Du .. lässt mich nahe bei dir bleiben für immer und ewig

Ich aber, in meiner Lauterkeit hast du mich aufrecht gehalten und mich vor dich gestellt auf ewig.
Elberfelder 1871 – Psalm 41,13

Mich da
in meiner Schlichtheit,
du hast mich gefaßt,
stelltest mich vor dein Antlitz
auf Weltzeit. –
Buber & Rosenzweig – Psalm 41:13

Ich aber – in meiner Unschuld stützt du mich und stellst mich vor dein Angesicht für immer. –
Die Philippson-Bibel – Psalm 41,13

Ja, ich weiß es: Weil ich aufrichtig bin,
bist du meine Stütze und mein Halt.
Du stellst mich wieder auf die Füße
und lässt mich nahe bei dir bleiben für immer und ewig.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 41:13

Jehovah hatte einen besonderen Bund mit David geschlossen, und David konnte sich deshalb besonders gesegnet fühlen. Trifft das auch auf Dich und mich zu? Haben auch wir einen besonderen Bund mit Gott?


David hat sich jetzt seiner Feinde entledigt. Das Gebet um Vergeltung macht den Betroffenen von eigenen Rachegelüsten frei. Deswegen kann David Gott neu sein Vertrauen bekunden, was sich in einer demütigen Bitte ausdrückt: Daran erkenne ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind nicht über mich jauchzt. Zwar ruht Gotteserkenntnis auf der Zuwendung Gottes, aber diese ist auch zugleich eine Abwendung vom Gottfernen. Dieses Sichtbarwerden Gottes erbittet David. Die Bitte um »irdisch-diesseitige« (Kraus) Vergewisserung der Rettung zeigt einmal mehr, wie realitätsbezogen ein biblischer Beter seinem Gott gegenüber auftreten kann. Denn Rettung durch Gott ist immer Rechtfertigung vor den Bestreitern. Darum gehört zur biblischen Rechtfertigung, daß die Lauterkeit des Gerechten in aller Öffentlichkeit herausgestellt wird. Entscheidend aber ist, daß David nun weiß, daß er vor (Gottes) Angesicht gestellt ist für ewig. Mit dem Blick auf Gott schwindet schließlich auch der Blick auf den Niedergang der Feinde.

Wuppertaler Studienbibel

»Daran merke ich, dass du Gefallen an mir hast«: David hat gelernt, dass alles an Gottes Wohlgefallen liegt. Im vorhergehenden Psalm zeigt er, wie er eines Tages begriff, dass Gott kein Wohlgefallen an Schlachtopfern hatte (Ps 40,7; 51,18). Er hat Wohlgefallen an Gehorsam (Ps 40,9), und ihm gefällt ein gebrochenes Herz (Ps 51,19). David war ein Prophet und darum wusste er auch, was wir wissen: Es gefiel Gott, seinen Sohn zu zerschlagen (Jes 53,10) und ihn danach zu erhöhen; und es gefällt Gott, alle, die Christus mit seinem Blut für Gott erkauft hat, zusammen mit ihm zu erhöhen (Eph 2,1.6). Gott lässt die Feinde nicht über die darniederliegenden Heiligen »jauchzen«. Nein, Gott richtet sie auf und stellt sie vor sich »auf ewig«. Was Gott dem Abraham schon befohlen hatte (1Mo 17,1), wird er all seinen Heiligen befehlen.
»Du hältst mich fest«: wie in Psalm 63,9. David verwendet auch dort das Verb tâmak. Gott selbst hat ihn ergriffen, und er lässt ihn nicht mehr los. Paulus sagt etwas ähnliches in Philipper 3,12. Und hat der Sohn Gottes nicht selbst gesagt, dass die Schafe seiner Herde alle in seiner Hand sind (Joh 10,28)?
Es wird am Ende nicht der Feind über die Heiligen Gottes jauchzen, sondern die Heiligen werden jauchzen (Jes 65,13.14; Mal 4,2.3). Aber es wird jemand noch lauter jauchzen als sie: Der Erlöser und starke Retter der Heiligen Gottes (Jud 25).

V. 13 – »meine Unschuld«: tummî. Das Hauptwort tôm ist vom Verb tâm abgeleitet mit der Bedeutung »ganz / vollständig / unversehrt sein« (Ps 64,7). Entsprechend bedeutet es »Ganzheit«, »Unversehrtheit«, »Vollständigkeit« (Jes 47,9). Als sittliche Eigenschaft steht der Begriff für Redlichkeit, Lauterkeit, Unschuld, Integrität. Siehe Ps 7,9; 25,21; 78,2; 101,12; Spr 10,29; 13,6; Hi 4,6.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Gott in seiner Barmherzigkeit gibt uns nicht, was wir verdienen, und Gott in seiner Gnade gibt uns, was wir nicht verdienen, und er tut dies aufgrund von Jesus Christus, seinem Sohn, der für uns am Kreuz gestorben ist. David betete um Gnade, weil er wusste, dass er gesündigt hatte (V. 4). Er bekräftigte auch seine Integrität (V. 12), denn er war in Demut und Unterwerfung vor dem Herrn gewandelt (7,8; 18,19-25; 25,21; 78,72). Als er mit seinen Sünden konfrontiert wurde, bekannte er sie und suchte das Angesicht des Herrn (2 Sam. 12:13ff). David wollte Gnade für sich selbst, aber nicht für seine Feinde, außer für seinen Sohn Absalom (2 Sam 18,5). Warum? Weil seine Feinde (insbesondere Absalom) Verrat an dem vom Herrn erwählten und gesalbten König begangen hatten. Es handelte sich nicht um einen persönlichen Rachefeldzug Davids, sondern um die Sorge um die Zukunft des Volkes Israel und der Dynastie Davids. Als Herrscher des Landes schwang David das Schwert der Gerechtigkeit (Röm 13,1-4), und auch heute noch bestrafen Nationen Verrat mit dem Tod.

Mehr als alles andere wollte David Gott gefallen (V. 11; 18:19; 22:8; 35:27; 2 Sam. 15:26). Er vertraute darauf, dass der Herr ihn heilen, ihn wieder auf den Thron setzen und mit seinen Gegnern fertig werden würde. Mehr noch, er war sicher, dass er eines Tages in der Gegenwart des Herrn sein und für immer in seinen heiligen Höfen im Himmel dienen würde (V. 12; 16:11; 17:15; 21:6; 101:7; 2 Sam. 7:16).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series