Schlagwort: Jesus

Gebet nach Terminkalender?

Dann kommt Jesus mit ihnen an einen Ort, genannt Gethsemane, und er spricht zu den Jüngern: Setzet euch hier, bis ich hingegangen bin und dort gebetet habe.
Elberfelder 1871 – Matthäus 26,36

Dann ging Jesus mit ihnen weiter zu einem Gartengelände, das den Namen Gethsemane trug. Er sagte zu seinen Schülern: »Bleibt hier sitzen, bis ich dort drüben gebetet habe!«
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 26:36

Daraufhin gelangt er gemeinsam mit ihnen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und fordert die Schüler auf: „Setzt euch hier hin, solange bis ich mich zurückgezogen und gebetet habe!“
Gottes Agenda – Matthäus 26,36

Das war ein langer Tag – schließlich war aus einem „normalen Tag“ direkt das Passah gefolgt, und direkt anschließend ging man singend ins Freie. Also keine Zeit, zwischendurch zur Ruhe zu kommen. Doch Jesus nimmt sich nun Zeit – um „allein zu sein, mit seinem Vater“! Ja, Jesus hatte am Ende der Passahfeier ein langes Gebet gesprochen – mit den Aposteln. Aber nun wollte er einige Dinge mit seinem himmlischen Vater ungestört besprechen. Wir sehen, es gab die Gebete zum Essen und jedem Glas Wein – dann das Gebet mit den Jüngern (Johannes 17 ff) und nun das private Gebet.

Zum Thema Gebet gab es ja schon ein paar Post: wirklicher Freund? und Wirkung und Gott beeinflussen

Dann ging Jesus mit ihnen zu einem Garten (Joh 18,1), der hieß Gethsemane, das bedeutet „Ölpresse“. Solche Ölpressen standen in Olivenhainen und wurden zur Gewinnung des Öls aus den Früchten benutzt. Dort ließ Jesus seine Jünger – außer Petrus und den zwei Söhnen des Zebedäus (Johannes und Jakobus; Mt 4,21), die mit ihm gingen – zurück und fing an zu beten. Er war in großer Angst und Traurigkeit (lypeisthai, „sehr betrübt sein“; vgl. Mt 14,9;17,23;18,31;19,22), wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte, und bat die drei Jünger: „Bleibt hier und wacht mit mir“ (Mt 26,38). In dieser Stunde seiner größten Not wünschte sich der Herr, daß die Menschen, die ihn liebten und verstanden, mit ihm beteten.

Walvoord Bibelkommentar

Die Gegenwartsformen – »geht«, »sagt« – deuten die Dramatik des Geschehens an. Aber durfte Jesus (2.Mose 12,22 !) überhaupt das Haus verlassen? Der Talmud erlaubt dies in der Tat, wobei er bestimmt: »Beim ägyptischen Passa geschieht das Übernachten am Ort des Essens, beim späteren Passa isst man an einem Ort und übernachtet an einem anderen.« Allerdings musste eins gewährleistet sein: Jerusalem durfte nicht verlassen werden. Dabei gab es eine Diskussion darüber, wie weit Jerusalems Stadtgrenze reiche. Manche schlossen Bethphage ein, andere nicht. Aber der Ölberg war auf jeden Fall eingeschlossen (vgl. 5.Mose 16,7). Auch erlaubte das Sabbatgebot den Gang zum Ölberg (Lk 22,39; Apg 1,12).

Zugleich wissen wir jetzt, warum Jesus nach dem Passa nicht nach Bethanien, seinem gewöhnlichen Übernachtungsort (Mt 21,17) , zurückkehrte. Und schließlich wird auch klar, warum Judas jetzt wertvolle Informationen liefern konnte. Erst beim Abendmahl teilt Jesus den Ort mit, an den er sich für diese Nacht begeben will. Direkt vom Abendmahl geht Judas zur Behörde und sagt, wo man Jesus ohne Aufsehen verhaften kann. Es ist »Gethsemani« (vgl. Joh 13,27ff.). Matthäus und Markus (Mk 14,32) sprechen von einem »Grundstück« oder »Landgut«, Johannes nennt es einen »Garten« (Joh 18,1). Außerdem bemerkt Johannes, Jesus habe sich dort öfter mit seinen Jüngern versammelt (Joh 18,2). Daraus kann man schließen, dass der Besitzer des Grundstücks mit Jesus bekannt war. Handelte es sich auch da um einen geheimen Jünger wie beim Besitzer des Abendmahlsraumes (Mt 26,18) ?

Wo »Gethsemani« lag, lässt sich noch ziemlich gut ausmachen. Nach Joh 18,1 lag es gleich »jenseits des Winterbachs des Kidron«, also am Fuße des Ölbergs. Der Name »Gethsemani« geht evtl. auf hebräisches »gat schemanim« = »Kelter für Öle« (»Ölkelter«) zurück. Noch heute gibt es am Ölberg Ölbäume. Die ältesten sind acht Exemplare im Garten der Franziskaner bei der Gethsemani-Kirche. Doch ist es zweifelhaft, ob gerade deren Grundstück dem neutestamentlichen Gethsemani entspricht – trotz der alten Kirchen, die sich im 4. und 12. Jh. dort befanden. Viel wahrscheinlicher ist das Gethsemani des NT (niemals Gethsemane geschrieben!) in der Nähe der Agonie – oder Verratsgrotte bei der heutigen Marienkirche zu suchen. Das wäre ca. 100 Meter nördlich der jetzigen Gethsemani-Kirche. Denn Höhlen wurden öfter als Ölkelter benutzt. Ferner bot eine Höhle Schutz und Übernachtungsmöglichkeiten. So wusste auch Judas genau, wohin er seine Schritte lenken musste. Jedenfalls ist es bemerkenswert, dass die Evangelien, die sonst mit Ortsangaben sehr sparsam sind, den Namen jenes Grundstücks überliefern, wo Jesus seinen Gebetskampf durchlitt und der Verrat sich vollendete. Damals stand das sog. Absalomgrab schon und wurde ein Zeuge jener Nacht.

Wir könnten dann die Worte »Setzt euch hierher« auf diese Höhle beziehen. Auffallenderweise will sich Jesus vom Jüngerkreis trennen, »bis ich dorthin gegangen bin und gebetet habe«. Ganz ähnlich ließ Abraham bei der Opferung Isaaks seine Knechte zurück (1.Mose 22,5) oder Mose die Ältesten, als er die steinernen Tafeln empfing (2.Mose 24,14). Die entscheidendsten Stunden der Heilsgeschichte fanden meistens unter vier Augen mit Gott statt, in einer vollkommenen Hingabe und Einigung, die ein Weniger an Hingabe oder gar das Dabeisein der Menge nicht verträgt. So müssen wir auch manches im persönlichen Leben unter vier Augen mit Gott besprechen, durchleiden und durchklären. – Auch an Davids Auszug aus Jerusalem, hinab ins Kidrontal und den Ölberg hinan, als er vor Absalom und dem Verräter Ahithophel fliehen musste (2.Sam 15,23ff.) , werden wir erinnert. Was bei den Vätern Israels, bei Abraham, Mose und David, vorgebildet war, erfüllte sich mit furchtbarer Schärfe im Leben Jesu.

Gerhard Maier – Edition C

Gethsemane bedeutet „Ölpresse“ und weist auf einen Gartenbereich inmitten der Olivenhaine am Ölberg hin, in dem Olivenöl hergestellt wurde. Der traditionelle Standort von Gethsemane wird heute von der modernen Kirche aller Nationen markiert, die über einer byzantinischen Kirche aus dem vierten Jahrhundert errichtet wurde.

Die ESV Studienbibel

Gethsemane ist der Name eines Olivengartens etwa 250 Meter östlich des Goldenen Tors von Jerusalem, der das Kidrontal am Rande des Ölbergs überblickt. Jesus und seine Jünger trafen sich dort offenbar oft (Lukas 22:39-40; Johannes 18:1-2).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Nachdem Jeschua diese Dinge gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und sagte: „Vater, die Zeit ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, so wie du ihm Vollmacht über die ganze Menschheit gegeben hast, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Und das ist das ewige Leben: dich zu erkennen, den einen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jeschua, den Messias.
„Ich habe dich auf Erden verherrlicht, indem ich das Werk vollendet habe, das du mir aufgetragen hast. Nun, Vater, verherrliche mich neben dir. Gib mir die gleiche Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt existierte.
„Ich habe deinen Namen den Menschen bekannt gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort gehalten. Jetzt wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir gekommen bin, und sie haben Vertrauen gefasst, dass du mich gesandt hast.
„Ich bete für sie. Ich bete nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. In der Tat, alles, was ich habe, ist dein, und alles, was du hast, ist mein, und in ihnen bin ich verherrlicht worden. Jetzt bin ich nicht mehr in der Welt. Sie sind in der Welt, aber ich komme zu dir. Heiliger Vater, behüte sie durch die Kraft deines Namens, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir es sind. Als ich bei ihnen war, bewachte ich sie durch die Macht deines Namens, den du mir gegeben hast; ja, ich wachte über sie, und nicht einer von ihnen wurde zerstört (außer dem, der zur Zerstörung bestimmt war, damit der Tanach erfüllt würde)….
„Ich bete nicht nur für diese, sondern auch für die, die mir aufgrund ihres Wortes vertrauen werden, dass sie alle eins sind. Wie du, Vater, mit mir vereint bist und ich mit dir, so bitte ich, dass sie mit uns vereint sind, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins sind, so wie wir eins sind – ich mit ihnen vereint und du mit mir, damit sie ganz eins sind und die Welt so erkennt, dass du mich gesandt hast und dass du sie geliebt hast, so wie du mich geliebt hast.
„Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht gekannt, ich aber habe dich gekannt, und diese Menschen haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn auch weiterhin bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich selbst mit ihnen vereint bin.“

Nachdem Jeschua dies alles gesagt hatte, ging er mit seinen Talmidim über den Bach, der im Winter durch das Vadi Kidron [Kidrontal] fließt, zu einer Stelle, wo ein Hain mit Bäumen war; und er und seine Talmidim gingen dort hinein.
Dann ging Jeschua mit seinen Talmidim zu einem Ort namens Gat-Sh’manim [Gethsemane] und sagte zu ihnen: „Setzt euch hier hin, während ich dorthin gehe und bete.“ (Johannes 17:1-12; 17:20-18:1; Matthäus 26:36)
Die Straßen entlang der südlichen Mauer Jerusalems waren menschenleer und dunkel.
Die Gesichter im Fackelschein waren wie zu Fäusten geballt. Die Augen fragend und weit aufgerissen. Die Haut klamm und kalt. Die Füße stolperten gelegentlich im schwindenden Sonnenlicht.

„Zuerst habe ich den Vater verlassen und bin in der Welt angekommen.“ Jeschua sprach leise, um nicht die Aufmerksamkeit der römischen Hilfstruppen zu erregen, die in dieser Nacht durch die Straßen zogen. „Jetzt verlasse ich die Welt, um zu meinem Vater zurückzukehren.“

„Endlich!“ sagte James. „Du sprichst Klartext – du sprichst nicht mehr indirekt.“
„Jetzt wissen wir, dass Sie alles wissen. Keine Fragen mehr von uns!“ Shim’ons Ton war zuversichtlich. „Jetzt glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.“

Jeschua wirbelte abrupt herum, die Augen blitzten: „Glaubt ihr jetzt wirklich? Die Zeit wird kommen – nein, sie ist schon da! – wenn ihr euch zerstreuen werdet, jeder für sich selbst, und ihr werdet mich allein lassen. Aber ich bin nicht wirklich allein“, flüsterte er. „Der Vater ist mit mir.“

Der Rabbi drehte sich um und ging weiter. Als seine Anhänger ihn einholten, sagte er zu ihnen: „Ich habe diese Dinge zu euch gesagt, damit ihr, sofern ihr euer Leben mit dem meinen verbindet, Schalom [Frieden] erfahren werdet. In dieser Welt werdet ihr Prüfungen erleben. Aber seid tapfer! Ich habe die Welt bereits besiegt.“

Als sie das Aschentor erreichten, blieb Jeschua stehen und schaute nach oben. Seine Augen schlossen sich und sein Gesicht verzog sich leicht, als er zu beten begann.
Vater, die Zeit ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche – so wie du ihm Vollmacht über alle Menschen gegeben hast, damit er allen, die du ihm gegeben hast, das ewige Leben gebe. Und das ist das ewige Leben: dich zu erkennen, den einen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jeschua, den Messias. Ich habe dich auf Erden verherrlicht, indem ich das Werk vollendet habe, das du mir zu tun gegeben hast. Jetzt, Vater, verherrliche mich neben dir. Gib mir die gleiche Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt existierte.

Ich habe deinen Namen den Menschen bekannt gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort gehalten. Jetzt wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir gekommen bin, und sie haben Vertrauen gefasst, dass du mich gesandt hast. Ich bete für sie. Ich bete nicht für die Welt, sondern für diejenigen, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. In der Tat, alles, was ich habe, ist dein, und alles, was du hast, ist mein, und in ihnen bin ich verherrlicht worden.


Jetzt bin ich nicht mehr in der Welt. Sie sind in der Welt, ich aber komme zu dir. Heiliger Vater, behüte sie durch die Kraft deines Namens, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir es sind. Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie durch die Macht deines Namens, den du mir gegeben hast; ja, ich wachte über sie, und nicht einer von ihnen wurde zerstört (außer dem, der zur Zerstörung bestimmt war, damit der Tanach erfüllt würde). Nun aber komme ich zu dir; und ich sage dies, während ich noch in der Welt bin, damit sie meine Freude an sich vollenden. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht zur Welt gehören – so wie ich selbst nicht zur Welt gehöre. Ich bitte dich nicht darum, sie aus der Welt zu nehmen, sondern sie vor dem Bösen zu schützen. Sie gehören nicht zur Welt, so wie ich nicht zur Welt gehöre.

Jeschua schlüpfte durch das Aschopftor und wandte sich dem Ölberg zu. Seine Anhänger trotteten hinter ihm her, angestrengt hörend, sehnsüchtig nach einem Hinweis, der ihnen half zu verstehen, was geschah.

Setze sie aus zur Heiligkeit durch die Wahrheit – dein Wort ist Wahrheit. So wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich sie in die Welt gesandt. In ihrem Namen richte ich mich selbst zur Heiligkeit auf, damit auch sie durch die Wahrheit zur Heiligkeit aufgerichtet werden können.


Ich bete nicht nur für diese, sondern auch für die, die aufgrund ihres Wortes auf mich vertrauen werden, dass sie alle eins sind. Wie du, Vater, mit mir vereint bist und ich mit dir, so bitte ich, dass sie mit uns vereint seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins sind, so wie wir eins sind – ich mit ihnen vereint und du mit mir, damit sie ganz eins sind und die Welt so erkennt, dass du mich gesandt hast und dass du sie geliebt hast, so wie du mich geliebt hast.

Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir sind, wo ich bin; damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht gekannt, ich aber habe dich gekannt, und diese Menschen haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn auch weiterhin kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich selbst mit ihnen vereint bin.

Die Gruppe der Zwölf tröpfelte den Westhang des Kidrontals hinunter. Die Mauern Jerusalems ragten hinter ihnen auf und warfen dunkle Schatten auf den Ölberg.

Jeschua blickte zu seiner Linken. Hat noch jemand die Reihe von Fackeln bemerkt, die sich zu ihnen schlängelte und wie eine lange, leuchtende Schlange von den Tempelhöfen herunterglitt?
Der Lehrer wusste, wer am Kopf der Schlange stand. Nur ein paar Stunden zuvor hatte er dem Mann die Füße gewaschen. Waren sie noch sauber?

Die Schlange schlängelte sich weiter auf den Ölberg zu.
Es war so wenig Zeit.

Timothy P. Jones – Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

Wir merken also – für Jesus war das Gebet keine Zeremonie! Für Jesus war das Gebet ein wirkliches Gespräch mit seinem himmlischen Vater! Und für diese Gespräche hat er keine Zeit in seinem Zeitplan eingeplant – sondern das waren lebensnotwendige Momente, die Jesus „ständig in seinem Zeitablauf eingeschoben hat“. Ich habe nur wenige Menschen kennengelernt, die egal wo sie sind, mitten im Gespräch, mitten im Tagesablauf deutlich zeigen, dass sie kurz mit Gott sprechen müssen. Es gibt also in deinem und meinem Leben täglich Momente, wo wir beten sollten, und IHN fragen, IHN bitten sollten (und eben nicht zu regelmäßig im Kalender vorgemerkten Uhrzeiten!)
Schließlich rede ich ja mit meiner Frau auch zu jeder Zeit – immer wenn es möglich und/oder nötig ist – und warte nicht auf einen bestimmten im Kalender vorgemerkten Termin! Beten nach Kalender – ist wie sprechen mit seinem Partner nach Kalender – das ist RELIGION! Beten – also reden mit Gott, immer wenn es möglich oder nötig ist – dann ist es eine Beziehung! Arbeite daran, zu Gott eine Beziehung zu haben – und laß jede Form der Religion hinter dir!

Gerecht oder Ungerechte? – II

Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben. Sie soll ich dazu aufrufen, ihr Leben zu ändern.« (- solche Menschen …: wörtlich Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Umkehr. -)
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 5,32

Jesus bekam diese Vorwürfe mit, deshalb sprach er seine Kritiker direkt an: „Wer braucht denn nun den Arzt: der Gesunde oder der Kranke? Ich bin nicht gekommen, um Fromme noch frommer zu machen, sondern um Menschen, die weit von Gott entfernt sind, in seine Nähe zu bringen.“
Willkommen daheim – Lukas 5:31–32

Da gab Jesus ihnen diese Antwort: »Nicht die brauchen einen Arzt, die sowieso gesund sind, sondern die, denen es schlecht geht! Ich bin nicht in diese Welt gekommen, um die Gerechten dazu aufzurufen, sich Gott zuzuwenden, sondern die Menschen, die gegen Gottes Gebote verstoßen.
Roland Werner Das Buch – Lukas 5,31–32

Diesen Vers hatten wir schon 2020 – mit der abschließenden Frage „Als was sehe ich mich? Und will ich wirklich veränderungen an MIR vornehmen lassen? Oder habe ich schon die „Wahrheit“ gefunden und bin glücklich darin?“ – ja die Frage ist immer noch aktuell: Will ich mich von Gott verändern lassen?
Paralleltxt aus Matthäus 9,13 hatten wir auch schon

Sich nicht über Jesus, sondern über seine Jünger zu beschweren – was für eine passiv-aggressive Verhaltensweise der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie hatten die rechtliche Befugnis (und die Persönlichkeiten), Jesus zu züchtigen; stattdessen richteten sie ihre Herausforderung an diejenigen, die sie beleidigten.

Und ich stelle mir vor, dass diese bunt zusammengewürfelte Tischgesellschaft nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Alles war so neu: Sie hatten Jesus gerade erst kennengelernt, und obwohl sie dachten, er sei vielleicht der lang erwartete Messias, konnten sie sich nicht hundertprozentig sicher sein. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich mit den von der Gesellschaft am meisten Verachteten herumtrieben – zu denen auch einige von ihnen gehörten. Die Frage der Pharisäer ging sicherlich allen am Tisch Sitzenden durch den Kopf.
Ich wette, sie beugten sich vor, um die Antwort von Jesus zu hören.

Er hatte in letzter Zeit viel Bekanntheit erlangt. Die Menschen reisten aus Galiläa, Judäa und Jerusalem an, um ihn predigen zu hören und zu sehen, wie er heilt. Zweifellos gingen die religiösen Führer davon aus, dass er beeindruckend sein würde – dass er so aussehen und sich so verhalten würde wie sie; wie jemand, der den Berichten, die sie erhielten, würdig war.
Im Gegenteil.

Stattdessen fanden sie einen normal aussehenden Mann vor, der mit normalen Menschen zusammen war und Dinge tat, die normale Menschen tun, wie zum Beispiel essen – wenn er nicht gerade Dämonen austrieb und Blinde sehend machte. In Lukas 5:29 heißt es, dass Jesus „mit ihnen am Tisch saß“. Er war entspannt und unterhielt sich mit ihnen. Er lernte sie (und sie ihn) kennen, als die Pharisäer uneingeladen im Haus des Matthäus auftauchten.
Ich frage mich, ob sie an der Tür geklingelt haben, bevor sie hereingeplatzt sind. Ich frage mich, ob sie in der Ecke standen und flüsterten wie Mittelschülerinnen. Ich frage mich, ob sie laut murrten, aber so taten, als könne Jesus sie nicht aus einem Meter Entfernung hören. Ich frage mich, ob sie mit konkreten Fragen kamen, aber den Kurs änderten, als sie Jesus mit dem Pöbel sahen. Ich frage mich, ob sich irgendjemand am Tisch durch ihre Frage beleidigt fühlte, oder ob sie zu sehr daran gewöhnt waren, gehasst und verurteilt zu werden, um sich darum zu kümmern. Ich frage mich, ob die Frage der Pharisäer die beleidigten Gäste noch mehr für Jesus einnahm.
Sicherlich hat er geantwortet.

Ich sehe Ihre passiv-aggressive, indirekte Frage und antworte mit einer indirekten Aussage meinerseits – ich rufe die Sünder zur Umkehr auf, nicht die Gerechten.

Hm. Während seine Antwort sie zum Schweigen brachte (was zweifellos für die Zuschauer lustig war), habe ich das Gefühl, dass die Pharisäer die Bedeutung von Römer 3:10-12 spürten: „Keiner ist gerecht, nein, nicht einer; keiner versteht, keiner sucht Gott. Alle haben sich abgewandt und sind wertlos geworden; niemand tut Gutes, auch nicht einer.“

Vielleicht wäre eine direktere Antwort gewesen: „Ich treffe mich mit Leuten, die wissen, dass sie mich brauchen. Ich treffe mich nicht mit Leuten, die zu selbstgerecht sind, um zu wissen, dass sie mich brauchen. Aber ihr braucht mich doch. Ihr alle braucht mich verzweifelt.“

Hendricks Jenkins – Der Auserwählte – Buch eins: 40 Tage mit Jesus

Neben seiner Lehrtätigkeit heilte der Herr auch (Lk 5,17). Die Offenbarung der Gedanken Gottes stand im Mittelpunkt und an erster Stelle seines Dienstes. Aber um die Wahrheit seiner Worte zu bestätigen und um die Not vieler Hilfsbedürftiger zu lindern, heilte Er viele Krankheiten und Gebrechen. Er war der große Arzt, der gekommen war, um verlorene Menschen innerlich und äußerlich zu heilen (Lk 4,23; 5,31; vgl. 2 Mose 15,26; Ps 103,3).
Auch heute noch ist Er derselbe. Mit jeder Not dürfen wir zu Ihm kommen. Er hält immer noch für alle unsere Nöte und Beschwerden die richtige Lösung bereit. Nicht immer nimmt der Herr die Not weg. Aber Er hat für jede Not einen Ausweg und in der Not will Er uns seinen tiefen Frieden schenken (1 Korinther 10,13; Phil 4,6-7).
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.

Im Glauben leben 2019

Jesus vergleicht die Gesunden mit den Gerechten und die Kranken mit den Sündern; die Gegner Jesu müssen selbst beurteilen, wer sie sind. Aufgrund ihres Mangels an Barmherzigkeit sind sie in der Tat „krank“ und Sünder (siehe V. 23-27; 3:1-5; 7:1-15; Anmerkung zu Matthäus 9:13).

Die ESV Studienbibel zu Markus

Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. Das Angebot Jesu, Sünder zu retten, stellt eine Bedrohung für die Lebensweise der Pharisäer dar und ist doch das Herzstück des Evangeliums, das er verkündet hat. „Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer“ ist ein Zitat aus Hos. 6:6 (siehe Anmerkung). Mit „Opfer“ war das Einhalten religiöser Rituale gemeint. Wichtiger war Gott die „Barmherzigkeit“ (die Septuaginta gibt Hesed wieder, was „unerschütterliche Liebe“ bedeutet), die die Pharisäer dazu gebracht hätte, sich um diese Sünder zu kümmern, wie Jesus es tat.

Die ESV Studienbibel zu Matthäus

Jesus antwortete, dass es seine Aufgabe sei, wie ein Arzt mit kranken Menschen zu arbeiten, nicht mit den Gesunden. Jesus war nicht dazu berufen, selbstgerechten Menschen zu dienen, sondern solchen, die ihr geistliches Bedürfnis nach Gottes Gnade und Heilung erkannten.

New Living Translation Study Bible

5:31 kein Bedürfnis nach einem Arzt: Jesus wollte damit nicht sagen, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten keine geistliche Heilung nötig hätten. Stattdessen sagte er, dass nur diejenigen, die ihre geistliche Not kennen, behandelt werden können. Als selbstgerechte Menschen wollten die Pharisäer keine Hilfe in Anspruch nehmen und brauchten in ihren eigenen Augen auch keinen Arzt.
5:32 Jesu Aufgabe war es, Sünder zur Umkehr zu rufen. Nach seiner Himmelfahrt beauftragte Jesus seine Jünger mit der gleichen Aufgabe (24:47; siehe auch 3:3, 8; 13:1-5; 15:7-10; 16:30; 17:3, 4; Apostelgeschichte 26:20). In diesem Abschnitt wird die Buße als ein Patient dargestellt, der erkennt, dass er krank ist und dass nur Jesus, der große Arzt, ihn behandeln kann. Die demütige Bitte um geistliche Heilung an Gott ist das Wesen der Buße.

Die Nelson Studienbibel

Und noch einmal die Frage: Will ich mich von Gott verändern lassen?

Wer sich gerade auf der Terrasse seines Hauses aufhält, der soll nicht erst im Haus sein Gepäck für die Flucht zusammensuchen.

Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte (wer es liest, der beachte (O. verstehe) es), daß alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen; wer auf dem Dache (O. Hause) ist, nicht hinabsteige, um die Sachen aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, nicht zurückkehre, um sein Kleid zu holen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,15–18

Wenn ihr aber das ‚Scheusal der Verwüstung‘, von dem der Prophet Daniel geredet hat (- Daniel 11,31 -), am heiligen Ort stehen seht – wer das liest, der merke auf! –, dann sollen die Einwohner Judäas in die Berge fliehen. Wer auf seiner Dachterrasse sitzt, soll keine Zeit damit verlieren, noch etwas aus dem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht mehr zurücklaufen, um seinen Umhang zu holen.
NeÜ bibel.heute Stand 2019 – Matthäus 24:15–18

Seht ihr nun den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte stehn, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat -Dan 8,13; 9,27; 11,31; 12,11- – wer das liest, beachte es wohl*! -, . Es ist hier nicht die Rede von einer Zerstörung, sondern von einer Entweihung der heiligen Stätte, d.h. des Tempels (2 Thess 2,3.4).++
dann sollen, die in Judäa sind, in die Berge fliehn*.
 Wer auf dem Dache ist, gehe nicht erst ins Haus hinunter, um noch seine Habe zu holen- von den platten Dächern der Häuser konnte man unmittelbar auf die Straße kommen.   a) Lk 17,31 – ) .++
und wer auf dem Felde ist -wo er nur im Unterkleide arbeitete.-, der kehre nicht in die Wohnung zurück, um sich noch sein Oberkleid zu holen.  ++
Ludwig Albrecht – Matthäus 24,15–18

Jeschua hat das Zeichen identifiziert, das diese Zeitperiode beginnen wird: Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, an der heiligen Stätte stehen seht (Matthäus 24,15). Im Jahr 167 v. Chr. entweihte der griechische König Antiochus Epiphanes den Tempel in Jerusalem, indem er einen Altar für Zeus aufstellte. Er „brachte auch Dinge in den Tempel, die verboten waren, so dass der Altar mit abscheulichen, nach den Gesetzen verbotenen Opfern bedeckt war“ (II Makkabäer 6:4b-5), darunter ein Schwein. Dieses Ereignis ist als der Gräuel der Verwüstung bekannt geworden. Allerdings erwähnte Jeschua den Gräuel der Verwüstung etwa zweihundert Jahre nach diesem Ereignis und fügte hinzu, dass durch den Propheten Daniel davon gesprochen wurde. Offensichtlich erwartete er, dass die Apostel diese spezielle Prophezeiung kennen würden. Während Daniels Prophezeiung in Kapitel 8 von den Ereignissen spricht, die sich 167 v. Chr. durch Antiochus Epiphanes erfüllten, sagen die Kapitel 9 und 10 eindeutig ein Ereignis voraus, das während der Trübsal geschehen wird. Diese Prophezeiung besagt, dass der Gräuel der Verwüstung genau in der Mitte der Trübsal geschehen wird: Mitten in der Woche wird er das Opfer und das Speisopfer aufhören lassen; und auf dem Flügel der Gräuel wird einer kommen, der Verwüstung stiftet (Daniel 9:27b). Das bedeutet, dass die Mitte der Trübsal mit einem bestimmten Ereignis beginnen wird, das in zwei Phasen abläuft. Die erste Stufe wird eintreten, wenn der Antichrist im Tempel Gottes sitzt und sich als Gott ausgibt (2 Thessalonicher 2,4). Die zweite Stufe wird eintreten, wenn der falsche Prophet ein Bild des Antichristen macht und es im Allerheiligsten des jüdischen Tempels aufstellt (Matthäus 24:15; Offenbarung 13:11-15). Dieses Bild wird dort 1.290 Tage lang ununterbrochen stehen dürfen, also dreißig Tage über das Ende der Trübsal hinaus (Daniel 12:11). Die Apostel wussten also aus dem Buch Daniel, dass der Gräuel der Verwüstung den Bruch des Sieben-Jahres-Bundes zwischen Israel und dem Antichristen signalisieren wird, den Beginn der zweiten Hälfte der Trübsal, und dass von diesem Punkt bis zum zweiten Kommen genau 1.260 Tage vergehen werden. Es signalisiert auch den Beginn des letzten Krieges gegen die Juden, da Satan versuchen wird, sie zu zerstören, um das zweite Kommen zu verhindern.

Jeschua prophezeite dann die Flucht Israels aus dem Land. Der Greuel der Verwüstung wird den Juden signalisieren, dass es an der Zeit ist, das Land zu verlassen: dann sollen die, die in Jehuda sind, auf die Berge fliehen (Matthäus 24:16). Die Dringlichkeit wird hervorgehoben. Jeder, der sich aus irgendeinem Grund auf dem Hausdach befindet, darf seinen Besitz nicht aus den Kammern im Inneren einsammeln (Matthäus 24:17), sondern muss sich sofort auf den Weg aus dem Land machen. Wenn jemand, der auf dem Feld pflügt, von diesem Ereignis hört, darf er die wenigen kostbaren Augenblicke nicht damit verschwenden, in die Wohnräume des Kibbuz zurückzukehren, um auch nur einen Mantel mitzunehmen (Matthäus 24:18). Sie müssen das Feld verlassen und aus dem Land fliehen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Gewaltige Angst ergriff nun die Empörer, und viele von ihnen flüchteten sich bereits aus der Stadt, als stände deren Eroberung im nächsten Augenblick bevor. Ebendeshalb aber fasste das Volk wieder frischen Mut: wie die Bösewichter sich davon machten, näherte es sich den Thoren, um sie zu öffnen und Cestius als Wohlthäter der Stadt aufzunehmen. Hätte dieser die Belagerung nur noch kurze Zeit fortgesetzt, so würde er die Stadt wohl rasch in seine Gewalt bekommen haben. Gott aber hatte, wie ich glaube, um der Frevler willen schon damals sich vom Heiligtum abgewandt und liess deshalb an jenem Tage den Krieg sein Ende nicht erreichen.
Cestius nämlich, der weder von der Verzweiflung der Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu haben schien, liess plötzlich seine Soldaten den Rückzug antreten, gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung auf und verliess unbegreiflicherweise die Stadt. Infolge seines ganz unerwarteten Abmarsches gewannen die Banditen ihre Kühnheit wieder, fielen über die Nachhut der Römer her und machten eine Menge Reiter und Fusssoldaten nieder. Cestius bezog nun für die erste Nacht das Lager auf dem Skopos; tags darauf aber marschierte er weiter und reizte dadurch die Feinde nur noch mehr, sodass sie abermals seiner Nachhut schwere Verluste beibrachten und zugleich auch von der Seite des Weges aus den Römern mit Geschossen zusetzten. Die letzten im Zuge hatten übrigens nicht den Mut, gegen ihre Verfolger Front zu machen, weil sie dieselben ausserordentlich zahlreich wähnten, und was den Angriff auf den Flanken betraf, so waren die Römer ihm thatsächlich nicht gewachsen, da sie selbst schwerbewaffnet waren und die Marschlinie zu zerreissen fürchteten, während die Juden leichtgerüstet und angriffslustig daherzogen. So mussten die Römer grosse Verluste erleiden, ohne ihrerseits dem Feinde irgendwie schaden zu können. Auf dem ganzen Wege geschlagen und in Verwirrung gebracht, wurden sie massenhaft niedergemetzelt; unter den Gefallenen befanden sich auch Priscus, der Anführer der sechsten Legion, der Tribun Longinus und der Befehlshaber einer Reiterschwadron, Aemilius Jucundus. Endlich erreichten sie, nachdem sie auch einen grossen Teil ihres Gepäckes verloren hatten, mit Mühe ihr früheres Lager bei Gabao. Unschlüssig bezüglich dessen, was er beginnen sollte, verweilte Cestius hier zwei Tage; als er aber am dritten Tage sehen musste, wie die Zahl seiner Feinde sich noch vermehrt hatte und alles ringsum von Juden wimmelte, ward es ihm klar, dass Zögern ihm nur zum Schaden gereiche und dass, je länger er verweile, desto mehr Feinde sich ansammeln würden.
Um daher die Flucht zu beschleunigen, gab er Befehl, alles zu vernichten, was das Heer aufhalten könnte. Man tötete nun die Maulesel und die übrigen Lasttiere mit Ausnahme derjenigen, welche Geschosse und Maschinen trugen; letztere nämlich konnte man einesteils nicht gut entbehren, andernteils befürchtete man auch, sie möchten den Juden in die Hände fallen und gegen die Römer Verwendung finden. Hierauf rückte das Heer weiter auf Bethoron zu. So lange nun der Marsch über offenes Feld ging, wurden die Römer von den Juden weniger behelligt; sowie sie aber einen engen, abschüssigen Hohlweg gedrängt passieren mussten, eilte ein Teil der Juden voraus, um ihnen den Ausgang zu sperren, während andere die den Schluss des Zuges bildenden Römer in die Schlucht hineintrieben und die Hauptmasse der jüdischen Streitmacht, die sich an den Abhängen zu beiden Seiten des Weges ausgedehnt hatte, das feindliche Heer mit einem Hagel von Geschossen überschüttete. Da gerieten schon die Fusssoldaten in Verlegenheit, wie sie sich wehren sollten; in noch grösserer Gefahr aber schwebten die Reiter: denn einmal gestatteten ihnen die feindlichen Geschosse nicht, den Abstieg in Reih und Glied zu machen, und dann waren auch die steilen Abhänge, auf denen die Juden sich verteilt hatten, für die Pferde unzugänglich, während auf der anderen Seite Felsspalten und Abgründe ihnen entgegengähnten, in die sie bei jedem Fehltritt hinabstürzen konnten. In dieser entsetzlichen Lage, die weder ein Entrinnen ermöglichte, noch den Gedanken an Widerstand aufkommen liess, hatten sie schliesslich nichts als lautes Jammergeheul und das Stöhnen der Verzweiflung, dem die Schlachtrufe der Juden, untermischt mit Freudengeschrei und Wutgebrüll, schauerlich entgegenhallten. Wenig fehlte, so hätten sie das ganze Heer des Cestius aufgerieben, wäre nicht die Nacht herein gebrochen, in der die Römer nach Bethoron flohen, während die Juden alle geeigneten Punkte ringsum besetzten, um den Abmarsch ihrer Feinde überwachen zu können.

Josephus – Geschichte des Jüdischen Krieges

Diese kurzen Hinweise mögen uns helfen, das Umfeld des jüdischen Stadtlebens besser zu verstehen. Wenn wir eine der Straßen einer Stadt in Galiläa oder Judäa auf und ab gehen, werden wir feststellen, dass die Häuser sich in Größe und Eleganz unterscheiden, vom kleinen Häuschen, das nur acht oder zehn Meter im Quadrat misst, bis hin zu den Häusern der Reichen, die manchmal zwei oder mehr Stockwerke hoch sind und mit Reihen von Säulen und architektonischen Verzierungen geschmückt sind. Stellen wir uns vor ein Haus der besseren Klasse, wenn auch nicht gerade das eines Patriziers, denn es ist aus Ziegeln gebaut, vielleicht aus unbearbeitetem oder sogar bearbeitetem Stein, aber nicht aus Marmor und auch nicht aus behauenem Stein; auch sind die Wände nicht mit so zarten Farben wie Zinnoberrot gestrichen, sondern einfach gekalkt oder vielleicht mit einer neutralen Farbe überzogen. Eine breite, manchmal kostspielige Treppe führt von außen direkt auf das flache Dach, das ein wenig nach unten geneigt ist, so dass das Regenwasser leicht durch Rohre in die darunter liegende Zisterne fließen kann. Das Dach ist mit Ziegeln, Steinen oder einer anderen harten Substanz gepflastert und von einer Balustrade umgeben, die nach jüdischem Gesetz mindestens zwei Ellen (drei Fuß) hoch und stark genug sein muss, um das Gewicht einer Person zu tragen. Polizeiverordnungen, die vom gleichen Geist der Vorsicht getragen waren, verboten offene Brunnen und Gruben, unzureichende Leitern, wackelige Treppen und sogar gefährliche Hunde in einem Haus. Von Dach zu Dach konnte es eine regelmäßige Verbindung geben, die von den Rabbinern „die Straße der Dächer“ genannt wurde (Baba Mez. 88 b). Auf diese Weise konnte eine Person von Dach zu Dach fliehen, bis sie beim letzten Haus die Treppe hinunterstieg, die nach außen führte, ohne eine Wohnung betreten zu haben. Auf diese „Straße der Dächer“ bezog sich unser Herr zweifellos in seiner Warnung an seine Jünger (Mt 24,17; Mk 13,15; Lk 17,31), die sich auf die letzte Belagerung Jerusalems beziehen sollte: „Und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab in das Haus und gehe nicht hinein.“ Für den normalen Verkehr war das Dach der kühlste, luftigste und stillste Ort. Natürlich wurde es zuweilen für Zwecke der Hauswirtschaft genutzt. Aber dorthin zog sich ein Mann vorzugsweise zurück, um zu beten oder in Ruhe nachzudenken; hier beobachtete er, ob Freund oder Feind, das Aufziehen des Sturms oder – wie der Priester, der vor dem Morgenopfer auf der Zinne des Tempels stand – wie sich das rote und goldene Licht der Morgendämmerung am Rande des Horizonts ausbreitete. Vom Dach aus war es auch leicht, sich vor Feinden zu schützen oder gefährliche Kämpfe mit den Untergebenen auszutragen; und wenn überhaupt, dann war es „auf den Dächern“, wo Geheimnisse geflüstert oder andererseits am öffentlichsten „verkündet“ werden konnten (Matthäus 10,27; Lukas 12,3). Das Zimmer des Fremden wurde in der Regel auf dem Dach gebaut, damit der Gast ungestört vom Haushalt aus- und eingehen konnte; und hier wurden beim Laubhüttenfest zur Abkühlung und Bequemlichkeit oft die begrünten „Buden“ aufgestellt, in denen Israel zur Erinnerung an seine Pilgerfahrt wohnte. Ganz in der Nähe befand sich „das Obergemach“. Auf dem Dach versammelte sich die Familie zum Gespräch, sonst im Hof darunter – mit seinen Bäumen, die dankbaren Schatten spendeten, und der Musik seines plätschernden Brunnens, die beruhigend auf das Ohr fiel, während man in der überdachten Galerie stand, die rundherum verlief und sich zu den Wohnungen des Haushalts öffnete.

