Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott
Elberfelder 1871 – Römer 9,16
Es kommt also nicht auf das Wollen und Bemühen eines Menschen an, sondern allein auf Gott und sein Erbarmen.
Neue evangelistische Übersetzung – Röm 9,16
Wenn man sich selbst kennt, wenn man weiß, wie verderbt man von Natur ist, wirft man sich auf die Barmherzigkeit Gottes und erhebt nicht Zweifel an Seiner Gerechtigkeit. Und wir lernen, daß die Wahrheit Gottes, sittlich verstanden, mit dem Herzen erfaßt wird.
Ermunterung und Ermahnung 1993
Mir wird dieser Gedanke immer wichtiger. Es ist nicht unser logisches Nachdenken über Gott, wodurch wir zu dem richtigen Verständnis über Ihn und Seine Wege kommen. Wenn wir mit unserem Verstand an solch einen Satz wie „Wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er“ herangehen, wird er uns nicht allein unverständlich bleiben, sondern uns auch mit Sicherheit zu falschen Schlußfolgerungen führen. Aber der zerbrochene Sinn dessen, der um seine eigene Ungerechtigkeit weiß, nährt keinen Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes. Er weiß genau, daß, wenn es nur eine Frage der Gerechtigkeit Gottes ist, alle Menschen verloren sind. Um so mehr begrüßt er die Unumschränktheit, in der Gott nicht nur im Gericht, sondern auch in Gnade zu handeln vermag.
Die Souveränität Gottes – ein zweischneidiges Schwert
Tatsächlich gleicht die Souveränität Gottes einem zweischneidigen Schwert. Sie kann sich darin zeigen, daß Er Barmherzigkeit übt, und sie kann sich im Gericht erweisen. Für beides führt der Apostel ein Beispiel aus dem Alten Testament an. Beiden Beispielen gemeinsam ist, daß sich jeweils die Bosheit des Menschen offenbart hatte.
Gibt es in unserem Leben als Christen nicht viel falschen Eifer, manches selbstgewählte Werk sowie selber festgesetzte Zeiten? Wir laufen, bevor wir gesandt sind. Wir wählen die Art von Nützlichkeit und Arbeit, von denen wir uns einbilden, wir hätten die Veranlagung dazu und seien dafür geschickt. Wir wählen und bestimmen die Zeiten und Methoden zur Erfüllung unserer Aufgabe. Ungeduldig treiben wir unsere Seele und die der anderen voran. Wir sind mit erzwungenen Resultaten zufrieden, bis die Erfahrung uns zu unserer tiefen Demütigung lehrt, dass auch die Gnade ihre Natur und ihr Gesetz hat. Wir müssen lernen, dass in der Arbeit für Gott Römer 9,16 gilt: «Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott.»
Halte fest 1998
Es gibt da noch einen anderen, viel besseren Weg. Den sollten wir einschlagen. Er wird in Epheser 2,10 beschrieben: «Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.» Wir brauchen nicht selbst unseren Weg zu bestimmen. Die ewige Weisheit Gottes hat ihn für uns bereits festgelegt. Wir müssen ihn auch nicht suchen, denn er läuft direkt an unserer Tür vorbei: Die Vorsehung Gottes, des Vaters, und die Führung unseres Herrn bringen ihn täglich ganz nahe zu uns. Es ist der Weg Gottes, nicht der unsere. Wir brauchen nur dem Herrn Jesus nachzufolgen und unseren Willen dem Willen Gottes zu unterwerfen.
Diese Methode verlangt aber Demut und eine beständige Auslieferung unserer Vernunft und unseres Willens an den Meister Es ist einfacher, eine schwierige Aufgabe auszusuchen und zum Herrn zu sagen: «Ich möchte gern dieses tun», als zu fragen: «Was willst du, dass ich tue?» Stellen wir uns vor, wir würden einen Tag planen, um ihn in irgendeiner Weise dem Herrn weihen zu können. Und nun läuft durch Gottes Vorsehung alles anders, so dass der Tag schliesslich mit ganz gewöhnlichen Dingen oder unangenehmen und mühsamen Pflichten ausgefüllt ist und wir verhindert werden, die Tätigkeit auszuführen, die wir uns vorgenommen haben. Wie sehr geht dies gegen unseren Stolz und gegen das, was wir für unsere höchsten und besten Empfindungen halten!
Aber das ständige Fragen nach Gottes Willen ist der einzige Weg, auf dem es für uns sicher immer genug und auch nützliche Arbeit zu tun gibt. Zudem werden wir dabei innere Ruhe finden und die Gewissheit haben, dem Meister wohlzugefallen. Wir stützen uns dann auf seine Hilfe und seinen Segen. Anderseits können wir auf diesem Weg die Sorgen im Blick auf unsere Schwachheit und alle Befürchtungen auf unseren liebenden und barmherzigen Heiland werfen.
Gott hat uns noch nie falsch geführt. Und wenn dies unser letzter Tag auf der Erde sein sollte, dann können wir ihn nicht besser verbringen, als dass wir die Aufgabe erfüllen, die Gott uns für diesen Tag zugedacht hat, oder geduldig die Schwierigkeiten ertragen, die Er uns heute auf den Weg legt. Dabei dürfen wir gegenüber unserer Familie oder gegenüber den Menschen, mit denen wir zusammenkommen, die Gesinnung des Herrn Jesus und einen Geist der Liebe zeigen. Der Meister selbst ist uns darin ein nachahmenswertes Beispiel.
Gott hat den Pharao »erweckt«, um an ihm seine Macht zu demonstrieren, damit sein »Name auf der ganzen Erde verkündigt werde«, wie es in 2.Mose wiederholt heißt (z.B. 9,16 ). Er hat sein Herz verstockt ( 2.Mose 9,12.35; 10,27; 11,10 ), aber erst, nachdem der Pharao selbst es mehrmals verhärtet hatte ( 2.Mose 7,22; 8,15 ). Mit anderen Worten, Gott konnte einen bestimmten Menschen dazu ausersehen, dass dieser gegen ihn kämpfte, doch der Betreffende handelte immer auch aus eigener, freier Entscheidung, die Gott vorauswusste, bevor er ihn mit einem unbelehrbar verstockten Herzen bestrafte (vgl . Röm 1,24-25; 2.Thess 2,10-12 ). Das A.T. betont – unter der Voraussetzung, dass Gottes Macht groß genug ist, beides zu garantieren – die Allmacht Gottes (z.B. 5.Mose 29,2 ) ebenso stark wie die Verantwortung des Menschen (z.B. 5.Mose 5,29 ; aber natürlich kann die Entscheidung eines Menschen niemals das Wort Gottes aufheben; vgl. 1.Kön 22,26-30. 34-35 ).
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Paulus geht dem Anstoß an Gottes „ungerechtem“ Erwählen nach. Dabei leitet ihn der Gedanke: Es kann nicht unrecht sein, was schon immer Israels Vorhandensein und Überleben ausmachte. So lässt er die einfachen Wahrheiten aufleuchten, denen Israel sich von Anfang an verdankte. So tat er es übrigens schon im letzten Abschnitt V. 6-13. Nur blättert er jetzt im AT weiter und gelangt von den Vätergeschichten zur Mosegeschichte. Dem Mose nämlich sagt er (2Mo 33,19): „Ich werde mich erbarmen, wessen immer ich mich erbarme, und werde Mitleid haben, mit wem immer ich Mitleid habe.“ Demnach also ist es nicht (Sache) des Wollenden und nicht des Laufenden, sondern des erbarmenden Gottes. Immer das Gleiche, Generation für Generation: Gott nahm dieses Volk sich selbst aus der Hand und ließ es von reinem Erbarmen leben. Es fehlte bei diesem Volk wahrlich nicht an Versuchen der Selbstverwirklichung, am Wollen und Laufen.A Es wollte groß, stark und bedeutend sein wie andere Völker und erwartete dafür von Gott Unterstützung. Aber auf dieser Linie hatte Israel keine Verheißung. Noch immer galt Gottes Ankündigung bei Beginn der Volksgeschichte aus 2Mo 3,14: „Ich werde sein, der ich sein werde“, d.h. nicht der, von dem ihr euch eure Phantombilder macht.
Wuppertaler Studienbibel
A) Bei „laufen“ ist an den Läufer im Stadion zu denken, der sich mit letztem Einsatz ins Zielband wirft.
Wie aber verträgt sich dies Beiseitestellen von jeglichem Wollen und Laufen damit, dass Jesus fragt: „Was wollt ihr, dass ich für euch tue?“ und ausdrücklich zusagt: „Dir geschehe, wie du willst!“ (Mk 10,36 ; Mt 15,28). Oder der gleiche Paulus spornt an: „Lauft, dass ihr den Siegespreis erlangt!“ (1Kor 9,24 ; vgl. Phil 3,12.13 ; Hebr 12,1). Gewiss, in allen Gemeindebriefen ruft er die Glaubenden auf, mit allen Kräften durch Gott, aus Gott und für Gott zu leben. Aber für eines ist der Mensch eben nicht zuständig, dafür, dass Gott ihn erwählt, dass er ihn überhaupt haben will, ruft und liebt. Das holt niemand von uns durch keinen Einsatz vom Himmel herunter, sondern ist Sache des erbarmenden Gottes.
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