Ich aber bin wie ein grüner Olivenbaum im Hause Gottes; ich vertraue auf die Güte Gottes immer und ewiglich.
Ich werde dich preisen ewiglich, weil (O. dir danken, daß) du es getan hast; und auf deinen Namen werde ich harren, denn er ist gut, vor deinen Frommen.
Elberfelder 1871 – Ps 52,10–11
Ich aber bin wie ein üppiger Ölbaum
in Gottes Haus,
ich weiß mich sicher in Gottes Huld
für Weltzeit und Ewigkeit. –
Auf Weltzeit will ich dir danken,
denn du hast es getan,
deinen Namen erharren, denn er ist gütig,
den dir Holden zugegen.
Buber – Psalm 52,10-11
Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum (gepflanzt) in Elohims Haus. (Und stehe deshalb auch unter Gottes besonderem Schutz.) / Ich traue der Gnade Elohims auf immer und ewig.
Preisen will ich dich immerdar, weil du es vollbracht. (Weil du mir deine Gnade bewiesen und deine Verheißungen mir erfüllt hast.) / Harren will ich auf deinen Namen, (Der Name Gottes ist sein in Taten des Heils offenbar gewordenes Wesen.) / Denn er ist köstlich vor deinen Frommen. (Es ist erklärlich, daß die Ermordung der 85 Priester in Nob, die eine Folge der Verräterei Doegs war, David tief erschütterte. In dieser Gemütsverfassung wird er dann den 52. Psalm gedichtet haben.)
Ludwig Albrecht – Ps 52,10–11
Doch ich bin wie ein grüner Olivenbaum, / der im Tempelgelände wächst. / Ich werde immer auf Gottes Güte vertrauen. Ich will dich ewig preisen, denn du hast das getan. / Auf deinen Namen hoffe ich mit denen, die dir nahe sind, / denn dein Name ist gut.
Neue evangelistische Übersetzung – Ps 52,10–11
Der Psalmist wird Gottes Treue („ḥesed“) in Gegenwart von … Gläubigen („ḥasid“) ausdrücken. 10: Olivenbäume waren von großer Bedeutung für das Öl, das sie produzierten und das im Tempel verwendet wurde. Es ist ungewiss, ob der Psalmist ein religiöser Beamter im Tempel (Gottes Haus) ist oder ein Laienisraelit, der Gottes Nähe im Tempel genießen möchte (siehe Ps. 23: 6 n.).
Die jüdische Studienbibel
Über seinen eigenen festen Stand (Vers 10–11). „Dieser mächtige Mann wird mit der Wurzel ausgerissen, ‚ich aber bin wie ein grüner Ölbaum‘, gepflanzt und verwurzelt, fest gegründet und gedeihend. Er wurde aus Gottes Wohnung entfernt, doch ich bin darin fest gegründet.“ Was müssen wir nun tun, damit wir wie gedeihende Ölbäume sind?
Der Neue Matthew Henry Kommentar
2.1 Wir müssen ein Leben im Glauben und im heiligen Vertrauen auf Gott und seine Gnade führen. „Ich vertraue auf die Gnade Gottes für immer und ewig“ (Vers 10).
2.2 Wir müssen ein Leben der Dankbarkeit und heiliger Freude an Gott führen (Vers 11): „ ‚Ich preise dich ewiglich, denn du hast es vollbracht‘, du hast deine Verheißung gegenüber mir erfüllt.“
2.3 Wir müssen ein Leben der Erwartung und demütigen Abhängigkeit von Gott führen: „Ich harre ‚auf deinen Namen‘ (Vers 11); ich werde auf all den Wegen auf dich warten, auf denen du dich zu erkennen gegeben hast, werde hoffen, dass du deine Gunst gegenüber mir zeigen wirst, und werde bereitwillig auf das Offenbarwerden der Zeit warten, die du festgelegt hast, weil dein Name so gut ist“ (Vers 11).
