„Nennt mich nicht Nọomi“, erwiderte sie. „Nennt mich Mạra, denn der Allmächtige hat mir das Leben sehr bitter gemacht. Als ich wegzog, hatte ich alles, und jetzt lässt Jehova mich mit leeren Händen zurückkommen. Warum solltet ihr mich Nọomi nennen, wenn sich doch Jehova gegen mich gestellt und der Allmächtige Unglück über mich gebracht hat?“
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ruth 1:20–21
»Nennt mich nicht länger Noomi (›die Fröhliche‹)«, erwiderte sie, »nennt mich Mara (›die Betrübte‹), denn der allmächtige Gott hat mir ein schweres Schicksal auferlegt: 21 Als ich von hier fortzog, hatte ich alles, was man sich nur wünschen kann. Jetzt lässt mich der Herr mit leeren Händen zurückkehren. Warum nennt ihr mich also noch Noomi? Der Herr hat sein Urteil gegen mich gesprochen; er, der Allmächtige, hat mir bitteres Leid zugefügt.«
Hoffnung für Alle – Ruth 1,20–21
»Nennt mich nicht mehr Noomi (- »die Liebliche« -)«, sagte sie, »nennt mich Mara (- bedeutet »bitter -); denn Gott, der Gewaltige (- Wiedergabe der hebräischen Gottesbezeichnung Schaddai (oder El Schaddai), deren genaue Bedeutung nicht mehr bekannt ist. Die Wiedergabe mit „der Gewaltige“ folgt dem Vorbild der alten griechischen Übersetzung, die Schaddai vermutlich mit einem hebräischen Wort für „überwältigen“ in Zusammenhang gebracht und meist mit „der Allherrscher“ wiedergegeben hat. Nach neuerer Auffassung bedeutet Schaddai möglicherweise „Bergbewohner“; in diesem Sinne würde es den Gott bezeichnen, der auf dem → Götterberg* wohnt und von dort aus über die Welt herrscht. -), hat mir ein sehr bitteres Schicksal bereitet. Mit meinem Mann und mit zwei Söhnen bin ich von hier weggezogen; arm und ohne Beschützer lässt der HERR mich heimkehren. Warum nennt ihr mich noch Noomi? Der HERR, der Gewaltige, hat sich gegen mich gewandt und mich ins Elend gestürzt.«
Gute Nachricht Bibel 2000 – Ruth 1,20–21
Aber wenn ich Jehovah diene, dann MUSS es mir doch gut gehen???
Schon in Ruth 1:13 sagt Noomi: „Nicht doch, meine Töchter! denn mir ergeht es viel bitterer als euch; denn die Hand Jehovas ist wider mich ausgegangen.“
Bitterer??
Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains : Hebrew (Old Testament)
352 מָרַר (mā-rǎr): v.; ≡ Str 4843; TWOT 1248-1. LN 79.39-79.44 (qal) bitter sein, d.h. in einem Zustand eines bestimmten scharfen, gewöhnlich unangenehmen Geschmacks sein (Jes 24:9+); 2. LN 25.223-25.250 (qal) Qualen erleiden, förmlich, bitter sein, d.h., ein Gefühl oder eine Haltung großen Leids und großer Angst haben, als Erweiterung des Zurückschreckens beim Genuss von bitteren Speisen oder Getränken; in manchen Kontexten ist damit eine Verachtung oder sogar ein Hass auf die eigenen Umstände oder den Gegner verbunden (Ru 1: 13; 1Sa 30:6; 2Ki 4:27; Jer 4:18; La 1:4+); (piel) ganz bitter sein (Ex 1:14; Jes 22:4+); (hif) bitterlich trauern (Ru 1:20; Hiob 27:2; Zec 12:10(2×)+)
In dem kleinen, ruhigen Dorf Bethlehem herrschte Aufregung – vor allem unter den Frauen7 -, als Noomi nach ihrer langen Abwesenheit unerwartet zurückkehrte, und das unter so veränderten Umständen. Die Klagen der Witwe selbst brachten sie sogar dazu, den alten Namen Naomi durch Mara („bitter“) zu ersetzen, denn „Jehova“ hatte „gegen sie ausgesagt“, und „Schaddai “ hatte sie heimgesucht. Ob Naomi und ihre Bekannten die wahre Bedeutung dieses „Zeugnisses“ Jehovas wirklich verstanden haben oder nicht, sicher ist, dass die vorübergehende Aufregung über ihre Ankunft bald verflog und die Witwe und ihr moabitischer Gefährte in ihrer Armut allein gelassen wurden. Offenbar gab es keine anderen nahen Verwandten von Elimelech, denn Boas selbst wird im Original als „ein Bekannter ihres Mannes “ (- Nicht, wie in der Autorisierten Fassung, „ein Verwandter ihres Mannes“. Die Rabbiner machen ihn zu einem Neffen von Elimelech, und zwar mit ebenso wenig Grund, wie sie darstellen, dass Naomi und Rut gerade ankamen, als sie die erste Frau des Boas begruben! Die Herleitung des Wortes Boas ist umstritten. Wir bevorzugen nach wie vor die Übersetzung des Namens: „in ihm Stärke“. -) bezeichnet, obwohl der Begriff auch auf eine Verwandtschaft hinweist. Und so wurden die Dinge während des tristen Winters immer schlimmer, bis endlich im Frühjahr die Gerstenernte eingebracht wurde.
Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel – altes Testament
Noomis Klage wurde konkret. Vor Jahren war sie voll , d. h. mit einem Ehemann und zwei Söhnen, nach Moab gezogen, nun kehrte sie leer zurück . In ihrer Trauer und Depression war sie nicht in der Lage, in ihren moabitischen Schwiegertöchtern irgendeinen Wert zu erkennen. Später erfuhr sie jedoch großen Segen durch Rut ( Rt 4,15 ). Noomi war sich sicher, daß Gott an allem schuld war. Ihre Rückkehr vertiefte ihr Leid nur. Sie sah nichts als die Einsamkeit und Hilflosigkeit einer Witwe vor sich. Ihre Klage beginnt und endet mit der Nennung des Allmächtigen , dem Namen des allmächtigen Gottes. Gott würde in ihr tiefes Leid bald gnädig eingreifen.
Walvoord Bibelkommentar
Dieser Vers bildet den Übergang zur Hoffnung für Noomi und Rut. Gott war nicht ihr Gegenspieler, sondern handelte in seiner souveränen Fürsorge zugunsten der beiden Witwen.
Noomi hatte Bethlehem wegen einer Hungersnot verlassen. Nun kehrte sie mit Hunger in ihrer Seele zurück. Die Gerstenernte in Bethlehem mußte ein willkommenes Zeichen gewesen sein, auch wenn es Noomi in ihrer Trauer nicht erkannt haben mag. (Die Gerstenernte lag im Monat Nisan [März/April]; vgl. die Übersicht „Der Kalender in Israel“ bei 2Mo 12 .)
Noomi meinte, sie sei mit leeren Händen zurückgekehrt. Doch sie hatte Rut, die Moabiterin , bei sich. Die Ernte war reif, und deswegen gab es Hoffnung.
