Schlagwort: Glauben

Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova

im Fleiße (O. Eifer) nicht säumig, inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend.
Elberfelder 1871 – Römer 12,11

Setzt euch unermüdlich für Gottes Sache ein. Laßt euch ganz vom Heiligen Geist durchdringen, und steht Gott jeden Augenblick zur Verfügung.
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,11

Seid fleißig und nicht faul. Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Römer 12:11

Ein Diener / ein Sklave hatte wohl immer die Interessen seines Chefs/Herrn im Sinn. Wessen Interessen habe ich im Sinn? Ist es wirklich Jehovah, der in meinem Mittelpunkt steht? Oder höre ich eher auf das, was meine Kirche/Gemeinde/Glaubensorganisation mir sagt? Habe ich ein biblisch geschultes Gewissen oder ein von einer religiösen Zeitschrift geschultes Gewissen? Wenn ich über meine Entscheidungen nachdenke – sind sie wirklich aus Liebe zu Jehovah begründet – oder doch eher, weil ich Angst habe, was andere über mich denken könnten?
Keinem Menschen, der verliebt ist, muss man sagen: „Wenn du dein Leben einfach hältst und unnötige Schulden vermeidest, schaffst du dir Freiraum, um mehr…“ mit deiner Liebe zu verbringen! Nein, dass muß man nicht sagen – weil jemand, der wirklich verliebt ist, von sich aus, ganz automatisch, jede freie Minute mit „seiner Liebe“ verbringen will 😉


Sechstens: Mit Fleiß, nicht mit Trägheit (V. 11a). Das griechische Wort für „Fleiß“, spoudé, bedeutet „Eile“, „Geschwindigkeit“, „Ernsthaftigkeit“ und „Begeisterung“. Es bedeutet, dass man sein Bestes gibt und sich beeilt. Der griechische Begriff für „träge“, oknéros, bedeutet „zaghaft“, „müßig“, „faul“ und „lästig“. Der Gläubige soll nicht hinterherhinken oder in seinem Fleiß faul werden. Der Fleiß oder Eifer, den Paulus in diesem Vers meint, unterscheidet sich von dem Fleiß, den er in Römer 9-10 beschreibt. Eifer ohne Wissen ist kein guter Eifer. Die Gläubigen sollen in ihrem Eifer nicht müßig werden, aber gleichzeitig sollen sie ihren Eifer entsprechend der Erkenntnis einsetzen.

Siebtens: Inbrünstig im Geist (V. 11b). Das griechische Wort für „inbrünstig“, zeó, bedeutet wörtlich „kochen“ und „heiß sein“. Ein eifriger Mensch ist leidenschaftlich und engagiert sich für eine Sache. Der griechische Begriff für „Geist“, pneuma, bezieht sich auf den neugeborenen menschlichen Geist, der durch die Wiedergeburt mit Energie versorgt wurde. Gläubige sollten weiterhin darauf achten, dass ihr menschlicher Geist unter der Kontrolle des Heiligen Geistes steht.

Achtens: Dem Herrn dienen (V. 11c). Der griechische Begriff für „dienen“, douleuó, bedeutet „ein Sklave sein“ oder „dienen“. Er bezieht sich auf jemanden, der freiwillig auf das Recht auf Selbstbestimmung verzichtet. Statt sich selbst zu dienen, soll der Gläubige dem Herrn dienen, vor allem im Bereich der bereits erwähnten geistlichen Gaben.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Die folgenden Aufforderungen, die sich auf die persönliche Einstellung der Gläubigen beziehen, können, wenn sie beherzigt werden, diese in den Augen ihrer Mitmenschen liebenswerter machen. Der entscheidende Gedanke steht hier am Ende von Vers 11: Dient (douleuontes; in V. 7 heißt „dienen“ diakonian) dem Herrn. Ihm geht die Erklärung voraus, wie sich diese „Knechtschaft“ (doulos; vgl. Röm 1,1) äußern soll: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend (zeontes, ein Ausdruck, der außer an dieser Stelle nur noch in Apg 18,25 ,dort für Apollos, benutzt wird) im Geist (hier ist entweder der Heilige Geist oder auch das Innere des Menschen gemeint). Wieder ist eines der beiden Gebote negativ, das andere positiv formuliert (vgl. Röm 12,9). Die Christen sollen Gott mit Begeisterung und Eifer dienen.

Walvoord Bibelkommentar

Wer die Geschwister liebt, ist »im Fleiß nicht säumig«. Er kann seine Hände nicht in den Schoß legen, wenn Geschwister Mangel leiden oder in Not sind (1Jo 3,17). Die Liebe, die ihn drängt, macht ihn »[brennend] im Geist«, denn er »dient dem Herrn«, indem er den Geschwistern dient. Wie sollte man dem Herrn mit halbem Herzen dienen? Dass jemand im Geist »brennt«, zeō, wird im Neuen Testament nur noch von Apollos gesagt (Apg 18,25). Von diesem Verb ist das Adjektiv zestos, »brennend« gebildet. Den Herrn ekelt eine Gemeinde, die lau statt brennend ist (Offb 3,16; nur hier belegt).

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

Der Christ ist nicht träge. Paulus gibt hier seine Ermahnungen als Erinnerung an das, was Christen durch den Geist geworden sind. Christen sind „im Fleiße nicht zögernd“, sie öffnen sich den Antrieben des Geistes Gottes, der in ihnen den „Eifer“ weckt zum Tun (vgl. V. 8; auch Apg 5,17; 2Kor 7,7; 11,2; Kol 4,13; 2Petr 1,5; 3,15; Hebr 4,11; Tit 2,14; Offb 3,19). Solcher Eifer ist das „Brennen im Geist“ (vgl. Mt 3,11; Apg 2,3f.; 1Thess 5,19; Offb 3,15; auch Lk 12,35; 24,32). Es ist die Entschiedenheit des Glaubens. Denn der Jünger Jesu „sklavt“ dem Herrn; alles, was er tut, tut er „von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kol 3,23). Es ist kein Eigeneifer, kein Brennen für eigene Ziele, sondern Dienst für den Herrn.

Edition C

Nun stellt Paulus drei Leitprinzipien auf. In den nächsten Versen werden noch drei weitere folgen. Der Gedanke, die Bedeutung der ersten drei sei nach innen gerichtet und die der zweiten drei nach außen, kann tatsächlich hilfreich sein. Die ersten drei Prinzipien haben sicherlich viel mit Aktivität zu tun. In V. 8 hieß es, daß diejenigen, die vorstehen, von Fleiß ( spoudê ) gekennzeichnet sein sollten, und diesen Fleiß finden wir auch hier. In spoudê schwingt ein Gedanke von Eile mit, es ist das Gegenteil von Trägheit. Gegen Ende seines Leben erteilte Paulus Timotheus den Rat: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen« (2.Tim. 2,15). Hier im Römerbrief betont Paulus, daß dieser heilige Eifer bzw. Fleiß für Gott mit Trägheit nichts gemeinsam hat.
    Der Ausdruck »Inbrunst im Geist« kommt nicht nur bei Paulus vor. Lukas beschreibt damit Apollos: »brünstig im Geist« (Apostelgeschichte 18,25). Daraus wird klar, daß eine solche Inbrunst von außen wahrnehmbar ist. Das Wort »inbrünstig« stammt von einem Verb, das »kochen« bedeutet. Wenn es Gläubige in einem geistlichen Sinne beschreibt, sprudeln sie offenbar vor Eifer, oder kochen sogar förmlich über. Diesen Zustand kann man im Fleisch nicht erreichen. Er ist geistlich und die Auswirkung des Heiligen Geistes im Gläubigen, dem dieser Raum gibt. Das ist nicht auf apostolische Zeit beschränkt, sondern eine offensichtliche Manifestation des geisterfüllten Lebens. In den seltensten Fällen, wenn überhaupt, kommt dieser Zustand ekstatisch zum Ausdruck. Mit dem Geist erfüllte Gläubige zeigen dies in schlichter Weise, aber dennoch sollte die Kraft dieses Zustandes nicht unterschätzt werden.
    Beim nächsten Satz gibt es verschiedene Grundtextvarianten. Die meisten Manuskripte lesen: »dem Herrn dienend«, aber einige schreiben »der Zeit dienend« (Luther12: »Schicket euch in die Zeit«) oder »der Stunde dienend«. Das Wort »dienen« ( douleuô ) bedeutet, die Pflicht eines Sklaven erfüllen. Das Gewicht der Autorität unterstützt die Vorstellung, stets bereit zu sein, dem Herrn zu dienen, und das in der glücklichen Beziehung zwischen Leibeigenen und Herrn. Dienst für den Herrn ist niemals verdrießlich oder Schinderei, sondern das höchste Privileg. Der Zeit oder Stunde zu dienen, bringt herausfordernde Implikationen mit sich. Das würde bedeuten, jede Gelegenheit auszukaufen und niemals eine der kostbarsten Güter des Lebens zu verschwenden: die gegebene Stunde zum Dienst.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jehovah läßt sich finden

So spricht Jahwe: ‚Erst wenn siebzig Jahre für das Babylonische Reich vorüber sind, werde ich nach euch sehen und mein gutes Wort erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja, was ich mit euch vorhabe‘, spricht Jahwe. ‚Ich habe Frieden für euch im Sinn und kein Unheil. Ich werde euch Zukunft schenken und Hoffnung geben. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch hören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, werde ich mich von euch finden lassen‘, spricht Jahwe. ‚Dann wende ich euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und Orten, in die ich euch versprengt habe. Ich bringe euch an den Ort zurück, aus dem ich euch verschleppen ließ.‘
NeÜ bibel.heute – Jeremia 29:10–14

Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören.
Elberfelder 1871 – Jeremia 29,12

Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 29:12

Ihr werdet mich rufen und kommen und zu mir beten, und ich werde euch zuhören.‘
‚Ihr werdet mich suchen und finden, weil ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir suchen werdet.  Und ich werde mich von euch finden lassen‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde eure Gefangenen versammeln und euch zusammenbringen aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch zerstreut habe‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde euch an den Ort zurückführen, von dem ich euch verschleppen ließ.‘
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jeremia 29,12–14

Über den Vers 11 hatte ich ja schon einmal gechrieben.
Auch wenn die Israeliten damals von ihrem Gott in die Gefangenschaft nach Babylon geschickt wurden, waren sie nicht wirklich aus Seinem Blick, und nicht wirklich von Ihm verworfen! Im Gegenteil – durch Jeremia sagt Jehovah, dass Er sich nach den 70 Jahren wieder von ihnen finden lassen würde – und sie wieder zurück in das Land zu bringen. Und ja, der Vers ist in erster Linie an Juda gerichtet, und nicht an dich und mich! Aber natürlich hat sich Jehovah nicht verändert, und jeder der IHN ruft, kann sich darauf verlassen, das Jehovah sich finden läßt – und nicht nur finden läßt, sondern dass ER uns antwortet! Jehovah will nicht, dass du dir eine Kirche oder Organisation suchst, sondern IHN suchst, und ein persönliches Verhältnis mit IHM hast – dazu ist ER jederzeit bereit.
Und ja – auch Israel wird noch einmal nach IHN rufen – und auch diesmal wird ER sich finden lassen – und ER wird sogar antworten!

