Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden.
Elberfelder 1871 – Römer 12,15
Wenn andere fröhlich sind, dann freut euch mit ihnen. Weint aber auch mit den Trauernden!
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,15
Wenn Leute gut drauf sind, dann freut euch mit ihnen. Und wenn sie depressiv sind, dann weint mit ihnen.
VolxBibel – Römer 12:15
Paulus verstand auch, dass Gott uns göttliche Waffen gegeben hat, die wir bei unserer Suche nach Frieden einsetzen können. Zu diesen Waffen gehören die Heilige Schrift, das Gebet, die Wahrheit, die Gerechtigkeit, das Evangelium, der Glaube, die Liebe, die Freude, der Friede, die Geduld, die Freundlichkeit, die Güte, die Treue, die Sanftmut und die Selbstbeherrschung (Epheser 6,10-18; Galater 5,22-23). Vielen Menschen scheinen diese Mittel und Eigenschaften schwach und nutzlos zu sein, wenn es um „echte“ Probleme geht. Doch das sind genau die Waffen, die Jesus benutzte, um Satan zu besiegen und die Welt zu erobern (z.B. Mt. 4,1-11; 11,28-30; Johannes 14,15-17). Da Jesus sich entschied, diese Waffen zu benutzen, anstatt auf weltliche Waffen zurückzugreifen, sollten wir dasselbe tun.
Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten
In Römer 12,14-21 wird beschrieben, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir diese geistlichen Waffen einsetzen, besonders im Umgang mit Menschen, die sich uns widersetzen oder uns schlecht behandeln:
Segnet die, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht. Freut euch mit denen, die sich freuen; trauert mit denen, die trauern. Lebt in Harmonie miteinander. Seid nicht hochmütig, sondern seid bereit, mit Menschen von geringer Stellung Umgang zu pflegen. Seid nicht eingebildet. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid darauf bedacht, das zu tun, was in den Augen aller richtig ist. Wenn es möglich ist, lebe, soweit es von dir abhängt, mit allen in Frieden. Rächt euch nicht, meine Freunde, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: „Es ist mein, mich zu rächen; ich will vergelten“, spricht der Herr. Ganz im Gegenteil: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, wirst du brennende Kohlen auf sein Haupt häufen.“ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Dieser Abschnitt zeigt, dass Paulus das klassische militärische Prinzip verstanden hat, dass die beste Verteidigung ein effektiver Angriff ist. Er ermutigte nicht zu einer passiven Reaktion auf das Böse. Stattdessen lehrte er, dass wir in die Offensive gehen sollten – nicht um unsere Gegner niederzuschlagen oder zu zerstören, sondern um sie zu gewinnen, ihnen zu helfen, die Wahrheit zu erkennen und sie in eine rechte Beziehung zu Gott zu bringen. Wie dieser Abschnitt zeigt, gibt es fünf grundlegende Prinzipien, die zu einer siegreichen Offensive beitragen. Wir haben die meisten dieser Prinzipien bereits in früheren Kapiteln erwähnt, aber jetzt werden wir sie noch einmal betrachten, um zu sehen, wie wir sie bei Menschen anwenden können, die sich unseren Bemühungen, Frieden zu schaffen, hartnäckig widersetzt haben.
Mit Trauernden zu weinen war in der Kultur der Antike fast überall ein Ausdruck der Sympathie. Philosophen und Moralisten warnten zwar häufig vor zu vielem Weinen, da es sinnlos und nutzlos sei, doch bei jüdischen Hochzeitsund Trauerfeiern (einschließlich der Begräbnisprozessionen, an denen die gesamte Öffentlichkeit teilnahm) wurde das Verhalten erwartet, zu dem Paulus die Christen hier auffordert.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Die folgenden drei Verse sprechen von den Reaktionen eines Gläubigen auf die Handlungen und Gefühle anderer – sowohl Christen als auch Nicht-Christen. Haß, der sich in Verfolgungen äußert, erweckt meist wieder Haß. Paulus aber gebietet: Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht (vgl. Mt 5,44). Vielleicht dachte er dabei an Stephanus (Apg 7,59-60) und an Jesus Christus (Lk 23,34). Beide hatten diese Worte gelebt und Gott noch im Tod um Vergebung für ihre Verfolger gebeten.
Walvoord Bibelkommentar
Christen sollen in der Lage sein, mit anderen – Gläubigen und Nichtgläubigen – mitzuempfinden. Paulus verlangt: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Das aber setzt zunächst einmal die Einheit unter den Christen voraus: Seid eines Sinnes untereinander (vgl. Röm 15,5; Phil 2,2; 1 Petrus 3,8). Die Harmonie unter den Christen ist die Grundlage für ihre Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Auch diesen Gedanken formuliert Paulus noch genauer, und zwar sowohl positiv als auch negativ: Trachtet nicht nach hohen Dingen (wörtlich: „Denkt nicht hoch von euch selbst“; vgl. Röm 11,20; 12,3), sondern halteteuch herunter zu den geringen (vgl. Jak 2,1-9). Er faßt beide Aufforderungen in dem Gebot zusammen: Haltet euch nicht selbst für klug (vgl. Sprüche 3,7; Röm 11,25), denn eine solche Einstellung macht das Verständnis für andere unmöglich.
Damit schließt dieser Teil der Ermahnungen, und unser Blick wird darauf gelenkt, wie Christus selbst hienieden gehandelt hat: „Segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden” (V. 14.15). Ein welch vollkommenes Beispiel hat unser hochgelobter Herr uns in diesem allen gegeben! Er vergoß Tränen tiefsten Mitgefühls über die Stadt voller Mörder, betete für Seine Feinde, und Seine Liebe war groß genug, um Ihn an den Freuden und Leiden der Menschen um Ihn her innig Anteil nehmen zu lassen. Machen wir es auch so, entgegen unserer so leicht erregbaren und selbstsüchtigen Natur!
Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief
Vierzehntens: Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht (V. 14).[155] Das griechische Wort für „segnen“, eulogeó, bedeutet „gut reden“ oder „loben“. In Lukas 24,50 und an anderen Stellen wird eulogeó verwendet, wenn Gott Menschen segnet. In Lukas 1,64 und an anderen Stellen wird es verwendet, wenn Gott sein Volk segnet. In Römer 12:14 taucht der Begriff zweimal auf, und beide Male setzt Paulus ihn in den aktiven Imperativ der Gegenwart, um zu betonen, dass das Segnen zur Gewohnheit im Leben der Gläubigen werden soll. Dieses Prinzip wird auch in 1. Petrus 3,8-9 erläutert:
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer
Jedes Mal, wenn Gläubige bekämpft und angefeindet werden, sollten sie es ihren Gegnern vergelten, indem sie sie segnen.
Fünfzehntens: Freue dich mit denen, die sich freuen (V. 15a).[156] Anders als in der englischen Übersetzung fehlt im griechischen Vers die richtige Verbform. Eine wörtlichere Übersetzung des Verses wäre „sich mit den sich Freuenden freuen“. Die Gläubigen sollen sich mit denen identifizieren, die etwas haben, worüber sie sich freuen können.
Sechzehntens: Weint mit denen, die weinen (V. 15b). Die Gläubigen sollen sich auch mit denen identifizieren, die über einen Verlust oder eine Katastrophe trauern.
Dieser Vers richtet sich an dieselben Leser. Die Verfolger können sehr wohl dieselben sein, die unter anderen Umständen Mitgefühl brauchen. Der Christ kann da nicht wählerisch sein. Ob wir mit Reichen oder Armen zu tun haben oder vor Angenehmem oder Unangenehmen stehen, ob sich Freuden oder Trübsale des Lebens ankündigen – wir müssen so reagieren, wie es die Umstände erfordern. Unsere Reaktion muß unvoreingenommen sein. Unser Herr machte bei der Freude der Hochzeit zu Kana mit, und am Grab des kurz zuvor verstorbenen Lazarus weinte er mit den Trauernden. Der Ausdruck »erschütterte sich« (Johannes 11,33) verdeutlicht, daß Er Seine Gefühle beherrschte. Er weinte, doch wurde Er nicht von ungezügelten Gefühlen der Erschütterung beherrscht. Der Gläubige sollte in Freude wie in Leid über seinen Gefühlen stehen. Doch gleichzeitig müssen wir einsehen, daß mit zunehmender Intensität der Beziehung auch die Anteilnahme intensiver wird.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, daß das »Weinen mit den Weinenden« einfacher ist als das »Freuen mit den sich Freuenden«. Wenn es um Sorgen geht, spielt Neid keine Rolle, doch wenn es einen Grund zur Freude gibt, kann Neid tatsächlich ein Problem sein. Man braucht eine edle Gesinnung, um an der Freude eines anderen teilzuhaben, insbesondere wenn diese Person bisher wenig Interesse an den Freuden und Leiden anderer gezeigt hat. Die Maßstäbe des Christseins sind hoch. Wenn sich die Christen schon nicht richtig verhalten, kann man das von anderen erst recht nicht erwarten. Außerdem kann heute ein Tag der Freude oder des Leids für jemand anderes sein, und morgen ist Freude oder Leid womöglich das Los des Gläubigen. Deshalb geziemt es sich für alle, zu wissen, wann die rechte Zeit zum Mitfreuen und die Zeit zum Mitweinen ist.
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