Schlagwort: Zeitgeschehen

niedergemacht und benachteiligt?

Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt.«
Gute Nachricht Bibel 2018 Matthäus 5,11–12

Und nicht nur das. Haltet euch jedes Mal für gesegnet, wenn euch Leute niedermachen oder benachteiligen, wenn sie Lügen über euch verbreiten, um mich in Misskredit zu bringen. Ihr werdet – so unwahrscheinlich das jetzt noch für euch klingen mag – in solchen Situationen eine ganz tiefe Freude empfinden, ja regelrecht fröhlich sein. Und das ist erst der Anfang der Belohnung. Gott wird den Himmel weit für euch öffnen. Und denkt daran, dass ihr in bester Gesellschaft seid. Meine Propheten und Zeugen sind in allen Jahrhunderten drangsaliert worden.
Willkommen daheim Matthäus 5:11–12

Heute wird ja viel gejammert. Hatte den Vers schon vor 2 Jahren – aber aus dem Blickwinkel, dass es in christlichen Strömungen oft „Ausgrenzung“ von „Abweichlern“ gibt.
Aber heute gibt es viele Christen, die sich wegen politischen Problemlösungen „Sorgen machen“ und deshalb „auf die Straße gehen“ – ist das unter der obrigen Aussage Jesu zu verstehen??

Es gilt nun, die beiden Grenzpfähle der Seligpreisung in Mt 5, 11 zu beachten. Der eine Grenzpfahl ist die Beifügung: »sofern sie dabei lügen«. Man könnte diese Beifügung als spezielle Erläuterung zu »sie bringen alles Böse gegen euch vor« auffassen. Ebenso gut ist es aber möglich, die Beifügung auf den ganzen Satz zu beziehen. Der Sinn ist dann: »Sofern Schmähung und Verfolgung und Anklage nicht durch eure eigenen Fehler hervorgerufen werden.« Wir möchten diesen weiteren Sinn bevorzugen (vgl. 1 Petr 2,19; 3,14ff.; 1 Petr 4,14ff.). Es ergibt sich also, dass Jesus auch bei seinen Jüngern noch mit Verfehlungen rechnet. Er will aber auf jeden Fall verhindern, dass sich jemand vor Gott oder den Brüdern als Glaubensverfolgter ausgibt, obwohl die Verfolgungsmaßnahmen in seinem eigenen Fehlverhalten begründet sind. Der zweite Grenzpfahl ist durch die Stellung im Urtext noch mehr unterstrichen und lautet: »um meinetwillen«. Die alten Handschriften weichen hier voneinander ab. Im Westen las man statt »um meinetwillen« häufig »um der Gerechtigkeit willen«. Syrische Textzeugen haben »um meines Namens willen«.
Blicken wir zu Lukas 6,22 , dann lesen wir dort: »um des Menschensohnes willen«. Vermutlich hat Jesus den Wortlaut von Lukas 6,22 , benützt. Daraus ergeben sich dann die anderen, abkürzenden Überlieferungen. Der Sinn ist aber in sämtlichen Überlieferungen derselbe: Um Jesu willen soll die Verfolgung geschehen. Das letzte Motiv der Verfolgung liegt somit in unserer Verbindung mit Jesus! Nicht um der Kirche willen, nicht um eines »christlichen Einflusses« willen, nicht um unserer Treue zum Pfarrer, Prediger, Bischof u. dgl. willen können wir uns zu den Glücklichen der letzten Seligpreisung zählen, sondern allein um Seinetwillen! Am Ende der Seligpreisungen tritt also erstmals in der sog. Bergpredigt klar hervor: Unser Verhältnis zu Jesus hat schicksalentscheidende Bedeutung. In Mt 5, 10 hieß es noch: »um der Gerechtigkeit willen«. Jetzt heißt es: »um Jesu willen«. Die Gleichung: Jesus unsere Gerechtigkeit, die Paulus in 1 Kor 1,30 vornimmt, ist wurzelhaft schon in der »Berglehre« vorhanden. Jesus lehrt nicht Sätze, die abgesehen von seiner Person Bedeutung haben, sondern Sätze, die unzertrennlich an seine Sendung als Gottessohn geknüpft sind. Darin liegt ein zentraler Unterschied zu den Rabbinen. Angesichts dessen ist es noch einmal unmöglich, die achte und die neunte Seligpreisung zu einer einzigen zusammenzuschieben. Vielmehr führt Jesus am Ende der Seligpreisungen bewusst zu seiner Person hin.
Wir sprachen von den Grenzpfählen der letzten Seligpreisung. Dazu müssen wir noch eine Anmerkung machen, die für unser Urteil und unsere Seelsorge wichtig ist. Die Strategie des Teufels ist es immer gewesen und wird es immer sein, die Motive möglichst zu vermischen. D. h. ganz praktisch z. B.: Eine Diktatur wartet, bis ein Christ sich etwas zu Schulden kommen lässt, und packt ihn dann bei seinem Vergehen, will aber eigentlich die Glaubensverbindung mit Jesus bestrafen. Oder umgekehrt: Ein Christ leidet im Grunde wegen seiner Schuld, macht es aber plausibel, dass auch Glaubensgründe bei der Verfolgung im Spiel sind. Hier braucht die Gemeinde Weisheit und wartende Geduld, um solche Fälle richtig einzuordnen. Für uns selbst aber brauchen wir ein enges Gewissen, um uns nicht selbst zu betrügen.
Vor dem Hinweis auf die göttliche Gabe schaltet Jesus am Beginn von Mt 5,12 die Aufforderung zur Freude ein: »Freut euch und jubelt!« Das Wort für jubeln ist ein typisch endzeitliches Wort, vgl. Off 19,7 . Allein dies eine Wort macht deutlich: Jesus sieht jetzt die Endzeit angebrochen. Leider gibt der Luthertext dem keinen Ausdruck.
Was ist der Grund zur Freude? »Denn euer Lohn ist groß im Himmel«, sagt Jesus. Die Wendung »im Himmel« ist wieder jüdische Umschreibung für den aus heiliger Scheu vermiedenen Gottesnamen. Der »große Lohn« – was sollte es anderes sein als die Zugehörigkeit zum Gottesreich, von der alle Seligpreisungen sprechen? Das biblische Wort vom »Lohn« hat viele Angriffe erfahren. Den einen klingt es zu pharisäisch, den anderen erscheint es als philosophisch minderwertig. Soll doch nach den Philosophen das Gute nicht um des Lohnes willen, sondern um des Guten willen getan werden. Wir sollten aber aus folgender Erwägung ruhig an diesem Wort festhalten: jedem biblischen Leser ist klar, dass »Lohn« in den Verheißungen Gottes keine Abrechnung auf Mark und Pfennig bedeutet, sondern eine vom allmächtigen Schöpfer und liebenden Erlöser völlig frei festgesetzte Antwort auf unser Tun. Es gibt keinerlei Rechtsanspruch mit »Soll« und »Haben« diesem Gott gegenüber, da wir alle gesündigt haben und nur aus Gnade leben – wörtlich und geistlich verstanden. Zweitens ist jeder Mensch so geschaffen, dass er fragen muss, was bei seinem Handeln herauskommt. Ohne Ziele kann der Mensch weder leben noch handeln. Wenn die Philosophie vom Tun des Guten »um des Guten willen« redet, so verbirgt sich darin das Ziel, sich an seinem Handeln selbst zu erfreuen. Wir müssen die falsche Konstruktion eines absichtslosen Menschen als etwas völlig Unrealistisches aufgeben. Wie der Schöpfer selbst hat auch »der kleine Schöpfer« Mensch seine Ziele und soll sie sich bewusst machen.
Jesus schließt mit dem Hinweis: »Denn genau so haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren«. Dasselbe sagte er in Mt 23,29ff.); Mt 23,37 . Dort nennt er Abel und Sacharja als Beispiele (nicht zu verwechseln mit dem Sacharja unter den sog. »kleinen Propheten«!). Andere Beispiele wären Jeremia, Elia, Micha ben Jimla, Amos und Johannes der Täufer. Auch den königlichen Propheten David könnten wir dazuzählen. So wie die Psalmen 78 und 106 und Stephanus Israels dauernde Hartnäckigkeit gegen Gott beklagen (Apg 7,2ff.), so beklagt Jesus die Misshandlung der göttlichen Boten durch Israel. Zugleich enthält aber auch dieser Hinweis eine Lockung: Jesu Jünger werden als Gottes Boten mit den Propheten Israels auf eine Stufe gestellt (vgl. Eph 2,20)!
Insgesamt ergibt sich, dass Jesus prophetisch in einer Zeit, als er noch nicht im Kampfe stand, die Verfolgung seiner Jünger durch Israel und die Völker angekündigt hat. Gerade die um seinetwillen Verfolgten preist er glücklich. Seine Jünger werden also rechtzeitig und genügend vorbereitet. Die Kosten der Nachfolge werden nicht verschwiegen. Allein diese Prophezeiung schon ist und bleibt ein Trost für alle, die um seines Namens willen ins Feuer kommen. Sodann tröstet uns, dass wir gerade in der Verfolgung ein Zeichen dessen sehen dürfen, dass wir lebendige Christen sind. Und drittens tröstet uns der Lohn, der uns nach Jesu Worten zufällt. Halten wir auch da wieder fest, dass der Lohn der Zugehörigkeit zum Gottesreich schon hier in diesem Leben gegeben wird, dass er aber in der Zukunft seine volle Herrlichkeit und seine Vollendung erfahren wird. Wie Luther können wir sagen: »Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin! Sie habens kein Gewinn. Das Reich muss uns doch bleiben!«