Wenn das Gästezimmer auf dem Dach, das man von außen erreichen konnte, ohne durch das Haus zu gehen, uns an Elisa und die Schunamiterin und an das letzte Passahfest erinnert, zu dem der Herr und seine Jünger gehen und das sie verlassen konnten, ohne mit jemandem im Haus in Berührung zu kommen, so erinnert die Galerie, die um den Hof unter dem Dach herumführte, an eine weitere höchst feierliche Szene. Wir erinnern uns daran, wie diejenigen, die den „Gichtbrüchigen“ trugen, als sie nicht in der Lage waren, „zu Jesus zu kommen, um ihn zu drücken“, „das Dach aufdeckten, wo er war“, und ihn „durch die Ziegel mit seiner Liege in die Mitte vor Jesus hinunterließen“ (Markus 2,4; Lukas 5,19). Aus vielen talmudischen Texten wissen wir, dass die Rabbiner bei der Erörterung religiöser Fragen mit Vorliebe auf den „Obersaal“ zurückgriffen. So mag es auch in diesem Fall gewesen sein; und da die Träger des Kranken nicht durch die Tür in den oberen Raum gelangen konnten, haben sie vielleicht die Decke vom Dach heruntergebrochen. Oder, wenn man es für wahrscheinlicher hält, dass sich die Menge der Anwesenden unten im Hof drängte, während Jesus auf der Empore stand, die um den Hof herumging und sich zu den verschiedenen Wohnungen hin öffnete, könnten sie das Dach über ihm heruntergebrochen haben und so ihre Last langsam zu seinen Füßen und in Sichtweite aller herunterlassen. Eine bedeutsame Parallele oder vielmehr ein Kontrast dazu findet sich in einer rabbinischen Geschichte (Moed K. 25 a), in der berichtet wird, wie sie, als die Bahre, auf der ein berühmter Lehrer lag, nicht durch die Tür hinausgelassen werden konnte, ihre Last hinauf trugen und vom Dach herabließen – nicht auf dem Weg zu einem neuen Leben, sondern zur Beerdigung. Ansonsten gab es auch eine Treppe, die vom Dach in den Hof und ins Haus führte. Wenn man sich einem Haus von der Straße aus näherte, wie es Besucher normalerweise taten, ging man entweder durch einen großen äußeren Hof oder man kam direkt in die Vorhalle oder den Vorbau. Hier öffnete sich die Tür in den Innenhof, der manchmal von mehreren Familien gemeinsam genutzt wurde. Ein Pförtner öffnete den Rufern, wenn sie ihren Namen nannten, so wie Rhoda dem Petrus in der ereignisreichen Nacht seiner wundersamen Befreiung aus dem Gefängnis (Apg 12,13.14). Auch unser Herr wendet diese bekannte Tatsache des häuslichen Lebens an, wenn er sagt (Offb 3,20): „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so will ich zu ihm hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.“ Durch diesen Innenhof und die Galerie gelangte man in die verschiedenen Räume – das Familienzimmer, das Empfangszimmer und die Schlafgemächer -, wobei die Damen die zurückgezogensten Räume bewohnten und die inneren Räume hauptsächlich im Winter genutzt wurden. Das Mobiliar entsprach im Wesentlichen dem heutigen, bestehend aus Tischen, Sofas, Stühlen, Kerzenleuchtern und Lampen, die je nach Rang und Reichtum der Familie unterschiedlich teuer waren. Zu den Luxusartikeln gehörten reiche Kissen für Kopf und Arme, Ornamente und manchmal sogar Bilder. Die Türen bewegten sich an Scharnieren, die mit Holzstiften befestigt waren, und waren mit hölzernen Riegeln verriegelt, die mit Scheckschlüsseln von außen herausgezogen werden konnten. Der Speisesaal war im Allgemeinen geräumig und wurde manchmal für Versammlungen genutzt.

Alfred Edersheim – Skizzen des jüdischen Gesellschaftslebens in den Tagen von Christus

Das Kardinalproblem bei diesen Versen ist: Worauf beziehen sie sich? Auf die palästinischen judenchristen zur Zeit der Tempelzerstörung? Oder auf die weltwelte Christenheit zur Zeit des Antichristen? Auf Ersteres deutet die Zitierung Daniels, die Erwähnung Judäas und die Erwähnung des Sabbats. Das Zweite legt die Fortsetzung in V. 21ff. nahe. Beachtet man, dass Jesus zwei Perspektiven, die Israel- und die Völker-Perspektive, miteinander verbindet, dann ist es gerechtfertigt, diese Verse auf beides zu beziehen. D. h., sie erfüllen sich zunächst bei der Tempelzerstörung, dann aber in einem geistlichen Sinn noch einmal zur Zeit des Antichristen.
Wir wenden uns der Israel-Perspektive zu. Die »Abscheulichkeit der Verwüstung… an heiliger Stätte« meint die Entweihung des Jerusalemer Tempels, die in Dan 9,27; 11,31; 12,11 angekündigt ist. Sie geschah schon einmal im Jahr 167 v. Chr., als der Judenverfolger Antiochus IV. Epiphanes von Syrien den Jerusalemer Tempel dem griechischen Götzen Zeus Olympios weihte und eine dünne Goldplatte auf den Brandopferaltar legte. Aber Jesus sieht eine zweite Entweihung voraus. Sie realisierte sich, als die Römer im Jahre 70 n. Chr. den Tempel in Brand steckten und zerstörten. Nach einem weiteren jüdischen Aufstand 132-135 n. Chr. ließ der römische Kaiser Hadrian sogar einen Jupitertempel auf dem Platz des jüdischen Tempels errichten. Oder sieht Jesus die Gräuel voraus, die die jüdischen Aufständischen selbst vor ihrer Niederlage im Tempelbereich verübten? Ausdrücklich bezieht er sich auf »Daniel, den Propheten«. Demnach war Daniel schon zur Zeit Jesu unter die Propheten eingereiht. Jesus urteilte anders als die modernen Kritiker, die »Daniel« ins 2. Jh. v. Chr. setzen bzw. seine Prophezeiungen erst nach den Ereignissen verfasst sein lassen. Für Jesus war Daniel ein echter »Prophet., der das Kommende voraussah. Die Wendung »Der Leser verstehe es recht!« lautet im Urtext eigentlich kürzer: »Der Leser verstehe es!« Die Aufforderung setzt voraus, dass Jesu Jünger lesen konnten und außerdem das Buch Daniel schriftlich vorliegen hatten. Wir erinnern uns daran, dass Jesus immer wieder zum Lesen der Heiligen Schrift aufrief (vgl. Mt 12,3.5; 19,4; 21,16.42; 22,31; Joh 5,39). Ferner erinnern wir uns an Dan 12,4.
Drei Weisungen gibt Jesus für die Zeit der Tempelzerstörung: »Diejenigen (natürlich von seinen Jüngern!) , die in Judia sind, sollen in die Bergefliehen.« In der Tat floh die Jerusalemer Gemeinde im Jahre 68 n. Chr., als die Römer vordrangen und die jüdischen Kämpfer durch Morde den Tempel entweihten, nach Pella im OstJordanland. Möglicherweise kam damals Johannes mit Maria, der Mutter Jesu, nach Ephesus. Jesus nennt hier nur »Judäa«, d. h. die Gegend um Jerusalem. In Galiläa war der Krieg harmloser. So ist Jesu Wort auch im Rückblick gerechtfertigt. Die Flucht »in die Berge« bedeutet zugleich die Flucht in das öde Kalksteingebirge, wo Höhlen Unterschlupf gewähren. Eine solche Flucht »in die Berge« unternahmen z. B. auch David (1 Sam 22,1ff.; 1 Sam 23,14ff.; 1 Sam 24,1ff.) oder die Makkabäer, als sie gegen die Syrer kämpften (1 Makk 2,28; 2.Makk 5,27). Vielleicht deutet Hes 7,16 an, dass man auch vor den Babyloniern »in die Berge« floh. Übrigens stellt Jesu Fluchtbefehl noch einmal klar, dass die Gemeinde im Krieg keine Partei ergreift und sich nicht in politische oder militärische Kämpfe einschaltet. Für sie ist der Ablauf der Ereignisse vielmehr ein göttliches Gericht (vgl. Spr 22,3). »Wer auf dem Dach ist, steige nicht hinab, um zu holen, was in seinem Hause ist«: Aufs »Dach« gelangte man mittels einer Leiter oder Treppe neben der Hauswand, so dass man nicht durchs »Haus« musste, wenn man hinauf- oder hinabstieg (vgl. Mk 2,4).
»Und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen«: Der »Mantel« durfte nach 2.Mose 22,25ff. über Nacht nicht gepfändet werden, denn er ist »seine einzige Decke für seinen Leib« (vgl. Mt 5,40 und die Erklärung dort). Der Mantel ist also die Minimalausrüstung für die Flucht. Nicht einmal die sollte mitgenommen werden – so sehr eilt es! Lot musste in ähnlicher Eile fliehen (1.Mose 19,17.26). Sieht Jesus also einen inneren Zusammenhang zwischen dem Untergang des damaligen Jerusalem und dem Untergang Sodoms und Gomorras (Lk 17,32 !) ? In diese Richtung deutet jedenfalls die Johannesoffenbarung (Off 11,8). So wie Gott mit den Kindern in Ninive besonderes Erbarmen hatte (Jona 4,11) , so gilt Jesu Erbarmen den Mütter. -»die werdendes oder ganz junges Leben bei sich haben, »den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen« (vgl. Ps 137,9; Lk 23,29; 1 Kor 7,26-28). Hier redet der Heiland der Welt, kein Großmachtsüchtiger. Schließlich weist Jesus auf das Gebet hin: »Betet aber, dass ihr nicht im Winter oder am Sabbat fliehen müsst«. »Im Winter« kann es in Jerusalem schneien, die Nächte im Bergland Judäas sind bitter kalt. »Am Sabbat« sind Verkehr und Hilfeleistungen behindert (vgl. Apg 1,12). Was ein Kriegsausbruch an einem Feiertag bedeutet, haben wir beim Jom-Kippur-Krieg 1973 gesehen (vgl. auch Makk 1,32ff.). Zwar sind es kleine Hilfen, wenn die Flucht nicht auf den Winter oder Sabbat fällt. Und doch ist es ein Stück Gnade, wenn Gott durch kleine Hilfen seine Gegenwart erfahrbar macht! Aus dem Gesagten ergibt sich allerdings, dass die Gemeinde nicht einfach den Nöten der Welt entnommen wird, sondern mitleiden muss.

Gerhard Maier – Edition C

„Kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit“

Belüget einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat; wo nicht ist Grieche und Jude, Beschneidung und Vorhaut, Barbar, (S. die Anm zu Apg 28,2) Scythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen.
Elberfelder 1871 – Kolosser 3,9–11

Belügt einander nicht mehr! Ihr habt doch den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen und habt den neuen Menschen angezogen: den Menschen, der in der Weise erneuert ist, dass er nun Gott erkennt und weiß, was Gott will – der erneuert ist nach dem Bild dessen, der ihn am Anfang nach seinem Bild geschaffen hat!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Kolosser 3:9–10

Belügt einander nicht mehr! Ihr habt doch das alte Gewand ausgezogen – den alten Menschen mit seinen Verhaltensweisen –  und habt das neue Gewand angezogen – den neuen, von Gott erschaffenen Menschen, der fortwährend erneuert wird, damit ihr ´Gott` immer besser kennen lernt und seinem Bild ähnlich werdet.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 3,9–10

Es gibt ja Menschen, die denken, dass sie jeden Morgen die „neue Persönlichkeit“ anziehen müssen – und abends wohl die „neuen Kleider“ wieder ausziehen … 😉

Bei anderen gilt die Regel „Denken >> Reden >> Handeln“ – und um immer „gut zu sein“ wird das eigene Reden und das eigene Denken beobachtet – und ganz ganz doll versucht, „die neue Persönlichkeit anzuziehen“.

Da wir alle Sünder sind, müssen wir uns in Bezug auf unsere Einstellung und unseren Lebenswandel ändern, wenn wir die Persönlichkeit unseres Gottes widerspiegeln wollen. Wir müssen uns mit „der neuen Persönlichkeit“ kleiden (Kolosser 3:5-14). Durch Rat erkennen wir leichter, wo wir uns noch ändern müssen, und durch Schulung lernen wir, wie das möglich ist. Die Unterweisung, die wir brauchen, kommt hauptsächlich aus der Bibel selbst (2 Timotheus 3:16, 17).

Den allein wahren Gott anbeten

Ihr habt … ausgezogen … angezogen Der „Wechsel der Kleidung“ bei den Gläubigen steht für den Wechsel von ihrer gefallenen Identität in Adam (den alten Menschen) zu ihrer neuen Identität in Christus, den „neuen Menschen“ (Eph 2,15; 4,22–24).
3,10 den neuen, von Gott erschaffenen Menschen In Christus, den zweiten Adam (1.Kor 15,20–28.45–49), sind die Gläubigen verwandelt und erneuert worden nach dem Vorbild Christi. Jede der Eigenschaften, die Paulus in Vers 12 aufzählt, kann auf allgemeine Weise auf Gottes Wesen oder auf besondere Weise auf Christi Charakter zurückgeführt werden. Das zeigt auf, wie buchstäblich Paulus die Vorstellung nahm, dass die Gläubigen zum „Bild“ ihres Schöpfers werden.

Reformations-Studien-Bibel

„Bild seines Schöpfers“ ist nach dem Verfasser des Kol Christus; in ihm wird dem Menschen die (durch Adams Ungehorsam verloren gegangene) Gottebenbildlichkeit neu geschenkt.

Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

denn ihr habt das alte Selbst abgelegt … und das neue Selbst angezogen. (Zu „Selbst“ als Wiedergabe von „Mensch“ [ESV-Fußnote] siehe Anmerkung zu Eph. 4:22.) Paulus greift hier auf, was er zuvor über die Beschneidung der Christen durch Christus gesagt hat, indem er „den Leib des Fleisches“ ablegte (siehe Kol. 2:11). Hier verwendet er die Metapher des „Ausziehens“ und „Anziehens“ der Kleidung. Die aoristische Zeitform der beiden Partizipien deutet darauf hin, dass es sich um ein Ereignis handelt, das bereits stattgefunden hat. Eine qualitative Veränderung der Identität hat im Leben der Gläubigen bereits stattgefunden. Jetzt müssen sie nur noch ihr Verhalten mit ihrer neuen Identität in Einklang bringen (siehe auch Röm. 6,6; Eph. 4,24). Erneuert werden (Präsens) zeigt, dass die Verwandlung der Christen ein fortlaufender Prozess ist.

Die ESV Studienbibel

deine alte sündige Natur … deine neue Natur: Paulus stellt die alte und die neue Identität gegenüber (siehe auch Röm 5,12-21; 6,6; Eph 4,22-24). Gläubige legen ihr altes Leben ab und ziehen das neue Leben Christi an. Sie erlauben ihm, Herr zu sein und die Art und Weise, wie sie leben, zu bestimmen.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Die Analogien zwischen dem alten Menschen und unseren alten sündigen Verhaltensweisen und dem neuen Menschen und unserem neuen Leben in Jesus Christus sind eine Parallele zu Paulus‘ Ausführungen in Römer 6 über das Sterben für die Sünde und das Leben für Christus. Die beiden Worte alter Mensch und neuer Mensch beziehen sich nicht auf die fleischliche und geistliche Natur des Christen. Stattdessen bezeichnet Paulus unser früheres unerlöstes Leben als den alten Menschen und unser Leben als Gottes Kind als den neuen Menschen. Der neue Mensch trägt das Bild der neuen Schöpfung in Christus, während der alte Mensch das Bild unserer gefallenen Natur trägt. Der alte Mensch steht unter einem alten Herrn, Satan, während der neue Mensch einen neuen Herrn hat, den Geist Gottes, der in ihm lebt.

Die Nelson Studienbibel

lm Kolosserbrief überschneidet sich unsere Fülle mit den neuen Kämpfen, die auftreten, wenn wir Christen werden. In Kolosser 3,5-11 fügt Paulus hinzu: „5 Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; 6 um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; 7 unter ihnen seid auch ihr einstgewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet. 8 jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. 9 Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen 10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; 11 wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus“ (Ko! 3,5-11).

Nichts wird beschönigt bezüglich des Krieges, der im Leben als Christ wütet. Es wimmelt von Anfechtungen und Versuchungen. aber wir reagieren auf sie aus einem neuen Blickwinkel. J.C. Ryle erfasst das aktive Vertrauen auf Christus. das für unsere Heiligung nötig ist. Heiligkeit muss mit Christus beginnen. Zuerst müssen wir ihm gehören.
„Möchten Sie heilig sein? Möchten Sie eine neue Kreatur werden? Dann müssen Sie bei Christus beginnen. Sie werden einfach überhaupt nichts und keinerlei Fortschritte machen, bis Sie nicht Ihre Sünde und Schwachheit spüren und zu ihm fliehen. Er ist die Wurzel und der Anfang aller Heiligkeit, und um heilig zu sein. muss man im Glauben zu ihm kommen und mit ihm verbunden sein Die Menschen versuchen oft, zuallererst aus eigener Kraft heilig zu werden, und machen ein trauriges Geschäft daraus. Sie plagen sich und mühen sich und beginnen immer wieder von Neuem und verändern sich ständig, und doch geht es ihnen wie der Frau mit dem Blutfluss, bevor sie zu Christus kam, sie spüren keine Besserung, sondern dass es ‚noch schlimmer‘ mit ihnen geworden ist (siehe Mk 5,26). Sie laufen vergeblich und arbeiten vergeblich, und das ist kein Wunder, denn sie beginnen am falschen Ende. Sie bauen eine Mauer aus Sand; ihr Werk fällt so schnell zusammen. wie sie es aufbauen. Sie schöpfen Wasser aus einem undichten Gefäß; das Loch holt sie ein, nicht sie das Loch Trail! drückt es drastisch, aber richtig aus: ‚Weisheit außerhalb von Christus ist verfluchte Torheit; Gerechtigkeit außerhalb von Christus ist Schuld und Verdammnis; Heiligung außerhalb von Christus ist Schmutz und Sünde; Erlösung außerhalb von Christus ist Knechtschaft und Sklaverei.‘
Möchten Sie Heiligkeit erreichen? Spüren Sie heute ein echtes, herzliches Verlangen, heilig zu sein? Möchten Sie Teilhaber an der himmlischen Schöpfung sein? Dann gehen Sie zu Christus! Warten Sie auf nichts. Warten Sie auf niemanden. Zögern Sie nicht. Glauben Sie nicht, Sie könnten sich selbst dafür bereitmachen. Gehen Sie und sagen Sie es ihm mit den Worten dieses wunderschönen Liedes: ‚Nichts in meiner Hand ich bringen kann, ich schmieg nur an dein Kreuz mich an; nackt und bloß, —— o kleid mich doch! Hilflos. ach -— erbarm dich doch!‘ Wir werden keinen einzigen Stein in dem Werk unserer Heiligung legen. bis wir zu Christus gehen.“ (J.C. Ryle, Seid heilig! Der Schlüssel zum erfüllten Leben, 3L Verlag GmbH, Friedberg 2005, S. 99—100)

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Die Parallelstelle in Epheser zu dieser Ermahnung » belüget einander nicht « gibt den Grund an, warum wir uns der Ehrlichkeit befleißigen sollten: » Denn wir sind Glieder voneinander « (Eph 4,25). Jemand hat dazu treffend gesagt: Verlogenheit verletzt die Brüderlichkeit. « Der Sinn der Ermahnung ist klar: Sie sollten sich jede Art Unwahrheit abgewöhnen. Wahrheit ist ein Instinkt der neuen Natur des Christen. Wer bezeugt, ein Nachfolger dessen zu sein, der die Wahrheit heißt (Joh 14,6), muß sich vor Betrug mit Mund oder Tat hüten. Unter- wie auch Übertreibungen müssen um jeden Preis vermieden werden. Lügen ist wohl eine Sünde der Zunge, aber man kann auch mit seinem Gebaren hinters Licht führen. Josephs Brüder beließen ihren Vater im Glauben, sein Sohn sei tot, indem sie ihm das blutdurchtränkte Gewand zeigten. » Da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen « habt, ist nach Paulus der Grund, warum sie keineswegs die Gewohnheit zu lügen tolerieren durften. Daß die neue Gemeinschaft besteht und wir Glieder voneinander sind, ist die Grundlage der Ermahnung in Eph 4,25; hier aber wird gesagt, eine alte Beziehung sei abgebrochen worden: der » alte Mensch « ist ein für allemal abgelegt worden. Es kann kein Zweifel bestehen, daß für Paulus lügen wie alles übrige hier Gesagte Wesenszüge des alten Menschen sind und der alte Mensch mit seinen Wesenszügen verträgt sich nicht mit dem neuen Menschen.
    Das Verb » ablegen « , apekdyomai, beschäftigte uns schon in 2,15 und das dazugehörige Hauptwort in 2,11. Das Ablegen muß hier als gleich radikal angesehen werden wie dort (2,15). Man schwächt die Kraft des Ausdrucks ab, wenn man-wie es einige tun-sagt, der » alte Mensch « sei die » alte Natur « . Man kann nicht von einer radikalen, das Leben verändernden Erfahrung sprechen, wenn man das, was man » abgelegt « hat, in mancherlei Beziehung noch » an « sich hat. Es gibt drei Stellen, in denen der » alte Mensch « vorkommt, nämlich: Röm 6,6, Eph 4,22 und hier. Keiner dieser Abschnitte fordert uns auf, den alten Menschen zu kreuzigen oder abzulegen, nicht einmal Eph 4,22. JND gibt den Sinn dieser Stelle so an: » Da ihr den alten Menschen abgelegt habt « , was eine angemessene Berücksichtigung des Aorists bedeutet. Bei Paulus hat palaios immer einen negativen Sinn. In 1.Kor 5 spricht er vom » alten Sauerteig « ; in 2.Kor 3 vom » alten Bund « und vom » alten Menschen « in Röm 6,6; Eph 4,22 und hier. Das Wort » Mensch « , anthropos kommt 546 mal vor im NT und wird immer so übersetzt. Von daher gibt es keinen Anlaß, den » alten Menschen « als die » alte Natur « zu verstehen oder als sonst etwas Inwendiges. Dieser Punkt muß klar verstanden werden: Es geht beim » alten Menschen « um alles, was wir haben durch unsere Verbindung mit der adamitischen Menschheit. Das Kreuz hat alles gerichtet, was wir der Stellung und der Beziehung zu Adam nach sind, ein für allemal, so daß wir gemäß dem richterlichen Urteil Gottes nicht mehr in gesetzlicher Knechtschaft durch Schuld im juristischen Sinn sind. wir bekennen dies im Augenblick, da wir zum Glauben kommen und bezeugen es öffentlich in der Taufe, so daß die Handlung uns zugerechnet wird: » da ihr den alten Menschen abgelegt habt. «
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in der Wendung » und den neuen angezogen habt « ist endysamenoi das Aoristpartizip des Verb endyo (» sich bekleiden «). Der Herr verwendet es in Luk 24,29 für den Heiligen Geist, wo Er von der Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und solchen, die Ihn aufnehmen, spricht. Das Wort kommt auch in der LXX mit ähnlicher Bedeutung vor (Ri 5, 34). Der Gläubige wird als jemand angesehen, der in der Taufe Christus angezogen hat (Gal 3,27). Es wird von ihm gesagt, er habe den neuen Menschen angezogen (Eph 4,24 und hier), und weiter unten wird er aufgefordert, Güte und Erbarmen anzuziehen. Paulus drückt in Röm 13 ,14 den gleichen Gedanken aus: » Zieht den Herrn Jesus Christus an « . Als der Gläubige ein Krieger Gottes wurde (2.Tim 2,4), wurde er in passende Rüstung eingekleidet, welche, da er sie einmal angezogen hat, immer getragen werden muß (Röm 13,12; 2.Kor 6,7; Eph 6,11; 1.Thess 5,8). Wenn der Herr kommt, um die Seinen aus der Welt zu holen, werden die Lebenden Unsterblichkeit und die Toten Unverweslichkeit anziehen (1.Kor 15,53.54; 2.Kor 5,3). Wir sind wie verlorene Söhne, die zum Vater in Buße zurückgekehrt sind, in die besten Gewänder eingekleidet worden.
    Der Text in Kolosser hat das Wort » Mensch « nicht, weshalb auch Elbf. lediglich sagt » und den neuen angezogen habt « . Aber » Mensch « ist natürlich gemeint und wird deshalb von verschiedenen Übersetzungen zu recht ergänzt. Ein Vergleich zwischen diesem Abschnitt und Eph 4 wird nützliche Ähnlichkeiten zeigen, aber auch Unterschiede, so die verschiedenen griechischen Wörter für » neu « . In Kolosser haben wir neos, neu in Bezug auf sich selbst. In Eph 4 ist das Wort kainos, neu in Bezug auf andere Dinge. Die Unterscheidung bewährt sich hier eigentlich nicht, denn die Bedeutung wird beide Male durch das Antonym palaios, » alt « , bestimmt. Zudem geht die in Epheser genannte Erneuerung der Erwähnung des neuen Menschen voraus, während hier die Erneuerung nachher genannt wird. Schaut man wieder in den Text, stellt man fest, daß das Wort für Erneuerung in Eph 4,23 die verbale Ableitung von neos ist, wo es vom Adjektiv kainos befolgt wird, während in unserem Abschnitt das Adjektiv neos von der verbalen Ableitung von kainos befolgt wird. wie wir auch die verschiedene Bedeutung zu definieren suchen, Paulus will ganz offensichtlich beide Male auf die gleiche Grundbedeutung hinaus.
    Den neuen Menschen angezogen zu haben, bedeutet, daß der Gläubige von allem getrennt worden ist, was er in Adam war, dem gemeinschaftlichen Haupt der alten Menschheit, und jetzt Teil hat an der neuen Menschheit, dessen Haupt der letzte Adam, Christus, ist.
    Er ist eine neue Schöpfung, wie Paulus in 2.Kor 5,17 sagt, das richtig ausgelegt die beste Erklärung unseres vorliegenden Abschnittes ist. In » der erneuert wird zur Erkenntnis « bezieht sich das Relativpronomen (ton) auf den vorhergenannten » neuen Menschen « , sodaß die hier genannte Erneuerung nicht im Gläubigen persönlich vor sich geht, sondern vielmehr vom Wirken Gottes spricht, der die gesamte neue Menschheitsordnung zu voller Erkenntnis führt. Das Endergebnis übersteigt bei weitem die alte Herrlichkeit im Garten Eden. So wunderbar dort alles war, besaß der Mensch dort nicht volle Erkenntnis. Als Adam sie gegen Gottes Gebot begehrte, fiel er und damit seine ganze Nachkommenschaft. Der letzte Adam vertritt eine neue Menschheit, welche zur vollen Erkenntnis des Vorsatzes Gottes geführt wird. Der Prozeß ist beständig, wie die Zeitform des Verbums nahelegt. Das Subjekt ist nicht der Gläubige, sondern der neue Mensch, und das Muster ist » das Bild dessen, der ihn erschaffen hat « . In Titus 3,5 spricht Paulus von der » Erneuerung durch den Heiligen Geist « , der anfänglichen Operation. Das beginnt mit der Bekehrung, der Wiedergeburt. Die Erneuerung ist geistlich. Das ergibt sich ganz deutlich aus dem Kontrast von 2.Kor 4,16 zwischen dem » äußeren Menschen « , dem leiblichen, und dem » inneren Menschen « , dem geistlichen. Das dort hinzugefügte » von Tag zu Tag « unterstreicht das Fortwährende des Prozesses. Die persönliche Erneuerung betrifft die Gesinnung (Röm 12,2), wie auch Paulus in Eph 4,23 bestätigt: » Indem ihr erneuert werdet in dem Geiste eurer Gesinnung « .
    » Nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat « ist eine Anspielung auf 1 Mose 1,26.27, welches freilich kaum der entscheidende Text zur korrekten Auslegung des Ausdrucks sein dürfte. Hätten wir den Ausdruck von 1,15 nicht, müßten wir freilich 1 Mose die Auslegung bestimmen lassen. Nun aber wirft 1,15 sein Licht auf diese Worte und es wird klar, daß die beständige Erneuerung des neuen Menschen gemäß der Gleichheit Christi ist, welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist. Durch einen Akt göttlicher Macht hat Gott eine neue Schöpfung ins Dasein gerufen, eine neue Menschheit. Er bewirkt auch dessen beständige Erneuerung gemäß dem Haupt, Christus. Paulus zeigt in Eph 4,7-16, daß das höchste und letzte gemeinschaftliche Ziel Christus ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das ist der »alte Mensch«, der Mensch, der in die Linie Adams hineingeboren und hineinverflochten ist, der sich »in seinen Werken«, seinen »Taten« ausdrückt, die eben diese Sündenverfallenheit widerspiegeln. »Ihr habt ihn ausgezogen«, wieder ist »ausziehen« und »endgültig wegtun« gemeint (vgl. zu Kol 2,11.15). Der Christ ist nicht mehr Teil der sündenverfallenen Menschheit von Adam her, sondern er lebt in der Neuschöpfung, unter dem Haupt Christus. Das ist seine Wirklichkeit. Zwar zeigt der Christ noch manche Sünde; der Vers vorher spricht die Kolosser ja nicht theoretisch an, sondern zeigt deutlich, was in der Gemeinde immer wieder vorkommt. Aber es ist nicht mehr das folgerichtige »Tun« des sündenverflochtenen Menschen. Es sind Angriffe, die der Satan erfolgreich vorträgt, Versuchungen, denen sie erliegen. Trotzdem gilt: »Ihr habt den alten Menschen ausgezogen.« So ist die neue Gemeinschaft in Wahrheit und Liebe möglich untereinander. Vom Haupt Christus her ist wahre Gemeinschaft, ein Umgang miteinander, der wahr ist. »Belügt einander nicht« meint mehr als einzelne Lügen. Das ist schon schlimm, denn jede Form der Unwahrhaftigkeit zerstört das Vertrauen und schädigt die Liebe. »Lüge« meint auch die Verstellung voreinander, wo ich dem andern etwas vorspiele, was ich gar nicht bin. Dass wir voreinander die »Lebenslüge« aufgeben, uns einander zeigen, wie wir sind, einander an Freuden und Leiden, an Dank und Versagen teilhaben lassen, das ist die christliche Wahrhaftigkeit; die Durchsichtigkeit füreinander. Denn wir haben durch Christi Kreuz den »alten Menschen«, den, der ganz in sich verschlossen war, abgelegt.

