die schmerzliche Erinnerung daran für immer weggetan sein werden.

Bleib in mir 2-2019

wie du ihnen, so du mir?? – II

Und so wird der König ihnen in seiner Antwort erklären: »Ich sage euch die Wahrheit: Insofern habt ihr an mir gehandelt, als ihr an nur einem von diesen meinen unbedeutendsten Geschwistern gehandelt habt.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Mt 25,40

2020 war meine Frage: Frage an Dich: Seit wann benötigt ER essen und trinken, Kleidung usw. wie es in den Versen davor aufgezählt wird????

Dieser Vers sagt uns, worum es in dem Gleichnis geht. Jesus ist nicht persönlich auf der Erde und deshalb können wir ihm nicht solche persönlichen Gefälligkeiten erweisen, wie es diese guten Schafe getan haben sollen. Aber seine Jünger, die seine und unsere Brüder sind, sind hier, und wir haben immer die Möglichkeit, ihnen Gutes zu tun. (Siehe Galater 6:10.)

E.M. Zerr – Matthäus 25,40

Er deutet ihnen sein Rätselwort. 25,40: Und der König wird antworten und ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Soweit ihr solches einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, habt ihr es mir getan. Er dankt ihnen für das, was sie seinen Brüdern taten; denn der Bruder rechnet die dem Bruder erwiesene Wohltat als für sich getan. Er, der Verherrlichte, war deswegen mit allem Elend belastet bei ihnen, weil seine Brüder mit solcher Not unter ihnen lebten. Wenn es auch nur einer war, dem sie dienten, und ein geringer, der nichts für sich geltend machen konnte, dennoch war diese Wohltat ihm getan. Diese meine Brüder, sagt er; sie sind auch zur Stelle, alle diese Elenden, die damals nicht wußten, daß Christus wie ein Bruder für sie empfand, und die nun hören, wie treu er sich mit ihnen eins macht und wie hoch er die Güte schätzt, die ihnen getan worden ist.
Wir dürfen nicht sagen, diese Brüder Jesu seien nur die Jünger oder die Christenheit; denn das wäre ein eigenmächtiger Zusatz zu Jesu Wort. Er hat allerdings verheißen, daß, wer um seines Namens willen die Kleinen aufnehme oder einem Jünger den Becher mit Wasser reiche, es ihm tue. Aber unser Wort macht Jesu Gnade noch größer, weil er hier von allen Völkern spricht. Darum redet er nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu seinem Namen, sondern nur von seinem Hunger und seiner Not und nennt damit einen Dienst, den ihm jedermann überall tun kann, wozu er keinen besonderen Unterricht bedarf, weil er das nicht erst durch das Evangelium lernt. So groß und weit ist Jesu Gnade: sie freut sich an jeder Guttat der Menschen, freut sich, daß er ihnen dafür mit dem Himmelreich danken kann. Wir aber murren natürlich wie die Arbeiter im Gleichnis, die zuerst berufen waren, und sagen: Sogar solchen gibst du deinen Lohn! wir müssen an dich glauben, müssen dir gehorchen, und diesen gibst du dein Himmelreich, obwohl sie nichts taten, als daß sie einen deiner hungrigen Brüder speisten. Jesus hat uns die Antwort dafür gegeben: So werden Erste Letzte! und gibt sie uns auch sofort wieder: Wem es zu gering scheint, den Bruder zu speisen, der ist verflucht. Kann denn darin, daß Jesus seine Gnade groß macht, irgendwelche Schwierigkeit für unseren Glauben liegen? Je herrlicher Jesu Gnade ist, um so leichter, froher und gewisser wird der Glaube. Auf den läßt sich trauen, der für jede Liebe mit dem Himmelreich dankt.
Aber preist Jesus damit nicht das Werk? Gewiß, er preist es! Es ist aber ein großer Unterschied, ob wir unser Werk preisen oder ob er es preist! Wenn die, die ihn in den Brüdern speisten, zu ihm sagen wollten: Dich haben wir gespeist, sieh doch, wieviel wir dir getan haben, wie hoch du durch unsere Güte uns verpflichtet bist! so wissen wir, was Jesu Antwort wäre: Deine Linke hat gemerkt, was deine Rechte tat, damit hast du deinen Lohn! Diese stolze Liebe, die sich bläht und Christus sich verpflichtet meint, ist verdorben. Jesus dankt nur solchen, die ihm sagen: Wir konnten dir nichts tun; wann warst du je unser Gast? Darin erscheint Jesu Gnade, daß er unser Werk als ihm getan annimmt und nicht von unseren Sünden mit uns redet. Und unser Glaube besteht darin, daß wir den Herrn unser Werk rühmen lassen und es nicht selber rühmen und von seiner Güte das Himmelreich erwarten und nicht von unserem Werk. Er besteht aber nicht darin, daß wir das Werk uns ersparen, weil Jesus mit unserem Glauben zufrieden sein dürfte. Wozu hat er denn von den Törinnen geredet, die sich um das Himmelreich betrogen, und vom faulen Knecht, der nichts tat? Doch nicht dazu, damit wir mit dem Glauben unsere Bosheit decken. Es gibt hier nur zwei Wege: entweder tun wir Gottes Willen, oder wir tun unseren bösen Eigenwillen. Wen der Glaube nicht zu jenem führt, der geht den anderen Weg und hat dadurch den Ölkrug vergessen und sein Talent verscharrt.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Überlagert wird die Herkunftsfrage vom zentralen Problem der Interpretation: mit wem identifiziert sich der königliche Richter? Für zahlreiche ältere Kommentare und neuere Interpreten sind die Brüder Jesu bzw. die Geringsten, in denen er den im Gericht Angeredeten begegnet, die Christen, seine Jünger. Eine besondere Ausprägung erfährt diese Deutung bei Joach. Jeremias. Der Gerichtsdialog gibt Antwort auf die Frage nach dem Maßstab, aufgrund dessen die Heiden gerichtet werden. Während für die Jünger das Bekenntnis zu Jesus das eschatologische Schicksal bestimmt (10,32f.), liegt für die Heiden, die Jesus nicht begegneten, alles am Verhalten zu seinen Boten. In Ausgestaltung des in 10,40–42 Gesagten werden die seinen Jüngern, den urchristlichen Missionaren, erwiesenen Werke der Barmherzigkeit als ihm selbst geschehen gewertet. Faßt man es so auf, so wird man das Urteil von L. Cope nicht scheuen dürfen: »The ethic is a churchly«.
Seit den sechziger Jahren mehrt sich die Zahl der Interpreten, die für ein universales Verständnis des in 25,40 formulierten Maßstabs eintreten. Dabei werden die Akzente durchaus verschieden gesetzt. U. Wilckens meint, daß das Motiv der Boteninstruktion bewußt entschränkt auf alle Menschen als »Gottes Brüder« bezogen wird. Für P. Christian ist es wichtig, daß es sich trotz der uneingeschränkten Identifizierung des Richters mit den Geringsten um eine Mahnung an die Christen handelt, die hier den für sie im Gericht geltenden Maßstab vorgelegt bekommen. Dieser stimmt mit dem überein, den Matthäus mit seiner nachdrücklichen Betonung des Tuns auch an anderen Stellen (vgl. 7,21–23) bietet.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Die »Antwort« des »Königs« spitzt sich auf das eine zu: »Was… irgendeinem von diesen meinen geringsten Brüdern getan« ist, ist ihm selbst getan. In jedem »von diesen Brüdern« begegnet Jesus selbst. Im ganzen NT ist aber eindeutig, wer Jesu »Brüder« sind: seine Jünger (Mt 12,49ff.; Mt 18,15.21.35; 23,8; 28,10; Lk 22,32; Joh 20,17; Röm 8,29; Hebr 2,11.17).
Niemals werden andere so genannt. Dass Jesus den Menschen im Jünger begegnet, ist ebenfalls mehrfach gesagt: »Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf« (Mt 10,40) – »Wer euch hört, der hört mich« (Lk 10,16). Ja, schon das AT verbindet Gott und seine Leute zu einer ähnlichen Einheit (1 Sam 8,7; Spr 14,31; 19,17; vgl. Joh 17,21ff.). Diese Beobachtung wird dadurch bestätigt, dass »Geringe«, »Kleine« oder »Geringste« ebenfalls die Jünger Jesu bezeichnet (Mt 10,42; 11,11; 18,6.10.14; Lk 12,32). Die Wendung »diese Kleinen« in Mt 18,6.10.14 steht ganz nahe bei Mt 25,40. Vielleicht ist die Szene in unserem Vers sogar so zu verstehen, dass Jesus bei »diesen meinen geringsten Brüdern« auf die mit ihm vereinigte Gemeinde deutet (vgl. Mt 24,31; 25,21.23; 1 Kor 6,2; 15,23.51ff.; 1 Thess 4,14ff.; Off 19,7ff.; Off 20,4ff.). Mit J. A. Bengel, K. F. Harttmann u. a. ist deshalb daran festzuhalten, dass es sich bei den »Brüdern« in Mt 25,40 wirklich um die Jünger Jesu handelt.
Von da aus erschließt sich der übrige Inhalt des Gleichnisses. So wie das Vaterunser das Gebet einer leidenden und verfolgten Gemeinde darstellt, so wie Mt 10,40ff. denjenigen »Lohn« verspricht, die Jesu verfolgten Jüngern Gutes tun, so tröstet unser Gleichnis die Jünger dadurch, dass es jedem die Rettung im Weltgericht verspricht, der ihnen Gutes getan hat – denn »das habt ihr mir getan«. Die Jünger sind ja der Leib Jesu (Röm 12,4ff.; 1 Kor 12,12ff.). So weit greift also Gottes Barmherzigkeit hinaus, dass sie um Jesu willen nicht nur diejenigen rettet, die ein Glied an seinem Leibe geworden sind, sondern auch diejenigen, die einem Glied seines Leibes Gutes getan haben! Was solche Wohltaten für die verfolgten Jünger bedeuten, können wir heute an denen ermessen, die als kommunistische oder nazistische Funktionäre oder als Soldaten Idi Amins Christen gedeckt und geschont haben. Zugleich weist dieses Gleichnis neben der ungeheuren Verantwortung der Jünger, die Mt 25,14ff. gezeichnet hat, auf ihre unermeßliche Würde hin. Als »Brüder« Jesu stehen sie unter dem Schutz des himmlischen Vaters, der keinen Becher kalten Wassers unbelohnt lässt, der ihnen gereicht wird. Wie in Mt 10,32ff. sind also Mahnung und Tröstung verbunden. Der Trost für die Jünger charakterisiert auch den Schluss des Johannesevangeliums (vgl. Joh 14,1ff.; Joh 14,16-27ff.; Joh 15,18ff.; Joh 16,5-16ff.; Joh 17,1ff.).

Edition C – NT

Diener des Herrn aufnehmen, denn Er hat sie gesandt
Der verherrlichte Herr beruft seine Diener und sendet sie aus zum Dienst. Sie dienen unter seiner Autorität und der Leitung des Heiligen Geistes. Diener des Herrn aufzunehmen bedeutet, den Herrn aufzunehmen, der sie gesandt hat. Und damit ebenso den Vater, der den Herrn gesandt hatte.
Diesen Grundsatz macht der Herr in Matthäus 25,40 deutlich. Er spricht dort von zukünftigen Tagen, wenn treue Juden das Evangelium des Reiches verkündigen und deswegen verfolgt werden. Wer sie aufnimmt und mit dem Nötigsten versorgt, nimmt dadurch den kommenden König – den Messias – auf. Selbst „kleine“ Liebesbeweise, wie das Geben eines Bechers Wasser, schätzt der Herr wert und verbindet sie direkt mit der Aufnahme seiner Person.
Brüder aufnehmen ist auch eine aktive Mitarbeit und Unterstützung des Dienstes selbst. Gajus, an den Johannes seinen dritten Brief schrieb, hatte Brüder aufgenommen, die für den Namen des Herrn Jesus ausgegangen waren, obwohl sie ihm nicht bekannt waren. Sie waren eben nicht von Menschen ausgesandt und dienten nicht Menschen. Der Herr hatte sie ausgesandt und sie dienten Ihm. Daraus leitet Johannes eine Belehrung für uns alle ab, wenn er sagt: „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden“ (3 Johannes 8). Gott ehrt damit solche, die seine Diener aufnehmen.
Das ist auf der einen Seite eine Ermunterung für jeden Diener des Herrn. Er verbindet sich mit seinen Dienern. Welche Wertschätzung! Auf der anderen Seite ermuntert das aber vor allem auch diejenigen, die ihre Häuser für Diener des Herrn öffnen und ihnen in praktischen Dingen dienen. Gott zeigt auch ihnen seine Wertschätzung. Jeden Liebesbeweis erkennt Er an.

Bleib in mir 01 2021

Der König „auf dem Thron“ (V.31) wird die zu seiner Rechten – die Schafe – einladen, in das Reich, das Gott von Anbeginn der Welt für sie bereitet hat, einzugehen. Ihr Zugang gründet sich auf das Gute, das sie getan haben, denn sie haben dem Herrn zu essen und zu trinken gegeben und ihn aufgenommen (V.35 – 36). Die „Schafe“ selbst werden sich überhaupt nicht erinnern, dem Herrn je so unmittelbar gedient zu haben (V.37 – 39), doch der König erklärt ihnen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (V.40).
Der Ausdruck „diese Brüder“ muß sich auf eine dritte Gruppe beziehen, die weder zu den Schafen noch zu den Böcken gehört. Dabei kann es sich nur um die Juden, die leiblichen Brüder des Herrn, handeln. Denn in der Zeit der Trübsal wird das Leben aller gläubigen Juden schwer bedroht sein (vgl. Mt 24,15-21). Die Schergen des Diktators der Welt werden alles tun, um sie zu vernichten (vgl. Offb 12,17). Ein Heide, der in dieser Zeit einem Juden hilft, beweist damit, daß er während der Trübsal zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Er setzt mit dieser Einstellung und Handlungsweise sein Leben aufs Spiel. Seine Werke werden ihn zwar nicht retten, aber sie werden zeigen, daß er erlöst ist.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

fürchte dich nicht – II

Schau nicht ängstlich nach Hilfe aus, / denn ich, dein Gott, ich stehe dir bei! / Hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! / Ich mache dich stark und ich helfe dir! / Ich halte dich mit meiner rechten und gerechten Hand.
NeÜ bibel.heute – Jes 41,10

2020 war die Frage:
Was glaubst DU, was Jehovah mit seinem Volk vor hat – und vor allem WER dieses Volk gemäß der Bibel ist?

Gott hat in seiner Allmacht Israel (auch Jakob oder Abrahams Sproß [d. h. Nachkommen] genannt) zu seinem Diener erwählt (vgl. Jes 43,10 ), der seinen Willen tut. Leider ist Israel oft kein treuer Diener gewesen, so daß Gott es bestrafen mußte. Daß Gott das Volk von den Enden der Erde (vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) genommen hat, bezieht sich wohl eher auf Gottes Sammlung des Volkes nach der babylonischen Gefangenschaft als auf Abraham, den er aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat. Daß Israel von Gott erwählt ist, ist ein häufiges Thema in dem zweiten Hauptteil des Buches ( Jes 41,8-9; 42,1; 43,10.20; 44,1-2; 45,4; 49,7;65,9.15.22 ). Auch wenn Israel aufgrund von Sünde und Unglaube in die Gefangenschaft geführt wurde, ist es dennoch von Gott nicht verworfen . Der Bund Gottes mit Abraham war ohne Bedingungen ( 1Mo 15 ). Seine Nachkommen sollen sich daher nicht fürchten. Der Herr bleibt ihr Gott (vgl. Jes 43,3 ) und wird auch weiterhin auf ihrer Seite sein (vgl. Jes 43,5 ) und sie stärken (vgl. Jes 40,31 ), ihnen helfen (vgl. Jes 41,13-14 ) und sie erhalten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Israel die Auserwählten – 41:8-10

In den Versen 8-10 gibt der Prophet ein Wort der Zusicherung Gottes an Israel weiter. Zum ersten Mal geht es in den Prophezeiungen Jesajas um das Konzept des Knechts Israel. Wann immer Jesaja im weiteren Verlauf seines Buches den Begriff „Knecht“ verwendet, tut er dies in einer von drei Bedeutungen, und nur der Kontext bestimmt die Bedeutung. Erstens bezieht sich der Begriff „Knecht“ manchmal auf Israel als Ganzes. Das kann man in Jesaja 41,8-16; 42,18-22 und 43,10 sehen. Zweitens bezieht sich der Begriff „Knecht“ manchmal nur auf den treuen Überrest, das gläubige Element innerhalb Israels als Ganzes. Dies geschieht bei mindestens drei Gelegenheiten: Jesaja 44,1-5; 44,21; und 65,8-16. Drittens: Manchmal bezieht sich der Begriff „Knecht“ auf den Messias. Beispiele dafür sind Jesaja 42:1-9; 49:1-7; und 52:13-53:12. Im weiteren Verlauf des Buches wird Jesaja einen Kontrast zwischen Israel, dem Knecht, und dem Messias, dem Diener, ziehen, um zu zeigen, dass der Messias dort, wo Israel versagt hat, erfolgreich sein wird. Hier wird Jesaja das Konzept der Stellvertretung einführen. Der Messias wird anstelle Israels handeln, und dann werden seine Leistungen und Erfolge auf Israel als Ganzes übertragen. Als Ersatz für Israel wird Gott also den Knecht Messias einsetzen.

In den Versen 8-10 geht es um Israel als Ganzes, das auserwählte Volk, den Diener Gottes. Diese Themen werden in Vers 8 eingeführt: Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, der Same Abrahams, mein Freund. Neben diesem Vers gibt es noch zwei weitere Stellen in der Heiligen Schrift, an denen Abraham als Freund Gottes bezeichnet wird: 2. Chronik 20:7 und Jakobus 2:23. Abrahams erster Wohnsitz in Israel war Hebron. Der Name der Stadt hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass Abraham Gottes Freund war. Als die Araber das Land übernahmen, benannten sie Hebron in El Khalil um, was auf Arabisch „der Freund“ bedeutet.[ 531 ] Auch in der muslimischen Tradition gibt es das Konzept von Abrahams einzigartiger Stellung als persönlicher Freund Gottes und das jüdische Volk als Nachkommen dieses einen Mannes, der Freund Gottes genannt wurde.

In Vers 9 schreibt Gott weiter: „Dich, den ich von den Enden der Erde ergriffen und aus ihren Ecken gerufen habe, und zu dir gesagt habe: Du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und nicht verstoßen. Durch den Propheten Jesaja machte Gott Israel schon vor der babylonischen Gefangenschaft klar, dass es nicht verstoßen werden würde.

In Vers 10 sagt Gott: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; erschrecke nicht, denn ich bin dein Gott; ich will dich stärken, ja, ich will dir helfen; ja, ich will dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit stützen. Angesichts der Tatsache, dass Gott Israel auserwählt hat und dass Israel als Nachkomme des Freundes Gottes eine ganz besondere Stellung bei Gott hat, sollten sie sich nicht fürchten und nicht erschrecken. Gott würde mit ihnen sein. Eindringlich erklärte er: Ich bin euer Gott. Darauf folgen drei Sätze, von denen zwei mit dem hebräischen Wort aph eingeleitet werden, das „ja“ oder „sicher“ bedeutet. Delitzsch stellt fest: „Das wiederholte אף [aph] häuft ein Synonym auf das andere, das die göttliche Liebe zum Ausdruck bringt.“[ 532 ] Gott versprach, dass er Israel stärken, ihm helfen und es unterstützen würde. Diese drei Segnungen der Stärkung, des Beistands und der Unterstützung würden mit der rechten Hand der Gerechtigkeit Gottes kommen.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Aber was, wenn ich glauben würde, das ich oder die Führung meiner Gemeinde heute das „geistige Israel“ wären?