Autor: Thomas

Nimmst du Gott immer noch nicht ernst?

Der andere aber antwortete und strafte ihn und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist?
Elberfelder 1871 – Lukas 23,40

Aber der andere wies ihn zurecht und sagte: »Nimmst du Gott immer noch nicht ernst? Du bist doch genauso zum Tod verurteilt wie er,
Gute Nachricht Bibel – Lukas 23:40

Aber der andere wies ihn zurecht. »Fürchtest du Gott auch jetzt noch nicht, wo du doch ebenso schlimm bestraft worden bist wie dieser Mann und wie ich?«, sagte er zu ihm.
Neue Genfer Übersetzung 2013 -Lk 23,40

Aber als der Andersartige sich davon distanzierte, sagte er ihn anherrschend: „Respektierst du deinerseits Gott nicht einmal darüber, dass du dich unter demselben Urteilsspruch befindest?
Gottes Agenda – Lk 23:40

Kann man auf dem Sterbebett sich zu Jehovah „bekehren“?

Im Gegensatz zu Matthäus und Johannes geht der Evangelist Lukas nicht darauf ein, daß sich bei der Kreuzigung und beim Tod Jesu die Vorhersagen des Alten Testaments über den Tod des Menschensohnes erfüllten. Ihm war es wichtiger, deutlich zu machen, daß Jesus auch im Sterben noch der vergebende Messias war. Er bat den Vater, denen zu vergeben, die ihn töteten (V. 34), und vergab seinerseits einem der Männer, die mit ihm zum Tode verurteilt worden waren (V. 43). Noch im Tod hatte Jesus die Macht, die Beziehung der Menschen zu Gott wiederherzustellen. Und doch spotteten die Oberen (V. 35) und die Soldaten (V. 36 – 37), und sogar einer der Übeltäter, die mit ihm gekreuzigt wurden, lästerte ihn (V. 39).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Man könnte auch übersetzen: »Da widersprach ihm (oder: tadelte ihn) der andere entschieden …«.
Dieser »andere«, vermutlich ebenfalls ein Zelot, vermutlich ebenfalls aus der Gruppe des Barabbas, vermutlich ebenfalls am Mordanschlag in Jerusalem beteiligt (Mk 15,7), verurteilt jetzt die Lästerung seitens seines Genossen – und zwar aus religiösen Gründen. Er fragt: »Fürchtest nicht einmal du Gott?« Das »Du« ist betont. Er weist auf die Gottesfurcht hin, die jetzt besonders nötig ist, weil sie bald sterben und vor Gottes Richterstuhl stehen werden (vgl. Mt 10,28; Lk 12,5; 2 Kor 5,10). Die anwesenden Zuschauer und Führer des Volkes mögen spotten. Ganz anders ist es für sie, die jetzt »in derselben Verdammnis« sind, d. h. zum Tode Verurteilte und Sterbende.

Was bewegte den Fragenden zu seiner geänderten Einstellung?
Nach Vers 41 war es die Erkenntnis der eigenen Sünde. »Und wir zwar«, sagt der Schächer, »mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdient haben (oder: wert sind)«. Das heißt doch: Unsere »Verdammnis«, unsere Verurteilung ans Kreuz, ist zurecht erfolgt. Der Ausdruck »mit Recht« lässt sich auch übersetzen: »der Gerechtigkeit entsprechend«. Menschliche und göttliche Gerechtigkeit verlangten eine solche Strafe.
Das deutet noch einmal darauf hin, dass sie Mittäter beim Mord gewesen waren (»wir«!, vgl. Mk 15,7; Lk 23,19; Apg 3,14). »Wir empfangen, was unsere Taten verdient haben« ist ein Satz, der auch im göttlichen Licht gilt (vgl. Joh 5,29; Apg 17,31; Röm 2,6ff.; 2 Kor 5,10). Dan wir alle Sünder sind, können wir der ewigen Strafe nur so entgehen, dass Jesus unsere Schuld auf sich nimmt. Er büßt sie am Kreuz, und wer an Jesus glaubt, der wird freigesprochen (Joh 3,16). Doch wie soll man an Jesus glauben, wenn man von seiner eigenen Gerechtigkeit überzeugt ist? Erst durch die Erkenntnis der eigenen Sünde kommt man zum wahren Glauben. Das aber geschieht jetzt sehr eindrücklich beim sog. »Schächer«.

»Der aber hat nichts Unrechtes getan«, bekennt er von Jesus (Lk 23, 41). Ein wichtiger Satz! – denn er hat weitreichende Konsequenzen. Zunächst gehört dieser Satz in die Reihe der Unschuldserklärungen für Jesus. So oder ähnlich haben schon Pilatus (Lk 23,4.14-22) und Herodes gesprochen (Lk 23,11.15). Eine merkwürdige Zeugenkette: der römische Statthalter Pilatus, der halbjüdische Herodes und der jüdische Zelot. Sie entspricht dem Zeugenrecht des AT (4 Mo 35,30; 5 Mo 17,6; 19,15). Sodann aber wird dieser Satz in der Gewissheit der Nähe des göttlichen Richterthrones gesprochen. Er besagt also: »Auch vor Gott hat sich Jesus kein Unrecht zuschulden kommen lassen« (vgl. Joh 8,46). Schließlich fällt der griechische Ausdruck für »Unrechtes« auf. Es heißt nämlich ganz wörtlich: »nichts, was nicht am Platze wäre« – geschweige denn eine Sünde! So völlig in Übereinstimmung mit Gott lebte Jesus nach der Überzeugung des sterbenden Zeloten.

Wie kam der Mann zu dieser Überzeugung? Wir wissen es nicht. Man kann höchstens vermuten, dass er tief beeindruckt war von dem geduldigen Leiden Jesu und seiner Fürbitte für die bösen Menschen, die ihn ans Kreuz schlugen (vgl. Lk 23, 46-47). Evtl. war er Jesus auch schon früher begegnet.

»Und weiter sagte er: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!« (Lk 23, 42). Schon oben sind wir darauf gestoßen, dass die ans Kreuz Geschlagenen noch stundenlang bei Bewusstsein waren und sprechen konnten. So liegt in dem Gespräch der Gekreuzigten untereinander nichts Unnatürliches. »Und weiter sagte er«: Nach der griechischen Grammatik beginnt hier ein neuer Gesprächsgang. Der Charakter der Reden wird ein anderer. Aus der Diskussion wechselt das Gespräch in Richtung auf Bitte und Bekenntnis. Die Anrede ist die schlichteste, die es gibt. Der Schächer benutzt nur den Namen: »Jesus«. Mehr brauchen auch wir in unseren Gebeten nicht zu sagen. »Gedenke an mich!«, bat auch Josef im Gefängnis (1 Mo 40,14). Hier will der Schächer aus dem Gefängnis seiner Schuld und seiner Verlorenheit heraus. Er hat gesehen, dass ein Gottesreich auf Erden eine Illusion wäre. Deshalb sieht er Jesus schon auf dem Weg in das ewige Gottesreich und bittet: »Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!« Nur denken soll er an ihn: Mehr wagt er nicht zu bitten. Aber das genügt auch schon. Wenn Jesus an ihn denkt, wird es mit seinem ewigen Schicksal gut werden. Was für ein riesiges Vertrauen! Wir sprechen so viel von der »Schächergnade«. Wir sollten genauso viel vom »Schächerglauben« sprechen. Doch bleiben wir noch einen Augenblick bei dem Ausdruck »dein Reich«. »Dein Reich« heißt doch klipp und klar: »Du bist wirklich der Messias«, »Du wirst das ewige >Reich« regieren, das nach Dan 7,14ff kommen soll.« Von seinem Reich hatte Jesus selbst gesprochen (Mt 13,41; 16,28; 20,21ff.; Joh 18,36). Wieder drängt sich die Vermutung auf, dass dieser Mann Jesus schon früher begegnet ist. Auf jeden Fall aber glaubt er jetzt, dass Jesus der wahre Messias ist. Noch einmal: Was für ein Glaube!

Gerhard Maier – Edition C

Das zweite Wort Jesu ist an den Einen der beiden Räuber gerichtet und zeigt uns den Weg, auf welchem wir uns die ermöglichte und erworbene Versöhnung zu eigen zu machen haben. Während Jesus mit seinem eigenen Blute eingeht in das himmlische Heiligthum, während er als das Lamm Gottes sich zum Opfer darbringt für das gesamte Menschengeschlecht, steht die Menschheit ihm gegenüber entweder feindselig und mit höllischem Haß erfüllt, oder kalt und erstarrt. Noch niemals ist ein so großes und wichtiges Werk für die Menschheit gethan worden, und doch hat die geringste und unbedeutendste Wohlthat eine größere Theilnahme der Betheiligten gefunden, als diese Wohlthat aller Wohlthaten. Es kann dies Niemand erwägen, ohne von einem tiefen Schmerz über die Verderbtheit seines Geschlechtes ergriffen zu werden. Allen aber, die darüber trauern, muß es ein wahres Labsal sein, daß sich aus der ganzen Summe der Menschenkinder, die durch das Blut Jesu versöhnet werden, Einer gefunden hat, der während der Versöhnungsthat selber von einer tiefen, heiligen Ahnung über das, was vorging, erfaßt worden ist. Dieser Eine, der unseren Kummer über den Stumpfsinn der Menschheit ein wenig lindert, ist nicht Johannes unter dem Kreuze, den Jesus lieb hatte, sondern der Räuber an seinem Kreuze, der Jesum vermuthlich zum ersten Male sah und hörte. Wir haben schon bemerkt, daß wir als den Gipfelpunkt der Lästerung unter dem Kreuz den Spott des Einen der beiden Mitgekreuzigten zu betrachten haben. Aber eben dieses Übermaß der Frivolität und Ruchlosigkeit ruft eine Reaktion hervor. Der Andere der beiden Schächer, der vermuthlich Mitgenosse seines Verbrechens war, wie er mit ihm dieselbe Strafe zu gleicher Zeit erleidet, stellt ihn mit einem sehr ernsten und höchst merkwürdigen Wort zur Rede. Dieser sagt zu jenem: „und auch du fürchtest Gott nicht, der du doch in derselben Verdammnis bist? Und zwar mit Recht, denn was unsere Thaten verdient haben, empfangen wir, dieser aber hat nichts Ungeschicktes gethan“ (s. Lukas 23,40.41). Das Nächste, was uns aus diesem Worte des Schächers entgegenleuchtet, ist die Klarheit über seine eigene Gegenwart. Er erkennet ohne Vorbehalt an, daß er mit seinem Genossen das Kreuz als eine gerechte Strafe erleide. Indem er zur Anerkenntnis seiner Sünde gekommen ist, ergibt er sich ohne Widerstreben in die Gerechtigkeit seiner Strafe. In der Klarheit und Wahrheit dieser Selbsterkenntnis wohnt seine Gottesfurcht, welche wir bei den anderen Spöttern, sowie bei seinem Genossen durchaus vermissen. Indem er in dem Erleiden seiner Strafe das Walten der Gerechtigkeit erkennt, schaut er in das Reich der Ordnung Gottes hinein, welcher der letzte Urheber und Stifter aller gerechten Vergeltung ist. Und sowie er von seiner bußfertigen Selbsterkenntnis aus Gott findet, so kommt er von demselben Grunde aus auch zur Erkenntnis Jesu. Obwohl er Jesum äußerlich in der ganz gleichen Lage mit sich und seinem Genossen erblickt und aller Wahrscheinlichkeit nach sonst bisher keine Gelegenheit gehabt hatte, Jesum kennenzulernen, urtheilt er ganz zweifellos: „dieser hat nichts Ungeschicktes gethan,“ und erwirbt sich mit diesem. Worte das unvergleichliche Verdienst, daß, während die ganze Welt in Wort und That die Gerechtigkeit Christi in Schmach und Spott versenkt und Niemand für seine Ehre eintritt, er der Einzige ist, der mit seiner Schutzrede gegen das Thun und Reden, gegen das Schweigen und Lassen der ganzen Welt protestiert und sich der reinsten und verdecktesten Unschuld annimmt. Wir haben es bei den Erwähltesten und Besten der damaligen Zeit erkannt, daß ihnen der Blick in die Bedeutung der leidenden Gerechtigkeit Jesu dadurch verdunkelt wurde, weil sie noch keine klare Erkenntnis ihres eigenen Grundes hatten. So lange es an dieser Grundlage wahrer Selbsterkenntnis fehlte, war selbst der Glaube des Petrus und die Liebe des Johannes nicht ausreichend, um dem Leiden Jesu gegenüber nur Stand zu halten, dagegen sehen wir hier, daß, wo diese Selbsterkenntnis schlecht und recht vorhanden ist, selbst ein todeswürdiges Verbrechen kein Hindernis ist, um ein Bekenner Jesu zu werden unter Umständen, wo ihn Alles verleugnet. Wie kommt es nun, daß dieser Verbrecher vor allen Menschen in diesen Stunden zur rechten Selbsterkenntnis und dadurch zum festen Bekenntnis Jesu gelangt? Veranlaßt ist dieses ohne Frage dadurch, daß er eben jetzt wegen seiner Missethat die gebührende Strafe erleidet. Daß indessen dieser äußere Umstand allein zur Erklärung nicht ausreicht, beweist der Andere, der in der gleichen Lage sich gegen die Erkenntnis seiner Sünde und Jesu verschließt und verhärtet. Es muß also zu jener äußeren Lage die Willigkeit, in dieselbe innerlich einzugehen, hinzugenommen werden. Diese Willigkeit haben wir bei dem bekennenden Schächer vorauszusetzen und so geschieht es, daß er seinen Kreuzespfahl zu einer Kanzel macht, auf welcher die Herrlichkeit Jesu in seinem Leiden und Sterben zuerst und zugleich zum Vorbilde für alle kommenden Zeiten gepredigt ist. Übrigens kommt auch diese Selbsterkenntnis und dieses Bekenntnis Jesu wesentlich nur zu Stande durch Wirkung Jesu selber. Was sein eigenes Kreuz sei und was er selber sei, das wird dem Schächer schließlich klar in dem Blick auf das Kreuz in der Mitte und das^ Verhalten dessen, der daran hängt. Eben die gleiche Lage ist es, welche ihn mit einem Blick auf die Unschuld Jesu und sein Verbrechen das willige Dulden Jesu und sein eigenes Widerstreben erkennen läßt.

Michael Baumgarten- Die Geschichte Jesu

Das Kreuz Christi stand nicht nur örtlich zwischen diesen beiden Männern; es stellte auch eine geistliche und ewige Scheidung dar. Der andere Mann beobachtete den Leidenden am mittleren Kreuz, wie Er die Beleidigungen durch die Menschenmenge erduldete. Er sah die Freundlichkeit und die Würde des Mannes der Schmerzen, und sein Herz wurde zutiefst bewegt. Es begann in seiner Seele ein Werk der Buße. Es gibt keinen Ort, der die Sünde so bloßstellt, wie die Gegenwart vollkommener Gerechtigkeit. Ein alter Puritaner schrieb: „Es gefiel Gott, die Wahrheit der Errettung dadurch zu zeigen, daß Er einen Menschen im Augenblick des Todes Christi rettete, damit alle Menschen gerettet werden möchten. So muß es Satan gefallen haben, einen Mann sterben und seine Seele aus der unmittelbaren Nähe des Retters verlieren zu sehen.“ Das erwachte Gewissen des Schächers zeigte ihm, daß er Gott begegnen müsse, so daß Gottesfurcht sein Herz ergriff. Diese findet sich in keinem Menschen, wenn Gott sie nicht ins Herz legt (Röm 3,18). Seine Worte „da du in demselben Gericht bist“ kann auf alle drei Gekreuzigten angewendet werden, was den Worten von Jesaja 53,12 noch tiefere Bedeutung gibt: Christus ist „den Übeltätern beigezählt worden“.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

und zum Schluß noch eine „lustige Erklärung aus dem Jahr 1951

Wie können wir den Bericht des Matthäus, wonach beide Räuber Jesus verhöhnten, mit dem Bericht des Lukas in Übereinstimmung bringen, welcher sagt, einer habe gespottet und der andere habe Jesus verteidigt? — M. Q., Kalifornien.
Die Erklärung wäre möglich, dass zu Anfang beide Räuber über Jesus spotteten, dass aber, als die Zeit verstrich, einer davon bemerkte, was geschah und beobachtete, wie Jesus geduldig Unrecht und Grausamkeit ertrug. Während dieser verfliessenden Stunden mag dieser Räuber wohl seinen Sinn über Jesus geändert haben, und obwohl er zuerst spottete, wie Matthäus es vermerkt, mag er später für Jesus eingestanden sein, wie Lukas es erzählt.
Doch mag die Antwort in einer andern Erklärung liegen. Es kann sein, dass vier andere mit Jesus an den Stamm geschlagen wurden, zwei auf jeder Seite. Matthäus gebraucht ein griechisches Wort, das mit „Räuber“ (Elberf. B.) wiedergegeben wurde, während Lukas ein anderes griechisches Wort benutzt, das mit „Übeltäter“ übersetzt worden ist. Aus dem Bericht des Matthäus zeigt sich, dass Jesus schon am Pfahle hing, und man hatte um sein Gewand das Los geworfen und über seinem Haupt eine Inschrift befestigt um die Zeit, da die zwei Räuber heraufgebracht und mit ihm an den Stamm geschlagen wurden. Mit den Priestern und dem Volke spotteten sodann diese zwei Neuangekommenen über Jesus. (Matthäus 27:35-44) Aus dem Bericht des Lukas zeigt sich jedoch, dass die zwei Übeltäter „hingeführt wurden, um mit ihm hingerichtet zu werden“, und dass, als diese drei auf Golgatha ankamen, ‚sie ihn daselbst kreuzigten und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den andern zur Linken‘. Einer dieser Übeltäter spottete über Jesus, der andere glaubte an Jesus und an das Königreich. (Lukas 23:32-43; siehe Neue-Welt-Übersetzung, engl.) Folglich würde diese Erklärung besagen, dass zwei Übeltäter gleichzeitig mit Jesus an den Pfahl geschlagen wurden; der eine von ihnen spottete und der andere glaubte Jesus, und dass später zwei Räuber herzugebracht und an den Pfahl geschlagen wurden, die beide Jesus verhöhnten. Dies würde bedeuten, dass auf jeder Seite von Jesus zwei am Pfahle hingen, also insgesamt fünf in einer Reihe. Diese Behauptung wird durch die Tatsache gestützt, dass in Ploubézéré bei Lannion, Côtes-du-Nord, Bretagne, ein „Golgatha“ zu sehen ist, das als Les Cinq Croix („Die fünf Kreuze“) bekannt ist. Ein hohes Kreuz steht in der Mitte und vier kleinere, zwei auf jeder Seite, stehen daneben.

Wachtturm – Januar 1951

„Der Sohn kann von sich aus gar nichts tun“

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn gleicherweise.
Elberfelder 1871 – Johannes 5,19

In seiner Antwort darauf gab er ihnen folgende Belehrung: „Ich gebe euch die feste Versicherung“, – sagte er – „dass der Menschensohn aus sich selbst nicht das Geringste tun kann, sondern der Vater muss ihm zuerst zeigen, wie er es tun soll. Und nur das, was dieser ihm vormacht, kann der Sohn nachmachen.
Johannes Greber NT – 1936 – Johannes 5:19

Jesus erwiderte auf ihre Vorwürfe: »Amen, ich versichere euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun; er kann nur tun, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, genau das tut auch der Sohn.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Joh. 5:19

Daher / antwortete Jesus und sagte / sagte zu ihnen: „Amen Amen Absolut wahrheitsgetreu sage Ich euch: Nicht kann der Sohn von sich selbst aus nicht eines / etwas tun, wenn Er nicht den Vater etwas / tun er blickt / sieht; denn was im konkreten Fall jener tut, dies tut auch der Sohn qualit. / gleich erweis.
Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – Joh 5,19

Doch Jesus wurde noch deutlicher: „Ich sage euch die Wahrheit: Der Sohn kann von sich aus nur das tun, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, das tut auch der Sohn. Der Vater liebt seinen Sohn, und er lässt ihn an allem teilhaben, was er selbst tut.
Willkommen daheim – Joh 5,19

Diese ist ein gutes Beispiel, wie sich die Sicht auf Jesus doch groß unterscheiden kann – die „Bibelkritik“ sieht Jesus nur als demütigen Menschen, der genau das tut, was ihm von oben befohlen wird, – die anderen sehen ihn Jesus „den Jehovah des AT“ der Abraham und Mose und vielen anderen persönlich erschienen war – aber im Ziel und Handeln mit dem Vater wirklich immer eins ist.
Schauen wir uns einige unterschiedliche Erklärungen an:

Diesem Vorwurf der selbstmächtigen Anmaßung tritt Jesus entgegen. Wieder „antwortet“ er, obwohl der Vorwurf nicht in direkter Rede formuliert war. Diese Antwort versucht eine grundsätzliche Verneinung des Vorwurfs. Jesus stellt sich nicht anmaßend in eigener Souveränität neben Gott oder gar gegen ihn. Er repräsentiert ihn vielmehr als sein Beauftragter. Das wird in der Vater-Sohn-Relation ausgedrückt. Als Sohn kann dieser „nichts von sich aus tun“. Jesus ist eben nicht wie Pharao, der nach dem eben zitierten Midrasch „sich selbst zur Gottheit machte“, indem er sagte (Ez 29,3): „Mir gehört der Nil und ich habe ihn gemacht.“ Er ist vielmehr wie Mose, der nach Num 16,28 nicht aus seinem Herzen, nicht von sich aus handelt, sondern er wirkt im Auftrag Gottes. Der Sohn tut nur, „was er den Vater tun sieht“. Daher kommt dessen Tun in seinem Tun zum Zuge. Der Sohn tut nichts anderes, nichts Eigenes, sondern eben das, „was jener tut“.

Wengst 2019 – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Dem Mißverständnis und gefährlichen Vorwurf der Juden begegnet Jesus mit einer Erklärung über das Verhältnis, in welchem er zu Gott, seinem Vater, steht. Er kann sie nur in Form einer ihn selbst bezeugenden Offenbarungsaussage geben, auf die das ἀμὴν ἀμὴν κτλ. aufmerksam macht (s. zu 1, 51), weil sich sein Sohnesverhältnis jeglicher äußeren Beobachtung und Beurteilung entzieht. Darum ist es auch unwahrscheinlich, daß er ein ursprüngliches Gleichnis oder Bildwort aufnimmt. Jesu Beziehung zum Vater wird unmittelbar von der Sache her, nur mit analogen menschlichen Begriffen, angesprochen. Darauf weist schon die absolute Redeweise „der Sohn“, mit der Jesus zugleich das sachlich zutreffende Urteil der Juden bestätigt: er nennt Gott mit vollem Bedacht seinen eigenen Vater. „Der Sohn“ in dem ausschließlichen Sinn, den der Artikel erzwingt, entzieht sich jeglicher Einordnung in eine Mehrheit von „Söhnen“, einer Vergleichbarkeit mit menschlichen Söhnen. Er ist im Joh-Ev zum bevorzugten christologischen Titel geworden, zur Selbstprädikation Jesu4. Was das Offenbarungswort aber herausstellen will, ist die Tatsache, daß Jesus damit nicht zum Usurpator göttlicher Macht und Autorität wird, sondern in völliger Unterordnung unter Gott bleibt. Er muß so handeln und reden, wenn er Gott gehorsam und sich selbst treu bleiben will. Der Sohn kann „von sich aus“, aus eigenem Antrieb, nichts tun. Dieses „nicht von sich aus“ oder „nicht von mir aus“ spielt in Jesu Offenbarungsreden und in seinen Antworten an die Juden eine gewichtige Rolle1. Der Sohn verzichtet nicht nur auf alles eigenmächtige Tun, sondern kann gar nichts aus eigener Initiative tun, nicht reden, wie es ihm beliebt (7, 18; 8, 28; 14, 10), nicht anders richten, als er es vom Vater hört (5, 30). Das einzige, was er „aus sich selbst“, aus eigenem Entschluß, tut, ist die Hingabe seines Lebens, doch auch dies nach dem Auftrag des Vaters (10, 18). Er schaut bei all seinem Tun auf den Vater und empfängt von diesem den Antrieb zum eigenen Handeln. Das hatte er schon den Jüngern in 4, 34 gesagt; diese Stelle mit ihrer Aussage „damit ich sein Werk vollende“, zeigt darüber hinaus, daß er in der Tat mit dem Vater zusammen wirkt (s. zu 4, 34 und 36). Auf den Zusammenhang von Kap. 5 angewendet, heißt das: der Vater führte Jesus den Kranken vom Bethesdateich zu und gab ihm zu verstehen, daß er ihn heilen solle; der Vater erließ jenem gestraften Mann die Sündenschuld („Arbeit“ gnädiger Vergeltung) und wünschte, daß der Sohn das Werk der Heilung vollende.
Die zweite Zeile des Offenbarungsspruches ist noch stärker ins Grundsätzliche gewendet. Die Einheit des Zusammenwirkens von Vater und Sohn ist so groß, daß der Sohn das, was der Vater tut, „gleichfalls“ tut. Gemeint ist nicht ein neben- oder nacheinander erfolgendes Wirken in gleicher oder ähnlicher Weise, sondern ein gleichzeitiges, miteinander verbundenes Tun. Der Satz begründet (γάρ) das Schauen des Sohnes auf den Vater bei seinem Tun (erste Zeile) und damit auch, warum Jesus (am Sabbat) ebenfalls wie sein Vater „arbeitet“ (V 17). Dieses Wort wird dann in den Aussagen V 21f weitergeführt und auf das „Erwecken“ und „Richten“ angewendet. Damit wird deutlich, daß der Vater durch den Sohn wirkt, lebendig macht und richtet, und der Sohn nur das Werk des Vaters durchführt. Hier ist jegliche Analogie aus dem menschlichen Bereich überschritten. Für diese einzigartige Gemeinschaft im Handeln gibt es nur einen zureichenden Erklärungsgrund: das Verhältnis des göttlichen Logos zu Gott selbst (1, 1). In Kap. 5 ist aber wie vorher die Sendung des Sohnes in die Welt vorausgesetzt (vgl. 3, 16f. 34; 4, 34; 6, 29. 38 u. ö.). So wirkt der unsichtbare, transzendente Gott durch den inkarnierten Logos, seinen Sohn, in welchem er mit seinem Willen, Wort und Werk präsent ist. Der Sohn offenbart den Willen des Vaters, verwirklicht das, was jener selbst zu tun wünscht, ja bringt nur das zur Wirkung, was tatsächlich jener tut. In diesem zweizeiligen Offenbarungsspruch vom gemeinsamen Handeln des Sohnes und des Vaters fanden die Kirchenväter und späteren Theologen ihre seinshafte Christologie bestätigt: Der inkarnierte Logos ist Gott und Mensch zugleich, und darum kann er das Erlösungswerk Gottes an den Menschen durchführen1. Vom heutigen hermeneutischen Ansatz aus kann man sagen: In Jesus hat sich Gott den Menschen in höchster Weise als der zu ihrem Heil Wirkende mitgeteilt.

Schnackenburg – Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Von Vers 19-47 redet nur noch Jesus. Der Evangelist Johannes stellt ebenso wie Matthäus die Worte Jesu gerne in größeren Redeabschnitten zusammen (vgl. Mt 5-7; 10; 13; 18; 24-25). Ob Jesus alles, was die Verse 19-47 enthalten, zur selben Stunde gesprochen hat, bleibt offen. Der Text selbst sagt nichts darüber aus. So ist es möglich, dass Johannes Kernaussagen Jesu, die an den Anfang des strafrechtlichen Verfahrens gehören und allesamt in die Zeit von Jesu Aufenthalt in Jerusalem fallen, aber an verschiedenen Tagen formuliert wurden, in eine Einheit zusammengefasst hat. Auf jeden Fall liegt hier keine vollständige Rede, sondern eine Sammlung wichtiger Aussagen vor.
Wieder begegnet uns hier das doppelte »Amen«, das für das Johannesevangelium charakteristisch ist (vgl. Joh 1,51; 3,3.5.11). Die Synoptiker haben nur das einfache Amen. Weshalb dieser Unterschied zwischen den Synoptikern und Johannes besteht, wissen wir nicht. Vermutlich hat Jesus beide Formen gebraucht. Eins aber wissen wir:
Das »Amen« als Einleitung einer Aussage findet sich nur bei Jesus, nicht bei den jüdischen Rabbinen. »Amen« hängt zusammen mit dem hebr. Wort für »glauben«, »vertrauen«. Auf deutsch heißt es:
»Nehmt es für gewiss, was ich euch sage« bzw. »Verlässlich ist, was ich sage«. Hier kommt auf einfache Weise zum Ausdruck, dass Jesu Wort die Autorität des Gotteswortes hat. In Psalm 33,4 heißt es ja:
»Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss (ämunah!).« Die Evangelisten lassen das semitische »Amen« aus der Heimatsprache Jesu unübersetzt. Deshalb sollten wir es auch in der deutschen Bibel unübersetzt lassen.
Vom »Sohn« sprach Jesus schon gegenüber Nikodemus (Joh 3,16f.). Auch der Täufer nannte Jesus den »Sohn« (Joh 3,35ff.). Der »Sohn« ist hier eindeutig der durch 2Samuel 7,14; Psalm 2,7; Ps 89,27ff.; Ps 110,1ff. und Jesaja 7,14; Jes 42,1ff. angekündigte Gottessohn. Aber während die Juden bei Jesus einen lästerlichen Hochmut sehen, weist Jesus auf die völlige Abhängigkeit vom Vater hin:
»Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, nur was er den Vater tun sieht.« »Er kann« heißt freilich nicht, dass er von Natur aus nichts Böses tun könne. Der Sohn ist versuchlich (vgl. Joh 2,4 und die Versuchungsgeschichten Mt 4,1ff. parr) und kann prinzipiell ungehorsam werden (vgl. Mt 26,36ff. parr; Lk 4,13; Heb 4,15; 5,7ff.; Offb 5,5). Allerdings:
»In göttlicher Sache »kann der Sohn nichts von sich selbst tun«. Hier ist er total auf den Auftrag und das Beispiel des Vaters angewiesen. Der Vater also ist Basis, Norm und Kraftquelle seines Tuns:
»Nur was er den Vater tun sieht«, vollzieht der Sohn auf Erden. Es handelt sich also um die Würde -, Willens – und Wesensgemeinschaft der göttlichen Trinität, die uns Menschen immer ein Geheimnis bleiben wird. Am Vorrang des Vaters besteht aber keinerlei Zweifel (vgl. Joh 5,30; 7,17ff.; Joh 8,28.42; 14,10).
Der letzte Satz von Vers 19 ergänzt an einer wichtigen Stelle:
»Denn was jener (= der Vater) tut, das tut gleicherweise der Sohn.« Es ist also dem Sohn unmöglich zu ruhen, wenn der Vater wirkt. Und er »tut« genau das, was »jener« auch »tut« (vgl. Joh 10,37). Damit wird noch einmal das Handeln Jesu am Sabbat erklärt. Das »Wort gleicherweise« verbindet Vater und Sohn zu jener Einheit, von der in Joh 10,30 die Rede ist. Stimmt diese Deutung, dann darf man noch einen Schritt weitergehen. Es ist ja Gottes richterliches und vergeltendes Handeln, das nach allgemein jüdischer Auffassung auch am Sabbat nicht unterbrochen wird. Folglich hat Jesus an jenem Kranken als der vergehende, gnädige Gott gehandelt und die Vergebung gerade in Form der Heilung plastisch gemacht (vgl. Joh 21,15ff.).
»Der Vater liebt den Sohn«:
Das stand schon als Wort des Täufers in Joh 3,35 (vgl. die Erklärung dort). Allerdings findet sich jetzt ein anderes Wort für »lieben« im griechischen Urtext. Dieses neue Wort für »lieben« hat eventuell die besondere Bedeutung »das Eigene lieben«. Es drückt dann die Zusammengehörigkeit von Vater und Sohn auf besonders schöne Weise aus.

Gerhard Maier – Edition C

Die doppelte Verneinung mit οὐ und οὐδέν („gar nichts“) dient der Verstärkung. Das Relativpronomen ἃ mit der Partikel ἂν („was immer“) ist inhaltlich unbestimmt und bezieht sich auf alle Dinge. Die Konjunktion γὰρ („denn“) leitet die Begründung für den Prädikatverband οὐ δύναται ποιεῖν („er kann nichts tun“) ein. Das Pronomen ταῦτα („das“) leistet eine Gleichsetzung zum vorangehenden ἃ („was“), womit die Übereinstimmung im Tun dieser beiden Personen der Gottheit deutlich wird. Das Adverb ὁμοίως („ebenso“) bestimmt das Verb ποιεῖ („er tut“) näher und bringt damit wiederum die Einheit im Handeln zum Ausdruck.

P. Streitenberger – Das Johannesevangelium

„Der Sohn kann von sich aus nichts tun …“ (5,19), so beginnt Jesus seine große Verteidigungs- und Anklagerede in 5,19–47. Sein Werk stammt von einem anderen. Wer der andere ist, sagt der Nachsatz: „… außer dem, was er den Vater tun sieht.“ Das Verhältnis des Sohnes zum Vater ist das einer völligen Abhängigkeit. Sein Wirken ist die spiegelbildliche Übertragung des Handelns Gottes in diese Welt. Das betont der zweite Satz „Was jener nämlich tut, das tut genauso auch der Sohn“. Gemeint ist gewiss auch, dass Jesus auf Erden tut, was er gesehen hat, als er beim Vater war. Aber wenn nur das gemeint wäre, bestünde zwischen dem Tun des Sohnes und dem des Vaters doch eine zeitliche Differenz, und es handelte sich um verschiedenes Tun. Jesus will jedoch sagen, dass beider Wirken deckungsgleich, geradezu synchron ist. Er vollzieht auf Erden sichtbar das gleichzeitige unsichtbare Tun des Vaters. Das Sehen drückt die Unmittelbarkeit Jesu zum Vater aus, zugleich auch seine Abhängigkeit. Der Sohn ist die sichtbare Erscheinung des Vaters auf Erden. In ihm begegnet Gott und dessen verborgenes Wirken wird in Jesu Tun offenbar.
Die Grundsätze von 5,19–20 gelten für das gesamte Wirken Jesu, für alle Werke, die noch größer sein werden als die bereits gezeigten. Von diesen größeren Werken ist nun Rede. Wie der Vater Tote erweckt und lebendig macht, so auch der Sohn. Wieder ist zu beachten, dass das Handeln von Vater und Sohn nicht in zwei Aktionen auseinanderfällt, sondern eines ist: Im lebendig machenden Tun des Sohnes wirkt zugleich Gott. Die Verben stehen im Präsens. Es ist also nicht an die endzeitliche Auferweckung der Toten gedacht, sondern das gegenwärtige Wirken des geschichtlichen Jesus wird umschrieben. Darum kann es auch heißen „die er will“, was zur Vorstellung einer allgemeinen Auferstehung der Toten nicht passt.
Jesus wirkt als der Sohn nicht nur dasselbe wie der Vater, vielmehr gilt auch, dass der Vater gar nichts tut außer durch den Sohn. Jesus nimmt also nicht nur teil am Wirken des Vaters, sein Tun ist zugleich das Tun des Vaters. Dies bringt 5,22 im Blick auf das Gericht zum Ausdruck: Der Vater hat das Gericht vollständig und endgültig (Perfekt!) in die Hände des Sohnes gegeben. Zu beachten ist, dass in 5,22 dem Sohn noch nicht die Tätigkeit des Richtens zugesprochen wird. Es ist vom ganzen Gericht als einem umfassenden Geschehen die Rede, das wie das Lebendigmachen einen Gegenwartsaspekt hat. In 5,24 wird dies sofort deutlich. Der Leser weiß bereits aus 3,17ff, wie sich das Gericht im Wirken des geschichtlichen Jesus vollzieht, und er soll sich jetzt an dieses Wort erinnern: Das gegenwärtig sich ereignende Gericht ist nicht ein Tun Jesu, wohl aber dessen Wirkung (vgl. dazu Nr. 20).
Die Aussagen münden in einen Finalsatz, der dem Sohn aufgrund seines Wirkens die gleiche Ehre zugesteht wie dem Vater (5,23). Wieder darf man nicht missverstehen, es müsse neben dem Vater auch noch dem Sohn Ehre erwiesen werden, als stünden mit ihnen zwei Götter getrennt nebeneinander. Wie sich das Wirken von Vater und Sohn nicht unterscheiden lässt, so kann auch die Ehre von Sohn und Vater nur eine sein. Man kann den Vater gar nicht anders ehren als dadurch, dass man dem Sohn Ehre erweist. Den Vater ohne den Sohn ehren zu wollen, hieße, ihn nicht als denjenigen zu verehren, der den Sohn gesandt hat. Wer dagegen den Sohn ehrt, verehrt damit immer schon den Vater.
Die beiden in der Mitte stehenden Worte 5,24–25 bilden den Höhepunkt des Abschnitts. Der zuvor entwickelte Gedanke, dass der Sohn wie der Vater Tote lebendig macht und anstelle des Vaters das ganze Gericht ausführt, wird jetzt näher erläutert, und zwar zunächst bezogen auf die Gegenwart des irdischen Jesus und der Hörer seines Wortes. Da die Wiederbelebung der Toten und das Endgericht traditionell zum Vorstellungsinventar der Endzeit gehören, sind die hier gemachten Aussagen von größtem Gewicht und ungeheurer Wucht. Tod oder Leben, Gericht oder Heil entscheiden sich für den, der Jesus und seinem Wort begegnet, jetzt! War zuvor von Jesu Tun die Rede, so nun von seinem Wort. Jedoch fällt beides gar nicht auseinander: Im Anschauen des Wirkens Jesu und im Hören seines Wortes ereignet sich jetzt die Stunde der Entscheidung. Denn dass das Hören des Wortes Jesu kein nur akustisches Hören ist, macht die Fortsetzung deutlich: Dem Hören entspricht das Glauben an den, der mich gesandt hat. Erst wer glaubt, dass Jesu Wort das Wort des Vaters ist, hat es wirklich gehört. In solchem Hören des Wortes Jesu verwirklicht sich also Glaube an Gott und umgekehrt: „An Gott glauben“ schließt das Hören des Wortes Jesu notwendig ein, weil er Jesus gesandt hat. Gleiches galt ja auch von der Gottesverehrung (4,23).

Schenke 2018 – Das Johannesevangelium: Vom Wohnen Gottes unter uns

„Der Sohn kann nichts von ( apo) sich selbst tun.“ Es geht um die Herkunft der Werke des Sohnes. Er bekannte, daß Seine Wunder nicht in Ihm ihren Ursprung hatten, sondern daß Er im Einssein mit dem Vater wirkte. Die Liebe des Vaters ist die Grundlage dieses Einsseins im Wirken. Der Vater zeigt, und der Sohn sieht, und das Ergebnis sind die gewirkten Wunder. Der Herr versprach hier, daß „größere Werke“ als die bereits vollbrachten geschehen würden. Die Auferstehung, welche die „Wirksamkeit der Macht seiner Stärke“ (Eph 1,19) demonstrierte, ist das größte göttliche Werk. Es wurde zuerst an Lazarus gesehen, „welchen Jesus aus den Toten auferweckt hatte“ (Joh 12,1), obwohl er wieder sterben mußte; dann an Christus, was nur die von Gott zuvor erwählten Zeugen sahen (Apg 10,41), welcher damit der Erstling der Entschlafenen wurde (1Kor 15,20); und schließlich an allen Gläubigen am zukünftigen Tag der Auferstehung und Entrückung (1Thes4,13-17). Aber diese alles übersteigende Kraft wird schon heute an denen erkenntlich, die zum Leben durchgedrungen sind (Eph 1,19; 2,1.5 ).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jeschua verteidigte sich gegen diese Anschuldigungen, indem er vier Punkte anführte. In der ersten Verteidigung wies er darauf hin, dass er die Werke des Vaters als sein Ebenbild tat (Joh 5,19-21). Ihre Beziehung war durch diese Gleichheit gekennzeichnet, und was der eine tut, das tut der andere (Joh 5,19a). Die Werke des Vaters sind auch die Werke des Sohnes (Joh 5,19b). Wenn es das Werk des Sohnes ist, ist es auch das Werk des Vaters. Es gibt auch eine gleiche Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Beide bewirken gleich mächtige Werke (Joh 5,20). Außerdem gibt es gleiche Macht, und der Sohn hat Anteil an der Macht des Vaters, Leben zu geben (Joh 5,21). Das Geben von Leben war eine göttliche Fähigkeit (2 Könige 4:32-35; 13:20, 21); deshalb muss Jeschua göttlich sein. Weil er das Werk des Vaters tut, Werke, die nur Gott tun kann, bedeutet das, dass er Gott sein muss.

Jeschuas zweite Verteidigung war, dass er alle Menschen richten wird (Johannes 5,22-23), denn der Vater hat dem Sohn alles Gericht übertragen (Johannes 5,22). In den hebräischen Schriften war das Endgericht das Vorrecht Gottes (Psalm 9,7-8). Wenn der Sohn das Gericht ausübt, muss er auch Gott sein. Das bedeutet auch, dass Er die gleiche Ehre wie der Vater hat.

Jeschuas dritte Verteidigung war, dass er die Macht hat, ewiges Leben zu geben (Johannes 5:24). In den hebräischen Schriften war derjenige, der die Fähigkeit hatte, ewiges Leben zu geben, Gott (Daniel 12:1-3). Wenn also der Sohn die Macht hat, ewiges Leben zu geben, dann muss auch er Gott sein.

Jeschuas vierte Verteidigung war, dass er die Auferstehung der Toten herbeiführen wird (Johannes 5:25-29).[616] In den hebräischen Schriften hat nur Gott die Auferstehung der Toten herbeigeführt (Jesaja 26:19; Daniel 12:2; Hosea 13:14). Wenn der Sohn die Toten auferwecken wird, bedeutet das, dass er auch Gott sein muss

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

zusammenfassend: es ist die wichtigste Frage: als WEN oder WAS betrachte ich Jesus? Das war schon DIE Frage zur Zeit des irdischen Lebens Jesu! Jeder Mensch muß für sich allein entscheiden: ist Jesus „nur der größte Mensch der je gelebt hat“ – oder ist Jesus „der Schöpfer von Himmel und Erde“ und ist er damit ein Teil von dem „elohim“ aus Genesis 1:1 und der Jehovah aus Genesis 2:4 ???

Will Paulus hier wirklich sagen, dass die Juden keine Sünder wären – wenn er doch an anderer Stelle sagt, dass wir alle gesündigt haben?

Wir, von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen,
Elberfelder 1871 – Gal 2,15

Wir sind von Geburt Iuden und nicht Sünder aus den Heiden;
Adolf Hilgenfeld- Der Galaterbrief, übersetzt, in seinen geschichtlichen Beziehungen untersucht und erklärt – Galater 2,15

Wir sind von Natur aus Juden und nicht von Nationen abstammende vor Gott schuldige Menschen.
Gottes Agenda – Galater 2:15

Denn du und ich, wir sind von unserer Herkunft her Juden und nicht Übertreter des Gottesgesetzes aus anderen Völkern!
Das Buch – 2009 – Gal 2,:15

Mit 15 beginnt nun eine kontroverstheologische Darlegung der Konsequenzen, die sich aus dem Verhalten des Petrus ergeben, indem sie das Evangelium außer Kraft und wieder die Hoffnung auf das Tun der Gesetzeswerke setzen, wie es die Galater offensichtlich unter dem Einfluß der Unruhestifter in den dortigen Gemeinden tun wollen, die Paulus dann in Kap. 3,1 direkt anspricht. In diesem Vers werden zunächst Juden und Heiden in ihrer unterschiedlichen heilsgeschichtlichen Stellung einander gegenübergestellt. Auch in Röm. 1,16; 2,17–20; 3,1–2 und 9,4–5 geht Paulus von einem heilsgeschichtlichen Vorrang der Juden aus, doch bedeutet der nicht, daß die Juden sündlos wären und nur die Heiden sündigten. Die ἁμαρτωλοί sind Menschen, die in Sünden leben. Dazu können die Zöllner gehören, die sich nach jüdischer Auffassung nicht um das Gesetz kümmern, und dazu gehören die Heiden, die das Gesetz überhaupt nicht kennen (Mark. 2,15.17; 14,41; Luk. 7,37.39; 1. Makk. 2,44.48.62). Diese Art heidnischer Sündhaftigkeit hat Paulus hier im Auge. Als geborener Jude hat Paulus vor Heiden auch das voraus, daß das Mosaische Gesetz nicht nur Zeremonialgesetz ist, sondern auch Sittengesetz und insofern sittlichen Halt gibt und vor heidnischem Sündenleben bewahrt.

