Höre nun, Herr, wie sie uns drohen! Gib uns, deinen Dienern und Dienerinnen, die Kraft, deine Botschaft mutig und offen zu verkünden! Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostelgeschichte 4,29
Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, (O. Sklaven) dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit, Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 4:29
Und jetzt, Herr, schau doch auf ihre Drohgebärden und gib deinen Dienern, dass sie mit großer Zuversicht deine Botschaft weitersagen können! Roland Werner – Das Buch – 2009 – Apg 4,29
Höre nun, Herr, wie sie uns drohen, und hilf uns als deinen Dienern, furchtlos und unerschrocken deine Botschaft zu verkünden. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Apg 4:29
Die Übersetzung des Versanfangs in EÜ mit „Doch jetzt“ verdunkelt den logischen Gedankenschritt.149 Die Überzeugung, dass Gott den Lauf der Dinge lenken kann und will, ermutigt zum Bittgebet, zunächst um Gottes Aufmerksamkeit. Dahinter steht die Erinnerung daran, dass am Anfang der Befreiung Israels aus Zwangsarbeit und drohendem Genozid das Hinschauen Gottes stand (vgl. 7,34; Ex 2,25; 3,7.9; Dtn 26,7). Darauf folgt hier aber keine Bitte um Bewahrung vor weiteren Repressalien, sondern um die Gabe der inneren „Enthemmung“ im Zeugnis von Jesus wie in den bisherigen Auftritten vor der Öffentlichkeit und der Behörde.
Theologischer Kommentar zum Neuen Testament
Ganz unbefangen konnten die ersten Christen die Psalmworte Davids (!) in ihre Tage herübernehmen. »Wozu brüsten sich die Heiden, und die Völker kümmern sich um Leeres? Die Könige der Erde treten auf, und die Herrschenden tun sich zusammen gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten« (V. 25b–26). Sicher dachte David an sich selbst, den gesalbten König Israels. Nun aber ist Jesus der Christus, der Gesalbte Gottes, und nun haben sich Juden (Herodes) und Heiden (Pilatus) »in dieser Stadt« zusammengetan (V. 27). Wozu? In ihren Herzen sicher, um den unliebsamen Mahner Jesus und seine Anhänger auszurotten; in Wirklichkeit aber, »um auszuführen, was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt hat« (V. 28). Jetzt hat die Gemeinde verstanden, »daß Christus leiden mußte« (Lk 24,26), und jetzt sieht sie die Notwendigkeit, daß es weitergeht mit der Verkündigung der Botschaft von Jesus. Beschämend für uns ist, daß hier nicht um Schutz vor der Hand der Gegner gebetet wird, sondern: »gib deinen Knechten, mit völliger Redefreiheit dein Wort zu verkündigen, indem du deine Hand ausstreckst und Heilung, Zeichen und Wunder geschehen läßt« (V. 29f.). Nicht das Wohlergehen der Apostel steht im Mittelpunkt, sondern der Erfolg ihrer Botschaft.
Edition C Bibelkommentar
Darum kann nach dieser Anrede die eigentliche Bitte nun wunderbar selbstlos und kühn sein. Kein Wort fällt von der Bestrafung der Feinde; kein Wort von Bewahrung und Schutz für das bedrängte Häuflein. „Und nun, Herr, sieh auf ihre Drohungen.“ Das ist genug. Für die Gemeinde aber ist der heiße Wunsch nur der: „Gib deinen Knechten mit allem Freimut zu reden dein Wort.“ Nicht auf uns und unsere „Haltung“ können wir bauen. Wir sind schnell am Ende. Petrus mag daran gedacht haben, wohin er mit seinem „und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen“ gekommen ist. Es ist Gottes Gabe, wenn wir in bedrohten Lagen furchtlos und sachlich die Botschaft weiter ausrichten.
Wuppertaler Studienbibel
Sodann hat Gott durch den zweiten Psalm, den Aufruhr der Völker und Fürsten gegen ihn und seinen Gesalbten zum voraus kundgetan, ihnen aber auch zum voraus das Urteil gesprochen. Was sie beginnen, zerfällt, wenn sie sich gegen den Christus erheben; denn der im Himmel sitzt, lacht. Das zeigt der Gemeinde ihren Weg; die Schrift spendete ihr auch in dieser Lage Trost und Mut. Sie hielt Gott die Gefahr ihrer Lage ernstlich vor. In Jerusalem ist geschehen, was der Psalm sagt: Fürsten und Völker sind gegen Christus eins geworden, Pilatus und Herodes, die bei der Kreuzigung Jesu mitwirkten und auch jetzt wieder bereit sind, den Beschlüssen des Rats zur Ausführung zu helfen, die Heiden, die von vornherein Gottes Wort verwerfen, und die Scharen der Völker Israels, die dem Rat und den Priestern anhängen. Neben ihnen ist die Gemeinde ein kleines Häuflein, das bald erdrückt sein wird; sie bewahrt aber den Glaubensstand. Nichts geschieht auch durch die Widersacher Jesu als Gottes Wille. Wie dies bei seiner Kreuzigung geschah, so wird es auch jetzt bei der Verfolgung der Christenheit wieder geschehen. Daran, daß die Gemeinde an Gottes Regierung glaubte, gewann sie die Ergebung, die alles hinzunehmen vermag, was ihr Gott gibt, Tod oder Leben, Verfolgung oder Frieden, und nun baut sie auf die Ergebung ihre Bitten auf. Sie darf mehr als ihren Willen stillen zur Unterwerfung unter Gottes Willen, sie darf bitten. 4,29. 30: Und jetzt, Herr, siehe auf ihre Drohungen, und gib deinen Knechten, daß sie mit voller Freudigkeit dein Wort sagen, indem du die Hand zur Heilung ausstreckst und Zeichen und Wunder durch den Namen deines heiligen Knechts Jesu geschehen. Zart, dem göttlichen Gericht nicht vorgreifend, wird ausgesprochen, was Gott mit den Verfolgern tun soll. Die Gemeinde bittet, daß Gott auf die Drohungen ihrer Widersacher achte; mehr braucht es nicht. Er wird alles tun, was zu ihrem Schutz nötig ist. Etwas Zweites erbittet die Gemeinde bestimmter mit klar gefaßtem Verlangen; sie legt in die Ausrichtung ihres Berufs ihren ganzen Willen; ob sie das mit Freudigkeit tun kann, das ist durch Gottes Gabe bedingt; darum bittet sie.
Ich will frohlocken und mich freuen in deiner Güte; denn (O. daß) du hast mein Elend angesehen, hast Kenntnis genommen von den Bedrängnissen meiner Seele, Elberfelder 1871 – Psalm 31,8
Jauchzen werde ich, mich freuen an deiner Huld, der du meine Gebeugtheit ersahst, die Bedrängnisse meiner Seele erkanntest, Buber & Rosenzweig – Psalm 31:8
Ich bin glücklich, dass du so gut zu mir bist. Du hast meine Not gesehen und erkannt, wie verzweifelt ich war. Gute Nachricht Bibel – Ps 31,8
Voller Freude juble ich über deine Gnade: Du kennst mein Elend, kümmerst dich um meine Nöte, die so schwer auf meiner Seele liegen. Neue Genfer Übersetzung – Ps 31:8
Davids Augen sind nicht auf sich selbst, sondern auf seinen wunderbaren Gott gerichtet! Ist das auch bei dir so? Oder lenken „deine religiösen Zeitschriften“ das Augenmerk auf „deine Gefühle“ und „deine Sicht“?
Er bekräftigt sein Vertrauen in den Herrn und bittet ihn, ihn zu befreien und ihn auf der Grundlage der göttlichen Gerechtigkeit zu verteidigen. „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht tun?“ (Gen 18,25). Wie kann der gerechte Herr zulassen, dass böse Menschen gedeihen und den von ihm gesalbten König stürzen? So etwas würde David beschämen, eine Aussage, die er in Vers 17. Wie so oft flehte er Gott an, schnell zu handeln (69:17; 70:1, 571:12; 141:1; 143:7) und ihm ein Fels und eine Festung zu sein (siehe 18:1-3). Neben Gottes Schutz brauchte David auch Gottes Führung, um die Fallen zu vermeiden, die der Feind ihm gestellt hatte. „Du bist meine Stärke“ war sein Glaubensbekenntnis (V. 4), denn seine eigene Kraft hatte versagt (V. 10).
Sein Gebet der Hingabe in Vers 5 wurde von unserem Herrn am Kreuz zitiert (Lukas 23:46, und siehe Apostelgeschichte 7:59). Auch Petrus entlehnte den Gedanken (1. Petrus 4,19) und verwendete das Wort „verpflichten“, was so viel bedeutet wie „treuhänderisch anlegen, wie Geld auf einer Bank“. Die Hand des Feindes war gegen David gerichtet (Vv. 8, 15), aber er wusste, dass er in Gottes Hand sicher war (siehe Johannes 10,27-30). Der Gott der Wahrheit würde seine Versprechen halten. Seine Feinde waren Götzendiener; sie vertrauten nicht auf den lebendigen Gott, sondern auf „lügnerische Eitelkeiten, wertlose Götzen“. Beachten Sie das wiederholte „aber ich vertraue“ (Vv. 6, 14). Das Wort bedeutet, dass man sich auf ihn verlassen, sich auf ihn stützen muss. Jona zitierte Vers 6 in seinem Gebet vor dem großen Fisch (Jona 2,8). In seiner Barmherzigkeit hatte Gott David aus vielen gefährlichen Situationen befreit, und David wusste, dass er sich wieder auf ihn verlassen konnte, was ihm Freude bereitete. Wie in der Vergangenheit würde Gott ihn von einem „engen Ort“ befreien und ihn befähigen, an einem „weiten Ort“ zu stehen (V. 8; siehe 18,19, 36und 4,1). Er würde durch seine Prüfungen und seinen Glauben an den Herrn wachsen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
David »will frohlocken und sich freuen« in der Güte des Herrn, und dann begründet er das mit einem »denn«: Gott sieht sein Elend und überlässt ihn nicht seinen Verfolgern. Saul und seine Leute hatten David eingekreist, aber dann griff Gott auf ganz unerwartete Weise ein, und David entkam (1Sam 23,27.28). Sauls Auge spähte nach ihm, um ihn umzubringen; aber Gottes Auge war über ihm, um ihn zu bewahren und zu befreien. Gott »kennt die Ängste« Davids. Man kann das hebräische Wort hier auch buchstäblich als »Beengung« auffassen: Von allen Seiten wurde David in die Enge getrieben. Gerade als David meinte, nun sei er endgültig umstellt, musste Saul hören, die Philister seien ins Land eingefallen, und er ließ von David ab. Gott verschaffte seinem Knecht auf diese Weise ganz buchstäblich »weiten Raum«. Wenn Gott uns aus Not befreit, dann gehört es sich, dass wir uns darüber freuen, denn das ist ein Ausdruck der Dankbarkeit. Und es gehört sich, dass wir vor den Menschen davon singen (siehe Hi 33,26–28).
Benedikt Peters – Die Psalmen
Mit väterlicher Besorgtheit blickt Gott auf die herab, die Ihn lieben, und kümmert sich um ihre Nöte. Er, der ewige Gott, nimmt Kenntnis von jeder Einzelheit des Lebensweges der Gläubigen. Diese einfache Erkenntnis ist auch eine der Grundlagen des Betens. Erst durch dieses Wissen werden Gebete sinnvoll. Wenn Er unsere Bitten erhört hat, dürfen wir uns darüber freuen, zugleich aber über Seine Güte, die unser Elend angesehen und sich in barmherziger Liebe über uns erbarmt hat (Vers 8). Gott hatte den Feinden Davids nicht gestattet, Hand an ihn zu legen. Nach dem Bericht der geschichtlichen Bücher der Schrift ließ Er es dabei verschiedene Male bis zum Äußersten kommen. Desto herrlicher erscheint dann das rechtzeitige Eingreifen des himmlischen Retters. Die Rettung im letzten Augenblick zeigt, wie genau Er auf Seinen Knecht David Acht gab. Es gefiel Ihm, die Füße Davids aus äußerst kritischen Situationen auf ungewöhnliche Weise in fast unbegrenzte Freiheit, „in weiten Raum“, zu führen (Vers 9). Er gab Seinem Erwählten die Kraft, die damit verbundenen seelischen Beanspruchungen zu durchstehen. Überdies verlieh Er ihm geistliche Weisheit, die Ereignisse unter der Leitung des Heiligen Geistes niederzuschreiben zum Nutzen einer unübersehbaren Zahl von Glaubenden. So wurde David zum Wegweiser und Trostspender für trostbedürftige Weggenossen des Leids. Das ganze Geschehen ist offensichtlich von Gott im Voraus geplant; es offenbart einerseits Seine vorausschauende Weisheit und andererseits Seine Liebe zu David und Seine Vorsorge für die vielen Gottesfürchtigen nach ihm.
Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis
(wie geschrieben steht: „Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt“), (1Mose 17,5) vor dem Gott, welchem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre; Elberfelder 1871 – Römer 4,17
genau wie es in der Schrift heißt: »Ich habe dich zum Vater vieler Völker gemacht.« Ja, in Gottes Augen ist er das, denn er vertraute auf ihn, den Gott, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 4:17
Genau das steht ja auch in Gottes Buch: »Ich habe dich zum Stammvater vieler Nationen gemacht!« So stand er vor Gott und setzte sein Vertrauen auf ihn, der die Toten wieder lebendig macht und das ins Sein ruft, was nicht existiert. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Röm 4,17
Und er hat das Universum ex nihilo geschaffen – Lateinisch für »aus dem Nichts«. Das wird von Römer 4,17 bestätigt: Gott, der … das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre; außerdem von Hebräer 11 Vers 3: die Welten sind durch Gottes Wort bereitet worden, so dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist. Als Schöpfer ist er sowohl Schöpfer des materiellen als auch des nicht materiegebundenen Universums; und darum gibt es eher Etwas als Nichts.
Arnold Fruchtenbaum -Das 1. Buch Mose
Der Nebensatz in Vers 17a bestätigt Paulus‘ Schlussfolgerung: (wie geschrieben steht: „Zum Vater vieler Völker habe ich dich gemacht“). Dieses Zitat aus 1 Mose 17,5 bekräftigt, dass die Verheißung, die Gott Abraham gegeben hat, jetzt erfüllt wird. Alle, die glauben, sowohl Juden als auch Heiden, sind die geistlichen Kinder Abrahams.
Dieser Abschnitt setzt den Glauben mit der Rechtfertigung in Verbindung. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Abraham, dessen Glaube in fünf Punkten beschrieben wird.
Der erste Punkt wird in Vers 17b deutlich: vor dem, dem er glaubte, nämlich Gott, der den Toten Leben gibt und die Dinge, die nicht sind, so nennt, als ob sie wären. Der Gegenstand von Abrahams Glauben war Gott. Das ist der Gott der Macht, der den Toten Leben schenkt und das, was nicht existiert, ins Dasein ruft. Das Gesetz hingegen bringt nur den Tod. Eines Tages wird dieser mächtige Gott seine Kinder als verherrlicht bezeichnen, obwohl sie noch nicht verherrlicht sind. Das bedeutet, dass er sich verpflichtet, das, was er versprochen hat, in die Tat umzusetzen. Deshalb kann man ihm vertrauen.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar
»Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt«: In Röm 9,23–24 und 15,9 spricht Paulus erneut von den Nationen, die begnadigt werden. Dass Abraham ein Vater vieler Nationen wird, liegt nicht an Abraham, sondern an Gott. Bedenken wir: Als Gott Abraham zum Vater dieser Nationen setzte, waren diese Nationen noch nicht da, ja, Isaak war nicht einmal geboren. Ehe sie waren, hatte Gott verordnet, dass sie sein sollten. Er hatte alle wahren Kinder Abrahams aus allen Nationen bereits vor Grundlegung der Welt in dem einen Samen Abrahams, in Christus, erwählt (Eph 1,4). So sehen wir, dass das Heil nicht in den Händen des Menschen, sondern in den Händen Gottes liegt, und damit ist es eben fest (V. 16).
Wir haben gehört, dass alle, die den Glauben Abrahams haben, seine Kinder sind und damit auch Erben. Wie war der Glaube Abrahams? Was bedeutete es für ihn zu glauben? Das erklärt Paulus im vorliegenden Abschnitt. Zuerst sagt er uns, worauf Abrahams Glaube sich stützte, und dann sagt er, welchen Beweggrund sein Glaube hatte.
Abraham stützt sich auf Gottes Macht, nämlich auf den, »der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft« (V. 17b). Gott ist nichts unmöglich (vgl. 1Mo 18,14). Gott will, dass wir ihm zutrauen, dass er tun kann, was gegen alle unsere Erfahrung geht und alle Vernunft übersteigt. Abraham wusste, dass er ohnmächtig war; sein Leib war tot; Saras Mutterleib war tot (V. 19). Aus ihnen konnte kein Leben kommen. Es blieb Abraham nichts, als alles von Gott zu erwarten.
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Wie wir durch Christus zum Glauben berufen sind, so hat auch schon die alttestamentliche Verheißung im Menschen Glauben erweckt. An dem, was in Abrahams Seele vor sich ging, zeigt Paulus, wie sein Glaube unserem Glauben, mit dem wir Christus umfassen, ähnlich war. Diese Ähnlichkeit besteht darin, daß auch Abraham völlig absehen mußte von dem, was er selber war, und sich an Gott halten mußte, daß Gott vermöge, was Abraham unmöglich war, und Gott wirke, was Abraham fehlte. Sich zu halten am lebendigen Gott allein, das ist die Art des Glaubens im Alten wie im Neuen Testament. Abraham ist für uns alle der Vater, 4,17: wie geschrieben ist: Ich habe dich zum Vater vieler Völker gesetzt (1. Mose 17,5), vor dem Gott, dem er glaubte, der die Toten leben macht und, was nicht besteht, als bestehend ruft. Daß Gott ihm sagte, er habe ihn zum Vater vieler Völker gemacht, das ist der von Gott gelegte Grund seines Glaubens, der ihm Wahrheit und Inhalt gibt. Aber so sprach Gott zu ihm, als er noch keinen Sohn hatte und auf dem Weg der Natur keinen erhalten konnte. Und doch sagt ihm Gott: Du bist Vater; ich habe dich dazu gesetzt. Dadurch war er Vater, aber nicht vor sich selbst oder vor den Menschen, wohl aber vor dem, den der Tod nicht hindert, Leben zu gewähren, der auch aus dem toten Abraham Völker werden läßt, vor dem, der von dem, was noch nicht ist, reden kann, als sei es schon, weil er es mit seiner Schöpfermacht ins Dasein ruft, der darum von den künftigen Geschlechtern spricht, als wären sie schon da. Auf die Schöpfermacht Gottes ist Abrahams Vatername gestellt; auf sie gründet sich der Glaube, und um ihretwillen ist er wahr.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Damit ist sonnenklar, dass sie »ohne das Gesetz« ergeht (3,21), ja in einer gewissen Spannung zu ihm steht, denn das Gesetz arbeitet ja ausdrücklich auf der Ebene des menschlichen Sollens, Wollens und Tuns (Gal 3,12). Wenn der Gnade überhaupt etwas beim Mensehen entspricht, dann das »allein aus Glauben« von 3,28. Darum wird die Verheißung nur dort rechtskräftig, wo Glaube gilt und Gnade herrscht: auf dass die Verheißung gesichert sei dem gesamten Samen, nicht allein dem (Samen) aus dem Gesetz, sondern auch dem (Samen) aus dem Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist. Hier ist das Missverständnis möglich, Paulus stelle in diesem Vers gesetzliche Juden und christusgläubige Heiden als Abrahams Kinder zusammen (»aus dem Gesetz – aus dem Glauben«). Aber nach dem Versanfang setzt er für alle im Folgenden Genannten Glauben voraus. Darum charakterisiert »aus dem Gesetz« in diesem Fall, im Unterschied zu V. 14, nicht gesetzliches Wesen, sondern bezeichnet einfach Glaubende jüdischer Herkunft. Auch sie stehen jetzt – über Abstammung »nach dem Fleisch« hinaus – in einem geistlichen (!) Verhältnis zu Abraham und können ihn zusammen mit den gläubigen Heiden einmütig »unser aller Vater« nennen. Ein Beleg aus der Schrift rundet wieder den Gedankengang ab. Wie geschrieben ist (1Mo 17,5): »Zum Vater vieler Völker habe ich dich gesetzt.« … Nachdem Paulus in seinem Brief die Vokabelgruppe »glauben« bald 30-mal verwendet hat, bringt er endlich die Art und Weise eines solchen Glaubens in Großaufnahme. Die Stelle kann dieses christliche Standardwort vor einem nur floskelhaften Gebrauch bewahren. – Leser mit genauen Bibelkenntnissen könnten bei V. 19 Schwierigkeiten bekommen, wird der alte Abraham doch in 1Mo 16,1–4 und 25,1–6 als durchaus zeugungsfähig vorgestellt. Das zeigt, dass Paulus sich nicht immer der gesamten Überlieferung verpflichtet fühlte, sondern sie nur unter bestimmten Anliegen gezielt auswertete. In Gal 4,21–31 bezieht er z.B. die Ismaelgeschichte mit ein. [17b] Paulus hebt am glaubenden Abraham hervor, dass er Gott ins Auge fasste und keinen Augenblick aus dem Auge ließ. (Diese Verheißung empfing er) im Angesicht Gottes, dem er glaubte. Die Stimme der Verheißung im Ohr, suchte er das Angesicht des Verheißenden. Was er glaubt, führt ihn vor die Frage, wem er glaubt. Der empfangene Eindruck von Gott kommt in zwei Ausdrücken zur Sprache, die Paulus als einem frommen Juden geläufig waren. Israel stand staunend vor Gott, der die Toten lebendig macht. Der übernächste Vers bringt als Beispiel, wie Gott dem biologisch »toten« Elternpaar den Isaak schenkte. Hebr 11,19 behandelt unter dem gleichen Gesichtspunkt ein anderes Beispiel, das Morija-Geschehen. Gott befahl Abraham, Isaak darzubringen. Wie sollte der Stammvater das verarbeiten: einerseits seinen Sohn und damit auch die Verheißung einer Nachkommenschaft opfern, andererseits doch an der Wahrhaftigkeit des Verheißenden festhalten! Zwingend ergab sich diese Lösung: Bei Gott ist der Tod eines Mensehen nicht endgültig tödlich, immer ist Totenauferweckung einzurechnen. Damit begriff Abraham etwas, was für die Führungen Gottes typisch ist. »Gott prangt nicht mit dem, was schon da ist« (Luther). Immer wieder blitzte diese seine Art in der Geschichte seines Volkes auf, bis sie sich in Christus unüberbietbar, unübersehbar und unverlierbar kundtat (V. 24f). Damit zurück zum ersten Beispiel, das hier aktuell ist. Gott offenbart sich ähnlich auch schon vor dem Grab: Gott ruft (ins Dasein) das, was nicht ist, dass es sei. Ohne Einbeziehung vorhandener Faktoren macht Gott existent, was er will. So widerständig die Zustände auch sind, gehorchen sie ihm aufs Wort. Es herrscht eine Mühelosigkeit wie bei der Schöpfung. »Gott kann«, heißt es auch V. 21 oder 11,23 und an ungezählten Stellen der Bibel. Es drängt sich eine Linie auf. Was er einmal konnte, kann er auch zweimal. Der Schöpfer ist auch Neuschöpfer.
Adolf Pohl – Wuppertaler Studienbibel
Ist das eine Kette von Verdiensten und Höchstleistungen des Glaubens? Wäre es nach Abrahams Würdigkeit gegangen, wären alle Verheißungen in nichts zerronnen. Doch in Gottes Treue blieb die Verheißung fest, und Abraham wurde „zum Vater vieler Völker“. Paulus nimmt das Schriftwort aus 1Mose 17,5, obwohl oder gerade weil wenige Verse später das ungläubige Lachen Abrahams vor Gottes weiterer Verheißung nicht verschwiegen wird. Eines aber kennzeichnet Abraham in all seinem Versagen: Er hörte nicht auf zu atmen, er ließ sich von Gott weiterführen, und das ist sein Glaube. Deshalb, weil Gott Abraham nicht losließ, sondern ihn weiterzog, bleibt die Verheißung fest bei allen Nachkommen. Deshalb dürfen wir uns auf Gottes Treue verlassen. Abraham ist unser Vater vor Gott. In ihm ist die Treuelinie Gottes eröffnet. In seiner Erwählung setzt Gott seine Heilsgeschichte gegen die Todesgeschichte der gefallenen Schöpfung. So handelt Gott. Er macht „lebendig die Toten“. Wo seine Geschöpfe tot sind in Sünden, da ruft er ins Leben, wie er den einen, der unter der Sünde getötet wurde, wieder zum Leben, zum ewigen Leben erweckte. Wo nichts mehr da ist, kein Glaube und kein Fragen nach Gott, da ermöglicht und schafft er wieder Glauben. Er „ruft dem, was nicht ist, dass es sei“. Das ist das Gotteswunder meines Lebens. Als ich tot in Sünden war, hat Gott mich ins Leben mit Christus erweckt. Wo nichts da war, hat er Glauben geweckt (vgl. Jes 48,13; Mt 8,21-22; Lk 15,24; 1Kor 1,28; 2Kor 1,9; 1Petr 1,3; Hebr 11,19).
Gerhard Maier – Edition C
Obwohl der Jude auf Abraham als den Vater der Nation aufschaute, zieht Paulus das Zeugnis des AT heran, um zu beweisen, daß Abraham ein umfassenderes Erbe hatte. Er verweist auf 1.Mo. 17,5, als der Name »Abram« (»erhöhter Vater«) zu Abraham verändert wurde (»Vater einer Menge«). »Denn zum Vater einer Menge Nationen habe ich dich gemacht. Wenn die Vaterschaft Abrahams überhaupt irgendeine bedeutungsvolle Beziehung zu irgend jemanden hatte, dann nur als »unser aller Vater«. Paulus erklärt, daß die universale Vaterschaft Abrahams in Übereinstimmung mit der Schrift steht: »Wie geschrieben steht: ‚Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt‘.« Der Same Abrahams beschränkt sich nicht auf die Nachkommen Isaaks, des Kindes der Verheißung, oder auf Ismael, das Produkt des Fleisches, sondern umfaßt all jene in allen Zeiten, die ausdrücklich an das Wort Gottes glauben. Abrahams Glaube klärte nicht nur seine persönliche Stellung vor Gott, sondern hatte weitreichende Konsequenzen für Millionen, die auf derselben Grundlage gerechtfertigt werden wollten. Als Abraham in der Gegenwart Gottes stand und zum Vater einer großen natürlichen und geistlichen Nachkommenschaft erklärt wurde, war Ismael sein einziger Sohn. Dennoch zweifelte er nicht daran, daß Gott alles, was Er verheißen hat, auch zustande bringen kann. Der Gott, auf den Abraham vertraute, war der, der die Toten auferwecken konnte. Dieser Ausdruck kann auf verschiedene Weise ausgelegt werden. Es ist möglich, daß Abraham an die Fähigkeit Gottes glaubte, die Toten aufzuerwecken. Dieser Glaube zeigt sich bei dem Ereignis auf dem Berg Morija, als er Isaak auf den Altar legte. Selbst wenn Gott nicht eingegriffen hätte, so glaubte Abraham doch, daß Gott ihm seinen Sohn aus den Toten hätte zurückgeben können. Der Schreiber des Hebräerbriefes stellt dies klar heraus: »… indem er urteilte, daß Gott auch aus den Toten zu erwecken vermöge, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing« (Hebräer 11,19). Da der Apostel jedoch in V. 19 Abrahams Körper als bereits erstorben bezeichnet – und auch Saras Leib als abgestorben -, paßt es besser zum Zusammenhang, die auferweckende Kraft Gottes auf Abraham und seine Frau zu beziehen. In den Augen Gottes war Abraham der Vater vieler Nationen. Er war natürlich wie auch geistlich gesehen der Anfang. Da er und Sara das Alter der Fruchtbarkeit überschritten hatten, als die Verheißung gegeben wurde, mußte die Kraft Gottes in ihr Leben eingreifen und ihre erstorbenen Körper neu beleben. Der Patriarch hätte sonst nie unser aller Vater werden können (V. 16), wenn nicht die Kraft, welche Tote auferweckt, in seinem und Saras Körper gewirkt hätte. Der Schreiber des Hebräerbriefes bestätigt das ebenfalls: »Durch Glauben empfing auch selbst Sara Kraft, einen Samen zu gründen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil sie den für treu achtete, der die Verheißung gegeben hatte. Deshalb sind auch von einem, und zwar Gestorbenen, geboren worden gleichwie die Sterne des Himmels an Menge, und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist« (Hebräer 11,11.12) Der Ausdruck »der das Nichtseiende ruft« kann ebenfalls unterschiedlich interpretiert werden. Er kann einerseits Gottes Schöpfungsruf bedeuten, mit dem Er sogar Welten ins Dasein rufen kann. Er kann aus dem Nichts das hervorbringen, was Ihm gefällt. Es kann jedoch andererseits auch bedeuten, daß Er Aussagen über die Zukunft treffen kann, sogar über die weit entfernte Zukunft, und über Dinge, die noch gar nicht existieren, und diese mit solcher Gewißheit beschreiben, als wären sie bereits da. Da Paulus über die Nachkommenschaft Abrahams und seine Vaterschaft über viele Nationen nachdenkt, hatte er wahrscheinlich die letztere Sichtweise im Sinn.
Mein Sohn, laß sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre klugen Rat und Besonnenheit; so werden sie Leben sein für deine Seele und Anmut deinem Halse Elberfelder 1871 – Sprüche 3,21–22
Mein Sohn, laß sie nimmer aus den Augen dir rücken, wahre Besinnung und Erwägung, und Leben werden sie sein deiner Seele, Gunstverleihendes deinem Hals. Buber & Rosenzweig – Sprüche 3:21–22
Mein Sohn, nicht sollen sie aus deinen Augen rücken bewahr Besinnen dir und Umsicht. Neftali-Herz-Tur-Sinai – Spr 3,21
»… lass sie nicht von deinen Augen weichen«: Die Gebote Gottes sollten dem Israeliten »Stirnbänder sein zwischen seinen Augen« (5Mo 6,8), d. h. seinen Blick richten (siehe auch Spr 4,21). Gott wies die Angehörigen seines Volkes auch an, Quasten an ihren Kleidern zu befestigen, welche sie an die Gebote des HERRN erinnern sollten, »damit ihr nicht umherspäht euren Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhurt« (vgl. 4Mo 15,38–39). Der Christ ist gewiesen, aufzuschauen zum Herrn Jesus (Hebr 12,2; siehe auch 2Kor 3,18). Das bedeutet so viel wie von ihm lernen, um ihm nachzufolgen. Er lehrt uns durch sein Wort; durch dieses bekommen wir »klugen Rat«, tûšijjâh, und lernen wir »Besonnenheit«. Gottes Lehren geben der Seele »Leben« und befreien uns von Sünde und Tod, und sie befreien uns von der Schande der Sünde (siehe V. 35) und legen »Anmut« um den Hals. Das sind die schönen Früchte, die der Baum des Lebens wachsen lässt.
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Die Verse 21–26 werben einmal mehr für die Weisheit. Zunächst ergeht an den Sohn eine Ermahnung zu Umsicht und Weitsicht: Sie sollen nicht weichen von deinen Augen. Der erste Begriff läßt daran denken, daß man sich zu helfen weiß, der zweite spricht von vorausschauendem Überlegen und Planen. Der Sohn soll den Blick so auf sie heften, wie ein Seefahrer auf den Leitstern schaut. Wie ein Pilot auf das Kreuzzeigerinstrument achtet oder ein Autofahrer im Nebel auf die weiße Leitlinie, so soll er nichts tun ohne weise Überlegung. [22] Der Ermahnung folgen wieder begründende Wertschilderungen. Leben wird die Weisheit nicht bewirken, sondern sein. Es kann nicht einfach das physische Leben angekündigt sein, denn das hier gemeinte haben die Gottlosen nicht. Es muß sich also um ein Leben besonderer Qualität handeln. In den folgenden Versen wird es beschrieben. Der Vergleich um- und weitsichtiger Rede mit einem Schmuck legt sich nahe: Man braucht sich ihrer nicht zu schämen; sie wird gern beachtet und erregt Aufsehen.
Wuppertaler Studienbibel
Ein dritter Segen ist die Vorsehung des Vaters (3,21-26). Weil Gott unseren Weg lenkt, ist er in der Lage, uns zu schützen. Der Herr ist nicht verpflichtet, seine Kinder zu schützen, wenn sie willentlich ihren eigenen Weg gehen. Sie führen ihn nur in Versuchung, und das ist eine gefährliche Sache. In den frühen 40er Jahren fragte ein wütender Ungläubiger einen befreundeten Pastor: „Warum beendet Gott diesen schrecklichen Krieg nicht?“ Mein Freund antwortete leise: „Er hört ihn nicht auf, weil er ihn nicht begonnen hat.“ Er wurde von Menschen begonnen, die Gottes Weisheit ablehnten und ihre eigenen egoistischen Pläne verfolgten.
Wenn du dich Gott hingibst, gehört jeder Teil deines Körpers zu ihm und wird von ihm beschützt. Er wird dir helfen, dass deine Augen nicht abschweifen (V. 21), deinen Hals davor zu bewahren, dein Gesicht von Gottes Weg abzuwenden (Vv. 22siehe Lukas 9,53), dass deine Füße auf dem rechten Weg wandeln (Spr. 3,23, 26), und sogar dein Rückgrat ist sicher, wenn du schläfst (V. 24). Wenn plötzlich etwas Beängstigendes passiert, wirst du dich nicht fürchten (V. 25; siehe Pss. 112,7; 121,3-6), denn der Herr beschützt dich. Wie wir schlafen, ist manchmal ein Beweis dafür, wie sehr wir dem Herrn vertrauen (Pss. 4–5).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
JEHOVA Gott ist die große denkende Persönlichkeit, die von Ewigkeit her existiert und der Quell oder Schöpfer aller bestehenden Dinge ist. Als Kundgebung seiner Weisheit hat er andere denkende Persönlichkeiten mit geistigen Leibern und mit fleischlichen, menschlichen Körpern erschaffen. Im menschlichen Körper entsteht der Sinn einer denkenden Persönlichkeit durch die Funktion des lebenden Gehirns. Das Dasein intelligenter Persönlichkeiten, die also einen Sinn haben, der Vernunftschlüsse ziehen kann, ist ein Beweis davon, daß der Mensch von einer höheren Intelligenz, einem persönlichen Gott, erschaffen worden ist; denn eine bloß vernunftlose oder unpersönliche, nicht intelligente Kraft könnte niemals die vernunftbegabten, intelligenten, individuell denkenden Persönlichkeiten hervorbringen, die als Menschen existieren. Obwohl Wissenschaftler das physische Gehirn wägen, messen und analysieren und auch gewisse seiner Funktionen ermitteln können, können sie doch mit allen ihren Instrumenten nicht den Sinn oder die Intelligenz des Menschen ergründen. Ihre Bemühungen, den Sinn des Menschen dadurch zu beurteilen, daß sie sein Benehmen auf Grund gewisser Theorien zu erklären suchen, sind weder exakt noch wissenschaftlich. Und doch ist es wichtiger als irgend etwas anderes, daß man seinen Sinn schult und sein Denkvermögen behütet, weil das ewige Leben davon abhängig ist. „Behüte dein Denkvermögen und bewahre praktische Weisheit, und sie werden Leben sein für deine Seele.“ (Sprüche 3:21, 22; Matthäus 15:18-20; Römer 8:6, NW) Gesunder Rat darüber, wie man sein Denkvermögen behüten kann, findet sich in dem Worte Jehovas, dem Worte dessen, der die Gedanken des Menschen zu ermessen vermag. „Jehova kennt die Gedanken der Menschen.“ — Psalm 94:11. Das Denkvermögen setzt den Menschen instand, mehr zu tun als nur einer Anzahl einzelner Regeln zu folgen. Aber gleichwie es nötig war, daß der vollkommene Mensch Wasser und Nahrung zu sich nahm und Luft einatmete, damit sein unwillkürliches Verdauungssystem funktionierte, so mußte er auch Erkenntnis in sich aufnehmen, bevor sein willkürliches Denkvermögen funktionierte. Adam wurden gewisse Anweisungen gegeben, aber er mußte über diesen Aufschluß nachsinnen und ermitteln, wie er diese Anweisungen ausführen, zum Beispiel, wie er den Garten bebauen und die Tiere benennen konnte. Desgleichen Noah, ein unvollkommener Mensch. Gott gab ihm bis ins einzelne gehende Anweisungen über den Bau der Arche, doch mußte Noah über diese Anweisungen nachdenken, sie mit anderen Dingen vergleichen, von denen er Kenntnis erhalten hatte, als er mit Gott wandelte, und dann mußte er Pläne aufstellen und sie ausführen, indem er Baumaterialien bereitmachte, die Arche baute, die Tiere zusammenrief und für ihre Ernährung sorgte. Jehova erwartete, daß Menschen ihr Denkvermögen anwandten. — 1. Mose 2:15, 19; 6:13-21. Was ist dieses Denkvermögen? Es ist der Vorgang, durch die Sinne Kenntnisse oder Aufschlüsse aufzunehmen, die aus erklärten Grundsätzen oder praktischen Beispielen bestehen, ferner, diese Gedanken alle zu zergliedern, miteinander zu vergleichen und zu verknüpfen und auf Grund dieses Denkvorganges Schlußfolgerungen zu ziehen, sich ihrer später wieder zu erinnern und dann das Notwendige aus solchen Gedanken und Folgerungen zu schöpfen, um Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen oder auch um konstruktive und fortschrittliche Pläne für künftige Fortschritte zu machen. Der Denkprozeß beginnt schon gleich nach der Geburt, sobald nämlich die Sinne dem Gehirn Meldungen zu vermitteln beginnen. Mit zunehmenden Kenntnissen und Erfahrungen wächst auch die Fähigkeit, zu denken und Vernunftschlüsse zu ziehen. Niemand wähne, diese Sache der Entwicklung seines Denkvermögens sei nur für Personen, die gerne studieren, bestimmt. Jeder normale Mensch hat einen vorzüglichen Denkapparat erhalten, und sein Leben lang sammelt er Aufschlüsse, indem er Dinge liest, sieht, hört und erfährt; und die Art und Weise, wie jemand all diese Kenntnisse in sich aufnimmt und darauf reagiert, dient zur Gestaltung seiner Persönlichkeit. Weil aber viele Menschen ihren Sinn für nicht viel mehr als das zum täglichen Leben gerade Notwendige gebraucht haben, ist es notwendig, daß sie lernen, dieses Denkvermögen zu schulen, zu entwickeln und zu behüten, wenn sie ewiges Leben erlangen möchten
Wachtturm – 1.Mai 1960
Ist es in deiner Gemeinschaft erlaubt, solch ein Denkvermögen zu haben und es zu benutzen? Wird dieses Denkvermöägen geschuhlt? Oder sollst du einfach dem „Sklaven“ treu folgen?
Und sie nahmen die Zehrung des Volkes mit sich und seine Posaunen. Und er entließ alle Männer von Israel, einen jeden nach seinen Zelten; aber die dreihundert Mann behielt er. Das Lager Midians war aber unter ihm im Tale. Elberfelder 1871 – Richter 7,8
Und sie nahmen den Mundvorrat des Volkes in ihre Hand und ihre Schofare, und alle von Jisrael entließ er, jeden zu seinem Zelte, nur die dreihundert Mann behielt er; und das Lager Midjans war unterhalb von ihm, in der Ebene. Die Philippson-Bibel – Richter 7:8
Sie nahmen die Zehrung des Volks in ihre Hand und ihre Posaunen, alle Mannschaft Jissraels entsandte er, jedermann nach seinen Zelten, doch die dreihundert Mann hielt er fest. Das Lager Midjans aber war unterhalb von ihm, in der Tiefebene. Buber & Rosenzweig – Ri 7,8
Und sie nahmen die Verpflegung des Heeres an sich und ihre Hörner, und jeden Mann Israels schickte er fort, einen jeden in sein Zelt, über die 300 Männer aber übernahm er das Kommando. Das Lager Madiams aber befand sich unterhalb von ihm im Tal. Septuaginta Deutsch – Ri 7:8
Richter 7 hatten wir ja schon … Vers 2Vers 6 und Vers 13. Beachten wir, dass in dem Vers nicht gesagt wird, dass das Heer aufgelöst werden sollte! Im Gegenteil – das restliche Heer wird noch benötigt ….
Nun wurde Gideon mit nur wenigen Kriegern erneut durch ein göttliches Versprechen bestätigt: Mit diesen 300 Männern … werde ich euch erretten und die Midianiter in eure Hand geben (vgl. Ri 6,14 ). Gideons 300 Männer erhielten die Verpflegung und die Posaunen der übrigen Männer, die zu ihren Zelten zurückkehrten. Der Herr wußte, daß Gideon trotz all der Ermutigungen und Zusicherungen, die er ihm gegeben hatte, Angst hatte, anzugreifen. Deshalb ermutigte Gott ihn noch einmal durch zwei Dinge: (a) durch ein direktes Gotteswort ( geh hinunter zum Lager, denn ich habe es in deine Hände geben ; vgl. V. 7.14 – 15 ) und (b) durch einen vorbereitenden Traum, der von einem Midianiter erzählt wurde, während Gideon lauschte (V. 13-14 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Diese zweite Trennung bedeutet, die Soldaten, die eingesetzt werden sollten, mussten: Stark sein, mit Erschöpfung umgehen können, ohne sich zu beklagen, dass sie durstig oder müde waren. Schnell sein, daran denken, dass es sie viel Zeit kosten würde, gegen den Feind zu kämpfen. Sie mussten den Dienst für Gott und ihr Land ihrer eigenen persönlichen Erquickung vorziehen. Es war eine große Prüfung für den Glauben Gideons und seinen Mut, als Gott ihm sagte, dass er bis auf diese 300 Männer das übrige Volk nach Hause gehen lassen sollte (Vers 7). Auf diese sonderbare Weise wurde Gideons Armee gereinigt, geformt und verkleinert, anstatt dass man sie rekrutierte. Wir wollen sehen, wie diese kleine, jämmerliche Schar, auf der die hauptsächliche Arbeit lastete, ausgerüstet und ausgestattet wurde. Jeder Soldat war für seine eigenen Vorräte verantwortlich. Sie nahmen die Verpflegung an sich (Vers 8). Sie ließen ihre Taschen und ihr Gepäck zurück und jeder musste seine eigenen Vorräte tragen, was eine Prüfung ihres Glaubens war, um zu sehen, ob sie Gott vertrauen konnten, wenn sie nicht mehr Vorräte bei sich hatten als das, was sie tragen konnten. Es war auch eine Prüfung für ihren Fleiß, um zu sehen, ob sie so viel tragen konnten, wie sie brauchten. Das hieß wirklich, von der Hand in den Mund zu leben. Jeder Soldat wurde zu einem Hornbläser, so als würden sie hingehen, um ein Spiel zu spielen und nicht in eine Schlacht ziehen.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Nun erklärte Gott: Durch die dreihundert Mann, die geleckt haben, will ich euch retten und die Midianiter in eure Hand geben. Die anderen wurden weggeschickt: „Ein jeder soll an seinen Platz gehen. Allerdings wurden sie nicht nach Hause geschickt, sondern in ihr Zelt, d. h. zurück in ihr Basislager. Sie werden später zu den Kämpfen hinzugezogen, auch wenn sie sich nicht am ersten Angriff beteiligen werden. Dieser Abschnitt endet mit der Aussage über den Feind: und das Lager der Midianiter war unter ihm im Tal. Dies ist eine Übergangsaussage, die den Rahmen für das vorgibt, was als Nächstes geschehen wird.
Arnold Fruchtenbaum – Richter & Ruth
„Der Herr hat keine Hemmungen, durch viele oder wenige zu retten“ (1 Sam 14,6). Manche Kirchen sind heute von Statistiken fasziniert und halten sich für stark, weil sie groß und wohlhabend sind, aber Zahlen sind keine Garantie für Gottes Segen. Mose versicherte den Juden, dass, wenn sie dem Herrn gehorchen würden, ein Soldat tausend jagen und zwei zehntausend in die Flucht schlagen könnten“ (Dtn 32,30). Gideon brauchte nur 27 Soldaten, um die gesamte Midianiterarmee von 135.000 Mann zu besiegen (Jdg. 8:10), aber Gott gab ihm 300.
Aus 7:14 geht hervor, dass die Midianiter wussten, wer Gideon war, und zweifellos beobachteten sie, was er tat. Ich habe mich oft gefragt, was die feindlichen Spione dachten, als sie sahen, wie die jüdische Armee scheinbar auseinanderfiel. Wurden die Midianiter dadurch übermütig und deshalb unvorsichtiger? Oder wurden ihre Anführer noch aufmerksamer und fragten sich, ob Gideon sie auf eine heikle Strategie ansetzte?
Gott gab Gideon noch eine weitere Verheißung auf den Sieg: „Bei den 300 Männern, die geleckt haben, will ich dich retten“ (V. 7). Indem er diese Verheißung in Anspruch nahm und die Anweisungen des Herrn befolgte, besiegte Gideon den Feind und brachte dem Land vierzig Jahre lang Frieden (8:28).
Die Soldaten, die abreisten, ließen einen Teil ihrer Ausrüstung bei den 300 Männern zurück, so dass jeder Mann eine Fackel, eine Trompete und einen Krug mitnehmen konnte – in der Tat seltsame Waffen für einen Krieg.
Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut, nicht wissend, daß die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Elberfelder 1871 – Römer 2,4
Oder missachtest du den Überfluss von Seiner Güte, Geduld und Weitherzigkeit, da du ignorierst, dass das von Gott kommende Gute dich immer wieder zur Umkehr bewegt. Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Römer 2:4
Ist euch Gottes unendlich reiche Güte, Geduld und Treue denn so wenig wert? Seht ihr denn nicht, dass gerade diese Güte euch zur Umkehr bewegen will? Hoffnung für Alle – Röm 2:4
Indem Gott sein Strafgericht über die sündige Menschheit zurückhält, erweist er seinen Geschöpfen den Reichtum seiner Güte (chrEstotEtos, „tätige Güte“; vgl. auch Röm 11,22; Eph 2,7; Tit 3,4), Geduld und Langmut (vgl. Apg 14,16;17,30; Röm 3,26). Er will die Menschen durch seine Güte zur Buße, zur reuigen Umkehr zu ihm, bewegen. (Das hier verwendete Wort für Güte, chrEstos, ist ein Synonym des zuvor verwendeten chrEstotEtos. Beide Worte bedeuten „auf ein Bedürfnis eingehen“. ChrEstos wird in Lk 6,35 sowie in 1 Petrus 2,3 für Gott und in Eph 4,32 für die Gemeinde benutzt.) Doch in Verkennung der Absicht Gottes verachteten (kataphroneis, „geringschätzen“) die Menschen ihn und seine Werke (vgl. „die Wahrheit niederhalten“; Röm 1,18). Durch die natürliche Offenbarung (Röm 1,19-21.28) wußten sie zwar, daß er existiert, doch sie wußten nicht, was er mit seiner Güte bezweckte.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Oder verachtest du usw. Dies könnte ein anderweitiger Erklärungsgrund für die Sicherheit der Menschen sein sollen. Und so verstehen es in der Tat einige Ausleger. Ich deute den Satz lieber als einen voreiligen Schluss, welchen viele Leute aus ihrem gegenwärtigen Wohlergehen auf den Ausfall des göttlichen Gerichts ziehen könnten. Werkheilige Menschen lassen sich ja leicht durch glückliche Erfolge zu dem hochmütigen Irrtum verleiten, als hätten sie Gottes Gnade mit ihren guten Taten verdient, wodurch sie natürlich noch mehr in der Leichtfertigkeit ihres Umgangs mit Gott bestärkt werden. Solcher Anmaßung tritt der Apostel entgegen und zeigt, dass Gott es ihnen äußerlich wohl gehen lässt, nicht etwa, weil sie ihm besonders gefielen, sondern ganz im Gegenteil, um sie als Sünder zu sich zu bekehren. Wo also nicht Gottesfurcht herrscht, da ist Sicherheit im Glück nur Verachtung und Spott der göttlichen Güte. Daraus folgt, dass Gott dereinst nur kräftiger bestrafen wird, die er in diesem Leben geschont hat: denn sie haben zu ihren übrigen Sünden die Verachtung des freundlich – lockenden Bußrufs gefügt. Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte usw. Gott zeigt uns durch seine Güte, dass wir uns zu ihm kehren müssen, wenn wir es gut haben wollen; und zugleich macht er uns damit Mut, auf seine Gnade zu hoffen. Gottes Güte in anderem Sinne gebrauchen heißt sie missbrauchen. Und doch fordert die Absicht dieser Güte eine etwas verschiedene Deutung, je nachdem, wohin sie sich richtet: wenn Gott seinen Knechten Freundlichkeiten und Wohltaten im Irdischen erweist, so enthüllt er ihnen als solchen Zeichen allerdings seine Gnade und gewöhnt sie zugleich, in ihm den Inbegriff aller Güte zu suchen. Trägt er aber Gesetzesverächter mit der gleichen Sanftmut, so will gewiss seine Gütigkeit ihren Widerstand brechen: aber seine gegenwärtige Gnade beweist Gott solchen Menschen noch nicht; er will sie nur zur Buße leiten. Wollte aber jemand sagen, dass Gott doch tauben Ohren predige, solange er die Herzen nicht innerlich anrührt – so diene zur Antwort: anklagen darf man dabei nichts als die eigene Verkehrtheit.
Calvins Auslegung der Heiligen Schrift
Wenn man schon sagt, Gott sei gütig, dann müsste man sich auch fragen, was das denn bedeutet bezüglich des Menschen. Warum ist es so, dass einzig Gottes Güte erklären kann, warum wir noch am Leben sind und Gottes Wohltaten genießen? Weil wir alle in Sündenschuld verstrickt sind, kann einzig Gottes Güte uns schonen. Also predigt seine Güte laut von unserer Sünde und unserer Schuld. »verachtest du«, καταφρονειν, kataphronein, heißt wörtlich »herabdenken«, also gering, niedrig von einer Sache oder von jemandem denken. Gott will durch seine »Güte« die Menschen zur Umkehr bewegen, denn er ist gut. Wehe uns, wenn wir in unserem »Starrsinn« verharren und uns von Gottes Güte nicht bewegen lassen. Das ist schlimmer als jedes Laster; denn damit, dass wir seine Güte verachten, verachten wir Gott selbst. Welche Ungeheuerlichkeit! Und mit ihr häufen wir uns selbst »Zorn« auf. Das Verb »aufhäufen«, thesaurizō, bedeutet wörtlich »einen Schatz – thēsauros66 – anlegen«. Für jede Sünde, die wir begehen, bekommen wir den vereinbarten Lohn (siehe 6,23). Mit jedem Tag, den wir in der Sünde verharren, vergrößern wir unseren Schatz. Gott hat uns mit den Reichtümern seiner Güte zur Buße leiten wollen; wir aber haben diesen unermesslichen Schatz verachtet und uns einen anderen angelegt: ein Konto von beständig wachsender Schuld. Entsprechend unserem gesammelten Vermögen wird uns Gott am »Tag des Zorns« im vollen Umfang vergelten. Dem Heiden bedeutet der Tag des Zorns nichts; er hat nie von ihm gehört. Dem Juden hingegen ist er aus dem Alten Testament wohlbekannt. Dieser Tag wird für ihn ein Tag des Schreckens sein, wenn er in seiner Sünde verharrt und weiterhin die Sünden anderer verurteilt und Gottes Güte verachtet; denn es wird ein Tag »der Offenbarung« sein, ein Tag, an dem alle verborgenen Sünden aufgedeckt werden. Und es wird ein Tag »des gerechten Gerichts Gottes« sein: Gott wird den Unbußfertigen greifen und ihm vor seinem großen Thron das ganze aufgehäufte Sündenmaß vor Augen stellen, das Urteil über ihn sprechen und ihn der ewigen Strafe übergeben (Offb 20,11–15).
… »Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? So groß ist die Verblendung im Sünder, dass er, was ihm zu seinem Besten geschenkt wird, zu seinem Verderben missbraucht« (M. Luther, Vorlesung über den Römerbrief, erster Band, S. 91 [vgl. WA 56, 19, 14ff.]).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Das führt den Apostel zu einem zweiten großen Grundsatz, der Gottes Gericht kennzeichnet. Gott gibt ausnahmslos Zeit, Buße zu tun, bevor Er das Gericht ausführt. Die Ausführung des Gerichts wird ohne jeden Zweifel kommen, auch wenn sie lange aufgeschoben werden mag. In seiner Güte verschiebt Gott sein Gericht und erträgt das Böse für eine Zeit. So war es in den Tagen Noahs, als Gott 120 Jahre lang zögerte, bevor Er das Gericht der Flut brachte. Es war genauso in der Geschichte Israels. Gott ertrug die bösen Wege dieses Volkes sehr lange, bevor Er Jerusalem zerstörte und die Nation zerstreute. So ist es auch heute, wenn Gott in Gnade dieses Gericht über die dem Untergang geweihten Welt zeitlich aufschiebt. Wie aber reagiert der Mensch auf diese Langmut Gottes? Er verachtet den Reichtum der Güte Gottes. Wegen der Geduld meint der Mensch, Gott würde nie mehr richten. Aufgrund der Langmut Gottes denkt der Mensch, Gott stünde dem Bösen gleichgültig gegenüber. So verachtet der Mensch die Güte Gottes und erkennt nicht, dass der Grund für Gottes Geduld und Langmut darin liegt, dass Er dem Menschen noch die Möglichkeit einräumt, Buße zu tun. Die Güte Gottes macht auf diese Weise die Härte und Unbußfertigkeit des menschlichen Herzens offenbar. Gott handelt in Güte, der Mensch aber verachtet „den Reichtum seiner Güte“. Gott gibt Zeit zur Buße, aber der Mensch will keine Buße tun. Die Menschen verurteilen sich gegenseitig darin, Böses zu tun, aber sie lehnen ab, die eigenen Sünden zu bereuen. Die Tatsache, dass Gott Zeit zur Buße schenkt, zeigt zugleich, dass jeder Mensch Buße tun muss, um mit Gott ins Reine zu kommen und um dem Gericht Gottes zu entkommen
Hamilton Smith – Der Brief an die Römer
Der Mensch hält sich für sicher, weil uns Gottes Güte trotz unserer Bosheit viel Gelingen und Gedeihen gibt und seine Geduld viel Böses mit ansieht, ohne uns zu wehren, und seine Langmut die Vergeltung hinausschiebt und uns immer wieder Frist gewährt. Das menschliche Leben ist nicht bloß von Gottes Zorn durchwaltet, sondern Gottes Weltregierung wird zugleich, ja überwiegend durch seine Güte und Geduld bestimmt. Aber ihr Ziel und Werk ist, daß sie unser Herz vom Bösen ab zu Gott hin wenden will. Kein Mensch kann sich im Ernst eine Güte denken, die ihn in der Schlechtigkeit bleiben ließe, die nicht darauf hinarbeitete, ihn vom Bösen los und gut zu machen. Wenn wir darum die Güte Gottes als Erlaubnis zur Sünde deuten und bei Gottes Geduld und Langmut Pflege und Schutz für unsere Bosheit suchen, so wandelt sich unser Vertrauen auf Gottes Güte in ihre Verachtung um. Wir verschmähen ja das, was uns die Güte Gottes geben will. Dazu braucht es einen harten Sinn und ein Herz, das seine böse Art zäh festhält und nicht fahren lassen will. Dem haben wir es aber zu verdanken, daß wir Gott noch anders erleben werden als nur nach seiner Güte und Geduld. Denn Gott wird sich als den offenbaren, der das Recht vollstreckt. Jetzt ist es unter der göttlichen Güte und Geduld verborgen. Wir erfahren es noch nicht handgreiflich in unserem Geschick, daß Gott das richterliche Amt in fehlloser Gerechtigkeit an allen übt und mit seinem Urteil jedem zumißt, was ihm gebührt. Aber es wird sich zeigen, daß Gott das Recht verwaltet und dabei von der Wahrheit allein geleitet ist, und dann werden wir finden, daß aus der entweihten und mißbrauchten Güte Zorn geworden ist, ein Schatz des Zorns, den wir selbst uns dadurch ansammelten, daß wir den Reichtum seiner Güte mit unserem harten Sinn vergebens empfingen und zur Mehrung unserer Sünde ausnützten.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Das mit »verachtest« übersetzte griechische Wort kataphrone steht mitten im Satz und folgt direkt auf »Langmut« und hebt so den Gegensatz zu Gottes Güte und Geduld hervor. Verachten ist ein Ausdruck der Geringschätzung. Die Menschen im allgemeinen und die Juden im besonderen ignorieren willentlich die Barmherzigkeit Gottes und nehmen an, daß Gott niemals etwas gegen die Sünde unternehmen werde. Anstatt sich von der Güte Gottes zur Buße leiten zu lassen, protestieren sie gegen jeglichen Eingriff Gottes in die Welt der Menschen. Paulus bietet mit seinen Worten ein unvergleichliches Bild vom Charakter Gottes. Viel ist geschrieben worden über die Bedeutungsnuancen der Wörter Gütigkeit, Geduld und Langmut. Allen drei stellt Paulus das Wort Reichtum voran. Paulus tut das oft, wenn er in seinen Briefen von Gottes Charakter und Werken spricht. In Epheser 2,7 spricht er vom »überschwenglichen Reichtum seiner Gnade«. Hier sagt Paulus, daß diese Gnade nicht anerkannt wird. Das Ausmaß von Gottes Bemühungen an dem Menschen durch Seinen Geist, der zur Buße leitet, wird nie voll erkannt werden, aber ist beständig wirksam. Gott wünscht, daß der Mensch sein Denken ändert und sich vom Bösen zum Guten wendet. Das hier verwendete Wort beschreibt nicht die Reue über die üblen Folgen unserer Taten, sondern die Abkehr vom bisherigen bösen Tun und die Umkehr zu einem völlig anderen und besseren Lebenswandel. Trotz der vielfältigen Mittel, die Gott verwendet, um den Menschen zur Buße zu führen, ist die allgemeine Reaktion Verachtung. Man höhnt über die bloße Vorstellung, umkehren zu müssen. Der Mensch liebt die Freiheit und widerstrebt daher jeder Aufforderung, sich auf einen Weg zu begeben, den er nicht selbst gewählt hat. Die Langmut Gottes gewährt genügend Anlass zur Umkehr, aber wenn Gottes Ermahnungen beharrlich abgewiesen werden, muss das gerechte Gericht folgen. Es ist dann unabwendbar.
Und er glaubte an den Ewigen, und der rechnete es ihm als Tugend an. Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Mose 15,6
Und er glaubte Jehova; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit. Elberfelder 1871 – 1.Mose 15:6
Und er gibt (aufs Neue) sein Glaubensamen in Jehova hinein; und Er rechnete es ihm als Gerechtigkeit (Melchisedek). Pfleiderer Übersetzung – Genesis 15,6
Er aber hatte seine ganze Zuversicht auf Gott gesetzt und dies achtete Er ihm als Pflichtgerechtigkeit. Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 15:6
Einige wenige Bibeln schreiben, das Abraham glaubte, das Jehovah existiert – was natürlich sehr widersinnig ist, denn jehovah war Abraham mehrfach erschienen und hatte mehrfach mit Abraham gesprochen!
Abram glaubte (wörtl. »glaubte daran«) dem Herrn und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet . Diese grundlegende Wahrheit wird dreimal im NT wiederholt ( Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23 ), um deutlich zu machen, daß Gerechtigkeit vor Gott durch Glauben erlangt wird. 1Mo 15,6 enthält eine wichtige Bemerkung, beschreibt aber eigentlich nicht die Umkehr Abrams. Diese war viele Jahre vorher geschehen, als er Ur verließ. (Die hebr. Form »glaubte« zeigt, daß sein Glaube nicht nach den in den Versen 1-5 geschilderten Ereignissen begann.) Abrams Glaube wird hier erwähnt, weil er die unbedingte Grundlage für den Bund mit Gott darstellte. Der abramitische Bund verschaffte Abram keine Erlösung. Es war ein Bund, der mit Abram geschlossen wurde, der bereits geglaubt hatte und dem bereits Gerechtigkeit zugerechnet wurde. Die Bibel lehrt ganz klar, daß in allen Zeitaltern Gerechtigkeit (d.h. Errettung) nur auf den Glauben zurückgeführt werden kann.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Abraham „glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit“ (V. 6). Die hier dem Abraham zugerechnete Gerechtigkeit gründete sich auf seinen Glauben an Gott als den, der Tote lebendig macht. Gerade in diesem Charakter offenbart sich Gott in einer Welt, wo der Tod herrscht, und die Seele, die an ihn als an einen solchen Gott glaubt, wird vor Gott als gerecht anerkannt. Dadurch wird natürlich der Mensch von einer Mitwirkung völlig ausgeschlossen, denn was kann er in einer Szene des Todes tun? Kann er Tote auferwecken? Kann er die Pforten des Grabes öffnen? Kann er sich der Macht des Todes entziehen und außerhalb dieses traurigen Bereichs Leben und Freiheit erlangen? Keineswegs, und deshalb kann er auch weder Gerechtigkeit hervorbringen, noch sich in das Verhältnis eines Kindes versetzen. „Gott ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden“ (Mk 12,27), und darum kann ein Mensch, solange er sich unter der Macht des Todes und unter der Herrschaft der Sünde befindet, weder die Stellung eines Kindes noch den Zustand der Gerechtigkeit kennen. Gott allein kann also die Stellung der Sohnschaft schenken, und nur Er kann Gerechtigkeit zurechnen, und beides knüpft sich an den Glauben an ihn als den Gott, der Christus aus den Toten auferweckt hat.
In dieser Weise behandelt der Apostel die Frage, wenn er im 4. Kapitel des Römerbriefes den Glauben Abrahams schildert: „Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden ist, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat“ (V. 23.24). Der Gott der Auferstehung wird „auch uns“ hier als der Gegenstand des Glaubens dargestellt, und unser Glaube an ihn als die alleinige Grundlage unserer Gerechtigkeit genannt. Hätte Abraham seinen „schon erstorbenen“ Leib angesehen, nachdem er das mit unzähligen Sternen besäte Himmelsgewölbe betrachtet hatte, so hätte er nie den Gedanken fassen können, dass seine Nachkommen so zahlreich wie eben diese Sterne sein sollte. Aber er blickte nicht auf seinen eigenen Leib, sondern auf die Auferstehungsmacht Gottes, und da diese Macht es war, die den verheißenen Nachkommen hervorbringen sollte, können wir verstehen, dass die Sterne des Himmels und der Sand am Ufer des Meeres nur ganz schwache Bilder waren, denn welches Bild könnte die Wirkung einer Macht erläutern, die Tote auferwecken kann?
Mackintosh – Die fünf Bücher Mose
Das Wort, das Gott zu ihm redete, und das herrliche Bild, das Er ihm zeigte, waren nicht ohne Wirkung auf Abrahams Herz. Seine bangen Zweifel waren verschwunden, seine Fragen, wie es zugehen solle, waren verstummt, die Anreizung zur Ungeduld war erloschen, jeder Zweifel, ob Gott wirklich mit ihm geredet habe und ob Er Wort halten werde, war gelöst, Abrahams ganze Seele ruhte nun mit völligem Vertrauen in Gott. Gottes Wort war ihm gewisser als sein eigenes Dasein, und die Versicherung der göttlichen Liebe und Treue war ihm süßer als Honig. Abraham glaubte dem HErrn. Er ward stark mitten in seiner Schwachheit, er war aufs neue innerlich vollkommen gewiss, dass Gott, was Er verheißen hat, auch zu tun mächtig ist. Er hielt sich nicht mehr an das Sichtbare, sondern an das Unsichtbare. Er vertraute auf Gott, der die Toten lebendig macht, und der, was nicht ist, ins Dasein ruft. Er glaubte „wider Hoffnung auf Hoffnung.“ (Röm 4,18) Er gab Gott die Ehre, und dies „rechnete ihm Gott zur Gerechtigkeit.“
Als Er den Abraham in seinem Vaterland Ur berief und sich ihm zum erstenmal offenbarte, da fand Er ihn, wie auch Paulus andeutet (Röm 4,5), nicht als einen Gerechten, sondern als einen Gottlosen, nämlich als einen von denen, die den Götzen dienten. Abraham wurde berufen, nicht nach seinen Werken, nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, als ob er solche getan hätte, sondern nach Gottes Vorsatz und Gnade. Gott in Seiner Huld und Herablassung kam ihm zuvor und reichte ihm die Hand. Abraham ergriff die dargebotene Hand, er nahm die göttliche Einladung und Verheißung an; mit einem Wort, er glaubte, d.h. er baute auf den HErrn und stützte sich ganz auf Ihn. So harrte er aus von Stufe zu Stufe. Wenn eine neue Prüfung kam, wenn Gott ihn einer neuen Offenbarung würdigte, so traute er auf den HErrn. Dadurch hat er Gott gefallen, und der HErr, der solchen Glauben bei ihm fand, konnte väterlich mit ihm verfahren, ja sogar ihn als Seinen Freund behandeln.
In der Kraft dieses Glaubens hat Abraham Großes geleistet und sich nicht mit leeren Worten, sondern mit Taten gehorsam gegen Gott bewiesen. Die Werke gingen aus seinem Glauben hervor, doch schon ehe diese Werke ans Licht traten, war Abraham Gott gefällig, indem er Gottes Wort glaubte und an der Wahrhaftigkeit, Allmacht und Liebe Gottes festhielt. Abrahams Rettung aus dem Verderben des Götzendienstes war Gnadensache, nicht Sache des Verdienstes. Gewiss hat Abraham selbst es so angesehen, und ist auf jeder Lebensstufe fest dabei geblieben. Gottes Huld und Wohlgefallen blieben ihm ein unverdientes Geschenk. David nennt den Menschen selig, dem die Übertretungen vergeben und die Sünden bedeckt sind (Psalm 32,1), und die Gerechten aller Zeiten haben von keinem andern Grunde des Trostes und des Friedens gewusst als von diesem: „Ich glaube eine Vergebung der Sünden.“
Abraham befand sich also bereits im Stande der Gnade, er war kindlich gesinnt gegen Gott, er stand mit dem HErrn im Frieden, der Himmel war über ihm nicht verschlossen, er hoffte auf den künftigen Erlöser und Segenspender und er genoss das göttliche Wohlgefallen um des verheißenen Heilands willen. Er befand sich in dem seligen Stande, zu dem wir, die Christgläubigen, berufen und in den wir durch die heilige Taufe versetzt sind.
Thiersch – Genesis
Mose 15,6 enthält die Erklärung von Abrams Glauben. Dies ist eine soteriologische Aussage, die sowohl die menschliche Anforderung als auch die göttliche Antwort enthält. Die menschliche Bedingung lautet: Und er glaubte an Jehova. Dies steht nicht in der Reihenfolge der Verse 1-5. Offensichtlich war Abram bereits in 1. Mose 11-12 gläubig, als er Gott gehorchte und Ur in den Chaldäern verließ. Dieser Vers ist eine allgemeine Aussage über Abrams Glaubensleben, denn sein Glaube an Jehova war bereits in 12:1 und wahrscheinlich sogar noch früher, am Ende von Kapitel 11, deutlich. Der Inhalt von Abrams Glauben war das, was er direkt von Gott hörte und verstand. Der Inhalt von Abrams Glauben war der Glaube an die Verheißungen des Abrahamsbundes. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Inhalt von Abrams Glauben der Glaube an den Messias als solchen war. Man neigt dazu, den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zu sehr zu vereinfachen, indem man sagt, der alttestamentliche Heilige blicke auf den Tod des Messias voraus und der neutestamentliche Heilige blicke zurück. Das ist eine grobe Vereinfachung, und die Bibel lässt sie einfach nicht zu. In der Tat gab, gibt und wird es immer nur einen Weg der Erlösung geben: aus Gnade durch den Glauben. Das hat sich nicht geändert. Was sich ändert, ist der Inhalt des Glaubens. Was muss man glauben, um gerettet zu werden? Das ändert sich je nachdem, was Gott bis zu einem bestimmten Zeitpunkt offenbart hat. Was hat Abram tatsächlich geglaubt? Die Bibel sagt nicht, dass er an das Kommen des Messias glaubte; sie sagt nicht, dass er glaubte, dass der Messias für seine Sünden sterben würde. Sie sagt: Er glaubte an Jehova. Außerdem glaubte er in diesem Zusammenhang an die Verheißungen Gottes im Abrahamsbund. Was also die Rettung Abrams betrifft, so war das Mittel, dass er glaubte; er übte Glauben aus. Der Inhalt seines Glaubens waren die Verheißungen Gottes. Der Gegenstand seines Glaubens war Jehova. Das hebräische Wort für „glauben“ steht im Hiphil-Stamm, und dasselbe Wort wird in der Genesis noch zwei weitere Male verwendet (42:20, 45:26). Die menschliche Forderung führt zu der göttlichen Antwort: und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an; Gott rechnete Abram die Gerechtigkeit zu. Abram wurde also aus Gnade durch Glauben gerettet, und der Inhalt seines Glaubens waren die Verheißungen Gottes. Hier werden zum ersten Mal drei soteriologische Schlüsselbegriffe erwähnt: „glauben“, d. h. Glaube an Gott; „zurechnen“ und „Gerechtigkeit“. Bevor wir diesen Abschnitt verlassen, können zwei allgemeine Beobachtungen gemacht werden. Die erste Beobachtung ist, dass die Verheißungen des Abrahamischen Bundes bedingungslose Verheißungen waren, und genau diese Tatsache der Bedingungslosigkeit des Abrahamischen Bundes wurde auch von rabbinischen Kommentaren anerkannt. Soncino zitiert Rabbi Nachmanides mit den Worten: „Nachdem er die Zusicherung Gottes erhalten hatte, glaubte Abraham nun, dass die Prophezeiung mit Sicherheit in Erfüllung gehen würde, und er brauchte nicht zu befürchten, dass er sie durch Sünde verwirken könnte.“4 Es war ein Akt der Gnade, dass Gottes Verheißung in Bezug auf seine Nachkommenschaft Bestand haben würde, ganz gleich, was mit Abram persönlich geschehen würde. Die zweite Beobachtung betrifft zwei wichtige Elemente des Abrahamsbundes: den Samen und das Land. Um den Samen ging es in 15,1-6 und um das Land wird es in 15,7-21 gehen. Schließlich gibt es noch drei Zitate aus dem Neuen Testament und deren Anwendung. Erstens wird in Römer 4:3, 4:9 und 4:22 auf diese Stelle verwiesen, um zu zeigen, dass Abraham durch den Glauben und nicht durch Werke gerettet wurde. Zweitens verweist Galater 3,6 auf diese Stelle, um zu zeigen, dass Abram durch den Glauben und nicht durch die Werke des Gesetzes gerettet wurde. Der einzige Weg zur Rettung ist also immer noch aus Gnade durch den Glauben (Röm 3,7-9). Drittens verweist Jakobus 2,21-23 auf Abrahams Bereitschaft, Isaak zu opfern, um zu zeigen, dass Abraham durch den Glauben gerechtfertigt wurde, denn seine Bereitschaft, Isaak zu opfern, war der Beweis für Abrams Glauben, wie er in Genesis 15,6 zum Ausdruck kommt. Die Stelle wird zitiert, um zu zeigen, dass Abrams Bereitschaft, Isaak zu opfern, ein Beweis für seine zuvor erklärte Rechtfertigung durch den Glauben war. Mit anderen Worten: Seine Handlungen waren ein Beweis für seinen Glauben an Gott und zeigten die Reife seines Glaubens. Daher wurde Abram durch den Glauben gerechtfertigt, und sein Werk, Isaak zu opfern, war der Beweis für diese Rechtfertigung durch den Glauben.
Arnold Fruchtenbaum – Genesis
Gott hatte Abram bereits gesagt: „Ich bin dein Schild“, dein Beschützer und dein „übergroßer Lohn“ (V. 1). Jetzt sagt Gott, du wirst einen Erben aus deinem eigenen Blut und Geschlecht haben (V. 4). Dann weist Gott Abram auf den Himmel hin: So unzählig wie die Sterne waren und sind, so unzählig wird auch sein Same sein (V. 5). Dann heißt es, Abram „glaubte an den HERRN, und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an“ (V. 6). Dieser Vers wird in Römer 4,9 und 22 zitiert, und in Galater 3,6 ist er grundlegend für den Brief des Paulus. Wir sehen ihn auch in Römer 4,3 als Prämisse dieses Kapitels, und in Jakobus 2,23 wird er verwendet, um zu zeigen, dass Glaube ohne Werke tot ist. Das hebräische Wort, das übersetzt wird, ist aman, und es ist eng verwandt mit dem hebräischen und englischen Wort Amen. Abraham sagte Amen zu Gott; er vertraute ihm vollkommen; Gott hatte gesprochen, und Abraham vertraute auf jedes Wort Gottes. In Anbetracht dessen, was Abram durchgemacht hatte und noch durchmachen würde, war sein Glaube kein leichter Glaube, sondern ein totales Vertrauen in Gott. Am nächsten kommt uns die Aussage Hiobs: „Und wenn er mich auch tötet, so will ich doch auf ihn vertrauen“ (Hiob 13,15). Dies ist die erste Verwendung des Wortes glauben in der Bibel. Es bedeutet weit mehr als Zustimmung oder Einverständnis: Es ist totale Treue und Vertrauen.
Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch
Glauben (1. Mose 15,6). Verheißungen nützen uns nichts, wenn wir sie nicht glauben und danach handeln. Abraham hatte bereits auf Gottes Verheißung vertraut (12,1-3) und dies bewiesen, indem er seine Heimat verließ und nach Kanaan zog (Hebr. 11,8). Mose 15,6 ist jedoch der erste Hinweis in der Bibel auf Abrahams Glauben. Es ist das Johannes 3,16 des Alten Testaments; und aus diesem Grund verwenden die Autoren des Neuen Testaments es, um die Errettung durch den Glauben zu veranschaulichen.
Im hebräischen Original von 1. Mose 15,6 gibt es nur fünf Worte, aber sie enthalten eine Fülle von Bedeutungen. Der Vers wird im Neuen Testament dreimal zitiert: Galater 3,6; Römer 4,3; und Jakobus 2,23. Die drei Schlüsselwörter sind „glauben“, „zählen“ und „gerecht sein“.
Abraham glaubte Gott, was wörtlich bedeutet: „Abraham sagte: ‚Amen, Gott!‘ „Das hebräische Wort, das mit „glauben“ übersetzt wird, bedeutet „sich mit seinem ganzen Gewicht darauf stützen“. Abraham stützte sich ganz und gar auf die Verheißung Gottes und den Gott der Verheißung. Wir werden nicht dadurch gerettet, dass wir Gott Versprechungen machen, sondern indem wir den Verheißungen Gottes glauben. Im Johannesevangelium, das geschrieben wurde, um den Menschen zu sagen, wie sie gerettet werden können (Johannes 20,31), wird das Wort „glauben“ fast 100 Mal verwendet. Das Heil ist eine Gnadengabe Gottes, die durch den Glauben empfangen wird (Eph. 2:8-9).
Was war Abrahams größtes Bedürfnis? Rechtschaffenheit. Das ist das größte Bedürfnis der Menschen in unserer heutigen Welt, denn „alle haben gesündigt und sind der Herrlichkeit Gottes nicht würdig“ (Röm. 3,23). „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (3,10). Es reicht nicht aus, „religiös“ zu sein; Gott verlangt, dass wir vollkommene Gerechtigkeit haben, sonst lässt er uns nicht in seinen Himmel.
Wie hat Abraham diese Gerechtigkeit erhalten? Er glaubte dem Herrn, und die Gerechtigkeit wurde ihm zugerechnet. „Zurechnen“ bedeutet „auf eine Rechnung setzen“. Am Kreuz wurden Jesus unsere Sünden zugerechnet („den Übertretern zugerechnet“, Jes 53,12), als er die Strafe erlitt, die uns zustand (53,6). Wenn Sie ihm vertrauen, wird seine Gerechtigkeit auf Ihre Rechnung gesetzt (2. Korinther 5,21), und Sie stehen gerecht und vergeben vor einem heiligen Gott.
Abraham bewies seinen Glauben durch seine Werke, als er Isaak auf dem Altar opferte (Jakobus 2,14-24). Abraham wurde nicht dadurch gerettet, dass er Gott gehorchte oder sogar versprach, Gott zu gehorchen; aber sein Gehorsam bewies seinen Glauben. Sünder werden nicht durch Glauben plus Werke gerettet, sondern durch einen Glauben, der wirkt.
Nehmen Sie sich die Zeit, Galater 3, Römer 4 und Jakobus 2 zu lesen, und Sie werden sehen, wie Abraham die Errettung durch den Glauben veranschaulicht. In Galater 3 konzentriert sich Paulus auf den Glauben, in Römer 4 auf die Zurechnung und in Jakobus 2 erklärt Jakobus die Rechtschaffenheit. Es braucht drei Kapitel des Neuen Testaments, um einen Vers zu entfalten!
Die Antwort auf Abrahams Angst war Gottes Gegenwart – ICH BIN. Die Antwort auf Abrahams Sorge um seinen Erben war Gottes Versprechen – ICH WILL. Wie wird Gott Abrahams dritte Sorge beantworten?
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