„Drängt anderen nicht persönliche Meinungen oder willkürliche Regeln auf“

Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet (O. bezogen) um euretwillen, auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken , was geschrieben ist, auf daß ihr euch nicht aufblähet für den einen, (Eig einer für den einen) wider den anderen.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 4,6

An unserem Beispiel wollte ich euch zeigen, was es bedeutet, die Grenzen nicht zu überschreiten, die uns durch die Schrift gesetzt sind (- was es bedeutet, sich – wie man so schön sagt – »an die Regeln zu halten«. W was das bedeutet: Nicht über das hinaus, was geschrieben ist! -). Keiner von euch darf den einen ´von uns` auf Kosten des anderen hervorheben und sich damit auch noch wichtig machen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 4:6

Bisher, Brüder, habe ich nur von mir und Apollos geredet*. Das habe ich mit Rücksicht auf euch getan. Denn durch unser Beispiel sollt ihr lernen, nicht über die rechten Grenzen (der Demut und Bescheidenheit) hinauszugehn und nicht den einen (Lehrer) auf Kosten des andern in Aufgeblasenheit vorzuziehn.
Ludwig Albrecht – 1.Korinther 4,6

… so daß ihr an unserem Fall die [Regel] kennenlernt: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht“, damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Korinther 4:6

Ein wichtiger Satz bei einem Bibelseminar, der mein Denken verändert hat war: „versuche es dir beim Lesen der Bibel einmal vorzustellen, dass die Bibel es genau so meint, wie es da steht!“
Also mal nicht „geistlich“ und „vergeistlich“ oder „symbolisch“ – sondern so wie es da steht!

Die Heilige Schrift ist die hinreichende Offenbarung Gottes, obwohl sie nicht die erschöpfende Offenbarung ist. In Römer 8,18 steht, dass in der zukünftigen Herrlichkeit weitere Offenbarung gegeben werden wird. 1 Korinther 13,12 lehrt, dass es eine zukünftige Erkenntnis geben wird, und Judas 3 sagt uns, dass die endgültige Offenbarung erst im verherrlichten Zustand kommen wird. Im gegenwärtigen Zustand ist die Heilige Schrift die endgültige Offenbarung für jetzt. Deshalb ermahnt Paulus die Gläubigen in 1 Korinther 4,6, nicht über die Dinge hinauszugehen, die geschrieben stehen. Es ist das geschriebene Wort Gottes, durch das Wahrheit und Irrtum von allem anderen, mit dem wir im geistlichen Krieg konfrontiert werden, bestimmt werden können. Es ist die Offenbarung durch das Wort nach 1 Thessalonicher 2,13. Es ist die Heilige Schrift, die das „So spricht der Herr“ enthält.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bibel und die göttliche Offenbarung

Der Apostel redet in einer konkreten geschichtlichen Situation der korinthischen Gemeinde. Es sind nicht allgemeine Theorien oder theologische Sätze, die er entfaltet. Die Korinther – ganz betont wieder als Brüder angesprochen – sollen »lernen«, die geistliche Einsicht gewinnen, die allein ihre eifersüchtigen, spaltenden Streitigkeiten überwinden kann. Alles, was der Apostel über die Diener Christi, ihre Arbeit, ihren Lohn, ihr Urteil, das Gott sprechen wird, und über ihr Verhältnis zur Gemeinde gesagt hat, hat er »auf mich und Apollos gedeutet«, eigentlich: »habe ich auf mich und Apollos umgestaltend angewendet.« Paulus und Apollos sind beide Diener und Haushalter Christi. Nur dessen Urteil über sie ist gültig. Das gegenseitige Rühmen oder Abwerten der Gruppen in Korinth unter Berufung auf einen von beiden ist gefährlich und falsch. An ihren beiden Lehrern kann die Gemeinde lernen, was schon die Schrift bezeugt: Menschenruhm ist Torheit, ist nichtig (vgl. 1 Kor 3,19.20; auch 1,31). Mit ihrem Menschenlob gehen die Korinther »über das hinaus, was geschrieben steht«; sie handeln wider das Wort Gottes, weil sie die Wahrheit der Schrift verlassen, die bezeugt, daß Menschen schwach und hinfällig sind (vgl. 1 Sam 2,3ff.; Hi 7,17; 14,1; Ps 39,6; 103,15; 118,8; 144,4; 146,3; Jer 9,22ff.; 17,5). Wenn das Wort Gottes verlassen wird und unter Berufung auf weiter oder tiefer gehende Weisheit andere Gedanken Raum gewinnen, verliert die Gemeinde den Boden unter den Füßen. Das wird in den Auseinandersetzungen in Korinth ganz deutlich, mag auch noch in anderen Bereichen der Gemeinde dieses Motto »über das hinaus, was geschrieben steht«, gegolten haben. Der Schaden ist ja sichtbar. Einer »bläst sich auf wider den andern«, einer wird »hochmütig« (so die übertragene Bedeutung) gegen den anderen – und das alles unter Berufung auf die jeweiligen Vorzüge ihrer Lehrer. Sowohl ihr Menschenruhm wie auch ihre Urteile sind gefährlich; sie konnten das schon aus der Schrift lernen, aber auch jetzt an dem energischen Entgegentreten des Apostels erkennen.