Die Rückführung der Weggeführten nach Juda würde erst erfolgen, wenn Gottes siebzig Jahre des Gerichtes voll waren (vgl. Jer 25,11-12 ). Dann würde Gott sein gnädiges Wort erfüllen und die Weggeführten wieder in ihr Land bringen. Die siebzigjährige Gefangenschaft war ein Teil des Planes Gottes. Juda sollte wieder Zukunft und Hoffnung bekommen. Das Gericht würde die Weggeführten dazu bringen, Gott von ganzem Herzen zu suchen (vgl. Dan 9,2-3.15-19 ). Wenn sie wieder zu ihrem Gott umgekehrt wären, würde er sie aus allen Völkern, wohin sie verstoßen worden waren, wieder sammeln und in ihr Land zurückführen. Der eigentliche Zweck der Gefangenschaft war, Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen (vgl. 5Mo 30,1-10 ).

Walvoord Bibelkommentar

Das Datum für Daniels Prophezeiung ist „das erste Jahr des Darius“, was bedeutet, dass sie sich im Jahr 539 v. Chr. ereignete, etwa 66 oder 67 Jahre, nachdem die Juden zunächst ins Exil nach Babylonien gingen.

Bei dieser Gelegenheit erklärte Daniel, er studiere die Heilige Schrift, und aus diesen Schriften entnahm er, dass die Zahl der Jahre für die Vollendung der Verwüstung Jerusalems fast vorbei war, da die Dauer 70 Jahre betragen sollte. Daniel erwähnte, dass er „Bücher“ studierte, und eines davon waren die Schriften von Jeremia; die Lebenswege von Jeremia und Daniel überschnitten sich in gewissem Maße. Bei zwei Gelegenheiten sagte Jeremia voraus, dass die Gefangenschaft und Verwüstung Jerusalems 70 Jahre dauern würde (Jeremia 25:10-14; 29:10-14). Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche anderen Bücher Daniel studiert haben könnte. Es ist jedoch gut möglich, dass er auch das Buch Jesaja studierte, denn Jesaja nannte Kyrus als denjenigen, der den Juden die Rückkehr ermöglichen würde (Jesaja 44,28-45,1). Darüber hinaus gibt es weitere Schriften bei Mose und den Propheten, in denen einige spezifische Bedingungen für die Errichtung des messianischen Reiches genannt werden, und Daniel könnte sich auch mit einigen dieser Schriften befasst haben. Es handelt sich um Levitikus 26:40-43, 1 Könige 8:46-53, Jeremia 3:12-18 und Hosea 5:15-6:3. Diese Abschnitte betonen, dass Israel als Nation vor der Errichtung des messianischen Reiches Buße tun und seine Sünde bekennen muss.

Wenn man die 70 Jahre ab dem Jahr 605 v. Chr. rechnet, als die erste von drei Deportationen ins Exil stattfand, wäre das Ende der 70 Jahre 536 v. Chr. Daniel erkannte, dass die Gefangenschaft nur noch etwa drei Jahre andauerte. Die Stadt und der Tempel wurden erst 586 v. Chr. zerstört, und wenn die 70 Jahre zu diesem Zeitpunkt begannen, würde das bedeuten, dass die 70 Jahre erst 515 v. Chr. enden würden. Aber Daniels Berechnung begann mit 605 v. Chr., der ersten Deportation – und nicht 597 v. Chr., der zweiten Deportation, oder 586 v. Chr., der Zerstörung und letzten Deportation.
Daniel rechnete nicht nur mit dem Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, sondern auch mit der endgültigen Beendigung jeder Möglichkeit künftiger Verwüstungen für Jerusalem; er tat so, als stünde das messianische Königreich unmittelbar bevor. Da das Reich auf der Grundlage des Gebets errichtet werden sollte, betete er; und da er wusste, dass die Voraussetzung das Bekenntnis der nationalen Sünde war, bekannte er die Sünden Israels.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ha-Mashiach – Der Messias der hebräischen Schriften

Erhören. Vier Verben schildern in hoher Dichte die neue, gelingende Begegnung mit Gott. Das Verbpaar ›rufen – hören‹ beschrieb bisher die gestörte Kommunikation (11,14; vgl. außerdem 7,13.27 mit zusätzlichen Verben). Jetzt aber sagt Gott das Achten auf die Hinwendung zu ihm zu (wie z.B. in 1 Kön 8,43.52 erhofft; Smith, Jeremiah 1989, 100, verweist mit S. M. Paul auf die motivlichen Parallelen in Jes 65,22–24).
Die zwei Verben in Mittelposition dazwischen verdeutlichen, daß das erfolgreiche Sich-Wenden an Gott nicht alleine in lautem Rufen bestehen muß. »Und ihr werdet gehen« war früher in religiösem Kontext immer mit Fremdgötterverehrung verbunden (Jos 23,16; 1 Kön 9,6 // 2 Chr 7,19; nach Ehrlich, Randglossen 312, 315, bereitet ›gehen‹ eine folgende Handlung vor), hier aber führt es zu einer echten, tiefen Kontaktnahme mit Gott im “Beten” (auch פלל Hitp, wie in V 7 bei ›bitten‹). Als Ansage für die Zukunft sowie eine Mehrzahl von Menschen stehen die fünf Vorkommen von »(und) sie beten« in Salomos Tempelweihegebet (1 Kön 8,30.33.35.44.48, die letzte Stelle ebenso im Exil situiert, mit Parallelen in 2 Chr 6) sowie Gottes Antwort darauf in 2 Chr 7,14 am nächsten. Insgesamt zeigt V 12 die wiedererstandene innerliche Gemeinschaft zwischen Gott und einem Teil seines früheren Volkes. Sie wächst und ist möglich sogar in der Fremde, nicht nur zuhause oder im Tempel (Weiser 254f.).
Übernahme von Dtn 4,29. V 13 deckt sich fast gänzlich mit Dtn 4,29. Dort sagt Mose: »Und ihr werdet von dort JHWH suchen, und du wirst finden, denn / da du wirst ihn suchen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.« Diese Zusage Moses für das Leben im Exil greift Gott selbst nun auf (zur Diskussion um die Richtung der Abhängigkeit s. Vanoni, Anspielungen 1995, 385–389) und bestätigt sie so mit seiner Autorität erneut und noch stärker als gültig.
An Veränderungen fallen neben der Umsetzung in die Eigenaussage Gottes (in 1. Sg.) die durchgehende Verwendung der ›ihr‹-Anrede (2. Pl., in Übereinstimmung mit dem Kontext hier) und das Weglassen des letzten Ausdrucks auf. Die typisch dtn Langform bei “Herz” (לבב, gegen das bei Jer üblichere לב, s. dazu die unzulängliche Umkehr in 3,10) wurde ebenso beibehalten wie der Wechsel bei den zwei hebr. Verben für ›suchen‹.
Erfüllung menschlicher Sehnsucht. Damit geht Gott in seinem Beziehungsangebot noch weiter, über V 12 und den ähnlichen Text in Jes 55,6 (gleichfalls ›suchen – finden‹, doch als Aufforderung) hinaus. Der Rückgriff auf Dtn 4,29 bedeutet die Erfüllung einer Mose-Verheißung, die bisher ausgeblieben war und deren Einlösung Gott nun garantiert. Inhaltlich bringt sie in höchstem Maße Gottes Eingehen auf die Sehnsucht des Menschen (›suchen‹) nach Nähe mit ihm: Er gibt sich zu ›finden (mit Willi, Pensées 2005, 248, so vor allem V 14 durch das Ni) und damit in eine bleibende Beziehung hinein, in Aufnahme der Absicht bzw. Ankündigung von 10,18.
Bezug zu Mt 7,7f.? Das Verbpaar ›suchen – finden‹ kehrt gleich zweimal in Mt 7,7f. wieder, wo ebenfalls anfangs ›bitten‹ (s. ›beten‹ zuvor in V 12) genannt ist. Doch scheint, daß diese Worte Jesu in der Bergpredigt eher ein allgemeines Prinzip vorstellen; die Beziehung auf Gott hin (hier in V 13 zweimal ›mich‹) wird bei Mt nicht explizit ausgedrückt, auch wenn sie im Kontext präsent ist (Mt 7,9–11). Trotz der Unterschiede ist beiden Stellen die Zuversicht gemeinsam, daß das Suchen gelingt.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Die Heilspläne Gottes werden erst nach Beendigung der festgesetzten Straf-Zeit wirksam. Zukunft und Hoffnung dürfen die noch in diesem Gericht Stehenden haben – heute schon, da sie den Brief Jeremias lesen. Sie haben beides im Glauben festzuhalten, bevor die Erfüllung kommt. Aber Zukunft und Hoffnung werden erst Ereignis, wenn eine innere Umkehr Judas stattfindet. Diese Umkehr aber ist Geschenk Gottes!
Die Zusagen in V. 12 u. 13 wollen sagen:

Zwischen Beten, Rufen und Suchen und Gottes Handeln kann eine lange Zeitstrecke sein. Nicht immer wird die Dauer dieser Zeitstrecke angesagt, wie es hier bei den 70 Jahren geschieht.

Dennoch gibt es vor dem endgültigen Erhören (dem sog. »großen Heil«) Gottes Hören, das immer geschieht.
Nach der inneren Erneuerung, der Bekehrung, folgt als sichtbares Zeichen dafür, daß Gott sich seines Volkes wieder angenommen hat, die Heimkehr in das Land der Väter.

Wuppertaler Studienbibel

DIEJENIGEN, DIE WAHRE HOFFNUNG HABEN (V. 10-14). Wahre Hoffnung gründet sich auf das geoffenbarte Wort Gottes, nicht auf die „Traumbotschaften“ selbsternannter Propheten (V. 10, NIV). Gott gab seinem Volk ein „gnädiges Versprechen“ (V. 10NIV), es zu befreien, und er würde sein Versprechen halten. Gott macht seine Pläne für sein Volk, und es sind gute Pläne, die letztlich Hoffnung und Frieden bringen. Deshalb gibt es keinen Grund, Angst zu haben oder entmutigt zu sein.
In jeder Situation hat das Volk Gottes jedoch die Verantwortung, den Herrn zu suchen, zu beten und ihn zu bitten, seine Verheißungen zu erfüllen, denn das Wort und das Gebet gehören zusammen (Apg 6,4). Der Zweck der Züchtigung ist, dass wir den Herrn suchen, unsere Sünden bekennen und uns ihm nähern (Hebr. 12,3-13). Nach Jeremia 29,14 gelten diese Verheißungen nicht nur für die in Babylon gefangenen Juden, sondern auch für ganz Israel in der ganzen Welt. Jeremia blickte auf das Ende des Zeitalters voraus, wenn Israel wieder versammelt sein wird, um seinem Messias zu begegnen und in sein Reich einzuziehen (Jes 10,20-12,6).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jeremia

Aus den folgenden Versen (4-19), in denen sein Gebet wiedergegeben wird, geht klar hervor, daß er vor allem Vergebung für sein Volk zu erlangen suchte, damit es in sein Heimatland zurückkehren könnte. Er wußte, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ und die Verödung des Landes genau der Fluch waren, der „in dem Gesetz Moses“ vorausgesagt worden war (Daniel 9:13), und zwar in 3. Mose 26 und in 5. Mose 28, weil sie das Gesetz Jehovas gebrochen hatten (Daniel 9:11). In 5. Mose 30:1-6 las er, daß Jehova sie nur in ihr Land zurückbringen würde, wenn sie zu ihm zurückkehren und auf seine Stimme hören würden. Sein Interesse an der Prophezeiung Jeremias kam offensichtlich von der aufregenden Entdeckung, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ vor ihrem Ende standen, da die 70 Jahre „für Babel“ jetzt vollendet waren.

Carl Olof Jonsson – Die Zeiten der Nationen näher betrachtet

Jehova hat deutlich gezeigt, dass er den „übergeordneten Autoritäten“ überlegen ist

Peres (Peres, statt der Mehrzahl pharsin, klingt an den Namen „Perser“ an) -dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.
Elberfelder 1871 – Daniel 5,28

Phares: Geteilt ward dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
Joseph Franz von Allioli von Augustin Arndt überarbeitet – Daniel 5:28

Peres (zerteilt), zerteilt wird dein Königreich und den Medern und Persern gegeben. Dan 6,8.28; 8,20.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Daniel 5,28

Wie wahr die Aussage ist: Jehovah hat alles in Seiner Hand!
Deswegen braucht man auch keinen Anwalt um „sein Recht“ gegen Gottes Willen durchzusetzen!

Peres Dieses Wort perēs, der Singular von parsīn, klingt wie das aramäische Wort für Persien und heißt „geteilt“. Wenn die Anwesenden bei dem Fest die drei Begriffe als Nomen verstehen, die abnehmende Geldeinheiten bedeuten – Mine, oder 60 Schekel, tekel, ein Schekel, peres, ein halber (d.h. „geteilter“) Schekel –, überrascht es nicht, dass sie die Inschrift nicht verstehen können.

Medern und Persern (Einleitung: Datierung und Anlass).

Reformations-Studien-Bibel

Bei der Deutung des dritten Wortes veränderte Daniel den Plural parsIn (V. 25 ) in den Singular Peres ( p+rEs ). Belsazars Königreich würde zerbrochen ( zerteilt , p+rIsaT ) und den Medern und Persern gegeben werden . Offenbar wollte Daniel ein Wortspiel machen, denn durch eine einfache Vokalveränderung des Wortes p+rEs erhält man das Wort „Persien“ (P Aras ). Die Botschaft lautete also, daß Gott wegen dem moralischen und geistlichen Zerfall des Königs und seines Reiches das babylonische Weltreich beenden und es den Medern und Persern geben werde.

Walvoord Bibelkommentar

»Peres« ist die Einzahl zu »parsin« in V.25 und heißt »Hälfte«. Zugleich hängt es mit dem aramäischen und hebräischen Wort für »abreißen« bzw. »teilen« zusammen. Wiederum knüpft Daniel an beide Bedeutungen an, wenn er so auslegt: »zerteilt ist dein Reich«. Da »teilen« die Zerstörung eines bisherigen Ganzen zur Folge hat, hat das Wort auch einen zerstörerischen Sinn. Deshalb haben wir wie der gewohnte Luthertext mit »zerteilen« übersetzt. Denn der Sinn ist doch, daß das babylonische Reich zerstört wird. Aber nun tritt eine dritte Bedeutung hervor. Denn dieselbe Wortwurzel, die für »abreißen« oder »teilen« benutzt wird, bezeichnet auch »Persien«. Ja, unser deutsches Wort »Persien« stammt selbst von ihr ab! Der Heilige Geist macht jetzt durch die Auslegung Daniels klar, daß Gott mit dem »peres« nicht nur das Ende der Babylonier zum Ausdruck bringt, sondern auch den Übergang der Herrschaft auf die Perser. Aber die Auslegung ist noch präziser. Denn Daniel spricht ja davon, daß Belsazers Reich »den Medern und Persern gegeben« werde (wörtlich »Medien und Persien«). Damit ist genau das medisch-persische Doppelreich bezeichnet, das der Sieger Kyrus damals regierte. Fassen wir zusammen: Die persischen Truppen, die schon in Babel stehen, werden den Sieg erlangen. Vorbei ist’s mit dem babylonischen Reich.
Vielleicht sollten wir noch eine Einzelheit festhalten. An der Deutung von »peres« ist klar geworden, daß biblische Deutung und Prophetie durchaus doppelsinnig sein kann. In »peres« steckte ja beides: das »zerteilt« und der Hinweis auf »Persien«. Von da aus verstehen wir es besser, weshalb biblische Prophetie sich mehrfach erfüllen kann.

Wuppertaler Studienbibel

פְּרֵ֑ס פְּרִיסַת
Wortwitz
„Peres – dein Königreich wird zerteilt“ (Dan 5,28, ELB)

Das Wortspiel basiert auf der Ähnlichkeit im Klang und der Schreibweise des Substantivs „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) – ein Begriff, dessen Bedeutung unbekannt ist, und dem Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel findet sich in der Verbindung zwischen dem Inhalt des Traums „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und der Interpretation des Traums „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel wird durch die Ähnlichkeit in Klang und Schreibweise zwischen dem Wort „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst) erzeugt.

Wortspiel in der Bibel

Abrahams Vertrauen

Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn daselbst als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.
Elberfelder 1871 – Genesis 22,2

Und Er sprach: „Nimm doch, bitte, deinen Sohn, deinen Einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und gehe für dich hin in die Gegend des Morija (Der Schauung, oder des geoffenbarten Jehova, oder des von Jehova Ausersehenen) und erhöhe ihn daselbst zum Hochopfer auf einem der Berge, den Ich dir ansagen werde!“
Pfleiderer Übersetzung – 1.Mose 22,2

Darauf sprach er: Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Jizchak, und gehe hin in das Land Morijjah und bringe ihn dort zum Opfer, auf einem der Berge, welchen ich dir ansagen werde.
Die Philippson-Bibel – 1.Mose 22:2

Viele Bibelleser stoßen sich an dieser Aufforderung Gottes! Einige sind sogar der Meinung, dass hier ein anderer Gott, den Abraham auffordert. Aber was, wenn Abraham den „ganzen Plan Gottes“ schon gekannt hat? Was, wenn Abraham wußte, dass Jesus ein Ururur…enkel von ihm und Isaak sein sollte?

Einige Gedanken zu 1.Mose 22 hatten wir ja schon: Glauben = Beten und wir werden zurück kehren
– deshalb heute die Konzentration auf den Vers 2 und nicht auf die Reaktion von Abraham.

Die größte Prüfung im Leben Abrahams ( Gott versuchte ihn ) kam, nachdem er den verheißenen Nachkommen nach einer langen Wartezeit empfangen hatte. Die Versuchung war sehr real: Er sollte Isaak Gott zurückgeben. Als eine Versuchung war sie dazu bestimmt, den Glauben zu beweisen. Damit es eine wirkliche Prüfung sein sollte, mußte es der Logik widersprechen. Es mußte etwas sein, gegen das sich Abraham sträuben würde.
Gott hatte dem Patriarchen befohlen, Ismael wegzuschicken ( 1Mo 21,12-13 ), und nun befahl er Abraham, Isaak zu opfern. Abraham hatte Ismael bereitwillig weggeschickt, aber er wollte Isaak nicht töten.
Es ist eine Sache, zu fordern, daß man Gottes Wort gehorchen muß, wenn man auf etwas wartet. Es ist aber etwas ganz anderes, seinem Wort zu vertrauen und zu gehorchen, wenn man es empfangen hat. Dies war eine Prüfung dafür, inwiefern Abraham dem Wort Gottes gehorchen würde. Würde er sich an den Jungen klammern, nun, da er ihn hatte oder würde er noch immer gehorchen und ihn dem Herrn zurückgeben? Oder anders gesagt: Wie weit würde Abrahams Gehorsam gehen? Glaubte er wirklich, daß Gott noch immer sein Wort halten und den Samen der Verheißung aufrichten würde?
Es bestehen offensichtliche Verbindungen zu den Worten, die Gott früher zu Abraham gesprochen hatte, nämlich auszuziehen und in das Land zu gehen, das Gott ihm zeigen würde ( 1Mo 12,1-3 ). Aber diese feine Erinnerung des ursprünglichen Rufes Gottes erinnerte ihn auch an die Erfüllung, die die Prüfung so schwer machte: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen Sohn Isaak (»Lachen«), den du liebst ( 1Mo 22,2 ). Der Befehl, seinen eigenen Sohn als ein Brandopfer zu opfern würde ohne Zweifel völlig unvernünftig erscheinen (auch wenn in Kanaan Kinderopfer bekannt waren). Wie hätte Gott denn die Verheißung erfüllen können, die er vorher gegeben hatte ( 1Mo 12,1-3 ), von dem gefühlsmäßigen Verlust seines einzigen Sohnes gar nicht zu sprechen, der ihm so spät im Leben geboren worden war?