Edition C

Bei aller Ähnlichkeit mit der vorherigen Seligpreisung besteht doch ein Unterschied: Hier spricht der Herr nicht von dem Leiden um der Gerechtigkeit willen, sondern von Schmähungen, Verfolgungen und bösen Worten um Seinetwillen. Es geht also um die Person unseres Herrn und um das Bekennen Seines Namens. Das Leiden um der Gerechtigkeit willen ist eine Folge unserer moralischen Haltung und unserer Handlungen, das Leiden um Jesu willen eine Folge unseres Bekenntnisses zu Ihm.
Bekenntnis zu Jesus
Zwar kennen wir in den demokratisch regierten Ländern keine offiziellen Verfolgungen von Christen, wie sie noch heute in einigen Ländern vorkommen. Nach dem deutschen Grundgesetz darf unter anderem niemand wegen seines Glaubens und seiner religiösen Anschauungen benachteiligt werden; die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen den Christen gut gesonnen sind. Wie mancher junge Gläubige hat den Spott und die Schmähungen seiner Kameraden erfahren, wenn er beim Eintritt in das Berufsleben an seiner Arbeitsstelle, bei der Bundeswehr oder beim Ersatzdienst bekannte: „Ich glaube an den Herrn Jesus als meinen Erlöser!“ Es kann sogar sein, dass es nicht bei Schmähungen und lügnerischen Verleumdungen, d.h. Worten, bleibt, sondern zu Verfolgung, d.h. Taten kommt. Mit dem Wort „wenn“ will der Herr nicht nur eine eventuelle Möglichkeit andeuten, sondern auf eine sicher zu erwartende Tatsache hinweisen. Wer sich öffentlich und mutig auf die Seite unseres Herrn und Heilandes stellt, indem er sich zu Ihm bekennt, wird Verachtung, Spott und Hohn ernten. Dabei geht das Leiden um Jesu willen und um der Gerechtigkeit willen oft in einander über. Manchmal wird bereits mit Hohn und Verachtung reagiert, wenn der Name des Herrn Jesus freimütig bekannt wird. Manchmal wird dies zwar noch mitleidig lächelnd hingenommen, aber sobald sich der Gläubige dann auch durch sein praktisches Verhalten als Christ erweist, gibt es Ablehnung und Hass.
Satan versucht immer, die Jünger des Herrn davon abzuhalten, seinen Namen zu bekennen. Er flüstert der Seele ein: „Ist es denn wirklich nötig, jetzt von dem Herrn Jesus zu sprechen? Du brauchst doch nicht immer von dem Evangelium zu zeugen!“ Er will ja nicht nur das Bekenntnis zu Christus als Herrn verhindern, sondern auch die Ausbreitung der Botschaft seiner Gnade. Aber für den, der den Herrn wirklich liebt, kann und darf es kein Schweigen, keine Rücksichtnahme auf die eigene Stellung, auf das Fortkommen der Kinder und auf was sonst noch alles geben. Ist Er es nicht wert, dass wir uns rückhaltlos zu Ihm bekennen, auch wenn dies vermeintliche Nachteile mit sich bringen könnte?
Ein Beispiel für dieses Leiden um des Herrn Jesus willen bieten die Apostel in Apostelgeschichte 4 und 5. Nachdem sie viele geheilt und zum Herrn geführt hatten, wurden sie von den Führern der Juden gefangen genommen und aufgefordert, nicht mehr von dem Namen Jesu zu sprechen (Apg 4,18; 5,28). Aber sie konnten und wollten nicht schweigen. Als sie dann nach ihrer zweiten Verhaftung und wunderbaren Befreiung wieder bedrängt und schließlich sogar geschlagen worden waren, wie gingen sie dann vom Synedrium fort? Voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden (Apg 5,41).
Freude
So fügt auch der Herr Jesus seiner Seligpreisung hinzu: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Es gibt nichts Höheres, als Christus als Erlöser und Herrn zu besitzen. Er ist es wert, dass wir uns offen zu Ihm bekennen. Für eine ängstliche Seele und für das Fleisch mögen die vermeintlich drohenden nachteiligen Folgen eines treuen Bekenntnisses unseres Heilandes schwer wiegen. Aber der Herr sagt etwas anderes: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Die Jünger des Herrn sollen sich nicht trotz, sondern wegen der mit ihrem Bekenntnis verbundenen Leiden freuen (vgl. Röm 5,3; Jak 1,2). Auch wenn das Bekennen des Namens des Herrn zu irdischen Nachteilen führen sollte – was ja nicht immer der Fall ist –, ist der von Ihm selbst verheißene Lohn in den Himmeln unvergleichlich größer! Zu wissen, in den Fußstapfen des Herrn Jesus zu gehen, gibt schon Freude. Diese Freude wird vergrößert durch den verheißenen Lohn, der nicht mit der Erde, sondern mit dem Himmel in Verbindung steht (vgl. Mt 6,19).

