Monat: Januar 2023

„Renovierung eures Denkens“

Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, (W. diesem Zeitlauf) sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, daß ihr prüfen möget, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Elberfelder 1871 – Röm 12,2

And be ye not conformed to this life, but be transformed by the renovation of your mind, for you to prove what the good, and the pleasing, and the perfected will of God.
The Holy Bible: Containing the Old and New Testaments; Translated Literally from the Original Tongues – 1876 – Röm 12,2

And conform not yourselves to this world, but be ye transformed by the renovation of your mind, that ye may prove what is the good and acceptable and perfect will of God.
Commentary on the Epistle of Paul the Apostle to the Romans – Calvin, John and Owen, John

Diesen Vers hatten wir schon einmal – im Hinblick auf Corona und dort war auch ein Wörterbuch zu dem Vers, was die Wörter bedeuten und wie man diese am besten übersetzt.

Aber in einer „christlichen Zeitschrift“ wird jetzt die Forderung an die Leser gerichtet:

Was müssen wir tun, um unser Denken neuzugestalten oder zu ändern? (Lies Römer 12:2.) Den griechischen Ausdruck, der mit „Neugestaltung eures Denkens“ wiedergegeben wurde, könnte man auch mit „Renovierung eures Denkens“ übersetzen. Es reicht also nicht, unser Leben mit ein paar guten Taten zu „dekorieren“. Wir müssen unser Innerstes überprüfen und nötige Änderungen vornehmen, um unser Leben so eng wie möglich nach den Maßstäben Jehovas auszurichten – und das nicht nur ein Mal, sondern fortlaufend.
Wenn wir vollkommen sind, werden wir in der Lage sein, Jehova in allem, was wir tun, zu gefallen. Doch bis dahin müssen wir ständig an uns arbeiten. Interessanterweise bringt Paulus in Römer 12:2 die Neugestaltung unseres Denkens damit in Verbindung, Gottes Willen zu erkennen. Wir dürfen also nicht passiv sein und uns von diesem Weltsystem formen lassen, sondern müssen uns prüfen, um festzustellen, inwieweit wir unsere Ziele und Entscheidungen von Gottes Denken beeinflussen lassen statt vom Denken der Welt.
… Wir müssen unser Denken regelmäßig überprüfen und an uns arbeiten.

Wenn ich mir dies durchlese und darüber nachdenke, verstehe ich, warum so viele Menschen daran scheitern, und dann aus dem Scheitern, Jehovah verwerfen. Und das ist so schade, den diese Auslegung sollte man in Ruhe überprüfen. Lies den alten Beitrag von 2020 – und lies den Vers in verschiedenen Übersetzungen. Ist dort wirklich davon die Rede, dass ich mein Denken durch ganz ganz ganz viel Anstrengung ändern kann?
Schauen wir uns um: Was ändert die Menschen um dich herum am meisten? Genau: wenn jemand sich verliebt, dann ändert dieser Mensch sich zu dem Menschen oder Gegenstand hin, in den er verliebt ist. Und dann redet dieser Mensch ständig auch über das, in das er verliebt ist! Wie kann ich mich in etwas/jemanden verlieben? In dem ich mich „ganz ganz doll anstenge“ diese Person/diesen Gegenstand zu lieben? Nein, natürlich NICHT! Ich muß nur viel Zeit mit dieser Person verbringen, mir viele Gedanken um diese Person machen. Dann folgen meinen Gedanken auch meist meine Gefühle. So wird auf einer „biblischen Beratungsseite“ dazu aufgefordert, seinem Partner / seiner Partnerin „Liebesbriefe“ zu schreiben, und diese aber nicht abzugeben – einfach damit sich diese Gefühle „entwickeln“. Nein, dazu muß ich mich nicht anstengen, keine anderen Personen mehr zu sehen!

Dann schauen wir in die Bibel – und sehen, zum Beispiel bei Saul, dass Jehovah dem Saul ein neues Herz gab. Mußte Saul (oder andere, die du in der Bibel findest) sich ganz doll darum bemühen, ein anderer, ein neuer Mensch zu werden? Was sagt DEINE Bibel wirklich zu diesem Thema?

Zum Abschluß eine Auslegung zu diesem Vers

  1. Erkenne deinen Bedarf an Renovierung

Erkenne, dass du eine gründliche Erneuerung deines Geistes brauchst.

Epheser 4,17-18 beschreibt, wie wir ohne diese Erneuerung sind. „Dies aber bezeuge ich in dem Herrn, dass ihr nicht mehr leben sollt wie die Heiden in der Vergeblichkeit ihres Sinnes; sie sind verfinstert in ihrem Verstand und entfremdet von dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen ihrer Herzenshärte.“

Der Grund, warum ich gesagt habe, dass wir eine tiefgreifende Erneuerung des Verstandes brauchen, ist, dass die Wurzel unseres sinnlosen Denkens tief in die Härte unseres Herzens hineinreicht. Wenn du Paulus‘ Gedanken rückwärts von der Wurzel der Hartherzigkeit bis zur schrecklichen Frucht der Sinnlosigkeit folgst, geht das so: Die Härte des Herzens führt zu schuldhafter Unwissenheit, die zu einer Entfremdung von Gott führt, die zu einer allgegenwärtigen Dunkelheit des Verstandes führt, die zu einem unglaublichen Gebrauch des menschlichen Verstandes im Dienste der Sinnlosigkeit führt. Wenn das Herz Gott nicht mehr liebt, weiß der Verstand nicht, wofür er da ist. Er stolpert wie ein Genie in der Dunkelheit über den Abgrund der Zerstörung. Kannst du dir etwas Tragischeres und schmerzlich Ironischeres vorstellen, als dass Tausende von brillanten Männern und Frauen den letzten Satz hören? „Dein Denken war sinnlos; ich habe dich nie gekannt.“

Der erste Schritt zur Erneuerung unseres Verstandes besteht also darin, die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Erneuerung von Herz und Verstand zu erkennen.

  1. Verlass dich auf den Heiligen Geist

Der zweite Schritt zu einem erneuerten Verstand, der den Willen Gottes beweist, besteht darin, sich auf den Heiligen Geist zu verlassen.

Paulus sagt in Titus 3,5: „Gott hat uns nicht aufgrund von Taten gerettet, die wir in Gerechtigkeit getan haben, sondern aufgrund seiner eigenen Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist.“ Das erneuernde Mittel ist der Heilige Geist. Wir können uns nicht selbst neu machen. Es ist ein übernatürliches göttliches Werk von Gottes Geist. Es ist genauso wunderbar wie die Offenbarung des Geistes durch die Gabe der Prophetie. Und sie ist wunderbarer als die Prophetie, denn Satan kann die Prophetie in Form von Wahrsagerei und Zauberei kopieren, aber nicht die Erneuerung des Geistes in Rechtschaffenheit und Heiligkeit. Die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes besteht nicht darin, uns Prophezeiungen über den Willen Gottes zu geben, sondern uns in neue, heilige Menschen zu verwandeln, die den Willen Gottes kennen und lieben.

Der zweite Schritt zur geistigen Neuheit ist also, sich auf den Heiligen Geist zu verlassen. Verlasse dich demütig auf ihn und nicht auf dich selbst.

  1. Bete um geistiges Verständnis

Bete darum, dass der Heilige Geist dir ein geistliches Verständnis gibt, mit dem du den Willen Gottes erkennen kannst.

Wir wissen, dass Paulus dies zu einer der wichtigsten Prioritäten für seine Gemeinden gemacht hat, denn er betet immer wieder für sie. Zum Beispiel in Philipper 1,9-10: „Ich bete darum, dass eure Liebe immer mehr zunehme, mit Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr erkennt, was vorzüglich ist.“ Liebe, die mit Erkenntnis und Einsicht überströmt, ist die Erneuerung des Geistes, der die Dinge, die ausgezeichnet sind, untersuchen und prüfen und annehmen kann. Und das tut Paulus im Gebet.

Kolosser 1,9 ist ein weiteres Beispiel: „Wir haben nicht aufgehört, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet in aller geistlichen Weisheit und Einsicht.“ Wollen wir von der Erkenntnis des Willens Gottes erfüllt werden? Ja. Das ist unser Herzenswunsch! Dann brauchen wir (laut Paulus) geistliche Weisheit und Verständnis – das heißt, wir müssen im „Geist unseres Verstandes“ erneuert werden (Epheser 4,23). Und genau darum betet Paulus „ohne Unterlass“. „Wir haben nicht aufgehört, für euch zu beten …“

Der dritte Schritt zu einem erneuerten Geist ist also, darum zu beten. Bitte, suche, klopfe an. Wird dein Vater nicht denen, die ihn bitten, den Heiligen Geist geben (Lukas 11,13)?

  1. Konzentriere dich auf die Herrlichkeit Gottes

Der vierte Schritt besteht darin, deine Aufmerksamkeit auf die Herrlichkeit Gottes zu richten.

Am deutlichsten wird das in 2. Korinther 3:18: „Und wir alle schauen mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn und werden verwandelt in sein Gleichnis, von einem Grad der Herrlichkeit zum andern; denn das kommt von dem Herrn, der der Geist ist.“ Indem wir die Herrlichkeit des Herrn sehen, werden wir verwandelt. Du wirst wie das, was du siehst.

Du lebst wie das, was du am meisten ansiehst.

Siehe 2. Korinther 4,16-18: „So werden wir nicht mutlos. Wenn auch unsere äußere Natur verwelkt, so wird doch unsere innere Natur jeden Tag erneuert. Denn diese kleine, vorübergehende Bedrängnis bereitet uns eine ewige, unvergleichliche Herrlichkeit, weil wir nicht auf das sehen, was wir sehen, sondern auf das schauen, was wir nicht sehen. Denn was man sieht, ist vergänglich, was man aber nicht sieht, ist ewig.

Die tägliche Erneuerung der inneren Person – die Person, die beweist, was der Wille Gottes ist – kommt daher, dass wir nicht auf die Welt mit all ihrer vergänglichen Herrlichkeit schauen, sondern auf die unsichtbaren Dinge der Ewigkeit, die in der Herrlichkeit Gottes erstrahlen.

Fazit

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass die Gabe der Prophetie, so wertvoll und erbaulich sie auch sein mag, nicht der übliche Weg ist, um den Willen Gottes zu erkennen. Der übliche Weg ist vielmehr, den Willen Gottes durch einen erneuerten Geist zu prüfen, zu verifizieren und anzunehmen. Deshalb frage ich dich:

  1. Siehst du, wie dringend du die Erneuerung deines Geistes brauchst?
  2. Vertraust du auf das Wirken des Heiligen Geistes?
  3. Betest du ohne Unterlass um geistliche Weisheit und Verständnis?
  4. Und schaust du beständig auf die Herrlichkeit Gottes in den Dingen, die ewig sind – das Antlitz Jesu Christi in der Bibel? Es gibt keinen anderen Weg, Christus in der Welt ähnlich zu werden, als Christus im Wort zu sehen.
Predigten von John Piper

Genau: Jehovah liebt DICH, und deshalb gibt er dir die Möglichkeit IHN zu erkennen. Wenn du nun den heiligen Geist wirken läßt und viel Zeit mit Gottes Wort der Bibel verbringst, ändern sich deine Wünsche und Ziele, weil du Jehovah liebst! Und weil du Jehovah liebst, wirst du „automatisch“ viele Dinge nicht mehr machen – nicht weil es „verboten“ ist, sondern aus Liebe zu IHM.

Saul & Samuel – 5

Was denn nun – Samuel macht Saul noch ein weiteres Mal zum König? Das „muss ja“ ein Fehler in der Bibel sein!!! ?? Nein – kein Fehler in Gottes Wort, sondern ein Fehler im Gehorsam von Saul!
Wir besprachen gestern im Aktivgottesdienst 1.Samuel 12. Dabei haben wir herausgearbeitet, was sich nun in Gottes Volk geändert hatte:
Zur Zeit von Kain und Abel hatte Jehovah für eine „einfache Struktur“ gesorgt, so dass jeder „Familienstammvater“ – also Patriarch direkt für seine Familie verantwortlich war

Dann ändere sich die Form, wie die Menschen von Jehovah Informationen erhielten, zur Zeit, als Jehovah „das Volk“ beim Auszug aus Ägypten gründete.
Von nun ab, war Mose das Sprachrohr Gottes – Mose setzte sogar die Priester um Aaron ein. Wenn ich also ein Problem mit Jehovah hatte, ging ich zu den Priesern. Bei „normalen Problemen“ war mein Ansprechpartner ein Richter, ein Stammesführer – diese Stammesführer waren diejenigen, die sich durch Weisheit und Alter auszeichneten. Wenn diese nicht weiter wußten, ging man zu Mose – und erhielt so die „perfekte Antwort“.

Als Mose starb, wurde Josua der Führer – aber er sollte in erster Linie „den Einzug ins verheißene Land“ koordinieren. Josua gab also Anweisungen – aber bei religiösen Fragen geh ich zum Priester. Die Leviten waren für die Verbreitung des Wortes Gottes verantwortlich.
Nach dem Tod von Josua, war es die Aufgabe der Richter, das Volk zu führen – besonders bei Problemen, die durch „Feinde“ auftraten. Diese Richter wurden „temporär“ von Jehovah berufen – und das Amt war NICHT vererbbar! Nur die Priester und Leviten gaben „ihre von Gott übertragene Aufgabe“ an ihre Kinder und Enkel weiter.

Und nun wollten die Israeliten einen König! Und Samuel zeigt im Kapitel 12, dass er niemals wie ein König geherrscht hat – und dies auch gar nicht wollte. Aber nun sollte es eine Erbfolge von Königen geben – oder?
Scheint ja gar keine schlechte Idee zu sein: für religiöse Fragen, hatte es ja bei den Priesten und Leviten auch gut funktioniert!
ABER Samuel erklärt, dass es auch schlechte Könige geben würde:

Ja, genau: dann wäre auf einmal Jehovah nicht mehr wichtig! Dann würde das Volk OHNE Jehovah versuchen zu existieren. Und geht das gut???

Schlüsselvers in Kapitel 12: Jehovah würde SEIN VOLK trotzdem immer retten, NICHT wegen ihrer guten Taten, sondern?

Denn Jehova wird um seines großen Namens willen sein Volk nicht verlassen; denn es hat Jehova gefallen, euch sich zum Volke zu machen.
Elberfelder Bibel 1905 – 1 Sam 12,22

Nein! Jehovah würde Israel nicht durch die katholische Kirche, und auch nicht durch andere „Religionen“ ersetzen! Um SEINES NAMENS willen – bleibt ER seinem Volk Israel immer treu!

„nur für Mitglieder“?

Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, (S. die Anm zu Kap 1,8) der Anfang und das Ende Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. Wer überwindet, wird dieses ererben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein.
Elberfelder 1871 – Offb 21,6–7

Und er teilte mir mit: „Sie sind wahr geworden! Ich bin das Ạlpha und das Ọmega, der Anfang und das Ende. Wer Durst hat, dem werde ich umsonst von der Quelle geben, aus der Wasser des Lebens strömt.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Offenbarung 21:6

Und er fuhr fort: »Es ist bereits in Erfüllung gegangen!
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm Wasser aus der Quelle des Lebens.
Gute Nachricht Bibel : Offb 21,6

Dann meinte er noch zu mir: „Es ist alles genau so passiert, wie es passieren sollte. Ich bin das A und auch das Z, ich bin der Anfang und gleichzeitig auch das Ende. Jeder, der Durst hat, kann bei mir trinken bis zum Abwinken. Es kommt aus der Quelle, wo das Leben entspringt. Und es ist alles kostenlos, man muss nichts dafür bezahlen.
VolxBibel – Offenbarung 21,6

Oft wird der Schwerpunkt auf das WER da spricht, gelegt! Aber schauen wir über diesen „Streitpunkt“ einmal hinweg – und schauen auf das, was passiert! Hier wird JEDEM der durstig ist, Wasser umsonst gegeben!
Was ist nötig um dieses Wasser zu bekommen?
Und kann es sein, dass ich und Du noch immer mit den „abgefüllten Wasserflaschen“ aus unserer Versammlung, Gemeinde, Kirche zufrieden sind, obwohl wir, also Du und ich, dieses frische Wasser direkt von IHM erhalten könnten????

Die dramatische Veränderung, die in dieser neuen Ordnung liegt, wird in den Worten deutlich: Siehe, ich mache alles neu! Diese Offenbarung ist wahrhaftig und gewiß, und Johannes erhielt die ausdrückliche Anweisung, sie niederzuschreiben. Derjenige, der diese Veränderung herbeiführt, wird Christus sein, der von sich selbst sagt: Ich bin das A und das O (vgl. Offb 1,8;22,13 ). Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets und stehen hier für Anfang und Ende.
Den Durstigen wird verheißen, daß sie (umsonst) von der Quelle des lebendigen Wassers trinken dürfen. Hier ist nicht von physischem Durst die Rede, sondern von dem tiefen Wunsch nach geistlichem Segen.

John F. Walvoord u. Roy B. Zuck

Johannes wird aufgefordert, diese wichtigen Wahrheiten aufzuzeichnen. Dabei betont Jesus gegenüber Johannes die absolute Gewissheit und Wahrhaftigkeit dessen, was ihm gesagt worden war.
Diejenigen, welche die alte Ordnung überwinden und der geistlichen Lehre des Messias folgen, sind es, die hier als „wer überwindet“ bezeichnet werden. Sie haben nun eine direkte Beziehung zu Gott.

Wolfgang Schneider – Buch der Offenbarung

I. Wer sich auf diesem Bild befindet.
Wer das Geschenk der Gnade annimmt: Wer sich bedürftig weiß und demütig genug ist, von dem Herrn zu erbitten und anzunehmen, was er nach seinem Wort schenken will: »Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst« (V. 6):
a) In Hes 47 berichtet der Prophet, dass er einen wunderbaren Segensstrom schaute, der an der Tür des Tempels bzw. am Brandopferaltar aufbrach, in das lechzende Land hineinströmte und alles fruchtbar machte, was er berührte. Seitdem hat man in Israel auf diesen herrlichen Segensstrom gewartet. Außerbiblische Quellen sagen davon, dass im Gedanken an diesen Schriftabschnitt in einer Symbolhandlung am jährlichen Laubhüttenfest der Hohepriester in einem vergoldeten Krug unten an der Siloahquelle Wasser schöpfte, den Krug unter dem erwartungsvollen Jubel der Menge auf den Tempelplatz hinauftrug und an der Tempeltür, zu Füßen des Brandopferaltars, ausgoss. Jedesmal war unter der Menge die Hoffnung: »Vielleicht heute!« Und jedesmal war es eine bittere Enttäuschung: »Noch nicht!«, dann, wenn wieder das arme Rinnsal sich im trockenen Sand verlor.
Und nun wird Joh 7 berichtet, dass Jesus auf dem Laubhüttenfest war. Da rief er am »letzten Tag, da es am herrlichsten war«, möglicherweise bei dieser symbolischen Handlung, als eben der Jubel der Menge wieder umschlug in betretenes Schweigen, über den Tempelplatz hin: »Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.« Johannes fügt erklärend hinzu: »Das sagte er aber von seinem Geist, der noch nicht gegeben war« (Joh 7,2.10.37-39).
b) Zweimal wiederholt die Offenbarung die Einladung Jesu aus Joh 7,37:Offb 21,6; 22,17. Auch hier ist einer der Berührungspunkte zwischen diesen beiden Schriften des Johannes. Und beide Male ist in der Offenbarung das Wort »umsonst« hinzugefügt. Es ist dasselbe »umsonst«, »geschenkweise«, das Paulus Röm 3,24 sagt, das gleiche griechische Wort. Manche behaupten, die Offenbarung kenne die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden nicht.
Davon kann nach diesen Stellen, wie ebenso nach zahlreichen anderen, keine Rede sein (vgl. Einleitung 4ff.). Das letzte Buch der Bibel ist auch in dieser Hinsicht eine eindeutige Stimme des großen gemeinsamen Chores im ganzen der Schrift, insbesondere im Neuen Testament. Auch von daher ist es unmöglich zu sagen, dass die Offenbarung nicht legitimerweise zum neutestamentlichen Kanon gehöre.

Gerhardt Maier – Edition C – NT

Die Ratschlüsse Gottes sind in der Person Christi erfüllt worden, der sich selbst in unmissverständlicher Weise vorgestellt hat. Das Buch begann damit, dass der Herr einen Titel auf sich bezog, der Ihn als Gott ausweist: „Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige“ (1,8) Er wird das Buch schließen, indem Er den gleichen Titel noch einmal verwendet (22,13). Bei dieser Aufrichtung der neuen Schöpfung zeigt Er sich als ihre Mitte. Zeit und Geschichte gehören zur alten Schöpfung, aber die alte und die neue Schöpfung haben beide eine gemeinsame Beziehung zu Christus, dessen absolute Gottheit zentral ist, indem Er:
a) außerhalb der Geschichte „das Alpha und das Omega“ ist. Innerhalb des ganzen Alphabets liegen verborgen alle Schätze der Erkenntnis, die einem Menschen überhaupt zugänglich sein können. In Christus hat sich Gott vollkommen geoffenbart, und das Wachsen in der Erkenntnis Seiner Person und all dessen, was Er geoffenbart hat, wird die ganze Ewigkeit in Anspruch nehmen.
b) außerhalb der Zeit er „der Anfang und das Ende“ ist. Er ist der Schöpfer der Zeit, und wenn die Zeit (in der alten Schöpfung) aufgebraucht ist, wird Er noch sein. Aber der Titel drückt mehr aus als bloßes Sein; denn er zeigt, dass Er sowohl der Urheber ( hê archê ) als auch das Ziel (to telos) der Zeit ist. Der Thron Gottes in der neuen Schöpfung wird daher als „der Thron Gottes und des Lammes“ (22,3) gesehen werden.
Vom Lamm, das als die Mitte und der Höhepunkt der Geschichte erkannt wird, geht der große evangelistische Appell aus, der von der großen Vorsorge Gottes in Christus spricht. Bevor die Sünde in die Schöpfung eindrang, fand das Herz des Menschen ihre Befriedigung in der Gemeinschaft mit Gott. Nach dem Fall konnten dürstende Seelen Befriedigung nur darin finden, dass sie auf den Ruf antworteten, den Jesaja in folgende Worte gefasst hat: „He! Ihr Durstigen alle, kommet zu den Wassern“ (Jes 55,1). Die Bibel verwendet oft das Wort Durst um von jenem Sehnen des Menschen zu sprechen, das ein Bewusstsein seiner geistlichen Not in ihm weckt. Dennoch haben Menschen sich allezeit bereit gezeigt, anderswo Erfüllung zu suchen, wie Jahwe durch den Propheten Jeremia klagen musste: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten“ (Jer 2,13). Christus wird durch das Kreuz wird Quelle, die das geistliche Sehnen eines jeden Menschenherzens stillen kann (Joh 4,14; 7,37). Das betonte „Ich“ zeigt, dass Christus allein diese Quelle ist. Hier können die Menschen aus einem nie versiegenden Brunnen trinken. Christus gibt „das Wasser des Lebens“ (ein Ausdruck der nur hier und im nächsten Kapitel, 22,1.17, vorkommt), und Er gibt es „umsonst“, dôrean , ein Adverb, das in 22,17 wiederholt wird, um zu zeigen, dass die Heiligen es in der gleichen Weise empfangen, wie Christus es gibt: umsonst, unverdient, ohne Preis.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt