Schlagwort: Zeitgeschehen

„Du sollst nicht morden“??

Als Totalverweigerer zu DDR-Zeiten, schaue ich natürlich mit einem anderen Blick auf die aktuelle Lage im Osten Europas.
Was ist mit den Christen in diesen Ländern? Wie verhalten sich die Christen???
Interessante Artikel dazu heute in der taz – und vor ein paar Tagen in der Tagesschau

In der Ukraine sind alle Männer zwischen 18 und 27 wehrpflichtig, das Recht zu verweigern haben sie nicht. Doch Witali ist bei den Siebenten-Tags-Adventisten – eine von zehn kleinen religiösen Organisationen im Land, deren Angehörige einen Ersatzdienst machen können. Für Katholiken oder orthodoxe Christen gilt das nicht.

Tagesschau

Selbst ein gerechter Krieg ist immer noch ein Krieg. Und Soldaten sind Mörder. Immer. Auch im Verteidigungsfall. Denn es gibt immer auch einen anderen Weg. Weggehen zum Beispiel. Nein sagen. Desertieren.
Das ist alles andere als verantwortungslos. Jeder, der sich dem Töten verweigert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht noch mehr Leid zugelassen hat. So wie sich jeder Soldat fragen lassen muss, ob er mit seinem Tun tatsächlich Gewalt verhindert hat. Auf dieses moralische Dilemma kann es keine allgemeingültige Antwort geben.

Und deshalb ist Kriegsdienstverweigerung ein Menschenrecht. Keins, das in der 1948 verabschiedeten UN-Charta verankert wurde. So weit wollten die beteiligten Staaten selbst unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nicht gehen. Die größte Sorge eines auf militärische Macht setzenden Regierenden lautet: Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin. Ein Deserteur allein wird die Welt nicht ändern. Aber Tausende? Millionen? Darin liegt die kleine, utopische Chance des Pazifismus – auch wenn er aktuell Lichtjahre davon entfernt scheint, ein Comeback zu feiern.

Denn kein Staat, nicht einmal der theoretisch perfekte, sollte Menschen zwingen dürfen, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Und erst recht nicht, für ihn zu töten.

taz

Atomkrieg oder Frieden?

Wenn das alles passiert, dann könnt ihr euch schon mal freuen, ihr könnt nach oben sehen, denn eure Befreiung ist gekommen!
VolxBibel – Lk 21,28

Wenn ihr die ersten Anzeichen von alldem bemerkt, dann richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet!«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 21,28

Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blicket auf und hebet eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.
Elberfelder 1871 – Lukas 21:28

Ja, was denn nun? Die eigentliche Frage ist doch: Kann ich der Bibel vertrauen – oder nicht?
Was ändert denn die Frage, ob ich der Bibel vertraue? Nun, wenn die Bibel nur ein „Märchenbuch“ sein sollte, dann muß ich jetzt Angst haben – denn Putin droht offen – und ich denke, er meint es so, wie er es sagt.
Wenn die Bibel aber die Wahrheit sagt, und wenn die Bibel von Gott uns Menschen gegeben wurde – dann kann ich mich „relativ ruhig zurück lehnen“ – denn die Bibel spricht klar und deutlich, was in den „letzten Tagen“ hier auf der Erde passieren würde!
Das setzt natürlich voraus, dass ich die Bibel dann auch wörtlich nehme, und nicht irgendwelche „geistigen Erfüllungen“ rein lese. – Also dass ich nicht glaube, wie der Studienwachtturm 1-2022 behauptet, dass eine bestimmte religiöse Organisation das Ziel von „Gog von Magog“ sein wird! Sondern dass ich das, was die Bibel dort schreibt, wirklich auf das Land Israel beziehe – und dass sich „alle Welt“ dort „versammeln wird“.
Im Bibelbuch Lukas – im Kapitel aus dem die oben zitierten Worte Jesu kommen, fragen die Jünger Jesus, was das Zeichen wäre, dass das „Ende der Welt“ gekommen wäre. Und Jesus spricht nicht von einem Atomschlag gegen Europa. Lies einmal das gesamte Kapitel in deiner Bibel – oder halt online – und du wirst feststellen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Jehovah Gott hat die Menschheit nicht vergessen – und Er läßt sich weder erpressen noch manipulieren!

Vertrauen

Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. (O. sollt schweigen)
Elberfelder 1871 – Exodus 14,14

Jehovah streitet für euch; und ihr sollt nur stille schweigen.
Tafelbibel – 2.Mose 14,14

Gott wird für euch kämpfen! Ihr könnt euch echt entspannen und solltet jetzt einfach mal die Klappe halten.“
VolxBibel – 2-Mose 14:14

Kann man Menschen vertrauen?
Momentan reden alle über den Krieg den Putin gegen die Ukraine führt. Dabei vergessen wir alle meist, wie schnell wir Menschen vergessen! Darauf bauen „Verträge zwischen Menschen“ – dass man vergißt, was der andere versprochen hat. So wird zum Beispiel beim „Ukraine-Krieg“ vergessen, was 1994 versprochen wurde – siehe „Budapester Memorandum“.

Wie so anders ist der himmlische Vater, der IMMER zu seinem Wort steht – und auch IMMER einhält was ER verspricht.

Als die Wagenlenker und bewaffneten Truppen des Pharaos herankamen, ergriff das ganze Lager Angst. Die Israeliten waren zwischen dem Roten Meer (wörtl. »Schilf- [Papyrus-] Meer«; vgl. den Kommentar zu V. 2 ) vor und einem schweren Gegner hinter sich wie in einer Falle gefangen. Die Reaktion der Israeliten war hier dieselbe, wie durch das ganze Buch hindurch (vgl. 2Mo 5,21 ) in Zeiten von Zwang und Ängsten. Obwohl sie zum Herrn schrien , hatten sie kein Vertrauen, daß er ihnen helfen könnte. Schnell war die Vergangenheit vergessen, und sie klagten Mose voll Bitterkeit an, daß er sie betrogen habe, indem er sie in die Wüste führte, damit sie dort sterben sollten. Haben wir nicht in Ägypten gesagt: Laß uns in Ruhe, und laß uns den Ägyptern dienen? Mose erkannte, daß die Angst ihr Gedächtnis verwirrt hatte und Zorn gegen ihn entstehen ließ. So trachtete er danach, ihnen zu versichern, daß der Herr sie erretten würde, indem er für sie stritte (vgl. 2Mo 15,3; Ps 35,1 ), während sie beständig im Vertrauen bleiben sollten. Es ist überraschend, daß das Volk Gottes voller Mißtrauen und Angst war, als der größte Augenblick ihrer Erlösung herannahte.

Walvoord Bibelkommentar

Die Ägypter kommen so nahe, dass die Israeliten erschrecken; dies führt zu ihrer ersten Glaubenskrise: Die Freiheit, die sie suchen, bedeutet, ein ruhiges Leben in Ägypten aufzugeben. Mose beginnt, sich nicht nur als charismatischer Führer zu offenbaren, sondern als Vermittler zwischen dem Volk und Gott. Die Worte von V. 13 untermauern die theologische Tugend der Hoffnung: Gott ist derjenige, der handelt, der Mensch muss fest im Glauben stehen; er hat keinen Grund, sich zu fürchten. Wie der Hebräerbrief lehrt, ist Jesus das Vorbild der Treue und der Hoffnung: „Darum […] lasst uns laufen mit Ausdauer den Lauf, der vor uns liegt, und schauen auf Jesus, den Wegbereiter und Vollender unseres Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldet und die Schande verachtet hat und zur Rechten des Thrones Gottes sitzt“ (Hebr 12,12).

Die Navarra-Bibel

Das Wort an Israel war: „stehet und sehet die Rettung Jehovas, die er euch heute schaffen wird; denn die Ägypter, die ihr heute sehet, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich. Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2 Mose 14,13-14). Was war das für ein Wort für die zitternden Israeliten! Der Herr hatte die Schlacht übernommen! Er Selbst hatte Sich zwischen sie und den Feind gestellt. Es war nicht mehr eine Frage zwischen dem Pharao und Israel: nun war die Sache zwischen dem Pharao und dem Gott Israels zu entscheiden. Sie sollten stehen und die Rettung Jehovas sehen und stille sein.

Hilfe und Nahrung – 1969

„Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein“ (V. 14). Welch eine tröstliche Zusicherung! Sie kann angesichts der größten Schwierigkeiten und Gefahren unseren Geist beruhigen. Der Herr stellt sich nicht nur zwischen uns und unsere Sünden, sondern auch zwischen uns und unsere Probleme. Durch Ersteres gibt Er uns den Frieden des Gewissens, durch Letzteres den Frieden des Herzens. Dass diese beiden Dinge völlig verschieden sind, weiß jeder erfahrene Christ. Viele Gläubige besitzen Frieden des Gewissens, ohne Frieden des Herzens zu haben. Aus Gnade und durch Glauben haben sie erkannt, wie Christus in der Wirksamkeit seines Blutes zwischen sie und ihre Sünden getreten ist; aber sie sind nicht fähig, mit derselben Einfalt ihn in seiner Weisheit, Liebe und Macht zwischen sich und ihren Problemen zu erblicken. Dieser Mangel hat weitgehende Folgen für das praktische Leben, aber auch für das Zeugnis eines Christen. Denn kaum etwas trägt so sehr zur Verherrlichung des Namens unseres Herrn Jesus bei, wie die tiefe Ruhe, die dem Bewusstsein entspringt, dass sich Jesus zwischen uns und allem befindet, was unsere Herzen beunruhigen könnte. „Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich“ (Jes 26.3).
Aber sollen wir selbst gar nichts tun? Können wir denn überhaupt etwas tun? Jeder, der sich selbst wirklich kennt, wird antworten: Nichts. Wenn wir aber nichts tun können, ist es dann nicht am besten, „still zu sein“? Wenn der Herr für uns wirkt, ist es dann nicht weise, wenn wir uns zurückhalten? Wollen wir durch unsere Geschäftigkeit ihm zuvorkommen? Wollen wir ihm in den Weg treten? Es ist unnütz, dass zwei handeln, wo einer vollkommen fähig ist, alles zu tun. Wem würde es einfallen, eine Kerze zu holen, um das Licht der Sonne zu verstärken?

Mackintosh – Die fünf Bücher Mose

Mose selbst war nicht entmutigt, weder durch die drohende Gefahr noch durch die Vorwürfe, die ihm sein Volk machte. Er antwortete mutig und mit ungemindertem Vertrauen auf Jahwe. Auf den Inhalt der Vorwürfe geht Mose überhaupt nicht ein. Er sah in ihnen einen hilflosen Ausdruck einer an Gott gerichteten Klage, und dementsprechend fiel auch seine Antwort aus:
– »Fürchtet euch nicht!«
Mit dieser mutmachenden Zusage stößt Mose vor bis an die Wurzeln des Murrens. Mose begegnet der Furcht des Volkes, die die Verzagtheit und das Murren auslöste, mit dem Zuruf: »Fürchtet euch nicht.« Hätte Mose nur die durch das ägyptische Heer drohende Gefahr gesehen, dann hätte er nichts anderes sagen können als: »Jetzt, Freunde, gilt es, alle Hoffnung fahrenzulassen und mit Würde unterzugehen.« Mose ließ sich aber durch die Unruhe, Furcht und Empörung des Volkes nicht mitreißen. Sein Sein und Reden waren völlig bestimmt durch die »Ruhe der göttlichen Planung«. Mose rechnet mit dem, was Gott zu tun versprochen hat. Der Glaube des Mose reicht über die Situation des Augenblicks hinaus. Mose nimmt seinen Standort bereits im Zukünftigen. »Er ist über das, was jetzt ist, schon hinaus. Vorn ist Gott!«
»Die Zukunft liegt nie hinter uns!«1454 Deshalb kann Mose sagen: »Fürchtet euch nicht!«
– »Jahwe wird für euch kämpfen.«
Mose fordert hier zu keinem heiligen Krieg auf, an dem Menschen beteiligt sind, sondern er spricht von einem Krieg, den Jahwe allein führt. Das Alte Testament kennt durchaus Kriege, in denen zwar Jahwe der eigentlich Handelnde ist, Israel aber dennoch kriegerisch in den Kampf eingreift.a Am Schilfmeer ist dies anders. Hier sind das alleinige Handeln Jahwes und das kriegerische Handeln Israels Gegensätze, die einander ausschließen. Am Schilfmeer geht es um einen »Jahwekrieg eigener Prägung«. Jahwe wird alles selbst tun.Gottes Volk wird nicht einen einzigen Pfeil abschießen.1 Da Ganze wird ein einmaliges, »höchst unmilitärisches« Geschehen sein. Ägypten wird auf so wunderbare Weise besiegt und vernichtet, daß Mose sagen kann: »Wie ihr die Ägypter heute gesehen habt, werdet ihr sie in alle Zukunft nicht wiedersehen« (V. 13).
– »Ihr aber verhaltet euch still.«
Die Israeliten werden von Mose zu keinerlei kriegerischer Aktivität angespornt. Sie sollen stehen und schauen, staunen und stille sein. Die Rettung am Schilfmeer ist kein »heiliger Krieg« in dem Sinne, daß Israel für Gottes Sache einstehen soll. Es ist vielmehr umgekehrt: Gott tritt für sein Volk ein. Gott allein rettet – und das ohne Waffengewalt (vgl. Sach 4,6) und ohne menschliches Zutun. Die Rettung am Schilfmeer wird »mit einer Begrifflichkeit erfaßt, die weit über die Vorstellung von einem rein kriegerischen Ereignis hinausgeht«. Die Israeliten selbst – und das ist charakteristisch für die Vernichtung der Ägypter am Schilfmeer – sind zur Passivität und zur Untätigkeit aufgerufen.b »Israel soll es einfach darauf ankommen lassen und alles von Gott erwarten.« Gott läßt Israel tatenlos beiseite stehen. Eine solche Haltung »fordert höchste innere Aktivität«. Sich hinstellen (V. 13), das heißt standhalten und stille sein, heißt, Jahwe ungeteilt zu vertrauen, jeglicher Angst zu wehren, die den Glauben auffressen will, und jeden aufkommenden Zweifel an Gottes Machterweisen zu verbannen. Zum Standhalten und Sich-stille-Verhalten gehört das angespannte Sehen, wobei die Augen ausschließlich auf die Rettung Jahwes gerichtet sind. Der Begriff Rettung (hebräisch: ›ješucah‹) umfaßt Hilfe, Befreiung, Fürsorge und Segen.
Noch war der Durchzug durch das Schilfmeer mit keinem Wort angedeutet. Mose aber setzte sein Vertrauen darauf: Gott hat die Rettung zugesagt. Er kann retten, und er wird es auch tun. Bis heute lebt die »Gemeinde des Herrn von dem, was ihr Gott tut«.

Wuppertaler Studienbibel

Schlußfolgerung für mich? Vertraue ich Jehovah? oder ist mein Vertrauen eigentlich auf Menschen und Organisationen gesetzt? Nur ein gutes persönliches Verhältnis zu Jehovah wird retten!
Und Jehovah wird sein Volk retten, weil ER es versprochen hat – und Jehovah zu Seinem Wort steht!

warum verstehe ich nicht, was ich sehe?

Bei vielen Bibellesern passiert etwas beim Lesen von Krieg und Opfern: man ist erschreckt und manchmal angewidert.
Aber bei den aktuellen Nachrichten, die uns heute morgen „überraschten“ – wird schnell deutlich: es ist nicht einfach eine Frage von „Gut und Böse“ sondern der Sichtweise!

Wir lesen ja im Aktivgottesdienst am Sonntag im Bibelbuch Josua – und letzte Woche hatte ich folgendes in der Wuppertaler Studienbibel gelesen – und will es, wegen der aktuellen Ereignisse hier teilen:

Zusammenfassung

Für den Westeuropäer am Ende des zweiten Jahrtausend ist es schwer verständlich, daß Israel durch einen Krieg mit Ausrottung der Bevölkerung ein Land erobert. Wir empfinden Krieg als Unrecht und Vernichtung eines Volkes als Sünde. Hundert Jahre zuvor noch und bis ins Dritte Reich wurde der Krieg ganz anders beurteilt: Die damalige Weltanschauung lehrte, den Krieg als etwas Wertvolles zu sehen. Aus der Natur hatte man gelernt, daß sich durch den Kampf ums Dasein das gesunde und leistungsstarke Lebewesen durchsetze und fortpflanze. Der Krieg ermögliche eine Entwicklung nach oben. Wer den Krieg ablehne, sei nicht nur dumm, sondern persönlich auch ein Schwächling. So schnell verändern sich die Werte und Maßstäbe. Der moderne Gerechtigkeitsgedanke ist jedoch immer noch nicht überall anerkannt.

Wuppertaler Studienbibel

Aber der wichtige Satz folgt dann:
Jehovah ist der Besitzer der Erde! Und deshalb ist jeder Mensch – egal wie mächtig er sich momentan anfühlt – Jehovah rechenschaftspflichtig!

alle in Seiner Hand

und sprich: So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich will an dich, Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal. Und ich werde dich herumlenken (O. verleiten, d. h. zum Kriege; so auch Kap 39,2) und Haken in deine Kinnbacken legen; und ich werde dich herausführen und dein ganzes Heer, Rosse und Reiter, allesamt prächtig gekleidet, eine große Schar mit Schild und Tartsche, welche Schwerter führen allesamt:
Elberfelder 1871 – Ezekiel 38,3–4

und sprich: So spricht der Herr Jehova: Sieh‘, ich will an dich, Fürst von Rosch, Mesech und Thubal!
Ich wende dich und lege einen Ring in deine Kinnbacken, und führe dich heraus, dich und dein ganzes Heer, Rosse und Reiter, herrlich gekleidet sie alle, einen großen Haufen, mit Tartsche und Schild, Schwerter führen sie alle;
de Wette Bibel – Hesekiel 38,3–4

So spricht Jahwe, der Herr: ‚Du bekommst es mit mir zu tun, Gog aus dem Land Magog, du Großfürst von Meschech und Tubal! Ich lenke dich herum, ich schlage dir Haken in deine Kinnlade und führe dich und dein ganzes großes Heer heraus, deine Pferde und Reiter, alle prächtig gekleidet und gut gerüstet mit Langschild, Rundschild und Schwert.
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Hesekiel 38:3–4

Gibt es Krieg zwischen dem einen oder anderem Land? Können die Politiker diesen oder jenen Krieg verhindern?
Wenn ich mir die heutige Weltsituation so anschaue, dann denke ich, dass die heutigen Politiker die Bibel wohl nicht mehr so gut kennen, wie in den vergangenen Generationen. Damals hat man durch Verträge versucht, sich dem Plan, der in Hesekiel 38 und 39 beschrieben wird, zu verhindern.
Aber haben wir Menschen wirklich die Geschichte in der Hand? Oder kann Jehovah die Geschichte so lenken wie ER es will?

Die Vernichtung der zukünftigen Feinde Israels (Kap. 38–39)

Dieses und das folgende Kapitel sagen die Vernichtung der zukünftigen Feinde Israels voraus. Gog ist der Anführer der Gegner, und Magog ist sein Land. Schriftforscher sind sich über die Identität von Gog nicht einig. Offensichtlich liegen die hier beschriebenen Zeitereignisse zwischen der Rückkehr Israels ins Land und dem Tausendjährigen Reich. Gog und Magog aus Offenbarung 20,8 allerdings gehören zu der Zeit nach dem Tausendjährigen Reich.
38,1–16 Gott wird Gog dazu verleiten, seine Truppen zu mobilisieren (V. 1–6). Gog wird der Fürst von Rosch, Meschech und Tubal genannt, die einige für alte Namen von Russland, Moskau und Tobolsk halten. Das ist eine faszinierende Möglichkeit, die allerdings durch nichts bewiesen ist. Sie werden sich südwärts auf das Land Israel zubewegen. Die Juden werden in Sicherheit wohnen, ohne Mauern und Riegel. Gott kennt die Pläne der Feinde sogar schon Jahrtausende im Voraus. Und er hat auch einen Plan, um sein Volk zu erretten. Das gibt den Gläubigen einen großen Trost.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Gog und Magog sind auch nicht zu verwechseln mit den in Offenbarung 20 erwähnten Gog und Magog. Dort sind es Mächte, die den Aufstand nach dem Friedensreich organisieren (Off 20,7–9), während es hier in Hesekiel ein Angriff am Anfang des Friedensreiches ist. Der Aufstand in Offenbarung 20 kommt auch nicht nur aus dem äußersten Norden, wie hier in Hesekiel, sondern aus allen Ecken und Enden der Erde und über ihre gesamte Breite. Die Namen Gog und Magog werden in Offenbarung 20 verwendet, weil diese Rebellion dem Angriff, den Hesekiel beschreibt, ähnlich ist. Hesekiel beschreibt einen Aufstand, der stattfindet, wenn der Herr Jesus bereits auf der Erde anwesend ist und Israel friedlich und unbekümmert wohnt, während es noch einige Feinde gibt, die ebenfalls unterworfen werden müssen.
Die plausibelste Erklärung – die sich in mehreren Kommentaren findet – ist, dass mit dem Feind hier bei Hesekiel Russland gemeint ist. Meiner Ansicht nach unterstützen mehrere Details in der Beschreibung diese Erklärung. Einige Details bleiben sicherlich unklar. Wenn wir über diese Kapitel nachdenken, werden diese Details diskutiert.
Zu den Namen Mesech und Tubal sagt Roger Liebi in seiner Erklärung dieses Kapitels folgendes: „Mesech und Tubal bezeichnen die Moschowiter und Tobeliter. Es handelt sich um Urvölker heutigen Russen, die vor 2000 Jahren ihr Siedlungsgebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer hatten.“
Es ist bemerkenswert, dass der HERR selbst den Angriff Gogs auf Israel initiiert, weil Er diesen Fürsten richten will (Vers 3). Er wird dies tun, indem Er ihn wie ein Tier mit Haken in seine Kinnbacken unwiderstehlich nach Israel zieht (vgl. Hes 19,4.9; 29,4). Das ändert nichts an der Tatsache, dass diese Macht selbst voranschreiten will. Hier sehen wir, dass der HERR die bösen Pläne dieser Macht ausnutzt, genauso wie Er die bösen Pläne des Satans ausnutzt (vgl. 2Sam 24,1; 1Chr 21,1; Jes 10,5–19; Hab 1,5–11).

Ger de Koning – Das Buch Hesekiel – Ausgelegt & angewandt – Die Herrlichkeit Gottes

Einige der Länder, die Hesekiel in Kapitel 38; 39 anführt, wurden bereits als Handelspartner von Tyrus angesprochen. Vgl. dazu die Karte „Die Welt Jeremias und Hesekiels“ in der Einführung zu Jeremia, wo die Lage dieser Orte und Länder eingezeichnet ist, die in Hes 38,2-6 erwähnt werden.
Neben diesen Ortsnamen muß noch ein weiterer eventueller Name angesprochen werden. Manche Übersetzungen geben das Wort rO?S in Hes 38,2 mit „oberster“ wieder. Andere dagegen nehmen es als Eigenname und schreiben „Rosch“. Soll das hebräische Wort, das „Haupt“ bedeutet, als Adjektiv angesehen werden („oberster Fürst“) oder als Eigenname („Rosch“)? Die meisten Gründe scheinen dafür zu sprechen, es als Adjektiv zu nehmen. „Rosch“ wird in der Bibel nie als Name eines Volkes benutzt, während andere Namen gut bezeugt sind (vgl. 1Mo 10,1-7; 1Chr 1,5-7; Hes 27,13-24; 32,26 ). Die einzige Ausnahme könnte Jes 66,19 sein, aber auch hier ist es zweifelhaft, ob „Rosch“ ein Eigenname ist.
Sprechen diese Länder von der Sowjetunion? Zunächst einmal muß man die Gegenden identifizieren, über die Hesekiel weissagte, und dann sehen, welche Länder heute in diesen Gegenden liegen. Hesekiel spricht nicht einfach deshalb von „Rußland“, weil das Wort so ähnlich klingt wie rO?S . Auch sollte man nicht einfach „Meschech“ mit Moskau oder „Tubal“ mit „Tobolsk“ gleichsetzen. Hesekiel sprach von damals bekannten Gegenden (nicht den heutigen Namen). Während man sich also vor allzu schnellen dogmatischen Festlegungen hüten muß, sprechen drei Gründe dennoch dafür, daß auch die Sowjetunion zu den Ländern gehört, von denen Hesekiel redet: (1) Einige der Länder, die Hesekiel erwähnte, lagen in dem, was heute Rußland ist. (2) Die Armeen kommen, so heißt es, „aus dem fernen Norden“ ( Hes 38,6.15; Hes 39,2 ). Dazu gehört vermutlich auch die Landbrücke zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, die heute Teil der Sowjetunion ist. (3) Hesekiel sprach von einer Koalition verschiedener Völker, von denen viele heute mit der Sowjetunion verbündet oder unter ihrem Einfluß sind. Dazu gehören der Iran („Persien“), der Sudan und das nördliche Äthiopien („Kusch“), Libyen („Put“) und die Türkei („Meschech“, „Tubal“, „Gomer“ und „Bet-Togarma“). Alle diese Nationen (vgl. Hes 38,2-3.5-6 ) werden sich, vielleicht unter Führung der Sowjetunion, vereinigen, um Israel anzugreifen.
Wann wird sich die Weissagung erfüllen? Kein historisches Ereignis der Vergangenheit kann damit in Übereinstimmung gebracht werden. Die Erfüllung steht also noch aus. Manche Ausleger glauben, daß dieser Angriff auf Israel mit dem von Gog und Magog gegen Ende der tausendjährigen Herrschaft Christi ( Offb 20,7-9 ) gleichzusetzen sei, aber dies ist aus verschiedenen Gründen schwierig: (1) Die Ergebnisse des Kampfes bei Hesekiel stimmen nicht mit den Ereignissen überein, die auf den Kampf in Offb 20 folgen. Warum soll man die Toten sieben Monate nach dem Kampf begraben ( Hes 39,12-13 ), wenn das nächste, was geschieht, die Auferstehung der gestorbenen Ungläubigen ist ( Offb 20,11-13 )? Warum sollten die Menschen noch sieben Jahre nach dem Kampf auf der Erde bleiben, um die Waffen zu verbrennen ( Hes 39,9-10 ), statt sofort in die Ewigkeit einzugehen ( Offb 21,1-4 )? Die Ereignisse, die nach dem Kampf geschildert werden, sind so stark unterschiedlich, daß man von zwei verschiedenen Kämpfen ausgehen muß (vgl. die Anmerkungen zu Offb 20,7-9 ). (2) Die Auswirkungen auf die Menschen sind anders. Bei Hesekiel ist der Kampf das Mittel, durch das Gott Israel zu sich selbst zieht (vgl. Hes 39,7.22-29 ) und durch das er dessen Gefangenschaft beenden wird. Der Kampf in Offb 20 dagegen geschieht, nachdem Israel tausend Jahre lang treu gegen Gott gewesen ist und seinen Segen erlebt hat.
Wenn der Kampf in Hes 38-39 nicht am Ende des Tausendjährigen Reiches geschieht, könnte er dann am Anfang desselben stehen? Auch dies erscheint zweifelhaft. Nur Gläubige werden in das Tausendjährige Reich eingehen (vgl. Joh 3,3 ), Menschen, die ihren Glauben dadurch gezeigt haben, daß sie das auserwählte Volk Gottes beschützen (vgl. die Anmerkungen zu Mt 25,31-46 ). Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches werden alle Kriegswaffen vernichtet ( Mi 4,1-4 ). Es ist wohl kaum möglich, daß ein Krieg beginnt, wenn die Ungläubigen beseitigt und ihre Waffen vernichtet sind.
Besser ist es wohl, den Kampf mit Gog und Magog, den Hesekiel beschreibt, in der Zeit der großen Trübsal zu sehen. Manches deutet darauf hin, daß er innerhalb der ersten dreieinhalb Jahre dieser sieben Jahre beginnen wird. Der Angriff wird kommen, wenn Israel in Frieden lebt ( Hes 38,8.11 ). Wenn Israels Bund mit dem Antichristen zu Beginn der siebzigsten Jahrwoche Daniels ( Dan 9,27 a) geschlossen wird, dann wird Israel Frieden haben. Aber nachdem dieser Bund gebrochen worden ist, etwa gegen Mitte der sieben Jahre, wird das Volk eine Zeit äußerster Verfolgung erleben ( Dan 9,27 b; Mt 24,15-22 ). In dieser Zeit wird es die Toten begraben ( Hes 39,12-13 ) und die Kriegswaffen verbrennen können ( Hes 39,9-10 ). Der Kampf, den Hesekiel beschrieb, könnte also irgendwann während der ersten dreieinhalb Jahre dieser siebenjährigen Periode vor dem zweiten Kommen Christi stattfinden. Vielleicht wird er kurz vor der Mitte dieser sieben Jahre beginnen (vgl. die „Übersicht über Endzeit-Ereignisse, die in der Bibel vorausgesagt werden“ in Band VI, vor Mt).
Hesekiel beschreibt einen Kampf, der von den entferntesten Nachbarn Israels geführt wird. Sie werden ihre Chance sehen, wenn Israel sich unter dem trügerischen Schutz seines Bundes mit dem Antichristen sicher fühlt. Zu den Völkern, die diesen Angriff führen, gehören die Sowjetunion, die Türkei, der Iran, der Sudan, Äthiopien und Libyen. Zunächst beschrieb Hesekiel die Invasion durch Gog und seine Verbündeten ( Hes 38,1-16 ) und dann das Gericht über sie ( Hes 38,17- Hes 39,29 ).