Arend Remmers – Die Bergpredigt

Ein merkwürdiges Wort für den natürlichen Menschen. Nach seiner Meinung sind die Christen bedauernswerte Leute. Nach dem Urteil Jesu aber sind sie beneidenswerte Leute, die fortgesetzt Grund haben zu jauchzender, ja zu hüpfender Freude.
Der Sänger in Ps 73 singt: »Vergeht mein Fleisch und mein Herz – meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig.« Das ist also das Geheimnis der Freude im Herzen, daß sie an Gott genug haben. Mag die gottfeindliche Welt einen Paulus und Silas ins Gefängnis werfen, und mag sie die drei Freunde Daniels in den Feuerofen werfen, eines kann man ihnen nicht nehmen, die Gemeinschaft mit Gott. Und mag man den Ofen auch siebenmal heißer machen als gewöhnlich, der Herr geht mit in den Glutofen hinein als der vierte im Bunde.
Und wenn nun in V. 12 das Wort steht: »Denn euer Lohn ist groß in den Himmeln« und daraus gefolgert wird, die Gemeinde erleide deshalb das alles, weil sie ja belohnt würde dafür, weil sie also doch letzten Endes den pharisäischen Verdienst- und Lohngedanken vertrete und wiederum der Leistungsgerechtigkeit huldige, so ist eine solche Folgerung ein großer Irrtum. Nicht lohnende Vertröstung aufs Jenseits ist gemeint, sondern bei dem Wort »in den Himmeln« dürfen wir wohl an das »Königreich der Himmel« denken. Dieses »Königreich der Himmel« besteht, wie wir schon sagten, aus zwei Sphären, aus einer schon angebrochenen und einer noch zukünftigen. Beide Sphären bestehen gleichzeitig, greifen ineinander, liegen nebeneinander und nicht nacheinander.
Es sollte also nicht von einem Nacheinander der zwei Sphären und des darauffolgenden Lohnes geredet werden, sondern von der Gleichzeitigkeit des Leidensopfers der Jünger und der Annahme dieses Opfers durch den Herrn schon jetzt. Mit anderen Worten: Wo hier verworfen wird, ist dort jetzt schon Anerkennung. Während hier unten die Menschen die Jünger verletzen, verbindet und heilt sie der Herr. Während hier die Menschen den Jüngern Unrecht antun, tut der Herr ihnen fort und fort Gutes, schon hier und jetzt, aber anbruchsweise (incognito), dann aber vollendungsweise (publice), herrlich und groß, für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten.
Das Wort »Lohn« müßte besser mit Vergeltung im Sinne von Dank, Schenkung unverdienter Gottesherrlichkeit übersetzt werden. Weil das Geschenk der Gottesherrlichkeit, das dem Christusnachfolger dann wirklich, d. h. sichtbar mitgeteilt wird für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, ohne Ende in ewig steigender Fülle, weil solch ein Geschenk ja überhaupt in keinem Verhältnis zu unserem Leiden und Arbeiten für den Herrn steht, darum kann auch nicht davon die Rede sein, daß das Wort »Lohn« im Sinne von »Bezahlung für eine geleistete Arbeit« zu verstehen sei!

Wuppertaler Studienbibel

Nein – wer heute sich wegen politischen Ansicht arangiert, wird NICHT wegen Christus verfolgt!

„Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit?“

Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Elberfelder 1871 – 1.Tim 2,1–4

Zu allererst {nun} möchte ich, dass man Bitten, Gebete, Fürbitten und Dankgebete für alle Menschen verrichtet, für Könige und alle (, die sich in hervorragender Stellung befinden =) hohen Beamten, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Gottesfurcht (Frömmigkeit) und Würde (Ehrbarkeit). Das ist schön und (annehmbar, wohlgefällig vor =) gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen,
offene Bibel – 1.Timotheus 2,1–4

Insbesondere bitte ich euch nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung,  für die Könige und alle Amtsträger, damit wir ein ruhiges und gelassenes Leben führen können, fromm und von allen geachtet. Das ist schön und gefällt Gott, unserem Retter,  der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Zürcher Bibel – 2007 . 1.Timotheus 2,1–4

Eine Sache, Timotheus, ist superwichtig: Sorg dafür, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten! Damit meine ich, dass ihr Gott danken, ihn um Sachen bitten und manchmal auch komplett vor ihm die Hosen runterlassen sollt, wenn ihr euch trefft. Betet auch für alle anderen Menschen, für die Regierungen und die Parteien, die gerade an der Macht sind. Dann können wir ein relaxtes, chilliges Leben führen, ein Leben, das von den Leuten respektiert wird. Wo Gott drauf steht soll auch Jesus drin sein. Jesus will das so, er findet es gut, und er hat uns ja schließlich auch gerettet.
Gott will nämlich, dass alle Menschen gerettet werden. Er möchte, dass alle die Wahrheit spitzkriegen!
VolxBibel — 1.Timotheus 2,1:4

Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit? Die Gemeinde ist in weltlichen Dingen der weltlichen Obrigkeit untertan an Gottes Statt, wie ein Fremdling den Gesetzen des Gastlandes gehorcht. Die Gemeinde kennt aber nur einen Herrn, dem sie in allem und über allem gehorcht, Jesus Christus. [–] Mt 22,21 Kol 1,16
Was tut die Gemeinde für die weltliche Obrigkeit? Sie gehorcht ihr bis zum Einsatz des eigenen leiblichen Lebens, sie ist ein Vorbild ehrbaren Lebens, sie betet für sie, sie predigt dem Volk die Wahrheit des Evangeliums. [–] 1 Tim 2,1 1 Petr 2,12–17
Was muß die Gemeinde um Gottes willen von der Obrigkeit erwarten? Die Gemeinde erwartet, daß die Obrigkeit die Gerechten lobt und die Bösen straft. Sie erwartet Freiheit und Schutz ihrer Predigt und ihres ganzen Lebens. Sie fordert Gehorsam gegen Gottes Gebot von jedermann. [–] 1 Tim 2,1–3. |
Wie stellt sich die Gemeinde zur ungerechten Obrigkeit? Die Gemeinde tut das ihr vom Herrn aufgetragene Werk ohne Furcht. Sie gehorcht Gott mehr als den Menschen. Sie leidet willig alle Strafe und betet für ihre Verfolger. [–] Ap 5,29 1 Petr 2,18–20.

Dietrich Bonhoeffer – Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935−1937

Die Wichtigkeit des Betens
5.1. »So« (V. 1), »daher«, »aus diesem Grund« – eben weil Timotheus im Kampf ist dafür, dass die wunderbare Botschaft von dem großen Gnadenangebot Gottes recht erhalten und ausgerichtet wird, und dafür, dass die zum Glauben gekommenen Menschen dann auch in der Spur der Nachfolge Jesu bleiben (1Tim 1,12-20). Dieser Kampf ist besonders dringlich in einer Zeit, in der sich die Dinge zuspitzen: Insofern, als einerseits der Druck von außen, etwa von seiten eines ideologisch bestimmten Staates, verschärft wird, und da andererseits die geistigen Verführungsmächte ihren Angriff verstärken mit dem Ziel, die Botschaft des Evangeliums auch innerhalb der Gemeinde mit anderem zu vermischen und sie so zu verfremden und zu verfälschen. Um das beides geht es insbesondere auch in der endzeitlichen »Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis« (Offb 3,10; vgl. 1Tim 4,1ff.), kurz bevor unser Herr wiederkommt. Für diese Zeit können wir aus den anfechtungsreichen Erfahrungen der frühen Christenheit viel lernen, auch aus dem, was in den nun folgenden Versen unseres Schriftabschnitts steht.

5.1.2 Paulus schreibt: »So ermahne ich nun« (V. 1 a): Das entsprechende griech. Wort bedeutet unter anderem »zurufen«, »trösten«, »aufmuntern«. Das Wort wurde damals auch dafür verwendet, dass in den Sportstadien die Wettkämpfer von ihren Freunden angefeuert wurden. Dort ging es um ein Anspornen vor aller Augen zu Leistungen, die in der griechisch -römischen Welt höchste Ehren eintrugen. Hier dagegen geht es um ein Anspornen zu einer Wirksamkeit, die kaum jemand beachtete und beachtet. Doch es geschieht hier etwas, das gerade schließlich auch in dem endzeitlichen Kampf der Gemeinde Jesu größte Bedeutung hat.

5.1.3 Wozu wird hier angefeuert? Zum Gebet. Es gilt auch allgemein und zu aller Zeit: Der »Baum« unserer Wirksamkeit als Christen, als Gemeinde Jesu in dieser Welt, muss das Gebet als tragendes und nährendes verdecktes Wurzelwerk haben. Die Väter haben gesagt: »Die Vielgeschäftigen fürchtet der Teufel nicht, aber die Beter.« Deshalb schreibt hier Paulus wörtlich: »… dass man vor allen Dingen zuerst tue Gebet …« Gewiss, das Gebet darf nicht das einzige sein; auch die Verkündigung von Gottes Wort, das Glaubenszeugnis, die Mission, die Evangelisation, die im Glauben weiterführende Verkündigung ist nötig, und auch die Tat der helfenden Liebe (Gal 6,10). Aber ohne das Gebet ist das andere wenig oder nichts. Gottes segensvolles Wirken will erbeten sein. Unser Herr spricht: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 7,7). »Gott will, dass wir unsere Hände ausstrecken nach seinem gnädigen Tun« (J. Chr. Blumhardt).

Es ist besonders wichtig, dies auch alten Christen zu sagen, die meinen, »nichts« mehr tun zu können. Im Bild der Amalekiter Schlacht gesprochen: Sie dürfen der »Mose« auf dem Berg sein, der die Hände zu Gott erhebt, während andere, jüngere, der »Josua« im Tal sind, der hier zu wirken hat (2Mose 17,8ff.). Die Entscheidung fiel damals nicht bei dem kämpfenden Josua, sondern bei dem betenden und von seiner Fürbitte her segnenden Mose, das heißt bei dem, den er anrief, beim lebendigen Gott. Doch auch junge Menschen sind nicht weniger zum Gebet eingeladen. Gott lässt uns weitgehend beides zugleich sein: den betenden »Mose« und den kämpfenden »Josua« – kämpfend nicht gegen, sondern um Menschen.

