„dass ich aufpasse, wer bei mir ist, wenn ich irgendwas erzähle“

Ich sprach: Ich will meine Wege bewahren, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorbe verwahren, solange der Gesetzlose vor mir ist.

Elberfelder Bibel 1905 – Ps 39,1

Ich hatte mir vorgenommen,
auf mich aufzupassen
und nichts zu sagen,
wodurch ich schuldig würde,
in Gegenwart von Schurken stillzuschweigen,
als hätte ich einen Knebel im Mund.

Gute Nachricht Bibel – Ps 39,2

Ich nahm mir vor, auf mich zu achten, / dass mein Reden nicht zur Sünde wird, / dass ich meine Zunge zügle, wenn Gottlose bei mir sind.

Neue evangelistische Übersetzung – Ps 39,2

Ich hatte mir fest vorgenommen, 
  vor bösen Menschen meine Zunge im Zaum zu halten; 
  ich wollte mich zusammennehmen und nichts sagen, 
  was man mir als Schuld anrechnen könnte.

Hoffnung für Alle – Ps 39,2


Ich hab gesagt: Ich will aufpassen, dass ich Gott nicht mit meinem Gelaber quäle. Und dass ich aufpasse, wer bei mir ist, wenn ich irgendwas erzähle.

VolxBibel – Ps 39,2

  Ich sagte: Wachen will ich über meine Wege (Aufpassen will ich auf meine Wege) um nicht mit meiner Zunge zu sündigen. 
  Meinem Mund stellte ich eine Wache hin, 
  als sich der Sünder gegen mich aufstellte. 

Septuaginta Deutsch- Ps 38,2


Dem Vorsänger, dem Jeduthun. Ein Psalm von David. Ich sprach: Ich will meine Wege bewahren, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorbe verwahren, solange der Gesetzlose vor mir ist.

Lehrtext: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Jakobus 1,19

Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.

Ich habe mir vorgesetzt usw. Auch der Umstand lässt auf die Heftigkeit des Schmerzes schließen, dass David ganz gegen seinen inneren Vorsatz in die bittersten Klagen ausbrach. Denn der kurze Sinn seiner Worte ist der, dass er mit zur Geduld gesammeltem Gemüte sich zwar Stillschweigen abzwingen wollte, dass aber die Gewalt des Schmerzes diesen Vorsatz umgestoßen und ihm Worte ausgepresst habe, die auf einen gar zu ungebändigten Schmerz schließen ließen. Buchstäblich wäre zu übersetzen: „Ich habe gesagt.“ Aber diese Wendung bezeichnet nicht immer ein äußeres Sprechen: auch wo nicht ausdrücklich dabeisteht: „in meinem Herzen“ – wird es sich oft um einen inneren Vorsatz handeln. Auch hier wird David nicht sagen wollen, dass er vor Menschen tapfer geredet, sondern dass er sich vor Gott in langer innerer Betrachtung redlich gerüstet habe, das Unglück zu ertragen. Dieser Eifer erscheint bemerkenswert. Denn es hat seinen guten Grund, dass David sich mit solcher Sorgfalt hütet. Buchstäblich wäre zu übersetzen: „Ich will meine Wege bewachen.“ Weil er sich seiner Schwachheit bewusst war und auch wusste, wie viele Nachstellungen Satan zu bereiten pflegt, so schaute er hierhin und dorthin aus und stellte gleichsam überall Wachen auf, damit weder von rechts noch von links die Versuchung ihn heimlich beschleichen und sich in sein Herz eindrängen könne. Die Zugänge waren also von allen Seiten geschlossen. Aber durch die große Bitterkeit seines Schmerzes wurde seine Standhaftigkeit mit Gewalt gebrochen. Wenn David weiter sagt, dass er seinen Mund zäumenwollte, so ist das nicht so zu verstehen, als habe er sich damit begnügt, was ihn quälte, in sich zu verschließen, – wie denn mancher hinter scheinheilig sanftmütigen Mienen und Reden innere Auflehnung verbirgt. Vielmehr bezeugt er, dass er mit größter Anstrengung seine Stimmungen zügelte; weil die Zunge nur zu leicht ausgleitet, wollte er auch nicht ein Wort aus seinem Munde gehen lassen, das irgendwelche Ungeduld verraten hätte. In der Tat gehört eine seltene Standhaftigkeit dazu, in voller Wahrheit und mit bewusstem Entschluss die nur zu bewegliche Zunge festzuhalten. Das folgende Satzglied: weil ich muss den Gottlosen so vor mir sehen, versteht man meistens dahin, dass David seine Traurigkeit verbergen wollte, um nicht den Gottlosen Anlass zur Lästerung zu geben, die bei jedem Übel, welches Kindern Gottes zustößt, diese nur zu gern frech verhöhnen, wobei es ohne Spott über Gott selbst nicht abgeht. Aber der Hinweis darauf, dass der Gottlose so dasteht, will doch wohl noch etwas anderes besagen: David sieht, wie die Frevler alle Macht in die Hand bekommen, aber er will diesen unwürdigen Zustand, der sonst die Guten nicht wenig ärgert und quält, schweigend ertragen. Wenn es nun schon einem David schwer wurde, seine Zunge zu zähmen, damit er sich nicht durch Murren versündigte, so wollen vollends wir an seinem Beispiel lernen, unter jedem Druck mit allem Ernst unsere Gefühle zu dämpfen, damit uns nicht eine unfromme Rede entfahre, die den Herrn beleidigen müsste.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

2 חטא sündigen (Inf cs qal) // מַחְסוֹם (hap leg) Lippenblech, Mundmaske – ein Mundstück aus Gold- oder Silberblech, das Verstorbenen zur Schliessung der Seele eingesetzt wurde (früher: Zaum) // בְּעוֹד so lange als (“bei Fortdauern von”).
….
Anregung für die Praxis
Eine Spannung zwischen Reden und Schweigen im Zusammenhang mit Konflikten und Schuld, in der auch wir moderne Menschen uns oft wiederfinden, durchzieht diesen Psalm. Dabei erweist sich das Schweigen gegenüber Menschen, aber das zugleiche Reden mit Gott als Weg, diese Spannung auszuhalten, ja zu bewältigen. Im Psalm artikuliert sich ein Mensch, der bereits am Rand des Todes steht; davon ausgehend findet sich eine Besinnung über die Brüchigkeit menschlichen Lebens generell. Zur Schuld-Thematik liegen drei Facetten vor: Die Bitte um Bewahrung davor (2) – die Bitte um Rettung aus den Verfehlungen (9, evtl. auch 14) – das Bekenntnis von Strafe und Erziehung (“Züchtigung”) aufgrund von Schuld(12). Wie der ganze Psalm von einer existentiellen Tiefe bestimmt ist, so auch das Gebet, das von Seufzen, Schreien und Weinen begleitet ist und um Erhörung ringt (13, vgl. 4b). “Der Psalmdichter scheint seinen Hörern bzw. Lesern einen Weg aufzeigen zu wollen, wie angesichts einer Leidenssituation gebetet werden kann, ohne Gott anzuklagen, aber ihm gegenüber doch zum Ausdruck zu bringen, wie belastend und schwer nachvollziehbar sein Handeln ist” (C. Forster).

Werkbuch Psalmen

Ist das Mitteilen von der eigenen Meinung immer richtig?
Beim lesen der verschiedenen biblischen Kommentare zu diesem Psalmenvers fiel mir der in den Medien breitgetretene Fall eines Pastors in unserem Land ein : er hatte in einem Eheseminar deutliche Worte zur Homosexualität gefunden. Das was er sagte war wohl der Maßstab der Bibel und damit der Maßstab des Schöpfers. Aber warum fallen solche Worte in einem Eheseminar? Manchmal ist es eben wichtig, nur denen die biblische Wahrheit offen zu sagen, die sie auch hören möchten – und bei denen die sich gegenüber dem Schüpfer als „Gottlose“ betrachtet sehen wollen, einfach zu schweigen.
Ähnliche Situationen gibt es auch bei uns im Hauskreis – nicht immer ist es angebracht, jede Frage zu beantworten. Denn wenn die Grundlagen nicht gelegt worden sind, wird jede Antwort nur auf Ablehnung stoßen. Deshalb ist es so wichtig, eine richtige feste biblische Grundlage zu haben, auf die dann aufgebaut werden kann. Das fällt mir besonders bei vielen Ex-Mitgliedern der Kirchen und orgs auf – es fehlt einfach an der Liebe zu einem allmächtigen Schöpfer, weil kein tägliches Bibellesen gefördert wird. Das ist dann, wie bei Ehepaaren die nie Zeit miteinander verbringen – man kann den anderen einfach nicht verstehen!

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