Danke liebe taz

ich lese euch ja sowie so gern! aber heute muss ich das mal erwähnen! Auf der Titelseite steht heute auf der taz:

Wir Ausbeuter

dann folgt eine Spalte, die jeden Zeitungsausträger, wie mir, gut gefallen muss! Ja, wir Zeitungsausträger verdienen momentan nur zwischen 3 und 4 Euro die Stunde, je nach Gebiet und Geschwindigkeit. Und wenn ich mir die Ausreden der Verlage anhöre – dann muss ich als Bote an die „großartigen Werbegeschenke“ denken, die ein Neuabonnent erhält – da ist komischer Weise genug Geld da, um diesem ein Geschenk zu geben, von denen der Bote viele viele Monate laufen für müsste! Spart doch diese Geschenke und gebt den Boten das Geld was ihnen zusteht – dann ist der Abonnent auch zufrieden 😉 Aber zu diesen, die das Geld als Geschenk an die falsche Adresse schicken, gehört die taz ja nun wirklich nicht!

BERLIN taz | Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, den der Bundestag am Donnerstag beschließt, wird so sicher kommen wie die abonnierte Zeitung in den Briefkasten – nur eben mit Ausnahmen. Zu denen gehören auch die Zeitungsboten.

Für sie gibt es eine Übergangsregelung: Im Jahr 2015 darf der Botenlohn 25 Prozent unter dem Mindestlohn liegen, 2016 noch 15 Prozent darunter. Erst ab 2017 sollen auch Boten 8,50 Euro bekommen – also zwei Jahre später als Angestellte in anderen Branchen.

Das betrifft auch Zeitungsboten, die die taz austragen – auch wenn zwischen taz und Bote keine direkte Verbindung besteht. Die taz hat Verträge mit der Post und Regionalzeitungen, die sich dann um die Auslieferung der Zeitungen kümmern – meist mittels Vertriebsgesellschaften, die wiederum mit Agenturen zusammenarbeiten. Was ein Zeitungsbote also am Ende verdient, kann die taz selbst kaum beeinflussen.

Besonders kompliziert: Die Boten werden heute in der Regel nach Stückzahl bezahlt. Ihr Lohn fällt je nach Siedlungs- und Abonnentendichte unterschiedlich aus. In Berlin verdient ein Träger beispielsweise pro Zeitung zwischen 4 und 10 Cent. Meist bleibt am Monatsende ein Lohn, der durch Hartz IV aufgestockt wird. Insofern sollte selbst die Übergangsregelung für viele eine Verbesserung sein.

taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch sieht aber ein ganz anderes Problem: „Ich glaube, die Boten werden vielleicht nie einen Mindestlohn kriegen, weil es dann diesen Beruf nicht mehr gibt.“ Ein Mindestlohn in ländlichen Regionen werde wohl zu Stellenabbau oder Scheinselbstständigkeit führen. Eine gedruckte Zeitung könnte dann durch E-Paper ersetzt werden. Dann wäre für den Boten nicht der verzögerte Mindestlohn das Problem, sondern die Frage, ob er seinen Job behält.

Ein Kommentar

  1. Thomas sagt:

    auf der Seite der taz zu finden:

    Zeitungen kaufen keine Zeitungen

    Zeitungsverlegern ist es gelungen, ihre Austräger vorerst vom Mindestlohn auszunehmen. Damit verfolgen sie eine fatale Logik.
    Die Medien werden gern die „vierte Macht im Staate“ genannt. Diesen Einfluss nutzen die Medien hemmungslos, wenn es um ihre eigenen Brancheninteressen geht. Diesmal ist es den Zeitungsverlegern gelungen, ihre Austräger vorerst vom gesetzlichen Mindestlohn auszunehmen.

    Zeitungsboten sind eine eher kleine Gruppe, sodass man denken könnte: Na und? Aber die Verlage folgen einer fatalen Logik, die in allen Branchen zu finden ist – und die erklärt, warum es so lange gedauert hat, einen Mindestlohn in Deutschland durchzusetzen.

    Die meisten Firmenchefs begehen den Denkfehler, Betriebs- und Volkswirtschaft zu verwechseln. Nach dem Motto: Was für unser Unternehmen gut ist, ist gut für Deutschland. In dieser Logik sind Löhne nur Kosten, die möglichst zu drücken sind. Den Unternehmern entgeht, dass die Angestellten gleichzeitig ihre besten Kunden sind. Wenn die Löhne sinken, sinkt auch die Nachfrage. Man kann den Spruch gar nicht oft genug zitieren, der Henry Ford angedichtet wird: „Autos kaufen keine Autos.“

    Das betriebswirtschaftliche Kostenargument wird besonders gern in Branchen bemüht, die strukturell in der Krise sind. Auch dafür sind die Zeitungsverlage typisch: Sie kämpfen mit schwindenden Auflagen und verlorenen Anzeigen, weswegen es naheliegend erscheint, bei den Zeitungsboten zu sparen.
    Gleiche Debatte bei ostdeutschen Friseuren

    Die gleiche Debatte kreiste um ostdeutsche Friseure. Jede Talkshow fragte bang: Würden die Salons pleitegehen, wenn der Mindestlohn kommt?! Diese Sorge ist doppelt unberechtigt. Vor Ort wird eine Art Kreisverkehr stattfinden: Wenn jeder Ostdeutsche mindestens 8,50 Euro verdient, werden sich mehr Leute einen Friseur leisten können.

    Vor allem aber: Die Rechnung ging nicht auf. Um ein paar angeblich gefährdete Stellen zu erhalten, wurde toleriert, dass die Reallöhne auf breiter Front sanken. Die deutschen Arbeitnehmer verdienen heute im Durchschnitt 0,7 Prozent weniger als im Jahr 2000. Und weil die Binnennachfrage fehlte, ist die Wirtschaft kaum gewachsen. Es hat Jobs gekostet, nicht gerettet, viel zu lange auf den Mindestlohn zu verzichten.

    Auch jetzt ist es nicht perfekt. Der Mindestlohn müsste bei 10 Euro pro Stunde liegen, um die Leistungskraft der deutschen Volkswirtschaft abzubilden. Also bitte, keine Rücksicht mehr auf die Zeitungsverleger!

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