Schlagwort: Natur

Auch wenn Gott unsichtbar ist, so wird er doch sichtbar durch die Natur, die er gemacht hat. Daran können auch alle erkennen, wie er drauf ist.

denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen (O. erkannt, mit dem Verstande ergriffen) werden, wird geschaut-damit sie ohne Entschuldigung seien;
Elberfelder 1871 – Römer 1,20

Weil Gott die Welt geschaffen hat, können die Menschen sein unsichtbares Wesen, seine ewige Macht und göttliche Majestät mit ihrem Verstand an seinen Schöpfungswerken wahrnehmen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 1:20

Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Machtv und sein göttliches Wesen.
Die Menschen haben also keine Entschuldigung,
(wörtlich : Denn seit der Erschaffung der Welt wird sein Unsichtbares (griechisch Mehrzahl) anhand des Gemachten (griechisch Mehrzahl) geschaut und verstanden, seine ewige Macht.)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 1,20

Wenn ich die Schöpfung nicht liebe, und/oder ständig die Natur für mein „neues Zuhause“ zerstöre, kann ich dann behaupten den Schöpfer zu lieben?


„Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden – damit sie ohne Entschuldigung seien.“ Da wir das volle Licht der Offenbarung Gottes besitzen, dass jedes andere Zeugnis in den Schatten stellt, stehen wir in Gefahr zu vergessen, wie groß das Zeugnis Gottes auch in der Schöpfung ist. Die Menschen offenbaren ihre Gottlosigkeit aber darin, dass sie jedem Zeugnis Gottes mit Verachtung begegnen.
Der Mensch, der an die Evolution glaubt, versucht unsere Welt durch das, was er Naturgesetze nennt, zu erklären. Auf diese Weise will er jedes Zeugnis Gottes aus der Schöpfung auslöschen. Der moderne Mensch möchte uns auf diese Weise die Kenntnis von Gott rauben und uns ohne Offenbarung Gottes zurücklassen.
Trotz dieser Untreue im Herzen des Menschen, sei es, dass es sich durch die Gedanken der Evolution oder die moderner Philosophie zu betrügen sucht, bleibt die Schöpfung als Zeuge Gottes erhalten. Der Psalmist verkündigt: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk“ (Ps 19,1). Die Schöpfung verkündigt uns in allen ihren Teilen die ewige Kraft und Göttlichkeit Gottes. Dennoch ist auffallend, dass der inspirierte Schreiber von Psalm 19 von Teilen der Schöpfung spricht, die der Mensch nicht berühren oder verderben kann. Er spricht beispielsweise von der unaufhörlichen Abfolge von Tag und Nacht. Er nennt auch den immerwährenden Lauf der Sonne. Aus Gottes Sicht ist das Zeugnis der Schöpfung derart kraftvoll und überzeugend im Blick auf seine Macht und Göttlichkeit, dass es den Menschen ohne Entschuldigung lässt.
Wir finden hier übrigens keinen Anhaltspunkt, dass die Schöpfung ein Zeuge des Evangeliums ist, oder dass sie Gott in seiner Natur offenbart hat. Aber sie zeugt von dem Schöpfer-Gott. Die Antwort des Menschen ist jedoch, dass er sich von dem Schöpfer wegwendet, anstatt sich vor Ihm niederzubeugen. Die Menschen haben also schon zu Zeiten des Apostels Paulus gezeigt, wie die untreuen Wissenschaftler es auch heute tun, dass sie meinen, Gott nicht zu brauchen. Wenn der Mensch aber auf Gott verzichten will, möchte er auch dessen Evangelium nicht hören. Der Mensch, der das Zeugnis der Schöpfung ablehnt, hat keine Entschuldigung, auch wenn er das Evangelium noch nie gehört hat.

Hamilton Smith – Der Brief an die Römer

„Was man von Gott erkennen kann“ (V.19) wird hier als Gottes unsichtbares Wesen und seine ewige Kraft und Gottheit bezeichnet. Weil „Gott Geist ist“ (Joh 4,24), sind alle seine Eigenschaften dem physischen Auge unsichtbar und können vom menschlichen Verstand nur insoweit wahrgenommen werden, als sie sich in seinen Werken, d. h. in der Schöpfung, spiegeln. Der aus sich selbst heraus existierende Gott aber ist zugleich auch der Schöpfer aller Dinge; deshalb können seine unsichtbaren Eigenschaften seit der Schöpfung der Welt deutlich ersehen werden. Hier liegt möglicherweise ein Wortspiel zwischen dem mit „unsichtbares Wesen“ übersetzten Substantiv aorata und dem mit „ersehen“ übersetzten Verb kathorathai vor, die von der gleichen griechischen Wurzel abstammen. Sowohl das Verb „ersehen“ als auch die Verbform „wahrnimmt“ stehen im Präsens, was die Fortdauer dieses Erkenntnisprozesses unterstreicht. Der Begriff theiotEs, übersetzt mit „Gottheit“, steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament. Er umfaßt die Eigenschaften, die Gott zu Gott machen. Die Schöpfung, die die Menschen wahrnehmen, offenbart Gottes unsichtbares Wesen – die allmächtige Gottheit (vgl. dazu Ps 19,2-7).
Entscheidend ist die Schlußfolgerung, die Paulus aus der Darstellung der natürlichen Offenbarung zieht: die Menschen haben keine Entschuldigung. Das Zeugnis für Gott in der Natur ist so eindeutig und beständig, daß es unentschuldbar ist, daran vorbeizugehen. Die Verdammung der Heiden basiert daher nicht auf der Ablehnung Christi, von dem sie ja gar nicht gehört haben, sondern auf ihrer Sünde gegen das Licht der Erkenntnis, das ihnen gegeben ist.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Paulus begründet die in V. 18 gemachte Aussage, dass Gottes Zorn über dem Menschen offenbar wird: »weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist«. Der Mensch weiß, dass ein Schöpfer ist; er weiß, dass er diesem alles verdankt, aber er unterdrückt dieses Wissen. An den Schöpfungswerken kann man drei Dinge erkennen: Die »Göttlichkeit« und die »ewige Kraft«, d. h. die Ewigkeit und die Allmacht Gottes. So hat Gott das »Unsichtbare von ihm … sichtbar« gemacht. (- Paulus verwendet zwei Wörter gleichen Stammes: ta a-orata, das Unsichtbare, kath-orātai, wird gesehen. Ich habe das in der Übersetzung durch »unsichtbar« und »sichtbar« wiederzugeben versucht. -) Das sieht der Mensch, und er ist fähig, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen; denn er ist Mensch; darum ist er »unentschuldbar«, wenn er Gott den Dank verweigert, den er ihm schuldet.
»… damit sie unentschuldbar seien« ist ein sogenannter Finalsatz, d. h., er drückt eine Absicht aus. Das dürfen wir nicht übersehen. Paulus sagt nicht: »… sodass sie ohne Entschuldigung sind«. Gott hat sich durch seine Schöpfungswerke deshalb allen Menschen bekundet, damit sie unentschuldbar seien – nicht, damit sie gerettet würden. (- Es wird häufig behauptet, Gott habe sich in der Schöpfung deshalb allen Menschen offenbart, damit ein jeder gerettet werden könne. Aber gerade das steht nicht da, und was nicht dasteht, dürfen wir nicht hineinlesen. -) Das ist eine Wahrheit, die ihre Entsprechung findet in der Gabe des Gesetzes. Durch dieses hatte Gott sich noch deutlicher offenbart als durch die Schöpfung; aber er gab das Gesetz nicht als Mittel zum Heil, sondern er gab es, damit die Empfänger des Gesetzes erkennen sollten, dass sie vor Gott schuldig sind, damit auch »sie unentschuldbar seien«. In 3,19 sagt der Apostel, dass Gott sich den Juden auf diese Weise offenbarte, damit allen Menschen der Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei.

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

Halt inne und achte auf die Werke Gottes

Nimm dieses zu Ohren, Hiob; stehe und betrachte die Wunder Gottes! (El)
Elberfelder 1871 – Ijob 37,14

Merk, Ijob, drauf und steh / und acht auf Gottes Wundertaten! /
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Hiob 37:14

Vernimm dies, Job! stehe still und betrachte die Wunder Gottes! ( – Diese Vorsehung Gottes hat Eliu beschrieben, damit Job erkenne, dass sie nicht fehlen kann, auch wenn Gott Heimsuchungen sendet. Mit einem solchen Gott hat Job gewagt zu streiten? Nachdem er ihn belehrt, will Eliu Job zur Unterwerfung bringen. Der ironische Tadel, der nun folgt, verletzt also sowie die Vorwürfe der drei anderen Freunde, welche nicht trösteten, keine neuen Gründe brachten und mit falschen Beweisgründen Job nur zum Verbrecher machten. – )
Allioli Bibel – Hiob 37,14

Es ist gut, wenn wir unsere Augen auf die Schöpfung und auch auf die Wunder, die Gott heute wirkt, richten. Aber ob Elihu wirklich ein so guter Ratgeber war, würde ich gern mit einem Fragezeichen versehen – denn nicht ohne Grund spricht Jehovah danach selbst zu Hiob. Jeder der vier Freunde Hiobs lag wohl mit der einen oder anderen Aussage mehr oder weniger neben der Wahrheit.

Nach dem Höhepunkt in Vers 13 kommt Elihu zu seinen Schlussworten. Darin wendet er sich an Hiob (Vers 14). Er bittet ihn, „dies zu Ohren“ zu nehmen, d. h. die Lektionen aus der Herrschaft Gottes über die Natur. Dazu muss Hiob eine Haltung der Ehrfurcht und der Aufmerksamkeit einnehmen und „die Wunder Gottes“ betrachten, die Er in der Natur offenbart. Wenn er bereit ist zu hören, wird er die Wunder Gottes in sich aufnehmen und sein Geist wird von der Ehrfurcht erfüllt sein, die Ihm gebührt.

Ger de Koning – Das Buch Hiob – Ausgelegt & angewandt – Warum Leiden?

Vers 14. »Horch!«, oder: »Höre!« Darauf kommt es an. Das ist das Entscheidende. Wir müssen hinhören, und wir müssen lernen, auf Gottes Reden zu hören. Sonst werden wir nie weise werden.
»… merke auf die Wunder Gottes!«: Glückselig die Augen, die sehen (Mt 13,16). Wenn wir nur die Herrlichkeit Gottes in seinen Werken sehen könnten! Und dass wir lernten, ihn zu fürchten und ihn zu lieben! Wenn er uns nur die Augen öffnete und wir erkennen könnten, wer im Anfang war, durch wen Gott im Anfang alles schuf! Dann würden wir auch den sehen, der Fleisch wurde und unter uns wohnte. Dann würden wir in ihm alle Herrlichkeiten des Schöpfers und Erlösers voll und frei aufstrahlen sehen. Was für ein Anblick! Wahrlich, glückselig die Augen, die das sehen dürfen und die das sehen können! Gott öffne uns die Augen, damit wir sehen! Warum beten wir nicht, dass er es tue, wie Paulus für die Epheser bat (Eph 1,17–18)? Gott wird es tun. Wir dürfen zu ihm schreien wie die Blinden am Wegrand: »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!« (vgl. Mt 20,31). Und er bleibt stehen, er wendet sich zu uns, und er öffnet uns die Augen. Denn so ist Gott, so ist der Gott Elihus und Hiobs, so ist der Gott der Väter, so ist der Gott Israels, so ist der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: »Der HERR öffnet die Augen der Blinden« (Ps 146,8).

Benedikt Peters – Das Buch Hiob

ALLE Nationen des Menschengeschlechts sollten Jehova, den großen Gott, wegen seiner wunderbaren Schöpferwerke lobpreisen. Alle sollten ihn als den Schöpfer des erhabenen Universums und wegen der Menge und der Harmonie dessen, was er hier auf Erden geschaffen hat, erheben. (Psalm 104:24; 150:1-6) Ist die Schöpfung nicht von atemberaubender Schönheit und Größe? Von den mächtigen „Weltraum-Inseln“ des Himmels bis hinab zur zartesten Blume und zum winzigsten Organismus, der dem Menschen bekannt ist, ja bis zum kompliziertesten Bau des Atoms selbst spiegeln alle Werke Jehovas in erstaunlichem Maße Intelligenz und Ordnung wider. Welche Mannigfaltigkeit! Welche Einheit und Ausgeglichenheit! Tatsächlich — Jehova hat alles „ordentlich und gut gemacht zu seiner Zeit“. — Prediger 3:11, NW.
Personen, die Gott und Gerechtigkeit lieben, haben Jehova zu allen Zeiten wegen seiner unvergleichlichen Werke gepriesen. Höre zum Beispiel das erhebende Lied des Psalmisten: „Gepriesen sei Jehova, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit!“ (Psalm 72:18, 19) Ähnlich erhebt Psalm 136 Jehova als „den Gott der Götter“ und „den Herrn der Herren“, „der große Wunder tut, er allein“, „den, der die Himmel gemacht hat mit Einsicht“, und „den, der die Erde ausgebreitet hat über den Wassern“. Alle seine Werke werden in liebender Güte vollbracht, und „seine Güte währt ewiglich“. (Psalm 136:1-6) Im Verein mit Weisheit und Unterscheidungsvermögen ist seine liebende Güte in seiner ganzen Schöpfung zu erkennen. — Sprüche 3:19.
Obwohl berühmte Wissenschaftler ihn nicht preisen mögen, sind sie doch oft gezwungen gewesen, Jehovas Meisterwerke anzuerkennen. So war es Sir Isaac Newton, der Verfechter des Gesetzes der Schwerkraft, der über unser Sonnensystem sagte: „Dieses höchst wundervolle System von Sonne, Planeten und Kometen konnte nur aus der Überlegung und der Herrschaft eines intelligenten und mächtigen Wesens hervorgehen.“ Albert Einstein schrieb „den wunderbaren Bau des Universums“ einer höchsten „Intelligenz“ zu. Erst vor kurzem, nämlich am 11. Februar 1961, gaben die britischen Wissenschaftler, die sich des größten Radioteleskops der Welt bedienen, ihre Schlußfolgerung bekannt, nämlich „daß — wie die Bibel sagt — das Universum einmal einen Anfang hatte“.

Wachtturm – 1.November 1961

Frühlingsgefühle in der Bibel? – II

Vorüber ist die Winterzeit; der Regen ist vorbei.
Die Blumen zeigen sich auf Erden, und der Gesänge Zeit ist da. Der Turteltaube Ruf, der läßt in unserm Land sich hören.
Schon reifen an dem Feigenbaum die Früchte; Duft haucht die Rebenblüte aus. Auf, meine Freundin! Du, meine Schöne, komm!
Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – Hoheslied 2,11–13

Dieses Jahr stimmt der Spruch nicht mit dem Wetter überein: hier ein Bild von wetteronline.de

Wie schon 2020 geschrieben: „Ein besonderer Blick auf dieses Eheband findest du auch bei J.Fischer, der einen „Crashkurs Leidenschaft“ über das Hohelied geschrieben hat.“

Das Thema der Intimität, die die Entfremdung überwindet, setzt sich fort, als die Frau an ihrem Aussehen zu zweifeln scheint (1,5-7). Diese Haltung ist das Gegenteil der unverhüllten Nacktheit von Adam und Eva im Garten (Gen 2,25).58 Israels König, der hier als guter59 Hirte dargestellt wird, überwindet die Ängste und Scham seiner Geliebten mit beruhigenden Komplimenten (Sg 1,8-11). Durch ihre zuversichtliche Antwort und ihren Jubel über den König (1,12-14) und durch ihre gegenseitige Bestätigung und Freude über die Gesundheit ihrer Beziehung erleben die Zuhörer des Liedes ihre „edeneske“ Freude (1,15-2,6). Dann scheint das Lied vom Vers in den Refrain überzugehen, denn die Töchter Jerusalems werden aufgefordert, die Liebe nicht zu schüren, bis es ihnen gefällt (2,7).

Die Entfremdung taucht in 2,8-15 wieder auf. Als die Braut den König sieht, der zu ihr kommt, sind sie durch eine Mauer, Fenster und Gitter getrennt (2:8-9). Um die Trennung zu überwinden, bittet der König um Intimität. Er fordert die Braut auf, aufzustehen und mit ihm auf die Hügel des Frühlings zu fliehen (2:10-13), damit er ihr Gesicht sehen und ihre Stimme hören kann (2:14), und er fordert, dass die verderblichen Elemente entfernt werden (2:15). Aus der Antwort der Braut in 2:16-17 geht hervor, dass die Trennung erfolgreich überwunden worden ist.

Moody Handbuch messianische Prophezeiungen – Studien und Darlegungen zum Messias im AT

Salomo, der Liebhaber, bat seine Freundin, mit ihm einen Spaziergang in die Umgegend zu unternehmen. Zu Beginn und am Ende seiner Einladung sagte er: Komm mit mir (V. 10.13 ; vgl. Hl 8,14 ). Die ausführliche Beschreibung des Frühlings sollte möglicherweise mehr sein als einfach eine Hervorhebung der Schönheit der Umgebung. Es ist wahrscheinlich, daß damit auch die Beziehung der beiden beschrieben werden sollte. In gewissem Sinne ähneln die Gefühle eines Menschen, der sich verliebt, dem Frühling, denn alles scheint frisch und neu zu sein. Man betrachtet die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Das war auch Salomos Empfinden, wenn er mit seiner Geliebten zusammen war. Mehrere Aussagen sprechen von der Schönheit des Frühlings: (1) Der Winter ist vergangen . Der Begriff für Winter ( s+=Taw ; dieses Wort wird im AT nur an dieser Stelle gebraucht) bezieht sich auf die düstere Jahreszeit von März bis April, wenn der „Spät“regen fällt. (2) Die Blumen kommen im Frühling hervor. Sie geben der Landschaft schöne Farben und bringen die Menschen dazu, vor Freude zu singen. (3) Die Tauben gurren und kündigen so die Ankunft des Frühlings an. (4) Die Feigenbäume bringen ihre ersten Früchte hervor (vgl. Nah 3,12 ). Die ersten Feigen waren entweder die Früchte, die vom vergangenen Sommer her noch unreif am Baum geblieben waren und nun zu Beginn des Frühlings reiften, oder es handelte sich um kleine eßbare Knospen, die im März herauskamen. (5) Die Rebstöcke blühen und verbreiten ihren Duft , noch bevor die Trauben wachsen. Der Begriff Duft kommt vom hebr. s+mADar her, ein Wort, das nur an dieser Stelle und im Hl 2,13 auftaucht. Der Frühling spricht also die Augen, das Gehör, den Geschmacks- und den Geruchssinn an.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Für die Rabbinen war es selbstverständlich, das Hld, das Gott nie erwähnt, wenn es schon Teil der Bibel sein soll, allegorisch zu lesen. Die Bildsprache deuten sie aus der übrigen Bibel, die ja oft die Tora mit Wasser, Wein usw. vergleicht und den Bund Gottes mit Israel als Liebes- bzw. Eheverhältnis darstellt. Auch scheint das Hld selbst eine Historisierung nahezulegen, wenn es den Pharao, den Zug durch die Wüste in Säulen von Rauch usw. erwähnt. Das traditionelle Verständnis von Hld sieht im Geliebten Gott, im Mädchen das Volk Israel, und liest den ganzen Text immer systematischer als eine Geschichte der Beziehungen zwischen beiden. Schon der erste jüdische Text überhaupt, der sicher das Hld verwendet, nämlich mTaanit 4,8, bezeugt diesen Zugang: ‚„Kommt heraus und seht, Töchter Zions, König Salomo usw. am Tage seiner Hochzeit‘, nämlich der Verleihung der Tora, ‚und am Tag seiner Herzensfreude‘ (Hld 3,11), nämlich der Erbauung des Tempels“.
Spätere rabbinische Literatur entfaltet diesen Zugang immer mehr. Die Mekhilta verwendet das Hld v.a. in der Kommentierung von Ex 12–15 und 19f, also der Geschichte der Befreiung aus Ägypten bis zum Siegeslied am Schilfmeerund der Offenbarung am Sinai. Das sittlich einwandfreie Verhalten der Israeliten in Ägypten findet man in 4,12 („ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut“), das plötzliche Eintreffen der Errettung in 2,8f („Horch, mein Geliebter, er kommt, er hüpft … er steht hinter unserer Mauer“); der der Geliebten versprochene Schmuck (1,11) ist die Beute, die Israel in Ägypten bzw. am Meer macht; der Vergleich der Geliebten mit der Taube in den Felsenklüften (2,14) zeichnet die Situation des vom Heer Pharaosverfolgten Israel am Meer, das einer Taube zwischen Falke und Schlange gleicht. Der Preis Gottes im Siegeslied am Schilfmeer Ex 15,2 zieht eine ganze Reihe von Versen aus Hld an, v.a. die Beschreibung des Geliebten in 5,10–16. Auf diese Beschreibung hin möchten auch andere Völker sich Israel anschließen (6,1: „wir wollen mit euch kommen“), doch Israel antwortet mit 6,3: „Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter gehört mir“.
Ein Abschnitt aus HldRabba 2,23–25 kann den rabbinischen Zugang gut illustrieren: ‚„Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch‘ (2,10) … ‚Steh auf‘, Tochter Abrahams; von ihm steht ja geschrieben: ‚Zieh weg aus deinem Land und aus deinem Vaterhaus‘ (Gen 12,1). ‚Meine Freundin, meine Schöne‘,Tochter Isaaks, der auf dem Alter mich zum Freund wählte und mich verherrlichte. ‚So komm doch‘, Tochter Jakobs, der auf seinen Vater und auf seine Mutter hörte; denn es heißt: ‚Und Jakob hörte auf seinen Vater und seine Mutter und begab sich nach Paddan-Aram‘ (Gen 28,7).
,Denn vorbei ist der Winter‘ (2,11). Das sind die vierhundert Jahre, die unseren Vätern in Ägypten auferlegt waren. ‚Verrauscht ist der Regen‘: das sind die 210 Jahre … ‚Auf der Erde erscheinen die Blumen‘ (2,12): Die ruhmreichen Männer erschienen auf der Erde. Wer sind sie? Mose und Aaron; denn es heißt: ‚Der Herr sprach zu Mose und Aaron im Lande Ägypten‘ (Ex 12,1). ‚Die Zeit zum Singen ist gekommen‘: Gekommen ist die Zeit, daß Israel erlöst werde … ‚Die Stimme der Turteltaube (tor) ist zu hören in unserem Land‘. Es sagte R. Jochanan: Die Stimme des guten Führers (tajjar) ist zu hören in unserem Land – das ist Mose –, als er sagte: ‚So spricht Jahwe: Um Mitternacht usw.‘ (Ex 11, 4)“.
Immer mehr Details aus der biblischen und nachbiblischen Geschichte Israels finden die rabbinischen Ausleger in diesem Text. Systematisiert wird das Verfahren im Targum zum Hld. Dieser deutet das Hld auf eine kontinuierliche Geschichte Israels vom Auszug aus Ägypten und der Wüstenwanderung bis zur Landnahme (Hld 1,1–3,6), schildert dann die Geschichte im Land bis zum Exil, dem Wiederaufbau des Tempels und der Erneuerung des Staates Israel in hasmonäischer Zeit (bis 7,1) und endet schließlich mit einem Ausblick auf die endzeitliche Erlösung.

Hermeneutik der Jüdischen Bibel

»Denn sieh, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei, dahin ist er« (V. 11). Der »Winter« ist fast gleichbedeutend mit der »Regen«-Zeit. Deshalb stehen hier die beiden Begriffe parallel zueinander. Oft liest man, daß Palästina nur 2 Jahreszeiten habe, Sommer und »Winter«.104 Das ist aber nur bedingt richtig. Denn es gibt durchaus Über gangszeiten, die man als Frühling und Herbst bezeichnen kann. Der »Winter« im weiteren Sinne, d.h. die Zeit häufiger Regenfälle, erstreckt sich von Mitte Oktober bis Anfang Mai, umfaßt also über 6 Monate. Der »Winter« im engeren Sinne, unter Abrechnung der herbstlichen und frühlingsmäßigen Übergangszeit, beschränkt sich auf Dezember bis Februar, also auf ca. 3 Monate. Hermon und Libanon erhalten im Winter regelmäßig Schneec. Aber auch auf dem Golan und in Judäa schneit es öfters einmal (2Sam 23,20). Im Winter brauchte man gelegentlich da; (Holz-) Kohlenfeuer (Jer 36,22; Mk 14,67; Joh 18,25). Beim »Regen« unterscheidet man zwischen Früh- und Spätregen (5 Mo 11,14). Der Früh regen kommt normalerweise in der zweiten Oktoberhälfte, manchmal aber auch erst im Januar. Der Frühregen schafft die Voraussetzung für die Aussaat. Der Spätregen kommt im März oder April. Er sorgt dafür daß die junge Saat überlebt und reif werden kann. Man sagt, daß 14/15 der Niederschläge im Israelland zwischen Oktober und Mai fallen.105
Es kann kein Zweifel sein, daß in Hl 2,11 das Ende des Spät-»Regens« gemeint ist. Wir befinden uns also im Zeitraum März/April, etwa in Monat Nisan, in dem das Passafest liegt. Es ist jene Zeit, in der die Wüste blüht – unvergeßlich für den, der dies einmal im Israelland erlebt hat. Wie ein Jubelruf durchzieht das dreimalige »vorbei« den 11. Vers: »vergangen« (oder »vorübergegangen«, »verschwunden«, »hinüber«) – »vorbei« (oder »wo anders hingerückt«, »weggegangen«) – »dahin« (wörtlich: »für sich gegangen«). Aus und Vorbei! Dabei ist die sprachliche Formulierung wieder unglaublich intensiv: »Hinneh hasstaw awar, haggäschäm chalaph halach lo«.
Nun bricht das Neue auf: »Die Blumen sieht man im Lande, die Zeit des Singens ist gekommen, und die Stimme der Turteltaube läßt sich hören in unserm Lande« (V. 12). Pflanzen (»Blumen«), Menschen (»Singen«) und Tiere (»Turteltaube«) bilden hier einen fast paradiesischen Dreiklang. Der Mensch ist gerahmt von Pflanzen und Tieren und steht in der Mitte einer einheitlichen Schöpfung. Diese Schöpfungseinheit wird auch daran sichtbar, daß alle drei Bereiche der Schöpfung – Pflanzen, Menschen, Tiere – durch Sehen und Hören zugänglich sind. Wie gut paßt der Salomo von 1Kö 5,12f zu dieser Dichtung!
Es sind hier die zarten »Blumen« angesprochen.106 Denn das betreffende hebräische Wort bezeichnet sonst die Wein- oder Olivenblüte (1Mo 40,10; Hi 15,33; Jes 18,5). Auch die griechische Bibel übersetzt jedoch mit »Blumen«. »Man sieht sie (wörtlich: »sie werden gesehen«) im Lande«. Weit und breit entfaltet sich ihre Pracht.
Bei der Aussage »die Zeit des Singens ist gekommen« ist Vorsicht angemahnt. Denn ein und dieselbe hebräische Wortwurzel kann sowohl das Beschneiden der Reben als auch das Singen und Musizieren ausdrücken. Die griechische Bibel versteht den hebräischen Text als »beschneiden«. Das könnte auch ganz gut in den Zusammenhang passen. Aber: wir wissen es eben nicht mehr. Nur so viel ist deutlich: Es ist eine fröhliche »Zeit«. Der Mensch schickt sich im Gleichklang mit dem Wachsen draußen an, seine Ernte vorzubereiten.107

