Jehova ist auf meiner Seite, ich werde mich nicht fürchten

Jehova ist für mich, ich werde mich nicht fürchten; was sollte der Mensch mir tun?
Elberfelder 1871 – Psalm 118,6

Der Ewige ist für mich, ich fürchte mich nicht: Was kann ein Mensch mir antun?
Die Philippson-Bibel – Psalm 118:6

Jehova ist für mich, ich fürchte Nichts; was kann ein Mensch mir thun?
van Ess 1858 – Psalm 118,6

Den Vers aus Psalm 118 zitiert Paulus in Römer 8

Aber nehmen wir nu diesen Vers – so sehen wir, dass es auf ein persönliches Verhältnis zu Jehovah ankommt – denn dort steht nicht „ich bin in Seiner Organiation“ oder „ich bin in Seinem Volk“ 😉

Der Psalmist verkündigte als Zusammenfassung des Wirkens des Herrn, daß er ihn aus der Not errettet hatte (V. 5 ). Deshalb erinnerte er das Volk (V. 6-9 ), daß, weil der Herr mit ihm gewesen war, er sich nicht vor dem zu fürchten brauchte, was andere ihm tun könnten (vgl. Hebräer 13,6 ). Weil der Herr seine Hilfe war (vgl. Ps 27,9 ), konnte er sich des Sieges sicher sein. Deshalb konnte auch das Volk die Gewißheit haben, daß es besser ist, sich zum Herrn zu wenden, als sich auf Menschen zu verlassen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Herr ist mit mir usw. Im Vertrauen auf des einigen Gottes Hilfe spottet er nicht bloß weniger Feinde, sondern der ganzen Welt. Wer durch Gottes Hand gedeckt ist, kann sicher und geborgen auf alle Anschläge der Menschen herabschauen. Und sicherlich gibt man dem Herrn erst dann die rechte Ehre, wenn man alle Macht der Welt für nichts achtet. Hier empfängt der allgemeine Unglaube seinen Tadel, der sich mutwillig mit eitlen Schreckbildern quält. Jedermann sehnt sich nach Gemütsruhe; weil man aber unfromm den Herrn um das Lob seiner Kraft betrügt, verliert man dies Gut durch Undankbarkeit. Wer, wie es sich gebührt, dem Willen und der Macht Gottes unterstellt, wird gerüstet sein, alle Widrigkeiten zu überwinden, vor denen er sonst zittern und sich fürchten müsste. Wenn man aber mehr auf die schädlichen Anschläge der Menschen als auf Gottes Schutz blickt, muss man vor dem Geräusch eines fallenden Blattes erschrecken. Von dieser Verkehrtheit will uns David durch sein Beispiel befreien, indem er erklärt, dass er angesichts seines gnädigen Gottes sich vor keinem Sterblichen fürchtet; darf er doch überzeugt sein, dass der Herr alle widrigen Anläufe zerstreuen kann. Obgleich es nun möglich ist, dass David noch mitten in der Gefahr in solchen Gedanken sich erging, möchte ich doch lieber annehmen, dass er nach Erlangung des Sieges sich für die Zukunft der beständigen Hilfe Gottes rühmt. Dies wäre ein Beweis, dass er in der Erfahrung der Gnade Gottes einen guten Fortschritt gemacht hat. Durch jede Hilfe, die Gott uns erfahren ließ, soll die Zuversicht für die Zukunft wachsen; wir sollen nicht vergesslich sein, sondern immer an die Güte und Kraft Gottes denken, die sich uns in der Not bewährt hat.

Jean Calvin – Der Psalter

Der HERR steht zu mir Dies ist der Kerngedanke des Gnadenbundes: Gott stellt sich auf die Seite seiner Erlösten. Die Bedeutung für den Psalmisten ist, dass er von niemanden irgendetwas zu fürchten hat, denn Gott besitzt die Kontrolle. Der Sieg wird nicht durch überlegene Kräfte oder Waffen sichergestellt, sondern er ist eine Gabe von Gott.

Reformations-Studien-Bibel

»Der HERR ist für mich«: Deutlicher kann man nicht sagen, was Gnade ist. Der HERR für uns – das ist eine der Grundwahrheiten des Evangeliums. Paulus fragt im Römerbrief: Wenn Gott für uns ist, wer will dann wider uns sein (Röm 8,31)? Das Evangelium, durch das wir gerettet wurden, wird sich auch für Israel als Kraft Gottes zum Heil erweisen (Röm 1,16).
Israel wusste, dass Gott es aus Gnade erwählt hatte (5Mo 7,6.7). Die Errettung aus Ägypten zeigte, dass Gott sich in seiner Gnade diesem Volk zuwandte, mit ihm war und für dasselbe stritt (2Mo 14,14). Israel hätte allen Grund gehabt, fortan und für immer darauf zu vertrauen, dass der HERR für sein Volk war: »Was will der Mensch mir tun?« »Was sollte der Mensch mir tun?«, hatte David in Ps 56,12 den Drohungen seiner Feinde entgegengehalten. Das gleiche Wort gab den verfolgten Hebräerchristen die Kraft, im Glauben auszuharren (Hebr 13,6). Waren sie unter Gottes Schirm (Ps 91,1), welcher Mensch wollte ihnen dann schaden?
Weil der HERR für Israel war, konnte es »herabschauen auf [seine] Hasser«. Gott hatte die mit Macht »ins Meer gestürzt« (2Mo 15,1.4), und Israel sah »die Ägypter tot am Ufer des Meeres« (2Mo 14,30).
Israel wusste: »Besser sich bergen beim HERRN als sich verlassen auf Menschen.« Aber die Kinder Israel glaubten es nicht. Wie sollten sie es lernen, wenn nicht durch Bedrängnis? Erst diese lehrte sie, dass »Menschenrettung … eitel« ist (Ps 108,13). Darum führte Gott »die Kinder Moab und die Kinder Ammon und mit ihnen von den Meunitern gegen Josaphat zum Kampf« (2Chr 20,1), und so lernte Josaphat in der Not, dass Gott seine und seines Volkes einzige Hilfe war.
Und warum sollte Israel »sich verlassen auf Fürsten«, wo sie doch wissen, was von ihnen zu halten ist? Die Fürsten wollen die Herrschaft des Himmels abwerfen (Ps 2,2.3). Der Herr schüttet Verachtung auf sie (Ps 107,40) und wird ihren Geist abmähen (Ps 76,13). Und sie sind machtlos: Ihr Geist verlässt sie, und ihre Pläne gehen zugrunde (Ps 146,4).
In der letzten Drangsal wird Israel dennoch nicht auf den HERRN vertrauen, sondern es wird angesichts der wachsenden Feindschaft durch starke Mächte noch stärkere Verbündete suchen. Es wird Hilfe suchen bei dem, der Rosse und Wagen hat, um es zu schützen. Vor diesem Vertrauen auf Fleisch hatte der HERR durch die Propheten gewarnt: »Wehe denen, die nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, die sich auf Pferde stützen und ihr Vertrauen auf Wagen setzen, weil es viele sind, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind; und die nicht auf den Heiligen Israels schauen und nicht nach dem HERRN fragen!« (Jes 31,1).
Man bedenke: Ägypten war der Verderber Israels gewesen, von dem Gott es einst hatte befreien müssen; und ausgerechnet bei dem suchte man Hilfe (siehe auch Hos 7,11). In der letzten Zeit wird der militärisch Mächtigste nicht Ägypten sein, sondern das Tier und sein Reich; und mit dem wird Israel sich verbünden (Dan 9,27), und an diesem Bündnis wird es zuschanden werden – so, wie Israel an Ägypten zuschanden werden musste, bei dem es Hilfe erhoffte, als Babel es bedrohte: »Und die Ägypter sind Menschen und nicht Gott, und ihre Pferde sind Fleisch und nicht Geist. Und der HERR streckt seine Hand aus, und es strauchelt der Helfer, und es stürzt der, dem geholfen wird; und sie werden alle miteinander zunichte« (Jes 31,3). Die Zuflucht beim Tier wird Israel nicht retten, im Gegenteil: Als Antwort auf diese Treulosigkeit sendet Gott einen furchtbaren Verderber: »Ein Verwüster [wird] kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden« (Dan 9,27). Und dieser Verderber kommt nicht allein; eine große Allianz von Armeen ist in seinem Gefolge. Am Schluss marschieren alle Nationen gegen Israel: »Alle Nationen der Erde werden sich gegen es versammeln« (Sach 12,3).

Benedikt Peters – Die Psalmen 107–150