5.1.4 Paulus sagt: »Ich ermahne nun …« Der Apostel, der hier so anfeuert, ist keineswegs ein »Schlachtenbummler« und Nur-Zuschauer, wie es jene im Sportstadion sind. Er ging allen im Kampf voran, aber auch im Gebet. Er schreibt: »Wir beten allezeit. 1.« (2Thess 1,11); »… dass ich ohne Unterlass euer gedenke und allezeit in meinem Gebet flehe …« (Röm 1,9). Er wusste, dass v. a. im Gebet die entscheidenden Siege erfechten werden. Vor allem im Gebet wirken wir mit Gott. Nicht zuletzt hier lag die Ursache für die so außerordentliche Fruchtbarkeit des Apostels Paulus. Aus dieser Erfahrung heraus »ermahnt« Paulus hier seine Mitchristen, auch uns.

5.1.5 Dabei ist zu bedenken, dass das Beten ja nicht eine bewundernswerte und verdienstvolle Leistung des Menschen ist, auf Grund der er einen Anspruch gegen Gott hätte. Das Beten ist vielmehr nichts als das demütige, flehende und vertrauensvolle Ausstrecken von leeren Bettlerhänden zu dem großen Gott. Und dennoch muss das Beten neben vielen andern Aufgaben der einzelnen Christen und der Gemeinde Jesu nach dieser Schriftstelle den ersten Rang haben; so schreibt Paulus: »Ich ermahne, dass man zuerst vor allem tue Bitte, Gebet, Fürbitte …« Im Gebet geht es eben um das, was Gott tut. Und das hat in jedem Fall Vorrang vor dem, was Menschen tun, und unendlich viel größeres Gewicht.

5.1.6 Auch rein zeitlich soll das Gebet – etwa angesichts neu zu beginnender Aufgaben und an jedem neuen Tag – das erste sein und darf keinesfalls etwa ausschließlich auf den Feierabend verschoben werden. Michael Hahn, einer der Väter des schwäbischen Pietismus, ein Bauer, sagte im Blick auf das Gebet am Morgen vor Beginn der Arbeit: »Es ist hier wie beim Wetzen der Sense; es ist ein Unterschied, ob ich das vor oder nach dem Mähen tue.« Und Jochen Klepper hat in seinem berühmten »Lied zu Mittag« gedichtet: »Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht ER stark zur Tat, und was der Beter Hände tun, geschieht nach Gottes Rat.«

5.2 Wer wird hier so zum Beten ermahnt?
5.2.1 Gewiss, Gott, der nach der Schrift das Schreien der jungen Raben erhört (Ps 147,9), achtet auch auf das Gebet eines bisher noch nicht im Glauben stehenden Menschen. Nicht wenige haben gerade über der Erfahrung mit einem Gebet in großer Bedrängnis den Zugang zum Glauben gefunden. Gottes Wort lädt ja allgemein ein: »Schüttet euer Herz vor ihm aus!« (Ps 62,9).

5.2.2 Aber Paulus redet in diesem Brief ja mit seinem jungen Mitarbeitet Timotheus und gibt ihm Anleitung für die Gemeinde, in der er zur Zeit tätig ist. Ja, Paulus spricht, wohl in der Erwartung, dass der Brief auch in der Gemeinde vorgelesen wird, mit dieser auch unmittelbar. So redet das den Brief abschließende Segenswort, das damals eigenhändig vom Briefverfasser angefügt wurde, so wie heute die Unterschrift, in Mehrzahlform: »Die Gnade sei mit euch!« (1Tim 6,21). Es sind also insbesondere die an Jesus Glaubenden, die beim Zum-Glauben -Kommen Gottes Geist empfangen haben und so nun Gottes Kinder sind (Joh 7,39; Röm 8,14ff.; Eph 1,13), die Paulus hier zum vertrauensvollen Gebet zu ihrem Vater im Himmel ermuntert.

5.2.3 Auch uns, die wir doch ebenfalls Jesus gehören wollen, will dieses Wort in diesem so wichtigen Dienst anfeuern. Als an Jesus Glaubende haben wir auf Grund der Gnade Gottes die Möglichkeit, aber auch die Pflicht, so vor Gott zu treten. Nur seinen Jüngern und Nachfolgern gibt Jesus die Verheißung: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 5,1; 7,7). Damit wir gewiss auch erhörlich beten, ist es wichtig, dass wir uns selbst immer wieder prüfen, ob wir denn wahrhaft Glaubende, das heißt in der ganzen Hingabe an unsren Herrn Stehende, also Jünger Jesu sind.

5.2.4 In dem allen wird den an Jesus Glaubenden das Beten ungemein leicht gemacht, denn wir erhalten dabei eine wundervolle Unterstützung: Unser Herr Jesus Christus, der zur Rechten Gottes thront, tritt für uns ein. So sagt Gottes Wort: » … der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt« (Röm 8,34). »… so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater« (1Joh 2,1). Auch der Heilige Geist erhebt aufs Beste seine Stimme aus uns und für uns und unsere Anliegen (Röm 8,26f.). Ja, »er hat« uns »lieb« (Joh 16,27). Der heilige, dreieinige Gott ist in Bewegung, wenn seine schwachen Kinder ihn bitten.

5.3 Was alles umfasst rechtes Beten?
Paulus gebraucht hier eine auffallende Häufung von Ausdrücken: »Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung«.

5.3.1 »Bitte« (wörtlich: »Bitten«): Es geht hier um einzelne Anliegen, Nöte. Sorgen, Aufgaben. Die Nöte und Schwierigkeiten, Wünsche und Bestrebungen veranlassen uns, zum Gebet die Zuflucht zu nehmen. So beten viele Menschen, auch Leute, die keinen Gottesdienst besuchen und die Bibel nicht lesen; doch sie sollten daraufhin weiterkommen: in der Sündenerkenntnis, in der Bitte um Vergebung (vgl. Lk 18,13), in der Hingabe des Lebens an Gott, also im Glauben und im Glaubensgehorsam. Nur so würde ihnen ihr Beten zum bleibenden Segen. Auf jeden Fall ist es nicht falsch, auch wegen aller äußeren Anliegen vor den himmlischen Vater zu treten; ihn freut das Vertrauen seiner Kinder.

5.3.2 »Gebet« (wörtlich: »Gebete«): Hier geht es um mehr: um das »Reden des Herzens mit Gott«, wie die Väter gesagt haben, um den Gebetsumgang, um die Liebe zu Gott, um Gebete nach Art der ersten drei Bitten des Vaterunsers, um die Hingabe an Gott, um seine Anbetung. Wie die Engel und die vollendete Gemeinde im Himmel ihn anbeten (Offb 4; 5), so wir schon hier »auf dieser Erde, auf den tiefsten Stufen seines Thrones«, in einer anfechtungsreichen Welt. Und doch ist es bereits ein Stück Himmel, so mit unserem Herrn Jesus Christus, mit dem »König aller Könige und Herrn aller Herren« (Offb 19,16), ja mit dem großen Gott selbst leben zu dürfen.

5.3.3 »Fürbitte,« (wörtlich: »Fürbitten«): Paulus gebraucht hier ein Wort, das bei seinem damaligen weltlichen Gebrauch benutzt wurde für die Audienz bei einem Machthaber, bei der das Ziel verfolgt wurde, diesen zu einem bestimmten Handeln, etwa einem Dritten gegenüber, zu bewegen. Wir Christen dürfen täglich, ja stündlich zur »Audienz« vor dem großen, allmächtigen Gott, vor dem Herrn über Himmel und Erde erscheinen, insbesondere auch zur Fürsprache für andere.

Die Welt erhofft heute viel von Gipfelkonferenzen. Dies hier ist die einzigartige, große »Gipfelkonferenz«: Wenn Kinder Gottes ihren himmlischen Vater bitten, an Jesus Glaubende diesen ihren Herrn. Hier fallen die größten Entscheidungen; hier werden von ewiger Hand die Weichen gestellt. »Die Fürbitte der Kinder Gottes ist ihre Teilhabe am Weltregiment Gottes« (f. Chr. Oetinger).

5.3.4 »Danksagung« (wörtlich: »Danksagungen«): »Das Gewebe unseres Gebets kann und darf den Dank als bunten Durchschuss haben«, sagten die Alten; es ist recht, wenn sich durch unser ganzes Beten wie ein roter Faden das Danken zieht (vgl. Phil 4,6). Unser Gebet ist nicht selten traurig, verzweifelt, und doch haben wir aus früheren Durchhilfen so viel Anlass zum Danken. Die Bibel sagt: »Ich denke an deine früheren Wunder« (Ps 77,12). »Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat« (Ps 103,2). Wir können daraus das Vertrauen lernen, dass unser Gott uns auch weiter hilft. Dass wir sündigen Menschen Überhaupt mit unseren kleinen menschlichen Anliegen zu dem großen Gott kommen dürfen, dass wir beten können, ist doch bereits schon viel Grund zum Danken.

Gott freut unser Dank, wie Jesus der Dank des einen geheilten Aussätzigen, des Samariters, freute (Lk 17,11-19). Und gerade den Dankbaren gibt Gott immer noch mehr, insbesondere den inneren Segen und das ewige Gut. So sagt er in seinem Wort: »Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes« (Ps 50,23). So wird unser Beten und unser ganzes Leben jetzt schon wunderbar entkrampft, erheilt und froh inmitten aller Bedrängnis.

5.4 Für wen sollen und dürfen wir beten?
5.4.1 Paulus antwortet: »Für alle Menschen« – für unsere Angehörigen, aber auch für die anderen Menschen in unserem ganzen Lebenskreis; für die Mitchristen, insbesondere für die in unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft, unserem Kreis, aber auch für die Nichtglaubenden; für die, in deren Not wir geblickt haben oder von deren Not wir lesen oder durch Rundfunk oder Fernsehen erfahren. Auch darum wollen wir bitten, dass sie zum Glauben und zu Trost und Hoffnung des Evangeliums kommen. »Mach aus allem ein Gebet!« Beten dürfen wir für die Menschen, die von Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit usw. in aller Welt betroffen sind, und insbesondere für die, die um ihres Glaubens willen an Jesus auf allerlei Weise leiden. Auch für die, die sich der andern in ihrer Not annehmen wollen, und vor allem für die, die das Wort Gottes in alle Weit tragen, wie unser Herr das befohlen hat (Mt 28,18-20).

Aber bitten wollen wir auch für die, die uns übel wollen, die uns anfeinden, die uns schwer gekränkt haben. Nichts Schöneres, im Sinne Jesu, können wir für sie tun, als für sie zu beten, wie unser Herr sagt: »Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen« (Mt 5,44). Und es gibt keine bessere Hilfe, sich selbst vor Groll, Bitterkeit und quälendem »Nachtragen« zu bewahren als eben solche Fürbitte aus der Liebe Christi heraus.

Der Horizont von Menschen, die sich auch im Gebet nur immer um sich selbst, im eigenen Kreis, drehen, schrumpft mehr und mehr und wird schließlich eng wie ein Sarg. Der Horizont dagegen von Christen, die solcherweise »für alle Menschen« beten, wird und bleibt auch im Alter weit wie der ganze, große, universale Retterwille Gottes, dessen, der »nicht will, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde« (2Petr 3,9).

5.4.2 Unter denen, für die die Gemeinde Jesu beten soll, werden hier auch »die Könige und alle Obrigkeit« genannt (V. 2). Gedacht ist hier an alle Instanzen, vom Kaiserhof bis zu den örtlichen Rathäusern.

Paulus ruft zur Fürbitte auf, obschon nicht wenige der politisch Großen jener Tage nicht gerade besonders erfreuliche Zeitgenossen waren: In Rom war der unberechenbare und grausame Nero auf dem Kaiserthron. Von den Statthaltern begegnete Paulus zum Beispiel dem »Glücksritter« Felix (Apg 24). Außerbiblische Nachrichten sagen, Felix habe sein Statthalteramt seinen hohen Schulden bei Banken in Rom zu verdanken gehabt. Diese setzten beim Kaiser seine Berufung als Statthalter durch in der Erwartung, er werde ihnen nun bei diesem einträglichen »Job« ihr Geld zurückzahlen. Doch als auch darauf nichts kam, weil er mit seiner teuren Hofhaltung alles verprasste, ließen die Banken ihn fallen, und er wurde »gefeuert«. Trotzdem ermahnte Paulus seine Mitchristen, auch für solche Leute zu beten. Daran hielt sich die frühe Christenheit auch in den folgenden Jahrhunderten ihrer immer wieder neu aufflammenden Verfolgung durch den römischen Staat.

Was ging da doch von diesen Menschen Segensvolles aus, die mitten in aller Bedrängnis solcherweise, bis in die Gedanken, fürbittend die Liebe Christi lebten! Dass doch auch heute die Christen in allen Ländern und auf allen Kontinenten mitten in all ihren so verschiedenartigen Anfechtungen das lebten! Und dass wir das auch auf dem letzten, anfechtungsreichen Wegstück unserer Geschichte durchhalten! So sind wir für unseren Herrn bereit. Und so wird er uns »in einem Augenblick« heimnehmen zu sich (1Kor 15,51f.; 1Thess 4,17).

5.5 Warum es so wichtig ist, für die Könige und alle Obrigkeit zu beten
5.5.1 Um ihrer selbst willen, denn auch für diese Menschen ist Jesus gestorben. Auch sie will Gott retten. So wird sich die Fürbitte zunächst einmal auf das zeitliche Wohl und das ewige Heil der betreffenden Menschen selbst richten. Das gebietet die Liebe Christi; es geht auch hier um Menschen, nicht nur um »Ämter«. Und Menschen sollen ewig gerettet werden, welcher Art sie auch sein mögen. Christen beten deshalb auch für Gestalten wie Nero, Hitler und Stalin. Das heißt auch im Gebet recht mit Gott und seiner Liebe zu denken. Solange Gott einem Menschen noch Atem und Pulsschlag schenkt, so lange schenkt er ihm auch noch Raum und Frist zur Umkehr, zur Heimkehr. Insbesondere will er ihn auch durch seine Güte dazu anleiten (Röm 2,4).

5.5.2 Und auch aus dem Grund gilt es, »für die Könige und für alle Obrigkeit« zu beten, dass sie doch ihren Dienst, den sie tun sollen, recht tun: nämlich gute Ordnung zu schaffen und die Mächte der Zerstörung, des Chaos zurückzuhalten. Dazu hat Gott den Staat in dieser Welt »verordnet« (Röm 13,1-7). Denn die Welt, in der noch immer der »Teufel los« ist und die Menschen gegeneinander hetzt (vgl. Offb 12,12), soll sich nicht selbst zerstören. Die staatliche Gewaltordnung ist als Notordnung für die in Sünde geratene Welt zwar nicht die endgültige, aber dennoch eine vor Gott gültige Ordnung und in jedem Fall besser als überhaupt keine. Gott lässt diese Ordnung deshalb so lang bestehen – auch wenn sie vielfach missbraucht wird und schließlich sogar antichristlich entartet -, bis unser Herr wiederkommt und diese Erde unmittelbar mit Frieden und mit Gerechtigkeit regiert.

Christen verstehen von Gottes Wort her die staatliche Ordnung besser als die nicht an Christus glaubenden Inhaber der staatlichen Macht selbst. Das Gebet der Christen richtet sich deshalb darauf, dass die Träger der staatlichen Macht diese nach Gottes Plan und Weisung gebrauchen. So allein ist ihr Dienst wahrhaft hilfreich und förderlich.

Es ist nötig, dass die Christen auch heute der Männer und Frauen fürbittend gedenken, die in obrigkeitlichen Aufgaben stehen, vollends in einer Zeit, in der nicht wenige das Chaos wollen und mit Agitation und Terror einen Zustand erstreben, in dem sich die Völker als »unregierbar« erweisen. Solche Fürbitte soll uns nicht »als nicht geistlich genug« erscheinen. Sie ist uns in Gottes Wort ausdrücklich geboten; auch hierin wollen wir gehorsam sein.

5.6 Wie wir als Christen die durch einen ordentlichen Staat hergestellte Ruhe und Stille recht nützen
5.6.1 Nicht dazu, bei dieser Gelegenheit unser »Schäflein ins Trockene zu bringen« und am »Wirtschaftswunder zu partizipieren«, sondern dazu, »damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit«, soll die Zeit des gebändigten Chaos genutzt werden.

»Frömmigkeit« meint, dass wir Gott zu gefallen trachten, d. h. ganz in der Bahn der Nachfolge Jesu bleiben, auch im Alltäglichen (vgl. 1Mose 17,1; Kol 3,23) und insbesondere mit dem Glaubenszeugnis und mit der Liebestat.

»Ehrbarkeit« meint, dass wir auch vor den Leuten im Tun und Lassen ein einladendes Zeugnis für unseren Herrn sind. Das alles kann viel eher gelebt werden, wenn uns auch politisch einige Ruhe und Ungestörtheit geschenkt ist.

5.6.2 Aber es handelt sich bei dem allem keineswegs um ein Leben in bequemer Beschaulichkeit. Paulus betont, das alles ist »gut« (V. 3; wörtlich: »schön«) nach dem Urteil Gottes; es »gefällt« Gott »wohl«. Und dabei ist zu bedenken: Gott ist der »Heiland« (wörtlich: »Retter«). Als dieser hat er sich ein sehr hohes Ziel gesetzt: Er »will, dass alle Menschen gerettet werden« (V. 4). Aus der Luther-Übersetzung sind wir gewohnt zu lesen: » … geholfen werde …«, doch im Urtext steht hier das Zeitwort, das im NT durchgehend »ewig retten«, »selig machen« bedeutet. Das also ist »gut«, »schön«, »Gott gefällig«, dass wir die uns geschenkte Ruhe dazu benutzen, uns an dem großen Rettungswerk Gottes um so mehr zu beteiligen.

5.6.3 Gerettet werden die Menschen dadurch, dass »sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«, sagt Paulus hier weiter. Es ist die Botschaft des Evangeliums, die erfasst und geglaubt werden muss. Unser Herr selbst ist die »Wahrheit«; und ihn zu »erkennen« heißt nach der Schrift, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Also das rettet uns, dass wir in die Hand des Heilandes Jesus Christus, des Guten Hirten, gelangen.

5.6.4 Und wenn Gott als Retter dieses Werk unter Händen hat und er alle Menschen erreichen will, ja er uns wunderbarerweise zu seinen »Mitarbeitern« macht (1Kor 3,9), dann ist für uns nichts so wichtig wie das eine, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun, dass diese große Botschaft auch die andern erreicht, dass auch sie zum Glauben kommen und des Heiles in Zeit und Ewigkeit teilhaftig werden. Das also ist das Ziel der durch die staatliche Macht zu Stande gekommenen Ruhe, dass wir um so mehr diese herrliche Aufgabe erfüllen, die der Mission in nah und fern.

Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Christen in Deutschland zum Beispiel nicht die Möglichkeit, Weltmission zu treiben. Aber in den folgenden Jahrzehnten hatten sie in Westdeutschland dazu die Möglichkeit; diese musste genutzt werden.

Im letzten Buch der Bibel wird deutlich, wie die Sturmstille, das Zurückhalten der Zerstörungsmächte, dem Ziel dient, dass Menschen für Jesus gewonnen und Gottes Kinder werden und dabei das Siegel des Heiligen Geistes empfangen; es wird ihnen besiegelt, dass sie auf dem Weg innerlich bewahrt und einmal am Ziel dabeisein werden (Offb 7,1-3; vgl. Eph 1,13).

5.6.5 Ja, so hat Gott der staatlichen Macht, auch wenn sich ihre Träger dessen nicht bewusst sind, die Aufgabe gegeben – solange er noch Frist schenkt, einen Freiraum für die Mission und für de Aufbau der Gemeinde Jesu zu schaffen. Um so mehr gilt es, solche Zeiten der Sturmstille zu nützen und nicht etwa zu verschlafen und mit anderem zu vertrödeln. Die Frage ist, ob die Christenheit unseres Volkes die Sturmstille seit dem Zweiten Weltkrieg recht genutzt hat für die Mission im eigenen Volk und für die in aller Welt.

5.6.6 Zusammenfassend ist zu sagen: Das »ruhige und stille Leben«, das wir infolge guter staatlicher Ordnung führen können, ist also nicht etwas für angeblich »fromme« Trägheit und Bequemlichkeit, sondern es bietet Raum, Frist und Gelegenheit dazu, mit Gott zu wirken im Sinne seiner Absicht, »dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«.

Gerhardt Maier – Edition C

Und wie steht es bei mir? Bete ich FÜR oder GEGEN die Regierung? Ja, was zeigen meine Postings bei den sozialen Medien? Fühle ich mich wirklich als Gast in einem fremden Land, und kann FÜR die Regierung beten? Oder kann ich nur für meine eigenen Interessen beten, und lasse Jehovah und Seine Interessen ganz außen vor?
Bin ich als Einzelperson oder als religiöse Gruppe ehrlich zu den Gerichten und den betreffenden Regierungen, oder spiele ich mit denen „Katz und Maus“?

„wir nehmen auch kleine Spenden“

Da bekommt man doch tatsächlich in Vortragsform den netten Aufruf, doch zu spenden, damit „das Werk weiter läuft“. Dann gibt es noch die netten Briefe, in denen die Zahlkarte für die Spende gleich beiliegt. Nein, nicht für die 3. oder 4. Welt, sondern für Menschen, die in der 1.Welt leben!
Ich dachte immer, dass mich das nur ärgert – aber heute Nacht hörte ich einen weiteren Koning …und war echt erstaunt, dass dieser Bibellehrer Klartext redet!

Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in Vers 11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)
Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13,34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.
Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (2,9).
Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.
Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.
Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12,43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2,10).
Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2,15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3,17).

Neben dem Hinweis auf das Vorbild, das er gegeben hatte, als er bei ihnen war, erinnert er sie auch an einen Befehl, den er erteilt hatte, als er bei ihnen war. Er zitiert das für die Vergesslichen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Es geht also um jemanden, der nicht arbeiten will. Jeder, der unfreiwillig arbeitslos ist, muss sich weiterhin einsetzen, dass er Arbeit findet. Der Antrieb dazu kann nach vielen enttäuschenden Versuchen stark schwinden. Es kann auch geschehen, dass jemandem eine Arbeit angeboten wird, die eine Einkommensminderung mit sich bringt. Die Gefahr ist dann groß, dass jemand sich weigert, diese Arbeit anzunehmen.
Wenn feststeht, dass jemand nicht arbeiten will, darf man ihm nichts zu essen geben. Solche Personen missbrauchen leichtfertig die Gutmütigkeit anderer. Sie gehen häufig sogar so weit, dass sie meinen, dass andere verpflichtet seien, ihnen zu essen zu geben. Wer moralisch so abgewichen ist, hat wirklich den Weg verlassen. Seiner eigenen Verantwortung will er nicht nachkommen, doch er weiß genau, was die Verantwortung der anderen ist, und das nur, um selbst einen Vorteil dadurch zu haben.
Das Zitat ist deutlich: Willst du nicht arbeiten? – Dann gilt auch: nicht essen. Das ist kein Befehl für die Unordentlichen. Die stören sich nicht daran und werden alles essen, was man ihnen vorsetzt. Es ist ein Befehl an die Gläubigen, nicht ihr freigiebiges Herz sprechen zu lassen, wenn so jemand zu ihnen kommt und mitessen will. Der möge dann Hunger bekommen und sich an die Arbeit begeben, um seinen Hunger zu stillen (Spr 16,26).

Lies noch einmal 2 Thessalonicher 3,6–11. – Was meinst du, wie deine Umgebung dich kennt: als eifrig oder als jemanden, der eine ruhige Kugel schiebt?

Ger de Koning – Die Briefe an die Thessalonicher – Eine Erklärung der Briefe von Paulus speziell für dich


Ist es also doch nicht unbiblisch, wenn ich alle Spendenaufrufe in den Papierkorb werfe? Ich denke, dass jeder, der aktiv für Jehovah arbeitet, auch seinen Lohn erhalten sollte – aber eben nur derjenige, und nicht der ganze „Wasserkopf“ der sich darum bildet. Denn es scheint immer mehr Menschen zu geben, die sich als „Vollzeitdiener“ bezeichnen, aber eigentlich gar nichts für Jehovah tun, sondern nur ihre eigenen Ideen umsetzen wollen….