Ich aber werde bleiben usw. Nachdem sich David auf den Flügeln des Glaubens und der Hoffnung aufgeschwungen hat, setzt er sich über den fleischlichen und darum nur scheinbaren Machtschimmer Doegs begeistert hinweg. Er hebt sich aus der Tiefe seines Elends empor und vergleicht sich in der Hoffnung auf seine Wiederaufrichtung mit einem Ölbaum, obwohl er jetzt wie ein unnützer, morscher Baum am Boden liegt. David konnte sich ja an dem Untergang des Doeg nicht trösten, wenn er nicht die Überzeugung gehabt hätte, von oben herab würde der grausame Mensch seine Strafe bekommen, der sich gegen Unschuldige vergangen hatte. David erinnert sich also daran, dass all das Übel, das er unschuldig erlitten hatte, von Gott gerächt werde, und freut sich der neuen Kraft, in der er wieder aufleben wird. Zugleich tut er kund, dass sein größtes Glück sein werde, sich unter Gottes Dienern zu wissen und seinem Glauben öffentlich leben zu dürfen. Anderswo (Ps. 42, 5; 43, 3 f.) betrachtet er ja das als den größten Schmerz, fern vom Heiligtum Gottes sein zu müssen, als einen Schmerz, dem gegenüber die Trennung von seiner Frau und die Beraubung aller seiner Güter und das Umherirren in den Höhlen der wilden Tiere nichts bedeutete. David stellt sich mit diesen Worten in Gegensatz zu Doeg wie zu seinen andern Gegnern. Jetzt muss er fern vom heiligen Land umherirren und den Anblick des Heiligtums entbehren. Aber er hofft auf eine neue Zeit, sobald die Heuchler vernichtet sind, die dort nicht bloß einen Platz innehaben, sondern sogar den Tempel selbst als ihr Eigentum betrachten, während sie ihn doch nur verunreinigen und entheiligen. Hier wollen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass uns als Zweck unseres Lebens immer vorschweben muss, zur Herde Gottes gezählt zu werden. Und da unsere Schwachheit äußerer Hilfsmittel bedarf, so dürfen wir es als eine besondere Wohltat ansehen, wenn wir gottesdienstliche Versammlungen besuchen können, in denen man sich gegenseitig zum Dienste Gottes aufmuntert. Dazu will der Gott, der selbst Einer ist, dass auch wir in ihm eins seien und dass wir seinen Namen wie aus einem Munde loben: darum sammelt er uns durch die Sakramente, die ein gemeinsamer Besitz des Volkes Gottes sind, zur gemeinsamen Hoffnung auf das ewige Leben. Davids Beispiel möchte uns also lehren, einen Platz in der Gemeinde Gottes allen trügerischen Stellen vorzuziehen. Denn nur darum darf er sich mit einem grünenden Ölbaum vergleichen, weil er sagen kann: ich verlasse mich auf Gottes Güte. Damit stellt er sich noch immer in Gegensatz zu seinen Feinden: noch grünen jene und breiten ihre Zweige weit aus, ja, sie sind stolz auf ihr hohes Wachstum. Aber ihre Wurzel wird bald bloßgelegt sein, da sie nicht in Gottes Güte ihren Halt hatte. Während sie also vertrocknen, wird den Frommen niemals Saft und Kraft mangeln: denn sie hoffen auf Gott. Lange Trübsalszeit konnte den David freilich aufreiben, wenn nicht auch seine Zuversicht lange standhielt. Darum sagt er, er habe dem Herrn keine Zeit vorgeschrieben, hoffe auf ihn immer und ewiglich, d. h. für alle Zukunft. Konnte er seinem Gott doch nimmermehr die Macht über sein Leben und Sterben rauben. Hier sehen wir, wodurch sich echte Gotteskinder von Heuchlern unterscheiden: wenn auch alle untereinander in der Gemeinde vorhanden sind, wie Spreu und Weizen auf der Tenne, so wachsen doch die einen stetig in ihrer Hoffnung, die andern werden in ihrer Eitelkeit wie Spreu auseinandergeweht.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
V. 11. Ich danke dir usw. David schließt mit Dank, der von ganzem Herzen kommt. Denn er erkennt, dass es sich hier um Gottes Gnadenhilfe handelt. Das ist sehr beachtenswert. Mögen die Menschen nach ihrer gewöhnlichen undankbaren Art vielleicht mit dem Munde oberflächlich Dank sagen, so erkennt doch unter hundert kaum einer ernsthaft Gottes Wohltaten und verehrt ihn als den Geber. David stellt also fest, sein Entrinnen aus Doegs Hand sei nur der Hilfe Gottes zu danken gewesen. Sie sei es auch, die ihn nie zu Grunde gehen lasse. Nicht nur einen Tag will er dankbar sein, sondern „ewiglich“, d. h. immerdar oder sein Leben lang. Wenn die Kinder Gottes in allen andern Frömmigkeitsübungen zur Standhaftigkeit ermuntert werden müssen, so ist es vor allem in diesem Punkte nötig. Das Danken vergisst man gar zu leicht, und die meisten Menschen lassen das sofort im Grabe der Vergessenheit versinken, woran sie ewig gedenken müssten. Endlich erklärt David noch, dass sich mit seiner Dankbarkeit weitere Hoffnung verbinden soll: und will harren auf deinen Namen. Dies besagt, dass er geduldig auf Gottes Gnade warten will, wenn sie sich auch verborgen hält, und dass er an des Herrn Wort hangen will, wenn die Erfüllung auch lange auf sich warten lässt. Und um diesen Vorsatz mit umso getrosterem Mute ausführen zu können, betont er, dass seine Hoffnung nicht vergeblich sein werde, indem er von Gottes Namen sagt: denn deine Heiligen haben Freude dran, buchstäblich: „denn er ist gütig vor deinen Heiligen.“ Gott täuscht seine Gläubigen niemals, sondern tut ihnen seine Güte sichtbar kund. Wenn also auch der Name Gottes den Ungläubigen verhasst ist, wenn sie auch erbeben, so oft sie ihn vernehmen, weil sie seine Güte nicht erfahren, so sagt David: die Gläubigen dürfen es stets erleben, wie freundlich und gut der Name Gottes ist.
In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem Verräter (V. 3-9 ), legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im Herrn dar. Er verglich sich mit einem grünenden Olivenbaum, ein Bild des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes (vgl. Hos 14,6 ). Dieser Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der ausgerottet werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde bereits in Ps 1,3 benutzt.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in der treuen Liebe Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb gelobte er, Gott für das zu preisen, was er getan hatte. David wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was auf seine Eigenschaften und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte David Gott unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt Gerechtigkeit und Segen.
Damit hat die Entscheidung zur Dankbarkeit auch eine verändernde Wirkung auf uns selbst. Es geht nicht nur um regelmäßige Einzelentscheidungen, sondern um eine Grundeinstellung im Leben, die uns dauerhaft prägt (s. Ps 52,8). Ein dankbares Herz macht uns zu befreiten, zufriedenen Christen.
Bleib in mir 2017
Umgekehrt gibt es für ein undankbares Herz aber auch nur zwei alternative Lebensentwürfe: Entweder wird man letztendlich der Bitterkeit oder dem Neid Raum im Herzen einräumen. Ein bitteres Herz glaubt nicht mehr daran, dass Gott es gut mit ihm meint. Ein neidisches Herz sieht im Vergleich mit dem Nächsten nicht mehr das Gute, das Gott ihm gibt. Beide vergiften damit ihr Inneres.
Noomi war zu der Überzeugung gekommen, dass der Herr gegen sie gezeugt und der Allmächtige ihr Übles getan habe (s. Rt 1,21). Deshalb wollte sie bewusst „Mara“ (d.h. die Bittere) genannt werden, was ihren inneren Zustand deutlich machte und den fehlenden Blick der Dankbarkeit offenbarte.
Niemals hätte sie es wohl in dieser Haltung für möglich gehalten, was der treue Gott für sie in Ruth und Boas vorgesehen hatte.
Die Brüder Josefs dagegen waren von Neid und Eifersucht zerfressen (s. 1 Mose 37,11). Sie waren undankbar in Bezug auf die Stellung, die Aufmerksamkeit und Kleidung, die sie im Vergleich zu ihrem Bruder von ihrem Vater erhielten. Wie tief hat sie diese Undankbarkeit fallen lassen, wie hässlich waren die daraus resultierenden Taten des Hasses!
Lasst uns zum Schluss nochmals innehalten. Ja, es gibt im Leben des Christen Leid und Tränen. Auch diese Tränen haben ihren Platz und der Herr sieht sie! Aber das steht nicht im Widerspruch zu einer grundsätzlichen Haltung der Dankbarkeit, die wir auch praktisch umsetzen. Wenn wir auf die Einzelheiten unseres Lebens blicken, dann sehen wir dort Anzeichen für die gute Hand Gottes (s. Esra 7,9.28). Der Wille Gottes fordert heute eine Entscheidung von uns. Wählen wir die Dankbarkeit?
Und wie sieht es in meinem Leben aus? Bin ich zornig, traurig, enttäuscht, zufrieden, oder …, über mein vergangenes Leben? Was prägt meine Einstellung? Reicht es mir, ja macht es mich glücklich, dass ich ein heute und in Zukunft ein gutes Verhältnis mit dem Schöpfer habe?