Kolosser 3,10 :
Christen haben den »neuen« Menschen »angezogen«, am gefülltesten verstanden: Sie haben Christus angezogen (vgl. Jes 52,1; 61,10; Lk 15,22: Röm 13,14; Gal 3,27; Eph 4,24; 6,11; Offb 3,18), sind eingegliedert, eingeleibt in Christus. Christus hat uns neu erschaffen; die Neuschöpfung ist an uns geschehen, das betont der Ausdruck »der ihn geschaffen hat«. Es ist ganz und gar Christi Tat, und wir können deshalb ganz und gar mittun und »anziehen«. Dieser »neue« Mensch wächst, »wird erneuert zur Erkenntnis«, schreitet in dieser Christusgemeinschaft fort von einer Erkenntnis zur andern. »Erkenntnis« ist dabei wieder viel umfassender als verstandesmäßiges Erfassen, so sehr das der Glaube auch beinhaltet; »Erkenntnis« meint biblisch das immer mehr Hineinwachsen in den Christus, seinem »Ebenbild« gleich zu werden (vgl. Kol 1,15). Der »neue« Mensch – »neu« trägt hier die Betonung des zeitlich Neuen – wächst und entfaltet sich in immer deutlicherer Christusähnlichkeit, bis er ihm »gleich sein wird« (1Joh 3,2; vgl. auch Mt 12,50; Joh 20,17; Apg 13,43; Phil 3,21; Kol 1,18; 1Petr 1,2): Dort liegt der tiefste Grund, warum wir »ablegen, ausziehen« können und dürfen: weil der Christus uns »erneuert«, weiterwachsen lässt und uns sein Wesen aufprägt.

Gerhard Maier – Edition C

Die Beziehung und das gegenseitige Wissen von Jesus und dem Vater sind einzigartig

Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.
Elberfelder 1871 – Lukas 10,22

Mein Vater hat mir Vollmacht über alles gegeben. Niemand außer dem Vater kennt den Sohn wirklich, und niemand kennt den Vater außer dem Sohn und jenen, denen der Sohn den Vater offenbaren will.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Lukas 10:22

„Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden und so begreift niemand außer dem Vater, wer der Sohn ist, und außer dem Sohn und dem der Sohn es wohl zu enthüllen wünscht, wer der Vater ist.“
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Lukas 10,22

Dieses „alles“, das dem Sohn übergeben ist, wird hier nicht im einzelnen aufgezählt. Johannes aber, der so schlicht vom Sohn schreibt, der uns gegeben worden ist (3,16), spricht von vielen Dingen, die der Vater in Seine Hände gegeben hatte (3,35). Nicht nur das Werk der Schöpfung (1,3) und das Werk der Erlösung (17,4), sondern auch alles Gericht wurde Ihm übergeben (5,22); und „Gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst“ (5,26). Die Werke, die Er tat, waren Ihm vom Vater gegeben (5,36), und alle, die an Ihn glauben, sind eine Gabe des Vaters an Ihn (6,37.39). Sie werden „die Schafe“ genannt, die der Vater Ihm gegeben hatte (10,29), und Er nennt sie die „Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast“ (17,6). Der Vater gab Ihm die Worte, die Er den Seinigen gab (17,8), und die Herrlichkeit gar, welche der Vater Ihm gab, gibt Er ihnen, wiewohl Er auch Seine eigene Herrlichkeit beim Vater besitzt. Und Er bittet, daß die Seinigen diese Herrlichkeit sehen möchten (17,24). Das „alles“, das Ihm vom Vater „übergeben“ war, reicht von den Uranfängen her bis in alle kommenden Ewigkeiten.
 Nirgends kommt Lukas in seinem Evangelium dem Thema des Johannesevangeliums so nahe, wie in diesem Abschnitt. Wir sehen hier den Herrn wie in Joh 17, wie Er zum Vater spricht, wie Er sich an den Kindlein freut, die Sein Heil kennen, und wie Er sich als den bezeichnet, der den Vater offenbart wie in Joh 1,18.
 Der Sohn hat den Vater geoffenbart, Er ist der Weg zum Vater, offenbart die Wahrheit über den Vater und gibt den Seinigen Leben vom Vater (Joh 14,6). Aber es gibt auch einen einzigartigen Sinn, in dem nur der Vater den Sohn erkennt. Es sind Herrlichkeiten in Seiner gesegneten Person, die nur der Vater schätzen kann. Wenn wir Ihn sehen werden, wie Er ist (1Jo 3,2), wird Er Seine Schönheit und Herrlichkeit nicht vor uns verbergen, aber sie übersteigen unser Fassungsvermögen so vollständig, daß wir, wiewohl wir in alle Ewigkeit immer tiefer in Seine Erkenntnis eindringen werden, nie an einen Punkt gelangen werden, an dem wir nicht noch weitere unvergängliche Herrlichkeiten Seiner Person schauen würden. Wir haben hier eine so herrliche Person vor uns, deren Größe und Pracht nie genug gerühmt werden kann. Die erhabensten Gedanken, die wir je über Ihn gehegt haben mögen, und die schönsten Worte, die wir je über Ihn haben sprechen können, vermögen die Wunder Seiner herrlichen Person nie auszuschöpfen.
  O Vater! Einer ist’s vor allen,
 Auf Ihn blickst Du mit Wohlgefallen,
 Auf den geliebten, eig’nen Sohn.
 Wie in dem Schoß der Ewigkeiten,
 So war Er’s in der Füll‘ der Zeiten,
 Und jetzt als Mensch auf Deinem Thron.
 In Ihm sind Deine Wesenheiten,
 Dein Abdruck ist Er und Dein Bild,
 der Abglanz Deiner Herrlichkeiten;
 Er ist’s, der Dein Verlangen stillt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In V. 21 war von der Offenbarung an die Jünger die Rede. Jetzt aber, in V. 22, wird klargestellt, dass es diese Offenbarung nur durch Jesus gibt. Was Jesus später in Joh 14,6 sagt (»niemand kommt zum Vater denn durch mich«), das liegt bereits in Lk 10,22; Mt 11,27 vor.

»Alles«, so beginnt diese Aussage Jesu, »alles ist mir übergeben von meinem Vater«. Er ist also der vollständige Offenbarer. Seine Offenbarung kann später weder aufgehoben noch ergänzt werden (vgl. Heb 1,1ff.). Für die Juden war diese Aussage insofern verständlich, als sie die vollkommene Tora, die Weisung, vom Messias erwarteten.

Dass Jesus dieser vollständige Offenbarer sein kann, hängt mit der einzigartigen Sohnesverbindung zusammen, in der er zum Vater steht: »Niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn«. Letzteres leuchtet unmittelbar ein, da ja der Gottes – »Sohn« Jesus vom Himmel herabkam. Er war in Ewigkeit bei Gott, wie Joh 1,1ff sagt. Er hat als Einziger unter den Menschen Gott gesehen. Deshalb ist seine Verkündigung von Gott einzigartig (Joh 1,18). Aber wie steht es mit dem ersten Teil der Aussage, dass nämlich »niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater«? Auch da muss man sagen, dass die göttliche Würde des Sohnes »nur« dem »Vater« im Vollsinn bekannt sein kann. Denn wenn »der Sohn« von Ewigkeit her beim Vater war (Joh 1,1ff.), dann kann keiner der sterblichen Menschen »wissen«, wer er vom Ursprung her eigentlich ist (vgl. Joh 3,12ff.). Wir Menschen erfahren es nur von Jesus selbst bzw. durch den Heiligen Geist (vgl. Joh 14,6ff.; Joh 16,7ff.; Joh 17,8ff.; Mt 16,17; 1 Kor 2,6ff.).
Nun fehlt uns noch der letzte Teil von V. 22: »… und wem es der Sohn offenbaren will«. Diese Worte bestätigen unsere vorige Auslegung. Denn sie stellen klar, dass es in V. 21 und V. 22 um das Thema »Offenbarung« geht. Das ist der Unterschied zu Mt 28,18, wo das Thema »Weltherrschaft« im Mittelpunkt steht. Sie stellen weiterhin klar, dass nur Jesus letztgültig sagen kann, wer der »Vater« und wer der »Sohn«, wer die dreieinige Gottheit und was der göttliche Heilsplan ist. Er hat diese Aufschlüsse seiner Gemeinde geoffenbart. Die früheste Gemeinde hat sie dann im Neuen Testament niedergelegt. Wer also am NT vorübergeht, weiß nichts Endgültiges und nichts Vollständiges von Gott (Heb 1,1ff.).

Gerhard Maier – Edition C

In derselben Stunde freute er sich im [oder durch den] Heiligen Geist (Lukas 10:21a) und begann zu beten. Jeschua wies in seinem Gebet auf drei Dinge hin. Erstens erklärte er, warum einige glaubten und andere nicht (Lukas 10,21b). Der Grund für den Unglauben war, dass diese Dinge aufgrund ihrer Sünde vor ihnen verborgen geblieben waren. Obwohl sie weise und verständig waren, lehnten sie den Messias ab. Umgekehrt lag der Grund für den Glauben darin, dass diese Dinge denen offenbart worden waren, die als geistliche Säuglinge galten. Zweitens offenbarte Jeschua alles, was die Gläubigen über Gott den Vater wissen (Lukas 10:22). Keiner kennt den Vater wie der Sohn, und keiner kennt den Sohn wie den Vater. Was die Gläubigen über beide wissen können, kommt durch den Sohn. Drittens hatten diese Jünger einen einzigartigen Vorteil (Lukas 10:23-24). Viele Könige und Propheten der hebräischen Bibel wünschten sich, die Erfüllung dieser messianischen Tage zu sehen, aber sie starben, bevor Jeschua auf der Bildfläche erschienen war. Diese Jünger jedoch sahen den messianischen König. Sie bekamen einen einzigartigen Vorteil und wurden auf besondere Weise gesegnet, da sie die Prophezeiungen und die Wünsche der Propheten und Könige erfüllt sahen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Da haben wir es wieder: keine Kirche, keine Gemeindschaft kann uns das vermitteln, was Jesus uns vermitteln kann. Dafür müssen wir „nur“ die Bibel unter Gebet lesen – und diese Beziehung aufrecht erhalten!

Mir sind alle Dinge übergeben worden: Das ist die Erklärung Jesu, dass er als Sohn Gottes absolute Autorität besitzt (siehe Johannes 10:18; 17:2). Eine ähnliche Aussage macht er in Mt 28,18. außer dem Vater . . . außer dem Sohn: Jesus erklärt seine einzigartige Beziehung zu Gott, dem Vater. Der Herr offenbart sich nur durch Jesus. Um Gott zu kennen, muss man seinen Sohn, Jesus, kennen.

Die Nelson Studienbibel

Der Vater und der Sohn haben eine innige Beziehung zueinander. Jesus kam auf die Erde, um den Vater einer verlorenen Welt zu offenbaren (siehe Johannes 1,1-18).

New Living Translation Study Bible

Die Beziehung und das gegenseitige Wissen von Jesus und dem Vater sind einzigartig: Nur der Vater kennt den Sohn vollkommen und befähigt andere, das wahre Wesen des Sohnes anzuerkennen (Mt 16,17). Nur der Sohn kann den Vater in Übereinstimmung mit seiner souveränen Gnadenwahl bekannt machen (Joh 14,6–11; 17,6).

Reformations-Studien-Bibel

Einheit des Geistes

mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande (O. durch das Band) des Friedens.
Elberfelder 1871 – Epheser 4,2–3

Die Kraft, die von Gott kommt, hat euch zusammengeschweißt. Achtet darauf, dass das so bleibt, indem ihr untereinander Frieden haltet.
VolxBibel – Epheser 4:3

mit aller Demut und Milde, mit Langmut, einander in Liebe ertragend, euch ernstlich bemühend, die Einheit des Geistes in dem vereinigenden Band des Friedens zu bewahren.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Epheser 4:2–3

Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat Gottes Geist hat die Gläubigen geeint, indem er sie zum Vater gezogen hat durch den Glauben an den Sohn und indem er in ihnen als dem neuen Tempel wohnt (2,18.21f.). Christen besitzen eine Verantwortung, diese Einheit durch die Frucht des Geistes – die Demut, Geduld und Liebe umfasst – zu bewahren und zum Ausdruck zu bringen (V. 2; Gal 5,22f.).

Reformations-Studien-Bibel

Der Geist, der die den Christen vor- und aufgegebene Einheit bestimmt, ist das in der Kirche wirkende göttliche Pneuma.

Die Bibel: Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

Frieden ist ein Zustand der Versöhnung und Liebe und dient daher als Band, das die Gläubigen in Christus vereint. Die Gläubigen schaffen keine Einheit, sondern sollen die bereits bestehende Einheit bewahren.

Die ESV Studienbibel

bindet euch mit Frieden aneinander: Paulus‘ Betonung, dass Gott sowohl Heiden als auch Juden annimmt (2,11-3,6), wird nun ethisch angewandt: Juden und Heiden sollen sich gegenseitig in der Gemeinde annehmen (siehe Kol 3,14-15).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel 2008

vergessen wir nicht: es gibt nur ein Haupt!

Angefochtene Einheit
Das Ringen um die Einheit der Christen ist so alt wie die Geschichte der Gemeinde Jesu selbst. Drei Beispiele: 

Jesus hat im hohepriesterlichen Gebet um die Einheit seiner Jünger gerungen (Joh 17,11) und dabei einen Maßstab gesetzt: „dass sie eins seien wie wir“. Die Beziehung zwischen dem menschgewordenen Christus und Gott, dem Vater, ist folglich das Modell der Einheit.
Später haben die Apostel darum gekämpft, dass die Gläubigen aus jüdischem und nichtjüdischem Hintergrund beieinander bleiben. Im großen Apostelkonzil zu Jerusalem (Apg 15) fanden sie eine Re-
gelung, die schon im Reich König Davids zum Einsatz kam: So wie dort von den nichtjüdischen Völkern verlangt wurde, dass sie sich von Götzendienst, Unzucht, Blut sowie vom Verzehr nichtgeschächteten Fleisches enthalten sollten, wird diese Maßnahme nun auch von den Gläubigen aus nichtjüdischen Völkern verlangt (Apg 15,20). Dadurch sollte das Zusammenleben zwischen beiden Gruppen in einer Gemeinde möglich sein – trotz fortbestehender Unterschiede im Umgang mit der Thora. Am Ende hieß es: „Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns …“ (Apg 15,28). Offenbar ist der Heilige Geist in seinem Wirken für die Gestaltung der Einheit unverzichtbar, wie auch die Zusammenschau beider Testamente.
Als drittes Beispiel möchte ich auf Eph 4,3-6 verweisen, wo ebenfalls von der „Einheit im Heiligen Geist“ die Rede ist. Dort wird betont, dass diese Einheit eine von Gott geschenkte Gabe ist, die wir nicht selbst herstellen müssen, sondern die es lediglich zu bewahren gilt. Diese geschenkte Einheit steht auf sieben Säulen: ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater. Dennoch hat es im Laufe der Kirchengeschichte viele schmerzhafte Trennungs- und Kirchenneubildungsprozesse gegeben, die trotz ebenso vieler Einheitsbemühungen bis heute fortwirken. Nicht die Trennungsgeschichte aber ist mir hier wichtig, sondern die Frage, was die unterschiedlichen christlichen Identitäten eigentlich eint. Ich bin überzeugt: Ein Gespräch über Unterschiede in Lehre und Leben kann nur dann eine positive, reinigende und gemeinschaftsfördernde Wirkung entfalten, wenn es von einer lebendigen Vision der Zusammengehörigkeit und Einheit getragen ist.

Aufatmen 1/2018

Es sollte ganz klar sein, dass der Apostel uns nicht dazu ermahnt, die Einheit des Leibes zu bewahren, denn dies ist ein göttliches Werk. Gott begann dies Werk am Tag der Pfingsten, als der Heilige Geist vom Himmel herniederkam, um alle wahrhaft Gläubigen mit dem Herrn Jesus Christus, dem Haupt, als zu einem Leib zu verbinden. „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1 Korither 12, 13).
Trotz all der Spaltungen und Trennungen, die unglücklicherweise die Christenheit zerrissen haben, bilden alle wahren Christen, in welcher christlichen Benennung und Gruppe sie sich auch aufhalten mögen, den einen Leib des Christus.
Der Apostel ermahnt uns hier, dass wir uns befleißigen, unser Äußerstes zu tun, die „Einheit des Geistes“ zu bewahren. Jeder Gläubige aus irgendeiner Gruppe, aus irgendeinem christlichen Kreis ist mein Bruder und gleich mir ein Glied am Leib Christi. Ich bin schuldig, ihn zu lieben und mit ihm auf dieser Basis zu verkehren.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass uns der Apostel nicht auffordert, diese Einheit zu machen oder zu bauen, sondern sie zu bewahren; denn gemacht ist diese Einheit bereits durch den Heiligen Geist. Wenn jeder Gläubige erlauben würde, dass der Heilige Geist ungehindert in seinem Herzen wirken könnte, so würde diese Einheit in warmherziger, ungeheuchelter Liebe gegen alle wahren Gläubigen ohne jede Ausnahme offenbar werden. Es würde die Schönheit und Herrlichkeit dieser Einheit in all unseren Handlungen mit allen Kindern Gottes gesehen werden.

Das Band des Friedens
„In dem Band des Friedens“. Hier ist nicht von dem Frieden die Rede, den Gott in unsere Seelen gibt und der unsere Herzen und unseren Sinn bewahrt in Christus Jesus, sondern von dem Frieden, der unsere Herzen mit allen geliebten Kindern Gottes verbindet.
Es ist möglich, dass es Gläubige gibt, die bezüglich der göttlichen Wahrheiten nur ein geringes Verständnis besitzen, und wir tun gut, wenn wir ihnen mit aller Demut und Sanftmut die gesunden, göttlichen Grundsätze verstehen helfen. Doch das Wichtige hier, wozu uns der Apostel ermahnt, ist, dass wir uns wirklich befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.
Auf der anderen Seite ist es wichtig zu bemerken, dass „die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ nicht bedeutet, einen Menschen in die Gemeinschaft der Gläubigen aufzunehmen, wenn sein praktisches Leben oder sein lehrmäßiger Standpunkt nicht gesund ist. Es ist äußerst gefährlich, so etwas unter dem Vorwand der Liebe oder mit dem Gedanken zu tun, wir würden nun die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens bewahren. Denn das Erweisen von Liebe auf Kosten der Wahrheit oder der Herrlichkeit Gottes ist keine wahre christliche Liebe. Würden wir unserem Herrn Jesus Christus und Seinen Anrechten gegenüber wahrhaftig und in unserer Liebe zu Ihm aufrichtig sein, wenn wir einem Menschen, der nicht einen guten, christlichen Wandel in praktischer Heiligkeit führt, erlaubten, anwesend zu sein und Gemeinschaft mit den Gläubigen zu haben? Oder wenn wir eine Person zuließen, die zwar behauptet, ein wahrer Christ zu sein, die aber durch böse Lehre verwirrt ist und den Namen Christi, unseres Herrn und Meisters, entehrt?
Oh, Heilige Gottes, wacht auf! Bewacht sorgfältig die Tore! Denn wir leben in den letzten Tagen, den Tagen der Übungen und des Verfalls, in denen „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ schon wirksam ist, um der großen Drangsalszeit und der Aufnahme des Antichristen den Weg zu bereiten.
Die heutige Theologie leugnet die Inspiration der Heiligen Schrift in gewissen Teilen oder in ihrer Gesamtheit. Sie leugnet die Gottheit der Person Jesus Christus, unseres Herrn; leugnet, dass Sein Tod am Kreuz ein Sühnungstod war. Sie hält noch an weiteren gottlosen Lehren fest. Und all diese bösen Lehren sind in die Mitte der sogenannten Christenheit eingedrungen! Daher sollten sich alle, die Christus lieben, von diesen Vertretern der modernen Theologie abwenden, auch wenn dieselben von sich behaupten, dass sie Christen seien.

Matta Behnam – Betrachtungen über den Epheserbrief


Die Bibel zeigt, daß diejenigen, die Jehova dienen, ein vereintes Volk sein sollen (Eph 4:1-3). Diese Einheit soll jetzt herrschen, obwohl wir in einer entzweiten Welt leben und noch mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten zu kämpfen haben. Jesus betete ernstlich darum, daß seine Jünger alle eins sein mögen, daß unter ihnen echte Einheit herrschen möge. Was bedeutet das? Daß sie vor allem ein gutes Verhältnis zu Jehova und zu seinem Sohn haben sollten. Auch daß sie untereinander vereint sein sollten (Joh 17:20, 21). Das ist heute der Fall, da sie die Unterweisung anwenden, die sie im „Hause“ Jehovas empfangen.
WELCHE FAKTOREN TRAGEN ZUR EINHEIT BEI?
Einige der entscheidenden Faktoren, die zu dieser Einheit beitragen, werden unten aufgezählt. Überlege bei der Beantwortung der jeweils danach aufgeworfenen Fragen, wie jeder dieser Faktoren dein eigenes Verhältnis zu Jehova und zu deinen Mitchristen berührt. Wenn du über diese Punkte im Licht der angeführten Schriftstellen nachsinnst, wird dir das helfen, ein nach Gott ausgerichtetes Denk- und Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, etwas, was wir alle brauchen (Spr 5:1, 2; Phil 1:9-11). Betrachte daher nacheinander jeden dieser Faktoren:
Die Bibel zeigt, daß diejenigen, die Jehova dienen, ein vereintes Volk sein sollen (Eph 4:1-3). Diese Einheit soll jetzt herrschen, obwohl wir in einer entzweiten Welt leben und noch mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten zu kämpfen haben. Jesus betete ernstlich darum, daß seine Jünger alle eins sein mögen, daß unter ihnen echte Einheit herrschen möge. Was bedeutet das? Daß sie vor allem ein gutes Verhältnis zu Jehova und zu seinem Sohn haben sollten. Auch daß sie untereinander vereint sein sollten (Joh 17:20, 21). Das ist heute der Fall, da sie die Unterweisung anwenden, die sie im „Hause“ Jehovas empfangen.
WELCHE FAKTOREN TRAGEN ZUR EINHEIT BEI?
Einige der entscheidenden Faktoren, die zu dieser Einheit beitragen, werden unten aufgezählt. Überlege bei der Beantwortung der jeweils danach aufgeworfenen Fragen, wie jeder dieser Faktoren dein eigenes Verhältnis zu Jehova und zu deinen Mitchristen berührt. Wenn du über diese Punkte im Licht der angeführten Schriftstellen nachsinnst, wird dir das helfen, ein nach Gott ausgerichtetes Denk- und Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, etwas, was wir alle brauchen (Spr 5:1, 2; Phil 1:9-11). Betrachte daher nacheinander jeden dieser Faktoren:

Wir alle beten Jehova an und erkennen sein Recht an, den Maßstab für Gut und Böse zu setzen.
Wie würde Jehova darüber denken, wenn wir seinen Rat über eine Angelegenheit vorsätzlich mißachteten, die in unseren Augen von geringfügiger Bedeutung ist? (Luk 16:10; vergleiche Maleachi 1:6-8).
Wirkt es sich auf andere aus, wenn wir den Geboten Jehovas nicht immer gehorchen? (Vergleiche Römer 5:12; Josua 7:20-26; 1Könige 14:16.)

Wir alle ziehen aus demselben geistigen Ernährungsprogramm Nutzen.
Welche Verhältnisse herrschen unter denen, die Jehovas Vorkehrungen zur geistigen Ernährung nicht schätzen? (Vergleiche Jesaja 1:3; 9:16; 65:14.)

Kein Mensch, sondern Jesus Christus ist unser Führer und derjenige, durch den wir alle Jehova anbeten.
Hat irgend jemand von uns berechtigten Grund, zu glauben, wir seien als Menschen besser als andere? (Röm 3:23, 24; 12:3; Mat 23:8-10).

Ganz gleich, wo wir leben, sehen wir Gottes Königreich als die einzige Hoffnung für die Menschheit an.
Wieso schützt uns dies vor entzweienden Einflüssen? (Mat 6:9, 10; Mi 4:3).

Durch den heiligen Geist werden in den Anbetern Jehovas Eigenschaften hervorgerufen, die für die christliche Einheit unerläßlich sind.
Wie ermöglichen wir es dem Geist Gottes, in uns seine Frucht hervorzubringen? (Ps 1:2; Spr 22:4; Offb 3:6; Apg 5:32).
Wie wirkt es sich auf unser Verhältnis zu Jehova aus, daß wir die Früchte des Geistes hervorbringen? Wie wirkt es sich auf unsere Brüder aus? (Gal 5:22, 23).

Wir alle haben die Verantwortung, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen.
Wie wird unsere Einstellung zu unseren Mitchristen beeinflußt, wenn wir uns eifrig mit ihnen an dieser Predigttätigkeit beteiligen? (Vergleiche Kolosser 4:7, 11.)