Wuppertaler Studienbibel

Bevor der Sprecher das neue Leben schildert, das der Frühling mit sich bringt, weist er darauf hin, dass der Winter, die Regenzeit, vorüber sei; darin ist impliziert, dass die junge Frau nun unbesorgt aus dem Haus gehen kann. Dabei hat der Winter nichts Negatives, im Gegenteil: Der Regen hat das neue Wachstum erst ermöglicht; trotzdem ist der Aufenthalt im Freien zur Regenzeit nicht so angenehm. In der nächtlichen Szene begehrt der Mann Einlass mit dem Hinweis auf die Feuchtigkeit der Nacht (5,2). Hier dagegen ermuntert er sie hinauszukommen und fügt hinzu, sie habe keine Nässe mehr zu fürchten.
»denn sieh da« – Hiermit setzt die Begründung ein, weshalb sie nunmehr aus dem Haus gehen könne (vgl. auch Jes 26,21; Jer 49,15; Ps 59,4; 83,3).
»der Winter« – Die Vokabel setaw ist hapax legomenon, aus dem Aramäischen entlehnt, und bedeutet Winter, Regenzeit. Onkelos verwendet sie Gen 8,22 als Äquivalent zu hebräisch choref (»Winter«), ebenso Targum Jonatan zu Jes 18,6.87
»ist vorüber« – wörtlich: »ist vorübergegangen« (ʿabar). Die Verbform steht hier in Parallele zu »ist vorbeigegangen« (chalaf) in V 11b (vgl. Jes 8,8; 24,5; Hab 1,11).
»der Regen« – spezifischer als die Erwähnung der Jahreszeit zuvor; die Witterungsverhältnisse waren ein Grund, nicht aus dem Haus zu gehen.
»ist ganz und gar vorbei« – wörtlich: »ist vorbeigegangen, ist gegangen« (chalaf; halach). Das Verb »gehen« zusätzlich zu den beiden Synonymen »vorübergehen« und »vorbeigehen« soll hier offenbar auf die vorangehende Aufforderung an die Geliebte »geh dir« zurückweisen (V 10); die Wiederholung desselben Verbs betont den Kontrast zwischen dem Gewesenen und dem für das Jetzt Erwünschten.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

neue Erde

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte (O. das Zelt) Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, (Eig zelten) und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Elberfelder 1871 – Offb 21,1–4

UND ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden, und das Meer ist nicht mehr. (a) Off 20:11; Jes 65:17; 66:22; 2Pe 3:13
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen, gerüstet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist. (a) Heb 12:22
Und ich hörte eine laute Stimme vom Throne her sagen: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen; und „er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein. (1) o: „das Zelt“, vgl. Apg 7:44; Heb 8:2. (a) Hes 43:7; 37:27; 48:35; 3Mo 26:11 12
Und er wird alle Tränen abwischen von ihren Augen“, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (a) Off 7:17; Jes 25:8; 35:10
Zürcher 1931 – Offenbarung 21:1–4

Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen; auch das Meer gab es nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hata. Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen:
»Seht, die Wohnung Gottes ist jetztb bei den Menschen!
Gott wird in ihrer Mitte wohnen;
sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkernc,
und er selbst, ihr Gottd, wird ´immer` bei ihnen seine.
Er wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben,
kein Leid und keine Schmerzenf,
und es werden keine Angstschreie mehr zu hören seing.
Denn was früher war, ist vergangen.«
Neue Genfer Übersetzung – Offenbaung 21,1–4

Off 21,1 ἀπ-ῆλθαν Aor. -έρχομαι hier vergehen (B 1b). Off 21,2 κατα-βαίνουσαν Ptz. Fem. -βαίνω, AcP (A300). ἡτοιμασμένην Pf. Ptz. Pass. ἑτοιμάζω, wohl attr., evtl. mod. νύμφη Braut. κε-κοσμημένην Pf. Ptz. Pass. κοσμέω schmücken; attr. ἀνδρί dat. commodi (A173). Off 21,3 ἤκουσα Aor. ἀκούω. μέγας12 hier laut. λεγούσης Ptz. Fem. λέγω, GcP (A300). σκηνή Zelt, Hütte; Behausung, Wohnung; Nom. nach ἰδού, Ellipse etwa v. ἐστίν (H-S § 256d). σκηνώσει Fut. σκηνόω wohnen [Var. ἐ-σκήνωσεν Aor.]. μετʼ αὐτῶν inmitten von ihnen (B μετά AI), in ihrer Mitte (Einh.). λαοί Pl. viell. Hinweis auf die Gemeinde aus allen Völkern; αὐτοὶ λαοὶ αὐτοῦ ἔσονται sie werden sein Volk sein. ἔσονται, ἔσται Fut. εἰμί. αὐτῶν θεός Präd.-Nom. als ihr Gott. Off 21,4 ἐξ-αλείψει Fut. -αλείφω40 abwischen; (Tränen) trocknen. δάκρυον Träne. πένθος7 Leid, Trauer, Klage. κραυγή Geschrei, lautes Rufen; Angstgeschrei, Jammerrufe. πόνος Arbeit, Mühe; Mühsal, Schmerz. ἀπ-ῆλθαν V. 1.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

„Siehe, die Wohnung Gottes bei den Menschen, und Er wird mit ihnen wohnen.“ Sach 2,14: „Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, sagt der Herr“ (LXX.D), vgl. auch Jer 31(38),33; Lev 26,12: „Und ich werde unter euch umhergehen und ich werde euer Gott sein und ihr, ihr werdet mein Volk sein“ (LXX.D); Ez 37,27: „Und meine Wohnstätte wird bei ihnen sein, und ich werde für sie Gott sein, und sie werden für mich das Volk sein“ (LXX.D). Hier findet sich eine aufschlussreiche Änderung in V. 3 gegenüber Lev 26,12 und Ez 37,27: Der Singular „Volk“ wird Plural. Die Gottesgegenwart ist mit „seinen Völkern“. Der Seher hat die aus allen Völkern durch das Blut des Lammes Erkauften vor Augen. Die Reziprozität der alttestamentlichen Bundestheologie wird beibehalten.

Darin erfüllen sich die prophetischen Ankündigungen des endzeitlichen Heils. Jes 25,8: „Wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg“ (LXX.D); Jes 35,10: „Und sie werden sich um des Herrn willen sammeln, zurückkehren und nach Sion kommen voller Freude, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; denn auf ihrem Haupt sind Lob und Jubel, und Freude wird sie ergreifen, entflohen sind Schmerz und Trauer und Seufzen“ (LXX.D), vgl. Jes 51,11; Jes 65,19: „Und ich werde jubeln über Jerusalem und mich freuen über mein Volk, und gewiss wird man nicht mehr den Laut des Weinens und den Laut des Klagegeschreis in ihr hören“ (LXX.D). Aus den alttestamentlichen Stellen wird eine neue Reihe: Der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz werden mehr sein (die Begriffe gehören wohl Tod und Totenklage an). „Denn das Erste ist vergangen“; Jes 43,18: „Erinnert euch nicht an die Anfänge, und das Alte bedenkt nicht! Siehe ich mache Neues“ (LXX.D); Jes 65,17: „Denn der Himmel wird neu sein, und die Erde wird neu sein, und man wird gewiss nicht an das Frühere zurückdenken, und es wird gewiss nicht zu ihrem Herzen gelangen“ (LXX.D). Zu den „ersten Dingen“ der „Alten Schöpfung“, „der Alten Welt“, gehören eben Tod und Totenklage. In der Gottesgegenwart im Neuen Jerusalem gibt es keine Bedrängnis, keine Not, keinen Tod mehr: Jes 25,8: „Und wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg; die Schmach des Volkes nahm er weg von der ganzen Erde, denn der Mund des Herrn hat gesprochen“ (LXX.D).

Lichtenberger – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Matthäus‘ seltsamer Bericht über sich öffnende Gräber und auferweckte Körper der „Heiligen“ (wörtlich: „Heilige“), die hervorkommen, hätte die Aufmerksamkeit der Menschen auf alttestamentliche Passagen gelenkt, die die Auferstehung am Tag des Herrn vorhersagen – die Zeit, in der Gott alle Dinge in Ordnung bringen würde (Dan 12,2-3; Jes 26,19; Hes 37,1-10). 2 Das Ergebnis von Gottes Gericht „am großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 16,14 ESV) wird ein Reset für die ganze Welt sein – eine Rückkehr zur unverdorbenen Vollkommenheit von Eden, diesmal im globalen Maßstab (Offb 21-22). Auf der neuen Erde wird es keine Finsternis geben (Offb 21,25; 22,5), und der Tod wird verbannt sein (Offb 21,4) – Ideen, die den Juden zur Zeit Jesu vertraut waren (Hos 13,14; Jes 60,19-20).
Natürlich ist die Auferstehung Jesu das ultimative Zeichen für die Erlösung der Welt und der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Weil Christus auferweckt wurde, haben wir die Gewissheit, dass auch wir auferweckt werden (1. Kor 15,20-22). Die Bedeutung der Auferstehung Jesu ist jedoch nicht darauf beschränkt, die Lösung für die menschliche Sterblichkeit zu sein. Als der zweite oder „letzte“ Adam macht Jesus das Versagen des ersten Adams in Eden rückgängig (1. Kor 15,45-48). Die Auferstehung Jesu wird häufig mit dem Sturz der Fürstentümer und Mächte in Verbindung gebracht, die die von Gott seit Babel enterbten Nationen regieren (Dtn 32,8-9; Kol 2,13-15; 1 Kor 14,20-28; Eph 1,15-23), und bringt die Heiden durch das Evangelium zurück in Gottes Familie. Die Ereignisse, die den Tod Jesu begleiten – die Finsternis, das Erdbeben, der zerrissene Schleier, die geöffneten Gräber – bilden die Bühne für die wiederherstellende Kraft seiner Auferstehung, die die Rückkehr Edens im globalen Maßstab signalisiert.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Seit 1 Mose 3,24 wurde sehnsüchtig auf die Stunde gewartet, da Gott inmitten seiner Menschheit wieder im Vollsinn wohnt und gegenwärtig ist.
bb) Im Alten Bund hatte dann Gott Israel verheißen, in seinem Heiligtum gegenwärtig zu sein, im Dunkel des Allerheiligsten; Gott war sozusagen auf Menschenmaß gegangen, obschon ihn aller Himmel Himmel nicht fassen können« (1 Kön 8,27).
cc) In der Mitte der Zeiten ist das ewige Gotteswort, Gott selbst, in Jesus »Fleisch«, Mensch geworden und hat als Mensch unter Menschen gewohnt (Joh 1,1.14). Und wer ihn sah, der sah den Vater (Joh 14,9).
dd) Als der Auferstandene gibt unser Herr seinen Jüngern und Boten sein Geleit: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt 28,20). Und er verheißt, inmitten der Seinen, und wenn’s nur zwei oder drei sind, gegenwärtig zu sein (Mt 18,20).
ee) Durch den Heiligen Geist macht unser Herr als der »Christus in uns« in den Seinen Wohnung (Joh 14,2; 1 Kor 3,16). Er geht in seiner Liebe so auf sie ein, dass er in sie eingeht. Und durch den Heiligen Geist sind sie im Vollsinn sein Eigentum und seine Kinder (vgl. Röm 8,9.14.15).
ff) Aber nun ist die Freude durch keine Anfechtung mehr getrübt. In enthüllter Gottheit und Herrlichkeit ist der Vater und der Sohn inmitten der Seinen. Die Wiedervereinigung aller Wiedervereinigungen ist erfolgt, die zwischen der Menschheit und ihrem Gott, die der Schöpfung mit ihrem Schöpfer und Herrn.
II. Was auf diesem Schlussbild nicht mehr Ist.
(1) Wie bereits gesagt, nicht mehr die alte Erde, nicht mehr der alte Himmel und nicht mehr das Meer (Offb 21,1 und das dazu Gesagte), aus dem einst die Bestien aufstiegen (Dan 7,2) und an das einst der Feind trat und dem Antichrist rief, den er dann bevollmächtigte und durch den er das Volk Gottes bedrängte (Offb 12,18; 13,1.2.7).
(2) Weiter sind auf dem Bild nicht mehr die Tränen vorhanden:
»Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen« (V. 4):
Die großen Verheißungen sind nun erfüllt (Jes 25,8-3; vgl. Offb 7,17 und das dazu Gesagte). Die Güte des Vaters hat die Tränen abgewischt.
Und die Freude hat sie versiegen lassen. Alle Anfechtung und Angst ist völlig und endgültig überwunden, weil Gott sichtbar bei den Seinen und für sie da ist; das muss nun nicht mehr dem Augenschein zum Trotz im Glauben ohne zu schauen festgehalten werden (Röm 8,31; Joh 20,29; 2 Kor 5,7); es ist nun ganz am Tag und vor Augen.
(3) Die Ursache der Tränen ist aufgehoben:
a) »Der Tod wird nicht mehr sein«:
Mit seiner Vernichtung ist die Hauptursache der Tränen in der Welt überwunden. Der Tod ist ein Vollstrecker des Urteils über die Sünde (Röm 5,12ff.). Er ist der Scharfrichter, dem wir mit unserer Sünde ein Recht an uns gegeben haben. Doch Jesus hat den Tod entrechtet. Zunächst für sein Leben und dann auch für das seiner Nachfolger. Der Tod konnte von Jesus nichts zurückhalten, auch nicht seinen Erdenleib; dieser ist nicht »im Grab vermodert«, wie manche meinen, die Schrift bezeugt in den Osterberichten am Ende aller vier Evangelien nachdrücklich, dass das Grab leer war.
Und der Tod kann auch Jesu Leute nicht zurückhalten (Joh 11,25; Röm 8,11; 1 Kor 15,23; 1 Thess 4,16; Offb 20,6). Und ebenso kann der Feind die nicht zurückhalten, die Christus angehören, dann, wenn er kommt (1 Kor 15,23) und sie zu sich entrückt (1 Thess 4,16.17; Offb 15,2-4 und das dazu Gesagte) der Tod hat das Nachsehen (1 Kor 15,51-55). Aber aufgehoben ist er da noch nicht. Offenkundig auch nicht im Tausendjährigen Reich; das geht daraus hervor, dass eben erst hier in der Vollendung der Tod aufgehoben wird (Offb 20,14; 21,4). Im Tausendjährigen Reich wird noch gestorben, nur wirkt sich die Sünde nicht mehr so rasch aus wie jetzt (Ps 90,7-9).
Dann wird es heißen, wie schon Jes 65,20 angekündigt ist: »Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt.« Aber nach dem Friedensreich Jesu und dem letzten Aufruhr des Feindes muss der Tod alles herausgeben, was er je verschlungen hat (Offb 20,13). Und schließlich wird er selbst verurteilt und in das ewige Feuer verdammt (Offb 20,14). Nach dem Zeugnis der Schrift ist der Tod für den Menschen nicht Natur, sondern Unnatur, nicht »Freund Hein«, sondern Feind: »Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod« (1 Kor 15,26; vgl. Röm 5,12-19; 6,23).
b) »Noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein«:
aa) Nicht nur das schmerzliche Sterbenslos ist dann aufgehoben, auch das Leid der »Leidtragenden«, die um die ihnen durch den Tod Geraubten trauern.
bb) »Das Geschrei« des Unfriedens (die Alten haben in der Schlacht geschrien), der aus dem Zerbruch der Gemeinschaft der Menschen untereinander folgt, ist verstummt. Die Ursache allen Unfriedens der Menschen untereinander ist ja ihr Unfriede mit Gott; der Unfriede der Menschen untereinander ist nur die Folge davon. Das wird bereits an 1 Mose 3 und 1 Mose 4 deutlich, wo auf die erste Sünde, den ersten Zerbruch der Gemeinschaft mit Gott, auch gleich der erste Zerbruch der Gemeinschaft der Menschen untereinander folgte, der erste Mord, der Brudermord des Kain.
cc) »Kein Schmerz wird mehr sein«:
Kein Schmerz der Wunden, die durch den Unfrieden geschlagen werden, und der Krankheit und des Sterbens.
III. Der Grund der großen Veränderung.
»Denn das Erste ist vergangen«:
(1) Dann liegt dann der erste Schritt Gottes zur Heilung der Welt nach der Katastrophe der Sünde endgültig hinter uns; und der zweite ist nun ebenfalls getan: Auch die Folge der menschlichen Sünde ist aufgehoben.
(2) Jetzt dagegen besteht noch die Gesetzmäßigkeit des ersten Schrittes, denn »Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit« (Pred 3,11). Mit dem ersten Kommen Jesu tat und tut Gott den ersten Schritt: Er heilt die verborgene Ursache allen menschlichen Elends bei allen, die es nur haben wollen: Er vergibt Sünde und hebt den Zerbruch der Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen wieder auf und stellt diese Gemeinschaft wieder her. Er schenkt also seinen Frieden und dazu seinen Geist und die Gotteskindschaft und macht aller Hoffnung teilhaftig. Das alles tut er jedem, der es nur haben will, der ihn darum bittet: »Wer«, (jeder der) »des Herren Namen anrufen wird, der wird gerettet werden« (Joel 3,5).

Gerhardt Maier – Edition C

Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden durch Gottes Schöpfung die vergangene Weltordnung ersetzen. Allerdings wird ein bedeutendes Element der alten Welt in der neuen fehlen: das Meer. Vor der Schöpfung bestand die Erde aus Steinen und Edelsteinen und war der Wohnort Satans (Hesekiel 28,11-16).
Aber als Satan fiel, wurde nicht nur er von Gott gerichtet, sondern auch die Erde, die unter seiner Autorität stand. Als Folge des Gerichts entstanden die Ozeane (1. Mose 1,2). Und weil die Meere Bestandteil des Gerichts Gottes über die erste Erde waren, wird es sie auf der neuen Erde nicht mehr geben.
Der neue Himmel und die neue Erde müssen erst von Gott geschaffen werden, nicht aber das neue Jerusalem, das schon jetzt im Himmel existiert. Wenn die neue Erde geschaffen ist, wird das neue Jerusalem vom Himmel auf die Erde kommen – geschmückt wie eine Braut, die auf die Hochzeit vorbereitet worden ist. Die meisten Einzelheiten über das neue Jerusalem finden wir in den beiden letzten Kapiteln der Offenbarung. Die Stadt wird aber auch in anderen Büchern des Neuen Testaments erwähnt. Paulus bezeichnet sie in Galater 4,26 als „frei“

Auf zwei wichtige Punkte wird in dieser Erklärung hingewiesen. Erstens wird nun die Wohnung Gottes bei den Menschen sein. Dies ist eine Bestätigung von Hebräer 12,22-24, wonach das neue Jerusalem die ewige Wohnung Gottes, der Engel und der Menschen sein wird. Das hier mit „wohnen“ übersetzte Wort heißt eigentlich „zelten“. Es weist auf die Herrlichkeit (Schechinah) Gottes hin, die bei den Menschen sein wird wie einst über der Stiftshütte in der Wüste.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Jehovah ist der Chef

Jehova regiert. Es frohlocke die Erde, mögen sich freuen die vielen Inseln!
Elberfelder 1871 – Ps 97,1

Jehovah ist König, die Erde frohlocke, es seien fröhlich die vielen Inseln! Ps 72,10; 96,10; 99,1; 1Mo 10,5; 2Mo 15,18; Jes 24,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 97,1

Gott ist der Chef über die Welt, die deshalb eine Party abhält.
VolxBibel – Ps 97:1

Echt? Sind wir davon überzeugt, dass Jehovah der König, der Chef ist? Oder sind wir selber der Chef über unser Leben? Und wie sieht es auf der Erde aus? Wer ist da König?

Ja, diese Bibelstelle hatten wir schon vor einem Jahr
Aber die Frage bleibt ja, was unser Leben und unsere Sicht auf die Welt und die Nachrichten betrifft!

In Ps 97 sind mit Richten und Retten zwei Handlungsweisen Gottes eng miteinander verknüpft, die für biblische Gottesvorstellungen typisch (vgl. etwa auch das Kreuz Jesu als Ort des Richtens und Rettens Gottes), aber für moderne Zeitgenossen oft schwer zu verbinden sind. Der Psalm verkündet das rettende Gerichtshandeln des Gottes JHWH, der richtet, um zu retten bzw. rettet, indem er (nach Gerechtigkeit und Recht) richtet. Dies ist mit einem universalen, urzeitlichen wie auch endzeitlichen Bezug verbunden: Nichts und niemand entgeht Gottes Wirken zum Gericht oder zum Heil. Selbst im Bereich der unsichtbaren Wirkmächte, der “Götzen” – von denen es auch heute eine Menge gibt, wenn auch mit andern “Gesichtern” als damals –, findet eine Entzauberung, verbunden mit einem Aufruf, dem wahren Gott zu dienen, statt. Die Gott-Vertrauenden dagegen werden zu Zweifachem aufgerufen: Sich einerseits von Unrecht zu distanzieren und das Böse zu hassen sowie andererseits sich an Gott zu freuen und ihn (gottesdienstlich) zu preisen.

Werkbuch Psalmen: Die Psalmen 73 bis 150

Wir lernen für uns, dass Gott die Umstände im Leben der Seinen so lenkt, dass am Ende immer seine Gnadenabsichten realisiert werden. Er lässt die Feinde zuschanden werden. Er bewahrt sein Volk und erhöht es am Ende sogar. Oft erscheint uns das Handeln Gottes völlig unverständlich, und wir fragen uns, warum und wie lange Gott Prüfungen und Leid zulässt (vgl. Ps 74,10). Am Ende des Lebens von Johannes ließ Gott es zu, dass ein gottloser Tyrann (Kaiser Domitian) ihn auf eine einsame Insel verbannte, um ihn auf diese Weise aus dem Verkehr zu ziehen. Dennoch führt Er es gerade dort so, dass ihm wunderbare Dinge, die noch in der Zukunft liegen, gezeigt werden. Er schreibt das Buch der Offenbarung. Und was sieht er zuerst, als er – im Geist – im Himmel ist? Es ist ein Thron. „Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer“ (Off 4,2). Für die Menschen schien es so, als ob der grausame Kaiser Domitian auf dem Thron (Symbol der Regierung) saß. Doch in Wirklichkeit sitzt Gott auf dem Thron – allerdings ist der Thron im Himmel verborgen. Psalm 97 beschreibt diese Regierung mit folgenden Worten: „Der Herr regiert. Es frohlocke die Erde, … Gewölk und Dunkel sind um ihn her; Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste seines Thrones. Feuer geht vor ihm her und entzündet seine Feinde ringsum“ (Ps 97,1–3). Wir sehen den Thron Gottes heute nicht und begreifen die Regierungswege Gottes oft nicht. Doch Gott wirkt in seiner Vorsehung und wird am Ende immer zu seinem Ziel kommen.

Ernst-August Bremicker – Einführung in die Bücher der Bibel

Geht uns heute auch so, oder? Wir sehen die Nachrichten und denken, dass Jehovah das Ruder verlassen hätte? Wir denken, wir müßten nun eingreifen, und gegen die Dinge die wir erleben demonstrieren? Oder wir haben gelernt, dass der Teufel die Welt regiert, und deshalb müßten wir vielleicht etwas dagegen tun? Nein! Jehovah hat alles im Griff! Wirklich! Denn ansonsten gäbe es unsere Welt sicher nicht mehr! Schau dir an, wie alles immer noch funktioniert, obwohl wir als Menschen ständig „Sand ins Getriebe“ werfen! Unser Job ist es, IHN zu preisen und IHN bekannt zu machen, anstatt uns über „den Sand im Getriebe“ zu beschweren!

Gott kannte ihn schon

ES erging aber das Wort des HErrn an mich folgendermaßen: «Noch ehe ich dich im Mutterschoße bildete, habe ich dich erwählt-o: ersehen-, und ehe du das Licht der Welt erblicktest, habe ich dich geweiht: zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.»
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Jer 1,4–5

Irgendwann hat plötzlich Gott mit mir, Jeremia, gesprochen. Er sagte: „Hör zu, ich hatte schon große Pläne mit dir, bevor du überhaupt im Bauch deiner Mutter gewesen bist. Bevor du geboren worden bist, hatte ich schon die Idee, dass du ein Prophetentyp werden sollst. Deine Aufgabe war seitdem schon klar, allen Menschen zu erzählen, was ich dir sage.“
VolxBibel – Jeremia 1,4–5

SEINE Rede geschah zu mir, es sprach:
Ehe ich dich bildete im Mutterleib,
habe ich dich gekannt,
ehe du aus dem Schoße fuhrst,
habe ich dich geheiligt,
als Künder den Weltstämmen habe ich dich gegeben.
Buber & Rosenzweig – Jer 1:4–5

Und das Wort Jehovas geschah zu mir also: Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoße hervorkamst, habe ich dich geheiligt: zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt (Eig eingesetzt.)
Elberfelder 1871 – Jeremia 1:4–5

Auch das Prophensein geht von Gott aus. Denn nur Empfangenes kann der Prophet künden und dolmetschen. Dieses Empfangene ist aber von ihm als Offenbarung Gottes erlebt worden. „Der heutige Mensch begreift Schöpfung nur noch als Wandlung von schon Dagewesenem, Offenbarung nur als psychologischen Vorgang innerhalb seiner selbst.“
Nicht so der biblische Gottesprophet. Er wusste von dem ganz Großen jeder wahren Offenbarung, dass sie in ihrer geschichtlichen Erscheinung eine Aktivität Gottes zum Quell und Inhalt hat. Nicht ein Etwas, nicht Heilige und Heiliges enthüllt sie: Gott selbst in seiner erleuchtenden und rettenden Aktivität will sie [26] in das Ringen und Sterben der Menschheit tragen. Diese zerbricht an ihrer Selbsterlösung, sie stirbt an ihrer Flucht vor Gott. So bewusst der Mensch auch das Leben gewinnen will, er schafft jedoch ewig neu an seinem Tode.

