Schlagwort: Glauben

Gottes Gerechtigkeit – II

Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 6:33

Sucht in erster Linie nach der Königsherrschaft Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden.
Bruns 2013 – Matthäus 6,33

Macht es zu eurem obersten Ziel, dass sich Gottes gute Herrschaft in eurem Leben und überall ausbreitet! Setzt euch dafür ein, dass endlich die Gerechtigkeit Gottes diese Welt bestimmen kann und dass ihr selbst auch so lebt, wie es gut und richtig ist. Dann wird Gott euch alles andere schenken.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 6,33

Heute nur Ergänzungen zu diesem Vers … einige andere Gedanken hatten wir schon….

Nach Gottes Interessen fragen
In Zeiten von Krise, Weichenstellung und Neuorientierung bekommen Worte aus dem reichen Schatz der Bibel für mich besonderes Gewicht. Als wir vor Jahrzehnten vor einer wichtigen Entscheidung standen, geriet ein Satz von Jesus in unseren Blick und unser Herz: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen“ (aus der Bergpredigt, Matthäus 6,33).
Wir fragten uns: Was genau könnte das in der jetzigen Situation bedeuten – nach Gottes Reich trachten? Vielleicht ihn und seine Maßstäbe als wichtigstes Kriterium bei Entscheidungen nehmen? Seinem Wort und seiner Weisheit mehr Gewicht beimessen als meinem „Bauchgefühl“? Nicht in erster Linie nach Verdienst- und Karrieremöglichkeiten schielen, sondern überlegen: Wie könnte ich mich wo am sinnvollsten einsetzen für Gott, seine Welt und seine geliebten Geschöpfe?
Einfache Antworten haben wir nie gefunden. Vermutlich jede Menge Fehlentscheidungen getroffen. Und doch beständig eingeübt: Nicht ich bin der wichtigste aller Maßstäbe. Und das ist auch gut so.
In einem Liedtext, den ich zu diesem Satz von Jesus geschrieben habe, formuliere ich ganz schlicht: „Setzt euch zuerst für Gottes Sache ein – er gibt euch, was ihr braucht!“ Und in einem anderen Lied zur gleichen Bibelstelle: „Wer das neue Leben wagt, zuerst nach Gottes Zielen fragt, sich für Gott einsetzt, zu ihm steht, sich nicht nur um sich selber dreht, der wird viel mehr, als er es denkt, von Gott beschenkt.“

Faszination Bibel 1/2021

Bei der Bitte um Gottes Reich werden wir uns all dessen erinnern, was wir früher über das Wort »Reich Gottes« bedacht haben. Mit dieser Bitte anerkennen wir zuallererst den Primat Gottes: Wo er nicht ist, kann nichts gut sein. Wo Gott nicht gesehen wird, verfällt der Mensch und verfällt die Welt. In diesem Sinn sagt der Herr zu uns: »Sucht zuerst das Reich (Gottes) und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben« (Mt 6, 33). Mit diesem Wort ist eine Ordnung der Prioritäten für das menschliche Tun, für unsere Haltung im Alltag gesetzt.
Keineswegs wird uns ein Schlaraffenland verheißen für den Fall, dass wir fromm sind oder das Reich Gottes irgendwie möchten. Es wird kein Automatismus einer funktionierenden Welt vorgegeben, wie ihn die Utopie der klassenlosen Gesellschaft vorstellte, in der alles von selber gutgehen würde, nur weil es kein Privateigentum gibt. So einfache Rezepte liefert uns Jesus nicht. Aber er setzt – wie gesagt – eine alles entscheidende Priorität: »Reich Gottes« heißt »Herrschaft Gottes«, und das bedeutet: Die Maßstäblichkeit seines Willens wird angenommen. Dieser Wille schafft Gerechtigkeit, zu der es gehört, dass wir Gott sein Recht geben und darin den Maßstab für das Recht unter den Menschen finden.
Die Ordnung der Prioritäten, die Jesus uns hier angibt, mag uns an den alttestamentlichen Bericht von Salomos erstem Gebet nach seinem Regierungsantritt erinnern. Da wird erzählt, der Herr sei nächtens dem jungen König im Traum erschienen und habe ihm eine Bitte freigestellt, für die der Herr Erhörung zusagte. Ein klassisches Traummotiv der Menschheit! Was bittet Salomo? »Verleihe deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht« (1 Kön 3, 9). Gott lobt ihn, weil er nicht – wie es so naheläge – um Reichtum, Vermögen, Ehre oder um den Tod seiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebetet hatte (2 Chr 1, 11), sondern um das wahrhaft Wesentliche: das hörende Herz, die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse. Und darum erhält Salomo dann auch das andere hinzu.
Mit der Bitte: »Dein Reich komme« (nicht unseres!), will uns der Herr genau auf diese Art des Betens und der Ordnung unseres Handelns hinführen. Das Erste und Wesentliche ist das hörende Herz, damit Gott herrsche und nicht wir. Das Reich Gottes kommt über das hörende Herz. Das ist sein Weg. Und darum müssen wir immer wieder bitten.
Von der Begegnung mit Christus her vertieft sich diese Bitte noch, wird noch konkreter. Wir haben gesehen, dass Jesus das Reich Gottes in Person ist; wo er ist, da ist »Reich Gottes«. So ist die Bitte um das hörende Herz zur Bitte um die Gemeinschaft mit Jesus Christus geworden, die Bitte darum, dass wir immer mehr »ein Einziger« werden mit ihm (Gal 3, 28). Es ist die Bitte um die wahre Nachfolge, die Gemeinschaft wird und uns zu einem Leib mit ihm macht. Reinhold Schneider hat das eindringlich ausgedrückt: »Das Leben dieses Reiches ist das Fortleben Christi in den Seinen; in dem Herzen, das nicht mehr gespeist wird von der Lebenskraft Christi, endet das Reich; in dem Herzen, das von ihr berührt und verwandelt wird, beginnt es […] die Wurzeln des unvertilgbaren Baumes suchen in ein jedes Herz zu dringen. Das Reich ist eins; es besteht allein durch den Herrn, der sein Leben, seine Kraft, seine Mitte ist […]«. Um das Reich Gottes zu bitten heißt, zu Jesus zu sagen: Lass uns dein sein, Herr! Durchdringe du uns, lebe in uns; versammle die zerstreute Menschheit in deinem Leib, damit in dir alles Gott untergeordnet werde und du dann das All dem Vater übergeben kannst, auf dass »Gott alles in allem sei« (1 Kor 15, 26–28).

Jesus von Nazareth: Beiträge zur Christologie

Jesus fasst diesen Zuspruch so zusammen: „Kümmert euch nur um das Reich Gottes, dann wird Gott dafür sorgen, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht“ (Matthäusevangelium 6,33). Das kam einer Revolution gleich: Wer sich nur um sein eigenes Wohl kümmert, dem wird es nie wirklich gut gehen, wer sich nur um Gott kümmert, der wird erleben, dass ihm alles andere zufällt: „Du musst den Sinn des Lebens nicht selber finden, und du kannst dich selbst annehmen, weil du angenommen bist. Du kannst aufhören, dich um alles und jedes zu sorgen. Das ist die Folge von Gottes Liebe.“ Die Urnöte der menschlichen Existenz werden auf Gott übertragen. Er hat das alles in der Hand. Vom Menschen wird nicht mehr erwartet, als dass er dieser Verheißung vertraut.
Jede Form von „christlicher“ Religiosität, die doch wieder Erwartungen an den Menschen stellt, hat dieses befreiende Kernbekenntnis des Neuen Testamentes nicht ergriffen. Gott erwartet nicht, dass der Mensch sich das Heil verdient. Aber ein Mensch, dem diese Bedrängnis abgenommen ist, wird sich nichts sehnlicher wünschen, als sein Leben für Gott einzusetzen. Weil er befreit wurde, ist er frei, sich hinzugeben.

Vogt 2014 – Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

suche zuerst sein Reich: Christen müssen dem Streben nach Heiligkeit in ihrem Leben Vorrang einräumen. Das ist keine Ausrede für Faulheit in praktischen Dingen (2 Thess 3,6-13), sondern ein Aufruf zum Vertrauen in die Fürsorge des Vaters

Die Ignatius Catholic Study Bible

V. 33: Nach dem Reich, d.h. der Herrschaft Gottes trachten heißt, auf Gottes Ankunft, auf das volle Erscheinen seiner Herrschaft zuleben und das gegenwärtige Leben ganz im Licht dieser Zukunft gestalten. Das Trachten nach dem Reich Gottes muss sich konkretisieren im Trachten nach seiner (= Gottes) Gerechtigkeit (s. dazu 3:15; 5:6, 10; 6:10 und die Erklärungen).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Jüngerinnen und Jünger, denen die Herrschaft Gottes über ihr Leben wichtig ist und die fleißig nach einem rechtschaffenen Leben streben, können darauf vertrauen, dass Gott ihre Bedürfnisse befriedigt.

CSB Study Bible

Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen Wir sollen Gottes erlösender Regel (3,2) und einer richtigen Beziehung mit ihm die höchste Priorität im Leben geben (# 3,15); Sorgen steht im Widerspruch zu dieser Priorität, denn ihre Zweifel führen uns weg von diesem höchsten Ziel. Gott wird bei denen, die alles für ihn wagen, alle Bedürfnisse erfüllen.

Reformations-Studien-Bibel

Woher weißt du, ob du Gottes Reich an die erste Stelle setzt? Stelle dir diese Frage: Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, wohin gehe ich dann zuerst? Für viele Christen ist Gott wie ein Ersatzreifen. Er ist derjenige, zu dem sie rennen, wenn alles andere versagt. Suchst du also zuerst Gottes Perspektive (durch sein Wort und göttlichen Rat) oder suchst du die Perspektive der Welt? Königreichschristen berufen sich zuerst auf Gottes Sichtweise und seine gerechten Maßstäbe. Wenn du das tust, wirst du mit all diesen Dingen versorgt werden. Richte dich nach seiner Agenda und dein Daddy wird die Verantwortung für deine Bedürfnisse übernehmen.

Die Tony Evans Studienbibel

nicht länger für mich?

Und er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden.
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 5,15

Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben ( oder die ´durch ihn ein neues` Leben haben. ), nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 5:15

Und Christus ist deshalb für alle gestorben, damit alle, die durch seinen Tod das Leben geschenkt bekamen, nicht länger für sich selbst leben. Ihr Leben soll jetzt Christus gehören, der für sie gestorben und auferstanden ist.
Hoffnung für alle – 1996 – 2.Korinther 5,15

Wenn du jemanden wirklich von ganzen Herzen liebst, dann wirst du „automatisch“ über diese Person reden und du wirst viele Dinge tun, um deinem „Herzen“ deine Liebe zu zeigen.
Den Vers 14 hatten wir schon: Das Urteil ist aufgehoben!

Stell dir vor: Jesus hat alles für uns getan! Wenn ich das wirklich verstanden habe, dass mein Urteil von IHM getragen worden ist, dann verstehe ich, dass ich nichts mehr tun MUSS – sondern nur noch aus GegenLiebe auf Seine Liebe reagiere! Jeder Schritt, den ich aus „du musst aber“ gehe, ist eigentlich ein falscher Schritt – denn die Liebe ist das einzige Argument, was mein Handeln bewegen sollte. Wenn jemand sagt: „du musst aber, um Gott zu gefallen“ – ist es entweder ein Irrlehrer oder aber er folgt einem anderen Gott nach – denn der Gott der Bibel möchte, dass wir IHM aus „reinem Herzen“ dienen , also aus LIEBE!


Warum aber lebt Paulus so (V. 13)? Weil Christus so gelebt hat (vgl. Mk 3,21). Obwohl Christus göttliche Vorrechte besaß, wurde er freiwillig ein Mensch und folgte dem Weg des Gehorsams bis ans Kreuz ( Phil 2,6-8 ), wo er für alle starb (nicht nur für die Erwählten, wie manche annehmen; vgl. 1Tim 2,6; 1Joh 2,2; Hebräer 2,9). Durch den Glauben ist Paulus Jesus in seinem Tod und seiner Auferstehung gleich geworden ( Röm 6,3-4; Gal 2,20) und übt in seinem Leben nun jene Selbstlosigkeit, die auch der Herr gelebt hat. Die Liebe Christi, die ihn bekehrt hat, nötigt ihn dazu (vgl. 1Joh 3,16).
Später, in der Erörterung des „Amtes der Versöhnung“ ( 2Kor 5,18-19 ), entwickelt Paulus die historischen und sachlichen Implikationen der Versöhnung, die Christus erwirkt hat, weiter. In den vorliegenden Versen geht es ihm zunächst um die subjektive Erfahrung der objektiven Heilstat Christi. Alle, die durch den Glauben an den Segnungen des Opfertodes Christi teilhaben (und nun geistlich leben), sollen auf diese Gnade durch ein selbstloses Leben und die Mitwirkung am „Amt der Versöhnung“ antworten. Sie sollen hinfort nicht sich selbst leben, sondern Christus. Daß Paulus so lebt, sollte den Korinthern ein Anlaß sein, sich seiner zu rühmen (V. 12).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dürfen wir demnach nicht mehr für uns leben, so laßt euch, ermahnt der Apostel, nicht in Unruhe und Verwirrung setzen, wenn Gefahren und Tod an euch herantreten. Und er gebraucht einen unwiderleglichen Schluß, um zu zeigen, daß es sich hier um eine Schuldigkeit handle. Wenn wir nämlich durch Den leben, der für uns gestorben ist, so sind wir auch schuldig, für Den zu leben, dem wir das Leben verdanken. Anscheinend nun liegt in dem Gesagten nur ein Gedanke; betrachtet man aber die Sache näher, so treten uns zwei Umstände entgegen, einmal daß wir Christus das Leben verdanken, und dann, daß er selbst unsertwegen gestorben ist. Davon wäre Jedes für sich schon hinreichend genug, uns zu Schuldnern zu machen; wenn aber erst Beides zusammentrifft, wie groß muß dann nicht unsere Verpflichtung sein! Ja noch ein Drittes kommt hinzu. Denn auch den Erstling hat Gott deinetwegen auferweckt und zum Himmel erhoben. Darum heißt es: „Der für uns gestorben und auferweckt worden.“

