Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zum Tode bringen; (d. h. ihre Hinrichtung bewirken) und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Gewinnet (O. Besitzet) eure Seelen (O. Leben) durch euer Ausharren.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,16–19
Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst sein. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verlorengehen. (a) Lu 12:7; Mt 10:30 Durch eure Standhaftigkeit gewinnet euer (künftiges) Leben!
Zürcher 1931 – Lukas 21,16–19
Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Brüder und Freunde werden euch verraten und verhaften lassen. Einige von euch wird man töten. Alle Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört. Aber Gott wird euch nie verlassen. Ohne seinen Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden. Bleibt fest und haltet durch, dann gewinnt ihr das ewige Leben.»
Hoffnung für alle – 1996 – Lukas 21:16–19
Schreckliche Erdbeben und in deren Gefolge verheerende Hungersnöte (loimoi) und Seuchen (limoi; V. 11) würden auftreten. Da diese Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel her nicht in die Zeit zwischen Jesu Tod und der Zerstörung Jerusalems passen, beziehen sie sich wahrscheinlich auf die Zeit der großen Trübsal, die der Rückkehr des Herrn auf die Erde vorausgeht. Und schließlich sollten die Gläubigen überall auf der Welt unter schlimmen Verfolgungen leiden. Das wurde zwar schon bald Wirklichkeit (vgl. Apg 4,1-21), doch die Voraussagen in 21,9-11 deuten darauf hin, daß auch die Worte in Vers 12 – 17 sich nicht nur auf die Situation der Jünger vor der Zerstörung Jerusalems bezogen, sondern auch auf das, was sie in der Zeit der großen Trübsal erleiden sollten (vgl. V. 25 – 36). Die Verfolgungen würden sich gleichen: Gefangennahme (V. 12 – 15), Verrat (V. 16) und Haß (V. 17). Die Nachstellungen, unter denen die ersten Jünger litten, waren damit Vorläufer der letzten Verfolgung, die die Jünger der Endzeit erleiden werden.
Walvoord Bibelkommentar
Die beiden nächsten Aussagen (kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen und seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen; V. 18 – 19) haben viel Verwirrung gestiftet. Manche Forscher sind der Ansicht, daß sie sich auf die spirituelle Wirklichkeit im Leben eines Gläubigen bezogen, der auch im Tod unter Gottes Schutz steht. Plausibler scheint jedoch, daß Jesus hier von der Rettung derer, die in der Zeit der großen Trübsal noch am Leben sind und ins Gottesreich eingehen werden, sprach (vgl. Mt 24,9-13). Sie werden gerettet, d. h. durch die Macht Gottes bewahrt werden (vgl. Mt 24,22), weil sie sich zu Jesus bekennen – im Gegensatz zu denen, die in der Zeit der Verfolgung vom Glauben abfallen (Mt 24,10).
Zu den vielen Überraschungen unseres Abschnitts gehört auch der 18. Vers: »Aber kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen«. Wie kann Jesus so etwas sagen, wenn er im selben Atemzug von Hass, Verrat und Märtyrertod spricht (V. 16ff.)? Jedenfalls kann der Sinn von Vers 18 nicht sein: »Es wird nie einem Jünger ein Haar gekrümmt werden«. Vergleicht man Bibel mit Bibel, dann ist der Sinn klar: »Ohne Gottes Willen soll kein Haar von eurem Haupt verloren gehen«. Gott behält die Kontrolle. Das soll auch der Trost der Märtyrer sein: Gegen Gottes Willen gibt es keine Märtyrer und: Gott gibt uns die Kraft, wenn wir leiden müssen. Wir nehmen als Christen alles aus Gottes Hand (vgl. Mt 10,30; Lk 12,7; Apg 27,34 und 1 Sam 14,45; 2Sam 14,11; 1Kön 1,52).