Noomi verstand natürlich, was die Frauen mit ihrem erstaunten Ausruf alles wissen wollten. Ihre Antwort aber zeigt, wie verbittert sie war. Vermutlich hatte die Erinnerung bei der Rückkehr nach Bethlehem ihre Verbitterung hervorgerufen. Diese Menschen, diese Häuser und diese Straßen hatte sie vor wenigen Jahren mit einem Mann und zwei Söhnen verlassen. Nun war sie allein zurückgekommen. Gegenüber ihren Schwiegertöchtern hatte sie auf dem Weg nach Juda noch recht allgemein davon gesprochen, dass »die Hand Jahwes« sie »getroffen« habe (V. 13). Nun aber kann man ihr die ganze Tiefe der inneren Verletzung abspüren. Die Frauen hatten gefragt, ob sie nicht Noomi sei. Noomi griff die Bedeutung dieses Namens auf: »die Liebliche«. Nein, das war keine richtige Bezeichnung für sie. Sie fordert die Frauen auf: »Nennt mich Mara«, d.h. »die Bittere«. Sie selbst erklärt diesen Namen: »… denn der Allmächtige hat es mit mir sehr bitter gemacht.«
Edition C Bibelkommentar
Gott hatte es mit ihr sehr bitter gemacht. Er war es, der ihr dieses bittere Los zugedacht hatte. Man könnte hier auch übersetzen: »Er hat mich sehr bitter gemacht.« Allerdings wird die hebr. Formulierung, die sich hier findet, gewöhnlich angewendet, um ein Handeln an der entsprechenden Person zu kennzeichnen. Eine ähnliche Formulierung findet sich auch am Ende des nächsten Verses (»… der Allmächtige mir übel getan hat«).
Die Gottesbezeichnung, die Noomi hier benutzte, lautet »Schaddai«. Die Grundbedeutung dieses Begriffs ist nicht klar, er betont jedoch in besonderer Weise die Größe und Allmacht, aber auch das Gerichtshandeln Gottes (Campbell, 1975, S. 77). Er unterstreicht sozusagen die Souveränität Gottes. Der Gottesname Schaddai wird im Buch Rut nur in diesen beiden Versen (V. 20f) verwendet. Im AT findet er sich insgesamt 48-mal. In 1. Mose erscheint er sechsmal, und zwar vor allem im Zusammenhang mit Segenswünschen. Dadurch wird unterstrichen, dass Gott auch wirklich die Macht hat, das im Segen Erwünschte zu tun (vgl. 1.Mo. 28,3; 35,11; 43,14; 48,3; 49,25; vgl. S. 162f und 193) Besonders häufig (31-mal) kommt er im Buch Hiob vor. Diese Gottesbezeichnung kann sowohl die tröstliche Nähe und Hilfe Gottes (vgl. Ps. 91,1) als auch sein mächtiges Gerichtshandeln (vgl. Hiob 5,17; 6,4) unterstreichen. Von Noomi wurde er hier wie bei Hiob auch im letzteren Sinne gebraucht. Sie verstand Gott und sein Handeln nicht. Der Begriff Schaddai signalisiert sozusagen eine gewisse Distanz. Gott ist eben der Allmächtige, dessen Handeln oft unverständlich bleibt.
21 Noomis Anklagen gegen Gott steigern sich schrittweise. Jahwe, der Gott des Bundes mit Israel, hatte sie mit leeren Händen von Moab zurückgebracht. Dabei war sie gefüllt ausgezogen. Mit einem Mann, der für sie sorgte, und mit zwei Söhnen, die ihr Alter und ihre Zukunft sicherten, war sie aus Bethlehem weggezogen. Der Targum, die aramäische Übersetzung, erwähnt den Ehemann und die Söhne ausdrücklich (Levine, 1973, S. 24). Alles dies hatte Gott ihr genommen. In ihrer Anklage findet sich weder ein Hinweis darauf, unter welch schwierigen Umständen sie damals aus Israel weggezogen waren noch darauf, dass ihre Schwiegertochter Rut ja mit ihr zurückgekehrt war. Wie so oft erschien die Vergangenheit im goldenen Licht, während in den Problemen der Gegenwart nur noch Dunkelheit zu sein schien.
Am Ende jedes Kapitels wird indirekt auf diese Anklage der Noomi Bezug genommen und gezeigt, wie Gott die Leere der Noomi nach und nach ausgefüllt hat, zunächst durch die materielle Versorgung (2,18–23), dann durch Boas, der ihr sozusagen als Beweis für sein Versprechen, sich um sie und Rut zu kümmern, Getreide schickte (3,16–18) und schließlich durch Obed, den Sohn von Rut und Boas, der ihre Hoffnungslosigkeit beendete und ihr Zukunft schenkte (4,14–22).