Chrysostomus – 2. Korintherbrief

»Die Liebe Christi drängt uns«: Damit benennt der Apostel sein innerstes Motiv, das, was sein Leben und Dienen bewegt. Das Griechische (»drängt uns«, wörtlich »umfaßt uns, hält uns zusammen, hält uns zu etwas an, treibt uns an«), betont die enge Liebesverbindung mit Christus, die dem Zeugen unabweisbar Anlaß zum Zeugnis dieser Liebe wird (vgl. Apg 18,5 »richtete sich ganz darauf« = »drängte«). Vollmächtiger Dienst kann nur aus solcher drängenden Liebe heraus getan werden. Alle anderen Antriebe versanden bald. Die Liebe von Christus und die dadurch geschenkte Gegenliebe und Bruderliebe ist innerster Antrieb des Zeugen (vgl. Jes 56,6; Mi 6,8; Joh 5,42; 12,25; 15,13; 21,15 ff.; Röm 5,5; 1 Kor 13; Gal 5,6.13; Eph 5,25 ff.; Phil 1,17: 1 Thes 5,8; 2 Tim 1,7; 1 Jo 3,18; 3 Jo 6; Offb 2,19; 12,11). Diese Christusliebe ist nicht auf das Gefühl gegründet, sondern auf ein persönliches, gewisses »Urteil« des Apostels. Es geht um mehr als ein bloßes »überzeugt sein« – die deutsche Übersetzung ist zu blaß –; hinter der Liebe steht ein begründetes, sich auf das Heilshandeln Gottes berufendes Urteil, eine Erkenntnis von Tatsachen: »Einer ist für alle gestorben.« Das Heilsgeschehen am Kreuz ist der Grund für dieses Urteil, für die Liebe. Dort starb der Eine, der Sohn Gottes »für alle«. Dieser Tod ist Gottes Gerichtsurteil über die Sünde – aber nicht an uns allen, die wir Sünder sind, vollzogen, sondern an dem »einen«, an Christus. Die Liebe Christi erweist sich in seinem stellvertretendem Leiden und Sterben (vgl. Jes 53,4 f.; Mk 14,22–24; Joh 3,16; 11,50 f.; Röm 5,6 ff.18; 8,34; 1 Kor 15,3; 1 Thes 4,14; 5,10). Das ist die grundlegende Heilstatsache: Der Tod Jesu Christi für uns alle. Daraus folgt: »… so sind sie alle gestorben.« Das Urteil, das über Jesus vollzogen wurde, hätte alle Menschen, die Sünder, treffen müssen. Wer dies im Glauben über sich gelten läßt, der ist mit Christus der Sünde gestorben, weil Christus für unsere Sünde starb. Das »alle« bezeichnet zunächst die Gemeinde, die Schar der Glaubenden, die den Tod Christi an sich erleben (vgl. Röm 5,12–21; 6,3 ff.; 2 Kor 4,10 ff.). Sicher gilt Jesu Kreuz universal, aber wirksam entfaltet sich das an den Glaubenden. Sie finden beim Herrn das Leben.
Das ist die Folge des Sühnetodes Jesu Christi, des Heilsgeschehens am Kreuz, wo er »für alle gestorben ist, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben«. Eigentlich ist menschliches Leben keine Möglichkeit; wir müßten alle in unseren Sünden sterben. Aber Christus ist gestorben. Damit ist Zeit der Gnade, Lebensmöglichkeit da. Wir leben aber, um das neue Leben in ihm zu ergreifen. Das alte Leben ist: »sich selbst leben«. Das ist ja die Sünde, ihre Urwurzel: für sich alles haben zu wollen, nach der Einflüsterung des Satans »ihr werdet (könnt) sein wie Gott« (1 Mo 3,5). »Sich selbst leben« ist unser Verderben, denn wir lassen uns durch das eigensüchtige Begehren zur Sünde verleiten. Christus befreit uns durch sein Sterben zu dem neuen Leben in seiner Nachfolge. Er ruft uns aus dem »Leben zum Tode« in das »Leben zur Ewigkeit«. Wir dürfen nun »dem leben, der für sie (uns) gestorben und auferstanden ist« (vgl. Röm 14,7ff.; Gal 2,20). Für uns ist Christus gestorben – hat unser Urteil, unseren Tod, unsere Strafe auf sich genommen; für uns ist Christus auferweckt worden – der Vater bestätigt die Heilstat des Sohnes. Christus kommt als der Lebendige und gibt uns teil an seinem Leben und Sieg: Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern entschlossen für Jesus Christus, in seinem Dienst, in seiner Liebe, aus seiner Kraft, bewegt von seinem Geist, und das ist wahres Leben. Dieses neue, durch Christus geschenkte Leben befreit uns von der »Fleischesart«, von dem »alten« Wesen (V. 17), unserem eigensüchtigen, sündigen Denken, Streben und Tun und befreit uns zur »Geistesart«, zur Christusart (vgl. zu 3,5 ff.; 4,6 ff.).

Edition C Bibelkommentar

In welchem Sinne sind sie es? Wie wirkt sich das „Urteil“ nun in ihrem Leben aus? Paulus sagt: „Und für alle starb er, damit die Lebenden nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“ Wenn Paulus hier von „den Lebenden“ spricht, denkt er zunächst an die einfache Tatsache, daß sie, die „alle gestorben sind“, dennoch faktisch alle leben. Das auf Golgatha stellvertretend durchlittene Gericht wirkt sich darin aus, daß jetzt für alle Welt Gnadenzeit ist, daß wir noch am Leben gelassen sind und darum als „die Lebenden“ die Botschaft hören und annehmen können. Aber wer die Botschaft annimmt, der wird ein „Lebender“ in einem ganz neuen Sinne. Er erfaßt, daß er den ewigen Tod verdiente und nur durch die stellvertretende Tat Jesu das Leben hat, das ein ewiges Leben ist. Darin tut sich ihm sofort eine ganz neue Lebensrichtung auf. Ein Leben, das sich einzig dem Sterben eines andern verdankt, kann nicht mehr sich selbst gehören, sondern nur noch dem, der es durch sein Sterben überhaupt ermöglichte. Weil hier grundsätzlich „Gestorbene“ leben, können sie nicht mehr sich selbst behaupten und nicht mehr Ansprüche stellen oder angebliche Rechte geltend machen. Das ist für „Gestorbene“ vorbei. Aber als „Lebende“ brauchen sie einen Inhalt und ein Ziel ihres ganzen Seins und Wirkens. Worin könnte dieses Ziel liegen als allein in dem, „der für sie starb und auferstand“? Seinem „für sie“ antwortet ihr „für ihn“. Weil er „auferweckt wurde“, ist er als der Lebendige ihnen so gegenwärtig, daß sie für ihn, in der Hingabe an ihn, im Dienst für ihn leben können. Und dieses neue, selbst-lose, an Jesus hingegebene Leben ist das eigentliche Ziel der Liebe des Christus. Errettung aus dem gerechten Gericht Gottes ist freilich die gewaltige Voraussetzung, die mit einem solchen Einsatz geschaffen werden mußte. Aber der Apostel bleibt dabei nicht stehen. Die Beseitigung der Verlorenheit, ist ihm nicht das Letzte und Eigentliche. Er sieht auf das neue Dasein, das die eigentliche Frucht des Wirkens Christi ist. Die Liebe des Christus in seinem rettenden Sterben für uns weckt und entzündet im Herzen der Erretteten die Gegenliebe und schenkt ihnen damit eine neue Existenz (V. 17!),

Wuppertaler Studienbibel

Die Formulierung „die, welche leben“ wurde auch auf zwei verschiedene Weisen verstanden. Viele glauben, daß es sich hier um solche handelt, die Leben im Herrn Jesus haben und mit Ihm auch Sein Auferstehungsleben teilen. Andere sehen in ihnen zurecht alle physisch Lebendigen; dieser Gedanke wird durch den nächsten Ausdruck unterstützt „… die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, …“. Dies beinhaltet auch, daß ein Teil ihres Lebens bereits gelebt war. Deshalb bedeutet auch ein rechtes Verständnis aller Auswirkungen des Kreuzes das Ende eines selbstsüchtigen Lebens, und man wird befähigt, mit dem Apostel zu sagen: „Das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1,21).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

einzigartigen Sohn

Hierin ist die Liebe Gottes zu (O. an, in Bezug auf) uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß wir durch ihn leben möchten.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 4,9

Und Gottes Liebe zu uns ist daran sichtbar geworden ( Und Gottes Liebe hat sich – für uns alle sichtbar – daran gezeigt. ), dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns durch ihn das Leben zu geben.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Johannes 4:9

Darin hat sich die Liebe Gottes in (unter) uns gezeigt (ist klar/sichtbar geworden), dass Gott seinen einzigen (einzigartigen) ( einzigen (einzigartigen) So die neueren Wörterbücher (LN 58.52: „unique“, übersetzt diese Stelle aber mit „only“). Früher hat man aus den verwendeten Wurzeln noch die Bedeutung „eingeboren“ i.S.v. „der einzige [seinen Eltern] geborene“ herleiten wollen (so noch Büchsel, μονογενής (TWNT), der „einzigartig“ jedoch als Nebenbedeutung anerkennt). ) Sohn in die Welt gesandt hat, damit (sodass) wir leben können (leben)
offene Bibel – 1.Johannes 4:9

Diese Worte benutzt Johannes auch in Johannes 3:16
Aus diesem Kapitel (1.Johannes 4) haben wir schon einige Verse betrachtet: Vers 8 , Vers 10 , Vers 19 sogar zweimal

Leser von Psalm 82 stellen oft eine spezielle Frage zu Jesus. Wenn es noch andere göttliche Söhne Gottes gibt, was ist dann von der Beschreibung Jesu als dem „eingeborenen“ Sohn Gottes zu halten (Joh 1,14.18; 3,16.18; 1 Joh 4,9)? Wie konnte Jesus der einzige göttliche Sohn sein, wenn es noch andere gab?

Einzig gezeugt“ ist eine leider verwirrende Übersetzung, besonders für moderne Ohren. Nicht nur, dass die Übersetzung „einzig gezeugt“ den offensichtlichen Aussagen im Alten Testament über andere Söhne Gottes zu widersprechen scheint, sie impliziert, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte – dass er einen Anfang hatte.

Das griechische Wort, das mit diesem Satz übersetzt wird, ist monogenes. Es bedeutet nicht „einzig gezeugt“ in einer Art von „gebären“. Die Verwirrung rührt von einem alten Missverständnis über die Wurzel des griechischen Wortes her. Jahrelang dachte man, dass monogenes von zwei griechischen Begriffen abgeleitet sei, monos („nur“) und gennao („zeugen, gebären“). Griechische Gelehrte entdeckten später, dass der zweite Teil des Wortes monogenes nicht von dem griechischen Verb gennao stammt, sondern von dem Substantiv genos („Klasse, Art“). Der Begriff bedeutet wörtlich „einmalig“ oder „einzigartig“, ohne die Konnotation eines geschaffenen Ursprungs. Da Jesus also in der Tat mit Jahwe identifiziert wird und daher mit Jahwe einzigartig unter den Elohim ist, die Gott dienen, widerspricht der Begriff monogenes nicht der alttestamentlichen Sprache.

Die Gültigkeit dieses Verständnisses wird durch das Neue Testament selbst bestätigt. In Hebräer 11,17 wird Isaak als Abrahams „monogenes“ bezeichnet. Wenn Sie Ihr Altes Testament kennen, wissen Sie, dass Isaak nicht der „einzige gezeugte“ Sohn Abrahams war. Abraham hatte zuvor Ismael gezeugt (vgl. Gen 16,15; 21,3). Der Begriff muss bedeuten, dass Isaak der einzige Sohn Abrahams war, denn er war der Sohn der Bundesverheißungen. Die genealogische Linie Isaaks würde diejenige sein, durch die der Messias kommen würde. So wie Jahwe ein Elohim ist, und kein anderer Elohim ist Jahwe, so ist Jesus der einzigartige Sohn, und keine anderen Söhne Gottes sind wie er.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Daran ist erschienen die Liebe Gottes usw. Außer durch die Sendung seines Sohnes hat Gott noch auf vielerlei Weise seine Liebe gegen uns bezeugt. Wenn man fragt, warum die Welt geschaffen, warum wir auf sie gesetzt wurden, um die Erde uns untertänig zu machen, warum wir in diesem Leben bewahrt werden, so dass wir unzählige Güter genießen, warum wir zur Hoffnung eines besseren Lebens geschaffen, warum wir mit Licht und Verstand begabt sind, so wird man für das alles keinen anderen Grund anführen können als die freie Liebe Gottes gegen uns. Aber der Apostel verweist hier auf ein besonderes Beispiel, das die andern alle weit überragt. Die Liebe Gottes, dass er seines eigenen Sohnes nicht schonte, um uns durch seinen Tod wieder zum Leben zu bringen, ist nicht nur unermesslich, nein, sie ist eine mehr als wunderbare Güte, die uns zum Staunen und Bewundern hinreißen muss. Christus ist also ein so herrlicher und einzigartiger Beweis der göttlichen Liebe zu uns, dass er uns, so oft wir ihn anschauen, diese Lehre, dass Gott Liebe ist, vollauf bekräftigt. Dass der Apostel ihn den „eingeborenen“ Sohn nennt, dient zur Verstärkung. Dadurch zeigt Gott noch klarer, wie einzig er uns liebt, dass er seinen einzigen Sohn um unsertwillen dem Tode preisgab. Indessen, der von Natur der einzige Sohn ist, macht viele aus Gnade und durch Annahme an Kindesstatt zu Kindern, nämlich alle, die er durch den Glauben seinem Leibe einfügt. Auch der Zweck wird angegeben, um dessentwillen Christus vom Vater gesandt ward: „dass wir durch ihn leben sollen“.Außer ihm sind wir alle tot; durch sein Kommen aber hat er uns das Leben gebracht, und wenn unser Unglaube nicht widerstrebt, so fühlen wir diese Wirkung seiner Gnade in uns.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

Die Gottesliebe ist »erschienen«, ist offenbar geworden »unter uns.« Die Liebe ist das Wesen und tiefste Sein Gottes, aber das Wesen Gottes wird eben immer zum Tun. Das Sein Gottes wird biblisch immer als das Handeln Gottes bezeugt. »Gott ist Liebe« – das wird an der Sendung des Sohnes als Retter ersehen. Gott kommt in unsere Welt und Geschichte. In dem geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth ist Gott ganz da, ganz in seiner Liebe. Gott hat den Sohn »gesandt«, eigentlich: Er hat ihn »weggeschickt«. Der Vater hat sich den Sohn vom Herzen losgerissen. Etwas von dem Schmerz Gottes klingt in diesem Wort mit. Das ist seine Liebe, die sich das Liebste vom Herzen reißt und uns Verlorenen gibt. Es ist sein »eingeborener« Sohn (griechisch genauer: der »Einzigerzeugte«), nicht geschaffen, wie sonst alle Geschöpfe, sondern vom Vater gezeugt: Art von Art, Gott von Gott. Das Wort beschreibt also dreierlei von Jesus Christus: a) Er ist der einzige Sohn (vgl. 1Mose 22,2ff.; Ri 11,34; Lk 8,42; 9,38; Heb 11,17); b) er ist der geliebte und dennoch geopferte Sohn, und c) er kommt nicht von einem Schöpfungsakt her, sondern durch eine geheimnisvolle »Erzeugung« vom Vater. Dabei ist er nicht ein zweiter Gott, sondern in der Dreieinheit mit dem Vater und dem Geist der eine Gott.
Der Sohn ist in die »Welt« weggeschickt, und Johannes meint hier die gottferne, böse Welt unter ihrem satanischen Zwingherrn. Gott lässt seine Schöpfung und Geschöpfe nicht im Stich. Die Liebe Gottes gibt nicht auf, auch und gerade dort und dann nicht, wo der Tod regiert, wo die Menschen lebende Tote in ihren Sünden sind (vgl. zu 1Joh 3,14). Der Christus bringt das Leben. Das ist Ziel und Zweck der Sendung des Sohnes, »damit wir durch ihn das Leben haben« – das wirkliche Leben schon vor dem Tod und dann das ewige Leben. Erst, da wo ein Mensch mit dem Herrn des Lebens lebt, hat er »volle Genüge«, Leben, das sich wirklich lohnt (vgl. 1Mose 3,22; 8,21; 3Mose 18,5; Ps 69,33; 118,17; Jes 26,19; 53,10; Hes 18,21.32; 37,14; Dan 4,31; 12,7; Mt 4,4; 7,14; 10,39; 25,46; Mk 1,4; 3,15.16; 4,14; 5,24.25; 6,31.35; 8,12; 10,11ff.; Joh 11,25.26; 14,6.19; 17,26; 20,31; Röm 6,8; 14,7ff.; 2Kor 5,15; 6,9; 7,3; Gal 2,20; 1Petr 2,24; 4,6; Offb 3,1; 4,9)

Gerhard Maier – Edition C

„Darin ist die Liebe Gottes zu uns offenbar geworden, dass er seinen Sohn gesandt hat, um uns für unsere Sünden zu versöhnen. 1 Johannes 4,9-10. Dies ist die höchste Liebe. Unser Gott hätte in seiner unbegreiflichen Allmacht auch ein anderes Mittel finden können, um uns zu erlösen; so wie der Herr Jesus Christus selbst in seinem Todeskampf darum gebetet hat und sagte: „Abba, Vater, alle Dinge sind dir möglich; nimm diesen Kelch von mir.“ Markus 14:36. Aber dann wäre es nicht die höchste Liebe gewesen, die uns entgegengebracht wurde. Damit Gott uns die höchste Liebe erweist und wir nicht sagen können: „Gott hat etwas, das er zu sehr liebt, um es uns zu geben“, hat er uns seinen lieben Sohn gegeben, und nicht nur gegeben, sondern auch gegeben, um für unsere Sünden zu sühnen. Deshalb hätte er uns keine größere Liebe erweisen können. Darin gebietet Gott seine Liebe zu uns. Röm. 5:8. „Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ Röm. 8:32. Wenn er uns das Größte gegeben hat, wird er uns sicher auch das Geringste geben. Im ewigen Leben wird alles, was Gott gehört, auch uns gehören. „Wer überwindet, wird alles erben.“ Offb. 21:7.

Johann Arndt – Das wahre Christentum

Gottes Liebe ist kein abstraktes Prinzip oder Gefühl, sondern hat sich darin gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die sündige Menschheit leben, d.h. das ewige Leben erhalten kann.

Die ESV Studienbibel

Die Liebe Gottes zu seinen Kindern wurde durch das Werk Jesu am Kreuz für uns sichtbar demonstriert. Der Begriff „eingeborener Sohn“ drückt die Einzigartigkeit aus, nicht die buchstäbliche Geburt (siehe Hebr. 11:17). Johannes ist der einzige Autor des Neuen Testaments, der Jesus so nennt (siehe Johannes 1:18; 3:16, 18). Mit anderen Worten: Jesus ist der einzigartige Sohn Gottes; kein anderer Mensch ist Gottes Sohn, so wie er es ist.

Die Nelson Studienbibel

einzigen Sohn Dieser Ausdruck wird am besten mit „einziggeborenen Sohn“ übersetzt, was bedeutet, dass Jesus der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, die zweite Person der Dreieinigkeit.

Reformations-Studien-Bibel

die Liebe Gottes – Gott hat seine Liebe zur Menschheit und zur Schöpfung bewiesen, indem er seinen einzigen Sohn in den Tod schickte, um die Sünde zu sühnen (siehe 1. Johannes 4,9; vgl. Johannes 3,16). Da die Inkarnation Gottes ultimativen Ausdruck der Liebe darstellt, weisen diejenigen, die leugnen, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, Gottes Liebe zu ihnen zurück.

Faithlife Studienbibel

Jesus ist an mehr interessiert als an unserer zukünftigen Belohnung im Himmel. Er ist gekommen, um uns die Lebensqualität Gottes zu geben. Wir können voll und ganz leben, weil Gott uns liebt.

CSB Jüngerstudienbibel

Sie setzen sich alle über die Verordnungen des Kaisers hinweg, indem (oder weil) sie behaupten, ein anderer sei der wahre Herrscher, nämlich Jesus

Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat; und diese alle handeln wider die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, daß ein anderer König sei – Jesus.
Elberfelder 1871 – Apg 17,6b–7

Jason hat sie bei sich aufgenommen, und diese Leute verstoßen alle gegen die Verordnungen des Kaisers, denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.«
Menge – Apostelgeschichte 17,7

Diese, die den Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierher gekommen; ( Apg 16:20 ) die hat Jason aufgenommen. Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein andrer sei König, (nämlich) Jesus. ( Lu 23:2; Joh 19:12 )
Zürcher 1931 – Apostelgeschichte 17:6b–7

„Und jetzt sind sie auch noch bei uns und pennen bei Jason. Alles, was der oberste Präsident sagt, ist ihnen total egal, und sie behaupten, ein anderer hätte jetzt das Sagen, und der heißt Jesus.“
VolxBibel – Apostegeschichte 17:7

Was wird Paulus als Nachfolger Jesu vorgeworfen? War er bei „rot“ über die Ampel gefahren? War er zu schnell mit dem Auto unterwegs? Hatte er die Fahrkarte oder die Steuern unterschlagen? Hatte er jemanden betrogen, gelogen? Hatte er Familien auseinandergebracht? Oder hatte er von Straftaten gewusst, und dann aber verheimlicht, weil ihm der zweite oder dritte Zeuge fehlte?
NEIN! Nichts von dem! Sondern ihm wird vorgeworfen: Jesus ist der aktive König, um Jesus ist die Treue zu halten! Also Jesus ist nach den Aussagen von Paulus wohl schon 1.Jahrhundert der „andere König“ dem die alleinige Treue zu halten ist!

Das war nichts Neues. Ähnliches hatten die religiösen Führer bereits Jesus zur Last gelegt und zu Pilatus gesagt: „Wir fanden, dass dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt . . . und sagt, er selbst sei Christus, ein König“ (Luk 23:2). Weil ihm das vom Kaiser als Hochverrat hätte ausgelegt werden können, bekam Pilatus womöglich kalte Füße und ließ Jesus hinrichten. Die Anklagen in Thessalonich hätten die Christen also durchaus Kopf und Kragen kosten können. In einem Kommentar zur Apostelgeschichte wird gesagt: „Die Gefahr, in die sie diese Anklage brachte, ist nur schwer zu übertreiben, denn ‚allein der Hinweis auf Verrat gegen den Kaiser erwies sich oft als fatal für die Angeklagten‘.“

Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich – Ausgabe 2018

Dass sie Feinde der bestehenden Regierung waren (Vers 7): „Sie handeln ‚alle gegen die Verordnungen des Kaisers‘, denn sie sagen, ‚ein anderer sei König, nämlich Jesus!‘ “ Es stimmt, dass die römische Regierung sehr misstrauisch war, dass nicht ein Statthalter unter ihrer Gewalt sich den Titel König zulegte, und es stimmt, dass die Nachfolger Jesu sagten, „Jesus ist ein König“, doch er war kein irdischer König. In der Botschaft Christi gab es nichts, das zur Entthronung von Herrschern führte. Die Juden wussten dies sehr gut. Es ziemte sich aus allen Völkern nicht für die Juden, eine solche Anklage vorzubringen, da sie den Kaiser und seine Herrschaft so hassten. Sie erwarteten einen Messias, der ein weltlicher Herrscher sein würde, der die Throne und Reiche stürzen würde, und widersetzten sich deshalb unserem Herrn Jesus, weil er nicht als diese Art von Herrscher auftrat.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ein anderer König! Sie haben die Botschaft also tatsächlich verstanden. Jesus ist Herr und der Kaiser ist es nicht – das grundlegende „Gesetz“ oder „Dogma“ des Kaisers lautet, dass er und er allein der Herrscher ist. Nordgriechenland war ein Jahrhundert zuvor der Ort der schrecklichen Bürgerkriege gewesen, in denen Brutus und Cassius nach dem Tod von Julius Cäsar gegen Antonius und Octavian gekämpft hatten, und dann hatten Antonius und Octavian (Augustus) gegeneinander um die Alleinherrschaft gekämpft. Ein Ausdruck wie „ein anderer König“ klang sehr danach, als wollten die betreffenden Leute einen weiteren Bürgerkrieg anfangen mit dem Ziel, Kaiser Claudius zu vertreiben und einen anderen Kandidaten einzusetzen. Wenn all dies um das Jahr 50 n. Chr. stattfand (was recht wahrscheinlich ist), sollten wir uns daran erinnern, dass weniger als zwei Jahrzehnte später nicht weniger als drei Herrscher in weit verstreuten Teilen des Reichs als „ein anderer König“ bejubelt und schnell nacheinander eingesetzt wurden, wodurch sie das Jahr 69 n. Chr. zum „Vierkaiserjahr“ machten. So etwas war also sehr gut möglich und die Anklage daher sehr glaubwürdig.
War Paulus also ein treuer, römischer Bürger, oder war er es nicht? Es hängt alles von unserer Antwort auf die Frage ab, welche Art von „König“ Paulus im Blick auf Jesus wirklich vor Augen hatte. Es ist einfach, Jesu berühmten Spruch zu zitieren: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Johannes schrieb allerdings: „Mein Reich stammt nicht aus dieser Welt“ (Johannes 18,36). Er implizierte damit ganz klar: Obwohl Jesu Reich natürlich von anderswo herkommt, ist es doch eindeutig für diese Welt. Und es lässt sich leicht erweisen, dass die Anklage gegen Jesus, er hätte behauptet, ein König zu sein (Lukas berichtet davon in Kapitel 23,2 seines Evangeliums), bestenfalls höchst irreführend war – was auch für die anderen Anschuldigungen gilt, die zu jener Zeit im Umlauf waren.

Apostelgeschichte für heute

Und wir? Halten wir uns an ALLE Gesetze in dem Land in dem wir momentan leben? Und ist es der einzigste Anklagepunkt, dass wir einen „anderen König“ über uns haben – einen König, der seit seiner Auferstehung im Himmel herrscht, und sehr bald die Herrschaft über die gesamte Erde übernehmen wird?

Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung

Wir aber, die von dem Tage sind, laßt uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit. (O. Errettung)
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicger 5,8

wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit der Hoffnung des Heils als (wie mit einem) Helm. (a) Eph 6:14-17; Jes 59:17
Zürcher 1931 – 1.Thessalonicher 5:8

Lasst uns dagegen als zum Tag Gehörende nüchtern sein, da wir uns einmal einen Panzer von Glauben und Liebe und Heilserwartung als Kopfschutz angelegt haben!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Thessalonich 5,8

Aber wir gehören auf die Seite des Tages! Deshalb wollen wir mit ungetrübtem Bewusstsein unser Leben führen. Wie Soldaten, die sich für den Einsatz vorbereiten, wollen wir unsere Ausrüstung anlegen: den Brustpanzer, der unseren Glauben an Jesus und unsere Liebe darstellt, und den Helm, mit dem unsere feste Hoffnung auf die vollständige Rettung gemeint ist.
Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 5:8

Paulus vergleicht den Christen ja oft mit einem Soldaten oder mit einem Athleten – Personengruppen, die damals jedem bekannt waren. Und so, wie es keinen Soldaten im Kampf ohne Helm gab, so erwartete Paulus auch bestimmte Punkte bei uns Christen. Aber was Paulus nie beschrieb, ist die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Organisation – denn damals hatten sich „Hausgemeinden“ durchgesetzt….

Wir sollen vor dem Einfluss der Welt fliehen, der dazu beiträgt, uns innerlich abzustumpfen. Dazu benötigen wir den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und den Helm der Errettung. Um der Welt des Sichtbaren zu entfliehen, benötigen wir Glauben und dieser Glaube wird nicht durch das Sichtbare beherrscht, sondern lebt in der Welt des Unsichtbaren. Wenn wir der Lust der Welt entfliehen wollen, müssen wir durch Liebe regiert werden. Um den sinnlosen Bemühungen der Welt mit ihren törichten Anstrengungen und leeren Hoffnungen entfliehen zu können, benötigen wir „die Hoffnung der Errettung“. Es ist nicht die Hoffnung, den Zustand der Welt verbessern oder das Böse der Welt reformieren zu können. Die Erfüllung der Hoffnung des Heils wird uns dagegen vollständig von der Welt und ihrem Gericht befreien und lässt uns gleichzeitig an der zukünftigen Herrlichkeit teilhaben.

Hamilton Smith – Auslegung über die Briefe an die Thessalonicher

An diese Darlegungen über die herrliche Stellung der Erlösten knüpft der Apostel einige Ermahnungen. Sind wir Kinder des Lichtes und des Tages, dann müssen wir auch als solche wandeln. Obschon alles um uns her Finsternis ist, leben wir am Tag. Ein Christ als ein Kind des Tages muss deshalb nüchtern und wachsam sein. Glaube, Liebe und Hoffnung bilden die Waffenrüstung, die den Gläubigen nach allen Seiten hin deckt. Diese drei verkörpern die Grundlage des christlichen Lebens. Der Gläubige trägt den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe, wodurch er freimütig dem Feind entgegengehen kann; kein Pfeil des Bösewichts kann ihn treffen. Und er hat als Helm die Hoffnung des Heils, wodurch er von allen Leiden, aller Verfolgung und Anfechtung erlöst werden wird, so dass er inmitten aller Gefahren sein Haupt mit Freimütigkeit erheben kann.

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der erste Brief an die Thessalonicher

Was es mit der »Nüchternheit« des Christen weiterhin auf sich hat, wird hier näher beschrieben. Dabei wechselt das Bild vom Wachen zum Wachposten, der zur Erfüllung seiner Aufgabe die entsprechende Ausrüstung benötigt.
Dabei erlaubt das Partizip »angezogen« eine doppelte Deutung. Es kann entweder im Sinne einer Voraussetzung verstanden werden, auf der die damit verbundene Aufforderung beruht: »Wir wollen nüchtern sein, da wir ja ausgerüstet sind mit…« Die andere Möglichkeit wäre, es mit der Mahnung zu verbinden und zu übersetzen: »Wir wollen nüchtern sein und … anziehen«.
Für die zweite Deutung spricht Röm 13,12.14, wo der mehrfache Gebrauch der Befehlsform den Akzent ausschließlich auf die Ermahnung legt. Andererseits haben gerade die vorhergehenden Verse dreimal hervorgehoben, daß die Christen Kinder des Tages sind (V. 4.5 und hier in V. 8), und damit werden sie zugleich durch Glaube, Liebe und Hoffnung bestimmt (vgl. bes. 1,3). Aus diesem Grund empfiehlt es sich, beide Aspekte bei der Auslegung zu berücksichtigen: Die Tatsache, daß die Glaubenden Christus in der Taufe angezogen haben (Gal 3,27), mit der Waffenrüstung Gottes versehen sind, bildet überhaupt erst die Grundlage dafür, daß nun gemahnt wird und gemahnt werden muß: »Ziehet an!« (Röm 13,12.14; Eph 4,24; 6,11; Kol 3,12).
»Anziehen des Panzers« und »Helm des Heils« ist Zitat aus Jes 59,17 (dort ist die Rede von Gottes »Panzer der Gerechtigkeit«). Paulus verbindet den »Brustpanzer« mit »Glaube« und »Liebe« und deutet den »Helm« als »Hoffnung auf das Heil«. Damit zeichnet er nicht nur die Trias »Glaube, Liebe, Hoffnung« in die Jesajastelle ein, sondern präzisiert zugleich, wie »Gerechtigkeit« und »Heil« im Neuen Bund zu deuten sind: Die Gerechtigkeit Gottes wird dem Menschen im Glauben zugeeignet und konkretisiert sich im »Dienst der Gerechtigkeit«, d.h. in der Liebe (Röm 6,19). Gleichzeitig ist der Glaube ausgerichtet auf das umfassende Offenbarwerden der Gerechtigkeit Gottes am Tag Jesu Christi, und daher ist der Glaubende geprägt von dieser »Hoffnung auf das Heil«. Wie in Eph 6,13–17 besteht die Ausrüstung des Christen nicht aus Angriffs –, sondern aus Schutzwaffen (zum Angriff dient in Eph 6,17 allein das Wort Gottes als »Schwert des Geistes«).
Der Zusammenhang, in dem Paulus an unserer Stelle das Bild von der Rüstung einsetzt, macht deutlich, daß der Apostel den Christen nicht als kämpfenden Soldaten (so in Eph 6,11ff; 2. Tim 2,4f.), sondern als gerüsteten und einsatzbereiten Wachmann darstellen will (vgl. V. 6). Dieser wird sich nicht schlafen legen oder dem Trunk ergeben. Dieselbe Situation wird in Offb 16,15 angesprochen: »Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.«
Festzuhalten ist, daß die Wachsamkeit eng mit der »Hoffnung auf das Heil« verbunden ist. Wo die »Geduld in der Hoffnung« (1,3) schwindet, dort gerät auch die Bedeutung der Wachsamkeit aus dem Blick. Umgekehrt richtet die lebendige und gewisse Hoffnung auf die Vollendung des von Gott begonnenen Werkes das gesamte Leben des Glaubenden auf den Tag Jesu Christi aus, macht ihn nüchtern und schützt ihn wie mit einem Helm.

Edition C Bibelkommentar

Beachten wir den deutlich militärischen Unterton des Kapitels: Die Wachen in Alarmbereitschaft (V. 6); die Ausrüstung des Soldaten (V. 8), die Führer und Vorgesetzten (V. 12); die aus dem Marschtritt geratenen (V. 14), und dann, in einer Reihe kurzer stakkatoartiger Kommandos, der Marschbefehl (V. 16-22).
Paulus war als römischer Bürger wohlvertraut mit der Erscheinung und Uniform des römischen Soldaten. Später in seinem Leben war er während seiner Gefangenschaft in Rom an einen Soldaten gekettet, wahrscheinlich einen von der Prätorianergarde (2.Tim 1,16), und hatte reichlich Zeit, jeden Teil seiner Ausrüstung zu beobachten. In seinem ganzen schriftlichen Dienst verwendet er das Bild des christlichen Soldaten und seines Kampfes gegen die satanischen Feinde. Die Metapher hier ist zweifelsohne von Jes 59,17 übernommen, wo vom Messias in Seinem arg angefeindeten Dienst gesagt wird: »Und er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm des Heils auf sein Haupt, und er zog Rachegewänder an als Kleidung und hüllte sich in Eifer wie in einen Mantel«. Der Christ wird als Soldat betrachtet, aber nicht auf dem Paradeplatz, sondern in aktivem Dienst im Krieg (2.Tim 2,3.4). Er wird ausgerüstet und besoldet von der Regierung, die ihn angeworben hat (1.Kor 9,7). Er wird auf Unternehmungen geschickt, die sein Leben aufs Spiel setzen können (Phil 2,25-27). Es gibt drei Stellen, die seine Ausrüstung erwähnen: Sie wird als »Waffen des Lichts« bezeichnet in Röm 13,12; am detailliertesten beschrieben ist sie in Eph 6,13-18, wo sie die »ganze Waffenrüstung (eigentlich .Ganzrüstung‘ oder , Vollrüstung‘, so MNT) Gottes« genannt wird. In unserer Stelle ist es die Rüstung des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung. Nur zwei Teile der Vollrüstung werden erwähnt, der Brustharnisch und der Helm. Der eine schützt Herz und lebenswichtige Organe, der andere den Kopf, den Sitz des Denkens und der Einsicht. »Die Soldaten des Heils werden durch Glaube, Hoffnung und Liebe geschützt. Ihre Rüstung ist nicht unbewährt, denn ihr Herr hat sie bereits getragen (Jes 59,17). Die äußere Oberfläche ihres Brustharnischs glänzt mit dem Glauben; das innere Futter glüht mit Liebe, und so wird das Herz sowohl geschützt als auch gewärmt. Der Helm des Heils schützt die Gedanken, denn unsere Stärke und unsere Sicherheit ist die Hoffnung auf Sein Kommen« (H. St. John).
Die Passage schließt mit einer Ermahnung zur Nüchternheit, d.h. sie betont die Notwendigkeit der Ausgewogenheit, charakterisiert durch geistliche Standfestigkeit. Nüchternheit ist die konstante Haltung derer, die ihre Geistesgegenwart auch dann bewahren, wenn sie feindlichen Angriffen ausgesetzt sind. In Eph 6 kämpft der Soldat nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Fürstentümer, gegen Gewalten, gegen geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. In diesem Fall steht der christliche Soldat in der Offensive und benötigt jede ihm zur Verfügung stehende Waffe seiner Vollrüstung. In 1.Thess ist er in der Defensive. Sein Feind ist die unterwandernde Macht der moralischen Umstände der letzten Tage. Sein Herz und sein Haupt brauchen Schutz. Die griechischen Zeitformen sprechen eine deutliche Sprache. »Nüchtern sein« steht im Präsenes, meint also eine ununterbrochene Haltung. Für »angetan« verwendet Paulus das Partizip des Aorists, was auf den ein für allemal geschehenen Akt hinweist. Wenn »angetan« im Präsens stünde, könnte es bedeuten, daß die Rüstung auch gelegentlich abgelegt werden könnte, was aber katastrophale Folgen hätte. Der Aorist macht deutlich, daß sie einmal angezogen und dann für immer anbehalten werden muß. An keiner Stelle wird ein Rückenschutz erwähnt. Der wahre Soldat zieht sich nicht zurück, sondern steht mit ununterbrochener Aufmerksamkeit dem Feind gegenüber und ist in der Lage, jeden Hieb vorauszusehen und zu parieren.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt


Gesteht daher immer wieder einander die Entgleisungen ein

Bekennet denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet; das inbrünstige Gebet (Eig Flehen) eines Gerechten vermag viel.
Elberfelder 1871 – Jakobus 5,16

Gesteht daher immer wieder einander die Entgleisungen ein und betet füreinander, sodass ihr gesund gemacht werdet!Das Bitten eines Rechtschaffenen vermag viel, wenn es sich als wirksam erweist.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Jakobus 5:16

Deshalb sprecht eure Verfehlungen offen voreinander aus und betet einer für den anderen, damit ihr Heilung erfahrt. Die Fürbitte eines gerechten Menschen kann sehr viel bewirken.
Roland Werner – Das Buch – Jakobus 5,16

Einige Verse des Kapitels hatten wir schon: 8, 11, 15 , 19-20

DER inspirierte Apostel Johannes sagte: „Bekennen wir aber unsere Sünden, so ist er treu und gerecht, daß er uns Sünden vergibt und uns rein macht von aller Ungerechtigkeit.“ (1 Johannes 1:9, AB) Bekennst du deine Sünden? Tust du es in der Weise, wie Gott es vorgesehen hat, so wie er es uns in seinem Wort gebietet? Es gibt Millionen Menschen in der Welt, die im Beichtstuhl ihre Sünden einem Priester bekennen; es gibt aber auch Millionen, die es nicht tun. Wir sollten uns indes in unserem Tun uns Lassen nicht von persönlicher Vorliebe, von Traditionen und Meinungen der Menschen leiten lassen. Ein Christ wird durch die Bibel auf dem von Gott anerkannten Weg geleitet. „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad.“ — Psalm 119:105.
Die Catholic Encyclopedia erklärt das Sündenbekenntnis oder die Beichte wie folgt: „Der Büßer bekennt seine Sünden nicht heimlich in seinem Herzen, auch nicht einem Laien, den er als Freund und Fürsprecher betrachten würde, aber auch nicht einem Vertreter der menschlichen Obrigkeit, sondern einem rechtmäßig ordinierten Priester, der die erforderliche rechtliche Vollmacht und die ‚Schlüsselgewalt‘ besitzt, d. h. die Macht der Sündenvergebung, die Christus Seiner Kirche verliehen hat.“ Als Antwort auf die Behauptung jener, die sagen, nur Gott könne Sünden vergeben, führt dieselbe Enzyklopädie folgenden Ausspruch Pacians an, des ehemaligen Bischofs von Barcelona: „Du sagst, nur Gott könne dies (Sünden vergeben) tun. Ganz richtig, doch was Er durch Seine Priester tut, geschieht durch Seine Macht.“ Und Augustinus führte die Tragweite der Sündenvergebungsgewalt eindrücklich vor Augen, wenn er sagt: „Wir sollten denen, die bestreiten, daß die Kirche Gottes die Vollmacht habe, alle Sünden zu vergeben, kein Gehör schenken.“ — Band XI, Seite 619—621.