Kroeker Das lebendige Wort Band

Plötzlich geschah das Wort des HERRN zum jungen Jeremia persönlich: «Bevor ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoss hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt» (Jer 1,4.5).
Wie einige andere Knechte – z.B. Simson, Johannes der Täufer, der Apostel Paulus – hat Gott auch Jeremia zu einer grossen Aufgabe berufen, noch ehe er geboren war.
Ob Er ihn im Blick darauf mit besonderen natürlichen Fähigkeiten ausgestattet hat, wissen wir nicht. Jeremia selbst hielt sich nicht dafür, gut reden zu können (Jer 1,6); auch scheint er überdurchschnittlich empfindsam gewesen zu sein – zwei Veranlagungen, die seinen ohnehin schwierigen Dienst noch schwerer machten. Aber Gott liebt es, sich durch schwache Werkzeuge zu verherrlichen, und die tiefe Empfindsamkeit half Jeremia, den bösen Zustand des Volkes noch besser zu erfassen, wenn er innerlich dabei auch unsäglich viel litt.
Eines vor allem hat Gott bewogen, gerade Jeremia zum Propheten zu berufen: Er «erkannte» zum Voraus (Jer 1,5), dass dieser Mann in nie wankender Treue und unablässigem Gehorsam vier Jahrzehnte lang sein Wort übermitteln würde, auch wenn die Botschaft dem Menschenverstand nutzlos oder unzeitgemäss erschien. Was wir erst am Lebensende eines Menschen feststellen können, ist Gott schon vor dessen Lebensbeginn offenbar. Bevor z.B. Abraham den Sohn empfangen hatte, «erkannte» Gott schon, «dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des HERRN bewahren …» (1 Mose 18,19).

Halte fest 1966

Genauer hingeschaut …

Gott kennt Jeremia, er kennt ihn länger und unendlich viel besser als jeder andere, er kennt ihn schon, bevor Jeremia überhaupt geboren wird. Und Gott kennt Jeremia nicht nur, er hat etwas mit ihm vor – in der Gute-Nachricht-Bibel ist das so treffend formuliert, dass Gott mit Jeremia, bereits bevor dieser geboren wurde, „seinen Plan hatte“.

Menschlich, allzu menschlich ist da die zurückhaltende Reaktion des Jeremia auf den Anspruch Gottes, von dem er sich geradezu überfordert fühlen muss. In der Gute Nachricht Bibel ist sogar zu lesen: „Jeremia wehrte ab“. Zu groß scheint ihm die von Gott zugedachte Aufgabe. Wieso soll ausgerechnet er „Prophet für die Völker“ sein, eine schwierige Aufgabe, eine Lebensaufgabe, mit der man sich sicher nicht nur Freunde machen wird? Prophet zu sein, Dinge gleichsam als Sprachrohr Gottes vor anderen auszusprechen, zu mahnen und zu warnen, zu korrigieren und auch zu trösten, damit macht man sich nicht beliebt. Ist das nicht eigentlich eine Zumutung, was Gott da von ihm will? Und doch: Gott hat sich genau das als Lebensaufgabe für Jeremia in den Kopf gesetzt.

Jeremia erlebt, dass bei Gott keine noch so guten, aber letztlich faulen Ausreden gelten. Schließlich hat Gott einen Auftrag und hat Jeremia längst dafür vorgesehen, dass er eintreten wird für authentischen Glauben, für Recht und Gerechtigkeit und für Vertrauen auf Gott – allem Widerspruch zum Trotz. Wovor soll Jeremia denn überhaupt Angst haben? Sein Gott verspricht ihm, an seiner Seite zu bleiben. Da gibt es keinen Grund mehr, sich nicht genügend qualifiziert oder noch nicht reif genug zu fühlen, es gibt auch keinen Grund, sich vor Menschen und ihrer kritischen Haltung zu fürchten, Angst zu haben vor Spott, Widerstand oder gar Verfolgung. Für Gott ist niemand zu jung oder zu alt. Er hat mit jedem etwas vor!

Und daraus folgt …

… dass ich wissen darf, dass Gott mich kennt, mich gekannt hat, längst bevor ich geboren wurde. Ich darf wissen, dass Gott einen Plan für mein Leben hat, vielleicht einen überraschenden, einen anderen als ich selbst es mir ausgedacht hätte. Es ist befreiend zu wissen, dass Gott Menschen beruft und ihnen Aufgaben zutraut, für die sie nach menschlichen Maßstäben nicht qualifiziert sind. Nicht mein Können, mein Alter oder was auch immer, sondern allein Gottes Plan und seine Zusage zählen, dass ich auf den für mich vorgesehenen Wegen mit all ihren Schwierigkeiten ohne Angst gehen darf – unter seinem Schutz und Segen! Dazu sollen wir zuversichtlich „Ja“ sagen, anstatt faule Ausreden finden.

Faszination Bibel 3/2019

Dann heißt es in Vers 5: Bevor du aus dem Mutterleib hervorkamst, habe ich dich geheiligt. Die erste Aussage weist darauf hin, dass Gott Jeremia schon kannte, bevor er überhaupt gezeugt wurde. Diese zweite Aussage weist darauf hin, dass Gott ihn geheiligt hat, sobald er empfangen wurde, aber bevor er aus dem Mutterleib kam. „Heiligen“ bedeutet „beiseite stellen“. Gott hatte Jeremia schon vor seiner Geburt dazu bestimmt, ein Prophet zu sein. Jeremia wurde also, während er noch ein Fötus im Mutterleib war, von Gott für dieses prophetische Amt ausgesondert. Diese Aussage, wie auch die erste, hat negative Implikationen gegen die Abtreibung und deshalb sind viele Bibellehrer fest davon überzeugt, dass Abtreibung Mord ist. Bevor er also gezeugt wurde, kannte Gott ihn, und während er ein Fötus im Mutterleib war, hatte Gott ihn für das Amt des Propheten geheiligt, und beide Aussagen sind starke Implikationen gegen Abtreibung.

Es gibt weitere Stellen, die zeigen, dass Gott die fötale Entwicklung steuert. In Hiob 10:8-12 heißt es: Deine Hände haben mich umrahmt und mich geformt. Zusammen rundherum; doch du zerstörst mich. Gedenke, ich bitte dich, dass du mich wie Lehm geformt hast; und willst du mich wieder zu Staub machen? Hast du mich nicht ausgeschüttet wie Milch und mich gerinnen lassen wie Käse? Du hast mich mit Haut und Fleisch bekleidet und mich mit Knochen und Sehnen zusammengefügt. Du hast mir Leben und Güte gegeben, und deine Heimsuchung hat meinen Geist bewahrt.

Gott kontrolliert die Entwicklung des Fötus, und Gott betrachtet diesen Fötus als eine Person, für die er einen Plan hat.

In Psalm 139:14-16 heißt es: Ich will dir danken; denn ich bin furchtbar und wunderbar gemacht: Wunderbar sind deine Werke; und das weiß meine Seele recht wohl. Meine Gestalt war dir nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, und in den tiefsten Tiefen der Erde wurde ich kunstvoll gemacht. Deine Augen sahen mein ungebildetes Wesen, und in deinem Buch waren sie alle geschrieben, auch die Tage, die mir bestimmt waren, als noch keiner von ihnen da war.

Der Psalmist sagt, dass Gott schon vor seinen Lebzeiten, als er noch ein Fötus im Mutterleib war, seine Schritte bestimmt und seine Wege gelenkt hat. Bei der Empfängnis ist das, was im Mutterleib ist, aus Gottes Perspektive bereits eine Person; daher ist Abtreibung nichts weniger als Mord.