Noch einmal stellte Noomi die Bedeutung ihres Namens in Frage: »Warum nennt ihr mich Noomi?« Nein, lieblich war nichts mehr in und an ihrem Leben. Schließlich hatte Jahwe sie gebeugt. Erneut benutzte Noomi den Gottesnamen Jahwe. Der Gott des Bundes, der Gott der Verheißung, hatte sie gedemütigt und niedergedrückt (»gebeugt«). Gott hatte sie, so Noomi, erbittert, mit leeren Händen zurückgebracht und dadurch zutiefst erniedrigt. Man spürt in diesen Worten die ganze Not und Bitterkeit einer Frau, die früher einmal eine gewisse Position in der Gemeinschaft ihrer Stadt eingenommen hatte, wie man aus dem großen Interesse an ihrer Rückkehr nach Bethlehem ersehen kann, und die nun als eine arme Frau zurückgekehrt war, die auf Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen war.
In einem abschließenden Ausruf der Verzweiflung fasste sie diese ihre Situation noch einmal zusammen. Der Allmächtige (Schaddai) hatte ihr übel getan, so meinte sie. Nur sehr selten wird der Begriff, den Noomi hier für »übel tun« benutzt, im AT auf Gott angewandt. In ihm schwingt sehr stark der Begriff »Böses« mit, allerdings nicht so sehr im ethisch-moralischen Sinne. Vielmehr geht es gewöhnlich darum, dass sich etwas aus der Sicht des Betroffenen als »Böse«, als »Unheil« erweist. Gott hatte sie, so meinte Noomi, gestraft, hatte ihr Übles zugefügt. Zwar klagte sie Gott nicht direkt an oder forderte ausdrücklich von ihm eine Antwort auf die Frage nach dem »Warum«, aber in ihren Worten wird doch deutlich, dass sie Gottes Handeln mit Unverständnis und Verbitterung gegenüberstand.
In einem abschließenden Ausruf der Verzweiflung fasste sie diese ihre Situation noch einmal zusammen. Der Allmächtige (Schaddai) hatte ihr übel getan, so meinte sie. Nur sehr selten wird der Begriff, den Noomi hier für »übel tun« benutzt, im AT auf Gott angewandt. In ihm schwingt sehr stark der Begriff »Böses« mit, allerdings nicht so sehr im ethisch-moralischen Sinne. Vielmehr geht es gewöhnlich darum, dass sich etwas aus der Sicht des Betroffenen als »Böse«, als »Unheil« erweist. Gott hatte sie, so meinte Noomi, gestraft, hatte ihr Übles zugefügt. Zwar klagte sie Gott nicht direkt an oder forderte ausdrücklich von ihm eine Antwort auf die Frage nach dem »Warum«, aber in ihren Worten wird doch deutlich, dass sie Gottes Handeln mit Unverständnis und Verbitterung gegenüberstand.
Achtmal findet sich in diesen wenigen Sätzen das Pronomen der ersten Person. Noomi war es, die verletzt war, die bitter gemacht wurde, die alles verloren hatte. Dieser Ausbruch der Bitterkeit ließ die Fragen der Frauen verstummen. Jedenfalls wird uns nicht berichtet, dass sie noch einmal an Noomi herantraten. Erst viel später (vgl. 4,14f) kamen sie noch einmal zu Wort, als Obed geboren und so das Schicksal Noomis gewendet war. In diesem Lob des Handelns Gottes am Ende des Buches Rut wurde sozusagen die Antwort auf das anklagende »Warum« gegeben, das in dem verbitterten Ausruf der heimkehrenden Noomi mitschwang. Wichtig aber ist zunächst einmal, dass Gott die bittere Klage der Noomi zuließ und diese nicht für ihr »ungebührliches« Verhalten oder ihr mangelndes Vertrauen strafte. Vielmehr führte Gott sie schrittweise zu der Erkenntnis, die dann in Kap. 4 in der Aussage gipfelt, dass Rut für Noomi besser war als »sieben Söhne« (4,15).
