Schlagwort: geistig verstehen

erfüllt oder noch offen?

Und diejenigen, welche gottlos handeln (O. welche freveln) gegen den Bund, wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten; aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln. Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen (d. h. die Masse des jüdischen Volkes; so auch v 39; Kap 12,3) unterweisen, aber sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, eine Zeitlang. Und wenn sie fallen, wird ihnen mit einer kleinen Hülfe geholfen werden; und viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen. Und von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes; denn es verzieht sich noch bis zur bestimmten Zeit
Elberfelder 1871 – Daniel 11,32–35

Und er wird die, so ungerecht handeln wider den Bund, mit Schmeicheleien entheiligen; aber das Volk derer, so ihren Gott kennen, werden sich stärken und es tun. 2Makk 4,9f; 6,21f; 8,1f.
Und die Verständigen des Volkes werden viele zur Einsicht bringen; aber sie werden straucheln ob dem Schwerte und ob der Flamme, ob der Gefangenschaft und dem Raube, einige Tage. Dan 12,3.
Und wenn sie straucheln, werden sie ihnen mit kleinem Beistand beistehen; aber viele werden ihnen anhangen mit Schmeicheleien.
Und von den Verständigen werden etliche straucheln, um unter ihnen abgetrieben, geläutert und weiß gemacht zu werden auf die Zeit des Endes: denn es ist noch auf die bestimmte Zeit. Dan 11,27; 12,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Daniel 11,32–35

Menschen, die sowieso nicht so leben, wie es die Gesetze vorschreiben, verführt er dazu, dass sie ihren Glauben an Gott ablegen. Aber die Leute, die ihren Gott gut kennen, werden sich nicht verführen lassen, sie bleiben stark und leben weiter so, wie es sein soll. Es wird einige kluge Männer geben, die dann vielen Leuten aus dem Volk wieder beibringen, wie man korrekt lebt. Diese Männer werden aber verfolgt, ausgeraubt, in den Knast gesteckt und hingerichtet werden. In dieser Zeit, wo man versucht, sie kaputt zu machen, wird es nur ein paar Leute geben, die ihnen helfen. Aber es wird viele geben, die so tun, als ob sie helfen wollen, aber in Wirklichkeit wollen sie es gar nicht. Auch einige von den klugen Typen werden scheitern und es nicht packen, straight zu bleiben. Das Ganze ist wie so ein großer Test, um zu sehen, wer es ernst meint und wer nicht. Es sollen am Ende nur die Leute übrig bleiben, die wirklich gut drauf sind. Aber das ist noch nicht alles.
VolxBibel – Daniel 11:32–35

Zum zweiten Mal (vgl. V. 28 ) ließ Antiochus seine Wut an den Juden, der Stadt Jerusalem und dem Tempel aus. Er wandte seinen Zorn gegen den heiligen Bund , das gesamte mosaische System (vgl. V. 28 ). Jeder jüdische Überläufer, der sich auf seine Seite stellte, wurde belohnt (vgl. V. 32 ). Er entheiligte den Tempel und setzte das tägliche Opfer ab. Antiochus sandte seinen General Apollonius mit 22 000 Soldaten mit einer angeblichen Friedensmission nach Jerusalem. Aber sie griffen Jerusalem an einem Sabbat an und töteten viele Menschen. Sie nahmen Frauen und Kinder als Sklaven, plünderten die Stadt und setzten sie in Brand.
Er versuchte, den Judaismus auszulöschen und die Juden zu hellenisieren. Darum verbot er ihnen die Befolgung ihrer religiösen Praktiken (wozu auch ihre Feste und die Beschneidung gehörten) und befahl, daß alle Abschriften des Gesetzes verbrannt werden müßten. Dann ließ er das Greuelbild, das Verwüstung bringt, aufstellen . Am 16 .Dezember 167 v. Chr. errichtete er auf dem Brandopferaltar außerhalb des Tempelgebäudes einen Altar für Zeus und ließ darauf ein Schwein opfern. Die Juden wurden gezwungen, an jedem 25sten eines Monats den Geburtstag von Antiochus Epiphanes zu feiern. Antiochus versprach abgefallenen Juden ( denen, die den Bund verletzten ; vgl. V. 30 ) eine große Belohnung, wenn sie den Gott Israels verließen und Zeus, den Gott der Griechen, anbeteten. Viele in Israel wurden durch seine Versprechungen ( Schmeichelei ) dazu gebracht, den falschen Gott anzubeten. Aber ein kleiner Rest blieb Gott treu und weigerte sich, an diesen verwerflichen Praktiken teilzunehmen. Antiochus IV. starb schließlich wahnsinnig im Jahr 163 v. Chr. in Persien (vgl. die Anmerkungen zu Antiochus in Dan 8,23-25 ).
Dan 11:33-35
Die Juden, die sich weigerten, sich Antiochus unterzuordnen, wurden verfolgt und um ihres Glaubens willen getötet. Das Wort Fall (V. 33 – 34 ) meint wörtlich „stolpern“ ( kASal ). Es spricht von ernstem Leiden vieler und dem Tod anderer. Hier ist die Revolte der Makkabäer angesprochen. Mattatias, ein Priester, war der Vater von fünf Söhnen. (Einer von ihnen, Judas, wurde dadurch bekannt, daß er den Tempel Ende 164 v. Chr. wieder renovierte. Er wurde auch Judas Makkabäus, „der Hämmerer“, genannt.) 166 weigerte sich Mattatias, diesem falschen religiösen System zu dienen. Er und seine Söhne flohen von Jerusalem in die Berge und begannen den makkabäischen Aufstand. Zuerst waren es nur wenige Juden, die zu ihnen hielten. Aber dann wurde ihre Bewegung sehr populär, viele schlugen sich auf ihre Seite, einige aus ehrlichen Motiven, andere aus unehrlichen. Das Leiden, das die Treuen erduldeten, reinigte und läuterte sie. Diese Zeit der Verfolgung dauerte nicht sehr lange. Es war Daniel bereits offenbart worden, daß der Tempel 1150 Tage lang entheiligt sein würde ( Dan 8,14 ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 8,23-25 ). Hier wird ihm versichert, daß diese Verfolgung eine Zeitlang andauern und dann aufgehoben werden wird, denn ihr Ende wird zur vorausbestimmten Zeit kommen.

Walvoord Bibelkommentar

V.34 kann man als eine Prophetie der Bewahrung bezeichnen: »und während sie zugrunde gehen, werden sie eine kleine Hilfe erhalten«. Das bedeutet doch: Sie werden nicht gänzlich verlassen bleiben. Gott wird ihnen »eine kleine Hilfe« senden, zum Zeichen, daß der Herr lebt und sie nicht vergessen hat. Der Geschichtsverlauf hat deutlich gemacht, daß diese »kleine Hilfe« u.a. in den Makkabäern bestand, die seit 166 v.Chr. als Guerillas und Aufständische gegen Antiochus und die Syrer kämpften. In dem Ausdruck »kleine Hilfe« liegt ein Doppeltes:
a) die dankbare Anerkennung dessen, was die Makkabäer taten,
b) die klare Einsicht in die Begrenztheit dieser Hilfe.
Denn die Religionsverfolgungen gingen teilweise auch unter den Makkabäern weiter (z.B. ließ König Alexander Jannai, der 103–76 v.Chr. regierte, Tausende von Pharisäern kreuzigen), und als die Makkabäer ihre Macht verloren, setzten sie sich unter den Römern fort, bis sie schließlich in die großen Christenverfolgungen mündeten. Die »große Hilfe« kommt erst, wenn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft allen Reichen dieser Welt ein Ende machen wird. Insofern deutet der Ausdruck »kleine Hilfe« auf den weltumspannenden Geschichtsplan Gottes, weit über die konkreten Jahre 167ff hinaus. Auch der zweite Satz in V.34 kann als eine Art Bewahrung aufgefaßt werden: »viele werden sich unaufrichtig an sie anschließen«. D.h. zunächst einmal positiv: Die Gesetzestreuen gewinnen einen starken Anhang im Volk. Durch die »kleine Hilfe« in Gestalt der Siege der Makkabäer neigt sich das Zünglein der Waage denen zu, die die Zwangseinheit ablehnen. Allerdings sieht Gott tiefer. Der glänzende Sieg der Makkabäer, die 143 v.Chr. die Unabhängigkeit erringen, bewirkt, daß viele auch aus »unaufrichtigen« Motiven zur Gesetzestreue zurückkehren. Es ist nicht alles wahre Buße, was als solche erscheint! Damit ist die Gemeinde aller Zeiten davor gewarnt, sich an äußeren Erfolgen zu orientieren. Übrigens grenzten sich einzelne Gruppen im Judentum, z.B. die Qumrangemeinschaft, durch äußerst strenge Regeln von solchen »Mitläufern« ab.
V.35 führt uns noch mehr aus den vordergründigen Geschichtsereignissen heraus. Er gibt zunächst eine Präzisierung. Nur »eine Anzahl von Verständigen wird zugrundegehen«. Die Zahl der Märtyrer, die ihr Leben hingeben, ist wie in Offb 6,11 begrenzt. Er antwortet sodann auf die Frage, die angesichts der Märtyrer aufsteigt: Wozu dient dieses Leid? Die Antwort lautet: Gott will »in ihren Reihen prüfen, läutern und reinigen«. Das betrifft sowohl die persönliche Läuterung der Märtyrer als auch die Läuterung in den »Reihen« der Gesetzestreuen. Nur auf dem Weg des Leidens können Glauben und Gehorsam echt bleiben. Wir ahnen, daß Gottes Schule wegen unserer Sündenliebe oft hart sein muß. Aber nun wird noch einmal ein weiter Horizont aufgezeigt: »bis zur Zeit des Endes«. Schaut hier nicht die danielische Prophetie weit über die makkabäischen Kämpfe hinaus? Hat uns nicht Jesus eine Art Kommentar zu diesem Vers gegeben, wenn er in Mt 24,17 sagt: »Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird gerettet«? Und auch am Ende des Matthäus-Evangeliums scheint dieser Ton aufzuklingen: »ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt 28,20). Es empfiehlt sich nicht, das Ende in der Prophetie Daniels schon mit dem Tod des Antiochus anzusetzen. Sie warnt sogar vor einer Naherwartung: »Denn noch läuft es weiter auf bestimmte Zeit«. Wielange diese »bestimmte Zeit« dauert, weiß nur Gott. Soviel ist auf jeden Fall klar: vor dem »Ende« der irdischen Geschichte wird das Martyrium in der Gemeinde Gottes niemals aufhören.
Immer mehr haben wir in den letzten Versen typische Züge entdeckt, die nicht nur auf die Zeit des Antiochus zutreffen, sondern Modellcharakter für die ganze Geschichte Israels und der Kirche besitzen. Dieses Typische drängt sich in den Versen 36–39 noch stärker hervor.


Es lohnt sich an dieser Stelle, noch einmal auf die alten Ausleger zu hören. Der im 3. Jh. n.Chr. schreibende Hippolyt bezog die Verse 36ff auf den Antichrist, der im 4. Jh. n.Chr. lehrende Hieronymus bezog schon die Verse 21ff auf den Antichrist, und der zu Anfang des 5. Jh. n.Chr. wirkende Chrysostomus betrachtete sogar das ganze 11. Kapitel als Antichristweissagung. Auch Luther sieht von V.21 an zunehmend eine Weissagung auf den Antichrist. Allerdings verschwindet für ihn und für Hieronymus der historische Antiochus IV. nicht ganz, sondern der Syrerkönig wird als historische Gestalt zugleich ein Abbild des Antichrist: »er (= Daniel) malet«, sagt Luther, »denselben also, daß er seine Worte endlich dahin lenkt, daß er unter der Person des Antiochus den Antichrist beschreibt«. Luther beruft sich für diese Deutung auf die einstimmige Meinung der Kirche: »denn auch alle Lehrer einträchtig solche Weissagung vom Antiocho auf den Antichrist deuten«. Es gilt nach Luther also beides im Auge zu behalten: die Weissagung des Antiochus IV. für die Juden und die Weissagung des Antichrist für die Kirche. Beides läßt sich nicht trennen, sondern liegt ineinander: »daß er (= Daniel) nicht nur und allein den Edlen (= Antiochus) meine, sondern menget den Edlen und Antichrist untereinander«. Ähnlich deutet Hartenstein. Er bezieht die Verse 36–39 zwar auf Antiochus, sieht aber in diesem zugleich »das Bild des alttestamentlichen Antichrist«

Wuppertaler Studienbibel

Vers 32a spricht von der Politik des Antiochus Epiphanes: Und die, die dem Bund zuwiderhandeln, wird er durch Schmeicheleien verderben. Diejenigen, die gegen den Bund Unrecht taten, waren die Hellenisten. Er verderbte sie mit Schmeicheleien, indem er die einen gegen die anderen ausspielte. Er hat die Abtrünnigen absichtlich begünstigt, erhöht und gefördert.
In Vers 32b heißt es: Das Volk, das seinen Gott kennt, wird stark sein und Heldentaten vollbringen.
Das Volk, das seinen Gott kennt, waren die Makkabäer. Sie sollen stark sein, und sie waren stark in dem Herrn. Sie werden Heldentaten vollbringen, und in der Tat besiegten sie schließlich jede Armee, die Antiochus Epiphanes gegen sie schickte (1 Makk. 2:1-13:53; 16:1-2; 2 Makk. 8:1-15:36).

Vers 33 spricht von den Gerechten unter den Juden: Und die Weisen unter dem Volk werden viele belehren. Trotz des Dekrets von Antiochus, das die Lehre der Schrift verbot, fuhren die Gerechten fort, die Schrift zu lehren und den Weg des Herrn zu lehren. Dennoch werden sie fallen. Wegen dieser Aktivitäten starben viele durch die Verfolgungen auf die vier Arten, die Daniel prophezeite: durch das Schwert und durch die Flamme, durch die Gefangenschaft und durch den Raub (2. Makk. 6:18-31; 7:1-42).

