Tag: 22. März 2024

Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündet ihr immer wieder den Tod des Herrn, bis er kommt.

Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 11,26

Jedes Mal also, wenn ihr dieses Brot esst und von diesem Becher trinkt, verkündet ihr damit die Rettung, die durch den Tod des Herrn geschehen ist, bis er wiederkommt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Korinther 11:26

Seid euch also darüber im Klaren: Jedes Mal, wenn ihr von dem Brot esst und aus dem Becher trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn – bis der Herr wiederkommt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 11,26

Wie ist das in deiner Gemeinde? Dürfen die „normalen Gottesdienstbesucher“ nur von dem Brot essen – aber der Wein wird nur für den Klerus reserviert? Oder „nur eine kleine Herde“ darf von Brot und Wein nehmen, die allermeinsten werden aber zu Beobachtern degradiert? Wie kann man diese „Vorgaben“ mit dem obrigen Vers in Einklang bringen? Fordert Paulus nicht die Korinther dazu auf, BEIDES zu sich zu nehmen – und zwar nicht, um damit in eine „besondere Klasse“ aufgenommen zu werden – sondern den Blick auf Jesus zu richten! Wenn aber der Wein nur für den Klerus ist – dann schauen wir auf diesen Klerus, anstatt auf das Opfer Christi! Wenn aber die meisten „nur Beobachter“ sein dürfen – dann schauen wir auf „die kleine Herde“ anstatt auf Jesus und sein Werk!


ZIELE DES ABENDMAHLS
… Es ist möglich, vier Zwecke aus den Passagen abzuleiten, die sich mit dieser Verordnung befassen. Erstens, in Lukas 22,19, ist es ein Gedächtnis und eine Erinnerung an das Leben und den Tod Jesu. Der zweite Zweck, in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die grundlegenden Tatsachen des Evangeliums verkündet, indem es den Tod des Herrn verkündigt.
Der dritte Zweck, ebenfalls in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die Vorfreude auf die Wiederkunft des Messias beflügelt, denn wir sollen diesen Dienst verrichten, bis er wiederkommt.
Und viertens, in 1. Korinther 10,17, hat es den Zweck, uns an unser Einssein mit allen anderen Gläubigen zu erinnern.

Arnold Fruchtenbaum – Das Abendmahl

Im Herrenmahl »verkündigt« die Gemeinde »des Herrn Tod«. »Verkündigen« meint mehr als reden; es hat die Bedeutung von »proklamieren, ausrufen, öffentlich bekanntmachen«. Im Herrenmahl proklamiert die Gemeinde Jesu das zentrale Heilsgeschehen: »des Herrn Tod«. Der, der der »Kyrios« ist, der Herr aller Herren, hat den Tod erlitten. Das Herrenmahl ruft das »Wort vom Kreuz« aus; in dieser Zusammenstellung »Herr« und »Tod« ist damit auch die »Torheit des Wortes vom Kreuz« (vgl. 1 Kor 1,18) festgehalten. Die Gemeinde dieses Herrn bekennt seinen Tod als »für uns« geschehen, als das Heilsgeschehen, als den Weg Gottes in die Selbsthingabe, der unsere Rettung geworden ist. Wie kann unter diesem überwältigenden Zeugnis der Selbsthingabe aus Liebe die Selbstsucht – wie in Korinth – regieren?! Die ganze Unmöglichkeit solchen Verhaltens wird jetzt klar. »Bis daß er kommt«: das Heilshandeln Gottes für die Zeit der Gnade bis zur Wiederkunft Jesu Christi ist festgemacht am Kreuz Jesu Christi. Für diese noch vor uns liegende Weltzeit ist Gott im Sohn zu greifen und zu ergreifen, als der nämlich, der sich hingibt, der unsere Strafe auf sich nimmt und so uns Frieden schafft, uns versöhnt mit Gott. Und so sollen und dürfen auch seine Kinder in seiner Gemeinde leben: in hingebender, den andern an- und aufnehmender Liebe. Was die Korinther proklamieren, wenn sie Herrenmahl feiern, dem widersprechen sie mit ihrem Tun beim Herrenmahl geradewegs. Das Wort zeugt gegen sie.

Edition C Bibelkommentar

An dieser Stelle entsteht die Frage, ob das Verb katangẹllete (Präsens von katangẹllō „verkünden“) als Indikativ („ihr verkündigt“, nämlich durch die Feier des Mahles) oder als Imperativ („ihr sollt verkünden“, nämlich als Begleitumstand zur Feier) zu verstehen ist. Die Einführung mit „denn sooft“ zeigt, dass diese Äußerung eine Begründung der vorangehenden Ausführungen darstellt, und infolgedessen ist das Verb nicht als Imperativ, sondern als Indikativ zu verstehen. Also ist der Vers folgendermaßen zu übersetzen: „Denn sooft ihr … verkündigt ihr den Tod des Herrn …“, nämlich durch die Feier des Mahles, d.h. die Feier stellt eine Art der Verkündigung des Todes Jesu Christi dar.

„… bis dass er kommt.“ Jesus hatte seinen Jüngern gesagt, dass er nicht mehr vom „Gewächs des Weinstocks“ trinken würde, bis das Reich Gottes kommen und er es mit ihnen im Reich Gottes trinken würde (Mt 26,29; Mk 14,25; Lk 22,18; interessant ist, dass der Ausdruck „bis dass er/es kommt“ neben unserem Vers in diesem Zusammenhang nur in Lk 22,18 erscheint). Die Feier des Abendmahls ist also nicht nur eine Erinnerung an den Erlösungstod Jesu, sondern gleichzeitig ein Hinweis auf die Wiederkunft Jesu, wo das Mahl in der persönlichen Gegenwart Jesu gefeiert werden wird, ebenso wie das Passahfest nicht nur an den Auszug aus Ägypten erinnerte, sondern gleichzeitig auf das kommende Passahlamm Jesus Christus hinwies (vgl. z.B. Jes 53,4ff.).

Thiessen – Der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Eine einfache Lektüre der synoptischen Evangelien deutet darauf hin, dass das letzte Abendmahl im Abendmahlssaal in Jerusalem ein traditionelles jüdisches Passahmahl zum Gedenken an den Exodus war (siehe Matthäus 26,17-30; Markus 14,12-26; Lukas 22,7-23). Jesus ging jedoch über das allgemein verbreitete jüdische Verständnis dieser Feier hinaus. Er wies seine Jünger darauf hin, wie dieses Mahl sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod darstellte. Es ist von mehr als nur beiläufigem Interesse, dass sowohl das Judentum als auch das Christentum heute als zwei getrennte Religionsgemeinschaften existieren, die sich beide um den Auftrag drehen, sich immer wieder an das Thema der Erlösung zu erinnern. Beim ersten Passahfest sagte der Herr zu Israel: „Dies ist ein Tag, dessen ihr gedenken sollt; von Geschlecht zu Geschlecht sollt ihr ihn feiern als ein Fest des HERRN – EINE ewige Ordnung“ (Exod 12,14; vgl. V. 17). Beim letzten Abendmahl sagte Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Was die Feier des Abendmahls anbelangt, so sagte Paulus: „Wenn ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Kor 11,26).

Für die christliche Gemeinschaft ist das Abendmahl – auch Eucharistie oder Heiliges Abendmahl genannt – eine der zentralen Institutionen des Neuen Testaments, die den Einfluss des hebräischen Denkens auf die Kirche verdeutlicht. Das Abendmahl wurde von Jesus im Beisein seiner jüdischen Jünger in Verbindung mit dem Passahmahl eingeführt, das symbolisch die Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei darstellte. Ohne eine sorgfältige exegetische, theologische und historische Untersuchung dieses Ereignisses würde der reiche hebräische Hintergrund des christlichen Erlösungskonzepts verloren gehen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Pessach heute

Nur die Samariter, eine kleine Gemeinschaft von mehreren Hundert Menschen in der Nähe von Sichem (dem heutigen Nablus), feiern noch jährlich das Blutopfer des Passahlamms. Unveränderlich nur dem Gesetz des Mose verpflichtet (d. h. keinem anderen Teil der Heiligen Schrift) und unter der Leitung eines Hohepriesters versammelt sich die gesamte samaritanische Gemeinschaft an den Hängen des „auserwählten Ortes“ (vgl. Dtn 16,2.6-7), der in ihrer Tradition der Berg Gerizim ist, wo sie während des gesamten Festes lebt.

Seit der Zerstörung des Berges Zion und des Tempels durch Rom gibt es für die jüdische Gemeinschaft jedoch keine Opfer mehr. Diese Zerstörung bedeutete jedoch nicht das Ende des jüdischen religiösen Lebens. Die Rabbiner begannen zu lehren, dass jeder Mensch sich selbst als Tempel betrachten sollte; das Gebet, das Opfer der Lippen, sollte anstelle des Tieropfers dargebracht werden. Tephillah („Gebet“), tzedaqah („Rechtschaffenheit“ im Sinne von Nächstenliebe) und teshubah („Reue“) wurden zu den neuen Mitteln, mit denen Sühne gesucht wurde.

