Tag: 6. August 2021

Leib und Geist zusammengefügt?

Ja, du bists,
der bereitete meine Nieren,
mich wob im Leib meiner Mutter!
Danken will ich dir dafür,
daß ich furchtbar bin ausgesondert:
sonderlich ist, was du machst,
sehr erkennts meine Seele.
Buber & Rosenzweig – Ps 139,13–14

Denn du besaßest (O. bildetest) meine Nieren; du wobest mich in meiner Mutter Leibe. Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.
Elberfelder 1871 – Psalm 139:13–14

Auch diesen Vers hatten wir schon im Mai 2020 – aber aus gegebenen Anlaß nun aus einem anderen Blickwinkel. Bitte lies aber auch den „alten Artikel“, denn ich werde die alten Zitate und Bibelübersetzungen nicht zweimal einstellen.

Denn du hast meine Nieren bereitet. David fährt zwar in derselben Lehre fort, geht aber einen kleinen Schritt weiter und sagt, es sei nicht zu verwundern, dass der, der die Nieren oder das Herz bereitet hat, auch die geheimsten Gedankengänge der Menschen durchforscht. Er bezeichnet also die Nieren als eine Richtertribüne, von der aus Gott sein Gericht ausübt. Es ist auch, sagt er, nicht zu verwundern, dass die Ränke und Ausflüchte unseres Herzens den nicht täuschen, der uns noch im Mutterleibe so klar durchschaut hat, als ob wir mitten im hellen Lichte gestanden hätten. Damit ist uns klar, was David veranlasste, von der Erschaffung des Menschen zu sprechen.
Dasselbe hat er im folgenden Vers im Auge, dessen Worte zwar verschiedene Auslegung zulassen, dessen Sinn aber leicht verständlich ist. Er besagt, dass David wunderbar gebildet worden ist, so dass es ihn mit gerechter Bewunderung und mit Schrecken erfüllen muss. Und das drängt ihn, in einen Lobpreis Gottes auszubrechen. Daher kommt ja unser fleischlich sicheres Sichgehenlassen, weil wir nicht genug erwägen, wie wunderbar der himmlische Werkmeister uns geformt hat. Hierauf geht David vom Einzelnen zum Allgemeinen über und ruft aus, alle die Werke Gottes, denen unsere Blicke begegnen, seien ebenso viele Wunder, die unsere Seelen mit Macht zu ihm ziehen sollen. Denn erst das ist (wie wir schon anderswo sagten) eine rechte Betrachtung der Werke Gottes, die in Bewunderung ausschlägt. Wenn er nun beifügt: Das erkennt meine Seele wohl – nämlich die Wunder, die doch unser Verstand nicht zu fassen vermag – so will er damit nichts anderes sagen, als dass er bescheiden und nüchtern darnach trachten und dazu tüchtig werden will, die Wunder Gottes zu spüren und seine unendliche Herrlichkeit und Hoheit anzubeten. Es ist also hier nicht ein solches Erkennen gemeint, bei welchem unsere natürlichen Sinne sich der Wunder bemächtigen, die ja nach Davids Bekenntnis unbegreiflich sind (wie denn die Weltweisen in ihrer Vermessenheit Gott alles Geheimnisvolle nehmen wollen); sondern es wird nur das gläubige Aufmerken angedeutet, das uns erweckt, Gott die Ehre zu geben.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

V 13.III Rückblick auf die Erschaffung des Beters durch Gott (V 13–18). Der Abschnitt V 13–16 versammelt verschiedene Vorstellungen zur Menschenschöpfung. V 13 Das Verb קנה V 13a trägt im älteren Sprachgebrauch die Bedeutung »käuflich erwerben« (vgl. Ps 74,2; 78,54) und erlangt erst in nachexilischer Zeit die schöpfungstheologische Bedeutung von »erschaffen«. Das »Innerste« (wörtlich die »Nieren«) legt sich vom Eingangsmotiv der Prüfung JHWHs von »Herz und Nieren« her nahe. Hier zielt der Begriff nicht auf die Erschaffung eines Körperteils, sondern auf die Erschaffung des ganzen Menschen von seinem Inneren her. V 13b zieht das Bild des Webens heran: Wie der Weber mit dem Weberschiffchen eine kunstvolle Textur wirkt (vgl. Ijob 10,11; Spr 8,23). Der Psalmist geht auf die vorgeburtliche Existenz im Mutterschoß zurück wie in Ps 22,10 und Jer 1,5.
V 14. Erschaffung des Beters und seine Existenz vor Gott. V 14 erschließt sich von V 6 her. Aus dem rätselhaften Wissen JHWHs, das den Beter irritierte, ist nun die Zustimmung zum Wirken JHWHs im Dank geworden. Die Erschaffung seiner Person wird nun unter die »furchterregenden Machttaten« JHWHs eingereiht. Diese bezeichneten bisher in Ps 45,5; 65,6; 106,22 vornehmlich Gottes Taten in der Geschichte. Hier werden sie auf die Erschaffung des Menschen angewandt. Das Verb פלא Nifal »wunderbar sein« bezeichnet in absoluter Verwendung hier die Erschaffung. Der anschließende partizipiale Nominalsatz unterstreicht die Aussage in geläufigerer Diktion, vgl. Ps 104,24 und 138,8. V 14b dokumentiert das verständnisvolle Verstehen des Beters. Stilistisch rahmen die Aussagen zu Dank/Bekenntnis und Verstehen/Erkenntnis des Beters die Schöpfungstaten JHWHs. So drückt der gesamte Vers den neuen Einklang von Gott und Beter aus.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Daß der Mensch bis auf den Grund und allenthalben Gotte offenbar ist, wird nun aus der Entstehung des Menschen begründet. Die Entwickelung des Kindes im Mutterleibe galt der isr. Chokma als eins der größten Geheimnisse Koh. 11, 5.; hier preist der D. dieses Werden als ein Wunder der allwissenden und allgegenwärtigen Allmacht Gottes. קָנָה bed. hier nicht beschaffen acquirere, sondern herrichten condere, und סָכַךְ bed. nicht: schirmen wie 140, 8. Iob 40, 22., eig. überflechten, verzäunen, sondern: flechten, durchweben, näml. mit Knochen, Sehnen und Adern, wie שׂכֵךְ Iob 10, 11. Die Nieren werden hervorgehoben, um sie, den Sitz der zartesten geheimsten Gefühlsregungen, als Werk deß der Herz und Nieren prüft zu bez. Die προσευχή wird v. 14 zur εὐχαριστία: ich danke dir, daß ich unter furchtbaren d. i. Schauer, näml. des Staunens, erregenden Umständen (נוֹרָאוֹת wie 65, 6) wundersam entstanden bin; נִפֽלָה (= נִפְלָא) ist das Pass. zu הִפְלָה 4,4. 17,7 und bed. ausgesucht oder ausgesondert, in ausgesuchter, absonderlicher d. i. wundersamer rätselhafter Weise gewirkt s. Hitz. hält נִפְלֵיתָה (du hast dich wunderbar bewiesen) nach LXX Syr. Vulg. Hier. für die richtige LA, aber der Ged. der dadurch gewonnen wird kommt ja in der folg. Zeile 14b zum Ausdruck, welche bei dieser LA zur Tautologie herabsinkt. צֹצֶם (collektiv s. v. a. עֲצָמִים Koh. 11, 5) ist das Gebein, das Knochengerüst und von da aus allgemeiner der Wesensbestand als Inbegriff der Wesensbestandteile. אֲשֶׁר schließt sich, ohne Conjunction (quod) sein zu müssen, an das Suff. von עָצְמִי an. רֻקַּם „bunt gewirkt oder auch gestickt w.“ (√קר wov. wie רקם رقم transpon. قرم1 sticken so auch رقش bunt machen, bes. auch von figurirter blumiger Rede) ist hier von der Durchäderung des Körpers und der bunten Färbung seiner einzelnen Glieder, bes. der Eingeweide, gemeint, viell. aber allgemeiner mit zurücktretender Farbenvorstellung von der dem unentwickelten Anfange folgenden Contourirung und Gestaltung der Glieder und des Organismus überhaupt.2 Der weibliche Schoß heißt hier סֵתֶר (vgl. Aeschylos’ Eumen. 665: ἐν σκότοισι νηδύος τεθραμμένη, und die Bez. der Bildungsstätte des Fötus als „dreifache Finsternis“ im Koran, Sur. 39, 8), nach Baers LA סֶתֶר, dessen Segol in Pausa bleibt; es heißt sogar in kühner Benennung תַחְתִּיּוֹת אָרֶץ Erdnnterstes d. i. Erdinnerstes (s. zu 63, 10), als geheime Werkstatt irdischen Ursprungs, mit gleichem Rückbezug auf die erste Entstehung des Menschenleibes aus Staub von der Erde wie wenn Iob 1, 21 sagt: „nackt bin ich hervorgegangen aus meiner Mutter Leibe und nackt werde ich dahin zurückkehren“ — שָׁמָּה, näml. εἰς τὴν γῆν τὴν μητέρα πάντων Sir. 40,1. In der Entstehung jedes Menschen wiederholt sich nach der Anschauung der Schrift die uranfängliche Schöpfungsweise Iob 33, 6 vgl. 4. Die Erde war der Mutterschoß Adams und der Mutterschoß, aus dem das Adamskind hervorgeht, ist die Erde, von der es genommen. גֹּלֶם heißt hier der eiförmig zusammengefaltete Embryo, v. גָּלַם (√ גל) zusammenwickeln (vgl. glomus Knäuel), im Talmud von jederlei noch ungestalteter Masse und Rohmaterial, z. B. dem zu einem Gefäße zu formenden Holze oder Metalle (Chullin 25a, worauf schon Saadia verweist).3 Uebrigens vgl. ähnliche Rückblicke in den embryonalen Zustand Iob 10, 8–12. 2 Macc. 7,22 f. (Psychol. S. 209 ff.).4 Zu in libro tuo macht Bellarmin die richtige Bem.: quia habes apud te exemplaria sive ideas omnium, quomodo pictor vel sculptor scit ex informi materia quid futurum sit, quia videt exemplar. Nach רָאוּ normirt sich die Bed. des Impf. יִכָּתֵבוּ zu mitvergangenheitlichem scribebantur; Subj. sind die Tage יֻצָּרוּ die schon gebildet waren. Gewöhnlich übers. man: „die Tage die erst gebildet werden sollten.“ Wenn יֻצָּרוּ s. v. a. יְיֻצָּרוּ sein könnte, so wäre das vorzuziehen, aber diese Abwerfung des Präformativs ist nur im impf. Pi. der VV. פ״י und zwar nach Waw convertens וַיְיַבֵּשׁ = וַיַּבֵּשׁ Nah. 1, 4 (vgl. Caspari zu Obad. v. 11) zugelassen

Delitzsch – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Aber wie kommt es, dass einige Bibelübersetzer das Wort für Nieren mit Geist / Seele usw übersetzen, und damit der Theorie vorschub leisten, die Seele könnte vorher irgendwo im Himmel gewesen sein, bevor der Embryo geschaffen wurde? Schauen wir uns die Bedeutung des Wortes an – dann verstehen wir, dass die „nicht wörtliche Übersetzung“ den Sinn versucht wiederzugeben, dabei aber am Ziel vorbei schießt, und damit der „falschen Lehre“ Tür und Tor öffnet, ohne es zu wollen!

Nieren Beim Sünd- und Dankopfer gehören die N. mit dem → Fett der Eingeweide zu den Teilen des Opfertieres, die auf dem Altar verbrannt wurden (2Mo 29,133Mo 3,4).

In bildlicher Verwendung stehen auch die N. für das Innere des Menschen, Sitz und Zentrum von Leben (Hiob 16,13Klgl 3,13→ Leber; → Galle) und Empfindung. Sie schmerzen (Ps 73,21). Gott, der sie bereitet hat (Ps 139,13), prüft → Herz und N. (Ps 7,10Jer 11,2017,1020,12Offb 2,23) und erforscht sie (Ps 26,2). 

Lexikon zur Bibel

Nieren. 1) eigentlich als Organ des Leibes, Hi. 16, 13; Klagel. 3, 13, auch von Tieren, bei welchen die in Fett eingelagerten N. zu den besten Opferstücken gehörten, 2 Mo. 29, 13. 22; 3 Mo. 3, 4; 5 Mo. 32, 14; Jes. 34, 6 und sonst; 2) uneigentlich als Sitz und Ursprung von Gemütsbewegungen in Freude, Spr. 23, 16, und Leid, Ps. 73, 21; Klagel. 3, 13, Willensaffekten, Hi. 19, 27, namentl. von Gewissensregungen, die bes. auf die N.einen beängstigenden Eindruck machen, Ps. 16, 7. Diesen Sitz und Ursprung der inneren Triebe hat Gott gebildet (Ps. 139, 13), wie er auch Herzen und N. prüft und läutert, Ps. 7, 10; 26, 2; Jer. 11, 20; 17, 10; 20, 12; Off. 2, 23, und deswegen Herzenskündiger heißt, Ap. 1, 24; 15, 8.

Calwer Bibellexikon

Niere

Dieses Körperorgan (hebr. kelajot), das die Giftstoffe aus dem Blut aussondert, wird in der Bibel manchmal als Sitz der Weisheit und der Einsicht betrachtet (Ps 16,7; 26,2; Spr 23,16). Dies wird durch die Aufgabe und Funktion der Nieren erklärt. Nach Gottes Wort beginnt die Weisheit des Menschen nämlich mit der Furcht des HERRN, und „die Furcht des HERRN ist: das Böse hassen“ (Spr 1,7; 8,13; 9,10). Zur Unterscheidung von Gut und Böse muss man nach Hebräer 5,14 geistlich erwachsen sein und geübte Sinne haben. Die Absonderung von der Welt und allem Bösen ist also ein Zeichen göttlicher Weisheit und geistlicher Reife. – Die Nieren und das daran befindliche ⇨Fett spielten bei den ⇨Opfern eine wichtige Rolle, denn sie wurden immer auf dem Altar dargebracht (2. Mo 29,13; 3. Mo 3,4 usw.).

Lexikon Biblische Bilder und Symbole

Nieren Sie galten als Sitz der Gemütsbewegungen in Freude und Leid (Ps 73,21), der Gewissensregungen, überhaupt des inneren Lebens (Jer 20,12; Klgl 3,13). Nieren, →Herz und Eingeweide wurden als Zentrum des Willens und der Persönlichkeit betrachtet, ohne dass man zwischen ihnen eindeutig unterschieden hätte. Die revidierte Lutherbibel verwendet deshalb manchmal, weil es eher unseren Empfindungen entspricht, »Herz« für »Nieren« (Hiob 19,27; Ps 16,7; Jer 12,2).

Kleines Lexikon zur Lutherbibel

Eines der Körperteile von Opfertieren, die für Opfergaben an Gott verwendet wurden. Die Nieren sollten zusammen mit ihrem Fett auf dem Altar verbrannt werden (Ex 29,13; Lv 3,4-15) und repräsentierten das Blut, das die Israeliten nicht essen durften.
Im übertragenen Sinne werden die Nieren als Sitz der menschlichen Gefühle (Ps 73,21) und der rationalen und moralischen Fähigkeiten (Ps 16,7; Jer 12,2) betrachtet. Sie sind eng mit dem „Herzen“ und der „Seele“ verbunden und stehen für das innerste Selbstbewusstsein des Menschen. Die NLT übersetzt das hebräische Wort in mehreren Passagen mit „Geist“, „Herz“ und „Seele“.
Wie im AT Jehova die innersten Gedanken des Menschen kannte (z.B. Pss 7:9; 26:2; Jer 20:12), so wird Christus im Buch der Offenbarung als derjenige identifiziert, der „den Verstand und die Herzen erforscht“ (Rv 2:23), was eine indirekte, aber klare Identifikation Jesu mit Jehova darstellt. Dies ist der einzige Hinweis auf die Nieren im NT.

Tyndale Bibelwörterbuch

Jehovah ist der Chef

Jehova regiert. Es frohlocke die Erde, mögen sich freuen die vielen Inseln!
Elberfelder 1871 – Ps 97,1

Jehovah ist König, die Erde frohlocke, es seien fröhlich die vielen Inseln! Ps 72,10; 96,10; 99,1; 1Mo 10,5; 2Mo 15,18; Jes 24,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 97,1

Gott ist der Chef über die Welt, die deshalb eine Party abhält.
VolxBibel – Ps 97:1

Echt? Sind wir davon überzeugt, dass Jehovah der König, der Chef ist? Oder sind wir selber der Chef über unser Leben? Und wie sieht es auf der Erde aus? Wer ist da König?

Ja, diese Bibelstelle hatten wir schon vor einem Jahr
Aber die Frage bleibt ja, was unser Leben und unsere Sicht auf die Welt und die Nachrichten betrifft!

In Ps 97 sind mit Richten und Retten zwei Handlungsweisen Gottes eng miteinander verknüpft, die für biblische Gottesvorstellungen typisch (vgl. etwa auch das Kreuz Jesu als Ort des Richtens und Rettens Gottes), aber für moderne Zeitgenossen oft schwer zu verbinden sind. Der Psalm verkündet das rettende Gerichtshandeln des Gottes JHWH, der richtet, um zu retten bzw. rettet, indem er (nach Gerechtigkeit und Recht) richtet. Dies ist mit einem universalen, urzeitlichen wie auch endzeitlichen Bezug verbunden: Nichts und niemand entgeht Gottes Wirken zum Gericht oder zum Heil. Selbst im Bereich der unsichtbaren Wirkmächte, der “Götzen” – von denen es auch heute eine Menge gibt, wenn auch mit andern “Gesichtern” als damals –, findet eine Entzauberung, verbunden mit einem Aufruf, dem wahren Gott zu dienen, statt. Die Gott-Vertrauenden dagegen werden zu Zweifachem aufgerufen: Sich einerseits von Unrecht zu distanzieren und das Böse zu hassen sowie andererseits sich an Gott zu freuen und ihn (gottesdienstlich) zu preisen.

Werkbuch Psalmen: Die Psalmen 73 bis 150

Wir lernen für uns, dass Gott die Umstände im Leben der Seinen so lenkt, dass am Ende immer seine Gnadenabsichten realisiert werden. Er lässt die Feinde zuschanden werden. Er bewahrt sein Volk und erhöht es am Ende sogar. Oft erscheint uns das Handeln Gottes völlig unverständlich, und wir fragen uns, warum und wie lange Gott Prüfungen und Leid zulässt (vgl. Ps 74,10). Am Ende des Lebens von Johannes ließ Gott es zu, dass ein gottloser Tyrann (Kaiser Domitian) ihn auf eine einsame Insel verbannte, um ihn auf diese Weise aus dem Verkehr zu ziehen. Dennoch führt Er es gerade dort so, dass ihm wunderbare Dinge, die noch in der Zukunft liegen, gezeigt werden. Er schreibt das Buch der Offenbarung. Und was sieht er zuerst, als er – im Geist – im Himmel ist? Es ist ein Thron. „Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer“ (Off 4,2). Für die Menschen schien es so, als ob der grausame Kaiser Domitian auf dem Thron (Symbol der Regierung) saß. Doch in Wirklichkeit sitzt Gott auf dem Thron – allerdings ist der Thron im Himmel verborgen. Psalm 97 beschreibt diese Regierung mit folgenden Worten: „Der Herr regiert. Es frohlocke die Erde, … Gewölk und Dunkel sind um ihn her; Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste seines Thrones. Feuer geht vor ihm her und entzündet seine Feinde ringsum“ (Ps 97,1–3). Wir sehen den Thron Gottes heute nicht und begreifen die Regierungswege Gottes oft nicht. Doch Gott wirkt in seiner Vorsehung und wird am Ende immer zu seinem Ziel kommen.

Ernst-August Bremicker – Einführung in die Bücher der Bibel

Geht uns heute auch so, oder? Wir sehen die Nachrichten und denken, dass Jehovah das Ruder verlassen hätte? Wir denken, wir müßten nun eingreifen, und gegen die Dinge die wir erleben demonstrieren? Oder wir haben gelernt, dass der Teufel die Welt regiert, und deshalb müßten wir vielleicht etwas dagegen tun? Nein! Jehovah hat alles im Griff! Wirklich! Denn ansonsten gäbe es unsere Welt sicher nicht mehr! Schau dir an, wie alles immer noch funktioniert, obwohl wir als Menschen ständig „Sand ins Getriebe“ werfen! Unser Job ist es, IHN zu preisen und IHN bekannt zu machen, anstatt uns über „den Sand im Getriebe“ zu beschweren!