Vers 34 prophezeite den Fall der Makkabäer: Wenn sie, die Gerechten, fallen werden, so wird ihnen geholfen werden mit einer kleinen Hilfe. Den Gerechten wurde durch die Makkabäer geholfen, denen es gelang, Israel von den Syrern zu befreien; dennoch fielen auch sie, denn nicht einer von ihnen starb eines natürlichen Todes. Von den fünf Brüdern starben drei im Kampf und zwei durch Verrat. Aber viele werden sich ihnen mit Schmeicheleien anschließen. Viele Juden, die eigentlich den Hellenismus bevorzugten, schlossen sich den Makkabäern an, weil sie gegen die Syrer erfolgreich waren. Später aber pervertierten sie die Nachkommen der Makkabäer, die aktive Hellenisierer wurden.

In Vers 35a wird die göttliche Absicht in der Verfolgung offenbart; Gott lässt die Verfolgung zu, damit die Gerechten geläutert, gereinigt und weiß gemacht werden können.
In Vers 35b schließt er diese Einheit ab und betont, dass Antiochus Epiphanes nur bis zu einem bestimmten Punkt regieren dürfe; dann würde Gott seiner Herrschaft ein Ende setzen. Dies tat Er tatsächlich.

Arnold Fruchtenbaum – Channukah (Das Fest der Einweihung)

Bis Vers 35 haben sich alle Worte von Daniel schon erfüllt gehabt. Werden diese Verse noch einmal erfüllen? Oder erwarten wir nur die Erfüllung ab Vers 36?

Umkehr und dann …?

„Kommt und laßt uns zu Jehova umkehren; denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen wieder beleben, am dritten Tage uns aufrichten; und so werden wir vor seinem Angesicht leben. So laßt uns Jehova erkennen, ja, laßt uns trachten (Eig jagen) nach seiner Erkenntnis! Sein Hervortreten ist sicher wie die Morgendämmerung; und er wird für uns kommen wie der Regen, wie der Spätregen die Erde benetzt.“
Elberfelder 1871 – Hosea 6,1–3

»Laßt uns gehn,
wir wollen umkehren zu IHM,
denn selber er hat zerfleischt,
er wird uns heilen,
er hat geschlagen,
er wird uns verbinden,
nach einem Tagepaar belebt er uns wieder,
läßt erstehn uns am dritten Tag,
daß wir in seinem Angesicht leben.
Erkennen wollen wir,
nachjagen SEINER Erkenntnis.
Wie das Nachtvergrauen
urgewiß ist seine Ausfahrt,
er kommt uns wie der Erguß,
wie der Lenzregen feuchtet das Land er.«
Buber & Rosenzweig 1976 – Hosea 6:1–3

Kommet, werden sie sagen, wohlan, lasset uns zu Jehova wiederkehren! Er hat uns zerrissen, und wird uns wieder heilen; er hat uns wund geschlagen, und wird uns wieder verbinden. Nach zwei Tagen lässt er uns genesen; am dritten Tage richtet er uns wieder auf, so dass wir vor ihm leben. Lasset uns zur Erkenntniss kommen, lasset uns trachten, Jehova zu verehren! gewiss tritt er hervor, der Morgenröthe gleich, und wie ein Regen kommt er zu uns, wie ein Spatregen, der das Land erfrischt.
van Ess 1858 – Hosea 6,1–3

Ist dieser Abschnitt nicht ein Wort der Hoffnung für das schuldige und niedergeschlagene Volk? Ist es nicht ein Heilmittel für die Wunden, welche die Hand des HERRN ihm zugefügt hat?
Der HERR, der selbst geredet hatte, um das Gericht anzukündigen (Kap. 5,14), verkündet nun, dass er an seinem Ort bleiben würde, bis sein Volk seine Schuld bekennen und zu ihm umkehren würde (Kap. 5,15). Die äußerste Not würde das Volk auf den Weg der Buße leiten. Es würde dem HERRN nicht mehr mit vergeblichen Opfern nahen (Kap. 5,6), sondern in Reue mit einem bußfertigen Herzen (Mich 6, 6–8).
„Sie werden mich eifrig suchen “ (Kap. 5,15). Nach der langen Nacht der Erprobung erhebt sich ein Morgen ohne Wolken für ein bußfertiges Volk (2 Samuel 23,4). Dieses Werk der Gnade am Herzen des Überrestes wird durch den Heiligen Geist geschehen, auf Grund des Todes dessen, den sie durchstochen haben: Christus (Sach 12,10–14).
Diese Verheißung Gottes veranlasst den Propheten zu seinem bewegenden Aufruf an das Volk, durch welchen er es ermuntert, von nun an mit ihm zum HERRN zurückzukehren (Kap. 6,1–3). Die Quelle des Glaubens besteht stets darin, sich dem zuzuwenden, der uns zu unserem Guten schlägt, damit er uns heilen kann: „Denn er bereitet Schmerz und verbindet, er zerschlägt, und seine Hände heilen“ (Hiob 5,18).
Der dritte Tag ist in erster Linie eine verschleierte Anspielung auf die Auferstehung Christi, der „auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften“ (1 Korither 15,4). Das ist das Zeichen Jonas: Der Sohn des Menschen war drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde (Mt 12,39.40). Aber Jona ist auch ein Bild des jüdischen Überrestes, der „über Bord“ geworfen wird, während das Schiff der Nationen seinen Weg auf dem Meer fortsetzt, welches ein Bild der Unruhe der Völker ist. Am dritten Tag kommt er aus den Wassern der Todeserprobung hervor und wird lebend auf die Erde zurückgeworfen. Der Prophet deutet so die nationale Auferstehung Israels an, die erst durch die Auferstehung Christi möglich wurde. Die Vision der verdorrten Gebeine, die in ein großes Heer lebendiger Wesen verwandelt werden, die auf ihren Füßen stehen (Hes 37,1–10), bestätigt diese Verheißung.

Der Regen des Segens (Kap. 6,3)
Die Prophezeiung Hoseas geht noch weiter und hat die geistliche Auferweckung des Volkes durch das Ausgießen des Heiligen Geistes (dargestellt durch den Regen) zum Inhalt. Dies sind die Vorrechte des neuen Bundes, die das Volk von Anbruch des tausendjährigen Reiches an genießen wird. Die Schrift redet vom Früh- und Spätregen (Jak 5,7):
1. Der Frühregen stellt das Ausgießen des Heiligen Geistes über die himmlische Versammlung in Jerusalem am Tag der Pfingsten dar, was eine teilweise Erfüllung der Prophezeiung Joels ist (Apg 2,1–4; Joel 3,1–4). Dieser Regen begleitet die Saat und schließt die Saatkörner in der Erde ein.
2. Der Spätregen spielt auf den vom Himmel auf die Erde herabkommenden Segen an. Er redet vom erneuten Ausgießen des Heiligen Geistes zu Gunsten des irdischen Volkes Gottes. Durch ihn wird die Frucht bis zum Zeitpunkt der Ernte zur Reife gebracht.
Aber alles ist zur Freude des göttlichen Sämanns, der seine Garben in seinem Schoß heimträgt (Ps 126,5.6; Ps 129,7).

Jean Muller – Betrachtung über den Propheten Hosea

Diese Verse enthalten die Worte, die die bußfertige Generation der Zukunft sagen wird, wenn sie den Herrn sucht. Die Botschaft besteht aus zwei Kreisen, von denen jeder eine Aufforderung (V. 1 a. 3 a) und eine motivierende Verheißung (V. 1 b – 2.3 b) enthält.
Im Gegensatz zu der Torheit der Vergangenheit (vgl. Hos 5,13 ) wird sich Israel dem Herrn als seiner Quelle der Heilung und des Lebens zuwenden (vgl. 5Mo 32,39 ). Assyrien konnte Israel nicht heilen ( Hos 5,13 ), aber der Herr kann es, auch wenn er wie ein Löwe ist ( Hos 5,14 ). Er hatte es in Stücke gerissen. Nun wartete das Volk vertrauensvoll auf seine kommende Erneuerung seiner nationalen Lebenskraft. Die gleichbedeutenden Ausdrücke “ nach zwei Tagen “ und “ am dritten Tag “ sprechen von einer kurzen Zeitperiode, die bald eintreten wird. Israel wird die Autorität des Herrn anerkennen (im Gegensatz zu Hos 4,1.6; 5,4 ). Das Wort für “ trachten “ heißt wörtlich „folgen“ oder „nachjagen“. Es zeigt die Intensität der neugewonnenen Hingabe Israels.
Der Herr wird auf diese Treue ganz sicher antworten. Sein Hervortreten aus seinem Versteck (vgl. Hos 5,6.15 ) ist so sicher wie der Sonnenaufgang. Er wird seinen Segen ausgießen auf sein Volk, so wie der Winter- und Frühlingsregen die Erde bewässert und die landwirtschaftliche Fruchtbarkeit sichert. Dieser Vergleich ist besonders treffend, denn die Regelmäßigkeit dieser Regenfälle galt als ein Zeichen der Gunst Gottes (vgl. 5Mo 11,13-15 ).

Walvoord Bibelkommentar

Was Jahwe den beiden Völkern in 5,4 vorgeworfen hatte: »sie kennen mich nicht«, wird in diesem Bußgebet aufgenommen. Ephraim und Juda versprechen Jahwe, sie wollen sich bemühen, ja »sich beeilen, ihn zu erkennen« (6,3). Das heißt, sie wollen seinen Willen in der Thora Moses und den Schriften erforschen, um eine immer klarere Vorstellung von ihrem Gott und seinem heiligen und guten Willen zu erhalten. Es sind typische Versprechen von Menschen in Not. Jetzt erkennen sie ihre mangelhafte Gotteserkenntnis. Sie lebten an Jahwe vorbei, dienten andern Göttern und ließen sich von falschen Vorstellungen über Gott und die Welt leiten. Das brachte sie auf Abwege, die zu ihrem Verderben führten, sodass sie in diese verzweifelte Lage gerieten. Jetzt kommt die Einsicht!
Nochmals bekräftigen sie ihre Hoffnung auf das rettende Eingreifen Jahwes. Dabei werden zwei verschiedene Bilder verwendet, das eine vom »Morgenlicht«, das ganz sicher hervorbricht und den neuen Tag ankündigt, das andere vom »Regen«, der die Erde benetzt:
»Licht« ist im Orient neben dem wörtlichen Sinn auch im übertragenen bekannt, z.B. als Symbol für Leben (  Jes 9,1; Ps 36,10) – und »Finsternis« als Symbol für den Tod (  Jes 9,1; Ps 56,14). Der Begriff »Licht« ist unter anderem aber auch in der Rechtssprache verankert. Dort dient es als Symbol für die Gerechtigkeit – und die Ungerechtigkeit ist Finsternis (2Sam 23,4; Jes 5,20; 59,9; Mi 7,9; Zef 3,5 etc.). Zudem ist die Hilfe, die man Armen und Unterdrückten bringt, »Licht« (  Jes 58,7–8.10; 60,1–3). Der Begriff kann aber auch Sieg in einer kriegerischen Auseinandersetzung bedeuten (Ps 27,1), wie man z.B. schon im 18. Jahrhundert v.Chr. in Hammurabis Selbstlob nachlesen kann: »Ich bin derjenige, den der Gott Enlil in der Schlacht überragend groß gemacht hat, die ›große Mauer‹ der Truppen, das Sonnenlicht, das seinem Lande aufgeht, bin ich« (Sjöberg, 53). Im Zusammenhang mit dem Tag der Züchtigung (Hos 5,9) oder dem Tag Jahwes (Am 5,18–20) bedeutet es, dass sich Gottes Volk an diesem Gerichtstag nach Rettung sehnte. Ephraim und Juda erwarten hier als Schuldige das »Hervortreten« des obersten Richters Jahwe, der für sie wie »Morgenlicht« sein wird, weil er sie begnadigt und aus ihrer Not befreit.
Die Bilder des »Regens« und des »Taus« finden sich auch im ugaritischen Baalszyklus, wo die so wichtige Feuchtigkeit mit dem Wettergott Baal in Verbindung gebracht wird. Nachdem die jungfräuliche Göttin Anat in einem Blutrausch Menschen umgebracht hatte, »schöpfte sie Wasser und wusch sich mit Tau des Himmels, Fett der Erde, Sprühregen des Wolkenfahrers«, d.h. ihres Bruders Baal, »Tau, den der Himmel für sie ausgegossen, Sprühregen den die Sterne für sie ausgegossen haben« (TUAT III, 1140/38–41). Dieselben Worte werden wiederholt, als sie sich Baal näherte, um mit ihm zu essen und sich auf den Kampf mit El vorzubereiten (TUAT III, 1146/42–44).
Das Regenbild ist in Israel wegen der dort oft herrschenden Trockenheit geläufig. Man sehnt sich im Herbst nach dem ersten Regen im Oktober. Im Frühling, etwa Ende April bis Mitte Mai, erwartet man den Spätregen, der den Weizen und die Früchte zur vollen Reife bringt. Ob sich die beiden Völker von Vorstellungen des Mythos ihres Götzen Baal verleiten ließen, ihr Gebet so zu formulieren? Nein, denn Hosea legt ein durchaus »orthodoxes«, rechtgläubiges Gebet in ihren Mund und lässt sich dabei vom bekannten Moselied (5Mo 32) leiten. Dort finden sich zu Beginn an prominenter Stelle die Worte Moses: »Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Rede meines Mundes. Meine Lehre rinne wie der Regen, und meine Rede riesele wie Tau, wie der Regen auf das Gras und wie die Tropfen auf das Kraut« (5Mo 32,2; Ps 72,6). Dem Volk legt Hosea die Erwartung in den Mund, Jahwe »werde für sie kommen wie Regen, wie Spätregen, der die Erde benetzt«. Die beiden Völker hofften somit, Jahwe werde die Worte Moses wahr machen. Dessen prophetische Rede sollte durch Jahwes »Kommen wie Regen und wie Spätregen benetzt werden« (Hos 6,3) und Frucht bringen, damit sie sich bald erfüllte. Sie erwarteten vor allem, dass Jahwe sie heilen und wieder beleben werde (Hos 6,1–2), wie Jahwe es in 5Mo 32,39 angekündigt hatte.
Der Vers 2 zu Beginn des Bundesliedes 5Mo 32 hat seine Wirkungsgeschichte: Neben Hosea 6,3 und 13,3 finden sich beide Bilder vom Licht und Regen im Lied der letzten Worte Davids: Dort ist ein gerechter Herrscher »wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht« (2Sam 23,4). Auch Jesaja nimmt das Regen- und Fruchtbarkeitsbild auf. Er spricht vom »Wort Jahwes«, das wie »Regen« und Schnee vom Himmel herabkommt und auf dieser Erde die Frucht reifen lässt (  Jes 55,10–11). Dann wird auch Jesus sich im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld von 5Mo 32,2 inspiriert haben lassen. Sein »Wort« wird Frucht bringen, dreißig-, sechzig- oder gar hundertfältig (Mt 13,3–9).