Ver. 20. Nennt mich nicht Naomi, nennt mich Mara. Das allgemeine Erstaunen über eine solche Rückkehr gab zweifellos Anlass zu vielen Überlegungen, die vor allem eine Frau tief empfinden würde. Nicht nur der äußere Vergleich zwischen „damals“ und „heute“, sondern auch die Gründe für den damaligen Aufbruch werden ins Gedächtnis gerufen. Damals entsprachen Naomis Leben und ihre Lebensumstände dem freundlichen und fröhlichen Namen, den sie trug. Jetzt sollte sie besser Mara heißen, die Bittere, Traurige. Es ist offensichtlich, dass die Namen immer noch mit einem bewussten Bezug zu ihrer Bedeutung beibehalten wurden. Mit diesen und den folgenden Worten will Naomi die Einwohner von Bethlehem offensichtlich über ihr Schicksal informieren. Ich bin nicht mehr die alte Naomi; denn was ich an Glück besaß, habe ich verloren. Ich habe nichts Angenehmes mehr an mir: Mein Leben ist wie eine salzige, bittere Quelle, ohne Geschmack und Würze.
Paulus Cassel. P.H. Steenstra – Das Buch Rut
Denn der Allmächtige (Schaddai) hat mir bitteres Leid zugefügt. Warum Schaddai? Die Verwendung dieses göttlichen Nachnamens muss auch hier mit seiner bedeutungsschwangeren Bedeutung in Verbindung gebracht werden. Die Erklärung, die zwangsläufig gegeben werden muss, ist nicht mit seiner Ableitung von שָׁדַד vereinbar, das immer in einem bestimmten Sinn gebraucht wird. Wie diese Erklärung lautet, wird deutlich, wenn wir die Stellen betrachten, in denen der Name zum ersten Mal und mit Nachdruck verwendet wird. Wir wählen daher die Genesis aus, in der der Name Schaddai häufiger vorkommt als in allen anderen Büchern außer Hiob, und zwar immer als Bezeichnung für den gnädigen, fruchtbaren Gott, durch den die Vermehrung der Menschheit gewährleistet wird. So wird er von Gott in 1. Mose 17,1 ff. angenommen, wo er zu Abram sagt: „Ich mache dich überaus fruchtbar, zum Vater einer Vielzahl von Völkern“, usw. Gen. 28,3: „El Schaddai wird dich segnen und fruchtbar machen.“ Gen 35,11: „Ich bin El Schaddai, seid fruchtbar und mehret euch.“ Mose 48,3: „El Schaddai erschien mir und sprach: Siehe, ich mache dich fruchtbar und mehre dich.“ Gen. 49:25: „Schaddai wird dich segnen – mit dem Segen der Brüste (שָׁדַיִם) und des Mutterleibs.“ Aus demselben Grund wird es in Gen. 43:14 verwendet, wo es um das Schicksal der Kinder Jakobs geht. Der gnädige Gott, die Quelle der Fruchtbarkeit und des Lebens, gibt seinen Segen an seine auserwählten Heiligen, aber von den Sündern und denen, die er prüft, nimmt er weg, was er anderen gibt. Daher der häufige Gebrauch des Namens bei Hiob, der an seinen Kindern gezüchtigt wird, vgl. Kap. 8,3: „Wird Schaddai die Gerechtigkeit verdrehen? Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben, hat er sie in die Hand ihrer Übertretungen gegeben.“ Und in diesem Sinne verwendet auch Naomi den Namen Schaddai, wenn sie von ihrem Elend spricht. Denn der Tod ihres Mannes und ihrer Söhne hat ihre Familie verwüstet und unfruchtbar gemacht. Das Wort muss daher zweifellos auf eine Wurzel שָׁדָה zurückgehen, die im Arabischen noch immer in der Bedeutung „bewässern, befruchten“ verwendet wird. Denn dass alle Fruchtbarkeit vom Wasser kommt, durch das die Trockenheit beseitigt und der Durst gestillt wird, ist eine tief verwurzelte Vorstellung, besonders im orientalischen Altertum. Zahlreiche mythische Bilder des Heidentums stellen ihre Helden als Bezwinger von Dürre und Unfruchtbarkeit dar, indem sie den