Wachtturm 15.Februar 1958

Lehrt Jakobus 5,16, dass wir uns gegenseitig unsere Sünden bekennen sollen?
Geschrieben am 13. Februar 2018 von Ariel Ministries – WordPress Manager

Jakobus 5:16 sagt:
16 Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das wirksame Gebet eines rechtschaffenen Menschen kann viel bewirken. (NASB)
Antwort: Was die Bedeutung von Jakobus 5:16 angeht, so lehrt dieser Vers nicht pauschal, dass wir einander alle unsere Sünden bekennen sollen. Vielmehr sollte der Vers im Kontext gehalten werden, der mit Vers 14 beginnt. Hier spricht Jakobus über eine bestimmte Art von Krankheit – eine Krankheit, die das Ergebnis der göttlichen Züchtigung für eine bestimmte Sünde war. Wenn ein Gläubiger merkt, dass er wegen einer bestimmten Sünde körperlich durch Krankheit gezüchtigt wird, dann soll er die Ältesten seiner Gemeinde rufen und ihnen die Sünde bekennen, denn das Bekenntnis zeigt auch Reue. Die Ältesten wiederum sollen ihn mit Öl salben und für ihn beten. In diesen speziellen Situationen ist die Heilung garantiert.
Das Sündenbekenntnis in Vers 16 ist in diesem Zusammenhang das Bekenntnis der Sünde, die die göttliche Züchtigung ausgelöst hat, und zwar gegenüber den Ältesten der Gemeinde. Innerhalb des Kontextes werden wir also nicht ermutigt, unsere Sünden jedem zu bekennen. Das allgemeine Prinzip ist I. Johannes 1,9, das lehrt, dass wir unsere Sünden Gott allein bekennen sollen. Jakobus 5,16 spricht von einem Sonderfall, der nur im Zusammenhang mit einer Sünde gilt, die zu göttlicher Züchtigung führte.

Arnold Fruchtenbaum – Fragen und Antworten auf ariel.org

In Vers 16a fügt Jakobus hinzu: Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Wort nun verbindet die vorliegende Aussage mit der vorhergehenden. Weil Vergebung der Sünden Heilung bringt – darum, aus ebendiesem Grund, bekennt eure Sünden. Hier bezeichnet das griechische Wort für bekennen offene und vollständige Beichte. Wörtlich bedeutet es, „über eine Sache das Gleiche zu sagen“. Der Übertreter stimmt zu, alle Sünden bei eben dem Namen zu nennen, den Gott nennt; und er nennt sie Sünde. Die Ermahnung lautet: Bekennt nun einander die Sünden. Gemeint ist nicht, dass wir jede Sünde vor allen anderen bekennen sollen. Gemeint ist, den Ältesten die spezifische Sünde/Sünden zu bekennen, durch welche die Krankheit hervorgerufen wurde. Das ist ein Imperativ Präsens und zeigt, dass es zur Gewohnheit werden muss, einander die Sünden zu bekennen. In diesem Kontext bezieht sich einander jedoch auf den Kranken; er bekennt den Ältesten die Sünden, die seine Krankheit verursacht haben. Dann fügt Jakobus hinzu: und betet füreinander, tut Fürbitte. In diesem Umfeld sind es die Ältesten, die für den Kranken beten. Die Absicht: damit ihr geheilt werdet – gemeint ist „geheilt von der durch diese Sünden entstandenen Krankheit“. Das Bekenntnis und Gebet wird dann seinerseits zu geistlicher Heilung führen. Dieser Abschnitt garantiert weder Heilung in jeder Situation noch ermutigt es zur Salbung mit Öl bei jeder Krankheit. Es ist wichtig, dass jede Aussage des Jakobus in ihrem vollständigen Kontext betrachtet wird. Paulus befasst sich in 1 Korinther 11,30-32 mit derselben Situation: einer Krankheit, die an einer spezifischen Sünde lag. Wenn einem Menschen die Tatsache bewusst wird, dass er an einer durch bestimmte Sünden hervorgerufenen Krankheit leidet, dann soll er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen, um ihnen die Sünden zu bekennen. Sie wiederum werden dann für ihn beten und ihn mit Öl salben. In diesem Augenblick wird er geheilt werden. In diesem besonderen Fall ist Heilung garantiert. Wenn die Krankheit jedoch das Ergebnis menschlicher Schwäche ist, gibt es keine Garantie für Heilung. Gott entscheidet sich vielleicht, zu heilen; möglicherweise entscheidet er auch, nicht zu heilen. Wenn die Krankheit an einer bestimmten Sünde liegt und diese Schritte unternommen werden, ist das der Fall; und nur in diesem Fall ist Heilung garantiert.

Nachdem Jakobus diese Prinzipien und die Wichtigkeit des Gebets der Ältesten detailliert aufgestellt hat, liefert er in den Versen 16b-18 ein Beispiel für ein ernstliches Gebet. In Vers 16b nennt er das Prinzip: Viel vermag eines Gerechten Flehen in seiner Wirkung. Das Wort Flehen bezeichnet im Griechischen ein Bittgebet. Der Charakter des Bittstellers: Er ist ein gerechter Mensch. Bei Jakobus ist der „Gerechte“ ein Täter des Wortes. Das Gebet eines Gerechten vermag viel. Der Ausdruck vermag viel steht an betonter Stellung. Wörtlich lautet der Satz: „Viel vermag das Flehen eines Gerechten.“ Das Wort „vermag“ bedeutet, „stark zu sein“; fähig zu sein, viel zu tun; sich kräftig erweisen wie in Apostelgeschichte 19,20. Derartiges Gebet ist eine aktive Macht, die in ihrer Wirkung erstaunliche Siege erringt. Das griechische Wort für in seiner Wirkung bedeutet, „es ist energisch“. Das ist der Grund, aus dem das Gebet eines Gerechten stark ist. Es ist die Macht eines energischen Gebets.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Plötzlich gab es Krieg im Himmel. Michael und seine Engel starteten einen Angriff gegen den Drachen. Der Drache wehrte sich mit seinen dunklen Engeln. Aber er verlor den Kampf und durfte nicht länger im Himmel bleiben.

Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 12,7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus. Michael mit seinen Engeln kämpfte gegen den Drachen. Der Drache mit seinen Engeln wehrte sich;  aber er konnte nicht standhalten. Samt seinen Engeln musste er seinen Platz im Himmel räumen.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 12:7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Michael und seine Engel griffen den Drachen an. Der Drache schlug mit seinem Heer von Engeln zurück; doch sie verloren den Kampf und durften nicht länger im Himmel bleiben.
Hoffnung für Alle – Offenbarung 12,7–8

Wer ist „Michael“? Adventistische Bibelausleger sind allgemein der Auffassung, dass es sich hier um Christus handelt. In den biblischen Paralleltexten wird Michael jedoch als (Engel)Fürst“ (bzw. Völkerengel) oder „Erzengel“ vorgestellt (Dan 10,13: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“; Dan 10,21: „… und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst.“; Dan 12,1: „Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt …“; Jud 9: „Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“).

Der Kampf zwischen Michael und dem Drachen findet im Himmel statt. Dabei ist vorausgesetzt, dass „der Drache“ – also „der Teufel und Satan“ (12,9) – dort Zugang hat. Im AT tritt Satan im Himmel als Ankläger der Menschen auf (Hiob 1,6ff; 2,1ff.; Sach 3,1).

Warum es gerade jetzt zu einem „Kampf im Himmel“ kommt, wird nicht gesagt. Er steht aber im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Jesu. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass dieses Ereignis der Anlass dafür ist, den Drachen aus dem Himmel zu entfernen. „Wo … Jesus herrscht … hat der Widersacher Gottes weder Raum noch Recht.“ (Roloff, 129).

Der Kampf geht von Michael und seinen Engeln aus. Wörtlich übersetzt muss es heißen: „Michael und seine Engel waren bereit bzw. verpflichtet gegen den Drachen zu kämpfen“ (ein substantivierter Infinitiv drückt die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung aus; Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament, zur Stelle; vgl. Maier II, 45).

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Diese Verse bieten uns die Erklärung, warum es in der Mitte der Jahrwoche zu solch dramatischen Veränderungen auf der Erde kommt. Die Ursache ist die, dass im Himmel ein Kampf gefochten wird, dessen Ergebnisse auf der Erde zu spüren sind. Das Wort „Krieg“, polemos , steht hier für eine Schlacht. JND erklärt in den Anmerkungen zu seiner Bibelübersetzung den Aorist „entstand“, egeneto, wie folgt: „hat jetzt stattgefunden, hat angefangen“. Plötzlich bricht im Himmel eine Schlacht aus. Es ist möglich, dass Satan, der gesehen hat, wie die Gemeinde in den Himmel entrückt und vor den Richterstuhl des Christus gestellt wurde und nun ahnt, dass die Vereinigung der Gemeinde mit dem Herrn in der Hochzeit des Lammes bald geschehen muss, meint, dass jetzt der günstige Moment zum Angriff auf den Thron gekommen sei. Der Erfolg seiner Pläne auf der Erde – seine beiden Werkzeuge auf der Erde sind aufgekommen und die beiden Zeugen sind ermordet worden – kann ihn in seiner Illusion bestärkt haben. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass der Drache jetzt, angreift, um das Ausgießen der letzten Gerichte auf seine Werkzeuge zu verhindern. Denn er hat nicht mehr viel Zeit. Die Bibel sagt uns nicht, wer die Schlacht begann, aber die Reihenfolge der Wörter im Vers legen nahe, dass Michael auf Gottes Geheiß die Initiative ergriff, um das Universum von diesem Urheber aller Rebellion zu reinigen. Diese Sicht wird durch Daniel 12,1 gestützt, wo auf den gleichen Zeitpunkt zur Hälfte der Jahrwoche Bezug genommen wird: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit.“ Es ist gut möglich, dass angesichts des wachsenden Druckes auf das Volk Israel Michael von Gott den Auftrag zum Handeln bekommt.
Michael, dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet, wird in der Bibel fünfmal erwähnt. In Dan 10,13 wird er „einer der ersten Fürsten“ genannt, in 10,21 „euer Fürst“. In Dan 12,1 heißt er „der große Fürst“, und in Judas 1,9 „der Erzengel“ (als einziger in der Bibel). Hier ist er der Anführer einer großen Engelschar; diese steht unter seinem Befehl und sie heißen darum „seine Engel“. Gegen die himmlischen Heerscharen haben sich die feindlichen Mächte aufgestellt, die hier „der Drache und seine Engel“ genannt werden. Es entspinnt sich ein gigantisches Ringen. Das Verb „siegten nicht ob“ lässt ahnen, wie große Anstrengungen der Drache und seine Engel machten, um den Himmel zu besiegen.
Über den Ort, wo dieser Kampf stattfindet, ist viel diskutiert worden, wiewohl es hier heißt, er finde „im Himmel“ statt. Der auferstandene Herr ist „durch die Himmel gegangen“ (Heb 4,14), womit ganz klar der atmosphärische Himmel und der astronomische Himmel gemeint sind. Jetzt, da er „höher als die Himmel geworden“ ist (Heb 7,26), ist er eingegangen „in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Der dritte Himmel wird in 2.Kor 12,2-4 identifiziert als das Paradies, wo Gott ist und Christus wohnt, und wohin die von der Erde Geretteten genommen werden, um bei Christus zu sein (Lk 23,43). Das kann aber kaum der Bereich sein, in dem dieser Krieg toben wird. Er findet auch nicht „in den himmlischen Örtern“ von Eph 6 statt, denn mit dem dort beschriebenen Kampf ist etwas vollständig anderes gemeint. Die Worte Christi in Lk 10,18 beziehen sich auf den Sturz Satans von seiner Stellung als der „gesalbte Cherub“ (Hes 28,14), der so nahe bei Gottes Thron stand. Jenes Geschehen ist bereits Geschichte; es liegt irgendwo zwischen 1.Mo 2; 3. Es ist klar, dass Satan seit jenem Fall nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes wohnen kann. Es ist aber gleichzeitig deutlich, dass es gewisse himmlische Regionen gibt, zu denen Satan noch immer Zugang hat (Hi 1,6; 2,1) und wo er als der Verkläger der Brüder die Freiheit hat, seine Klagen bei Gott vorzubringen. Es ist von jener „Stätte“, aus der der Satan und seine Engel nun hinabgeworfen werden. Diese Erklärung wird durch das besitzanzeigende „ihre“ gestützt: „Auch wurde ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden.“ Es scheint, dass sie ihre besondere Stätte hatten, in der sie sich noch aufhalten durften. Es ist anzunehmen, dass sie nicht allein aus ihrer Stätte vertrieben werden, sondern dass diese Region nun für immer geschlossen wird, dass also Michael den Kosmos von allem Bösen reinigt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Und es geschah ein Kampf im Himmel. Einer der beiden Kämpfenden wird in Vers 9 auf das Genaueste vorgestellt. Dagegen verlautet von seinem Widersacher außerhalb dieses Verses nichts und auch hier nur sein Name. Darum sprechen auch wir bis zum Exkurs 10 (nadi V. 11) kommentarlos von „Michael“ . Einerseits waren Michael und seine Engel, bereit zu kämpfen, und andererseits kämpfte der Drache und seine Engel.
Dreimal enthält dieser kurze Vers „Kampf“ oder „kämpfen“. Als Folge der Inthronisation des Messias in Vers 5 tut sich Unerhörtes in den geistlichen Dimensionen. Dieser Kampf im Himmel will mit einem zweiten Kampf auf der „Erde“ in 19, 19 zusammengehalten werden. Jener Erdenkampf vervollständigt diesen Himmelskampf. Beide Kämpfe enden mit einem Satanssturz. Hier stürzt der Satan vom Himmel auf die Erde (V. 9), dort von der Erde in den Abgrund (20, 3). In beiden Fällen wird das Gericht durch einen Engel vollstreckt. Hier heißt er Michael, dort fehlt eine Nennung seines Namens. Als Folge der Inthronisation des Messias vollzieht sich also im Grunde ein Kampf, der aber in zwei Akten abläuft. Dazwischen liegt die „kleine Zeit“ von Vers 12.
Die Initiative zum Kampf geht von Michael aus. Er tritt sogleich mit Kampfabsicht auf den Plan, bereit zu kämpfen und den Drachen in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Die meisten Kommentare sagen es umgekehrt: Der Drache begibt sich, nachdem ihm der Messias entkommen war, schnaubend auf Verfolgungsjagd und stürmt den Bergungsort des Flüchtenden. Da stellt sich ihm Michael mit seinen Scharen entgegen und wehrt den „Himmelssturm“ erfolgreich ab. Satan und seine Gesellen werden auf die Erde zurückgeworfen.
Es zahlt sich für die Auslegung dieses Abschnittes aus, nichts aus den vorangegangenen Versen zu verlieren. Wir arbeiteten für die „Entrückung“ des Messias Vers 5 den Rechtshintergrund heraus: Der vom Weibe geborene Knabe gewann einen Gerichtsprozeß gegen den Drachen, der ihm als Fürst dieser Welt den außerordentlichen Rang und Platz bei Gott, nämlich seine Messianität und Gottessohnschaft und damit die Weltherrschaft streitig machen wollte. Durch die Entrückung auf Gottes Thron wird der Knabe jedoch darin bestätigt und voll gerechtfertigt. Der „Verkläger“ (V. 10) hatte unter Mißbrauch seines Verklägeramtes eine falsche Anklage vorgebracht. Nach israelitischem Recht genügte jetzt nicht allein die Rechtfertigung des unschuldig Angeklagten, sondern es mußte auch noch dem falschen Ankläger der Prozeß gemacht werden (5 Mo 19, 16–19). Ihm gebührte die gleiche Strafe, die er dem Unschuldigen gewünscht hatte. Der Drache wollte Christus seinen Platz bei Gott rauben, so verliert er seinen eigenen Platz im Himmel, nämlich seine Funktion als Ankläger (V. 8b).
Im neuen Abschnitt geht es hintergründig um einen solchen Nachfolgeprozeß. Schon darum ist in diesem zweiten Prozeß keinesfalls der Drache initiativ, sondern der bisher verklagte Messias wird zum Ankläger. Doch Michael ist sein Anwalt und Vollstrecker. Der Drache bietet alles auf, um seine Position zu behaupten: Der Drache kämpfte und seine Engel .
[8] Und er vermochte nicht zu bestehen. Dieser Ausdruck könnte durchaus einen gerichtlichen Beiklang haben und hindurchschimmern lassen, daß Johannes hinter den geschauten „Zeichen“ eines physischen Kampfes die Wirklichkeit eines Rechtsstreites wußte. In diesem Rechtsstreit vermochte der Drache nicht zu bestehen, da er seine Stellung durch die falsche Anklage des Gerechten und Heiligen hoffnungslos verspielt hatte.
Und es wurde für sie nicht mehr ein Ort im Himmel gefunden. Für immer und restlos wurde ihm die entscheidende – nicht aber die einzige! (s. u.) – Operationsbasis genommen. Nie wieder wird er im Himmel als Verkläger angenommen. Rein gar nichts kann er dort noch ausrichten. Im Himmel herrschen nur noch Gott und der mitthronende Gesalbte. Die biblische Rede von dem Ort (Bd. 1, Anm. 108), der nicht mehr aufzufinden ist, wird Hes 27 unvergeßlich anschaulich: Ein prachtvolles, stolzes Kaufmannsschiff versinkt im Meer. Die Wogen schlagen darüber zusammen und schweigen alles Gewesene tot.
Dem dreimaligen „Kampf, kämpfen“ in Vers 7 entspricht hier in Vers 9 das dreimalige „geworfen“. „Werfen“ begegnete uns schon oft in den Gerichtsvollzügen der Offb. Der Gerichtete wird vierfach, also allseitig und erschöpfend identifiziert. [9] Und es wurde geworfen der große Drache, die uralte Schlange, genannt Diabolos und Satan. Diese Sprechweise klingt wie ein Auszug aus einer Urteilsverkündigung. Zu Beginn werden die Personalien des Verurteilten, seine Herkunft und sein Tun und Lassen genau aufgeführt.
Es ist der große Drache. „Drache“ bezeichnete vor allem eine Riesenschlange, wiederum besonders die Seeschlange und das Seeungeheuer. Daran läßt der Wasserstrahl denken, den dieser Drache nach Vers 15 herausschießt. Aber die Beifügung groß übersteigert diesen Drachen gegenüber jedem natürlichen Wesen. Ein riesenhafter Riesendrache! So entsteht ein Bild für eine Größe, die alle Zoologie hinter sich läßt, nämlich für die Wirklichkeit des Satanischen.
In der Offb ist Satan der Gegner Gottes. Gern wäre er auch Gegengott, bringt es aber nicht weiter als bis zu einem „Affen Gottes“ (Luther). Wäre er Gegengott, ständen wir unter einem Dualismus zweier selbständiger Mächte. Gottes Volk hat darauf zu achten daß es Satan diese Ehre nicht antut. „Er lebt von dem Respekt, den man ihm zollt“ (Lamparter). Wir haben darum nicht an ihn zu glauben, sondern ihm zu widerstehen (1 Pt 5, 9; Jak 4, 7). Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen noch eine ausführliche Satanslehre anstreben noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen. Wohl tut ein Hinweis auf den Ausspruch Goethes gut: „Den Teufel spürt das Völkchen nicht, und wenn er sie beim Kragen hält.“ Aber wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil rein gar nichts. Das Mittelalter strotzte nur so vor Teufelsglaube und war doch so arm an Christuserkenntnis und so in Fesseln geschlagen durch Gewalt, Unrecht und Unverstand.
Auch hier verfolgen wir nur die kurze Skizzierung des Satanischen, ohne sie mit allen möglichen Gesichtspunkten und Fragestellungen auszugleichen. Der große Drache wird auch die uralte Schlange genannt. Die Schlange spielte in der Umwelt Israels eine für uns unvorstellbare Rolle. Sie war fast überall verbreitet und bekannt. Schlangenkulte sind schon aus der Zeit 4500 v. Chr. belegt. Mancherlei Umstände förderten diese Kulte: der überlegene, hypnotisierende Blick der Schlange, ihr kaum merklicher, aber tödlicher Biß, ihre Heimtücke und Schnelligkeit und ihre Dressierbarkeit.
Aber nicht nur als Verderbensmacht wurde sie empfunden. Besonders die Griechen richteten sie als Haustier ab und verehrten sie als Lebensmacht. Die Schlange ist ja besonders der Erde verbunden, lebt in Grotten und Ritzen, kriecht auf der Erde, scheint Erde zu fressen und galt als „Seele“ der Erde, als Erdgottheit. Da die Erde aber Symbol für das Mütterliche und Weibliche ist, erscheint die Schlange auf den Abbildungen der Fruchtbarkeitsgöttinnen.
Weil die Schlange häufig an Quellen haust, schien sie mit unterirdischen, verborgenen Schätzen in Verbindung zu stehen. Sie galt als hellseherisches Orakeltier. Besonders an Heil quellen verehrte man sie, verfügte sie doch nicht nur über Gift, sondern auch über Gegengift, vgl. den Hinweis auf den blühenden Asklepioskult zu 2, 13. Schließlich konnte die Beobachtung, wie sich die Schlange häutet und sich auf diese Weise zu verjüngen und zu erneuern scheint, sie zum Symbol der Wiedergeburt und des ewigen Lebens werden lassen.
Bei der allgemeinen Hochschätzung des Schlangenkultes in allen umwohnenden Völkern ist es nicht verwunderlich, wenn Israel die Schlange als Verkörperung des Heidentums ansah. Daher der entschiedene Abscheu vor Schlangen im AT. Nie diente sie als Haustier, Opfertier oder als Speise. Sie ist das widerlich Schmierige, Schillernde, Zwielichtige, Mörderische und darum das Satanische.
An unserer Stelle finden wir eine ausdrückliche Gleichsetzung mit der Paradiesesschlange von 1 Mo 3: die uralte Schlange. So alt sie ist, sie hat ihre Feindschaft gegen Gott und alles Göttliche nie vergessen.
Erst jetzt erklingt zweisprachig (Anm. 301) der eigentliche Name des Drachen und der Schlange. Wir erörtern zunächst das hebräische Wort Satan. Es bezeichnet ursprünglich völlig neutral den Opponenten. Im israelitischen Gerichtswesen hat es möglicherweise die Planstelle für einen Ankläger gegeben, der zur Rechten des Angeklagten stand (Sach 3, 1; 1 Chr 21, 1; Ps 109, 6). Mit Feindseligkeit und Bosheit hat diese gesellschaftliche Funktion noch nichts zu schaffen. Auch im Hiobbuch hat „Satan“ noch keinen bösen Beiklang. Er achtet wie ein guter Staatsanwalt darauf, daß man nicht einfach dem Augenschein traut und beantragt den Beweisgang. Teuflische Lust am Bösen liest man für ihn höchstens in den Text hinein. Er ist nicht Widersacher Gottes, sondern dient der genauen göttlichen Rechtsprechung.
Erst im Judentum wird „Satan“ zum Eigennamen für die aktiv böse Macht. Sie ist Gott und den Menschen, vor allem aber den Gerechten, feindlich gesinnt. Als Nachklang des AT bleibt bestehen, daß Satan ein von Gott abhängiges Geschöpf ist, nämlich ein Engelfürst.
Eine Zusammenfassung seines Tuns bietet das bekannte Zitat aus dem babylonischen Talmud: „Der Satan kommt herab und verführt, steigt hinauf und klagt an, nimmt Vollmacht und nimmt die Seele.“ Zunächst verführt er also zur Sünde, indem er Gott und die Sünde verharmlost und diese begehrenswert macht wie in 1 Mo 3. Sobald er den Menschen zum Sündigen gebracht hat, eilt er ins himmlische Gericht, um flammende Anklage gegen den zu erheben, den er selbst gereizt, gelockt und überredet hat. In „heiligster“ Entrüstung und unter Berufung auf Gottes Gebote fordert er Strafgerechtigkeit. Bevollmächtigt kehrt er zurück und vollstreckt die Strafe, indem er den Sünder tötet. So hat er sein Ziel erreicht: den Tod des Menschen, den Gott doch zum Leben geschaffen hat.
Nach jüdischer Lehre fungiert vor dem himmlischen Gericht aber auch ein Verteidiger Israels, nämlich der Erzengel Michael. Er trägt die Tugenden der Juden vor Gottes Thron. Er kann auch den Satan abweisen. Aber von Fall zu Fall steigt dieser immer wieder herauf, um frisch verführte Opfer anzuklagen und Vollmacht über sie zu gewinnen.
Als Verführer arbeitet der Satan also mit Lüge und als Vollstrecker mit Gewalt, aber als Verkläger arbeitet er mit Wahrheit. Kein Gewaltsystem verachtet eine gewisse Rechtlichkeit. Jede Lüge, die Erfolg haben will, bedarf einer Prise Wahrheit. Darum liegt die wesentliche Macht Satans in seiner mittleren Funktion begründet. Nirgendwo ist er so satanisch wie gerade in seiner Anklage, wo er vollmächtig von Gott scheidet und die Schuldwand zwischen Gott und Sünder himmelhoch emporzieht.
Haben Jesus und die Apostel diese jüdischen Anschauungen einfach übernommen? Nach dem Evangelium ist die furchtbare Verklägerfunktion Satans gelöscht. Das bedeutet die Lehre vom Satanssturz. Seine wesentliche Kraft ist gebrochen. Darauf bezieht sich in Vers 9 das jubelnde, dreimalige „gestürzt, gestürzt, gestürzt!“ Zwar geht er weiter als Lügner und Mörder um, doch die Rechtsposition ist ihm genommen. Er stürzte in die Illegalität. Sein Reich ist darum ohne Bestand.
Die grie Bezeichnung Diabolos wird gern mit „Durcheinanderbringer“ wiedergegeben. Er schafft in einer Gemeinschaft durch Verleumdung und Streitsucht Mißverständnisse und liebt das Chaos. Vielleicht wäre auch die Wiedergabe durch „Auseinanderbringer“ angebracht. Er bringt Gott und Menschen auseinander. Aber das Wort ist als Übersetzung von „Satan“ in die Bibel gekommen und also deckungsgleich aufzufassen.

Wuppertaler Studienbibel

Nach einer alten jüdischen Auslegung sind Michael und Gabriel die Höchsten, die zur Rechten und Linken Gottes stehen (Hiob 25,2). Michael heißt: Wer ist wie Gott? Eine alte Geschichte erzählt, daß, als Satan (Luzifer, Jesaja 14,12), einer der ersten drei der sieben Engelfürsten, von Gott abfiel, um wie Gott zu werden (1 Mose 3,5), Michael ihm und denen, die ihm folgten, mahnend zurief: „Wer ist wie Gott?“ Da scharten sich um ihn und um diese seine heilige Losung alle treu gebliebenen Engel. Und das Bekenntnis seines Mundes blieb fortan sein Name.
Diese ist „der vornehmsten Fürsten einer“. Es gibt auch weniger vornehme Engelsfürsten. , z. B. der Fürst des Königreichs im Perserland (Daniel 10,13. 14). Vielleicht hat so jedes der siebzig Völker seinen Elohim, seinen Engelfürsten und Herrn?
Vgl. Daniel 10,21; 2 Thessalonicher 2,7; 1 Korinther 8,5; 1 Mose 10; 11,7
Aber über alle ist Der, „dessen Rede ist wie Volksgetümmel“ (Daniel 10,6). „Der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht“, hielt mit unantastbarer Hoheit Wache am Leichnam Mosis. Er ist Fürst über Israel auf Erden und über viele Engel im Himmel, mit denen er ernst den Drachen und seine Engel endgültig überwinden wird.
(Daniel 10,13. 21; 12,1; Judas 9; Offenbarung 12,7-9)
Wer ist „der Fürst über das Heer des Herrn“? (Josua 5,13-15)

Carl August Flügge – Bibelarbeiten aus Der Bibelforscher

In Vers 7 unseres Kapitels wird eine andere überraschende Sache vor unsere Blicke gebracht: ein Kampf in dem Himmel. Dies mag ein erstaunlicher Gedanke sein für solche, die sich den Himmel nur als einen Ort der Ruhe und Glückseligkeit vorstellen, und für die abgeschiedenen Heiligen Gottes ist er auch ein solcher, denn ausheimisch von dem Leibe bedeutet einheimisch bei dem Herrn zu sein, in dessen Gegenwart Fülle von Freude ist. Aber was die Himmel selbst betrifft, zeigt uns die Schrift, dass sie in den Augen Gottes nicht rein sind, weil Satan und seine Engel Zugang haben zu den himmlischen Örtern. Epheser 6 zeigt uns, dass der geistliche Kampf des Gläubigen in den himmlischen Örtern ist. Das Buch Hiob zeigt uns, dass, wenn die Engel kommen, um sich vor Gott zu stellen, auch Satan in ihrer Mitte kommt als der Verkläger Hiobs. Hier in Offenbarung 12 wird uns gezeigt, dass dieser Kampf in dem Himmel von dem Eingreifen Gottes zugunsten Seines Volkes Israel redet. Michael wird in der Epistel des Judas der Erzengel genannt, der Oberste der Engel,
In Daniel 10 wird Michael gezeigt, wie er die Sache des irdischen Volkes Gottes unterstützt, während Daniel 12,1 ihn deutlich nennt: „der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht“, und das besonders in der großen Drangsalszeit, die als zukünftiges Teil des Volkes Gottes angekündigt ist. Michael hat zahllose Scharen von Engeln unter seinem Befehl. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 26, 53: „Meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?“ Doch auch Satan hat seine Scharen böser Geister, die ihm folgen. In Judas lesen wir, dass Michael nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn zu fallen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Aber hier in Offenbarung 12 lesen wir, dass Michael und seine Engel mit dem Drachen kämpften, und dass auch der Drache kämpfte und seine Engel. Es ist die letzte und größte Anstrengung von Seiten Satans, seinen Platz im Himmel zu behaupten, aber es ist ein hoffnungsloser Kampf für ihn, denn die Schrift versichert uns, dass sie nicht obsiegten und auch ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden wurde. Von dem großen Drachen lesen wir schon in Kapitel 11, aber hier wird ausdrücklich gesagt, dass es Satan selbst ist. Er ist die alte Schlange, oder, wie J.N.D. es ausgedrückt hat, die Schlange von alters her. Dieser Vers in Verbindung mit 2 Korinther 11,3 macht es klar, dass mit der Schlange Satan selbst gemeint ist, in der geschickten Verschmitztheit, durch welche er zu täuschen sucht. Es wird auch von ihm gesprochen als dem Teufel, dem Widersacher, Er wird als ein Engel des Lichts gesehen, wenn er zu täuschen sucht, aber auch als ein brüllender Löwe, der da sucht, welche er verschlinge. Hier wird er als der gesehen, der die ganze Welt zu betrügen sucht. Jetzt kommt für ihn die Zeit, wo er aus dem Himmel geworfen wird und alle seine Engel mit ihm.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

In der Mitte der Trübsal, während der Krieg auf der Erde zwischen dem Antichristen und den zehn Königen ausbricht, bricht auch ein Krieg in den atmosphärischen Himmeln aus (V. 7). Der Konflikt findet zwischen dem Erzengel Michael und seinen Truppen und dem Erzfeind Satan und seinen Truppen statt. Michael siegt, und Satan und seine Helfer werden aus den atmosphärischen Himmeln vertrieben und auf der Erde eingesperrt (V. 8-9). Fünf Namen werden dem Satan gegeben, die alle seine Person und sein Wirken beschreiben. In „der große Drache“ wird seine Grimmigkeit und Grausamkeit gesehen. „Die alte Schlange“ verweist auf den Garten Eden, wo der Mensch aufgrund der Versuchung durch Satan fiel und Sünde und Tod in die menschliche Erfahrung brachte. Die große Trübsal ist ein Gericht über die Sünde des Menschen. In dem Wort „Teufel“ wird Satan als der Ankläger aller Kinder Gottes betrachtet. „Satan“ bedeutet „Widersacher“, und in diesem Namen wird er als der Gegner von Gottes Programm gesehen. Als „der Verführer“ wird er als der große Meisterfälscher bezeichnet, der versucht, Auserwählte und Nichterwählte gleichermaßen zu täuschen.
Die Gefangenschaft Satans auf der Erde hat zwei Folgen. Erstens wird ihm der Zugang zum Himmel verwehrt, und er kann nicht mehr vor dem Thron Gottes stehen und die Geschwister anklagen. Darüber freut sich der Himmel (V. 10-12a). Zweitens: Satan ist jetzt voller Zorn (V. 12b). Sein Zorn rührt daher, dass er weiß, dass seine Zeit kurz ist, nämlich 3½ Jahre. Wegen des Zorns Satans ist es „wehe der Erde“. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt für das Verständnis dessen, was in der mittleren und zweiten Hälfte der Trübsal geschieht. Die volle Bedeutung wird später in dieser Studie deutlich werden.

Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020

Noch immer zur Führung Israels sprechend, fuhr Jeschua fort: „Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr sagen werdet: Gesegnet der, der im Namen des Herrn kommt (Matthäus 23,39). Mit dieser offiziellen messianischen Begrüßung, die auf Psalm 118,26 basiert, stellte Jeschua die Vorbedingung für das zweite Kommen auf: Er wird nicht zurückkehren, bis die jüdischen Führer Ihn bitten, zurückzukommen. So wie die jüdischen Führer einst die Nation dazu brachten, Ihn abzulehnen, muss ein Tag kommen, an dem sie die Nation dazu bringen, Ihn anzunehmen.

Dies wiederum liefert die theologische Grundlage für den Antisemitismus. Satan hat einen speziellen Krieg gegen die Juden im Allgemeinen, aber im Besonderen gegen die messianischen Juden geführt, führt ihn noch und wird ihn auch führen. Satan weiß, dass seine Karriere zu Ende sein wird, wenn der Messias auf Wunsch des jüdischen Volkes wiederkommt. Wenn es ihm gelingen würde, die Juden zu vernichten, bevor sie um seine Rückkehr bitten, dann wird Jeschua nicht wiederkommen und Satans „Karriere“ ist für immer gesichert. Dies erklärt die Motivation für den unerbittlichen Krieg des Teufels gegen die Juden, der sich in den Kreuzzügen, den russischen Pogromen, dem Nazi-Holocaust usw. zeigt. Sobald Satan in der Trübsal auf der Erde gefangen ist (Offenbarung 12:7-17), wird er, da er weiß, dass seine Zeit kurz ist, all seine Energie darauf verwenden, die Juden ein für allemal zu vernichten. Antisemitismus in jeder Form, aktiv oder passiv, ob politisch, national, rassisch, ethnisch, sozial, religiös, theologisch oder anderweitig, ist Teil der satanischen Strategie, das zweite Kommen zu verhindern.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Dan 12,1 ist Michael zwar zum Schutz Israels bestellt, aber vom Teufel ist noch keine Spur zu sehen (»In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen eines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein …«). Noch in den Dorfkirchen der Uckermark findet sich an der Nordseite außen nicht selten eine Nische mit dem Erzengel Michael, der das Heilige schützt (z. B. in Kleinow Kr. Perleberg).
Zum einschlägigen Material gehört auch TestXII Dan 6, 2 f.: »Tretet heran zu Gott und zu dem Engel, der bittend eintritt für euch, und dieser ist als Mittler zwischen Gott und den Menschen für den Frieden Israels gegenüber dem Reich des Feindes aufgestellt (vgl. Lk 11,18 f.: Satan … sein Reich). Deswegen eifert der Teufel darum, die zu Fall zu bringen, die den Herrn anrufen. Denn er weiß, dass an dem Tag, da Israel zum Glauben kommt, das Reich des Feindes sein Ende finden wird.« Der fürbittend für Israel eintretende Engel ist üblicherweise Michael. Später besiegt Michael stets den Antichrist (PCiStB Nr. 1917 victor).
Nicolaus Cusanus, Sermon CCX vom 7. 12. 1455 (Brixen) geht aus von einem Kampf auf zwei Ebenen: Der Kampf im Himmel wird geführt von der Weisheit Gottes (!) gegen Luzifer. Der Kampf auf Erden wird geführt von Christus gegen den Antichrist.

■ Auf Michael bezieht sich 1 QM 17, 5–7: »Heute ist seine Zeit (sc. die des Gottes Israels), niederzuzwingen und zu erniedrigen den Fürsten der Herrschaft des Frevels und Er sendet ewige Hilfe dem Los seiner Erlösung durch die Macht des prachtvollen Engels für Michaels Herrschaft … in ewigem Licht.«
■ Thomas-Apk (lat), S. 274 beschreibt in 12,7 den Krieg der Engel untereinander, vgl. S. 434.
■ (Gregorius Magn.) In Evang Hom II, 34, 9: Michael/Drache ist der Kampf gegen den Stolz (Gott ähnlich zu sein).
■ Zu 12,7.9: Nach Meinung Alkuins (9. Jh.) beschreibt Johannes in Apk 12 nicht ein einmaliges und gänzlich abgeschlossenes Geschehen, vielmehr ist Satan noch immer der Ankläger, und sein Sturz geschieht täglich und ist täglich notwendig. Kommentar: Da die Apk ohnehin unsere geltenden Vorstellungen von Geschehensein und Zukunft »frei« behandelt, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass Alkuin Teile unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit richtig deutet. – Nach Oecumenius, Komm. und Hippolyt, Danielkommentar III, 12, 3 beziehen sich die Worte des Apokalyptikers Johannes auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Doch ähnlich wie in der paulinischen Theologie ist wohl wichtig, dass das Entscheidende schon geschehen ist, so dass die Christenheit schon »über den Berg« gelangt ist. Ähnlich wie Alkuin 12,7.9 streng auf die Gegenwart der Kirche deutet, sieht er auch nach 12,6 in dem von Gott bereiteten Ort, an den die Kirche flieht, etwas gegenwärtig Aktuelles, denn er möchte nicht an eine körperliche Flucht denken, sondern an einen spiritualis ascensus (geistlichen Aufstieg). Diese Deutung ist m. E. eine Überstrapazierung sämtlicher Aussagen über Flucht und Wüste in Kap. 12.
■ Cantabr (10. Jh.): Michael und seine Engel: Christus und die Heiligen (Hinweis auf Hiob).
■ Ps-Ephraem-Apk (syr), S. 202: Die göttliche Gerechtigkeit ruft Michael. (204) Gottes Gerechtigkeit erhebt sich und zerstört das Römerreich.
■ Petrus-Apk (karschun), S. 244: Michael als Retter der Endzeit wird geschickt. S. 277: Michael als Kriegsführer stößt nur einen Schrei aus, und das genügt.
■ Ps-Beda, De temporum ratione: Percusso autem illo perditionis filio sive ab ipso Domino sive a Michaele … [Wenn aber der Sohn des Verderbens durchbohrt ist, sei es vom Herrn selbst, sei es von Michael …].
■ Berengaudus S. 961: Michael bedeutet Christus.
■ Der geistlich Mantel unser lieben Frauen (unpubl. mhd. Handschrift um 1475): Michael »Fürst der engelschlichen Ritterschaft«, dem gestattet sei, »das guldi fenli des ewigen Triumph vor allen himmlischen Heer« zu tragen. Da er auf Bergen verehrt wird: auf Bergen beten. Der Mantel ist belegt mit »geschlagenen untz gold«, »das kepli … an dissem Mantel ist von ainem edlen stain, haist ametistus, der jst vyol farb und als die rosen gibt er ainen schin«, der Mantelverschluss ist von »buliertem erhabnem gold«, umgeben von Bildern, darunter »ain luter guldis lernli tragent ain für rots fenli«: Saphir, grüner Smaragd, Amethyst, Rubin, Carfunckel (Granat), roter Jacinth, weißer Asteric, Topas, Chrysolith, Andrea.
■ Ps-Bonaventura, Sp. 544 (seine Engel): Gabriel und Raphael. Der Teufel dagegen kämpft mit (dem) Elefanten, daran zeigt sich seine Stärke.
■ Kommentar: Die zahlreichen Nennungen des hl. Erzengels Michael (auch auf Glocken etc.) weisen auf eine bestimmte Lücke in der christlichen Verkündigung: Wer besiegt das je gegenwärtige Böse? Was manche Kommentatoren zu Apk 12 angemerkt haben, gilt auch allgemeiner: Wie ist es um die soteriologische Rolle Jesu Christi im Alltag bestellt?

KLaus Berger – Die Apokalypse des Johannes

Trotz der Bedeutsamkeit der Vorgänge behält Johannes seinen knappen Stil bei: Und es kam zu einem Krieg im Himmel (Καὶ ἐγένετο πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [Kai egeneto polemos en to urano]), V. 7. Die Satzkonstruktion ist hier so ungewöhnlich, dass Bousset „eine völlig irreguläre Konstruktion“ annahm. Düsterdieck schlug wegen dieser Schwierigkeiten vor, die Worte πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [polemos en to urano] (Krieg im Himmel) zu streichen. Er konnte für seine Konjektur freilich nicht eine einzige Handschrift anführen, sie war also ein reiner Verzweiflungsschritt. Ganz ungewöhnlich ist übrigens die Satzkonstruktion in V. 1 nicht, wenn man mit Blass-Debrunner zweierlei in Rechnung stellt: a) die Neigung des Verfassers, „den Nom. statt anderer Kasus zu gebrauchen“. So kommt es zur Fortsetzung ὁ Μιχαὴλ [ho Michael] nach οὐρανῷ [urano]. b) Die auch in der LXX vorkommende Konstruktion mit τοῦ [tu] vertritt den hebräischen Inf. cstr. mit לְ [le]. Sie drückt „die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung“ aus. So kommt es zu der Fortsetzung τοῦ πολεμῆσαι [tu polemesai] usw. Wir sollten also in V. 1 bei dem jetzt von Nestle-Aland abgedruckten Text bleiben.
Wieso es gerade jetzt zu einem Krieg im Himmel kam, wird nicht näher erläutert. Wir können nur aus dem Zusammenhang schließen, dass der Drache durch die Geburt und Entrückung des Messias (12,4–6) aufs Äußerste erregt war und auch aufs Äußerste gehen wollte, um den Fortgang des Heils zu verhindern. Sonst hätte er sich unmöglich auf einen Krieg im Himmel eingelassen. Begonnen hat er diesen Krieg freilich nicht.
ἐγένετο [egeneto] sollte man nicht mit „entbrannte“mübersetzen, sondern bei der Wortbedeutung „es geschah“, „es entstand“, „es kam zu“ (= hebr. וַיְהִי [wajehi]) bleiben. So viel Widerstand, dass ein Kampf „entbrannte“, war dem Drachen gar nicht möglich.
Dass im Himmel ein Krieg sein soll, ist für uns befremdlich. Himmel und Krieg passen in der postmodernen Romantik nicht zusammen. Bousset wollte 2Makk 5,2f und Josephus B. J. VI, 296ff zur Erklärung heranziehen. Aber dort ist nur von Erscheinungen „am Himmel“ (sky) und nicht von einem Krieg „im Himmel“ (heaven) die Rede. Auch Ass Mo 10,1ff taugt hier nicht, weil hier nur die Geisterwelt angerufen wird. Viel näher liegen biblische Stellen wie Sach 3,2; Dan 10,13.20f; 12,1; Jud 9, die zeigen, dass die Engelwelt in die Kämpfe des Gottesvolkes hineingezogen ist. Schlatter wollte Jes 27,1 als Erklärungsbasis heranziehen. Aber in Jes 27,1 ist es Jahwe selbst, der zum Schwert greift, sodass diese Stelle nur eine sehr entfernte Parallele darstellt. Die genannten biblischen Stellen spiegeln sich übrigens auch in der Qumranliteratur, sodass wir dort ebenfalls Parallelen zu Offb 12,7 finden (vgl. 1QM IX, 15; XVII, 5ff). Alle Parallelen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vorgang in Offb 12,7 einzigartig ist. Denn hier wird der Himmel, der Ort des Heiligen, entweiht und gespalten durch den Kampf der Engelheere. Man versteht von da aus, warum „selbst die Himmel nicht rein sind vor“ Gott (Hiob 15,15; vgl. 4,18; 25,5).
Im Folgenden nennt V. 7 die Gegner: Michael und seine Engel (ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho Michael kai hoi anggeloi autu]) und der Drache und seine Engel (ὁ δράκων καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho drakon kai hoi anggeloi autu]).
Michael, hebr. מִיכָאֵל [michael], ist niemand anders als der aus dem AT und dem frühen Judentum, aber auch dem NT wohlbekannte Engelfürst (vgl. Dan 10,13.21; 12,1; Jud 9; ä Hen 9,1; 10,11; 20,5; 24,6; 40,9; 68,2; 69,14ff; 1QM XVII, 6ff). Zwar gibt es auch den menschlichen Personennamen Michael (Num 13,13 u. ö.), aber hier kann kein Zweifel sein, dass der Engel Michael gemeint ist. „Michael“ heißt: „Wer ist wie Gott?“ Seine Persönlichkeit tritt also ganz hinter seinem Zeugnis zurück. Im Danielbuch wird er „Fürst“ (שַׂר [sar]) genannt, in Jud 9 „Erzengel“ (ἀρχάγγελος [archanggelos]). Außer Michael findet sich im AT nur noch „Gabriel“ als Engelname (Dan 8,16; 9,21), ebenso im NT (Lk 1,19.26), hinzu kommt in den Apokryphen „Rafael“ (Tobit 3,17; 12,15). Vermutlich hat Hadorn recht mit seiner Annahme, dass Johannes nur deshalb in Offb 12,7 ausnahmsweise einen Engelnamen nennt, „weil dieser Name in der Schrift bezeugt ist“. Sonst befleißigt sich Johannes den Engeln gegenüber äußerster Zurückhaltung. Ein Engelkult wird in der Offenbarung ebenso schroff abgelehnt wie im übrigen NT (vgl. Offb 22,8f; Röm 8,38; 1Kor 6,3; Gal 1,8; Kol 2,18).
Neben Michael stellt Johannes seine Engel. Das erstaunt. Denn es können ja nur Gottes Engel sein. Sein drückt also kein Besitzverhältnis aus, sondern nur die Zugehörigkeit: Es sind die zu Michael gehörenden, an seiner Seite kämpfenden Engel. Ein Name fällt hier nicht mehr. Allerdings ist klar, dass Michael dieses Heer der guten Engel Gottes anführt. Spätestens jetzt ergibt sich eine weitere wichtige Beziehung: „Michael und seine Engel“ treten wie in Dan 10,13; 10,20f; 12,1 für das Volk Gottes = die Gemeinde ein. Deshalb heißt Jahwe auch „Jahwe Zebaoth“ = „Jahwe der Heerscharen“.
Wir wenden uns der Gegenseite zu. Hier stehen der Drache und seine Engel. Der Drache (δράκων [drakon]) erhält keinen Namen. In V. 9 aber wird er identifiziert. Seine Engel bedeutet: Es gibt ein Engelheer, das von Gott abgefallen ist und jetzt seinem Anführer, dem Drachen, anhängt. Auch Jesus spricht in Mt 25,41 vom „Teufel und seinen Engeln“. Vgl. zum Abfall einer unbekannten Zahl von Engeln Gen 6,1ff; Hiob 1,6ff; 2,1ff; 4,18; 15,15; 25,5; Jes 14,12ff; Sach 3,1ff; 1Kor 6,3; 2Kor 12,7; 2Petr 2,4; Jud 1,6ff. Es zieht sich ein tiefer Riss durch die unsichtbare Welt.
Kein Zweifel: Michael und sein Heer beginnen diesen Krieg im Himmel. Denn dort, wo wir übersetzten: kämpften mit dem Drachen, ist der Sinn zugleich: „Sie mussten mit dem Drachen kämpfen“. Letzten Endes geht es also um einen Krieg auf Anordnung und im Auftrag Gottes. Sein Ziel ist eine erste Reinigung des Himmels, darüber hinaus aber auch die Verweisung des Drachen in seine Grenzen. Wenn Bousset schreibt, in Offb 12,7 begegne uns die „Vorstellung, dass der Drache hier mit Gewalt den Himmel zu stürmen sucht“, dann stellt er die Verhältnisse auf den Kopf. Das wird in der Fortsetzung noch deutlicher.
Noch einmal sei das Erstaunliche unterstrichen: Der Drache nimmt den Kampf an: Und auch der Drache kämpfte und seine Engel. Welche Vermessenheit!
Allerdings hatte schon in Offb 11,7 „das Tier aus dem Abgrund“ mit der christlichen Gemeinde in Gestalt der zwei Zeugen gekämpft und sie besiegt. Und auch in Jud 9 wagt sich der Drache = Teufel in einen Streit mit Michael. Sehr vorsichtig kann man vermuten, dass der Drache seine Sache noch nicht verloren gibt, solange er es mit „untergeordneten“ Wesen zu tun hat: mit der Gemeinde, mit anderen Engeln, mit dem Mensch gewordenen und „niedrigen“ Gottessohn (vgl. Joh 14,30).
Aber gerade dadurch fällt Licht auf einen elementaren Umstand: Nicht Christus, nicht „der Erhöhte selbst tritt hier … in Aktion“, geschweige denn Gott der Vater. Sondern nur ein Engel, wie es der Drache selbst ja ist: nur Michael. Das genügt.
Der knappen Art des Johannes entspricht es, auch das Resultat des Krieges so knapp wie möglich zu formulieren: aber sie (= der Drache und seine Engel) konnten nicht standhalten, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (V. 8).
In den Handschriften gibt es zwei ernsthafte Möglichkeiten beim dritten Wort des Verses: ἴσχυσεν [ischysen] oder ἴσχυσαν [ischysan]. Die beiden sonst verlässlichsten Textzeugen, A und C211, sind hier gespalten. Da nach dem vorausgehenden ἐπολέμησεν [epolemesen] eine Änderung in ἴσχυσεν [ischysen] leichter denkbar ist, wird wohl ἴσχυσαν [ischysan] (= sie konnten standhalten) als lectio difficilior vorzuziehen sein. Das griechische οὐδέ [ude] bedeutet „auch nicht“, „nicht einmal“.
ἰσχύω [ischyo] geht auf hebr./aram. יכל [jachal] zurück. יכל [jachal] hat wie ἰσχύω [ischyo] die Bedeutungen „können; vermögen; gelingen; überlegen sein; siegen; fassen; ertragen; aushalten (können)“. In Offb 12,8 liegt die gesamte Bandbreite vor. Vom Kontext her empfiehlt sich nicht standhalten können. Uns scheint, dass Offb 12,8 in bewusstem Gegensatz zu Dan 7,21 formuliert ist, wo es heißt: „Und dieses Horn führte Krieg mit den Heiligen und besiegte sie“ (וְיָכְלָה לְהוֹן [wejochlah lehon]). Das „Horn“ = der Antichrist siegt also (vgl. Offb 13,7). Der Drache aber mit seinem Engelheer siegt nicht! In „sie konnten nicht standhalten“ steckt vielleicht mehr als die trockene Notiz über eine Niederlage. Nicht einmal ein Teilsieg, nicht einmal ein echter Kampf ist dem Drachen möglich. Er hat schlichtweg nichts aufzubieten gegen einen Michael, der durch Gottes Gerechtigkeit den Kampf führt (vgl. Eph 6,11ff; 2Thess 2,8; Offb 19,15). Überhaupt darf man sich bei diesen himmlischen Kämpfen nicht an irdischen Schlachtenbildern und materialistischen Vorstellungen orientieren.
Der folgende Satz und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (οὐδὲ τόπος εὑρέθη αὐτῶν ἔτι ἐν τῷ οὐρανῷ [ude topos heurethe auton eti en to urano]) hat viele Diskussionen ausgelöst. Er markiert zunächst den Gipfel der Niederlage: Der Drache und sein Heer verlieren nicht nur den Kampf, sondern auch die Heimstätte. Im Gegensatz zur Frau, die nach V. 6 „einen Ort (τόπον) hat, der von Gott vorbereitet ist“, haben sie jetzt „im Himmel“ keinen Ort (τόπος), keine Stätte mehr. In Helmut Kösters Worten: „Nur wer seinen Platz hat, kann wirklich bestehen.“ Hier kündigt sich das Ende des Drachen und damit das Ende alles Bösen an.
Hatten demnach der Drache und seine Engel vorher einen „Ort“, genauer: Aufenthaltsberechtigung und Wohnort im Himmel? Gerade da setzt die Diskussion an. Man kann die gestellte Frage aber nur bejahen, trotz aller Rätsel, die sie mit sich bringt. Schon im AT ist klar erkennbar, dass der Teufel = Satan und Drache zusammen mit den anderen Engeln „im Himmel“ weilt (Hiob 1,6ff; 2,1ff; Sach 3,1ff, andeutungsweise auch Jes 14,12ff). Jesus vertritt dieselbe Sicht (Lk 10,18). Dann aber ist der Schluss unausweichlich, dass der „Drache“ ehemals ein guter Engel Gottes war, wie die anderen Engel von Gott geschaffen, vermutlich sogar ein hochgestellter Engel, der aber von Gott abfiel, weil er selbst wie Gott sein wollte (vgl. Jes 14,14; Gen 3,5). Als solcher genoss er aus Gottes unergründlicher Liebe noch lange ein Zutritts- und Aufenthaltsrecht im Himmel. Wenn ihm verschiedene Forscher aber einen Wohnort „im untersten Himmel“ zugewiesen haben, so ist das reine Spekulation.

Gerhadt Maier – Die Offenbarung des Johannes