Edition C Bibelkommentar Altes Testament

»Er hat zerrissen«: Not treibt bisweilen zur Gotteserkenntnis. Die Ursache des Leides ist bei Gott zu suchen. Ein Zeichen echter Buße ist, daß nicht die Not, sondern deren Ursache im Mittelpunkt steht.
»Laßt uns zu Jahwe zurückkehren«: Eine gewisse Gotteserkenntnis ist da, wie sie einst Israel hattea und wie sie andere Propheten später lehrtenb, auch der Ansatz zu gehorchen (»zurückkehren«). Aber der Gehorsam geht nicht tief; wir hören nichts von echtem Sinneswandel, von der Abkehr von ihrem Lebensstil. Was ändert sich? Gottvertrauen in der Not ist da, aber keine Liebe; sie reden von ihrer Not, aber nicht von ihrer Schuld! Dieses Gottvertrauen zerstiebt, sobald die Notlage behoben ist.
[2] »Er wird uns beleben«: Diese Hoffnung ist durchaus dem Glauben gemäß4.
»… nach dem zweiten Tag … am dritten Tag«: Calvin hat diese Worte als Verheißung auf das Volk Gottes bezogenc, während Luther an die Auferstehung Jesu von den Toten dachte. Andere Ausleger denken an eine Redewendung, die einen kurzen Zeitraum bezeichnet. Wer die Verse 1–3 als eilfertiges Bußlied ohne tiefgreifende Buße der Priester deutet, kann hier keine Prophetie auf Jesus oder seine Gemeinde erkennen. Der muß diese Worte als Zeichen theologischer Verwilderung und Religionsvermischung sehen. Denn im Umkreis Israels herrschte im Mythos die Vorstellung, daß Adonis am Tage nach dem ihm zugedachten Opfer wieder auferstehe (Byblos), Osiris am dritten Tag nach seinem Tod wieder auferstehe (Ägypten).
Im Munde der Priester bekommt dieses Auferstehungswort einen bedrückenden Nebensinn: Sie trösten sich nicht mit dem wahren Glauben an Gott, sondern mit Gedanken heidnischer Mythologie, die vom Propheten als Zeichen des Abfalls von Gott zu tadeln sind.
[3] »Laßt uns erkennen«: Sie nehmen Hoseas Predigtgedanken auf. Sie äußern die Bereitschaft, Gott kennenzulernen und mit ihm Erfahrungen zu machen. Aber ihre vollmundige Redensweise verrät sie (»nachjagen«; Hosea spricht von »suchen«): Sie nehmen Hoseas Predigt nur oberflächlich auf. Von Gehorsam ist noch immer nicht die Rede. Dadurch gerät auch ihre Hoffnung in Verdacht:
»Sein Aufbruch«: Sie warten auf Gott selbst. Das »Morgenrot« kündigt den Tag des Heils and. Gott selbst kommte. Interessanterweise fehlen diese Bilder bei Hosea.
Was erwarten die Zeitgenossen von Gott?
»Regen« (Winterregen im Dezember/Januar), vor allem der »Spätregen« (im März/April) ist für Blüte und Körnerbildung des Getreides so wichtig und deshalb so ersehntf. Sie erhoffen also Wohlergehen, während zu echter Buße nach Hosea das Zittern vor Gottg gehört, ferner die Nachfolge in der Wüste, wo die materielle Hilfe sich erst später zeigth. Ebenso lehrt Hosea, daß zur wahren Buße Schulderkenntnis und die Bitte um Vergebungi gehört.
»Wie Morgenrot … wie Regen«: Der Vergleich mit den in der Natur regelmäßig wiederkehrenden Vorgängen ist hier, wo es um Gottes unverdiente, überraschende Vergebung gehen sollte, verdächtig. Die Bilder der Natur sind verwandt mit der kanaanäischen Naturreligion und sind fehl am Platz, wo es um Gottes freiwillige innige Liebe gehtk. Die Bilder aus der Natur drücken auch nicht die Heilsgewißheit sachgemäß aus; denn sie stammt aus der »Bundestreue« Gottes. Dieses Wort fehlt auffälligerweise hier im Bußlied, findet sich aber in Gottes Tadel (Vers 4–6).
Das Bußlied sieht auf den ersten Blick der echten Buße täuschend ähnlich. Aber bei genauerem Zusehen erkennt man, wie eilfertig es ist, und warum Gott es tadelt.

Wuppertaler Studienbibel

Die vierte Phase: Die Heere des Antichristen bei Bozra Die Juden und ihre Führer werden sich nicht mehr in Jerusalem oder Israel, sondern vor allem in Bozra aufhalten, im alttestamentlichen Land Edom und heutigen Südjordanien. Da der Feldzug von Harmagedon das Ziel verfolgt, die Juden völlig zu vernichten, werden sich die Armeen der Welt von Jerusalem aus nach Süden wenden –nach Bozra, wie aus Jeremia 49,13-14 hervorgeht: „Denn ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, daß Bozra zu einer verwüsteten, beschimpften, versengten und verfluchten Stätte werden soll, ja, alle ihre Städte sollen zu ewigen Trümmern werden. Ich habe eine Kunde vernommen von dem Herrn, es ist ein Bote zu den Heiden gesandt worden: Versammelt euch und ziehet wider sie und stehet auf zum Streit!“
In Bozra sammeln sich die Armeen der Welt, um den Überrest Israels zu vernichten, der sich dort gesammelt hat. Mit dem Abschluß des vierten Stadiums brechen die drei letzten Tage des Feldzuges von Harmagedon und der großen Trübsal an.
Die fünfte Phase: die nationale Wiedergeburt Israels
Wir haben schon im vorigen Kapitel darauf hingewiesen, daß zu der grundlegenden Voraussetzung für die Wiederkunft Christi zwei Aspekte gehören. Zuerst muß Israel die Sünde bekennen, die es als Volk begangen hat (3. Mose 26,40-42; Jeremia 3,11-18; Hosea 5,15); zweitens muß es den Messias um seine Rückkehr bitten (Sacharja 12,10; Matthäus 23,37-39). Wenn die Heere des Antichristen nach Bozra ziehen, werden nach Hosea 6,1-3 die letzten drei Tage des Feldzuges von Harmagedon beginnen:
„Kommt, wir wollen wieder umkehren zum Herrn! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns verwundet, er wird uns auch verbinden; nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen,
am dritten Tage wird er uns aufrichten, daß wir vor ihm leben; und laßt uns erkennen, ja,
eifrig Ihm:Iden nach dem Erkennen des Herrn! Sein Erscheinen ist so sicher wie das (Aufgehen) der Morgenröte, und er wird zu uns kommen wie ein wie ein Spätregen, der das Land benetzt!“

Diese Stelle ist in Wirklichkeit eine Fortsetzung von Hosea 5. Unglücklicherweise unterbricht gerade hier der Anfang eines neuen Kapitels den Gedankengang. Es wird davon gesprochen, daß die Menschen ihre Sünde erkennen, wie es in Hosea 5,15 gefordert wird. In den Versen 1-3 rufen die jüdischen Führer nun das Volk auf, Buße zu tun und seine Sünde zu bekennen (Vers 1-2). Nur dann wird Israel wieder den äußeren Segen zurückgewinnen, dessen es sich früher erfreute (Vers 3). Am Ende werden auch die Führer Israels erkennen, warum die große Trübsal über sie kommen mußte. Ob dies durch das Studium der Heiligen Schrift, durch die Predigt der 144 000 oder die beiden Zeugen (das dritte Zeichen des Jona, auf das die Juden von Jerusalem schon geantwortet hatten) oder schließlich durch den Dienst des Elia geschehen wird, ist nicht klar zu erkennen. Höchstwahrscheinlich werden alle diese Faktoren zusammenwirken; den Führern des Volkes wird irgendwie die nationale Sünde Israels bewußt werden. So, wie die Führer einst das Volk dazu verleiteten, Jesus als den Messias zu verwerfen, werden sie dann dem Volk dabei helfen, ihn als den Messias anzunehmen, und diesen Aufruf von Hosea 6,1-3 erlassen. Das Sündenbekenntnis des Volkes wird zwei Tage dauern, in denen das ganze Volk zum Glauben an Jesus kommt und gerettet wird.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

„sammeln und zusammenbringen“

Darum sprich: So spricht der Herr, Jehova: Ja, ich werde (O. Auch werde ich) euch aus den Völkern sammeln und euch zusammenbringen aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, und werde euch das Land Israel geben. Und sie werden dorthin kommen und alle seine Scheusale und alle seine Greuel daraus entfernen. Und ich werde ihnen ein Herz geben, und werde einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleische wegnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben:
Elberfelder 1871 – Ezekiel 11,17–19

darum sprich: So hat mein Herr, ER, gesprochen:
Aber ich hole euch zuhauf aus den Völkern,
aber ich sammle euch aus den Ländern,
wohin ihr versprengt worden seid,
ich gebe euch den Jissraelsboden.
18 Dorthin sollen sie kommen,
hinwegräumen sollen sie daraus
all seine Scheusale,
alle seine Greuel.
19 Ich gebe ihnen ein einiges Herz,
einen neuen Geist gebe in ihre Brust ich,
das Steinherz räume ich aus ihrem Fleisch,
ich gebe ihnen ein Fleischherz:
Buber & Rosenzweig 1976 – Hesekiel 11,17–19

Deshalb hab ich, Gott, der Chef über alles, Folgendes beschlossen: Ich werde sie wieder alle zusammenbringen! Ich sammle sie von überall her auf, wo auch immer sie verstreut leben, und bringe sie wieder in dem Land Israel zusammen. Dieses Land werde ich ihnen wieder schenken.
Wenn das passiert, werden sie das Land erst einmal komplett ausräumen und sauber machen. Dieser ganze ätzende Kram mit den Plastikgöttern und so muss dort unbedingt verschwinden! Ich werden ihnen eine andere Einstellung zu Dingen schenken, sozusagen ein neues Herz. Sie werden innerlich ganz anders draufkommen, ich spiele ihnen ein neues Programm auf. Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht mehr so hart drauf und ohne Gefühle sind. Aus einem Herz aus Stein mach ich ein Herz aus Fleisch und Blut.
VolxBibel – Hesekiel11,17–19

Aber auch für Israel als Nation gab es eine Zukunft. Gott verhieß: Ich werde dich sammeln von den Ländern, in die du zerstreut bist, und ich werde dir das Land Israel wieder zurückgeben. Der Überrest Israels kann sich auf eine nationale Erneuerung in dem verheißenen Land freuen. Eine teilweise Rückführung geschah nach der babylonischen Gefangenschaft (vgl. Esr; Neh), aber Hes 11,17-21 geht über diese Rückkehr hinaus und weist auf eine zukünftige Sammlung Israels zu Beginn des Tausendjährigen Reiches hin (vgl. Hes 36,24-38;37,11-28 ). Hes 11,18-19 : Israels physische Rückkehr wird von einer geistlichen Erneuerung begleitet sein. Wenn sie in das Land kommen, werden sie alle Götzen und Greuel daraus entfernen (vgl. V. 21 ). Das Land wird wieder vom Götzendienst gereinigt werden, und die Menschen werden ebenfalls gereinigt. Denn Gott sagt: Ich werde ihnen ein ungeteiltes Herz geben und einen neuen Geist in sie legen . Israels äußere Schwierigkeiten sind die Folge ihres inneren Zustandes. Gott verspricht, beides zu ändern.
Hesekiels Verheißung spricht von der bleibenden Innewohnung des Heiligen Geistes in Israel. Vor der Zeit des Neuen Bundes wohnte der Geist in einigen auserwählten Gläubigen. Gewöhnlich war dies dann eine zeitliche Befähigung für eine bestimmte Aufgabe (vgl. die Anmerkungen zu Hes 2,2 ). Aber im Tausendjährigen Reich wird der Heilige Geist in allen gläubigen Israeliten wohnen (vgl. Hes 36,26-27; Joe 3,1 ). Die Einsetzung des Neuen Bundes, der diese ständige Innewohnung beinhaltet (vgl. Jer 31,31-34 ), begann mit dem Tod Christi (vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; Hebr 8,6-13;9,15; 10,14-16; 12,24 ). Aber die letzte Erfüllung, die nationale Sammlung und Erneuerung Israels, steht noch aus. Die Gemeinde heute nimmt teil an den geistlichen (nicht den physischen) Wohltaten des Bundes durch ihre Zugehörigkeit zu Christus.
Die Ergebnisse des neuen „Herzens“ ( ein fleischernes Herz statt eines Herzens aus Stein ) für Israel werden neues Handeln und ein neues Verhältnis zu Gott und den Menschen sein.

Walvoord Bibelkommentar

Was für gnädige Verheißungen Gott ihnen gibt. Diejenigen, die sie hassen und verwerfen, sagen ihnen: „Der HERR möge sich doch verherrlichen.“ Doch sie werden ihre Freude sehen (Gott wird kommen und ihnen Freude geben) (Jes 66,5). Gott gesteht ein, dass seine Hand sich gegen die Exilanten gerichtet hat (Vers 16): „Es stimmt, dass ich sie weit weg unter die Völker geschickt und sie über die Länder verstreut habe. Sie sehen aus, als wären sie ein verlassenes Volk. Doch ich habe für sie Gnade vor.“ Er wird für sie den Verlust des Tempels wettmachen (Vers 16): „Ich bin ihnen doch für eine kurze Zeit zum Heiligtum geworden in den Ländern, in die sie gekommen sind.“ Die in Jerusalem haben den Tempel, doch sie sind ohne Gott. Die in Babel haben Gott, wenn sie auch ohne den Tempel sind. Gott wird ihrer Not zu gegebener Zeit ein Ende bereiten. Er wird sie aus dem Exil bringen und sie oder ihre Kinder wieder in ihrem eigenen Land ansiedeln (Vers 17). „Ihr habt das Anrecht, das die Patriarchen hatten, und sie (Vers 18) – diejenigen, die nach euch kommen – werden es besitzen.“ Ihr Exil wird sie wirkungsvoll von ihrem Götzendienst heilen. Gott wird in ihnen gute Beweggründe einpflanzen. Er wird den Baum gut machen (Vers 19). Das ist eine Verheißung des Evangeliums, und sie erfüllt sich für alle, die Gott ins himmlische Kanaan gehen lassen will. Denn Gott bereitet all die auf den Himmel vor, für die er den Himmel vorbereitet hat. Es wird verheißen:
Dass Gott „ihnen ein einiges Herz geben“ will, ein Herz, das ganz für den wahren Gott schlägt und nicht geteilt ist, wie es das zwischen vielen Göttern gewesen ist, ein Herz, das fest und entschlossen für Gott ist und nicht schwankt. Es wird beständig und gleichmäßig sein und nicht in sich wankelmütig. Ein „einiges Herz“ ist ein aufrichtiges und rechtschaffenes Herz, seine Absichten entsprechen seinem Bekenntnis.
Dass er „einen neuen Geist“ in ihr Innerstes legen will, eine Geisteshaltung, die zu den neuen Umständen passt, in die Gott sie durch seine Vorsehung bringen wird. Alle, die geheiligt sind, haben „einen neuen Geist“ – ganz anders als der vorige. Sie handeln mit einer neuen Motivation, wandeln nach neuen Regeln und streben nach neuen Zielen. Ein neuer Name oder ein neues Gesicht werden ohne eine neue Motivation nicht ausreichen. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung ….“ Und er wird „das steinerne Herz aus ihrem Leib nehmen“, raus aus ihrer verdorbenen Natur. Ihr Herz wird nicht mehr tot und trocken und hart und schwer wie ein Stein sein, wie es dies gewesen ist. Es wird nicht mehr keine gute Frucht bringen können, sodass der gute Same auf ihm verloren ist wie es dies bei dem „felsigen Boden“ ist.
Er wird „ihnen ein fleischernes Herz geben“, kein totes oder stolzes Fleisch, sondern lebendiges Fleisch. Er wird ihr Herz sensibel für geistlichen Schmerz und geistliche Freude machen. Er wird es weich und geneigt machen, Eindrücke zu empfangen. Das ist Gottes Werk, seine Gabe durch die Verheißung. Und es ist eine wunderbare und selige Veränderung, die dadurch bewirkt wird, vom Tod zum Leben. Das wird denen verheißen, die Gott in ihr eigenes Land zurückbringen wird, denn das ist wirklich eine Veränderung zum Besseren, wenn sie von solch einer Veränderung des Herzens begleitet wird, und eine solche Veränderung muss in all denen bewirkt werden, die in das bessere Land gebracht werden, das heißt, das himmlische.
Ihr Handeln wird mit diesen Prinzipien übereinstimmen: „… ich will einen neuen Geist in euer Innerstes legen“, nicht damit sie gut über den Glauben reden und über ihn disputieren können, sondern damit „sie in meinen Geboten wandeln“ in jedem Bereich ihres Lebens „und meine Rechtsordnungen bewahren“ in jedem Akt der Anbetung (Vers 20). Das muss beides zusammenkommen, und wem Gott ein „einiges Herz“ und „einen neuen Geist“ gegeben hat, der wird sich beides zu Herzen nehmen. Dann sollen sie „mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“ Der Alte Bund, der gebrochen und vergessen zu sein scheint, wird erneuert werden. Scheinbar haben sie durch ihren Götzendienst Gott verworfen. Doch als sie von ihrem Götzendienst geheilt und aus ihrer Gefangenschaft befreit sind, gehören Gott und sein Israel wieder einander. Gott wird sie durch sein gutes Werk in ihnen zu seinem Volk machen. Und dann wird er durch die Zeichen seines Wohlwollens ihnen gegenüber zeigen, dass er ihr Gott ist.

Der Neue Matthew Henry Kommentar


Gerade für die Exilsgemeinde hat Gott eine besondere Verheißung. Ihr feierlicher Charakter wird dadurch unterstrichen, dass V. 17 die Worte »Darum sage: So spricht Jahwe, der Herr« wiederholt (vgl. V. 16). Diese Verheißung hat zwei Teile. Der erste lautet: »Ich werde euch sammeln aus den Völkern und euch zusammenbringen aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid.« Aus den »zerstreuten« Resten wird wieder ein Ganzes. Ein neues Israel entsteht. Gott wird es bewirken, und niemand kann ihn daran hindern: keine Weltmacht, kein Satan, kein Skeptiker. »Sammeln« und »zusammenbringen« sind typische Ausdrücke für die kommende Heilszeit. Die entsprechende Aufgabe wird später dem Messias übertragen. So sieht sich Jesus als einer, der das Zerstreute sammelt.h Der zweite Teil der Verheißung lautet: »und ich werde ihnen das Land Israel geben.« Das »Land Israel« wird im Hebräischen durch einen Ausdruck wiedergegeben, der sich nur bei Hesekiel findet. Gemeint ist hier nach J.G. Plöger die »Qualifikation des unvergleichlichen, von JHWH geschenkten Landes«. Das ist vor allem eine geistliche Qualifikation. Wenn also die Exiljuden gesammelt werden, wird ihnen – evtl. zeitlich etwas später-das von Gott verheißene, einzigartige »Land Israel« wieder geschenkt. Sie sind die wahren Erben des Landes- und nicht nur die im Lande Verbliebenen!
An dieser Stelle ist der Gleichklang der verschiedenen Prophetien des Alten Testamentes bewundernswert (vgl. Jes 49,8ff; 60,4ff; Jer 24,4ff; 29,10.14; 30,1ff sowie die mosaische Prophetie in 5Mo 30,1ff).
Der nachdenkliche Leser kommt an der Frage nicht vorbei: Haben wir seit 1948 nicht die Erfüllung dieser Prophetie erlebt? Im Wesentlichen sicherlich ja. Es gibt wieder das »Land Israel«, den Staat »Israel«, die Sammlung der jüdischen Diaspora im verheißenen Land. Andererseits lebt noch eine sehr große Diaspora (ca. zwei Drittel der Juden) außerhalb des Landes, die Grenzen des völkerrechtlich anerkannten Israel sind enger als die in der Prophetie geweissagten Grenzen, und die ganze Rückkehrbewegung ist mehr politisch als religiös bedingt. Die Erfüllung ist auf den Weg gebracht – aber noch nicht vollendet. Deshalb sollten unsere Stellungnahmen aus der Liebe zu Israel und aus der Zuversicht auf die Verheißungen kommen, aber zugleich offen bleiben für die Überraschungen, die es auf dem Wege zum Ziel noch geben wird.
[18] Das wird gleich praktisch beim nächsten Vers: »Und sie werden dorthin kommen und alle seine Götzen und alle seine Gräuel daraus entfernen.« Das ist zunächst einmal durch die Rückkehrer unter Serubbabel, Esra und Nehemia geschehen. Doch eine endgültige Entfernung aller »Gräuel« erfolgte auch damals nicht.i Ebenso kann man heute fragen, ob das moderne Israel wirklich »alle Gräuel« beseitigt hat. Auch hier legt es sich nahe, dass wir auf die endgültige Verwirklichung erst noch warten müssen.
[19] Das neue Leben im Israelland setzt veränderte Menschen voraus. Diese Erneuerung der Menschen bildet den Inhalt der Verheißung in V. 19 und 20: »Und ich werde ihnen ein einziges Herz geben und einen neuen Geist in sie geben …« »Ich« heißt es hier: nur Gott kann den neuen Menschen schaffen. Aufklärung und Marxismus haben versucht, durch die Entwicklung eines neuen Bewusstseins und neuer Lebensverhältnisse den Menschen zu ändern: vergeblich. Keine menschliche Ideologie oder Manipulation bringt so etwas fertig. Was ist das »einzige/eine Herz«? Die griechische Bibel übersetzt »ein anderes Herz«. Ihr folgt z.B. die Lutherbibel und die Neue Jerusalemer Bibel. Aber im Hebräischen heißt es tatsächlich »einzig« oder »ein«. Gemeint ist die Einheit des Gottesvolkes unter einem König, in einem Lande (also keine Trennung in Nordreich oder Südreich mehr!), unter einem einzigen Hirten in innerer Einmütigkeitj.380 Auch an diese Verheißung knüpft Jesus in Joh 10,16 deutlich an. Außerdem erlebt es die apostolische Gemeinde, dass sie »einmütig« und »ein Herz und eine Seele« sein kann (Apg 2,46; 4,32; Phil 2,2). Die Erfüllung von Hes 11,19 liegt also in Jesus und seiner Gemeinde.
Dasselbe gilt hinsichtlich der Fortsetzung: »Ich werde einen neuen Geist in euch hinein geben«. Der alte Geist des Menschen ist wie sein Herz verdorben und böse.k Deshalb bat schon David: »Gib mir einen neuen… Geist« (Ps 51,12). In der Heilszeit will Gott solche Bitten erfüllen.l Er hat das auch wirklich getan mit der Geistausgießung an Pfingsten.m In Hes 36,26f wird diese Verheißung wiederholt.
Damit verbunden ist, dass Gott »das steinerne Herz aus ihrem Leibe wegnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben wird«. Für uns seltsame Ausdrücke! »Steinernes Herz« bedeutet im Hebräischen »ein hartes, unvernünftiges und unbotmäßiges Herz«. Als Gegensatz dazu bedeutet »fleischernes Herz« ein gehorsames und begnadigtes Herz. Wieder ist klar, dass der Mensch sein Herz nicht aus eigener Macht erneuern kann, sondern nur Gott dies bewirkt.n Auch diese Verheißung wird in Hes 36,26f wiederholt. Sie findet sich außerdem ganz ähnlich in Jer 24,7.

Wuppertaler Studienbibel

Dass Israel eine nationale Wiedergeburt erfahren sollte, ist nicht allein auf die Worte des Neuen Bundes beschränkt. Die Wahrheiten des Neuen Bundes werden von verschiedenen Propheten stark ausgearbeitet. Andere Propheten erwähnen entweder den Neuen Bund oder die Facette des Neuen Bundes, die sich mit der Regeneration Israels beschäftigt. Zum Beispiel heißt es in Jesaja 29,22-24, dass dem Patriarchen Jakob eine Verheißung gegeben wird. Obwohl Jakob während des größten Teils der jüdischen Geschichte beschämt gewesen wäre über die Eigensinnigkeit seiner Nachkommen, wird er, wenn die nationale Regeneration kommt, viel haben, worauf er stolz sein kann. Nach Jesaja 30,18-22 wird die Regeneration eine Folge der Gerichte der Großen Trübsal sein, die Gottes Disziplinierung der Nation Israel sein wird, um sie zu korrigieren. Durch die Gerichte der Trübsal wird Israel zu einer rettenden Erkenntnis seines Messias kommen. Später, in Jesaja 44,1-5, schreibt der Prophet, dass es Gott war, der Israel von Anfang an auserwählt hat, aber Israel muss noch das auserwählte Gefäß werden, zu dem es bestimmt war. Gott wird seinen Geist über die ganze Nation ausgießen. Das Ergebnis wird sein, dass Israel beginnen wird, Früchte zu tragen und seinem Gott immer treu zu bleiben. Dann, in Kapitel 44:21-23, betont Jesaja die Beseitigung der Sünden Israels. Israels ewige Errettung und Freiheit von Schande wird in Jesaja 45,17 betont.

Die beiden anderen großen Propheten, die ebenfalls von dieser endgültigen Wiedergeburt sprachen, sind Jeremia und Hesekiel. In Jeremia 24,7 wird berichtet, dass Gott, wenn er Israel regeneriert, ihnen ein Herz geben wird, um ihn zu erkennen. Mit diesem regenerierten Herzen werden sie in der Lage sein, mit ungeteiltem Herzen zum Herrn zurückzukehren. Und nach Jeremia 50,19-20 werden zur Zeit ihrer Wiedergeburt Israels Sünden nicht mehr gefunden werden.