Edition C
Gerade weil uns das Vertrauen auf Gottes Willen »standhaft« macht, schließt Jesus diesen Abschnitt mit einer Verheißung in dieser Richtung: »Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen« (V. 19). Andere Übersetzungsmöglichkeit: »Durch eure Geduld werdet ihr euer Leben (oder: eure Seelen) gewinnen«. Noch einmal sei es betont: Geduld und Standhaftigkeit sind nur möglich durch Vertrauen. Dann schenkt Gott die Durchhaltekraft. Die Aussage, die Jesus in Lk 21,19 macht, ist im Grunde dieselbe wie diejenige, die Paulus in Röm 5,3ff formuliert: »Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung«. Die Notwendigkeit der Geduld wird von Jesus und den Aposteln immer wieder unterstrichen (Lk 8,15; Röm 2,7; Heb 10,36-39; 12,1; Offb 3,10; 13,10; 14,12; vgl. aber auch schon Jer 39,18; Dan 12,12). Ohne Geduld wird also niemand in Gottes Reich kommen. Bengel hat das sehr schön erfasst, wenn er schreibt: »Mit der Geduld kommt man am besten durch. Wer sich sträubt und wehrt, büßt ein«. Halten wir noch einmal fest: Es geht darum, dass wir das »Leben gewinnen«, d. h. das ewige »Leben«. Das geht aber nur dann, wenn wir in der Verfolgung standhaft bleiben: also nicht durch Nachgiebigkeit, Freundschaft mit der Welt (Jak 4,4), Anpassung, Versteckspiel, oder gar Abfall.
Der Herr beschreibt einen Überrest einer kommenden Zeit, der an den Stirnen versiegelt sein wird, als Zeichen für ihre Bewahrung inmitten von Haß und Grausamkeit (Offb 7,3). Diese Versiegelten werden durch die Zeit furchtbarer Drangsal hindurch bewahrt, und am Ende dieser Zeit stehen sie mit dem Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1). Obwohl eine große Menge von aus den Nationen erlösten Heiligen den Märtyrertod sterben werden (Offb 7,9-17), werden alle, die zu den 144.000 zählen, auf wunderbare Weise während der ganzen Zeit der Verfolgung bewahrt bleiben und werden „ausharren bis ans Ende“ (Mt 24,13).
Bendikt Peters – Was die Bibel lehrt
Wir haben die auf die Zukunft bezogene Auslegung zuerst geboten, um zu zeigen, daß keinerlei Widerspruch besteht zwischen den beiden Aussagen „und sie werden etliche von euch zum Tode bringen“ und „nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen“. Aber wiederum hatten die Worte des Herrn auch eine unmittelbare Anwendung. Nicht einmal das Haar auf unserem Haupt entgeht der liebenden Fürsorge Gottes, denn „an euch … sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Mt 10,30). Was Gläubige um Christi willen auch erleiden mögen, nichts vermag je der Kontrolle unseres himmlischen Vaters zu entgleiten.
Dieser schwierige Vers ist teilweise sehr unbefriedigend behandelt worden. Er lehrt nicht, daß die Errettung von treuem Ausharren im Angesicht von Verfolgung abhängig ist. Wir haben eben gesehen, wie das Ausharren des Überrests inmitten von Versuchungen auf ihre Feinde wirkt. Dieser Vers nun sagt, wie dieses Ausharren auf sie selbst wirken wird. Der Herr wird als ihr Befreier erscheinen. Es ist diese Gewißheit, die sie befähigt, auszuharren und so die Echtheit ihrer Errettung unter Beweis zu stellen. Sie sind sich dessen gewiß, daß sie ihre Seelen in einer herrlichen Auferstehung „gewinnen“, oder „besitzen“ (Fußn. Elberf) werden, wenn sie auch durch den Märtyrertod müssen. Der Herr hatte sie bereits gelehrt, jene nicht zu fürchten, die nur den Leib zu töten vermögen (12,4).
Siebtens: Alle Menschen würden sie hassen. Markus erklärte: Und ihr werdet von allen Menschen gehasst werden um meines Namens willen (Markus 13:13a). Lukas berichtet: Und von euch werden sie zum Tode verurteilen. Und ihr werdet von allen Menschen gehaßt werden um meines Namens willen (Lukas 21:16-17). Die Apostel würden so sehr gehasst werden, dass einige als Märtyrer sterben würden. Tatsächlich wurden zehn von Jeschuas elf treuen Aposteln für ihren Glauben getötet. Nur Jochanan starb an Altersschwäche. So wurde ihnen gesagt, dass einige von ihnen vor dem Beginn der Geburtswehen sterben würden, bevor die letzten Tage überhaupt gekommen sind.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua
Achtens: Jeschua hat versprochen: Und nicht ein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen (Lukas 21:18). Einige haben diese Verheißung aus dem Zusammenhang gerissen, um eine falsche Anwendung der physischen Sicherheit zu lehren. Aus dem Kontext heraus ist diese Interpretation unmöglich, denn zuvor sagte Jeschua, dass von euch werden sie zum Tode verurteilen (Lukas 21,16). Die Lösung dieses angeblichen Widerspruchs ist, dass sich Jeschuas Verheißung auf geistliche, nicht auf körperliche Sicherheit bezieht. Zwar war das Leben der Apostel tatsächlich bedroht, nicht aber ihre Errettung.
