Wenn möglich, so viel an euch ist, lebet mit allen Menschen in Frieden.
Elberfelder 1871 – Römer 12,18
Womöglich haltet, so viel an euch ist, mit allen Menschen Frieden. Röm 14,19; Heb 12,14; Mk 9,50; Ps 120,7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Römer 12,18
Was eure Seite angeht, versucht mit allen Leuten Frieden zu haben, soweit das euch möglich ist.
VolxBibel – Röm 12,18
δυνατός stark; εἰ δυνατόν erg. ἐστίν wenn es möglich ist. τὸ ἐξ ὑμῶν adv. Akk. (A150) soweit es an euch liegt (BDR § 266,2). εἰρηνεύοντες Ptz. εἰρηνεύω intr. im Frieden leben, Frieden halten; imp.
Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament
Darum „vergeltet niemand Böses mit Bösem, fleißiget euch der Ehrbarkeit gegen jedermann. Ist es möglich so viel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Also einmal ganz deutlich: da ist irgendeiner, ein Nachbar oder ein anderer, der fortgesetzt böse Dinge von mir sagt, der mich schmäht, der mir offenes Unrecht tut, der mich quält und plagt, wo er nur kann. Wenn wir ihn nur sehen, steigt in uns das Blut in den Kopf, ein furchtbar drohender Zorn erfüllt uns. Das ist der Feind, der so etwas bei uns bewirkt. Aber nun gilt es auf der Hut zu sein. Nun gilt es ganz schnell sich zu erinnern: mir ist Erbarmung widerfahren, nicht von Menschen, nein von Gott selbst, und für ihn starb Jesus Christus – und auf einmal wird alles anders. Wir hören nun: vergeltet nicht Böses mit Bösem. Erhebe deine Hand nicht zum Schlag, öffne deinen Mund nicht im Zorn, sondern sei still. Was kann denn der dir schaden, der dir Böses antut. Nicht dir schadet es, aber ihm schadet es. Unrechtleiden schadet keinem Christen. Aber Unrecht tun schadet. Nur eines will ja der Böse bei dir erreichen, nämlich, daß du auch böse wirst. Aber damit hätte er ja gesiegt. Darum vergilt nicht Böses mit Bösem. Du schadest damit nicht dem, sondern dir selbst. Nicht du bist in Gefahr, wenn dir Böses geschieht, aber der andre ist in Gefahr, der dir Böses tut und er kommt darin um, wenn du ihm nicht hilfst. Darum um des anderen willen und um deiner Verantwortung für ihn – vergilt nicht Böses mit Bösem. Hat Gott denn dir je so vergolten?
Dietrich Bonhoeffer Werke – Illegale Theologenausbildung
„Fleißigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann … habt mit allen Menschen Frieden.“ Gegen jedermann, mit allen Menschen – es gibt keine Ausnahme. Nicht nur gegen die Ehrbaren ehrbar sein, sondern gerade auch gegen die Unehrbaren, nicht nur gegen die Friedfertigen friedfertig sein, sondern gerade gegen die, die uns nicht im Frieden leben lassen wollen. Das andere können die Heiden auch. Aber Jesus Christus starb nicht für die Ehrbaren und für die Friedfertigen, sondern gerade für die Sünder und Feinde, für die Unehrbaren, die Hasser, die Totschläger. Unser Herz steht immer darauf nur unter den Freunden, unter den Gerechten und Ehrbaren zu bleiben. Aber Jesus Christus war mitten unter seinen Feinden. Gerade dort wollte er sein. Dort sollen wir auch sein. Das unterscheidet uns von allen andern Sekten und Religionen. Da wollen die Frommen unter sich sein. Christus aber will, daß wir mitten unter unsern Feinden seien, wie er war; mitten unter seinen Feinden starb er den Tod der Liebe Gottes und betete: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Unter den Feinden will Christus seinen Sieg erringen. Darum zieht euch nicht zurück, sondert euch nicht ab, sondern „sinnt auf Gutes“ gegen jedermann, schaffet Frieden, soviel an euch ist, mit allen Menschen. „Soviel an euch ist“ – nicht ihr habt es in der Hand, wenn man euch den Frieden nicht läßt, wenn man euch schmäht und verfolgt. Aber „soviel an euch ist“, d. h. ihr sollt niemals die Quelle des Streites sein. Euer Herz soll immer des Friedens voll sein. Heißt das, daß wir auch das Wort Gottes verschweigen sollen um des lieben Friedens [willen]? Niemals – aber gibt es denn ein friedevolleres Wort und Werk als die Predigt von dem Frieden den Gott mit seiner Welt, mit seinen Menschen gemacht hat? „Soviel an euch ist“ [–] eines ist nicht an euch, nämlich Gottes Wort zu verschweigen – aber es ist an euch es zum Frieden zu sagen, zum Frieden der Menschen mit Gott zu sagen, mitten in einer zerrissenen, entzweiten Menschen[welt]. Jesus machte Frieden mit uns, als wir Feinde waren. Er hat auch Frieden geschafft mit allen unsern Feinden am Kreuz. Diesen Frieden laßt uns bezeugen vor jedermann!
„Suche Frieden und jage ihm nach“ (1 Petrus 3,11). Nur mit Frieden im Herzen können wir das. Doch mit wem sollen wir den Frieden suchen? Mit allen! Ist das denn möglich? Gott weiß, wie schwer es oft ist, darum läßt Er uns sagen: „Wenn möglich, so viel an euch ist, lebet mit allen Menschen in Frieden“ (Röm 12,18). Es ist nichts Sonderliches, wenn uns bei der Welt Haß begegnet. Auch wir waren einst „einander hassend“, doch durch die Innewohnung des Heiligen Geistes sind wir befähigt, Frieden zu offenbaren, denn „die Gesinnung des Geistes ist Leben und Frieden“ (Röm 8,6). Die Werke des Fleisches sind: „Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht“, die Frucht des Geistes dagegen ist: „Liebe, Freude, Friede“; deshalb wird uns zugerufen: „Wandelt im Geiste!“
Ermunterung und Ermahnung 1974
„Also laßt uns nun dem nachstreben, was des Friedens ist“ (Röm 14,19). Es ist gesegnet, wenn in der Familie Friede ist. Nach Gottes Gedanken haben der Mann, die Frau und die Kinder jedes seine besondere Stellung. Beherzigt nun jeder, was für ihn und nicht für den anderen geschrieben steht, so wird Gott durch eine liebliche Atmosphäre im Haus verherrlicht. Dann wird es nicht schwer, auch mit allen Hausgenossen und Nachbarn den Frieden zu suchen, und nur so vermögen wir ihnen das Evangelium des Friedens zu verkündigen.
Paulus erwähnt einen dritten Punkt, der ebenfalls ausdrücklich alle Menschen betrifft. Zuerst sollen wir Böses nicht vergelten, dann sollen wir Gutes tun und jetzt geht es darum, mit allen Menschen in Frieden zu leben. Erneut ist der Herr Jesus unser Beispiel. Er hat seinen Jüngern gesagt, dass sie Friedenstifter sein sollten (Mt 5,9) und Er war es, der den Menschen Frieden bringen wollte. Sein Leben ist allerdings zugleich der Beweis dafür, dass es Menschen gibt, die selbst mit dem „Friedefürsten“ nicht in Frieden leben wollen.
Ernst-August Bremicker – Römer 12 – eine Bibelarbeit
Als Gläubige haben wir Frieden mit Gott (Röm 5,1) und genießen den Frieden Gottes (Phil 4,7). Mehr noch, wir kennen den „Gott des Friedens“ (Röm 15,33; 16,20). Das macht uns glücklich und dankbar. Doch das ist nicht alles. Es geht nicht nur um unsere Beziehung zu Gott, sondern unsere Beziehung zu anderen sollten ebenfalls davon geprägt sein, dass wir Frieden suchen. Frieden kann man sogar planen, denn „… bei denen aber, die Frieden planen, ist Freude“ (Spr 12,20). Den Frieden muss man suchen und ihm sogar nachjagen (1 Petrus 3,11).
Das betrifft erneut ausdrücklich alle Menschen. In der Regel – allerdings nicht immer – gehören zum Streiten mindestens zwei. Jedenfalls kann man ein beginnendes Feuer schüren und Öl hineingießen oder man kann versuchen, es auszutreten, bevor es zu einem Flächenbrand kommt. Dennoch gibt es zwei „Begrenzungen“, die wir allerdings nicht als faule Ausreden benutzen dürfen, denn wir leben in einer Welt, in dem die Gesetzlosen keinen Frieden haben und Streit an der Tagesordnung ist.
a. Wenn möglich: Es gibt Situationen, die es unmöglich machen, in Frieden mit allen zu sein. „Wenn möglich“ heißt nicht „wenn du kannst“, sondern „wenn die Umstände es ermöglichen und akzeptieren“. Wir beschwören jedenfalls keine Umstände herbei, die zu Streit und Eskalation führen, sondern wir meiden sie.
b. So viel an euch liegt: Es liegt oft nicht an uns, sondern an Menschen, die nicht in Frieden leben wollen. Paulus spricht in 1 Thessalonicher 2,15 von Menschen, „die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind“. Solche Menschen gibt es.
Wir sollten wir jedenfalls alles tun, um mit allen Menschen in Frieden zu leben und einen Streit weder zu beginnen, noch ihn zu befeuern. Salomo schreibt: „Eine milde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn“ (Spr 15,1). Ein schönes Beispiel dafür ist Gideon (lies Richter 8,1–3).