Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
Elberfelder 1871 – Psalm 23,4
Auch wenn ich gehn muß
durch die Todschattenschlucht,
fürchte ich nicht Böses,
denn du bist bei mir,
dein Stab, deine Stütze –
die trösten mich.
Buber Psalm 23,4
Und wenn ich mal keinen Ausweg sehe, mich die Depression packtwie ’ne dunkle Wolke, hab ich dennoch keine Angst. Denn ganz egal, wie verfahren die Situation auch ist, vertrau ich ihm, weil er mich sicher wieder herauszieht. //Und die Krönung ist, er setzt sogar noch einen drauf:
VolxBibel – Psalm 23,4
Auch wenn ich durch (in) das Tal des Todesschattens (das von tödlicher Gefahr überschattete Tal, das extrem finstere Tal) gehe (gehen werde/muss/sollte, gerate ),
fürchte (werde ich fürchten) ich keine Gefahr (Unheil, Übel, Unglück, nichts Böses, das Böse nicht, den Bösen nicht ),
denn du [bist] bei mir.
Deine Keule (Rute, Knüppel, Stock) und dein Stabl {sie} geben mir Zuversicht (trösten/beruhigen mich, werden mir Zuversicht geben) .
Psalm 23,4
Leben wir gerade in einem „finsteren Tal“ – weil wir durch „Covid 19“ eingeschränkt sind? Wohin sind unsere Augen gerichtet? Zu irgendeinem Doctor, Professor, der unserer persönlichen Meinung nach, die Wahrheit gefunden hat? Oder ist unser Auge – unsere Hoffnung auf den allmächtigen Gott gerichtet?
Und wir brauchen vor dem Tod keine Angst zu haben. Im Tal der Todesschatten brauchen wir uns nicht zu fürchten; denn der Hirte ist ganz nah bei uns. Der Stachel des Todes ist die Sünde – die Sünde, die nicht bekannt und vergeben wurde. Aber Christus hat in Bezug auf den Gläubigen dem Tod den Stachel geraubt. Er hat unsere Sünden ein für alle Mal weggenommen. Nun ist das Schlimmste, was uns der Tod antun kann, in Wirklichkeit das Beste für uns! So können wir singen:
O Tod, o Grab, nicht fürcht ’ich eure Macht!
Die Schulden sind gesühnt,
Als Jesus in der finstern Kreuzesnacht
Das trug, war ich verdient.Margaret L. Carson
Es ist wahr: Christen mögen eine gewisse sorgenvolle Vorahnung von dem Leiden haben, das so oft den Tod begleitet. So hörte jemand, wie ein alter Heiliger sagte: »Mir macht es nichts, wenn der Herr mein Zelt abbricht; aber ich hoffe, er tut es sanft!«
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Es ist ebenfalls wahr, dass wir gewöhnlich keine Gnade zum Sterben bekommen, bevor wir sie nötig haben. Doch bleibt die Tatsache, dass der Tod seine Schrecken verloren hat, weil wir wissen: Sterben bedeutet, bei Christus zu sein – und das ist das weitaus Bessere. »Sterben ist Gewinn!«
Der Stecken und der Stab des Hirten sind Quellen des Trostes, des Schutzes und der Führung. Wann immer nötig, kann er den Stecken auch zur Züchtigung verwenden. Die meisten Schafe brauchen diesen Dienst von Zeit zu Zeit.
Die vierte Segnung durch die Führung des Herrn ist die Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet (oder im Todesschatten ), braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der Hirte ist mit Stecken und Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen Situationen zu bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die der Herr nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebräer 13,5 ).
Walvoord – Die Bibel erklärt und ausgelegt
Schon ein großer Theologe des vorigen Jahrhunderts hat erkannt, dass „die Zuversicht, die hier ausgesprochen wird, nicht die kindliche ist, nicht die eines solchen, der den Schmerzen und Nöten des Lebens, die er noch nicht erfahren hat, mit heiterer Freudigkeit entgegengeht; sie ist die eines erfahrenen Streiters, eines solchen, der aus vielen Trübsalen kommt, der weiß, was es mit ihnen auf sich hat, und wie der Herr in ihnen tröstet und aus ihnen hilft, reichlich erfuhr. Der Preis der Ruhe, welche der Herr gewährt, lässt uns in dem Sänger einen müden Pilgrim erkennen; der Dank für die Erquickung zeigt uns den Erschöpften; das, wenn ich auch wandle im Tale des Todesdunkels usw. einen solchen, der dunkle Lebenswege schon geführt ist und ihnen noch entgegengeht“ 47.
Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen
Wie in Palästina die schönsten Weideplätze oder die Wasser der Ruhe gar oft zwischen wilden Schluchten liegen, wo wilde Tiere und Räuberbanden auf ihre Beute warten, so sind die Segnungen und Höhepunkte des Lebens vielfach eingebettet zwischen Gefahren, Prüfungen, Nöte, die nur von Gott beherrscht werden können. Das Geheimnis aber, dass der Glaubende sich wie Joseph auch im Hause eines Potiphar bewährt (1Mo 39,8ff.), dass Mose auch vor der Sprache eines Pharao nicht erschrickt (2Mo 10, 28ff.), dass Luther auch vor dem Reichstag zu Worms zu erscheinen wagt – ist: „denn du bist bei mir“ ! Gott in seiner Gegenwart war aber stets groß genug, auch Fluch in Segen und Tod in Leben zu verwandeln. Pfade, die auch Glaubenden als Untergang erscheinen mussten, erwiesen sich nachher als Wege, die zu ungeahnten Segnungen und Aufgaben führten, weil Gott sie durch seine Gegenwart beherrschte.
Was mich daher auch angesichts der Todestäler „tröstet“, d. h. ruhig sein lässt, das sind „dein Stecken und dein Stab“ . Das war einst die Waffe des morgenländischen Hirten. Gott hatte zu allen Zeiten Waffen genug, um sich der Welt gegenüber zu behaupten. Er beherrschte noch immer Zeitalter, Völker und Geschichte. Will er Israel aus seiner Gefangenschaft erlösen, beruft er sich einen jungen Cyrus zu seinem Knecht. Will er Luthers [Reformation vor dessen Feinden bewahren, stellt er sie unter die Gunst der Fürsten. Gottes Waffen erschöpfen sich nicht, die der Bewahrung derer dienen müssen, die Ihm vertrauen. Daher konnte sich der Glaube oft bis zu der ganz großen Zuversicht eines Paulus erheben: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?. . . In dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat“ (Röm 8,35ff.).
Weit mehr noch als Täler des Todes können jedoch Menschen drücken, wenn sie dem Menschen zum Feinde werden. Wie stark jedoch unser Sänger in Gott zur Ruhe gekommen ist, zeigt sich ferner in dem, dass er
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal usw. Wenn auch die Gläubigen sicher unter Gottes Hand wohnen, so sind sie doch von vielen Gefahren umgeben; und auch die allgemeinen Leiden des Lebens legt der Herr ihnen auf, damit sie spüren, wie nötig sie seinen Schutz haben. Darum betont David noch ausdrücklich, dass er auch bei widrigen Zufällen in Gottes Vorsehung ausruhen kann. Er verspricht sich also nicht ununterbrochene Ergötzungen, sondern wappnet sich auch mit Gottes Beistand gegen alles, was da kommen mag, um es tapfer zu erdulden. Auch hier bleibt die Rede im Bilde und vergleicht die Fürsorge, die Gott in der Führung der Gläubigen offenbart, mit dem Stecken und Stab des Hirten: mit diesem Schutz für sein Leben will David zufrieden sein. Wenn ein Schaf durch ein dunkles Tal geht, so gibt die Gegenwart des Hirten ihm allein schon genügende Sicherheit gegen den Angriff wilder Tiere und gegen anderen Schaden. So sagt auch David hier, dass wenn er einmal irgendwie in Gefahr kommen sollte, Gottes Hirtentreue ihm genügenden Schutz gewähren werde. Wir sehen hier, dass er auch in Glück und Glanz niemals vergessen hat, dass er ein Mensch war, sondern dass er schon beizeiten an das Unglück gedacht hat, das ihn vielleicht treffen könnte. Und sicherlich zittern wir deshalb so sehr, wenn Gott uns durchs Kreuz prüft, weil ein jeder, um ruhig zu schlafen, sich in fleischliche Sicherheit einwiegt. Von diesem Schlaf der Starrheit ist die Ruhe des Glaubens sehr verschieden. Ja, da Gott den Glauben durch Unglück prüft, so folgt, dass niemand wahren Glauben hat, der nicht mit unbesiegbarer Standhaftigkeit ausgerüstet ist, um alle Furcht zu besiegen. Doch David rühmt sich nicht, von aller Furcht frei zu sein, sondern nur, dass er allem gewachsen sein werde, sodass er furchtlos überallhin geht, wohin der Hirt ihn führt. Dieses geht aus dem Zusammenhange noch deutlicher hervor. Zuerst sagt er: Ich fürchte kein Unglück. Dann gibt er gleich darauf den Grund hierfür an. Er gesteht offen, dass er sich dadurch von seiner Furcht zu heilen sucht, dass er auf den Stab des Hirten blickt. Denn wozu hätte er Trost nötig, wenn die Furcht ihn nicht beunruhigte? Es ist also festzuhalten, dass David, da er an die Leiden denkt, die ihn treffen können, nur dadurch dieser Versuchung Herr wird, dass er sich der Fürsorge Gottes übergibt. Dies hat er schon vorher, wenn auch dunkler, durch die Worte ausgedrückt: Du bist bei mir. Denn wenn er von Furcht frei gewesen wäre, so hätte er nicht nach Gottes Gegenwart verlangt. Ferner ist zu beachten, dass er den Schutz Gottes nicht nur den gewöhnlichen täglichen Leiden gegenüberstellt, sondern auch solchen Anfechtungen, die durch die Finsternis des Todes den Geist verwirren. David spielt hier auf die dunklen Schlupfwinkel und Höhlen der wilden Tiere an, wo einen jeden gleich beim Eintritt die Todesfurcht überfällt. Da Gott sich uns jetzt in seinem eingeborenen Sohn deutlicher als einst den Vätern unter dem Gesetz als Hirte offenbart hat, so erweisen wir seiner Beschützung nicht die genügende Ehre, wenn wir auf sie nicht unsere Augen richten und so alle Angst mit Füßen treten.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar