Schlagwort: geistig verstehen

Wer im Kleinen treu ist, ist auch im Großen treu, und wer im Kleinen ungerecht ist, ist auch im Großen ungerecht

Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?
Elberfelder 1871 Lukas 16,10–11

Vom Umgang mit Geld: Zuverlässigkeit, wie Jesus sie versteht
(Mt 6,24)
Jesus fuhr fort: »Wer in kleinen Dingen zuverlässig ist, wird es auch in großen sein, und wer in kleinen unzuverlässig ist, ist es auch in großen.
Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld nicht zuverlässig seid, wird euch niemand das wirklich Wertvolle anvertrauen.  Wenn ihr mit dem nicht umgehen könnt, was euch gar nicht gehört, wie soll Gott euch dann schenken, was er euch als Eigentum zugedacht hat?
 Kein Diener kann zwei Herren zugleich dienen. Er wird den einen vernachlässigen und den anderen bevorzugen. Er wird dem einen treu sein und den anderen hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld.«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 16,10–13

Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Lk 19,17; Sir 5,18.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 16:10

Er sagte: „Nutzt eure Kohle für Gott, setzt sie schlau ein. Helft damit anderen Menschen, das wird sich irgendwann im Himmel auszahlen. Wer mit wenigen Sachen gut umgehen kann, wird auch mit viel gut klarkommen. Wenn ihr aber bei eher unwichtigen Sachen schon unkorrekt arbeitet, dann wird man euch auch nie etwas Großes anvertrauen können. Wenn ihr mit Geld und den Sachen anderer Leute schon nicht korrekt umgeht, wer wird euch dann die richtig fetten Sachen aus dem Himmel anvertrauen? Und wenn ihr mit den Sachen von fremden Leuten nicht richtig umgeht, wer von euch wird euch da noch sein eigenes Geld zur Verfügung stellen?
VolxBibel – Lukas 16,9–12

Wer im Geringsten treu ist, ist auch im Größern(- Würdig, mehr zu erhalten. – Ihr habt ihn nicht nach Gottes Willen gebraucht. – Die zeitlichen Güter werden nicht mit uns geboren und bleiben nicht bei uns im Tode (Cyr., Ambr., Bon., Theoph.); wir sind nicht ihre Herren, sondern ihre Verwalter. – Die geistlichen Güter, welche Gott euch bietet. – Mit Geschrei hinderten sie die Wirkung der Belehrung bei dem Volke. -) getreu; und wer im Geringen ungerecht ist, ist auch im Größern ungerecht.
Allioli Bibel – Lukas 16:10

So so, die meisten Bibelübersetzer bleiben bei dem, was Jesus gesagt hat, und sprechen hier „nur vom Geld“. Nur die katholische Übersetzung macht den Sprung ins „vergeistlichen“ und spricht in der Fußnote von „geistlichen Güter“. Ob Jesus wirklich „geistliche Güter“ oder gar „geistigen Gehorsam“ meinte?

Die Jünger Jesu sollen ihren Reichtum nicht für selbstsüchtige Zwecke gebrauchen, sondern um sich damit „Freunde zu machen“. Großzügigkeit gegenüber den Armen ist hier wahrscheinlich im Blick, denn Gott selbst wird denen zurückerstatten, die den Bedürftigen Abhilfe verschafften (14,13f.; Spr 19,17).

aufgenommen werdet Der Text sagt nicht explizit aus, wer hier der Aufnehmende ist. Es ist möglich, dass hier die Armen gemeint sind, denen in diesem Leben geholfen wurde, oder wahrscheinlicher ist Gott selbst gemeint. In jedem Fall wird hier keine Erlösung durch Werke gelehrt (# 15,29). Die liebende Hilfe, die anderen in diesem Leben gewährt wird, ist eine Frucht des Glaubens und ein Zeichen wahrer Jüngerschaft und der bereits geschmeckten Erlösung, nicht aber eine verdienstliche Grundlage für das Heil.

16,11 dem unrechten Mammon Die finanziellen Mittel, die im Handelsverkehr ausgetauscht werden, sind nicht per se „Unrecht“ (V. 9) oder „unredlich“ (vgl. das griechische Substantiv adikịa in V. 8 und das Adverb ạdikos in V.10), aber „Reichtum“ oder „Geld“ („Mammon“ in V. 11.13) können mit Gott um unser Vertrauen und unsere Loyalität konkurrieren. Auch wenn sie dies nicht tun, so ist ihr Wert doch „gering“ (V. 10) und im Vergleich mit den ewigen und wahren Reichtümern vergänglich.

das wahre Gut Gemeint sind hier die himmlischen Schätze, die auch als „ewige Wohnungen“ bezeichnet werden (V. 9).

Reformations-Studien-Bibel

16,9 Der Umgang mit dem Besitz – anders ausgedrückt: Das Verhalten den Armen gegenüber wird für Gott der Maßstab sein, ob er einen Menschen nach seinem Lebensende in den Himmel aufnimmt.

Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

Ah – jetzt versteh ich, warum Organisationen und Kirchen, die das Geld nur „für sich selbst“ anstatt für die Armen hergeben, den Vers „vergeistlichen“ müssen!

Und ich sage euch: Das ist ein feierlicher Ausdruck, der die Wichtigkeit der Anwendung unterstreicht, die Jesus jetzt erklärt, indem er seine Jüngerinnen und Jünger ermahnt, großzügig mit Geld und Besitz umzugehen. Ungerechter Reichtum bezieht sich wahrscheinlich auf die Art und Weise, wie das Streben nach Geld oft mit sich bringt: (1) unrechte Mittel beim Erwerb von Reichtum, indem man andere ausnutzt; (2) unrechte Wünsche bei der Verwendung von Reichtum zur persönlichen Befriedigung und für egoistische Zwecke, anstatt für die Sorge und das Wohlergehen anderer; und (3) der verderbliche Einfluss von Reichtum, der Menschen oft in die Ungerechtigkeit führt. Das Wort, das hier mit „Reichtum“ übersetzt wird, ist ein hebräischer und aramäischer Begriff (Hb. und Aramäisch mamon; Gk. mamōnas; Englisch „mammon“) für Reichtum und Besitz (einschließlich Geld) und ist dasselbe Wort, das in V. 13 mit „Geld“ übersetzt wird (siehe ESV-Fußnote). damit, wenn es versagt. Weil der Reichtum unweigerlich versagen wird, sowohl die ewigen Bedürfnisse zu befriedigen als auch für sie zu sorgen, ermahnt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, sich Freunde zu machen, indem ihr Reichtum und Besitz großzügig für die Versorgung und das Wohlergehen anderer einsetzt, damit sie euch, wenn der Reichtum versagt, in die ewigen Wohnungen aufnehmen können. „Sie“ bezieht sich wahrscheinlich auf die „Freunde“, denen durch solche großzügigen Spenden geholfen wurde. Gläubige, die ihren Reichtum und ihren Besitz auf diese Weise großzügig einsetzen, zeugen von ihrem Glauben und ihrem Engagement für Gott und von ihrem Verständnis dafür, dass Gott diejenigen ewig belohnen wird, die großzügig mit den Ressourcen umgehen, die er ihnen anvertraut hat.
16:11 Ungerechter Reichtum bezieht sich hier auf irdisches Geld und Besitztümer (siehe Anmerkung zu V. 9). Wahrer Reichtum bedeutet geistliche Haushalterschaft und Verantwortung in Gottes Reich und letztlich auch himmlische Belohnung (vgl. 12:33; 18:22; Mt 6:19-21, 24).

Die ESV Studienbibel

Der Mammon, also das Geld, sollte großzügig eingesetzt werden, um Werke zu schaffen, die Bestand haben. Geld wird als ungerecht bezeichnet, weil es oft Ungerechtigkeit und Egoismus in den Menschen zum Ausdruck bringt (siehe 1. Tim. 6:6-10, 17-19; Jakobus 1:9-11; 5:1-6).

Mammon
(Gk. mamōnas) (16:9, 11; Mt. 6:24) Strong’s #3126: Das griechische Wort ist eine Transliteration des aramäischen Wortes mamona, das „Reichtum“, „Geld“ oder „Eigentum“ bedeutet. Es ist unmöglich, diesem Gott namens „Mammon“ und dem wahren Gott gleichzeitig zu dienen. In Lukas 16 wird dieses Wort für „Reichtum“ verwendet, der als Götze, Meister oder Gott des menschlichen Herzens gilt, der mit dem wahren Gott in Konflikt steht.

16:10 treu … ungerecht … am wenigsten … viel: Kleine Beispiele von Egoismus in der Gegenwart führen später zu größerem Egoismus. Genauso führen kleine Beispiele von Großzügigkeit jetzt zu größerer Großzügigkeit später.
16:11 Mammon … wahrer Reichtum: Dies ist die Weiterentwicklung von V. 10. Eine Person, die nicht mit Geld umgehen kann, kann sicher nicht mit geistlichen Dingen umgehen, die viel wertvoller sind.

Die Nelson Studienbibel

Für die Jünger, die in einer zumeist von Ungläubigen bevölkerten Welt leben mußten, ergaben sich drei Lehren aus diesem Gleichnis. Erstens: Sie sollten ihr Geld dazu verwenden, Menschen für das Gottesreich zu gewinnen (V. 8 b – 9). Jesus sagte: „Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.“ Er machte also einen Unterschied zwischen seinen Jüngern und dem unehrlichen Verwalter, der ein echtes „Kind dieser Welt“ war, das versuchte, sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch wie er sollten die Jünger, die „Kinder des Lichts“ (vgl. Lk 11,33-36; Eph 5,8), klug (nicht unehrlich) handeln und sich den ungerechten Mammon für ihre gute Sache zunutze machen (Lk 16,9). Das Wort „Mammon“ (mamOna) kehrt kurz darauf, in Vers 13, wieder, wo Jesus versichert, daß man nicht Gott und dem Mammon dienen kann. An dieser Stelle in Vers 9 ging es ihm jedoch in erster Linie darum, daß man sein Geld benutzen und nicht aufheben oder sich von seinem Reichtum versklaven lassen sollte. Der Mammon sollte den Jüngern dienen, nicht umgekehrt. Er sollte ihnen Freunde machen, wie auch der unehrliche Verwalter das Geld seines Herrn dazu verwendete, sich andere Leute gewogen zu machen. Wenn die Jünger so mit ihrem Geld umgingen, würden sie in die ewigen Hütten aufgenommen werden, denn ihr Reichtum konnte dann vielleicht mit dazu beitragen, anderen den Glauben an die Botschaft Jesu nahezubringen.
In Vers 10 – 12 folgt ein zweites Anwendungsbeispiel für das Gleichnis: Wer in Gelddingen ehrlich ist, dem kann auch in Wichtigerem vertraut werden. Das wahre Gut (V. 11) scheint sich hier auf die geistlichen Reichtümer des Gottesreiches zu beziehen, an denen die Jünger teilhaben sollten.
Die dritte Folgerung für die Nachfolge, die Jesus aus dem Gleichnis zog, lautete, daß ein Mensch nicht zwei Herren dienen kann, Gott und dem Mammon (V. 13), denn beide schließen sich gegenseitig aus. Die Liebe zum Geld bringt den Menschen von Gott ab (1Tim 6,10), und umgekehrt macht jemand, der Gott wirklich liebt, Geld nicht zum Hauptzweck seines Dasein