Regen und die Ströme befreien. Der Name des indischen Gottes Indra leitet sich von Ind = und, fließen, ab und bedeutet daher „der Regenspender“, der die Wolken befreit, damit sie ihre Schauer verteilen können (vgl. E. Meier, Ind. Liederb. , S. 147 f.). Der wahre Regenspender, der die Fruchtbarkeit der Erde, der Tiere und der Menschen spendet und steigert, ist der lebendige, persönliche Gott Schaddai. Die Wurzel שָׁדָה muss auch שַׁד, mamma, erklären, eigentlich die Quelle des Regens und des Segens für Mensch und Tier, wie Gellius (xii. 1) sie nennt, fontem sanctissimum corporis, und die Erzieherin des menschlichen Geschlechts. So können wir die weit verbreitete philologische Wurzel erkennen, zu der shadah, Wasser, shad (Aram tad), mamma, gehört; denn sie ist mit dem Sanskrit dhe, dem Griechischen θῆσαι, dem Gotischen daddjan (altdeutsch tutta usw., vgl. Benfey, Gr. Gram. ii. 270) verbunden, in allen Formen ist die Idee des Trinkens, des Säugens, vorhanden. Von dem griechischen Wort leitet sich der Name der Göttin Thetis ab, als „Amme des Menschengeschlechts“ (vgl. Welcker, Gr. Mythol., i. 618). Dass Artemis von Ephesus als Multimammia dargestellt wurde, ist nicht nur aus antiken Skulpturen, sondern auch aus den Schriften der Kirchenväter bekannt; vgl. die Worte von Hieronymus (in Proœm Ep. Pauli ad Ephes.): omnium bestiarum et viventium esse nutricem mentiuntur. Naomi trug ihren Namen zu Recht, als sie mit einer blühenden Familie nach Moab ging – aber jetzt hat Schaddai, der den Segen gegeben hat, ihn wieder weggenommen.
Ver. 21. Ich bin voll ausgezogen, und Jehova hat mich leer wieder heimgebracht. Voller Familienglück, voller Freude über ihre Söhne und voller Hoffnung auf ein fröhliches Alter, umgeben von Kindern und Kindeskindern; aber jetzt ist sie leer, ohne Besitz und ohne Hoffnung. Ein reumütiges Gefühl durchdringt ihre Klage. Ich bin weggegangen, obwohl ich voll war, und weil ich voll war, komme ich leer zurück. Aus diesem Grund sagt sie. „Ich bin weggegangen, und Jehova hat mich wieder nach Hause gebracht.“ Ich bin gegangen, weil es mein Wille war, zu gehen, nicht der Gottes; jetzt hat mich Gottes Urteil zurückgeschickt. Mit diesem einen Wort macht sie ihrem Kummer darüber Luft, dass sie in den Zeiten der Hungersnot ihr Volk im Stich gelassen hat, obwohl sie selbst glücklich war. Was für ein Übel ist es, dem eigenen Willen zu folgen, wenn dieser sich nicht nach den Geboten Gottes richtet! Der Mensch geht, aber Gott bringt nach Hause. Doch neben diesem reuevollen Gefühl gibt es noch einen weiteren Aspekt, der Naomis wunderbaren Charakter kennzeichnet und den man nicht übersehen darf. Sie sagt: „Ich bin gegangen, mich hat Gott bedrängt“, nicht: „Wir sind gegangen – mein Mann hat mich mitgenommen“, sondern: „Ich bin nur aus Pflichtgefühl gefolgt. Sie macht Elimelech keine Vorwürfe und entschuldigt sich auch nicht für sich selbst. Richtig ist, dass die Schuld bei ihrem Mann und ihren Söhnen lag. Sie waren die Urheber des Unterfangens, das so verhängnisvoll endete, aber daran hat sie keine Erinnerung. Sie klagt sie weder an, noch bemitleidet sie sie. Über das Übel, das sie erlebt haben, spricht sie nicht. Ich bin gegangen, und Gott hat mich wieder nach Hause gebracht, leer und ohne Mann und Kind. Deshalb, so wiederholt sie, nennt mich nicht Naomi! Dieser Name, wenn sie ihn hört, deutet auf den ganzen Kontrast zwischen dem, was sie war, und dem, was sie jetzt ist.
