Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Elberfelder 1871 – 1.Tim 2,1–4
Zu allererst {nun} möchte ich, dass man Bitten, Gebete, Fürbitten und Dankgebete für alle Menschen verrichtet, für Könige und alle (, die sich in hervorragender Stellung befinden =) hohen Beamten, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Gottesfurcht (Frömmigkeit) und Würde (Ehrbarkeit). Das ist schön und (annehmbar, wohlgefällig vor =) gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen,
offene Bibel – 1.Timotheus 2,1–4
Insbesondere bitte ich euch nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung, für die Könige und alle Amtsträger, damit wir ein ruhiges und gelassenes Leben führen können, fromm und von allen geachtet. Das ist schön und gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Zürcher Bibel – 2007 . 1.Timotheus 2,1–4
Eine Sache, Timotheus, ist superwichtig: Sorg dafür, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten! Damit meine ich, dass ihr Gott danken, ihn um Sachen bitten und manchmal auch komplett vor ihm die Hosen runterlassen sollt, wenn ihr euch trefft. Betet auch für alle anderen Menschen, für die Regierungen und die Parteien, die gerade an der Macht sind. Dann können wir ein relaxtes, chilliges Leben führen, ein Leben, das von den Leuten respektiert wird. Wo Gott drauf steht soll auch Jesus drin sein. Jesus will das so, er findet es gut, und er hat uns ja schließlich auch gerettet.
Gott will nämlich, dass alle Menschen gerettet werden. Er möchte, dass alle die Wahrheit spitzkriegen!
VolxBibel — 1.Timotheus 2,1:4
Die Wichtigkeit des Betens
5.1. »So« (V. 1), »daher«, »aus diesem Grund« – eben weil Timotheus im Kampf ist dafür, dass die wunderbare Botschaft von dem großen Gnadenangebot Gottes recht erhalten und ausgerichtet wird, und dafür, dass die zum Glauben gekommenen Menschen dann auch in der Spur der Nachfolge Jesu bleiben (1Tim 1,12-20). Dieser Kampf ist besonders dringlich in einer Zeit, in der sich die Dinge zuspitzen: Insofern, als einerseits der Druck von außen, etwa von seiten eines ideologisch bestimmten Staates, verschärft wird, und da andererseits die geistigen Verführungsmächte ihren Angriff verstärken mit dem Ziel, die Botschaft des Evangeliums auch innerhalb der Gemeinde mit anderem zu vermischen und sie so zu verfremden und zu verfälschen. Um das beides geht es insbesondere auch in der endzeitlichen »Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis« (Offb 3,10; vgl. 1Tim 4,1ff.), kurz bevor unser Herr wiederkommt. Für diese Zeit können wir aus den anfechtungsreichen Erfahrungen der frühen Christenheit viel lernen, auch aus dem, was in den nun folgenden Versen unseres Schriftabschnitts steht.
5.1.2 Paulus schreibt: »So ermahne ich nun« (V. 1 a): Das entsprechende griech. Wort bedeutet unter anderem »zurufen«, »trösten«, »aufmuntern«. Das Wort wurde damals auch dafür verwendet, dass in den Sportstadien die Wettkämpfer von ihren Freunden angefeuert wurden. Dort ging es um ein Anspornen vor aller Augen zu Leistungen, die in der griechisch -römischen Welt höchste Ehren eintrugen. Hier dagegen geht es um ein Anspornen zu einer Wirksamkeit, die kaum jemand beachtete und beachtet. Doch es geschieht hier etwas, das gerade schließlich auch in dem endzeitlichen Kampf der Gemeinde Jesu größte Bedeutung hat.
5.1.3 Wozu wird hier angefeuert? Zum Gebet. Es gilt auch allgemein und zu aller Zeit: Der »Baum« unserer Wirksamkeit als Christen, als Gemeinde Jesu in dieser Welt, muss das Gebet als tragendes und nährendes verdecktes Wurzelwerk haben. Die Väter haben gesagt: »Die Vielgeschäftigen fürchtet der Teufel nicht, aber die Beter.« Deshalb schreibt hier Paulus wörtlich: »… dass man vor allen Dingen zuerst tue Gebet …« Gewiss, das Gebet darf nicht das einzige sein; auch die Verkündigung von Gottes Wort, das Glaubenszeugnis, die Mission, die Evangelisation, die im Glauben weiterführende Verkündigung ist nötig, und auch die Tat der helfenden Liebe (Gal 6,10). Aber ohne das Gebet ist das andere wenig oder nichts. Gottes segensvolles Wirken will erbeten sein. Unser Herr spricht: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 7,7). »Gott will, dass wir unsere Hände ausstrecken nach seinem gnädigen Tun« (J. Chr. Blumhardt).
Es ist besonders wichtig, dies auch alten Christen zu sagen, die meinen, »nichts« mehr tun zu können. Im Bild der Amalekiter Schlacht gesprochen: Sie dürfen der »Mose« auf dem Berg sein, der die Hände zu Gott erhebt, während andere, jüngere, der »Josua« im Tal sind, der hier zu wirken hat (2Mose 17,8ff.). Die Entscheidung fiel damals nicht bei dem kämpfenden Josua, sondern bei dem betenden und von seiner Fürbitte her segnenden Mose, das heißt bei dem, den er anrief, beim lebendigen Gott. Doch auch junge Menschen sind nicht weniger zum Gebet eingeladen. Gott lässt uns weitgehend beides zugleich sein: den betenden »Mose« und den kämpfenden »Josua« – kämpfend nicht gegen, sondern um Menschen.
5.1.4 Paulus sagt: »Ich ermahne nun …« Der Apostel, der hier so anfeuert, ist keineswegs ein »Schlachtenbummler« und Nur-Zuschauer, wie es jene im Sportstadion sind. Er ging allen im Kampf voran, aber auch im Gebet. Er schreibt: »Wir beten allezeit. 1.« (2Thess 1,11); »… dass ich ohne Unterlass euer gedenke und allezeit in meinem Gebet flehe …« (Röm 1,9). Er wusste, dass v. a. im Gebet die entscheidenden Siege erfechten werden. Vor allem im Gebet wirken wir mit Gott. Nicht zuletzt hier lag die Ursache für die so außerordentliche Fruchtbarkeit des Apostels Paulus. Aus dieser Erfahrung heraus »ermahnt« Paulus hier seine Mitchristen, auch uns.
5.1.5 Dabei ist zu bedenken, dass das Beten ja nicht eine bewundernswerte und verdienstvolle Leistung des Menschen ist, auf Grund der er einen Anspruch gegen Gott hätte. Das Beten ist vielmehr nichts als das demütige, flehende und vertrauensvolle Ausstrecken von leeren Bettlerhänden zu dem großen Gott. Und dennoch muss das Beten neben vielen andern Aufgaben der einzelnen Christen und der Gemeinde Jesu nach dieser Schriftstelle den ersten Rang haben; so schreibt Paulus: »Ich ermahne, dass man zuerst vor allem tue Bitte, Gebet, Fürbitte …« Im Gebet geht es eben um das, was Gott tut. Und das hat in jedem Fall Vorrang vor dem, was Menschen tun, und unendlich viel größeres Gewicht.
5.1.6 Auch rein zeitlich soll das Gebet – etwa angesichts neu zu beginnender Aufgaben und an jedem neuen Tag – das erste sein und darf keinesfalls etwa ausschließlich auf den Feierabend verschoben werden. Michael Hahn, einer der Väter des schwäbischen Pietismus, ein Bauer, sagte im Blick auf das Gebet am Morgen vor Beginn der Arbeit: »Es ist hier wie beim Wetzen der Sense; es ist ein Unterschied, ob ich das vor oder nach dem Mähen tue.« Und Jochen Klepper hat in seinem berühmten »Lied zu Mittag« gedichtet: »Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht ER stark zur Tat, und was der Beter Hände tun, geschieht nach Gottes Rat.«
5.2 Wer wird hier so zum Beten ermahnt?
5.2.1 Gewiss, Gott, der nach der Schrift das Schreien der jungen Raben erhört (Ps 147,9), achtet auch auf das Gebet eines bisher noch nicht im Glauben stehenden Menschen. Nicht wenige haben gerade über der Erfahrung mit einem Gebet in großer Bedrängnis den Zugang zum Glauben gefunden. Gottes Wort lädt ja allgemein ein: »Schüttet euer Herz vor ihm aus!« (Ps 62,9).
5.2.2 Aber Paulus redet in diesem Brief ja mit seinem jungen Mitarbeitet Timotheus und gibt ihm Anleitung für die Gemeinde, in der er zur Zeit tätig ist. Ja, Paulus spricht, wohl in der Erwartung, dass der Brief auch in der Gemeinde vorgelesen wird, mit dieser auch unmittelbar. So redet das den Brief abschließende Segenswort, das damals eigenhändig vom Briefverfasser angefügt wurde, so wie heute die Unterschrift, in Mehrzahlform: »Die Gnade sei mit euch!« (1Tim 6,21). Es sind also insbesondere die an Jesus Glaubenden, die beim Zum-Glauben -Kommen Gottes Geist empfangen haben und so nun Gottes Kinder sind (Joh 7,39; Röm 8,14ff.; Eph 1,13), die Paulus hier zum vertrauensvollen Gebet zu ihrem Vater im Himmel ermuntert.
5.2.3 Auch uns, die wir doch ebenfalls Jesus gehören wollen, will dieses Wort in diesem so wichtigen Dienst anfeuern. Als an Jesus Glaubende haben wir auf Grund der Gnade Gottes die Möglichkeit, aber auch die Pflicht, so vor Gott zu treten. Nur seinen Jüngern und Nachfolgern gibt Jesus die Verheißung: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 5,1; 7,7). Damit wir gewiss auch erhörlich beten, ist es wichtig, dass wir uns selbst immer wieder prüfen, ob wir denn wahrhaft Glaubende, das heißt in der ganzen Hingabe an unsren Herrn Stehende, also Jünger Jesu sind.
5.2.4 In dem allen wird den an Jesus Glaubenden das Beten ungemein leicht gemacht, denn wir erhalten dabei eine wundervolle Unterstützung: Unser Herr Jesus Christus, der zur Rechten Gottes thront, tritt für uns ein. So sagt Gottes Wort: » … der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt« (Röm 8,34). »… so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater« (1Joh 2,1). Auch der Heilige Geist erhebt aufs Beste seine Stimme aus uns und für uns und unsere Anliegen (Röm 8,26f.). Ja, »er hat« uns »lieb« (Joh 16,27). Der heilige, dreieinige Gott ist in Bewegung, wenn seine schwachen Kinder ihn bitten.
5.3 Was alles umfasst rechtes Beten?
Paulus gebraucht hier eine auffallende Häufung von Ausdrücken: »Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung«.
5.3.1 »Bitte« (wörtlich: »Bitten«): Es geht hier um einzelne Anliegen, Nöte. Sorgen, Aufgaben. Die Nöte und Schwierigkeiten, Wünsche und Bestrebungen veranlassen uns, zum Gebet die Zuflucht zu nehmen. So beten viele Menschen, auch Leute, die keinen Gottesdienst besuchen und die Bibel nicht lesen; doch sie sollten daraufhin weiterkommen: in der Sündenerkenntnis, in der Bitte um Vergebung (vgl. Lk 18,13), in der Hingabe des Lebens an Gott, also im Glauben und im Glaubensgehorsam. Nur so würde ihnen ihr Beten zum bleibenden Segen. Auf jeden Fall ist es nicht falsch, auch wegen aller äußeren Anliegen vor den himmlischen Vater zu treten; ihn freut das Vertrauen seiner Kinder.
5.3.2 »Gebet« (wörtlich: »Gebete«): Hier geht es um mehr: um das »Reden des Herzens mit Gott«, wie die Väter gesagt haben, um den Gebetsumgang, um die Liebe zu Gott, um Gebete nach Art der ersten drei Bitten des Vaterunsers, um die Hingabe an Gott, um seine Anbetung. Wie die Engel und die vollendete Gemeinde im Himmel ihn anbeten (Offb 4; 5), so wir schon hier »auf dieser Erde, auf den tiefsten Stufen seines Thrones«, in einer anfechtungsreichen Welt. Und doch ist es bereits ein Stück Himmel, so mit unserem Herrn Jesus Christus, mit dem »König aller Könige und Herrn aller Herren« (Offb 19,16), ja mit dem großen Gott selbst leben zu dürfen.
5.3.3 »Fürbitte,« (wörtlich: »Fürbitten«): Paulus gebraucht hier ein Wort, das bei seinem damaligen weltlichen Gebrauch benutzt wurde für die Audienz bei einem Machthaber, bei der das Ziel verfolgt wurde, diesen zu einem bestimmten Handeln, etwa einem Dritten gegenüber, zu bewegen. Wir Christen dürfen täglich, ja stündlich zur »Audienz« vor dem großen, allmächtigen Gott, vor dem Herrn über Himmel und Erde erscheinen, insbesondere auch zur Fürsprache für andere.
Die Welt erhofft heute viel von Gipfelkonferenzen. Dies hier ist die einzigartige, große »Gipfelkonferenz«: Wenn Kinder Gottes ihren himmlischen Vater bitten, an Jesus Glaubende diesen ihren Herrn. Hier fallen die größten Entscheidungen; hier werden von ewiger Hand die Weichen gestellt. »Die Fürbitte der Kinder Gottes ist ihre Teilhabe am Weltregiment Gottes« (f. Chr. Oetinger).
5.3.4 »Danksagung« (wörtlich: »Danksagungen«): »Das Gewebe unseres Gebets kann und darf den Dank als bunten Durchschuss haben«, sagten die Alten; es ist recht, wenn sich durch unser ganzes Beten wie ein roter Faden das Danken zieht (vgl. Phil 4,6). Unser Gebet ist nicht selten traurig, verzweifelt, und doch haben wir aus früheren Durchhilfen so viel Anlass zum Danken. Die Bibel sagt: »Ich denke an deine früheren Wunder« (Ps 77,12). »Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat« (Ps 103,2). Wir können daraus das Vertrauen lernen, dass unser Gott uns auch weiter hilft. Dass wir sündigen Menschen Überhaupt mit unseren kleinen menschlichen Anliegen zu dem großen Gott kommen dürfen, dass wir beten können, ist doch bereits schon viel Grund zum Danken.
Gott freut unser Dank, wie Jesus der Dank des einen geheilten Aussätzigen, des Samariters, freute (Lk 17,11-19). Und gerade den Dankbaren gibt Gott immer noch mehr, insbesondere den inneren Segen und das ewige Gut. So sagt er in seinem Wort: »Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes« (Ps 50,23). So wird unser Beten und unser ganzes Leben jetzt schon wunderbar entkrampft, erheilt und froh inmitten aller Bedrängnis.
5.4 Für wen sollen und dürfen wir beten?
5.4.1 Paulus antwortet: »Für alle Menschen« – für unsere Angehörigen, aber auch für die anderen Menschen in unserem ganzen Lebenskreis; für die Mitchristen, insbesondere für die in unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft, unserem Kreis, aber auch für die Nichtglaubenden; für die, in deren Not wir geblickt haben oder von deren Not wir lesen oder durch Rundfunk oder Fernsehen erfahren. Auch darum wollen wir bitten, dass sie zum Glauben und zu Trost und Hoffnung des Evangeliums kommen. »Mach aus allem ein Gebet!« Beten dürfen wir für die Menschen, die von Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit usw. in aller Welt betroffen sind, und insbesondere für die, die um ihres Glaubens willen an Jesus auf allerlei Weise leiden. Auch für die, die sich der andern in ihrer Not annehmen wollen, und vor allem für die, die das Wort Gottes in alle Weit tragen, wie unser Herr das befohlen hat (Mt 28,18-20).
Aber bitten wollen wir auch für die, die uns übel wollen, die uns anfeinden, die uns schwer gekränkt haben. Nichts Schöneres, im Sinne Jesu, können wir für sie tun, als für sie zu beten, wie unser Herr sagt: »Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen« (Mt 5,44). Und es gibt keine bessere Hilfe, sich selbst vor Groll, Bitterkeit und quälendem »Nachtragen« zu bewahren als eben solche Fürbitte aus der Liebe Christi heraus.
Der Horizont von Menschen, die sich auch im Gebet nur immer um sich selbst, im eigenen Kreis, drehen, schrumpft mehr und mehr und wird schließlich eng wie ein Sarg. Der Horizont dagegen von Christen, die solcherweise »für alle Menschen« beten, wird und bleibt auch im Alter weit wie der ganze, große, universale Retterwille Gottes, dessen, der »nicht will, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde« (2Petr 3,9).
5.4.2 Unter denen, für die die Gemeinde Jesu beten soll, werden hier auch »die Könige und alle Obrigkeit« genannt (V. 2). Gedacht ist hier an alle Instanzen, vom Kaiserhof bis zu den örtlichen Rathäusern.
Paulus ruft zur Fürbitte auf, obschon nicht wenige der politisch Großen jener Tage nicht gerade besonders erfreuliche Zeitgenossen waren: In Rom war der unberechenbare und grausame Nero auf dem Kaiserthron. Von den Statthaltern begegnete Paulus zum Beispiel dem »Glücksritter« Felix (Apg 24). Außerbiblische Nachrichten sagen, Felix habe sein Statthalteramt seinen hohen Schulden bei Banken in Rom zu verdanken gehabt. Diese setzten beim Kaiser seine Berufung als Statthalter durch in der Erwartung, er werde ihnen nun bei diesem einträglichen »Job« ihr Geld zurückzahlen. Doch als auch darauf nichts kam, weil er mit seiner teuren Hofhaltung alles verprasste, ließen die Banken ihn fallen, und er wurde »gefeuert«. Trotzdem ermahnte Paulus seine Mitchristen, auch für solche Leute zu beten. Daran hielt sich die frühe Christenheit auch in den folgenden Jahrhunderten ihrer immer wieder neu aufflammenden Verfolgung durch den römischen Staat.
Was ging da doch von diesen Menschen Segensvolles aus, die mitten in aller Bedrängnis solcherweise, bis in die Gedanken, fürbittend die Liebe Christi lebten! Dass doch auch heute die Christen in allen Ländern und auf allen Kontinenten mitten in all ihren so verschiedenartigen Anfechtungen das lebten! Und dass wir das auch auf dem letzten, anfechtungsreichen Wegstück unserer Geschichte durchhalten! So sind wir für unseren Herrn bereit. Und so wird er uns »in einem Augenblick« heimnehmen zu sich (1Kor 15,51f.; 1Thess 4,17).
5.5 Warum es so wichtig ist, für die Könige und alle Obrigkeit zu beten
5.5.1 Um ihrer selbst willen, denn auch für diese Menschen ist Jesus gestorben. Auch sie will Gott retten. So wird sich die Fürbitte zunächst einmal auf das zeitliche Wohl und das ewige Heil der betreffenden Menschen selbst richten. Das gebietet die Liebe Christi; es geht auch hier um Menschen, nicht nur um »Ämter«. Und Menschen sollen ewig gerettet werden, welcher Art sie auch sein mögen. Christen beten deshalb auch für Gestalten wie Nero, Hitler und Stalin. Das heißt auch im Gebet recht mit Gott und seiner Liebe zu denken. Solange Gott einem Menschen noch Atem und Pulsschlag schenkt, so lange schenkt er ihm auch noch Raum und Frist zur Umkehr, zur Heimkehr. Insbesondere will er ihn auch durch seine Güte dazu anleiten (Röm 2,4).
5.5.2 Und auch aus dem Grund gilt es, »für die Könige und für alle Obrigkeit« zu beten, dass sie doch ihren Dienst, den sie tun sollen, recht tun: nämlich gute Ordnung zu schaffen und die Mächte der Zerstörung, des Chaos zurückzuhalten. Dazu hat Gott den Staat in dieser Welt »verordnet« (Röm 13,1-7). Denn die Welt, in der noch immer der »Teufel los« ist und die Menschen gegeneinander hetzt (vgl. Offb 12,12), soll sich nicht selbst zerstören. Die staatliche Gewaltordnung ist als Notordnung für die in Sünde geratene Welt zwar nicht die endgültige, aber dennoch eine vor Gott gültige Ordnung und in jedem Fall besser als überhaupt keine. Gott lässt diese Ordnung deshalb so lang bestehen – auch wenn sie vielfach missbraucht wird und schließlich sogar antichristlich entartet -, bis unser Herr wiederkommt und diese Erde unmittelbar mit Frieden und mit Gerechtigkeit regiert.
Christen verstehen von Gottes Wort her die staatliche Ordnung besser als die nicht an Christus glaubenden Inhaber der staatlichen Macht selbst. Das Gebet der Christen richtet sich deshalb darauf, dass die Träger der staatlichen Macht diese nach Gottes Plan und Weisung gebrauchen. So allein ist ihr Dienst wahrhaft hilfreich und förderlich.
Es ist nötig, dass die Christen auch heute der Männer und Frauen fürbittend gedenken, die in obrigkeitlichen Aufgaben stehen, vollends in einer Zeit, in der nicht wenige das Chaos wollen und mit Agitation und Terror einen Zustand erstreben, in dem sich die Völker als »unregierbar« erweisen. Solche Fürbitte soll uns nicht »als nicht geistlich genug« erscheinen. Sie ist uns in Gottes Wort ausdrücklich geboten; auch hierin wollen wir gehorsam sein.
5.6 Wie wir als Christen die durch einen ordentlichen Staat hergestellte Ruhe und Stille recht nützen
5.6.1 Nicht dazu, bei dieser Gelegenheit unser »Schäflein ins Trockene zu bringen« und am »Wirtschaftswunder zu partizipieren«, sondern dazu, »damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit«, soll die Zeit des gebändigten Chaos genutzt werden.
»Frömmigkeit« meint, dass wir Gott zu gefallen trachten, d. h. ganz in der Bahn der Nachfolge Jesu bleiben, auch im Alltäglichen (vgl. 1Mose 17,1; Kol 3,23) und insbesondere mit dem Glaubenszeugnis und mit der Liebestat.
»Ehrbarkeit« meint, dass wir auch vor den Leuten im Tun und Lassen ein einladendes Zeugnis für unseren Herrn sind. Das alles kann viel eher gelebt werden, wenn uns auch politisch einige Ruhe und Ungestörtheit geschenkt ist.
5.6.2 Aber es handelt sich bei dem allem keineswegs um ein Leben in bequemer Beschaulichkeit. Paulus betont, das alles ist »gut« (V. 3; wörtlich: »schön«) nach dem Urteil Gottes; es »gefällt« Gott »wohl«. Und dabei ist zu bedenken: Gott ist der »Heiland« (wörtlich: »Retter«). Als dieser hat er sich ein sehr hohes Ziel gesetzt: Er »will, dass alle Menschen gerettet werden« (V. 4). Aus der Luther-Übersetzung sind wir gewohnt zu lesen: » … geholfen werde …«, doch im Urtext steht hier das Zeitwort, das im NT durchgehend »ewig retten«, »selig machen« bedeutet. Das also ist »gut«, »schön«, »Gott gefällig«, dass wir die uns geschenkte Ruhe dazu benutzen, uns an dem großen Rettungswerk Gottes um so mehr zu beteiligen.
5.6.3 Gerettet werden die Menschen dadurch, dass »sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«, sagt Paulus hier weiter. Es ist die Botschaft des Evangeliums, die erfasst und geglaubt werden muss. Unser Herr selbst ist die »Wahrheit«; und ihn zu »erkennen« heißt nach der Schrift, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Also das rettet uns, dass wir in die Hand des Heilandes Jesus Christus, des Guten Hirten, gelangen.
5.6.4 Und wenn Gott als Retter dieses Werk unter Händen hat und er alle Menschen erreichen will, ja er uns wunderbarerweise zu seinen »Mitarbeitern« macht (1Kor 3,9), dann ist für uns nichts so wichtig wie das eine, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun, dass diese große Botschaft auch die andern erreicht, dass auch sie zum Glauben kommen und des Heiles in Zeit und Ewigkeit teilhaftig werden. Das also ist das Ziel der durch die staatliche Macht zu Stande gekommenen Ruhe, dass wir um so mehr diese herrliche Aufgabe erfüllen, die der Mission in nah und fern.
Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Christen in Deutschland zum Beispiel nicht die Möglichkeit, Weltmission zu treiben. Aber in den folgenden Jahrzehnten hatten sie in Westdeutschland dazu die Möglichkeit; diese musste genutzt werden.
Im letzten Buch der Bibel wird deutlich, wie die Sturmstille, das Zurückhalten der Zerstörungsmächte, dem Ziel dient, dass Menschen für Jesus gewonnen und Gottes Kinder werden und dabei das Siegel des Heiligen Geistes empfangen; es wird ihnen besiegelt, dass sie auf dem Weg innerlich bewahrt und einmal am Ziel dabeisein werden (Offb 7,1-3; vgl. Eph 1,13).
5.6.5 Ja, so hat Gott der staatlichen Macht, auch wenn sich ihre Träger dessen nicht bewusst sind, die Aufgabe gegeben – solange er noch Frist schenkt, einen Freiraum für die Mission und für de Aufbau der Gemeinde Jesu zu schaffen. Um so mehr gilt es, solche Zeiten der Sturmstille zu nützen und nicht etwa zu verschlafen und mit anderem zu vertrödeln. Die Frage ist, ob die Christenheit unseres Volkes die Sturmstille seit dem Zweiten Weltkrieg recht genutzt hat für die Mission im eigenen Volk und für die in aller Welt.
5.6.6 Zusammenfassend ist zu sagen: Das »ruhige und stille Leben«, das wir infolge guter staatlicher Ordnung führen können, ist also nicht etwas für angeblich »fromme« Trägheit und Bequemlichkeit, sondern es bietet Raum, Frist und Gelegenheit dazu, mit Gott zu wirken im Sinne seiner Absicht, »dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«.
Gerhardt Maier – Edition C
Und wie steht es bei mir? Bete ich FÜR oder GEGEN die Regierung? Ja, was zeigen meine Postings bei den sozialen Medien? Fühle ich mich wirklich als Gast in einem fremden Land, und kann FÜR die Regierung beten? Oder kann ich nur für meine eigenen Interessen beten, und lasse Jehovah und Seine Interessen ganz außen vor?
Bin ich als Einzelperson oder als religiöse Gruppe ehrlich zu den Gerichten und den betreffenden Regierungen, oder spiele ich mit denen „Katz und Maus“?
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