Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.
Elberfelder Bibel 1905 . – 2Kor 3,17
Der Herr istnämlich der Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist wahreFreiheit.
Greber 1936
Der Herr aber ist [dieser lebendig machende] Geist. Wo der Geist[des] Herrn [ist, daist] Freiheit.
Konkordante Übersetzung 1939
Jehova nunist der GEIST;und wo der Geist Jehovas ist, daist Freiheit.
Neue Welt Übersetzung
Mit Gott ist hier jetzt die Power von Gott gemeint, seinGeist. Wenn der in uns wohnt, haben die alten Gesetze nichts mehr zu sagen.
Volxbibel
κύριος greift das κύριον v. V. 16 auf, nach V. 14 = Christus; ὁ δὲ κύριος τὸ πνεῦμά ἐστιν der/dieser Herr aber ist der (erwähnte/bekannte, vgl. A103) Geist. οὗ18 wo. ἐλευθερία Freiheit, erg. ἐστίν.
Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament
Was auch immer Mose dazu bewegte, sein Angesicht zu verhüllen, es erwies sich als prophetische Tat. Nicht nur das alte Israel war unwillig oder unfähig, das vorbereitende und für eine Übergangszeit gedachte Wesen des Alten Testaments zu Vers tehen (ihre Sinne wurden verstockt), die Verstockung erstreckte sich auch auf die folgenden Generationen. Auch zu Paulus‘ Lebzeiten (bis auf den heutigen Tag) sahen die Juden im alten Bund noch immer das letzte Wort der Offenbarung Gottes. Obwohl die Decke, die die Herrlichkeit von Mose verbarg, und damit der alte Bund aufgehoben ist, ist doch, so sagt Paulus, eine geistliche Decke geblieben (vgl. 2Kor 4,3-4; Röm 11,7-8.25 ).
Die Decke des Unglaubens, die vor den Herzen der Israeliten hängt, kann nur von Christus entfernt werden (2Kor 3,14), wenn Israel … sich bekehrt zu dem Herrn. Mose legte seine Decke in der Gegenwart des Herrn ab. So wird auch von jedem Juden – und von jedem Menschen überhaupt -, der sich im Glauben zu Christus dem Herrn bekehrt, die geistliche Decke abgetan werden. Der Herr, der den alten Bund errichtete, ist derselbe, der auch den neuen Bund stiftete.2Kor 3,17
Während im Alten Testament Mose immer dann, wenn er zum Herrnging, die Decke vor seinem Gesicht ablegte (2Mo 34,34), ist es im neuen Bund der Geist, der die Decke entfernt. Der Heilige Geist ist das persönliche „Werkzeug“ Christi; er ist „der Geist des Herrn“ (vgl. Röm 8,9). Die zwei sind in ihrem Wirken ( Joh 15,26; 16,6-15 ) und im Ergebnis dieses Wirkens eins ( Röm 8,15; Gal 5,1). Paulus‘ Worte „der Herr ist der Geist“ ( 2Kor 3,17; vgl. V. 18) bedeuten nicht, daß er diese beiden Personen der Gottheit durcheinanderbringt. Sie sind vielmehr eine Bestätigung der Gottheit des Heiligen Geistes.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Eine der wichtigsten Folgen des neuen Bundes ist die Freiheit. An anderer Stelle vergleicht Paulus die, die unter dem alten Bund standen, mit Kindern der Knechtschaft, und die, die unter dem neuen Bund stehen, mit Kindern der Freiheit (Gal 4,21-31). Diese Freiheit ist möglich, weil Christus diejenigen, die glauben und so zu Kindern Gottes werden, von der Strafe des Gesetzes erlöst hat ( Gal 4,5-7 ). Die Freiheit, die sie als Kinder Gottes nun besitzen, wird durch den Heiligen Geist, der die Christen dazu befähigt, Gott „Vater“ zu nennen, bestätigt ( Röm 8,15; Gal 4,6).
»Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.«
Das wird in Christus und durch Christus geschehen. Israel lebt noch nach dem »Buchstaben« und zieht sich so Verurteilung und Tod zu. Es lebt und glaubt in der druckenden Knechtschaft des fordernden Gesetzes, mit hartem, steinernem Herzen – doch nicht fähig, das Gesetz zu halten. Die Gemeinde des Neuen Bundes ist befreite Gemeinde, lebt in der Freiheit der Kinder Gottes, in der Freiheit der Liebe. »Freiheit« ist aber geschaffen durch den Befreier (vgl. Gal 5, 1ff.). Im Neuen Bund ist Freiheit immer Freiheit durch und in Jesus Christus (vgl. Jes 61,1; Lk 4,18; Joh 8,36; Röm 6,18; 8,2.21; Gal 5,1.13). Diese Freiheit leben wir im Geist Gottes. Der Heilige Geist ermöglicht uns und kräftigt uns zu einem befreiten Leben, frei von der Herrschaft der Sünde, ja frei von uns selbst, gebunden an Christus. Israel lebt in der Knechtschaft des Gesetzes, denn es anerkennt Christus nicht und ist damit ausgeschlossen von der Kraftwirkung des Geistes Gottes. Denn der auferstandene Christus ist in seinem, dem Heiligen Geist, der vom Vater und dem Sohn ausgeht, in seiner Gemeinde wirksam und anwesend. »Der Herr ist der Geist«: das ist die wichtigste Einordnung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist nicht neben oder gar ohne den Christus.
Der Heilige Geist ist der gegenwärtige Christus. Alle Geisterfahrung und Geistbehauptung, die Jesus Christus weglässt oder die ihm entgegen ist, entstammt einem anderen, einem falschen Geist. Der Geist verherrlicht Christus, verdeutlicht sein Wort und führt seinen Weg (vgl. Mt 3,11; 28,19; Mk 13,11; Lk 11,13; Joh 3,5ff.; Joh 6,63; 7,38ff.; Joh 14,17; 16,13ff.; Joh 20,22; Apg 1,5; 10,44ff.; Röm 5,5; 8,9ff.; 1Kor 2,4.11ff.; 1Kor 3,16; 12,3; 15,45; 2Kor 1,22; Gal 4,6; Eph 6,17; Tit 3,5; 1Petr 1,11ff.; 1Joh 3,24; 4,2ff.; Offb 2,7; 19,10; 22,17). Jesus Christus und der Heilige Geist sind zwar biblisch unterschieden, aber nicht voneinander zu trennen. Es gibt keine Geistbegabung ohne die klare Christusbindung. Wer Jesus Christus als seinen Herrn bekennt, hat den Heiligen Geist. Jeder Christ. Dan gibt es kein Zwei-Klassen -System.
Edition C
2 Kor 3:14-16 : In den Synagogen wurde regelmäßig laut das mosaische Gesetz vorgelesen. Erst im neuen Bund in Christus konnte die Herrlichkeit in ihrer ganzen Fülle offenbart werden, denn dann hielt sie durch den Geist Einzug in die Herzen der Menschen. Dieses für die Zukunft verheißene Kommen des Geistes (im Gegensatz zur gegenwärtigen Abwesenheit des Geistes in der Welt) war eine der Grundlagen des jüdischen Glaubens. Nach Paulus kann die volle Herrlichkeit, die dem Gesetz innewohnt, in der Gegenwart nicht erfahren werden (da sich das Wesen des Menschen seit Mose nicht gewandelt hat), es sei denn, der Einzelne bekehrt sich zu Christus ( 3,14.16 ) und trägt das Gesetz von nun an im Herzen ( Jer 31,31-34 ). Ganz ähnlich brauchte auch Mose, der eine enge Beziehung zum Herrn hatte, keine Decke, um die Herrlichkeit ertragen zu können ( 2.Mose 34, 34 ).
Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
2 Kor 3:17 : Paulus bediente sich einer Standardmethode der jüdischen Auslegung, um Entsprechungen zwischen den handelnden Personen beim ersten Geben des Gesetzes und im neuen Bund herauszuarbeiten: Dem »Herrn« in der Passage aus 2. Mose entspricht in heutiger Zeit der »Geist«.
Grundlage und Mitte des Neuen Bundes ist Christus. Wie aber verhält sich „Christus“ zu dem „Geist“? Paulus macht darüber eine überraschende Aussage: „Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn [ist, da ist] Freiheit.“ Diese Aussage über Jesus kann nicht einfach ein Gleichheitszeichen zwischen „Jesus“ und „Geist“ setzen wollen. Denn es ist im nächsten Augenblick von „dem Geist des Herrn“ die Rede, wodurch der Geist als „Besitz“ des Herrn bezeichnet ist. Allerdings besitzt der Herr den Geist nicht als eine bloße „Auswirkung“ zum Dienst, als eine unpersönliche „Kraft“. Dazu ist |86| der Geist Gottes zu groß und sein Verhältnis zu Jesus zu personal A . Wir sehen, wie ein Paulus das Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit zwar nicht dogmatisch lehrt, aber tief kennt und bezeugt. So wie der Geist allein Jesus verherrlicht und alles aus Jesus nimmt (Joh 16,14) B , so lebt und wirkt umgekehrt Jesus allein im Heiligen Geist. Jesus und der Geist sind dabei nicht voneinander zu trennen. So meint Paulus die Aussage: „Der Herr ist Geist C .“ Darum verleiht die Bekehrung zu Jesus zugleich den Heiligen Geist. Wo Jesus der Herr wird, macht der Geist Wohnung im Menschen D ; und im Heiligen Geist „wohnt“ wiederum Jesus in unserem Herzen (Joh 14,23;Eph 3,17). Darum ist Paulus als Bote Jesu weit über Mose erhöht, der nur „den Buchstaben“, das in Stein geschriebene und den Tod bringende Gesetz, zur Verfügung hatte. Darum ist auch das, was Jesus wirkt und verleiht, etwas völlig anderes als das, was durch Moses Wirken erschreckend sichtbar in Israel entstanden ist. Unter dem Gesetz ist man ein „Sklave“ (Gal 4,1 f); man lebt in der ständigen, ängstlichen Scheu vor Gesetzesübertretung und Versündigung E . Es ist auch nicht zufällig, dass gerade in den strengen Kreisen Israels die „Heuchelei“ entstand, das Gegenteil der freien Offenheit und Sonnendurchsichtigkeit, die Paulus mit Freude rühmen kann. Er kann das, weil gerade er, der ehemalige Pharisäer, die wunderbare Befreiung durch Jesus und den Heiligen Geist erfahren hat. So weiß er: „Wo aber der Geist des Herrn [ist, das ist] Freiheit.“ Es ist die „Freiheit“ von den Zwängen der Ichhaftigkeit und dem Kreisen um das eigene Ich. Es ist die Freiheit zum Lieben. Die Liebe erfüllt das Gesetz (Röm 13,10;Gal 5,14), aber nicht mehr in Leistungen, die sie sich unter dem Druck des |87| Gesetzes abquält, sondern in Freiheit und Freude. Sie ist darin das völlige Gegenteil zu einem Leben unter dem Gesetz, obwohl in ihr gerade zur Erfüllung kommt, was Gott in seinen Geboten wahrhaft gemeint hat. Dieses Lieben ist „Frucht des Geistes“ und in der Schilderung Gal 5,22 nicht zufällig sofort mit „Freude“ und „Friede“ verbunden F .
A) Im Zeugnis des NT erscheint der Geist Gottes deutlich als „Person“. Er leitet, er lehrt, er erinnert (Joh 14,26;16,13). Er verherrlicht Jesus und schöpft dabei aus Jesu Eigentum (Joh 16,14). Man kann ihn anlügen (Apg 5,3.9), man kann ihn betrüben (Eph 4,30). Er spricht und gibt Anweisungen (Apg 13,2), er hindert Paulus bei der Durchführung eigener Missionspläne (Apg 16,6), er setzt Menschen zu bestimmten Diensten ein (Apg 20,28). Er „wohnt“ in den Glaubenden (Röm 8,9;1 Kor 3,16). In allem handelt der Geist personhaft. Die Gemeinde Jesu hatte recht, den Geist lehrhaft als „die dritte Person der Trinität“ zu bezeichnen.
B) Es ist darum irreführend und gefährlich, wenn der „Geist“ in falscher Weise verselbständigt und in seinem Wirken über Jesus erhört wird. Der Geist führt nicht über Jesus empor zu neuen, eigenen Höhen. Darum gibt es auch nicht über dem „schlichten Glaubensstand“ in Jesus ein „Geistchristentum“ höherer Art. Und darum kennt das NT auch kein Gebet zum Heiligen Geist, sondern nur das Beten im Heiligen Geist (Ju 20).
C) Eine sprachlich und inhaltlich parallele Stelle finden wir in 1 Kor 15,45Es ist zugleich zu beachten, wie auch an andern Stellen Christus und der Geist als Subjekt gleicher Wirkungen erscheinen: Gal 4,4-6;Röm 8,9-11;1 Kor 6,11;6,17;12,12 f.
D) So lehrt es Petrus am Pfingsttage: Apg 2,38so zeigt es Paulus den Ephesern (Eph 1,13). Darum sind die Apostel überall davon überzeugt, dass Menschen „in Christus“ zugleich den Heiligen Geist haben: Röm 9,9-11.15.23;1 Kor 3,16;6,19;1 Joh 2,27 u. a. Stellen.
E) Auch an die „Sklaverei der Todesfurcht“ (heb 2,16) ist hier zu denken.
F) Luther hat eine seiner schönsten Schriften dem Thema der „Freiheit eines Christenmenschen“ gewidmet. Luther hat erkannt, dass das Kennzeichen des wahrhaft guten Werkes die „hilaritas“, die Fröhlichkeit ist, mit der es in Freiheit getan wird.
Wuppertaler Studienbibel
Heute rufen viele nach Freiheit – und meinen nur die Freiheit, sich treffen zu können, mit wem sie wollen, oder ohne Gesichtsmaske einkaufen zu können. Aber wirkliche Freiheit finden wir nicht in persönlicher Freiheit. Wirkliche Freiheit finden wir nur in Gottes Freundschaft und Gegenwart.
Ein Kommentar