Arnold Fruchtenbaum – Der Ruf des Jeremia

Trotz dieser Gründe, an die kreationistische Position des Ursprungs des immateriellen Teils des Menschen zu glauben, ist dies nicht die beste Antwort auf das, was die Bibel lehrt. Fünf Antworten können auf die Behauptungen der Kreationisten gegeben werden. Erstens wird auch vom Körper gesagt, er stamme von Gott, genau wie die Seele (Psalm 139,13-14; Jeremia 1,5), und doch wissen wir, dass der Körper durch natürliche Zeugung entstanden ist. Wenn in diesen Versen davon die Rede ist, dass der Körper von Gott kommt, verweist das offensichtlich auf seine ultimative ursprüngliche Quelle: Gott, den Schöpfer. Alle Körper nach Adam und Eva sind nicht erschaffen, sondern werden durch natürliche Zeugung weitergegeben. Wenn die Bibel davon spricht, dass die Seele von Gott kommt, könnte sie sich auch auf den ultimativen Ursprung der Seele beziehen, der Gottes Schöpfung durch den Atem seines Mundes ist. Das muss aber nicht bedeuten, dass jede einzelne Seele geschaffen ist, genauso wenig wie jeder einzelne Körper durch Schöpfung entstanden ist. Zweitens schließt die Tatsache, dass die Seele geistig ist, nicht aus, dass die Seele auch durch natürliche Zeugung weitergegeben werden kann. Drittens wurde der Messias vor der Sündennatur bewahrt, nicht weil Gott für ihn eine Seele geschaffen hat, sondern wegen der Überschattung durch den Heiligen Geist (Lk. 1,35). Viertens kann diese Ansicht nicht erklären, warum die Seele zur Sünde neigt, es sei denn, Gott hat die Seele sündig geschaffen. Doch dies wird nicht gesagt. Aber warum hat die Seele eine Tendenz zur Sünde, wenn die Seele von Gott heilig erschaffen wurde? Und fünftens gibt es ein moralisches Problem mit dieser Ansicht. Nach dieser Sichtweise erschafft Gott die Seele sündlos, und dann steckt er die Seele in einen sündigen Körper, der sie wiederum verdirbt. Das moralische Problem ist: Wie konnte Gott eine heilige Seele erschaffen und sie dann in einen sündigen Körper stecken, obwohl er wusste, dass dieser bei Kontakt die Seele verderben würde? Gott schuf Adam und Eva, und Er schuf die ersten Seelen für Adam und Eva, aber Er erschafft nicht jede einzelne Seele, genauso wenig wie Er jeden einzelnen Körper erschafft.

Arnold Fruchtenbaum – Die Komposition des Menschen

Beweist das, dass wir alle im Geist gelebt haben, bevor wir im Fleisch geboren wurden? Nein, denn die Bibel sagt klar, dass genau das Gegenteil der Fall ist: „Nicht das Geistige war zuerst da, sondern das Natürliche, und danach das Geistige“ (1 Korinther 15,46). Der Geist des Menschen existiert nicht unabhängig vom Körper; vielmehr sagt die Bibel, dass Gott „den Geist des Menschen in ihm formt“ (Sach 12,1). Als Gott Hiob fragte: „Wo warst du, als ich die Grundfesten der Erde legte? Erkläre, wenn du Verstand hast“, war Hiob sprachlos, weil er zu der Zeit, von der Gott sprach, noch nicht existierte (Hiob 38,4; 40,3-5).

Dennoch werden einige darauf beharren, dass Gottes „Wissen“ um Jeremia, bevor er ihn im Bauch formte, logischerweise impliziert, dass Jeremia irgendwo vor der Empfängnis existierte. Und wir können zustimmen, dass eine solche Schlussfolgerung aus menschlicher Sicht tatsächlich logisch ist, aber wir sollten sie daran erinnern, dass es Gott war, der Jeremia vor seiner Geburt und Empfängnis kannte, und „Was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich“ (Lukas 18:27). Gott ist es, der die Toten lebendig macht und die Dinge, die nicht sind, als ob sie wären“ (Röm 4,17). Er war in der Lage, Jeremia zu berufen und zu ordinieren, selbst als Jeremia noch nicht existierte. Der Schöpfer ist derjenige, der „von Anfang an das Ende verkündet und von alters her die Dinge, die noch nicht geschehen sind“ (Jes 46,10). Mit seiner göttlichen Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen, ist es für Gott kein Problem, jemanden zu kennen, der noch nicht existiert.

David A. Reed und John R. Farkas

Wenn wir also davon ausgehen, dass Jehovah nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart kennt, sondern auch die gesamte Zukunft, dann kann ER diese Worte sehr wohl so äußern! Wenn Jehovah aber die Zukunft nicht kennen würde, wäre dieser Vers eine klare Aussage dafür, dass der Mensch schon vor seiner Zeugung existieren würde! Wir müssen uns also entscheiden, ob der Mensch göttlich ist – und schon vor seiner Zeugung existiert – ODER ob der Gott der Bibel – Jehovah – über Raum und Zeit erhaben ist. Ich entscheide mich für die zweite Möglichkeit, und beharre aus diesem Grund auch für die Ablehnung von Jahwe und bestehe auf Jehovah 😉

„Uhr geht nach dem Mond“

Er hat den Mond gemacht für die bestimmten Zeiten; die Sonne weiß ihren Untergang.
Elberfelder 1871 – Ps 104,19

Er hat den Mond gemacht, das Jahr darnach zu teilen; / die Sonne weiss ihren Niedergang. / (a) Ps 74:16; 1Mo 1:14
Zürcher 1931 – Psalmen 104,19

Er schuf den Mond, die Zeiten zu messen, (Nach den Mondphasen kann der Mensch die Monate abgrenzen und überhaupt das Jahr einteilen.) / Dazu auch die Sonne, die ihren Untergang kennt. (Die Sonne weiß, wann sie untergehen soll, so daß der Wechsel von Tag und Nacht stets regelmäßig ist.)
Ludwig Albrecht – Psalm 104,19

Sagt man nicht „deine Uhr geht nach dem Mond“ wenn man sagen will, dass die Uhr falsch gehen würde? Aber geht der Mond je falsch?

Überleg einmal! Ein einzige System physikalischer Gesetze bestimmt das Verhalten aller Bestandteile des Universums! Und nur, wenn die Wissenschaftler und Techniker in strenger Einhaltung und Abhängigkeit von diesen vorhersehbaren Gesetzen arbeiten, sind sie in der Lage, ein zuverlässiges Raumschiff, ein Auto oder etwas anderes zu konstruieren.
Du mußt kein Techniker oder Wissenschaftler sein, um Gottes Gesetzmäßigkeiten in Aktion erkennen zu können. Wir alle verlassen uns im Alltag auf diese Gesetzmäßigkeiten, auch wenn wir nur, z. B. unsere Füße auf den Boden stellen.
Gab es jemals einen Tag in unserem Leben, an dem die Sonne nicht auf oder untergegangen ist? Vielleicht war sie von Wolken verdeckt, dennoch folgt sie täglich ihrem Lauf. Und der Mond? Ist euch bewußt, dass die Kalender und Gezeitentabellen für Jahre im voraus erstellt werden können, weil die Bewegung und Stellung des Mondes und der Erde und Sonne völlig vorhersehbar sind?
Mit Sicherheit geschieht all das nicht durch Zufall; Gott selber hat es so entworfen.
LIES Ps 104,19
Er wollte uns eine geordnete Welt mit vorhersehbaren Tagen, Nächten, Jahreszeiten und Gezeiten geben. – Vergleiche:
Der Start eines Raumschiffes in den Weltraum ist sicherlich sehr beeindruckend und so sollte es auch sein, weil es eine unglaubliche Menge an Forschung und Aufwand gekostet hat, diesen Schritt zu ermöglichen.
Doch stell dir einmal das Wissen Gottes vor! Die Kreativität und Fähigkeiten Gottes als Konstruktions-Meister! Stell dir Seine Macht vor! Gott sprach, und das gesamte Universum war erschaffen!

Trevor Mc Ilwain – Auf festem Grund gebaut

Du hast den Mond gemacht usw. Jetzt wird ein anderer Anlass zum Preise der göttlichen Vorsehung vorgeführt: Gott hat den Lauf der Sonne und des Mondes so geordnet, dass ein überaus passender Wechsel entsteht. Die Mannigfaltigkeit der Bewegungen stört so wenig die Ordnung, dass man vielmehr sehen muss, wie eine bessere Zeiteinteilung gar nicht erdacht werden konnte. Dass der Mond gemacht ist, das Jahr darnach zu teilen, buchstäblich: „für bestimmte Zeitpunkte, “ – erinnert uns daran, dass die Ebräer ihre Monate genau nach dem Mond zu rechnen pflegten und sich an ihn auch bei der Anordnung ihrer Festtage, ihrer heiligen und bürgerlichen Zusammenkünfte hielten. Doch wird der Satz in ganz umfassendem Sinne dahin verstanden werden müssen, dass der Mond nicht bloß Tag und Nacht scheidet, sondern auch die Festtage andeutet, Jahre und Monate abgrenzt und überhaupt mannigfachen Zwecken dient; denn an seinen Lauf lehnte man die Unterscheidung der Zeiten an. Dass die Sonne ihren Niedergang weiß, deute ich nicht allein auf ihren täglichen Umlauf; vielmehr wissen wir, dass sie stufenweise uns bald näher, bald ferner rückt; und darin weiß sie ihre Stationen einzuhalten, wodurch Sommer und Winter, Frühling und Herbst entsteht.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Man kann sogar den Sonnenaufgang/-untergang bzw den Mondaufgang/-untergang genau bestimmen. Wie auf dem Bild – das ich von der wetteronline-Website aufgenommen habe – kann man die Bewegung berechnen und danach planen.