Diese Tatsachen anzuerkennen ist gut. In Übereinstimmung damit zu leben verlangt aber noch viel mehr. Doch wenn wir es tun, gelangen wir in ein enges Verhältnis zu Jehova. Auch unsere Gemeinschaft mit unseren Glaubensbrüdern wird dann für uns erquickend sein. Wir werden so empfinden, wie es in Psalm 133:1 ausgedrückt ist: „Siehe! Wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder in Einheit beisammenwohnen!“ Hast du nicht persönlich erlebt, wie erquickend es sein kann, die Welt und ihre Selbstsucht hinter sich zu lassen und sich mit anderen zu versammeln, die Jehova wirklich lieben?

In der Anbetung des allein wahren Gottes vereint}

Ist es wirklich so, das Jehova unser Maßstab ist – oder gibt es inzwischen eine Gemeindeleitung/Organisation, die mir vorschreibt, wie ich über Impfungen, Politik und vieles mehr denken sollte?
Ist wirklich die Bibel meine Anleitung, oder ist es eine Libery oder Website, wo ich nachschlage, wie ich denken sollte?
Lese ich wirklich mindestens einmal im Jahr Gottes Wort – als ein Buch? Oder werde ich durch Filmchen und Vorträge von Gottes heiligem Wort abgelenkt?
Ist Jesus Christus wirklich mein Haupt – oder ist ER inzwischen ersätzt worden, durch Männer die angeblich mehr wissen, als Jesus Christus?
Ist der heilige Geist wirklich meine Anleitung – oder dürfen nur „ausgewählte“ sich als „mit heiligen Geist erfüllte“ bezeichnen? Also anders formuliert: sind wir alle Christen/Gesalbte – oder nur ein kleiner Teil?
Sprechen alle über die „gute Botschaft vom Königreich Gottes“ – oder „verkaufe“ ich Bücher und Videos, anstatt direkt auf den Inhalt der Bibel – anhand der Bibel – zu lehren?

Alle werden bei Gott wieder die Schulbank drücken müssen!

Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage. Es steht in den Propheten geschrieben: „Und sie werden alle von Gott gelehrt sein“. (Jes 54,13) Jeder, der von dem Vater (Eig von seiten des Vaters) gehört und gelernt hat, kommt zu mir.
Elberfelder 1871 – Johannes 6,44–45

Schon in den Büchern der Propheten steht geschrieben: ›Sie werden alle von Gott selbst unterwiesen werden!‹ Das erfüllt sich hier und jetzt: Wer die Worte des Vaters gehört hat und seine Lehre angenommen hat, der kommt dann auch zu mir.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 6:45

Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen.
Einheitsübersetzung 1999 – Johannes 6,45

Da wir den Vers 44 schon vor ein paar Tagen hatten – hier der link, um den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren.

WIchtig, dass wir erkennen: wer von Jehovah gezogen wird, der geht bei „Gott auf die Schulbank“!

Um ein Beispiel zu liefern von der Art, wie der Vater zieht, zitierte der Herr Jes 54,13: „Und alle deine Kinder werden vom HERRN gelehrt.“ Der Zusammenhang spricht von der zukünftigen Wiederherstellung. Es gibt verschiedene Wege, auf denen die Wahrheit in das Herz eindringt und zu Glauben und Errettung führt.
1. Direkt durch Gott (Jes 54,13). Mit Bezug auf den Neuen Bund sagt Gott: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben.“
 2. Durch den Sohn: „Gott […] hat […] am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn“ (Hebräer 1,2).
 3. Durch den Heiligen Geist: „Jener wird euch alles lehren“ (Joh 14,26).
 4. Durch das geschriebene Wort Gottes.
 5. Durch Seine Diener und Seine Propheten (Hebräer 1,1).
 6. Durch die Schöpfung: „Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird geschaut“ (Röm 1,20).
Zum angeführten Zitat fügte der Herr noch ein Wesensmerkmal des Menschen an, der zu Ihm gekommen ist: „Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.“ Die Worte „von dem Vater“ sind para tou patros ; sie bedeuten nicht, daß ein Mensch über den Vater etwas lernt, sondern daß er vom Vater lernt. Der Mensch lernt in Wahrheit von Christus. Von Ihm Hören und Lernen bewirkt, daß man im Glauben zu Ihm kommt, weil das Lernen sonst nicht echt gewesen sein kann. Damit kann keine Religion, die nicht zu Christus führt, von Gott sein.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Zur Unterstützung seiner Lehre von der Rettung durch die Gnade Gottes zitierte Jesus das Alte Testament. Das Zitat, das er hier anführt – sie werden alle von Gott gelehrt sein – stammt aus den Propheten, wahrscheinlich aus Jes 54,13 ,doch auch in Jer 31,34 findet sich ein ähnlicher Gedanke. Dieses „Belehrtwerden“ von Gott bezieht sich auf Gottes Wirken im inneren Menschen, das ihn befähigt, die Wahrheit über Jesus anzunehmen und ihm zu antworten. Wer es vom Vater hört und lernt, der wird zu Jesus kommen und ihm glauben.

Walvoord Bibelkommentar

In einer geheimnisvollen Weise durchdringen sich göttlicher und menschlicher Wille so, dass wir keinen von beiden ausschließen dürfen (vgl. Phil 2,12ff.). Auch in Johannes 6,44 will also das »Ziehen« des Vaters unsere Rettung ermöglichen, aber das »Kommen« zu Jesus bleibt dennoch unsere eigene Entscheidung. Zum selben Ergebnis nötigt uns der Zusammenhang von Johannes 6, denn in Vers 45 werden als Voraussetzungen des Kommens das Hören und das Lernen genannt – beides ohne Zweifel willentliche und eigene Entscheidungen. Formulieren wir noch einmal positiv:
Gott will, dass wir zu Jesus kommen (vgl. 1Tim 2,4), ja er »schleppt« uns sogar zu ihm hin, aber zuletzt müssen wir ein eigenes Ja zum Glauben und zur Nachfolge finden. Diejenigen Ausleger haben also Recht, die das »Ziehen« des Vaters als ein »inneres, gnadenhaftes Ziehen« oder als ein »liebevolles Ansichziehen« bezeichnen. Augustin merkte zu unserer Stelle an:
»Wirst du noch nicht gezogen? Bete, dass du gezogen wirst!« – Zum dritten Mal (vgl. V. 39.40) hören wir die Verheißung:
»Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage«, nämlich zum ewigen Leben.
Vers 45 hat eine klar erkennbare Aufgabe:
Er erklärt das »Ziehen« von Vers 44. Jesus greift dazu auf die Heilige Schrift zurück:
»Es steht geschrieben in den Propheten …« Solche Wendungen wurden in ntl. Zeit öfter benutzt (vgl. Apg 7,42; 13,40). Offensichtlich nannte man die prophetischen Bücher des AT einfach »die Propheten«. Schlägt man genauer nach, dann findet man das Zitat von Johannes 6,45 in Jesaja 54,13. Dort heißt es vom endzeitlichen Gottesvolk:
»Alle deine Söhne sind Jünger des Herrn.« Für»Jünger des Herrn« hat die griechische Bibel »Gelehrte (oder:
Unterwiesene) Gottes«. Die Worte »deine Söhne« lässt Jesus weg, da es darauf jetzt nicht ankommt. Mit Jesaja 54,13 haben wir bereits das zweite direkte Schriftzitat in der Diskussion von Kapernaum – ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Diskussion mit Schriftgelehrten stattfand. Die Feststellung »Es steht geschrieben« markiert die unerschütterliche Basis (vgl. Joh 10,35), die sowohl für Jesus als auch für die pharisäischen Schriftgelehrten gegeben ist. Aber warum heißt es »die Propheten«, wenn doch nur einer, nämlich Jesaja, zitiert wird? Weil sich sinngemäß dieselbe Aussage auch in Jeremia 24,7; Jer 31,33ff. und Habakuk 2,14 findet. Stets geht es dabei um die messianische Zeit. Wieder einmal wird deutlich:
Für Jesus hat die messianische Zeit schon begonnen, sonst könnte er Jesaja 54,13 nicht auf die Gegenwart anwenden.
Die Aussage »Alle werden von Gott unterwiesen sein« bringt zum Ausdruck, dass nicht nur Priester, Propheten oder erwählte Einzelne, sondern »alle« Angehörigen des Neuen Bundes in einem unmittelbaren Verhältnis, konkret:
in einem unmittelbaren Jüngerverhältnis zu Gott stehen »werden«
. Das NT sieht dieses unmitteibare Verhältnis durch den Heiligen Geist gegeben (vgl. 1Thess 4,9; 1Joh 2,20.27). Wie geschieht das »Unterwiesen«- werden?
a) Es geschieht durch das »Hören vom Vater«. Gemeint ist ein inneres Hören im Glauben, das der Geist in denen wirkt, die sich im Glauben öffnen. (Vers 46 wird darüber noch nähere Aufklärung geben.)
b) Auch durch »Lernen«, d. h. durch die gedächtnismäßige und willensmäßige Aneignung, geschieht das »Unterwiesen«-werden.
Wir erinnern uns an die große Rolle, die das »Lernen« bei Jesus spielt (vgl. Mt 9,13; 11,29; 24,32). Nicht umsonst heißen seine Nachfolger gewöhnlich »Jünger« (= Schüler). »Lernen« und »Jünger« weisen im Griechischen und Hebräischen denselben Wortstamm auf. Man erinnere sich aber auch an die große Bedeutung des »Lernens« bei den Propheten, in der Weisheit, bei den Weisheitslehrern und den Rabbinen (vgl. Ps 119,71; Spr 24,14; Jes 1,17; Hos 4,6; Sir 18,19; Sir 34,12; Joh 7,15).
Das »Ziehen« des Vaters, sein »liebevolles Ansichziehen«, geschieht also durch seine Belehrung, durch das Hören und die lernende Aneignung. Es ist ganz offensichtlich, dass der Wille und die Entscheidung des Menschen einbezogen sind, so dass unsere obige Auslegung bestätigt wird. Wer so »hört und lernt, kommt zu mir« (d. h. zu Jesus). Es ist aber sehr wichtig, auch den Jubel Jesu in diesem Vers zu beachten, die große Freude, dass jetzt die messianische Erfüllung von Jesaja 54,13 geschieht!

Edition C

Was will der Herr an dieser Stelle mit diesem Prophetenwort erreichen? Die Zuhörer sollen verstehen, dass sie gelehrt werden müssen, sollen begreifen, dass sie keine Erkenntnis von Gott und von seinem Heil in sich haben. Das wiederum soll sie drängen, die Schrift zu lesen und auf die Schrift zu hören.
Dieser Vers gibt uns auch die Erklärung dafür, wie es dazu kommt, dass Menschen überhaupt zu Christus kommen, da wir doch bei Johannes in der Einleitung gelesen hatten, dass der Herr, als er in der Welt war, von der Welt nicht erkannt wurde. Die einzelnen Juden wie Petrus, Andreas, Philippus und Nathanael, von denen wir in Kap. 1 lesen, dass sie zum Herrn kamen, waren zuvor »von Gott gelehrt« worden. (Das konnte auch ein David von sich sagen: Ps 71,17.) Darum nahmen sie den Herrn an, als sie ihm begegneten. Wie wurden sie gelehrt? Durch die heiligen Schriften. Das Wort Gottes ist das Mittel, das der Vater verwendet, um Menschen zum Sohn zu ziehen.
»Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat«: Wie es zwei Arten von Sehen gibt, so gibt es auch zwei Arten von Hören. Darum sagt der Herr: »Gebt … acht, wie ihr hört« (Lk 8,18). Viele hören und glauben doch nicht (V. 60); andere hören und glauben (V. 68.69). Wer richtig hört, lernt; er lernt aus dem gepredigten (oder gelesenen) Wort, wer Gott ist und wer er selbst ist. Er lernt, dass er in der Sünde gefangen ist und dass Jesus der Christus ist, der von der Sünde befreit, und so kommt er zu ihm.
»kommt zu mir«: Von diesem Kommen spricht der Herr wiederholt (V. 35.37.44.65). Wer glaubt, kommt. Das zeigt uns, dass Glauben mehr ist als lediglich eine Regung des Verstands, mehr als ein gedankliches Konzept. Wahrer Glaube regiert den Willen und lenkt damit die Schritte eines Menschen. Darum bleibt er nicht, wo er war, d. h. in der Gottesferne, sondern er kommt zum Sohn Gottes, um fortan mit ihm verbunden zu sein und bei ihm zu bleiben.

Benedikt Peters – Kommentar zum Johannes-Evangelium

Ja – die im September zitierte Zeitschrift hatte recht:
Und wenn wir jemals das hören wollen, was Jehova zu sagen hat, müssen wir zu seinem Worte greifen und es studieren. Wer die Lehren Gottes, Jehovas, kennenlernt, wird natürlich zu Christus Jesus geführt, und weil er etwas aus der Bibel lernt, wird er auf Christus Jesus als den einzigen Erlöser der Menschheit blicken, der imstande ist, durch das Verdienst seines Opfers Leben zu geben.
Richtig: wir müssen durch Gebet zu Jehovah und durch aktives eigenes Bibellesen die Lehren Gottes kennenlernen – und zwar unabhängig von Religion und andere Ablenkungen! Deshalb fang doch sofort damit an! In weniger von 90 Stunden hast du einmal die Bibel laut gelesen – wenn du also jeden Tag nur 15 Minuten lesen würdest, wärest du in einem Jahr einmal durch die komplette Bibel! Oder schau dir den chronologischen Bibelleseplan an, den meine Frau täglich teilt:https://elizur.me/deck/tags/Bibelleseplan oder aber https://t.me/bibel_forscher