Und als Jesus aus dem Schiffe trat, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren.
Elberfelder 1871 – Markus 6,34
Und als er ausstieg, sah er eine große Menge und hatte Erbarmen mit ihnen, weil sie(- Mt 9,36;
Num 27,17; 1 Kön 22,17; Ez 34,5; Mt 9,36 -) „wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“.
Und er begann, sie vieles zu lehren.
Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Markus 6:34
Als Jesus aus dem Boot steigen wollte, sah er die vielen Menschen. Diese Leute taten Jesus voll leid, sie kamen ihm vor wie Kinder ohne Eltern. Er nahm sich sehr viel Zeit für sie und brachte ihnen eine Menge Sachen bei.
VolxBibel – Markus 6,34
Kennst du auch Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, aber solchen „Bauernfängern“ auf den Leim gegangen sind, die alle „ihre Schafe“ anbetteln, um Spenden bitten anstatt für „feste Nahrung“ zu sorgen? Fällt besonders dann auf, wenn die „Hirten“ aufgrund von Alter „erneuert werden“ – also andere „die Schafherde übernehmen“. Bei vielen führt das Beobachten dieser Situation zu Spott zu den Schafen. Andere überlegen, ob sie nicht „an die Wolle der Schafe kommen“ – natürlich ohne die Schafe wirklich zu weiden.
Aber schauen wir auf Jesus:
»Und als er (Jesus) ausstieg, sah er eine große Menge« (Mk 6, 34). Wo »stieg« Jesus »aus«? Noch immer ist die Vermutung des alten Landeskenners Gustav Dalman die beste, wonach Jesus in der Nähe der Einmündung des Wadi Samach, ein paar Kilometer südöstlich von Betsaida landete (vgl. Lk 9,10). Schickt Jesus die Menge weg? Das Gegenteil geschieht: »das Erbarmen mit ihnen packte ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und er begann, sie ausführlich zu lehren«. Wir blicken hier hinein in einen der wichtigsten Vorgänge in der Gottheit. »Erbarmen« ist eines der Hauptkennzeichen des biblischen Gottes (vgl. 2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). »Erbarmen« ist folglich auch ein Grundzug des Wesens Jesu (Mt 9,36; 14,14; 15,32; 20,34; Mk 1,41). Und nun erleben wir, wie Gottes Sohn aus Erbarmen sogar seine Pläne ändert. Auch er wollte »allein sein« (Mk 6, 32). Aber nun nimmt er die Leute auf (Lk 9,11). Ja, »er lehrte sie ausführlich« (vgl. Joh 6,3).
Edition C
Als Jesus die große Menge sah, wurde er keineswegs ärgerlich, sondern sie jammerte ihn. Aus diesem Gefühl heraus konnte er nicht anders, als ihnen zu helfen (vgl. z. B. Mk 6,39-44). Er sah sie als Schafe, die keinen Hirten haben, verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung und Schutz. In vielen Passagen des Alten Testaments (4Mo 27,17; 1Kö 22,17; Hes 34,5.23-25) ist das Bild vom Hirten und den Schafen mit der „Wüste“ (erEmos; vgl. Mk 6,31-32) assoziiert. Die ratlose Menge, das Sinnbild des Volkes Israel, wurde des Erbarmens von Jesus, dem guten Hirten (vgl. Joh 10,1-16), teilhaftig und wurde von ihm lange über das Gottesreich belehrt (vgl. Lk 9,11) und liebevoll versorgt (Mk 6,35-44).
Walvoord Bibelkommentar
Die Menge war „wie Schafe ohne Hirten“ – das heißt, sie waren „verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung oder Schutz“. Jesus „hatte Mitleid mit ihnen“ (Markus 6,34) – er identifizierte sich persönlich mit ihrer Notlage und beschloss, etwas dagegen zu tun. Wie eine Quelle es ausdrückt: „Bei [Jesus] ist Mitleid nicht nur ein Gefühl. Es ist ein zärtliches Gefühl, das sich in hilfreiches Handeln verwandelt“. Wie bei Matthäus und Lukas berichtet wird, heilte Jesus auch die Kranken in der Menge, und natürlich waren solche wundersamen körperlichen Heilungen ein normaler Bestandteil des Dienstes Jesu. Es gibt zwar mehrere alttestamentliche Parallelen zum Begriff des Hirten, aber drei davon sind besonders bemerkenswert:
Greg Williamson – Das Evangelium nach Markus
1. Bei der Beauftragung Josuas bat Mose Gott, „‚einen Mann über die Gemeinde zu setzen, der vor ihnen aus- und eingeht, der sie hinausführt und einführt, damit die Gemeinde des Herrn nicht wie Schafe ist, die keinen Hirten haben'“ (Numeri 27,16-17). (Führen/rausgehen und führen/einführen ist eine militärische Symbolik. )
2. Als David zum König von Israel ernannt wurde, bekräftigten „alle Stämme Israels“ seine Berufung: „Da kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: ‚Siehe, wir sind dein Bein und dein Fleisch. Früher, als Saul König über uns war, warst du es, der Israel aus und ein geführt hat. Und der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst ein Herrscher über Israel sein.'“ Da kamen alle Ältesten Israels zum König nach Hebron, und der König David schloss mit ihnen einen Bund vor dem Herrn in Hebron; dann salbten sie David zum König über Israel“ (2. Samuel 5,1-3).
3. Und in demselben Abschnitt der Heiligen Schrift, den Johannes der Täufer zitiert („Macht den Weg frei für den Herrn in der Wüste …“), sagt der Prophet Jesaja das Kommen des Herrn zu seinem Volk voraus: „Wie ein Hirte wird er seine Herde hüten, auf seinem Arm wird er die Lämmer versammeln und sie in seinem Schoß tragen; die säugenden Mutterschafe wird er sanft führen“ (Jesaja 40,11). (alle NASB)
Jesus „ist der verworfene niedrige Hirte, barmherzig, aber stark im Geist und mächtig im Handeln, durch den Gott die bösen Hirten entlarven und seine Herde treu auf ihrer Weide hüten wird. … In Jesus erfüllen sich nicht nur die Hirtenhoffnungen eines neuen Mose, eines neuen Josua, eines neuen David und vielleicht des isaitischen Knechtes, sondern auch Jahwe selbst ist auf geheimnisvolle Weise in einzigartiger Weise unter sein Volk gekommen
Als der Herr aus dem Schiff steigt und die große Volksmenge sieht, kann Er nicht anders: Er ist innerlich bewegt über sie. Er sieht eine große Herde ohne Hirten. Ihre religiösen Führer sind keine Hirten, sondern Mietlinge, Diebe und Räuber. Sie machen sich überhaupt keine Sorge um die Herde, sondern wollen gerade von der Herde profitieren (Joh 10,8.12; Hes 34,2). Der Herr hingegen ist der gute Hirte (Joh 10,11).
Ger de Koning – Das Evangelium nach Markus
In seinem Erbarmen fängt der Herr an, die große Volksmenge viele Dinge zu lehren. Menschen, die in Not sind, brauchen vor allem gesunde Belehrung für ihren Geist, noch mehr als gesunde Nahrung für ihren Körper, obwohl der Herr auch dieses Bedürfnis nicht vergisst.
Die Jünger sind Menschen ihrer Zeit und sie sind praktisch. Sie meinen, ihren Herrn darauf hinweisen zu müssen, dass das Ort öde ist und dass es schon spät geworden ist. Was ihnen fehlt, ist das Erbarmen, das Er hat. Ihr Rat ist, die Volksmenge wegzuschicken, denn dann könnten sie noch etwas zu essen kaufen. Spricht dieser Rat nicht auch von Sorge für die Menschen? Das könnte so aussehen, jedoch teilen sie nicht das Erbarmen des Herrn für die Volksmengen. Darüber hinaus fehlt ihnen auch der Glaube an einen Herrn, der auch die leiblichen Bedürfnisse stillen kann. Könnte Er wohl die Volksmenge wegschicken, nachdem Er ihren Geist erquickt hat, ohne dass Er sie auch körperlich erfrischt hat? Sie gleichen Ihm noch nicht, aber Er setzt seine Belehrungen fort. Deswegen bezieht Er sie mit ein.
Schon der erste Satz (V 34) zeigt uns, um was es bei dieser Geschichte geht. Es ist ja nicht die irdische Not dieser Menschen, etwa der Aufenthalt an dieser einsamen Stätte (fern ihrem Zuhause dem Hunger ausgeliefert), sondern das Erbarmen des Herrn gilt in erster Linie der geistlichen Not des Volkes. Es jammerte Ihn der verirrten Schafe. Aber waren diese Menschen nicht das auserwählte alttestamentliche Volk Gottes? Besaßen sie nicht die Worte Gottes durch das Gesetz und die Propheten und damit auch die Leitung Gottes? Warum dann doch verirrt und ohne Führung? Das Bild, unter dem Jesus diese Menschen sah, war dennoch klar und wahr: Wie Schafe, die keinen Hirten haben. Das, was dieses Volk hatte, war leer und ohne Kraft geworden, ihr Gottesglaube war zur bloßen Form erstarrt, ohne Geist und Leben. Sie sahen nur noch das Äußere, den Schein, aber nicht mehr das innere Wesen, den Geist.
Wuppertaler Studienbibel
Darum stellt Sich Jesus voll Erbarmen der Menge des Volks und lehrt sie, bis der Tag sich neigt. Markus vermerkt hier, wie sehr der Heiland zum guten Hirten wird, der Sich Seiner Herde annimmt mit dem ganzen Erbarmen (- „splangchnizomai“ = sich erbarmen; „ta splangchna“ = das Innere, das Herz, das Erbarmen fühlt. -) des Herzens. Auch Matthäus weist im Zusammenhang seines 9. Kapitels, V 36, darauf hin. Die Evangelisten (nicht nur bei Markus) sehen sich dabei erinnert an die Gedanken des Propheten Hesekiel (siehe Kap. 34).
Das Wichtigste aber ist dem Herrn Jesus die Verkündigung. Es wird uns nicht gesagt, über welche Dinge der Herr das Volk so lange und ausführlich belehrt. Wir wissen auch so, ohne daß es ausführlich gesagt wird, daß Er das Königreich Gottes, das Reich der Himmel, das Gottesreich verkündigte.
Jeschua fuhr fort, auf spezifische persönliche Bedürfnisse einzugehen. Markus beschreibt seinen Blick auf die Menschen: Und er trat heraus und sah eine große Volksmenge und hatte Mitleid mit ihnen, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten hatten (Markus 6,34). Die Frage, mit der die Schar noch rang, war: „Sollen wir den alten Hirten folgen oder dem neuen?“ Ihre Unentschlossenheit machte sie wie Schafe ohne einen Hirten. Jeschua hatte Mitleid mit ihnen und setzte seinen Dienst des Heilens (Matthäus 14,14) und Lehrens (Markus 6,34; Lukas 9,11) aufgrund der persönlichen Bedürfnisse der Menschenmenge fort. Als Vorbild für die Arbeit eines geistlichen Hirten übte er den Dienst eines Hirten-Lehrers aus, indem er die Herde in der Wahrheit unterwies und sich um sie kümmerte, indem er sie heilte und speiste und so ein bestimmtes körperliches Bedürfnis stillte. Es ist nicht die Aufgabe der Schafe, nach Nahrung zu suchen; vielmehr ist es die Aufgabe des Hirten, die Herde zu weiden.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
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