Walvoord Bibelkommentar

Erstens: „Wer in sehr wenig treu ist, der ist auch in viel treu“ (Lk 16,10); zweitens: „Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch dann den wahren anvertrauen? (Lk 16:11); und drittens: Wenn ihr nicht treu gewesen seid in dem, was einem anderen gehört, wer wird euch dann das geben, was euch gehört? (Lukas 16:12). Es gibt zwei miteinander verknüpfte Ebenen: die physische (im wirtschaftlichen Sinne) und die geistliche. Wenig bezieht sich auf den ungerechten Mammon, und viel bezieht sich auf den wahren Reichtum. Das Eigene bezieht sich auf den geistlichen Reichtum, der von Jeschua empfangen und anderen angeboten wird. Wenn Ungläubige den Gläubigen auf der wirtschaftlichen Ebene den Mammon anvertrauen können, werden sie auch bereit sein, ihnen auf der geistlichen Ebene zu vertrauen. Dies bietet die Möglichkeit, den wahren Reichtum, den nur Gläubige teilen können, mit Ungläubigen zu teilen. Der wahre Reichtum ist die Botschaft über Jeschua, das Evangelium. Wenn Ungläubige die Botschaft des Evangeliums annehmen, werden sie den wahren geistlichen Reichtum – die Erlösung – haben. Deshalb müssen sich die Gläubigen mit dem Mammon der Ungerechtigkeit anfreunden (Lukas 16:9), denn er hat das Potenzial, zum Austausch von geistlichem Reichtum zu führen.

Jeschua schloss die Anwendung des Gleichnisses vom ungerechten Verwalter mit der Aussage: „Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen festhalten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Lukas 16:13). Wiederum beziehen sich die Worte „lieben“ und „hassen“ nicht auf emotionale Reaktionen auf Geld, sondern weisen auf eine Wahl hin. Das Prinzip ist folgendes: Wer ist das Ziel unseres Dienstes? Wenn wir als Gläubige Gott an die erste Stelle setzen und zuerst seine Gerechtigkeit und sein Reich suchen, dann werden wir wissen, wie wir den Einsatz unserer materiellen Ressourcen ausgleichen können.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Es handelt sich hier also nicht um den Aufruf, einem „Christusersatz“ unbedingten Gehorsam zu schulden, sondern Jesus fordert uns auf, ehrlich mit den uns anvertrauten Dingen umzugehen - und eben nicht nur ehrlich sondern auch schlau – schlau aus göttliches Sicht!

Aber so verfahren diese Leute ja auch mit den übrigen Heiligen Schriften

Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen (W. den) Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.
Elberfelder 1871 – 2.Petrus 3,15–16

Genau dasselbe hat euch auch unser lieber Bruder Paulus geschrieben, dem Gott viel Weisheit gegeben hat. Er sagt das in allen seinen Briefen, wenn er über dieses Thema schreibt. Es gibt in ihnen allerdings einige schwierige Stellen. Die werden von unverständigen Leuten missdeutet, die im Glauben nicht gefestigt sind. Aber so verfahren diese Leute ja auch mit den übrigen Heiligen Schriften. Sie verurteilen sich damit selbst zum Untergang.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2.Petrus 3:15b–16

So hat es euch ja auch unser lieber Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben, und dasselbe sagt er in allen Briefen, wenn er über diese Dinge spricht. Einiges in seinen Briefen ist allerdings schwer zu verstehen, was dazu führt, dass die Unbelehrbaren und Ungefestigten es verdrehen. Aber das tun sie auch mit den übrigen Heiligen Schriften, und sie tun es zu ihrem eigenen Verderben.
(An welchen Paulusbrief hier gedacht ist, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, aber vergleiche zu Vers 15a (Gottes Geduld) z. B. Römer 2,4 und zu den Versen 11 bis 14 (Vorbereitung auf das Kommen von Jesus Christus) z. B. Römer 13,11–14; 1. Korinther 1,7–9; 7,29–35; 2. Korinther 5,6–10; Galater 6,7–10; Epheser 4,30–32; Philipper 2,14–16; 4,5; Kolosser 3,1–6.23–25; 1. Thessalonicher 5,4–11.)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 3,15b–16

Verse oder sogar Teile eines Verses aus dem Zusammenhang reißen, um die „eigene Lehre“ zu untermauern – oder um diese dann „zu vergeistigen“. Ist das etwas neues? Nein! Diesen Fehler gab es schon in der Zeit des Petrus – und er nennt diese Menschen, die Verse aus dem Zusammenhang reissen ganz nett „Unwissende und Ungefestigte“. Also was können wir gegen solche „Irrlehrer“ tun? Die Menschen auffordern, die Bibel als ganzes Buch zu lesen – und beim Lesen unbedingt durch Gebet um den „heiligen Geist“ bitten!

Ein Fehler den ich heute beobachte: Jehovah wird nicht mehr in den Mittelpunkt der Predigt gestellt – auch Jesus Christus rückt in den Hintergrund. Statt dessen ist der Leser/Hörer der Mittelpunkt der Predigt/des Lesestoffs – es geht nur noch darum, dass ich mich gut fühle, dass es mir gut geht, dass ich ewiges Leben erhalte, dass ich mich ändere. Aber in der Bibel geht es um den Schöpfer und die Lösung die ER anbietet: das ist das Opfer Jesu! – und ER verändert die Gläubigen – nicht die Gläubigen ändern sich selbst. Der Gläubige kann sich nicht ändern, der Gläubige kann nicht die Wunden der Vergangenheit heilen – dass kann nur Jehovah!

DIE Geistlichkeit der Christenheit bildet zwei allgemeine Klassen: die Positiven (Fundamentalisten) und die Liberalen (Modernisten) oder höheren Kritiker. Sie haben verschiedene Ansichten über die Bibel. Der Positive faßt sie ganz buchstäblich auf, der höhere Kritiker reißt sie ganz auseinander. Der Positive befleckt sie mit Heidentum, indem er Lehren lehrt wie die Dreieinigkeit, die ewige Qual, das Fegfeuer und andere Glaubensansichten, wie sie die Heiden lange vor der Zeit Christi lehrten. Als das abtrünnige Christentum vom vierten Jahrhundert an katholisch oder universell wurde, nahm es heidnische Lehren an, um den Heiden zu gefallen und sie zum Namenchristentum zu bekehren. In dem eitlen Bemühen, einen Zusammenprall mit Gottes Wort zu vermeiden, verdrehen positive Geistliche gewisse Texte, damit sie in ihr Heidentum hineinpassen, wie Petrus es gesagt hatte: „Deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (Matthäus 15:6-9; 2 Petrus 3:16, NW) Obwohl die Positiven behaupten, auf biblischer Wahrheit aufzubauen, stützen sie ihren Glauben auf heidnische Sagen. Ihre falschen Darstellungen über Gott und Christus veranlassen viele, sich von der Bibel wegzuwenden. So geben sie sich als Werkzeuge hin, um den Glauben an Gott und sein Wort niederzureißen.

Wachtturm – 15.November1953

In Jeremias Tagen eigneten sich falsche Propheten Jehovas Worte an, um sie anzuführen und mit ihren Lügen zu vermischen und ihrer Mischung ein Aroma der Wahrheit zu verleihen, damit so ihre Lügen eher angenommen wurden, weil etwas Wahrheit damit verflochten war. Jehova mißbilligte dies: „Darum, siehe, ich will an die Propheten, spricht Jehova, die einer vom anderen meine Worte stehlen.“ (Jeremia 23:30) Sowohl positive als liberale Glaubensrichtungen von heute tun dasselbe, indem sie gewisse Texte biegen und drehen, um ihre heidnischen Lehren oder philosophischen Theorien anscheinend zu stützen. So geben sie den trügerischen Reden, mit denen sie die Ohren derer kitzeln, die die unverfälschte Wahrheit des Wortes Jehovas nicht wirklich wünschen, ein biblisches Aroma. Durch dieses Verdrehen der Schrift wird der breite Weg zum Verderben gebahnt, wie der Apostel Petrus es sagte: „Darin jedoch sind einige Dinge schwer zu verstehen, deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2 Petrus 3:16, NW)

Wachtturm – 15.April 1955

Aber zurück zu dem Vers aus 2.Petrus

den übrigen Heiligen Schriften Petrus sieht hier die paulinischen Briefe, die in Vers 15 erwähnt wurden, in der gleichen Kategorie wie die inspirierten, autoritativen Schriften des ATs (V. 15; 1,20f.) und diese in Übereinstimmung mit dem eigenen Anspruch des Paulus als einzigartige apostolische Autorität (Röm 1,1; 1.Kor 2,13; Gal 1,1). Dies ist ein wichtiger Vers, um zu zeigen, dass die Apostel beabsichtigten, uns neue Bundesschriften zu übermitteln, als sie ihre Werke niederschrieben.

Reformations-Studien-Bibel

Bezüglich der Verzerrung der Lehre des Paulus. Die Verzögerung der Wiederkunft Christi sollte als seine Geduld gewertet werden, mit der er die Menschen zum Heil führt (vgl. V. 9; Röm. 2,4). Der Apostel Paulus schrieb irgendwann vor der Abfassung des 2. Petrusbriefes an dieselben Leserinnen und Leser, und offenbar benutzten die Irrlehrer aus Kap. 2 eine verdrehte Version von Paulus‘ Evangelium der Freiheit (vgl. 2,19; auch Röm. 8,1-5; 2. Kor. 3,1-18; Gal. 5,1-6), um einige von ihnen zur Sünde zu verführen.

3:16 In allen seinen Briefen zeigt, dass er sich einer Art Sammlung von Paulusbriefen bewusst ist, wobei die Anzahl hier nicht genannt wird. Manche Dinge … sind schwer zu verstehen Das heißt nicht, dass alles in den Paulusbriefen schwer zu verstehen ist, und es heißt auch nicht, dass irgendetwas „unmöglich zu verstehen“ ist, aber es bedeutet, dass die richtige Auslegung einiger schwieriger Schriftstellen viel Mühe und gottgegebene Weisheit erfordert. Die Unwissenden und Unbeständigen verdrehen die Lehren des Paulus genauso wie die anderen Schriften, was darauf hindeutet, dass die Schriften des Paulus auch in der neutestamentlichen Zeit als Schrift angesehen wurden und auf der gleichen Ebene der göttlichen Autorität standen wie die alttestamentliche Schrift. Das griechische graphē, das hier mit „Schrift“ übersetzt wird, kommt im NT 51 Mal vor und bezieht sich jedes Mal auf die kanonische alttestamentliche Schrift und nicht auf andere Schriften, außer dass zweimal (hier und in 1 Tim 5,18) auch einige neutestamentliche Schriften eingeschlossen sind. Das zeigt, dass die neutestamentlichen Bücher, die von den Aposteln Christi geschrieben oder autorisiert wurden, schon sehr früh als Gottes Wort anerkannt wurden.