Neuntens: Trotz aller Widerstände der jüdischen und heidnischen Gemeinden und ihrer eigenen Familien würden die Apostel Seelen gewinnen. Jeschua sagte: In eurer Geduld werdet ihr die Seelen gewinnen (Lukas 21,19). Als der letzte Apostel starb, waren überall auf der Welt Gemeinden gegründet worden, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Römischen Reiches.
Die Jünger werden nicht allein von den Feinden Christi verfolgt, sondern auch die nächsten leiblichen Verwandten werden sie den Gerichten überliefern und etliche von ihnen töten. Was Jesus hier sagt, gilt nicht allein für die Apostel, sondern für die Gläubigen aller Zeiten. Es sollten auch nicht alle den Märtyrertod sterben. Unter den Zuhörern des Herrn, die diese Voraussage vernahmen, sollten nur die Erstlinge einer unübersehbaren Schar von Märtyrern sein, die im Laufe der Jahrhunderte für des Herrn Sache sterben würden.
Wuppertaler Studienbibel
Der Hinweis, daß die Jünger von jedermann gehaßt werden um des Namens Jesu willen, wird durch manche Beweise in den apostolischen Briefen bestätigt (vgl. Rö 8, 35–37; 1 Ko 4, 9. 10; 2 Ko 11, 23–29; Hbr 10, 32–34). Die genaue Erfüllung dieses Wortes war schon in der ersten Zeit der Gemeinde wahrzunehmen. Alle drei Synoptiker und auch Johannes (Jo 15, 20f) haben sich den Gedanken an den allgemeinen Haß tief eingeprägt. Man kann hier auch an die Gefahren denken, welche die ersten Christen veranlaßte, nach Pella zu fliehen. Es darf nicht übersehen werden, wie dieser Haß immer höher steigt, je schneller die Entwicklungsgeschichte des Reiches Gottes dem Ende entgegeneilt.
Die Zusage, daß kein einziges Haar von ihrem Haupte verderben soll, wird in diesem Zusammenhang verschieden aufgefaßt. Weil vorher gesagt wird, daß etliche von den Jüngern getötet werden, kann diese Versicherung nicht den Sinn haben: „… ihr werdet unversehrt an Leib und Leben bleiben“.(- Die Worte im messianischen Sinne zu fassen, daß kein Haar dem ewigen Verderben anheimfällt, daß dem Heile in Christus nicht der geringste Schade zugefügt wird, ist nicht der Sinn der Worte Jesu. -) An einen unversehrten Fortbestand der Gemeinde ist nicht zu denken. Der sprichwörtliche Ausdruck will vielmehr sagen, daß ihrem wahren und ewigen Leben nicht das kleinste Verderben zustoßen wird. Wenn Jesus auch keine Versicherung ausspricht, daß die Jünger in keinem Falle getötet werden sollen (vgl. Lk 12, 7; Mt 10, 30), so bleiben sie doch so lange auf Erden, wie es für den Dienst des Herrn nötig ist. Selbst ihr Tod gereicht zum Heil und zur Verherrlichung Christi (vgl. Phil 1, 19).
Die bisherige Zusage wird durch den folgenden Satz erläutert: „In eurem Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben!“, d. h. euer ewiges Leben erhalten. Diese Worte sind die Kehrseite der Verheißung, daß ihnen kein Haar verdorben werden soll (vgl. Apg 27, 34). Es wird nichts von dem verloren gehen, was zum Bestand des ewigen Lebens gehört. Die Jünger sollen durch Ausharren unter allen Verfolgungen ihre Seelen (oder ihr ewiges Leben) erhalten.(- Der griechische Ausdruck: „hypomone = Geduld“ (Luther) bedeutet nicht nur Geduld, sondern wie in Rö 5, 4; Jak 1, 3. -) Es ist die gleiche Zusage wie in Mt 24, 13 und Offb 2, 10, während die Ansicht nach der gebräuchlichen Übersetzung, die Seelen mit Geduld zu fassen (vgl. Hbr 10, 36) nicht ganz dem Wortlaut des Verses entspricht.