Hesekiel betonte diese zukünftige Regeneration Israels auch in Hesekiel 11,19-20, wo er schrieb, dass sie zur Zeit der Regeneration Israels ein neues Herz und einen neuen Geist erhalten werden, da ihr menschlicher Geist wiedergeboren werden wird. Das Ergebnis dieses Werkes Gottes am Herzen und am Geist des Menschen wird eine Befähigung sein, in den gerechten Maßstäben Gottes zu wandeln und sie zu halten. Später, in Hesekiel 36:25-27, wiederholt er frühere Aspekte und fügt dann einige eigene Informationen hinzu. Er beschreibt weiter die kommende Wiedergeburt. Alle Sünden Israels werden gereinigt werden. Ein erneuertes Herz und ein erneuerter Geist werden Israel gegeben werden, damit es in einem neuen Leben wandeln kann. Außerdem wird der Heilige Geist den Juden innewohnen, so dass sie befähigt werden, in den Geboten des Herrn zu wandeln.

Arnold Fruchtenbaum – Israel im messianischen Königreich

Freue dich, …

Jubele und freue dich, Tochter Zion! denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht Jehova. Und an jenem Tage werden viele Nationen sich an Jehova anschließen, und sie werden mein Volk sein; und ich werde in deiner Mitte wohnen, und du wirst erkennen, daß Jehova der Heerscharen mich zu dir gesandt hat. Und Jehova wird Juda als sein Erbteil besitzen (O. in Besitz nehmen) in dem heiligen Lande und wird Jerusalem noch erwählen. Alles Fleisch schweige (Eig Still, alles Fleisch) vor Jehova! denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung.
Elberfelder 1871 – Sach 2,14–17

Gott sagt: „Die Leute aus der Zionsstadt können abgehen vor Freude! Denn ich komme vorbei und werde in die Stadt einziehen, ich werde dort wohnen. Dann werden viele Menschen aus anderen Völkern an mich glauben und zu meiner Truppe gehören. Ich werde auch bei ihnen am Start sein.“ Wenn das passiert, werdet ihr kapieren, dass Gott, der Chef über alles, mich wirklich zu euch geschickt hat. Die Leute von Juda werden für immer Gott gehören, wenn sie in dem ganz besonderen Land leben. Und Jerusalem wird er sich wieder als seine ganz besondere Stadt aussuchen. Alle Menschen müssen ihren Mund halten, wenn Gott da ist. Er hat sich auf den Weg gemacht, um aus seiner ganz besonderen und abgefahrenen Wohnung zu uns zu kommen.
VolxBibel – Sacharja 2,14–17

Lobsinge und sei fröhlich, du Tochter Zijon; denn siehe, Ich komme und wohne in deiner Mitte, spricht Jehovah. Sach 9,9; Jes 12,6.
Und viele Völkerschaften werden an jenem Tage Jehovah anhangen und Mein Volk werden; und Ich werde in deiner Mitte wohnen, auf daß du erkennst, daß Jehovah der Heerscharen mich zu dir gesendet hat. Sach 6,15; 1Mo 49,10; Zef 2,11; Jer 50,5.
Und Jehovah erbet den Jehudah als sein Teil auf dem Boden der Heiligkeit und erwählt noch Jerusalem. Sach 1,17.
Stille (beschwichtigt) sei alles Fleisch vor dem Angesichte Jehovahs; denn Er ist aufgewacht aus der Wohnstätte Seiner Heiligkeit. Ps 46,11; Ez 3,12; Hab 2,20.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Sacharja 2:14–17

+

In Vers 12 – 13 spricht der Herr selbst (d. h. der Engel des Herrn oder der Messias), wenngleich manche Exegeten diese Passage auch als Sacharjas Erklärung seines prophetischen Auftrags deuten. “ Denn so spricht der HERR Zebaoth, der mich gesandt hat “ ist die Übersetzung einer schwierigen hebräischen Textstelle. Ihr Grundgedanke scheint zu sein, daß Gott den Messias senden wird, um die Völker, die euch beraubt haben , zu richten und Gottes Herrlichkeit zu entfalten. Das wird geschehen in dem Gericht der Heiden bei der Wiederkunft des Messias ( Mt 25,31-46 ).

Walvoord Bibelkommentar

In den ersten beiden Visionen zeigt Gott, wie Er zur Befreiung seines Volkes eingreifen würde: indem Er die Nationen bestraft, die sie gefangen genommen hatten. In der dritten Vision zeigt Er, was Er selbst für Jerusalem, seine auserwählte Stadt, sein würde. Der Prophet schildert seine Vision mit folgenden Worten: „Und ich hob meine Augen auf und sah: Und siehe, ein Mann, und eine Messschnur war in seiner Hand. Und ich sprach: Wohin gehst du? Und er sprach zu mir: Jerusalem zu messen, um zu sehen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist. Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging aus; und ein anderer Engel ging aus, ihm entgegen. Und er sprach zu ihm: Lauf, rede zu diesem Jüngling und sprich: Als offene Stadt wird Jerusalem bewohnt werden wegen der Menge Menschen und Vieh in seiner Mitte. Und ich, spricht der HERR, werde ihm eine feurige Mauer sein ringsum, und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte“ (V. 5–9).
Der junge Mann mit der Messschnur will Jerusalem vermessen. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Zeit gekommen ist, sich wieder mit Jerusalem zu beschäftigen; denn man nimmt nicht Maß von etwas, an dem man nicht interessiert ist. Gott zeigt jedoch, dass Er Jerusalem so segnen will, dass es wegen der Vielzahl von Menschen und Tieren, die dort sein werden, keine Möglichkeit gibt, es zu vermessen. Daher wird die Stadt ohne Mauern bewohnt werden. Zum Schutz vor feindlichen Angriffen wird der Herr selbst für sie wie eine feurige Mauer um sie herum sein; auch wird Er zur Herrlichkeit in ihrer Mitte sein (V. 9). Er will inmitten seines Volkes wohnen (V. 15) und so seine Verheißung gegenüber Mose (2 Mose 29,45–46) und die Bitte Davids erfüllen (Ps 132,8): „Denn der HERR hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte: Dies ist meine Ruhe für immer; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt“ (Ps 132,13–14).
Diese drei Visionen stellen uns zusammengefasst die drei Höhepunkte des göttlichen Heils vor Augen. Erstens: Die Grundlage, die Hoffnung auf Errettung, findet sich allein in Gott. Zweitens: Er ist es, der die Mittel hat, um die Macht des Gegners zu vernichten. Und schließlich ist Er die Stärke, der Schutz und die Herrlichkeit seines erlösten Volkes. Jesus hat uns Gott offenbart und das Werk der Erlösung vollbracht. „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12).
Sie sehen nun, liebe Leser, drei Abschnitte aus dem Neuen Testament, die uns an die drei soeben erwähnten erinnern:
• Jesus hat gesagt: „Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“ (Joh 14,6).
• Es steht geschrieben, dass der Herr Jesus durch seinen Tod den vernichtet hat, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren (Heb 2,14–15).
• Die Kinder Gottes werden genannt „der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“; daher werden sie ermahnt, sich von allem Unreinen abzusondern (2 Korinther 6,16–17, vgl. Sach 2,10–11.14)
Es ist kostbar zu sehen, dass jemand nach dem Willen der Gnade Gottes, wenn er sich bekehrt, ein Segen für andere wird; wie Jesus in Johannes 7,38 sagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. So ist es auch in unserem Kapitel, denn dort steht (V. 15), dass sich an jenem Tag viele Nationen dem Herrn anschließen werden und sein Volk werden. Das Gleiche finden wir auch in 5 Mose 33,19 und in Psalm 40,4. Und schließt unser Kapitel mit den Worten: „Alles Fleisch schweige vor dem HERRN, denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung“ (2,17). Welch ein Segen ist es für uns, zu wissen, dass Gottes dem Sünder vergibt nach dem Prinzip seiner Gerechtigkeit und nach dem Maß seiner Heiligkeit. Dies wird in der folgenden Vision noch deutlicher gezeig

Adrien Ladrierre – Der Prophet Sacharja

Gottes barmherzige Zuwendung zu seinem Volk und sein Gericht über die Völker sind sicher für Israel Anlaß zur Freude. Aber der tiefste Grund zum Jubeln ist Gottes Gegenwart inmitten seines Volkes. Gott verheißt: Ich komme und wohne in deiner Mitte. Es gibt keine größere Freude für den Menschen als ein Leben in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott. Was Gott hier durch Sacharja ankündigt, verwirklicht sich in vier Etappen der Heilsgeschichte: Gott nahm unter den Menschen Wohnung, als Christus in die Welt kam: »Das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns« (Joh 1,14; vgl. Lk 17,21). Nach Tod und Auferstehung Jesu hat Gott sich auf eine ganz neue Weise durch seinen Heiligen Geist mit den Gliedern der Gemeinde Jesu verbunden, sein Geist wohnt in den Herzen der Glaubenden: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen« (Joh 14,23; vgl. 1Kor 3,16 u. Mt 18,20). Bei der Vollendung seiner Gemeinde wird Christus als Messias im Volk Israel Gottes Gegenwart offenbaren, und schließlich wird die erneuerte Schöpfung der Lebensraum für Gott und die erlöste Menschheit sein: »Siehe, die Stätte Gottes bei den Menschen; er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein« (Offb 21,3).
[15] Der Zuwendung Gottes zu Israel wird die Umkehr der Völker zu Gott entsprechen. Was in der Geschichte der Gemeinde Jesu sich anfangsweise vollzieht, daß nämlich einzelne Menschen aus allen Völkern sich Gott zu wenden und Jesus Christus als ihren Retter und Herrn annehmen, das wird am Ende der Zeit in unvorhergesehenem Ausmaß eintreten: viele Völker werden sich dem Herrn anschließen. Was hier mit wenigen Worten angedeutet wird, wird später Sach 8 und 12–14 im einzelnen ausgeführt. Das Erscheinen des Messias, des wiederkommenden Christus, wird die große Wende in der Geschichte der Völker herbeiführen. In allen Wirren und Wandlungen, bei allen Gerichten Gottes, die Sacharja heraufziehen sieht, behalten Juda und Jerusalem ihren festen Platz in der Heilsgeschichte. Israels Existenz ist begründet in einem besonderen Verhältnis zu Gott: es ist sein Erbe. Und seine Geschichte bleibt auch in der Endzeit fest mit dem Land der Väter verknüpft. »Jerusalem ist und bleibt die auserwählte Stadt und damit die Hauptstadt des anbrechenden Gottesreiches.«54
[17] Sacharja empfindet beim Empfang dieser Offenbarung, wie Gott sich bereits aufmacht, um seinen Plan zu verwirklichen. Für ihn ist Gottes zukünftiges Handeln zum Heil seines Volkes gegenwärtig und gewiß, darum auch die wiederholten Zusagen »Ihr werdet erkennen, daß der HErr der Heerscharen mich gesandt hat«. Dieser weite Horizont künftigen Heilshandelns Gottes, der sich dem Propheten auftut, ist für ihn Aufruf zu ehrfürchtiger Stille und Anbetung vor Gott.

Wuppertaler Studienbibel

Gott möchte unter ihnen ein Volk haben. Wenn ihre Geschwister in Babel nicht zu ihnen kommen werden, werden es die aus anderen Völkern tun: „An jenem Tag werden sich viele Heidenvölker dem HERRN anschließen“ (Vers 15). Das jüdische Volk wächst nach dem Exil sehr durch den Zulauf von Bekehrten, die eingebürgert werden und welche die Vorrechte von gebürtigen Israeliten erhalten. Es ist sonderbar, dass das, was in der Zeit des Propheten als Segen verheißen wird, ein so großes Ärgernis für die Juden in der Zeit der Apostel sein soll.
1.2 Seine Gegenwart wird unter ihnen sein: „Juble und freue dich … Denn siehe, ich komme.“ Gott wird kommen, um bei ihnen zu wohnen und sie zu führen: „Ich … werde in deiner Mitte wohnen“ (Vers 14), und es wird wiederholt (Vers 15), weil es sich zweifach erfüllen soll:

Der Neue Matthew Henry Kommentar
•      Bei der Einweihung des Tempels, wenn sie dort regelmäßig alles begehen, was Gott eingesetzt hat. Die Gottes Sakramente in ihrer Reinheit und von himmlischer Macht begleitet austeilen, bei denen wohnt Gott in ihrer Mitte.
•      Durch die Menschwerdung Christi. Der Eine, der verheißt, unter ihnen zu leben, ist der Herr, den der Herr der Heerscharen gesandt hat (Vers 15). Deshalb muss er der Herr Jesus sein, das ewige Wort, das Fleisch wurde und unter uns wohnte (Joh 1,14).

1.3 Sie werden alle wieder ihre alte Ehre und ihre Vorrechte haben (Vers 16). Kanaan wird wieder ein heiliges Land sein. Juda wird in diesem heiligen Land sein und nicht länger in Babel verstreut sein. Juda wird Gottes Teil sein, in dem er verherrlicht werden wird. Gott wird sein Volk schützen und über sie herrschen, wie Menschen es mit ihrem Erbteil tun. „Er wird Jerusalem wieder erwählen.“ Es wird ein erwählter Ort bleiben, bis es diese Ehre dem oberen Jerusalem abtreten muss (Gal 4,26).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Versprechen nicht eingelöst??

Und dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein auf ewig, dein Thron soll fest sein auf ewig.
Elberfelder 1871 – 2 Sam 7,16

Aber dein Haus und dein Königtum soll bewährt sein vor dir in Ewigkeit. Dein Thron soll befestigt sein in Ewigkeit. 2Sam 7,11; 23,3; Ps 72,7.17; Lk 1,72.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Samuel 7,16

Dein Haus mit deinem Königtum wird ewiglich vor mir bestehen. Dein Thron steht fest für alle Zeit.'“
Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – 2.Samuel 7:16

Was denn nun? Sollte Davids Haus und Königtum EWIG bestehen? Und wo ist dieses Königtum seit der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier? Und wurde das Reich nicht schon gleich nach Salomo geteilt? Konnte Jehovah sein Versprechen nicht einhalten????

