Tag: 14. März 2024

Plötzlich gab es Krieg im Himmel. Michael und seine Engel starteten einen Angriff gegen den Drachen. Der Drache wehrte sich mit seinen dunklen Engeln. Aber er verlor den Kampf und durfte nicht länger im Himmel bleiben.

Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 12,7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus. Michael mit seinen Engeln kämpfte gegen den Drachen. Der Drache mit seinen Engeln wehrte sich;  aber er konnte nicht standhalten. Samt seinen Engeln musste er seinen Platz im Himmel räumen.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 12:7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Michael und seine Engel griffen den Drachen an. Der Drache schlug mit seinem Heer von Engeln zurück; doch sie verloren den Kampf und durften nicht länger im Himmel bleiben.
Hoffnung für Alle – Offenbarung 12,7–8

Wer ist „Michael“? Adventistische Bibelausleger sind allgemein der Auffassung, dass es sich hier um Christus handelt. In den biblischen Paralleltexten wird Michael jedoch als (Engel)Fürst“ (bzw. Völkerengel) oder „Erzengel“ vorgestellt (Dan 10,13: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“; Dan 10,21: „… und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst.“; Dan 12,1: „Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt …“; Jud 9: „Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“).

Der Kampf zwischen Michael und dem Drachen findet im Himmel statt. Dabei ist vorausgesetzt, dass „der Drache“ – also „der Teufel und Satan“ (12,9) – dort Zugang hat. Im AT tritt Satan im Himmel als Ankläger der Menschen auf (Hiob 1,6ff; 2,1ff.; Sach 3,1).

Warum es gerade jetzt zu einem „Kampf im Himmel“ kommt, wird nicht gesagt. Er steht aber im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Jesu. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass dieses Ereignis der Anlass dafür ist, den Drachen aus dem Himmel zu entfernen. „Wo … Jesus herrscht … hat der Widersacher Gottes weder Raum noch Recht.“ (Roloff, 129).

Der Kampf geht von Michael und seinen Engeln aus. Wörtlich übersetzt muss es heißen: „Michael und seine Engel waren bereit bzw. verpflichtet gegen den Drachen zu kämpfen“ (ein substantivierter Infinitiv drückt die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung aus; Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament, zur Stelle; vgl. Maier II, 45).

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Diese Verse bieten uns die Erklärung, warum es in der Mitte der Jahrwoche zu solch dramatischen Veränderungen auf der Erde kommt. Die Ursache ist die, dass im Himmel ein Kampf gefochten wird, dessen Ergebnisse auf der Erde zu spüren sind. Das Wort „Krieg“, polemos , steht hier für eine Schlacht. JND erklärt in den Anmerkungen zu seiner Bibelübersetzung den Aorist „entstand“, egeneto, wie folgt: „hat jetzt stattgefunden, hat angefangen“. Plötzlich bricht im Himmel eine Schlacht aus. Es ist möglich, dass Satan, der gesehen hat, wie die Gemeinde in den Himmel entrückt und vor den Richterstuhl des Christus gestellt wurde und nun ahnt, dass die Vereinigung der Gemeinde mit dem Herrn in der Hochzeit des Lammes bald geschehen muss, meint, dass jetzt der günstige Moment zum Angriff auf den Thron gekommen sei. Der Erfolg seiner Pläne auf der Erde – seine beiden Werkzeuge auf der Erde sind aufgekommen und die beiden Zeugen sind ermordet worden – kann ihn in seiner Illusion bestärkt haben. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass der Drache jetzt, angreift, um das Ausgießen der letzten Gerichte auf seine Werkzeuge zu verhindern. Denn er hat nicht mehr viel Zeit. Die Bibel sagt uns nicht, wer die Schlacht begann, aber die Reihenfolge der Wörter im Vers legen nahe, dass Michael auf Gottes Geheiß die Initiative ergriff, um das Universum von diesem Urheber aller Rebellion zu reinigen. Diese Sicht wird durch Daniel 12,1 gestützt, wo auf den gleichen Zeitpunkt zur Hälfte der Jahrwoche Bezug genommen wird: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit.“ Es ist gut möglich, dass angesichts des wachsenden Druckes auf das Volk Israel Michael von Gott den Auftrag zum Handeln bekommt.
Michael, dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet, wird in der Bibel fünfmal erwähnt. In Dan 10,13 wird er „einer der ersten Fürsten“ genannt, in 10,21 „euer Fürst“. In Dan 12,1 heißt er „der große Fürst“, und in Judas 1,9 „der Erzengel“ (als einziger in der Bibel). Hier ist er der Anführer einer großen Engelschar; diese steht unter seinem Befehl und sie heißen darum „seine Engel“. Gegen die himmlischen Heerscharen haben sich die feindlichen Mächte aufgestellt, die hier „der Drache und seine Engel“ genannt werden. Es entspinnt sich ein gigantisches Ringen. Das Verb „siegten nicht ob“ lässt ahnen, wie große Anstrengungen der Drache und seine Engel machten, um den Himmel zu besiegen.
Über den Ort, wo dieser Kampf stattfindet, ist viel diskutiert worden, wiewohl es hier heißt, er finde „im Himmel“ statt. Der auferstandene Herr ist „durch die Himmel gegangen“ (Heb 4,14), womit ganz klar der atmosphärische Himmel und der astronomische Himmel gemeint sind. Jetzt, da er „höher als die Himmel geworden“ ist (Heb 7,26), ist er eingegangen „in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Der dritte Himmel wird in 2.Kor 12,2-4 identifiziert als das Paradies, wo Gott ist und Christus wohnt, und wohin die von der Erde Geretteten genommen werden, um bei Christus zu sein (Lk 23,43). Das kann aber kaum der Bereich sein, in dem dieser Krieg toben wird. Er findet auch nicht „in den himmlischen Örtern“ von Eph 6 statt, denn mit dem dort beschriebenen Kampf ist etwas vollständig anderes gemeint. Die Worte Christi in Lk 10,18 beziehen sich auf den Sturz Satans von seiner Stellung als der „gesalbte Cherub“ (Hes 28,14), der so nahe bei Gottes Thron stand. Jenes Geschehen ist bereits Geschichte; es liegt irgendwo zwischen 1.Mo 2; 3. Es ist klar, dass Satan seit jenem Fall nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes wohnen kann. Es ist aber gleichzeitig deutlich, dass es gewisse himmlische Regionen gibt, zu denen Satan noch immer Zugang hat (Hi 1,6; 2,1) und wo er als der Verkläger der Brüder die Freiheit hat, seine Klagen bei Gott vorzubringen. Es ist von jener „Stätte“, aus der der Satan und seine Engel nun hinabgeworfen werden. Diese Erklärung wird durch das besitzanzeigende „ihre“ gestützt: „Auch wurde ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden.“ Es scheint, dass sie ihre besondere Stätte hatten, in der sie sich noch aufhalten durften. Es ist anzunehmen, dass sie nicht allein aus ihrer Stätte vertrieben werden, sondern dass diese Region nun für immer geschlossen wird, dass also Michael den Kosmos von allem Bösen reinigt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Und es geschah ein Kampf im Himmel. Einer der beiden Kämpfenden wird in Vers 9 auf das Genaueste vorgestellt. Dagegen verlautet von seinem Widersacher außerhalb dieses Verses nichts und auch hier nur sein Name. Darum sprechen auch wir bis zum Exkurs 10 (nadi V. 11) kommentarlos von „Michael“ . Einerseits waren Michael und seine Engel, bereit zu kämpfen, und andererseits kämpfte der Drache und seine Engel.
Dreimal enthält dieser kurze Vers „Kampf“ oder „kämpfen“. Als Folge der Inthronisation des Messias in Vers 5 tut sich Unerhörtes in den geistlichen Dimensionen. Dieser Kampf im Himmel will mit einem zweiten Kampf auf der „Erde“ in 19, 19 zusammengehalten werden. Jener Erdenkampf vervollständigt diesen Himmelskampf. Beide Kämpfe enden mit einem Satanssturz. Hier stürzt der Satan vom Himmel auf die Erde (V. 9), dort von der Erde in den Abgrund (20, 3). In beiden Fällen wird das Gericht durch einen Engel vollstreckt. Hier heißt er Michael, dort fehlt eine Nennung seines Namens. Als Folge der Inthronisation des Messias vollzieht sich also im Grunde ein Kampf, der aber in zwei Akten abläuft. Dazwischen liegt die „kleine Zeit“ von Vers 12.
Die Initiative zum Kampf geht von Michael aus. Er tritt sogleich mit Kampfabsicht auf den Plan, bereit zu kämpfen und den Drachen in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Die meisten Kommentare sagen es umgekehrt: Der Drache begibt sich, nachdem ihm der Messias entkommen war, schnaubend auf Verfolgungsjagd und stürmt den Bergungsort des Flüchtenden. Da stellt sich ihm Michael mit seinen Scharen entgegen und wehrt den „Himmelssturm“ erfolgreich ab. Satan und seine Gesellen werden auf die Erde zurückgeworfen.
Es zahlt sich für die Auslegung dieses Abschnittes aus, nichts aus den vorangegangenen Versen zu verlieren. Wir arbeiteten für die „Entrückung“ des Messias Vers 5 den Rechtshintergrund heraus: Der vom Weibe geborene Knabe gewann einen Gerichtsprozeß gegen den Drachen, der ihm als Fürst dieser Welt den außerordentlichen Rang und Platz bei Gott, nämlich seine Messianität und Gottessohnschaft und damit die Weltherrschaft streitig machen wollte. Durch die Entrückung auf Gottes Thron wird der Knabe jedoch darin bestätigt und voll gerechtfertigt. Der „Verkläger“ (V. 10) hatte unter Mißbrauch seines Verklägeramtes eine falsche Anklage vorgebracht. Nach israelitischem Recht genügte jetzt nicht allein die Rechtfertigung des unschuldig Angeklagten, sondern es mußte auch noch dem falschen Ankläger der Prozeß gemacht werden (5 Mo 19, 16–19). Ihm gebührte die gleiche Strafe, die er dem Unschuldigen gewünscht hatte. Der Drache wollte Christus seinen Platz bei Gott rauben, so verliert er seinen eigenen Platz im Himmel, nämlich seine Funktion als Ankläger (V. 8b).
Im neuen Abschnitt geht es hintergründig um einen solchen Nachfolgeprozeß. Schon darum ist in diesem zweiten Prozeß keinesfalls der Drache initiativ, sondern der bisher verklagte Messias wird zum Ankläger. Doch Michael ist sein Anwalt und Vollstrecker. Der Drache bietet alles auf, um seine Position zu behaupten: Der Drache kämpfte und seine Engel .
[8] Und er vermochte nicht zu bestehen. Dieser Ausdruck könnte durchaus einen gerichtlichen Beiklang haben und hindurchschimmern lassen, daß Johannes hinter den geschauten „Zeichen“ eines physischen Kampfes die Wirklichkeit eines Rechtsstreites wußte. In diesem Rechtsstreit vermochte der Drache nicht zu bestehen, da er seine Stellung durch die falsche Anklage des Gerechten und Heiligen hoffnungslos verspielt hatte.
Und es wurde für sie nicht mehr ein Ort im Himmel gefunden. Für immer und restlos wurde ihm die entscheidende – nicht aber die einzige! (s. u.) – Operationsbasis genommen. Nie wieder wird er im Himmel als Verkläger angenommen. Rein gar nichts kann er dort noch ausrichten. Im Himmel herrschen nur noch Gott und der mitthronende Gesalbte. Die biblische Rede von dem Ort (Bd. 1, Anm. 108), der nicht mehr aufzufinden ist, wird Hes 27 unvergeßlich anschaulich: Ein prachtvolles, stolzes Kaufmannsschiff versinkt im Meer. Die Wogen schlagen darüber zusammen und schweigen alles Gewesene tot.
Dem dreimaligen „Kampf, kämpfen“ in Vers 7 entspricht hier in Vers 9 das dreimalige „geworfen“. „Werfen“ begegnete uns schon oft in den Gerichtsvollzügen der Offb. Der Gerichtete wird vierfach, also allseitig und erschöpfend identifiziert. [9] Und es wurde geworfen der große Drache, die uralte Schlange, genannt Diabolos und Satan. Diese Sprechweise klingt wie ein Auszug aus einer Urteilsverkündigung. Zu Beginn werden die Personalien des Verurteilten, seine Herkunft und sein Tun und Lassen genau aufgeführt.
Es ist der große Drache. „Drache“ bezeichnete vor allem eine Riesenschlange, wiederum besonders die Seeschlange und das Seeungeheuer. Daran läßt der Wasserstrahl denken, den dieser Drache nach Vers 15 herausschießt. Aber die Beifügung groß übersteigert diesen Drachen gegenüber jedem natürlichen Wesen. Ein riesenhafter Riesendrache! So entsteht ein Bild für eine Größe, die alle Zoologie hinter sich läßt, nämlich für die Wirklichkeit des Satanischen.
In der Offb ist Satan der Gegner Gottes. Gern wäre er auch Gegengott, bringt es aber nicht weiter als bis zu einem „Affen Gottes“ (Luther). Wäre er Gegengott, ständen wir unter einem Dualismus zweier selbständiger Mächte. Gottes Volk hat darauf zu achten daß es Satan diese Ehre nicht antut. „Er lebt von dem Respekt, den man ihm zollt“ (Lamparter). Wir haben darum nicht an ihn zu glauben, sondern ihm zu widerstehen (1 Pt 5, 9; Jak 4, 7). Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen noch eine ausführliche Satanslehre anstreben noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen. Wohl tut ein Hinweis auf den Ausspruch Goethes gut: „Den Teufel spürt das Völkchen nicht, und wenn er sie beim Kragen hält.“ Aber wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil rein gar nichts. Das Mittelalter strotzte nur so vor Teufelsglaube und war doch so arm an Christuserkenntnis und so in Fesseln geschlagen durch Gewalt, Unrecht und Unverstand.
Auch hier verfolgen wir nur die kurze Skizzierung des Satanischen, ohne sie mit allen möglichen Gesichtspunkten und Fragestellungen auszugleichen. Der große Drache wird auch die uralte Schlange genannt. Die Schlange spielte in der Umwelt Israels eine für uns unvorstellbare Rolle. Sie war fast überall verbreitet und bekannt. Schlangenkulte sind schon aus der Zeit 4500 v. Chr. belegt. Mancherlei Umstände förderten diese Kulte: der überlegene, hypnotisierende Blick der Schlange, ihr kaum merklicher, aber tödlicher Biß, ihre Heimtücke und Schnelligkeit und ihre Dressierbarkeit.
Aber nicht nur als Verderbensmacht wurde sie empfunden. Besonders die Griechen richteten sie als Haustier ab und verehrten sie als Lebensmacht. Die Schlange ist ja besonders der Erde verbunden, lebt in Grotten und Ritzen, kriecht auf der Erde, scheint Erde zu fressen und galt als „Seele“ der Erde, als Erdgottheit. Da die Erde aber Symbol für das Mütterliche und Weibliche ist, erscheint die Schlange auf den Abbildungen der Fruchtbarkeitsgöttinnen.
Weil die Schlange häufig an Quellen haust, schien sie mit unterirdischen, verborgenen Schätzen in Verbindung zu stehen. Sie galt als hellseherisches Orakeltier. Besonders an Heil quellen verehrte man sie, verfügte sie doch nicht nur über Gift, sondern auch über Gegengift, vgl. den Hinweis auf den blühenden Asklepioskult zu 2, 13. Schließlich konnte die Beobachtung, wie sich die Schlange häutet und sich auf diese Weise zu verjüngen und zu erneuern scheint, sie zum Symbol der Wiedergeburt und des ewigen Lebens werden lassen.
Bei der allgemeinen Hochschätzung des Schlangenkultes in allen umwohnenden Völkern ist es nicht verwunderlich, wenn Israel die Schlange als Verkörperung des Heidentums ansah. Daher der entschiedene Abscheu vor Schlangen im AT. Nie diente sie als Haustier, Opfertier oder als Speise. Sie ist das widerlich Schmierige, Schillernde, Zwielichtige, Mörderische und darum das Satanische.
An unserer Stelle finden wir eine ausdrückliche Gleichsetzung mit der Paradiesesschlange von 1 Mo 3: die uralte Schlange. So alt sie ist, sie hat ihre Feindschaft gegen Gott und alles Göttliche nie vergessen.
Erst jetzt erklingt zweisprachig (Anm. 301) der eigentliche Name des Drachen und der Schlange. Wir erörtern zunächst das hebräische Wort Satan. Es bezeichnet ursprünglich völlig neutral den Opponenten. Im israelitischen Gerichtswesen hat es möglicherweise die Planstelle für einen Ankläger gegeben, der zur Rechten des Angeklagten stand (Sach 3, 1; 1 Chr 21, 1; Ps 109, 6). Mit Feindseligkeit und Bosheit hat diese gesellschaftliche Funktion noch nichts zu schaffen. Auch im Hiobbuch hat „Satan“ noch keinen bösen Beiklang. Er achtet wie ein guter Staatsanwalt darauf, daß man nicht einfach dem Augenschein traut und beantragt den Beweisgang. Teuflische Lust am Bösen liest man für ihn höchstens in den Text hinein. Er ist nicht Widersacher Gottes, sondern dient der genauen göttlichen Rechtsprechung.
Erst im Judentum wird „Satan“ zum Eigennamen für die aktiv böse Macht. Sie ist Gott und den Menschen, vor allem aber den Gerechten, feindlich gesinnt. Als Nachklang des AT bleibt bestehen, daß Satan ein von Gott abhängiges Geschöpf ist, nämlich ein Engelfürst.
Eine Zusammenfassung seines Tuns bietet das bekannte Zitat aus dem babylonischen Talmud: „Der Satan kommt herab und verführt, steigt hinauf und klagt an, nimmt Vollmacht und nimmt die Seele.“ Zunächst verführt er also zur Sünde, indem er Gott und die Sünde verharmlost und diese begehrenswert macht wie in 1 Mo 3. Sobald er den Menschen zum Sündigen gebracht hat, eilt er ins himmlische Gericht, um flammende Anklage gegen den zu erheben, den er selbst gereizt, gelockt und überredet hat. In „heiligster“ Entrüstung und unter Berufung auf Gottes Gebote fordert er Strafgerechtigkeit. Bevollmächtigt kehrt er zurück und vollstreckt die Strafe, indem er den Sünder tötet. So hat er sein Ziel erreicht: den Tod des Menschen, den Gott doch zum Leben geschaffen hat.
Nach jüdischer Lehre fungiert vor dem himmlischen Gericht aber auch ein Verteidiger Israels, nämlich der Erzengel Michael. Er trägt die Tugenden der Juden vor Gottes Thron. Er kann auch den Satan abweisen. Aber von Fall zu Fall steigt dieser immer wieder herauf, um frisch verführte Opfer anzuklagen und Vollmacht über sie zu gewinnen.
Als Verführer arbeitet der Satan also mit Lüge und als Vollstrecker mit Gewalt, aber als Verkläger arbeitet er mit Wahrheit. Kein Gewaltsystem verachtet eine gewisse Rechtlichkeit. Jede Lüge, die Erfolg haben will, bedarf einer Prise Wahrheit. Darum liegt die wesentliche Macht Satans in seiner mittleren Funktion begründet. Nirgendwo ist er so satanisch wie gerade in seiner Anklage, wo er vollmächtig von Gott scheidet und die Schuldwand zwischen Gott und Sünder himmelhoch emporzieht.
Haben Jesus und die Apostel diese jüdischen Anschauungen einfach übernommen? Nach dem Evangelium ist die furchtbare Verklägerfunktion Satans gelöscht. Das bedeutet die Lehre vom Satanssturz. Seine wesentliche Kraft ist gebrochen. Darauf bezieht sich in Vers 9 das jubelnde, dreimalige „gestürzt, gestürzt, gestürzt!“ Zwar geht er weiter als Lügner und Mörder um, doch die Rechtsposition ist ihm genommen. Er stürzte in die Illegalität. Sein Reich ist darum ohne Bestand.
Die grie Bezeichnung Diabolos wird gern mit „Durcheinanderbringer“ wiedergegeben. Er schafft in einer Gemeinschaft durch Verleumdung und Streitsucht Mißverständnisse und liebt das Chaos. Vielleicht wäre auch die Wiedergabe durch „Auseinanderbringer“ angebracht. Er bringt Gott und Menschen auseinander. Aber das Wort ist als Übersetzung von „Satan“ in die Bibel gekommen und also deckungsgleich aufzufassen.

Wuppertaler Studienbibel

Nach einer alten jüdischen Auslegung sind Michael und Gabriel die Höchsten, die zur Rechten und Linken Gottes stehen (Hiob 25,2). Michael heißt: Wer ist wie Gott? Eine alte Geschichte erzählt, daß, als Satan (Luzifer, Jesaja 14,12), einer der ersten drei der sieben Engelfürsten, von Gott abfiel, um wie Gott zu werden (1 Mose 3,5), Michael ihm und denen, die ihm folgten, mahnend zurief: „Wer ist wie Gott?“ Da scharten sich um ihn und um diese seine heilige Losung alle treu gebliebenen Engel. Und das Bekenntnis seines Mundes blieb fortan sein Name.
Diese ist „der vornehmsten Fürsten einer“. Es gibt auch weniger vornehme Engelsfürsten. , z. B. der Fürst des Königreichs im Perserland (Daniel 10,13. 14). Vielleicht hat so jedes der siebzig Völker seinen Elohim, seinen Engelfürsten und Herrn?
Vgl. Daniel 10,21; 2 Thessalonicher 2,7; 1 Korinther 8,5; 1 Mose 10; 11,7
Aber über alle ist Der, „dessen Rede ist wie Volksgetümmel“ (Daniel 10,6). „Der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht“, hielt mit unantastbarer Hoheit Wache am Leichnam Mosis. Er ist Fürst über Israel auf Erden und über viele Engel im Himmel, mit denen er ernst den Drachen und seine Engel endgültig überwinden wird.
(Daniel 10,13. 21; 12,1; Judas 9; Offenbarung 12,7-9)
Wer ist „der Fürst über das Heer des Herrn“? (Josua 5,13-15)

Carl August Flügge – Bibelarbeiten aus Der Bibelforscher

In Vers 7 unseres Kapitels wird eine andere überraschende Sache vor unsere Blicke gebracht: ein Kampf in dem Himmel. Dies mag ein erstaunlicher Gedanke sein für solche, die sich den Himmel nur als einen Ort der Ruhe und Glückseligkeit vorstellen, und für die abgeschiedenen Heiligen Gottes ist er auch ein solcher, denn ausheimisch von dem Leibe bedeutet einheimisch bei dem Herrn zu sein, in dessen Gegenwart Fülle von Freude ist. Aber was die Himmel selbst betrifft, zeigt uns die Schrift, dass sie in den Augen Gottes nicht rein sind, weil Satan und seine Engel Zugang haben zu den himmlischen Örtern. Epheser 6 zeigt uns, dass der geistliche Kampf des Gläubigen in den himmlischen Örtern ist. Das Buch Hiob zeigt uns, dass, wenn die Engel kommen, um sich vor Gott zu stellen, auch Satan in ihrer Mitte kommt als der Verkläger Hiobs. Hier in Offenbarung 12 wird uns gezeigt, dass dieser Kampf in dem Himmel von dem Eingreifen Gottes zugunsten Seines Volkes Israel redet. Michael wird in der Epistel des Judas der Erzengel genannt, der Oberste der Engel,
In Daniel 10 wird Michael gezeigt, wie er die Sache des irdischen Volkes Gottes unterstützt, während Daniel 12,1 ihn deutlich nennt: „der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht“, und das besonders in der großen Drangsalszeit, die als zukünftiges Teil des Volkes Gottes angekündigt ist. Michael hat zahllose Scharen von Engeln unter seinem Befehl. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 26, 53: „Meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?“ Doch auch Satan hat seine Scharen böser Geister, die ihm folgen. In Judas lesen wir, dass Michael nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn zu fallen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Aber hier in Offenbarung 12 lesen wir, dass Michael und seine Engel mit dem Drachen kämpften, und dass auch der Drache kämpfte und seine Engel. Es ist die letzte und größte Anstrengung von Seiten Satans, seinen Platz im Himmel zu behaupten, aber es ist ein hoffnungsloser Kampf für ihn, denn die Schrift versichert uns, dass sie nicht obsiegten und auch ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden wurde. Von dem großen Drachen lesen wir schon in Kapitel 11, aber hier wird ausdrücklich gesagt, dass es Satan selbst ist. Er ist die alte Schlange, oder, wie J.N.D. es ausgedrückt hat, die Schlange von alters her. Dieser Vers in Verbindung mit 2 Korinther 11,3 macht es klar, dass mit der Schlange Satan selbst gemeint ist, in der geschickten Verschmitztheit, durch welche er zu täuschen sucht. Es wird auch von ihm gesprochen als dem Teufel, dem Widersacher, Er wird als ein Engel des Lichts gesehen, wenn er zu täuschen sucht, aber auch als ein brüllender Löwe, der da sucht, welche er verschlinge. Hier wird er als der gesehen, der die ganze Welt zu betrügen sucht. Jetzt kommt für ihn die Zeit, wo er aus dem Himmel geworfen wird und alle seine Engel mit ihm.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

In der Mitte der Trübsal, während der Krieg auf der Erde zwischen dem Antichristen und den zehn Königen ausbricht, bricht auch ein Krieg in den atmosphärischen Himmeln aus (V. 7). Der Konflikt findet zwischen dem Erzengel Michael und seinen Truppen und dem Erzfeind Satan und seinen Truppen statt. Michael siegt, und Satan und seine Helfer werden aus den atmosphärischen Himmeln vertrieben und auf der Erde eingesperrt (V. 8-9). Fünf Namen werden dem Satan gegeben, die alle seine Person und sein Wirken beschreiben. In „der große Drache“ wird seine Grimmigkeit und Grausamkeit gesehen. „Die alte Schlange“ verweist auf den Garten Eden, wo der Mensch aufgrund der Versuchung durch Satan fiel und Sünde und Tod in die menschliche Erfahrung brachte. Die große Trübsal ist ein Gericht über die Sünde des Menschen. In dem Wort „Teufel“ wird Satan als der Ankläger aller Kinder Gottes betrachtet. „Satan“ bedeutet „Widersacher“, und in diesem Namen wird er als der Gegner von Gottes Programm gesehen. Als „der Verführer“ wird er als der große Meisterfälscher bezeichnet, der versucht, Auserwählte und Nichterwählte gleichermaßen zu täuschen.
Die Gefangenschaft Satans auf der Erde hat zwei Folgen. Erstens wird ihm der Zugang zum Himmel verwehrt, und er kann nicht mehr vor dem Thron Gottes stehen und die Geschwister anklagen. Darüber freut sich der Himmel (V. 10-12a). Zweitens: Satan ist jetzt voller Zorn (V. 12b). Sein Zorn rührt daher, dass er weiß, dass seine Zeit kurz ist, nämlich 3½ Jahre. Wegen des Zorns Satans ist es „wehe der Erde“. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt für das Verständnis dessen, was in der mittleren und zweiten Hälfte der Trübsal geschieht. Die volle Bedeutung wird später in dieser Studie deutlich werden.

Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020

Noch immer zur Führung Israels sprechend, fuhr Jeschua fort: „Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr sagen werdet: Gesegnet der, der im Namen des Herrn kommt (Matthäus 23,39). Mit dieser offiziellen messianischen Begrüßung, die auf Psalm 118,26 basiert, stellte Jeschua die Vorbedingung für das zweite Kommen auf: Er wird nicht zurückkehren, bis die jüdischen Führer Ihn bitten, zurückzukommen. So wie die jüdischen Führer einst die Nation dazu brachten, Ihn abzulehnen, muss ein Tag kommen, an dem sie die Nation dazu bringen, Ihn anzunehmen.

Dies wiederum liefert die theologische Grundlage für den Antisemitismus. Satan hat einen speziellen Krieg gegen die Juden im Allgemeinen, aber im Besonderen gegen die messianischen Juden geführt, führt ihn noch und wird ihn auch führen. Satan weiß, dass seine Karriere zu Ende sein wird, wenn der Messias auf Wunsch des jüdischen Volkes wiederkommt. Wenn es ihm gelingen würde, die Juden zu vernichten, bevor sie um seine Rückkehr bitten, dann wird Jeschua nicht wiederkommen und Satans „Karriere“ ist für immer gesichert. Dies erklärt die Motivation für den unerbittlichen Krieg des Teufels gegen die Juden, der sich in den Kreuzzügen, den russischen Pogromen, dem Nazi-Holocaust usw. zeigt. Sobald Satan in der Trübsal auf der Erde gefangen ist (Offenbarung 12:7-17), wird er, da er weiß, dass seine Zeit kurz ist, all seine Energie darauf verwenden, die Juden ein für allemal zu vernichten. Antisemitismus in jeder Form, aktiv oder passiv, ob politisch, national, rassisch, ethnisch, sozial, religiös, theologisch oder anderweitig, ist Teil der satanischen Strategie, das zweite Kommen zu verhindern.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Dan 12,1 ist Michael zwar zum Schutz Israels bestellt, aber vom Teufel ist noch keine Spur zu sehen (»In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen eines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein …«). Noch in den Dorfkirchen der Uckermark findet sich an der Nordseite außen nicht selten eine Nische mit dem Erzengel Michael, der das Heilige schützt (z. B. in Kleinow Kr. Perleberg).
Zum einschlägigen Material gehört auch TestXII Dan 6, 2 f.: »Tretet heran zu Gott und zu dem Engel, der bittend eintritt für euch, und dieser ist als Mittler zwischen Gott und den Menschen für den Frieden Israels gegenüber dem Reich des Feindes aufgestellt (vgl. Lk 11,18 f.: Satan … sein Reich). Deswegen eifert der Teufel darum, die zu Fall zu bringen, die den Herrn anrufen. Denn er weiß, dass an dem Tag, da Israel zum Glauben kommt, das Reich des Feindes sein Ende finden wird.« Der fürbittend für Israel eintretende Engel ist üblicherweise Michael. Später besiegt Michael stets den Antichrist (PCiStB Nr. 1917 victor).
Nicolaus Cusanus, Sermon CCX vom 7. 12. 1455 (Brixen) geht aus von einem Kampf auf zwei Ebenen: Der Kampf im Himmel wird geführt von der Weisheit Gottes (!) gegen Luzifer. Der Kampf auf Erden wird geführt von Christus gegen den Antichrist.

■ Auf Michael bezieht sich 1 QM 17, 5–7: »Heute ist seine Zeit (sc. die des Gottes Israels), niederzuzwingen und zu erniedrigen den Fürsten der Herrschaft des Frevels und Er sendet ewige Hilfe dem Los seiner Erlösung durch die Macht des prachtvollen Engels für Michaels Herrschaft … in ewigem Licht.«
■ Thomas-Apk (lat), S. 274 beschreibt in 12,7 den Krieg der Engel untereinander, vgl. S. 434.
■ (Gregorius Magn.) In Evang Hom II, 34, 9: Michael/Drache ist der Kampf gegen den Stolz (Gott ähnlich zu sein).
■ Zu 12,7.9: Nach Meinung Alkuins (9. Jh.) beschreibt Johannes in Apk 12 nicht ein einmaliges und gänzlich abgeschlossenes Geschehen, vielmehr ist Satan noch immer der Ankläger, und sein Sturz geschieht täglich und ist täglich notwendig. Kommentar: Da die Apk ohnehin unsere geltenden Vorstellungen von Geschehensein und Zukunft »frei« behandelt, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass Alkuin Teile unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit richtig deutet. – Nach Oecumenius, Komm. und Hippolyt, Danielkommentar III, 12, 3 beziehen sich die Worte des Apokalyptikers Johannes auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Doch ähnlich wie in der paulinischen Theologie ist wohl wichtig, dass das Entscheidende schon geschehen ist, so dass die Christenheit schon »über den Berg« gelangt ist. Ähnlich wie Alkuin 12,7.9 streng auf die Gegenwart der Kirche deutet, sieht er auch nach 12,6 in dem von Gott bereiteten Ort, an den die Kirche flieht, etwas gegenwärtig Aktuelles, denn er möchte nicht an eine körperliche Flucht denken, sondern an einen spiritualis ascensus (geistlichen Aufstieg). Diese Deutung ist m. E. eine Überstrapazierung sämtlicher Aussagen über Flucht und Wüste in Kap. 12.
■ Cantabr (10. Jh.): Michael und seine Engel: Christus und die Heiligen (Hinweis auf Hiob).
■ Ps-Ephraem-Apk (syr), S. 202: Die göttliche Gerechtigkeit ruft Michael. (204) Gottes Gerechtigkeit erhebt sich und zerstört das Römerreich.
■ Petrus-Apk (karschun), S. 244: Michael als Retter der Endzeit wird geschickt. S. 277: Michael als Kriegsführer stößt nur einen Schrei aus, und das genügt.
■ Ps-Beda, De temporum ratione: Percusso autem illo perditionis filio sive ab ipso Domino sive a Michaele … [Wenn aber der Sohn des Verderbens durchbohrt ist, sei es vom Herrn selbst, sei es von Michael …].
■ Berengaudus S. 961: Michael bedeutet Christus.
■ Der geistlich Mantel unser lieben Frauen (unpubl. mhd. Handschrift um 1475): Michael »Fürst der engelschlichen Ritterschaft«, dem gestattet sei, »das guldi fenli des ewigen Triumph vor allen himmlischen Heer« zu tragen. Da er auf Bergen verehrt wird: auf Bergen beten. Der Mantel ist belegt mit »geschlagenen untz gold«, »das kepli … an dissem Mantel ist von ainem edlen stain, haist ametistus, der jst vyol farb und als die rosen gibt er ainen schin«, der Mantelverschluss ist von »buliertem erhabnem gold«, umgeben von Bildern, darunter »ain luter guldis lernli tragent ain für rots fenli«: Saphir, grüner Smaragd, Amethyst, Rubin, Carfunckel (Granat), roter Jacinth, weißer Asteric, Topas, Chrysolith, Andrea.
■ Ps-Bonaventura, Sp. 544 (seine Engel): Gabriel und Raphael. Der Teufel dagegen kämpft mit (dem) Elefanten, daran zeigt sich seine Stärke.
■ Kommentar: Die zahlreichen Nennungen des hl. Erzengels Michael (auch auf Glocken etc.) weisen auf eine bestimmte Lücke in der christlichen Verkündigung: Wer besiegt das je gegenwärtige Böse? Was manche Kommentatoren zu Apk 12 angemerkt haben, gilt auch allgemeiner: Wie ist es um die soteriologische Rolle Jesu Christi im Alltag bestellt?

KLaus Berger – Die Apokalypse des Johannes

Trotz der Bedeutsamkeit der Vorgänge behält Johannes seinen knappen Stil bei: Und es kam zu einem Krieg im Himmel (Καὶ ἐγένετο πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [Kai egeneto polemos en to urano]), V. 7. Die Satzkonstruktion ist hier so ungewöhnlich, dass Bousset „eine völlig irreguläre Konstruktion“ annahm. Düsterdieck schlug wegen dieser Schwierigkeiten vor, die Worte πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [polemos en to urano] (Krieg im Himmel) zu streichen. Er konnte für seine Konjektur freilich nicht eine einzige Handschrift anführen, sie war also ein reiner Verzweiflungsschritt. Ganz ungewöhnlich ist übrigens die Satzkonstruktion in V. 1 nicht, wenn man mit Blass-Debrunner zweierlei in Rechnung stellt: a) die Neigung des Verfassers, „den Nom. statt anderer Kasus zu gebrauchen“. So kommt es zur Fortsetzung ὁ Μιχαὴλ [ho Michael] nach οὐρανῷ [urano]. b) Die auch in der LXX vorkommende Konstruktion mit τοῦ [tu] vertritt den hebräischen Inf. cstr. mit לְ [le]. Sie drückt „die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung“ aus. So kommt es zu der Fortsetzung τοῦ πολεμῆσαι [tu polemesai] usw. Wir sollten also in V. 1 bei dem jetzt von Nestle-Aland abgedruckten Text bleiben.
Wieso es gerade jetzt zu einem Krieg im Himmel kam, wird nicht näher erläutert. Wir können nur aus dem Zusammenhang schließen, dass der Drache durch die Geburt und Entrückung des Messias (12,4–6) aufs Äußerste erregt war und auch aufs Äußerste gehen wollte, um den Fortgang des Heils zu verhindern. Sonst hätte er sich unmöglich auf einen Krieg im Himmel eingelassen. Begonnen hat er diesen Krieg freilich nicht.
ἐγένετο [egeneto] sollte man nicht mit „entbrannte“mübersetzen, sondern bei der Wortbedeutung „es geschah“, „es entstand“, „es kam zu“ (= hebr. וַיְהִי [wajehi]) bleiben. So viel Widerstand, dass ein Kampf „entbrannte“, war dem Drachen gar nicht möglich.
Dass im Himmel ein Krieg sein soll, ist für uns befremdlich. Himmel und Krieg passen in der postmodernen Romantik nicht zusammen. Bousset wollte 2Makk 5,2f und Josephus B. J. VI, 296ff zur Erklärung heranziehen. Aber dort ist nur von Erscheinungen „am Himmel“ (sky) und nicht von einem Krieg „im Himmel“ (heaven) die Rede. Auch Ass Mo 10,1ff taugt hier nicht, weil hier nur die Geisterwelt angerufen wird. Viel näher liegen biblische Stellen wie Sach 3,2; Dan 10,13.20f; 12,1; Jud 9, die zeigen, dass die Engelwelt in die Kämpfe des Gottesvolkes hineingezogen ist. Schlatter wollte Jes 27,1 als Erklärungsbasis heranziehen. Aber in Jes 27,1 ist es Jahwe selbst, der zum Schwert greift, sodass diese Stelle nur eine sehr entfernte Parallele darstellt. Die genannten biblischen Stellen spiegeln sich übrigens auch in der Qumranliteratur, sodass wir dort ebenfalls Parallelen zu Offb 12,7 finden (vgl. 1QM IX, 15; XVII, 5ff). Alle Parallelen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vorgang in Offb 12,7 einzigartig ist. Denn hier wird der Himmel, der Ort des Heiligen, entweiht und gespalten durch den Kampf der Engelheere. Man versteht von da aus, warum „selbst die Himmel nicht rein sind vor“ Gott (Hiob 15,15; vgl. 4,18; 25,5).
Im Folgenden nennt V. 7 die Gegner: Michael und seine Engel (ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho Michael kai hoi anggeloi autu]) und der Drache und seine Engel (ὁ δράκων καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho drakon kai hoi anggeloi autu]).
Michael, hebr. מִיכָאֵל [michael], ist niemand anders als der aus dem AT und dem frühen Judentum, aber auch dem NT wohlbekannte Engelfürst (vgl. Dan 10,13.21; 12,1; Jud 9; ä Hen 9,1; 10,11; 20,5; 24,6; 40,9; 68,2; 69,14ff; 1QM XVII, 6ff). Zwar gibt es auch den menschlichen Personennamen Michael (Num 13,13 u. ö.), aber hier kann kein Zweifel sein, dass der Engel Michael gemeint ist. „Michael“ heißt: „Wer ist wie Gott?“ Seine Persönlichkeit tritt also ganz hinter seinem Zeugnis zurück. Im Danielbuch wird er „Fürst“ (שַׂר [sar]) genannt, in Jud 9 „Erzengel“ (ἀρχάγγελος [archanggelos]). Außer Michael findet sich im AT nur noch „Gabriel“ als Engelname (Dan 8,16; 9,21), ebenso im NT (Lk 1,19.26), hinzu kommt in den Apokryphen „Rafael“ (Tobit 3,17; 12,15). Vermutlich hat Hadorn recht mit seiner Annahme, dass Johannes nur deshalb in Offb 12,7 ausnahmsweise einen Engelnamen nennt, „weil dieser Name in der Schrift bezeugt ist“. Sonst befleißigt sich Johannes den Engeln gegenüber äußerster Zurückhaltung. Ein Engelkult wird in der Offenbarung ebenso schroff abgelehnt wie im übrigen NT (vgl. Offb 22,8f; Röm 8,38; 1Kor 6,3; Gal 1,8; Kol 2,18).
Neben Michael stellt Johannes seine Engel. Das erstaunt. Denn es können ja nur Gottes Engel sein. Sein drückt also kein Besitzverhältnis aus, sondern nur die Zugehörigkeit: Es sind die zu Michael gehörenden, an seiner Seite kämpfenden Engel. Ein Name fällt hier nicht mehr. Allerdings ist klar, dass Michael dieses Heer der guten Engel Gottes anführt. Spätestens jetzt ergibt sich eine weitere wichtige Beziehung: „Michael und seine Engel“ treten wie in Dan 10,13; 10,20f; 12,1 für das Volk Gottes = die Gemeinde ein. Deshalb heißt Jahwe auch „Jahwe Zebaoth“ = „Jahwe der Heerscharen“.
Wir wenden uns der Gegenseite zu. Hier stehen der Drache und seine Engel. Der Drache (δράκων [drakon]) erhält keinen Namen. In V. 9 aber wird er identifiziert. Seine Engel bedeutet: Es gibt ein Engelheer, das von Gott abgefallen ist und jetzt seinem Anführer, dem Drachen, anhängt. Auch Jesus spricht in Mt 25,41 vom „Teufel und seinen Engeln“. Vgl. zum Abfall einer unbekannten Zahl von Engeln Gen 6,1ff; Hiob 1,6ff; 2,1ff; 4,18; 15,15; 25,5; Jes 14,12ff; Sach 3,1ff; 1Kor 6,3; 2Kor 12,7; 2Petr 2,4; Jud 1,6ff. Es zieht sich ein tiefer Riss durch die unsichtbare Welt.
Kein Zweifel: Michael und sein Heer beginnen diesen Krieg im Himmel. Denn dort, wo wir übersetzten: kämpften mit dem Drachen, ist der Sinn zugleich: „Sie mussten mit dem Drachen kämpfen“. Letzten Endes geht es also um einen Krieg auf Anordnung und im Auftrag Gottes. Sein Ziel ist eine erste Reinigung des Himmels, darüber hinaus aber auch die Verweisung des Drachen in seine Grenzen. Wenn Bousset schreibt, in Offb 12,7 begegne uns die „Vorstellung, dass der Drache hier mit Gewalt den Himmel zu stürmen sucht“, dann stellt er die Verhältnisse auf den Kopf. Das wird in der Fortsetzung noch deutlicher.
Noch einmal sei das Erstaunliche unterstrichen: Der Drache nimmt den Kampf an: Und auch der Drache kämpfte und seine Engel. Welche Vermessenheit!
Allerdings hatte schon in Offb 11,7 „das Tier aus dem Abgrund“ mit der christlichen Gemeinde in Gestalt der zwei Zeugen gekämpft und sie besiegt. Und auch in Jud 9 wagt sich der Drache = Teufel in einen Streit mit Michael. Sehr vorsichtig kann man vermuten, dass der Drache seine Sache noch nicht verloren gibt, solange er es mit „untergeordneten“ Wesen zu tun hat: mit der Gemeinde, mit anderen Engeln, mit dem Mensch gewordenen und „niedrigen“ Gottessohn (vgl. Joh 14,30).
Aber gerade dadurch fällt Licht auf einen elementaren Umstand: Nicht Christus, nicht „der Erhöhte selbst tritt hier … in Aktion“, geschweige denn Gott der Vater. Sondern nur ein Engel, wie es der Drache selbst ja ist: nur Michael. Das genügt.
Der knappen Art des Johannes entspricht es, auch das Resultat des Krieges so knapp wie möglich zu formulieren: aber sie (= der Drache und seine Engel) konnten nicht standhalten, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (V. 8).
In den Handschriften gibt es zwei ernsthafte Möglichkeiten beim dritten Wort des Verses: ἴσχυσεν [ischysen] oder ἴσχυσαν [ischysan]. Die beiden sonst verlässlichsten Textzeugen, A und C211, sind hier gespalten. Da nach dem vorausgehenden ἐπολέμησεν [epolemesen] eine Änderung in ἴσχυσεν [ischysen] leichter denkbar ist, wird wohl ἴσχυσαν [ischysan] (= sie konnten standhalten) als lectio difficilior vorzuziehen sein. Das griechische οὐδέ [ude] bedeutet „auch nicht“, „nicht einmal“.
ἰσχύω [ischyo] geht auf hebr./aram. יכל [jachal] zurück. יכל [jachal] hat wie ἰσχύω [ischyo] die Bedeutungen „können; vermögen; gelingen; überlegen sein; siegen; fassen; ertragen; aushalten (können)“. In Offb 12,8 liegt die gesamte Bandbreite vor. Vom Kontext her empfiehlt sich nicht standhalten können. Uns scheint, dass Offb 12,8 in bewusstem Gegensatz zu Dan 7,21 formuliert ist, wo es heißt: „Und dieses Horn führte Krieg mit den Heiligen und besiegte sie“ (וְיָכְלָה לְהוֹן [wejochlah lehon]). Das „Horn“ = der Antichrist siegt also (vgl. Offb 13,7). Der Drache aber mit seinem Engelheer siegt nicht! In „sie konnten nicht standhalten“ steckt vielleicht mehr als die trockene Notiz über eine Niederlage. Nicht einmal ein Teilsieg, nicht einmal ein echter Kampf ist dem Drachen möglich. Er hat schlichtweg nichts aufzubieten gegen einen Michael, der durch Gottes Gerechtigkeit den Kampf führt (vgl. Eph 6,11ff; 2Thess 2,8; Offb 19,15). Überhaupt darf man sich bei diesen himmlischen Kämpfen nicht an irdischen Schlachtenbildern und materialistischen Vorstellungen orientieren.
Der folgende Satz und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (οὐδὲ τόπος εὑρέθη αὐτῶν ἔτι ἐν τῷ οὐρανῷ [ude topos heurethe auton eti en to urano]) hat viele Diskussionen ausgelöst. Er markiert zunächst den Gipfel der Niederlage: Der Drache und sein Heer verlieren nicht nur den Kampf, sondern auch die Heimstätte. Im Gegensatz zur Frau, die nach V. 6 „einen Ort (τόπον) hat, der von Gott vorbereitet ist“, haben sie jetzt „im Himmel“ keinen Ort (τόπος), keine Stätte mehr. In Helmut Kösters Worten: „Nur wer seinen Platz hat, kann wirklich bestehen.“ Hier kündigt sich das Ende des Drachen und damit das Ende alles Bösen an.
Hatten demnach der Drache und seine Engel vorher einen „Ort“, genauer: Aufenthaltsberechtigung und Wohnort im Himmel? Gerade da setzt die Diskussion an. Man kann die gestellte Frage aber nur bejahen, trotz aller Rätsel, die sie mit sich bringt. Schon im AT ist klar erkennbar, dass der Teufel = Satan und Drache zusammen mit den anderen Engeln „im Himmel“ weilt (Hiob 1,6ff; 2,1ff; Sach 3,1ff, andeutungsweise auch Jes 14,12ff). Jesus vertritt dieselbe Sicht (Lk 10,18). Dann aber ist der Schluss unausweichlich, dass der „Drache“ ehemals ein guter Engel Gottes war, wie die anderen Engel von Gott geschaffen, vermutlich sogar ein hochgestellter Engel, der aber von Gott abfiel, weil er selbst wie Gott sein wollte (vgl. Jes 14,14; Gen 3,5). Als solcher genoss er aus Gottes unergründlicher Liebe noch lange ein Zutritts- und Aufenthaltsrecht im Himmel. Wenn ihm verschiedene Forscher aber einen Wohnort „im untersten Himmel“ zugewiesen haben, so ist das reine Spekulation.

Gerhadt Maier – Die Offenbarung des Johannes