Edition C Bibelkommentar

Paulus hat im vorangehenden Spruch und schon in 1 Korinther 3,5 an sich selbst und an Apollos gezeigt, wie die, die ein Amt in der Gemeinde haben, dieses richtig verwalten: nicht als Herrscher über die Gemeinde und nicht mit Zank, der den einen erhöht und den anderen erniedrigt, auch nicht so, dass sie bei den Menschen um Ruhm betteln oder vor ihrem Urteil erschrecken. Das hat Paulus nicht deshalb getan, weil er oder Apollos solche Ermahnungen nötig gehabt hätten. Sie wissen, wie man mit reinem Herzen in der Arbeit Gottes steht. In Korinth dagegen gab es Männer, die das nicht wussten, sondern danach trachteten, sich die Gemeinde zu unterwerfen und mehr zu sein als das, worin Paulus seine höchste Ehre sieht: Mitarbeiter Gottes. Darum hat er sich selbst mit Apollos zum Beispiel dafür gemacht, wie denen, die einen besonderen Beruf haben, von der Gemeinde der ihnen gebührende Platz gegeben wird.

Die Gegner, die das Wort des Paulus neben ihrer Erkenntnis missachteten, riefen der Gemeinde zu: „Hinauf über die Schrift!“ Weil ihnen die Botschaft Jesu, die Paulus ihnen gebracht hatte, neben ihrer neuen Weisheit als gering erschien, sagten sie auch von der Regel der Schrift, sie sei für sie nicht mehr gültig und nur für Schwache brauchbar, nicht für die Vollkommenen. Sie wollten ja einzig dem Christus angehören und meinten, damit hätten sie eine so herrliche Kraft und eine so helle Erkenntnis erlangt, dass das Gebot der Schrift sie nicht mehr verpflichte. Wandte man gegen ihre Weisheit ein, dass sie die Satzungen der Schrift umstoße, so sagten sie kühn, so müsse es sein; denn jetzt sei das Vollkommene erschienen und die Zeit der Unmündigkeit vorüber. So schufen sie sich den freien Raum für ihr ehrgeiziges und eigenmächtiges Lehramt; denn wenn die Schrift die vom Geist bewegte Gemeinde nicht mehr leiten kann, werden ihr die neuen Meister unentbehrlich, damit sie den Willen Gottes erfahre. Indem sie aber über die Schrift hinausfahren, sind diese Lehrer nicht mehr dem Beispiel folgsam, das Paulus und Apollos ihnen gegeben haben. Denn so sind sie nicht mehr die Diener Gottes, deren Würde darin besteht, Gottes Mitarbeiter zu sein; sie stoßen bei ihrer Bauarbeit die Sorge weg, ob ihr Bau auch haltbar sei. Deshalb hat Paulus sich selbst und Apollos zum Vorbild des rechtschaffenen Lehrers gemacht, damit die Gemeinde begreife: ein rechter Lehrer hält sich von aller Hoffart gänzlich rein und vergreift sich nicht an dem, was Gott früher der Gemeinde gegeben hat, sondern bleibt mit treuem Gehorsam an das gebunden, was die Schrift befiehlt. Auch die Schrift gehört zu den guten Gaben Gottes, von denen gilt: „Es ist alles euer „; die Gemeinde soll sie nicht wegwerfen, sondern dankbar benützen. Nur so wird der Streit vermieden, der sicher entsteht, wenn Gruppen in ihr ihr Selbstgefühl daran steigern, dass sie einen von ihnen erkorenen Meister über alle anderen erhöhen und neben ihm alle anderen geringschätzen.

Damit berührt Paulus den Punkt, den er an dem Verhalten der Gemeinde besonders fürchtete. Sie tritt stolz auf und vermengt mit ihrer Frömmigkeit eine hoffärtige Haltung. Auch darin setzten die Männer, die um sie warben, die alte jüdische und griechische Denkweise fort. Denn sowohl der Jude als der Grieche machte aus jedem Vorzug, den er besaß, einen Ruhm für sich. Paulus macht zuerst die Torheit und Grundlosigkeit aller Hoffart klar.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Paulus erklärt nun, daß er die frühere Lehre auf sich selbst und Apollos angewandt hat, um den Korinthern beizubringen, wie töricht es ist, Diener über das hinaus zu erheben, was geschrieben steht. „Über das hinaus, was geschrieben ist“ könnte ein Ausdruck gewesen sein, der gebraucht wurde, um auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, mit der Schrift übereinzustimmen. „Was geschrieben ist“, ist die übliche Formulierung zur Einleitung alttestamentlicher Zitate. Hier steht aber kein direktes Zitat. Paulus will vermutlich auf die allgemeine Tendenz der Schrift aufmerksam machen, die Gott erhebt -anstelle der Diener. Die Gefahr des Aufgeblasenseins besteht immer darin, daß man auf einen bestimmten Lehrer stolz ist und so gegen einen anderen steht. Wir mögen uns über begabte Männer freuen und anerkennen, daß sie Gaben des Christus für uns sind. Aber niemals sollten wir das im Übermaß tun, weil dies das Übel der Parteilichkeit fördert.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wie wäre es, dem allmächtigen Gott NICHT zu unterstellen, ER könne sich nicht richtig ausdrücken, und müsse deshalb andere Dinge beschreiben, die man dann „nur geistig verstehen“ könne?

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