„Wenn eines Mannes Wege Jehova wohlgefallen, so lässt er selbst seine Feinde mit ihm in Frieden sein“ (Sprüche 16,7). Dieses Wort wird für David jetzt Wirklichkeit. Und weil er selbst in einem schönen Haus aus Zedern wohnt, hat er Bedenken, die Lade Gottes nur unter einem einfachen Teppichzelt wohnen zu lassen. Ein schöner Zug von David! Jene unter uns, die ein gesichertes und bequemes Leben haben, sollten nie vergessen, dass ihr Meister diese Welt als ein göttlicher Fremdling durchschritt, der keinen Ort hatte, um sein Haupt hinzulegen.
David nimmt sich vor, ein für Jehova würdiges Haus zu bauen. Doch hören wir, was Gott ihm durch den Mund Nathans (dem Sinn nach) sagen lässt: Diesen Charakter eines Wanderers in der Wüste habe ich freiwillig angenommen, um in Gnade das Los meines Volkes zu teilen. Und der Augenblick meiner Ruhe ist noch nicht gekommen. Doch das, was du noch nicht tun kannst, wird einer deiner Nachkommen ausführen.
Es geht zuerst um Salomo, den Sohn Davids, der den Tempel bauen wird. Aber der 14. Vers, der in Hebräer 1,5 angeführt wird, beweist, dass dieser König, der Sohn Davids, prophetisch der Herr Jesus, der Sohn Gottes, ist. Von Ihm allein kann gesagt werden, dass sein Reich „auf ewig“ sein wird. Ob es persönliche (V. 8,9) oder gemeinsame Segnungen, sind (V. 10), sie haben alle ihren Ursprung in dieser unvergleichlichen Person.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament

Nachdem er mit dem Propheten Nathan gesprochen hatte, dessen erste Reaktion positiv war, erfuhr David bald, daß seine Absichten verfrüht waren. Seit dem Auszug aus Ägypten wohnte der Herr in einer nicht befestigten Wohnung unter seinem Volk. Zu etwas anderem bestand jetzt noch keine Notwendigkeit. Tatsächlich war es nicht Gottes Wille, daß David ihm in Haus baute ; statt dessen wollte Gott David ein Haus bauen (V. 11 )! Gott hatte ihn von ungünstigen Anfängen zum Hirten des Gottesvolkes berufen (V. 8 ). Ebenso hatte Gott Israel um sich selbst gesammelt und wollte es sicher in seinem eigenen Land anpflanzen. Das Haus, das David gebaut werden sollte, sollte ein Königshaus sein, eine Dynastie von Königen. Es sollte mit ihm beginnen und niemals enden (V. 16 ). Das Königtum und sein Thron sollten für immer währen, ein Reich, über das der Sohn Davids ewig herrschen sollte (vgl. 2Sam 23,5 ).
Die Verheißung, daß David und seine Nachkommen Könige sein sollten, erfüllte die viel ältere Segensverheißung an Abraham, daß die Patriarchen die Väter von Königen sein sollten ( 1Mo 17,6.16; 35,11 ). Juda, dem Urgroßenkel Abrahams, war ausdrücklich das Versprechen gegeben worden, daß ein verheißener Führer von ihm kommen würde ( 1Mo 49,10 ). Samuel salbte diesen Führer aus Juda, David selbst, von dem der Herr gesagt hatte: „Auf, salbe ihn, denn er ist’s“ ( 1Sam 16,12 ). David war sich seiner Erwählung durch Gott und der theologischen Bedeutung dieser Erwählung als Teil einer messianischen Linie, die in einem göttlichen Nachkommen und König enden würde, bewußt ( Ps 2,6-7; Ps 110; vgl. Etans Worte in Ps 89,4-5 ). Auch die Propheten zeugten von dem davidischen Messias, dem Einen, der über alle und für immer auf seinem Thron herrschen sollte ( Jes 8,23-9,6; 11,1-5; Jer 30,4-11; Hes 34,23-24; 37,24-25; Am 9,11 – 15 ).
Das Versprechen, daß das Volk des Herrn, Davids Königreich Israel, auf Dauer ein eigenes Land haben sollte, basierte auch auf einer früheren Verpflichtung des Herrn. Den Nachkommen Abrahams, sagte Gott, sollte Kanaan für immer als Heimat gegeben werden ( 1Mo 13,15; 15,18; 17,8; 5Mo 34,4 )
Was den Tempel betraf, wurde David nicht gestattet, ihn zu bauen, aber sein Sohn würde nach ihm die Ehre haben, dies zu tun ( 2Sam 7,12-13 ). Daß sich dies auf ein wirkliches Haus und nicht auf eine Dynastie bezog, wird aus dem Kontext deutlich, der von den Folgen spricht, die eintreten würden, falls der Sohn dem Herrn ungehorsam sein würde (V. 14 – 15 ). Dies würde nicht von einem König gesagt werden, von dem als von dem Höhepunkt der davidischen Dynastie gesprochen wird. So sind diese Verse ein gutes Beispiel für einen alttestamentlichen Abschnitt, in dem zum einen Teile enthalten sind, die sich in unmittelbarer Zukunft erfüllen (Salomo und andere direkte leibliche Nachkommen Davids), während sich andere Teile erst in einer ferneren Zukunft erfüllen (Jesus Christus, der Sohn Davids; vgl. Lk 1,31-33 ).

Walvoord Bibelkommentar

Von Beginn an wird David klar gemacht, dass er, der politisch und militärisch so viel erreicht hat, den Wunsch eines Tempelbaus als krönendes Zeichen seines Aufstiegs nicht erleben wird. Das, was Jahwe nun ankündigt, wird erst in Erfüllung gehen, wenn Davids Tage voll sein werden und er sich zu seinen Vätern gelegt haben wird, also gestorben sein wird. Einen Samen schaffen bedeutet, eine gesicherte Nachkommenschaft zu haben, wie dies auch an anderer Stelle mit der gleichen Formulierung zum Ausdruck gebracht wird (vgl. 1Mo 38,8). Deswegen ist an dieser Stelle noch nicht von dem Individuum Salomo die Rede, der dann den Tempel bauen sollte. Diese persönliche Zuspitzung erfolgt erst mit dem nächsten Satz, wo von demjenigen die Rede ist, der Jahwe ein Haus bauen soll. Hier wird nun die Hausmetapher nach der Seite hin ausgeweitet, die für das Kapitel wesentlicher ist als der Tempelbau: das Aufrichten einer Dynastie. Salomo wird nur in der Lage sein, ein – wenn auch prächtiges – äußeres Haus zu bauen, das im Übrigen seiner Vergänglichkeit entgegensehen sollte. Jahwe dagegen verheißt eine Königsdynastie auf ewig. Dies bedeutet ein festes Bestehen des Königtums, nicht aber ein Bestehen ohne Ende, wie etwa der Vergleich zu 1Sam 2,30 erweist. Der hier verwendete hebräische Begriff ad-olam bedeutet keine Unwandelbarkeit oder Unvergänglichkeit. Wie wichtig er aber für dieses ganze Kapitel ist, zeigt sich daran, dass er siebenmal (V. 13.16.24.26.29) verwendet wird. Freilich ist die Verheißung der Beständigkeit für altorientalische Texte im Zusammenhang mit Königen zunächst nichts Außergewöhnliches. Könige galten im alten Orient schlechthin als Statthalter des oder eines Gottes. Entsprechend kann in verschiedener Art und Weise die Gottessohnschaft des Königs proklamiert werden: Adoption, Bund und königliche Größe. Dieser Gedanke wird hier aufgenommen. Das muss zunächst festgehalten werden, auch wenn der christliche Leser des Alten Testaments geneigt ist, sehr schnell die messianische Aufnahme der Verheißung im Neuen Testament (vgl. Apg 2,30f) in den Vordergrund der Auslegung zu stellen. Dass in neutestamentlichem Zusammenhang die Rede von der Sohnschaft über die Vorstellung der hier gegebenen dynastischen Verheißung hinausgeht, ist klar. Hier aber sind wir im Bereich der irdischen Königsdynastie. Anders wären die Strafandrohungen mit einer Rute durch Menschen und mit dem Schlagen durch Menschenkinder für den Fall, dass der Davidsnachkomme Übles tut, nicht zu verstehen. Züchtigungen gehören mit zu der väterlichen Aufgabe (vgl. Spr 13,24). Aber vor allem ist hier die Verheißung der Güte, die nicht von ihm weichen soll, wie sie gewichen ist von Saul, betont. Die Güte ist die gnädige Zuwendung, die den Erhalt der Dynastie ermöglicht. Der Hinweis auf Saul kann einerseits als Warnung dienen, andererseits wird dadurch die Verheißung der durchtragenden Gegenwart Jahwes noch verstärkt, denn es soll der davidischen Dynastie eben nicht so gehen wie den Sauliden.
[16] Am Ende wird die Verheißung noch einmal bekräftigend zusammengefasst. Der Satz nimmt eine dichterische Form an. Die für die hebräische Poesie typische Parallelität zweier Sätze an sich gleichen Inhalts ist greifbar. Dabei hat der erste Satz jeweils zwei Begriffe, die sich auf nur einen entsprechenden im zweiten Satz beziehen. Haus und Königsherrschaft werden im zweiten Teil durch Thron aufgenommen. »Bestand« und »für ewig« im ersten Satz beziehen sich auf das »für ewig« im zweiten. Inhaltlich werden die entscheidenden Worte von V. 13 wieder aufgenommen.

Wuppertaler Studienbibel

„Das sage ich meinem Knecht David.“ Der davidische Bund enthält mehrere wichtige Verheißungen Gottes: einen großen Namen für David (V. 9); die Beseitigung äußerer Bedrohungen für die Nation (V. 10-11); eine ewige Linie (Haus) von Davids Nachkommen (V. 16); der Tempel (Haus), der von Davids Sohn gebaut werden soll (V. 11, 13); ein ewiges Königreich, das von Davids Linie regiert wird (V. 12-13, 16); und ein ewiger Thron für Davids Familie (V. 12-13, 16).

BÜNDNISSE
Der davidische Bund
2 Samuel 7:8-17 Der davidische Bund ist mit den Bündnissen mit Noach, Avraham und Mosche verwandt. Er bezieht sich speziell auf das messianische Königtum durch die Linie Davids. David wird ein Haus oder eine Dynastie als König von Isra’el versprochen und sein Sohn Shlomo (Salomo) soll das Haus des Herrn, den Tempel (Mischkan), bauen. Dieser Thron Davids wird für immer stehen und das Volk Isra’el wird ungestört in seinem Land wohnen (2 Sam. 7:8-17).
Der Bund hat unmittelbare und zukünftige messianische Verbindungen. Shlomo, als Sohn Davids, würde den Tempel bauen. Aber der Messias würde als Sohn Davids über Isra’el in Frieden und Sicherheit herrschen. Der davidische Bund begründete die Fortführung der Tora, des Tempelkults und des Priestertums sowie des Bundes vom Sinai und führte in das kommende messianische Reich. Da dies jedoch in der Geschichte unterbrochen wurde, bedarf es der Wiederherstellung (tikkun) und Erneuerung. Diese Wiederherstellung wird vom Propheten ‚Amos beschrieben, der erklärt, dass Gott nach der Diaspora von Isra’el das Zelt Davids aufrichten und seine Ruinen wieder aufbauen wird. Dadurch wird das Königreich Isra’el wiederhergestellt und die Völker (Heiden), die mit Gottes Namen gerufen werden, mit einbezogen (Amos 9,11-15). Isra’el wird wieder im Gelobten Land in Segen und Frieden leben und nie wieder aus dem Land entwurzelt werden.
Die Evangelien behaupten, dass der Beginn dieser Wiederherstellung mit Jeschua als Messias und König von Isra’el verbunden ist. Mirjam (Maria) wird gesagt, dass ihr Sohn Jeschua groß sein wird und dass Gott, der Herr, ihm den Thron seines Vaters David geben wird und dass er in seinem Reich für immer über das Haus Isra’el (Ya’akov) herrschen wird (Lukas 1:26-33). In der Apostelgeschichte erklärt Lukas, wie die Reaktion der frühen jüdischen Jüngerinnen und Jünger (talmidim) darauf, dass sich die Heiden durch die gute Nachricht von Jeschua dem Gott Israels zuwandten, mit der Vorhersage des Amos übereinstimmt. Jeschua würde bald auf dem Thron Davids über das Haus Isra’el herrschen, und dieses Reich würde die vom Herrn berufenen Heiden einschließen. Deshalb gaben sie den heidnischen Gläubigen bestimmte Befehle, die sie mit Isra’el verbanden, aber ihre heidnische Identität bewahrten (Apostelgeschichte 15:13-21).
Die offensichtliche Schlussfolgerung ist, dass die Zukunft eine Zeit bereithält, in der dies alles vollendet sein wird. Jeschua wird nach Jeruschalajim (Jerusalem) zurückkehren und alle Isra’el (Lebende und Tote) werden im Land der Verheißung versammelt sein. Auch die vom Herrn berufenen Heiden werden in diese Sammlung einbezogen, und das Reich Gottes wird in Isra’el wiederhergestellt (Apostelgeschichte 1,6). Zu dieser Zeit wird der Messias von Jeruschalajim aus auf dem Thron Davids regieren und die Tora wird von Zion aus verkündet werden und das Wort des Herrn von Jeruschalajim aus. Die Völker werden zum Haus des Gottes von Isra’el strömen, es wird ewiges Shalom herrschen und die Völker werden nie wieder Krieg lernen (Jes. 2:2-4).
Die Anhänger der Ersatztheologie vermissen diesen Bund, weil sie glauben, dass der Thron Davids im Himmel steht, die Isra’el Gottes die Kirche ist und das Königreich keine Wiederherstellung der Isra’el im Land beinhalten wird. Sie glauben, dass Gott mit Isra’el fertig ist und dass Isra’el kein Volk vor Gott ist, weil sie Jeschua abgelehnt haben. Jirmejahu (Jeremia) macht jedoch deutlich, dass sich dies erfüllen wird. Der gerechte Zweig Davids wird auf der Erde (nicht im Himmel) Recht und Gerechtigkeit üben, und der Thron Davids wird fortbestehen (Jer. 33:14-18). Yirmeyahu sagt, dass, solange der Noachidische Bund ungebrochen bleibt (die festen Muster von Himmel und Erde), auch der davidische Bund ungebrochen bleiben wird und dass diejenigen, die die Vorstellung ablehnen, dass Gott Isra’el und Judäa treu bleibt, im Irrtum sind (Jer. 33:23-26).