Die ESV Studienbibel

Beachte, dass Petrus die Briefe des Paulus mit dem Rest der Heiligen Schrift gleichsetzt, was darauf hindeutet, dass Petrus die Schriften des Apostels Paulus für das Wort Gottes hält. Beachte, dass Petrus die Schriften des Paulus über die Endzeit als schwer zu verstehen ansieht. Das sollte ein Trost für jeden von uns sein, der versucht, die Schriften des Paulus über das Kommen Christi zu interpretieren. Selbst Petrus fand sie schwierig. Deshalb sagt Petrus, dass manche Menschen, die ungelehrt und unbeständig sind, sich selbst zerstören. Ungelehrt bezieht sich auf jemanden, dessen Verstand nicht geschult und dessen Denkgewohnheiten nicht diszipliniert sind. Unbeständig ist jemand, dessen Verhalten nicht richtig auf den Wahrheiten des Wortes Gottes beruht.

Die Nelson Studienbibel

Eine der in Frage gestellten Lehren war der Glaube an die Wiederkunft des Herrn (2 Petr 3,3-4). Diese Leugnung ging mit dem Gedanken einher, dass das Leben und die Geschichte keine endgültige Bestimmung hätten. Der Autor des 2. Petrusbriefs bekräftigte angesichts dieser Skepsis nachdrücklich die traditionelle Lehre. Aber er tat dies auf eine Art und Weise, die darauf hindeutet, dass die Erwartung der Wiederkunft des Herrn sehr schwach geworden war: „Vergesst das nicht, meine Lieben, dass bei dem Herrn ein Tag wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag“ (2 Petr 3,8). Die Lehre wird als dogmatischer Grundsatz bekräftigt, aber sie hat keinen starken Einfluss auf das tägliche Leben.

Der zweite interessante Punkt ist der Hinweis darauf, dass die Paulusbriefe zu diesem Zeitpunkt einen fast offiziellen Status erlangt haben und eindeutig als „Schrift“ für die Gemeinde angesehen werden (2 Petr 3,15-18). Offensichtlich beriefen sich die Irrlehrer in der Gemeinde auf die Briefe des Paulus und nutzten sie als Unterstützung für ihre Lehre. Der Autor des 2. Petrusbriefes weist im Namen des Petrus einen solchen Missbrauch zurück und gibt den Briefen seines „geliebten Bruders Paulus“ seine Zustimmung. Die Erinnerung an die früheren Spannungen zwischen Petrus und Paulus (vgl. Gal 2,11-14) wurde durch die Ansicht späterer Jahrzehnte ersetzt, dass Petrus und Paulus die beiden Hauptfiguren der frühen Gemeinde waren.

Frederick J. Cwiekowski – Die Anfänge der Kirche

Indem Petrus den Apostel Paulus beglaubigt, weist er auf drei Dinge hin. Erstens ist in Vers 15a die Langmut Gottes das Thema; diese Langmut ist zur Rettung. Anders ausgedrückt: Die Verzögerung Gottes bei seinem Versprechen der Wiederkunft geschieht, um noch mehr Menschen Möglichkeit und Zeit zur Rettung zu geben.

Zweitens erinnert Petrus die Gläubigen in Vers 15b daran, dass Paulus ebenfalls schon über dieses Thema an sie geschrieben hat; und das Schreiben kam aus der Weisheit des Paulus. Ganz eindeutig hegt Petrus Bewunderung für Paulus und dessen Weisheit. Petrus bezeichnet Paulus als den geliebten Bruder. Trotz der Differenzen und Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen – trotz des negativen Zwischenfalls, der sich in Galater 2,11-21 zugetragen hat – hielt Petrus den Paulus immer noch für einen geliebten Bruder. Petrus kam zu der Erkenntnis, dass Paulus recht hatte, als er ihn rügte. Jetzt erwähnt er, dass Paulus dieselben Dinge an diese Gläubigen geschrieben hat. Wenn Petrus sagt: Paulus . . . hat euch geschrieben denkt er mindestens an das Buch der Galater; denn 2 Petrus wurde an dieselbe Gruppe von Gläubigen geschrieben wie 1. Petrus, und in 1 Petrus 1,1 wird Galatien erwähnt.

Drittens diskutiert Petrus in Vers 16 die Briefe des Paulus und sagt, dass Paulus ebenfalls von diesen Dingen geredet hat. Damit meint er, dass Paulus in seinen Briefen ebenfalls von falschen Lehrern gesprochen hat. Petrus gibt zu, dass einige der von Paulus geschriebenen Dinge schwer zu verstehen sind. Ein einziges griechisches Wort (dusnoetos) wird hier für den Ausdruck schwer zu verstehen gebraucht. Alles, was Paulus geschrieben hat, ist zu verstehen; doch einige der von ihm geschriebenen Dinge verlangen sehr viel Zeit und Mühe beim Studium. Petrus sagt noch etwas anderes über Paulus’ Schriften: Die falschen Lehrer verdrehen die paulinischen Schreiben, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun. Das mit verdrehen übersetzte Wort stammt vom griechischen stebloo; das bedeutet »pervertieren« oder »drehen«. Das mit andere übersetzte griechische Wort bedeutet »andere von derselben Art«. Das zeigt, dass Petrus die paulinischen Episteln für »Heilige Schrift« hielt. Wichtig ist die Erkenntnis: Es wurde nicht von irgendeinem Kirchenkonzil festgelegt, welche biblischen Bücher in den Kanon aufgenommen werden sollten und welche nicht. Wenn etwas kanonisch war, wurde es sofort als Heilige Schrift erkannt. Petrus nimmt die paulinischen Briefe eindeutig nicht nur als Sendschreiben, sondern als Heilige Schrift. Sie haben dieselbe Autorität wie die anderen Schriften – damit ist das Alte Testament gemeint. Was Petrus von Paulus schreibt, zeigt, dass sie sich trotz ihrer früheren Probleme miteinander versöhnt haben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Wohl sind von den Dingen, die Paulus schreibt, »etliche schwer zu verstehen«, aber sie sind nicht unverstehbar. Wie wir einerseits der Herrlichkeit gewiss sein können (Röm 5,2), weil wir aus Gnade gerettet sind (Eph 2,8), und dennoch dem Ziel nachjagen müssen (Phil 3,12–14), das verdrehen viele der Unwissenden und machen aus der reinen Gnadenlehre des Apostels einen Bastard, eine Lehre, nach der Menschengebote nötig sind, um die Gnade abzusichern. Die böse Folge ist, dass damit der Mensch immer mehr in den Mittelpunkt gerückt wird, also zunehmend den Platz einnimmt, der Gott allein zusteht. Menschliche Anstrengung tritt an die Stelle der Gnade Gottes, der Wille des Menschen soll anstatt des Willens Gottes für das Heil verbürgen. Andere wiederum folgern aus der Gnadenlehre, sie könnten in der Sünde verharren, weil das Gottes Gnade nur noch größer machen müsse (Röm 5,20–6,1), und erliegen der falschen Lehre, vor der Petrus oben in 2,1–2 gewarnt hat.
Die »Unwissenden« haben keine Entschuldigung, wenn sie unwissend sind, denn Gott hat uns alles offenbart, was wir wissen müssen, und er hat uns alle Mittel in die Hand gegeben (siehe Auslegung zu 1,4), damit wir wissen und in diesem Wissen stets zunehmen können. Weil viele das nicht tun, »verdrehen« sie die Wahrheiten der Glaubenslehre. Hier steht das im NT nur an dieser Stelle belegte Wort στρεβλοω, strebloō, vom Hauptwort streblē, ein »Werkzeug zum Drehen«, eine »Walze« oder »Winde«. Das Verb bedeutet auch »foltern«, »quälen«, das dadurch geschieht, dass man dem Opfer die Gliedmaßen verdreht oder gar ausrenkt. So behandeln diese Leute Gottes Wort.
Die Unwissenden sind auch »die Unbefestigten«, denn wir können nur befestigt werden in der Wahrheit, wenn wir sie kennen. Das aber bedeutet, dass wir allen Fleiß aufwenden müssen, um im Verständnis der Heilslehre zu wachsen. Wir müssen eben, wie Petrus in 1,5–10 sagt, zusehen, dass wir unsere Berufung und Erwählung fest machen. Dann werden wir befestigt sein und uns weder von den falschen Lehrern verleiten lassen (2,14) noch die Schriften verdrehen zu unserem Schaden: Wer Gottes Gnade und die daraus fließenden Ergebnisse im Heil und im Wandel des Gläubigen verdreht und damit den Gott der Gnade verunehrt und den Willen des Menschen an die Stelle des göttlichen Heils- und Herrscherwillens setzt, tut das zu seinem eigenen »Verderben«, apōleia (das gleiche Wort wie in 2,1 [2-mal]; 2,3; 3,7).
Wir hatten in V. 15 gesehen, dass Petrus und Paulus übereinstimmten in allem, was sie lehrten. Nun stellt Petrus die Briefe des Apostels Paulus und damit auch seine eigenen Briefe auf die gleiche Ebene mit den »übrigen Schriften«, und das heißt nichts anderes als mit dem ganzen Alten Testament. Alle Schriften des Neuen Testaments sind vom gleichen Geist inspiriert wie alle Schriften des Alten Testaments. Der Geist, der Mose und die Propheten erfüllte und beim Schreiben führte (1,21), lehrte, inspirierte und führte auch die Apostel. Dass der Heilige Geist genau das tun würde, hatte der Herr vor seinem Weggang ausdrücklich angekündigt (Joh 16,13).

Benedikt Peters – Kommentar zu 2. Petrus


die Wahl

Denn so spricht der Herr, Jehova, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stillsein und in Vertrauen würde eure Stärke sein. Aber ihr habt nicht gewollt; und ihr sprachet: „Nein, sondern auf Rossen wollen wir fliegen“, darum werdet ihr fliehen; und: „Auf Rennern wollen wir reiten“, darum werden eure Verfolger rennen.
Elberfelder 1871 – Jesaja 30,15–16

Denn so spricht der Herr Jehovah, der Heilige Israels: Durch Rückkehr und Ruhe kann euch Heil werden. Durch Stillesein und Vertrauen wird euch Macht. Ihr aber habt es nicht gewollt, Ps 62,2; 37,7.
Und sagtet: Nein, zu Rosse wollen wir fliehen, darum sollt ihr fliehen; und auf dem Schnellen wollen wir reiten, darum sind schnell, die euch verfolgen. Jes 31,1; Hos 14,4; Mi 1,13.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 30:15–16

Denn so sprach mein Oberherr, Jehova, Der Heilige Israels, bei reuiger Umkehr und ruhigem Ersinken werdet ihr in Siegheilsweite versetzt werden; in Stillehalten und in Vertrauen wird bestehen eure strenge Heidenkraft; aber nicht wurdet ihr willig.
Sondern ihr sprächet: „Nein; sondern auf Rossen wollen wir entfliehen; darum sollt ihr fliehen müssen, und auf leichtfüßigen Dromedaren wollen wir reiten;“ darum sollen leichtfüßig sein eure Verfolger.
Pfleiderer – Jesaja 30:15–16

Gerade in diesen Tagen, wi Israel mal wieder in einem Krieg mit seinen Nachbarn steckt, stellt sich die Frage, die auch zu Jesajas Zeiten schon interessant war: auf WEN vertraut Gottes Volk?
Und irgendwie ist es ja auch die Frage für uns: Vertrauen wir einer Kirche, Gemeinde, Organisation – oder vertrauen wir Jehovah direkt und allein? Wenn wir uns die Geschichte von Israel der Zeit Jesajas anschauen, merken wir schnell: nur wer einen direkten Draht zu Jehovah hatte, verstand, dass wir NUR IHM vertrauen können. Alle „Repräsentanten“ lagen völlig falsch und brachten die Vernichtung!
Glauben wir, dass Jehovah JEDE Verheißung wahr machen wird? Glauben wir IHM wirklich, dass es bald KEINE Religion mehr geben wird, weil ER selbst von Jerusalem regieren wird?

Die Vernichtung ist für Jesajas Zuhörer jedoch nicht unausweichlich. Es gibt einen Ausweg. Der Prophet erklärt: „Dies hat der Souveräne Herr Jehova, der Heilige Israels, gesprochen: ‚Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet werden. Eure Macht wird sich einfach im Ruhigbleiben und im Vertrauen zeigen‘ “ (Jesaja 30:15a). Jehova ist bereit, sein Volk zu retten — wenn es Glauben beweist durch „Ruhe“, das heißt, wenn es die Rettung nicht durch menschliche Bündnisse zu sichern sucht, sondern durch „Ruhigbleiben“, was es dadurch zeigen kann, dass es auf Gottes schützende Macht vertraut, ohne der Furcht nachzugeben. „Aber“, so erklärt Jesaja dem Volk, „ihr wolltet nicht“ (Jesaja 30:15b).

Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen

Das Buch Jesaja stellt sich als Werk des judäischen Propheten Jesaja, Sohn des Amoz, aus dem achten Jahrhundert dar und enthält sowohl Urteile als auch Verheißungen der Wiederherstellung für Israel und Juda. Im Kontext von Kap. 30 tadelt Gott Juda für ihr nationales Bündnis mit Ägypten, das ihre eigene Weigerung, auf den Schutz des Herrn vor dem Assyrischen Reich zu vertrauen, zum Ausdruck bringt. Jesaja 30 beginnt mit der Verurteilung Judas durch Gott, der sie als geistlich bankrott und nachlässig gegenüber seinem Gesetz bezeichnet (Jes 30,1-17). In den Versen 18-26 ändert sich jedoch der Ton des Textes, da Gott Juda geistliche und körperliche Wiederherstellung verspricht, sobald der/die Lehrer/innen eintreffen (Jes 30,18-26).
Der Kontrast zwischen Jes 30,9-11 und Jes 30,18-26 ist ziemlich auffällig und verdeutlicht den positiven Einfluss von Judas Lehrer(in). So berichtet Jesaja zunächst von der Weigerung Judas, „der Weisung des HERRN zu gehorchen“ (Jes 30,9b), verkündet aber später, dass „eure Ohren dieses Gebot hören werden“, sobald die Lehrer/innen kommen (Jes 30,21). Auch die Führer von Juda befahlen den Sehern, Gottes Offenbarung zu vernachlässigen: „Seht nicht (ra’ah)“ (Jes 30,10). Sobald sich der/die Lehrer/innen jedoch offenbart/offenbaren, sagt Jesaja voraus: „Eure Augen werden euren/deine Lehrer/innen sehen (ra’ah)“ (Jes 30,20). Und schließlich: Obwohl Juda seine Propheten ursprünglich angewiesen hatte, „den Weg (derek)“ Gottes zu verlassen (Jes 30:11), wird die Anwesenheit des/der Lehrer(s) das Volk auf „den Weg (derek)“ Gottes führen, wenn es sich verirrt (Jes 30:21). Jes 30,18-26 beschreibt also eindeutig eine eschatologische Ära, in der die Lehrer/innen als Katalysator für die geistliche und körperliche Erweckung Judas wirken, die ihren Höhepunkt im kommenden Regen und im landwirtschaftlichen Segen findet.

Moody Handbuch messianische Prophezeiungen – Studien und Darlegungen zum Messias im AT

Voller Ironie stellt ihnen Jesaja, gleich nachdem sie gesagt haben, daß sie nicht mit dem Heiligen Israels konfrontiert werden möchten (V. 11 ), noch mehr Worte des Heiligen Israels (vgl. V. 15 ) vor Augen. Sie werden dem Gericht übergeben werden, weil sie Jesajas Botschaft verwerfen (V. 9 – 11 ) und sich auf Frevel (d. h. Pläne, Gottes Ratschlag zunichte zu machen) und Mutwillen (den Ägypten an ihnen üben wird) verlassen.
Das Gericht wird plötzlich kommen – wie eine hohe Mauer, die über ihnen zusammenbricht (V. 13 ). Und es wird ein ernstes Gericht sein – wie ein Topf, der so zerschmettert wird, daß man die einzelnen Teile zu nichts mehr gebrauchen kann (V. 14 ). Der Herr hatte sie zu Umkehr und Vertrauen aufgerufen, so daß sie Heil und Kraft erhalten hätten (V. 15 ). Aber sie wollen es nicht. Statt dessen verlassen sie sich auf militärische Stärke (V. 16 ). Aber wenn sie sich auf Pferde verlassen (vgl. Jes 31,1 ), dann, so sagt Gott, wird er sie dazu bringen, zu fliehen ( Jes 30,16-17 ) und von dem Feind leicht in Furcht versetzt zu werden. Sie werden allein dastehen, wie ein Banner auf einem Hügel , als Mahnzeichen an andere, sich nicht auf ihre militärische Kraft zu verlassen.

Walvoord Bibelkommentar

In dieser Sprache des offiziellen Juda wird offenbar, wie wenig eine nur noch auf diplomatische Klugheit und auf außenpolitische Beziehungen eingestellte Machtpolitik ein Urteil göttlichen Offenbarung über sich zu ertragen vermag. Sie will weder die Schau der Propheten, noch das Urteil der Offenbarung, noch den Heiligen Israels in seinem bisherigen Wollen. Sie will handeln nach ihren eigenen Gesetzen. In dieses ihr Handeln sucht sie auch Priester und Propheten hineinzuziehen. Denn nicht das im Lichte Gottes orientierte Gewissen, das Gesetz der Stunde hat das Handeln der bestimmen!

Juda sah sich in seiner Geschichte durch die Pflege solch einer von Gott gelösten Politik in die dunkelste Nacht geführt.
„Allein ihr wolltet nicht!“ – zu welchen Konsequenzen führte dieses Wort, das der Prophet bebend vor dem Kommenden in die Geschichte seines Volkes schrieb! Juda zerbrach an seinem Wollen wider Gott. Aber auch in seinen Gerichten bleibt Israel der Prophet Gottes, dass es den Völkern sagen muss: Auch ihr zerbrecht an eurem Wollen wider Gott! Der Mensch zerbrach noch immer am Menschen, sobald er sich selbst zum Götzen wurde. Das Volk zerbrach am Volk, wenn es sich erst von ewigen Quellen löste und seine Kraft nur noch in sich selber suchte. Jahrtausende hindurch schreit daher bereits Israels Gerichts- und Leidensgeschichte dieses Prophetenwort in die Welt hinaus, damit [387] es von Völkern gehört werde, die in Gefahr stehen, an demselben Wollen in ihrer Geschichte zu zerbrechen.

Jakob Kroeker – Jesaja

Die zweite Folge ist Flucht und Entvölkerung, die in den Versen 15-17 beschrieben wird. In Vers 15 wird die Ursache noch einmal genau beschrieben: Denn so sprach der Herr Jehova, der Heilige Israels: In der Rückkehr und in der Ruhe werdet ihr gerettet werden; in der Stille und in der Zuversicht wird eure Stärke sein. Und ihr wolltet nicht. Der hebräische Begriff für „umkehren“, shuvah, bezieht sich auf eine Rückkehr im Sinne einer Umkehr. Der hebräische Begriff für „ausruhen“, nachat, bezieht sich auf ein Ausruhen im Sinne eines Aufhörens des Versuchs, das Heil durch menschliche Aktivität zu erlangen. Mit anderen Worten, es bezieht sich auf das Ausruhen in der Gnade Gottes. Dem Volk Juda war die Rettung angeboten worden. Wenn sie zurückgekehrt wären, hätten sie ihre Ruhe haben können und wären in Frieden und Zuversicht gewesen. Doch die Zeitgenossen Jesajas lehnten alles ab, was ihnen die prophetische Botschaft bot. Die Formulierung „und ihr wolltet nicht“ macht deutlich, dass sie nicht aus dem Fehler von Ahas lernten, dem in Jesaja 7,3-4 ebenfalls Ruhe und Erholung angeboten worden war und der die Botschaft abgelehnt hatte. Ahas‘ Ablehnung führte zu der ursprünglichen Unterwerfung Judas unter das assyrische Joch. Jesaja forderte Juda auf, nicht zu rebellieren. Zu gegebener Zeit würde Gott selbst das Joch entfernen. Leider lehnte Hiskia die prophetische Botschaft ab und wandte sich an die Ägypter, so dass Juda nicht aus dem Fehler von Ahas lernte.

Die Folgen des Versagens von Juda wären Flucht und Entvölkerung. Jesaja prophezeite in den Versen 16-17a, dass jeder Fluchtversuch scheitern würde: „Ihr aber sagt: Nein, wir wollen auf Pferden fliehen; darum werdet ihr fliehen, und: Wir wollen auf schnellen Pferden reiten; darum werden die, die euch verfolgen, schnell sein. Tausend werden fliehen, wenn einer droht; wenn fünf drohen, werdet ihr fliehen. Das hebräische Wort für „fliehen“, nus, bedeutet normalerweise „vor einer Person oder Sache fliehen“. In diesem Zusammenhang scheint es jedoch eher eine schnelle Bewegung zu bedeuten, was der Grund dafür sein könnte, dass Delitzsch das Wort mit „fliegen“ übersetzt hat. Fliegen würde Juda, aber nur im Sinne von fliehen. Schnell würde Juda sein, aber die, die Juda verfolgten, wären noch schneller. Dieses Ergebnis steht in klarem Gegensatz zu den Segnungen, die im mosaischen Gesetz für Gehorsam versprochen wurden (Lev. 26:3-13; Deut 32:28-30; Jos. 23:10).