Denn Jehova hat gegen mich bezeugt, עָנָה בִי. Der innere Zusammenhang mit den vorangegangenen Gedanken bestätigt die Richtigkeit der masoretischen Deutung. Von der Lesart der LXX, „er hat mich gedemütigt“, wurde zu Recht abgewichen, denn sie ist nur eine Umschreibung des Sinns. Das, was Bertheau für die Schwierigkeit der Stelle hält, dass sie Gott gegen eine Person aussagen lässt, während anderswo nur Menschen Zeugnis ablegen, ist genau der besondere Gedanke von Naomi: „Ich ging“, sagt sie, „und Gott hat bezeugt, dass dieses Gehen eine Sünde war. Durch den Ausgang meiner Auswanderung hat Gott bezeugt, dass ihr Anfang nicht in ihm, sondern in uns selbst begründet war.“ Es ist eine Besonderheit der Frömmigkeit, dass sie den Ausgang aller Angelegenheiten des Lebens Gott zuschreibt. „War es richtig oder nicht, dass ich (nämlich Elimelech und sie) nach Moab weggezogen bin?“ Die Menschen mögen darüber im Zweifel sein. Aber das Ende, sagt sie, legt Zeugnis gegen uns ab, die wir unseren eigenen Neigungen folgten. Gott zeugt gegen sie, denn „Schaddai hat mich bedrängt“. Mit anderen Worten: Weil Gott als Schaddai das Leid zu meinem Teil gemacht hat, hat er gegen mich Zeugnis abgelegt. Die beiden Sätze, עָנָה בִי יְהֹוָה, und שַׁדַּי הֵרַע-לִי, sind nicht so sehr parallel, sondern erklären sich gegenseitig. Durch den Verlust meiner Kinder und meiner Familie, sagt Naomi, erkenne ich, dass er mich „für schuldig erklärt“, wie der Targum עָנָה בִי auch hervorragend wiedergibt. Gleichzeitig kommt hier die Bedeutung von Schaddai wieder deutlich zum Vorschein. Denn er ist es, der ihr Leid zufügt, allein dadurch, dass ihr die Kinder weggenommen werden. Das, was Gott als Schaddai, der Geber der Fruchtbarkeit, ihr angetan hat, als er ihre Söhne verdorren ließ, beweist, dass Gott gegen sie zeugt. הֵרַע wird hier genauso verwendet wie in Jos. 24:20: „Wenn ihr Jehova verlasst, wird er euch Schaden zufügen (הֵרַע לָכֶם) und euch ganz und gar verderben.“
In Vers 19 wird die Reise beschrieben: So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem kamen. Das wäre eine Reise von etwa fünfundsiebzig Meilen, und auch kein gerader oder ebener Weg. Es bedeutete, dass sie vom moabitischen Hochland zum Jordantal hinabsteigen mussten, ein Abstieg von 4.500 Fuß, gefolgt von einem Aufstieg nach Bethlehem von 3.750 Fuß, wobei sie durch Wüstengebiet, durch die Wildnis von Juda gingen. Dieser Vers beschreibt dann die Reaktion Bethlehems auf Naomis Rückkehr. Der Text gibt den Zeitpunkt an: Und es geschah, als sie nach Bethlehem kamen. Die Reaktion war, dass die ganze Stadt sich um sie herum bewegte. Das verwendete hebräische Wort ist hum und bedeutet „murmeln“, „brüllen“, „aufregen“. Das Wort unterstreicht die große Aufregung, die mit der Rückkehr von Naomi verbunden war. Dasselbe Wort wird für die Aufregung der Israeliten verwendet, als die Bundeslade ins Lager gebracht wurde (1 Sam 4,5); es wird auch in 1 Kön 1,45 verwendet. Die wörtliche Antwort lautete: „Und die Frauen sagten: Ist das Naomi?
Arnold Fruchtenbaum – Ruth
Die Verse 20 bis 21 enthalten Naomis Antwort. In Vers 20 beginnt sie damit, dass sie ihnen sagt, sie sollten sie mit einem neuen Namen anreden: Nennt mich nicht Naomi, sondern Mara. Im Hebräischen würde der Name Mara mit dem Buchstaben he am Ende geschrieben werden. Im Originaltext wird er jedoch mit einem Aleph geschrieben, was darauf hindeutet, dass das Wort aramäisch, aber auch moabitisch sein könnte. Wahrscheinlich gab es eine größere Ähnlichkeit zwischen dem Moabitischen und dem Aramäischen, daher wird es im Text in der moabitischen Form geschrieben. Naomi bedeutet „angenehm“; Mara bedeutet „bitter“. Dies war Naomis Reaktion, um eine emotionale Reaktion auf eine zerstörerische, herzzerreißende Situation auszudrücken. Der Grund, warum sie sie nicht Naomi, sondern Mara nennen sollten, ist, dass der Allmächtige sehr bitter mit mir umgegangen war. Sie benutzte den Namen Schaddai, einen Namen für Gott, der achtundvierzig Mal im Alten Testament vorkommt. In einunddreißig dieser achtundvierzig Male kommt Schaddai im Buch Hiob vor. Der Name unterstreicht Gottes Macht, die er nach eigenem Gutdünken austeilt. Wenn Gott bestimmt hatte, dass Bitterkeit in ihr Leben treten sollte, gab es keine andere Möglichkeit; sie musste kommen. Mit ihren Worten zeigt sie erneut, dass sie nicht an einen reinen Zufall glaubte, sondern an die göttliche Vorsehung. In Vers 21 erklärt Noomi den Grund für den neuen Namen – ihren veränderten Zustand: Ich bin voll ausgezogen, und Jehova hat mich leer wieder heimgebracht. Sie war nicht mit Reichtum und Besitz ausgezogen, sondern mit einem Mann und zwei Söhnen. Das Wort „leer“ steht in der Betonung: leer, da die beiden Söhne und der Ehemann weg sind. Dennoch ist sie nicht völlig leer: Sie hat Rut, die Naomi in ihrem hohen Alter ernähren wird und die auch für die Erlösung von Naomis Wohlstand und Elimelechs Linie sorgen wird. Dann verwies Naomi wieder auf ihren geänderten Namen: Warum nennt ihr mich Naomi, da Jehova gegen mich ausgesagt hat. Im Hebräischen hat der qal-Stamm die Bedeutung von „bezeugen“. Das bedeutet, dass Gott gegen sie Zeugnis abgelegt hat, weil er sie in Bedrängnis gebracht hat, vielleicht weil sie das Land Israel verlassen hat, um in das Land Moab zu ziehen. So sagt sie: Der Allmächtige hat mich bedrängt. Wieder benutzt sie Schaddai. Sie war hilflos gegenüber Gottes allmächtiger Macht. Gott war übermächtig, im Land Moab ebenso wie im Land Israel.
Vers 22 schließt die erste Episode, die Naomi betrifft: So kehrte Naomi zurück und mit ihr ihre Schwiegertochter Rut, die Moabiterin, die aus dem Land Moab zurückgekehrt war. Die rabbinische Tradition besagt, dass am selben Tag die Frau des Boas starb:
Falls wir uns auch „bitterer“ fühlen – und denken, dass Jehovah uns gerade das Leben „schwer machen würde“ – dann schau auf Noomi! Jehovah kennt unser gesamtes Leben – in allen Einzelheiten. Und manchmal läßt ER bittere Zeiten zu – zu unserem Nutzen – denn ER kennt auch den Ausgang der Sache!
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