MESSIANISCHE PROPHEZEIUNG
Das ewige Haus David
2 Samuel 7:12-17 Gott versprach David, dass seine Nachkommen in der Zukunft auf seinem Thron sitzen würden, was durch Jeschua erfüllt wird. Michael Rydelnik identifiziert einen wichtigen Teil der Prophezeiung in 2. Samuel 7:12-17:
Gottes Bund beginnt mit dem Versprechen an David, dass Gott einen sicheren Ort für das Volk Isra’el bereitstellen wird. Gott wird sie im Land Isra’el ansiedeln und sie werden Ruhe vor all ihren Feinden haben (V. 11). Dies bezieht sich nicht auf den Frieden zur Zeit Davids oder Salomos, sondern auf den Frieden unter dem zukünftigen Sohn Davids, dem Messias. (Rydelnik und Vanlaningham)
Verbunden mit der Hoffnung Isra’els ist die Zusicherung der nationalen Wiederherstellung des jüdischen Volkes in seinem Land. Nathan verspricht David, dass nach ihm einer aus seinem eigenen Geschlecht kommen wird und dass Gott seinen Thron für immer aufrichten wird (V. 12-16). Interessanterweise heißt es in 2. Samuel 7,13, dass nicht David ein „Haus“ für Gott bauen wird, sondern Gott ein „Haus“ aus David durch seine Nachkommenschaft machen wird. Walter C. Kaiser merkt an:
Psalm 89, der das Ereignis in 2 Samuel kommentiert, bezeichnet die von Nathan gegebene Verheißung als eine, die der Herr geschworen hat (Ps. 89:3-4 [4-5]; 132:11-12), denn Gott hatte einen „Bund“ mit David geschlossen, der sein „Auserwählter“, sein „Knecht“ (89:3-4 [4-5]; 35; 132:10), sein „Erstgeborener“ und „der erhabenste der Könige der Erde“ (89:27 [28]) sein sollte, für den Gott sein „Vater“ sein würde (89:26 [27]). (Messias im Alten Testament 17)
Dies unterstreicht den Gedanken, dass Gott durch den größeren Sohn Davids sein Reich, sein Volk und sein Land errichten würde. In Lukas 1:32-33 wird berichtet, wie sich die Worte Natans (Nathans) durch den Engel Gavri’el (Gabriel) erfüllen: „Er [Jeschua] wird groß sein, man wird ihn Sohn Ha’Elyons nennen. ADONAI, Gott, wird ihm den Thron seines Vorvaters David geben, und er wird das Haus Ya’akovs für immer regieren – sein Reich wird kein Ende haben.“ Zusammen mit Psalm 89 sprechen sowohl 2 Samuel als auch Lukas von der Größe des kommenden Messias (V. 9), der Natur des Throns Davids (V. 13), der göttlichen Sohnschaft des davidischen Königs (V. 14) und der ewigen Natur seines irdischen und ewigen Reiches (Beale und Carson 260).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

„Königreich des Himmels“

Nach der damaligen rabbinischen Auffassung waren die Begriffe „Königreich“, „Himmelreich “ und „Reich Gottes“ (im Targum zu Micha 4:7 Königreich Jehovas‘) gleichwertig. In der Tat wurde sehr oft das Wort „Himmel“ anstelle von „Gott“ verwendet, um das Ohr nicht übermäßig mit dem Heiligen Namen vertraut zu machen. Dies erklärt wahrscheinlich die ausschließliche Verwendung des Ausdrucks „Himmelreich“ im Matthäus-Evangelium. Und der Begriff implizierte einen Gegensatz zur Erde, wie der Ausdruck „Reich Gottes“ zu dieser Welt. Das Bewusstsein des Gegensatzes zur Erde oder zur Welt wurde in den rabbinischen Schriften deutlich zum Ausdruck gebracht.

Dieses „Königreich des Himmels“ oder „Gottes“ muss jedoch unterschieden werden von Begriffen wie „das Königreich des Messias“ (Malkhutha dimeshichab), „das zukünftige Zeitalter (Welt) des Messias“ (Alma deathey dimeshichac), ‚die Tage des Messias‘, ‚das kommende Zeitalter‘ (sœculum futurum, das Athid labho – sowohl dieser als auch der vorhergehende Ausdruckd), ‚das Ende der Tage‘ und ‚das Ende des Endes der Tage‘ (Soph Eqebh Yomayaf). Dies ist um so wichtiger, als das „Himmelreich“ so oft mit dem Zeitraum seiner triumphalen Manifestation in den „Tagen“ oder im „Reich des Messias“ verwechselt wurde. Zwischen den Advent und die endgültige Manifestation des „Königreichs“ legte die jüdische Erwartung eine vorübergehende Verdunkelung des Messias. Nicht Seinem ersten Erscheinen, sondern Seiner triumphalen Manifestation sollten die so genannten „Leiden des Messias“ (die Chebhley shel Mashiach), „die Trübsal der letzten Tage“, vorausgehen.

Ein Blick auf viele Stellen zu diesem Thema zeigt, dass sich der Ausdruck „Himmelreich“ im jüdischen Denken nicht so sehr auf einen bestimmten Zeitraum bezog, sondern ganz allgemein auf die Herrschaft Gottes – wie sie anerkannt, manifestiert und schließlich vollendet wird. Sehr oft ist es das Äquivalent für die persönliche Anerkennung Gottes: das Aufnehmen des „Jochs“ des „Königreichs“ oder der Gebote – ersteres geht dem letzteren voraus und bedingt es. Dementsprechend gibt die Mischna dies als den Grund an, warum in der Sammlung von Schriftstellen, die das Gebet namens „Schma “ bilden, das Bekenntnis, Dtn 6,4 , der Ermahnung, Dtn 11,13 usw., vorausgeht, weil der Mensch zuerst das Joch des Himmelreiches und danach das der Gebote auf sich nimmt. Und in diesem Sinne wird die Wiederholung dieses Schemas als persönliche Anerkennung der Herrschaft Jehovas selbst oft als „das Himmelreich auf sich nehmen“ bezeichnet. Auch das Anlegen von Phylakterien und das Waschen der Hände werden als „das Joch des Reiches Gottes auf sich nehmen“ bezeichnet. Um weitere Beispiele zu nennen: Von Israel wird gesagt, dass es das Joch des Reiches Gottes am Berg Sinai auf sich genommen hat; von den Kindern Jakobs bei der letzten Unterredung mit ihrem Vater; und von Jesaja bei seiner Berufung zum Prophetenamt,e wo ebenfalls darauf hingewiesen wird, dass dies freiwillig und gerne geschehen muss. Andererseits heißt es, dass die Söhne Elis und die Söhne Ahabs das Himmelreich verworfen haben. Während also die Anerkennung der Herrschaft Gottes, sowohl im Bekenntnis als auch in der Praxis, als das Reich Gottes angesehen wurde, wurde seine volle Manifestation erst in der Zeit der Ankunft des Messias erwartet. So werden im Targum zu Jesaja 40:9 werden die Worte „Siehe, dein Gott!“ umschrieben: ‚Das Reich deines Gottes ist offenbart‘. In ähnlicher Weise heißt es: „Wenn die Zeit herankommt, dass das Himmelreich offenbart wird, dann wird sich erfüllen, dass „der Herr König über die ganze Erde sein wird.“ Der Unglaube Israels hingegen würde sich darin zeigen, dass sie diese drei Dinge ablehnen würden: das Himmelreich, das Reich des Hauses David und den Bau des Tempels, wie es in Hos. 3:5. Daraus folgt, dass nach der Zeit des Unglaubens die messianischen Befreiungen und Segnungen des „Athid Labho“, des zukünftigen Zeitalters, erwartet wurden. Aber die endgültige Vollendung von allem blieb noch für das Olam Habba“, die kommende Welt, übrig. Und dass es einen Unterschied zwischen der Zeit des Messias und dieser „kommenden Welt“ gibt, wird in den rabbinischen Schriften häufig erwähnt.

Aldred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten

Bürgerrecht

Aber für uns ist nur das von Belang, dass wir Bürger der Welt Gottes sind und in der Erwartung leben, dass der Messias Jesus, der Herr, als Retter von dorther wiederkommen wird.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 3:20

Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten
Elberfelder 1871 – Phil 3,20

Denn unser Gemeinwesen (Staat) befindet sich im Himmel –

 Hebraismus: Himmel im Pl. als der Sitz Gottes, wörtl.: in den Himmeln

-, von wo wir auch als Retter erwarten den Herrn Jesus Christus
offene Bibel – Philipper 3,20

Denn unser Bürgerrecht besteht in den Himmeln- Eph 2,6.19; Kol 3,1 3. -, von woher- Apg 1,11 – wir auch den Erretter, den Herrn Jesus Christus, erwarten- 1 Kor 1,7; 1 Thess 1,10; Tit 2,13. -,
Abraham Meister – Phil 3:20

Wir leben aber in einer anderen Dimension, wir haben einen Pass, auf dem unter der Rubrik „Nationalität“ bei uns „Himmel“ steht. Aus dieser Position erwarten wir unseren Helden, Jesus Christus, der uns gerettet hat!
VolxBibel – Philipper 3:20

Die allgemeine Auferstehung: Wann und welche Art von Körper?

Spätere Generationen verdanken der Verwirrung in Korinth Paulus‘ ausführliche Abhandlung über den Zeitpunkt der allgemeinen Auferstehung und die Art der Leiber, die mit dieser Auferstehung vereinbar sind. Obwohl 1 Kor 15 zu Recht als die gründlichste paulinische Erörterung dieser Fragen angesehen wird, behandeln andere Briefe vergleichbare Fragen (Röm 8,11; 2 Kor 4,13-5,10; Phil 3,20-21; Kol 3,1-4; 1 Thess 4,13-18). Was den Zeitpunkt der Auferstehung betrifft, so lehrt Paulus durchweg, dass „die Übrigen“ von den Toten auferstehen werden, wenn Jesus wiederkommt (1 Kor 15,23; Phil 3,20-21; 1 Thess 4,13-18). Auf die Besorgnis der Thessalonicher, dass diejenigen, die vor der Wiederkunft Jesu gestorben sind, unwiderruflich untergegangen sind, antwortet Paulus ihnen: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen zu sich holen“ (1 Thess 4,14). In 1 Kor 15,23 sagt er: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: Christus ist der Erstling, danach die, die Christus gehören, wenn er kommt.“ Er behauptet also, dass diejenigen, die bereits gestorben sind, bei der Wiederkunft Jesu auferweckt werden. Diejenigen, die noch nicht gestorben sind, werden bei seiner Wiederkunft „im Handumdrehen“ verwandelt (1 Kor 15,51-52). Oder wie es in Phil 3,20-21 heißt: Jesus, den wir vom Himmel her erwarten, wird wiederkommen und „den Leib unserer Niedrigkeit in den Leib seiner Herrlichkeit verwandeln, durch die Kraft, die er hat, um sich alles untertan zu machen“. Mit anderen Worten: Der Geist – die Kraft Gottes, durch die Jesus die parodistischen Fürstentümer und Gewalten unterwirft und durch die er selbst auferweckt wurde – wird auch die Leiber der Lebenden verwandeln, wenn er wiederkommt (siehe auch Röm 8,11; 1 Kor 15,20-28.51-52). Aber es bleibt die Frage, welche Art von Körper? Paulus antwortet mit der ihm eigenen Kühnheit.

Du Narr! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was ihr sät, das sät ihr nicht als den Leib, der sein soll, sondern als ein bloßes Korn, vielleicht von Weizen oder von etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und jedem Samenkorn einen eigenen Leib. (1 Kor 15,36-38)

Dieser und der folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass das Volk Gottes einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der von Gott in der Auferstehung geschenkte Körper vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie könnte ein „Dampfschiff“ sein (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet nicht ein zartes Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. In vergleichbarer Weise meint Paulus mit „geistlichem Leib“ nicht einen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der letztlich von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).
Der Sprachgebrauch des Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Kor 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. In ähnlicher Weise unterscheidet Paulus in Gal 5,16-17 zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, anstatt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, eher aus ätherischem Geist als aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich eher der Kraft des Geistes als der des feindlichen Fleisches zu unterwerfen. Folglich kann er sich in Gal 6,1 an diejenigen wenden, die „geistlich“ (hoi pneumatikoi) sind, d. h. an diejenigen, die aufgrund der Leitung des Geistes fähig sind, einen in Sünde Verstrickten sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).
Das Problem, das Paulus mit dem gegenwärtigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung dieses Problems besteht also nicht darin, einen ätherischen Leib zu erhalten, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also physisch sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben uns, etwas über die Natur des Auferstehungsleibes Jesu zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu einschließt, dann schließt Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich eine Beschreibung dessen ein, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt seine Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was mit Jesus bereits geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).

A Handbook on the Jewish Roots of the Christian Faith

Unser Bürgertum ist im Himmel.

Vergleichen läßt sich Midr Ps 18 § 3 (68b): Dem Musikmeister, von dem Knechte Jahves Ps 18, 1. Aus welchem Grunde hat David gesagt: „von dem Knechte Jahves“? Um dich zu lehren, daß Gott jedem, der sich von seiner Sünde bekehrt, Ehre hinzufügt.… Ebenso findest du es bei David: bevor er sich von jener Tat (des Ehebruchs) bekehrt hatte, wurde er nicht eingeschrieben in das obere Heer אִיסטְרַטְיָא שֶׁל מַעֲלָה; nachdem er aber Buße getan hatte, wurde er in das obere Heer eingeschrieben u. „Knecht Gottes“ genannt.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Weltfremdheit im herkömmlichen Sinne des Wortes wird in Vers 20 nicht verlangt, sondern das Wissen um die Zugehörigkeit zur zukünftigen Welt wird vorausgesetzt. Die »Bürgerschaft« bzw. das Bürgerrecht der Christen liegt außerhalb dieser Schöpfung in der neuen Schöpfung, weil Jesus Christus durch seinen Kreuzestod uns losgekauft hat von dieser Welt und ihrem unausweichlichen Ende. Das »Irdische« (wörtlich: »das, was auf Erden ist,«) von Vers 19 findet hier seinen Gegensatz in der »Bürgerschaft im Himmel«. In 1,27 ist schon zur Sprache gekommen, was es bedeutet, Rechte und Pflichten eines Bürgers wahrzunehmen. Die Loyalität des Christen soll der künftigen Welt gehören. Er soll sich durchaus als Fremdkörper in dieser Welt vorkommen. Für unsere modernen Verhältnisse könnten wir sagen, er ist »Gastarbeiter« oder »Tourist« in dieser Welt. Der Christ lebt ganz und gar da, gehört aber doch anderswohin. Der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus bereitet jetzt schon den Ort zu, wo wir mit ihm sein werden (Joh 14,1-3). Darum richtet sich der Christ nicht darauf ein, hier auf dieser Erde zu verbleiben oder in diesem irdischen Leben das Entscheidende zu sehen. Er darf sich an diesem Leben hier freuen, nimmt auch alles, was ihm gegeben ist, dankbar an. Bei alledem aber erwartet er den Einbruch des Entscheidenden von der Wiederkunft Jesu Christi, der die Seinen zu sich nehmen wird (1Thess 4,13-18).

Dieser Satz hatte in der Zeit, als er geschrieben wurde, eine ungeheure politische Brisanz. Unter Nero wurden Christen angeklagt als »Feinde der Menschheit« und auf Grund dessen zum Tode verurteilt. Als Paulus diese Zeilen niederschrieb, stand er gerade in solcher Sache vor Gericht. Die Christen der ersten Generation wurden gehasst von den Mitbürgern des römischen Reiches, weil sie den allgemeinen Lebensstil ihrer Mitmenschen nicht teilten. Was wir als Gruppenzwang in unserer Zeit ebenso kennen (etwa im Blick auf Verhaltensweise, Mode, Lebensstandard usw.), war zu jener Zeit gerade im politischen Bereich und auf dem Gebiet des gesellschaftlichen Lebens sehr stark ausgeprägt. Erstmals war unter der Vorherrschaft des römischen Imperiums und durch den von ihm diktierten Frieden die ganze damals bekannte zivilisierte Welt zusammengeschlossen zu einer Einheit. Hatte der Hellenismus in den vorausgehenden Jahrhunderten auf kulturellem Gebiet weitgehend eine Angleichung der Lebensweise gebracht, so wurde jetzt die ganze Menschheit zu einer politischen Einheit zusammengeschmiedet.

Und nun betont Paulus, der als römischer Staatsbürger das Recht hatte, sich auf den Kaiser und sein Urteil zu berufen, dass der Christ nicht zu dieser »Menschheit« gehört, sondern »den Ort seiner (Staats -)Bürgerschaft im Himmel« hat. Dies muss ja den Zorn der Zeitgenossen auf die Christen lenken! Schon die Juden wurden gehasst, weil sie sich, je nach Konsequenz in der Befolgung des Gesetzes, in verschiedenen Stufen von der Bevölkerung absonderten. Nun sonderten sich die Christen nicht in ein Ghetto ab, aber mit ihrer Lebensweise haben sie bekundet, dass sie den Lebensinhalt und Lebensstil ihrer Zeitgenossen ablehnten.

In diesem Sinne ist auch die Rede von Jesus als dem »Retter« zu verstehen. Der Titel »Retter« (soter) wurde seit dem Jahre 48 v. Chr. von den römischen Imperatoren und Kaisern beansprucht, nachdem die Bürger der Stadt Ephesus in jenem Jahr Julius Cäsar als »Allgemeinen Retter der Menschheit« ausgerufen hatten. Die eine brennende Frage in den Prozessen gegen die Christen war: Ist der Christ bereit, die Gottheit des Kaisers anzuerkennen und vor seinem Standbild zu opfern? Nun wird hier Jesus Christus als wahrer Retter dargestellt. Dieses Bekenntnis steht im klaren Widerspruch zur allgemein herrschenden Ansicht, zum System und zur Denk- und Lebensweise des Volkes. Dies hat aber nichts mit einer peinlich wirkenden Weltfremdheit zu tun, sondern daraus folgte der missionarische Angriff. Die »Bürgerschaft im Himmel« verpflichtet den Christen, als »Botschafter an Christi Statt« (2Kor 5,20) zu leben und zu rufen: »Lasset euch versöhnen mit Gott!«

In der Feststellung, dass Christen in Jesus Christus ihren Retter und Herrn haben, ist eine Ablehnung des Kaiserkultes zu sehen; mit der Feststellung, dass die Christen ihr Bürgerrecht im Himmel haben, ist eine Absage an das allgemeine Lebensgefühl und die Gesellschaft jener Zeit überhaupt verbunden. Insofern ist dies ein höchst politischer Satz. Unbeschadet dessen, dass seit dem Jahr 313 n. Chr. die jeweils vorherrschende europäische Macht das christliche Glaubensgut in ihr politisches Programm aufzunehmen versuchte, wird die Tatsache bleiben, dass das wahre politische Engagement der Christen aller Zeiten der Einsatz für das Reich Gottes ist, das erst künftig bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus vollendet werden wird. Somit ist das in diesem Vers angesprochene »Erwarten« (eigentlich: »angespannt warten«) etwas, das grundlegend zum christlichen Glauben gehört. Das NT zeigt einheitlich, dass das entscheidende Ereignis der Erfüllung des Werkes Christi noch aussteht (Mt 24; 25,1-13; 1Kor 1,7-8; Tit 2,13; Heb 9,28). Dabei ist keineswegs an eine innerweltliche Entwicklung auf dieses Ziel hin zu denken. Es bleibt ein zukünftiges Ereignis, das allein durch Gottes Handeln bestimmt ist. Christen leben darauf hin, und zwar so, dass sie es »erwarten«. Dabei meint »erwarten« hier nicht Tatenlosigkeit. Wie wir gesehen haben, ist ja das Leben der Christen geprägt von der Zielstrebigkeit in der Nachfolge.

Edition C

Und nun zeigt Paulus noch einmal den Ort, von dem allein her alles so gesehen und beurteilt werden kann, wie er es dieses ganze 3. Kapitel hindurch tut. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln.“ Das Wort „políteuma“ bezeichnet sowohl das Bürgerrecht als auch das Gemeinwesen, den Staatsverband, in dem man Bürgerrecht hat. Gern wird das Wort auch gebraucht, um eine Kolonie von Ausländern zu bezeichnen. Vielleicht wählt Paulus diese besondere Formulierung gerade im Brief nach Philippi, weil diese Stadt eine römische Militärkolonie war, die verwaltungsmäßig über die mazedonischen Provinzialbehörden hinweg mit Rom verbunden war und römisches Recht (das „ius italicum“) besaß. So konnte das Gleichnis den Philippern besonders anschaulich sein. Wir Christen leben wohl auf dieser Erde, in unsern Bedürfnissen an sie gebunden, von den „Archonten dieser Weltzeit“ (1 Ko 2, 8), den „Mächten“ und „Gewalten“ bedrängt (Eph 6, 12), aber im Grunde haben sie uns nichts mehr zu sagen, wir sind „reichsunmittelbar“ zu unserm „Herrn“ gehörig, wie die alten Soldaten in Philippi zu dem „Herrn“ auf dem Caesarenthron in Rom. Wer „auf das Irdische bedacht“ ist, der macht die Fremde zur Heimat und verleugnet sein eigentliches und wahres Bürgertum und scheidet sich von dem Gemeinwesen, dessen Glied er doch sein darf, und trennt sich von Dem, der sein rechter „Herr“ ist, um sich an andere Herren zu verlieren und seinen Bauch zum Gott zu machen!
Paulus hat es sehr betont geschrieben: „Für uns aber ist das Bürgertum in den Himmeln vorhanden.“ Ja, hier gilt es zu wählen! Diese Wahl betrifft die Wurzeln unserer Existenz! Wo sind wir eingebürgert, wo sind wir zu Hause? Auf dieser Erde, in dieser gegenwärtigen sichtbaren Welt? Oder in den Himmeln, weil in Christus Jesus?
Dann ist unsere übliche Vorstellung vom „Himmel“ und dem „in den Himmel kommen“ also doch richtig? Dann ist das Christentum doch „weltflüchtig“? Dann muß es doch heißen „Himmelan, nur himmelan soll der Wandel gehn“? Ja und nein! Das knappe Wort „Unser Bürgertum ist im Himmel!“ richtet allerdings die ganze Entwicklung unseres neuzeitlichen Christentums, die es immer diesseitiger und weltförmiger gemacht hat. Wir waren so stolz darauf, daß wir von dem vielen Denken an Tod und Ewigkeit losgekommen waren und auf dieser Erde unsere Aufgaben als Christen erkannt und angefaßt hatten. Wir ließen uns willig mit hineinziehen in den großen Prozeß, die Erde immer wohnlicher und schöner und reicher zu machen und auf ihr die Ziele unseres Schaffens und Strebens zu suchen. Vor Gott aber mag dieser Ruhm des modernen Christentums vielmehr „Schande“ sein. Daß unser Bürgertum nicht in dieser gegenwärtigen Welt liegt, sondern in der unsichtbaren Wirklichkeit, daß unser „Leben“ tatsächlich „Christus“ und alles andere „Verlust“ ist, das sah man uns Christen von heute nicht mehr an, selbst wenn wir noch davon redeten. Kein Wunder, daß unser Wort und Zeugnis so wenig Vollmacht besaß. „Himmelan, nur himmelan“ …? Ja, Jesus wolle diesen himmlischen Sinn wieder mit Macht in den Seinen erwecken!
Und doch auch: Nein! Auch jetzt, wo es so „platonisch“ klingt: „Unser Bürgertum in den Himmeln“, bleibt Paulus, bleibt das Neue Testament von allem „Platonismus“, von aller „Jenseitigkeit“ und falscher „Geistigkeit“ geschieden! Denn Paulus fährt ja gerade nicht fort: Unser Bürgertum ist im Himmel, „in den wir dann bei unserm Tode kommen werden“, sondern fährt fort: „aus welchem wir auch als Retter sehnlich erwarten den Herrn Jesus Christus!“ Man könnte es einmal so sagen: Unser Bürgertum ist nicht deshalb im Himmel, weil es der Himmel, das bessere Jenseits ist, sondern weil Jesus dort ist! Es liegt von vornherein nicht am Ort und am Raum, sondern am Herrn! Hätte es Gott gefallen, unserm Haupt schon jetzt in der irdischen Stadt Jerusalem den Thronsitz zu geben, so würde es heißen müssen: Unser Bürgertum ist in Jerusalem. Es ist schon so: „Nicht nach Erd, nach Himmel nicht meine Seele wünscht und sehnet; Jesus sucht sie und Sein Licht, Der hat mich mit Gott versöhnet.“
Es geht um Jesus! Er aber ist „der Herr“, der „Kyrios“! Unser abgebrauchtes und bedeutungsloses Wort „Herr“ sagt nicht mehr, was die junge Christenheit vor sich sah, wenn sie Jesus den „Kyrios“ nannte. „Der Herr“, so sagten die alten Soldaten in Philippi, wenn sie vom römischen Kaiser sprachen! Also der „Weltbeherrscher“ ist Jesus! Ja, Er ist der gottgleiche Herrscher des Weltalls, Jehova-Jesus! Darum kann das Ziel aller Dinge niemals nur sein, daß einzelne Menschenseelen zu Jesus in den Himmel kommen, während die ganze übrige Schöpfung sich selbst und den „Mächten“ und dem Tode überlassen bleibt (Rö 8, 19–21). Nein, das Größte und Wichtigste, was Jesus als „Herr“ zu tun hat, steht noch aus! „Drum kann nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt, bis dieser Kreis der Erden zu Seinen Füßen liegt, bis Er im neuen Leben die ausgesöhnte Welt Dem, der sie Ihm gegeben, vors Angesicht gestellt.“

Wuppertaler Studienbibel

Spannend, dass sich viele Ausleger eining sind, dass der „Himmel“ eben nicht bedeutet, „im geistigen Bereich“ oder „geistlich“ zu leben – sondern dass der Himmel = Königreich = Herrschaftsgebiet Jehovahs bedeutet! Also kein „gesalbten Überrest“ der „vom Himmel her regiert“ – sondern ALLE wahren Gläubigen MIT CHRISTUS von SEINER Herrschaftsstätte DANN! Jehovah wird Seine Verheißungen des AT wirklich noch erfüllen – und DAVON sprachen die Apostel im NT!
Und was mir wieder auffiel: es dreht sich nicht im mich – sondern um CHRISTUS in dieser Bibelstelle! Und worum dreht sich mein Leben? Wo ist mein Bürgerrecht???