Was die Entvölkerung Judas angeht, so liegt die Betonung in Vers 17b auf der Einsamkeit, in der das Königreich zurückbleiben würde: „Bis ihr übrigbleibt wie ein Leuchtfeuer auf dem Gipfel eines Berges und wie ein Fähnlein auf einem Hügel. Was einst ein Wald war, würde auf einen einzigen Baum reduziert werden, der für sich allein steht.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

“Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.” Jesaja 30,15. Suchst du den Herrn täglich und kehrst dich zu ihm, wählst du aus eigenem Trieb Freiheit und Freude in Gott, folgst du frohen Herzens seinem gnädigen Ruf und nimmst das Joch Christi, das Joch des Gehorsams und der Dienstbereitschaft, auf dich, dann wird all dein Klagen verstummen, werden alle deine Schwierigkeiten beseitigt, lösen sich dir alle die schwierigen Rätsel, denen du heute noch ratlos gegenüberstehst.

Ellen Gould White – Das bessere Leben

Das Stillsein! Nichts sollte unsere Herzen beunruhigen. Ist Christus nicht unser Hirte? der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gelassen hat, und der uns in seinen Schutz nimmt? Er bewahrt uns, Er liebt uns, Er erhellt unseren Pfad und ruft uns unaufhörlich zu: «Fürchte dich nicht!» Er trägt uns auf seinen Schultern und auf seinem Herzen, bis Er uns ins Vaterhaus einführen kann.
• «Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich» (Jes 26,3).
• «Im Stillsein und im Vertrauen würde eure Stärke sein» (Jes 30,15).
Unsere armen Herzen! Wie wenig braucht es doch, dieses Stillsein zu stören! Oft genügt eine geringfügige Durchkreuzung unserer Wünsche, um uns in Wallung zu bringen und uns die Ruhe zu rauben. Die Sorgen des Lebens, sagt Jesus, beschweren die Herzen; sie hindern sie am Genuss des Herrn. Daher werden wir im Wort so oft vor den Sorgen gewarnt. Es ermahnt uns, sie wegzuwerfen: «Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er ist besorgt für euch» (1 Petrus 5,7) Sie sind eine Bürde, die unserem geistlichen Gedeihen schadet und uns hindert, zum Ziel zu streben: «Lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesus» (Heb 12,1).
Das Stillsein kann nur da verwirklicht werden, wo der eigene Wille beiseite getan wird und sich das Herz dem Willen Gottes völlig unterwirft, einem Willen, der für die abhängige Seele gut, wohlgefällig und vollkommen ist.
Wie oft fehlt es am Glauben, und wie einst den Jüngern, muss der Herr auch uns sagen: «Kleingläubige!» Wie jener geprüfte Vater, müssen auch wir Ihm dann antworten: «Ich glaube; hilf meinem Unglauben!» (Mk 9,24).
Das Stillsein des Gläubigen ist nicht Gleichgültigkeit gegenüber seinen Pflichten, seiner Arbeit, seiner Familie, sondern das Vertrauen des Glaubens, das alle Umstände und alle Prüfungen des Lebens überwindet, indem es auf den Herrn wartet und nichts ohne Ihn und ohne an Ihn zu denken tun will.
Gewiss, die Schwierigkeiten, die Trübsale, die Trauer können unsere Herzen beschweren, aber wir haben dabei auch unerschöpfliche Hilfsquellen der Gnade: «Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,16). Unser Hoherpriester ist dort und hat Mitleid mit unseren Schwachheiten. Und wenn unser schwaches Herz unruhig wird und durch das Gewicht der Bürden des Lebens niedergebeugt ist, so dürfen wir sie vor den Füssen des Herrn niederlegen, der auf die Wunden den köstlichen Balsam des Friedens giesst, den Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt.

Halte fest 1961

biblischer Blick auf die aktuelle Lage

Gestern beim Zoom-Treffen haben wir uns ja unter anderem über das Thema unterhalten, welche biblischen Prophezeiungen noch nicht erfüllt sind. Heute Nacht schickte mir Samuel den folgenden Link zu.
Ich persönlich bin zwar von der Entrückung nicht biblisch überzeugt – aber in den anderen Punkten sehe ich es wie Roger Liebi: alle Vorhersagungen der Bibel erfüllen sich direkt vor unseren Augen. Vorraussetzung ist natürlich, dass ich beim lesen in der Bibel von dem ausgehe, was da steht und nicht von „symbolischen Angaben“ ausgehe. Also wenn in der Bibel gesagt wird, Jehovah wird Israel wiederherstellen, dann auch wirklich Israel meint….
Es scheint wirklich so, dass es nur sehr sehr wenige offenen Bibelstellen gibt, bis Jesus wiederkommt.

„Drängt anderen nicht persönliche Meinungen oder willkürliche Regeln auf“

Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet (O. bezogen) um euretwillen, auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken , was geschrieben ist, auf daß ihr euch nicht aufblähet für den einen, (Eig einer für den einen) wider den anderen.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 4,6

An unserem Beispiel wollte ich euch zeigen, was es bedeutet, die Grenzen nicht zu überschreiten, die uns durch die Schrift gesetzt sind (- was es bedeutet, sich – wie man so schön sagt – »an die Regeln zu halten«. W was das bedeutet: Nicht über das hinaus, was geschrieben ist! -). Keiner von euch darf den einen ´von uns` auf Kosten des anderen hervorheben und sich damit auch noch wichtig machen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 4:6

Bisher, Brüder, habe ich nur von mir und Apollos geredet*. Das habe ich mit Rücksicht auf euch getan. Denn durch unser Beispiel sollt ihr lernen, nicht über die rechten Grenzen (der Demut und Bescheidenheit) hinauszugehn und nicht den einen (Lehrer) auf Kosten des andern in Aufgeblasenheit vorzuziehn.
Ludwig Albrecht – 1.Korinther 4,6

… so daß ihr an unserem Fall die [Regel] kennenlernt: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht“, damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Korinther 4:6

Ein wichtiger Satz bei einem Bibelseminar, der mein Denken verändert hat war: „versuche es dir beim Lesen der Bibel einmal vorzustellen, dass die Bibel es genau so meint, wie es da steht!“
Also mal nicht „geistlich“ und „vergeistlich“ oder „symbolisch“ – sondern so wie es da steht!

Die Heilige Schrift ist die hinreichende Offenbarung Gottes, obwohl sie nicht die erschöpfende Offenbarung ist. In Römer 8,18 steht, dass in der zukünftigen Herrlichkeit weitere Offenbarung gegeben werden wird. 1 Korinther 13,12 lehrt, dass es eine zukünftige Erkenntnis geben wird, und Judas 3 sagt uns, dass die endgültige Offenbarung erst im verherrlichten Zustand kommen wird. Im gegenwärtigen Zustand ist die Heilige Schrift die endgültige Offenbarung für jetzt. Deshalb ermahnt Paulus die Gläubigen in 1 Korinther 4,6, nicht über die Dinge hinauszugehen, die geschrieben stehen. Es ist das geschriebene Wort Gottes, durch das Wahrheit und Irrtum von allem anderen, mit dem wir im geistlichen Krieg konfrontiert werden, bestimmt werden können. Es ist die Offenbarung durch das Wort nach 1 Thessalonicher 2,13. Es ist die Heilige Schrift, die das „So spricht der Herr“ enthält.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bibel und die göttliche Offenbarung

Der Apostel redet in einer konkreten geschichtlichen Situation der korinthischen Gemeinde. Es sind nicht allgemeine Theorien oder theologische Sätze, die er entfaltet. Die Korinther – ganz betont wieder als Brüder angesprochen – sollen »lernen«, die geistliche Einsicht gewinnen, die allein ihre eifersüchtigen, spaltenden Streitigkeiten überwinden kann. Alles, was der Apostel über die Diener Christi, ihre Arbeit, ihren Lohn, ihr Urteil, das Gott sprechen wird, und über ihr Verhältnis zur Gemeinde gesagt hat, hat er »auf mich und Apollos gedeutet«, eigentlich: »habe ich auf mich und Apollos umgestaltend angewendet.« Paulus und Apollos sind beide Diener und Haushalter Christi. Nur dessen Urteil über sie ist gültig. Das gegenseitige Rühmen oder Abwerten der Gruppen in Korinth unter Berufung auf einen von beiden ist gefährlich und falsch. An ihren beiden Lehrern kann die Gemeinde lernen, was schon die Schrift bezeugt: Menschenruhm ist Torheit, ist nichtig (vgl. 1 Kor 3,19.20; auch 1,31). Mit ihrem Menschenlob gehen die Korinther »über das hinaus, was geschrieben steht«; sie handeln wider das Wort Gottes, weil sie die Wahrheit der Schrift verlassen, die bezeugt, daß Menschen schwach und hinfällig sind (vgl. 1 Sam 2,3ff.; Hi 7,17; 14,1; Ps 39,6; 103,15; 118,8; 144,4; 146,3; Jer 9,22ff.; 17,5). Wenn das Wort Gottes verlassen wird und unter Berufung auf weiter oder tiefer gehende Weisheit andere Gedanken Raum gewinnen, verliert die Gemeinde den Boden unter den Füßen. Das wird in den Auseinandersetzungen in Korinth ganz deutlich, mag auch noch in anderen Bereichen der Gemeinde dieses Motto »über das hinaus, was geschrieben steht«, gegolten haben. Der Schaden ist ja sichtbar. Einer »bläst sich auf wider den andern«, einer wird »hochmütig« (so die übertragene Bedeutung) gegen den anderen – und das alles unter Berufung auf die jeweiligen Vorzüge ihrer Lehrer. Sowohl ihr Menschenruhm wie auch ihre Urteile sind gefährlich; sie konnten das schon aus der Schrift lernen, aber auch jetzt an dem energischen Entgegentreten des Apostels erkennen.

Edition C Bibelkommentar

Paulus hat im vorangehenden Spruch und schon in 1 Korinther 3,5 an sich selbst und an Apollos gezeigt, wie die, die ein Amt in der Gemeinde haben, dieses richtig verwalten: nicht als Herrscher über die Gemeinde und nicht mit Zank, der den einen erhöht und den anderen erniedrigt, auch nicht so, dass sie bei den Menschen um Ruhm betteln oder vor ihrem Urteil erschrecken. Das hat Paulus nicht deshalb getan, weil er oder Apollos solche Ermahnungen nötig gehabt hätten. Sie wissen, wie man mit reinem Herzen in der Arbeit Gottes steht. In Korinth dagegen gab es Männer, die das nicht wussten, sondern danach trachteten, sich die Gemeinde zu unterwerfen und mehr zu sein als das, worin Paulus seine höchste Ehre sieht: Mitarbeiter Gottes. Darum hat er sich selbst mit Apollos zum Beispiel dafür gemacht, wie denen, die einen besonderen Beruf haben, von der Gemeinde der ihnen gebührende Platz gegeben wird.

Die Gegner, die das Wort des Paulus neben ihrer Erkenntnis missachteten, riefen der Gemeinde zu: „Hinauf über die Schrift!“ Weil ihnen die Botschaft Jesu, die Paulus ihnen gebracht hatte, neben ihrer neuen Weisheit als gering erschien, sagten sie auch von der Regel der Schrift, sie sei für sie nicht mehr gültig und nur für Schwache brauchbar, nicht für die Vollkommenen. Sie wollten ja einzig dem Christus angehören und meinten, damit hätten sie eine so herrliche Kraft und eine so helle Erkenntnis erlangt, dass das Gebot der Schrift sie nicht mehr verpflichte. Wandte man gegen ihre Weisheit ein, dass sie die Satzungen der Schrift umstoße, so sagten sie kühn, so müsse es sein; denn jetzt sei das Vollkommene erschienen und die Zeit der Unmündigkeit vorüber. So schufen sie sich den freien Raum für ihr ehrgeiziges und eigenmächtiges Lehramt; denn wenn die Schrift die vom Geist bewegte Gemeinde nicht mehr leiten kann, werden ihr die neuen Meister unentbehrlich, damit sie den Willen Gottes erfahre. Indem sie aber über die Schrift hinausfahren, sind diese Lehrer nicht mehr dem Beispiel folgsam, das Paulus und Apollos ihnen gegeben haben. Denn so sind sie nicht mehr die Diener Gottes, deren Würde darin besteht, Gottes Mitarbeiter zu sein; sie stoßen bei ihrer Bauarbeit die Sorge weg, ob ihr Bau auch haltbar sei. Deshalb hat Paulus sich selbst und Apollos zum Vorbild des rechtschaffenen Lehrers gemacht, damit die Gemeinde begreife: ein rechter Lehrer hält sich von aller Hoffart gänzlich rein und vergreift sich nicht an dem, was Gott früher der Gemeinde gegeben hat, sondern bleibt mit treuem Gehorsam an das gebunden, was die Schrift befiehlt. Auch die Schrift gehört zu den guten Gaben Gottes, von denen gilt: „Es ist alles euer „; die Gemeinde soll sie nicht wegwerfen, sondern dankbar benützen. Nur so wird der Streit vermieden, der sicher entsteht, wenn Gruppen in ihr ihr Selbstgefühl daran steigern, dass sie einen von ihnen erkorenen Meister über alle anderen erhöhen und neben ihm alle anderen geringschätzen.

Damit berührt Paulus den Punkt, den er an dem Verhalten der Gemeinde besonders fürchtete. Sie tritt stolz auf und vermengt mit ihrer Frömmigkeit eine hoffärtige Haltung. Auch darin setzten die Männer, die um sie warben, die alte jüdische und griechische Denkweise fort. Denn sowohl der Jude als der Grieche machte aus jedem Vorzug, den er besaß, einen Ruhm für sich. Paulus macht zuerst die Torheit und Grundlosigkeit aller Hoffart klar.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Paulus erklärt nun, daß er die frühere Lehre auf sich selbst und Apollos angewandt hat, um den Korinthern beizubringen, wie töricht es ist, Diener über das hinaus zu erheben, was geschrieben steht. „Über das hinaus, was geschrieben ist“ könnte ein Ausdruck gewesen sein, der gebraucht wurde, um auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, mit der Schrift übereinzustimmen. „Was geschrieben ist“, ist die übliche Formulierung zur Einleitung alttestamentlicher Zitate. Hier steht aber kein direktes Zitat. Paulus will vermutlich auf die allgemeine Tendenz der Schrift aufmerksam machen, die Gott erhebt -anstelle der Diener. Die Gefahr des Aufgeblasenseins besteht immer darin, daß man auf einen bestimmten Lehrer stolz ist und so gegen einen anderen steht. Wir mögen uns über begabte Männer freuen und anerkennen, daß sie Gaben des Christus für uns sind. Aber niemals sollten wir das im Übermaß tun, weil dies das Übel der Parteilichkeit fördert.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wie wäre es, dem allmächtigen Gott NICHT zu unterstellen, ER könne sich nicht richtig ausdrücken, und müsse deshalb andere Dinge beschreiben, die man dann „nur geistig verstehen“ könne?

Noch einmal und ich werde den Himmel und die Erde erschüttern

Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene.
Elberfelder 1871 – Haggai 2,6

Denn, so hat ER der Umscharte gesprochen,
noch auf eins, es ist um ein weniges nur,
erschüttre ich
den Himmel und die Erde
und das Meer und das Trockne,
erschüttre alle Weltstämme ich,
daß sie kommen,
aller Weltstämme Köstlichkeit,
mit Ehrenschein fülle ich dies Haus,
hat ER der Umscharte gesprochen.
Buber & Rosenzweig – Haggai 2:6–7

Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nur eine kleine Weile noch, und ich erschüttere den Himmel und die Erde, das Meer und das Land, und ich erschüttere alle Völker, und dann werden die Kostbarkeiten aller Völker kommen, und ich werde dieses Haus mit Pracht erfüllen, spricht der Herr der Heerscharen. (a) Ps 72:10; Jes 60:5
Zürcher 1931 – Haggai 2,6–7

Die erste Botschaft Haggais hatte Tadel gebracht. Die zweite, weniger als einen Monat später, nachdem die Führer und das Volk gehorcht hatten, bringt ihnen Ermutigungen und Ermunterungen: „seid stark… und arbeitet“ – legt ihnen Jehova nahe -, es geht um meine Ehre. Eure Arbeit geschieht im Hinblick auf eine Person: „das Ersehnte aller Nationen“, Christus, der in Herrlichkeit erscheinen wird (Vers 7).
Aber wo ist diese Kraft zu finden? „Ich bin mit euch“, ist die kostbare Antwort, ich, der allmächtige Gott, Jehova der Heerscharen. Und das, was ich euch gebe, genügt: „das Wort… und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!“ (Verse 4,5). Gesegnete Hilfsquellen! Sie sind auch für uns da, die wir, wie Haggai, in einer Zeit des Verfalls leben. In seiner dritten Botschaft erinnert der Prophet an die praktische Heiligkeit, ohne die keine Arbeit von Gott anerkannt werden kann. Und die doppelte Frage, die den Priestern gestellt wird, bestätigt den allgemeinen Grundsatz, dass unsere Berührungen mit einer beschmutzten Welt diese nie reinigen werden. Ganz im Gegenteil, wir werden auf die Dauer unweigerlich von einer schlechten Umgebung angesteckt werden (1 Korinther 15,33).
„Ich bin bei euch alle Tage“, hat der Herr Jesus versprochen (Matthäus 28,20). Aber lasst uns auch unserseits immer bei Ihm bleiben.

Jean Koechlin -Ährenlese im Alten Testament Haggai

Die Worte “ nur noch eine kleine Weile “ deuten nicht eine zeitliche Unmittelbarkeit an, sondern unterstreichen den drohenden, immer zu vergegenwärtigenden Charakter des Handelns Gottes im Sinne eines „Es-kann-jeden-Augenblick-geschehen“. Das noch in der Zukunft liegende Gericht Gottes ( ich werde Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttern ) wird in Gestalt eines Erdbebens als Symbol des übernatürlichen Eingreifens Gottes dargestellt (vgl. Jes 2,12-21; 13,13; Hes 38,20; Am 8,8; Hag 2,21-22 ). Wenn Jesus Christus auf die Erde zurückkehren wird, „werden Himmel und Erde erbeben“ ( Joe 4,16; Mt 24,29-30 ). Nicht nur die Ordnung der Natur wird in ihren Grundfesten wanken, auch die Menschen werden zittern ( alle Heiden will ich erschüttern ; V. 7 ). Das „Erschüttern“ der Heiden bezieht sich eventuell auf das Sammeln der Völker zur Schlacht von Harmagedon ( Sach 14,1-4 ).
Der Verfasser des Hebräerbriefes zitiert Hag 2,6 ( Hebr 12,26 ) und fügt hinzu, daß das Königreich Gottes, das „unerschütterlich“ ( Hebr 12,28 ) ist, alle Strafgerichte Gottes überstehen wird. In Haggais Zeit nahm man an, daß Gottes Gericht unmittelbar bevorstehe. Die Propheten des Alten Testaments sahen die weite Zeitspanne zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu Christi nicht (vgl. Jes 61,1-2; Lk 4,18-21 ).

Walvoord Bibelkommentar

Der gottesfürchtige Christ wird aufgefordert, die Mühe, die durch die augenblickliche Arbeit verursacht wird, und die vor ihm liegende Herrlichkeit gegeneinander abzuwägen (2 Korinther 4,17). Christus, „das Ersehnte aller Nationen wird kommen“ (Hag 2,7) (- Andere übersetzen hier: „Die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen.“ Beide Übersetzungen sind möglich, denn es werden im Textzusammenhang sowohl materielle Dinge als auch eine Person erwähnt. Aber ist Christus nicht eine Kostbarkeit, in welcher alle gesegnet werden? Andererseits steht das Verb im Urtext im Plural. Könnte man hier nicht ein verstecktes Bild der Dreieinigkeit sehen? -), und seine Gegenwart wird das Haus mit einer noch größeren Herrlichkeit erfüllen. Das Haus ist an sich nicht herrlich (Ps 26,8); es ist die Gegenwart Gottes, welche die Herrlichkeit des Hauses ausmacht. Diese Prophezeiung hat sich schon teilweise erfüllt, als die wahre Wolke der Herrlichkeit – Christus – in den Tempel kam, wie es in den Evangelien berichtet wird. Aber sie wird bei seinem zweiten Kommen ihre vollständige Erfüllung finden. „Noch einmal, eine kurze Zeit ist es“ (Hag 2,6). Alle Zeitalter der Menschheit sind im göttlichen Zeitplan in dieser kurzen Zeit eingeschlossen. Für Gott sind „tausend Jahre wie ein Tag“ (2 Petrus 3,8).

Philippe Laügt – Das Buch Haggai

Nachdem Gott ihnen die Ermutigung der Vergangenheit gegeben hatte, gab er ihnen nun eine Verheißung für die Zukunft. Zu dieser Verheißung werden drei Aussagen gemacht.
Zunächst prophezeite er in Vers 6 ein „Erschüttern“: Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, es ist eine kleine Weile, und ich werde den Himmel und die Erde, das Meer und das trockene Land erschüttern.
Dies ist eine prophetische, zukünftige Erschütterung in Vorbereitung auf das messianische Königreich. Die hebräischen Worte, die hier verwendet werden, sind die gleichen, mit denen man von der endgültigen Umwälzung der Nationen in der Endzeit spricht, in Verbindung mit der Wiederkunft des Messias. Diese Verwendung findet sich auch in Jesaja 13:13 und 14:16. Gott hat versprochen, dass ein Tag kommen wird, an dem es eine letzte Erschütterung als Vorbereitung für das messianische Königreich geben wird. Diese Erschütterung wird während der Großen Trübsal stattfinden.

Eine zweite Vorhersage macht er in Vers 7: Und ich will alle Völker erschüttern, und die Kostbarkeiten aller Völker sollen kommen, und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, spricht Jehova der Heerscharen.
Die zweite Vorhersage war die Füllung des Hauses Gottes. Der Begriff „kostbare Dinge“ bedeutet „erlesene Dinge“. Der Punkt ist, dass die Heiden den Tempel mit ihren erlesenen Dingen verschönern werden. Nach der Erschütterung der Trübsal in Vers 6, wird das Königreich kommen. Im messianischen Königreich wird es einen tausendjährigen Tempel geben, der der von den Heiden verschönerte Tempel sein wird. Dies wurde auch in Jesaja 60:5-7 vorhergesagt. Wie bereits erwähnt, ist es aus Gottes Sicht immer nur ein Haus, ob es der salomonische Tempel, der zweite Tempel oder der tausendjährige Tempel ist. Außerdem wird die Herrlichkeit auch die Schechinah-Herrlichkeit beinhalten, wenn die Schechinah-Herrlichkeit in den Tausendjährigen Tempel zurückkehrt, gemäß Hesekiel 43:5.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Haggai

Mit Denn (V. 6) wird angezeigt, daß die Verse 6–9 die Ermutigung zum Weiterbauen begründen.
Noch einmal – nur kurze Zeit wird es dauern – erschüttere ich den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland: Das ist die erste Verheißung in diesen Versen. Die hebräischen Anfangsworte sind schwer zu übersetzen. Eine Reihe von Auslegern nimmt hier Streichungen vor. Die griechische Bibel aus dem 3. Jh. v.Chr., die Septuaginta, übersetzt nur die beiden ersten von den vier in Frage kommenden hebräischen Wörtern. Aber das kann daran liegen, daß die Septuaginta, wie Elliger sagt, »vereinfacht«. Deshalb empfiehlt es sich auch hier, am überlieferten hebräischen Text zu bleiben und so zu übersetzen, wie wir es getan haben. Es geht dann um zwei Gedanken. Noch einmal erschüttere ich den Himmel … usw. Schon einmal hat Gott eine solche Erschütterung gewirkt, und zwar beim Bundschluß am Sinai, wie es Hebr 12,26f sagt und wie aus 2Mo 19,18 hervorgeht. Wenn aber die erste Erschütterung beim Abschluß des Alten Bundes geschah, dann muß die neue Erschütterung den Abschluß des Neuen Bundes markieren! In der Tat ist dies bei der Kreuzigung Jesu geschehen, als die Sonne sich verfinsterte und die Erde erbebte (Mt 27,45.51ff). Haggai deutet also in V. 6 voraus auf die messianische Zeit. Ja, der Hebräerbrief eröffnet uns in 12,26ff noch eine weitere Perspektive, die uns die endgültige Erfüllung zeigt: nämlich das Vergehen der alten und das Kommen der neuen Welt (vgl. 2Petr 3,12). Erst dann wird Gott mit seinem neuen Schöpferhandeln den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland im Vollsinne erschüttern, während am Sinai und auf Golgatha eine Erschütterung des Meeres noch nicht festzustellen war. Wir müssen uns also darüber klarwerden, daß Hag 2,6ff die Endzeit ankündigt. Und so Gewaltiges wird bei einem so armseligen Zustand der damaligen Bauarbeiten ausgesprochen!

Nun könnte man freilich gegen diese messianische Deutung von Hag 2,6 einen Einwand erheben. Der zweite Gedanke des Verses lautet ja: nur kurze Zeit wird es dauern, bis das alles geschieht. Diese Wendung entspricht im Hebräischen genau dem, was Jesus in Joh 13,33; 14,19; 16,16ff mit den Worten »noch eine kleine Weile« bzw. »(noch) über ein Kleines« ausdrückt. Aber müßte man dann nicht erwarten, daß die Erschütterung, von der Hag 2,6 redet, schon bald nach dem Tempelbau oder nach Haggais Tod stattgefunden hätte? Hat die Botschaft Haggais dann nicht getäuscht? Eine solche Täuschung nehmen tatsächlich einige Ausleger an. Man darf hier aber nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Schon die Rabbinen warnten bei der Diskussion über Hag 2,6 vor dem Berechnen von Fristen. Wenn tausend Jahre vor Gott wie ein Tag sind (Ps 90,4; 2Petr 3,8), dann ist das runde halbe Jahrtausend von Haggai bis zur Stiftung des Neuen Bundes nur ein halber Gottestag. In der Perspektive der Prophetie ist es durchaus berechtigt, von einer nur kurzen Zeit zu sprechen.
Vielleicht sollten wir noch notieren, daß die Erschütterung der Erde usw. in der Prophetie öfters ein Zeichen für das Handeln Gottes ist.
[7] Ja, alle Völker werde ich erschüttern: Das ist die zweite Verheißung in diesen Versen. Wir beobachten in allen Teilen der Bibel, daß Gott der Herr der Geschichte und der Herr der Völker-Welt ist (vgl. nur den Schöpfungsbericht oder die Psalmen 91–100 oder Jes 45; Jer 46–51; Hes 25–32; Dan 2 und 7–12; Am 1–2; Ob; Jon 1–4; Nah). Besonders eng sind die Parallelen bei Jesaja und Hesekiel (Jes 14,16; Hes 31,16). Aber eine weitere Parallele erfordert unsere Aufmerksamkeit, nämlich die Endzeitrede Jesu. Auch dort sind Erdbeben und Völkererschütterung miteinander verbunden (Mt 24,6fpar.). Das zeigt, daß Jesus die Linie der Propheten fortsetzt und vollendet. Das zeigt aber auch, daß Hag 2,7 wieder endzeitlich und messianisch zu lesen ist. Wer glaubt, daß Hag 2,7 aus den vorangehenden Erschütterungen im Perserreich zu erklären ist, befindet sich auf einem Holzweg.
Doch was heißt das: Alle Völker werde ich erschüttern? Meint es die Demütigung der Völker? Jes 49,23 und 60,14 können für eine solche Deutung sprechen. Handelt es sich um das »Stürzen von Thronen innerhalb der Völkerwelt«? Dafür spricht die Parallele in Mt 24,6f. Handelt es sich um Tributleistungen an den Tempel und damit an Israel und seinen Gott? Die Fortsetzung in V. 7 und der Vergleich mit Jes 60,4ff lassen sich dafür anführen. Oder handelt es sich um die Schau »einer neuen Menschheit, die der Glaube an den einen Herrn wieder einigt«? In all diesen Deutungen steckt etwas Wahres. Geht man davon aus, daß Hag 2,6ff auf die messianische Endzeit zielt, dann müssen dort die bisherigen Weltreiche verschwinden, die alten Regierungen abtreten, die Völker sich dem Herrn zuwenden und von Jerusalem Heil und Segen ausgehen. Bis in die Grundfesten hinein wird die Völkerwelt umgestaltet werden. Das alles muß aber nicht mit einem einzigen Schlag geschehen. Vielmehr müssen wir nach dem biblischen Zusammenhang mit mehrfachen Erfüllungen rechnen. Auch Jesus legt es uns in Mt 24,8 nahe, mit mehreren »Wehen« oder Wellen zu rechnen (»Anfang der Wehen«). So ergreift die Völkerwelt eine Veränderung durch das Auftauchen neuer Weltreiche (vgl. Dan 2 und 7!), eine Veränderung durch die Mission der Gemeinde des Neuen Bundes (vgl. Mt 24,14), eine Veränderung durch das Antichrist-Reich und schließlich, durch das Tausendjährige Reich (Offb 20,1ff).

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe.

Sein Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn
Elberfelder 1871 – Matthäus 25,23

Sehr gut‹, erwiderte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel anvertrauen. Komm herein zum Freudenfest deines Herrn!‹
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Matthäus 25,23

Da war der Chef echt happy und meinte auch zu ihm: ‚Sie haben es voll gebracht! Sie sind mit dem wenigen Geld gut umgegangen, ich werde Sie auch befördern. Wenn Sie wollen, können Sie heute Abend auch zu meiner Gartenparty kommen, Sie sind herzlich eingeladen!‘
VolxBibel – Matthäus 25:23

Jesus erzählt eine Geschichte von einem reichen Mann
und seinen 3 Dienern.
Einmal wollte Jesus seinen Freunden sagen:
Einige Menschen können viel arbeiten.
Einige Menschen können wenig arbeiten.
Alles ist in Ordnung.
Gott will nur, dass er sich auf die Menschen verlassen kann.
Das ist wichtig.

Jesus erzählte dazu eine Geschichte.
Die Geschichte ging so:

Es war einmal ein reicher Mann.
Der Mann wollte für lange Zeit weg fahren.
Die Diener sollten in der Zwischen-Zeit auf das Geld von dem Mann
aufpassen.
Und noch mehr Geld verdienen.
Der reiche Mann gab dem ersten Diener 5 Millionen Euro.
Dem zweiten Diener 2 Millionen Euro.
Dem dritten Diener 10 000 Euro.
Dann fuhr der reiche Mann weg.

Der erste Diener arbeitete sofort mit den 5 Millionen Euro.
Der Diener verdiente noch 5 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 10 Millionen Euro.
Der zweite Diener arbeitete auch sofort mit den 2 Millionen Euro.
Der zweite Diener verdiente noch 2 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 4 Millionen Euro.
Der dritte Diener ging in den Garten.
Der Diener machte im Garten ein tiefes Loch.
Der Diener legte die 10 000 Euro in das Loch.
Der Diener machte das Loch wieder zu.
Das war alles.
Der Diener arbeitete überhaupt nicht.
Der Diener dachte heimlich:
So können die 10 000 Euro nicht verloren gehen.
Jetzt kann ich keinen Ärger bekommen.

Nach langer Zeit kam der reiche Mann wieder nach Hause.
Der reiche Mann war sehr gespannt.
Der reiche Mann wollte wissen, wie viel Geld die Diener verdient haben.
Der erste Diener kam zuerst.
Der erste Diener sagte:
Herr, du hast mir 5 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 5 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 10 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Dann kam der zweite Diener.
Der zweite Diener sagte:
Herr, du hast mir 2 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 2 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 4 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf Dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Zum Schluss kam der Diener mit den 10 000 Euro.
Der Diener ging in den Garten.
Der Diener holte die 10 000 Euro wieder aus dem Loch.
Der Diener gab dem reichen Mann die 10 000 Euro.
Der Diener sagte:
Hier ist dein Geld.
Ich habe das Geld im Garten eingegraben.
Damit von dem Geld nichts verloren geht.
Du bekommst das ganze Geld zurück.
Du brauchst keinen Ärger machen.

Da wurde der reiche Mann wütend.
Der reiche Mann sagte:
Du solltest mit dem Geld arbeiten.
Oder das Geld zur Spar-Kasse bringen.
Dann bekomme ich für das Geld Zinsen.
Du bist ein fauler Diener.
Auf dich kann ich mich gar nicht verlassen.
Dich werfe ich raus.
Du sollst nicht mehr für mich arbeiten.
Und der Diener mit den 10 Millionen Euro bekommt die
10 000 Euro noch dazu.
Weil ich mich auf den guten Diener verlassen kann.

Jesus sagte:
Auf einige Menschen kann man sich verlassen.
Diese Menschen bekommen immer mehr.
Auf andere Menschen kann man sich gar nicht verlassen.
Diesen Menschen gibt keiner gerne etwas.
Bei Gott ist es genauso.
Gott sieht, auf welche Menschen er sich verlassen kann.
Diesen Menschen will Gott viel schenken

Evangelium in Leichter Sprache – Mt 25,1–30

Wie in dem dies verdeutlichenden Gleichnis (Matthäus 25:14-30) gezeigt wird, ruft der Herr bei seiner Wiederkunft zuerst seine Knechte und rechnet mit ihnen. Bei der Abrechnung mit den Knechten, die ihre Pfunde treulich verwendet und den Willen ihres Herrn zu erkennen und zu tun suchten, zeigt das Gleichnis, dass ein jeder, sobald er geprüft ist, in „die Freude seines Herrn“ eingelassen wird, ehe er die verheißene Herrschaft empfängt. Nun sehen wir dieses Gleichnis sich vor uns erfüllen, und zwar ehe unsere Teilnahme am Reiche beginnt. Selbst ehe noch die Feinde besiegt sind, wird jedem Treuen gestattet, eine klare Erkenntnis über das kommende Königreich und seine Herrlichkeit und über das großartige Werk des herauf dämmernden Tausendjahr-Tages zu gewinnen; und dieser Einblick in die große, bald durch die Wirksamkeit Christi und seiner verherrlichten Kirche für die ganze Menschheit zu vollbringende Restitution ist die Freude des Herrn, an der teilzunehmen ihnen gestattet wird.

Charles Taze Russell im Jahr 1890 „Dein Königreich komme“

Der Lohn der Treuen ist ein doppelter: Es wird ihnen nicht bloß wenig, sondern viel unterstellt, und sie werden zur Freude ihres Herrn geladen. Sie bleiben seine Diener, die er weiter nach seinem Willen tätig macht. Sie empfangen aber dazu reichere Kraft, einen größeren Machtbereich. Christus kennt kein müßiges Leben, auch nicht im Himmelreich; denn die Seinen sollen an seiner Herrschaft tätigen Anteil nehmen. Aber er hat nicht nur die größere Aufgabe für sie, sondern teilt seine eigene Freude mit ihnen. Er stellt sie neben sich und heißt sie selig sein in dem, was ihn selig macht. So stellt Jesus seinen Jüngern dar, was sein Dienst ihnen bringt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Mann im Gleichnis, der in die Fremde zieht, vertraut drei Knechten seine Güter an, und zwar gibt der abreisende Herr dem ersten fünf Talente, dem zweiten zwei Talente und dem dritten nur ein Talent. Ein Talent ist eine Geldsumme von etwa 5000 Mark. Lange Zeit bleibt der Herr des Gleichnisses aus. Er läßt auf sich warten. Man weiß nicht, wann er zurückkommt. Mit besonderer Betonung wird gesagt: »Nach langer Zeit kam der Herr zurück« (V. 19). Dann richtet der Herr über das Schaffen seiner Knechte. Der erste Knecht hat seine fünf Talente verdoppelt, das sind 50000 Mark, der zweite ebenfalls, das sind 20000 Mark geworden. Der dritte Knecht hat nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Er hat also nicht gearbeitet. Das Urteil des Herrn lautet für die beiden arbeitenden Knechte gleich. Sie gehen ein »zur Freude« des Herrn. Das Urteil des Herrn über den dritten Knecht ist ein vernichtendes. Das ist kurz der Gang des Gleichnisses.
Nutzanwendung in kurzen Worten: Es genügt nicht, auf die Wiederkunft des Herrn und auf das Gericht zu warten, sondern der Christ muß die Zeit des irdischen Lebens nutzen, um zu arbeiten und zu wirken mit den ihm geschenkten Gaben. Treue erwartet der Herr von einem jeden von uns, bis daß er kommt. »Handelt, bis daß ich wiederkomme!« (Lk 19,13).
Das ist kurz der Grundgedanke der Deutung. Nun die Ausführung: Die verschieden hohe Summe der Talente weist hin auf die verschiedenen Veranlagungen, Fähigkeiten und Gaben der Knechte. Nicht die Gaben als solche sind wichtig, sondern dies, wie die Knechte diese Gaben ausgewertet und genutzt haben.
Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe. Dem einen hat er mehr anvertraut, dem andern weniger! Ist das nicht ungerecht seitens des Gebers? Nein, denn in diesem Gleichnis sind nicht die Gaben als solche als das Eigentliche und Wesentliche betont, sondern die Nutzung und Wertung dieser Gaben. Und dabei ist der Herr gerecht, vollkommen gerecht! Denn der Herr mutet niemandem mehr zu, als er leisten kann. Denn nicht der Unterschied ist wichtig, der zwischen den beiden ersten Knechten besteht, sondern der Gegensatz, in dem der dritte Knecht gegenüber den beiden ersten Knechten sich befindet.
Also eine Ungerechtigkeit seitens des gebenden und schenkenden Herrn und Gottes kann nicht vorliegen! Denn nicht die Gabe als solche steht im Mittelpunkt des Berichtes, sondern die Treue, mit welcher die Gaben verwaltet, und zwar genutzt werden ihm zur Ehre.

Wuppertaler Studienbibel

Der Sinn des fünften Gleichnisses ist es, in erweiterter Form die Notwendigkeit zu betonen, weiter zu arbeiten, während man wacht und wartet. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Gläubigen unterschieden, sondern zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Die Gläubigen werden weiter arbeiten, während sie auf die Wiederkunft des Herrn warten; aber der Ungläubige kann nicht in dem Werk des Herrn arbeiten und wird deshalb zur Zeit der Wiederkunft des Herrn nichts vorzuweisen haben. Er wird als der Böse erklärt. Er kommt an den Ort der äußeren Finsternis und an den Ort des Heulens und des Zähneklapperns, die beschreibenden Ausdrücke des Feuersees.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias : eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse

Bei diesem Gleichnis liegt die Betonung auf der Notwendigkeit, an der Arbeit zu bleiben, während man wachsam ist und in Erwartung des Kommenden lebt. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Glaubenden unterschieden. Die Glaubenden sind die Knechte, die weiter fleißig arbeiten, während sie auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Aber der Ungläubige kann nicht für den Herrn tätig sein und wird deshalb bei der Wiederkunft Christi nichts vorzuweisen haben. Christus hat insgesamt fünf Gleichnisse vorgelegt, drei kurze und zwei ausführliche. Alle betonen die Notwendigkeit, wachsam, bereit und im Werk des Herrn tätig zu sein, während man auf die Wiederkunft des Herrn wartet.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Das fünfte Gleichnis betont das fleißige Arbeiten, um das es im dritten Gleichnis ging. Wieder wird zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterschieden. Die Gläubigen arbeiteten, und die Ungläubigen arbeiteten nicht: Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht (Matthäus 25,26). Der Knecht wird böse genannt, was zeigt, dass er unerlöst war, und er wird faul genannt, was bedeutet, dass er nicht arbeitete.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Das Gleichnis von den Talenten … schließt sich eng an die Ermahnung zur Wachsamkeit an, im Hinblick auf die plötzliche und sichere Wiederkunft Christi und die Belohnung oder Bestrafung, die dann erfolgen wird. . . . Das Gleichnis beginnt fast unvermittelt mit den Worten: ‚Denn [es ist] wie ein Mensch, der in die Fremde ging, [der] seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Güter übergab.‘ Die Betonung liegt darauf, dass sie seine eigenen Diener waren, und dass sie in seinem Interesse handeln sollten. Sein Eigentum wurde ihnen übergeben, nicht zur sicheren Verwahrung, sondern damit sie im Interesse ihres Meisters so gut wie möglich damit umgehen. Dies geht aus dem hervor, was unmittelbar folgt: ‚und so gab er einem fünf Talente …, einem aber zwei …, einem aber einen …, einem jeden nach seinem Vermögen‘ – das heißt, er gab einem jeden nach seinem Vermögen, im Verhältnis, wie er ihn für eine größere oder kleinere Verwaltung für geeignet hielt. Und er reiste alsbald ins Ausland. Nachdem Er die Verwaltung Seiner Angelegenheiten Seinen Dienern anvertraut hatte, je nach ihren Fähigkeiten, ging Er sofort weg.

So weit können wir keine Schwierigkeiten haben, den Sinn des Gleichnisses zu verstehen. Unser Herr, der uns für das Haus des Vaters verlassen hat, ist auf die Reise ins Ausland gegangen, und seinen eigenen Dienern hat er das, was er als seine eigenen „Güter“ beansprucht, nicht zur Verwahrung, sondern zum Gebrauch für ihn in der Zeit zwischen seiner Abreise und seiner Rückkehr anvertraut. Wir dürfen dies nicht auf die Verwaltung Seines Wortes oder auf das Heilige Amt beschränken, obwohl diese vielleicht vorrangig im Blick waren. Es bezieht sich allgemein auf alles, was ein Mensch hat, um Christus zu dienen; denn alles, was der Christ hat – seine Zeit, sein Geld, seine Möglichkeiten, seine Talente oder sein Wissen (und nicht nur „das Wort“) – gehört Christus und ist uns anvertraut, nicht um es zu verwahren, sondern um damit für den abwesenden Meister zu handeln – um den Fortschritt seines Reiches zu fördern. Und einem jeden von uns gibt er entsprechend seiner Arbeitsfähigkeit – geistig, moralisch und sogar körperlich – dem einen fünf, dem anderen zwei und dem nächsten ein „Talent“. Diese Arbeitsfähigkeit liegt nicht in unserer eigenen Macht; aber es liegt in unserer Macht, für Christus zu gebrauchen, was immer wir haben mögen

Edersheim