Schlagwort: Gott

Wer es wagt, Gott zu loben, also nach oben Ausschau zu halten, wird auch die erreichen, die vor lauter Kummer ihren Blick nach unten gesenkt halt

Erhebet (W. Machet groß) Jehova mit mir, und lasset uns miteinander erhöhen seinen Namen!
Elberfelder 1871 – Ps 34,4

Kommt und helft mir, Gott zu zujubeln, ihn zu loben, er soll immer ganz nach oben zurückkehren. Er soll die Nummer eins sein, unangefochten, der jetzige Spitzenreiter, ewiger Tabellenführer.
VolxBibel – Psalm 34,4

Hoch preist mit mir Jehova,
und laßt uns seinen Namen zusammen erheben.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 34:4

Die so sicher errettete Seele ist nicht damit zufrieden, die Errettung allein für sich zu genießen. Die Sache ist so überwältigend groß, dass sie ihr gesamtes Umfeld aufruft, den HERRN mit ihr zu erheben und gemeinsam seinen Namen zu erhöhen. Manche Ehepaare haben diesen Spruch in ihre Eheringe eingravieren lassen.

Kommentar zum Alten Testament

Aber nicht nur Gott soll den Lobpreis hören: die Gebeugten sollen (ihn) hören und sich freuen. Das Gotteslob schafft einen unerhörten und zielstrebigen Zugang zu denen, die ganz unten sind. Das ist ein Geheimnis. Wer es wagt, Gott zu loben, also nach oben Ausschau zu halten, wird auch die erreichen, die vor lauter Kummer ihren Blick nach unten gesenkt halten. Das Loben Gottes durch David erreicht die, welche die Höhle Adullam ausgezehrt und verbittert mit Müh und Not erreichen. Mit diesen Leuten bildet David einen Bund der Anbetung und des Gotteslobes. Dadurch werden ihre Blicke auf gute und heilsame Weise von den Dingen weggezogen, die sie erschöpft haben. Wo Gott groß gemacht wird, wird menschliche Not immer klein! So nimmt David, der von Gott Gebeugte, die anderen Gebeugten in das Lob hinein und zeigt ihnen den Weg zu einem Neuanfang: Verherrlicht Jahwe mit mir! Wenn sie mit ihm zusammen seinen Namen erheben, sind sie gleichzeitig selbst der äußersten Verzweiflung enthoben.

Wuppertaler Studienbibel

Wer ist ein Gott wie du? (mî ’ēl kāmôkā)

Wer ist ein Gott (El) wie du, der die Ungerechtigkeit (O. Missetat, Schuld) vergibt, und die Übertretung des Überrestes seines Erbteils übersieht (Eig hinweggeht über?) Er behält seinen Zorn nicht auf immer, denn er hat Gefallen an Güte.
Elberfelder 1871 – Micha 7,18

Wer ist Gottheit wie du,
Verfehlung tragend,
hinwegschreitend über Abtrünnigkeit
dem Rest seines Eigentums!
der nicht auf ewig festhält seinen Zorn,
denn es verlangt ihn nach Huld!
Buber & Rosenzweig – Mi 7,18

Welcher Gott ist wie du, (ein Gott, der) Vergehen wegnimmt und Gottlosigkeit übergeht bei den Übriggebliebenen seines Erbbesitzes. Er hielt nicht fest zum Zeugnis seinen Zorn, weil er Gefallen hat an Erbarmen.
Septuaginta Deutsch – Mi 7:18

Wo gibt es einen Gott, der so drauf ist wie du? Wer vergibt seinen Leuten ihren Mist? Welcher Gott verzeiht den Mist, den seine Leute gebaut haben? Gott wird nicht ewig sauer sein, denn es macht ihm Spaß, seine Leute zu lieben.
VolxBibel – Micha 7:18

Gottes treue Liebe zu Israel wird ihn bewegen, seinem Volk die Sünden zu vergeben und die Schuld zu erlassen, wenn er sich ihm in großem Erbarmen wieder zuwendet (Vers 18-19). Er wird dies aufgrund des mit Abraham geschlossenen Bundes (Vers 20) und dessen Erweiterung unter dem Aspekt der Errettung im Neuen Bund tun.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Dieser Abschnitt bildet nicht nur den Höhepunkt des Kapitels, sondern des ganzen Micha-Buches. Die meisten Prophetenbücher enden mit einer positiven Note, selbst wenn ihr Abschluß nicht unbedingt auch chronologisch gesehen an das Ende gehört.
Die diesen Höhepunkt einleitende Frage Wer ist ein Gott wie du? birgt den Namen des Propheten in sich und ruft die Thematik der Unvergleichbarkeit Gottes in Erinnerung, wie sie uns wiederum aus dem Psalter bekannt ist (Ps 89,9)a.
Nach den vorangehenden Versen (V. 16f) erwartet man einen Lobgesang zu Ehren der Macht und »Wundertaten« Gottes, ähnlich wie im Lied des Mose (2Mo 15,11). Nun geht es aber in dieser Lobrede eher um die Güte oder Gnade (chäsäd, V. 18.20; vgl. V. 2 und zu 6,8) Gottes, d.h. um das den alttestamentlichen Gott bestimmt am besten charakterisierende Merkmal. Warum unterstreicht Micha gerade dieses besondere Kennzeichen Jahwes? Ohne Frage, weil Gottes chäsäd die einzige Grundlage für die Vergebung von Schuld, Übertretung und Sünde darstellt. Diese drei synonymen Begriffe sind die wichtigsten des Alten Testaments, um die menschliche Verletzung der Gebote Gottes zu beschreiben. Eine nähere Untersuchung ist angebracht.
Der erste Ausdruck die Schuld vergeben (V. 18a) findet seine beste Illustration im berühmten Sündenbock, der, symbolisch und stellvertretend mit den Sünden des Volkes Israel beladen, vom Priester am Versöhnungstage in die Wüste geschickt wird. Die Schuld wird (w.) »weggetragen« (3Mo 16,22).33 Das tut übrigens auch der »Knecht Jahwes« mit der Sünde, und zwar »für viele« (Jes 53,12e).
Der zweite Begriff Übertretung ist der schwerwiegendste der drei und spielt auf die Rebellion gegen Gott an. Micha hat ihn schon mehrere Male benutzt.f.34 Wenn Gott Übertretung verzeiht (w.), geradezu »über das Vergehen hinwegschreitet«, dann nicht, weil die Vergebung nun mal »sein Metier« wäre. Hier wird, was wir zu V. 14f sagten, bestätigt: Der Prophet dankt Gott für die Verkürzung einer wohlverdienten Zeit der Bestrafung. Deshalb beteuert er vertrauensvoll die begrenzte Dauer des Zornes Gottes (V. 18b) – seine Gnade hingegen währt ewiglich (Ps 136). Sie ist ja die Basis der Vergebung der Sünden, und wir, wir sündigen doch immer! Es gibt sehr wohl den Zorn Gottes über unsere Sünden, aber er dauert nur solange, bis wir sie bekennen und sie aufrichtig bereuen (Ps 51,19). Diejenigen, die sich aufgrund einer Heimsuchung demütigen und korrigieren lassen, begnadigt Gott, denn er hat Gefallen an Gnade (V. 18d).
Unser Text gibt in V. 18b noch genauer an, wer in den Genuß seiner Gnade kommen wird, nämlich der Überrest seines Erbteils. Sowohl aus geschichtlichen als auch aus theologischen Gründen ist dieser Hinweis nicht ohne Bedeutung. Wir haben schon gesehen, was zur Zeit Michas mit dem Überrest gemeint gewesen sein muß: eine ganz bestimmte Gruppe von Leuten. Entspricht dem Erbteil (des HERRN) nicht das ganze Volk (vgl. V. 14)? Dann kann mit dem Überrest seines Erbteils nur ein Teil davon gemeint sein, zweifellos derjenige Teil des Volkes, der Buße tut und deshalb mit Gewißheit sagen kann, daß der Herr seinen Zorn nicht für immer behält (V. 18b). Kann man diesen Überrest historisch identifizieren?
Bezeichnend ist die Tatsache, daß der Ausdruck »Überrest meines Erbteils« nur noch in 2Kö 21,14 vorkommt. Dort kündigt der Herr aber dessen Verstoßung und Übergabe in Feindeshände an. Hauptgrund dafür sind die Sünden Manasses. Haben wir es also hier in unserem Text etwa mit einem falschen Vertrauen seitens des Propheten zu tun? Noch nicht! Man darf annehmen, daß es zur Zeit Michas einen »Überrest« gab, eine Gruppe von Menschen, die nach verschiedenen assyrischen Invasionen noch von Gottes »Erbteil« übriggeblieben und noch bußfertig war, aber nicht mehr dann zu Zeiten des Königs Manasse.
Die Angabe, daß nur der Überrest seines Erbteils die Gnade oder Güte Gottes erhält, bedeutet theologisch, daß Gott weder irgend jemand beliebigem noch daß er bedingungslos vergibt. Tut er das nur für einen Überrest, dann besteht ein Grund für die Annahme, daß der andere Teil (eine Mehrheit?) unbußfertig bleibt und nicht in den Genuß seiner Gnade kommt.
Der dritte Begriff, Sünde (V. 19c), kommt am häufigsten vor, auch im Buch Micha; er wurde schon weiter oben untersucht.

Wuppertaler Studienbibel

Vers 18: Wer diese Verse liest, spürt unmittelbar: Hier ist der Höhepunkt des ganzen Buches! Michas Bitten geht in Anbetung über. Mit Recht weist Rudolph (S. 135) darauf hin, dass die Aussagen von V. 18–20 eben als Aussagen und nicht als Wünsche zu verstehen sind. Am Ende des Bittgebets steht die Anbetung in der geschenkten Gewissheit der Erhörung, wie es auch in vielen Psalmen der Fall ist.
Gottes Einzigartigkeit steht Micha vor Augen. Doch jetzt wird sie nicht mit den großen Machttaten begründet, welche die Völker zur Unterwerfung bringen. Jahwe, der Gott Israels, ist darin einzigartig und unvergleichlich, dass er allein mit der uralten und unüberwindlichen Realität der Schuld und Sünde fertig wird. Hier stehen wir vor einer Wirklichkeit, die jeden Menschen betrifft. Dass in der Frage Wer ist ein Gott wie du? (mî ’ēl kāmôkā) auch der Name »Micha« anklingt, ist eine schöne Nebenbeobachtung: Micha ist eine Kurzform für Michajahu (mî kā jāhû) – »wer ist ein Gott wie Jahwe?«
Mit sieben Aussagen beschreibt Micha Gottes Gnade, es sind Variationen über ein Thema.
1) Er vergibt die Schuld (nōśē’ ‘āwōn), wörtlich: Er trägt die Schuld hinweg. Mit diesen Worten betete Mose um Gnade (2Mo 34,7), vgl. auch Ps 32,5; Jes 33,24; Hos 14,3.
2) Er verzeiht den Treuebruch oder: das Vergehen (‘ōvēr ‘al päscha‘), wörtlich: er geht oder schreitet darüber hinweg (vgl. Spr 19,11). Damit ist kein oberflächlicher Umgang mit der Schuld gemeint im Sinne von »Schwamm drüber«, sondern ähnlich wie das »übersehen« in Apg 17,30 ein Nichtanrechnen der Schuld. Gott lässt sich durch die Sünden derer, die ihm glauben, nicht aufhalten.
Gottes gnädige Zuwendung gilt dem Überrest seines Erbteils. Wir haben schon gesehen, dass der Begriff Rest/Überrest ein Schlüsselwort in der Verkündigung Michas bildet (2,12; 4,7; 5,2.6.7). An allen genannten Stellen ist der Restbegriff im Zusammenhang mit einer Heilsverheißung genannt. Rest, Überrest ist der Teil des Volkes, der den Zusammenbruch überlebt hat, und mit dem Gott neu anfängt. Der Begriff des Überrests erinnert den Hörer an die ernste Tatsache, dass Gott in der Geschichte seines Volkes einen tiefen Einschnitt setzen kann; dieser Einschnitt ist von Israel selbstverschuldet. Mit Überrest wird aber auch bekannt: »Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende« (Kla 3,22). Israel ist Gottes Erbteil, womit die Erwählung Israels zu Gottes Bundesvolk ausgesagt ist. Diese ist der Grund, weshalb es immer noch einen »Überrest« gibt. Micha predigt keine billige Gnade.
3) Mit markanten Worten schildert Micha Gottes Bereitschaft zu vergeben: Nicht für immer wird er an seinem Zorn festhalten. Wie ist das gemeint? Ist Gott wie ein Mensch, dessen Zorn irgendwann wieder verraucht? Muss man also nur ein wenig warten? Die Aussage ist nicht menschlich-psychologisch zu verstehen. Ähnliche Aussagen lesen wir in den Psalmen: »Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade« (Ps 30,6) oder bei anderen Propheten: »Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser« (Jes 54,7–8).
Das Zitat aus Jes 54,8 enthält eine Voraussage an den Überrest Israels, der das babylonische Exil erlebt und überlebt hat. Der »kleine Augenblick« hatte immerhin einige Jahrzehnte gedauert! Auch wenn unsere menschliche Erfahrung eine andere ist als die göttliche Zeitrechnung, gilt doch: Gott setzt seinem Zorn ein Maß und Ziel. Das Ziel ist in Hes 18,23 eindeutig benannt.
Das Bekenntnis zur Gnade spricht derselbe Beter, der in V. 9 bekannt hat: »Ich will den Zorn des Herrn tragen, denn ich habe gegen ihn gesündigt.«
»Daher bleibt ewiglich wahr, dass Gott den Sündern zürnt, die nicht Buße tun, und auch die Sünder verdammen wird, die nicht Buße tun und sich demütigen. Daher bleibt auch das ewiglich wahr, dass Gott den Bußfertigen oder den Zerschlagenen oder den Gedemütigten und an Christum Glaubenden die Sünden vergibt. Und diese Meinung zeigt der Prophet selbst gar schön an. Oben hat er Unglück jeder Art gedroht, sowohl dem Reiche Juda als auch Israel; den auf diese Weise Gedemütigten aber verheißt er wiederum Gnade und Vergebung der Sünden« (Luther, 1542, zu Micha 7,18–20).
4) Den Grund für die Hoffnung auf Gottes Vergebung nennt Micha als Nächstes: Denn er hat Wohlgefallen an der Gnade. Und das erwartet er auch vom Menschen: Mi 6,8. Gottes ḥäsäd, seine Güte, Gnade und Barmherzigkeit ist der Cantus firmus, die Grundmelodie des Alten Testaments, vgl. z.B. 2Mo 32,32; 34,6–7; Ps 103,3–4.8. Auf derselben Linie liegt das Zeugnis des Johannes, dass Gott die Welt geliebt hat (Joh 3,16). Weder verachtet er sie, noch zerstört er sie; er geht auch nicht mit stoischer Gelassenheit an ihr vorüber.
Angesichts dieser wuchtigen Aussagen über Gottes Wesen lohnt es sich, über das eigene Gottesbild nachzudenken. Unsere Vorstellungen von Gott sind in der Regel durch viele biografische Faktoren geprägt. Erst in der Begegnung mit dem Wort Gottes und der in ihm gegebenen Gottesoffenbarung können sie zurechtgerückt werden. Damit wird dann auch der Weg frei zu einem herzlichen Vertrauen auf diesen Gott, der der Vater Jesu Christi ist. Ein Vertrauen zu Gott und die Ehrfurcht vor ihm stehen sich nicht im Wege.

Edition C Bibelkommentar

Ein Überrest – heute schon zu sehen – als messianische Juden – bereit für Jehovah einzutreten!

Sohn des Höchsten

Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der Herr, Gott, (d. i. Jehova-Elohim des Alten Testaments) wird ihm den Thron seines Vaters David geben
Elberfelder 1871 – Lukas 1,32

Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David weiterführen lassen.
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Lk 1,32

Dieser wird sein ein Großer und Sohn des Höchsten gerufen werden, und geben wird Ihm Jehova Gott den Thron Davids, Seines Vaters
Pfleiderer Übersetzung – Lukas 1:32

Die Botschaft des Engels Gabriel an Maria war, dass sie in ihrem jungfräulichen Zustand schwanger werden und einen Sohn gebären würde. Die Menschwerdung würde in einem Menschen geschehen; Gott würde in der Person von Jeschua, dem Sohn Marias, Mensch werden. Gabriel weist dann auf mehrere Dinge in Bezug auf den Sohn Marias hin. Was seinen Namen betrifft, so sollte sie ihn JESUS nennen. „Jesus“ ist auch eine anglisierte Form Seines eigentlichen Namens. Der Name, auf den Er geantwortet hätte, wäre Jeschua gewesen. Der hebräische Name Yeshua wurde ins Griechische als Ieisous übersetzt, dann ins Lateinische und dann ins Englische als „Jesus“. Sein eigentlicher Name war Jeschua, ein Name, der „retten“ oder „Erlösung“ oder „Retter“ bedeutet. Wie Joseph gesagt wurde, sollte das Kind den Namen „Rettung“ haben, weil er sein Volk von ihren Sünden retten würde.

Von diesem Sohn sagte der Engel: Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Hier ist die Erfüllung der zweiten der beiden alttestamentlichen Voraussetzungen für das Königtum: die göttliche Einsetzung. Als Gabriel zu Maria sagte: „Gott der Herr wird ihm den Thron geben“, erhielt Jesus die göttliche Ernennung. Er ist der Einzige, der beide alttestamentlichen Anforderungen erfüllte. Da er kraft seiner Auferstehung nun ewig lebt, wird er keine Nachfolger haben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Geburt und das frühe Leben des Messias

Also „Sohn des Höchsten“, Sohn Gottes, des Schöpfers und Erhalters Himmels und der Erden, soll Er genannt werden. Oh, hätte Maria ganz verstanden, was in diesem Worte gesagt ist, wie unendlich groß Der ist, Den sie unterm Herzen tragen und mit ihrem Blute nähren soll, wie hätte sie dies ertragen können!
Wohl hat es auch sonst Menschen gegeben, die den Namen Jesus oder Josua geführt haben, aber keinen einzigen, der das war, was er hieß, nämlich ein Seligmacher, d. h. einer, der Sein Volk errettet von seinen Sünden.
Wohl hat es weiterhin Menschen gegeben, die man groß nannte, aber keinen in dem vollen Sinne des Wortes, wie der Messias Christus, der da groß und wahrhaftig war in Seiner Gottheit, groß und wahrhaftig in Seiner Menschheit, groß in Seinen Wundern, groß in Seiner Lehre, groß in Seinem Wandel. Keinen hat es gegeben, der Seiner Natur und Seinem Wesen nach zugleich der Sohn des Allerhöchsten, der ewige Sohn des ewigen Vaters, der Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Ebenbild Seines Wesens war, und dessen Werk darum so wichtig ist. Auch Könige hat es gegeben, Könige auf dem Stuhle Davids und über das Haus Israel, aber keine Könige, die ewiglich sind, keine Könige der Wahrheit und Herzöge der Seligkeit, keine Fürsten des Friedens und des Lebens, wie Jesus Christus es war.
Das ist eine seltsame Größe, die da anfängt in einem Stalle, die da endigt an einem Kreuze und in der Zwischenzeit mit Leiden, Schmach und Trübsal beladen wird. Groß ist nicht unbedingt der, der gewaltig einer Riesen-Versammlung Christus predigt. Der ist groß, der, wenn er den Herrn verkündigt, aus den Häusern gestoßen, mit Steinen beworfen wird, und der dann weitergeht und dasselbe versucht an einem andern Ort. So gebührt es, derer zu gedenken, denen ein Herr und Meister mit der Dornenkrone vorangeht, verspottet, geschmäht und gegeißelt. — Sieh auf Christus, bedenke, was Er verdiente und was Ihm hier auf Erden zuteil ward: welch ein Recht, welche Ansprüche hast du, daß es dir besser gehe als Ihm, und daß man dir Ehre zolle, während Er Schmach leiden mußte! Lerne, daß die Schmach, die dich dem verschmähten Jesus ähnlich macht, wahre Größe ist. — Größer als Gesundheit sind oft Krankheit und Schwachheit, weil die Herrlichkeit der gläubigen Seele, die in Demut und Ergebung und Harren besteht, deutlicher durch die hinwelkende Hülle hervorblickt.

Rienecker – Wuppertaler Studienbibel

Wahre und Falsche??

Wer wird steigen auf den Berg Jehovas, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldiger Hände und reinen Herzens ist, der nicht zur Falschheit erhebt seine Seele und nicht schwört zum Truge. Er wird Segen empfangen von Jehova, und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils.
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 24,3–5

Wer darf steigen auf Jehovas Berg, und wer stehen auf seinem heiligen Wohnsitz? Wer schuldloser Händ‘ und reines Herzens ist, wer nicht nach Bösem trachtet, und nicht schwört zum Trug. Er erlangt Segen von Jehova, und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
de Wette Bibel – Ps 24,3–5

Wer wird auf des Herrn Berg gehen? Dass es eine reine Gnade war, dass Gott sich durch die Einrichtung des Heiligtums einen Wohnsitz unter den Juden erwählte, wird hier, weil es sich eigentlich von selbst verstand, mit Stillschweigen übergangen. David legt dagegen besonderes Gewicht auf das zweite Stück, nämlich auf den Unterschied zwischen den wahren und den falschen Israeliten. So nimmt er Veranlassung, die Juden zu einem heiligen und gerechten Leben zu ermahnen, weil Gott sie zu seinem Eigentum ausgesondert hat. Wenn auch die übrigen Menschen, sofern sie Gottes Geschöpfe sind, unter seiner Herrschaft stehen, so steht doch der, der zur Gemeinde gehört, zu ihm in näherer Beziehung. Gott beruft alle, die er in seine Herde aufnimmt, durch diese Annahme auch zur Heiligung. So enthalten Davids Worte auch einen versteckten Tadel wider die Heuchler, die sich kein Gewissen daraus machen, sich in falscher Weise mit Gottes heiligem Namen zu schmücken. Wir wissen ja, dass solche Leute sich mit falschen Titeln und äußeren Zeichen brüsten. So verherrlicht David absichtlich diese besondere Gnade Gottes, damit ein jeder für sich daraus lerne, dass er von dem Zugang zum Heiligtum ausgeschlossen ist, wenn er sich nicht zu diesem reinen Gottesdienst heiligt. Es ist ja allerdings wahr, dass auch Gottlose und Übeltäter häufig die Stiftshütte besuchten. So erhebt Gott durch den Mund des Jesaja (1, 12) den Vorwurf, dass man mit unheiligem Sinn seinen Vorhof betrete. Aber hier handelt David davon, welchen Leuten der Zugang mit Recht offen stehe: wer sich missbräuchlich und widerrechtlich in Gottes heiliges Haus drängt, besudelt es mit seinem verderbten Missbrauch. Diese Möglichkeit, dass man in ungesetzlicher Weise sich dem Hause Gottes nahen kann, kommt aber jetzt nicht weiter in Betracht. Ja, es lässt sich aus unseren Worten ein schwerer Tadel herauslesen, dass unreine Menschen durch ihr Erscheinen das Heiligtum nur beflecken könnten. Darüber habe ich zum 15. Psalm ich des Weiteren geäußert. Übrigens scheint der Wiederholungssatz darauf zu deuten, dass es dann auch zu beharren gilt: wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Geht man doch hinauf, um vor Gottes Angesicht zu weilen. Alles in allem: Wenn auch zur Zeit Davids in der Gemeinde die Bösen mit den Guten vermischt waren, so erklärt er doch, dass das äußerliche Bekennen ohne innere Wahrheit ein eitles Ideal ist. Was aber hier vom Betreten der Stiftshütte gesagt wird, gilt in alle Zukunft für die Ordnung der Gemeinde.
V. 4. Der unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist. Mit diesen Ausdrücken, wozu noch die Ehrfurcht vor Gottes Namen kommt, wird zusammenfassend ein frommes und rechtes Leben bezeichnet. Die wahre Reinheit hat allerdings ihren Sitz im Herzen, aber sie zeigt ihre Früchte auch in den Werken der Hände. Daher werden die Unbescholtenheit des ganzen Lebens und die Reinheit des Herzens treffend miteinander verbunden. Es würde lächerlich sein, wenn jemand sich rühmte, dass sein Herz lauter sei, wenn die Güte der Wurzel sich nicht an den Früchten zeigte. Anderseits genügt es aber auch nicht, die Hände, die Füße und Augen nach der rechten Regel zu formen, wenn nicht die Reinheit des Herzens dieser äußeren Zucht vorangeht. Sollte es aber jemand widersinnig finden, dass den Händen der erste Platz angewiesen wird, so kann man leicht antworten, dass die Wirkung oft vor der Ursache genannt wird, nicht weil sie der Ordnung nach vorangeht, sondern weil es zuweilen nützlich ist, mit bekannten Dingen zu beginnen. David will also, dass die Juden mit reinen Händen vor Gottes Angesicht treten; und so sollen sie nicht nur scheinbar, sondern aufrichtigen Herzens tun.
Der seine Seele nicht erhebt zum Trug. Damit wird im Allgemeinen Zuverlässigkeit und Lauterkeit in allen Geschäften gefordert. Dass aber insbesondere an das Schwören zu denken ist, bei dem die Verehrer Gottes volle Gewissenhaftigkeit beweisen sollen, zeigt das zweite Satzglied: und schwöret nicht fälschlich. Und in der Tat ist auch dafür der erste Ausdruck ganz passend: denn beim Schwören hebt man die Seele gleichsam als Bürgin der Wahrheit zu Gott empor, – und das darf man nicht „zum Trug“, d. h. zum Meineid tun. Vielleicht bedeutet auch „die Seele erheben“ ganz einfach „sich anschicken“. Jetzt erhebt sich aber die Frage, weshalb David bei alledem den Glauben und die Anrufung Gottes auch nicht mit einem Worte erwähnt. Doch diese Schwierigkeit ist leicht zu lösen. Denn nicht leicht verhält sich jemand seinen Brüdern gegenüber gerecht und tadellos, wenn er nicht wahre Gottesfurcht besitzt, die ihn zu einem vorsichtigen Wandel vor Gottes Angesicht anleitet. Deshalb schließt David mit Recht aus den angegebenen Kennzeichen auf das Vorhandensein von Frömmigkeit zurück. Aus demselben Grunde bezeichnet Christus als die vorzüglichsten Stücke im Gesetz Barmherzigkeit, Rechtlichkeit und Treue (Mt. 23, 23); und Paulus nennt die Liebe bald die Hauptsumme des Gesetzes (1. Tim. 1, 5), bald das Band der Vollkommenheit (Kol. 3, 14).

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Diese „rechtlichen Erfordernisse“ mußten von den Israeliten zwar eine Zeitlang erfüllt werden, doch das Leben nach den unveränderlichen Wahrheiten spielte bei der Anbetung stets die bedeutendste Rolle. Glauben, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Wahrhaftigkeit, Freisein von Blutschuld und Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem Willen waren stets die wichtigsten Voraussetzungen für den Zugang zu Gott. Es war schon immer so, daß nicht der, der Gott lediglich eine Gabe darbrachte, auf den Berg Jehovas steigen durfte, sondern der, der „unschuldiger Hände und reinen Herzens“ war (Ps 24:3-6; 15:1-4; Spr 3:32). Diese grundlegenden Wahrheiten bilden einen Lebensweg, der von Anfang an unverändert geblieben ist. Micha stellt die Frage: „Womit soll ich vor Jehova treten? Womit soll ich mich beugen vor Gott in der Höhe? Soll ich mit Ganzbrandopfern vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern? . . . Er hat dir mitgeteilt, o Erdenmensch, was gut ist. Und was fordert Jehova von dir zurück, als Recht zu üben und Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:6-8; Hos 6:6; 1. Sam 15:22).
7 Jehova stellt keine willkürlichen oder unvernünftigen Forderungen an uns. Er verlangt von uns als seinen Geschöpfen lediglich, das zu tun, was wir ihm und unseren Mitmenschen gegenüber zu tun schuldig sind. Mit unserem Gott auf dem Weg der Wahrheit zu wandeln heißt soviel wie, gemäß dem Gesetz zu handeln, das uns von Jehova gewissermaßen ‘ins Herz geschrieben worden ist’, als er unsere Ureltern erschuf (Römer 2:14, 15). Der Weg der Wahrheit wirkt von Natur aus anziehend auf diesen inneren Sinn für Recht und Unrecht, das Gewissen, denn die Wahrheit klingt für das, was in uns von dem ererbten Gewissen noch vorhanden ist, richtig. Paulus konnte deshalb mit Recht sagen: „Wir haben uns von den hinterhältigen Dingen [Unwahrheiten, Lügen] losgesagt, deren man sich zu schämen hat, indem wir . . . uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen“ (2. Kor 4:2; 5:11; 6:4-10).

Wachtturm – 1.Juli 1976

Nun hat aber der sich offenbarende Gott die Herrlichkeit des Schöpfers – darum ist es nicht so ohne weiteres möglich, daß sich der Mensch diesem großen Gott naht. Denn Gottes Herrlichkeit und des Menschen Unreinheit passen nicht zusammen. David hat das nachhaltig gespürt, und er läßt es die mit ihm Feiernden in seinem Gebet nachsprechen: Wer steigt hinauf … wer erhebt sich? das heißt, wer ist in der Lage, sich vor diesem Gott aufrecht hinzustellen und ihn anzubeten?
Die Antwort, die ihm zuteil wurde (die dann auch levitische Priester übernommen haben), nennt nicht dies und das, sondern ist »generalisierend und umfassend« (Kraus). Nicht die bloße Zugehörigkeit zum Gottesvolk ermächtigt zum Erscheinen vor dem Angesicht Gottes, keine Vorzugsstellung im öffentlichen Leben ist hier ausschlaggebend. »Solch Personansehen zieht der Prophet hier ganz herunter. Ob es ein Jude oder Heide ist, darum kümmert sich Gott nicht« (Luther). Denn in der Tat redet David wie ein Prophet und zeigt den springenden Punkt auf: Der an den Händen Unschuldige und der ein reines Herz hate. Es ist nicht gemeint, daß von sich aus ein Mensch durch rechtmäßiges Verhalten gegenüber Gott selbstverständlich einen Zugang zu ihm haben müsse. Vielmehr will David zeigen, daß es Unschuldige gibt, deren Schuld vergeben (Ps 32,2) ist – wie David aus eigener schmerzlicher Erfahrung bezeugen kann – und daß es nur dem gereinigten Herzen erlaubt ist, sich Gott zu nahen beziehungsweise denen, die sich von Gott auf dem Weg des Gehorsams unterweisen lassen (vgl. Ps 25) und ihn dann auch gehen. Die unschuldigen Hände und die reinen Herzen haben sich Gott in radikaler Hingabe versprochen. Es geht also im Grunde um das erste Gebot, das David anspricht. Wer zum Nichtigen erhebt seine Seelef hat Gott abgeschworen. Das gleiche meint die Wendung: wer trügerisch schwörtg. Wer sich vor dem falschen Gott beugt, kann auch vor seinen Mitmenschen nicht aufrichtig sein.

Schneider 2018 – Wuppertaler Studienbibel

Ein persönliches gutes Verhältnis zu Jehovah ist nötig! Nicht der Sticker am Auto, das Lesen einer bestimmten Bibelübertragung, der Besuch einer bestimmten Gemeinde! Nein! Nur das persönliche Verhältnis wird ausschlaggebend sein! Es kann dabei sogar hinderlich sein, ein Teil einer bestimmten Gemeinde zu sein, in deren Reihen vielleicht Gewalttat und Ehebruch gefödert werden – denn darunter könnte das persönliche Verhältnis zum Schöpfer schon jetzt stark leiden!

echad basar

Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein (Eig zu einem) Fleisch sein.
Elberfelder Bibel 1871 – Gen 2,24

‮על־כן יעזב־איש את־אביו ואת־אמו ודבק באשתו והיו לבשר אחד׃
Bíblia Hebraica – Genesis 2,24

Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele. – sind dann eins …: wörtlich sind dann ein Fleisch, womit die volle leiblich-seelische Einheit bezeichnet wird.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Mose 2,24

Das erklärt, warum ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlässt und sich an seine Frau bindet und die beiden zu einer Einheit werden.
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Mose 2:24

Darum ist das jetzt so, dass ein Mann irgendwann seinen Vater und seine Mutter verlässt und mit einer Frau zusammenzieht. Die beiden werden dann ganz fest zusammenwachsen, sie werden wie ein Mensch sein.
VolxBibel – Gen 2,24

Mit den Worten aus Vers 24 setzt Gott die monogame Ehe ein. Wie alle göttlichen Einrichtungen wurde sie zum Besten für den Menschen geschaffen und kann nicht ohne nachteilige Folgen verletzt werden. Der Ehebund veranschaulicht die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde (Eph 5,22–32).

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein. Das Verlassen von Vater und Mutter ist bei dem ersten Paar der Menschheit nicht denkbar. Das Wort ist auch nicht die Fortsetzung der Rede des ersten Menschen, sondern, wie der Wechsel der redenden Personen zeigt, ein abschließendes, zusammenfassendes, in die Zukunft weisendes Wort Gottes zur Ehe. Die Stiftung der Ehe innerhalb der Darstellung des Weltschöpfungsberichtes stand unter dem besonderen Segenswort Gottes an den Menschen. Jetzt, wo es allein um die Erschaffung des Menschen und um die dem Menschen nahe Welt geht, werden die die Ehe im praktischen Vollzug ausmachenden Elemente näher beschrieben. Eine Ehe unter dem Segen Gottes ist dort verwirklicht, wo ein Mann seinen Vater und seine Mutter verläßt, wo er an seiner Frau hängt und wo die beiden ein Fleisch sind. Das Verlassen von Vater und Mutter von seiten des Mannes klingt im Blick auf die patriarchalischen altisraelitischen Familienverhältnisse, wo das Verlassen der Eltern nur von der Frau gefordert wurde, provozierend. Eine Ehe ist aber nur da möglich, wo beide, Mann und Frau, aus ihrem alten Familienverband ausscheiden, um ganz frei füreinander zu sein. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zur Ehe freizugeben. Das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, ist auch ein Gebot an die Eltern, denn sie haben dafür zu sorgen, daß ihre Kinder »lange leben in dem Lande, das Gott verheißen hat«, daß sich die Kinder entfalten können, um in Freiheit in einer erfüllten Ehe zu leben.
Der Mann wird an seiner Frau hängen. Das Wort »hängen«, ›dabaq‹, heißt »anhaften, ankleben, sich anschmiegen, festhalten an und sich halten zu«. Das zu dem Verb gehörende Hauptwort kann man auch mit »Lötung« wiedergeben. Das hebräische Wort entspricht dem griechischen ›kollao‹, »anleimen«. Dies Angeleimtwerden an einen anderen Menschen geschieht überall da, wo zwei Menschen ein Fleisch werden. Selbst in dem Fall, daß ein Mann zu einer Dirne geht, und ein Leib mit ihr wird, ist er an diese Frau »angeleimt« (1Kor 6, 16). Wie es nur das »Festgeleimtsein« an einen Gott gibt, so gibt es für den Menschen nur das »Angeleimtsein« an eine Frau. Die wörtliche Auslegung »der Mann wird an seiner Frau hängen« schließt damit jeden außerehelichen Geschlechtsverkehraus.
Zur Ehe gehört das »Ein-Fleisch-Sein«. Dabei fällt auf, daß die körperliche Gemeinschaft nicht notwendig mit dem Zweck der Erzeugung von Kindern verbunden wird. Das Einswerden der Geschlechter hat Wert und Bedeutung in sich. Der eheliche Verkehr gehört auch dann noch in die Ehe, wenn das Ehepaar — aus welchen Gründen auch immer — keine Kinder haben kann. Für eine Unterbrechung des ehelichen Verkehrs nennt Paulus drei Gründe: Beide Teile müssen zustimmen, die Unterbrechung muß auf eine bestimmte Zeit begrenzt sein, und sie darf nur geschehen mit einer geistlichen Begründung, um für eine bestimmte Zeit ganz frei zu sein für Gott.
So ist der urgewaltige Drang von Mann und Frau zueinander stärker als die Bindung an leibliche Eltern. Ursprünglich waren beide ein Fleisch. Sie müssen wieder Zusammenkommen. Der Mann hängt an seiner Frau, aufgrund der Liebe zu ihr tritt er in eine feste Lebensgemeinschaft mit ihr. Die beiden werden ein Fleisch und können im Kinde erleben, wie sie beide zu einem Fleisch geworden sind. Das im Zusammenhang der Menschenschöpfung gesprochene Wort zur Ehe weist in die Zukunft. Es ist Gottes bleibendes Wort zur Ehe. »Die Ehe ist ein Verhältnis, gegen welches selbst das Kindliche zurücktritt, ein Verhältnis, wie das Zu-einem-Fleisch-Werden besagt, innigster persönlicher, geistleiblicher Gemeinschaft, womit zugleich die Monogamie als die naturgemäßige, gottgewollte Form dieses Verhältnisses bezeichnet ist.«

Bräumer – Wuppertaler Studienbibel

Genesis 2:24 ‎על כן. Darum, also weil, so lange der Mann allein war, es noch nicht .על כן gut war, und weil nach der Teilung es gar nicht mehr möglich ist, dass der Mann seine Bestimmung allein erfülle, weil vielmehr das Weib עזר כנגדו sein soll, er sich ohne Weib nur halb, und nur in Vereinigung mit seinem Weibe als ganzer Mensch fühlt: darum verlässt der Mann Vater und Mutter und vereinigt sich mit seinem Weibe, und sie werden zu einem Leib. Wie ursprünglich ungeteilt der Menschenleib einem Geiste, einem göttlichen Willen sich unterordnete, so auch nach der Wiedervereinigung werden Mann und Weib ein Leib. Das können sie aber nur werden, wenn sie zu gleicher Zeit ein Geist, ein Herz, eine Seele werden, und dies ist wiederum nur möglich, wenn sie alle ihre Kräfte und Bestrebungen, all ihr Denken und Wollen dem einen höheren Willen in Erfüllung seines Dienstes unterordnen. — Hiermit ist aber auch der tiefe Unterschied des geschlechtlichen Lebens aller übrigen lebendigen Wesen von der menschlichen Ehe gegeben. Auch die übrige lebendige Welt ist geschlechtlich geteilt. Allein beide Geschlechter entsprangen gleichzeitig selbständig der Erde. Sie bedürfen für die Erfüllung ihrer Lebensbestimmung nicht einander, und nur für den Gattungszweck und für die von diesem in Anspruch genommene Zeit finden sie sich einander. Das Menschenweib aber ist ein Teil des Menschenmannes, ist עזר כנגדו. Der Mann ist hülflos und unselbständig ohne sein Weib. Beide zusammen sind erst Mensch. Das Leben in seiner ganzen Bedeutung fordert ihre Vereinigung. Nur vom Menschen heißt es: ורבק באשתו. Nur der Mensch hat eine Ehe.

Die Weisen finden (Sanhedrin 56 f.) in diesem Satze zugleich bereits den Anfang der עריות-Gesetze für בני נח. Indem es heißt: darum verlasse der Mann seinen Vater und seine Mutter und vereinige sich mit seinem Weibe, erkennen sie darin zugleich die Bestimmung, dass bei der Wahl seines Weibes der Mann sich von Vater und Mutter entfernen soll, somit in nicht allzu naher Verwandtschaft sein Weib zu suchen habe. Fassen wir dies in dem ganzen mit על כן eingeleiteten ursächlichen Zusammenhang auf, so dürste damit vielleicht einiges Dämmerlicht auf das so dunkle Gebiet der עריות-Gesetze fallen. Weil das Weib עזר des Mannes sein soll, muß es כנגדו sein; weil es ihn ergänzen soll, muß es andere Eigentümlichkeiten haben. In allzunaher Verwandtschaft haben sie beide vielleicht dieselben Tugenden, aber auch vielleicht dieselben Fehler, dieselben Vollkommenheiten, aber auch dieselben Mängel; ihre Vereinigung würde beider Eigentümlichkeiten im Guten und Bösen nur verstärken, nicht ergänzen. Nur in entfernten Graden dürften die heilsamen Verschiedenheiten vorhanden sein, die beide vereinigt zu einem vollkommenen Wesen gestalten, vollkommen geeignet בשר אחד zu werden und die eine große Menschenaufgabe reiner und voller zu lösen. Dieses Motio dürfte vielleicht für עריות בני נח ausreichen. Für Israel, wo z. B. bereits mit קידושין verbotene Grade eintreten, muß das Motiv noch höher liegen. — Uber die Etymologie von אב und אם, s. Jeschurun VIII. S. 58 u. ff. u. S. 570.

RABBINER SAMSON RAPHAEL HIRSCH (1808–1888)

1 Mose 2,24 kommt auf das Prinzip der Ehe zu sprechen: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen. Das Wort „darum“ ist der hebräische Ausdruck „al kein“, der sich auf etwas Vorangegangenes stützt. Die vorangegangenen Ereignisse, insbesondere die in 2:22-23, bilden die Grundlage für die Ehe. Was ein Mann tun muss, ist, seinen Vater und seine Mutter zu verlassen, es erfordert also eine Trennung der Bindungen. An einem bestimmten Punkt muss ein Mann von der Position der Unterwerfung unter die Eltern zu der Position der Ehrung der Eltern übergehen. Die Aussage: Verlasse seinen Vater und seine Mutter erfordert keinen physischen Abgang; und in jenen Tagen war ein physischer Abgang nicht so weit entfernt. Es muss jedoch ein geistiger und emotionaler Abschied sein, bei dem der Mann und die Frau ihre Gefühle, Bedürfnisse und alles andere nun aufeinander und nicht auf die Eltern ausrichten. Das hebräische Wort für Verlassen ist azav, das oft mit „aufgeben“ übersetzt wird. Es wird oft verwendet, um Israels Ablehnung seiner Bundesbeziehung zu Gott zu beschreiben (Jeremia 1:16; 2:13, 17, 19; 5:7; 16:11; 17:13; 19:4; 22:9). Dennoch wird es hier in einem positiven Sinn verwendet, wo der Mann jede weitere emotionale Bindung an seine Eltern ablehnt, soweit es um die Befriedigung seiner emotionalen Bedürfnisse geht, aber nicht die Liebe und Ehre der Eltern aufgibt. Was jedoch die emotionale Erfüllung anbelangt, so konzentriert er sich nun auf seine emotionale Erfüllung und sucht die Erfüllung bei seiner Frau. Deshalb muss er, nachdem er seinen Vater und seine Mutter verlassen hat, seiner Frau anhangen. Das hebräische Wort für „anhängen“ bedeutet wörtlich „wie Leim kleben“, und das moderne hebräische Wort für Leim kommt von diesem Wort. Das Wort wird oft verwendet, um die Aufrechterhaltung eines Bundes zu bezeichnen (Dtn 4,4; 10,20; 11,22; 13,4; 30,20). Dies zeigt wieder die Bundestreue der Ehe. Das ist nun die neue Treue; sie müssen wie Leim aneinander kleben, denn ihr Schicksal ist nun aneinander gebunden und nicht an die Eltern. Die Schöpfung der Menschheit hat ihr Ziel in der komplementären Partnerschaft von Mann und Frau erreicht. Der Vers endet mit: und sie werden ein Fleisch sein. Hier wird wieder das hebräische Wort echad im Sinne einer zusammengesetzten Einheit verwendet. Das zeigt, dass das Wort echad keine absolute Einheit voraussetzt, denn in diesem Vers werden zwei Menschen, zwei Personen, ein Mann und eine Frau, eins. Daher beweist die Tatsache, dass dasselbe Wort in Deuteronomium 6,4 von Gott verwendet wird, nicht die absolute Einheit, wie die Rabbiner behaupten. Es kann für eine zusammengesetzte Einheit verwendet werden. In diesem Fall wurden sie ein Fleisch durch sexuelle Vereinigung. Nun, da Adam mit Eva durch den Bund verbunden ist, werden sie ein Fleisch, was durch die allererste sexuelle Vereinigung eingeleitet wird.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

„komme nicht näher!“?

Als ER aber sah, daß er hintrat, um anzusehn,
rief Gott ihn mitten aus dem Dornbusch an,
er sprach:
Mosche! Mosche!
er sprach:
Da bin ich.
Er aber sprach:
Nahe nicht herzu,
streife deine Schuhe von deinen Füßen,
denn der Ort, darauf du stehst, Boden der Heiligung ists.
Buber & Rosenzweig – Ex 3,4–5

Und als Jehova sah, daß er herzutrat, um zu sehen, da rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusche zu und sprach: Mose! Mose! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Nahe nicht hierher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land
Elberfelder 1871 – Exodus 3,4–5

Als (und, da) JHWH sah, dass er [von seinem Weg] abwich, um [nach]zusehen, da (und) rief Gott zu ihm aus der Mitte des Busches {und sagte}: „Mose, Mose!“ Und [dieser] sagte: „Hier bin ich!“ {und} Er sagte: „Komm nicht näher heran (hierher)! Zieh deine Sandalen (Schuhe) von deinen Füßen, denn die Stelle, auf der du stehst, ist heiliger Boden (Erde) !“
offene Bibel – 2.Mose 3,4–5


Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie einen Busch sähen, der in Flammen steht, aber nicht verbrennt?
• Ängstlich
• Verblüfft
• Neugierig
• Verwirrt
Warum benutzte Gott Ihrer Meinung nach einen brennenden Busch, um Moses Aufmerksamkeit zu bekommen?
• Es bietet eine Menge Stoff für Filme wie Die Zehn Gebote.
• Es könnte Mose helfen, sich später, wenn es wirklich nötig ist, an seine Berufung zu erinnern.
• Das Feuer unterstrich, wie heilig dieses Ereignis war.
• Gott zeigt seine Macht, indem der Busch nicht verbrannte.
Was hätten Sie, wenn Sie Mose wären, bei diesem Geschehen gedacht?
• Ich muss zu viel Anchovis gegessen haben.
• Warum will mich Gott für so etwas haben?
• Dafür bin ich zu alt.
• Gott, erzähle mir nicht deine Probleme, ich habe selbst genug.
• Gott, ich bin dein demütiger Diener.
Wenn ich Moses Sandalen anhätte, würde ich Folgendes genauso wie er machen:
• Ehrfurcht zeigen, indem ich sie ausziehe
• mich fürchten, Gott anzuschauen
• mich unzulänglich fühlen
• Besorgt sein, was die anderen denken
• mich fragen, ob Gottes Plan funktioniert

Die Hauskreisbibel

Hier bin ich.“ Mosche antwortet mit hineni („Ich bin hier“ oder „Hier bin ich“) auf die Aufforderung Gottes. Wenn man alle Verwendungen dieser Redewendung in der Tora betrachtet, bedeutet hineni: „Ich bin schon hier und ich bin bereit, alles zu tun, was du willst, noch bevor du darum bittest.“ Genau das meinte Mosche, als er dies zu Gott sagte.
3:5 „Zieh deine Sandalen aus.“ Obwohl oft erklärt wird, dass das Ausziehen von Mosches Sandalen aus Ehrfurcht vor der Heiligkeit dieses Ortes geschah, ist es auch möglich, dass Gott ihm sagte, er solle sein Schuhwerk ausziehen, damit er nirgendwo hingehen könne. Die Formulierung admat kodesh („heiliger Boden“) betont, dass Gott diesen Bereich für die Begegnung mit Mosche beiseite gelegt hat.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

(2 Mose 3,5)
In der angegebenen Schriftstelle lesen wir ein sehr bedeutsames Wort, das unsere Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nehmen sollte. Es heißt da: „Und Gott sprach: Nahe nicht hierher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land“. In Gottes Gegenwart kann man nicht mit Schuhen an den Füßen erscheinen, weil daran der Staub der Wüste haftet. Der Ort, an dem Er erscheint, ist heiligs Land. Nur mit tiefer Ehrfurcht und in heiliger Absonderung darf man dahin kommen.
Wahrlich, wir sollten mit allem Ernst daran denken, auch wenn wir uns zu dem Namen des Herrn hin versammeln. Wie kommt es, daß der Ton, der in unseren Versammlungen herrscht, oft so niedrig ist? Und woher rührt die Dürre, die Mattheit und das geringe Aufgewecktsein, die mangelnde Bereitschaft, um an der Anbetung teilzunehmen? Warum sind die Gebete und die Danksagungen in ihrem Gehalt oft so weit von dem entfernt, was sie zum Ausdruck bringen sollten? Warum fehlt ihnen so oft der wahre Charakter der Anbetung? Wenn wir an den Inhalt oben genannter Schriftstelle denken, dann kann es uns nicht schwer fallen, die Antwort auf diese Fragen zu finden. Wir sind zu wenig durchdrungen von der herrlichen und doch so ernsten Wahrheit, daß wir, so oft wir auch zu diesem Zwecke zusammenkommen, in die Gegenwart Gottes treten. Gar mancher kommt dorthin mit einem Herzen, das angefüllt ist mit allerlei weltlichen oder irdischen Gedanken – mit Gedanken an sein Haus, an seine Kinder, an sein Geschäft und seine irdischen Aufgaben und Verpflichtungen. Einige kommen sogar mit einem verunreinigten Gewissen. Und selbst wenn alles dieses nicht der Fall sein sollte, so hat doch mancher sich nicht vorbereitet, um in der heiligen Gegenwart Gottes zu erscheinen. Wie wenn man zu einer gewöhnlichen Versammlung dieser Welt ginge, so begibt man sich auch in die Versammlung Gottes. Wie aber sollte es möglich sein, daß auf einem solchen Verhalten der Segen Gottes ruhen könnte? Wenn man in solcher Weise und in einem solchen Zustand in die Versammlung geht, dann kann das Herz sich dort unmöglich zur Höhe des Heiligtums erheben; es wird im Gegenteil abgelenkt und herabgezogen zu den nichtigen und eitlen Dingen dieser armen Erde hin. O, laßt uns doch einmal ernstlich hierüber nachdenken! Möchten wir uns darüber demütigen vor dem Herrn und im Selbstgericht uns verurteilen, daß wir so oft in solch einer unwürdigen Weise in Seine Gegenwart getreten sind!

Ermunterung und Ermahnung 1959

Auf einmal bot sich uns ein wahrhaft „seltsamer Anblick“. Auf einem einsamen Felsen oder in einem abgelegenen Tal stand einer jener stacheligen, knorrigen, dornigen Akazienbäume, die in den Weiten „der Wüste“ so auffällig sind, und von denen sie in der Tat „der einzige Baum von einiger Größe sind „6 , in Feuer gehüllt, und doch wurde „der Busch nicht verbrannt“. Als Mose dies sah, wandte er sich ab, „um diesen großen Anblick zu sehen“. Und noch ein größeres Wunder als dieses erwartete ihn. Eine Vision, die jahrhundertelang nicht mehr gesehen worden war, erschien nun; eine Stimme, die über viele Jahrhunderte hinweg geschwiegen hatte, sprach wieder. „Der Engel Jehovas“ (Vers 2), der gleich darauf selbst „Jehova“ und „Gott“ genannt wird (Verse 4, 5), sprach zu ihm „aus der Mitte des Busches“. Seine ersten Worte ermahnten Mose, seine Schuhe von den Füßen zu ziehen, da er auf heiligem Boden stand; die nächsten offenbarten ihn als denselben Engel des Bundes, der den Vätern als „der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ erschienen war. Der Grund für die erste Aufforderung war nicht nur Ehrfurcht, sondern auch der Charakter dessen, der sprach. Denn im Osten werden die Schuhe hauptsächlich zum Schutz vor Verunreinigungen und Staub getragen und daher beim Betreten eines Heiligtums abgelegt, um sozusagen keine Verunreinigungen von außen an den reinen Ort zu bringen. Aber der Ort, an dem Jehova sich offenbart – was immer es auch sein mag -, ist „heiliger Boden“; und wer mit ihm in Verbindung treten will, muss die Verunreinigungen, die ihm anhaften, ablegen.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel – altes Testament

Der Text sagt ganz klar, dass „der Engel Jahwes“ im Busch war (V. 2). Aber als Mose sich umdreht, um den Busch zu betrachten (V. 3), lässt der Text Jahwe ihn beobachten und zu ihm rufen – „aus der Mitte des Busches“ (V. 4). Sowohl der Engel – der sichtbare Jahwe in menschlicher Gestalt – als auch der unsichtbare Jahwe sind Figuren in der Szene mit dem brennenden Busch. Interessanterweise sagt uns Vers 6, dass Mose sich fürchtete, Gott anzuschauen. Das deutet darauf hin, dass er etwas anderes als Feuer im Busch wahrgenommen hatte – höchstwahrscheinlich die menschliche Gestalt des Engels. Das Neue Testament bekräftigt diese Beschreibung in Apostelgeschichte 7:30-35. Der Märtyrer Stephanus erzählt uns zweimal, dass ein Engel im Busch war (V. 30, 35).


In dem darauf folgenden Gespräch offenbart Jahwe (V. 7) Mose seinen Bundesnamen: ICH BIN (Exod 3,14). Wenn Jahwe zu Mose spricht, muss man sich fragen, warum der Engel gebraucht wurde. Wenn Jahwe das Reden übernimmt, warum braucht er dann einen Boten? Oder wenn der Schreiber sagt, dass Jahwe spricht, meint er vielleicht den Engel. Wie die Passagen in der Genesis, die wir bereits gesehen haben, schließt Exodus 3 Jahwe und seinen Engel als unterschiedliche Figuren in dieselbe Szene ein, schafft dann aber eine Zweideutigkeit zwischen ihnen. Sind es zwei oder einer? Sind die beiden derselbe, aber unterschiedlich? Der Leser wird auf etwas Dramatisches vorbereitet, das kommen wird. Er wird nicht lange warten müssen.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Als Mose die Herde Jitros weidete, lernte er wertvolle Lektionen über die Führung des Volkes Gottes. Als er zum Horeb (Berg Sinai) wanderte, erschien ihm der Herr in einem Dornbusch, der im Feuer brannte, aber nicht verzehrt wurde. Der Busch deutet die Herrlichkeit Gottes an, vor der er die Sandalen ausziehen musste. Es könnte auch eine Vorschattung der Tatsache sein, dass Jahwe später inmitten seines Volkes wohnte, ohne sie zu verzehren. Andere Ausleger haben in ihm sogar das Schicksal Israels gesehen, das im Feuer der Anfechtung versucht wird, aber nicht verzehrt wird. Wir alle sollten wie der brennende Dornbusch sein ‒ brennend für Gott, aber ohne verzehrt zu werden.

Der Herr versprach Mose, dass er sein Volk aus Ägypten befreien und es in ein Land des Überflusses ‒ d.h. nach Kanaan ‒ bringen werde, das von den sechs heidnischen Nationen bewohnt wurde, die in Vers 8 aufgeführt werden. Das Wort »heilig« erscheint hier zum ersten Mal in der Bibel. Indem Mose seine Sandalen auszieht, erkennt er die Heiligkeit des Ortes an.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

und noch eine weitere Idee:

Das Einzigartige war jedoch nicht das, was Mose mit seinen Augen wahrnahm, sondern daß der Bote Gottes in den Flammen war und daß Gott aus den Flammen sprach. Gott ist in seinem Engel gegenwärtig. Gott selbst spricht Mose an, und so wird aus einem, der neugierig sehen will, einer, der persönlich gemeint und betroffen ist. Mose erkennt, daß es sich ganz entgegen seinen Erwartungen nicht bloß um ein Naturschauspiel, sondern um eine Begegnung mit Gott handelt. Als Jahwe sieht, daß Mose herzutritt, spricht er Mose zweimal mit seinem Namen an: »Mose, Mose!« Indem Gott Mose beim Namen ruft, eröffnet er »die Verbindung mit dem von ihm Erwählten«. Ohne Rücksicht auf Vorbedingungen und Qualitäten holt sich Gott den Mörder Mose. Er hält ihn seiner Liebe und seiner Erwählung für würdig. Die Erwählung Gottes ist »eine aus Liebe erfolgende Wahl«; sie ist »der zeitliche gnadenhafte Ruf«, mit dem Gott eine Gemeinschaft oder einen einzelnen, hier Mose, zu einem ganz bestimmten Heilsdienst bestimmt. Im Alten Testament, aber auch an mehreren Stellen des Neuen Testamentes ist die Erwählung ein innergeschichtlicher Vorgang, und zwar zu einem heilsgeschichtlichen Dienst. Dabei bleibt der Mensch nicht ein totes Gegenüber, über das Gott verfügt. Die Erwählung ist auf die Einwilligung und den Gehorsam des Menschen angelegt. So ergehen zwei Aufforderungen an Mose:
[5] – »Tritt nicht näher heran!«
Beim Namen gerufen, antwortet Mose: »Hier bin ich«, das heißt, Gott, ich stehe zu deiner Verfügung. Gott aber gebietet ihm zunächst, nicht weiter vorzutreten, sondern Distanz zu halten. Die Mahnung: »Tritt nicht näher!« untersagt Mose »eine mögliche zu große Annäherung«. Gott setzt dem menschlichen Zutritt und Zugriff eine Grenze.
Die »Beschränkungen des Nahens« – das heißt das Wahren der Distanz – sind eine der Grundvoraussetzungen im Umgang mit dem lebendigen Gott. Gott ist und bleibt auch bei aller gnädigen Zuwendung zum Menschen der richtende Gott.
Im brennenden Dornbusch wird das unaussprechliche Ineinander von Gnade und Gericht sichtbar. Das Schauspiel, das Mose anlockte, ist von einer »tiefen Hintergründigkeit«. »Gottes Nähe ist verzehrende brennende Glut.« Gleichzeitig aber ist »Gottes Hitze« nicht einfach zerstörende, »sondern wunderbar erhaltende Macht«. Das Zeichen, mit dem Gott Mose auf seine Nähe aufmerksam macht, ist der brennende und doch nicht verbrennende Busch. »Mose, der Mörder, steht vor diesem Zeichen Gottes, das ihn, den Schuldigen, richtet und zugleich rettet.«
– »Zieh deinen Schuh aus.«
In den alten hebräischen Handschriften heißt es nicht: »Zieh deine Schuhe aus.« Dies ist erst eine spätere Änderung des Textes bei der Übersetzung ins Griechische, ins Lateinische und ins Aramäische. Der ursprüngliche Text lautet: »Zieh deinen Schuh aus.« Schuhe dienten in alttestamentlicher Zeit nicht nur als Fußbekleidung, sie spielten bei symbolischen Handlungen eine entscheidende Rolle. Seinen Schuh auf etwas werfenb ist Zeichen der Besitznahme. Das Ausziehen des Schuhesc ist die symbolische Handlung für Besitzabtretung bzw. Besitzverzicht. Als der Verwandte, der Rut am nächsten stand, »der sogenannte Löser«, seine Rechte abgetreten und zu Boas gesagt hatte: »Kaufe du es für mich«, da zog er seinen Schuh aus (Rt 4,8).
Wenn Gott zu Mose sagt: »Zieh deinen Schuh aus«, so ist dies als Symbolhandlung zu verstehen. Mose soll auf alles eigene Übersich-Verfügen-Wollen verzichten. Er soll das Recht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, abtreten. Er soll sich ganz und gar in Gottes Hand geben und ihm die Führung seines Lebens und aller Geschicke überlassen. So verstanden, ist der Gestus des Schuhausziehens das Übergabegebet: »Sei du mein Herr, ich übergebe mein Leben dir.« Das Ausziehen des Schuhs ist mehr als eine äußere Gebärde der Ehrfurcht. Die Aufforderung: »Zieh deinen Schuh aus« heißt: »Gott will als der Herr erkannt und anerkannt sein.«
Den beiden Aufforderungen: »Tritt nicht näher heran!« und »Zieh deinen Schuh aus« ist die Begründung beigegeben: »denn der Ort, auf dem du stehst, ist Boden der Heiligkeit«. Die Übersetzung, der Ort ist heiliger Boden, ist falsch oder zumindest mißverständlich. Im hebräischen Denken gibt es keine »heiligen Stätten«. Selbst der Sinai ist nicht heilig. Heilig ist nur Gott, deshalb wird ein Platz, an dem sich Gott dem Menschen kundtut, »Boden der Heiligkeit« genannt. Wann immer sich Gott in seiner Heiligkeit einem Menschen offenbart, erfordert dies vom Menschen ein entsprechendes Verhalten. Mose hört die Worte: »Tritt nicht näher heran! Zieh deinen Schuh aus.«

Bräumer – Wuppertaler Studienbibel

eine große Volksmenge

Nach diesem sah ich: und siehe, eine große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen.
Elberfelder 1871 – Offb 7,9

Nach diesem sah ich, und siehe! eine große Menge (vieles Gedränge), die niemand zählen konnte, aus allen Völkerschaften und Stämmen, und Völkern und Zungen vor dem Thron und vor dem Lamme stehen, mit weißen Gewändern umkleidet und Palmen in ihren Händen; 3Mo 23,39.40; Ps 92,13.14; Joh 12,12.13.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Offenbarung 7,9

Anschließend konnte ich sehr viele Leute auf einem Haufen sehen. Es waren zu viele, um sie zu zählen. Sie kamen aus allen Ländern, aus verschiedenen Nationen und Kontinenten auf dieser Welt, mit unterschiedlichen Sprachen. Alle standen vor dem Chefsessel, wo das Lamm draufsaß. Sie waren mit weißen Kleidern gestylt und trugen als Zeichen, dass sie gewonnen hatten, eine Medaille um den Hals.
VolxBibel – Offenbarung 7:9

Offb 7:9-12 : Weiße Gewänder wurden im Tempelgottesdienst getragen, auch bei der kultischen Verehrung der kleinasiatischen Gottheiten; Palmzweige gehörten vor allem in den Rahmen des Laubhüttenfestes. In der Zukunft sollten die Übriggebliebenen, der Rest der Gerechten aus allen Völkern, hinaufgehen nach Jerusalem, um beim Laubhüttenfest anzubeten ( Sach 14,16 ); wie in den apokalyptischen Schriften ist das künftige irdische Reich in gewissem Sinn im Himmel schon Realität. Mit Palmzweigen war der Sieg des Auszugs der Israeliten aus Ägypten gefeiert worden, und bei diesem Fest gedachte Israel der Treue Gottes zu seinem Volk, als es während der Wüstenwanderung ganz auf ihn angewiesen war. Manche Forscher sehen in der großen »Schar« hier die Märtyrer oder auch die Märtyrerin Kirche von 6,11 . Die Wendung »die niemand zählen konnte« bedeutet, dass die Menge riesenhaft war, nicht aber unendlich (* 3.Makk 4,17; sie könnte auch eine Zahl bezeichnen, die so groß war, dass sie auch mit dem Bild vom Sand am Meer hätte beschrieben werden können).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Der Seher sieht eine Riesenversammlung. Sie ist übernational und überkonfessionell, auch die Rassenfrage ist hier gelöst. Johannes als Jude zeigt mit diesem Bericht, wie er selbst mit allem falschen jüdischen Denken bereits gebrochen hat. Auf jeden Fall ist der Ertrag der Verkündigung von Jesus sehr groß. Ihre Kennzeichen sind die Vergebung und Reinigung, die sie erhalten haben (weiße Kleider), und der Sieg, der ihnen geschenkt wurde (Palmzweige). Keiner schreibt sich selbst irgendein Verdienst zu, alle preisen den lebendigen Gott und den gekreuzigten Herrn.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

Die Menschen, die in diesem Abschnitt beschrieben werden, sind Heiden aus »jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen«. Sie stehen »vor dem Thron und dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern« (die gerechten Taten der Heiligen; s. 19,8). Sie halten »Palmen in ihren Händen«, ein Symbol des Sieges.
7,10 Dies sind Heiden, die während der Großen Trübsal gerettet werden, indem sie ihr Leben Christus anvertrauen. In ihrem Lied besingen sie ihr »Heil« und sprechen es ihrem »Gott … und dem Lamm« zu.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Als der Apostel Johannes auf der Insel Patmos über die Jahrhunderte hinweg die Zeit der Wiederherstellung Israels auf der neu erschaffenen Erde schaute, bezeugte er: »Danach sah ich eine riesige Menschenmenge – viel zu groß, um sie zählen zu können – aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen. Sie waren mit weißen Gewändern bekleidet und hielten Palmzweige in ihren Händen. Und sie riefen laut: ›Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!‹ Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Und sie fielen vor dem Thron nieder und beteten Gott an. Sie riefen: ›Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gehören unserem Gott für immer und ewig. Amen!‹ … [das Lamm ist] Herr über alle Herren und König über alle Könige …; und die, die zu ihm gehören, werden die Berufenen und die Auserwählten und die Treuen genannt.« (Offenbarung 7,9–12;17,14 NLB) »Dann hörte ich das Rufen einer großen Menge. Es klang wie das Tosen des Meeres und wie lautes Donnerrollen. Sie riefen: ›Halleluja – Preist den Herrn! Der Herr hat nun die Herrschaft angetreten, er, unser Gott, der Herrscher der ganzen Welt! Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre geben!‹« (Offenbarung 19,6.7a GNB)

Ellen White – Macht und Ohnmacht: Das geteilte Israel und die große Verheißung

Den Lobpreis, welchen die Heiligen (und wie mir scheint auch die heidnischen Gläubigen) darbringen. Beachten Sie:
Die Körperhaltung dieser Heiligen bei ihrem Lobpreis: Sie „standen vor dem Thron und vor dem Lamm“, vor dem Schöpfer und vor dem Mittler. Während der heiligen Anbetung kommen wir ganz nah zu Gott und dürfen uns als in seiner ganz besonderen Gegenwart begreifen. Und wir müssen in Christus zu Gott kommen. Der Thron Gottes wäre für Sünder unnahbar, wenn es keinen Mittler gäbe.
Ihre Kleidung: Sie waren „bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen“, wie Sieger in ihrem Triumph aufzutreten pflegten: Was für eine glorreiche Erscheinung werden die treuen Diener Gottes am Ende sein, wenn sie „den guten Kampf gekämpft“ und „den Lauf vollendet“ haben.
Was sie taten: „Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!“ Dies kann man entweder als ein Hosianna verstehen: dem Anspruch Gottes und des Christus in der Gemeinde und in der Welt wohlgeneigt zu sein. Oder als ein Halleluja: Gott und dem Lamm den Lobpreis für die große Erlösung zu geben. Der Vater und der Sohn werden in diesem Lobpreis zusammengefasst; der Vater plante dieses Heil, der Sohn erwarb es, und diejenigen, die es besitzen, müssen und werden den Herrn und das Lamm loben.

Der Neue Matthew Henry Kommentar – Offenbarung


Und – siehst du dich selbst auch als jemandem, der es nicht verdient hat – und durch Gnade von Gott erhört wird – und IHM deshalb lobt und preist – auch heute schon???