Joachim Rohde 1989 – Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

15 Sofern δέ in V. 16 ursprünglich ist, ist V. 15 ein eigenständiger prädikatloser Satz. Der Vers ist gedeutet worden als argumentum concessionis, ein Eingeständnis, dass dann durch andere gewichtige Argumente wettgemacht wird, als captatio benevolentiae oder auch als Prämisse der Argumentation, ohne dass hier Diskussionsbedarf empfunden würde. Die 1. Pl. ἡμεῖς bezeichnet hier wie in den beiden folgenden Versen allgemein das »Wir« der Judenchristen, ohne dass speziell auf Petrus und Paulus bzw. Jakobus abgehoben wäre. Der Begriff Jude hat einen auszeichnenden Sinn, vgl. Röm 9,4f.; 2,17–29; Phil 3,3f. Was in 1Thess 4,3–8 impliziert war (Heidentum = Sünde = Torheit), wird hier explizit gesagt. Das Wort φύσει ist nicht zu pressen: Es geht um die Abstammung der Judenchristen aus dem Volk Israel, nicht um eine ontologisch zu verstehende »Natur«. Der Begriff ἁμαρτωλοί zielt nicht auf einzelne Sündentaten, sondern, biblischer Tradition folgend, darauf, dass Nichtjuden den in der Tora geoffenbarten Willen Gottes nicht kennen und deshalb per se diesen Willen nicht erfüllen können und deshalb Sünder sind, unabhängig von ihrem konkreten Lebenswandel. Der Genitiv ἐξ ἐθνῶν ist nicht genitivus partitivus, als gäbe es Nichtjuden, die keine Sünder sind, sondern gibt im Sinne des eben Gesagten die Herkunft an.

Martin Meiser 2022 – Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Sein Vorwurf an Kephas (V. 14) mündet in der Darstellung des Paulus in eine Grundsatzrede (bis V. 21), deren geheime Adressaten die galatischen Gläubigen sind. In V. 15 schließt er an das jüd. Selbstverständnis an: Nichtjuden sind demnach von Geburt Sünder, weil sie die Juden und Nichtjuden unterscheidenden Gebote Beschneidung, Speisegebote und Sabbatheiligung nicht einhalten. Aber ist ein Jude damit schon gerecht, d. h. lebt er im Einklang mit Gott? Paulus betont im zentralen V. 16 dreimal, dass diese Gerechtigkeit nicht durch solche Werke des Gesetzes (d. h. nicht durch solche Werke, die das Gesetz zu tun fordert) erlangt wird, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus (vgl. Röm 3,20–28).

Stuttgarter Erklärungsbibel

Wir, Paulus und Petrus. Von Geburt, oder „von Natur aus“; vgl. Röm 2,27; 11,21–24. Heiden [sind] Sünder, weil sie Götzen anbeten und sich nicht an die Tora halten. Da Paulus annimmt, dass Nichtjuden vor Gott gerechtfertigt werden können, und zwar ohne Beschneidung oder Konversion zum Judentum (V. 16), meint er es hier entweder ironisch, wenn er Nichtjuden als Sünder bezeichnet, oder er zitiert die Ansichten seiner traditionalistischen Gegner.

Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Auch Juden waren Sünder, aber die eher gesetzestreuen unter ihnen betrachteten sich nicht als solche. Im Alten Testament waren die Juden Gottes auserwähltes Volk, während die Heiden „von Geburt an“ „ohne Hoffnung und ohne Gott“ waren (Epheser 2:11, 12).

Holy Bible: Evangelical Heritage Version Study Bible

Ein Mensch wird von Gott nicht aufgrund seiner legalistischen Befolgung der Toragebote für gerecht erklärt. Hier wechselt Scha’ul von der Verteidigung der Autorität, die hinter seiner Präsentation der Guten Nachricht steht, zur Erklärung, warum es unter dem erneuerten Bund falsch ist, nichtjüdische Gläubige durch den Akt der b’rit-milah zu einer legalistischen Einhaltung der Tora zu zwingen. Von diesem Vers bis zum Ende des Galaterbriefs greift Sha’ul die Beschneidungsfraktion an, während er das wahre Evangelium verteidigt, in dem Nichtjuden keine Juden werden müssen, um Jeschua, dem Messias, zu folgen.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Die Sache war in Paulus Augen so wichtig, dass er in der Gegenwart aller zu Petrus sagte: „Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?“ (Vers 14). Petrus selbst hatte das Gesetz als Richtschnur für die Gläubigen aus den Juden keineswegs gehalten. Er war frei genug gewesen, als ein Christ aus den Nationen zu leben; warum wollte er nun diese zwingen als Juden zu leben um christliche Gemeinschaft zu haben? „Wir von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen, aber wissend, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus, auch wir haben an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt werden wird“ (Verse 15, 16). Sie selber, obwohl Juden, hatten das Gesetz aufgegeben und zu Christus ihre Zuflucht genommen. Früher meinten sie im Gesetz ein Mittel der Rechtfertigung zu finden; nun hatten sie aber einfach Christus angenommen und aufgehört, eine Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken zu suchen.

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der Brief an die Galater

In diesem Satzglied steht der Gegensatz der Herkunft im Fokus, da ἐξ ἐθνῶν („aus den Nationen“) linksversetzt und betont ist. Es ist möglich, dass dies das Subjekt des weiteren Satzes ist, dessen Matrixprädikat „glaubten“ ausmacht, obwohl aufgrund der Distanz das Subjekt resumptiv mit „wir“ wieder aufgenommen wird. Somit könnte dieser Teil ein Casus pendens, der keine direkte grammatische Fortsetzung findet (Anakoluth), sein. Allerdings kann sich der Satz auch inhaltlich an Vers 14 anschließen und eine Apposition oder eine Aussage des Unverständnisses über die Handlung des Petrus sein. Paraphrasiert etwa mit „Wir sind doch von Natur aus Juden und nicht Sünder aus den Heiden, wieso hast du dann wie ein Heide gelebt und nun doch wieder jüdisch?“. Jedoch kann der Satz auch Vers 17 vorbereiten, also, dass auch die Juden an Christus glaubten, wie die anwesenden Heiden, da sie nicht durch das Gesetz gerettet werden konnten, zudem war es offensichtlich, dass die Heiden Sünder sind und daher an Christus glauben sollten.

P. Streitenberger – Der Galaterbrief

Diese Feststellung ist zunächst einmal eine gemeinsame Grundlage, auf der Petrus und Paulus stehen. In rechter seelsorgerlicher Art schließt sich Paulus in das Gespräch mit ein und sucht die Gemeinsamkeit, deshalb sagt er hier auch bis V. 18 »wir«. Er muss zwar Petrus ermahnen und sogar zurechtweisen, er tut das aber nicht in Besserwisserei, von oben herab oder in richtender Bloßstellung. Das »wir« ist mehr als nur rhetorische Floskel, es ist Ausdruck der Bruderschaft, in der allein rechte Ermahnung geschehen kann.

»Wir sind von Natur aus Juden«, durch ihre Geburt gehören sie beide zu dem auserwählten Volk Gottes das nämlich, eben die Erwählung, stellt sie weit über die »Sünder aus den Heiden«. Nicht der jüdische Nationalstolz geht hier mit Paulus durch; vielmehr hat er die Fülle der Heilsgaben vor Augen, die Gott seinem Volk durch die Zeiten gegeben hat: »Israel, welchem die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen; welchem auch sind die Väter und aus welchem Christus herkommt nach dem Fleisch…« (Röm 9,4f). Paulus trifft seine Feststellung nicht in selbstgefälligem Stolz. Der Vorzug der Juden liegt nicht in ihrer Qualität, sondern in der stetigen Zuwendung und den überfließenden Gaben seines Gottes.

Die Helden, die Völker sind »Sünder«, auch das ist nicht etwa ein abfälliges, moralisch gemeintes Urteil. Sie können gar nicht anders, diese Völker. Sie sündigen, weil sie das Gesetz und den Willen Gottes nicht kennen. Wer in Israel nach Gottes Willen leben wollte, der konnte das tun, denn er kannte diesen Willen aus den Geboten und konnte ihn tun. Das war aber den Heidenvölkern nicht möglich. Es ist eine ganz andere Frage, wie viele in Israel dann auch tatsächlich nach dem bekannten Gotteswillen lebten. Die Feststellung des Paulus, dass Jude -sein über die Heidenvölker hinaushebt, kann nicht heißen, darum seien die Juden keine Sünder. Wohl aber, sie, gerade sie, hätten nicht sündigen müssen. Israel hat die bedrückende Erfahrung an sich selbst machen müssen, dass sie so, aus eigener Kraft, nämlich der Kraft des Gehorsams gegen das Gesetz die Gerechtigkeit nicht erlangten. Das haben Petrus erlebt und auch Paulus, deshalb kennzeichnet auch das »wir« ihre Gemeinsamkeit.

Gerhard Maier – Edition C

Seine erste Verteidigung verdeutlicht die Position oder Situation des jüdischen Gläubigen. Er erklärt, dass sowohl er als auch Petrus von Geburt an Juden waren. Sie waren nicht einmal heidnische Proselyten zum Judentum. Sie wurden nicht als Sünder unter den Heiden geboren. Doch sowohl Paulus als auch Petrus erkennen nun, dass sie nicht durch das Gesetz gerechtfertigt werden konnten, und allein die Tatsache, dass sie Jeschua für ihre Errettung vertrauten, zeigte, dass etwas im Judentum fehlte.

Sie erkannten, dass sie durch den Glauben gerechtfertigt werden mussten, nicht durch die Werke des Gesetzes. Paulus sagt Petrus, dass sie sogar als Juden die Notwendigkeit erkannten, auf den Messias zu vertrauen, um gerettet zu werden, und sie vertrauten darauf, dass er für sie tun würde, was das Gesetz nicht tun konnte. Der Glaube war das Mittel zur Rechtfertigung, nicht das Gesetz.

Die Schlussfolgerung lautet: „Petrus, warum sollen die Heiden etwas annehmen, was die Juden inzwischen selbst als unerfüllbar erkannt haben?“ Sowohl Paulus als auch Petrus haben das erkannt. Seine erste Verteidigung ist im Grunde diese: „Wir sind als Juden geboren, und doch haben wir als Juden erkannt, dass wir nicht durch die Werke des Gesetzes gerechtfertigt werden können, sondern nur durch den Glauben.“

Arnold G. Fruchtenbaum – Allein durch den Glauben – Der Galaterbrief, das mosaische Gesetz und die Bedingung unserer Errettung

Meide unverbesserliche Narren; du hörst bei ihnen kein vernünftiges Wort!

Geh hinweg von einem törichten Manne und bei wem du nicht Lippen der Erkenntnis merkst. (O. denn Lippen der Erkenntnis hast du nicht bei ihm bemerkt)
Elberfelder 1871 – Sprüche 14,7

Geh hinweg von dem törichten Mann
und an dem du keine Lippen der Erkenntnis erkannt hast.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 14:7

Geh weg von einem törichten Mann, du lernst keine verständigen Lippen kennen.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 14,7

Umgang mit den falschen Menschen? Dann vielleicht den Umgang ändern? Denn wer mit Jehovah befreundet sein will, kann sich nicht mit Menschen abgehen, die lügen und betrügen…

Geh weg. Halte dich von denen fern, die nicht weise und göttlich sprechen, und vermeide es, mit ihnen in Kontakt zu kommen, da du sonst von ihnen angesteckt wirst oder den Eindruck erweckst, sie zu billigen.

The Reformation Heritage KJV Study Bible

Das Problem des Narren ist nicht Unwissenheit, sondern ein Mangel an Ehrfurcht vor der Wahrheit, wobei er „bequeme Illusionen“ (Derek Kidner) bevorzugt.

CSB Study Bible: Notes

Lügen und Verleumdungen sind die Spezialität der Narren (10:18), und ein weiser Mensch bleibt nicht hier, um zuzuhören (14:7-8). „Die Lippen der Weisen verbreiten Wissen, aber das Herz des Narren tut es nicht“ (15:7, NKJV). „Eine gute Rede steht einem Narren nicht zu“ (17:7, NKJV). Wir alle müssen aufpassen, welcher Art von Gesprächen wir zuhören, denn Jesus sagte: „Achtet darauf, was ihr hört“ (Markus 4:24). Und wenn Narren reden, könnte das, was sie sagen, einen Streit auslösen! (18:6-7)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Das Volk Gottes muss bei der Wahl seiner Freunde besonders vorsichtig sein. „Der Gerechte soll seine Freunde sorgfältig auswählen, denn der Weg der Bösen führt sie in die Irre“ (12:26, NKJV). „Wer mit den Weisen wandelt, wird weise sein, aber der Gefährte der Toren wird zerstört werden“ (13:20). Freundschaften, die auf Geld (6:1-5; 14:20; 19:4, 6-7) oder Sünde (16:29-30; 1:10-19) beruhen, sind dazu bestimmt, enttäuschend zu sein. Das Gleiche gilt für Freundschaften mit Menschen, die schlecht gelaunt sind (22:24-25), die töricht reden (14:7), die sich gegen Autoritäten auflehnen (24:21-22, NIV) oder die unehrlich sind (29:27). Gläubige müssen Psalm 1,1-2 und 2. Korinther 6,14-18 beherzigen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Dieser Vers führt den vorhergehenden fort. Vom Spötter kann man keine Weisheit lernen (V. 6), denn diese ist ihm nach seinem eigenen Willen verborgen (vgl. 2Petr 3,5). Ist man bei einem »törichten Mann«, hat man bald erkannt, dass bei ihm »keine Lippen der Erkenntnis« sind. Nichts, was er sagt, macht wirklich klug. Darum gehe man weg von törichten Menschen, denn der Umgang mit solchen bleibt nicht ohne Folgen (siehe 13,20). Der Christ wendet sich ab von Leuten, die zwar schöne Worte machen und süße Reden führen, aber nur ihrem eigenen Bauch dienen (Röm 16,17–18; siehe auch 2Tim 3,5). Er will ihnen nicht gleich werden und keine Gemeinschaft haben mit ihren Werken (Eph 5,11).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Denen, die verheimlichen, wer sie wirklich sind, gehe ich aus dem Weg

Nicht habe ich gesessen bei falschen Leuten, und mit Hinterlistigen ging ich nicht um.
Elberfelder 1871 – Psalm 26,4

Ich saß nicht bei Leuten des Wahnspiels,
bei Verhohlenen trat ich nicht ein,
Buber & Rosenzweig – Psalm 26:4

Nicht saß ich mit falschen Leuten zusammen, mit Hinterlistigen verkehr’ ich nicht.
Die Philippson-Bibel – Psalm 26,4

Such dir Freunde, die Jehova lieben. Die Wahl deiner Freunde trägt sehr dazu bei, dass du dich als Christ weiterentwickelst (Spr. 13:20). … Was, wenn du merkst, dass jemand in der Versammlung kein guter Umgang für dich ist?

Der Wachtturm – August 2022

Wer würde schon gern einen bekannten Dieb als seinen „besten Freund“ zu jeder Familienfeier einladen? Aber mit was für Menschen treffe ich mich jede Woche bei der „Familienfeier“ wo es um Gott geht? Also beim Gottesdienst oder wie auch immer man diese Zusammenkunft von gläubigen Mitchristen nennen mag. Treffe ich da auf Menschen, die nur so tun, als wären sie Freude Jehovahs, aber die anderen Tage in der Woche nicht anders leben wie die Menschen, die nicht an Gott glauben? Treffe ich da auf Menschen, die auf Familientreffen Zaubertricks vorführen, auf Menschen die ein Auge auf den Ehepartner eines anderen werfen, auf Menschen, die sich zu Hause Kinderpornos anschauen? Oder wie sieht es mit den „nichtanwesenden“ Führungspersönlichkeiten aus? Sind wenigstens diese ehrlich, und stehen zu den Fehlern und Falschaussagen der letzten 100 Jahre – oder wird sich hinter Aussagen wie : „einige wenige dachten früher“ versteckt??
Falls du wie David sagen willst, dass du mit Heuchlern keinen Umgang pflegen willst, dann scheint es so, als wenn du nicht nur deine „privaten Freunde“ sondern auch deine „religiösen Freunde“ gut aussuchen musst – und einige Glaubenstreffen doch lieber nicht besuchen solltest….

„Ich habe nicht bei Menschen der Unwahrheit gesessen, und bei Menschen, die verhehlen, was sie sind, trete ich nicht ein. Ich habe die Versammlung der Übeltäter gehaßt, und bei den Bösen sitze ich nicht. Ich werde meine Hände in Unschuld waschen, und ich will um deinen Altar schreiten, o Jehova.“ (Psalm 26:4-6, NW) David spricht so, als wäre er im Zeugenstand und würde über sein eigenes Leben aussagen, um seine Unschuld in bezug auf Freundschaften zu bezeugen. Er erklärt sich für unschuldig, was seinen Umgang mit Personen betrifft, die Gott und seine gerechten Gebote nicht lieben. Möchte doch jeder wahre Anbeter des allmächtigen Gottes, Jehovas, seine Unschuld in dieser Hinsicht ebenso bezeugen können.

Wachtturm – 1.Mai1962

König David wünschte nicht, zeit seines Lebens mit solchen Personen verbunden zu sein, ja er wünschte nicht einmal, im Tode mit ihnen vereint zu sein, seien es nun Herrscher, politische Beamte oder einfache Bürger. Da er diesen Wunsch im Herzen hegte, mied er solche Menschen sein Leben lang und hielt sich von Unwahrheit und Heuchelei, von Blutschuld und losem Benehmen und auch von der Annahme und der Forderung von Bestechungsgeschenken fern. Demzufolge konnte er Gott anflehen, er möchte seine Seele und sein Leben nicht mit den sündigen, blutbefleckten Menschen wegraffen. Er wünschte, vor der Vernichtung bewahrt zu werden, die Gott über solche Sünder und blutbefleckte Menschen bringt. Obwohl das theokratische Königreich Israel, dessen Herrscher er war, sich mitten in der damaligen Welt, im Nahen Osten, befand, wünschte König David doch nicht, daß sein Königreich ein Teil dieser Welt war.
Dies zeigt uns den Grundsatz an, von dem wir uns leiten lassen müssen, wir, die wir dem größeren David, nämlich Jesus Christus, nachfolgen, der Davids Sohn nach dem Fleische war, jetzt aber Davids Herr gemäß dem (Leben im) Geiste ist, dessen er sich im Himmel erfreut. Wenn wir den Anspruch erheben, seine Nachfolger zu sein, dürfen wir uns nicht mit der alten Welt verbinden, in der es jetzt eine Menge Menschen gleich jenen gibt, die David mied. Da wir so wie andere Menschen Personen von Fleisch und Blut sind, müssen wir in dieser Welt leben, die sich in ihrer „Zeit des Endes“ befindet. Wir können aber nicht zu dieser alten Welt gehören und gleichzeitig zu Gottes neuer Welt, die wir verkündigen. Jesu

Wachtturm . 15.Dezember 1957

Wie bei den Worten Davids in 18,20-24 handelt es sich hier nicht um einen Ausdruck von Selbstgerechtigkeit (siehe Lukas 18,9-14), sondern um das ehrliche Zeugnis eines echten Gottesmannes. Die Wörter, die mit „prüfen“ und „versuchen“ übersetzt werden, beziehen sich auf die Prüfung von Metallen, um ihren wahren Wert zu bestimmen und auch um die Schlacke zu entfernen (12,6; 17,3). „Herz und Verstand“ bedeutet im Original „Nieren und Herz“, wobei die Nieren der Sitz der Gefühle und das Herz der Ort der moralischen Entscheidung sind. (Siehe 139:23, Phil. 4:7 und Offb. 2:23.) Davids Leben wurde von Gottes Liebe und Wahrheit motiviert und kontrolliert (Treue; siehe 6:4; 25:5-7, 1040:10; 57:3; Ex. 34:6). Der Herr war treu zu seinem Bund und David war treu zu dem Herrn. Obwohl David gelegentlich fiel, wie wir alle es tun, war die gewohnte Ausrichtung seines Lebens auf den Herrn und sein Wort. Er weigerte sich, mit den Heuchlern in der Gemeinde Gemeinschaft zu haben, den „Männern der Eitelkeit, der Nichtigkeit“, die vorgaben, den Herrn anzubeten und seinen Bund zu halten. Das bedeutet nicht, dass er von der wirklichen Welt isoliert war (1. Korinther 5,10), sondern dass er nicht zuließ, dass sie ihn verunreinigte (1,1-2; 2. Korinther 6,14-7,1). Während die Versammlung der Bösen unser Zeugnis braucht, ist es die Versammlung der Gerechten, mit der wir unsere Anbetung teilen (35,18; 40,9-10; 89,5; 107,32; 149,1). David war ausgeglichen: Er hasste die Sünde, aber er liebte die Dinge Gottes (Vv. 5, 8). Im Gehen (Vv. 1, 3, 11), Stehen (V. 12) und Sitzen (V. 4), hielt er sich vom Bösen fern (siehe 1,1).

Die Gottlosen kamen in das Heiligtum, um ihre Sünden zu verbergen; sie machten es zu einer „Räuberhöhle“, zu einem Ort, an dem sich Verbrecher verstecken (Mt 21,13; Jer 7,1). David aber ging in das Heiligtum, um Gott anzubeten und Zeugnis von seiner Gnade und Barmherzigkeit zu geben. Seine Hände waren rein (24,4), sein Opfer war annehmbar (siehe Jes 1,10-17), und seine Stimme war klar, als er den Herrn pries. Die Reinigung kommt durch das Blut Christi (1 Joh 1,7, 9) und das Wasser des Wortes (Eph. 5,26-27; Joh. 15,3). Um Gott annehmbar dienen zu können, mussten die Priester ihre Hände und Füße am Wasserbecken waschen (Ex 30,17-21). Nirgendwo im Gesetz des Mose finden wir Anweisungen für Prozessionen und Lobpreis um den Altar, aber sie waren auch nicht verboten. David war ein begeisterter Anbeter des Herrn (siehe 43,4; 2 Sam. 6,12-23) und genoss seine Zeiten der Anbetung. (Zum Händewaschen als Beweis der Unschuld siehe Dtn. 21,1-9.) Der König brachte Dankopfer dar (Lev. 3,1-17; 7,11-38), weil er den Herrn und das Haus des Herrn liebte (27,4-6; 42,4; 122,1-4, 9; 1. Chronik 29,3). Er verherrlichte Gott an dem Ort, an dem Gottes Herrlichkeit wohnte (Ex 40,35). David ist ein gutes Beispiel für uns, dem wir in unserer eigenen Anbetung folgen sollten.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

»falsche Leute«: mətê šâwᵓ, wobei das Wort, das hier für »Leute« verwendet wird, eigentlich »Sterbliche« bedeutet. Die Menschen, die so groß tun, sind so groß nicht. Auch wenn sie jetzt in Ansehen stehen, werden sie an ihrem Tag doch vertilgt wie das Vieh (Ps 49,21).
»Listige«: naᶜalâmîm, wörtlich »Versteckte«, weil sie sich mit ihren Absichten verstecken und aus ihrem Versteck ihre Anschläge ausführen.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Wer vor Gott in Lauterkeit wandelt (V. 1), wandelt auch nicht mit falschen Leuten; wer seine Lust hat am Herrn, kann keine Lust haben am Rat der Gottlosen (Ps 1,1.2). Oder sollten wir da sitzen, wo man über die Worte des Herrn lächelt, und den Rat der Leute suchen, die den Rat des Allerhöchsten verschmähen? Liebe ich den Herrn, dann missfällt mir alles, was ihn nicht liebt (Ps 97,10); liebe ich seine Gedanken und seine Werke, dann liebe ich auch seine Heiligen, und dann liebe ich den Ort, an dem seine Herrlichkeit wohnt (V. 8); hingegen »hasse ich die Versammlung der Übeltäter« (Ps 139,21; siehe auch Spr 13,20; 22,24; 1Kor 15,33).
Die »falschen Leute« sind nicht offen und lauter, sondern »listig«. D. h., sie verdecken ihre wirklichen Absichten hinter einer schönen Fassade, die je nach Zeit und Umständen verschieden ist. Zur Zeit Davids verlangten es die Zeitläufte, dass man eine fromme Fassade aufzog, wenn man angesehen und erfolgreich sein wollte; in unseren Tagen ist das natürlich anders.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Vertrauenauf Menschen gesetzt – und damit Gott verlassen

Und zu selbiger Zeit kam Hanani, der Seher, zu Asa, dem König von Juda, und sprach zu ihm: Weil du dich auf den König von Syrien gestützt hast, und hast dich nicht auf Jehova, deinen Gott, gestützt, darum ist das Heer des Königs von Syrien deiner Hand entronnen. Waren nicht die Kuschiter und die Libyer eine zahlreiche Heeresmacht, mit Wagen und Reitern in großer Menge? Aber weil du dich auf Jehova stütztest, gab er sie in deine Hand. Denn Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. Hierin hast du töricht gehandelt; denn von nun an wirst du Kriege haben.
Elberfelder 1871 – 2. Chronik 16,7–9

Und in dieser Zeit kam Chanani, der Seher, zu Asa, dem König von Jehudah, und sprach zu ihm: Weil du dich auf den König von Aram gestützt hast und nicht auf den Ewigen, deinen Gott, deshalb ist das Heer des Königs von Aram deiner Hand entronnen. Waren nicht die Kuschim und Luwim ein großes Heer, an Wagen und Reitern sehr zahlreich? Aber da du dich auf den Ewigen gestützt hast, gab er sie in deine Hand. Denn des Ewigen Augen überschauen die ganze Erde, um sich an denen mächtig zu erweisen, deren Herz ungeteilt mit ihm ist. Töricht warst du hierin, denn von nun ab wird Krieg wider dich sein.
Die Philippson-Bibel – 2.Chronik 16:7–9

Zu derselben Zeit kam Hanani, der Seher, zu Asa, dem Könige von Juda, und sprach zu ihm: Weil du dich auf den König von Syrien verlassen, und dich nicht auf Jehova, deinen Gott, verlassen hast; darum ist das Heer des Königs von Syrien entronnen aus deiner Hand. Waren nicht der Kuschiter und Libyer ein grosses Heer, und ihrer Wagen und Reiter sehr viele? Aber weil du dich auf Jehova verliessest, so gab er sie in deine Hand. Denn die Augen Jehova’s durchlaufen die ganze Erde, damit die Muth fassen können, welche ihm mit ihrem Herzen ergeben sind. Du hast thöricht hierin gehandelt, denn von nun an wirst du Streit haben.
van Ess – 2.Chronika 16,7–9

Und zu jener Zeit kam Hanani, der Seher, zu Asa, dem König von Juda, und sprach dann zu ihm: „Weil du dich auf den König von Syrien gestützt und dich nicht auf Jehova, deinen Gott, gestützt hast, darum ist die Streitmacht des Königs von Syrien deiner Hand entronnen. Sind nicht die Äthiopier und die Libyer ihrerseits eine sehr große Streitmacht gewesen an Menge, an Wagen und an Reitern; und hat er sie nicht in deine Hand gegeben, weil du dich auf Jehova gestützt hast? Denn, was Jehova betrifft, seine Augen durchschweifen die ganze Erde, damit er sich stark erweist zugunsten derer, deren Herz ihm gegenüber ungeteilt ist. Du hast diesbezüglich töricht gehandelt, denn von nun an wird es Kriege gegen dich geben.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 2.Chronika 16:7–9

Glaubte König Asa tatsächlich, dass er auf menschliche Helfer vertrauen könne, und Jehovah ihn tatsächlich nicht verlassen würde? Meinte Asa, nur weil er den Namen Gottes weiterhin gebrauchte, auch Gottes Schutz zu haben? Konnte Asa Jehovah täuschen? Nein! Natürlich kann niemand Jehovah täuschen! Deshalb akzeptiert Jehovah niemals, wenn Menschen auf der einen Seite „Seinen Namen tragen“ und gleichzeitig Zauberei, Ehebruch und Kinderschänder beschützen! Auch würde Jehovah es nicht akzeptieren, wenn wir uns auf andere Menschen stützen – indem wir durch Organisationen und Vertreter auf Schutz hoffen! ER ist der einzige Schutz, dem wir wirklich vertauen können.

Das Problem mit Asa: die Untertanen, die auf Asa vertrauten, wurden so zum wirklichen Opfer in diesem Krieg, wo Jehovah nicht für Sein Volk anwesend war. Diese Gefahr besteht auch heute, wenn wir auf eine Gemeinde, Kirche oder Anwälte vertrauen, anstatt auf den „alles sehenden Jehovah“ zu vertrauen!

Der Schlüssel zum Verständnis der prophetischen Anklage Asas durch Hanani ist die Wendung: Du hast töricht gehandelt (hebr.: skl niph). Der töricht Handelnde hat »übergroßes Vertrauen in sich selbst und die Richtigkeit eigener Entscheidungen«. Dabei ist sich der Handelnde im Augenblick der Entscheidung nicht im Klaren darüber, dass er sich gegen Jahwe entscheidet. In der Chronik hat Torheit immer einen doppelten Aspekt: einen politischen und einen religiösen.

– Politisch zählt Asa zu den Realpolitikern. In der Einschätzung Asas hat Bascha aufgrund seines Bündnisses mit Ben-Hadad I. eine nicht schlagbare Übermacht. Gelingt es ihm, Ben-Hadad I. auf seine Seite zu ziehen, ist es für ihn ein Leichtes, Bascha in seine Schranken und Grenzen zu verweisen.
– Religiös hat der Realpolitiker Asa die einzig wahre Realität, Jahwe, den Herrn der Erde, zur Seite gestellt. Er entschied sich gegen Jahwe. Aus seiner Erfahrung im Krieg gegen Serach – so führt es Hanani aus – hätte er andere Konsequenzen ziehen können. Serach wurde in die Flucht gejagt, und dies, obgleich sich die Libyer auf seine Seite geschlagen hatten, um mit ihm in Juda einzufallen und Juda auszurauben. Beim ersten Bericht über die kuschitische Invasion (2Chr 14,8–14) werden die Libyer nicht erwähnt.
– Asa hat die Eigenhilfe dem Vertrauen auf Gott übergeordnet. Er hat übersehen, dass Gottes Augen überall sind (vgl. Sach 4,10). Woher der Feind kommt, aus dem Süden oder aus dem Norden, ist gleichgültig. Gott ist allgegenwärtig und immer zur Hilfe bereit, wenn ihn einer mit ungeteiltem Herzen darum bittet. Hanani bezeichnet Asas Hilferuf an Ben-Hadad I. als Misstrauen gegen Gott. Damit stellt Hanani den um Sicherheit bemühten Menschen, der Gott nicht sieht, dem allmächtigen Gott, der alles sieht, gegenüber. Hanani kennzeichnet das Bündnis Asas mit Ben-Hadad I. als »gottwidrige Eigenmächtigkeit des Unglaubens«.

Da sich Asa in der von ihm betriebenen Realpolitik gegen Jahwe entschieden hat, muss er die Konsequenzen seines Tuns tragen.
– Der Mangel an Glaube ist der tragische Wendepunkt im persönlichen Leben Asas. Das überaus günstige Urteil (2Chr 14,1) wird eingeschränkt.
– Asa muss die Verantwortung tragen für das kommende Unheil, das letztlich Unschuldige ereilt. Asa war der Auslöser der ersten syr. Invasion im Nordreich. In der Folgezeit wird auchsein Volk mit Streitmächten aus dem syr. Raum zu kämpfen haben. Er hat den künftigen Friedena seines Landes aufs Spiel gesetzt. Der erste Angriff von syr. Boden aus auf Israel ist auf Veranlassung des Brudervolkes Juda erfolgt.

Wuppertaler Studienbibel

So kann man wie Asa im Geist beginnen und im Fleisch vollenden. Als die Proben des Lebens kamen, da richtete er seinen Blick anstatt nach oben nach Norden, und hielt Fleisch für seinen Arm und den Bund mit Benhadad für seine Stärke. Anstatt der unsichtbaren Macht seines Gottes zu vertrauen, vertraute er der sichtbaren Macht Syriens und brachte schwere Opfer an Gold und Silber, um Benhadad für sich zu gewinnen. Denn die Welt dient nie umsonst und ihre Liebe versagt, sobald sie sieht, dass sie keinen wesentlichen Gewinn aus uns ziehen kann. Und es ist immer ein Zeichen eines inneren Niedergangs und der Beginn einer fleischlichen Gesinnung, wenn geistliche Seelen nicht mehr genug haben an der unsichtbaren Stärke ihres Gottes und ihr Vertrauen auf sichtbare Personen und Quellen zu setzen beginnen.

Jakob Kroeker – Ein ungeteiltes Leben

Offenbar war König Asa in seinem Wandel mit dem Herrn nachlässig geworden, denn der Herr sandte Baesa, den König von Israel, in den Krieg gegen ihn. Baasha befestigte Rama, das etwa sechs Meilen nördlich von Jerusalem lag. Von diesem Vorposten aus konnte er seine eigenen Leute überwachen, die nach Jerusalem gehen könnten, und auch seinen eigenen Angriff auf Juda starten.

Nach allem, was der Herr für Asa getan hatte, sollte man meinen, er hätte das Volk zusammengerufen, um die Sünde zu bekennen, den Herrn zu suchen und seinen Willen in dieser ernsten Situation zu erfahren. Aber stattdessen griff er in seinem Unglauben zur Politik. Er nahm die geweihten Schätze aus dem Tempel und gab sie Ben-Hadad, dem König von Syrien, und schloss einen Pakt mit einer heidnischen Nation. (David hatte Syrien besiegt! Siehe 2. Sam. 8:3-12 und 1. Chron. 18:3-4.) Da Syrien Israel von Norden her angriff, musste Baasha Rama verlassen und nach Norden ziehen, um sein Land zu verteidigen. König Asa folgte nicht nur dem schlechten Beispiel seines Vaters Abija, indem er ein unheiliges Bündnis einging, sondern er bestand darauf, dass Ben-Hadad lügt und seinen Vertrag mit Israel bricht! Die Schrift sagt uns nicht, wann Abija einen Pakt mit Ben-Hadad schloss, aber vielleicht heiratete er eine der syrischen Prinzessinnen und sicherte auf diese Weise den Frieden, indem er dem Beispiel Salomos folgte (2. Chron. 13:21).

Ben-Hadad nahm das Silber und Gold, brach sein Versprechen gegenüber Israel und half Juda. Er eroberte die Städte Ijon, Dan und Abelmaim im Norden und marschierte dann durch den Stamm Naftali und nahm alle wichtigen Lagerstädte ein. Auf diese Weise erlangte er die Kontrolle über die wichtigsten Handelswege und schmälerte Baaschas Macht und Einkommen. Nachdem er sein Ziel erreicht hatte, ließ Asa das Volk nach Rama ziehen und die Steine und das Holz abtransportieren, und mit diesem Material baute der König zwei befestigte Städte: Mizpa, etwa zweieinhalb Meilen nördlich von Rama, und Geba, etwa in der gleichen Entfernung im Osten. Juda hatte seine Grenze bis nach Bethel ausgedehnt (2. Chronik 13,17), und diese neuen militärischen Anlagen sollten seine Stellung noch sicherer machen.

Alle waren mit dem Ergebnis des Vertrages zufrieden, nur der Herr nicht. Er sandte den Propheten Hanani, um den König zurechtzuweisen und ihm das Wort des Herrn mitzuteilen. Es war die Aufgabe des Propheten, Könige und andere Führer, einschließlich der Priester, zurechtzuweisen, wenn sie das Gesetz des Herrn missachteten. Die Botschaft des Propheten war klar: Wenn Asa sich auf den Herrn verlassen hätte, hätte das Heer Judas sowohl Israel als auch Syrien besiegt. Stattdessen gewann Juda nur ein paar Städte, die Schatzkammer des Herrn wurde geplündert und der König befand sich nun in einem sündigen Bündnis mit den Syrern. Hanani erinnerte Asa daran, dass der Herr ihn nicht im Stich gelassen hatte, als Serach und das riesige ägyptische Heer Juda angriffen. Der König hatte eine Dummheit begangen, als er die Syrer anheuerte. Juda würde noch jahrelang für seinen Fehler bezahlen, und Syrien wurde zu einem ständigen Problem für das Königreich Juda.

Das grundlegende Problem war nicht die mangelnde Verteidigung Judas, sondern der mangelnde Glaube des Königs. Anders als David, dessen Herz aufrichtig vor dem Herrn war (siehe 1. Könige 15,5, 11), war Asas Herz gespalten – an einem Tag vertraute er auf den Herrn und am nächsten Tag auf den Arm des Fleisches. Ein vollkommenes Herz ist nicht ein sündloses Herz, sondern ein Herz, das sich ganz dem Herrn hingibt und ihm voll vertraut. König Asa offenbarte die Schlechtigkeit seines Herzens, indem er zornig wurde, die Botschaft des Propheten zurückwies und ihn ins Gefängnis warf. Offenbar war ein Teil des Volkes gegen Asas Außenpolitik und seine Misshandlung des Knechtes Gottes, so dass der König sie brutal unterdrückte.

Gott gab Asa Zeit zur Umkehr, aber er weigerte sich, dies zu tun. Im neununddreißigsten Jahr der Herrschaft Asas plagte ihn der Herr mit einer Krankheit an den Füßen, die ihm große Schmerzen und Unannehmlichkeiten bereitet haben muss. Wieder einmal wandte er sich vom Herrn ab und weigerte sich, seine Sünden zu bekennen und Jehova zu suchen, sondern er wandte sich an seine Ärzte, um Hilfe zu erhalten. Zwei Jahre später starb er, und der Thron ging an seinen Sohn Joschafat, der wahrscheinlich in den letzten Lebensjahren seines Vaters als Mitregent gedient hatte.6 Asa war ein Mann, der einen guten Anfang machte und ein gläubiges Leben führte, aber in seinen letzten Lebensjahren rebellierte er gegen den Herrn. Das Volk machte ihm zu Ehren ein großes Feuer, aber in Gottes Augen gingen die letzten Jahre Asas in Rauch auf (1Kor 3,13-15).7

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Überlass dem Herrn die Führung deines Lebens

Befiehl (W. Wälze auf) Jehova deinen Weg und vertraue auf ihn! und er wird handeln; und er wird deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag.
Elberfelder 1871 – Psalm 37,5–6

Vertrau deinen Weg dem Ewigen an und vertrau auf ihn: Er wird’s vollbringen. Er führt deine Gerechtigkeit wie Licht herauf und dein Recht wie die Mittagshelle.
Die Philippson-Bibel – Psalm 37:5–6

Überlass dem Herrn die Führung deines Lebens und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen. Deine Unschuld wird er sichtbar machen so hell wie das Licht des Tages, und die Rechtmäßigkeit deiner Sache wird leuchten wie die Mittagssonne.
Neues Leben – Bibel 2006 – Ps 37,5–6

Die Alliteration in Vers 5 findet sich in der Wiederholung des hebräischen Buchstabens ‚ayin, des ersten Buchstabens der Präposition, die mit „in“ oder „auf“ übersetzt wird, und die zweimal vorkommt.
Der Ratschlag Commit your way to the Lord übersetzt das Verb „rollen“ (siehe 22,8); es bedeutet, dem Herrn dein ganzes Leben zu übergeben – alle deine Wünsche, Probleme, Ängste. Lass den Herrn bestimmen, wie dein Leben sein soll; vertraue auf ihn (siehe Kommentare zu 4:5b und 13:5. Er wird handeln heißt übersetzt „er wird es tun“ – das heißt, er wird handeln, er wird tun, was nötig ist (FRCL), „er wird dir helfen“ (TEV).

In Vers 6 wird erklärt, was geschehen wird, wenn der Rat des Psalmisten in Vers 5 befolgt wird: „Er wird dein TseDaqah (Zeile a) … und dein mishPaT (Zeile b) erscheinen lassen.“ Die beiden Substantive scheinen sich auf die Integrität, den aufrechten Charakter des Psalmisten zu beziehen (so TEV „Rechtschaffenheit“; SPCL „deine Integrität … deine Gerechtigkeit“; NJB „deine Aufrichtigkeit … die Gerechtigkeit deiner Sache“). Die Substantive können sich aber auch auf die Handlung Jahwes beziehen, der die Sache des Psalmisten erfolgreich verteidigt hat (so Briggs, Kirkpatrick), deine Rechtfertigung … dein Recht (RSV), „deine Rechtfertigung … die Gerechtigkeit deiner Sache“ (NJV). Alles in allem scheint die letztere Auslegung vorzuziehen zu sein. Gott wird die Gerechtigkeit der Sache des Psalmisten deutlich und öffentlich demonstrieren und ihn als unschuldig erweisen. Eine Übersetzung könnte also lauten: „Er wird deutlich beweisen, dass du unschuldig bist, er wird zeigen, dass deine Sache gerecht ist.“
Vers 6 ist insofern chiastisch, als deine Rechtfertigung am Ende von Zeile a steht und dein Recht am Anfang von Zeile b. Wie in RSV zu sehen ist, wird in Zeile b kein Verb ausgedrückt; in der Übersetzung muss jedoch manchmal ein Verb hinzugefügt werden. Die Alliteration ist im hebräischen Konsonanten kaf enthalten, der Vorsilbe, die „wie“ bedeutet.
Wie das Licht in Vers 6a ist eine Parallele zu wie der Mittag in Zeile b; beide zusammen beziehen sich auf die Sonne, wie sie am Morgen aufgeht und wie sie zur Mittagszeit mit voller Kraft leuchtet. Dies ist ein Bild für etwas, das klar ist, das von allen gesehen wird. Wenn der Übersetzer beide Eigenschaften beibehalten will, sei es die des Psalmisten oder die des Herrn, kann man oft sagen: „Er wird deine Güte und deine Gerechtigkeit im Richten so klar erscheinen lassen wie das Licht des Tages“ oder „Er wird deine Güte im Licht erscheinen lassen und deine Gerechtigkeit im Richten, damit man sie sieht wie die helle Sonne.“ Es fällt auf, dass TEV die beiden parallelen Zeilen zu einer einzigen zusammengefasst hat; SPCL hat das Material wie folgt umgestellt: „Er wird deine Rechtschaffenheit und deine Gerechtigkeit so hell leuchten lassen wie die Mittagssonne“ – was als Vorbild dienen kann.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

David hatte nicht nur Bitten, sondern er fordert andere auch konkret auf, im Vertrauen auf Gott den Weg zu gehen. In Psalm 37,5 schreibt er: „Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn; und er wird handeln!“ Bei aller Verantwortung, die wir haben, unseren Weg zur Ehre unseres Herrn zu gehen und das Richtige zu tun, ist es wichtig, dass wir nie vergessen, dass Gott handeln muss. Die Seite unserer Verantwortung ist nie von der Seite der Gnade zu trennen. Im Gebet vertrauen wir dem Herrn unseren Weg an, und dann dürfen wir gespannt sein, wie Er handeln wird.

Im Glauben leben 2016

Übergib deinen Weg dem Herrn (V. 5-6). Das Verb bedeutet „seine Last abwälzen“ (1 Petrus 5,7). Gott nimmt uns nicht die Last ab, damit wir unverantwortlich werden, sondern damit wir ihm besser dienen können. Manchmal bedeutet weniger Sorgfalt, dass wir nachlässig werden, und das führt zum Scheitern. Eines der Dinge, die er „zustande bringen“ wird, ist die Rechtfertigung seiner Diener, die von Gottes Feinden verleumdet wurden (V. 6, NIV; siehe Vv. 28, 32-33).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Das dritte Gute, das wir tun: Wir befehlen dem Herrn unseren Weg (Spr 3,6), wie der Herr auch seinen ganzen Weg Gott befahl, bis ans Ende, bis auf den Hügel Golgatha (1Petr 2,23). Es ist nicht unsere Sache, die Welt in Ordnung zu halten; das ist Gottes Sache. Unsere Sache ist es auch nicht, den Weg zu bestimmen, auf dem wir durch diese Welt gehen. Unsere Sache ist einzig, dem Herrn zu vertrauen und zu gehorchen.
»Wälze auf den HERRN deinen Weg«: Es wäre eine viel zu große Last, müssten wir unseren Weg selbst bestimmen und dafür sorgen, dass wir ihn gehen können. Nein, diese Last sollen wir auf den Herrn wälzen. Er ist besorgt um uns (1Petr 5,7); und er handelt für uns. Was könnte einer mehr begehren? Die Last meines Lebens und die Bürde meines Weges trägt mein Herr, der mich geschaffen, der mich in diese Welt gesandt, der mich erlöst und der meinen Weg ausgesteckt hat. Wie wundersam leicht macht bei aller Bedrängnis (siehe 2Kor 4,17) dieses Vertrauen meine Seele! Ich vertraue auf ihn und erlebe, dass ich auffahre wie ein junger Adler (Jes 40,31).

Benedikt Peters – Die Psalmen