Schlagwort: Glauben

Plötzlich gab es Krieg im Himmel. Michael und seine Engel starteten einen Angriff gegen den Drachen. Der Drache wehrte sich mit seinen dunklen Engeln. Aber er verlor den Kampf und durfte nicht länger im Himmel bleiben.

Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 12,7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus. Michael mit seinen Engeln kämpfte gegen den Drachen. Der Drache mit seinen Engeln wehrte sich;  aber er konnte nicht standhalten. Samt seinen Engeln musste er seinen Platz im Himmel räumen.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 12:7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Michael und seine Engel griffen den Drachen an. Der Drache schlug mit seinem Heer von Engeln zurück; doch sie verloren den Kampf und durften nicht länger im Himmel bleiben.
Hoffnung für Alle – Offenbarung 12,7–8

Wer ist „Michael“? Adventistische Bibelausleger sind allgemein der Auffassung, dass es sich hier um Christus handelt. In den biblischen Paralleltexten wird Michael jedoch als (Engel)Fürst“ (bzw. Völkerengel) oder „Erzengel“ vorgestellt (Dan 10,13: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“; Dan 10,21: „… und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst.“; Dan 12,1: „Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt …“; Jud 9: „Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“).

Der Kampf zwischen Michael und dem Drachen findet im Himmel statt. Dabei ist vorausgesetzt, dass „der Drache“ – also „der Teufel und Satan“ (12,9) – dort Zugang hat. Im AT tritt Satan im Himmel als Ankläger der Menschen auf (Hiob 1,6ff; 2,1ff.; Sach 3,1).

Warum es gerade jetzt zu einem „Kampf im Himmel“ kommt, wird nicht gesagt. Er steht aber im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Jesu. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass dieses Ereignis der Anlass dafür ist, den Drachen aus dem Himmel zu entfernen. „Wo … Jesus herrscht … hat der Widersacher Gottes weder Raum noch Recht.“ (Roloff, 129).

Der Kampf geht von Michael und seinen Engeln aus. Wörtlich übersetzt muss es heißen: „Michael und seine Engel waren bereit bzw. verpflichtet gegen den Drachen zu kämpfen“ (ein substantivierter Infinitiv drückt die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung aus; Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament, zur Stelle; vgl. Maier II, 45).

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Diese Verse bieten uns die Erklärung, warum es in der Mitte der Jahrwoche zu solch dramatischen Veränderungen auf der Erde kommt. Die Ursache ist die, dass im Himmel ein Kampf gefochten wird, dessen Ergebnisse auf der Erde zu spüren sind. Das Wort „Krieg“, polemos , steht hier für eine Schlacht. JND erklärt in den Anmerkungen zu seiner Bibelübersetzung den Aorist „entstand“, egeneto, wie folgt: „hat jetzt stattgefunden, hat angefangen“. Plötzlich bricht im Himmel eine Schlacht aus. Es ist möglich, dass Satan, der gesehen hat, wie die Gemeinde in den Himmel entrückt und vor den Richterstuhl des Christus gestellt wurde und nun ahnt, dass die Vereinigung der Gemeinde mit dem Herrn in der Hochzeit des Lammes bald geschehen muss, meint, dass jetzt der günstige Moment zum Angriff auf den Thron gekommen sei. Der Erfolg seiner Pläne auf der Erde – seine beiden Werkzeuge auf der Erde sind aufgekommen und die beiden Zeugen sind ermordet worden – kann ihn in seiner Illusion bestärkt haben. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass der Drache jetzt, angreift, um das Ausgießen der letzten Gerichte auf seine Werkzeuge zu verhindern. Denn er hat nicht mehr viel Zeit. Die Bibel sagt uns nicht, wer die Schlacht begann, aber die Reihenfolge der Wörter im Vers legen nahe, dass Michael auf Gottes Geheiß die Initiative ergriff, um das Universum von diesem Urheber aller Rebellion zu reinigen. Diese Sicht wird durch Daniel 12,1 gestützt, wo auf den gleichen Zeitpunkt zur Hälfte der Jahrwoche Bezug genommen wird: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit.“ Es ist gut möglich, dass angesichts des wachsenden Druckes auf das Volk Israel Michael von Gott den Auftrag zum Handeln bekommt.
Michael, dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet, wird in der Bibel fünfmal erwähnt. In Dan 10,13 wird er „einer der ersten Fürsten“ genannt, in 10,21 „euer Fürst“. In Dan 12,1 heißt er „der große Fürst“, und in Judas 1,9 „der Erzengel“ (als einziger in der Bibel). Hier ist er der Anführer einer großen Engelschar; diese steht unter seinem Befehl und sie heißen darum „seine Engel“. Gegen die himmlischen Heerscharen haben sich die feindlichen Mächte aufgestellt, die hier „der Drache und seine Engel“ genannt werden. Es entspinnt sich ein gigantisches Ringen. Das Verb „siegten nicht ob“ lässt ahnen, wie große Anstrengungen der Drache und seine Engel machten, um den Himmel zu besiegen.
Über den Ort, wo dieser Kampf stattfindet, ist viel diskutiert worden, wiewohl es hier heißt, er finde „im Himmel“ statt. Der auferstandene Herr ist „durch die Himmel gegangen“ (Heb 4,14), womit ganz klar der atmosphärische Himmel und der astronomische Himmel gemeint sind. Jetzt, da er „höher als die Himmel geworden“ ist (Heb 7,26), ist er eingegangen „in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Der dritte Himmel wird in 2.Kor 12,2-4 identifiziert als das Paradies, wo Gott ist und Christus wohnt, und wohin die von der Erde Geretteten genommen werden, um bei Christus zu sein (Lk 23,43). Das kann aber kaum der Bereich sein, in dem dieser Krieg toben wird. Er findet auch nicht „in den himmlischen Örtern“ von Eph 6 statt, denn mit dem dort beschriebenen Kampf ist etwas vollständig anderes gemeint. Die Worte Christi in Lk 10,18 beziehen sich auf den Sturz Satans von seiner Stellung als der „gesalbte Cherub“ (Hes 28,14), der so nahe bei Gottes Thron stand. Jenes Geschehen ist bereits Geschichte; es liegt irgendwo zwischen 1.Mo 2; 3. Es ist klar, dass Satan seit jenem Fall nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes wohnen kann. Es ist aber gleichzeitig deutlich, dass es gewisse himmlische Regionen gibt, zu denen Satan noch immer Zugang hat (Hi 1,6; 2,1) und wo er als der Verkläger der Brüder die Freiheit hat, seine Klagen bei Gott vorzubringen. Es ist von jener „Stätte“, aus der der Satan und seine Engel nun hinabgeworfen werden. Diese Erklärung wird durch das besitzanzeigende „ihre“ gestützt: „Auch wurde ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden.“ Es scheint, dass sie ihre besondere Stätte hatten, in der sie sich noch aufhalten durften. Es ist anzunehmen, dass sie nicht allein aus ihrer Stätte vertrieben werden, sondern dass diese Region nun für immer geschlossen wird, dass also Michael den Kosmos von allem Bösen reinigt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Und es geschah ein Kampf im Himmel. Einer der beiden Kämpfenden wird in Vers 9 auf das Genaueste vorgestellt. Dagegen verlautet von seinem Widersacher außerhalb dieses Verses nichts und auch hier nur sein Name. Darum sprechen auch wir bis zum Exkurs 10 (nadi V. 11) kommentarlos von „Michael“ . Einerseits waren Michael und seine Engel, bereit zu kämpfen, und andererseits kämpfte der Drache und seine Engel.
Dreimal enthält dieser kurze Vers „Kampf“ oder „kämpfen“. Als Folge der Inthronisation des Messias in Vers 5 tut sich Unerhörtes in den geistlichen Dimensionen. Dieser Kampf im Himmel will mit einem zweiten Kampf auf der „Erde“ in 19, 19 zusammengehalten werden. Jener Erdenkampf vervollständigt diesen Himmelskampf. Beide Kämpfe enden mit einem Satanssturz. Hier stürzt der Satan vom Himmel auf die Erde (V. 9), dort von der Erde in den Abgrund (20, 3). In beiden Fällen wird das Gericht durch einen Engel vollstreckt. Hier heißt er Michael, dort fehlt eine Nennung seines Namens. Als Folge der Inthronisation des Messias vollzieht sich also im Grunde ein Kampf, der aber in zwei Akten abläuft. Dazwischen liegt die „kleine Zeit“ von Vers 12.
Die Initiative zum Kampf geht von Michael aus. Er tritt sogleich mit Kampfabsicht auf den Plan, bereit zu kämpfen und den Drachen in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Die meisten Kommentare sagen es umgekehrt: Der Drache begibt sich, nachdem ihm der Messias entkommen war, schnaubend auf Verfolgungsjagd und stürmt den Bergungsort des Flüchtenden. Da stellt sich ihm Michael mit seinen Scharen entgegen und wehrt den „Himmelssturm“ erfolgreich ab. Satan und seine Gesellen werden auf die Erde zurückgeworfen.
Es zahlt sich für die Auslegung dieses Abschnittes aus, nichts aus den vorangegangenen Versen zu verlieren. Wir arbeiteten für die „Entrückung“ des Messias Vers 5 den Rechtshintergrund heraus: Der vom Weibe geborene Knabe gewann einen Gerichtsprozeß gegen den Drachen, der ihm als Fürst dieser Welt den außerordentlichen Rang und Platz bei Gott, nämlich seine Messianität und Gottessohnschaft und damit die Weltherrschaft streitig machen wollte. Durch die Entrückung auf Gottes Thron wird der Knabe jedoch darin bestätigt und voll gerechtfertigt. Der „Verkläger“ (V. 10) hatte unter Mißbrauch seines Verklägeramtes eine falsche Anklage vorgebracht. Nach israelitischem Recht genügte jetzt nicht allein die Rechtfertigung des unschuldig Angeklagten, sondern es mußte auch noch dem falschen Ankläger der Prozeß gemacht werden (5 Mo 19, 16–19). Ihm gebührte die gleiche Strafe, die er dem Unschuldigen gewünscht hatte. Der Drache wollte Christus seinen Platz bei Gott rauben, so verliert er seinen eigenen Platz im Himmel, nämlich seine Funktion als Ankläger (V. 8b).
Im neuen Abschnitt geht es hintergründig um einen solchen Nachfolgeprozeß. Schon darum ist in diesem zweiten Prozeß keinesfalls der Drache initiativ, sondern der bisher verklagte Messias wird zum Ankläger. Doch Michael ist sein Anwalt und Vollstrecker. Der Drache bietet alles auf, um seine Position zu behaupten: Der Drache kämpfte und seine Engel .
[8] Und er vermochte nicht zu bestehen. Dieser Ausdruck könnte durchaus einen gerichtlichen Beiklang haben und hindurchschimmern lassen, daß Johannes hinter den geschauten „Zeichen“ eines physischen Kampfes die Wirklichkeit eines Rechtsstreites wußte. In diesem Rechtsstreit vermochte der Drache nicht zu bestehen, da er seine Stellung durch die falsche Anklage des Gerechten und Heiligen hoffnungslos verspielt hatte.
Und es wurde für sie nicht mehr ein Ort im Himmel gefunden. Für immer und restlos wurde ihm die entscheidende – nicht aber die einzige! (s. u.) – Operationsbasis genommen. Nie wieder wird er im Himmel als Verkläger angenommen. Rein gar nichts kann er dort noch ausrichten. Im Himmel herrschen nur noch Gott und der mitthronende Gesalbte. Die biblische Rede von dem Ort (Bd. 1, Anm. 108), der nicht mehr aufzufinden ist, wird Hes 27 unvergeßlich anschaulich: Ein prachtvolles, stolzes Kaufmannsschiff versinkt im Meer. Die Wogen schlagen darüber zusammen und schweigen alles Gewesene tot.
Dem dreimaligen „Kampf, kämpfen“ in Vers 7 entspricht hier in Vers 9 das dreimalige „geworfen“. „Werfen“ begegnete uns schon oft in den Gerichtsvollzügen der Offb. Der Gerichtete wird vierfach, also allseitig und erschöpfend identifiziert. [9] Und es wurde geworfen der große Drache, die uralte Schlange, genannt Diabolos und Satan. Diese Sprechweise klingt wie ein Auszug aus einer Urteilsverkündigung. Zu Beginn werden die Personalien des Verurteilten, seine Herkunft und sein Tun und Lassen genau aufgeführt.
Es ist der große Drache. „Drache“ bezeichnete vor allem eine Riesenschlange, wiederum besonders die Seeschlange und das Seeungeheuer. Daran läßt der Wasserstrahl denken, den dieser Drache nach Vers 15 herausschießt. Aber die Beifügung groß übersteigert diesen Drachen gegenüber jedem natürlichen Wesen. Ein riesenhafter Riesendrache! So entsteht ein Bild für eine Größe, die alle Zoologie hinter sich läßt, nämlich für die Wirklichkeit des Satanischen.
In der Offb ist Satan der Gegner Gottes. Gern wäre er auch Gegengott, bringt es aber nicht weiter als bis zu einem „Affen Gottes“ (Luther). Wäre er Gegengott, ständen wir unter einem Dualismus zweier selbständiger Mächte. Gottes Volk hat darauf zu achten daß es Satan diese Ehre nicht antut. „Er lebt von dem Respekt, den man ihm zollt“ (Lamparter). Wir haben darum nicht an ihn zu glauben, sondern ihm zu widerstehen (1 Pt 5, 9; Jak 4, 7). Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen noch eine ausführliche Satanslehre anstreben noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen. Wohl tut ein Hinweis auf den Ausspruch Goethes gut: „Den Teufel spürt das Völkchen nicht, und wenn er sie beim Kragen hält.“ Aber wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil rein gar nichts. Das Mittelalter strotzte nur so vor Teufelsglaube und war doch so arm an Christuserkenntnis und so in Fesseln geschlagen durch Gewalt, Unrecht und Unverstand.
Auch hier verfolgen wir nur die kurze Skizzierung des Satanischen, ohne sie mit allen möglichen Gesichtspunkten und Fragestellungen auszugleichen. Der große Drache wird auch die uralte Schlange genannt. Die Schlange spielte in der Umwelt Israels eine für uns unvorstellbare Rolle. Sie war fast überall verbreitet und bekannt. Schlangenkulte sind schon aus der Zeit 4500 v. Chr. belegt. Mancherlei Umstände förderten diese Kulte: der überlegene, hypnotisierende Blick der Schlange, ihr kaum merklicher, aber tödlicher Biß, ihre Heimtücke und Schnelligkeit und ihre Dressierbarkeit.
Aber nicht nur als Verderbensmacht wurde sie empfunden. Besonders die Griechen richteten sie als Haustier ab und verehrten sie als Lebensmacht. Die Schlange ist ja besonders der Erde verbunden, lebt in Grotten und Ritzen, kriecht auf der Erde, scheint Erde zu fressen und galt als „Seele“ der Erde, als Erdgottheit. Da die Erde aber Symbol für das Mütterliche und Weibliche ist, erscheint die Schlange auf den Abbildungen der Fruchtbarkeitsgöttinnen.
Weil die Schlange häufig an Quellen haust, schien sie mit unterirdischen, verborgenen Schätzen in Verbindung zu stehen. Sie galt als hellseherisches Orakeltier. Besonders an Heil quellen verehrte man sie, verfügte sie doch nicht nur über Gift, sondern auch über Gegengift, vgl. den Hinweis auf den blühenden Asklepioskult zu 2, 13. Schließlich konnte die Beobachtung, wie sich die Schlange häutet und sich auf diese Weise zu verjüngen und zu erneuern scheint, sie zum Symbol der Wiedergeburt und des ewigen Lebens werden lassen.
Bei der allgemeinen Hochschätzung des Schlangenkultes in allen umwohnenden Völkern ist es nicht verwunderlich, wenn Israel die Schlange als Verkörperung des Heidentums ansah. Daher der entschiedene Abscheu vor Schlangen im AT. Nie diente sie als Haustier, Opfertier oder als Speise. Sie ist das widerlich Schmierige, Schillernde, Zwielichtige, Mörderische und darum das Satanische.
An unserer Stelle finden wir eine ausdrückliche Gleichsetzung mit der Paradiesesschlange von 1 Mo 3: die uralte Schlange. So alt sie ist, sie hat ihre Feindschaft gegen Gott und alles Göttliche nie vergessen.
Erst jetzt erklingt zweisprachig (Anm. 301) der eigentliche Name des Drachen und der Schlange. Wir erörtern zunächst das hebräische Wort Satan. Es bezeichnet ursprünglich völlig neutral den Opponenten. Im israelitischen Gerichtswesen hat es möglicherweise die Planstelle für einen Ankläger gegeben, der zur Rechten des Angeklagten stand (Sach 3, 1; 1 Chr 21, 1; Ps 109, 6). Mit Feindseligkeit und Bosheit hat diese gesellschaftliche Funktion noch nichts zu schaffen. Auch im Hiobbuch hat „Satan“ noch keinen bösen Beiklang. Er achtet wie ein guter Staatsanwalt darauf, daß man nicht einfach dem Augenschein traut und beantragt den Beweisgang. Teuflische Lust am Bösen liest man für ihn höchstens in den Text hinein. Er ist nicht Widersacher Gottes, sondern dient der genauen göttlichen Rechtsprechung.
Erst im Judentum wird „Satan“ zum Eigennamen für die aktiv böse Macht. Sie ist Gott und den Menschen, vor allem aber den Gerechten, feindlich gesinnt. Als Nachklang des AT bleibt bestehen, daß Satan ein von Gott abhängiges Geschöpf ist, nämlich ein Engelfürst.
Eine Zusammenfassung seines Tuns bietet das bekannte Zitat aus dem babylonischen Talmud: „Der Satan kommt herab und verführt, steigt hinauf und klagt an, nimmt Vollmacht und nimmt die Seele.“ Zunächst verführt er also zur Sünde, indem er Gott und die Sünde verharmlost und diese begehrenswert macht wie in 1 Mo 3. Sobald er den Menschen zum Sündigen gebracht hat, eilt er ins himmlische Gericht, um flammende Anklage gegen den zu erheben, den er selbst gereizt, gelockt und überredet hat. In „heiligster“ Entrüstung und unter Berufung auf Gottes Gebote fordert er Strafgerechtigkeit. Bevollmächtigt kehrt er zurück und vollstreckt die Strafe, indem er den Sünder tötet. So hat er sein Ziel erreicht: den Tod des Menschen, den Gott doch zum Leben geschaffen hat.
Nach jüdischer Lehre fungiert vor dem himmlischen Gericht aber auch ein Verteidiger Israels, nämlich der Erzengel Michael. Er trägt die Tugenden der Juden vor Gottes Thron. Er kann auch den Satan abweisen. Aber von Fall zu Fall steigt dieser immer wieder herauf, um frisch verführte Opfer anzuklagen und Vollmacht über sie zu gewinnen.
Als Verführer arbeitet der Satan also mit Lüge und als Vollstrecker mit Gewalt, aber als Verkläger arbeitet er mit Wahrheit. Kein Gewaltsystem verachtet eine gewisse Rechtlichkeit. Jede Lüge, die Erfolg haben will, bedarf einer Prise Wahrheit. Darum liegt die wesentliche Macht Satans in seiner mittleren Funktion begründet. Nirgendwo ist er so satanisch wie gerade in seiner Anklage, wo er vollmächtig von Gott scheidet und die Schuldwand zwischen Gott und Sünder himmelhoch emporzieht.
Haben Jesus und die Apostel diese jüdischen Anschauungen einfach übernommen? Nach dem Evangelium ist die furchtbare Verklägerfunktion Satans gelöscht. Das bedeutet die Lehre vom Satanssturz. Seine wesentliche Kraft ist gebrochen. Darauf bezieht sich in Vers 9 das jubelnde, dreimalige „gestürzt, gestürzt, gestürzt!“ Zwar geht er weiter als Lügner und Mörder um, doch die Rechtsposition ist ihm genommen. Er stürzte in die Illegalität. Sein Reich ist darum ohne Bestand.
Die grie Bezeichnung Diabolos wird gern mit „Durcheinanderbringer“ wiedergegeben. Er schafft in einer Gemeinschaft durch Verleumdung und Streitsucht Mißverständnisse und liebt das Chaos. Vielleicht wäre auch die Wiedergabe durch „Auseinanderbringer“ angebracht. Er bringt Gott und Menschen auseinander. Aber das Wort ist als Übersetzung von „Satan“ in die Bibel gekommen und also deckungsgleich aufzufassen.

Wuppertaler Studienbibel

Nach einer alten jüdischen Auslegung sind Michael und Gabriel die Höchsten, die zur Rechten und Linken Gottes stehen (Hiob 25,2). Michael heißt: Wer ist wie Gott? Eine alte Geschichte erzählt, daß, als Satan (Luzifer, Jesaja 14,12), einer der ersten drei der sieben Engelfürsten, von Gott abfiel, um wie Gott zu werden (1 Mose 3,5), Michael ihm und denen, die ihm folgten, mahnend zurief: „Wer ist wie Gott?“ Da scharten sich um ihn und um diese seine heilige Losung alle treu gebliebenen Engel. Und das Bekenntnis seines Mundes blieb fortan sein Name.
Diese ist „der vornehmsten Fürsten einer“. Es gibt auch weniger vornehme Engelsfürsten. , z. B. der Fürst des Königreichs im Perserland (Daniel 10,13. 14). Vielleicht hat so jedes der siebzig Völker seinen Elohim, seinen Engelfürsten und Herrn?
Vgl. Daniel 10,21; 2 Thessalonicher 2,7; 1 Korinther 8,5; 1 Mose 10; 11,7
Aber über alle ist Der, „dessen Rede ist wie Volksgetümmel“ (Daniel 10,6). „Der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht“, hielt mit unantastbarer Hoheit Wache am Leichnam Mosis. Er ist Fürst über Israel auf Erden und über viele Engel im Himmel, mit denen er ernst den Drachen und seine Engel endgültig überwinden wird.
(Daniel 10,13. 21; 12,1; Judas 9; Offenbarung 12,7-9)
Wer ist „der Fürst über das Heer des Herrn“? (Josua 5,13-15)

Carl August Flügge – Bibelarbeiten aus Der Bibelforscher

In Vers 7 unseres Kapitels wird eine andere überraschende Sache vor unsere Blicke gebracht: ein Kampf in dem Himmel. Dies mag ein erstaunlicher Gedanke sein für solche, die sich den Himmel nur als einen Ort der Ruhe und Glückseligkeit vorstellen, und für die abgeschiedenen Heiligen Gottes ist er auch ein solcher, denn ausheimisch von dem Leibe bedeutet einheimisch bei dem Herrn zu sein, in dessen Gegenwart Fülle von Freude ist. Aber was die Himmel selbst betrifft, zeigt uns die Schrift, dass sie in den Augen Gottes nicht rein sind, weil Satan und seine Engel Zugang haben zu den himmlischen Örtern. Epheser 6 zeigt uns, dass der geistliche Kampf des Gläubigen in den himmlischen Örtern ist. Das Buch Hiob zeigt uns, dass, wenn die Engel kommen, um sich vor Gott zu stellen, auch Satan in ihrer Mitte kommt als der Verkläger Hiobs. Hier in Offenbarung 12 wird uns gezeigt, dass dieser Kampf in dem Himmel von dem Eingreifen Gottes zugunsten Seines Volkes Israel redet. Michael wird in der Epistel des Judas der Erzengel genannt, der Oberste der Engel,
In Daniel 10 wird Michael gezeigt, wie er die Sache des irdischen Volkes Gottes unterstützt, während Daniel 12,1 ihn deutlich nennt: „der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht“, und das besonders in der großen Drangsalszeit, die als zukünftiges Teil des Volkes Gottes angekündigt ist. Michael hat zahllose Scharen von Engeln unter seinem Befehl. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 26, 53: „Meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?“ Doch auch Satan hat seine Scharen böser Geister, die ihm folgen. In Judas lesen wir, dass Michael nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn zu fallen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Aber hier in Offenbarung 12 lesen wir, dass Michael und seine Engel mit dem Drachen kämpften, und dass auch der Drache kämpfte und seine Engel. Es ist die letzte und größte Anstrengung von Seiten Satans, seinen Platz im Himmel zu behaupten, aber es ist ein hoffnungsloser Kampf für ihn, denn die Schrift versichert uns, dass sie nicht obsiegten und auch ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden wurde. Von dem großen Drachen lesen wir schon in Kapitel 11, aber hier wird ausdrücklich gesagt, dass es Satan selbst ist. Er ist die alte Schlange, oder, wie J.N.D. es ausgedrückt hat, die Schlange von alters her. Dieser Vers in Verbindung mit 2 Korinther 11,3 macht es klar, dass mit der Schlange Satan selbst gemeint ist, in der geschickten Verschmitztheit, durch welche er zu täuschen sucht. Es wird auch von ihm gesprochen als dem Teufel, dem Widersacher, Er wird als ein Engel des Lichts gesehen, wenn er zu täuschen sucht, aber auch als ein brüllender Löwe, der da sucht, welche er verschlinge. Hier wird er als der gesehen, der die ganze Welt zu betrügen sucht. Jetzt kommt für ihn die Zeit, wo er aus dem Himmel geworfen wird und alle seine Engel mit ihm.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

In der Mitte der Trübsal, während der Krieg auf der Erde zwischen dem Antichristen und den zehn Königen ausbricht, bricht auch ein Krieg in den atmosphärischen Himmeln aus (V. 7). Der Konflikt findet zwischen dem Erzengel Michael und seinen Truppen und dem Erzfeind Satan und seinen Truppen statt. Michael siegt, und Satan und seine Helfer werden aus den atmosphärischen Himmeln vertrieben und auf der Erde eingesperrt (V. 8-9). Fünf Namen werden dem Satan gegeben, die alle seine Person und sein Wirken beschreiben. In „der große Drache“ wird seine Grimmigkeit und Grausamkeit gesehen. „Die alte Schlange“ verweist auf den Garten Eden, wo der Mensch aufgrund der Versuchung durch Satan fiel und Sünde und Tod in die menschliche Erfahrung brachte. Die große Trübsal ist ein Gericht über die Sünde des Menschen. In dem Wort „Teufel“ wird Satan als der Ankläger aller Kinder Gottes betrachtet. „Satan“ bedeutet „Widersacher“, und in diesem Namen wird er als der Gegner von Gottes Programm gesehen. Als „der Verführer“ wird er als der große Meisterfälscher bezeichnet, der versucht, Auserwählte und Nichterwählte gleichermaßen zu täuschen.
Die Gefangenschaft Satans auf der Erde hat zwei Folgen. Erstens wird ihm der Zugang zum Himmel verwehrt, und er kann nicht mehr vor dem Thron Gottes stehen und die Geschwister anklagen. Darüber freut sich der Himmel (V. 10-12a). Zweitens: Satan ist jetzt voller Zorn (V. 12b). Sein Zorn rührt daher, dass er weiß, dass seine Zeit kurz ist, nämlich 3½ Jahre. Wegen des Zorns Satans ist es „wehe der Erde“. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt für das Verständnis dessen, was in der mittleren und zweiten Hälfte der Trübsal geschieht. Die volle Bedeutung wird später in dieser Studie deutlich werden.

Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020

Noch immer zur Führung Israels sprechend, fuhr Jeschua fort: „Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr sagen werdet: Gesegnet der, der im Namen des Herrn kommt (Matthäus 23,39). Mit dieser offiziellen messianischen Begrüßung, die auf Psalm 118,26 basiert, stellte Jeschua die Vorbedingung für das zweite Kommen auf: Er wird nicht zurückkehren, bis die jüdischen Führer Ihn bitten, zurückzukommen. So wie die jüdischen Führer einst die Nation dazu brachten, Ihn abzulehnen, muss ein Tag kommen, an dem sie die Nation dazu bringen, Ihn anzunehmen.

Dies wiederum liefert die theologische Grundlage für den Antisemitismus. Satan hat einen speziellen Krieg gegen die Juden im Allgemeinen, aber im Besonderen gegen die messianischen Juden geführt, führt ihn noch und wird ihn auch führen. Satan weiß, dass seine Karriere zu Ende sein wird, wenn der Messias auf Wunsch des jüdischen Volkes wiederkommt. Wenn es ihm gelingen würde, die Juden zu vernichten, bevor sie um seine Rückkehr bitten, dann wird Jeschua nicht wiederkommen und Satans „Karriere“ ist für immer gesichert. Dies erklärt die Motivation für den unerbittlichen Krieg des Teufels gegen die Juden, der sich in den Kreuzzügen, den russischen Pogromen, dem Nazi-Holocaust usw. zeigt. Sobald Satan in der Trübsal auf der Erde gefangen ist (Offenbarung 12:7-17), wird er, da er weiß, dass seine Zeit kurz ist, all seine Energie darauf verwenden, die Juden ein für allemal zu vernichten. Antisemitismus in jeder Form, aktiv oder passiv, ob politisch, national, rassisch, ethnisch, sozial, religiös, theologisch oder anderweitig, ist Teil der satanischen Strategie, das zweite Kommen zu verhindern.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Dan 12,1 ist Michael zwar zum Schutz Israels bestellt, aber vom Teufel ist noch keine Spur zu sehen (»In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen eines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein …«). Noch in den Dorfkirchen der Uckermark findet sich an der Nordseite außen nicht selten eine Nische mit dem Erzengel Michael, der das Heilige schützt (z. B. in Kleinow Kr. Perleberg).
Zum einschlägigen Material gehört auch TestXII Dan 6, 2 f.: »Tretet heran zu Gott und zu dem Engel, der bittend eintritt für euch, und dieser ist als Mittler zwischen Gott und den Menschen für den Frieden Israels gegenüber dem Reich des Feindes aufgestellt (vgl. Lk 11,18 f.: Satan … sein Reich). Deswegen eifert der Teufel darum, die zu Fall zu bringen, die den Herrn anrufen. Denn er weiß, dass an dem Tag, da Israel zum Glauben kommt, das Reich des Feindes sein Ende finden wird.« Der fürbittend für Israel eintretende Engel ist üblicherweise Michael. Später besiegt Michael stets den Antichrist (PCiStB Nr. 1917 victor).
Nicolaus Cusanus, Sermon CCX vom 7. 12. 1455 (Brixen) geht aus von einem Kampf auf zwei Ebenen: Der Kampf im Himmel wird geführt von der Weisheit Gottes (!) gegen Luzifer. Der Kampf auf Erden wird geführt von Christus gegen den Antichrist.

■ Auf Michael bezieht sich 1 QM 17, 5–7: »Heute ist seine Zeit (sc. die des Gottes Israels), niederzuzwingen und zu erniedrigen den Fürsten der Herrschaft des Frevels und Er sendet ewige Hilfe dem Los seiner Erlösung durch die Macht des prachtvollen Engels für Michaels Herrschaft … in ewigem Licht.«
■ Thomas-Apk (lat), S. 274 beschreibt in 12,7 den Krieg der Engel untereinander, vgl. S. 434.
■ (Gregorius Magn.) In Evang Hom II, 34, 9: Michael/Drache ist der Kampf gegen den Stolz (Gott ähnlich zu sein).
■ Zu 12,7.9: Nach Meinung Alkuins (9. Jh.) beschreibt Johannes in Apk 12 nicht ein einmaliges und gänzlich abgeschlossenes Geschehen, vielmehr ist Satan noch immer der Ankläger, und sein Sturz geschieht täglich und ist täglich notwendig. Kommentar: Da die Apk ohnehin unsere geltenden Vorstellungen von Geschehensein und Zukunft »frei« behandelt, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass Alkuin Teile unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit richtig deutet. – Nach Oecumenius, Komm. und Hippolyt, Danielkommentar III, 12, 3 beziehen sich die Worte des Apokalyptikers Johannes auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Doch ähnlich wie in der paulinischen Theologie ist wohl wichtig, dass das Entscheidende schon geschehen ist, so dass die Christenheit schon »über den Berg« gelangt ist. Ähnlich wie Alkuin 12,7.9 streng auf die Gegenwart der Kirche deutet, sieht er auch nach 12,6 in dem von Gott bereiteten Ort, an den die Kirche flieht, etwas gegenwärtig Aktuelles, denn er möchte nicht an eine körperliche Flucht denken, sondern an einen spiritualis ascensus (geistlichen Aufstieg). Diese Deutung ist m. E. eine Überstrapazierung sämtlicher Aussagen über Flucht und Wüste in Kap. 12.
■ Cantabr (10. Jh.): Michael und seine Engel: Christus und die Heiligen (Hinweis auf Hiob).
■ Ps-Ephraem-Apk (syr), S. 202: Die göttliche Gerechtigkeit ruft Michael. (204) Gottes Gerechtigkeit erhebt sich und zerstört das Römerreich.
■ Petrus-Apk (karschun), S. 244: Michael als Retter der Endzeit wird geschickt. S. 277: Michael als Kriegsführer stößt nur einen Schrei aus, und das genügt.
■ Ps-Beda, De temporum ratione: Percusso autem illo perditionis filio sive ab ipso Domino sive a Michaele … [Wenn aber der Sohn des Verderbens durchbohrt ist, sei es vom Herrn selbst, sei es von Michael …].
■ Berengaudus S. 961: Michael bedeutet Christus.
■ Der geistlich Mantel unser lieben Frauen (unpubl. mhd. Handschrift um 1475): Michael »Fürst der engelschlichen Ritterschaft«, dem gestattet sei, »das guldi fenli des ewigen Triumph vor allen himmlischen Heer« zu tragen. Da er auf Bergen verehrt wird: auf Bergen beten. Der Mantel ist belegt mit »geschlagenen untz gold«, »das kepli … an dissem Mantel ist von ainem edlen stain, haist ametistus, der jst vyol farb und als die rosen gibt er ainen schin«, der Mantelverschluss ist von »buliertem erhabnem gold«, umgeben von Bildern, darunter »ain luter guldis lernli tragent ain für rots fenli«: Saphir, grüner Smaragd, Amethyst, Rubin, Carfunckel (Granat), roter Jacinth, weißer Asteric, Topas, Chrysolith, Andrea.
■ Ps-Bonaventura, Sp. 544 (seine Engel): Gabriel und Raphael. Der Teufel dagegen kämpft mit (dem) Elefanten, daran zeigt sich seine Stärke.
■ Kommentar: Die zahlreichen Nennungen des hl. Erzengels Michael (auch auf Glocken etc.) weisen auf eine bestimmte Lücke in der christlichen Verkündigung: Wer besiegt das je gegenwärtige Böse? Was manche Kommentatoren zu Apk 12 angemerkt haben, gilt auch allgemeiner: Wie ist es um die soteriologische Rolle Jesu Christi im Alltag bestellt?

KLaus Berger – Die Apokalypse des Johannes

Trotz der Bedeutsamkeit der Vorgänge behält Johannes seinen knappen Stil bei: Und es kam zu einem Krieg im Himmel (Καὶ ἐγένετο πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [Kai egeneto polemos en to urano]), V. 7. Die Satzkonstruktion ist hier so ungewöhnlich, dass Bousset „eine völlig irreguläre Konstruktion“ annahm. Düsterdieck schlug wegen dieser Schwierigkeiten vor, die Worte πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [polemos en to urano] (Krieg im Himmel) zu streichen. Er konnte für seine Konjektur freilich nicht eine einzige Handschrift anführen, sie war also ein reiner Verzweiflungsschritt. Ganz ungewöhnlich ist übrigens die Satzkonstruktion in V. 1 nicht, wenn man mit Blass-Debrunner zweierlei in Rechnung stellt: a) die Neigung des Verfassers, „den Nom. statt anderer Kasus zu gebrauchen“. So kommt es zur Fortsetzung ὁ Μιχαὴλ [ho Michael] nach οὐρανῷ [urano]. b) Die auch in der LXX vorkommende Konstruktion mit τοῦ [tu] vertritt den hebräischen Inf. cstr. mit לְ [le]. Sie drückt „die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung“ aus. So kommt es zu der Fortsetzung τοῦ πολεμῆσαι [tu polemesai] usw. Wir sollten also in V. 1 bei dem jetzt von Nestle-Aland abgedruckten Text bleiben.
Wieso es gerade jetzt zu einem Krieg im Himmel kam, wird nicht näher erläutert. Wir können nur aus dem Zusammenhang schließen, dass der Drache durch die Geburt und Entrückung des Messias (12,4–6) aufs Äußerste erregt war und auch aufs Äußerste gehen wollte, um den Fortgang des Heils zu verhindern. Sonst hätte er sich unmöglich auf einen Krieg im Himmel eingelassen. Begonnen hat er diesen Krieg freilich nicht.
ἐγένετο [egeneto] sollte man nicht mit „entbrannte“mübersetzen, sondern bei der Wortbedeutung „es geschah“, „es entstand“, „es kam zu“ (= hebr. וַיְהִי [wajehi]) bleiben. So viel Widerstand, dass ein Kampf „entbrannte“, war dem Drachen gar nicht möglich.
Dass im Himmel ein Krieg sein soll, ist für uns befremdlich. Himmel und Krieg passen in der postmodernen Romantik nicht zusammen. Bousset wollte 2Makk 5,2f und Josephus B. J. VI, 296ff zur Erklärung heranziehen. Aber dort ist nur von Erscheinungen „am Himmel“ (sky) und nicht von einem Krieg „im Himmel“ (heaven) die Rede. Auch Ass Mo 10,1ff taugt hier nicht, weil hier nur die Geisterwelt angerufen wird. Viel näher liegen biblische Stellen wie Sach 3,2; Dan 10,13.20f; 12,1; Jud 9, die zeigen, dass die Engelwelt in die Kämpfe des Gottesvolkes hineingezogen ist. Schlatter wollte Jes 27,1 als Erklärungsbasis heranziehen. Aber in Jes 27,1 ist es Jahwe selbst, der zum Schwert greift, sodass diese Stelle nur eine sehr entfernte Parallele darstellt. Die genannten biblischen Stellen spiegeln sich übrigens auch in der Qumranliteratur, sodass wir dort ebenfalls Parallelen zu Offb 12,7 finden (vgl. 1QM IX, 15; XVII, 5ff). Alle Parallelen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vorgang in Offb 12,7 einzigartig ist. Denn hier wird der Himmel, der Ort des Heiligen, entweiht und gespalten durch den Kampf der Engelheere. Man versteht von da aus, warum „selbst die Himmel nicht rein sind vor“ Gott (Hiob 15,15; vgl. 4,18; 25,5).
Im Folgenden nennt V. 7 die Gegner: Michael und seine Engel (ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho Michael kai hoi anggeloi autu]) und der Drache und seine Engel (ὁ δράκων καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho drakon kai hoi anggeloi autu]).
Michael, hebr. מִיכָאֵל [michael], ist niemand anders als der aus dem AT und dem frühen Judentum, aber auch dem NT wohlbekannte Engelfürst (vgl. Dan 10,13.21; 12,1; Jud 9; ä Hen 9,1; 10,11; 20,5; 24,6; 40,9; 68,2; 69,14ff; 1QM XVII, 6ff). Zwar gibt es auch den menschlichen Personennamen Michael (Num 13,13 u. ö.), aber hier kann kein Zweifel sein, dass der Engel Michael gemeint ist. „Michael“ heißt: „Wer ist wie Gott?“ Seine Persönlichkeit tritt also ganz hinter seinem Zeugnis zurück. Im Danielbuch wird er „Fürst“ (שַׂר [sar]) genannt, in Jud 9 „Erzengel“ (ἀρχάγγελος [archanggelos]). Außer Michael findet sich im AT nur noch „Gabriel“ als Engelname (Dan 8,16; 9,21), ebenso im NT (Lk 1,19.26), hinzu kommt in den Apokryphen „Rafael“ (Tobit 3,17; 12,15). Vermutlich hat Hadorn recht mit seiner Annahme, dass Johannes nur deshalb in Offb 12,7 ausnahmsweise einen Engelnamen nennt, „weil dieser Name in der Schrift bezeugt ist“. Sonst befleißigt sich Johannes den Engeln gegenüber äußerster Zurückhaltung. Ein Engelkult wird in der Offenbarung ebenso schroff abgelehnt wie im übrigen NT (vgl. Offb 22,8f; Röm 8,38; 1Kor 6,3; Gal 1,8; Kol 2,18).
Neben Michael stellt Johannes seine Engel. Das erstaunt. Denn es können ja nur Gottes Engel sein. Sein drückt also kein Besitzverhältnis aus, sondern nur die Zugehörigkeit: Es sind die zu Michael gehörenden, an seiner Seite kämpfenden Engel. Ein Name fällt hier nicht mehr. Allerdings ist klar, dass Michael dieses Heer der guten Engel Gottes anführt. Spätestens jetzt ergibt sich eine weitere wichtige Beziehung: „Michael und seine Engel“ treten wie in Dan 10,13; 10,20f; 12,1 für das Volk Gottes = die Gemeinde ein. Deshalb heißt Jahwe auch „Jahwe Zebaoth“ = „Jahwe der Heerscharen“.
Wir wenden uns der Gegenseite zu. Hier stehen der Drache und seine Engel. Der Drache (δράκων [drakon]) erhält keinen Namen. In V. 9 aber wird er identifiziert. Seine Engel bedeutet: Es gibt ein Engelheer, das von Gott abgefallen ist und jetzt seinem Anführer, dem Drachen, anhängt. Auch Jesus spricht in Mt 25,41 vom „Teufel und seinen Engeln“. Vgl. zum Abfall einer unbekannten Zahl von Engeln Gen 6,1ff; Hiob 1,6ff; 2,1ff; 4,18; 15,15; 25,5; Jes 14,12ff; Sach 3,1ff; 1Kor 6,3; 2Kor 12,7; 2Petr 2,4; Jud 1,6ff. Es zieht sich ein tiefer Riss durch die unsichtbare Welt.
Kein Zweifel: Michael und sein Heer beginnen diesen Krieg im Himmel. Denn dort, wo wir übersetzten: kämpften mit dem Drachen, ist der Sinn zugleich: „Sie mussten mit dem Drachen kämpfen“. Letzten Endes geht es also um einen Krieg auf Anordnung und im Auftrag Gottes. Sein Ziel ist eine erste Reinigung des Himmels, darüber hinaus aber auch die Verweisung des Drachen in seine Grenzen. Wenn Bousset schreibt, in Offb 12,7 begegne uns die „Vorstellung, dass der Drache hier mit Gewalt den Himmel zu stürmen sucht“, dann stellt er die Verhältnisse auf den Kopf. Das wird in der Fortsetzung noch deutlicher.
Noch einmal sei das Erstaunliche unterstrichen: Der Drache nimmt den Kampf an: Und auch der Drache kämpfte und seine Engel. Welche Vermessenheit!
Allerdings hatte schon in Offb 11,7 „das Tier aus dem Abgrund“ mit der christlichen Gemeinde in Gestalt der zwei Zeugen gekämpft und sie besiegt. Und auch in Jud 9 wagt sich der Drache = Teufel in einen Streit mit Michael. Sehr vorsichtig kann man vermuten, dass der Drache seine Sache noch nicht verloren gibt, solange er es mit „untergeordneten“ Wesen zu tun hat: mit der Gemeinde, mit anderen Engeln, mit dem Mensch gewordenen und „niedrigen“ Gottessohn (vgl. Joh 14,30).
Aber gerade dadurch fällt Licht auf einen elementaren Umstand: Nicht Christus, nicht „der Erhöhte selbst tritt hier … in Aktion“, geschweige denn Gott der Vater. Sondern nur ein Engel, wie es der Drache selbst ja ist: nur Michael. Das genügt.
Der knappen Art des Johannes entspricht es, auch das Resultat des Krieges so knapp wie möglich zu formulieren: aber sie (= der Drache und seine Engel) konnten nicht standhalten, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (V. 8).
In den Handschriften gibt es zwei ernsthafte Möglichkeiten beim dritten Wort des Verses: ἴσχυσεν [ischysen] oder ἴσχυσαν [ischysan]. Die beiden sonst verlässlichsten Textzeugen, A und C211, sind hier gespalten. Da nach dem vorausgehenden ἐπολέμησεν [epolemesen] eine Änderung in ἴσχυσεν [ischysen] leichter denkbar ist, wird wohl ἴσχυσαν [ischysan] (= sie konnten standhalten) als lectio difficilior vorzuziehen sein. Das griechische οὐδέ [ude] bedeutet „auch nicht“, „nicht einmal“.
ἰσχύω [ischyo] geht auf hebr./aram. יכל [jachal] zurück. יכל [jachal] hat wie ἰσχύω [ischyo] die Bedeutungen „können; vermögen; gelingen; überlegen sein; siegen; fassen; ertragen; aushalten (können)“. In Offb 12,8 liegt die gesamte Bandbreite vor. Vom Kontext her empfiehlt sich nicht standhalten können. Uns scheint, dass Offb 12,8 in bewusstem Gegensatz zu Dan 7,21 formuliert ist, wo es heißt: „Und dieses Horn führte Krieg mit den Heiligen und besiegte sie“ (וְיָכְלָה לְהוֹן [wejochlah lehon]). Das „Horn“ = der Antichrist siegt also (vgl. Offb 13,7). Der Drache aber mit seinem Engelheer siegt nicht! In „sie konnten nicht standhalten“ steckt vielleicht mehr als die trockene Notiz über eine Niederlage. Nicht einmal ein Teilsieg, nicht einmal ein echter Kampf ist dem Drachen möglich. Er hat schlichtweg nichts aufzubieten gegen einen Michael, der durch Gottes Gerechtigkeit den Kampf führt (vgl. Eph 6,11ff; 2Thess 2,8; Offb 19,15). Überhaupt darf man sich bei diesen himmlischen Kämpfen nicht an irdischen Schlachtenbildern und materialistischen Vorstellungen orientieren.
Der folgende Satz und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (οὐδὲ τόπος εὑρέθη αὐτῶν ἔτι ἐν τῷ οὐρανῷ [ude topos heurethe auton eti en to urano]) hat viele Diskussionen ausgelöst. Er markiert zunächst den Gipfel der Niederlage: Der Drache und sein Heer verlieren nicht nur den Kampf, sondern auch die Heimstätte. Im Gegensatz zur Frau, die nach V. 6 „einen Ort (τόπον) hat, der von Gott vorbereitet ist“, haben sie jetzt „im Himmel“ keinen Ort (τόπος), keine Stätte mehr. In Helmut Kösters Worten: „Nur wer seinen Platz hat, kann wirklich bestehen.“ Hier kündigt sich das Ende des Drachen und damit das Ende alles Bösen an.
Hatten demnach der Drache und seine Engel vorher einen „Ort“, genauer: Aufenthaltsberechtigung und Wohnort im Himmel? Gerade da setzt die Diskussion an. Man kann die gestellte Frage aber nur bejahen, trotz aller Rätsel, die sie mit sich bringt. Schon im AT ist klar erkennbar, dass der Teufel = Satan und Drache zusammen mit den anderen Engeln „im Himmel“ weilt (Hiob 1,6ff; 2,1ff; Sach 3,1ff, andeutungsweise auch Jes 14,12ff). Jesus vertritt dieselbe Sicht (Lk 10,18). Dann aber ist der Schluss unausweichlich, dass der „Drache“ ehemals ein guter Engel Gottes war, wie die anderen Engel von Gott geschaffen, vermutlich sogar ein hochgestellter Engel, der aber von Gott abfiel, weil er selbst wie Gott sein wollte (vgl. Jes 14,14; Gen 3,5). Als solcher genoss er aus Gottes unergründlicher Liebe noch lange ein Zutritts- und Aufenthaltsrecht im Himmel. Wenn ihm verschiedene Forscher aber einen Wohnort „im untersten Himmel“ zugewiesen haben, so ist das reine Spekulation.

Gerhadt Maier – Die Offenbarung des Johannes


Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn für ihn leben sie alle.“

Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Moses angedeutet „in dem Dornbusch“, wenn er den Herrn „den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ nennt. (2Mose 3,6)
Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle.
Elberfelder 1871 – Lukas 20,37–38

Daß aber die Toten auferweckt werden, hat auch Moses angezeigt bei dem Dornbusch, wenn er den Herrn nennt den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs. 2Mo 3,2.6; Apg 7,32; Heb 11,16.
Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen; denn sie leben Ihm alle.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 20,37–38

 Gott ist nicht Toter, sondern Lebender ( Dieses Wort kennzeichnet das Verständnis Jesu von Auferstehung: Der ganze Mensch mit Leib und Seele ist bereits in seinem irdischen Leben in einer Gemeinschaft mit Gott geborgen, gegen die keine Macht der Welt, nicht einmal der Tod, etwas vermag. Die Sadduzäer lehnen mit Recht eine Vorstellung von Auferstehung im Sinn eines bloßen Fortlebens nach dem Tod ab, das man sich auch abgesehen von Gott vorstellen könnte, aber sie halten diese abergläubische Vorstellung zu Unrecht für die des Glaubens (vgl. z. B. auch die abergläubische Spuk-Vorstellung des Herodes Antipas von einer „Wiederkehr“ von Johannes dem Täufer, Mt 14,2). Mit dem ewigen Leben ist nicht eine Art zeitlich unbegrenzten Urlaubs in der Karibik gemeint, sondern das Geborgensein in Gott, das wie Gott selbst alles Begreifen und Vorstellen übersteigt (vgl. 1 Kor 2,9). ); denn alle leben ihm.“
Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Lukas 20:38

Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebenden Gott, denn für ihn (Man hat aus dieser Stelle folgern wollen, als sage Jesus, die Erzväter hätten damals, oder gar zur Zeit Moses, schon gelebt. Dies kann aber der Sinn Jesu nicht sein, denn er will ja die noch zukünftige Auferstehung (V.35) beweisen; auch widerspräche dies 1Kor 15,23 – Man fasse das Wort Jesu scharf ins Auge, so wird man finden, daß Jesus nicht sagt, daß sie überhaupt leben, sondern nur für Gott leben sie, so daß er sie wieder auferwecken kann. Ein Beispiel aus der Natur mag dies verdeutlichen: Die gebundene Wärme ist für uns wie gar nicht mehr existierend, für Gott aber ist die durchaus nicht verloren, sondern nach Jahrtausenden kommt sie alsbald ganz und unvermindert zum Vorschein, sobald Gott sie durch seine Gesetze entbindet. Ähnlich verhält es sich nach dem Worte Jesu mit der höchsten aller Kräfte, der selbstbewußten Seele des Menschen, und namentlich des Gläubigen, der in lebendige Gemeinschaft mit Gott getreten ist, Er wird leben, ob er gleich stürbe.) leben alle.
Die vier Evangelien des Reinhardt – Lukas 20:38

Und dann legte der Herr eine der in den Synagogen am häufigsten zitierten Stellen des AT korrekt aus: „Und er sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (2Mo 3,6). Die Worte, die Gott an Moses aus dem brennenden Busch richtete, wurden mehrere hundert Jahre nach dem Tod der Erzväter gesprochen, und doch sagt Gott nicht: „Ich war der Gott Abrahams“, denn Er offenbart Moses die Bedeutung des unumschränkten „Ich bin“. Tote Dinge können einen Schöpfer haben, aber nur lebendige Menschen können den lebendigen Gott kennen. „Ich bin der Gott Abrahams“ bedeutet: „Ich bin sein Gott heute“, und das bedeutet, daß Abraham noch immer lebt, nicht dem Leibe nach, aber als der Geist eines Gerechten. Er lebt mit Gott und erwartet den Tag, da „die Geister der Gerechten“ in der Auferstehung „vollendet“ werden sollen (Hebräer 12,23). Nur Lukas fügt hinzu: „Denn für ihn leben alle“, das heißt, sie leben im Blick auf Gott. In unserer Welt sind sie tot, aber sie leben in Gottes Regionen des Lebens.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Das ist schön und gut für die Lebenden“, magst du sagen, „doch was geschieht mit den Milliarden Menschen, die bereits gestorben sind? Mit Gottes treuen Propheten, wie Abraham, Isaak, Jakob und Moses, die schon Jahrtausende tot sind?“ Wir freuen uns, sagen zu können, daß es auch für die Toten eine Hoffnung gibt. Wir teilen nicht die Ansichten der Sekte der jüdischen Sadduzäer, die diese Hoffnung nicht hatten, da sie nicht glaubten, daß unter Gottes Königreich die Toten auferstehen. Jesus Christus sagte zu ihnen von jenen, die auferweckt werden: „Sie sind Gottes Kinder, indem sie Kinder der Auferstehung sind. Daß aber die Toten auferweckt werden, hat selbst Moses in seinem Bericht über den Dornbusch enthüllt, wenn er Jehova ,den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs‘ nannte. Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen, denn sie leben alle, von seinem Standpunkt aus betrachtet.“ — Lukas 20:36-38, NW.
Für Gott, der in die Zukunft blickte, lebten Abraham, Isaak, Jakob und die übrigen der Toten alle wieder unter seinem von Christus regierten Königreich. Obwohl Abraham, Isaak und Jakob zu der Zeit, als ihr Nachkomme Moses lebte, tot waren, wußte Gott genau, daß er sein Vorhaben, die Toten wieder aufzuwecken, verwirklichen würde, und sprach deshalb nicht von sich als Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott der Vergangenheit, sondern als ihrem zukünftigen Gott, wie wenn sie schon wieder gelebt hätten.

Wachtturm – 15.Oktober 1962

Gegen ihre sadduzäischen Kontrahenten versuchten die Pharisäer – wie Jesus – die Auferstehung aus dem mosaischen Gesetz zu beweisen. Jesus argumentiert, dass Gott nicht behaupten würde, der Gott von Menschen zu sein, die gar nicht mehr existieren. Darüber hinaus verlangt Gottes Bundestreue, die über den Tod hinausreicht, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Eines der bekanntesten jüdischen Gebete jener Zeit spricht von Gottes Treue gegenüber Abraham, Isaak und Jakob als einer aktuellen, lebendigen Realität (vgl. auch 4.Makk 7,19; 16,25).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Gott ist der Gott der Auferstehung. Die Sadduzäer hatten sich für ihre schlaue Fragestellung auf Mose berufen. Der Herr weist sie nun auch auf Mose hin, und zwar auf einen Ausspruch Moses „in dem Dornbusch“ (2Mo 3,6.15.16). Diesen Ausspruch gebraucht Er, um deutlich zu machen, dass auch Mose an die Auferstehung glaubte. Das erkennt man daran, dass Mose den HERRN, das ist JAHWE, „den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ nennt.
Es fällt auf, dass Mose Gott hier den Gott eines jeden Einzelnen der Erzväter nennt und nicht von ihnen insgesamt spricht als dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott hat eine persönliche Beziehung zu jedem Einzelnen von ihnen. Der Herr sagt, dass Mose das gesagt hat, während in 2. Mose 3,15 steht, dass Gott das sagt. Der Grund ist, dass Mose das aufgeschrieben hat und dem also zustimmt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Zitates ist, dass es zeigt, dass der Mensch mit dem Tod nicht aufhört zu existieren. Zu dem Zeitpunkt, als Gott das gegenüber Mose ausspricht, sind Abraham, Isaak und Jakob schon lange gestorben. Für Gott sind sie jedoch nicht gestorben, denn für Ihn leben sie, sie leben in seiner Gegenwart.
Die Sadduzäer gehen davon aus, dass die Beziehung, die in diesem Leben zwischen Gott und Menschen entsteht, nur von zeitlicher Dauer ist. Aber das ist nicht so. Weil Gott ewig ist, sind die Beziehungen, die Er knüpft, auch ewig. Mit den Toten, das heißt mit denen, die im Unglauben gestorben sind, hat Gott keine Verbindung, wohl mit denen, die im Glauben gestorben sind. Für Ihn leben alle, die im Glauben gestorben sind.
Einige der Schriftgelehrten halten diese Antwort, die Er ihren Feinden in der Lehre, den Sadduzäern, gibt, für ausgezeichnet. Sie machen dem Herrn dafür ein Kompliment. Sie finden, dass es richtig war, die Sadduzäer so zurechtzuweisen. Die sind zum Schweigen gebracht und sagen auch nichts mehr, da sie sich fürchten, Ihn noch etwas zu fragen; sie wollen nicht noch eine Niederlage erleiden. Aber an diese Schriftgelehrten, sie sich ins Fäustchen lachen, hat der Herr seinerseits eine Frage.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Lukas

Jesus folgert aus dieser Selbstbenennung Gottes, daß Gott kein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Wenn Sich Gott den Gott der Erzväter nennt, die längst gestorben waren, so müssen sie auch nach dem Tode noch leben, oder, wie es hier steht, Ihm leben (Hbr 11, 16). Jesus widerlegte aus dem „Fünfbuch Mose“ die Ansicht der Sadduzäer, weil sie aus dem mosaischen Gesetze die Leugnung der Auferstehung beweisen wollten. Aus dem Gesetze selbst wird ihnen ihr Irrtum und Mangel an rechtem Schriftverständnis bewiesen.

Rienecker – Wuppertaler Studienbibel

Aus der Geschichte vom Dornbusch führt Jesus jetzt seinen Beweis: »Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Denn alle leben für ihn« (V. 38). Kein »Gott der Toten«! Abraham, Isaak und Jakob müssen also in Zukunft »leben«. Das heißt, sie müssen auferstehen. Das heißt zugleich: Es muss eine Auferstehung stattfinden (vgl. 1 Kor 15,12-50; Röm 14,8). Freilich gab es bei den Ägyptern und auch sonst im Nahen Osten und im Römerreich spezielle Götter der Toten. Aber Jesus schlägt sich hier nicht mit heidnisch -menschlichen Phantasievorstellungen herum, sondern redet mit anderen Juden über die Bibel. Und da ist es klar: Der lebendige Gott der Bibel ist stärker als der Tod. »Du wirst mich nicht dem Tode überlassen« (Ps 16,10; vgl. Ps 31,6; 49,16; 73,24). Der Tod kann Gott die geliebten Menschen nicht entreißen. … Später werden sie auferstehen. Auch und gerade Abraham, Isaak und Jakob. Deshalb werden wir »Abraham, Isaak und Jakob« einmal »sehen« und mit ihnen »zu Tische sitzen« (Lk 13,28ff.). Vielleicht steckt in den Worten »alle leben für ihn« auch die Aussage, dass sich kein Mensch durch den Tod der Verantwortung vor Gott entziehen kann.

Gerhard Maier – Edition C

Erstens appelliert Jeschua an die Macht Gottes, die sich in der Auferstehung zeigt (Lukas 20,35-36). Diejenigen, die gläubig sind, sind wie Engel im Himmel (Matthäus 22,30). Die Auferstehung wird nicht nur eine Wiedererweckung oder eine Wiederherstellung zurück zum natürlichen Leben sein, sondern eine Verwandlung des physischen Körpers, wo die Verwesung die Unverweslichkeit und die Sterblichkeit die Unsterblichkeit anzieht (1 Korinther 15,53).


Die Auferstehung im abrahamitischen Bund
Zweitens beantwortete Jeschua die Frage der Sadduzäer, indem er sich auf den abrahamitischen Bund bezog: Ich bin der Gott Avrahams und der Gott Yitzchaks und der Gott Yaakovs (Matthäus 22:32). Dies ist die biblische Formel für den Bund, den Gott mit Abraham in der Genesis schloss. Jeschua hatte einen guten Grund, die drei klassischen alttestamentlichen Stellen über die Auferstehung nicht zu zitieren: Daniel 12,2, Jesaja 26,19 und Hiob 19,25-26. Wie bereits erwähnt, war einer der lehrmäßigen Unterschiede zwischen Pharisäern und Sadduzäern die Auferstehung. Ein weiterer großer Unterschied war, dass die Pharisäer glaubten, dass die Lehre aus allen Teilen der Schrift abgeleitet werden könne, die Sadduzäer aber glaubten, dass alle Lehre nur aus den fünf Büchern Mose abgeleitet werden könne. Es war zwar zulässig, die Propheten und die Schriften zur Veranschaulichung der Lehre zu verwenden, aber jede Lehre musste aus Mose stammen. Wenn Jeschua Daniel, Hiob oder Jesaja zitiert hätte, wäre das für die Pharisäer maßgebend gewesen, aber es wäre für die Sadduzäer nicht akzeptabel gewesen. Deshalb zitierte er das Gesetz aus Exodus, einen Teil der Bibel, den beide Fraktionen voll akzeptierten, wo Gott zu Mose sagte: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Avrahams, der Gott Yitzchaks und der Gott Yaakovs“ (Ex 3,6-7), die Formel für den abrahamitischen Bund.

Es stellt sich die Frage, wo in diesem Bund Gott eine Auferstehung versprochen hat. Sie findet sich in diesem Prinzip: Wenn Gott einem Menschen eine Verheißung gibt und dieser Mensch stirbt, bevor die Verheißung erfüllt ist, verpflichtet sich Gott, diesen Menschen wieder zum Leben zu erwecken, um die Verheißung zu erfüllen. Jedes Versprechen Gottes muss erfüllt werden, und zwar für die Person, der es gegeben wurde. Dieses Prinzip hatte Abraham im Sinn, als Gott ihn aufforderte, Isaak zu opfern (Hebräer 11,17-19). Aufgrund dieses Prinzips zögerte Abraham nicht, Gott zu gehorchen, da er wusste, dass Gott Isaak, wenn er ihn töten müsste, wieder zum Leben erwecken würde. Wie konnte er das wissen? Abraham wusste, dass Gott ein Bundestreuer ist. Da Gott bestimmte Verheißungen in Bezug auf Isaak gemacht hatte, die noch nicht erfüllt waren, war er verpflichtet, Isaak von den Toten auferstehen zu lassen.

Außerdem sagte Gott in Bezug auf den abrahamitischen Bund zu verschiedenen Zeiten zu allen drei Männern, Abraham, Isaak und Jakob: „Dir und deinem Samen will ich dieses Land geben.“ Gott versprach das Land nicht nur den Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob, sondern auch den Patriarchen selbst. Alle drei Männer starben, doch der Umfang ihres gemeinsamen Grundbesitzes im verheißenen Land war eine zu einem stark überhöhten Preis gekaufte Grabhöhle, einige Brunnen und ein Stück Land in der Nähe von Sichem, für das sie gutes Geld bezahlten. Wie wird Gott sein Versprechen an Abraham, Isaak und Jakob erfüllen? Er muss sie zuerst von den Toten auferwecken und sie dann in das Land zurückbringen. So findet sich die Auferstehung im abrahamitischen Bund kraft der unerfüllten Verheißungen.

Der Gott der Lebenden
Drittens beantwortete Jeschua die Frage der Sadduzäer nach der kinderlosen Witwe mit der Aussage: Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebenden (Matthäus 22:32). Gott hat eine lebendige Beziehung zu den Patriarchen; deshalb kann Er sie nicht tot lassen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Was ist, wenn die Bibel recht hat, und Jehovah außerhalb von Raum und Zeit ist? Was ist, wenn Jehovah nicht der Zeit unterworfen ist? Wenn ER sich sogar in der Zeit bewegen könnte? Dann könnte ER sich „in unsere Zukunft bewegen“ und auch „in unser Jetzt“ zurückkehren. Wenn Jehovah sich in der Zeit bewegen könnte – oder gar die Zeit wie einen Zeitstrahl übersehen könnte – dann sieht ER Abraham und Isaak und Jakob nicht nur in der Vergangenheit, sondern sieht alle Gerechten, auch in der Zukunft – und kann sehen, was die betreffenden Menschen dann tun werden. Wenn Jehovah sich in der Zeit bewegen kann – oder gar die Zeit wie einen Zeitstrahl übersehen kann – dann sieht ER was du und ich heute tun, was wir getan haben und was wir in Zukunft tun werden – und ER kann entscheiden, dass wir in dem Augenblick, den wir als sterben definieren, dass ER uns auferweckt – und dann sieht ER uns direkt in dieser Zukunft – und für IHN leben wir also direkt weiter!
Jehovah hatte Abraham nicht belogen, als ER ihm das Land verheißen hat – den in „naher Zukunft“ wird Abraham in diesem „seinem Land“ leben – in enger Gemeinschaft mit „seinem Gott“! , aber auch mit seinem Sohn Issak, seinem Enkel Jakob und mit seiner Frau Sara (die alle in der selben Grabanlage beerdigt wurden – im festen Glauben an die Auferstehung).

„Im Gegensatz zu Jehova und Jesus können wir nicht ins Herz sehen“

 Denn man brauchte ihm nichts über die Menschen zu erklären — er wusste, was in ihnen vorging.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Joh 2,25

Niemand brauchte ihm was über die Menschen beibringen. Er wusste immer Bescheid, wie ein Mensch innerlich so drauf war.
VolxBibel – Johannes 2:25

Diesen Vers hatten wir gerde erst
Nun stelle ich fest, dass „in einer bekannten religiösen Zeitschrift“ gesagt wird:
„Von Jesus lernen wir auch, Verständnis für andere aufzubringen. Natürlich konnte er ins Herz sehen, was uns nicht möglich ist.“
Ehrlich: ich musste lachen, als ich diesen Satz las „natürlich konnte Jesus ins Herz sehen“ – weil: behaupten die Autoren dieser Zeitschriften nicht regelmäßig, dass Jesus „nur ein Erzengel“ wäre, der hier zur Erde gesandt wurde? Und nun kann Jesus natürlich den Menschen ins Herz sehen????????
Ich vermute mal, „ihr“ seit da einer großen Geschichte auf der Spur – bitte folgt dem weiter, und schließt die richten Schlüsse!

Hier ein paar ergänzende Kommentare:

Und weil er es nicht nötig hatte (και ὁτι χρειαν εἰχεν [kai hoti chreian eichen]). Imperfekt Aktiv, „und weil er es nicht nötig hatte“. Dass jemand über den Menschen zeugt (ἱνα τις μαρτυρησῃ περι του ἀνθρωπου [hina tis marturēsēi peri tou anthrōpou]). Nicht-finale Verwendung von ἱνα [hina] mit erstem Aorist Aktiv Konjunktiv von μαρτυρεω [martureō] und dem Gattungsartikel (περι του ἀνθρωπου [peri tou anthrōpou]) in Bezug auf die Menschheit wie im nächsten Satz auch. Denn er selbst wusste (αὐτος γαρ ἐγινωσκεν [autos gar eginōsken]). Imperfekt Aktiv, „denn er selbst wusste weiter“, wie er es von Anfang an tat. Was war im Menschen (τι ἠν ἐν τῳ ἀνθρωπῳ [ti ēn en tōi anthrōpōi]). Indirekte Frage mit ἐστιν [estin] des Direkten in das Imperfekt ἠν [ēn] umgewandelt, ein seltenes Idiom im Koiné. Diese übernatürliche Menschenkenntnis ist ein Zeichen der Gottheit. Einige geniale Männer können Menschen besser verstehen als andere, aber nicht in dem Sinne, der hier gemeint ist.

Über Word Pictures in the New Testament

Gott kennt eure Herzen (wie auch Jeschua selbst, Joh 2,25). Vergleiche 1. Samuel 16:7: „Ein Mensch sieht auf das Äußere, Adonai aber sieht auf das Herz“; und 1. Chronik 28:9: „Adonai erforscht alle Herzen und versteht alle Vorstellungen der Gedanken.“

David Stern – The Jewish New Testament Commentary

Übernatürliches Wissen über Jesus (2:23-25)
Jesus nahm am Passahfest teil (2,23a). Johannes beschreibt nicht, wie das Passahfest im Tempel gefeiert wurde; sein Fokus liegt immer auf Jesus und seinen Taten und auf der Reaktion der Menschen auf ihn. Viele glaubten an Jesu Namen, weil sie die Zeichen sahen, die er tat (2,23b). Der Plural „Zeichen“ weist darauf hin, dass Jesus neben den in Johannes 2 geschilderten noch andere Zeichen getan haben könnte, z. B. die Heilung vieler Blinder und Lahmer, die zu ihm kamen, als er im Tempel war (vgl. Mt 21,14). Obwohl viele an Jesus glaubten, taten sie es, weil sie Zeichen sahen. Diese Art von oberflächlichem Glauben entspringt der menschlichen Natur. Diejenigen, die die Zeichen Jesu sahen, waren erstaunt und schätzten ihn wahrscheinlich als Wundertäter, ohne sich im Glauben an ihn zu binden.
Bei Johannes ist der Glaube, der auf dem „Sehen“ und nicht auf dem „Hören“ des Zeugnisses über Jesus oder seiner Worte beruht, kein echter Glaube (vgl. 1,50). Da Jesus selbst alle Menschen und ihre geheimen Gedanken kannte (vgl. 1:42, 47-48; 5:42; 6:15, 26, 61, 64; 16:19, 30), muss kein Mensch über irgendjemanden von Jesus Zeugnis ablegen (2:25). Das übernatürliche Wissen Gottes wird im Alten Testament dargestellt: Gott allein ist es, der die Taten aller Menschen und ihre geheimen Gedanken beobachtet, denn er hat ihre Herzen geformt und beobachtet ihre Taten (Ps 7,9; 33,15; 139,1-24; Jer 17,10; vgl. Weish 1,6). Was für den Gott des Alten Testaments gilt, gilt auch für den Jesus, den Johannes schildert! Da Jesus der Sohn Gottes ist, der mit dem Vater eins ist, ist es kein Wunder, dass er die gleiche Allwissenheit besitzt wie Gott. Deshalb vertraute Jesus sich nicht denen an, die durch das Sehen seiner Zeichen an ihn zu glauben schienen (2:24). Das zeigt, dass Jesus von den Mitgliedern seiner Gesellschaft erwartete, dass sie nicht nur durch das Sehen der von ihm vollbrachten Wunder, sondern auch durch das Hören seiner Worte fest an ihn glauben.

John: A New Covenant Commentary

Der Evangelist erzählt uns, dass Jesus in der Lage war, die Oberflächlichkeit ihres Glaubens zu erkennen: Er brauchte kein Zeugnis über die Menschen, denn er wusste, was in jedem Menschen steckt. In diesem Evangelium gibt es eine Reihe von Stellen, an denen Jesu Wissen über die Gedanken der Menschen vermerkt ist (1:47-48; 4:17-19, 29; 6:15, 64). Dies spiegelt seine Einzigartigkeit als Sohn Gottes und sein göttliches Wissen wider (vgl. Jer 17,10: „Ich, der Herr, erforsche das Herz und untersuche den Verstand“; 1 Kön 8,39: „Du allein kennst das Herz eines jeden Menschen“; Spr 21,2: „Ein Mensch mag seine Wege für richtig halten, aber der Herr wägt das Herz“).

Angesichts der Aussagen an anderen Stellen des Neuen Testaments, die besagen, dass Jesus vom Vater auferweckt wurde, ist es überraschend, dass Jesus andeutet, dass er sich selbst auferwecken wird, was die Einheit von Wesen und Absicht zwischen dem Vater und dem Sohn deutlich macht.
Die Weigerung Jesu, sich den „Gläubigen“ anzuvertrauen, weil „er wusste, was in jedem Menschen war“, deutet auf seine Göttlichkeit hin, denn diese Fähigkeit wird im Alten Testament ausschließlich Gott zugesprochen (vgl. Jer. 17,10; 1 Kön. 8,39; Spr. 21,2).

John: An Introduction and Commentary (2nd Ed.)

Frage: Was ist das Herz?
Antwort: Zuerst einmal das Offensichtliche: In diesem Artikel geht es nicht um das Herz als lebenswichtiges Organ, einen Muskel, der das Blut durch den Körper pumpt. Auch geht es in diesem Artikel nicht um romantische, philosophische oder literarische Definitionen.
Stattdessen werden wir uns darauf konzentrieren, was die Bibel über das Herz zu sagen hat. In der Bibel wird das Herz fast 1.000 Mal erwähnt. Sie sagt im Wesentlichen Folgendes: Das Herz ist der geistliche Teil von uns, in dem unsere Gefühle und Wünsche wohnen.
Bevor wir uns das menschliche Herz ansehen, wollen wir erwähnen, dass auch Gott ein „Herz“ hat, weil er Gefühle und Wünsche hat. Wir haben ein Herz, weil Gott ein Herz hat. David war ein Mann „nach Gottes eigenem Herzen“ (Apostelgeschichte 13,22). Und Gott segnet sein Volk mit Führern, die sein Herz kennen und ihm folgen (1. Samuel 2,35; Jeremia 3,15).
Das menschliche Herz ist in seinem natürlichen Zustand böse, verräterisch und trügerisch. In Jeremia 17:9 heißt es: „Das Herz ist trügerisch über alle Maßen und unheilbar. Wer kann es verstehen?“ Mit anderen Worten: Der Sündenfall hat uns auf der tiefsten Ebene getroffen; unser Verstand, unsere Gefühle und unsere Begierden sind von der Sünde befleckt – und wir sind blind dafür, wie weitreichend das Problem ist.
Wir mögen unser eigenes Herz nicht verstehen, aber Gott schon. Er „kennt die Geheimnisse des Herzens“ (Psalm 44:21; siehe auch 1. Korinther 14:25). Jesus „kannte alle Menschen und hatte es nicht nötig, dass jemand von den Menschen Zeugnis gebe; denn er wusste, was in den Menschen war“ (Johannes 2,24-25). Auf der Grundlage seiner Kenntnis des Herzens kann Gott gerecht urteilen: „Ich, der HERR, erforsche das Herz, ich prüfe den Sinn und gebe jedem Menschen, was er tut, nach der Frucht seines Tuns“ (Jeremia 17,10).
Jesus wies in Markus 7:21-23 auf den gefallenen Zustand unserer Herzen hin: „Von innen, aus den Herzen der Menschen, kommen böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Betrug, Lüsternheit, Neid, Verleumdung, Hochmut und Torheit. All diese Übel kommen von innen und machen den Menschen unrein.“ Unser größtes Problem ist nicht äußerlich, sondern innerlich; wir alle haben ein Herzproblem.
Damit ein Mensch gerettet werden kann, muss sich also sein Herz ändern. Das geschieht nur durch die Macht Gottes als Antwort auf den Glauben. „Mit dem Herzen glaubt man an die Gerechtigkeit“ (Römer 10,10). In seiner Gnade kann Gott ein neues Herz in uns schaffen (Psalm 51:10; Hesekiel 36:26). Er verspricht, „das Herz der Zerknirschten zu beleben“ (Jesaja 57:15).
Gottes Werk, ein neues Herz in uns zu schaffen, besteht darin, unsere Herzen zu prüfen (Psalm 17:3; Deuteronomium 8:2) und unsere Herzen mit neuen Ideen, neuer Weisheit und neuen Wünschen zu füllen (Nehemia 7:5; 1. Könige 10:24; 2. Korinther 8:16).
Das Herz ist der Kern unseres Wesens, und die Bibel legt großen Wert darauf, dass wir unser Herz rein halten: „Vor allem anderen hüte dein Herz, denn es ist die Quelle des Lebens“ (Sprüche 4:23).

 Got Questions? Bible Questions Answered, Volume 2 (2014–2021)

»Christus wusste wohl, was im Menschen war. Er war selber Gott, der Herzenskündiger« (Luther, Johannes-Evangelium, S. 123).
Weil er in die Herzen sah, »vertraute [er] sich ihnen nicht an«: Er verband sich nicht mit ihnen, denn es war kein lebendiger, kein von Gott gewirkter Glaube in ihren Herzen. Im Griechischen liegt ein Wortspiel vor, das man im Deutschen so formulieren kann: Weil sie nicht wirklich vertrauten, pisteuō, vertraute der Herr sich ihnen nicht an, pisteuō. Oder: Er wusste, dass sie nicht glaubten, darum beglaubigte er sich ihnen nicht.
Der Herr wusste stets alles; er wusste, wovon er redete (3,11); er wusste, was er tun wollte (6,6); er wusste, wer nicht an ihn glaubte, und er wusste, wer ihn verraten würde (6,64); als seine Stunde gekommen war, wusste er, dass sie gekommen war (13,1); er wusste, was auf ihn wartete, als er sich der römischen Kohorte stellte (18,4), und er wusste, dass alles schon vollbracht war (19,28). Wenn Johannes sagt, dass Jesus »wusste, was in dem Menschen war«, bezeugt er einmal mehr Jesu Gottheit; denn ihm, dem Jünger und Apostel, war wie jedem Juden bewusst, dass Gott allein die Herzen der Menschen kennt. So hatte es Salomo im Gebet vor dem ganzen Volk gesagt, als er das Haus Gottes einweihte (1Kö 8,39), und so hatten es die Sänger des Heiligtums bezeugt (Ps 44,22; siehe auch 1Chr 28,9; Spr 15,11; Apg 1,24).
Das Innere der Menschen war unberührt geblieben von dem, was sie sahen. Ihrer menschlichen Natur nach konnten sie gut beobachten und richtige Schlüsse ziehen, dass nämlich Jesus der verheißene Messias sein müsse, wenn er solche Werke tat. Aber das änderte an ihrem sündigen Wesen nichts. Was der Mensch nötig hat, wird Johannes im nächsten Kapitel behandeln: Der Mensch muss von Neuem geboren werden.

Exkurs zur Allwissenheit Christi
Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus der ewige Gott ist, und das bedeutet, dass er allwissend ist. Gott ist der »an Wissen Vollkommene« (Hi 37,16); er heißt »ein Gott des Wissens« (1Sam 2,3). Johannes sagt: »Gott ist größer als unser Herz und kennt alles« (1Jo 3,20). Der Psalmensänger bekennt: »Seiner Einsicht ist kein Maß« (Ps 147,5).
Gottes Wissen ist vollkommen und vollständig; es kennt keine Grenzen. Er weiß alles, was seit Anfang der Welt je gewesen ist, er weiß alles, was ist, und er weiß alles, was noch geschehen wird. Was die Geschöpfe von der Vergangenheit und Gegenwart wissen, ist sehr beschränkt, und was die Zukunft birgt, weiß keiner, weder Mensch noch Engel, außer Gott habe es ihm offenbart (Lk 1,19; Dan 2,27–45).
Gott weiß, was im Menschen ist:
»Der HERR kennt die Gedanken des Menschen« (Ps 94,11).
»Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder« (1Kö 8,39).
Er heißt »Herzenskenner« (Apg 15,8).
Vor Gott ist alles bloß und aufgedeckt:
»HERR, du hast mich erforscht und erkannt! Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von fern. Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen und bist vertraut mit allen meinen Wegen« (Ps 139,1–3).
»Die Augen des HERRN sind an jedem Ort, schauen aus auf Böse und auf Gute« (Spr 15,3).
»Wenn du betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten … euer Vater weiß, was ihr nötig habt, ehe ihr ihn bittet« (Mt 6,6.8).
»Kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben« (Hebr 4,13).
Gott erkennt, was noch nicht ist:
»Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, HERR, du weißt es ganz« (Ps 139,4).
»Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich; ehe es hervorsprosst, lasse ich es euch hören« (Jes 42,9).
Gott erkennt durch seinen Geist die Tiefen seiner selbst:
»Der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes« (1Kor 2,10).
Als Erstes erkennt Gott sich selbst; denn er war, ehe etwas anderes war, sodass Gott vor aller Schöpfung sein ganzes Erkennen auf sich selbst richtete. Er erkannte und erkennt alle seine Gedanken und eine jede seiner Absichten. Seine Ratschlüsse über die Schöpfung und Erlösung sind ihm von Ewigkeit her bekannt, weil er sie selbst gefasst hat. Und Gott ist alles bekannt, was er gemäß seinem Vorsatz erschaffen hat: »Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt« (Apg 15,18; Schlachter 2000).
Gott erkennt alles, was außerhalb von ihm selbst ist:
»Auch das erkennt Gott aus sich heraus. Sein Wissen wird ihm nicht von außen zugetragen, wie das bei uns Menschen der Fall ist. Er gewinnt nicht wie wir Erkenntnis von den Objekten dadurch, dass sie ihm entgegentreten; denn die erkannten Objekte waren von ihm erkannt und gewollt, bevor sie existierten. Wenn Gott ewig und unveränderlich ist, muss auch sein Wissen unveränderlich sein, und das heißt, dass es nicht wachsen kann. Er weiß heute nicht mehr als gestern; er weiß seit der Erschaffung der Welt nicht mehr, als was er vor aller Schöpfung wusste. Er erkannte die Schöpfung und alle Geschöpfe, die Welt und ihren Lauf bis an ihr Ende, ehe sie alle waren. Das aber bedeutet: Er erkennt die Welt nicht etwa, weil die Welt ist, sondern die Welt ist, weil er sie erkannt hat und erkennt. Er erkennt dich und mich nicht, weil wir sind; sondern wir sind, weil er uns erkannt hat. Das muss so sein, denn Gott war zuerst. Er erkannte alles und alle zuvor, und gemäß seiner Erkenntnis rief er alles und alle ins Dasein. Bei uns ist es umgekehrt: Wir erkennen eine Sache, weil sie ist, und wir können nichts erkennen, ehe es ist. Wir sind den von uns erkannten Dingen nachgeordnet. Gott hingegen ist allen und allem vorgeordnet. Er ist der Erste, er ist der Anfang, er ist das Alpha.«

Benedikt Peters – Kommentar zum Johannes-Evangelium

So waren einige von euch früher mal drauf, jetzt ist der ganze Dreck aber von euch abgewaschen worden

Habt ihr etwa schon wieder vergessen, dass Menschen, die andere übervorteilen und berauben, das Reich Gottes nicht erben werden?! Macht euch nichts vor! Manche Menschen wollen überhaupt nicht unter die liebevolle Herrschaft Gottes gelangen, weil sie nichts mit ihm zu tun haben wollen, so zum Beispiel Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Männer, die mit anderen Männern verkehren, Diebe und Habgierige, Säufer und Lästerer, gewalttätige Räuber und andere. Einige von euch gehörten früher auch dazu, aber was seid ihr heute! Der Name unseres Herrn Jesus Christus und die Kraft seines Heiligen Geistes haben nicht nur alle Schuld von euch abgewaschen und euch freigesprochen, sondern auch euer Leben neu gemacht.
Willkommen daheim – 1.Korinther 6,9–11

Habt ihr vergessen, daß für Menschen, die Unrecht tun, in Gottes Reich kein Platz sein wird? Darauf könnt ihr euch verlassen: Keiner, der unzüchtig lebt, keiner, dem irgend etwas wichtiger ist als Gott, ( Wörtlich: Götzendiener ) kein Ehebrecher, kein Mensch, der sich von seinen Begierden treiben läßt und homosexuell verkehrt, wird einen Platz in Gottes Reich haben; auch kein Dieb, kein Ausbeuter, kein Trinker, kein Verleumder oder Räuber.
Und all das sind einige von euch gewesen. Aber jetzt sind eure Sünden abgewaschen. Durch Jesus Christus gehört ihr ganz zu Gott, und durch seinen Geist seid ihr freigesprochen.( Wörtlich: Aber ihr seid geheiligt worden, aber ihr seid gerechtgesprochen worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes )
Hoffnung für alle – 1996 – 1.Korinther 6:9–11

Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht besitzen werden? ( Da die Ungerechtigkeit eine schwere Sünde ist und also des Anrechtes auf den Himmel beraubt, fügt der Apostel eine Mahnung an andere bei, welche in gleicher Gefahr sind. Er will alle die zurechtweisen, welche sich einen falschen Begriff von der christlichen Freiheit machten und wähnten: das mosaische Gesetz ist abgeschafft, also bindet die Christen kein Gesetz mehr. ) Täuschet euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, ( Die, welche Unsittliches dulden. Der Apostel stellt zwei Klassen von Sündern vor Augen. Zuerst solche, welche sich gegen das Gebot, dann diejenigen, welche sich zugleich gegen die Gerechtigkeit verfehlen. Gegen die Keuschheit nennt er fünf Sünden. Götzendiener sind hier wohl solche, welche mit den im Tempel der Aphrodite Dienenden sündigten. So ist in der Aufzählung eine gewisse Steigerung. ) noch Knabenschänder, noch Habsüchtige, noch Geizige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Raubsüchtige werden das Reich Gottes ererben. Und solche sind einige von euch ( Eine Milderung des vorhergehenden Vorwurfes. Zugleich erinnert der Apostel an die ihnen zu Teil gewordene Wohltat. – Durch die Taufe. – Diese Stelle zeigt die Gleichheit der drei göttlichen Personen. – Alles: alle an sich gleichgültigen Dinge. Solche sind nur gestattet, wenn ein berechtigter Nutzen erstrebt wird. ) gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt in dem Namen unsers Herrn Jesus Christus und in dem Geiste unseres Gottes.
Allioli Bibel – 1.Korinther 6,9–11

Kann es sein, dass wir uns einen Teil dieser Verse ausgesucht haben, um zu zeigen, wie gut wir sind, und wie böse die Menschen außerhalb unserer Gemeinde sind? Kann es sein, dass wir uns einen Teil dieser Verse ausgesucht haben, um zu begründen, warum sich „Geistliche“ in das Privatleben der Mitbrüder einmischen dürften und dann als Richter die einzelnen Punkte aus diesen Versen abhaken?
Ich kann mich noch ein bizarres Gespräch mit einem dieser „Geistlichen“ erinnern, der mir klar machen wollte, dass Kindesmißbrauch nicht zu den Gründen zählen würde, die es einer Ehefrau erlauben würde, wieder zu heiraten – denn Kindesmißbrauch gehöre nicht zu „pornaia“! Was für eine abartige Art die Bibel auszulegen!

Aber schauen wir genauer hin! Paulus will den Lesern in Korinth zeigen, dass es nur zwei Arten von Menschen gibt: die, die durch Gottes Geist leben – und die, die ohne Gottes Geist unterwegs sind. Die einen zeichnen sich durch einen „neuen Lebensweg“ aus – die anderen verharren in „ihrem alten Lebensweg“. Anstatt den Menschen zu sagen: ändert euch, gebt euch ganz große Mühe anders zu sein, zeigt Paulus hier den Grund für die Veränderung an! Wie einer der von mir oft gehörten Vortragsredner öfter sagt: eine Birne ist kein Apfel! und eine Birne kann sich noch so große Mühe geben, wie ein Apfel auszusehen – das geht einfach nicht! Es hat nichts mit Mühe zu tun, sondern, wessen Kind man ist! Deshalb ist die Aufzählung von Paulus auch keine Moralkeule! Es geht nicht darum, die die draußen sind zu beschimpfen, wie es auch oft mit diesem Vers getan wird! Im Gegenteil: Paulus zeigt einfach, wie wunderbar Gott in uns wirkt!


6,9 die, die Unrecht tun, keinen Anteil am Reich Gottes bekommen werden (S. theol. Komm.: Antinomismus; 1.Joh 3). Dass die Dinge dieser Welt unvereinbar mit denen des Reiches Gottes sind, ist eine wiederholte Grundregel in der Heiligen Schrift (15,50; Gal 5,21). Die Frage kommt auf, ob überhaupt jemand in der Lage ist, gerettet zu werden, denn niemand ist sündlos. Die Antwort des Paulus geschieht auf zweifache Weise: Auf der einen Seite gefällt es Gott, die Ungerechten zu rechtfertigen (Röm 4,5), auf der anderen Seite diejenigen, die Gott gerechtfertigt hat (für gerecht erklärt hat aufgrund des Todes Christi), die heiligt er auch (leitet er zu einem heiligen Lebensstil; Röm 6,1–4). Paulus betrachtet die Korinther freundlicherweise rein rechnerisch in Blick auf ihr Bekenntnis als Gläubige – gerechtfertigt und geheiligt (# 6,11) – und betrachtet ihr gegenwärtiges Fehlverhalten deshalb als Anomalie, die korrigiert werden kann; aber sie muss auch korrigiert werden. Das Verharren in der Sündhaftigkeit würde ein Anzeichen dafür sein, dass ihr Bekenntnis des Glaubens falsch ist und dass sie keinen wirklichen Anteil am Reich Gottes haben.

6,11 Der Schmutz eurer Verfehlungen ist von euch abgewaschen (# 1,2; # 5,7; s. theol. Komm.: Das heiligende Werk des Geistes Gottes; 1.Kor 6). Das errettende Wirken des Geistes Gottes durch den Namen Jesu beinhaltet nicht nur einen rechtlichen Freispruch („freigesprochen“), sondern auch die subjektive Reinigung und Verwandlung („geheiligt“).

Reformations-Studien-Bibel

Der Gebrauch des Wortes „ungerecht“ (Gk. adikos; siehe Anmerkung zu V. 7-8) deutet an, dass diejenigen, deren Verhalten nicht von dem der ungläubigen Welt zu unterscheiden ist, vielleicht gar nicht zu den „Heiligen“ (V. 1) gehören. Siehe auch 2. Korinther 13,5. Männer, die Homosexualität praktizieren. Die griechischen Wörter malakos und arsenokoitēs beziehen sich speziell auf männliche Homosexuelle (siehe ESV-Fußnote), aber in Röm. 1:26-27 bezieht sich Paulus auch auf weibliche Homosexuelle und auf homosexuelle Begierden oder „Leidenschaften“. Beide Passagen (sowie Lev. 18:22; 20:13 und 1 Tim. 1:10) beziehen sich auf Homosexualität im Allgemeinen.

6:11 gewaschen. Dies bezieht sich auf die geistliche Reinigung von der Schuld und der beherrschenden Macht der Sünde, die bei der Wiedergeburt stattfindet (siehe Titus 3:5) und die durch die „Waschung“ der Taufe symbolisiert wird (Apostelgeschichte 22:16). geheiligt. Das ist ein ähnlicher Begriff, der in diesem Fall bedeutet, dass bei der Wiedergeburt ein erster Bruch mit der Liebe zur Sünde und mit der Macht und Praxis der Sünde stattfindet (siehe Apostelgeschichte 20,32; Römer 6,11; 2. Korinther 5,17). In einem anderen Sinn ist die „Heiligung“ jedoch auch ein fortlaufender Prozess im christlichen Leben (Röm. 6:19; Phil. 3:13-14; Heb. 12:1, 14; siehe auch Anmerkung zu 1. Kor. 1:2). gerechtfertigt. Der griechische Begriff lautet dikaioō und ist das positive Gegenstück zu den Begriffen „ungerecht“, „Unrecht leiden“ und „Unrecht“ in 6,1, 7-8 und 9 (siehe Anmerkungen zu diesen Versen). Hier verwendet Paulus dikaioō nicht im ethischen Sinne („sich für gerecht halten“), sondern im juristischen Sinne („für gerecht erklären“). Gott hat die korinthischen Christen bereits für „gerecht“ erklärt (siehe Röm. 5:1; 8:1, 33). Gott konnte dies tun, weil die „Gerechtigkeit“, die Christus aufgrund seines vollkommenen Lebens zukommt, „unsere … Gerechtigkeit“ geworden ist (1. Korinther 1,30; siehe auch 2. Korinther 5,21). Paulus will in 1. Korinther 6,1-11 damit sagen, dass die Korinther so leben sollen, dass sie diesem Urteil und Status gerecht werden.

Die ESV Studienbibel

6:9 die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht erben. Siehe theologische Anmerkung „Antinomianismus“ auf S. 2272. Dass die Dinge dieser Welt mit dem Reich Gottes unvereinbar sind, ist ein immer wiederkehrender Grundsatz in der Heiligen Schrift (15:50; Gal. 5:21). Es stellt sich die Frage, ob überhaupt jemand gerettet werden kann, da niemand sündlos ist. Paulus gibt darauf eine doppelte Antwort: Einerseits hat Gott Freude daran, die Bösen zu rechtfertigen (Röm. 4:5); andererseits heiligt er diejenigen, die er rechtfertigt (durch den Tod Christi für gerecht erklärt), auch (führt sie zu einem heiligen Lebenswandel; Röm. 6:1-4). Paulus betrachtet die Korinther wohlwollend in Bezug auf ihr Bekenntnis als Gläubige, Gerechtfertigte und Geheiligte (Anm.: V. 11) und betrachtet daher ihr derzeitiges Fehlverhalten als eine Anomalie, die korrigiert werden kann. Aber es muss korrigiert werden. Wenn sie in ihrer Schlechtigkeit verharren, ist das ein Zeichen dafür, dass sie einen falschen Glauben besitzen und keinen wahren Platz im Reich Gottes haben.

6:11 Ihr aber wurdet gewaschen. Siehe Anmerkungen zu 1,2; 5,7; theologische Anmerkung „Der Heilige Geist als Heiliger“ auf S. 2023. Das rettende Wirken von Gottes Geist durch den Namen Jesu umfasst nicht nur die rechtliche Rechtfertigung („gerechtfertigt“), sondern auch die subjektive Reinigung und Umwandlung („geheiligt“).

The Reformation Study Bible

Paulus‘ Warnung untermauert die Hauptanklage (V. 1, 4) – wer sündigt, wird das Reich Gottes nicht erben. Im Grunde sagt Paulus den Gläubigen: „Glaubt nicht, dass ihr mit einem reuelosen sündigen Lebensstil davonkommt. Ihr verhaltet euch wie die Ungerechten. Denkt nicht, dass ihr so leben könnt und trotzdem ein Bürger von Gottes Reich seid. Ein reueloser, sündiger Lebensstil kennzeichnet keine Bürger des Reiches Gottes.“ Die Warnung ermutigt auch Christen, die lieber Unrecht erleiden und betrogen werden, als anderen Unrecht zu tun und sie zu betrügen (V. 7-8).
Paulus‘ Lasterliste enthält einige Kategorien, die er in 1. Korinther 5,9-11 nicht erwähnt: Ehebrecher, Homosexuelle und Diebe. Gläubige sind nicht von Natur aus besser als Ungläubige. Die Sünden, die Ungläubige kennzeichnen, kennzeichneten früher Menschen, die heute gläubig sind. Der einzige Unterschied ist, dass Gott eingegriffen hat: Er hat sie von ihrem schmutzigen Lebensstil reingewaschen und ihnen vergeben; er hat sie als Gottes heiliges Volk geheiligt; er hat sie gerechtfertigt, indem er sie für gerecht erklärt hat. Gott, der Vater, tat dies auf der Grundlage dessen, was Jesus vollbracht hat, und der Geist wendet an, was Gott geplant und Jesus vollbracht hat. Christen müssen zu dem werden, was sie in ihrer Position bereits sind: rein und nicht schmutzig, heilig und nicht profan, gerecht und nicht ungerecht.

The NIV Grace and Truth Study Bible

Anspruch und Wirklichkeit klaffen in der Christengemeinde Korinth weit auseinander. Sie, die sich für Starke, Kluge und Vollmächtige halten (vgl. 4,6–10), leben doch in verderblicher Sündennähe, ja Sündenverstricktheit. Neben der Duldung empörender Unzucht mitten in der Gemeinde ist die gelebte Bruderliebe tief gestört. Christen in Korinth tragen ihre Rechtsstreitigkeiten vor weltlichen Richtern aus, tun einander Unrecht an und Übervorteilen sich. Ein erschreckendes Bild derer, die so viel zu wissen vorgeben. »Wisset ihr nicht« – Paulus fragt ganz eindringlich –, »daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben?« Sie, die so Sicheren, müssen an die einfache Wahrheit eindringlich erinnert werden, daß auch ein Christ eben dann, wenn er nicht mehr nachfolgt, die vom Geist Gottes ermöglichte Jesusart also lebt, sondern wieder den Weg der Sünde betritt, Unrecht tut und so das Heil verliert und unter die Herrschermacht des Bösen kommt. »Lasset euch nicht irreführen«, wörtlich: »Lasset euch nicht vom Weg abführen«, nämlich vom Weg der gehorsamen Nachfolge, mahnt Paulus. Wie der Herr selbst, so warnt der Apostel die Gemeinde (vgl. Mt 24,4–5.24; Mk 13,5; Lk 21,8; 22,31–34; 2 Kor 11,3; Gal 2,13; Eph 4,14; 5,6; 2 Thes 2,3; 2 Petr 3,17; 1 Jo 1,8; 2,26; 3,7; Offb 2,20; 12,9). Paulus zählt nun einen ganzen Katalog solchen Unrechts auf, konkrete Ausbildungen der Sünde, in denen der Satan, der große Verführer, immer wieder gerade die Glaubenden vom Weg abführen und unter seine Macht bringen will. Seine alte Verlockung »ihr werdet sein wie Gott« wird den Glaubenden unter dem Schein eines Lebens in völliger christlicher Freiheit mit dem Motto: »Mir ist alles erlaubt« (vgl. V.12) schmackhaft gemacht. Dies endet aber in Sündenknechtschaft, in Gefangenschaft in den Lastern. Das sind die Gefangenschaften: »Unzüchtige« – ihren eigenen Trieben Ausgelieferte; »Götzendiener« – verführt zur Anbetung der »Nichtse«; »Ehebrecher« – unfähig, wirkliche Gemeinschaft in tragender Treue zu halten; »Weichlinge« – zu Menschen geworden, die ein ausschweifendes Genußleben führen, in dem sie sich selbst zerstören; »Knabenschänder« – in sexueller Verirrung sich und den andern vernichtend; »Diebe« – solche, die das Eigentum des andern nicht achten; »Geizige« – Habgierige, von rücksichtsloser Habsucht getrieben, die den andern ausbeuten und Übervorteilen; »Trunkenbolde« – solche, die sich nicht mehr selbst in der Hand haben, sondern völlig vom Alkohol beherrscht werden; »Lästerer« – Menschen, die mit verleumderischen, boshaften Worten den andern treffen und verletzen wollen; »Räuber« – solche, die selbst unter Einsatz rücksichtsloser Gewalt das Ihre suchen.
Dies ist eine bedrängende Liste konkreter Tat-Sünden und zugleich wohl ein Sittenbild der Welt, in der die Gemeinde in Korinth lebte, eine Aufzählung der lasterhaften Wirklichkeit der griechischen Kultur, die doch mit so großer »Weisheit« prahlte. Dieser »Lasterkatalog« (vgl. Mk 7,21 ff.; Röm 1,29ff.; 1 Kor 5,10ff.; 2 Kor 12,20; Gal 5,19ff.; 1 Petr 4,3; Offb 21,8) soll die Christen in Korinth zur Selbstprüfung anleiten. »Sie werden das Reich Gottes nicht ererben«: alle, die in solchen Sünden leben, werden keinen Anteil am Gottesreich haben. Das ist die ernste Wahrheit. Wer in Sünde lebt, dient einem andern Herrn; er gehört in die Herrschaft des Satans, und »niemand kann zwei Herren dienen«. Satansdienst schließt vom Gottesreich aus.

Die Gemeinde in Korinth ist ein Gotteswunder, denn Gott selbst hat die Glieder der Gemeinde aus dieser Sündenknechtschaft befreit. »Und solche sind euer etliche gewesen«; in dem »gewesen« strahlt die ganze Macht der Gottestat auf. Das war die Vergangenheit der Korinther; nun dürfen sie in einer neuen Wirklichkeit, im neuen Sein leben. In seiner äußerst ernsten Mahnung und Benennung konkreter Sünde in der Gemeinde weist Paulus die Christen hin auf das »Fundament« (vgl. 3,11), auf die in Jesus Christus geschehene Erlösung. Hier wird ein Grundpfeiler christlicher Seelsorge deutlich: Der Apostel appelliert nicht an den Willen der Korinther, er fordert sie nicht zu vermehrter eigener sittlicher Anstrengung auf; vielmehr ruft er sie zurück auf ihren Grund. Sie sollen nicht etwas werden, sondern Kinder Gottes bleiben. Sie brauchen nichts zu erreichen, sondern im Geschenkten zu beharren. Die seelsorgerliche Ermahnung gipfelt im Zuspruch.
Das ist die neue Wirklichkeit der Jünger. »Ihr seid abgewaschen«: Gott hat den ganzen Schmutz der Sünde abgetan. Verleiblicht ist dieses Geschehen in der Taufe, in Wiedergeburt und Bekehrung. Dort haben es die Korinther an sich erlebt und öffentlich bezeugt. Taufe, Wiedergeburt, Bekehrung sind alles Begriffe für diesen einen Vorgang »ihr seid abgewaschen« (vgl. Joh 3,5; Apg 22,16; Eph 5,26; Tit 3,5ff.; Hebr 10,22; Offb 1,5; 7,14). »Ihr seid geheiligt«: Gott gewährt ihnen die volle Gemeinschaft, sieht sie als die Seinen an und macht sie ganz zu seinen Kindern (vgl. Apg 2,4; Röm 15,16; Eph 5,27; Kol 1,22; 1 Petr 1,15; Jud 1; vgl. auch zu 1 Kor 1,2). »Ihr seid gerecht geworden«: Gott sieht sie als Gerechte an, er rechnet ihnen die Gerechtigkeit seines Sohnes zu. Denn das alles ist an ihnen geschehen »durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unsres Gottes«. »Name« bezeichnet hier Person und Werk Jesu Christi. Er hat in seinem Leiden, Sterben und Auferstehen die Korinther »erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels«. Und so bestätigt, vergewissert und bezeugt es ihnen der Geist Gottes.
In ganz kurzen Strichen wird das Zentrum des Evangeliums entfaltet: In der Wiedergeburt in die neue Wirklichkeit verwandelt; geheiligt durch den Heiligen Geist zum Leben im neuen Sein; befähigt und gerechtgemacht durch Jesus Christus; der Herrschaft der Sünde entrissen. Das gilt auch für die Korinther – gerade jetzt, wo sie in der Gefahr stehen, »sich verführen zu lassen«, den listigen Anläufen des Satans zu erliegen und aus der Gnade zu fallen. Paulus ruft sie in diesen Gefährdungen zur entschlossenen Hinkehr zu ihrem Herrn.

Edition C Bibelkommentar

Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut

Und um dieses bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum ist, zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.
Elberfelder 1871 – Philipper 1,9–11

Und das ist meine Bitte an Gott: dass er eure Liebe, verbunden mit der rechten Erkenntnis und dem nötigen Einfühlungsvermögen, immer größer werden lässt. Dann werdet ihr in allem ein sicheres Urteil haben und werdet ein reines, untadeliges Leben führen, bereit für den Tag, an dem Christus wiederkommti. Durch ihn, Jesus Christus, wird euer Tun von dem geprägt sein, was gut und richtig ist – zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Philipper 1:9–11

Ich bete darum, dass eure Liebe immer mehr und mehr überströmt, sodass ihr voller Erkenntnis und großer Einfühlungskraft seid. Dann könnt ihr euch in allen offenen Fragen ein klares Urteil bilden und so vorbildlich und untadelig leben in der Erwartung des großen Tages des Messias. So wird sich bei euch die Frucht eines solchen Lebens voller Gerechtigkeit ganz entfalten. Sie entsteht letztlich durch Jesus, den Messias, zur Ehre und Verherrlichung Gottes.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 1,9–11

Da wir den Vers 10 vor ein paar Tagen schon einmal hatten, hier nun auch ein bißchen der Zusammenhang…

Spüren Sie Paulus’ Begeisterung? Sie ist ziemlich anders als die Begeisterung, die oft unsere Gebete lenkt. Dieses Gebet ist sowohl echt als auch hoffnungsvoll. Paulus kennt die Menschen. für die er betet, mit all ihren Schwächen und Herausforderungen. Doch wenn er über sie nachdenkt, sprudelt er über vor Zuversicht! Seine Zuversicht beruht jedoch nicht auf der Fähigkeit seiner Leser, die Kurve zu kriegen. Paulus hat Zuversicht in Bezug auf diese Menschen, aber sie gründet nicht auf ihnen. Sie kommt aus der Vertikalen —— Mensch zu Gott — und ist persönlich. Paulus ist zuversichtlich in Bezug auf die Gläubigen in Philippi, weil seine Zuversicht auf Jesus Christus beruht. Paulus ist überzeugt, dass Jesus das gute Werk, das er in ihnen angefangen hat, auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi (Verse 3-5). Wenn Paulus die Philipper betrachtet, kann er auch mit Freude beten. Er ist voll Freude über ihre Gemeinschaft am Evangelium. Er ist voll Freude über das anhaltende Werk Christi in ihrem Leben. Er ist voll Freude in seiner Liebe zu ihnen und in ihrem Anteil an der Gnade mit ihm. Paulus will, dass sie wissen, dass sie alle diese Dinge erfahren können und sie auch so sein können wie er: positiv, zuversichtlich, erwartungsvoll und aktiv. Die Art von Wachstum, die sich Paulus für die Philipper wünscht (Verse 9-11), gründet in einer Liebe zu Christus. die
• überströmt in Erkenntnis und Urteilsvermögen;
• lauter und ohne Anstoß ist;
• erfüllt ist mit Früchten der Gerechtigkeit.
Paulus betet für die Gläubigen in Philippi, dass Ihre Liebe zu Gott zu Werken der Liebe an anderen führt. Dorthin will Gott sie führen, und dorthin will Gott auch uns führen. Egal, was Ihnen heute begegnet, Sie können ermutigt sein, dass Gottes Werk in Ihrem Leben weitergeht, auch wenn Sie es nicht sehen. Gott führt sein Werk fort, inmitten dieser schwierigen Situation an der Arbeitsstelle oder mit Ihrem Teenager oder im Ringen in Bezug auf Ihr Gewicht oder in Ihrem Kampf gegen die Entmutigung. Gott bringt Sie voran, wenn Sie sich ihm unterordnen. Sein gegenwärtiges und treues Werk gibt uns Zuversicht. Während Sie ein schwieriges Gespräch mit einem Kollegen haben, können Sie zu sich selbst sagen: „Christus arbeitet gerade jetzt daran, das, was er in mir angefangen hat, zu Vollenden.“ Während Sie mit Ihren Finanzen kämpfen, können Sie zu Ihrer Frau sagen: „Wir können damit fertig werden, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in uns angefangen hat.“ Wenn es scheint, als ständen Sie im Kampf gegen die Sünden auf verlorenem Posten, können Sie sagen: „Ich habe Hoffnung auf Sieg, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in mir angefangen hat.“
Diese auf Christus ausgerichtete Zuversicht bewegt uns auf unser endgültiges Ziel hin, die Sache, für die wir geschaffen wurden: die Ehre und das Lob Gottes (Vers 11). Denken Sie daran, dass Paulus im Gefängnis war, als er den Philippern schrieb, und genau diese Wahrheiten selbst erprobte, von denen er so unbedingt wollte, dass sie sie verstehn!
Das Leben ist selten einfach. Wachstum in Gottes Gnade ist ein Prozess und kein einmaliges Ereignis. Schwierige Dinge verändern sich. nicht über Nacht, weil Sie diese dem Herrn anvertraut haben. In der Bibel wird ehrlich beschrieben, wie schwierig und vielfältig unser Kampf mit der Sünde ist. Menschen, Freundschaften, Gemeinden, Ehen und Nachbarschaften verändern sich nicht im Nu. In der Bibel wird das Leben als Christ als eine Reise beschrieben, die uns oft durch die Wüste führt. Sie werden müde und verwirrt sein. Sie werden Momente erleben, in denen Sie sich fragen, wo Gott ist. Sie werden darum kämpfen, dass Gottes Verheißungen in Ihrem Leben wirksam werden. Sie werden das Gefühl haben, dass Gott nachzufolgen Ihnen mehr Leiden als Segen bringt. Sie werden durch Zeiten gehen, in denen es scheint, als würden die Grundsätze der Schrift nicht funktionieren. Es wird manchmal aussehen, als würde die falsche Seite gewinnen. Es wird Zeiten geben, in denen Sie sich allein und missverstanden fühlen. Es wird Momente geben, in denen Sie am liebsten aufgeben würden.
Diese Stelle ist dazu bestimmt, Sie zur Hoffnung zu ermutigen, inmitten der Dinge, die Sie nicht vollständig verstehen. Sie müssen nicht alles begreifen. Aber Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut. Sehen Sie Ihr Leben so, wie Paulus das Leben der Philipper und sein eigenes sah? Leben Sie in einer Zuversicht, die auf Christus ausgerichtet ist? Wollen Sie das. was Gott für Sie will. oder klammern Sie sich an ihre eigenen Pläne? Gott wird nicht aufgeben, bis jedes Detail seines Werkes in jedem seiner Kinder vollendet ist. Wir können Mut und Hoffnung haben in jeder Situation. Gottes Traum für uns wird in Erfüllung gehen.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

In Philipper 1,9-11 wird uns dieser Effekt ganz praktisch vor Augen geführt: Dort hat das Gebet des Apostels Paulus für die Philipper eine ganze Reihe von schönen Ergebnissen zum Ziel, die wir zu unserer Ermunterung anschauen wollen, um im Gebet weiter anzuhalten.
Es beginnt mit den Worten: „Und um dieses bete ich“. Paulus praktizierte ein intensives Gebetsleben, worin er Christus sehr ähnlich und uns zum Vorbild geworden ist. Der Apostel war stets um das Wohl und die geistliche Reife der Gläubigen in den einzelnen Versammlungen besorgt – so flehte er „Nacht und Tag über die Maßen“ für die Thessalonicher (1 Thessalonicher 3,10). Bei den Philippern wünschte er im ersten Schritt, ihre Liebe anzufachen.

„… dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme …“ (V. 9a)
Hier wird deutlich, dass die Liebe zu dem Herrn Jesus und auch zu unseren Mitgeschwistern nie groß genug sein kann – denn die Liebe kann nicht aufhören zu wachsen: sie soll überströmen, ja sogar mehr, und noch mehr überströmen. Hierin lässt sich schon erahnen, wie groß die Auswirkungen eines einfachen Gebets sein können! Dabei benötigen wir das gegenseitige Gebet füreinander, damit unsere Liebe wachsen kann. Dieser eindrucksvolle Effekt des Gebets ist sehr bemerkenswert. Doch worin besteht nun das Wachstum der Liebe?

„… in Erkenntnis und aller Einsicht …“ (V. 9b)
Ein menschliches Sprichwort sagt: „Liebe macht blind.“ In geistlicher Hinsicht erfahren wir aber genau das Gegenteil, denn die von Gott bewirkte Liebe führt zu Erkenntnis und Einsicht der Person Christi und seiner Gedanken. Auch im Hinblick auf das Wohl und die Bedürfnisse unserer Mitgeschwister erhalten wir einen aufmerksameren Blick, der mit liebendem Herzen dem begegnet, was unserem Bruder oder unserer Schwester Not bereitet.

„… damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist …“ (V. 10a)
Erkenntnis und Einsicht befähigen uns dann auch, das Vorzüglichere zu ergreifen: wir sollen prüfen, was das Bessere ist. Es geht hierbei nicht um die Unterscheidung von Gutem und Bösem, sondern darum, unter dem Guten das Bessere auszuwählen.

„… damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi …“ (V. 10b)
Das Streben nach dem, was vorzüglicher ist, hat in der Folge unmittelbare Auswirkungen auf unseren Wandel, und zwar in zweierlei Hinsicht: „lauter“ bedeutet, „authentisch, ohne Heuchelei“ zu sein im Hinblick auf die eigene Person, damit ein Wandel „ohne Anstoß“ im Hinblick auf meinen Nächsten ermöglicht wird.

„… erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist …“ (V. 11a)
Dies alles führt dazu, dass wir in unserem Leben Frucht für Gott bringen können. All das, was in uns gewirkt wird, wenn wir in Liebe handeln (V. 9), das Bessere suchen (V. 10a) und in Rechtschaffenheit leben (V. 10b), bewirkt Frucht für Gott. Diese Frucht der Gerechtigkeit ist nur in Christus Jesus möglich, denn durch den Glauben an Ihn sind wir gerechtfertigt und in der Lage, „Gerechtigkeit zu tun“ (1 Johannes 3,7), das heißt, die Frucht der Gerechtigkeit zu vollbringen. Ein Ungläubiger, der kein Leben aus Gott hat, kann eine solche Gerechtigkeit nur äußerlich vorgeben, ohne deren Frucht wirklich im Herzen zu besitzen (s. Lk 16,15).

„… zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.“ (V. 11b)
Im Endeffekt summieren sich alle diese aufeinanderfolgenden Auswirkungen des Gebets zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes. Gott zu verherrlichen heißt, sein Wesen in Worten und Taten auf dem praktischen Glaubensweg widerzuspiegeln. Seine Herrlichkeit ist gleichermaßen die Zusammenfassung seiner Wesenszüge, die wir dann in unserem Leben darstellen dürfen. Dieses Vorrecht ist auch Verantwortung zugleich. Wird Gott durch mein Leben verherrlicht? Eine ernste Frage, der wir nicht ausweichen dürfen. Wir sehen also, welch weitreichende Auswirkungen mit dem Gebet verbunden sind, das wie ein zarter Flügelschlag eines Schmetterlings große Effekte herbeiführen kann. Dies soll uns als Ermunterung dienen, „allezeit zu beten und nicht zu ermatten“ (Lk 18,1).

Bleib in mir 2021 – Matthias Wölfi

Er bezeugte in den Versen 3.4, daß er für sie betete; jetzt nennt er den Inhalt seines Gebets für sie. Er verwendet das Wort proseuchomai , das immer für Gebet zu Gott steht, während deomai für an Menschen gerichtete Bitten gebraucht wird (Apg 8,34; 21,39; Gal 4,12). Lenski bemerkt, daß proseuchomai ein Durativ Präsens ist und daher umschrieben » ich bleibe am Beten « bedeutet. Die Absicht des Betens wird durch den Gebrauch von hina (» damit « , » auf daß «) angezeigt. „Eure Liebe « (agape), welche, wie Lightfoot vermerkt, nicht einem besonderen Individuum gilt, sondern Liebe im absoluten Sinn meint, der innere Zustand der Seele. W.E. Vine bietet eine hilfreiche Notiz: » Dieses Wort sollte von Zuneigung, die stärker gefühlsbetont ist, unterschieden werden. Ihre Verbindung mit Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen zeigt, daß Urteilen, nicht Fühlen, den Willen bestimmt. Sie hatten bereits mit der Tat ihre Liebe zu Gott (V. 5). und zu Paulus (V. 7; 4,10) unter Beweis gestellt. Taktvoll drückt er nun seinen Wunsch aus, daß sie immer mehr zunehmen möchte. Bengel bemerkt in der ihm eigenen Weise: » Das Feuer im Herzen des Apostels ließ ihn nie sagen, es genügend zurückliegende und gegenwärtige Errungenschaften seien genug « Der Gedanke des Überfließens läßt an weit Besseres denken wie in 1,23. Es wird verwendet für das Werk Gottes (1.Kor 15,58); die Freigebigkeit der Heiligen (2.Kor 8,2); die Freude des Paulus (Phil 1,26); seine Umstände (4,12.18); für die Liebe untereinander (1.Thess 3,12; 4,10) und das Wohlgefallen Gottes (1.Thess 4,1).
    Die Präposition epi vor dem Wort Erkenntnis dient der Verstärkung der Bedeutung und weist auf fortgeschrittene, volle Erkenntnis hin. Es ist die Erkenntnis des Herzens und nicht des Kopfes wie Lenski bemerkt Es ist auf Erfahrung beruhende Erkenntnis im Gegensatz zu gnosis, worauf W.E. Vine hinweist. Gnosis kann wahre und falsche Erkenntnis sein; epignosis hingegen ist immer wahre Erkenntnis, und zwar in geistlichen Belangen. Es ist interessant zu beachten, daß Gottes Erkenntnis gnosis ist (Röm 11,33; Kol 2,3) und nicht epignos is, denn bei Gott ist Erkenntnis absolut und kann nicht gradweise zunehmen. Im Gebet des Paulus für die Epheser wünschte er ihnen einen Geist der Weisheit und Offenbarung in der vollen Erkenntnis Seiner Selbst (Eph 1,17); und für die Kolosser erbat er volle Erkenntnis Seines Willens (1,9). Das Wort » Einsicht « bedeutet auch » Unterscheidung « . Lightfoot bemerkt, daß Erkenntnis allgemein Grundsätze zum Gegenstand hat, während » Einsicht « oder » Unterscheidung « mehr mit praktischen Anwendungen zu tun hat. Dieses Wort aisthesis kommt im NT nicht mehr vor. Es bezeichnet weniger intellektuelle als viel mehr sittliche Empfindsamkeit. Das Wort » aller « entspricht, wie Lightfoot bemerkt, dem Wort » voll « bei » Erkenntnis « . Die beiden Wörter werden in Spr 1,4; 2,1; 8,12 miteinander verbunden.
10
Das ist das Ziel für ihre Liebe, daß sie in voller Erkenntnis und Sittlichem Urteilsvermögen » prüfen « mögen. Dieses Wort dokimazo wird verwendet für das » Beurteilen « des Angesichts des Himmels (Luk 12,56); das » Versuchen « der fünf Joch Ochsen (Luk 14,29); das » Prüfen « des Willens Gottes (Röm 12,2) das » Bewähren « des Werkes eines jeden vor dem Bema (Richterstuhl) des Herrn (1.Kor 3,13); für das » Prüfen « von sich selbst vor dem Mahl des Herrn (1.Kor 11, 28). Es wird auch für das » Prüfen « der Geister verwendet, ob sie aus Gott seien (1.Joh 4,1). Der weite Bedeutungsumfang reicht von » Untersuchen « bis hin zum daraus resultierenden » wählen « . Trench sagt: » Etwas prüfen, ob es der Annahme wert sei oder nicht. « Das » Vorzüglichere « wird am besten gedeutet als » Dinge, die sich unterscheidend. Das Wort diaphero heißt » hindurchtragen « (Mark 11,16). Der Gedanke » sich unterscheidend kommt in Luk 12,24 zum Ausdruck: » Um wieviel vorzüglicher seid ihr als die Vögel! « in 1.Kor 15,41 unterscheiden sich die Sterne voneinander an Klarheit. Zu Röm 2,1 S, wo es wörtlich heißt » und prüfst das sich Unterscheidende macht Bengel eine treffende Bemerkung: » Das Prüfen und Festhalten dessen, das nicht allein im Vergleich mit dem Schlechten gut ist, sondern das unter den guten Dingen das Beste ist. « Wir wählen sehr genau aus, wenn es um zeitliche Dinge geht; warum dann nicht auch in geistlichen Dingen? In 1.Thess 5,21 werden wir aufgefordert, alles zu prüfen und das Gute ZU behalten. In Matth 10,31 und Luk 12,7.24 wird der Gedanke das Vorzüglicheren entwickelt.
    Wiederum bezeichnet das Bindewort hina Absicht: » auf daß ihr lauter seid « . Die Bedeutung des Wortes heilikrines, lauter, ist ein wenig umstritten. Buchsei meint im ThWNT (Bd 2, 397), es gehe auf Wurzeln mit der Bedeutung » Warme « oder « Licht der Sonne « zurück; die volle Bedeutung wäre also » im Licht der Sonne geprüft, vollkommen rein, fleckenlos « Benseler-Kaegi geben in ihrem ausgezeichneten Wörterbuch a) » sonnenklar, offenbar, deutliche, b) » echt, lauter, rein tadellos « an.
    Moulton und Milligan bieten in ihrem Vocabulary of the New Testam ent » im Licht der Sonne geprüfte Es bezieht sich auf die innere Haltung und bezeichnet das Fehlen unreiner Motive. Es beschreibt die Reinheit und Aufrichtigkeit des Herzens, welches von geistlichem Takt und der Fähigkeit zur Unterscheidung, worum der Apostel betet, geführt ist. » Unanstößig « ist das gleiche Wort, das in Apostelgeschichte 24,16 und auch in 1.Kor 10,32 verwendet wird, wo der Apostel die Heiligen ermahnt, niemandem ein Anstoß zu sein. Eine Reihe von Auslegern wie Alford, Lightfoot, Eadie und Lenski sagen, das Verb sei intransitive, weshalb es hier nicht darum gehe, daß man anderen einen Anstoß bereitet, sondern daß man selbst von einer Haltung gekennzeichnet ist, die mit » aufrichtig « Hand in Hand geht: » aufrichtige « wäre dabei die positive, » unanstößig die negative Seite. Es geht darum, daß die Heiligen in sich selbst passend sind im Blick auf den Tag des Christus.
    Das Wort » auf « (eis) bedeutet auch » hin zu « , oder auch » hinsichtlich « des Tages des Christus. Zum Tag des Christus siehe Kommentar zum Vers 6.11 Man beachte den Gegensatz zwischen V. 10 und V. 11. In Vers 10 sollen sie unanstößig sein. In V. 11 sollen sie erfüllt sein. Das Wort » erfüllt « ist in der Zeitform perfekt, im Modus passiv. Sie können nur deshalb frei von den in V. 10 genannten Dingen sein, weil sie erfüllt worden sind und jetzt erfüllt sind (das ist die Bedeutung des Perfekts). Am Passiv erkennen wir, daß sie nicht selbst etwas erworben haben, sondern daß ein anderer etwas für sie getan hat. W.E. Vine und H.C.C. Boule meinen, der Vers spreche rückblickend vom Richterstuhl des Christus aus und besage, sie seien damals erfüllt worden, als sie noch in der Welt waren. Wir ziehen mit anderen die Deutung vor, daß eine gegenwärtige Verwirklichung gemeint ist. Das Wort » Frucht « kommt in 1,22 und in 4,17 vor. Das Wort » Gerechtigkeit « bezeichnet den Charakter der Frucht. Einige beziehen diese auf die Rechtfertigung. Obwohl das inbegriffen ist, ist es besser die Gerechtigkeit hier als die praktisch ausgelebte denn durch die Stellung geschenkte anzusehen. In diesem sittlichen Sinn wird sie auch in 2.Kor 9,10; 1.Tim 6,11; 2.Tim 2,22; 3,16; Jak 3,18 verwendet. Die letzgenannte Stelle deckt sich mit Phil 1,11 (siehe auch 1.Petr 2,24; 1.Joh 2,29; 3,7.10). in Gal 5,22 wird uns gesagt, was der Heilige Geist hervorbringt, und in Eph 5,9 was die rechte Frucht des Lichts in aller Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit ist.
    Hier wir die Präposition dia, » durch Jesus Christus « verwendet. In V. I hingegen werden die Heiligen als in Christus Jesus gesehen, so daß wir hier erkennen sollen, daß Christus auch in ihnen ist. Das ist der Grund für die passive Formulierung » erfüllt « , die Wirklichkeit Seiner Gegenwart und Seines Wirkens in ihrem Leben. Er ist der Gerechte in 1.Joh 2,1; und Gerechtigkeit ist es, die Er im Leben Seiner Heiligen hervorbringt.
    Die Herrlichkeit Gottes definiert nicht nur den Ausdruck Seines Charakters, sondern auch die Offenbarung Seiner Macht. Das ist der höchste Sinn aller Werke Gottes und besonders Seines Werkes in den Gläubigen (Eph 1,6). H.C.G. Moule bemerkt: » Dies ist das wahre Ziel und der Sinn des ganzen Werkes des Gnade. Für Ihn sind alle Dinge, dem die Herrlichkeit sei in Ewigkeit. Amen (Röm 11,36).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Judas oder Petrus?

Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollet etwa auch ihr weggehen? ( Diese Frage drückt nicht einen Zweifel an ihre Treue aus, (die griechische Fragepartikel setzt eine verneinende Antwort voraus), sondern die Apostel sollten vor den Ungläubigen und Abgefallenen ein öffentliches Zeugnis ablegen und in ihrer Anhänglichkeit an den Herrn bestärkt werden. )
Simon Petrus antwortete ihm: Herr! Zu wem werden wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! ( Wir kennen niemand, dem wir uns lieber anvertrauen. Petrus denkt an nichts Irdisches mehr, Jesus ist sein einziges Glück. – Worte des ewigen Lebens: Deine Worte führen zum ewigen Leben, geben dasselbe. – Und wir, Antwort auf V. 68: und ihr. Sie sind vom Glauben zum Verstehen gekommen. )
(Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du Christus, der Sohn Gottes bist. ( Nach den besten griechischen Handschriften: Der Heilige Gottes, d. i. der Gott in besonderer Weise Angehörige. Diesen Glauben fordert Jesus vor allem für den Genuss des Lebensbrotes. (V. 35 – 40) ) [Mt 16,15.16, Mk 8,29, Lk 9,20]
Allioli Bibel – NT – Johannes 6,68–70

Eigentlich gab es zwei Antworten auf die Frage von Jesus „Wollt ihr auch weggehen?“:
nämlich die von Petrus und die Antwort von Judas! Judas tat so, als würde er auch Jesus weiter folgen würde, aber in Wirklichkeit folgte Judas seinen religiösen Führern – und suchte dort nach der richtigen Antwort!
Und Jesus? Was sagte Jesus danach – gemäß deiner Bibel? Sagte er zu Petrus: „Du hast Recht, aber bald wirst du die Wahrheit in den Zeitschriften und Büchern der Organisation xy finden?“ oder „Du hast Recht, aber bald wird die Kirche diese meine Aufgabe übernehmen?“
Deshalb die Frage: WEM folgst du? Wirklich Jesus? Hast du ein persönliches Verhältnis zu Jesus?
Fakt ist: Jesus verspricht „den heiligen Geist“ zu schicken – nicht eine Kirche/Organisation gründen zu lassen 😉

Den Vers hatten wir schon zwei Mal: 2020 und 2023 – also heute nur Ergänzungen.

Petrus war immer bereit zu sprechen, manchmal in der Energie des Fleisches mit seinen Meinungen herauszuplatzen (Mt 16,22; 17,4.25; 26,70 ), manchmal auch in demütiger Weise Aussagen gemäß dem Geist Gottes zu machen. Diese zwiespältige Natur der Zunge wird in Jak 3,3-12 beklagt, denn es zeigt, was im Herzen ist.
 Bei dieser Gelegenheit war Petrus durchweg geistlich. Andere mögen sich um falsche Propheten, falsche Lehrer, falsche Evangelisten und in der Zukunft sogar um den Antichristen scharen. Im AT brauchte ein Mann bloß zu sagen: „Ich will König sein“, und schon folgten ganze Scharen Absalom, Scheba und Adonija.
 Man beachte die Entwicklung des Bekenntnisses der Person Christi:
 1. „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn“ (Mt 14,33). Dies geschah in dem Schiff. Es wurde durch göttliche Macht hervorgerufen (der Vater wirkt).
 2. „Wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,69). Dies geschah innerhalb oder gerade vor der Synagoge. Es wurde durch die göttliche Predigt hervorgerufen (der Ruf des Vaters).
 3. „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Dies geschah an der Grenze von Cäsarea Philippi. Es wurde durch die göttliche Person in ihrer Mitte hervorgerufen (die Offenbarung des Vaters).
In V.69 folgt die AV, und entsprechend auch Luther ’12 der Lesart „du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Elbf., Rev.Elbf., Zürcher und Luther ’56 haben: „Du bist der Heilige Gottes.“
 Der Titel „der lebendige Gott“ kommt oft in der Bibel vor; z.B. im Zusammenhang mit
 1. Dürsten (Ps 42,2;84,2 ).
 2. Beziehungen der Personen der Gottheit zueinander (Mt 16,16; Joh 6,69; 2Kor 3,3).
 3. Göttlichen Besitztümer (2Kor 6,16; 1Tim 3,15; Hebräer 12,22).
 4. Dem Dienst des Gläubigen (1 Thessalonicher 1,9; Hebräer 9,14).
 5. Dem Vertrauen der Gläubigen (1Tim 4,10;6,17 ).
 6. Dem Abfallen der Ungläubigen (Hebräer 3,12)
 7. Dem Gericht der Ungläubigen (Hebräer 10,31).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Frage »Wollt ihr etwa auch weggehen?« lässt uns an die Frage denken, die der Herr den beiden ersten Jüngern gestellt hatte: »Was sucht ihr?«, worauf diese geantwortet hatten: »Rabbi …, wo hältst du dich auf?« Sie waren dem Herrn gefolgt und jenen ganzen Tag bei ihm geblieben (1,38.39) und ihm danach die drei Jahre durchs Land gefolgt. Und nun blieben sie weiterhin bei ihm. Wer beim Herrn blieb, der bewies, dass er ein wahrer Jünger war (vgl. 8,31). Petrus ergreift das Wort und spricht im Namen der übrigen Jünger, denn er sagt nicht »ich«, sondern »wir«: »Herr, zu wem sollen wir gehen?« Es gibt niemand außer dem Sohn Gottes, der »Worte ewigen Lebens« hat. Damit bestätigt Petrus die Worte, die der Herr eben selbst gesprochen hatte: »Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben« (V. 63). Damit zeigt Petrus, dass er glaubt (V. 69) und dass er selbst geistlich, d. h. aus Gott geboren ist. Er hatte es an sich erfahren, dass die Worte des Herrn Geist und Leben sind: Jesus hatte zu ihm gesprochen und ihn damit ins Licht gestellt und dann neu gemacht. Aus Simon, dem Sohn des Jona, aus Simon, dem Sünder und Sohn eines Sünders, war Petrus geworden (1,41.42); er war aus Gottes Willen neu geboren (1,13; 3,3.5), ein Heiliger Gottes, ein lebendiger Baustein im Haus Gottes (1 Petr 2,4.5).
»wir haben geglaubt und erkannt«: πεπιστευκαμεν και εγνωκαμεν, pepisteukamen kai egnōkamen. Diese beiden Perfekte drücken das Ergebnis des Glaubens und Erkennens aus, sodass wir umschreiben können: »Wir sind zum Glauben und zur Erkenntnis gelangt, und nun haben wir den Glauben und die Erkenntnis …«
»dass du der Heilige Gottes bist«: Jesus ist »das heilige Kind«, das durch den Heiligen Geist gezeugt wurde (Lk 1,35); er ist »der Heilige und Gerechte« (Apg 3,14), den Gott seinem Volk zum Heiland und Herrn machte; er ist der heilige Knecht Gottes (Apg 4,27), in dessen Hand alles Wohlgefallen Gottes gedeiht (Jes 53,10); er ist der in der öffentlichen Salbung durch den Heiligen Geist von Gott zu seinem Dienst Geheiligte (1,32.33; Apg 10,38); er ist der Sohn, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat (10,36); er ist das von Gott geheiligte Lamm, das die Sünde der Welt wegnehmen soll (1,29); er ist der von Gott ausgesonderte Retter der Menschen (4,42). Er heiligt sich selbst für seine Erwählten, damit diese geheiligt seien durch die Wahrheit (17,19). Er ist als der Herr der Gemeinde »der Heilige, der Wahrhaftige« (Offb 3,7), an dem die Heiligen sich ausrichten. ( In einigen Handschriften steht in V. 69 nicht »der Heilige Gottes«, sondern »Christus, der Sohn des lebendigen Gottes«, also wörtlich das Gleiche wie im Bekenntnis des Petrus, das er an anderer Stelle ablegte (Mt 16,16). Es ist anzunehmen, dass Kopisten gemeint haben, hier den Text »verbessern« zu müssen. Damit geht (wie z. B. im Textus Receptus) etwas vom Reichtum des Wortes Gottes verloren, nämlich das Bekenntnis, dass der Sohn Gottes auch »der Heilige Gottes« heißt, das sich außer hier nirgends findet. )

Benedikt Peters – Kommentar zum Johannes-Evangelium

Alles liegt Johannes nun daran, dass die, die sein Evangelium lesen und hören, die Stimme des Gottessohnes und seine «Worte des ewigen Lebens» (Joh 6,68b) vernehmen. Denn wer immer sein Wort hört, hört wahrhaft Jesus Christus und in ihm Gott, den Vater, der ihn gesandt hat. Darin gelangt das Evangelium zu seinem erklärten Ziel. Es zielt darauf ab, dass seine Leser und Hörerinnen durch den Glauben das Leben haben in Jesu Namen (Joh 20,31). «‹Glauben› heisst, in den logoi Jesu den, der ihn gesandt hat, zu vernehmen und, indem man an Jesus und sein Wort glaubt, Gott zu glauben» (Ringleben, 531; vgl. Joh 5,24– 26; 17,3). Johannes gibt also seinen Lesenden deutlich vor, wie sein Evangelium zu verstehen ist. Was bedeutet es, diesen immanenten Vorgaben heute zu folgen?
Luther unterschied kategorisch zwei Haltungen, die Menschen der biblisch-christlichen Tradition gegenüber einnehmen können: einerseits «Historien» von Christus wissen und nachsprechen, andererseits glauben, das heisst im Herzen fassen, dass darin ein für allemal über mein Heil und Leben entschieden ist. Auch nach der Aufklärung gilt: Glauben geht über historisches Bescheidwissen hinaus; es heisst, darauf vertrauen, «dass Christus pro nobis, das heisst für uns persönlich geboren wurde und für uns das Werk des Heils vollbracht hat» (McGrath, 517). Dem entsprechen zwei Arten des Lesens, die den biblischen Text entweder als sachliche Information oder als Anrede und göttliche Mitteilung nehmen.

Michael Heymel – Das Johannesevangelium heute lesen

Die Brot-des-Lebens-Rede führte zu drei spezifischen Ergebnissen (Johannes 6,66-71). Erstens: Viele Jünger außerhalb der apostolischen Gruppe verließen Jeschua: Daraufhin gingen viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm (Joh 6,66). Zweitens: Elf der zwölf Apostel bekräftigten ihren Glauben. Als er sie fragte: Wollt auch ihr weggehen? antwortete Petrus ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast die Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und wissen, dass du der Heilige Gottes bist (Johannes 6:67-69). Drittens: Für Judas begann mit dieser Rede der Weg zu seinem Abfall vom Glauben. Zum ersten Mal identifizieren die Evangelienberichte ihn als den kommenden Verräter, was darauf hinweist, dass sein Abfall hier begann (Joh 6,70-71).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Johannes 6,66-69 heisst es: «Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.» Die Antwort von Petrus besteht aus zwei Teilen. Zuerst sagt er: Wir bleiben bei Dir, weil Du uns Worte ewigen Lebens gibst. Dann fügt er hinzu: Wir bleiben auch bei Dir, weil Du eine so wunderbare Person bist. Das Zweite geht weiter als das Erste. In der Nachfolge hatte Petrus viel von seinem Meister empfangen. Doch er hatte Ihn auch persönlich kennengelernt. Die Gemeinschaft mit Ihm wollte er nicht mehr missen.

Halte fest 2007

SIND DIE ANSPRÜCHE JESU EINZIGARTIG UNTER DEN RELIGIONEN DER WELT?
von Gary R. Habermas

Haben alle großen religiösen Lehrer ungefähr die gleiche Botschaft verkündet? Haben zum Beispiel viele der religiösen Lehrer gelehrt, dass sie Gott sind, so wie Jesus es tat?
Es mag viele überraschen zu erfahren, dass wir keine verlässlichen historischen Daten darüber haben, dass einer der Gründer der großen Weltreligionen – abgesehen von Jesus – jemals behauptet hat, Gott zu sein. Es gibt keine frühen Schriften, die eine solche Behauptung im Namen dieser Personen belegen. Die chinesischen Lehrer Konfuzius und Laotse zum Beispiel übten zwar moralischen, sozialen und kulturellen Einfluss auf ihre Schüler aus, waren aber keine Theologen. Viele ihrer weisen Sprüche erinnern an das hebräische Buch der Sprüche. Seltsamerweise könnte Buddha ein Atheist gewesen sein, der nicht an irgendeine Art von Göttlichkeit glaubte!
Das heilige Buch der Muslime, der Koran, erhebt Muhammad definitiv nicht an die Stelle von Allah (Gott). Es wird zwar gesagt, dass Mohammed Allahs wichtigster Prophet ist, aber es wird nicht versucht, Mohammed zur Gottheit zu machen. Im Gegenteil: Allah hat keine Partner (Suren 4:171; 5:72, 116).
Das Alte Testament stellt keinen Führer oder Propheten auf Gottes Ebene. Vielmehr wird uns gesagt, dass Gott seine Herrlichkeit mit niemandem teilen wird (Jes 48,11). Abraham, David und Jesaja sind also keine Kandidaten für die Gottheit.
Vielleicht kommt die hinduistische Figur Krishna dem Verständnis als Gott am nächsten. In den heiligen Schriften des Hinduismus, der Bhagavad-Gita (z. B. 4:13; 9:18-20, 23), wird er zwar als Gottheit bezeichnet, aber die Gelehrten sind sich nicht sicher, ob Krishna jemals wirklich gelebt hat und wenn ja, in welchem Jahrhundert er gelebt hat. Außerdem erheben diese Schriften nicht den Anspruch, historische Abhandlungen über tatsächliche Lehren zu sein, und es wird angenommen, dass sie Hunderte von Jahren nach Krishnas möglichem Leben geschrieben wurden. Es ist also zwecklos, den ursprünglichen Behauptungen nachzugehen.
Außerdem unterscheidet sich der Begriff „Gott“ im üblichen hinduistischen Sinne von der jüdisch-christlichen Tradition. In der jüdisch-christlichen Tradition ist Gott von Natur aus völlig losgelöst von seiner Schöpfung; die Menschen erreichen die Gottheit nicht. In der Bhagavad-Gita hingegen können diejenigen, die zur Gottheit zurückkehren, den Prozess der Erleuchtung erreichen und ihre eigene Göttlichkeit erlangen (siehe 18:46-68). In gewissem Sinne haben alle Menschen eine göttliche Natur.
Im Gegenteil, Jesus beanspruchte zwei göttliche Titel für sich. Insbesondere sagte er, er sei sowohl der Sohn Gottes (Mt 11,27) als auch der Sohn des Menschen (Mk 2,10-11). Er sprach in vertrauter Weise von seinem Vater (Mk 13,36) und behauptete sogar, Sünden zu vergeben, wofür er der Gotteslästerung angeklagt wurde (Mk 2,5-7).
Als der Hohepriester Jesus fragte, ob er der Christus, der Sohn Gottes, sei, gab er den vielleicht deutlichsten Hinweis auf seine Behauptungen über sich selbst. Dann behauptete er weiter, dass er auch der Menschensohn sei, der auf Gottes Thron mitregieren und auf den Wolken zum Gericht kommen würde. Der Hohepriester erklärte diese Behauptungen für Gotteslästerung (Mk 14,61-64).
Diese Aussagen Jesu wurden in Dokumenten festgehalten, die nur wenige Jahrzehnte nach den Ereignissen verfasst wurden, und es gibt gute Gründe dafür, dass sie alle von Autoren verfasst wurden, die den Ereignissen nahe waren. Außerdem weisen viele der einzelnen Passagen Anzeichen von Historizität auf. Schließlich werden auch in sehr frühen Glaubensbekenntnistexten (z. B. Apg. 2,36; Röm. 1,3-4; 10,9) Gottheitstitel auf Jesus Christus angewandt.
Viele religiöse Lehrerinnen und Lehrer haben behauptet, den Weg Gottes darzustellen. Aber Jesus erklärte nicht nur, dass er Gottes Heilsweg einleitete (Mk 1,15-20), sondern auch, dass das, was seine Zuhörerinnen und Zuhörer konkret mit ihm taten, ihr ewiges Schicksal bestimmte (Mt 10,37-40; 19,23-30). Außerdem lehrte von diesen Religionsstiftern nur Jesus, dass sein Tod als Bezahlung für die Sünde der Menschen diente und das erreichte, was wir nicht erreichen konnten (Mk 10,45; 14,22-25).
Außerdem wird nur von Jesus in frühen Quellen von Wundern berichtet. Vor allem aber lehrte Jesus nach den Evangelien, dass seine Auferstehung von den Toten das Zeichen sein würde, das die Wahrheit seiner Botschaft beweist (Mt 12,38-42; 16,1-4; Mk 14,28). Für die Autoren des Neuen Testaments war die Auferstehung Jesu der Beweis, dass seine Behauptungen wahr waren (Röm 1,3-4; 1Pt 1,3-6). Tote Menschen können schließlich nicht viel tun! Wenn Jesus also auferweckt wurde, muss Gott das Ereignis herbeigeführt haben, um die Botschaft Jesu zu bestätigen (Apg 2,22-24; 17,30-31).

CSB Apologetics Study Bible

die Worte des ewigen Lebens. Die Worte Jesu sind mit der lebensspendenden Kraft des Geistes Gottes verbunden (V. 63; 3,3-6). Indem er seinen Aposteln den Namen und das Wort des Vaters gibt, vermittelt Jesus ewiges Leben, die Erkenntnis „des einzig wahren Gottes und Jesu Christi, den du gesandt hast“ (17:3, 6, 7). Diese Weitergabe des ewigen Lebens ist die beginnende Erfüllung der Prophezeiung Daniels über die endgültige Auferstehung (Dan. 12:2), die geistig begonnen hat und am Ende des Zeitalters mit der körperlichen Auferstehung vollendet wird.

Joh 6:69 der Heilige Gottes. An anderer Stelle taucht dieser Titel für Jesus auf den Lippen der von Dämonen Besessenen auf (Markus 1,24; Lukas 4,34), aber er ist trotzdem wahr (Lukas 1,35). Weil Jesus so rein und Gott geweiht war, konnte ihn der Tod nicht festhalten (Apostelgeschichte 2,25-28) und er steht für immer in Gottes Gegenwart als treuer Hohepriester seines Volkes (Hebr. 7,26-28).

The Reformation Study Bible

Und Gott tut dann den zweiten Schritt noch vollkommener als während des Tausendjährigen Reichs; alle Folge des Sündenfalls ist vollkommen getilgt, bis hin zur Aufhebung des Todes.

Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 21,4

Er wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben,
kein Leid und keine Schmerzen ( keine Mühsal ),
und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein ( und es wird kein Schreien mehr geben ).
Denn was früher war, ist vergangen.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 21:4

Und er wird jede Träne in ihren Augen trocknen. Der Tod wird nicht mehr da sein, keine Trauer, kein Schreien und kein Schmerz wird mehr existieren. Denn das, was zur ersten Schöpfung gehörte, ist vergangen.«
Roland Werner – Das Buch – Offb 21,4

Vers 3 und 4 hatten wir schon einmal – und auch den Vers 6

Hat dir schon einmal jemand eine Träne weggewischt? Wie nah musste dir derjenige kommen bzw sein?
Fast so nah, wie Gott dem Adam, als ER dem Adam „Odem in die Nase blies“? Auf jeden Fall muss ich jemandem vertrauen, wenn er mir so nahe kommen kann. Und die Bibel sagt nichts davon, dass Gott nur bestimmten Menschen so nahe kommen würde – sondern alle dann lebenden Menschen haben das Vorrecht, von Gott persönlich ihre Tränen abgewischt zu bekommen!

Fragen von Lesern

In Offenbarung 21:4 heisst es, dass es in der neuen Welt keinen Tod mehr gebe. Bedeutet dies, dass selbst Tiere dann nicht mehr sterben werden? — M. I., Neuyork.
Dieser Text bedeutet nicht, dass aller Tod ausgeschaltet sein wird. Rebellische Menschengeschöpfe werden während der Tausendjahrherrschaft Christi sterben, und jene, die sich am Ende der tausend Jahre auf die Seite Satans stellen, werden zugrunde gehen. (Jesaja 65:17, 20; Offenbarung 20:7-10) Allerdings zeigt der Text in Offenbarung 20:14 den Tod als vernichtet, und danach sagt Offenbarung 21:4, es werde keinen Tod mehr geben, aber der Tod, auf den Bezug genommen wird, ist ein Tod zufolge Ererbung von Adam her. Die Menschen werden dann nicht mehr wegen der Übertretung Adams entarten und sterben, sondern Jehova Gott kann zu irgendeiner künftigen Zeit irgendeinen willentlichen Rebellen hinrichten, der den Frieden der neuen Welt stört. Somit spricht Offenbarung 21:4 nur vom adamischen Tod der Menschen und hat keine Anwendung auf das Tierreich.
Was nun die Frage betrifft, ob Tiere in der neuen Welt sterben werden, können wir nicht dogmatisch sein. Es scheint, dass die Menschen sie nicht zu Nahrungszwecken töten werden, noch werden Tiere übereinander herfallen, ln der neuen Welt wird Jehovas Urvorsatz hinsichtlich Versorgung mit Nahrung verwirklicht, wie dieser Adam und Eva dargelegt wurde: „Siehe, ich habe euch gegeben alles samenbringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an welchem samenbringende Baumfrucht ist: es soll euch zur Speise sein; und allem Getier der Erde und allem Gevögel des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt [allen Landreptilien, AT], in welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“ (1 Mose 1:29, 30) Wenn der Löwe, das hervorragende fleischfressende Tier, „Stroh fressen wird wie das Rind“, so werden bestimmt keine andern Fleisch fressen. (Jesaja 11:6-9) Nebenbei bemerkt zeigt dies, dass laut Offenbarung 21:4 nicht aller Tod des organischen Lebens ausgeschaltet ist, denn Pflanzen werden sterben, um als Nahrung für Mensch und Tier zu dienen.
Der Umstand allein, dass Tiere nicht zu Nahrungszwecken gebraucht werden, beweist nicht, dass sie ewig leben werden. Es besteht Grund, zu glauben, dass sie sterben werden. Der Ungehorsam des Menschen in Eden führte nicht den Tod über die Tiere herbei; bereits hatten sie gelebt und waren gestorben, ja manche Formen waren schon Tausende von Jahren vor der Erschaffung des Menschen ausgestorben. Die neue Welt wird die Wirkungen des Ungehorsams Adams zunichte machen, doch betrifft dies nicht den Tod der Tiere. Der Zustand des Tieres ist unverändert geblieben seit seiner Erschaffung — das Tier lebt seine Lebensspanne und stirbt. Zu keiner Zeit ist ihm ewiges Leben in Aussicht gestellt worden.
Des Menschen Stellung ist eine andere. Adam war die Hoffnung auf ewiges Leben gegeben worden, doch entschwand ihm diese Hoffnung, als er die Prüfung auf Gehorsam zu bestehen verfehlte. Hätte er diese Prüfung bestanden, so hätte er zweifellos schliesslich vom „Baume des Lebens“ essen dürfen. Durch Adam verloren alle Menschen die Gelegenheit auf ewiges Leben. Durch das Erlösungswerk Christi Jesu aber wird die Gelegenheit zurückgegeben, und Menschen guten Willens können auf ewiges Leben in der neuen Welt hoffen. Nichts hiervon betrifft die Tiere.
Wenn ein Mensch willentlich böse ist und das Lösegeld verschmäht, wird er nie ewiges Leben erlangen, obwohl er jetzt während einiger weniger Jahre lebt. Er verliert die bessere Stellung zu einer Gelegenheit, die der Menschheit offensteht und sinkt in die gleiche Lage hinab, in der sich Tiere befinden, eine Lage, die keine Gelegenheiten auf ewiges Leben bietet. Über solche schrieb der inspirierte Apostel Petrus: „Aber diese Menschen, wie unvernünftige Tiere, naturgemäss zum Fang und Verderben geboren, werden in den Dingen, die sie nicht kennen und worüber sie schmäherisch reden, auch Verderben erleiden in ihrem eigenen Laufe des Verderbens.“ — 2 Petrus 2:12, NW.
Wenn Tiere Gelegenheit zu ewigem Leben hätten, warum werden dann Menschen, die diese Gelegenheit verlieren, mit ihnen verglichen? Es scheint keinen schriftgemässen Grund zu geben für die Folgerung, dass Tiere in der neuen Welt für immer leben werden, sondern eher, dass sie weiterhin geboren werden, reif werden, ihre Art hervorbringen und sterben. Argumente, die diesem Gedanken zuwiderlaufen, scheinen sich hauptsächlich auf Gefühle zu stützen.

Wachtturm – März 1951

Das Studium der biblischen Schriften hat mir hier eine neue Sicht vermittelt, die ich zuvor nicht hatte. Ja, ich bin zu einer umfassenderen Weltanschauung gelangt, weil ich Jesus immer mehr anschaue. Das fängt schon damit an, dass ich ihn als den Ursprung allen Lebens betrachte, denn „alles ist durch ihn geschaffen“. Ich lese die ersten Schöpfungsberichte in der Bibel neu und entdecke, dass die Erde lange vor uns schon „sehr gut“ geschaffen war. Sie wurde nicht erst am sechsten Schöpfungstag durch den Menschen gut. Ich entdecke, dass die Erde wie eine gottgewollte Matrix des Lebens ist. Aus ihr soll Leben hervorgehen. Zwar teile ich nicht jene Gaia-Theorie, nach der die Erde als ein selbstorganisiertes dynamisches System gilt, das quasi neben Gott als autonomes Lebewesen verehrt wird. Die Erde ist ein Geschöpf Gottes und sollte nicht die Stellung Gottes erhalten. Gleichwohl ist sie wie eine Mutter, sie trägt uns. Nicht wir Menschen tragen diese Erde. Das ist ein Umdenken. Ich weiß sehr wohl von dem staunenden Gebetsbekenntnis des David in Psalm 8, in dem er die Schönheit dieser Erdenwelt und den Menschen mit Ehre und Herrlichkeit „gekrönt“ beschreibt. Sicher hat der Mensch eine herausragende Verantwortung in dieser Schöpfungsgemeinschaft. Er ist aber an keiner Stelle berechtigt, diese Erde auszubeuten und zu unterdrücken. Seine Verantwortung ist eine Autorität zum Bewahren und Pflegen dieser Erde. Der Höhepunkt der Schöpfung, wie sie uns im ersten Buch der Bibel beschrieben wird, war am siebten Tag, als Gott den Sabbat, die Ruhe, schuf. Dieser Sabbat legt einen Glanz auf alles Vorläufige und weist auf eine Vollendung der Schöpfung hin, auf den neuen Himmel und die neue Erde (Offenbarung 21). 

Anders leben – Startausgabe 2020

DAS NEUE JERUSALEM

Ein Engel gab dem Apostel Johannes einen Ausblick auf diese Stadt. Er sah »die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen« (Offb 21,2). Wir werden nicht in den Garten zurückkehren. Wir sind stattdessen auf dem Weg in eine Garten-gleiche Stadt. Gott hat das Konzept der Stadt, welches erfunden wurde, um ihn auszuschließen, in Besitz genommen und verwandelt es in ein Zuhause für sein Volk, das wie Eden sein wird, nur noch besser. Anstatt wie Adam und Eva nach mehr zu gieren, werden alle Einwohner dieser Stadt völlig zufrieden sein. Anstatt Gottes Gegenwart wie Kain zu fürchten, werden wir uns an ihr erfreuen. Anstatt sich wie die Einwohner Babels im Ungehorsam zu verschwören, werden alle Einwohner des Neuen Jerusalems zusammenarbeiten, um Gott zu verherrlichen und ihn auf ewig zu genießen.
Diese Stadt wird nicht das Resultat menschlicher Anstrengungen sein. Sie wird die Stadt sein, auf die Abraham sein Herz gesetzt hatte,: die festgegründete Stadt, deren Erbauer Gott ist. Ihre Mauern werden die Namen der zwölf Stämme und der zwölf Apostel tragen. Um es anders auszudrücken: Diese Stadt wird auf den Verheißungen des Evangeliums an die Erzväter und der Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel erbaut sein (vgl. Gal 3,8). Der Tag wird kommen, an dem wir alle unser Eigenheim in der lebenswertesten Stadt der Welt beziehen werden. In der Tat wird sich diese Stadt über die ganze Welt erstrecken (vgl. Offb 21,12). Das Tohuwabohu wird gänzlich und herrlich von strahlendem Leben und inniger Beziehung erfüllt sein. Sie wird jede Stadt weit übertreffen, die sich gegenwärtig auf der Liste der lebenswertesten Städte der Welt wiederfindet. Sie wird die sauberste Stadt sein, in der je ein Mensch gelebt hat. Nichts Unreines wird sie jemals betreten (vgl. Offb 21,27). In ihr werden die köstlichsten Speisen und Weine, die je ein Mensch gekostet hat, serviert werden, »ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist« (Jes 25,6). Anstatt tagelanger Partys werden die Feierlichkeiten niemals ein Ende finden (vgl. Hebr 12,22). Sie wird sich nicht nur einer glorreichen Vergangenheit rühmen, sondern bis in alle Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes erstrahlen (vgl. Eph 2,7). Es wird keine Schneestürme, keinen Smog, kein Chaos geben. Keine Tränen, keinen Tod und keine Nacht (vgl. Offb 21,4; 22,5). Die Straßen werden nicht nur sauber, sondern aus Gold gemacht sein (vgl. Offb 21,21). In dieser ewigen Stadt werden wir uns an einer unendlichen Fülle von Dingen erfreuen, die wir tun können. Unsere Freude über die Offenbarung der Schönheit und Vollkommenheit Gottes wird nie enden.

Besser als Eden: Wie die Geschichte der Bibel deine eigene verändert

EINE BRANDNEUE KREATION

Wie neu ist die neue Schöpfung? Aus der Beschreibung des Johannes können wir schließen, dass sie völlig und radikal neu sein wird. Wie bereits erwähnt, werden die bekannten Gesetze der Schwerkraft, des Elektromagnetismus und der Thermodynamik in der neuen Schöpfung offenbar fehlen. Der Text behauptet direkt, dass alles, was wir mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik in Verbindung bringen – Zerfall, Tod, Schmerz und so weiter – dort nicht existieren wird. In Offenbarung 21:4 heißt es: „Es wird weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr geben, denn die alte Ordnung der Dinge ist vergangen.

Die Geometrie des neuen Jerusalems, ob buchstäblich oder metaphorisch, legt nahe, dass das Gesetz der Schwerkraft nicht gilt. (Da das neue Jerusalem mindestens ein dreidimensionales Gebilde ist, dessen Seiten jeweils etwa 1.500 Meilen messen, darf die Schwerkraft nicht wirken, sonst wäre die Stadt in eine Kugel gezwungen. Siehe Seite 111-112.) Der Elektromagnetismus schreibt vor, dass Licht mit Dunkelheit und Schatten koexistiert, aber die neue Schöpfung wird von „Licht“ erfüllt sein, frei von Dunkelheit und Schatten. Es wird auch keine Objekte wie die Sonne, die Sterne oder Lampen als Beleuchtungsquellen geben. Tatsächlich sind solche Körper in der neuen Schöpfung unmöglich (siehe Kasten, „Unmöglichkeit von Sternen in der neuen Schöpfung“, Seite 117).

Hugh Ross – Eine Frage von Tagen – Lösung eines Schöpfungskonflikts

Dieser neue und selige Stand wird frei von allen Schwierigkeiten und allem Kummer sein.
4.1 All die Auswirkungen der vorherigen Schwierigkeiten werden weggewischt werden. Oftmals gab es Tränen aufgrund von Sünde, Drangsal oder des Elends der Gemeinde, aber nun werden „alle Tränen von ihren Augen“ abgewischt werden. Keine Anzeichen, keinerlei Erinnerung an frühere Sorgen sollen länger als nötig – um ihre gegenwärtige Freude noch zu vergrößern – übrig bleiben. Und Gott selbst wird als ihr sanfter Vater mit seiner eigenen gütigen Hand „abwischen alle Tränen“ von den Augen seiner Kinder, und sie würden sich nicht wünschen, ohne diese Tränen gewesen zu sein, wenn Gott selbst kommt und sie abwischt.
4.2 Alle Gründe von zukünftigem Kummer werden für immer fortgenommen werden. „Und der Tod wird nicht mehr sein“ noch „Leid“ und deshalb weder „Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“. Diese Dinge beschreiben den vorherigen Zustand, doch alle einstigen Dinge sind vergangen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Darin erfüllen sich die prophetischen Ankündigungen des endzeitlichen Heils. Jes 25,8: „Wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg“ (LXX.D); Jes 35,10: „Und sie werden sich um des Herrn willen sammeln, zurückkehren und nach Sion kommen voller Freude, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; denn auf ihrem Haupt sind Lob und Jubel, und Freude wird sie ergreifen, entflohen sind Schmerz und Trauer und Seufzen“ (LXX.D), vgl. Jes 51,11; Jes 65,19: „Und ich werde jubeln über Jerusalem und mich freuen über mein Volk, und gewiss wird man nicht mehr den Laut des Weinens und den Laut des Klagegeschreis in ihr hören“ (LXX.D). Aus den alttestamentlichen Stellen wird eine neue Reihe: Der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz werden mehr sein (die Begriffe gehören wohl Tod und Totenklage an). „Denn das Erste ist vergangen“; Jes 43,18: „Erinnert euch nicht an die Anfänge, und das Alte bedenkt nicht! Siehe ich mache Neues“ (LXX.D); Jes 65,17: „Denn der Himmel wird neu sein, und die Erde wird neu sein, und man wird gewiss nicht an das Frühere zurückdenken, und es wird gewiss nicht zu ihrem Herzen gelangen“ (LXX.D). Zu den „ersten Dingen“ der „Alten Schöpfung“, „der Alten Welt“, gehören eben Tod und Totenklage. In der Gottesgegenwart im Neuen Jerusalem gibt es keine Bedrängnis, keine Not, keinen Tod mehr: Jes 25,8: „Und wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg; die Schmach des Volkes nahm er weg von der ganzen Erde, denn der Mund des Herrn hat gesprochen“ (LXX.D).

Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Wir sehen die Antwort auf alles dies in Offenbarung 21. Gott wird bei ihnen wohnen, nicht zu einem vorübergehenden Besuch wie in Eden, Gott wird sie als Sein Volk besitzen. Er wird bei ihnen sein, ihr Gott. Was dies für sein Volk sein wird, übersteigt unsere Fassungskraft, aber wir sehen in dem folgenden Verse, wie Gott sie trösten und aufrichten wird. Als der Gott alles Trostes wird Er jede Träne von ihren Augen abwischen. Das Weinen wird vielleicht eine Nacht währen, aber am Morgen ist Jubel da. Der Tod ist für ewig hinweggetan, während Trauer, Geschrei und Schmerz jetzt Dinge sind, die der Vergangenheit angehören, denn die früheren Dinge werden vergessen sein. Diese Dinge waren alle mit einer seufzenden Schöpfung verbunden, aber jetzt haben wir eine neue Schöpfung, in welcher Gott alles in allem ist.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

Nun ist alles, was die Menschheit von Gott getrennt hat, weggetan, und sie empfängt die Gegenwart Gottes. Alles, was uns die Weissagung beschrieb, war also das Mitte! und der Weg, um die Versöhnung und Vereinigung Gottes mit der Menschheit zu verwirklichen. Auch, wenn sie zeigte, wie die Sünde mächtig wird, der Mensch den Kampf gegen Gott wagt und die göttlichen Strafen ihn zerbrechen, beschrieb sie uns, wie Gott uns so zu sich zieht, dass er seine Wohnung bei uns hat. Damit ist uns alles abgenommen, was jetzt unsere Not ausmacht; denn in der Nähe Gottes verschwinden die menschlichen Tränen, und auch das menschliche Sterben ist. jetzt vorbei. Die vor Gott lebende Gemeinde ist nun von jeder Last frei, ganz froh.

Adolf Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Zwei Punkte werden in dieser Erklärung gemacht. Erstens: Die Wohnung Gottes wird jetzt bei den Menschen sein. Dies ist eine erneute Bestätigung von Hebräer 12:22-24, dass das neue Jerusalem die ewige Wohnstätte Gottes, der Engel und der Menschen sein wird. Das Wort, das mit „wohnen“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „sich niederlassen“. Es ist eine Anspielung darauf, dass die Schechinah-Herrlichkeit bei den Menschen wohnt, wie sie es einst in der Stiftshütte in der Wüste tat.

Der zweite Punkt bekräftigt, dass alle Auswirkungen des in 1 Mose 3,16-19 aufgezeichneten Fluches beseitigt sein werden: Zu der Frau sprach er: Ich will deine Schmerzen und deine Empfängnis sehr mehren; unter Schmerzen sollst du Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll über dich herrschen. Und zu Adam sprach er: Weil du der Stimme deines Weibes gehorcht und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten und gesagt habe: Du sollst nicht davon essen: verflucht ist der Erdboden um euretwillen; in Mühsal sollt ihr von ihm essen alle Tage eures Lebens; auch Dornen und Disteln soll er euch hervorbringen, und ihr sollt das Kraut des Feldes essen; im Schweiße eures Angesichts sollt ihr Brot essen, bis ihr wieder zur Erde zurückkehrt; denn von ihr seid ihr genommen; denn Staub seid ihr, und zum Staub sollt ihr zurückkehren.

Als der Sündenfall zu Beginn der alten Ordnung kam, verursachte er eine große Anzahl von Nebeneffekten bei der Ausführung des adamischen Fluchs. All diese Auswirkungen des Fluches der alten Ordnung werden mit der Aufhebung der alten Ordnung beseitigt werden. Deshalb wird es in der Ewigen Ordnung keine Tränen, keinen Tod, keine Trauer, kein Weinen und keinen Schmerz geben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Ewige Ordnung

EINE NEUE ORDNUNG DER WIRKLICHKEIT
Zum Glück wird es im Himmel nicht alles geben. Tatsächlich zählt der Apostel Johannes in Offenbarung 7, 21 und 22 viele verschiedene Erfahrungen und Realitäten auf, die auf der Erde bekannt sind und dort fehlen werden.

Kein Meer mehr (21:1)
In der ganzen Bibel steht das Wort Meer für die Nationen der Welt, meistens für die rebellischen Nationen. Der Himmel bedeutet, dass der Streit zwischen den Nationen und der brodelnde Aufruhr, der mit diesen Kämpfen einhergeht, verschwinden werden. Keine gebrochenen Verträge, keine Kriege, keine Skandale.

Kein Tod mehr (21:4)
Der Leichenwagen wird seine letzte Fahrt gemacht haben. Heute betrachten wir den Tod als einen Dieb, der uns unsere irdische Existenz raubt. Er ist einfach der letzte Akt des Verfalls des menschlichen Körpers. Als solcher wird er fast überall gefürchtet; niemand kann seinen Schrecken entkommen. Selbst Christen, die ihn in Christus besiegt haben, können vor seinem furchterregenden Ansturm zittern. Aber der Tod wird den Himmel nicht betreten. Keine Trauerfeiern, keine Grabsteine, keine tränenreichen Verabschiedungen.

Kein Kummer mehr (21:4)
Lies die Zeitung, und auf jeder Seite steht Trauer geschrieben. Ein Autounfall kostet einem jungen Vater das Leben; ein Kind wird von einem Verrückten vergewaltigt; eine Flut in Bangladesch tötet zwanzigtausend Menschen. Niemand kann sich vorstellen, wie groß der emotionale Schmerz ist, den die Menschen auf dieser Welt in jedem einzelnen Moment ertragen müssen. Im Himmel wird es ununterbrochene Freude und emotionale Ruhe geben.

Nicht mehr weinen (7:17; 21:4)
Niemand kann die Eimer voller Tränen berechnen, die jeden Moment in dieser verletzenden Welt vergossen werden. Vom Kind, das wegen des Todes eines Elternteils weint, bis zur Frau, die wegen einer gescheiterten Ehe weint – multipliziere diese Tränen mit einer Million, und du wirst erkennen, dass wir in einer weinenden Welt leben.

Im Himmel wischt er, der unsere Sünden abgewischt hat, nun auch unsere Tränen ab. Dieser Kommentar hat die Frage aufgeworfen, warum es im Himmel überhaupt Tränen geben sollte. Und kommt der Herr mit einem Taschentuch und wischt buchstäblich jede Träne weg? Das ist möglich. Aber ich glaube, dass Johannes mehr als das meint. Er will, dass wir verstehen, dass Gott uns eine Erklärung für den Kummer geben wird, den wir auf der Erde erlebt haben, damit wir nicht mehr weinen müssen. Wenn das nicht so wäre, könnten die Tränen zurückkehren, nachdem er sie abgewischt hat. Aber wenn wir die tränenreichen Ereignisse auf der Erde aus der Perspektive des Himmels betrachten können, werden unsere Tränen für immer versiegen.

Oft wird die Frage gestellt, wie wir im Himmel glücklich sein können, wenn einer oder mehrere unserer Verwandten in der Hölle sind. Kann ein Kind zum Beispiel die Herrlichkeit der Ewigkeit genießen, wenn es weiß, dass sein Vater oder seine Mutter bei der Feier immer abwesend sein werden? Oder kann eine gottesfürchtige Mutter mit Freude dienen und anbeten, wenn sie weiß, dass ihr kostbarer Sohn für immer in der Hölle sein wird? Diese Frage hat die Theologen so sehr beschäftigt, dass einige sogar behauptet haben, dass Gott im Himmel einen Teil unseres Gedächtnisses auslöschen wird. Das Kind wird nicht wissen, dass seine Eltern in der Hölle verloren sind; die Mutter wird sich nicht daran erinnern, dass sie einen Sohn hatte.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass wir im Himmel weniger wissen werden als auf der Erde. Es ist nicht typisch für Gott, ein Problem zu lösen, indem er den Bereich der menschlichen Unwissenheit erweitert. Das gilt besonders für den Himmel, wo wir bessere geistige Fähigkeiten haben werden als auf der Erde. Im Himmel werden wir getröstet, nicht weil wir weniger wissen als auf der Erde, sondern weil wir mehr wissen.
Es ist wahrscheinlicher, dass Gott alle Tränen abwischen wird, indem er uns seine letzten Absichten erklärt. Wir werden Himmel und Hölle aus seinem Blickwinkel betrachten und sagen, dass er alles gut gemacht hat. Wenn Gott zufrieden sein kann, weil er weiß, dass Ungläubige in der Hölle sind, werden wir es auch sein. Ich erwarte, dass alle, die im Himmel sind, mit dem Wissen leben werden, dass der Gerechtigkeit voll und ganz Genüge getan wurde und dass Gottes Plan richtig war. Und mit einer solchen Erklärung und Perspektive werden unsere Gefühle die unseres himmlischen Vaters widerspiegeln. Jonathan Edwards sagte, dass der Himmel kein Mitleid mit der Hölle haben wird, nicht weil die Heiligen lieblos sind, sondern weil sie vollkommen liebevoll sind. Sie werden alles im Einklang mit Gottes Liebe, Gerechtigkeit und Herrlichkeit sehen. So werden wir mit Kopf und Herz den Herrn anbeten, ohne Bedauern, Trauer oder Zweifel über den Plan unseres Vaters.

Kein Schmerz mehr (21:4)
Komm mit mir, wenn wir den Korridor eines Krankenhauses entlanggehen. Hier ist eine junge Mutter, die an Krebs stirbt, dort ein Mann, der nach Luft ringt und versucht, den Schrecken eines Herzinfarkts zu überwinden. In der Station nebenan wurde gerade ein misshandeltes Kind mit Verbrennungen eingeliefert, die ihm ein wütender Vater zugefügt hat. Für diese und unzählige andere Notfälle haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schmerzmittel entwickelt, die den Menschen helfen, einen Tag nach dem anderen zu überstehen.
Im Himmel ist der Schmerz, der das Ergebnis der Sünde ist, für immer verbannt. Keine Kopfschmerzen, Bandscheibenvorfälle oder Operationen. Und auch kein emotionaler Schmerz aufgrund von Ablehnung, Trennung oder Missbrauch.

Eine Minute nach deinem Tod

Der 4. Vers nennt einige wesentliche Konsequenzen aus dem Wohnen Gottes bei den Menschen. Die erste lautet: Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Im Unterschied zu Offb 7,17 fehlt hier ὁ θεός [ho theos], sodass es ganz wörtlich nur heißt: „Und er wird abwischen …“ Im Übrigen aber wiederholt Offb 21,4 den betreffenden Satz aus Offb 7,17 aufs Genauste. Doch müssen wir noch weiter gehen: Der Anfang von Offb 21,4 zitiert sinngemäß Jes 25,8 und Jer 31,16 MT. Was lange angekündigt war, erfüllt sich jetzt. Genaues Hinhören auf die alttestamentlichen Stellen zeigt: Im Abwischen der Tränen drückt sich die sorgenlose Freude, aber auch die Beseitigung aller Schmach aus, die das Gottesvolk bisher erlitten hat. Fast unvorstellbar ist die zweite Konsequenz: der Tod wird nicht mehr sein. Auch darin erfüllt sich die Prophetie des AT (Jes 25,8; Hos 13,14; vgl. 1Kor 15,54ff). Der Tod, der erst durch den Sündenfall in die Schöpfung eindrang (vgl. Gen 2,17; 3,19; Röm 5,12; 6,23), wird in der neuen Schöpfung keinen Platz mehr finden. Er ist ja seit Offb 20,14 am Gerichtsort des „Feuersees“. Es gibt also kein Sterben mehr, kein Altwerden, keine Krankheit, kein Ende des Lebens. Neben dem Gott des Lebens haben gottfeindliche Mächte keinen Raum mehr. So ergibt sich als dritte Konsequenz: noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Leid (πένθος [penthos]) oder „Trauer“ wird also in der neuen Schöpfung weder die Menschen noch die Schöpfung selbst ergreifen. Erneut konstatieren wir eine Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie (vgl. Jes 35,10; 51,11; 60,20; 61,3; 65,16ff; 66,10; Jer 31,13). Aber auch Jesu Verheißung aus der Bergpredigt (Mt 5,4) geht in Erfüllung. Ähnliches gilt für κραυγή krauge. Die Lexika geben dafür mehrere Übersetzungsmöglichkeiten an: „Geschrei von Aufgeregten“, „Angstgeschrei“, „Jammerrufe“, „Hilferufen zu Gott“. All das wird es in der neuen Schöpfung nicht mehr geben: Aufgeregtheit, Angst, Jammer und Not (vgl. Jes 65,19). Mit Leid und Geschrei verschwindet auch jeder Schmerz aus der neuen Schöpfung. Das griechische Wort πόνος [ponos] bedeutet „Arbeit“, „Mühe“, „Mühsal“, „Schmerz“. Verschwinden werden „Dornen und Disteln“ und der „Schweiß des Angesichts“, die seit Gen 3,18–19; 5,29 die menschliche „Arbeit“ kennzeichnen. Es wird weder „Mühe“ noch „Müdigkeit“ mehr geben (vgl. Jes 40,28–31) und erst recht keinen Schmerz. Es fehlt ja alles, was Schmerzen verursachen könnte. Offb 21,4 ist von solch grandioser Einfachheit, dass Augustin hier anmerkte, es sei „mit zwingender Klarheit“ geschrieben.
V. 4 endet mit den Worten: denn das Erste ist vergangen (ὅτι τὰ πρῶτα ἀπῆλθαν [hoti ta prota apelthan]). Das griechische ἀπῆλθαν [apelthan] nimmt das ἀπῆλθαν [apelthan] von V. 1 wieder auf. Das Erste meint also den ersten Himmel und die erste Erde (V. 1), auf der wir heute leben, samt allen Bedingungen der alten Schöpfung. Das Erste ist vergangen: Diese Worte drücken etwas Endgültiges aus. Die alte Schöpfung kann nie wieder zurückkehren, und sie wiederholt sich auch nicht. Sinngemäß wurde dies schon in Jes 65,17 prophezeit: „daß man der vorigen (= Schöpfung) nicht mehr gedenken wird“.
Wenn Roloff meint: „Man kann die Neuschöpfung nicht positiv beschreiben“, dann bedarf diese Aussage einer doppelten Korrektur: Erstens stellt Offb 21,4 die positive Beschreibung abwischen alle Tränen betont an die Spitze; zweitens sind die Bemerkungen über die Abwesenheit von Tod, Leid, Geschrei und Schmerz nicht nur negativ, sondern auch positive Befreiungsaussagen für die Erlösten. Bengel zog aus der Formulierung nicht mehr mit Recht die Folgerung, dass es bis dahin Tod, Tränen, Leid usw. gegeben haben muss – also auch noch im Tausendjährigen Reich.

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament