Welchem Gott folgst du?

Wie – welchem Gott ich folge? – heute glaubt man doch nicht mehr an einen Gott – oder?
Nun ja, scheinbar haben sich viele ihre kleinen Götter gemacht und dazu noch viele Menschen die auf das Podest gestellt werden.
Dazu einen interessanten Artikel gefunden, der interessante Gedanken enthält und die Frage aufwirft, welchem Gott man wirklich folgt.

Obama & Co – Moderne Götter
von Samira Lazarovic
Ikonen aus Politik und Wirtschaft wie US-Präsident Obama, Apple-Chef Jobs und Fed-Chef Bernanke müssen hohe Erwartungen erfüllen. Wenn sie darüber stolpern, liegt es möglicherweise daran, dass das Podest, das wir ihnen gebaut haben, zu hoch ist.

Es war eine pralle Woche: US-Präsident Barack Obama sprach zur Nation, Apple-Chef hatte noch „one more thing“ in der Tasche und während die Wirtschaftsbosse in Davos die Köpfe zusammensteckten, schaffte es Ben Bernanke gerade noch so, sich eine weitere Amtszeit bei der US-Notenbank zu sichern. Jedes dieser Ereignisse vollzog sich im grellen Rampenlicht und jedes Mal bauten sich die Erwartungen schon im Vorfeld zu so riesigen Türmen auf, dass sie selbst im Idealfall einstürzen mussten. Denn diese Hoffnungen waren an Menschen gerichtet, nicht an Götter.

Wie hoch man von einem Podest fallen kann, bekommt derzeit vor allem US-Präsident Barack Obama zu spüren. Vor einem Jahr trat er sein Amt an und sollte nicht weniger tun, als die Welt retten. Zur Sicherheit wurde er mit reichlich Vorschusslorbeeren umkränzt und den Friedensnobelpreis gab es oben drauf. Nun ist die Enttäuschung groß: Der Afghanistan-Einsatz nimmt kein Ende, die Gesundheitsreform kommt nicht voran, von Guantanamo gar nicht erst zu reden. Glühende „Barack“-Fans wie Hollywood-Star und Vorzeigedemokratin Susan Sarandon wenden sich enttäuscht ab, das republikanische Lager frohlockt. Und die Welt-Börsen? Die reagieren mehr als verschnupft, weil Obama droht, der Bankenwelt Fesseln anzulegen.

Die Banker wiederum zeigen zwar auf ihrem Klassentreffen im Schweizer Nobelort Davos Einsicht, wollen aber auch nicht mehr gescholten werden. „Wir sollten mit den Schuldzuweisungen aufhören“, fordert etwa Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und appelliert gleichzeitig an die Branche, sich das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzuholen. Die Absicht ist gut, doch gleichzeitig fragt man sich, was vermessener ist: Der Glaube der Manager, in den Schweizer Bergen die Lösung für die Finanzkrise zu finden, oder unsere Erwartungen, dass sie das überhaupt können.

Schwieriges Erbe

Glück hatte Obama in dieser Woche immerhin mit der Personalie Ben Bernanke. Nur knapp vor dem Ablauf seiner ersten Amtszeit konnte sich der Wirtschaftsprofessor eine zweite Amtszeit als US-Notenbankchef sichern und ersparte damit dem US-Präsidenten eine Blamage, denn Obama hatte ihn bereits vor Monaten für weitere vier Jahre als Fed-Chef nominiert. Leichter wird die zweite Amtszeit nicht werden, denn die Erwartungen sind hoch, und die Kritiker sind angespitzt: Weitere Rettungsaktionen, wie für den angeschlagenen Versicherungsriesen AIG, wird Bernanke wohl nicht mehr durchsetzen können, obwohl gerade die AIG-Rettung zusammen mit der beherzten Senkung der Leitzinses ihm von seinen Befürwortern und der „Times“ den Titel „Person of the Year“ einbrachte.

Im Grunde ist es auch egal, wie der 56-Jährige in den kommenden Jahren agieren wird, gegen einen tiefer liegenden Grund der Enttäuschung ist er machtlos: Die heimliche Wut auf seinen Vorgänger Alan Greenspan. Der alte Börsenzauberer war eine Ikone der Wirtschaftswelt. Sein Greenspanesisch klingt noch heute in den Wall-Street-Ohren und keine andere Aktentasche war so beredt wie seine. Doch seine laxe Geldpolitik war eine der Hauptursachen der Finanzkrise, denn das billige Zentralbankgeld wandelte sich in reines Gift um. Die Enttäuschung an dem mittlerweile 83-Jährigen auszulassen, ist den meisten Verehrern jedoch unmöglich und so muss eben sein Nachfolger herhalten.

Religiöser Apfel-Kult

Eine bessere Woche als Bernanke hatte da Apple-Chef Steve Jobs: Er hatte es dabei, das „next big thing“, den langersehnten „iPad“. Macianer brachen wie erwartet in Ekstase aus, Apple-Gegner nörgelten und alle Erwartungen an eine Apple-Veranstaltung wurden erfüllt, mussten erfüllt werden – so ist das bei einem Kult. „Ja, ich glaube, sie haben es wieder geschafft“, erklärte ein leicht verunsicherter Analyst, während seine Kollegen bereits das Ende des Gutenberg-Zeitalters ausriefen. Was werden soll, wenn der gesundheitlich angeschlagene Steve Jobs nicht mehr mitspielen kann, weiß keiner – und wenn man es sich vorzustellen versucht, brechen die Aktienkurse weltweit ein. Denn auf den schmal gewordenen Schultern ruhen Erwartungen, die in der Branche und den Medien nur noch Vergleiche mit dem Heiland standhalten.

Und die Moral von der Geschicht? Wir sollten die Erwartungen an unsere Ikonen korrigieren. Sicher, mancher Manager oder Politiker kann mit einer Rede, einem Mausklick mehr bewegen, als andere im ganzen Leben. Doch ganz alleine können weder Bernanke, noch Jobs noch Obama die Welt verändern. Nicht zufällig benutzte Barack Obama in seiner Antrittsrede den Plural, nicht den Singular: „Wir werden die Herausforderungen, vor denen wir stehen weder mühelos noch in kurzer Zeit bewältigen.“ Oder um es mit Konfuzius zu sagen: „Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird Dir Ärger erspart bleiben.“

Und – fühlst du dich „erwischt“ weil dir eingige Gedanken auch schon so gekommen sind – und du Menschen nachfolgst – und diese in deinen Gedanken zu Göttern oder zum Messias geworden sind?

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