Walvoord Bibelkommentar

Wenn es heißt, dass „es geschah, dass Gott Abraham versuchte“, dürfen wir nicht annehmen, dass der Ausdruck mehr bedeutet, als dass er ihn auf die Probe stellte, seinen Glauben auf die Probe stellte, um zu sehen, ob er aufrichtig und fest war; und sicherlich war diese Prüfung die härteste, die jemals einem wahren Diener Gottes auferlegt wurde: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen Sohn Isaak, den du lieb hast, und bringe ihn als Opfer dar“; töte ihn und verzehre ihn zu Asche als Brandopfer für den Herrn. Jede Einzelheit dieses außergewöhnlichen Befehls war darauf ausgelegt, die Gefühle eines Vaters auf die Probe zu stellen: Er sollte seinen Sohn opfern, und zwar mit seiner eigenen Hand, und zwar seinen einzigen Sohn, seinen Lieblingssohn – Isaak, das Kind der Verheißung, die Stütze seines Alters, der Trost seiner grauen Haare; und das nur, weil der Herr es gesagt hatte. Aber war er sicher, dass der Herr es gesagt hatte? Könnte es sich nicht um eine satanische Täuschung handeln? Könnte der heilige und gerechte Gott ein solches Gebot erlassen? Könnte ein Menschenopfer seine Gunst besänftigen? Könnte es ihm gefallen, wenn ein Vater seine Hände mit dem Blut seines eigenen Sohnes tränkt? Diese und viele andere Vermutungen mögen dem Patriarchen in rascher Folge durch den Kopf gegangen sein und ihn in Kombination mit dem starken Diktat der Natur zum Ungehorsam gedrängt haben. Aber er war sich sicher, dass dies das Wort desselben Gottes war, der ihn aus Ur in Chaldäa gerufen hatte und für den er sein Land, seine Verwandtschaft und sein Vaterhaus verlassen hatte; und deshalb gehorchte er im einfachen Glauben an seine Weisheit und Güte sofort: „Und Abraham stand früh am Morgen auf und sattelte seinen Esel und nahm zwei seiner Jünglinge mit sich und Isaak, seinen Sohn, und spaltete das Holz für das Brandopfer und machte sich auf und ging an den Ort, von dem Gott ihm gesagt hatte.“ Diese kleinen Details haben etwas sehr Rührendes an sich, wenn man sie mit den Gefühlen in Verbindung bringt, die dem Patriarchen durch den Kopf gegangen sein müssen. Er bereitete seine Reise mit aller Besonnenheit vor, regelte die Einzelheiten selbst und hackte sogar mit eigener Hand das Holz, das seinen Sohn verzehren sollte! Dies war nicht das Ergebnis eines plötzlichen Glaubensausbruchs, sondern die Folge von Resignation und gewohntem Vertrauen in Gott. Während seiner langen und schmerzhaften Reise hatte er Zeit, sich sein Verhalten gut zu überlegen. Drei Tage lang reiste dieser liebevolle Vater mit seinem unschuldigen Opfer an seiner Seite, und selbst dann sah er den Ort der „Prüfung in der Ferne“. Als er seine jungen Männer an dieser Stelle zurückließ, damit sie nicht versuchen würden, sich dem Willen Gottes zu widersetzen, heißt es: „Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf seinen Sohn Isaak; und er nahm das Feuer in seine Hand und ein Messer; und sie gingen beide zusammen.“ Und hier wird eine rührende Begebenheit erwähnt, die den Vater bis ins Innerste verletzt haben muss, wenn es nicht etwas gegeben hätte, das den Konflikt der Gefühle des Vaters bei einer solchen Gelegenheit noch verstärkt hätte. Isaak, in der Einfalt seines Herzens, „sprach zu Abraham, seinem Vater, und sagte: Mein Vater, und er sagte: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, da ist das Feuer und das Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer?“ Wie wenig dachte er in diesem Moment daran, dass er selbst das Opfer war, das sein Vater zu bringen befohlen hatte! Abraham antwortete voller Vertrauen und Resignation und sagte: „Mein Sohn, Gott wird selbst für ein Lamm als Brandopfer sorgen.“ So setzten sie ihren Weg fort. Als sie schließlich an der verhängnisvollen Stelle ankamen, waren wir ebenso überrascht von der sanftmütigen Unterwerfung Isaaks wie von der Standhaftigkeit seines gläubigen Vaters. Er war jetzt etwa sechsundzwanzig Jahre alt und musste sich daher freiwillig fesseln lassen. Seine frühe Frömmigkeit, an die später erinnert wird, gibt uns allen Grund zu der Annahme, dass er dies tat. Er hatte den Altar gebaut und das Holz bereitgelegt, Isaak gefesselt und auf den Altar auf das Holz gelegt. Als er seine Hand ausstreckte, um das verhängnisvolle Messer zu ergreifen, mit dem sein Sohn getötet werden sollte, rief ihm der Engel des Herrn plötzlich aus dem Himmel zu: „Abraham, Abraham“, und er sagte: „Hier bin ich. Ja, er war auf dem Weg der Pflicht, in der Tat des Gehorsams: Er hätte seinen Sohn getötet, wenn der Herr ihn nicht an seinen Befehl erinnert hätte; aber es war genug; er hatte bewiesen, dass er bereit war, sich von jedem noch so geliebten irdischen Gegenstand zu trennen und die liebsten menschlichen Bande zu zerreißen, wenn Gott es von ihm verlangte: „Und der Herr sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, denn du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, nicht vorenthalten.“ Und Gott erfüllte die Worte des Patriarchen, denn er sorgte für ein Opfer, einen Schafbock, der im Dickicht gefangen war, und Abraham opferte ihn anstelle seines Sohnes und nannte den Ort Jehova-Jireh, was so viel bedeutet wie „der Herr wird für ihn sorgen“. Und Gott rief ihm ein zweites Mal aus dem Himmel zu und verkündete feierlich, dass er ihn segnen und mehren würde, weil er dies getan und seinen einzigen Sohn nicht zurückbehalten hatte, und dass er der Stammvater des Messias sein sollte, denn „in ihm sollten alle Völker der Erde gesegnet werden“. Auf diese Weise wurde jede Schwierigkeit beseitigt; die Prüfung erwies sich als Vorbote eines großen Segens, und die scheinbare Härte des Gebots versüßte nur die Gnade, zu der es führte.

Francis Close – Das Buch Genesis – betrachtet und illustriert

Nun stand vor der Seele Abrahams Offenbarung gegen Offenbarung. Alles, was Gott bisher mit Abraham erreicht hatte, alles, worauf die Hoffnungen Abrahams sich bisher stützen konnten, schien mit diesen Worten seines Gottes umgeworfen zu werden. Wort Gottes stand gegen Wort Gottes, eine Offenbarung hob die andere auf. Das musste – und muss auch heute noch. – eine auf Gottes Offenbarung eingestellte Seele in die allertiefsten innerlichen Konflikte führen. Vor den Glaubensblicken Abrahams lag eine Nacht, wie sie nicht dunkler sein konnte. Der Empfangene und Einzige, Isaak, sollte geopfert werden. Abraham sah sich trotz all der ihm gewordenen Verheißungen wieder allein stehen, wie er allein war, als er sich in Haran von Gott berufen sah. Lech-l’cha hatte Gott damals am Anfang seines Glaubenslebens zu ihm gesprochen. Er sprach es wieder, wo Abraham am Ende seines Lebens stand. Ja wie unverständlich und voller Konflikte und Rätsel kann das Leben werden, das zwischen diesem Anfang und diesem Ende liegt.
Aber Offenbarung hebt Offenbarung niemals auf. Hat es zunächst auch den Anschein, erblickt der Glaube zunächst auch keine Lösung, sie folgt um so herrlicher und überwältigender, je unlösbarer die Situation zu sein scheint. Auch für Abraham kam die Lösung, wenn auch erst am Ende des schweren Opferweges. Der Glaube musste auch diesen Weg gehen, ohne zu sehen und ohne zu wissen, wie derselbe enden würde. Erst als er ihn ging, wurde er schließlich licht und endete mit Herrlichkeit. Erst mussten – in weit späteren Zeiten – die Priester im Glauben mit der Bundeslade in den Jordan treten, bevor die Fluten standen und Israel trockenen Weges in sein Erbe einziehen konnte. Denn nicht, was der Glaube sieht, sondern das Wort, das ihn inspiriert, ist das Geheimnis seiner Kraft.
Was Wunder, wenn die Kirche Christi je und je in Abrahams Opfer ein Vorbild auf das größte aller Opfer gesehen hat, das Jesus schlechthin Gott darbrachte. Als Er in diesem seinem Opfer erkannt wurde, wies der Gottesbote am Jordan auf Ihn hin: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ In Jesu Leben war alles Hingabe an den Vater, alles Dienst unter den Brüdern, alles Leiden für die Welt, damit diese in Ihm den Weg zum Vater finden möchte

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Der Abschnitt beginnt in den Versen 1-2 mit den Anweisungen Gottes, beginnend in Vers 1a mit der göttlichen Absicht. Das Timing war: Und es geschah nach diesen Dingen, d. h. nach den Ereignissen um Isaak, Ismael und Abimelech in Kapitel 21. Außerdem decken diese beiden einleitenden Verse eine Zeitspanne von etwa dreißig bis einunddreißig Jahren ab. Der Autor kommt nun zum Höhepunkt der Geschichte Abrahams. Das Ziel war: Gott hat Abraham bewiesen. Dies sollte Abrahams größte Prüfung werden. In Vers 1b kommt der Ruf Gottes: und sprach zu ihm: Abraham; das war das achte Erscheinen Gottes bei Abraham. Abrahams Antwort war: Hier bin ich. Waltke kommentiert:
Diese emphatische Partikel hinneni ist das einzige Wort, das Abraham in dieser Szene zu Gott spricht (22,11). Obwohl Abraham nicht immer treu war, zeigt die Wiederholung, dass er in dieser entscheidenden Prüfung seines Glaubens aufmerksam und empfänglich für das Wort Gottes ist (vgl. Jes 6,8).

In 22,2 erhielt Abraham dann den Befehl, der sich auf seinen Sohn bezog. Der Befehl wurde so gegeben, dass eine schrittweise Steigerung der Identifikation mit Isaak die Prüfung Schritt für Schritt schmerzhafter machte: Erstens: Nimm jetzt deinen Sohn; zweitens: deinen einzigen Sohn; drittens: den du liebst; und viertens: auch Isaak. Dieser Vers ist ein Beispiel dafür, wie das Wort nur im jüdischen Konzept verwendet werden kann. Es betont nicht unbedingt die Herkunft, sondern kann die Einzigartigkeit betonen, wie es hier der Fall ist, da Isaak nicht der einzige Sohn Abrahams war, sondern der einzige Sohn der Verheißung, weil Ismael vertrieben worden war. Unter dem Gesichtspunkt der Einzigartigkeit war Isaak also sein einziger Sohn. Dieser Vers enthält die erste Verwendung des Wortes Liebe. In der rabbinischen Tradition werden die vier Schritte näher erläutert:
„Nimm deinen Sohn.“ Abraham antwortet: „Welchen? Ich habe zwei Söhne.“ Da sagt Gott: „Deinen einzigen Sohn.“ Abraham antwortet: „Aber jeder der beiden ist der einzige Sohn seiner Mutter.“ Daraufhin sagt Gott: „Wen du liebst.“ Abraham antwortet: „Ich liebe beide.“ Da kommt die Identifizierung: „Auch Isaak.“
Abraham wurde gesagt, wohin er Isaak bringen sollte: Geh in das Land Morija. Das Hebräische ist hier lech lecha, dieselbe Form, mit der er Abraham in 12,1 anrief, als er ihm zum ersten Mal sagte, er solle aus dem Land seiner Heimat weggehen. Diese beiden Verwendungen sind die einzigen Stellen, an denen der Ausdruck im hebräischen Text vorkommt. Der Ort war das Land Morija, wo Salomo schließlich den Ersten Jüdischen Tempel bauen würde (II. Chronik 3:1). Sobald er dort angekommen war, sollte er: Ihn dort als Brandopfer darbringen. Der genauere Ort lautete: auf einem der Berge, von denen ich dir erzählen werde; das war der Berg Morija, der später zum Berg Zion wurde. Die Prüfung bestand nicht nur darin, ob Abraham Gott gehorchen und seinen geliebten Sohn Isaak töten würde, sondern auch darin, ob Abraham seinen einzigen Sohn töten würde, durch den der abrahamitische Bund aufrechterhalten und erfüllt werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt der fortschreitenden Offenbarung verbot Gott noch nicht das Menschenopfer, das später durch das Gesetz des Mose verboten wurde (Lev. 18:21, 20:1-5; Dtn. 18:10).

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Ich hab die Schnauze gestrichen voll! Ich will nicht ewig so weitermachen.

Ich bin’s überdrüssig- (Eig Ich verschmähe) nicht ewiglich werde ich ja leben: Laß ab von mir! denn ein Hauch sind meine Tage.
Elberfelder 1871 – Ijob 7,16

Ich bin es leid, ich will nicht immer leben, lass ab von mir, denn meine Tage sind ein Hauch!
Die Philippson-Bibel – Hiob 7:16

Mein Leben ekelt mich an, ich will nicht weiterleben.
Lass mich in Ruhe, denn meine Tage sind wie ein Hauch.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Hiob 7:16

Das jemand, der unheilbar Krank scheint, der ständig Schmerzen hat, und der seine Kinder verloren hat, an seinem Leben verzweifelt – wer will es diesem streitig machen? Hiob ist ein schönes Beispiel dafür, dass auch ein gläubiger Mensch in Situationen kommen kann, wo man des Leben überdrüssig ist. Hiob hatte nicht nur seine Habe, sein Vermögen sondern auch seine große Familie verloren. Und es schien dem Hiob, dass Gott sich gegen ihn gewendet hätte. Und wohin sollte Gott schauen, wenn nicht auf Hiob? Diese Frage hatten wir auch letzten Sonntag, als David in den Psalmen sagt, Gott möge weg von ihm schauen – genau: der himmlische Vater soll in diesen Momenten an seinen Sohn am Holz schauen. und so unsere Sünden als vergeben betrachten.

Vers 16. »Lass mich!«: Welche furchtbare Bitte! (Vgl. 6,8–9; 10,20; 14,6.) Ließe Gott von uns ab und würde er uns dann uns selbst überlassen, wären wir verloren. Wir sänken in die Hölle und blieben ewig dort. Wie froh müssen wir sein, dass Gott uns nicht immer gibt, was wir begehren! Wie froh müssen wir sein, dass er uns unserem eigenen Willen nicht überlässt. Nein, nach seinem Willen enthält er uns manches vor, was wir begehren, und nach seinem Willen gibt er uns manches, was wir nie begehrt haben. Und dieser Wille ist für uns das ewige Leben (Joh 12,50; Jak 1,17–18).

Benedikt Peters – Das Buch Hiob

Nunja – Jehovah kennt eben die gesamte Zukunft – und deshalb gibt uns Jehovah dass, worum wir bitten würden, wenn wir wüßten, was ER jetzt schon weiß!

Ich hasse mein Leben. Das Objekt für das Verb „hassen“ (maʾas [3988, 4415]) muss angegeben werden, wie auch in anderen Fällen mit diesem Verb (34:33; 36:5; 42:6). In diesem Fall geht es eindeutig um Hiobs Leben (vgl. 9,21), das jetzt nur noch aus Knochen besteht.

Cornerstone Bibelkommentar

Die Wiedergabe von mā’astī ist umstritten. NEB liest: „Ich bin verzweifelt“ und geht offenbar davon aus, dass das Verb m’s eine Nebenform von mss, „schmelzen“, ist, wie in V. 5 (Rowley; Dhorme). Normalerweise wird jedoch ein Objekt für das Verb m’s angenommen. So steht in der RSV „Ich verabscheue mein Leben“ (vgl. Gordis). Duhm verbindet das Verb mit dem vorherigen Vers und liest: „Ich verachte den Tod“. Wenn wir jedoch von einer parallelen Handlung mit dem Verb des vorherigen Verses ausgehen, dann ist das Gegenteil von „den Tod wählen“ das „Ablehnen“ des Lebens. Und „ablehnen“ ist die normale Bedeutung des Verbs (vgl. 5,17; 8,20).

Habel 1985, The Book of Job: A Commentary

Zwar können Hiobs Träume zum Teil durch seine Krankheit verursacht worden sein, doch wir haben Grund zu der Annahme, dass Satan auch seine Hand im Spiel hatte, denn er erschreckt gerne die, die er nicht vernichten kann. Doch Hiob schaute auf zu Gott und missverstand die Taten des Satans als „die Schrecken Gottes“, die ihn bestürmten (6,4). Wir sollten deshalb zu Gott beten, dass unsere Träume uns weder beflecken noch Kummer bereiten mögen. Hiob wünschte sich die Ruhe des Grabes, wo er friedlich liegen würde, ohne länger hin und her geworfen zu werden oder erschreckende Träume zu haben (Vers 15–16). Er liebte den Tod: „sodass meine Seele lieber ersticken möchte und ich lieber tot wäre“ (Vers 15); besser irgendeinen Tod als ein Leben wie dieses. Das war zweifellos die Stimme der Schwäche Hiobs, denn ein guter Mensch möchte zwar nicht für immer in dieser Welt leben und wird Ersticken und Tod der Sünde vorziehen, wie es die Märtyrer taten, doch er ist immer noch damit zufrieden, so lange zu leben, wie Gott es möchte, und wird nicht den Tod dem Leben vorziehen, denn das Leben gibt uns die Möglichkeit, Gott zu verherrlichen und uns auf den Himmel vorzubereiten.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ich verabscheue es. Ich verabscheue mein Leben, wie es jetzt ist. Es ist zu einer Last geworden, und ich möchte mich von ihm trennen und ins Grab gehen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Interpretationen dieses Satzes. Noyes übersetzt es so: „Ich vergehe“. Dr. Good verbindet ihn mit dem vorhergehenden Vers und versteht darunter: „Ich verachte den Tod im Vergleich zu meinen Leiden“. Der syrische Text lautet: „Er versagt mir“, d.h. ich versage oder meine Kräfte schwinden. Aber das hebräische Wort מאס bedeutet eigentlich „verabscheuen“ und „verachten“ (siehe Anmerkung zu Kap. 7,5), und der wahre Gedanke wird hier in der üblichen Version ausgedrückt. Der Sinn ist: „Mein Leben ist schmerzhaft und anstößig, und ich möchte sterben“.
Ich will nicht ewig leben. Als Hiob diesen Ausdruck gebrauchte, war er zweifellos etwas ungeduldig und unpassend. Dennoch enthält er ein sehr wichtiges Gefühl, das in der höchsten Stufe des religiösen Gefühls ausgedrückt werden kann. Ein Mensch, der auf den Himmel vorbereitet ist, sollte und will nicht immer hier leben. Es ist besser, abzureisen und bei Christus zu sein, besser, eine Welt der Unvollkommenheit und Sünde zu verlassen und in eine Welt der Reinheit und Liebe zu gehen. Dieser Text wird in einer Predigt von Dr. Dwight ausführlich und schön erklärt. Sermons, Edinburgh, 1828, Bd. ii. 275, ff. Diese Welt ist voller Versuchungen und Sünden; sie ist eine Welt, in der es viel Leid gibt; sie ist die Kindheit unseres Seins; sie ist ein Ort, an dem unser Wissen unvollkommen ist und an dem die Zuneigung der Besten vergleichsweise kriecherisch ist; sie ist eine Welt, in der die Guten oft verfolgt werden und in der die Bösen triumphieren; und es ist besser, an Orte zu gehen, an denen all dies unbekannt sein wird. Der Himmel ist ein begehrenswerterer Ort als die Erde, und wenn wir einen klaren Blick auf diese Welt und die richtigen Wünsche hätten, würden wir danach lechzen, dorthin zu gehen und dort zu sein. Die meisten Menschen leben so, als würden sie immer hier leben, wenn sie es könnten, und viele schmieden ihre Pläne so, als würden sie erwarten, so zu leben. Sie bauen ihre Häuser und schmieden ihre Pläne, als ob das Leben nie enden würde. Es ist jedoch das Vorrecht des Christen, den Tod zu erwarten. Da er nicht ewig hier leben will, schmiedet er seine Pläne in der Erwartung, dass alles, was er hat, bald verlassen werden muss, und er ist bereit, seinen Halt in der Welt zu verlieren, sobald der Ruf ertönt. So mögen wir leben; wenn wir so leben, wird es leicht zu sterben sein. Die Gefühle, die dieser Vers ausdrückt, wurden in einem Lied von Muhlenberg so schön ausgedrückt, dass ich es hier abdrucken möchte:
Ich will nicht ewig leben; ich will nicht bleiben
Wo ein Sturm nach dem andern über den Weg hereinbricht;
Die wenigen flüchtigen Morgen, die uns hier dämmern
Sind genug für die Sorgen des Lebens – genug für seine Freude.
Ich will nicht ewig leben, nein, willkommen im Grab;
Seit Jesus dort liegt, fürchte ich nicht seine Finsternis;
Dort wird meine Ruhe sein, bis er mich aufstehen lässt,
Um ihn im Triumph zu grüßen, wenn er in den Himmel hinabsteigt.
Der, der ewig leben will, fern von seinem Gott,
Weit weg vom Himmel, dem Ort der Glückseligkeit,
Wo Ströme der Freude über die hellen Ebenen fließen,
Und die Mittagszeit der Herrlichkeit ewig währt?
Wo die Heiligen aller Zeiten in Harmonie zusammenkommen,
Ihr Erlöser und ihre Geschwister grüßen;
Während Hymnen der Verzückung unaufhörlich rollen,
Und das Lächeln des Herrn ist ein Fest für die Seele.
Lasst mich allein. Dies ist eine Ansprache an Gott. Es bedeutet: „Hör auf, mich zu bedrängen. Lass mich mein kurzes Leben mit einem gewissen Maß an Leichtigkeit leben. Es ist bestenfalls kurz, und ich habe nicht den Wunsch, dass es immer so weitergeht. Dieses Gefühl veranschaulicht er in den folgenden Versen.
Denn meine Tage sind eitel. Sie sind wie nichts, und sie sind es nicht wert, von Gott beachtet zu werden. Das Leben ist eine Kleinigkeit, und ich bin nicht darauf bedacht, es zu verlängern. Warum kann man mir dann nicht erlauben, meine wenigen Tage zu verbringen, ohne dass ich gequält und geplagt werde?

Barnes 1847 – Notes on the Old Testament: Hiob

    In den Versen 15-16 wägt Hiob dann zwischen Tod und Leben ab. Er verwendet die traditionelle Klageübertreibung, um das Ausmaß seiner Verzweiflung auszudrücken (siehe 3,11-26). Das ist keine Umarmung des Todes als etwas Positives, sondern nur die Ablehnung der hypothetischen Möglichkeit, ewig zu leben. In V. 16 bittet Hiob Gott abschließend, ihn in Ruhe zu lassen oder, wörtlich, „von mir abzulassen“. Das ist kein Mangel an Glauben, sondern Hiob kämpft darum, in seinem Glauben zu verharren. Die Ironie dabei ist, dass er sich Gott gerade in dem Moment nähert, in dem er ihn anfleht, ihn zu verlassen“.

    Wilson 2015 – The Two Horizons Old Testament Commentary

    »deine Nachkommen« heißt im Hebräischen wörtlich »dein Same« – ein Ausdruck, der immer in der Einzahl steht

    Dem Abraham aber waren die Verheißungen zugesagt und seinem Samen Er sagt nicht: „und den Samen“, als von vielen, sondern als von einem: „und deinem Samen“, (1Mose 22,18) welcher Christus ist.
    Elberfelder 1871 – Galater 3,16

    So ist es auch mit Gottes Zusagen an Abraham. Betrachten wir sie genauer, dann stellen wir fest: Gott gab sein Versprechen Abraham und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: »Abraham und seinen Nachkommen«, als ob viele gemeint wären. Gott sagt ausdrücklich: »deinem Nachkommen«, also einem Einzigen. (- Vgl. 1. Mose 12,7; 13,15; 17,7; 24,7. An diesen Stellen steht für »deine Nachkommen« im Hebräischen wörtlich »dein Same« (= Einzahl). -) Dieser Eine ist Christus.
    Hoffnung für Alle – Galater 3:16

    Wenn wir uns die Sachen mal genauer ansehen, die Gott Abraham und seiner Familie versprochen hat, dann stellen wir Folgendes fest: Dort steht nicht, dass dieses Versprechen seinen Kindern galt, also mehr als einer Person, dort steht „seinem Kind“, und mit diesem Kind ist Jesus gemeint!
    VolxBibel – Galater 3,16

    Selbst wenn Paulus‘ Gegner zugaben, daß Abraham durch den Glauben gerechtfertigt worden war, konnten sie doch immer noch einwenden, daß das Gesetz, das ja erst später kam, die Bedingungen für die Rettung entscheidend geändert habe. Um dieses Argument zu widerlegen, beruft sich Paulus auf die Unveränderbarkeit der göttlichen Verheißungen. Sie sind so fest verbrieft wie ein ordnungsgemäß bestätigtes römisches Testament, das ebenfalls nicht willkürlich aufgehoben oder geändert (wahrscheinlich ein Hinweis auf das alte griechische Gesetz) werden konnte. Außerdem wurde die Verheißung, die Abraham und seinem Nachkommen zugesagt wurde, nicht schon erfüllt, bevor die Juden das Gesetz erhielten, sondern erst in Christus und in ihm dann ein für allemal. Der Segen der Rechtfertigung aus Glauben ist also zeitlos und kann durch das Gesetz nicht geändert werden. Die Betonung des einen, nicht der vielen, Nachkommen (vgl.1Mo 12,7; 13,15; 24,7) soll die Leser daran erinnern, daß der treue Rest Israels immer gewußt hatte, daß die Rettung schließlich durch eine einzige Person, den Messias, kommen würde (vgl. Gal 3,19). Matthäus hatte dann erklärt, daß Christus der Sohn Abrahams und der wahre Erbe der Verheißungen des ersten Bundes sei (Mt 1,1).

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Das gilt nun erst recht von Gottes „Verheißungen“. Wir nennen das ganze Wort des Alten Bundes das Alte Testament, weil es voller Verheißungen Gottes ist. Hier geht es speziell um die Verheißung, die Abraham gegeben wurde. Was ihm in Aussicht gestellt wurde, ist seinem Samen zugesagt. Damals, als Abraham bereit war, um Gottes Willen Isaak nicht zu schonen, hat Gott ihm versprochen:
    „Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, dieweil du solches getan hast und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont, daß ich deinen Samen segnen und mehren will wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; und dein Same soll besitzen die Tore deiner Feinde und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, darum daß du meiner Stimme gehorcht hast.“
    1 Mo 22,16-18

    Auch wir sind geneigt, solch ein Wort auf die Vielheit des Volkes Israel anzuwenden. Aber das scharfe Ohr des ehemaligen Schriftgelehrten Saulus von Tarsus hört hier den Singular, die Einzahl, heraus. Gott spricht nicht von vielen Nachkommen, sondern von einem Einzigen. Für Paulus ist die Geschichte Jesu die einzig maßgebende Erklärung für solch ein Wort Gottes. Es ist der Segensträger und Heilbringer für alle Völker. Er schafft das Reich Gottes, das einst alle Feinde unterwerfen wird.

    H.Brandenburg – Wuppertaler Studienbibel

    Dieser Vers ist eine Zwischenbemerkung über die Art des göttlichen Gegenstücks zum menschlichen Testament, auf das Paulus im nächsten Vers sein Bild anwenden will. Er klärt drei Fragen:

    1- Wer erließ dies »Testament«? Wenn es in verhüllender Redeweise heißt, die Verheißungen sind gesagt worden, meint das Gott (unpersönliches Passiv als Passivum divinum). V. 17 und dann der letzte Satz des Abschnitts sagen es unverhüllt: »Gott hat Abraham frei begünstigt.« Das ist freilich ein unvergleichlicher Erblasser, darum auch eine unvergleichliche Rechtskraft mit unantastbarer Unwiderruflichkeit.

    Wem galt schließlich dies Testament? Gesegneter ist gewiß Abraham, wie es ja auch der Schlußvers noch einmal feststellt (V. 18). Aber es ist eine über Abraham hinaus sich ausbreitende Segnung. Die Zusage »Ich will dich segnen!« verlängert sich im gleichen Atemzug: »Und du sollst ein Segen sein… und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden« (1Mo 12,2–3; 22,18 28,14). Schon von der Schöpfung an galt Gottes Segenswille allen Menschen.c Diesen Willen setzt die Erwählung Abrahams neu in Kraft.

    Das Gewicht verlagert sich jetzt deutlich auf die Fortsetzung: und seinem Samen. Der Stammvater lebt in seinen Nachkommen weiter. In ihnen entfaltet sich seine Lebenskraft und sein Gottesverhältnis mitsamt der empfangenen Verheißung. Dabei steht fest, daß der grammatische Singular »Samen« in der Vätergeschichte als kollektiver Singular verwendet wird, vgl. unser Einzahlwort »Nachkommenschaft«, das ebenfalls eine Vielzahl umschließt. Soweit also der Wortsinn in den Stellen, auf die Paulus hier anspielt.d Und Paulus weiß das! Schon im gleichen Kapitel V. 29 verwendet er »Samen Abrahams« für eine kollektive Größe, für die Gesamtheit aller Glaubenden (vgl. Röm 4,16). Ebenfalls denkt er in 2Kor 11,22 und Röm 9,7 an eine Vielzahl, dort bezogen auf natürliche Nachkommen des Stammvaters. Hier jedoch deutet der Apostel den gleichen Singular unter Berufung auf die Grammatik entschieden auf ein bestimmtes Individuum: Nicht sagt (die Schrift): »und den (Dativ Plural!) Samen«, wie auf viele bezogen, sondern wie auf einen (einzigen) bezogen: »und deinem Samen«, welcher ist Christus. Wie kommen wir mit diesen unterschiedlichen Auslegungen des »Samens Abrahams« durch denselben Ausleger zurecht: mal die ekklesiologische Auslegung, ein anderes Mal die völkische Auslegung und an dieser Stelle mit solcher Wucht die christologische Auslegung?
    Zunächst zeigt die Zusammenschau dieser Stellen, daß keine dieser Auslegungen exklusiv gemeint sein kann, auch wenn es im Briefstil einmal so klingen mag. Die Deutungen schließen einander auch sachlich nicht aus. Christologie und Ekklesiologie sind beziehungsreich miteinander verbunden. Ferner mag es dienlich sein, nicht jede Schriftverwendung eine Auslegung zu nennen, sondern gegebenenfalls von Anwendungen zu sprechen. Worin liegt der Unterschied? Die Auslegung einer Schriftstelle beläßt diese in ihrem Zusammenhang. Nur so wird ihr Wortsinn verläßlich klar. Eine Anwendung hingegen hebt sie aus ihrem Erstzusammenhang heraus und stellt sie an einen neuen Platz, irgendwo in die weitergelaufene Geschichte Gottes mit seinem Volk.
    Das ist nun auch für die christologische Deutung des »Samens Abrahams« nachzuweisen. Schon in 1Mo wird klar, daß die Verheißungsgeschichte Gottes mit Abraham mehr im Auge hat als Blutsverwandtschaft. Gleich bei den Söhnen Abrahams zeigt die Schrift einen Unterschied zwischen »Samen« und »Samen«, nämlich zwischen Ismael und Isaak: »Nur aus Isaaks Stamm wird Gott deinen Samen berufen« (1Mo 21,12; Röm 9,7); »Der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien« (1Mo 21,10; Gal 4,30). Ähnlich setzt es sich in der nächsten Generation fort: »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt«, d. h. nicht erwählt (Mal 1,2f; Röm 9,13). In Röm 9,6 faßt Paulus so zusammen: »Nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel, auch nicht, weil sie Abrahams Samen sind, sind alle Kinder (Gottes).« Gott ist nicht verpflichtet, Abrahams ganzen biologischen Nachwuchs zu nehmen (Mt 3,9). Die Linie einer fortwährenden Auswahl läuft vielmehr weiter: »Nur ein Rest wird gerettet werden« (Jes 10,22; Röm 9,27). Schließlich spitzt sich alles auf den Einen zu, auf Jesus von Nazareth: »Dies ist mein geliebter Sohn, den ich erwählt habe.«e Damit ist die Segensverheißung auf einen (einzigen) bezogen. Christus ist der Universalerbe Abrahams, der Träger des Geistes ohne Maß (Joh 3,34).
    Die Einzigartigkeit Jesu erklärt jedoch nicht den Rest der Welt für nichtig, sondern gerade in dem Einen sind alle Verheißungen Gottes für seine Schöpfung Ja und Amen (2Kor 1,20). So gelangt auch Paulus zur kollektiven Empfängerschaft des Segens: In Jesus Christus sind alle, die sich mit ihm einen, Juden zuerst und auch die Heiden, seine Miterben (V. 26–28; vgl. Röm 8,17).
    Wer diesen großen Bogen vor Augen hat, spricht nicht von einem willkürlichen Schriftgebrauch des Paulus. Zusammen mit den anderen urchristlichen Zeugen blickt er zwischen den Schriften des Alten Bundes und der Offenbarung des Christus hin und her, wobei sich ihm einerseits die Schrift aufdeckt und andererseits die Wahrheit des Christus vertieft (2Kor 3,14–18).

    Pohl – Wuppertaler Studienbibel

    Der letztgültige Wille Gottes, sein Testament, das sind »die Verheißungen an Abraham«, die er ihm »zugesagt« hat. Schon am Anfang seines Rettungswerkes, am Beginn der Heilsgeschichte legt sich Gott ein für alle Mal fest. Ein Testament wird sonst erst am Lebensende gemacht. Gott gibt seinen endgültigen Willen schon zu Beginn der Erwählungsgeschichte bekannt. Er ist der treue Gott, der sich selbst treu bleibt, das wird hier sichtbar. Und nun liest Paulus die Schrift heilsgeschichtlich oder wie Luther sagt, auf das hin »was Christum treibet«. Gottes Geist öffnet ihm diese Schriftstelle (1 Mo 22,18). Diese christologische Auslegung ist nicht eine mögliche Form, vielleicht sogar eine speziell dem Paulus nützlich erscheinende Form der Schriftauslegung. Es ist der heilsgeschichtliche Schlüssel zur Schrift, der allein den Zugang öffnet und Tiefe und Reichtum der Verheißungen erst enthüllt. Christus ist der Schlüssel zur Bibel. »Heilsgeschichtlich« meint deshalb nichts anderes, als christozentrisch (auf Jesus Christus ausgerichtet) die Schrift verstehen. Das lehrte Jesus seine Jünger, als er auferstanden war und den beiden enttäuschten Jüngern auf dem Weg nach Emmaus die »Schrift öffnet«, »da fing er an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen in der ganzen Schrift aus, was darin von ihm gesagt war« (Lk 24,27). Diesen christozentrischen Schlüssel hält er auch den jüdischen Frommen entgegen. Sie lesen zwar die Schrift, aber sie erkennen nicht, dass sie es ist, »die von ihm zeuget« (Joh 5,39f).
    Die Verheißungen werden Abraham gegeben »und seinem Nachkommen«. Paulus betont die Einzahl, die hier sehr bewusst gesetzt ist. Er nimmt die Schrift wörtlich ernst. Die Verheißungen an Abraham, gipfeln in der Bundeszusage unter dem Treueversprechen, »ich will dein Gott sein« (vgl. 1 Mo 17,1-8). Das ist das »Erbe« (V. 18), der Segen in Fülle, der Abraham gegeben ist und »seinem Nachkommen«. Die Segensgaben der Fruchtbarkeit und der Landbesitz sind Konkretionen der einen Segensgabe, der unerschütterlichen Gnadenszuwendung Gottes, und die gipfelt im Christus. In ihm legt sich Gott vor aller Augen und für alle Augen geschichtlich greifbar fest: Christus stirbt am Kreuz – das ist endgültige Verwirklichung des Testamentes Gottes: »Ich will euer Gott sein.« Die Verheißung ist nicht durch Israel erfüllt und auf Israel beschränkt, obwohl dieses Volk solche Zusage Gottes oft angeboten bekommen hat, ihm aber nicht glaubte. Die Verheißung ist im Christus und durch Christus erfüllt, und dadurch allen Völkern, auch den Heiden, gegeben. Christus ist der Nachkomme Abrahams, auf den alle Verheißungen zulaufen und in dem sie alle Erfüllung finden. Im Glauben werden die Völker dann zu »Miterben Christi« (vgl. Röm 8,17). Das ist der heilsgeschichtliche Wille Gottes. Nachdem das Testament Gottes – der Inhalt und der Verwirklicher des Testamentes Gottes aufgezeigt sind, zieht Paulus die Folgerung aus diesem alltäglichen Beispiel (V. 15). Im Hintergrund steht ja die Frage, ob durch die Gabe des Gesetzes dieses Testament Gottes abgeändert oder gar aufgehoben wurde

    Gerhard Maier – Edition C

    Der dritte Punkt der theologischen Argumentation des Paulus ist das Scheitern der Gesetzlichkeit wegen des Vorrangs der Verheißung in den Versen 15-16: Brüder, ich rede nach der Art der Menschen: Wenn es auch nur ein Menschenbund ist, so macht ihn doch, wenn er bestätigt ist, niemand ungültig oder fügt etwas hinzu. Zu Abraham aber wurden die Verheißungen gesprochen und zu seinem Samen. Er sagte nicht: „Und zu Samen, wie zu vielen“, sondern wie zu einem: „Und zu deinem Samen, welcher ist Christus.

    In diesen Versen beantwortet er die Frage: „In welchem Verhältnis steht das Gesetz des Mose zum Abrahamitischen Bund?“ Paulus beginnt mit einer menschlichen Veranschaulichung in Vers 15; wenn ein Vertrag einmal unterschrieben ist, können keine Änderungen mehr vorgenommen werden. Es könnten zwar Zusätze hinzugefügt werden, aber keiner dieser Zusätze könnte das Original in irgendeiner Weise ungültig machen, weil das Original Vorrang vor dem Zusatz hat.

    Paulus wendet dann die Veranschaulichung in Vers 16 an: der abrahamitische Bund war die Priorität. Der Abrahamische Bund war ein Vertrag, der Abraham gegeben wurde … und [einem bestimmten] Samen, nicht Ismael, sondern Isaak. Der Punkt dieser Wahl war zu lehren, dass er nicht durch die Werke des Gesetzes kommen würde, sondern durch die Verheißung des Glaubens, durch Jesus, den Messias. Der Punkt ist, dass der Abrahamische Bund Vorrang vor dem Mosaischen Bund hat.

    Arnold Fruchtenbaum – Das Buch der Galater

    ein Stein, mit Händen nicht

    Du schautest, bis ein Stein sich losriß ohne Hände (Eig nicht durch Hände; d. h. ohne menschiche Vermittlung,) und das Bild an seine Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte.
    Elberfelder 1871 – Daniel 2,34

    Als du so schautest, riss sich ein Stein vom Berge los, ohne Zutun von Menschenhänden, und stieß an die teils aus Eisen, teils aus Ton bestehenden Füße der Bildsäule und zertrümmerte diese.
    (- Die Deutung V. 45 fügt ihn hinzu, ähnlich wie in [Dan 7] der Deutung manches hinzugefügt wird, was im Traumgesichte fehlt. – Das Bild von der Spreu auf der Tenne ist im Alten Testamente sehr häufig. [Jes 41,15.16; Mic 4,13]; u.a. Es ist der Ausdruck vollständiger Vernichtung. Vergl. [Ps 102,15]. – Plural der Autorität? Seine Genossen deuten den Traum nicht. -)
    Allioli Bibel – Daniel 2:34

    Geschaut hast du,
    bis daß niedergehaun ward ein Stein, mit Händen nicht,
    und traf das Bild auf seine Füße von Eisen und Ton
    und zerschmetterte sie.
    Buber & Rosenzweig – Daniel 2,34

    Während du noch in die Betrachtung versunken warst, löste sich auf übernatürliche Weise ein Stein aus einem Berg. Er schlug gegen die Füße des Standbildes, die ja aus Eisen und Ton bestanden, und zerschmetterte sie.
    Neues Leben Bibel – Dan 2,34

    Worum geht es hier in diesem Vers? Siehst du das Hauptaugenmerk in den Füßen oder doch eher in dem Stein, der ohne Hände gemacht – die Zentrale Funktion in diesem Vers ausmacht?

    Das Standbild war nichts Beständiges. Es wurde an den Füßen von einem Felsen getroffen ( nicht durch Menschenhände gelöst ), der die gesamte Statue wie Spreu zermalmte, die weggeblasen wurde. Spreu ist der leichte, nicht eßbare Teil des Korns, der an einem windigen Sommertag beim Worfeln auf der Tenne weggeblasen wird. Der Fels, der das Standbild zermalmt hatte, wuchs zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllte . Der Traum selbst war einfach. Es war die Bedeutung dieses Traumes, die den König beunruhigte.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Schließlich sah Nebukadnezar in seinem Gesicht einen Stein, der sich ohne Hände losriss. Er sah die Einführung eines Königreiches, das nicht durch menschliche Handlungen, sondern „ohne Hände“ aufgerichtet wurde. Dies ist, wie wir wissen, das Königreich Christi. Der Stein fällt auf die Füße des Bildes, doch infolgedessen wird das gesamte Bild zertrümmert. Das Königreich Christi wird das letzte Weltreich in seiner endgültigen Form richten, doch dadurch wird es das gesamte von irdischen Menschen geführte Herrschaftssystem beiseitesetzen und ein beständiges und weltweites Reich aufrichten, das einem großem Berg gleicht, der „die ganze Erde“ füllt.

    Hamilton Smith – Das Buch Daniel

    Sowohl Hippolyt als auch Eusebius sehen Parallelen zwischen Nebukadnezars Traum und Daniels Vision (siehe Kap. 7). Eusebius kommentiert, dass es für einen stolzen, irdisch gesinnten König angemessen ist, „das Leben und die Substanz aller Menschen mit einem großen Bild zu vergleichen“. Der Traum sollte ihn lehren, „seinen Hochmut abzulegen, damit er begreift, dass es unter den Menschen nichts Beständiges gibt, sondern nur das, was das Ziel aller Dinge ist – das Reich Gottes.“
    Nach Ansicht der Kirchenväter war das goldene Haupt (V. 32) Nebukadnezars Babylon. Die silberne Brust und die silbernen Arme (V. 32) stehen für die 245-jährige Vorherrschaft der Medo-Perser, die mit Kyros 539 v. Chr. begann. Der Bauch und die Oberschenkel aus Kupfer (V. 32) stehen für Alexander den Großen und sein griechisches Reich, das um 330 v. Chr. gegründet wurde. Danach kam das brutale Römische Reich, das durch die Beine aus Eisen dargestellt wird (V. 33). Nach Hippolytus entsprechen die Füße aus Eisen und Ton (V. 33) den „zehn Hörnern“ in Daniels Vision und stehen für zehn Nationen nach Rom (siehe 7:8, 24, 25 und Anmerkung). So wie der Stein mit den Füßen schlug und diese Regierungen überwand, so breitete sich das Evangelium zu allen Völkern der Heiden aus (V. 34, 35). Schließlich wird dieser Stein, die Kirche, zu einem großen Berg, wenn das Evangelium die ganze Erde erfüllt.

    2:35 Der selige Augustinus schreibt, dass der Berg, der aus einem kleinen Stein gewachsen ist, das Reich Gottes ist, das in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche gegenwärtig ist. Die Anfänge der Kirche waren in der Tat klein, doch die Kirche hat sich über die ganze Welt ausgebreitet.

    Die orthodoxe Studienbibel

    Die verschiedenen Materialien der Statue stehen für vier Weltreiche. Ausleger, die Daniel als eine langfristige Sichtweise betrachten, haben diese Reiche in der Regel als das babylonische, medo-persische, griechische und römische Reich identifiziert. Kritische Gelehrte, die Daniel als ein Werk aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr. ansehen, betrachten die Reiche im Allgemeinen als Babylon, Medien, Persien und Griechenland – das Reich Alexanders des Großen von Makedonien, dessen weitläufiges Reich nach seinem Tod 323 v. Chr. in vier große Teile geteilt wurde (siehe „ein geteiltes Reich“, V. 41). Nach dieser Auffassung wäre das endgültige Reich, das zerschlagen und durch Gottes ewiges Reich ersetzt werden soll, das Regime des Seleukidenherrschers Antiochus IV Epiphanes. Mit diesem Argument ordnen diese Kritiker die Niederschrift von Daniel der Zeit der Verfolgung durch Antiochus zu. Um das griechische Reich zum letzten in der Reihe zu machen, behaupten sie, dass Daniels Autor das medo-persische Reich künstlich in zwei aufeinanderfolgende Weltreiche, das medische und das persische, unterteilt hat. Die traditionelle Auslegung (Babylon, Meder, Griechenland, Rom) entspricht dem Text von Daniel, der das medo-persische Reich als eines betrachtet (z. B. „Gesetz der Meder und Perser“ in 6:8, 12, 15; siehe 8:20). Sie wird durch andere alttestamentliche Zeugnisse (2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4), die historischen Aufzeichnungen und mehr als zwei Jahrtausende jüdischer (Talmud, mittelalterliche jüdische Kommentatoren usw.) und christlicher (Kirchenväter, Hieronymus, Calvin usw.) Auslegung unterstützt.

    The Apologetics Study Bible for Students

    durch keine menschliche Hand: Das bedeutet, dass Gott selbst den Stein bricht und schleudert. Für die Verwendung dieser Redewendung in der Bibel, siehe den aktuellen Aufsatz: Ohne Hände gemacht in 2 Kor 5.

    The Ignatius Catholic Study Bible

    Die Vision bedeutet prophetisch die Geschichte der Weltreiche und ihre Zerstörung durch Christus, der diesen Zeitabschnitt »die Zeit der Nationen« nannte (Lk 21,24; siehe Offb 16,19, Fußnote). Die vier Metalle, die in dem Bild vorkommen, werden uns als Symbole der vier Weltreiche erklärt (V. 38–40), die nicht notwendigerweise die volle Herrschaft über die bewohnte Erde besitzen, die aber die göttliche Autorität haben, sie vollständig einzunehmen (V. 38); die Weltreiche sind Babel, Medo-Persien, das griechisch-makedonische Reich (unter Alexander und seinen Nachfolgern) und Rom. Die Weltmacht Rom wird geteilt gesehen, zuerst in zwei Teilen (die Beine), erfüllt im ost- und weströmischen Reich, dann in zehn Teilen (die Zehen; siehe Dan 7,26, Fußnote). Als Ganzes gibt das Bild die imponierende äußere Größe und den Glanz der heidnischen Weltmächte wieder.
    Der zermalmende Stein (2,34.35) zerstört das System der heidnischen Weltmacht (in seiner letzten Form) durch einen plötzlichen und unabwendbaren Schlag – also nicht durch allmähliche Prozesse der Umkehr oder der Angleichung. Erst nach dieser Zerstörung und nicht früher wird der Stein zu einem Berg, der »die ganze Erde« erfüllt (vgl. Dan 2,35). Eine solche Zerstörung des monarchischen Systems heidnischer Macht geschah beim ersten Kommen Christi nicht. Im Gegenteil, Christus wurde aufgrund des Urteils eines Beamten des vierten Reiches getötet, das damals auf der Höhe seiner Macht war. Nach dem Tod Christi endete der westliche Teil des Römischen Reiches im Jahre 476 n.Chr. und der östliche Teil im Jahre 1453 n.Chr., aber es folgte auf Rom kein anderes Weltreich mehr, denn es werden nur diese vier Reiche dem Wiederkommen und der Herrschaft Christi auf Erden vorangehen. Die Zwischenzeit, d.h. das Zeitalter der Gemeinde zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi, wird uns im NT offenbart und ist nicht Teil dieser Vision. Die tödliche Wunde, die das vierte Reich erleidet, wird durch die Wiederherstellung dieses Reiches geheilt werden, das aufkommen wird, wenn das Zeitalter der Gemeinde durch ihre Entrückung erfüllt sein wird (Offb 13,3). Also behält bis heute die heidnische Weltmacht ihre Vorherrschaft, und der vernichtende Schlag durch den Stein wird noch zurückgehalten. Die Einzelheiten der Endzeit werden uns in Dan 7 und Offb 13–19 gegeben. Es ist wichtig zu beachten (1) dass die heidnische Weltmacht in einem plötzlichen, katastrophalen Gericht endet (siehe Harmagedon, Offb 16,13–16; 19,17, Fußnote); (2) dass sofort danach das Königreich des Himmels folgt. Der Gott der Himmel wird sein Königreich nicht aufrichten, bevor das System der heidnischen Welt zerschlagen ist. Es ist besonders zu beachten, dass die heidnische Weltherrschaft mit einem »großen Bild« anfängt und auch mit einem solchen endet (Dan 2,31; Offb 13,14.15).
    Der Stein darf keineswegs mit der Gemeinde gleichgesetzt werden, wie manche Ausleger es tun, denn von der Gemeinde wird nie gesagt, dass ihre Aufgabe in der Zerstörung der Reiche der Erde bestehe.

    Scofield-Bibel

    Die Verse 34-35 zeigen, dass die Statue im Traum von Nebukadnezar nicht von Dauer war. Als sie von einem Stein an den Füßen getroffen wurde, zerbröckelte sie und verschwand.
    Vers 34 enthält wichtige Einzelheiten über den Stein: Du sahst, dass ein Stein ohne Hände herausgehauen wurde, der das Bild auf seine Füße schlug, die aus Eisen und aus Ton waren, und sie zerbrach. Als Nebukadnezar zuschaute, wurde ein Stein herausgehauen. Der Vers gibt nicht an, woher der Stein genommen wurde. Es war immer ein Stein. Die Tatsache, dass er ohne Hände herausgehauen wurde, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass er göttlichen Ursprungs war. Er kam mit der Absicht, das Bild zu zerschlagen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Stein auf die Füße der Statue zielte – nicht auf den Kopf, nicht auf die Brust oder die Arme, nicht auf den Bauch oder die Schenkel, nicht auf die Beine, sondern auf die Füße. Daher sagte der Traum prophetisch voraus, dass die Zerschlagung des Bildes erst in der letzten Phase, d. h. der „Fußphase“, stattfinden würde.
    In Vers 35 werden zwei Ergebnisse genannt: Da zerbrach das Eisen , der Ton , das Erz , das Silber und das Gold miteinander und wurde wie die Spreu auf der Sommertenne; und der Wind trug sie fort, so dass kein Platz für sie gefunden wurde; und der Stein, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Erde. Das erste Ergebnis der Zerschlagung ist die totale Zerstörung. Das gesamte Standbild wurde pulverisiert, und der Staub, in den das Bild verwandelt worden war, fand keine sichtbare Ruhestätte mehr. Die Statue war einfach weg, weggetragen vom Wind. Das zweite Ergebnis betrifft den Stein. Nachdem der Stein das Bild zertrümmert hatte, verwandelte er sich in einen so großen Berg, dass er die ganze Erde ausfüllte.
    Einige Rabbiner lehren, dass der in Daniel 2:34-35 erwähnte Stein den Messias darstellt. Ein Midrasch kann als eine der zahlreichen Illustrationen für diese Lehre dienen:
    Er (Daniel) sah das Kommen des Messias (in seiner Vision), wie Daniel sagte: Du sahst, bis ein Stein ohne Hände herausgeschlagen wurde, der das Bild auf seine Füße schlug, die aus Eisen und aus Ton waren, und sie in Stücke zerbrach (Dan. 2:34). R. Simeon, der Sohn des Lakisch, widersprach: Dieser Vers bezieht sich auf den Messias. Das zerschlagene Bild spielt auf alle Königreiche an, die Götzen dienen. Warum wird die Herrschaft des Messias mit Stein verglichen? Sie wird mit Stein verglichen wegen der Tora, an der Israel arbeitet, wie es heißt: Die zwei Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein, geschrieben mit dem Finger Gottes (Exodus 31,18 ).

    Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar – Das Buch Daniel