Walvoord Bibelkommentar

Was die Frage nach dem „Wer“ betrifft, so nennt der Prophet die Völker, die an dieser Invasion beteiligt sind, in Hesekiel 38:1-6: „Und das Wort Jehovas kam zu mir und sprach: Menschensohn, richte dein Angesicht auf Gog, aus dem Lande Magog, den Fürsten von Rosch, Meschech und Tubal, und weissage gegen ihn und sprich: So spricht der Herr Jehova: Siehe, ich bin wider dich, Gog, Fürst von Rosch, Meschech und Tubal: Ich will dich umkehren und dir Haken in den Rachen schlagen und will dich und dein ganzes Heer herausführen, Rosse und Reiter, alle in vollem Harnisch, eine große Schar mit Schild und Schild, alle mit Schwertern; Persien, Kusch und Put mit ihnen, alle mit Schild und Helm; Gomer und alle seine Scharen; das Haus Togarma im äußersten Norden und alle seine Scharen, viele Völker mit dir.
In den Versen 1-4 richtet sich die Aufmerksamkeit auf Gog, den Herrscher über das Land Magog. Er ist der Fürst von Rosch, Meschech und Tubal. Wer Gog sein wird, kann erst zur Zeit der Invasion bestimmt werden, denn „Gog“ ist kein Eigenname, sondern ein Titel für den Herrscher von Magog, so wie die Begriffe „Pharao“, „Kaiser“ und „Zar“ Titel für Herrscher waren, keine Eigennamen. Wer auch immer dieses Bündnis zur Zeit der Invasion regiert, wird Hesekiels Gog sein. Die Identifikation von Magog, Rosch, Meschech und Tubal ergibt sich aus der Tatsache, dass diese Stämme der alten Welt die Gebiete des heutigen Russlands besetzten. Magog, Meschech und Tubal befanden sich zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, was heute Südrussland ist. Es umfasst auch einen Teil des Irans und der Türkei. Einigen Berichten zufolge gaben die Stämme Meschech und Tubal später Städtenamen, die heute die Namen der Hauptstadt Moskau und Tobolsk, einer großen Stadt im Ural in Sibirien, tragen. Rosch lag im heutigen Nordrussland. Der Name Rosh ist die Grundlage für den modernen Namen Russland. Diese Namen umfassen also die modernen Territorien für Nord- und Südrussland in Europa und Sibirien im Osten in Asien. Die moderne Nation Russland umfasst alle diese Gebiete Hesekiels. Wie um jeden weiteren möglichen Zweifel zu vermeiden, fügt Vers 6 hinzu, dass diese aus den äußersten Teilen des Nordens kommen. Dies wird in Kapitel 38:15 und 39:2 wiederholt. Von Israel aus gesehen ist der äußerste Teil des Nordens Russland, wobei Moskau fast eine gerade Linie nördlich von Jerusalem liegt. Folglich ist Russland der Anführer der nördlichen Konföderation, mit Gog als Anführer von Russland. Dies ist auch die rabbinische Ansicht gewesen. Im Artscroll-Kommentar zum Buch Hesekiel heißt es: Die Gaonim hatten eine Tradition, dass diese Kontrollen in der Tat in Russland gelegen waren.
Eine vom Vilna Gaon überlieferte Tradition besagt: Wenn die russische Marine die Bosporusse durchquert (d.h. auf dem Weg zu den Dardanellen), wird es Zeit sein, Schabbatkleidung anzuziehen (in Erwartung des Kommens des Messias).
Auf dem Weg von Gog und Magog wird der Messias, der Sohn Josephs, getötet werden, was dann das Kommen des Messias, des Sohnes Davids, bringen wird.
Aber Russland ist nicht allein in der Invasion von Israel. Es ist Teil einer Konföderation und der Anführer davon. In den Versen 5-6 werden andere Nationen aufgeführt, die an der Konföderation beteiligt sind. Persien oder der heutige Iran ist an der Konföderation beteiligt. Der Iran war einst generell pro-westlich und pro-israelisch; nach der islamischen Revolution von Khomeini wurde der Iran anti-westlich und anti-israelisch und geriet mehr in den russischen Einflussbereich. Gegenwärtig betrachtet Israel den Iran als seinen gefährlichsten Feind. Eine weitere beteiligte Nation wird Kusch genannt. Es gab zwei Orte, die diesen Namen trugen. Einer lag in Mesopotamien (1 Mose 2,13). Aber alle anderen Verwendungen dieses Wortes beziehen sich auf Äthiopien. Bei der Betrachtung aktueller Ereignisse ist es verlockend, es mit den mesopotamischen Ländern Syrien und Irak zu identifizieren; dennoch verlangt die Übereinstimmung mit der Verwendung des Wortes Kusch an anderen Stellen in der Heiligen Schrift seine Identifizierung mit Äthiopien. Aktuelle Ereignisse dürfen niemals das Mittel sein, um die Schrift zu interpretieren, sondern die Schrift muss aktuelle Ereignisse interpretieren. Als nächstes wird Put erwähnt; das ist nicht Libyen, für das der Name „Lub“ verwendet würde, sondern Somaliland oder Somalia. Somalia grenzt an Äthiopien. Es folgt Gomer, das im heutigen Deutschland liegt. Auch dies war die rabbinische Ansicht. Der Midrasch nennt Gomer „Germainia“ und so heißt es auch im Talmud. Der letzte Name ist Togarmah, das ist das heutige Armenien. Vers 6 fügt die Phrase „sogar viele Völker mit dir“ hinzu. Dieser Satz kann einfach die Anzahl der bereits erwähnten Völker bezeichnen, oder er kann andere, nicht erwähnte Völker einschließen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist ersteres gemeint. Die Antwort auf die Frage, „wer“ an dieser Konföderation beteiligt ist, lautet: Russland und die verbündeten Staaten Iran, Äthiopien, Somalia, Deutschland und Armenien.
Ein interessanter Punkt ist, dass nicht eine einzige arabische Nation an dieser Invasion beteiligt ist. Während einige der hier aufgeführten Nationen muslimisch sind, sind sie nicht arabisch. Eine weitere Beobachtung ist, dass diese Nationen geographisch sowohl nördlich als auch südlich von Israel liegen, aber es ist Russland, das die kontrollierende Nation ist und mit muslimischen, nicht-arabischen Staaten verbündet ist. Die Invasion selbst erfolgt vom Norden aus. Ein häufiger Fehler in früheren Interpretationen dieser Passage war die Annahme, dass es sich um eine kommunistische Invasion handelt. Der Fall des Kommunismus in Osteuropa hat viele dazu veranlasst, die „russische“ Interpretation dieser Passage aufzugeben. Aber es gibt keinen Grund, dies zu tun. Es sollte beachtet werden, dass der Text nie die Art der Regierung beschreibt, wenn diese Invasion stattfindet. Es wird nicht angegeben, ob es sich um eine monarchische, sozialistische, kommunistische, demokratische oder diktatorische Regierung handelt. Der Schwerpunkt liegt auf der Geografie, nicht auf der Art der Regierung. Während sich die Namen dieser geografischen Gebiete im Laufe der Jahrhunderte geändert haben, wie z. B. Persien oder Iran, und sich auch wieder ändern können, bleibt die Geografie selbst intakt. Unabhängig davon, welchen Namen sie zum Zeitpunkt der Invasion tragen, sind es genau diese geografischen Gebiete, die betroffen sind. Obwohl die führende Nation einmal die Sowjetunion genannt wurde, und in jüngerer Zeit die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, und traditionell Russland, ist es das Gebiet, mit welchem Namen auch immer es zu dieser Zeit genannt werden mag, das diese Invasion anführen wird. Der orthodoxe jüdische Kommentar Artscroll zu Hesekiel 38:2 macht diese Beobachtung:
„Yerushalayim Megillah 3:9, die Magog als Guitya (oder Gutya, …) die Goten, eine Gruppe von nomadischen Stämmen, die die Skythen zerstört und ihre Heimat in skythischen Gebiet gemacht übersetzen.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Goten ein germanisches Volk waren, steht die Identifizierung von Magogs Nachkommen als Goten im Einklang mit Targum Yonasan zu 1 Mose 10:2, das Magog als Geramemia wiedergibt, was in Bereschit Rabba 37:1 als Germanya angegeben wird.“
Der Kelch der Ungerechtigkeit Russlands ist fast voll. Mit dieser Invasion wird er überlaufen, und das wird das Gericht Gottes über Russland auslösen. Es ist Gott, der die Kontrolle hat; es ist Er, der die Invasion herbeiführt. Daher sollte man beim Studium dieses Abschnitts die Souveränität Gottes bei dieser Invasion beachten. Dies wird das Mittel sein, mit dem Gott Russland für seine Sünden bestrafen wird. Die Hauptsünde ist die lange Geschichte des Antisemitismus, ein Problem, das in Russland bis heute anhält.

Arnold Fruchtenbaum – Die Abfolge der prätribulationalen Ereignisse

Also egal, was gerade passiert – Jehovah hat alles in Seiner Hand – und wird die Geschichte so lenken, dass zum Schluß „alles sehr gut“ sein wird! Es lohnt sich nicht, sich als Christ zu sehr in die Weltsituation einzumischen, wir werden es eh nicht verändern oder verhindern.

niedergemacht und benachteiligt?

Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt.«
Gute Nachricht Bibel 2018 Matthäus 5,11–12

Und nicht nur das. Haltet euch jedes Mal für gesegnet, wenn euch Leute niedermachen oder benachteiligen, wenn sie Lügen über euch verbreiten, um mich in Misskredit zu bringen. Ihr werdet – so unwahrscheinlich das jetzt noch für euch klingen mag – in solchen Situationen eine ganz tiefe Freude empfinden, ja regelrecht fröhlich sein. Und das ist erst der Anfang der Belohnung. Gott wird den Himmel weit für euch öffnen. Und denkt daran, dass ihr in bester Gesellschaft seid. Meine Propheten und Zeugen sind in allen Jahrhunderten drangsaliert worden.
Willkommen daheim Matthäus 5:11–12

Heute wird ja viel gejammert. Hatte den Vers schon vor 2 Jahren – aber aus dem Blickwinkel, dass es in christlichen Strömungen oft „Ausgrenzung“ von „Abweichlern“ gibt.
Aber heute gibt es viele Christen, die sich wegen politischen Problemlösungen „Sorgen machen“ und deshalb „auf die Straße gehen“ – ist das unter der obrigen Aussage Jesu zu verstehen??

Es gilt nun, die beiden Grenzpfähle der Seligpreisung in Mt 5, 11 zu beachten. Der eine Grenzpfahl ist die Beifügung: »sofern sie dabei lügen«. Man könnte diese Beifügung als spezielle Erläuterung zu »sie bringen alles Böse gegen euch vor« auffassen. Ebenso gut ist es aber möglich, die Beifügung auf den ganzen Satz zu beziehen. Der Sinn ist dann: »Sofern Schmähung und Verfolgung und Anklage nicht durch eure eigenen Fehler hervorgerufen werden.« Wir möchten diesen weiteren Sinn bevorzugen (vgl. 1 Petr 2,19; 3,14ff.; 1 Petr 4,14ff.). Es ergibt sich also, dass Jesus auch bei seinen Jüngern noch mit Verfehlungen rechnet. Er will aber auf jeden Fall verhindern, dass sich jemand vor Gott oder den Brüdern als Glaubensverfolgter ausgibt, obwohl die Verfolgungsmaßnahmen in seinem eigenen Fehlverhalten begründet sind. Der zweite Grenzpfahl ist durch die Stellung im Urtext noch mehr unterstrichen und lautet: »um meinetwillen«. Die alten Handschriften weichen hier voneinander ab. Im Westen las man statt »um meinetwillen« häufig »um der Gerechtigkeit willen«. Syrische Textzeugen haben »um meines Namens willen«.
Blicken wir zu Lukas 6,22 , dann lesen wir dort: »um des Menschensohnes willen«. Vermutlich hat Jesus den Wortlaut von Lukas 6,22 , benützt. Daraus ergeben sich dann die anderen, abkürzenden Überlieferungen. Der Sinn ist aber in sämtlichen Überlieferungen derselbe: Um Jesu willen soll die Verfolgung geschehen. Das letzte Motiv der Verfolgung liegt somit in unserer Verbindung mit Jesus! Nicht um der Kirche willen, nicht um eines »christlichen Einflusses« willen, nicht um unserer Treue zum Pfarrer, Prediger, Bischof u. dgl. willen können wir uns zu den Glücklichen der letzten Seligpreisung zählen, sondern allein um Seinetwillen! Am Ende der Seligpreisungen tritt also erstmals in der sog. Bergpredigt klar hervor: Unser Verhältnis zu Jesus hat schicksalentscheidende Bedeutung. In Mt 5, 10 hieß es noch: »um der Gerechtigkeit willen«. Jetzt heißt es: »um Jesu willen«. Die Gleichung: Jesus unsere Gerechtigkeit, die Paulus in 1 Kor 1,30 vornimmt, ist wurzelhaft schon in der »Berglehre« vorhanden. Jesus lehrt nicht Sätze, die abgesehen von seiner Person Bedeutung haben, sondern Sätze, die unzertrennlich an seine Sendung als Gottessohn geknüpft sind. Darin liegt ein zentraler Unterschied zu den Rabbinen. Angesichts dessen ist es noch einmal unmöglich, die achte und die neunte Seligpreisung zu einer einzigen zusammenzuschieben. Vielmehr führt Jesus am Ende der Seligpreisungen bewusst zu seiner Person hin.
Wir sprachen von den Grenzpfählen der letzten Seligpreisung. Dazu müssen wir noch eine Anmerkung machen, die für unser Urteil und unsere Seelsorge wichtig ist. Die Strategie des Teufels ist es immer gewesen und wird es immer sein, die Motive möglichst zu vermischen. D. h. ganz praktisch z. B.: Eine Diktatur wartet, bis ein Christ sich etwas zu Schulden kommen lässt, und packt ihn dann bei seinem Vergehen, will aber eigentlich die Glaubensverbindung mit Jesus bestrafen. Oder umgekehrt: Ein Christ leidet im Grunde wegen seiner Schuld, macht es aber plausibel, dass auch Glaubensgründe bei der Verfolgung im Spiel sind. Hier braucht die Gemeinde Weisheit und wartende Geduld, um solche Fälle richtig einzuordnen. Für uns selbst aber brauchen wir ein enges Gewissen, um uns nicht selbst zu betrügen.
Vor dem Hinweis auf die göttliche Gabe schaltet Jesus am Beginn von Mt 5,12 die Aufforderung zur Freude ein: »Freut euch und jubelt!« Das Wort für jubeln ist ein typisch endzeitliches Wort, vgl. Off 19,7 . Allein dies eine Wort macht deutlich: Jesus sieht jetzt die Endzeit angebrochen. Leider gibt der Luthertext dem keinen Ausdruck.
Was ist der Grund zur Freude? »Denn euer Lohn ist groß im Himmel«, sagt Jesus. Die Wendung »im Himmel« ist wieder jüdische Umschreibung für den aus heiliger Scheu vermiedenen Gottesnamen. Der »große Lohn« – was sollte es anderes sein als die Zugehörigkeit zum Gottesreich, von der alle Seligpreisungen sprechen? Das biblische Wort vom »Lohn« hat viele Angriffe erfahren. Den einen klingt es zu pharisäisch, den anderen erscheint es als philosophisch minderwertig. Soll doch nach den Philosophen das Gute nicht um des Lohnes willen, sondern um des Guten willen getan werden. Wir sollten aber aus folgender Erwägung ruhig an diesem Wort festhalten: jedem biblischen Leser ist klar, dass »Lohn« in den Verheißungen Gottes keine Abrechnung auf Mark und Pfennig bedeutet, sondern eine vom allmächtigen Schöpfer und liebenden Erlöser völlig frei festgesetzte Antwort auf unser Tun. Es gibt keinerlei Rechtsanspruch mit »Soll« und »Haben« diesem Gott gegenüber, da wir alle gesündigt haben und nur aus Gnade leben – wörtlich und geistlich verstanden. Zweitens ist jeder Mensch so geschaffen, dass er fragen muss, was bei seinem Handeln herauskommt. Ohne Ziele kann der Mensch weder leben noch handeln. Wenn die Philosophie vom Tun des Guten »um des Guten willen« redet, so verbirgt sich darin das Ziel, sich an seinem Handeln selbst zu erfreuen. Wir müssen die falsche Konstruktion eines absichtslosen Menschen als etwas völlig Unrealistisches aufgeben. Wie der Schöpfer selbst hat auch »der kleine Schöpfer« Mensch seine Ziele und soll sie sich bewusst machen.
Jesus schließt mit dem Hinweis: »Denn genau so haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren«. Dasselbe sagte er in Mt 23,29ff.); Mt 23,37 . Dort nennt er Abel und Sacharja als Beispiele (nicht zu verwechseln mit dem Sacharja unter den sog. »kleinen Propheten«!). Andere Beispiele wären Jeremia, Elia, Micha ben Jimla, Amos und Johannes der Täufer. Auch den königlichen Propheten David könnten wir dazuzählen. So wie die Psalmen 78 und 106 und Stephanus Israels dauernde Hartnäckigkeit gegen Gott beklagen (Apg 7,2ff.), so beklagt Jesus die Misshandlung der göttlichen Boten durch Israel. Zugleich enthält aber auch dieser Hinweis eine Lockung: Jesu Jünger werden als Gottes Boten mit den Propheten Israels auf eine Stufe gestellt (vgl. Eph 2,20)!
Insgesamt ergibt sich, dass Jesus prophetisch in einer Zeit, als er noch nicht im Kampfe stand, die Verfolgung seiner Jünger durch Israel und die Völker angekündigt hat. Gerade die um seinetwillen Verfolgten preist er glücklich. Seine Jünger werden also rechtzeitig und genügend vorbereitet. Die Kosten der Nachfolge werden nicht verschwiegen. Allein diese Prophezeiung schon ist und bleibt ein Trost für alle, die um seines Namens willen ins Feuer kommen. Sodann tröstet uns, dass wir gerade in der Verfolgung ein Zeichen dessen sehen dürfen, dass wir lebendige Christen sind. Und drittens tröstet uns der Lohn, der uns nach Jesu Worten zufällt. Halten wir auch da wieder fest, dass der Lohn der Zugehörigkeit zum Gottesreich schon hier in diesem Leben gegeben wird, dass er aber in der Zukunft seine volle Herrlichkeit und seine Vollendung erfahren wird. Wie Luther können wir sagen: »Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin! Sie habens kein Gewinn. Das Reich muss uns doch bleiben!«

Edition C

Bei aller Ähnlichkeit mit der vorherigen Seligpreisung besteht doch ein Unterschied: Hier spricht der Herr nicht von dem Leiden um der Gerechtigkeit willen, sondern von Schmähungen, Verfolgungen und bösen Worten um Seinetwillen. Es geht also um die Person unseres Herrn und um das Bekennen Seines Namens. Das Leiden um der Gerechtigkeit willen ist eine Folge unserer moralischen Haltung und unserer Handlungen, das Leiden um Jesu willen eine Folge unseres Bekenntnisses zu Ihm.
Bekenntnis zu Jesus
Zwar kennen wir in den demokratisch regierten Ländern keine offiziellen Verfolgungen von Christen, wie sie noch heute in einigen Ländern vorkommen. Nach dem deutschen Grundgesetz darf unter anderem niemand wegen seines Glaubens und seiner religiösen Anschauungen benachteiligt werden; die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen den Christen gut gesonnen sind. Wie mancher junge Gläubige hat den Spott und die Schmähungen seiner Kameraden erfahren, wenn er beim Eintritt in das Berufsleben an seiner Arbeitsstelle, bei der Bundeswehr oder beim Ersatzdienst bekannte: „Ich glaube an den Herrn Jesus als meinen Erlöser!“ Es kann sogar sein, dass es nicht bei Schmähungen und lügnerischen Verleumdungen, d.h. Worten, bleibt, sondern zu Verfolgung, d.h. Taten kommt. Mit dem Wort „wenn“ will der Herr nicht nur eine eventuelle Möglichkeit andeuten, sondern auf eine sicher zu erwartende Tatsache hinweisen. Wer sich öffentlich und mutig auf die Seite unseres Herrn und Heilandes stellt, indem er sich zu Ihm bekennt, wird Verachtung, Spott und Hohn ernten. Dabei geht das Leiden um Jesu willen und um der Gerechtigkeit willen oft in einander über. Manchmal wird bereits mit Hohn und Verachtung reagiert, wenn der Name des Herrn Jesus freimütig bekannt wird. Manchmal wird dies zwar noch mitleidig lächelnd hingenommen, aber sobald sich der Gläubige dann auch durch sein praktisches Verhalten als Christ erweist, gibt es Ablehnung und Hass.
Satan versucht immer, die Jünger des Herrn davon abzuhalten, seinen Namen zu bekennen. Er flüstert der Seele ein: „Ist es denn wirklich nötig, jetzt von dem Herrn Jesus zu sprechen? Du brauchst doch nicht immer von dem Evangelium zu zeugen!“ Er will ja nicht nur das Bekenntnis zu Christus als Herrn verhindern, sondern auch die Ausbreitung der Botschaft seiner Gnade. Aber für den, der den Herrn wirklich liebt, kann und darf es kein Schweigen, keine Rücksichtnahme auf die eigene Stellung, auf das Fortkommen der Kinder und auf was sonst noch alles geben. Ist Er es nicht wert, dass wir uns rückhaltlos zu Ihm bekennen, auch wenn dies vermeintliche Nachteile mit sich bringen könnte?
Ein Beispiel für dieses Leiden um des Herrn Jesus willen bieten die Apostel in Apostelgeschichte 4 und 5. Nachdem sie viele geheilt und zum Herrn geführt hatten, wurden sie von den Führern der Juden gefangen genommen und aufgefordert, nicht mehr von dem Namen Jesu zu sprechen (Apg 4,18; 5,28). Aber sie konnten und wollten nicht schweigen. Als sie dann nach ihrer zweiten Verhaftung und wunderbaren Befreiung wieder bedrängt und schließlich sogar geschlagen worden waren, wie gingen sie dann vom Synedrium fort? Voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden (Apg 5,41).
Freude
So fügt auch der Herr Jesus seiner Seligpreisung hinzu: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Es gibt nichts Höheres, als Christus als Erlöser und Herrn zu besitzen. Er ist es wert, dass wir uns offen zu Ihm bekennen. Für eine ängstliche Seele und für das Fleisch mögen die vermeintlich drohenden nachteiligen Folgen eines treuen Bekenntnisses unseres Heilandes schwer wiegen. Aber der Herr sagt etwas anderes: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Die Jünger des Herrn sollen sich nicht trotz, sondern wegen der mit ihrem Bekenntnis verbundenen Leiden freuen (vgl. Röm 5,3; Jak 1,2). Auch wenn das Bekennen des Namens des Herrn zu irdischen Nachteilen führen sollte – was ja nicht immer der Fall ist –, ist der von Ihm selbst verheißene Lohn in den Himmeln unvergleichlich größer! Zu wissen, in den Fußstapfen des Herrn Jesus zu gehen, gibt schon Freude. Diese Freude wird vergrößert durch den verheißenen Lohn, der nicht mit der Erde, sondern mit dem Himmel in Verbindung steht (vgl. Mt 6,19).

Arend Remmers – Die Bergpredigt

Ein merkwürdiges Wort für den natürlichen Menschen. Nach seiner Meinung sind die Christen bedauernswerte Leute. Nach dem Urteil Jesu aber sind sie beneidenswerte Leute, die fortgesetzt Grund haben zu jauchzender, ja zu hüpfender Freude.
Der Sänger in Ps 73 singt: »Vergeht mein Fleisch und mein Herz – meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig.« Das ist also das Geheimnis der Freude im Herzen, daß sie an Gott genug haben. Mag die gottfeindliche Welt einen Paulus und Silas ins Gefängnis werfen, und mag sie die drei Freunde Daniels in den Feuerofen werfen, eines kann man ihnen nicht nehmen, die Gemeinschaft mit Gott. Und mag man den Ofen auch siebenmal heißer machen als gewöhnlich, der Herr geht mit in den Glutofen hinein als der vierte im Bunde.
Und wenn nun in V. 12 das Wort steht: »Denn euer Lohn ist groß in den Himmeln« und daraus gefolgert wird, die Gemeinde erleide deshalb das alles, weil sie ja belohnt würde dafür, weil sie also doch letzten Endes den pharisäischen Verdienst- und Lohngedanken vertrete und wiederum der Leistungsgerechtigkeit huldige, so ist eine solche Folgerung ein großer Irrtum. Nicht lohnende Vertröstung aufs Jenseits ist gemeint, sondern bei dem Wort »in den Himmeln« dürfen wir wohl an das »Königreich der Himmel« denken. Dieses »Königreich der Himmel« besteht, wie wir schon sagten, aus zwei Sphären, aus einer schon angebrochenen und einer noch zukünftigen. Beide Sphären bestehen gleichzeitig, greifen ineinander, liegen nebeneinander und nicht nacheinander.
Es sollte also nicht von einem Nacheinander der zwei Sphären und des darauffolgenden Lohnes geredet werden, sondern von der Gleichzeitigkeit des Leidensopfers der Jünger und der Annahme dieses Opfers durch den Herrn schon jetzt. Mit anderen Worten: Wo hier verworfen wird, ist dort jetzt schon Anerkennung. Während hier unten die Menschen die Jünger verletzen, verbindet und heilt sie der Herr. Während hier die Menschen den Jüngern Unrecht antun, tut der Herr ihnen fort und fort Gutes, schon hier und jetzt, aber anbruchsweise (incognito), dann aber vollendungsweise (publice), herrlich und groß, für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten.
Das Wort »Lohn« müßte besser mit Vergeltung im Sinne von Dank, Schenkung unverdienter Gottesherrlichkeit übersetzt werden. Weil das Geschenk der Gottesherrlichkeit, das dem Christusnachfolger dann wirklich, d. h. sichtbar mitgeteilt wird für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, ohne Ende in ewig steigender Fülle, weil solch ein Geschenk ja überhaupt in keinem Verhältnis zu unserem Leiden und Arbeiten für den Herrn steht, darum kann auch nicht davon die Rede sein, daß das Wort »Lohn« im Sinne von »Bezahlung für eine geleistete Arbeit« zu verstehen sei!

Wuppertaler Studienbibel

Nein – wer heute sich wegen politischen Ansicht arangiert, wird NICHT wegen Christus verfolgt!

„Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit?“

Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Elberfelder 1871 – 1.Tim 2,1–4

Zu allererst {nun} möchte ich, dass man Bitten, Gebete, Fürbitten und Dankgebete für alle Menschen verrichtet, für Könige und alle (, die sich in hervorragender Stellung befinden =) hohen Beamten, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Gottesfurcht (Frömmigkeit) und Würde (Ehrbarkeit). Das ist schön und (annehmbar, wohlgefällig vor =) gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen,
offene Bibel – 1.Timotheus 2,1–4

Insbesondere bitte ich euch nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung,  für die Könige und alle Amtsträger, damit wir ein ruhiges und gelassenes Leben führen können, fromm und von allen geachtet. Das ist schön und gefällt Gott, unserem Retter,  der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Zürcher Bibel – 2007 . 1.Timotheus 2,1–4

Eine Sache, Timotheus, ist superwichtig: Sorg dafür, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten! Damit meine ich, dass ihr Gott danken, ihn um Sachen bitten und manchmal auch komplett vor ihm die Hosen runterlassen sollt, wenn ihr euch trefft. Betet auch für alle anderen Menschen, für die Regierungen und die Parteien, die gerade an der Macht sind. Dann können wir ein relaxtes, chilliges Leben führen, ein Leben, das von den Leuten respektiert wird. Wo Gott drauf steht soll auch Jesus drin sein. Jesus will das so, er findet es gut, und er hat uns ja schließlich auch gerettet.
Gott will nämlich, dass alle Menschen gerettet werden. Er möchte, dass alle die Wahrheit spitzkriegen!
VolxBibel — 1.Timotheus 2,1:4

Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit? Die Gemeinde ist in weltlichen Dingen der weltlichen Obrigkeit untertan an Gottes Statt, wie ein Fremdling den Gesetzen des Gastlandes gehorcht. Die Gemeinde kennt aber nur einen Herrn, dem sie in allem und über allem gehorcht, Jesus Christus. [–] Mt 22,21 Kol 1,16
Was tut die Gemeinde für die weltliche Obrigkeit? Sie gehorcht ihr bis zum Einsatz des eigenen leiblichen Lebens, sie ist ein Vorbild ehrbaren Lebens, sie betet für sie, sie predigt dem Volk die Wahrheit des Evangeliums. [–] 1 Tim 2,1 1 Petr 2,12–17
Was muß die Gemeinde um Gottes willen von der Obrigkeit erwarten? Die Gemeinde erwartet, daß die Obrigkeit die Gerechten lobt und die Bösen straft. Sie erwartet Freiheit und Schutz ihrer Predigt und ihres ganzen Lebens. Sie fordert Gehorsam gegen Gottes Gebot von jedermann. [–] 1 Tim 2,1–3. |
Wie stellt sich die Gemeinde zur ungerechten Obrigkeit? Die Gemeinde tut das ihr vom Herrn aufgetragene Werk ohne Furcht. Sie gehorcht Gott mehr als den Menschen. Sie leidet willig alle Strafe und betet für ihre Verfolger. [–] Ap 5,29 1 Petr 2,18–20.

Dietrich Bonhoeffer – Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935−1937

Die Wichtigkeit des Betens
5.1. »So« (V. 1), »daher«, »aus diesem Grund« – eben weil Timotheus im Kampf ist dafür, dass die wunderbare Botschaft von dem großen Gnadenangebot Gottes recht erhalten und ausgerichtet wird, und dafür, dass die zum Glauben gekommenen Menschen dann auch in der Spur der Nachfolge Jesu bleiben (1Tim 1,12-20). Dieser Kampf ist besonders dringlich in einer Zeit, in der sich die Dinge zuspitzen: Insofern, als einerseits der Druck von außen, etwa von seiten eines ideologisch bestimmten Staates, verschärft wird, und da andererseits die geistigen Verführungsmächte ihren Angriff verstärken mit dem Ziel, die Botschaft des Evangeliums auch innerhalb der Gemeinde mit anderem zu vermischen und sie so zu verfremden und zu verfälschen. Um das beides geht es insbesondere auch in der endzeitlichen »Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis« (Offb 3,10; vgl. 1Tim 4,1ff.), kurz bevor unser Herr wiederkommt. Für diese Zeit können wir aus den anfechtungsreichen Erfahrungen der frühen Christenheit viel lernen, auch aus dem, was in den nun folgenden Versen unseres Schriftabschnitts steht.

5.1.2 Paulus schreibt: »So ermahne ich nun« (V. 1 a): Das entsprechende griech. Wort bedeutet unter anderem »zurufen«, »trösten«, »aufmuntern«. Das Wort wurde damals auch dafür verwendet, dass in den Sportstadien die Wettkämpfer von ihren Freunden angefeuert wurden. Dort ging es um ein Anspornen vor aller Augen zu Leistungen, die in der griechisch -römischen Welt höchste Ehren eintrugen. Hier dagegen geht es um ein Anspornen zu einer Wirksamkeit, die kaum jemand beachtete und beachtet. Doch es geschieht hier etwas, das gerade schließlich auch in dem endzeitlichen Kampf der Gemeinde Jesu größte Bedeutung hat.

5.1.3 Wozu wird hier angefeuert? Zum Gebet. Es gilt auch allgemein und zu aller Zeit: Der »Baum« unserer Wirksamkeit als Christen, als Gemeinde Jesu in dieser Welt, muss das Gebet als tragendes und nährendes verdecktes Wurzelwerk haben. Die Väter haben gesagt: »Die Vielgeschäftigen fürchtet der Teufel nicht, aber die Beter.« Deshalb schreibt hier Paulus wörtlich: »… dass man vor allen Dingen zuerst tue Gebet …« Gewiss, das Gebet darf nicht das einzige sein; auch die Verkündigung von Gottes Wort, das Glaubenszeugnis, die Mission, die Evangelisation, die im Glauben weiterführende Verkündigung ist nötig, und auch die Tat der helfenden Liebe (Gal 6,10). Aber ohne das Gebet ist das andere wenig oder nichts. Gottes segensvolles Wirken will erbeten sein. Unser Herr spricht: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 7,7). »Gott will, dass wir unsere Hände ausstrecken nach seinem gnädigen Tun« (J. Chr. Blumhardt).

Es ist besonders wichtig, dies auch alten Christen zu sagen, die meinen, »nichts« mehr tun zu können. Im Bild der Amalekiter Schlacht gesprochen: Sie dürfen der »Mose« auf dem Berg sein, der die Hände zu Gott erhebt, während andere, jüngere, der »Josua« im Tal sind, der hier zu wirken hat (2Mose 17,8ff.). Die Entscheidung fiel damals nicht bei dem kämpfenden Josua, sondern bei dem betenden und von seiner Fürbitte her segnenden Mose, das heißt bei dem, den er anrief, beim lebendigen Gott. Doch auch junge Menschen sind nicht weniger zum Gebet eingeladen. Gott lässt uns weitgehend beides zugleich sein: den betenden »Mose« und den kämpfenden »Josua« – kämpfend nicht gegen, sondern um Menschen.

5.1.4 Paulus sagt: »Ich ermahne nun …« Der Apostel, der hier so anfeuert, ist keineswegs ein »Schlachtenbummler« und Nur-Zuschauer, wie es jene im Sportstadion sind. Er ging allen im Kampf voran, aber auch im Gebet. Er schreibt: »Wir beten allezeit. 1.« (2Thess 1,11); »… dass ich ohne Unterlass euer gedenke und allezeit in meinem Gebet flehe …« (Röm 1,9). Er wusste, dass v. a. im Gebet die entscheidenden Siege erfechten werden. Vor allem im Gebet wirken wir mit Gott. Nicht zuletzt hier lag die Ursache für die so außerordentliche Fruchtbarkeit des Apostels Paulus. Aus dieser Erfahrung heraus »ermahnt« Paulus hier seine Mitchristen, auch uns.

5.1.5 Dabei ist zu bedenken, dass das Beten ja nicht eine bewundernswerte und verdienstvolle Leistung des Menschen ist, auf Grund der er einen Anspruch gegen Gott hätte. Das Beten ist vielmehr nichts als das demütige, flehende und vertrauensvolle Ausstrecken von leeren Bettlerhänden zu dem großen Gott. Und dennoch muss das Beten neben vielen andern Aufgaben der einzelnen Christen und der Gemeinde Jesu nach dieser Schriftstelle den ersten Rang haben; so schreibt Paulus: »Ich ermahne, dass man zuerst vor allem tue Bitte, Gebet, Fürbitte …« Im Gebet geht es eben um das, was Gott tut. Und das hat in jedem Fall Vorrang vor dem, was Menschen tun, und unendlich viel größeres Gewicht.

5.1.6 Auch rein zeitlich soll das Gebet – etwa angesichts neu zu beginnender Aufgaben und an jedem neuen Tag – das erste sein und darf keinesfalls etwa ausschließlich auf den Feierabend verschoben werden. Michael Hahn, einer der Väter des schwäbischen Pietismus, ein Bauer, sagte im Blick auf das Gebet am Morgen vor Beginn der Arbeit: »Es ist hier wie beim Wetzen der Sense; es ist ein Unterschied, ob ich das vor oder nach dem Mähen tue.« Und Jochen Klepper hat in seinem berühmten »Lied zu Mittag« gedichtet: »Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht ER stark zur Tat, und was der Beter Hände tun, geschieht nach Gottes Rat.«

5.2 Wer wird hier so zum Beten ermahnt?
5.2.1 Gewiss, Gott, der nach der Schrift das Schreien der jungen Raben erhört (Ps 147,9), achtet auch auf das Gebet eines bisher noch nicht im Glauben stehenden Menschen. Nicht wenige haben gerade über der Erfahrung mit einem Gebet in großer Bedrängnis den Zugang zum Glauben gefunden. Gottes Wort lädt ja allgemein ein: »Schüttet euer Herz vor ihm aus!« (Ps 62,9).

5.2.2 Aber Paulus redet in diesem Brief ja mit seinem jungen Mitarbeitet Timotheus und gibt ihm Anleitung für die Gemeinde, in der er zur Zeit tätig ist. Ja, Paulus spricht, wohl in der Erwartung, dass der Brief auch in der Gemeinde vorgelesen wird, mit dieser auch unmittelbar. So redet das den Brief abschließende Segenswort, das damals eigenhändig vom Briefverfasser angefügt wurde, so wie heute die Unterschrift, in Mehrzahlform: »Die Gnade sei mit euch!« (1Tim 6,21). Es sind also insbesondere die an Jesus Glaubenden, die beim Zum-Glauben -Kommen Gottes Geist empfangen haben und so nun Gottes Kinder sind (Joh 7,39; Röm 8,14ff.; Eph 1,13), die Paulus hier zum vertrauensvollen Gebet zu ihrem Vater im Himmel ermuntert.

5.2.3 Auch uns, die wir doch ebenfalls Jesus gehören wollen, will dieses Wort in diesem so wichtigen Dienst anfeuern. Als an Jesus Glaubende haben wir auf Grund der Gnade Gottes die Möglichkeit, aber auch die Pflicht, so vor Gott zu treten. Nur seinen Jüngern und Nachfolgern gibt Jesus die Verheißung: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 5,1; 7,7). Damit wir gewiss auch erhörlich beten, ist es wichtig, dass wir uns selbst immer wieder prüfen, ob wir denn wahrhaft Glaubende, das heißt in der ganzen Hingabe an unsren Herrn Stehende, also Jünger Jesu sind.

5.2.4 In dem allen wird den an Jesus Glaubenden das Beten ungemein leicht gemacht, denn wir erhalten dabei eine wundervolle Unterstützung: Unser Herr Jesus Christus, der zur Rechten Gottes thront, tritt für uns ein. So sagt Gottes Wort: » … der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt« (Röm 8,34). »… so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater« (1Joh 2,1). Auch der Heilige Geist erhebt aufs Beste seine Stimme aus uns und für uns und unsere Anliegen (Röm 8,26f.). Ja, »er hat« uns »lieb« (Joh 16,27). Der heilige, dreieinige Gott ist in Bewegung, wenn seine schwachen Kinder ihn bitten.

5.3 Was alles umfasst rechtes Beten?
Paulus gebraucht hier eine auffallende Häufung von Ausdrücken: »Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung«.

5.3.1 »Bitte« (wörtlich: »Bitten«): Es geht hier um einzelne Anliegen, Nöte. Sorgen, Aufgaben. Die Nöte und Schwierigkeiten, Wünsche und Bestrebungen veranlassen uns, zum Gebet die Zuflucht zu nehmen. So beten viele Menschen, auch Leute, die keinen Gottesdienst besuchen und die Bibel nicht lesen; doch sie sollten daraufhin weiterkommen: in der Sündenerkenntnis, in der Bitte um Vergebung (vgl. Lk 18,13), in der Hingabe des Lebens an Gott, also im Glauben und im Glaubensgehorsam. Nur so würde ihnen ihr Beten zum bleibenden Segen. Auf jeden Fall ist es nicht falsch, auch wegen aller äußeren Anliegen vor den himmlischen Vater zu treten; ihn freut das Vertrauen seiner Kinder.

5.3.2 »Gebet« (wörtlich: »Gebete«): Hier geht es um mehr: um das »Reden des Herzens mit Gott«, wie die Väter gesagt haben, um den Gebetsumgang, um die Liebe zu Gott, um Gebete nach Art der ersten drei Bitten des Vaterunsers, um die Hingabe an Gott, um seine Anbetung. Wie die Engel und die vollendete Gemeinde im Himmel ihn anbeten (Offb 4; 5), so wir schon hier »auf dieser Erde, auf den tiefsten Stufen seines Thrones«, in einer anfechtungsreichen Welt. Und doch ist es bereits ein Stück Himmel, so mit unserem Herrn Jesus Christus, mit dem »König aller Könige und Herrn aller Herren« (Offb 19,16), ja mit dem großen Gott selbst leben zu dürfen.

5.3.3 »Fürbitte,« (wörtlich: »Fürbitten«): Paulus gebraucht hier ein Wort, das bei seinem damaligen weltlichen Gebrauch benutzt wurde für die Audienz bei einem Machthaber, bei der das Ziel verfolgt wurde, diesen zu einem bestimmten Handeln, etwa einem Dritten gegenüber, zu bewegen. Wir Christen dürfen täglich, ja stündlich zur »Audienz« vor dem großen, allmächtigen Gott, vor dem Herrn über Himmel und Erde erscheinen, insbesondere auch zur Fürsprache für andere.

Die Welt erhofft heute viel von Gipfelkonferenzen. Dies hier ist die einzigartige, große »Gipfelkonferenz«: Wenn Kinder Gottes ihren himmlischen Vater bitten, an Jesus Glaubende diesen ihren Herrn. Hier fallen die größten Entscheidungen; hier werden von ewiger Hand die Weichen gestellt. »Die Fürbitte der Kinder Gottes ist ihre Teilhabe am Weltregiment Gottes« (f. Chr. Oetinger).

5.3.4 »Danksagung« (wörtlich: »Danksagungen«): »Das Gewebe unseres Gebets kann und darf den Dank als bunten Durchschuss haben«, sagten die Alten; es ist recht, wenn sich durch unser ganzes Beten wie ein roter Faden das Danken zieht (vgl. Phil 4,6). Unser Gebet ist nicht selten traurig, verzweifelt, und doch haben wir aus früheren Durchhilfen so viel Anlass zum Danken. Die Bibel sagt: »Ich denke an deine früheren Wunder« (Ps 77,12). »Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat« (Ps 103,2). Wir können daraus das Vertrauen lernen, dass unser Gott uns auch weiter hilft. Dass wir sündigen Menschen Überhaupt mit unseren kleinen menschlichen Anliegen zu dem großen Gott kommen dürfen, dass wir beten können, ist doch bereits schon viel Grund zum Danken.

Gott freut unser Dank, wie Jesus der Dank des einen geheilten Aussätzigen, des Samariters, freute (Lk 17,11-19). Und gerade den Dankbaren gibt Gott immer noch mehr, insbesondere den inneren Segen und das ewige Gut. So sagt er in seinem Wort: »Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes« (Ps 50,23). So wird unser Beten und unser ganzes Leben jetzt schon wunderbar entkrampft, erheilt und froh inmitten aller Bedrängnis.

5.4 Für wen sollen und dürfen wir beten?
5.4.1 Paulus antwortet: »Für alle Menschen« – für unsere Angehörigen, aber auch für die anderen Menschen in unserem ganzen Lebenskreis; für die Mitchristen, insbesondere für die in unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft, unserem Kreis, aber auch für die Nichtglaubenden; für die, in deren Not wir geblickt haben oder von deren Not wir lesen oder durch Rundfunk oder Fernsehen erfahren. Auch darum wollen wir bitten, dass sie zum Glauben und zu Trost und Hoffnung des Evangeliums kommen. »Mach aus allem ein Gebet!« Beten dürfen wir für die Menschen, die von Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit usw. in aller Welt betroffen sind, und insbesondere für die, die um ihres Glaubens willen an Jesus auf allerlei Weise leiden. Auch für die, die sich der andern in ihrer Not annehmen wollen, und vor allem für die, die das Wort Gottes in alle Weit tragen, wie unser Herr das befohlen hat (Mt 28,18-20).

Aber bitten wollen wir auch für die, die uns übel wollen, die uns anfeinden, die uns schwer gekränkt haben. Nichts Schöneres, im Sinne Jesu, können wir für sie tun, als für sie zu beten, wie unser Herr sagt: »Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen« (Mt 5,44). Und es gibt keine bessere Hilfe, sich selbst vor Groll, Bitterkeit und quälendem »Nachtragen« zu bewahren als eben solche Fürbitte aus der Liebe Christi heraus.

Der Horizont von Menschen, die sich auch im Gebet nur immer um sich selbst, im eigenen Kreis, drehen, schrumpft mehr und mehr und wird schließlich eng wie ein Sarg. Der Horizont dagegen von Christen, die solcherweise »für alle Menschen« beten, wird und bleibt auch im Alter weit wie der ganze, große, universale Retterwille Gottes, dessen, der »nicht will, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde« (2Petr 3,9).

5.4.2 Unter denen, für die die Gemeinde Jesu beten soll, werden hier auch »die Könige und alle Obrigkeit« genannt (V. 2). Gedacht ist hier an alle Instanzen, vom Kaiserhof bis zu den örtlichen Rathäusern.

Paulus ruft zur Fürbitte auf, obschon nicht wenige der politisch Großen jener Tage nicht gerade besonders erfreuliche Zeitgenossen waren: In Rom war der unberechenbare und grausame Nero auf dem Kaiserthron. Von den Statthaltern begegnete Paulus zum Beispiel dem »Glücksritter« Felix (Apg 24). Außerbiblische Nachrichten sagen, Felix habe sein Statthalteramt seinen hohen Schulden bei Banken in Rom zu verdanken gehabt. Diese setzten beim Kaiser seine Berufung als Statthalter durch in der Erwartung, er werde ihnen nun bei diesem einträglichen »Job« ihr Geld zurückzahlen. Doch als auch darauf nichts kam, weil er mit seiner teuren Hofhaltung alles verprasste, ließen die Banken ihn fallen, und er wurde »gefeuert«. Trotzdem ermahnte Paulus seine Mitchristen, auch für solche Leute zu beten. Daran hielt sich die frühe Christenheit auch in den folgenden Jahrhunderten ihrer immer wieder neu aufflammenden Verfolgung durch den römischen Staat.

Was ging da doch von diesen Menschen Segensvolles aus, die mitten in aller Bedrängnis solcherweise, bis in die Gedanken, fürbittend die Liebe Christi lebten! Dass doch auch heute die Christen in allen Ländern und auf allen Kontinenten mitten in all ihren so verschiedenartigen Anfechtungen das lebten! Und dass wir das auch auf dem letzten, anfechtungsreichen Wegstück unserer Geschichte durchhalten! So sind wir für unseren Herrn bereit. Und so wird er uns »in einem Augenblick« heimnehmen zu sich (1Kor 15,51f.; 1Thess 4,17).

5.5 Warum es so wichtig ist, für die Könige und alle Obrigkeit zu beten
5.5.1 Um ihrer selbst willen, denn auch für diese Menschen ist Jesus gestorben. Auch sie will Gott retten. So wird sich die Fürbitte zunächst einmal auf das zeitliche Wohl und das ewige Heil der betreffenden Menschen selbst richten. Das gebietet die Liebe Christi; es geht auch hier um Menschen, nicht nur um »Ämter«. Und Menschen sollen ewig gerettet werden, welcher Art sie auch sein mögen. Christen beten deshalb auch für Gestalten wie Nero, Hitler und Stalin. Das heißt auch im Gebet recht mit Gott und seiner Liebe zu denken. Solange Gott einem Menschen noch Atem und Pulsschlag schenkt, so lange schenkt er ihm auch noch Raum und Frist zur Umkehr, zur Heimkehr. Insbesondere will er ihn auch durch seine Güte dazu anleiten (Röm 2,4).

5.5.2 Und auch aus dem Grund gilt es, »für die Könige und für alle Obrigkeit« zu beten, dass sie doch ihren Dienst, den sie tun sollen, recht tun: nämlich gute Ordnung zu schaffen und die Mächte der Zerstörung, des Chaos zurückzuhalten. Dazu hat Gott den Staat in dieser Welt »verordnet« (Röm 13,1-7). Denn die Welt, in der noch immer der »Teufel los« ist und die Menschen gegeneinander hetzt (vgl. Offb 12,12), soll sich nicht selbst zerstören. Die staatliche Gewaltordnung ist als Notordnung für die in Sünde geratene Welt zwar nicht die endgültige, aber dennoch eine vor Gott gültige Ordnung und in jedem Fall besser als überhaupt keine. Gott lässt diese Ordnung deshalb so lang bestehen – auch wenn sie vielfach missbraucht wird und schließlich sogar antichristlich entartet -, bis unser Herr wiederkommt und diese Erde unmittelbar mit Frieden und mit Gerechtigkeit regiert.

Christen verstehen von Gottes Wort her die staatliche Ordnung besser als die nicht an Christus glaubenden Inhaber der staatlichen Macht selbst. Das Gebet der Christen richtet sich deshalb darauf, dass die Träger der staatlichen Macht diese nach Gottes Plan und Weisung gebrauchen. So allein ist ihr Dienst wahrhaft hilfreich und förderlich.

Es ist nötig, dass die Christen auch heute der Männer und Frauen fürbittend gedenken, die in obrigkeitlichen Aufgaben stehen, vollends in einer Zeit, in der nicht wenige das Chaos wollen und mit Agitation und Terror einen Zustand erstreben, in dem sich die Völker als »unregierbar« erweisen. Solche Fürbitte soll uns nicht »als nicht geistlich genug« erscheinen. Sie ist uns in Gottes Wort ausdrücklich geboten; auch hierin wollen wir gehorsam sein.

5.6 Wie wir als Christen die durch einen ordentlichen Staat hergestellte Ruhe und Stille recht nützen
5.6.1 Nicht dazu, bei dieser Gelegenheit unser »Schäflein ins Trockene zu bringen« und am »Wirtschaftswunder zu partizipieren«, sondern dazu, »damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit«, soll die Zeit des gebändigten Chaos genutzt werden.

»Frömmigkeit« meint, dass wir Gott zu gefallen trachten, d. h. ganz in der Bahn der Nachfolge Jesu bleiben, auch im Alltäglichen (vgl. 1Mose 17,1; Kol 3,23) und insbesondere mit dem Glaubenszeugnis und mit der Liebestat.

»Ehrbarkeit« meint, dass wir auch vor den Leuten im Tun und Lassen ein einladendes Zeugnis für unseren Herrn sind. Das alles kann viel eher gelebt werden, wenn uns auch politisch einige Ruhe und Ungestörtheit geschenkt ist.

5.6.2 Aber es handelt sich bei dem allem keineswegs um ein Leben in bequemer Beschaulichkeit. Paulus betont, das alles ist »gut« (V. 3; wörtlich: »schön«) nach dem Urteil Gottes; es »gefällt« Gott »wohl«. Und dabei ist zu bedenken: Gott ist der »Heiland« (wörtlich: »Retter«). Als dieser hat er sich ein sehr hohes Ziel gesetzt: Er »will, dass alle Menschen gerettet werden« (V. 4). Aus der Luther-Übersetzung sind wir gewohnt zu lesen: » … geholfen werde …«, doch im Urtext steht hier das Zeitwort, das im NT durchgehend »ewig retten«, »selig machen« bedeutet. Das also ist »gut«, »schön«, »Gott gefällig«, dass wir die uns geschenkte Ruhe dazu benutzen, uns an dem großen Rettungswerk Gottes um so mehr zu beteiligen.

5.6.3 Gerettet werden die Menschen dadurch, dass »sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«, sagt Paulus hier weiter. Es ist die Botschaft des Evangeliums, die erfasst und geglaubt werden muss. Unser Herr selbst ist die »Wahrheit«; und ihn zu »erkennen« heißt nach der Schrift, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Also das rettet uns, dass wir in die Hand des Heilandes Jesus Christus, des Guten Hirten, gelangen.

5.6.4 Und wenn Gott als Retter dieses Werk unter Händen hat und er alle Menschen erreichen will, ja er uns wunderbarerweise zu seinen »Mitarbeitern« macht (1Kor 3,9), dann ist für uns nichts so wichtig wie das eine, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun, dass diese große Botschaft auch die andern erreicht, dass auch sie zum Glauben kommen und des Heiles in Zeit und Ewigkeit teilhaftig werden. Das also ist das Ziel der durch die staatliche Macht zu Stande gekommenen Ruhe, dass wir um so mehr diese herrliche Aufgabe erfüllen, die der Mission in nah und fern.

Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Christen in Deutschland zum Beispiel nicht die Möglichkeit, Weltmission zu treiben. Aber in den folgenden Jahrzehnten hatten sie in Westdeutschland dazu die Möglichkeit; diese musste genutzt werden.

Im letzten Buch der Bibel wird deutlich, wie die Sturmstille, das Zurückhalten der Zerstörungsmächte, dem Ziel dient, dass Menschen für Jesus gewonnen und Gottes Kinder werden und dabei das Siegel des Heiligen Geistes empfangen; es wird ihnen besiegelt, dass sie auf dem Weg innerlich bewahrt und einmal am Ziel dabeisein werden (Offb 7,1-3; vgl. Eph 1,13).

5.6.5 Ja, so hat Gott der staatlichen Macht, auch wenn sich ihre Träger dessen nicht bewusst sind, die Aufgabe gegeben – solange er noch Frist schenkt, einen Freiraum für die Mission und für de Aufbau der Gemeinde Jesu zu schaffen. Um so mehr gilt es, solche Zeiten der Sturmstille zu nützen und nicht etwa zu verschlafen und mit anderem zu vertrödeln. Die Frage ist, ob die Christenheit unseres Volkes die Sturmstille seit dem Zweiten Weltkrieg recht genutzt hat für die Mission im eigenen Volk und für die in aller Welt.

5.6.6 Zusammenfassend ist zu sagen: Das »ruhige und stille Leben«, das wir infolge guter staatlicher Ordnung führen können, ist also nicht etwas für angeblich »fromme« Trägheit und Bequemlichkeit, sondern es bietet Raum, Frist und Gelegenheit dazu, mit Gott zu wirken im Sinne seiner Absicht, »dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«.

Gerhardt Maier – Edition C

Und wie steht es bei mir? Bete ich FÜR oder GEGEN die Regierung? Ja, was zeigen meine Postings bei den sozialen Medien? Fühle ich mich wirklich als Gast in einem fremden Land, und kann FÜR die Regierung beten? Oder kann ich nur für meine eigenen Interessen beten, und lasse Jehovah und Seine Interessen ganz außen vor?
Bin ich als Einzelperson oder als religiöse Gruppe ehrlich zu den Gerichten und den betreffenden Regierungen, oder spiele ich mit denen „Katz und Maus“?