Der Hausseder
Als das Passahfest aufhörte, ein Opferritual zu sein, das im Tempel stattfand, kehrte es in die Häuser zurück. Gott, der Israel aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hatte, sollte durch das Lob und die Feier jeder Familie als Erlöser in Erinnerung gerufen werden. Beim heutigen zeremoniellen Pessach-Mahl (Seder genannt) werden ein Schafsknochen und ein gebratenes Ei auf den Seder-Teller gelegt, um an die Tage des Tempels zu erinnern. Diese symbolisieren das gebratene Osteropfer und das Festopfer, das gebracht wurde, als der Tempel noch stand.

Beim modernen Pessach-Seder wird ein schriftlicher Erläuterungstext, die Haggada, verwendet. In vielen jüdischen Gemeinden ist es Tradition, am ersten Abend des Pessachfestes einen Familienseder zu Hause und am nächsten Abend einen Gemeinschaftsseder in der Synagoge abzuhalten. Auf den Seder-Tisch wird der „Becher des Elias“ gestellt, ein Kelch mit Wein, der eingeschenkt, aber nicht getrunken wird. Nach der biblischen Überlieferung wird Elia, der in einem feurigen Wagen in den Himmel auffuhr (2. Könige 2,11-12), als Herold und Bote des kommenden Messias zurückkehren (Mal 4,5). So wird im jüdischen Glauben die messianische Hoffnung während des Pessachfestes stärker entfacht als zu jeder anderen Jahreszeit, denn es ist die „Zeit der Erlösung“. Nach dem Midrasch Rabba (der wichtigsten Sammlung haggadischer Midraschim [d. h. homiletischer Kommentare, die zur Inspiration und Ermahnung geschrieben wurden] zum Pentateuch) ist Nisan in Israels Geschichte der Monat der Erlösung: „Als er [Gott] Jakob und seine Söhne erwählte, setzte er für sie einen Neumond [d.h. Monat] der Erlösung fest, in dem Israel aus Ägypten erlöst wurde und in dem sie dazu bestimmt sind, wieder erlöst zu werden“ (Exodus Rabba 15,11; Kursivschrift von mir). Daher wurde der „Kelch des Elias“ in den jüdischen Häusern erwartungsvoll und treu gefüllt, um den Propheten zu begrüßen, wenn er in der Pessach-Nacht zu Besuch kam.
Es entstand der Brauch, den Propheten zu begrüßen, indem man zu einem bestimmten Zeitpunkt des Seder zur Tür geht und sie öffnet. Diese Handlung hat jedoch mehr als eine Interpretation erfahren. Einige sind der Meinung, dass die offene Tür ihren Ursprung im Mittelalter hat, als behauptet wurde, dass Juden christliche Kinder abschlachteten, um Blut für das Backen von Mazzot (ungesäuertem Brot) zu gewinnen, eine Behauptung, die als „Blutverleumdung“ bekannt wurde. Eine offene Tür beim Seder sollte den Verdacht der Nichtjuden auf der Straße zerstreuen, dass drinnen geheime rituelle Folterungen stattfanden. Die Gewohnheit, die Tür zu öffnen, könnte jedoch aus einer früheren Zeit stammen, als das Familienoberhaupt auf die Straße trat, um die Armen und Hungrigen zum Festmahl einzuladen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Hoffnung auf zukünftige Erlösung

Das moderne Judentum betrachtet das Pessachfest als ein Fest der Freiheit und begnügt sich nicht damit, sich auf die Befreiung in der Vergangenheit zu konzentrieren. Bei vielen modernen Sedern wird ein fünfter Becher Wein gereicht, um an die versklavten Juden in der Sowjetunion und andere unterdrückte Menschen in anderen Teilen der Welt zu erinnern. Der Seder weist über die Gegenwart hinaus in die Zukunft, wenn das Lied „Addir Hu“ („Er [Gott] ist mächtig“) gesungen wird. „Addir Hu“ schließt mit einem Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels: „Schnell, schnell, in unseren Tagen, bald, o Gott, baue wieder auf, o Gott baue wieder auf, baue deinen Tempel bald wieder auf.“

Wie der jüdische Seder auf einen zukünftigen Tag hinweist, an dem Gottes Erlösungswerk vollendet sein wird, so ist für den Christen die Wiederholung des Abendmahls eine ständige Erinnerung an den kommenden Tag, der den Höhepunkt der Erlösung darstellen wird (1 Kor 11,26). Schließlich endet jeder Seder mit einem Hauch von Hoffnung; das Ritual endet mit dem nostalgischen und denkwürdigen Gebet: „Leshanah ha-ba’ah birushalayim! “ – „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ So bleibt Jerusalem für Juden und Christen gleichermaßen die Schlüsselstadt, wenn die Geschichte der Erlösung erzählt wird. Jeder Jude blickt am Pessachfest in Erwartung des letzten Tages der Erlösung nach Jerusalem, und jeder Christ blickt auf diese Stadt zurück, um sich auf den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu in Erwartung seiner zukünftigen Wiederkehr zu konzentrieren.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens