Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.
Elberfelder 1871 – Galater 5,26
Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander großtun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Galater 5,26
Dass wir uns auf unsere tollen Taten sonst was einbilden und uns dabei immer mit den anderen vergleichen, also, Leute, das haben wir doch echt nicht mehr nötig!
VolxBibel – Galater 5:26
Die Frucht des Geistes – und das alles NUR aus dem heiligen Geist heraus hervorgebracht werden kann, hatten wir ja schon.
Doch wie ist es, wenn man „den Versammlungsschnitt erreichen möchte“, oder andere „Ziele anstrebt“?
Es besteht kein Grund, unseren Dienst mit dem eines anderen zu vergleichen (Galater 5:26; 6:4). Bei jedem sind die Umstände anders. Viel besser ist es, wenn man sich persönlich realistische Ziele setzt und daran seinen Fortschritt im Dienst misst. Erreicht man diese Ziele, wird man Zufriedenheit verspüren.
Organisiert, Jehovas Willen zu tun – 2019
Natürlich haben auch Freizeit und Entspannung ihren Platz in unserem Leben. Allerdings verletzen sich Betheldiener manchmal eher beim Sport als bei der Tätigkeit im Bethel. Sei also nicht so ehrgeizig, dass du um jeden Preis gewinnen willst (Galater 5:26).
In Einheit beisammenwohnen
O ja, es gibt verschiedene Felder, auf denen wir uns schnell vergleichen, ja sogar wetteifern können. Bei dem einen ist es die sportliche Leistung, beim anderen die „gezeigten Videos“, bei anderen „der leckerste Kuchen“ 😉
Doch was meinte Paulus??
Man beachte die Wiederholung von »einander«. Durch die Kraft des Heiligen Geistes können wir in Harmonie miteinander leben. Miteinander zusammenzuleben war schon immer ein Problem des Gemeindelebens, und Paulus sieht hier Gefahren. Man kann eingebildet, anmaßend werden, kenòdoxos, hier mit »eitler Ehre geizig« übersetzt. Wenn man von sich und von seinen Fähigkeiten eine zu hohe Meinung hat, dann fordert das schnell andere heraus, oder es verleitet einen zu Neid. Prokalèo wird sinngemäß ganz korrekt mit »herausfordern« übersetzt. Einbildung verführt dazu, andere herauszufordern, um die vermeintliche Überlegenheit demonstrieren zu können. Phthònein, »beneiden«, bezeichnet die Mißgunst der Reichtümer anderer wegen. Eingebildete Menschen beneiden andere ihrer geistlichen Gaben oder Errungenschaften wegen. Wir wollen diese Dinge meiden und danach trachten, einander in Liebe zu dienen. Laßt uns »in Frieden untereinander« sein (1 Thessalonicher 5,13). Einige Ausleger finden, dieser Vers gehöre bereits zum nächsten Abschnitt im Kapitel 6
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Nochmals erinnert Paulus seine Leser daran, daß Gott nicht nur das Fleisch gerichtet hat, sondern dem Menschen in der Person des Heiligen Geistes auch eine göttliche Kraft zur Seite gegeben hat. Durch die Wiedergeburt erweckt er die Gläubigen zu einem neuen Leben (vgl. Joh 3,5-6), daher ermahnt Paulus nun jeden, auch im Geist zu wandeln (stoichOmen, in Gal 6,16 mit „sich nach etwas richten“ übersetzt). Schritt für Schritt sollte der Lebensweg eines Christen der Führung des Heiligen Geistes entsprechen, damit die Gläubigen nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Ehrgeiz und Neid kennzeichnen ein Leben im Fleisch (vgl. Gal 5,19-21 ). Möglicherweise steckt darin ein Hinweis auf die Spaltungen in den galatischen Gemeinden, die durch die Irrlehre der Judaisten herbeigeführt worden waren (vgl. V. 15).
Walvoord Bibelkommentar
Das ist die Haltung unter dem Gesetz, »voll eitler Ehre zu sein«. Wo nach Leistung gemessen wird, da will der eine den andern übertreffen und seine Ehre herausstellen. Auch für den Menschen »im Geist Gottes« bleibt diese Versuchung. Der »natürliche Mensch« wehrt sich mit allen Mitteln der Selbstbehauptung gegen das Gekreuzigtwerden und Sterben, auch mit dem Mittel, seine Leistung und Ehre zu betonen. Wo ein Mensch aber in den Entfaltungen des Geistes Gottes lebt, da bedarf es dessen nicht mehr, da wird die Leere und Nutzlosigkeit des Selbstruhms deutlich. »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn« (1 Kor 1,31). Wenn solcher Selbstruhm und Geltungsdrang in die Gemeinde eindringt, dann ist die ganze Gemeinde gefährdet. Es kommt zum »einander reizen« und zum »einander neiden«. Der Ruhmsüchtige »fordert den andern heraus«. Der wird dadurch verführt, seine eigenen Verdienste und Leistungen herauszukehren, und wenn er solche nicht aufzuweisen hat, entsteht der Neid. Dann aber lebt eine Gemeinde in demütiger Eintracht, wenn sie begreift, dass sie alle vom Ansehen Gottes leben und deshalb kein eigenes Ansehen brauchen, wenn alle um ihre Bedürftigkeit wissen.
Edition C
HUNGRIG NACH EHRE
Timothy Keller- Die Bibel erklärt
Paulus hat seine Mitchristen gerade dazu ermutigt, ihr Leben vom Heiligen Geist bestimmen zu lassen (vgl. Gal 5, 25). Das bedeutet, wie wir im letzten Kapitel sahen, die tägliche innere »Kreuzigung« unserer sündigen übermäßigen Begierden und die täglich neue Ausrichtung des Herzens auf Christus, damit die Frucht des Geistes in uns wachsen kann.
Jetzt will Paulus zeigen, wie das Leben im Geist unsere Beziehungen verwandelt, und das große Leitprinzip lautet hier: »Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten« (V. 26). Das mit »eitle Ehre« übersetzte griechische Wort bedeutet wörtlich »dünkelhaft« oder »leer an Ehre«. Es handelt sich um eine tiefsitzende Unsicherheit: Ich weiß, dass es mir an Ehre mangelt, und jetzt muss ich mir selbst und den anderen beweisen, dass ich doch etwas tauge. Was mich unweigerlich dazu bringt, mich mit den anderen zu vergleichen. Scheine ich in irgendeinem Punkt »besser« zu sein als meine Mitmenschen, bläst mich mein »Ehr-Hunger« auf; bin ich »schlechter«, verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Sucht nach Ehre kann mich auch sehr konkurrenzbetont machen. Das beschreibt den natürlichen Zustand unseres Herzens ohne das Evangelium.
Ehrsucht führt unweigerlich dazu, dass wir »einander … herausfordern und beneiden« (V. 26). »Herausfordern« ist die Übersetzung des griechischen prokaleo, das wörtlich bedeutet, jemandem zu einem Wettkampf aufzufordern. Und »beneiden« bedeutet, etwas haben zu wollen, das rechtmäßig einem anderen gehört, bzw. zu wünschen, dass diese Person diese Sache nicht haben möge.
Es ist möglich, dass Paulus hier einfach an Leute denkt, die die Menschen, die sie beneiden, feindselig (herausfordernd) behandeln. Wahrscheinlicher ist jedoch (so John Stott), dass er zwei verschiedene Arten, sich zu seinen Mitmenschen zu verhalten, meint. »Herausfordern« ist die Einstellung dessen, der sich überlegen fühlt und jetzt auf die vermeintlich Schwächeren herabsieht, während »beneiden« typisch für jemanden ist, der sich unterlegen fühlt und missmutig zu dem Stärkeren hochschaut.
Für Paulus sind also sowohl Überheblichkeit als auch Minderwertigkeitsgefühle ein Fall von »eitler Ehre«. Das ist bemerkenswert und tiefgründig. Der Überlegene und der sich minderwertig Fühlende kreisen beide um sich selbst. Sie schauen nicht darauf, wie sie auf den anderen wirken, sondern wie der andere auf sie wirkt.
Wir können das Ganze auch als einen Fall von Werkgerechtigkeit beschreiben, was Vers 26 mit dem Grundthema des ganzen Briefes verknüpft – dem Aufruf, in Einklang mit dem Evangelium zu leben und nicht in die Werkgerechtigkeit zurückzufallen. Sowohl der »Überlegene« als auch der »Minderwertige« versuchen, ihren Wert durch einen Konkurrenzkampf zu gewinnen, auf Kosten ihrer Mitmenschen. Beide suchen ihre Identität darin, dass sie »besser« sind als andere. Beide wollen stolz auf sich sein können. Der einzige Unterschied ist, dass der »Minderwertige« dieses Spiel verloren hat und im Loch der Verzweiflung an sich selbst und des Neides auf die »Sieger« steckt, während der »Überlegene« sich (jedenfalls für den Augenblick) als Sieger fühlt und ständig mit anderen vergleicht, um auch ganz sicher zu sein, dass ihm der Sieg nicht entgleitet. Oft ist es natürlich so, dass wir in dem einen Gebiet unseres Lebens die Herausfordernden und in einem anderen die Neider sind.
Obwohl sie einander genau entgegengesetzt zu sein scheinen, sind »herausfordern« und »beneiden« also im Grunde nur zwei Varianten der »eitlen Ehre«. C. S. Lewis hat darauf hingewiesen, dass Demut nicht heißt, dass ich mich selbst verachte, sondern dass ich weniger über mich nachdenke. Die Demut des Evangeliums äußert sich nicht in Selbstgeißelung und Minderwertigkeitsgefühlen; diese Dinge sind genauso ein »Nein« zum Evangelium wie Stolz und Überheblichkeit!
Sowohl Minderwertigkeitskomplexe als auch Überlegenheitskomplexe entspringen also derselben Wurzel: einer tiefen inneren Verunsicherung. Sie sind nur zwei verschiedene Varianten des Wunsches, Ehre zu bekommen, sich vollwertig zu fühlen. Man kann Vers 26 auch so formulieren: Lasst euren Hunger nach Ehre nicht dazu führen, dass ihr die Menschen verachtet oder beneidet.
Herausfordern und beneiden
Im Glauben leben 2022
„Lasst uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden“ (Gal 5,26).
Der Ruhm von Menschen ist wertlos. Und doch streben wir viel zu oft danach, weil wir uns selbst zu wichtig nehmen. Auf welche Weise wir uns nach Ehre ausstrecken, hängt davon ab, wie wir unsere Mitmenschen und Mitgeschwister einschätzen.
Wenn wir uns überlegen fühlen, fordern wir andere heraus. Wir diskutieren mit ihnen über Wissensgebiete, in denen sie sich wahrscheinlich schnell verlaufen, damit unsere vermeintliche Erkenntnis nur umso deutlicher hervorsticht. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele registrieren, was wir wissen, was wir besitzen oder was wir erreicht haben. Wir machen uns selbst groß, um Ehre und Anerkennung einstreichen zu können.
Wenn wir uns unterlegen fühlen, beneiden wir andere. Argwöhnisch beäugen wir das, was sie haben und können. Um Ehre von ihnen abzuziehen, machen wir sie klein, indem wir das relativieren, was sie auszeichnet. Wir scheuen vielleicht nicht einmal davor zurück, ihren Ruf durch Halbwahrheiten zu schädigen. Dahinter steckt der Wunsch, möglichst selbst viel Ruhm und Anerkennung zu bekommen.
In so einer Atmosphäre des törichten Imponiergehabes und kindischen Neids gedeiht Streit. Man beißt und frisst einander und zerstört damit ein wirksames Zeugnis für Christus (Gal 5,15).
Der Geist Gottes möchte uns zu einem völlig anderen Verhalten führen! Er will, dass wir Christen einander in Liebe dienen und die Lasten anderer tragen und so das „Gesetz des Christus“ zu seiner Ehre erfüllen (Gal 5,13; 6,2
Wenn ich verstanden habe, dass Jehovah mich so liebt, wie ich bin – dann brauche ich mich nicht mehr verbiegen und erst Recht nicht mit dem „Mitgeliebten“ wetteifern!
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