Ordnet euch jeder menschlichen Schöpfung unter

Unterwerfet euch nun aller menschlichen Einrichtung um des Herrn willen: es sei dem Könige als Oberherrn, oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der Übeltäter, aber zum Lobe derer, die Gutes tun.
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 2,13–14

Fügt euch um des Herrn willen jeder von Menschen gesetzten Ordnung. Ordnet euch dem Kaiser unter, der an höchster Stelle steht. Ordnet euch seinen Vertretern unter, die er eingesetzt hat, um alle zu bestrafen, die Unrecht tun, und alle mit Anerkennung zu belohnen, die das Rechte tun.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 2:13–14

Ordnet euch um des Herrn willen allen Institutionen unter, die in dieser Welt Macht ausüben – sowohl dem Kaiser, der das höchste Amt bekleidet, als auch den Gouverneuren, die von ihm eingesetzt sind und deren Auftrag es ist, die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen und denen die Anerkennung auszusprechen, die tun, was gut und richtig ist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 2,13–14

Vers 12 hatten wir schon, ebenso Vers 16 und Vers 17

Die Christen müssen das Gesetz anerkennen (vgl. Röm 13,1-7; Tit 3,1-2). Petrus mahnt seine Leser, der Obrigkeit zu gehorchen und aller menschlichen (anthrOpinE) Ordnung (ktisei, wörtlich „Schöpfung“ oder hier „Institution oder Gesetz“) untertan zu sein. Dieser Gehorsam soll nicht aus dem Bedürfnis erwachsen, Strafe zu vermeiden, sondern um des Herrn willen geübt werden. Um Gott, der die Obrigkeit eingesetzt hat, zu ehren, sollen die Christen die menschlichen Gesetze befolgen – aber nur, solange sie nicht mit der Lehre der Schrift in Konflikt geraten (vgl. Apg 4,19). Die Obrigkeit ist zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun, da. Anscheinend wurden die Christen oft verleumdet und fälschlicherweise irgendwelcher Vergehen beschuldigt, denn Petrus betont ausdrücklich, daß es der Wille Gottes (thelEma, ein Begriff, der das Resultat einer Absicht oder eines Wunsches ausdrückt, vgl. „Gottes Wille“ in 1 Petrus 3,17;4,2.19 ) ist, daß sie durch ein untadeliges Betragen den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopfen (phimoun, „mundtot machen“). Alle drei griechischen Worte, die mit der Wendung „den unwissenden und törichten Menschen“ übersetzt sind, beginnen mit dem Buchstaben Alpha. (Vgl. die drei griechischen Worte in 1 Petrus 1,4 ,die mit „unvergänglich, unbefleckt und unverwelklich“ wiedergegeben sind; Petrus hatte also offensichtlich eine Vorliebe für das Stilmittel der Alliteration.)
Viele Ausleger sehen in dieser Passage einen Beleg dafür, daß die in Dekreten verordnete offizielle Christenverfolgung zum Zeitpunkt der Abfassung des Briefes noch nicht begonnen oder die Provinzen von Kleinasien noch nicht erreicht hatte. Die Adressaten dieses Briefes hatten es offensichtlich mit Lügen und verbalen Angriffen, nicht aber mit Folter und Tod zu tun. Noch genossen sie den Schutz der Gesetze, der denen galt, die das Gesetz befolgten. In dieser Situation war ein einwandfreies Betragen die beste Verteidigung eines Gläubigen gegen verleumderische Anschuldigungen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Adressaten sollen sich „aller menschlichen Einrichtung“ unterordnen. Gemeint sind der „König“ und die „Stadthalter“, die ihr Amt im Auftrag des Königs ausüben, indem sie die „Übeltäter“ bestrafen und diejenigen, „die Gutes tun“ dafür loben.
Daran ist zunächst von Interesse, dass diese Obrigkeit nicht als göttliche, sondern als „menschliche Einrichtung“ (wörtlich: „menschliche Schöpfung“) angesehen wird. Dementsprechend sollen sie sich ihr nicht deshalb unterordnen, „weil ihre Autorität vom Herrn ist, sondern ‚um des Herrn Willen‘, d.h. weil es dem Willen des Herrn entspricht“ (Wolfgang Schrage, Ethik des Neuen Testaments, 285).

Mainka – 1. Petrus

Petrus spricht hier nach, was Jesus selber gesagt hat: »Gebt des Kaisers, was des Kaisers ist« (Mk 12,17) und was auch Paulus mehrfach anmahnt (vgl. Röm 13,1–7; 1 Tim 2,1–3; Tit 3,1–2). Christen leben in dieser Welt in der Unterordnung. »Seid untertan« meint aber keinen kritiklosen Zwangsgehorsam. Das griechische Wort kann mit »unter einen Schutzschirm treten« umschrieben werden. Es ist keine sklavische Unterordnung, sondern eine freie Einordnung geboten. Das wird in dem Ausdruck »aller menschlichen Ordnung näher begründet. »Ordnung« ist eine unscharfe Übersetzung. Wir erklären das griechische Wort besser, wenn wir es personal mit »Geschöpf« wiedergeben (wörtlich »Schöpfung«), denn es geht um die Zu- und Einordnung in Ordnungen, die durch Personen repräsentiert sind. Gemeint ist die weltliche Obrigkeit, also der »König« und die von ihm beauftragten »Statthalter«. Sie sind – das besagt die Benennung »jedes menschliche Geschöpf« – von Gott geschaffen.
Hier liegt unausgesprochen ein radikaler Widerspruch gegen allen Kaiserkult als Vergötzung der Obrigkeit vor. Die Herrscher der Welt sind Geschöpfe wie alle anderen auch. Und sie haben einen geschichtlichen Auftrag von Gott.
Die Einordnung (»untertan sein«) übt der Christ gegenüber jedem Menschen in der Bestimmung, die Gott ihm gegeben hat, also etwa gegenüber dem Polizisten, dem Bürgermeister, dem Vorgesetzten oder dem Richter. Denn sie garantieren in ihren Ämtern, daß Leben überhaupt erst möglich ist; sie repräsentieren die göttliche Not-Ordnung »Staat«, nachdem das Paradies, das ohne solche Ordnung war, verspielt war. Das meint der Ausdruck »um des Herrn willen«. Gott hat Lebensordnungen für diese gefallene Welt gegeben, damit sie weiterleben kann. Dazu gehört in erster Linie der Staat; Familie, Beruf, Recht, Polizei und Armee sind davon abgeleitete Ordnungsgrößen. Gott will, daß so irdisches Leben geschützt und erhalten wird. Deshalb ordnet sich hier der Christ ein, gewiß auch um so Zeuge seines Herrn zu sein und die Begegnung mit Jesus Christus zu ermöglichen.
Dieser einordnende Gehorsam gilt zunächst dem »König als dem Obersten«. Das ist der Titel des römischen Kaisers. Der Gehorsam gilt aber auch den »Statthaltern, als von ihm gesandt«. Der Kaiser hat die oberste weltliche Gewalt, und er »entsendet« (in diesem Wort liegt auch die Bevollmächtigung seine »Statthalter«), um Recht und Ordnung zu wahren. Um es noch einmal zu sagen: nicht Kaiser und Statthalter als Personen gilt solcher Gehorsam, sondern ihnen, weil sie Teil von Gottes Erhaltungsordnung sind, in ihrem politisch-geschichtlichen Auftrag.
Petrus beschreibt diesen Auftrag so: »… zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun.« So erhalten sie die Ordnung aufrecht. Die, die Böses tun, werden bestraft, und die, die Gutes tun, werden gelobt. »Strafe« und »Lob« sind Grundpfeiler gesellschaftlicher, staatlicher Ordnung. Nur so wird Leben ermöglicht. Sonst bräche das Chaos aus, der Kampf jeder gegen jeden. »Strafe« geschieht im Rahmen der Gesetze, bis hin zur Todesstrafe (vgl. 1 Mo 9,6; Röm 13,4); »Lob« meint alle Formen der öffentlichen Anerkennung (Orden, Ehrungen, Standbilder etc.) für alle die, »die Gutes tun«, die sich also in Ehrbarkeit und bürgerlicher Rechtschaffenheit Verdienste erworben haben.
Hört man das, dann bricht natürlich die Frage auf: Und was ist, wenn die Obrigkeit entartet, korrupt, ungerecht ist? Der Christ wagt hier den öffentlichen Widerspruch, auch wenn er ihn ins Leiden führt, aber er verzichtet auf jede Gewaltanwendung (vgl. Mt 26,52). Und wenn der »Kaiser«, die Obrigkeit, Gehorsam verlangt, der gegen Gottes Gebot und Willen geht? Dann gilt: »Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apg 5,29), und dann folgt das bewußte Zeugnis des Leidens.

Edition C Bibelkommentar

Nicht Weltflucht, denn ich selbst bin Teil der Welt. Deshalb: Gegen die Welt in mir, meine Begierden, ist die erste Regel.

a) Ehrt jedermann!
So sehen Christen die anderen Menschen: Von ihrem höchsten Wert her. Sie sind Geschöpfe Gottes. Darin liegt alle Menschenwürde begründet. Wonach schätzen wir andere Menschen ein? Wer nach Können, Leistung, Intellekt, Macht, Einfluß etc. die anderen einschätzt, kommt zu falschen Einschätzungen. Ehren geschieht als Achtung-Erweisen und Sich-Einordnen gegenüber demjenigen, der in einem Amt steht. Deshalb führen Christen ein rechtschaffenes Leben. Die bürgerliche Ehrbarkeit ist für uns selbstverständlich. Wir zeigen unseren Glauben in guten Werken: in schlichten Werken der Barmherzigkeit (vgl. Mt 25,1ff), aber auch in meiner Steuererklärung, meinem Verhalten im Verkehr usw. So bringen wir auch alle Verdächtigungen zum Schweigen. Unser Leben soll ein aufgeschlagenes Buch sein.

b) Ehrt den König!
Der Kaiser in Rom steht hier für die höchste weltliche Gewalt. Ihm sollten die Christen damals untertan sein. Wohlgemerkt: Er war kein christlicher Herrscher. Aber er hatte ein Amt inne in Gottes Erhaltungsordnung der gefallenen Welt: die Bösen zu strafen (das Gewaltmonopol des Staates), die Guten zu loben (auch ein Christ darf einen Orden annehmen).
Die weltliche Obrigkeit soll Recht und Ordnung im umfassenden Sinn garantieren. Deshalb gebührt ihr alle Ehre und Unterordnung. Untertan sein als »unter einen Schutzschirm treten«, nicht sklavisches Ducken. Wo der Staat seine Macht mißbraucht oder gar gegen Gott setzt, widerspricht der Christ ohne Gewalt, auch wenn das in Leiden führt.

Edition C Bibelkommentar

Solche Dinge wie Sanftmut, Demut und Unterwerfung wurden nicht als bewundernswerte Eigenschaften in der römischen und griechischen Kultur angesehen; vielmehr wurden sie als Schwächen angesehen, aus denen andere ihren Vorteil ziehen konnten. Es war der Herr Jesus selbst, der durch Sein Beispiel und Seine Lehre zeigte, wie ausgezeichnet und von wie unschätzbarem Wert diese Tugenden im ewigen Königreich waren. Der Gläubige wird aufgefordert, sich der Autorität zu unterwerfen, nicht einfach passiv und zögernd seine Kniee zu beugen, sondern aktiv seinen Platz unter denen einzunehmen, die die Untergebenen darstellen und zwar so, wie sich der einfache Soldat aufstellt, um die Befehle seines Vorgesetzten entgegenzunehmen. Es ist ein Wort von militärischer Bedeutung, was an den „Krieg gegen die Seele“ erinnert (Vers 11). „Das Verb ist nicht nur reflexiv, sondern steht auch noch im Aorist; somit ist die Bedeutung: seid solche, die sich ein für allemal unterworfen haben“ (W.Kelly).
Das Kampffeld ist „die Seele“ ( psyche). Dieses Wort wird verwendet, um einen Aspekt des Wesens hervorzuheben, der vom Kontext abhängt, in dem er gebraucht wird (vgl. Apg 27,37; 1 Thessalonicher 5,23). Es ist eine Sache, sich in der Schlacht zu befinden und eine andere, das Schlachtfeld selbst zu sein. Hiob war nicht nur im Kampf, er war der Kampf. So tragen wir mit uns eine „innere moralische Natur, den Sitz und das Zentrum des sich seiner selbst bewußten menschlichen Lebens“ welches, solange der Gläubige auf Erden lebt, obwohl er durch Gnade gerettet ist, beständig vor Schande gerettet und bewahrt werden muß. Der Christ soll sich „aller menschlichen Einrichtung“ (J.N. Darby) unterwerfen. Für eine geordnete Struktur einer Gesellschaft muß es eine bestimmte Form von Regeln und Autorität geben, die für die Belohnung der Gehorsamen und die Bestrafung der Übeltäter sorgt, sonst gibt es Anarchie. Diese Regeln mögen zwar ganz verschiedene Formen annehmen, doch kommt ihre Autorität von Gott. „Wasser kann dazu gebracht werden, verschiedene Formen anzunehmen, z.B. in Quellen und Wasserfällen oder in verschiedenartigen Kanälen..durch die Hand des Menschen; aber das Element selbst, das in ihnen fließt, stammt von Gott“ (Wordsworth, zitiert in J.P.Lange). Paulus schreibt an solche, die sich unter römischer Herrschaft befanden, „denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet“ (Röm 13,1). „Wenn man einem irdischen Herrscher nicht gehorcht, gehorcht man indirekt Gott nicht, der ihn verordnet hat“ (D.W.Burdick, NIV). Der Herr Jesus wurde durch die Macht Roms gekreuzigt (Mt 20,19). Sowohl Petrus als auch Paulus wurden von Rom zu Tode gebracht und doch predigten sie Unterordnung unter den römischen Imperator.
Es gibt jedoch ein übergeordnetes Prinzip. Für den Christen gibt es eine höchste Autorität, den Herrn selbst, den König der Könige und Herrn der Herren. Wenn ein Staat etwas verlangt, was einen Befehl oder ein Prinzip der Heiligen Schrift klar verletzt, dann soll der Gläubige „Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29; 2Mo 1,17). Dies ist nicht bloß eine Angelegenheit der persönlichen Meinung oder einer politischen Vorliebe, sondern, wenn der Gläubige sündigen müßte, um der menschlichen Autorität gehorsam zu sein, dann soll er das Gesetz Gottes beachten und die Konsequenzen erleiden. Wir alle erkennen, daß dies viel leichter unter einer wohlmeinenden Regierung zu schreiben ist als in einem totalitären Staat, wo Gefängnis oder Tod der Preis für die Überzeugung sein mag.
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Als Petrus diese Worte hinsichtlich der Unterwerfung unter die Regierung schrieb, war er selbst vor Gefahr nicht abgeschirmt. Der gottlose und grausame Nero war auf dem Thron,und Gott ließ es zu, daß sowohl Petrus als auch Paulus unter seiner Herrschaft zu Tode gebracht wurden. Ob es nun die despotische Herrschaft eines absoluten Monarchen oder die auf niedrigere Ränge übertragene Autorität einer Regierung ist, in jedem Fall ist es die Pflicht eines jeden Christen, ein möglichst guter Bürger des Landes zu sein, in dem er wohnt.
Es ist dem Christen nicht gegeben, die gefallene Welt zu verändern oder Regierungen durch Demonstration, Streik oder Erhebung zu stürzen. Gott wird dieses Weltsystem nicht reinigen, sondern es letzlich verbrennen. Der den Seinen gegebene Auftrag ist es, in die Welt hinauszugehen, das Evangelium zu verkünden und durch Belehrung Jünger zu gewinnen, indem sie Männer und Frauen aus dem weltlichen System herausrufen, so daß diese in Sein ewiges Reich eingesetzt werden können. Auf diese Weise werden die Herzen der Menschen verwandelt, um ein nützliches Leben unter jeder Regierungsform zu führen. Da wird der Gläubige ein Licht inmitten der Dunkelheit und Salz am Orte der Verderbnis sein.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Verse 13-14 beginnt Petrus mit einem Prinzip der Unterordnung: Gläubige haben sich sowohl dem König als auch dessen Stellvertreter unterzuordnen. Die Motivation für diese Unterordnung: Sie geschieht um des Herrn willen. Menschliche Regierungen sind göttliche Einrichtungen; Gott hat sie eingesetzt, um die Übeltäter zu bestrafen und zugunsten des Opfers Vergeltung zu üben. Es ist die Verantwortung der Regierung, diejenigen zu belohnen, die Gutes tun. Petrus macht bei keiner Regierungsform eine Ausnahme. Als Petrus seinen Brief schrieb, war die Regierungsform eine Autokratie unter Kaiser Nero, unter dem Petrus schließlich den Märtyrertod sterben sollte. Egal, unter welcher Regierungsform ein Glaubender lebt: Er muss sich dieser Regierung unterordnen. Der einzig zulässige Konfliktpunkt tritt ein, wenn die Regierung vom Gläubigen etwas verlangt, das dem Gesetz Gottes entgegensteht. Ja, Petrus selbst war ungehorsam, wenn von ihm eine dem Gesetz Gottes widersprechende Handlung verlangt wurde (Apg 4,19; 5,29).

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe