Glaube reicht doch – oder??

Du siehst, daß der Glaube zu seinen Werken mitwirkte, und daß der Glaube durch die Werke (W. aus den Werken) vollendet wurde.
Elberfelder 1871 – Jak 2,22

Weißt du nicht mehr, dass unser Stammvater Abraham vor Gott gerecht gesprochen wurde, weil er seinen Sohn Isaak auf den Altar legte? Wie du siehst, vertraute er Gott so sehr, dass er bereit war, alles zu tun, was Gott von ihm verlangte. Sein Glaube wurde durch sein Handeln vollendet. So geschah genau das, was die Schrift sagt: »Abraham glaubte Gott, und Gott erklärte ihn für gerecht.« Er wurde sogar »Freund Gottes« genannt. Ihr seht also, dass ein Mensch nur dann, wenn er auch handelt, vor Gott gerecht gesprochen wird und nicht allein aufgrund seines Glaubens.
Neues Leben Bibel – Jakobus 2,21–24

Ihr seht also: Wir werden nur dann von Gott angenommen, wenn unsere Taten beweisen, daß unser Glaube echt ist. Anders geht es nicht.
Hoffnung für alle – Jakobus 2:24

συν-ήργει Ipf. -εργέω mitwirken, unterstützen, helfen, zusammenwirken. ἐ-τελειώθη Aor. Pass. τελειόω vollenden; zu Ende bzw. ans Ziel führen; zur Vollendung führen (Pass. gelangen).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Jakobus verbindet 1.Mose 15,6 mit der Opferung Isaaks ( 1.Mose 22 ), wie es in der jüdischen Überlieferung üblich war. Die Opferung des ersehnten Sohnes war für Abraham der höchste und äußerste Ausdruck seines Glaubens, nicht nur nach Ansicht der jüdischen Exegeten, auch nach der Aussage des biblischen Berichtes selbst. (Gott hatte einen Bund mit den Nachkommen Abrahams geschlossen, weil er Abraham liebte und ihm eine Verheißung zuteil werden ließ – 5.Mose 7,7-9 – , der Abraham geglaubt und gehorcht hatte; und Gott hatte den gehorsamen Glauben Abrahams angenommen – 1.Mose 26,4-5 . Diese Sichtweise entspricht allerdings nicht ganz der Auffassung der Rabbinen des 2. Jh., dass Gott das Schilfmeer um der Verdienste der Patriarchen willen geteilt habe, und noch weniger dem immer wieder zu beobachtenden Standpunkt, dass Glauben in einem einmaligen Gebet besteht und keinerlei Verpflichtungen und Folgen für das Leben des Betreffenden mit sich bringt, dass der Glaube aber nichtsdestoweniger wirksam bleibt, auch wenn er schon bald wieder in den Hintergrund des Bewusstseins tritt.) Abraham wurde bei der Aqeda, der Bindung Isaaks, insofern für »gerecht« erklärt, als Gott auf diesen Akt des Gehorsams hin abermals die Größe seines Glaubens, der darin seine schwerste Prüfung bestanden hatte, anerkannte ( 1.Mose 22,12 ). Im A.T. wird Abraham als »Freund« Gottes bezeichnet ( 2.Chr 20,7; Jes 41,8 ), ein Ehrentitel, der vor allem bei den späteren jüdischen Schriftstellern große Beachtung fand.

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Abraham bewies seinen Glauben durch seine Werke bei der Opferung Isaaks in Vers 21: Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt, indem er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?
Die Verwendung des Ausdrucks Abraham, unser Vater, zeigt, dass dieser Brief von einem jüdischen Gläubigen an jüdische Gläubige geschrieben wurde. Diese rhetorische Frage erfordert eine positive Antwort. „Ja, er wurde durch Werke gerechtfertigt. “ Abrahams Werke waren der Beweis für seine Rechtfertigung, nicht das Mittel seiner Rechtfertigung. Abraham war bereits in 1. Mose 12 ein Gläubiger und er wurde in 1. Mose 15,6 von Gott für gerecht erklärt, als er Gottes Verheißungen glaubte. Paulus bezieht sich auf Abrahams ursprüngliche Rechtfertigung in Römer 4,3 und Galater 3,6. Das besondere Werk in diesem Fall war, dass er Isaak opferte, beschrieben in 1. Mose 22,1-18, und das kam sehr spät in seinem Leben. Auf diese Weise wurde er gerechtfertigt, dass er wirklich Glauben hatte.
Derselbe Punkt wird in Hebräer 11:17-19 angesprochen.
Als nächstes beschreibt Jakobus in den Versen 22-23 den Glauben Abrahams: „Ihr seht, dass der Glaube mit seinen Werken wirkte, und durch die Werke wurde der Glaube vollkommen; und die Schrift wurde erfüllt, die da sagt: Und Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und er wurde ein Freund Gottes genannt.
In Vers 22 vervollkommneten Abrahams Handlungen in 1. Mose 22 seinen Glauben. Das griechische Wort für „gewirkt“ bedeutet „mitwirken“. Abrahams Glaube und seine Werke wirkten als zwei unabhängige Kräfte zusammen; seine Werke unterstützten und stützten die Tatsache, dass sein Glaube ein lebendiger Glaube war. Das bedeutet nicht, dass Glaube und Werke gleichberechtigte Partner sind, aber es bedeutet, dass sie untrennbar miteinander verbunden waren. Rettender Glaube bringt solche Werke hervor. Der Glaube veranlasste ihn, die Tat zu tun, und durch die Werke wurde der Glaube vollkommen gemacht. Das griechische Wort für „vollendet“ bedeutet „zu einem Ende bringen“, „zum Ziel bringen“. Gott brachte Abrahams Glauben durch diese Erfahrung an sein Ziel. In Vers 23 fügt der Autor hinzu, dass die Schriftstelle auf diese Weise erfüllt wurde. Die konkrete Schriftstelle war 1. Mose 15,6, in der es heißt: Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Das Ergebnis war ein zweifaches. Erstens: Er wurde als gerecht angesehen. Zweitens wurde er der „Freund Gottes“ genannt (2. Chr. 20,7; Jes. 41,8).
In Vers 24 zieht Jakobus seine Schlussfolgerung und beantwortet die Frage, die er in Vers 14 aufgeworfen hat: Ihr seht, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht allein durch den Glauben.
Ein Mensch wird durch Werke gerechtfertigt, nicht in dem Sinne, dass er durch Werke gerettet wird; vielmehr beweisen seine Werke seinen Glauben. Ein Glaube, der keine Werke hervorbringt, ist von vornherein kein rettender Glaube.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Jakobus

Nun kann auch der »törichte Mensch« aus V. 20 einsehen: Der Glaube wirkt mit seinen Werken zusammen. In dem Wörtchen »seinen« hängt das Verständnis des ganzen Abschnitts. Jakobus meint die Werke des Glaubens. Es handelt sich nicht um zusätzliche, vom Glauben unterschiedene oder gar ihm fremde Werke, sondern um seine eigenen Werke. Die Werke sollen nicht als etwas Zweites zum Glauben hinzukommen. Der Glaube ist in dieser Hinsicht nicht ergänzungsbedürftig. Der Glaube soll nicht ergänzt, sondern lebendig werden.
Dabei bildet der Glaube mit seinen Werken eine wirksame Einheit. Es gibt für Jak so etwas wie einen »Synergismus« (so wörtl.), ein Zusammenwirken des Glaubens mit seinen Werken. Durch das Wort »zusammenwirken« wird der Glaube in seiner Wirksamkeit erkenntlich. Dabei wirken nicht die Werke, die Menschen tun, mit dem Glauben zusammen, den Gott schenkt, sondern der Glaube wirkt zusammen mit seinen Werken. Es handelt sich also nicht um das Zusammenführen von zwei »Werken« oder Handlungen, sondern um einen einzigen, ganzheitlichen Wirkungszusammenhang.
Der Glaube zielt auf sein Werk; er kommt in seinen Werken zur Erfüllung. Glaube und Werke ergeben zusammen nicht etwas Drittes, Umfassendes, sondern durch die Werke wird der Glaube vollendet. Wiederum wird deutlich, worauf bereits oben hingewiesen wurde: Es geht Jak nicht darum, dass der Glaube durch Werke ergänzt wird, sondern darum, dass der Glaube an sein Ziel, zur Vollkommenheit gelangt.

Wuppertaler Studienbibel

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