Schlagwort: Jehova

Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird …

Daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in ihrer (d. i. Jerusalems) Mitte sind, daraus entweichen, und die auf dem Lande (O. in den Landschaften) sind, nicht in sie hineingehen.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,21

Wenn ihr aber Jerusalem von Heerlagern umringt seht, dann erkennt, daß seine Verwüstung sich genaht hat. Lk 19,43; Mt 24,15f; Dan 9,27.
Dann sollen die, so in Judäa sind, fliehen auf die Berge, und die mitten darin sind, entweichen von dannen; und die in den Landschaften sind, gehen nicht hinein! Lk 17,31.
Denn das sind die Tage der Rache, auf daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Dan 9,26; Sach 11,1.6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 21:20–22

Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird, dann wisst ihr, dass ihre völlige Zerstörung kurz bevorsteht. ° Dann sollen die, die in der Provinz Judäa leben, ins Bergland fliehen und die, die mitten in der Stadt wohnen, aus ihr herausgehen und die, die im Umland wohnen, nicht in sie hineingehen. ° Das sind dann die Tage der Vergeltung, wenn sich alles genau erfüllt, was in Gottes Buch vorausgesagt worden ist.
Roland Werner – Das Buch – Lukas 21,20–22

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Zwei Verse aus einer Rede von Jesus – weitere Verse hatten wir schon:
Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

Was meinte Jesus – und sind diese Verse auch für uns wichtig? Sollen wir auch ein „geistiges Judäa“ verlassen?

IM JAHRE 70 N. CHR. JERUSALEM VERÖDET
Wie vorausgesagt, erweckte Jehova Kores von Medo-Persien, um Babylon zu zerschmettern und die israelitischen Gefangenen zu befreien, damit sie heimkehren und den Tempel und ihr Heimatland wieder aufbauen konnten. (Esra 1:1-4; Jesaja 44:28; 45:1-4; Daniel 5:30; 6:1) In den nachfolgenden Jahrhunderten häuften die Juden, während sie die groben Götzendienereien früherer Zeiten vermieden, eine Menge Überlieferungen auf und spalteten sich in verschiedene religiöse Sekten. Sie irrten weit vom Pfade wahrer Anbetung Jehovas ab. Im Frühling des Jahres 29 n. Chr. begann Johannes der Täufer ein Werk des ‚Bereitens des Weges Jehovas‘, um das Volk auf Jehovas Kommen, vertreten durch die Person des verheißenen Messias, aufmerksam zu machen. Johannes warnte sie vor ihren Sünden und zeigte ihnen die Notwendigkeit, zu bereuen, und wie Weizen und wie Bäume zu sein, die edle Frucht hervorbringen, statt wie Stroh und wie Bäume zu sein, die faule Frucht bringen und dazu bestimmt sind, ins Feuer geworfen zu werden, das niemand löschen könnte. Als Ergebnis erwarteten die Juden den Messias und blickten nach ihm aus. — Lukas 3:1-17, NW.
Im Herbst des Jahres 29 n. Chr. wurde Jesus im Jordan getauft und mit Jehovas Geist gesalbt und bot sich danach als der verheißene Messias an. In ihm erfüllten sich die Prophezeiungen der Hebräischen Schriften über den Messias. Aber die jüdischen Religionsführer nahmen ihn nicht an. Jesus nährte weder ihre Eitelkeit, noch eignete er sich für ihre politischen, ehrsüchtigen Pläne. Statt dessen warnte er sie vor ihren Sünden, sagte ihnen, daß sie Gottes Wort durch ihre Überlieferungen nichtig gemacht hätten, daß sie etwas sagten und das Entgegengesetzte täten, daß sie das gewöhnliche Volk bedrückten, persönlich zu glänzen suchten, nach schmeichlerischen Titeln Verlangen trügen, die wahre Anbetung selbst zurückwiesen und andere an deren Ausübung hinderten, daß sie die kleinen geringeren Dinge aussiebten und die großen, höheren Erfordernisse des Gottwohlgefälligseins unerfüllt ließen und sich auf eine äußere Erscheinung der Gerechtigkeit beschränkten, während sie ihre vielen groben Sünden zugedeckt hielten. Er nannte sie Schlangen und Vipernbrut und verlangte zu wissen, wie sie der Vernichtung wohl zu entgehen gedächten, und er kündigte ihnen an: „Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matthäus 23:1-39, NW; 15:3-9.
Die Juden beherzigten jedoch weder die Warnung Johannes’ des Täufers noch diejenige Jesu. Nicht nur auf Grund des Laufes, den die Ereignisse nahmen, sondern auch auf Grund der Bibelchronologie hätten sie den Messias erwarten und Jesus als diesen erkennen sollen. (Daniel 9:24-27) Doch zogen sie es vor, sich auf Politik mit dem Römischen Reiche einzulassen, und als Pilatus Jesus als ihren König vorstellte, verwarfen sie ihn zornig, verlangten seine Hinrichtung und schrien: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Johannes 19:14, 15, NW) Das heidnische Rom mit seinen falschen Göttern, seinen Dämonenreligionen und Götzendienststandarten, denen es opferte, war in Jehovas Augen ein Greuel, ein abscheuliches Ding, und daß sein angebliches Volk ein politisches Bündnis mit ihm machte, konnte ihm nur Vernichtung und Verödung bringen. Pilatus wurde zusammen mit den jüdischen Religionisten mitbeteiligt am Tode Jesu, und diese Verschwörung war eine erste Erfüllung von Psalm 2:1, 2. (Apostelgeschichte 4:25-27) Die faulen Früchte dieses Bündnisses erwiesen sich für die Juden wie schlechte Bäume und wertlose Spreu, die nur zur gänzlichen Vernichtung, dargestellt durch Feuer, taugte, vor der sowohl Johannes wie Jesus gewarnt hatten. (Matthäus 7:19) Ihre Warnungen erfüllten sich in den unheilvollen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr., als die Verödung über Jerusalem kam wegen seines greulichen, abscheulichen Bündnisses mit dem Römischen Reiche. Solch folgenschwere Ereignisse erfordern eine genaue Untersuchung.
Während einiger Jahre hatten Unruhe und Aufwiegelung Palästina erregt, aber im Jahre 66 n. Chr. brach eine wirkliche Revolte aus, und Cestius Gallus, der römische Prätor über Syrien, marschierte mit seinem Heere ein und schloß die Juden in Jerusalem ein. Ob die treulosen Juden an Jesu Ermahnung, zu fliehen, dachten oder nicht, dachten doch bestimmt Christen, die in Jerusalem sozusagen in der Falle saßen, daran: „Wenn ihr Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann versteht, daß seine Verödung nahe gekommen ist. Dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, entweichen, und die in den umgebenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen, denn dies sind Tage, da das Gericht zugemessen wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.“ Ferner: „Wenn ihr das abscheuliche Ding erblickt, das Verödung verursacht, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat, als an heiliger Stätte stehend (der Leser wende Urteilsvermögen an), dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen.“ — Lukas 21:20-22; Matthäus 24:15, 16, NW.
Wie aber konnten Christen in Jerusalem angesichts eines Heeres, das sie umringte, dem Gebot, zu fliehen, gehorchen? Der Weg zur Flucht wurde für sie geöffnet, als Gallus aus einem unerklärlichen Grunde sein Heer zurückzog. Der Geschichtsschreiber Josephus sagt von Cestius: „Bald würde er die Stadt, hätte er nur noch eine Weile mit Beharrlichkeit die Belagerung fortgesetzt, überkommen haben.“ Statt dessen zog er „ganz wider alle Erwartung . . . aus der Stadt ab“. Gleichwie der Rückzug der Heere Nebukadnezars die Flucht gestattete, ehe Jerusalem im Jahre 607 v. Chr. gestürzt wurde, so räumte der befremdende Rückzug des Gallus im Jahre 66 n. Chr. eine Gelegenheit zur Flucht ein, gab also Gelegenheit, die Warnung Jesu zu beherzigen. In recht buchstäblichem Sinne hatte das greuliche römische Heer mit seinen abscheulichen Götzendienst-Standarten die heilige Stätte Jerusalem samt dem Tempel umringt; bestimmt war es also an der Zeit, zu fliehen, um der Verödung zu entgehen, welche, wie Jesus es gesagt hatte, folgen mußte. Als sich somit das Heer des Gallus zurückzog, flohen die Christen nicht nur aus Jerusalem, sondern aus Judäa, überquerten den Jordan und nahmen Wohnung in den Bergen Gileads, indem sie sich besonders in Pella niederließen. So entgingen sie der Verödung, die später als ein Ergebnis des abscheulichen politischen Bündnisses mit Rom folgte, der Katastrophe, die dadurch veranlaßt wurde, daß der Cäsar abscheulicherweise in die Stellung des Königtums eingesetzt wurde, die dem Messias allein vorbehalten war.
Wie aber ereilte das göttliche Gericht schließlich jene Juden, die sich in die Politik einmischten und die Ermahnung zur Flucht zurückwiesen? Christus Jesus, der Jerusalem eine feurige Vernichtung angekündigt hatte und dem das Gericht übergeben war, war es, den Jehova dazu gebrauchte, den Vollzug des Gerichts vom Himmel her zu überwachen; und Titus, der römische General und Fürst, Sohn des Kaisers Vespasian, war, zusammen mit seinen Heeren, das menschliche Werkzeug, sie herbeizuführen. Als der Prophet Daniel von der abscheulichen, greulichen Verwerfung des Messias und dem Vorziehen des Cäsars sprach, sagte er: „Er [der Messias] wird die Stadt und das Heiligtum zerstören mit dem Fürsten [Titus], der kommt.“ Oder: „Hernach soll er [der Messias] die Stadt und das Heiligtum verwüsten, durch den Fürsten [Titus], der kommen soll.“ (Daniel 9:26, LXX; Houbigant) Gemäß der Prophezeiung Daniels und den Worten Jesu über den Tempel, daß „keinesfalls hier Stein auf Stein gelassen werde, der nicht niedergerissen wird“, verödeten die römischen Heere unter Titus wirklich die Stadt und ihren Tempel im Jahre 70 n. Chr. — Matthäus 24:2, NW.

AUFFALLENDE GESCHICHTLICHE EINZELHEITEN
Als sich Cestius Gallus im Jahre 66 n. Chr. zurückzog und die Flucht in die Sicherheit möglich wurde, da galt von jener Zeit an folgende Warnung Jesu: „Mögen jene, die in den umliegenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen.“ (Lukas 21:21, NW) Die treulosen Juden ließen diese Worte außer acht, und demzufolge fand Titus, als er im Jahre 70 n. Chr. kam, die Stadt mit Besuchern aus ganz Palästina überfüllt: „Denn diejenigen, welche aus dem ganzen Lande zum Feste der ungesäuerten Brote gekommen waren, wurden plötzlich vom Kriege [von einem Heere] umringt . . . diese so große Volkszahl hatte sich auch aus anderen Ortschaften gesammlet; damals aber war die ganze Nation, so war des Schicksals Schluß, gleichsam in ein Gefängnis eingesperrt, und kriegerische Schaaren [römische Heerscharen] umzingelten die Stadt, welche von Menschen wimmelte.“
Jesus warnte vor irgendwelcher Verzögerung beim Fliehen. (Matthäus 24:16-18) Dieser Warnung jedoch trotzte man, und als viele Juden wirklich zu fliehen begehrten, war es zu spät, um Gelingen zu haben. Lukas 19:41-44 (NW) erklärt: „Und als er [Jesus] nahe hinzukam, betrachtete er die Stadt und weinte über sie, indem er sprach: ‚Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die zu deinem Frieden dienen — jetzt aber sind sie vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde eine Befestigung von Spitzpfählen um dich aufbauen und dich umzingeln und dich von allen Seiten bedrängen werden, und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden schmettern und werden keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit, da du inspiziert wurdest, nicht erkanntest.‘ “ Die jüdischen Religionisten erkannten die Dinge nicht, die mit dem Fürsten des Friedens in Verbindung standen, sondern schlossen widerspenstig Auge und Ohr für die ihn betreffenden Beweise und nahmen den Cäsar an. Sie erkannten nicht, daß die Zeit, da Jesus auf Erden war, eine Zeit der Musterung und des Gerichts für die Nation Israel war. Sie erwiesen sich als unfruchtbar, was edle Früchte zu Jehovas Lobpreis betrifft. (Jesaja 6:10; 9:6; Matthäus 13:14, 15; 21:19) Auch flohen sie nicht aus dem verurteilten Jerusalem, als sie die Gelegenheit dazu hatten, sondern schoben die Flucht auf, bis die römischen Heere wiederkehrten und nicht nur die Stadt selbst umzingelten, sondern sie mit einer Mauer oder „Befestigung von Spitzpfählen“ umgaben, genauso, wie Jesus 37 Jahre früher davon warnend geredet hatte. Diese 8 km lange Mauer wurde in drei Tagen vollendet. Josephus sagt darüber: „So war denn den Juden, nebst der Freyheit heraus zu gehen, zugleich alle Hoffnung zur Rettung abgeschnitten.“ Sie hatten die Flucht in die Sicherheit hinausgeschoben, bis sie unmöglich war!
Dessenungeachtet versuchten gewisse Juden eine verspätete Flucht, doch bestanden sie immer noch darauf, gewisse Züge der Warnung Jesu außer acht zu lassen. Zum Beispiel hatte Jesus ihnen gesagt, sie sollten nicht versuchen, ihre materiellen Besitztümer mitzunehmen, da es ihre Flucht verlangsamen und deren Gelingen gefährden werde. (Mark. 13:15, 16) Als aber Überläufer die Stadt verließen, schluckten sie ihr Gold, um es mitzunehmen, ohne daß die Juden in der Stadt und die Römer draußen etwas davon wußten. Josephus sagt, was geschah: „Kaum war indessen dies wohlersonnene Mittel durch einen entdeckt worden, so ward das ganze Lager voll von dem Gerüchte, daß die Überläufer voller Gold wären; viele Araber und Syrer schnitten daher die um Schutz Flehenden auf, und durchsucheten ihre Magen. Nach meinem Bedünken ist den Juden kein größeres Leiden begegnet, als dieses; in einer Nacht wurden gegen zweytausend aufgeschnitten.“ Obwohl Titus jenen den Tod androhte, die sich dieser Schandtat schuldig machten, nahmen dennoch römische Soldaten an diesem grausigen Suchen nach Gold in den Bäuchen der Menschen teil. So „schlitzten sie dieselben auf, und zogen den schmutzigen Gewinn aus den Eingeweiden. In den wenigsten ward etwas gefunden, und die Hoffnung allein brachte dem Tode viele Schlachtopfer. Dieses Unglück indessen zog viele Überläufer wieder [in die Stadt] zurück.“
Was zu den Schwierigkeiten der Flucht ferner beitrug, waren die Juden selbst. Jahre zuvor hatten sie Jesus fälschlich des Aufruhrs wider den Cäsar angeklagt und meinten damit, daß die ihm Gewogenen auch von fragwürdigem Patriotismus seien. Sie beschuldigten die Nachfolger Christi des Aufruhrs, obwohl Jesu Jünger nur die Politik mieden und das Königreich Christi unterstützten. (Lukas 23:2; Johannes 19:12; Apostelgeschichte 17:7; 24:5) Ums Jahr 70 n. Chr. aber waren die Juden aufrührerisch gegenüber Rom, und jeder, der durch die Flucht der Todesfalle in Jerusalem zu entrinnen suchte, wurde als aufrührerisch wider die Juden betrachtet und getötet. Wenn also die Juden Leute, die fliehen wollten, erwischten, lautete die Anklage auf Aufruhr und das Urteil auf Tod; entgingen aber die Fliehenden den Juden und erreichten sie die römischen Linien, so gab es für sie im besten Fall Gefangenschaft. Aber zurückzubleiben bedeutete den schließlichen Tod, sei es durch Schwert, Pest oder Hunger. Wenn die Juden nicht gegen die Römer kämpften, so kämpften sie unter sich selbst, da sie in verschiedene politische und religiöse Parteien aufgeteilt waren, von denen jede die verurteilte Stadt zu beherrschen suchte. Es war eine Lage, wo jedermanns Hand sich wider die Hand seines Bruders erhob. Bei ihren inneren Kämpfen zerstörten sie sogar ihre eigenen Lebensmittelvorräte und beschleunigten damit die Hungersnot und Pest und den römischen Sieg.
Fünfzehnhundert Jahre vor den katastrophalen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr. hatte Jehova Gott vorausgesagt, daß diese als Folge des Ungehorsams kämen: „Und sie werden dich in der Tat belagern in allen deinen Toren, bis deine hohen und befestigten Mauern, auf die du vertraust, in deinem ganzen Lande fallen, ja, sie werden dich gewißlich belagern in allen deinen Toren in deinem ganzen Lande, das Jehova, dein Gott, dir gegeben hat. Dann wirst du die Frucht deines Leibes essen müssen, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die Jehova, dein Gott, dir gegeben hat, wegen der Einengung und Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird. Und Jehova wird dich gewißlich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen müssen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Vorfahren — Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du keine Rast haben, noch wird sich für deine Fußsohle eine Ruhestatt finden, und Jehova wird dir dort in Wahrheit ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verzagtheit der Seele. Und du wirst gewißlich in größter Lebensgefahr sein und in Schrecken Nacht und Tag, und du wirst deines Lebens nicht sicher sein. Und Jehova wird dich gewißlich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: ‚Du wirst ihn nie wieder sehen!‘ und ihr werdet euch dort euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen verkaufen müssen, aber da wird kein Käufer sein.“ — 5 Mose 28:52, 53, 64-66, 68, NW.
Die Geschichte bezeugt, wie sich dieses Unheil an den Juden nach dem Jahre 70 n. Chr. in auffallender Weise erfüllt hat. Josephus gibt einen anschaulichen und erschreckenden Bericht über ein Weib während der Belagerung vom Jahre 70 n. Chr.: „Sie erwürgt ihren Sohn, verzehret selbst, wie sie ihn gekocht hat, die eine Hälfte, und verwahret unter einer Bedeckung den Überrest. Sogleich erscheinen die Aufrührer und drohen ihr, wie sie den Dampf in sich saugen, der ihnen von der ruchlosen That entgegenduftete, augenblickliche Ermordung, wenn sie das zugerichtete Essen nicht zeigen würde. Sie erwiedert: Sie habe ihnen ein gut Theil aufbewahrt und enthüllt ihrem Anblicke den Überrest ihres Kindes.“ Überrascht und entsetzt verließen die Männer zitternd die Ekel erregende Szene. Als Titus schließlich die Stadt einnahm, war der Tribut 1 100 000 Tote und 97 000 Gefangene. Die überlebenden Juden wurden nach allen Teilen der Erde zerstreut, und nirgends fanden sie Ruhe, sondern mit Furcht um ihr Leben, mit Herzen voller Verzweiflung und Schrecken irrten sie umher. Nicht nur das, sondern große Mengen dieser Gefangenen wurden in die Sklaverei nach Ägypten zurückgesandt und so wieder zum selben Stande erniedrigt, aus dem Jehova ihre Nation mehr als fünfzehnhundert Jahre zuvor befreit hatte. Josephus sagt, daß die sie Gefangennehmenden sie „gefesselt zur Arbeit nach den Bergwerken in Ägypten“ schickten. Ein jüdischer Bibelkommentar, herausgegeben von J. H. Hertz, besagt bei der Betrachtung von 5 Mose 28:68, daß „bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer sowohl Titus wie Hadrian Mengen von Juden in die Sklaverei sandten“, und daß „Ägypten einen großen Teil dieser Sklaven“ erhalten habe. Es wird dort ferner gezeigt, daß die Römer im Mittelmeer eine Flotte hatten, womit sie die Judensklaven nach Ägypten abtransportierten, und daß es für viele Juden, obwohl sie sich als Sklaven zu verkaufen gedachten, keine Käufer gab, so verachtet waren sie, und so überfüllt war der Markt. Mit welcher Wucht erfüllte sich doch die Prophezeiung von 5 Mose fünfzehnhundert Jahre später!
Diese Katastrophe ereilte eine Generation, die wegen ihrer Bosheit berüchtigt war. Darüber sagt Josephus: „So hat weder je eine andere Stadt ähnliche Leiden erfahren, noch ist je ein Menschengeschlecht, seitdem die Welt steht, schöpferischer an Bosheit gewesen.“ Josephus war der Überzeugung, daß Gott die Römer herbeigeführt habe, um die Juden zu strafen, und er zitiert Titus, der gesagt habe: „Ja, mit Gottes Beyhülfe haben wir den Krieg geführt! Gott war es, welcher die Juden aus diesen festen Schanzen warf! Was hätten wohl Hände oder Maschinen der Menschen gegen diese Thürme vermocht?“ Gottes Rache war fällig, und zwar als Vergeltung für das abscheuliche politische Bündnis, das die Juden mit dem heidnischen Rom gemacht hatten, um die Hinrichtung Christi Jesu zu sichern. Daß sie dem Cäsar die Stellung des Königtums zuwiesen, die dem Messias vorbehalten war, das war die große offenkundige Tat, die so abscheuliche, welche ihre Verödung herbeiführte; doch ist es auch interessant, folgendes zu beachten, das sich nach Jerusalems Sturz zutrug: „Die Römer trugen nun, da die Aufrührer sich in die Stadt geflüchtet hatten, und der Tempel, so wie alles ringsherum in Flammen stand, ihre Fahnen nach dem Tempel, und . . . wie sie dieselben dem östlichen Thore gegenüber [nahe beim Altar] gepflanzt, und daselbst vor denselben geopfert [Opfer dargebracht] hatten . . .“ So standen denn in ganz buchstäblicher Weise die abscheulichen Götzen an der heiligen Stätte der Juden.
Es besteht eine bemerkenswerte Parallele zwischen gewissen Ereignissen des Jahres 607 v. Chr. und denen des Jahres 70 n. Chr., und dies zutreffenderweise, da die Ereignisse dieser beiden Zeiten Geschehnisse vorschatteten, die jetzt der heutigen Generation widerfahren. Vor der Katastrophe in diesen beiden Zeiten, dem Jahre 607 v. Chr. und auch dem Jahre 70 n. Chr., hatte sich das Volk, das im Bunde mit Jehova zu sein beanspruchte und sich als treues „Weib“ ausgab, vieler Sünden schuldig gemacht. Dadurch, daß es religiös abgeirrt war und sich in die Politik eingemischt hatte, hatte es geistigen Ehebruch begangen und war wiederholt gewarnt worden, daß Jehova es vernichte, wenn es sich nicht bessere, und daß er sich hierzu der Nationen bediene, mit denen es Bündnisse eingegangen, denen es nun aber entfremdet war. Es konnte von Jehova eine Heimsuchung erwarten und eine von ihm veranlaßte Verödung durch die früheren politischen Liebhaber Jerusalems. In beiden Fällen erschienen die verödenden Streitkräfte zur Vernichtung, zogen sich danach aber eine Zeitlang zurück, wodurch eine gelegene Zeit zur Flucht in die Sicherheit eingeräumt wurde. Die Rebellischen schoben die Flucht auf und brandmarkten jene als aufrührerisch, welche zu entfliehen suchten. Die Gelegenheit zur Flucht ging vorbei, die Zerstörer kehrten zurück, und die Verödung ereilte die Stadt nun als rächende Wirklichkeit. Wie aber vorausgesagt, wurden die Mächte, die dazu gebraucht wurden, diese Rache auszuüben, später selbst vernichtet. Babylon fiel, nachdem es im Jahre 607 v. Chr. benutzt worden war. Das Römische Reich zerfiel und brach zusammen, nachdem es im Jahre 70 n. Chr. benutzt worden war. Offenbarung 17:10 zeigte, daß jene sechste Weltmacht nicht bestehenbleiben, sondern daß ihr eine siebente Weltmacht folgen werde.

Wachtturm – 15.September 1954

In diesem Abschnitt beantwortete Jeschua die erste Frage der Apostel: Was wäre das Zeichen dafür, dass Jerusalem und der Tempel zerstört werden würden? Nur Lukas hat die Antwort des Messias aufgezeichnet, was wiederum seine besondere Sorge um die Stadt Jerusalem in seinem Evangelium zeigt. Das Zeichen war: Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jeruschalajim von Heeren umringt ist, dann wisst, dass ihre Verwüstung nahe ist (Lukas 21,20). Als im Jahr 66 n. Chr. der erste jüdische Aufstand gegen Rom ausbrach, brachte General Cestius Gallus seine Legionen aus Cäsarea, um die Stadt zu belagern und zu umzingeln. Die messianische Gemeinde Jerusalems nahm das als das Zeichen, das Jeschua gegeben hatte, und verließ im Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen die Stadt, bevor sie zerstört wurde: Wer in Jehuda ist, der fliehe auf die Berge, und wer in ihrer Mitte ist, der gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein (Lukas 21:21). Mit diesen Worten wies der Messias die jüdischen Gläubigen an, Jerusalem zu verlassen. Wenn sie in der Stadt waren, sollten sie hinausgehen. Wenn sie auf dem Lande waren, sollten sie nicht in die Stadt gehen.

Das war genau das, was die jüdischen Gläubigen tun wollten, als sie die römischen Armeen sahen, die Jerusalem umgaben. Solange die Soldaten jedoch die Stadt belagerten, konnten sie nicht fliehen. Eine Fehleinschätzung von Cestius Gallus gab ihnen die Möglichkeit zu fliehen. Der General nahm fälschlicherweise an, dass er es mit einem regionalen Aufstand um Jerusalem zu tun hatte. Er entdeckte jedoch bald, dass es sich um einen weit verbreiteten Volksaufstand handelte, bei dem jüdische Guerillakräfte seine Nachschublinien abschnitten. Infolgedessen war er gezwungen, die Belagerung aufzuheben und sich nach Caesarea zurückzuziehen. Jerusalem sollte zwei Jahre lang nicht mehr belagert werden.

Die messianische Gemeinde nutzte die Gelegenheit und verließ die Stadt. Über zwanzigtausend Gläubige aus Jerusalem, zu denen sich Tausende von Gläubigen aus anderen Teilen des Landes wie Judäa, Galiläa und sogar den Golanhöhen gesellten, flohen nach Pella, wo sie den Krieg abwarteten. Pella, eine der griechischen Städte der Dekapolis, lag außerhalb des Kriegsgebiets, südlich des Sees Genezareth und östlich des Jordanflusses. Infolgedessen überlebten die jüdischen Gläubigen diesen Konflikt.

Lukas beschrieb das Gericht 70 n. Chr. als Tage der Rache und des Zorns für dieses Volk (Lukas 21,22-23). Die Rache und der Zorn waren prophezeite Urteile für die unverzeihliche Sünde. In der Tat wurden 1.100.000 Juden im ersten jüdischen Aufstand getötet und 97.000 in die Sklaverei verschleppt.[604] Weil die Gläubigen Jeschuas Befehl, das Gebiet zu verlassen, gehorsam waren, ging nicht ein einziges messianisches Leben verloren.

Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.
Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.

Das Buch Daniel liefert den notwendigen Hintergrund für das richtige Verständnis der obigen Verse. Leider gehen einige Leute, die Daniel ignorieren, fälschlicherweise davon aus, dass die Zeiten der Heiden im Jahr 1967 mit dem Sechstagekrieg endeten, als Israel den Osten Jerusalems eroberte. Sie nehmen an, dass nicht einmal eine vorübergehende jüdische Kontrolle der Stadt während der Zeiten der Heiden auftreten kann. Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 war jedoch die vierte vorübergehende Übernahme Jerusalems durch jüdische Kräfte. Sie verloren die vorherigen drei, und sie werden auch diese verlieren, wie unten gezeigt wird. Die erste Übernahme fand während der Makkabäerzeit (165-63 v. Chr.) statt und dauerte etwas mehr als ein Jahrhundert. Während dieser Zeit beherrschten die Juden Jerusalem, aber sie verloren die Kontrolle an die Römer. Das zweite Mal, als sie die volle Kontrolle über die Stadt hatten, war während des ersten jüdischen Aufstandes (66-70 n. Chr.), und sie verloren sie wieder. Das dritte Mal war während des zweiten jüdischen Aufstandes, auch Bar-Cochba-Aufstand genannt (132-135 n. Chr.), aber wieder verloren sie die Kontrolle. 1967 war die vierte jüdische Übernahme von Jerusalem. Sie werden jedoch in der Mitte der Trübsal wieder die Kontrolle verlieren. Das Buch der Offenbarung weist darauf hin und sagt ausdrücklich, dass die Stadt Jerusalem und das Tempelgelände für einen Zeitraum von 42 Monaten von den Heiden zertreten werden (Offenbarung 11:1-2). Die Zeit der Heiden ist also noch nicht zu Ende. Selbst in der heutigen Zeit ist die Mehrheit der Bevölkerung der Altstadt von Jerusalem nichtjüdisch. Die aktuellen politischen Ereignisse haben auch gezeigt, dass Israel noch nicht die volle Souveränität über die Altstadt oder das Tempelgebiet ausübt. Selbst in der Ölbergrede sprach Jeschua über den zukünftigen Verlust der Stadt Jerusalem.


Die Zeit von 66-70 n. Chr.

In den Jahren 66 bis 70 n. Chr. war der Leiter der messianischen Juden Simon, der Sohn des Kleopas, ein Cousin von Jakobus und Jeschua, der nach dem Tod von Jakobus die Leitung übernahm. Es war eine schwierige Zeit für die messianischen Juden. Der Aufstand gegen Rom war im Gange, und nun, nach zwei Jahren, war die römische Armee gekommen und belagerte Jerusalem. Die zelotische Partei innerhalb der Stadt hatte die Kontrolle, und sie stachelten das Volk zum Kampf an. Aber die messianischen Juden waren in einem Dilemma gefangen. Sie erinnerten sich an die Prophezeiung, die Jeschua in Lukas 21:20-24 gesprochen hatte. Er sagte den Gläubigen, dass der Tempel und Jerusalem zerstört werden würden, und wenn sie sahen, dass Armeen die Stadt umgaben, sollten sie fliehen. Aus diesem Grund weigerten sich diese messianischen Juden, die Waffen gegen die Römer zu ergreifen – nicht weil sie die jüdische Sache verraten wollten, sondern weil sie sich verpflichtet fühlten, den Worten des Messias zu gehorchen. Nun waren die Armeen tatsächlich um Jerusalem herum und erfüllten Jeschuas Prophezeiung. Als die Römer im Jahr 66 n. Chr. die Belagerung vorübergehend aufhoben, nutzten die messianischen Juden die Gelegenheit, in die Stadt Pella im Transjordanien zu fliehen. Ihnen schlossen sich andere Gläubige aus Judäa, Galiläa und dem Golan an. Zwei Jahre später kehrten die Römer zurück und belagerten Jerusalem erneut, und im Jahr 70 n. Chr. wurden die Stadt und der Tempel zerstört. Zu dieser Zeit begann die jüdische Gemeinde, den Begriff Meschumodim auf messianische Juden anzuwenden, und er wird auch heute noch verwendet. Der Begriff kommt von einem hebräischen Wort, das „zerstören“ bedeutet, aber er wird im Sinne von „Verräter“ verwendet.

In der Zwischenzeit lebten die messianischen Juden weiterhin in Pella, und eine Beschreibung ihres Lebensstils ist uns in den Schriften des Irenäus, des Bischofs von Lugdunum in Gallien, überliefert.

Sie praktizieren die Beschneidung, halten an den Bräuchen fest, die das Gesetz vorschreibt, und sind so jüdisch in ihrer Lebensweise, dass sie sogar Jerusalem anbeten, als wäre es das Haus Gottes.“

Diese Aussage eines Leiters der Heidenchristenheit war abwertend, aber sie zeigt dennoch die Treue der messianischen Gläubigen zu ihrem Judentum. Obwohl es für sie notwendig war, Jerusalem im Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl zu verlassen, gaben sie ihr Erbe nicht auf. Sie nahmen die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als weiteren Beweis dafür, dass Er tatsächlich der Messias war. Dies führte viele Juden dazu, an Ihn zu glauben.

a. Die Zerstörung von Jerusalem und des Zweiten Tempels
In den Jahren 64-66 brachen in Judäa mehrere kleinere Aufstände gegen die römische Herrschaft aus. Dann kam der große Krieg, der jüdische Aufstand von 66 n. Chr., der zur Zerstörung Jerusalems und des Zweiten Tempels führte. Diese Zerstörung war ein göttliches Gericht für die Ablehnung der Messiasschaft Jeschuas und eine klare Erfüllung seiner Prophezeiungen (Matthäus 24:1-2; Lukas 21:20-24). Josephus liefert den ausführlichsten Bericht über die Ereignisse:

Und warum erzähle ich gerade dieses Unglück? weil Manneus, der Sohn des Lazarus, gerade zu dieser Zeit zu Titus lief und ihm erzählte, dass durch dieses eine Tor, das seiner Obhut anvertraut war, nicht weniger als hundertfünfzehntausend achthundertachtzig Leichen hinausgetragen worden waren, in der Zeit zwischen dem vierzehnten Tag des Monats Xanthicus [Nisan], als die Römer ihr Lager bei der Stadt aufschlugen, und dem ersten Tag des Monats Panemus [Tamuz]. Das war an sich eine ungeheure Menge; und obwohl dieser Mann nicht selbst als Statthalter an jenem Tor eingesetzt war, so war er doch dazu bestimmt, den öffentlichen Beitrag für die Überführung dieser Leichen zu zahlen, und so war er notgedrungen gezwungen, sie zu zählen, während die übrigen von ihren Verwandten begraben wurden; obwohl alles, was sie begraben hatten, nichts anderes war als dies, sie wegzubringen und aus der Stadt zu werfen. Nach diesem Mann liefen viele der angesehenen Bürger zu Titus und erzählten ihm die ganze Zahl der Armen, die tot waren, und dass nicht weniger als sechshunderttausend an den Toren hinausgeworfen wurden, obwohl die Zahl der übrigen nicht festgestellt werden konnte; und sie erzählten ihm weiter, dass, wenn sie nicht mehr imstande waren, die Leichen der Armen hinauszutragen, sie ihre Leichen auf Haufen in sehr große Häuser legten und sie darin einschlossen; wie auch, dass ein Medimnus Weizen für ein Talent verkauft wurde; und dass, als es nach einiger Zeit nicht mehr möglich war, Kräuter zu sammeln, weil die Stadt ganz ummauert war, einige Leute in eine so schreckliche Not getrieben wurden, dass sie die gemeinsamen Abwasserkanäle und alten Misthaufen des Viehs durchsuchten und den Dung aßen, den sie dort fanden; und was sie früher nicht so sehr ertragen konnten, wie zu sehen, benutzten sie jetzt zur Nahrung. Als die Römer dies alles kaum hörten, beklagten sie ihren Fall; die Aufrührer aber, die es auch sahen, taten nicht Buße, sondern ließen dieselbe Not über sich ergehen; denn sie waren geblendet von dem Schicksal, das schon über die Stadt und auch über sie selbst gekommen war.“

Und die Zahl derer, die während des ganzen Krieges gefangen genommen wurden, betrug siebenundneunzigtausend; und die Zahl derer, die während der ganzen Belagerung umkamen, war elfhunderttausend, von denen der größte Teil zwar aus demselben Volk war wie die Bürger Jerusalems, aber nicht aus der Stadt selbst; Denn sie waren aus dem ganzen Land heraufgezogen zum Fest der ungesäuerten Brote und wurden plötzlich von einem Heer eingeschlossen, was zuerst eine so große Not unter ihnen verursachte und bald darauf eine solche Hungersnot, daß sie noch plötzlicher vernichtet wurden. Und dass diese Stadt so viele Menschen in sich aufnehmen konnte, zeigt die Zahl von ihnen, die unter Cestius genommen wurde, der, da er Nero von der Macht der Stadt unterrichten wollte, der sonst geneigt war, diese Nation zu verachten, die Hohepriester bat, wenn es möglich wäre, die Zahl ihrer ganzen Schar zu nehmen. Da nun diese Hohenpriester bei der Ankunft des Festes, das Passah heißt, wenn sie ihre Opfer schlachten, von der neunten bis zur elften Stunde, aber so, daß zu jedem Opfer eine Schar nicht weniger als zehn gehört, (denn es ist ihnen nicht erlaubt, allein zu feiern), und viele von uns sind zwanzig in einer Schar, fanden sie die Zahl der Opfer zweihundertsechsundfünfzigtausendfünfhundert; was, wenn man nicht mehr als zehn, die zusammen feiern, zuläßt, zwei Millionen siebenhunderttausend und zweihundert Personen ausmacht, die rein und heilig waren; denn für die, die den Aussatz oder die Gonorrhöe haben, oder für die Frauen, die ihre monatlichen Gänge haben, oder für solche, die sonst verunreinigt sind, ist es nicht erlaubt, an diesem Opfer teilzunehmen; auch nicht für irgendwelche Ausländer, die hierher kommen, um anzubeten.

Nun ist diese große Schar zwar aus entlegenen Orten gesammelt, aber das ganze Volk war nun durch das Schicksal wie in einem Gefängnis eingeschlossen, und das römische Heer umzingelte die Stadt, als sie mit Einwohnern überfüllt war. Dementsprechend übertraf die Menge derer, die darin umkamen, alle Zerstörungen, die Menschen oder Gott jemals über die Welt gebracht haben; denn, um nur von dem zu sprechen, was öffentlich bekannt war, töteten die Römer einige von ihnen, einige führten sie gefangen, und andere suchten sie unter der Erde, und wenn sie fanden, wo sie waren, brachen sie den Boden auf und töteten alle, die sie trafen. Es wurden auch über zweitausend Menschen dort erschlagen gefunden, teils von ihren eigenen Händen, teils von einander, aber hauptsächlich durch die Hungersnot vernichtet; aber der üble Geruch der Leichen war denen, die sie sahen, höchst unangenehm, so dass einige gezwungen waren, sofort wegzugehen, während andere so gierig nach Gewinn waren, dass sie zwischen den Leichen, die auf Haufen lagen, hineingingen und sie zertraten; denn es wurden viele Schätze in diesen Höhlen gefunden, und die Hoffnung auf Gewinn machte jede Art, sie zu bekommen, für rechtmäßig. Auch viele von denen, die von den Tyrannen in den Kerker geworfen worden waren, wurden nun herausgeführt; denn sie ließen nicht ab von ihrer barbarischen Grausamkeit bis zuletzt; doch rächte sich Gott an ihnen beiden auf eine Weise, die der Gerechtigkeit entsprach. Was Johannes betrifft, so suchte er mit seinen Brüdern in diesen Höhlen nach Nahrung und bat, dass die Römer ihm nun ihre rechte Hand zu seiner Sicherheit geben würden, was er zuvor oft stolz abgelehnt hatte; Simon aber kämpfte hart mit der Not, in der er sich befand, bis er gezwungen war, sich zu ergeben, wie wir nachher erzählen werden; so wurde er für den Triumph zurückbehalten, um dann erschlagen zu werden; wie auch Johannes zu ewiger Gefangenschaft verurteilt wurde. Und nun setzten die Römer die äußersten Künste der Stadt in Brand und brannten sie nieder und rissen ihre Mauern ganz nieder.

Nach Josephus betrug die Gesamtzahl der im ersten jüdischen Aufstand getöteten Juden 1.337.490. Etwa die Hälfte von ihnen fiel während der Schlacht um Jerusalem.
Auch der Tod des Ananus, des Sohnes des Annas aus den Evangelien, der eine Schlüsselrolle beim Tod Jeschuas spielte, wird von Josephus ausführlich beschrieben:
Und nun schickte Cäsar, als er vom Tod des Festus hörte, Albinus als Prokurator nach Judäa. Aber der König entzog Joseph das Hohepriesteramt und übertrug die Nachfolge dieser Würde dem Sohn des Ananus, der selbst auch Ananus hieß. Nun wird berichtet, dass dieser ältere Ananus sich als ein höchst glücklicher Mann erwies; denn er hatte fünf Söhne, die alle das Amt eines Hohepriesters vor Gott ausgeübt hatten, und er selbst hatte diese Würde früher lange Zeit genossen, was keinem anderen unserer Hohepriester widerfahren war. Aber dieser jüngere Ananus, der, wie wir schon gesagt haben, das Hohepriesteramt annahm, war ein kühner Mann in seinem Temperament und sehr frech; er war auch von der Sekte der Sadduzäer, die sehr streng im Richten von Übeltätern sind, vor allen anderen Juden, wie wir schon bemerkt haben; als also Ananus von dieser Gesinnung war, dachte er, er hätte jetzt eine passende Gelegenheit [um seine Autorität auszuüben]. Festus war nun tot, und Albinus war nur auf dem Weg; so versammelte er das Sanhedrim der Richter, und brachte vor sie den Bruder Jesu, der Christus genannt wurde, dessen Name Jakobus war, und einige andere [oder, einige seiner Gefährten]; und als er eine Anklage gegen sie als Gesetzesbrecher gebildet hatte, übergab er sie, um gesteinigt zu werden: Diejenigen aber, die unter den Bürgern am gerechtesten zu sein schienen und denen der Bruch der Gesetze am unangenehmsten war, missfiel das, was getan wurde; sie schickten auch zum König [Agrippa] und baten ihn, Ananus zu schicken, dass er nicht mehr so handeln solle, denn das, was er bereits getan hatte, sei nicht zu rechtfertigen; ja, einige von ihnen gingen auch zu Albinus, als er auf der Reise von Alexandria war, und teilten ihm mit, dass es für Ananus nicht rechtmäßig sei, ohne seine Zustimmung einen Sanhedrim zu versammeln.

Aber am nächsten Tag wurde der Hohepriester gefangen, wo er sich in einem Aquädukt versteckt hatte; er wurde zusammen mit Hiskia, seinem Bruder, von den Räubern erschlagen; daraufhin belagerten die Aufrührer die Türme und ließen sie bewachen, damit nicht einer der Soldaten entkommen konnte. Der Umsturz der festen Plätze und der Tod des Hohenpriesters Ananias blähte Manahem so auf, dass er barbarisch grausam wurde; und da er glaubte, keinen Widersacher zu haben, der ihm die Leitung der Angelegenheiten streitig machen könnte, war er nicht besser als ein unerträglicher Tyrann; Eleasar aber und seine Leute, als sie miteinander geredet hatten, wie es sich nicht gehöre, wenn sie sich von den Römern auflehnten, aus dem Verlangen nach Freiheit, diese Freiheit an einen ihrer eigenen Leute zu verraten und einen Herrn zu ertragen, der zwar keine Gewalttat beging, aber doch gemeiner war als sie selbst; wie auch, dass, falls sie gezwungen wären, jemanden über ihre öffentlichen Angelegenheiten zu setzen, es besser wäre, dieses Privileg irgendjemandem zu geben als ihm; sie machten einen Angriff auf ihn im Tempel; denn er ging dorthin hinauf, um in einer pompösen Art und Weise zu beten, und geschmückt mit königlichen Gewändern, und hatte seine Anhänger mit ihm in ihrer Rüstung. Aber Eleasar und seine Leute fielen heftig über ihn her, wie auch das übrige Volk; und sie hoben Steine auf, um ihn damit anzugreifen, und warfen sie auf den Sophisten, und dachten, wenn er einmal verderbt wäre, würde der ganze Aufruhr zu Boden fallen. Manahem und seine Leute leisteten eine Zeitlang Widerstand; als sie aber merkten, dass die ganze Schar über sie herfiel, flohen sie, so weit sie konnten; die, die gefangen wurden, wurden erschlagen, und die, die sich versteckten, wurden gesucht. Es waren aber wenige unter ihnen, die heimlich nach Masada entronnen waren; unter ihnen war Eleasar, der Sohn des Jairus, der mit Manahem verwandt war und nachher die Rolle eines Tyrannen in Masada spielte. Manahem aber war geflohen an den Ort, der da heißt Ophla, und lag daselbst heimlich; aber sie ergriffen ihn lebendig und zogen ihn vor allen heraus und quälten ihn mit allerlei Martern und töteten ihn schließlich, wie sie es auch mit den Hauptleuten taten, die unter ihm waren, und besonders mit dem Hauptwerkzeug seiner Tyrannei, der Apsalom hieß.

b. Rabbinische Antworten auf die Ereignisse von 70 n. Chr.
Als im Jahr 70 n. Chr. der Tempel zerstört wurde, hörte das Opfersystem auf. Folglich mussten die Rabbiner irgendwie die Funktionen des Tempels ersetzen:
Abaye sagte: Wir haben auch gelernt [in einer Baraitha]: Der Ochse und der Bock des Versöhnungstages, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden, und auch die Böcke zur Versöhnung des Götzendienstes, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden – sie alle sterben; das ist die Meinung von R. Juda. R. Eleazar und R. Simeon sagen: Sie weiden, bis sie untauglich [zum Opfern] werden, und dann werden sie verkauft, und das Geld geht als Spende [an den Tempelschatz], denn ein gemeinschaftliches Sündopfer stirbt nicht!

Durch das Verbrechen des Blutvergießens wurde der Tempel zerstört und die Schechinah verließ Israel, wie es geschrieben steht: „So sollt ihr das Land, in dem ihr seid, nicht verunreinigen; denn Blut verunreinigt das Land. Und ihr sollt das Land nicht verunreinigen, das ihr bewohnt, in dessen Mitte ich wohne; wenn ihr es also verunreinigt, werdet ihr es nicht bewohnen und ich werde nicht in seiner Mitte wohnen.“
Wie bereits angedeutet, kam die Zerstörung des Tempels nicht überraschend. Vierzig Jahre lang, gab es verschiedene Warnungen:
Es wurde gelehrt: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wurde das Recht, über Kapitalfälle zu richten, entzogen, und es war in den Tagen von Simeon b. Schata, dass das Recht, über Eigentumsfälle zu richten, entzogen wurde.

Unsere Rabbiner lehrten: Während der vierzig Jahre, in denen Simeon der Gerechte diente, kam das Los [‚Für den Herrn‘] immer in der rechten Hand auf; von dieser Zeit an kam es mal in der rechten, mal in der linken Hand auf. Und [während derselben Zeit] wurde das karmesinrote Band weiß. Von dieser Zeit an wurde er mal weiß, mal nicht. Auch: Während jener vierzig Jahre leuchtete das westlichste Licht, von da an leuchtete es mal, mal nicht; auch das Feuer des Holzstapels brannte stets stark, so dass die Priester außer den beiden Scheiten kein anderes Holz zum Stapel zu bringen brauchten, um das Gebot, das Holz ununterbrochen bereitzustellen, zu erfüllen; von da an brannte es mal stark, mal nicht, so dass die Priester nicht darauf verzichten konnten, den ganzen Tag Holz für den Stapel [auf dem Altar] zu bringen. [Während der ganzen Zeit] wurde ein Segen auf das ‛omer, die zwei Brote und das Schaubrot gegeben, so dass jeder Priester, der ein Stück davon bekam, so groß wie eine Olive, es aß und satt wurde, indem er etwas davon aß und sogar etwas übrig ließ. Von dieser Zeit an wurde ein Fluch über die beiden Brote und das Schaubrot gesandt, so dass jeder Priester ein Stück erhielt, das so klein war wie eine Bohne; die Wohlerzogenen zogen ihre Hände davon zurück, während gefräßige Leute es nahmen und verschlangen. Einmal packte einer [von den letzteren] seinen Anteil ebenso wie den seiner Mitmenschen, weshalb sie ihn bis zu seinem Todestag „ben hamzan“ [Greifer] nannten. Rabbah b. R. Schela sagte: Welche biblische Grundlage [gibt es für diese Bezeichnung]?-Oh mein Gott, rette mich aus der Hand des Bösen, aus dem Griff des Ungerechten und homez [rücksichtslosen] Menschen. Raba sagte: Von hier aus [ist die Grundlage gewonnen]: Lerne, Gutes zu tun, trachte nach Gerechtigkeit, stärke hamoz [den Unterdrückten], d.h. stärke den hamoz [den Unterdrückten], aber stärke nicht homez [den Unterdrücker].

Zweifellos führte die Zerstörung des Tempels zu einer nationalen und religiösen Krise in der jüdischen Welt. Es stellte sich die Frage, wie das Judentum, des Opfersystems beraubt, religiös überleben konnte. Als Antwort traten mehrere Veränderungen im jüdischen Leben und in der Kultur auf:
Während des Vespasianischen Krieges verordneten sie gegen die Kronen der Bräutigame und gegen das Tamburin. Im Krieg des Titus verordneten sie gegen die Diademe der Bräute und daß kein Mann seinen Sohn Griechisch lehren sollte. Im letzten Krieg verordneten sie, dass eine Braut nicht in einer Sänfte in die Stadt hinausgehen sollte; aber die Rabbiner erlaubten der Braut, in einer Sänfte in der Stadt hinauszugehen.

Seit dem Tag der Zerstörung des Tempels, obwohl der Sanhedrin aufgehört hat, haben die vier Formen der Todesstrafe nicht aufgehört? Sie haben nicht aufgehört“, sagst du? Gewiss, sie haben aufgehört! Aber das Urteil der vier Formen der Todesstrafe hat nicht aufgehört. Derjenige, der zur Steinigung verurteilt worden wäre, fällt entweder vom Dach herunter oder ein wildes Tier zertritt ihn. Derjenige, der zum Verbrennen verurteilt worden wäre, fällt entweder ins Feuer oder eine Schlange beißt ihn. Wer zur Enthauptung verurteilt worden wäre, wird entweder der Regierung übergeben oder Räuber fallen über ihn her. Wer zum Strangulieren verurteilt worden wäre, wird entweder im Fluss ertränkt oder stirbt durch Ersticken. Aber kehren Sie es um: Löwen und Räuber sind „von der Hand des Himmels“, und Kälte und Hitze sind „von der Hand des Menschen“.

R. Aha, der Sohn von R. Ika, sagte: Damit die Töchter Israels nicht unsittlich unzüchtig werden. Eine Heirat würde seine Leidenschaft nicht lindern, wie auch R. Isaak sagte: Seit der Zerstörung des Tempels ist die sexuelle Lust [von denen, die sie rechtmäßig ausüben] genommen und den Sündern gegeben worden, wie geschrieben steht: Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich gegessenes Brot ist angenehm.“
R. Eleasar sagte auch: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, ist eine eiserne Mauer zwischen Israel und ihrem Vater im Himmel, wie es heißt: „Und nimm dir einen eisernen Rost und setze ihn zu einer eisernen Mauer zwischen dich und die Stadt.“

Diese und viele andere rabbinische Schriften lassen die Vorstellung zu, dass das eigentliche Programm des pharisäischen Judentums Israel auf eine Existenz ohne Tempel vorbereitete. Jeder Israelit wurde zum Priester gemacht und jeder Tisch zum Tempelmahl. Die Synagoge wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens, und die Rabbiner ersetzten die Priesterschaft als die geistigen Führer Israels. Anstelle von Blutopfern war es nun das Fasten am Jom Kippur, das angeblich für Sühne sorgte. Die rabbinische Logik war folgende: Nur bestimmte Teile des Opfertieres, nämlich das Fett und das Blut, gehörten zu Gott. Durch das 25-stündige Fasten, das am Vorabend des Versöhnungstages beginnt, reduziert man das Fett und das Blut des eigenen Körpers und erfüllt damit Gottes Gebot:
Wenn R. Scheschet ein Fasten hielt, fügte er am Ende seines Gebets Folgendes hinzu: Herrscher des Universums, Du weißt sehr wohl, dass in der Zeit, als der Tempel stand, wenn ein Mann sündigte, er ein Opfer zu bringen pflegte, und obwohl alles, was davon geopfert wurde, sein Fett und Blut war, wurde für ihn damit Sühne geleistet. Nun habe ich gefastet, und mein Fett und mein Blut haben sich vermindert. Möge es Dein Wille sein, mein Fett und Blut, das sich vermindert hat, so zu behandeln, als ob ich es vor Dir auf dem Altar geopfert hätte, und tue mir wohl.
Das Jom-Kippur-Fasten wurde und wird bis zum Wiederaufbau des Tempels als vorübergehendes Mittel der Sühne betrachtet.
Mehrere Passagen in der rabbinischen Literatur zeigen, dass die Zerstörung des Tempels zu einem Punkt in der Geschichte wurde, der zur Datierung anderer Ereignisse diente. Es ist besonders bemerkenswert, dass man bei der Lektüre des Talmuds oft den Ausdruck „vierzig Jahre vor der Zerstörung“ findet. Das Folgende ist ein solches Beispiel:
Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels ging der Sanhedrin ins Exil und nahm seinen Sitz in den Handelshallen. R. Isaak b. Abdimi sagte: Um zu lehren, dass sie nicht in den Gesetzen der Geldstrafen urteilten. ‚Die Gesetze der Geldstrafen‘, kannst du so denken! Aber sagt: Sie haben nicht in Kapitalfällen geurteilt.)
Es folgen nur zwei Beispiele dafür, wie die Rabbiner versuchten, mit den Folgen der Zerstörung des Tempels umzugehen:
R. Joshua b. Levi sagte: Wenn jemand den Himmel in seiner ganzen Reinheit sieht, sagt er: Gesegnet sei Er, der das Werk der Schöpfung gewirkt hat. Wann sagt er das? – Abaye sagte: Wenn es die ganze Nacht geregnet hat, und am Morgen kommt der Nordwind und klärt den Himmel. Und sie unterscheiden sich von Rafram b. Papa, der R. Ḥisda zitiert. Denn Rafram b. Papa sagte im Namen von R. Ḥisda: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, hat es nie einen vollkommen klaren Himmel gegeben, denn es heißt: „Ich bekleide die Himmel mit Schwärze und mache einen Sack zu ihrer Bedeckung.“

Israel sagt zu dem Heiligen, gepriesen sei Er: „Herrscher des Universums! Als der Tempel stand, brachten wir Opfer dar und erlangten Sühne. Jetzt aber können wir nichts anderes als das Gebet (Tefillah) darbringen.‘ . . . Israel argumentierte: Als der Tempel stand, verbrannten wir Fett und bestimmte Teile der Opfer und erlangten so Sühne. Jetzt können wir nur unser eigenes Fett und Blut und unsere Seelen opfern! Möge es Dein Wille sein, dass diese unsere Sühne sein sollen: ‚So wollen wir für Stiere das Opfer unserer Lippen darbringen‘ (Hosea xiv, 3).“

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

in die Berge fliehen Normalerweise fliehen die Menschen zum Schutz vor einer Invasionsarmee in eine befestigte Stadt, aber Jerusalem ist dem Untergang geweiht. Die Menschen sollten deshalb von ihr wegrennen und nicht versuchen, Zuflucht in ihr zu finden.

Reformations-Studien-Bibel

Zwei Belagerungen Jerusalems werden in der Rede auf dem Ölberg erwähnt. Die erste geschah im Jahre 70 n.Chr., und die andere wird am Ende des Zeitalters geschehen. Hier ist die Belagerung durch Titus im Jahre 70 gemeint, als die Stadt eingenommen wurde und sich die Verse 20–24 wörtlich erfüllten. Diese Schrecken veranschaulichen die Zustände in Palästina zur Zeit des Endes; aber weder V. 20 noch V. 24 stehen in den Berichten über die Rede auf dem Ölberg bei Matthäus und Markus. Die Angaben in Mt 24,15–28 und in Mk 13,14–26 beziehen sich auf die letzte Belagerung, wenn die Stadt von den Feinden genommen, aber durch die Rückkehr des Herrn auf die Erde befreit werden wird (Offb 19,11–21; Sach 14,2–4). Bei Lukas wird als Zeichen die Belagerung Jerusalems durch die Heerscharen (21,20) genannt; in Mt 24,15 und Mk 13,14 wird das Zeichen des Gräuels der Verwüstung an heiliger Stätte betont (2Thes 2,4; Offb 13,12–15).

Scofield-Bibel

21:20 Jerusalem von Armeen umzingelt. Die erste Erfüllung war die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Diese Zerstörung kann auch ein größeres Gericht am Ende des Zeitalters vorhersagen, so dass sich einiges von dem, was Jesus in den Versen 5-24 vorausgesagt hat, auch in Ereignissen vor dem zweiten Kommen Christi erfüllen kann. Vgl. auch Anmerkung zu 19:43-44.
21:21 Dann (solange es noch Zeit ist) … flieht auf die Berge (siehe Anmerkung zu Mt 24:16). Diejenigen, die in der Stadt sind, (sollten) die Stadt verlassen, bevor die römische Belagerung stattfindet.

Die ESV Studienbibel

Diejenigen, die in Jerusalem sind, müssen weg: Aufgrund dieser Prophezeiung flohen die Christen in Judäa vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. in die Stadt Pella in der Dekapolis (Eusebius, Kirchengeschichte 3.5).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Eine Belagerung wäre das Zeichen dafür, dass das Ende Jerusalems und des Tempels nahe war. Die anderen synoptischen Evangelien (siehe Matthäus 24:15; Markus 13:14) spielen auf den Gräuel der Verwüstung in Dan. 9:25-27; 11:31. Diese Stelle vergleicht die Entweihung des Tempels mit dem, was 167 v. Chr. geschah, als Antiochus Epiphanes im Tempel einen Altar für Zeus errichtete. Eine ähnliche Entweihung des Tempels fand während der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. statt.

Die Nelson Studienbibel

Die Verse 20 und 24 sind nicht in dem Bericht der Ölbergrede enthalten, den Matthäus und Markus überliefern. In dieser Rede geht es um zwei Belagerungen von Jerusalem. Lukas 21,20-24 bezieht sich auf die Belagerung durch Titus im Jahr 70 n. Chr., als die Stadt eingenommen wurde und Vers 24 wörtlich erfüllt wurde. Aber diese Belagerung und ihre Schrecken sind nur ein Hinweis auf die endgültige Belagerung am Ende dieses Zeitalters, in der die „große Trübsal“ ihren Höhepunkt findet. Zu dieser Zeit wird die Stadt eingenommen, aber durch die herrliche Erscheinung des Herrn befreit (Offb. 19:11-21). Die Hinweise in Mt. 24:15-28, Mk. 13:14-26 beziehen sich auf die letzte Belagerung in der Trübsal; Lk. 21:20-24 auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus. Bei Lukas ist das Zeichen die Umzingelung Jerusalems durch Heere (Lk. 21:20); bei Matthäus (24:15) und Markus (13:14) ist das Zeichen der Gräuel an heiliger Stätte (2 Thess. 2:4).

The Scofield Reference Bible

21:20 Jerusalem wird von Armeen umzingelt. Jesus hat dies bereits prophezeit (19:43), aber hier verbindet er es mit der „Verwüstung“ in Dan 12:11, wo sich „der Gräuel, der Verwüstung bringt“ ebenfalls auf die Macht bezieht, die Gottes Tempel bedroht. Dies bezieht sich eindeutig auf den Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., aber auch andere Aussagen in diesem Abschnitt sollen in der Endzeit erfüllt werden (siehe Anmerkung zu V. 5-38).
21:21 Flieht in die Berge. Erinnert daran, wie Propheten die Endzeit beschreiben (Hesek 7,16; Sach 14,5). Der Aufruf, die Stadt zu verlassen, ist auch der Aufruf an die Propheten, Babylon zu verlassen: „Geht aus ihr heraus, mein Volk! Rennt um euer Leben! Flieht vor dem grimmigen Zorn des HERRN“ (Jer 51,45). Jetzt werden Jerusalem und die ganze Region Judäa zum Objekt von Gottes Zorn.

NIV Biblical Theology Study Bible

 Vers 20
„Jerusalem von Heerscharen umzingelt“ ist eine der großen Ereignisse der Prophetie, die uns erlauben, die Botschaft von Daniel, Sacharja und Offenbarung mit der Chronologie der Botschaft des Herrn in den synoptischen Evangelien zu verknüpfen. Die Belagerung Jerusalems unter Titus im Jahre 70 n.Chr. ist die „Naherfüllung“, es war aber eine Vorwegnahme einer späteren großen Belagerung der Stadt in den letzten Tagen unmittelbar vor dem Kommen des Menschensohnes (Sach 14,1-3). Wer die Endzeitrede des Herrn auf die Ereignisse des Jahres 70 beschränkt, muß, wenn er zu den Versen 25-27 gelangt, zum Kommen des Menschensohnes springen. Einige haben die Version des Lukas genommen, um Mt 24 auszulegen; aber in Matthäus findet sich nichts, das richtigerweise als „Naherfüllung“ ausgelegt werden könnte. Lukas kombiniert wohl „Nah-“ und „Späterfüllung“, aber das meiste ist noch zukünftig. Die Ereignisse der Verse 8-19 beschreiben das, was Matthäus „Anfang der Wehen“ nannte (24,8). Das Brechen des mit dem römischen Herrscher zu Beginn der siebzigsten Woche gemachten Bundes (Dan 9,27) wird in der Mitte der Woche stattfinden und markiert den Anfang der „großen Drangsal“. Wenn der Schutz des Tieres plötzlich dahinfällt, werden die Armeen der Israel feindlichen Mächte frei sein, auf Israel und Jerusalem zu marschieren. Das ist der Zeitpunkt, zu dem das Tier „Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“ wird. Daniel sagt, daß von diesem Ereignis an noch 1290 Tage (Dan 12,11) bis zum Ende verbleiben, das sind rund dreieinhalb Jahre. Zu dieser Zeit wird auch „der Greuel der Verwüstung“ (Mt 24,15) im Tempel aufgestellt werden. Das sagt uns Lukas zwar nicht, aber Dan 11,31 spricht davon und Matthäus verweist auf dieses Ereignis als Antwort auf die Frage „wann wird das sein?“ Es sind also zwei Geschehnisse, das Brechen des Bundes und das Aufstellen „des Greuels der Verwüstung“ im Tempel, die den Schlüssel bilden zur zeitlichen Einordnung dieser Zeiten. Das sind die Ereignisse, welche zur letzten Belagerung Jerusalems führen werden.
 Vers 21
Die Heiligen sollen aus der Stadt fliehen, bevor sie gänzlich eingeschlossen ist. Der Ausdruck „von Heerscharen umzingelt“ bedeutet, daß die Armeen den Ring immer enger ziehen, daß der Kreis um die Stadt aber noch nicht geschlossen ist. Alle in Judäa sollten dann in die umliegenden Berge fliehen, während die Gläubigen in der Stadt diese verlassen sollten. Niemand, der sich auf dem Land aufhielt, sollte hinter den hohen Mauern der Stadt Zuflucht suchen. Lukas verwendet in Vers 20 für „Heerscharen“ das Wort stratopedon, das im NT nur hier vorkommt. Vine sagt: „Es bezeichnet eine Armee, die ihr Lager aufgeschlagen hat“. „Heerscharen“ müßte also wörtlich mit „Heerlager“ übersetzt werden. Für die Bewohner der belagerten Stadt waren die Anweisungen klar: „daraus entweichen“, „nicht in sie hineingehen“. Die Imperative heben die Krisensituation hervor.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Es ist also heute an der Zeit, sich zu entscheiden: Glaube ich dem Gott der Bibel? Glaube ich, dass Jehovah Israel nicht verworfen hat? Glaube ich, dass es eine weitere Erfüllung geben wird – und Jerusalem wieder belagert wird? – oder aber nehme ich an, dass der Autor der Bibel sich irrt, und ein geistiges Israel angegriffen wird? – Die Entscheidung nimmt mir niemand an – es ist wirklich eine Frage des Glaubens!

Jesus ging aber immer wieder irgendwo hin, wo er alleine war,

Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete.
Elberfelder 1871 – Lukas 5,16

Er jedoch zog sich in einsame Gegenden zurück und verweilte im Gebet.
Zürcher 1931 – Lukas 5:16

Aber er selbst pflegte die Zurückgezogenheit in den einsamen, ‹öden› Gegenden und war im Gebet.
Jantzen Jettel 2017 – Lukas 5,16

Jesus betete viel – er sprach oft mit seinem himmlischen Vater. Aber den Inhalt kennen wir oft nicht, weil die meisten Gebete ein „Gespräch unter vier Augen“ waren! Jesus zog sich meist zurück – um ungestört zu sein, und auch, um die Antwort ungestört hören zu können.
Wie sieht mein Gebetsleben aus? Bete ich oft – unter „4 Augen“ – oder sind meine Gebete nur „abgelesene Vorträge“? Sind meine Gebete überhaupt an den Schöpfer gerichtet – oder vielleicht doch nur an die „Zuhörer im Raum“ oder „im der Halle/im Meeting“??

um zu beten Jesu Vollmacht im Dienst war die Folge seiner persönlichen Gemeinschaft mit Gott im Gebet (3,21; 6,12; 9,18.28f.; 11,1).

Reformations-Studien-Bibel

Jesus stellte seine Beziehung zum Vater an die erste Stelle.

ESV Concise Study Bible

Die griechische Konstruktion deutet auf eine kontinuierliche Praxis hin und könnte auch mit „sich regelmäßig zurückzog und betete“ übersetzt werden (gk. imperfektes Verb plus zwei Partizipien im Präsens); siehe Einleitung: Schlüsselthemen. Die immer größer werdenden Menschenmengen, die ständigen Anforderungen an Jesu Zeit und die Tatsache, dass niemand sonst seinen Dienst wiederholen konnte, hielten Jesus nicht davon ab, ausgiebige Gebetszeiten zu verbringen.

Die ESV Studienbibel

Gebet – die Geheimwaffe: Das Gebet war die Initialzündung für jedes Erweckungsfeuer in der Geschichte. Für jeden Prediger, den Gott in der Vergangenheit eingesetzt hat, war das Gebet der Schlüssel zur Tür des Dienstes. Für den Soldaten Christi sollte das wahre Gebet eine Lebensweise sein, nicht nur ein Hilferuf in der Hitze des Gefechts.
Ein Mann fällte einmal einen Baumstumpf mit einer offensichtlich stumpfen Axt. Er verletzte nur die Rinde, während ihm der Schweiß von der Stirn rann. Jemand schlug ihm vor, kurz innezuhalten und die Axt zu schärfen, woraufhin er antwortete: „Ich bin zu sehr damit beschäftigt, den Baum zu fällen, um für irgendetwas anzuhalten.“ Wenn er nur einen Moment innehalten und die Axt schärfen würde, würde er den Baum mit viel größerer Leichtigkeit durchhacken.
Halte zu Beginn eines jeden Tages inne und „schärfe die Axt“ durch Gebet. Trachte zuerst nach dem Reich Gottes und du wirst den Tag mit viel größerer Leichtigkeit durchschneiden. Siehe Lukas 6,12.

Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand

Im gesamten Lukasevangelium betet Jesus in wichtigen Momenten seines Dienstes und zeigt damit seine Abhängigkeit von Gott (3:21; 6:12; 9:18, 28-29; 11:1; 22:41, 44). Hier bereitete sich Jesus auf eine Reihe von Konflikten vor.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Große Volksmengen kamen von überall zusammen, um geheilt zu werden, und der Herr, der die Herzen kannte, zog sich in die Wüsteneien zurück zum Gebet. Nur Lukas verwendet das Wort hypochoreo (sich unauffällig entfernen). Außer hier noch in 9,10, wo es ebenfalls mit „sich zurückziehen“ übersetzt wird. Das Präsenspartizip proseuchomenos („betend“) bezeichnet fortgesetztes, beständiges Tun. Der Satz ist verschieden übersetzt worden: „Er aber entwich in die Wüste und betete“ (Luther); „Er jedoch zog sich in einsame Gegenden zurück und verweilte im Gebet“ (Zürcher). Menge und Rev.Elberf sind nicht wesentlich anders. Welches Vorbild hat der Herr uns doch damit hinterlassen!

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

“ Wir schämen uns also nicht für die Anpassungen, die vorgenommen wurden, wenn wir es nicht genau richtig machen. Es kann Indoktrinationsangelegenheiten lüften, obwohl die Brüder ihr Bestes tun. Es kann sein, dass Jehova Dinge klären muss.“ Wie funktioniert es, wenn die Brüder zusammenkommen? Jehova will nicht, dass es ein Geheimnis ist oder zu geheimnisvoll. Apostelgeschichte 15:6 :7 „Es gab viele intensive Diskussionen.“ Die Brüder tauschten also verschiedene Gedanken aus, die sie zu den Themen hatten.

Wie geht man mit neuen Informationen um? Wenn eine Frage auftaucht, bemerkt vielleicht ein Mitglied der Leitenden Körperschaft etwas, das eine Frage aufwirft. Wir fragen: „Erfordert oder rechtfertigt dies zusätzliche Nachforschungen?“ Wenn die Antwort ja lautet, wird ein Forschungsteam zusammengestellt. Also sammeln wir eine Zusammenfassung von allem, was wir seit 1879 gesagt haben, alle früheren Wachttürme mit dem, was gesagt wurde, und den Kontext des Verses. Welchen Bezug zu parallelen Berichten hat ein Verständnis mit ihm? Welchen Einfluss hat das hebräische oder griechische Original auf den Vers? Sobald der Bericht zusammengestellt ist, wird er dem Leitungsgremium zur Überprüfung vorgelegt. Jedes einzelne Mitglied der Leitenden Körperschaft prüft sie und diskutiert sie unter Gebet im Vertrauen auf Jehovas Heiligen Geist. Das hilft uns, den Prozess zu verstehen.“ Cook versucht zu versichern, was er sagt: „Satan greift an und nimmt zu. Jehova versorgt uns weiterhin treu mit dem Verständnis, was wir brauchen, damit wir nicht ohne Führung dastehen oder im Dunkeln stolpern.“

Mitschrift vom Meeting 7.Oktober 2023

Vielleicht wäre es viel viel viel besser, das Nachforschen selber zu erledigen! und weniger zu schauen, was die „Vorgänger“ darüber geschrieben haben, sondern ins Gebet zu gehen – und dann zu hören, was Jehovah über die Angelegenheit zu sagen hat. Ja, der Gedanke zu schauen, was der Text in der Ursprache zu sagen hat, ist schon spannend – aber noch spannender ist dann zu schauen, was die Menschen zu der Zeit, als der Vers geschrieben wurde, dachten – und besonders, wie gläubige Juden diesen Vers über Jahrhunderte verstanden haben. Aber all diese Nachforschungen immer und ausschließlich unter Gebet! Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass Jehovah einem durch den heiligen Geist hilft – jeder muss auch Jehovahs Geist wirken lassen – und dass bedeutet, sich selber nicht für so wichtig zu nehmen – und dafür IHN machen lassen!
Oder wie sagte ein Prediger „Gebet ist nicht alles – aber ohne Gebet ist alles nichts!“

Wer Gottes Nähe sucht, muss glauben, dass er existiert

Ohne Vertrauen ist es aber unmöglich, Wohlgefallen zu erlangen. Denn es ist erforderlich, dass der sich Gott Zuwendende Vertrauen aufbringt, dass Er existiert und sich für die Ihn Aufsuchenden als Lohngeber erweist.
Gottes Agenda – Hebräer 11,6

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer Gottes Nähe sucht, muss glauben, dass er existiert und dass er alle, die ihn wirklich suchen, belohnen wird.
Neue Weltübersetzung 2018 – Hebräer 11:6

Den Vers hatten wir 2020 schon einmal – deshalb heute nur Ergänzungen.
Zitat von meinen Gedanken 2020:
Es ist also nicht so, dass der Glauben deines Bruders oder deines Leiters irgendwie rettet! Nur du selbst kannst durch Gebet, Lesen der Bibel usw dein Verhältnis stärken oder schwächen! Was hindert dich?

Die Aufzählung wird jetzt kurz unterbrochen. Anlaß dazu ist die Erinnerung an dieses Leben, das zu Gottes Wohlgefallen geführt wurde. Durch Glauben fand Henoch Gottes Wohlgefallen, und durch denselben wurde er entrückt, denn ohne Glauben ist es nicht möglich, Gott zu gefallen. „Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“ (Röm 8,8). Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott. Deshalb folgt daraus, daß man Gottes Wohlgefallen außer durch Glauben nicht finden kann.
  Der Ausdruck „wer Gott naht“ läßt auf das Hinzutreten eines Anbeters wie in 10,22 schließen. Es kann kein solches Hinzutreten ohne Glauben geben, denn indem wir nahen, müssen wir zwangsläufig glauben, daß Gott ist, und dies umfaßt den Glauben. Es gibt drei unbedingt notwendige Sachverhalte in diesem Brief an die Hebräer:
Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung 9,22
Ohne Glauben … ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen 11,6
Ohne Heiligkeit wird niemand den Herrn schauen 12,14
 Abel nahte also in dem gleichen Glauben wie Henoch. Der Glaube ist überzeugt davon, daß Gott denen, die Ihn suchen, ein Belohner ist. Das mit „suchen“ wiedergegebene Wort ist eine verstärkte Form des einfachen Verbs „suchen“ (W.E. Vine). Aus diesem Grund haben die Übersetzer der AV das Adverb „eifrig“ hinzugefügt („ernstlich“, Konkordante). Denjenigen, die Ihn im Glauben ernstlich, eifrig suchen, sagt Gott jedesmal, was Er einem anderen Mann des Glaubens gesagt hat: „Ich bin dein Schild, dein sehr großer Lohn“ (1Mo 15,1).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Das umfassendere Prinzip, das Henoch vorlebt (siehe Anmerkung zu V. 5). Das Wesen des Glaubens besteht darin, zu glauben, dass Gott „existiert“ (siehe V. 1, 27: er ist das alles entscheidende „Unsichtbare“ für den Glauben). belohnt. Ein verwandtes griechisches Wort wird in 10,35 verwendet. Gott segnet diejenigen, die wie Henoch „ihn suchen“ (vgl. Ps 9,10; 34,5.10).

NIV Biblical Theology Study Bible

Die Partikel δὲ („aber“) ist adversativ, da ja gerade das Positive vorgestellt wurde und nun das Gegenteil angesprochen wird („ohne Glauben“). Das substantivierte Partizip τοῖς ἐκζητοῦσιν („denen, die ihn aufsuchen“, „die nach ihm suchen“) ist mit einem Präfix verstärkt, d.h. eine intensivere Handlung als bloßes Suchen, d.h. ein eifriges, zielgerichtetes, aufrichtiges Suchen nach Gott.

P. Streitenberger – Der Hebräerbrief

es ist unmöglich, Gott ohne Glauben zu gefallen: Der Autor spielt auf 10,38 an, der Hab 2,4 zitiert. – Zum Glauben gehört, dass Gott existiert und dass er diejenigen belohnt, die ihn aufrichtig suchen. In den Schwierigkeiten des Lebens werden die Leserinnen und Leser herausgefordert, auf Gott zu vertrauen und die Erfüllung seiner Verheißungen zu erwarten.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

„Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ Ohne Glauben sind wir ohne Gott, denn Gott wird nur durch den Glauben erfasst. Ohne Glauben sind wir ohne Hoffnung, denn eine wahre Hoffnung kann nur aus einem wahren Glauben erwachsen. Ohne Glauben sind wir ohne Christus und damit ohne einen Erlöser. Es wäre unendlich viel besser, ohne Augen, ohne Gehör, ohne Reichtum, ohne Brot, ohne Kleidung und ohne ein Zuhause zu sein, als ohne den Glauben, der alles bringt, was die Seele braucht. Ohne Glauben sind wir geistlich nackt, arm, elend, verloren, verdammt – und ohne Hoffnung auf Rettung.

The Spurgeon Study Bible: Notes

GOTT, der eine Gott – Das christliche Leben beginnt mit der Behauptung: „Gott existiert“. Es führt zu dem Bekenntnis: „Er existiert für mich.“ Solche Aussagen kommen nicht automatisch. Wir müssen die Botschaft des Evangeliums hören, den Heiligen Geist in unserem Leben erfahren und das egozentrische Denken aufgeben.

CSB Jüngerstudienbibel: Notes

Die Notwendigkeit des Glaubens. Der Schlüssel, der die Tür zur Erlösung aufschließt, ist der Glaube. Ohne Glauben können wir Gott nicht gefallen. Versuche einmal, ohne Glauben eine Freundschaft zu schließen. Geh auf eine Frau zu und stell dich ihr vor. Wenn sie dir ihren Namen sagt, sagst du: „Das glaube ich dir nicht“. Wenn sie dir sagt, wo sie arbeitet, sagst du, dass du das auch nicht glaubst. Wenn du eine Weile so weitermachst, wirst du bald mit einem blauen Auge davonkommen. Dein mangelndes Vertrauen in sie ist eine starke Andeutung, dass sie eine Lügnerin ist.
Wenn sie, eine einfache Sterbliche, sich durch deinen mangelnden Glauben an ihr Wort beleidigt fühlt, wie viel mehr beleidigen Ungläubige den allmächtigen Gott, indem sie sich weigern, seinem Wort zu glauben. Damit sagen sie, dass Gott es nicht wert ist, ihm zu vertrauen und dass er ein Lügner und Betrüger ist. Die Bibel sagt: „Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht“ (1. Johannes 5,10). Außerdem heißt es: „Seid auf der Hut, Brüder, damit nicht in einem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei …“ (Hebräer 3,12, Hervorhebung hinzugefügt). Das Gebot der Heiligen Schrift lautet: „Habt Vertrauen zu Gott“ (Markus 11,22). Wenn eine sinnvolle menschliche Beziehung ohne Glauben nicht möglich ist, was für eine Beziehung können wir dann zu Gott erwarten, wenn wir ihn durch unseren Unglauben weiterhin einen Lügner nennen?

Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand

Wenn ich den Brief an die Hebräer richtig verstehe, und auch die gesamte Bibel richtig lese, so kannten Abel und Henoch, Abraham usw. was Jehovah vor hat – und sie glaubten daran, dass Jesus Christus sterben würde – und dieses Opfer ihr Leben retten würde. Das heißt, die Menschen vor Jesus mußten glauben haben, dass Jehovah seinen Plan umsetzen würde – wir müssen „nur glauben“ dass Jehovah seinen Plan umgesetzt hat.

Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen (H. Adam, d. i. von der Erde; adama= Erdboden) machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, (Eig sich Regendes) das sich auf der Erde regt!
Elberfelder 1871 – Genesis 1,26

Gott sprach:
Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!
Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all, und alles Gerege, das auf Erden sich regt.
Buber & Rosenzweig – Genesis 1:26

Gott sprach: Wir wollen einen Adam (Stellvertreter) machen in einer unser würdigen Hülle wie es unserm Ebenbilde entspricht, und sie sollen ihre Herrschaft üben an dem Fische des Meeres und an dem Vogel des Himmels und an dem Viehe und an der ganzen Erde und an allem Gewürm, das dahinschreitet auf der Erde.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – 1.Mose 1,26

und sprach: Lasset uns (- Rede der drei göttlichen Personen. (Euph., Iren., Basil., Greg. Nyss., Cyr. Alex.) – Alles übrige schafft Gott durch ein bloßes Gebot, hier tritt die heilige Dreifaltigkeit gleichsam zuvor in Beratung mit sich selbst. (Greg. Nyss.) Erst aus der Offenbarung des Neuen Testamentes kann erkannt werden, wie dem einen Gott die Mehrzahl der Personen zukommen kann.-) den Menschen machen nach unserem Bilde und unserer Ähnlichkeit,(- Vorbild und Ähnlichkeit. Diese beiden Worte sind fachlich nicht verschieden, wie der folgende Vers zeigt, wo der Mensch nach Gottes Bilde geschaffen heißt und nach [1Mose 5,3] wo die beiden Substantive in umgekehrter Reihenfolge stehen. Die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott besteht darin, dass seine Wesensform die geistige, unsterbliche Seele ist, deren Wirken sich als selbstbewusstes Empfinden, Erkennen und freies Wollen äußert. (Natürliches Ebenbild.) Indem Gott den ersten Menschen mit der Gnade ausstattete, erhob er dieses Bild zur vollkommenen Ähnlichkeit, welche besonders durch die Übung der Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zum Ausdruck gebracht und vollendet wird. Der Leib ist kein Bild Gottes, sondern der Beweis und das Zeichen des (natürlichen) Bildes Gottes in uns, insofern seine aufrechte Haltung Gottes Majestät nachahmt und die Gabe der Rede die Dolmetscherin des Verstandes und Willens ist, wie auch das äußere Gebahren die inneren Tugenden verrät. Unser: Das Bild dessen, was den drei göttlichen Personen gemeinsam ist. -) und er herrsche (- Vergl. [1Mose 9,2] -) über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels, und über alles kriechende Getier, das sich auf Erden regt. (-Sechs Vorzüge werden hier dem Menschen zuerteilt. Seine Erschaffung wird zuletzt berichtet, er wird als über den Tieren stehend bezeichnet, er wird durch besonderen göttlichen Ratschluss erschaffen, nach Gottes Bild und Ähnlichkeit. Ihm wird die Herrschaft über Tiere und Pflanzen verliehen, nach seiner Erschaffung ruht Gott von seinem Werke. In Kap. 2 kommt hinzu die Erschaffung seiner Seele aus Nichts durch Gott. -) [1Mose 5,1, 1Mose 9,6, 1Kor 11,7]
Allioli Bibel – 1.Mose 1:26

Weiterhin sprach Gott: Ich will (Wir wollen/werden, Lasst uns) ( Es gibt verschiedene Theorien, warum Gott hier im Plural spricht; die meisten werden gut von Clines 1968 wiederlegt. Eine gute Übersicht über die Positionen gibt Westermann 1983, S. 200f. Am meisten Anhänger hat heute wohl die Position, die im Plural einen plural deliberationis sieht (vergleichbar dem deutschen „Dann wollen wir mal X tun“ der Selbstermunterung; im Deutschen aber wahrscheinlich mehr der Umgangssprache zuzuordnen als im Hebräischen, daher keine gute Übersetzung. Übersetze: „Ich will“); vgl. Cassuto 2005, S. 55; Clines 1968, S. 68 (mit Einschränkung); JM §114; Junker 1953, S. 13; Koehler 1969, S. 9; König 1919, S. 154f.; Scharbert 1990, S. 44; Westermann 1983, S. 201. Ähnlich schon BerR: „Nach R. Ami berieth sich Gott mit seinem Herzen.“ (Üs. nach Wünsche 1881, S. 31) -) Menschen (die Menschheit, Adam) (- Das im Hebräischen häufige Wort für Mensch ist zugleich der Name des ersten Menschen Adam (אָדָם), hier wird es aber vermutlich nicht als Personenname, sondern als Gattungsbezeichnung verwendet, da im Folgevers mit Artikel auf das Wort Bezug genommen wird. אָדָם ist von dem Wort אֲדָמָה („Erdboden“) abgeleitet, das etwa in V. 25 verwendet wurde („Boden“). S.a. NET. -) als mir (uns) ähnliches (- W. auf den ersten Blick: „als unsere Statue als unsere Ähnlichkeit“ (zu den Präpositionen vergleiche gut Clines 1968, S. 75f.; dass beide Präpositionen die selbe Bedeutung haben ist heute die Mehrheitsmeinung); meist wird das zweite Glied כִּדְמוּתֵנוּ „als unsere Ähnlichkeit“ so aufgefasst, dass es das erste Glied בְּצַלְמֵנוּ „als unsere Statue“ näher bestimmt; daher „uns ähnliches“ – vgl. Clines 1968, S. 70; Koehler 1969, S. 7f.; König 1919, S. 156; Schellenberg 2011, S. 82f.; Wenham 1987. -)  Bildnis (Stellvertreter, Widerpart) (- Bildnis wird in der Bibel v.a. dann verwendet, wenn von einer Statue nicht als bloßer Statue, sondern als wirkmächtiger Entität die Rede ist – v.a. im Zhg. mit Götzenbildern, die ein Götze sich als „Körper“ auserkoren hat. Entsprechend muss es dann wohl auch hier gedeutet werden; das Wort stellt den Menschen in eine Relation zu Gott: Der Mensch ist insofern צֶּלֶם Gottes, als Gott in ihm und durch ihn auf Erden wirkt (so z.B. auch Clines 1968, S. 88: „According to Genesis 1:26f. man is set on earth in order to be the representative there of the absent God who is nevertheless present by His image.“). So wird das Motiv dann ja auch im Neuen Testament aufgegriffen: Jesus ist „als Ebenbild des unsichtbaren Gottes die Erscheinung, die Sichtbarwerdung Gottes selbst.“ (Schlink 1969, S. 97). Gen 1 greift damit auf ein Motiv zurück, das man v.a. im Zhg. mit dem ägyptischen und babylonischen Königtum kennt: Dort ist es der König, der als „Bild Gottes“ auf Erden regieren soll. Die übliche Übersetzung mit „Bildnis“ macht das nicht klar; die am leichtesten verständliche Entsprechung dazu wäre wohl das alte „Stellvertreter Gottes“. Wenn darauf folgend auch noch betont wird, dass der Mensch nicht nur Stellvertreter Gottes, sondern sogar ein Gott ähnlicher Stellvertreter Gottes ist, stellt dies nur noch eine Steigerung der mit צֶּלֶם ausgedrückten, ohnehin schon engen Mensch-Gott-Relation dar.Für andere Übersetzungs- und Deutungsweisen vgl. Westermann 1983, der dazu einen elfseitigen Überblick über die Forschungsgeschichte bringt. -)  machen! (Damit) (- Ob das Herrschen Sinn und Inhalt der Gottesebenbildlichkeit ist oder ob es sich nur sozusagen nebenbei daraus ergibt ist in der Forschung umstritten; „… machen, damit sie herrschen“ oder „… machen. Sie sollen herrschen“ ist beides gleich wahrscheinlich. -) Sie sollen über die Fische {des Meers} und über die Vögel {des Himmels} (- Die Kollokationen „Fische des Meeres“ und „Vögel des Himmels“ bezeichnen einfach nur „Fische“ und „Vögel“; „des Meeres/Himmels“ kann in der Übersetzung ausgespart werden -) und über das Vieh und über die ganze Erde (alle wilden Tiere) (- Textkritik: „über die ganze Erde“ fügt sich hier recht schlecht in den Textzusammenhang; viele (z.B. Drouot et al. 2000, S. 369; Speiser 1964, S. 7 und Westermann 1983, S. 110) ergänzen daher הית, so dass der Text „Tiere des Feldes“ lauten würde. Alternativ könnte man deuten als Anakoluth und das Waw als Waw emphaticum lesen: „über die Fische, über die Vögel, über das Vieh – ja!, über die ganze Erde! – und über alle Reptilien, die auf der Erde kriechen.“ Von diesen beiden Möglichkeiten ist aber entschieden Variante 1 vorzuziehen. -) und über alle auf der Erde kriechenden Reptilien (kriechenden Tiere) herrschen (knechten). (- Die genaue Bedeutung von רדה herrschen ist umstritten. Es scheint einige Kognate (->Etymologie) mit der Bedeutung „gehen, treten“ zu haben; daraus wird häufig die Grundbedeutung „niedertreten“ => „gewaltsam beherrschen“ abgeleitet. Ingressiv hat es wohl die Bedeutung „unterjochen“ (s. z.B. Zorell 758); durativ listen die meisten Lexika schlicht „herrschen“ fügen dann aber hinzu, dass es auch dann den „Nebensinn des Unterdrückens“ (so z.B. KBL3, S. 1110) habe (vgl. ähnlich z.B. Alter 1996, S. 5; Westermann 1983, S. 222). Einige Exegeten wollen demgegenüber רדה sogar eine besonders sanfte Art des Leitens bedeuten lassen, so z.B. Zenger 1983, S. 91: „Das Wort bezeichnet eigentlich das Umherziehen des Hirten mit seiner Herde, der seine Herde auf gute Weide führt, der die Tiere gegen alle Gefahren schützt, sie vor Raubtieren verteidigt und die schwachen Tiere seiner Herde gegen die starken schützt und dafür sorgt, daß auch sie genügend Wasser und Nahrung finden.“ Gegen eine solche „sanfte“ Interpretation wendet aber neuerdings wieder überzeugend Schellenberg 2011 ein: „Gegen eine zu friedliche Interpretation spricht vorab das im gleichen Kontext gebrauchte Verb כבש, das – trotz gegenteiliger Beteuerungen v.a. von Lohfink und Koch – klar gewalttätig konnotiert ist […]. Im Deutschen trifft man die Konnotation all der verschiedenen Verwendungszusammenhänge von כבש wohl am besten mit der Übersetzung »unterwerfen.« Dass hinter den Herrschaftsaussagen von 1,26.28 nicht ein besonders friedliches Bild des Mensch-Tier-Verhältnisses stehen kann, zeigt auch die Reihe der dabei genannten Tiere: Sie umschliesst neben dem Vieh auch die Fische, die Vögel, das Kriechgetier und die wilden Tiere, die der Mensch weder »hüten« noch »domestizieren« kann.“ (S. 54f.)  Vor diesem Hintergrund scheint uns die Bedeutung „knechten“ eigentlich wahrscheinlicher als das allgemeine „herrschens“. Dies noch mehr, da die Priesterschrift (zu der auch Gen 1 gehört) Gott darstellt als transzendenten und „absoluten Herrscher“ – sogar so sehr, dass er zwei Kapitel später sozusagen einfach mal die ganze Erde vernichten kann, weil ihm nicht passt, wie sie sich entwickelt hat. Wenn richtig ist, was wir eben zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen geschrieben haben, legt sich רדה als ein Ausdruck einer absoluten (Gewalt-)Herrschaft gleich noch mal so nahe. Wir haben dennoch „herrschen“ als primäre Alternative angegeben, da diese Übersetzung am ehesten beiden Lagern gerecht werden kann.-)
offene Bibel – Genesis 1,26

Die Verse 27 und 28 hatten wir ja im Laufe der Jahre schon…

Die Bibel ist der Schlüssel, der das Geheimnis des alten Menschen lüftet. Sie stellt den Menschen als ein Geschöpf dar, das nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde – mit enormer Intelligenz und der Fähigkeit, große Leistungen zu vollbringen. Die Bibel beschreibt den Menschen der Antike als einen Menschen, der dem heutigen Menschen an Wissen überlegen ist (Prediger 1,9 LB). Vergiss nicht, dass Wissenschaft und Technologie eine Erweiterung des Christentums sind. Sie sind ein Ergebnis der Reformation – einer Zeit des großen Erwachens zu Gott und seinem Wort, die den Weg für den Fortschritt der Wissenschaften öffnete. Der Mensch war in Kontakt mit der Realität, mit seinem Schöpfergott und seiner Schöpfung, statt mit Satan durch heidnische Anbetung, Aberglauben und Mythen.

Dennis Gordon Lindsay – Das ABC der Evolutionstheorie

Lasst uns … unserem … uns Der Gebrauch des Plurals wird hier unterschiedlich ausgelegt. Einige sehen dies als einen Hinweis auf eine Pluralität innerhalb der göttlichen Einheit, die auf die spätere Offenbarung des einen Gottes im Neuen Testament als Vater, Sohn und Heiliger Geist hindeutet. Andere erklären diesen Gebrauch grammatikalisch – entweder als pluralis majestatis (# 1,1) oder als pluralis deliberationis (bei dem Gott die Aussage an sich selbst richtet). Schließlich argumentieren einige dafür, dass Gott und sein himmlischer Hofstaat mit den Engeln im Blick sind (# Jes 6,8).

Bild … uns ähnlich In einigen Kulturen des Alten Orients wurde der menschliche König als das Abbild einer Gottheit betrachtet; als solcher regierte er im Auftrag der Gottheit. Indem er die Menschen in seinem Bild schafft, gewährt ihnen Gott die Autoriät, als seine Vizeregenten über die Erde zu herrschen. Dies wird durch die Bezugnahme auf das Ausüben von Herrschaft über alle anderen Geschöpfe in Vers 26 und 28 bekräftigt. Während Gott vorsieht, dass die Menschen so regieren, wie er regieren würde, verraten Adam und Eva Gott, indem sie es versäumen, Autorität über die Schlange auszuüben (3,1–7). Obgleich die Menschen danach ihre gottgegebene Fähigkeit zu herrschen behalten, tun sie dies nicht länger als Gottes Vizeregenten. Das gewalttätige Verhalten von Menschen in den ersten Kapiteln von 1.Mose legt Zeugnis von ihrem verfehlten Gebrauch von Macht ab. Nur in Jesus Christus begegnen wir zum ersten Mal jemandem, der als Gottes wahrer Vizeregent herrscht, dem Einen, der auch die Vizeregentschaft seines Volkes wiederherstellt.

Mittelalterliche Theologen unterschieden sehr zwischen „Bild“ und „Abbild“, wobei „Bild“ als eine Bezugnahme auf die natürliche Vernunft gesehen wurde und „Abbild“ als ein Bezug auf die ursprüngliche Gerechtigkeit, die beim Sündenfall verloren ging. Neuere Forschungen kommen zum Ergebnis, dass die beiden hebräischen Ausdrücke in der Bibel synonym gebraucht werden (V. 27; 5,1.3; 9,6).

DIE MENSCHEN, GESCHAFFEN IM BILD GOTTES
In der Kunst ist das Erschaffen von Bildnissen eine Sache von Schönheit. Malerei, Bildhauerei und dergleichen sind oft eine Abbildung von realen Dingen. Damit stellen wir Objekte dar, die dem wirklichen Leben entnommen sind.
Der perfekte Künstler ist Gott. Er gestaltete das Universum. Er hinterließ seine Handschrift in solch einer Weise, dass die Himmel die Herrlichkeit Gottes erzählen und das Firmament sein Meisterwerk zur Schau stellt.
Als Gott die Geschöpfe erschuf, welche die Erde und das Meer erfüllten, schuf er ein Geschöpf, das einzigartig als sein Ebenbild erschaffen wurde. 1.Mose 1,26–27 erklärt:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“
Dass die Bibel sagt, dass wir im Bild Gottes und ihm ähnlich erschaffen sind, hat einige zu der Schlussfolgerung geführt, dass es einen Unterschied zwischen „nach dem Bild Gottes“ und „Gott ähnlich“ gibt. Aber die Struktur der biblischen Sprache zeigt an, dass „Bild“ und „Ähnlichkeit“ die gleiche Sache bezeichnen. Wir sind Abbilder Gottes, Geschöpfe, die mit einer einzigartigen Fähigkeit geschaffen wurden, den Charakter Gottes widerzuspiegeln und wiederzugeben.
Im Bild Gottes geschaffen zu sein, wird gewöhnlich so verstanden, dass wir im gewissen Sinne wie Gott sind. Obwohl er der Schöpfer ist und wir die Geschöpfe sind und obwohl Gott uns hinsichtlich seines Seins, seiner Macht und seiner Herrlichkeit übertrifft, sind wir ihm trotzdem in gewissem Sinne gleich. Zwischen Gott und uns besteht eine gewisse Analogie. Gott ist ein intelligentes und moralisches Wesen. Auch wir sind moralisch Handelnde, die mit einem Verstand, einem Herzen und einem Willen ausgestattet sind. Diese Fähigkeiten ermöglichen es uns, Gottes Heiligkeit widerzuspiegeln, was unsere ursprüngliche Berufung ist.
Wenn der Begriff „Mensch“ in Bibelstellen wie „Gott schuf den Menschen in seinem Bild“ gebraucht wird, bedeutet er „Menschheit“. Sowohl Männer als auch Frauen der menschlichen Gattung sind nach dem Bild Gottes geschaffen. Ein Teil der Ebenbildlichkeit besteht in der Berufung der Menschheit, die Erde zu regieren, die Herrschaft über sie auszuüben. Als Gottes Vizeregenten sind wir berufen, die Erde zu gestalten, zu füllen und zu bewahren. Hierbei sind wir dazu aufgerufen, den Charakter von Gottes gerechter Regentschaft über das Universum widerzuspiegeln. Niemals zerstört er das, was er verwaltet, niemals beutet er es aus, sondern regiert vielmehr in Gerechtigkeit und Freundlichkeit.
Beim Sündenfall der Menschheit geschah etwas Entsetzliches. Das Ebenbild Gottes wurde stark verwischt. Unsere Fähigkeit, seine Heiligkeit widerzuspiegeln, wurde stark beeinträchtigt, sodass der Spiegel nun beschlagen ist.
Der Sündenfall hat jedoch nicht unser Menschsein zerstört. Obwohl unsere Fähigkeit, Gottes Heiligkeit widerzuspiegeln, beim Sündenfall verloren ging, sind wir immer noch menschlich. Wir haben immer noch einen Verstand, ein Herz und einen Willen. Wir tragen immer noch die Handschrift unseres Schöpfers. Die Wiederherstellung der vollständigen Ebenbildlichkeit Gottes in den Menschen wird durch Christus erreicht. Er ist, wie der Autor des Hebräerbriefs erklärt, „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens“ (Hebr 1,3).

sollen herrschen Gott gibt den Menschen den Kulturauftrag, um als wohlgesonnene Könige die Schöpfung zu regieren (9,2; Ps 8,6–9; Hebr 2,5–9). Gott hat vorgesehen, dass die Menschen über andere Lebewesen herrschen (V. 28), aber sie können nicht über die himmlischen Mächte, insbesondere über Satan, regieren (Kap. 3; Eph 6,10–12). Nur der letzte Adam, das genaue Ebenbild der Person Gottes (Kol 1,15; Hebr 1,3), sowie diejenigen, die mit ihm vereint sind, können dies tun (3,15; Mt 4,1–11; Kol 3,10).

Reformations-Studien-Bibel

Mensch. 1Mo 1,26.27 gibt den allgemeinen Bericht von der Erschaffung des Menschen und 1Mo 2,7.21–23 die Einzelheiten. Die offenbarten Tatsachen sind folgende:

(1) Der Mensch wurde geschaffen,er entwickelte sich nicht. Dies wird ausdrücklich festgestellt und von Christus bestätigt (Mt 19,4; Mk 10,6); es wird auch bestätigt durch die unüberbrückbare Kluft zwischen Mensch und Tier; das höchststehende Tier hat kein Gottesbewusstsein (religiöse Natur).
(2) Der Mensch wurde »nach dem Bild und der Gleichheit« Gottes gemacht. Dieses Bild findet sich vor allem in der Tatsache, dass der Mensch ein persönliches, vernünftiges und moralisches Wesen ist. Wenn auch Gott unendlich ist, der Mensch aber endlich, so besitzt der Mensch doch die Elemente der Persönlichkeit, die denen der göttlichen Person gleichartig sind: Denken (1Mo 2,19.20; 3,8); Fühlen (1Mo 3,6); Wollen (1Mo 3,6.7). Dass der Mensch eine moralische Natur hat, wird aus dem Bericht klar und ferner bezeugt durch die Darstellung des NT (Eph 4,23.24; Kol 3,10). Der Mensch ist auch nach 1Thes 5,23 (vgl. Fußnote)eine Dreiheit; er ist Leib, Seele und Geist; aber weil »Gott Geist ist« (Joh 4,24), darf diese dreigeteilte Natur des Menschen nicht verwechselt werden mit dem ursprünglichen »Bild und (der) Gleichheit« Gottes, die geistlich ist und sich auf die Elemente der Persönlichkeit bezieht.

[1,26] Herrschaft. Die Bibel ist eine Einheit, und das Ziel Gottes ist eines. Dem Menschen, der nach Gottes Bild (V. 26.27) geschaffen ist, wurde die Herrschaft über die Erde (V. 28–30) gegeben, er wurde mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt (Ps 8,6–9), aber Gott, seinem Schöpfer, unterstellt (1Mo 2,15–17). Die göttliche Absicht war und ist, dass der Mensch Gemeinschaft mit Gott im Gehorsam haben sollte. Die Sünde kam, deren Wesen Auflehnung gegen den Willen Gottes ist, und der Mensch wurde von Gott getrennt (1Mo 3,8–10); er verlor die Herrschaft über die Erde (1Mo 3,17–19). Das Ziel Gottes ist, den sündigen Menschen zur Gleichheit, zur Gemeinschaft und zur Herrschaft mit ihm wiederherzustellen (Röm 8,29; Offb 20,6; 21,3; 22,5). »Aber jetzt sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen, aber wir sehen Jesus … gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre« in Vorausnahme der Tatsache, dass viele Söhne seine Gemeinschaft und Herrschaft teilen werden (Hebr 2,8–10; Röm 8,17–19). Das stimmt mit der ersten Verheißung der Erlösung überein (1Mo 3,15). Inzwischen warten wir in geduldiger Gewissheit auf Gottes vollständigen Sieg auf der Erde (Röm 8,19–25; 1Kor 15,24–28; Offb 11,15–18). Für die Auswirkung der göttlichen Absicht einer völligen Erlösung siehe Fußnoteüber die Heilszeiten bei 1,28.

Fußnote [5,23] Wenn auch die Wörter »Seele« und »Geist« in der Schrift manchmal ohne Unterschied gebraucht werden, wenn sie sich auf den Menschen beziehen (Hi 7,11; 1Kor 5,5; Hebr 10,39), so wird doch der Unterschied an vielen Stellen klar hervorgehoben. Es wird gesagt, dass sie voneinander getrennt werden können (Hebr 4,12), und sie werden auch unterschieden, wenn vom Begräbnis und der Auferstehung des menschlichen Leibes die Rede ist. Der Leib wird als ein natürlicher Leib begraben (griech. sôma psychikón, d.h. seelischer bzw. natürlicher Leib), aber auferweckt als geistlicher Leib (griech. sôma pneumatikón; 1Kor 15,44). Der Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken scheint darin zu liegen, dass es der Geist ist, der die Fähigkeit zu wissen hat (1Kor 2,11) und der imstande ist, das Bewusstsein von Gott und die Gemeinschaft mit Gott zu haben (Hi 32,8; Spr 20,27; vgl. Ps 18,29), während die Seele der Sitz der Gefühle, der Wünsche, der Bewegungen und des Willens des Menschen ist (Mt 11,29; 26,38; Joh 12,27). Das Wort für Seele im NT (griech. psychē) entspricht dem Wort, das im AT für Seele steht (hebräisch näfäsch; z.B. 5Mo 6,5; 14,26; 1Sam 18,1; 20,4.17; Hi 14,22; Ps 42,7; 84,3). Ebenso hat das Wort im NT für Geist (griech. pneûma) dieselbe Bedeutung wie das Wort für Geist im AT (hebräisch ruach; z.B. 1. Mose 41,8; 1Kor 5,5). Siehe 1Mo 1,26, Fußnote.

Scofield-Bibel

Lasst uns den Menschen nach unserem Bild machen. Aus dem Text geht nicht hervor, wer das „wir“ ist, das hier erwähnt wird. Einige haben die Vermutung geäußert, dass Gott sich an die Mitglieder seines Hofstaates wendet, die im Alten Testament als „Söhne Gottes“ (z. B. Hiob 1,6) und im Neuen Testament als „Engel“ bezeichnet werden, aber ein wichtiger Einwand ist, dass der Mensch nicht nach dem Bild der Engel geschaffen wurde und es auch keinen Hinweis darauf gibt, dass Engel an der Erschaffung des Menschen beteiligt waren. Viele Christen und einige Juden haben „uns“ für Gott gehalten, der zu sich selbst spricht, da Gott allein in Gen 1,27 die Schöpfung vornimmt (vgl. 5,1); das wäre der erste Hinweis auf die Dreieinigkeit in der Bibel (vgl. 1,2).
1:26 Der göttliche Sohn ist „das Abbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol. 1:15). Der Mensch wurde so geschaffen, dass er die abbildende Beziehung zwischen den Personen der Dreifaltigkeit widerspiegelt. Die Erlösung des Menschen vom Sündenfall und der Sünde schließt die Neuschöpfung ein (2. Korinther 5,17), seine „Erschaffung nach dem Ebenbild Gottes in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“, nach dem Bild Christi (Eph. 4,24).

Die ESV Studienbibel

Let us make ist persönlicher als das entfernte „Let there be“ (z. B. 1:3, 6). – Für den Plural „wir“ gibt es mehrere Erklärungen: (1) die Dreieinigkeit, (2) der Plural als Bezeichnung für die Majestät, (3) ein Plural, der zeigt, dass Gott mit sich selbst spricht, und (4) Gott, der mit seinem himmlischen Hofstaat aus Engeln spricht. Das Konzept der Dreieinigkeit – ein einziger wahrer Gott, der ewig in drei verschiedenen Personen existiert – wurde erst in einer späteren Phase der Erlösungsgeschichte offenbart, so dass es unwahrscheinlich ist, dass der menschliche Autor dies hier beabsichtigte. Hebräischwissenschaftler lehnen die Ansicht, dass der Plural der Majestät gemeint ist, im Allgemeinen ab, weil die Grammatik sie nicht eindeutig stützt (der Plural der Majestät wird nachweislich nicht nur durch ein Pluralverb ausgedrückt). Auch für den Plural der Selbstbestimmung gibt es keine Belege; die einzigen eindeutigen Beispiele beziehen sich auf Israel als gemeinsame Einheit (z. B. 2 Sam 24,14). Dass Gott mit dem himmlischen Hof spricht, ist jedoch im AT gut belegt (siehe 3,22; 11,7; 1 Kön 22,19-22; Hiob 1,6-12; 2,1-6; 38,7; Ps 89,5-6; Jes 6,1-8; Dan 10,12-13). – Menschen: Oder Mensch; im Hebräischen heißt es ʾadam. – Die Bezeichnungen in unserem Bild und wie wir sind im Hebräischen fast synonym. Die Menschen haben eine einzigartige Beziehung zu Gott. – Sie werden herrschen: Die Menschen repräsentieren den Schöpfer als seine Botschafter, Stellvertreter und Verwalter auf der Erde.

New Living Translation Study Bible

Let Us Make ist emphatisch. Er unterstreicht die Majestät des Sprechers. Außerdem trägt die Verwendung des Plurals für Gott der späteren Offenbarung der Dreieinigkeit Rechnung (siehe 11,7; Mt 28,19). Das Wir kann sich nicht auf die Engel beziehen, die bei Gott anwesend sind, denn der Mensch ist allein nach dem Bild Gottes geschaffen, nicht auch nach dem der Engel. nach unserem Bild: Was ist das Ebenbild Gottes im Menschen? Die traditionelle Sichtweise besagt, dass das Ebenbild Gottes bestimmte moralische, ethische und intellektuelle Fähigkeiten sind. Eine neuere Sichtweise, die sich auf die hebräische Grammatik und die Kenntnisse des Alten Orients stützt, interpretiert den Satz so, dass er bedeutet: „Lasst uns den Menschen zu unserem Bilde machen“ (die hebräische Präposition in diesem Satz kann mit übersetzt werden). In der Antike konnte ein Kaiser anordnen, dass Statuen von ihm in entlegenen Teilen seines Reiches aufgestellt werden. Diese Symbole sollten verdeutlichen, dass diese Gebiete unter seiner Macht und Herrschaft standen. So stellte Gott die Menschen als lebende Symbole seiner selbst auf die Erde, um seine Herrschaft zu repräsentieren. Diese Interpretation passt gut zu dem darauf folgenden Gebot, über alles zu herrschen, was Gott geschaffen hat. nach unserem Bilde: Dieser Satz lenkt die Aufmerksamkeit auf die vorangegangene Redewendung. Da Gott Geist ist (Johannes 4,24), kann es kein „Bild“ oder „Gleichnis“ von ihm im normalen Sinne dieser Worte geben. In der Tat wurde das Anfertigen von Bildern später streng verboten, weil es eindeutig mit Götzendienst verbunden ist (siehe Ex 20,4-6). Wir dürfen uns keine Bilder von Gott machen, denn er hat es bereits getan! Wir sind seine Ebenbilder; wir sind es, die ihm ähnlich sind. Das ist der Grund, warum Gott die Menschen so sehr schätzt: Wir sind dazu geschaffen, seine Majestät auf Erden widerzuspiegeln. herrschen: Herrsche als Gottes Regent. Das heißt, die Menschen sollen so herrschen, wie Gott es tun würde – weise und umsichtig – über alles, was Gott geschaffen hat (Fische, Vögel, Vieh und so weiter).

Wort Fokus
Gott
(Heb. pl. ˒elohim) (1:1, 26; Deut. 7:9; Jes. 45:18) Strong’s : Der hebräische Standardbegriff für Gott. Dieses Wort ist mit ähnlichen Wörtern für Gottheit verwandt, die in fast allen semitischen Sprachen vorkommen. Die Grundbedeutung ist wahrscheinlich „der Mächtige“ oder „der Allmächtige“. Im Hebräischen kommt dieses Wort oft in einer Form vor, die „Plural der Majestät“ oder „Plural der Intensität“ genannt wird. Im Gegensatz zu einem normalen Plural (d.h. „Götter“, wie die falschen Götter in 1. Kön. 19,2) bedeutet dieser Plural im Hebräischen „die Fülle der Gottheit“ oder „Gott – sehr Gott!“ Viele Christen weisen darauf hin, dass die Pluralform dieses Wortes die plurale Natur Gottes offenbart. Gott ist einer, aber er ist auch drei verschiedene Personen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Die Nelson Studienbibel

Das zweite Werk steht in den Versen 26–27, wobei das Werk selbst in Vers 26 genannt wird. Auch dieser Abschnitt beginnt mit den Worten Und Gott sprach. Er enthält nämlich die Fortsetzung der Arbeit des sechsten Tages: die Erschaffung des Menschen – den Höhe- und Schlusspunkt der ganzen Schöpfung. Hier verkündete Gott: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich. Die drei Worte lasst uns … machen sind im Hebräischen nur ein Wort (naaseh) – eine Abwechslung von der Befehlsform »Es werde« zur Aufforderungsform Lasst uns. Dieser Wechsel von der Befehls zur Aufforderungsform zeigt: Was jetzt gleich beschrieben werden soll, ist wahrhaftig ein Augenblick größter Bedeutung. Außerdem wird die Form Lasst uns in der Mehrzahl gebraucht; das öffnet wieder die Tür für eine Mehrzahl innerhalb Gottes, wie es schon auf das Wort Elohim zutraf. Die rabbinische Theologie behauptet zwar, Gott habe hier zu Engeln gesprochen; dafür gibt es jedoch im Text keinerlei Andeutung. Die Worte könnten sich auch gar nicht auf Engel beziehen, weil Gott das Schöpfungswerk allein tat. Nirgends in diesem Kontext werden Engel erwähnt; außerdem wurde der Mensch nicht im Ebenbild von Engeln, sondern einzig und allein im Ebenbild Gottes geschaffen. Die Worte Lasst uns … machen sind keine Beratung mit dem Engel-Hofstaat; denn hätte Gott sich mit ihnen beraten, würde der Text das sagen – genau wie in 1 Könige 22,19–23 (dort befragte Gott den himmlischen Hofstaat über eine Sache). Hier jedoch existiert kein derartiges Bild. Hier heißt es: Lasst uns Menschen machen. Das hebräische Wort lautet adam. Das wurde auch der Name des ersten Menschen – Adam. Hier allerdings ist es ein artenmäßiger Begriff und bedeutet »Menschheit«. Die Menschheit soll in unserem Bild geschaffen werden. Auch diese drei Worte sind im Hebräischen wieder nur ein Wort (betzalmeynu). Die Wurzel ist tzalam; sie bezieht sich auf das Urbild oder die Nachahmung. Dasselbe Wort wird auch für Götzenbilder gebraucht: 4 Mose 33,52; 1 Samuel 6,5.11; 2 Könige 11,18; 2. Chronik 23,17; Hesekiel 7,20; 16,17; 23,14; Amos 5,26. Es findet auch für weniger konkrete Elemente Verwendung. Beispielsweise wird das Wort in Psalm 39,7 für ein Schattenbild als Parallele zur Eitelkeit gebraucht. In Psalm 73,20 wird es als Parallele zu Träumen verwendet. Darum ist es ein Wort, das zwar oft für das Bild Gottes gebraucht wird – aber auch für die Bilder der Götzendiener. Auch hier findet sich das Personalpronomen im Plural: in unserem Bild; ein zweiter Hinweis auf die Mehrheit innerhalb Gottes nach den Worten Lasst uns.

Darum wurde der Mensch laut 1,26 im Bild Gottes geschaffen. Was aber ist das Bild Gottes? Es beinhaltet sowohl äußere als auch innere Elemente. Zum äußeren Bild Gottes gehören folgende Aspekte: der Mensch kann anhaltend nach oben blicken; das menschliche Gesicht besitzt Ausdrucksfähigkeit; der Mensch hat Schamgefühl und kann erröten; er kann sprechen; und er kann Herrschaft ausüben. Zum inneren Bild Gottes gehören Unsterblichkeit, Intellekt, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Vernunft, Emotionen, Wille, Moral und Geistlichkeit. Zusätzlich zu den Worten in unserem Bild sagt Gott als nächstes: uns ähnlich. Die beiden deutschen Worte fassen einen hebräischen Begriff zusammen (kidmuteinu). Das stammt vom hebräischen Wort dmut; das bezeichnet »ein Modell« oder »eine Kopie«. Genau dasselbe Wort ist Hesekiels Lieblingsbegriff zur Beschreibung der Theophanie im Buch Hesekiel (1,5.13.16.22.26.28; 8,2; 10,21.22). Auch hier deutet das Personalpronomen in der Mehrzahl wieder auf eine Pluralität innerhalb der Gottheit hin. Der Satz uns ähnlich betont die Einzigartigkeit des Menschen in der Schöpfung; das wird auch von Psalm 8,4–6 hervorgehoben.

Die Rabbiner versuchen angestrengt, das Offensichtliche zu umgehen; Raschi lehrte:
Der Mensch wurde im Bild der Engel geschaffen. Obwohl die Engel Gott bei der Schöpfung nicht halfen, sandte er uns, um uns gute Manieren und Demut zu lehren, indem der Größere den Geringeren um Erlaubnis bat.

Das ist nur ein Beispiel dafür, in welchem Maße man mit dem Text spielen muss, um die Dreieinigkeit Gottes zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel:
Rabbi Samuel Ben Nachman sagte den Namen von Rabbi Jonathan. Als Mose mit dem Niederschreiben der Torah beschäftigt war, musste er das Werk eines jeden Tages aufschreiben. Als er zu einem Vers kam, der lautete: Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, usw., sagte er: »Meister des Universums, warum hast du den Ketzern eine Ausrede gegeben?« Gott sprach: »Schreibe. Wer irren möchte, den lass irren.

Kern dieser rabbinischen Interpretation von 1 Mose 1,26 ist, Mose habe den Worten Gottes Lasst uns widersprochen; das werde Ketzern (nämlich jüdischen Gläubigen an Jesus) einen Anlass geben, eine Mehrzahl innerhalb Gottes zu lehren. (- Der Begriff Ketzer lautet im Original minim; das war ein rabbinischer Begriff, der ausdrücklich für jüdische Gläubige an Jesus gebraucht wurde. -) Doch Mose bekam einfach mitgeteilt, was er zu schreiben habe. Midrasch Rabba 9,9 sagt:
Die Ketzer fragten Rabbi Simlai: »Wie viele Gottheiten haben die Welt geschaffen?« Er antwortete: »Wenn ihr müsst, so forscht nach dem ersten Tag; denn es steht geschrieben: Denn frage doch nach den früheren Tagen (5Mo 4,32). Hier steht nicht, dass die Taggötter den Menschen schufen (baru), sondern dass Gott schuf – bara.« Dann fragten sie ihn ein zweites Mal: »Warum steht geschrieben: Im Anfang schuf Elohim?« Er antwortete: Im Anfang baru Elohim steht hier nicht, sondern bara Elohim die Himmel und die Erde.« Rabbi Simlai sagte: Wo immer man eine Aussage findet, welche die Ketzer unterstützt, findet man an ihrer Seite auch die Widerlegung. Sie fragten ihn wieder: »Was ist gemeint mit ›Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen?‹« Er antwortete: »Lest, was folgt: Nicht: Und Götter schufen (va-yirebreju) steht hier geschrieben, sondern ›und Gott schuf‹, va-yibra.«

Das befasst sich mit einer Diskussion zwischen jüdischen Gläubigen und dem Rabbiner. Die Judenchristen fragten, warum denn in Vers 26 diese Pronomen in der Mehrzahl gebraucht würden. Die Reaktion des Rabbis: Es liege keine Mehrzahl vor, weil das folgende Tätigkeitswort immer in der Einzahl und nicht in der Mehrzahl stehe. Nachfolgend ein weiteres Beispiel:
Dies muss erklärt werden, da die Wortwahl sehr verblüfft. Ungläubige argumentieren, es gäbe eine mehrgeteilte Gottheit; sie versuchen, diesen Vers als Beweis für ihre Behauptung zu verwenden, da er in der Mehrzahl sagt: »Lasst uns Menschen machen.« Warum also gebrauchte die Torah die Pluralform – lasst uns Menschen machen? Einige sagen, der Mensch ähnle den Engeln, und diese wollten sofort die Erschaffung des Menschen sehen. Gott sprach zu ihnen: »Lasst uns Menschen machen.« Kommt und freut euch, denn ich werde gleich den Menschen schaffen.

Das entspricht der Sichtweise Raschis zu Vers 26, die bereits erwähnt worden ist. Ein weiteres Beispiel ist Rabbi Nachmanides. Er behauptet, der Plural bezeichne Gott und die Erde. Der Leib sei aus der Erde gekommen; und der Geist oder die Seele stamme von Gott.

Genesis 1,26 nennt nun die Absicht bei der Erschaffung des Menschen: Sie sollen herrschen. Das ist nicht der Inhalt des Bildes, sondern eine Folge des Bildes. Weil der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde, soll er herrschen. Der Mensch soll jetzt den Satan als Herrscher über die Erde ersetzen. Gott gab dem Menschen Herrschaft über die Erde, wie in Psalm 8,7–9 und Hebräer 2,5–9 geschrieben steht. Die spezifischen Herrschaftsbereiche beinhalten das Tierreich: … über die Fische des Meeres; über die Vögel des Himmels; über das Vieh; und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen. Auch die Erde selbst gehörte dazu: und über die ganze Erde.

Arnold Fruchtenbaum - Das 1. Buch Mose

Durch den Christus nun haben wir solche Zuversicht gegenüber Gott.

Solches Vertrauen aber haben wir durch Christum (O. durch den Christus) zu Gott: nicht daß wir von uns selbst aus tüchtig sind, etwas zu denken, als aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit ist von Gott,
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 3,4–5

Aber ein solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott: Nicht daß wir aus uns selbst tüchtig (- Joh 15,5; 2 Kor 2,16.-) sind, etwas aus uns selbst zu erwägen, sondern unsre Tüchtigkeit (- 1 Kor 15,10; Phil 2,13. -) ist aus Gott,…
Abraham Meister – 2.Korinther 3:4–5

Dieses Vertrauen {aber} haben wir durch {den} Christus zu {dem} Gott.
Nicht, dass von uns selbst imstande (tüchtig, geeignet, fähig, hinreichend) sind, etwas [anderes] als [etwas] aus uns zu begreifen (anzurechnen, überlegen, anzuerkennen) sondern die Tüchtigkeit (- Dieses Wort ist die substantivierte Form (ἱκανότης) des ersten Adjektivs (ἱκανός) dieses Verses: tüchtig -> Tüchtigkeit, fähig -> Fähigkeit … -) ist von (aus) {dem} Gott.
offene Bibel – 2.Korinther 3,4–5

mit solchem Selbstbewusstsein Paulus ist zuversichtlich vor Gott, dass sein Dienst echt ist und dass die Korinther ein „Empfehlungsbrief“ sind, der das bestätigt. Die Zuversicht des Paulus liegt aber nicht in ihm selbst, sondern „auf Christus“.
Aus eigener Kraft sind wir dieser Aufgabe nicht gewachsen Paulus beantwortet damit die Frage von 2,16 („Gibt es … irgendjemand, der der Aufgabe … gewachsen ist?“). Früher hatte er noch jede Abhängigkeit von bloßen menschlichen Fähigkeiten geleugnet (1.Kor 2,1–5; vgl. 2.Kor 1,8–10). Leider bewerteten seine Widersacher aber weltliche Fähigkeiten höher als die Befähigung, die von Gott allein kommt.
unsere Befähigung verdanken wir Gott Dies ist ein Hauptthema im zweiten Korintherbrief. Jede Befähigung und Kraft im Dienst kommt von Gott, nicht aus uns selbst. Gott legt seinen Schatz in menschliche, „zerbrechliche Gefäße“ (4,7), wodurch er gerade seine Kraft in unserer Schwachheit demonstriert (12,1–10).

Reformations-Studien-Bibel

Paulus‘ Befähigung kommt von Gott, nicht von ihm selbst, genau wie bei Mose. Paulus‘ Genügsamkeit als Apostel erinnert an das Muster, das sich in der Berufung der alttestamentlichen Propheten zeigt: Der Prophet genügt nicht sich selbst, sondern wird durch Gottes Gnade genügen gelassen (siehe Judg. 6:11-24; Jes. 6:1-8; Jer. 1:4-10; Hes. 1:1-3:11).

Die ESV Studienbibel

Es ist eine atemberaubende Aussage: Gott benützt mich als sein Werkzeug. Ich baue sein Reich. Ihr seid der Erweis dafür. Ihr, die Gemeinde Gottes in Korinth, der vor aller Augen sichtbare Brief Christi: Mein Empfehlungsschreiben, die Bestätigung meines Apostelamtes. Es ist keine Selbstüberheblichkeit, sondern der Apostel schreibt das im »Vertrauen zu Gott durch Christus«. Das alles gilt, weil Christus ihn berufen hat, ihn zu seinem Apostel gemacht und ihn zum Dienst bevollmächtigt hat (vgl. Apg 9,15; 22,14 f.; 26,16 ff.). Christus hat ihn berufen, ist ihm begegnet – und damit Gott, denn der Sohn ist eins mit dem Vater. Das ist die Quelle, aus der das Selbst- und Sendungsbewußtsein des Apostels gespeist wird.

»Daß wir tüchtig sind, ist von Gott«: Das ist der entscheidende, alles Selbstlob ausschließende Grund-Satz. Das »wir« schließt die Mitarbeiter des Apostels mit ein. »Tüchtig« (wieder im Sinn von: »fähig, geeignet«) hat Gott den Apostel gemacht. Von sich aus ist er zu diesem Dienst und Amt gewiß nicht »tüchtig« (vgl. auch 1 Kor 15,8–10; Gal 1,13f.; Phil 3,4–8). Der Apostel kann sich »nicht etwas selber zurechnen als aus sich selber« (wörtlich: »etwas als aus uns selbst zuschätzen«; wohl mit »sich zurechnen, sich zuschreiben« zutreffend wiedergegeben). Alles, auch die in Korinth gewordene Gemeinde, kann und will der Apostel nicht sich zurechnen, nicht auf seine Arbeit und sein Können zurückführen; es ist und bleibt gewirktes Werk, durch Christus ermöglichte Frucht. So selbstbewußt kann nur einer reden, der sich völlig des Christus bewußt ist. Dann aber auch muß und kann das unerschrocken bezeugt und festgehalten werden: »Er hat uns tüchtig gemacht« – gegen alle Angriffe und Verdrehungen. So spricht die Demut.
So wir dieses Christusbewußtsein in falscher Demut verlieren, so verlieren wir Vollmacht und Dienstbrauchbarkeit. Was vielen »Gegnern« als Hochmut, Intoleranz und Überheblichkeit erscheint, ist doch echte Demut des Christusergriffenen. Er ist »tüchtig gemacht«: das erhöht die Ehre und das Lob seines Herrn.

Edition C Bibelkommentar

Die Verteidigung seiner Apostelschaft mag wie ein Zeugnis aussehen, das man über sich selbst ausstellt, doch hier bestreitet er das. Er sagt, dass er Zuversicht »zu Gott« hat. Dies bedeutet, dass er mit Zuversicht der Überprüfung seines Werkes durch Gott entgegensah: Es würde vor ihm bestehen. Er vertraut nicht auf sich selbst oder seine Fähigkeiten, doch »durch Christus« und durch das Werk Christi, das Gott im Leben der Korinther getan hat, findet er den Beweis für die Echtheit seines Dienstes. Der bemerkenswerte Wandel im Leben der Korinther war eine Empfehlung für den Apostel.
Vers 5 Hier bestreitet Paulus nun wieder, dass er selbst irgendwie »tüchtig« wäre und durch diese Tüchtigkeit in der Lage wäre, sich selbst als Apostel Jesu Christi zu bezeichnen. Die Kraft für seinen Dienst erhielt er »nicht … von« innen, sondern von oben. Der Apostel wollte nicht selbst die Anerkennung dafür ernten. Er erkannte, dass er nichts ausgerichtet hätte, wenn nicht Gott selbst ihn für den Dienst ausgerüstet hätte.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Unmittelbar nachdem er vor Gott seiner Zuversicht Ausdruck gegeben hat, beeilt er sich, jeden Gedanken an menschliche Verdienste zu zerstreuen. Alles Gelingen, welches er in seinem Dienst am Evangelium gehabt haben könnte, kam von Gott. Er wurde durch seinen Erfolg nicht aufgeblasen und raubte auch Gott nicht die Ihm allein zustehende Ehre, da Er Seinen Knecht zu einem fähigen Diener gemacht hatte. Die große Botschaft des Evangeliums verlangt Fähigkeiten von denen, die es verkündigen. Gott war nie ohne qualifizierte Instrumente, aber für die Instrumente wäre es undenkbar, sich ihrer eigenen Fähigkeiten zu rühmen, die doch nur von Gott kommen können. In diesem Vers sehen wir eine vollkommene Ausgewogenheit: Paulus bekennt sich nicht zur Unfähigkeit, obwohl er seine Fähigkeit herunterspielt, sondern er hält an seinem Vertrauen in sein eigenes Vermögen fest, gibt aber Gott die Ehre dafür.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Paulus – der Witwer, der Schüler des „großen Gamaliel“ – hätte ja Grund gehabt, Stolz zu sein, auf sein „altes Wissen vom Gesetzesbund“, auf seinem fleißigen Lernen und der vielen Arbeit die er da rein gesteckt hatte. Aber jetzt – als Diener Christi, sieht Paulus alles ganz anders: Paulus sieht: alles ist er nur, weil Christus ihn berufen hat, nur weil Christus ihn durch den heiligen Geist leitet!
Ob Paulus in den Versammlungen, die er besuchte, „besungen“ wurde?
Natürlich nicht, denn Paulus hatte ein gutes persönliches Verhältnis zum himmlischen Vater und zu Jesus Christus, und wußte deshalb das diese zu „besingen“/ zu loben waren!

mit großer lauter Stimme

Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er.
Elberfelder 1871 – Lukas 23,46

Und nachdem Jesus mit großer, ‹lauter› Stimme gerufen hatte, sagte er: „Vater, in deine Hände werde ich meinen Geist übergeben.“
Und als er dieses gesagt hatte, hauchte er aus (näml. den Geist).
Jantzen & Jettel 2017 – Lukas 23:46

Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: „Vater, deinen Händen vertraue ich meinen Geist an.“ Als er das gesagt hatte, verschied er.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Lukas 23,46

Matthäus und Markus betonen, wie grausam Jesu Tod war. Lukas weist dies nicht zurück, aber er berichtet Jesu Worte – zitiert nach Psalm 31,6 –, wodurch angezeigt wird, dass sein Tod in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters stand.

starb er Dies ist nicht die normale Art und Weise, den Tod zu beschreiben. Keines der Evangelien verwendet normale Ausdrücke im Hinblick auf den Tod Jesu.

Reformations-Studien-Bibel

Ich übergebe meinen Geist! Jesu eigener menschlicher Geist kehrte in die Gegenwart Gottes, des Vaters, zurück (siehe V. 43 und Anmerkung zu Johannes 19:30; auch Ps. 31:5; Prediger 12:7; Apg. 12:7; Apostelgeschichte 7:59; 1. Petr. 4:19). nachdem er dies gesagt hatte, hauchte er seinen letzten Atemzug. Selbst im Tod hat Jesus noch die Kontrolle über die Dinge (siehe Anmerkung zu Johannes 10,17).

Die ESV Studienbibel

in deine Hände: Die letzten Worte Jesu stammen aus Ps. 31,5, wo es sich um das Vertrauensgebet eines rechtschaffenen Leidenden handelt. Jesus hat diesen Glauben hier ausgeübt.

Die Nelson Studienbibel

Wird ein emotional aufwühlendes Ereignis 2.000 Jahre lang von Millionen Leuten nach- und weitererzählt – wie viele Versionen gibt es dann? Wenn Sie alle Gemälde, Skulpturen, Romane, Gedichte, Sachbücher, Choräle, Theaterstücke, Filme, Opern und Oratorien über die Kreuzigung Jesu – von Bachs »Matthäuspassion« über die »Passionsspiele Oberammergau« bis zu »Jesus Christ Superstar« – studieren wollen, reicht ein Leben nicht aus.
Wie Jesus starb, erzählen vier Evangelien nüchtern und fast deckungsgleich. Was seine letzten Worte waren, erinnern die Zeugen abweichend als »Es ist vollbracht« (Johannes 19,30), »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist« (Lukas 23,46) oder »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matthäus 27,46; Markus 15,34). Die Mutmaßungen, was das bedeutet, gehen schon währenddessen los, die symbolträchtigen Schrecken auch. Drei namentlich genannte Frauen »unter den vielen Frauen, die ihm nachfolgten«, sollten einer männerdominierten Kirche zu denken geben. Wo sind eigentlich die männlichen Jünger?
Auffällig, was alles nicht passiert: kein empörter Protest von Jesus-Sympathisanten. Keine Engel-Heerscharen zur Rettung in letzter Minute. Kein geisterhaftes Verschwinden des Gequälten. Nur Sterben. Banal final. Und wo ist Gott? Warum antwortet er seinem Gesandten nicht, der gerade alles erleidet, was Prophet Jesaja voraussah (Jesaja 52–53)? Die Antworten darauf sind so zahllos wie die Kunstwerke darüber. Die radikalste wäre paradox plausibel: Gott ist in ihm am Kreuz. Gott ist mit dem Leidenden. Kein Sterbender ist »gottverlassen«. Kapiert hat das nur ein »heidnischer« römischer Militär.

Andreas Malessa – 111 Bibeltexte, die man kennen muss

In dem Bericht über seine Verhaftung wird sehr deutlich, wer die Kontrolle hat. Es waren nicht die jüdischen Führer, die die Kontrolle hatten; es waren nicht die Römer, die die Kontrolle hatten; es war nicht Satan, der die Kontrolle hatte; vielmehr war Jesus in totaler Kontrolle.

In Lukas 23,46 heißt es zum Zeitpunkt seines Todes, dass er „seinen Geist“ aus seinem Körper entließ. Wenn Jesus gewollt hätte, hätte Er für immer lebendig an diesem Kreuz hängen können! Er würde nur an dem Punkt sterben, an dem er sich entschied zu sterben, und so war er es, der seinen Geist aus seinem Körper entließ.

Arnold Fruchtenbaum – Die Agonie von Gethsemane

Die Evangelien berichten auf verschiedene Weise von mehreren ungewöhnlichen Ereignissen, die sich in Verbindung mit dem Tod und der Auferstehung Jesu ereigneten: das Zerreißen des Tempelvorhangs, ein Erdbeben, die Öffnung der örtlichen Gräber und die Auferstehung ihrer Insassen sowie die Finsternis, die das Land bedeckte (Mt 27,51-56; Mk 15,38-41; Lk 23,44-49). Warum haben die Schreiber diese Details aufgenommen? Obwohl Ausleger Theorien für jedes Ereignis vorgeschlagen haben, sind diese Ereignisse am besten als Ganzes zu verstehen, da sie zusammen ein Bild von Gottes Gericht über eine Welt darstellen, die durch den Sündenfall ins Chaos gestürzt wurde, und gleichzeitig die Verheißung der Wiederherstellung des Eden bekräftigen.
Die meisten Ausleger betrachten das Zerreißen des Vorhangs und die damit verbundene Finsternis und das Erdbeben als Zeichen dafür, dass das alte System des Gesetzes und des Opfers mit dem Tod und der anschließenden Auferstehung des Messias obsolet geworden war. Während dieses Verständnis später in der Geschichte der frühen Kirche deutlich werden sollte, ist es keineswegs klar, dass die Menschen im ersten Jahrhundert diese seltsamen Ereignisse auf diese Weise interpretiert hätten. Es ist wahrscheinlicher, dass diejenigen, die das erlebten, was die Schreiber der Evangelien beschreiben, an die kosmischen Kräfte des Chaos gedacht hätten – die Unordnung, die vor Gottes Schöpfungsakt in Genesis 1 angedeutet wird und die die Welt nach der Rebellion in Eden überwältigt hat.

Die Ereignisse, die den Tod Jesu begleiten – die Finsternis, das Erdbeben, der zerrissene Schleier, die geöffneten Gräber – bilden die Bühne für die wiederherstellende Kraft seiner Auferstehung, die die Rückkehr Edens im globalen Maßstab signalisiert.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Lukas reiht an diese beiden Ereignisse den letzten Ausruf Jesu, worauf Er dann sogleich verschied. Die Bitte: „Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!“ erinnert an Ps 31, 6, in dem aber die Anrede „Vater“ fehlt. Die Begründung im 31. Psalm: „Denn Du hast mich erlöst, Herr, getreuer Gott!“ betet Jesus nicht mit. Es ist in jenem Psalm das völlige Vertrauen auf Gott, den Retter aus der Lebensgefahr, ausgesprochen. Jesus spricht dagegen das volle Bewußtsein ungetrübter Einheit mit dem Vater im Himmel aus, Dessen Obhut Er im Sterben Sein irdisches Leben anvertraut.

Wuppertaler Studienbibel

Indem der Herr die ihm angebotene körperliche Erfrischung annahm, deutete er einmal mehr die Vollendung seines Leidenswerkes an. Denn so wie Er es nicht mit durch narkotisierten Wein betäubten Sinnen und körperlichem Bewusstsein betreten wollte, so wollte Er es auch nicht mit durch den absoluten Ausfall der Lebenskraft betäubten Sinnen und körperlichem Bewusstsein wieder verlassen. Daher nahm Er das, was für den Augenblick das körperliche Gleichgewicht wiederherstellte, das für Gedanken und Worte notwendig war. Und so ging Er sofort weiter, um „den Tod für jeden Menschen zu schmecken“. Denn nun folgten in rascher Folge die beiden letzten „Aussprüche“ des Heilands: erstens der mit lauter Stimme, der zum Ausdruck brachte, dass das ihm aufgetragene Werk, soweit es sein Leiden betraf, „vollendet“ war, und zweitens der mit den Worten von Psalm 31,5, mit dem er seinen Geist in die Hände des Vaters empfahl. Versuche eines Kommentars könnten die feierlichen Gedanken, die die Worte wecken, nur abschwächen. Dennoch sollten einige Punkte für unsere Lehre beachtet werden. Sein letzter Schrei „mit lauter Stimme“ war nicht wie der eines Sterbenden. Der heilige Markus schreibt, dass dies einen tiefen Eindruck auf den Hauptmann machte. In der Sprache des frühchristlichen Hymnus war es nicht der Tod, der sich Christus näherte, sondern Christus der Tod: Er starb ohne den Tod. Christus begegnete dem Tod nicht als Besiegter, sondern als der Überwinder. Und auch das war Teil seines Werkes, und zwar für uns: der Beginn seines Triumphes. Und damit stimmt auch die eigentümliche Sprache des Johannes überein, dass Er „das Haupt beugte und den Geist aufgab“ (τὸ πνεῦμα).

Wir sollten auch die Besonderheiten Seiner letzten Ansprache nicht übersehen. Der „Mein Gott“ des vierten Psalms war wieder in den „Vater“ der bewussten Gemeinschaft übergegangen. Und doch kommt weder im hebräischen Original dieses Psalms noch in seiner griechischen Übersetzung durch die LXX das Wort „Vater“ vor. Auch in der Übersetzung des hebräischen Textes durch die LXX. steht dieses Wort, das die Beauftragung ausdrückt, im Futur; im Munde unseres Herrn steht es im Präsens. Und das Wort bedeutet im neutestamentlichen Sinn nicht nur empfehlen, sondern auch hinterlegen, zur sicheren Aufbewahrung übergeben. Dass er im Sterben – oder besser gesagt, als er dem Tod begegnete und ihn überwand – diese Worte wählte und anwandte, ist Anlass zu tiefster Dankbarkeit für die Kirche. Er hat sie für sein Volk in einem doppelten Sinn gesprochen: für sie, damit sie fähig sind, sie zu sprechen, und „für sie“, damit sie sie fortan nach ihm sprechen können. Wie viele Tausende haben sich auf sie gestützt, wenn sie zur Ruhe gehen wollten! Es waren die letzten Worte eines Polykarp, eines Bernhard, eines Huss, eines Luther und eines Melanchthon. Und auch für uns mögen sie das passendste und sanfteste Wiegenlied sein. Und in „dem Geist“, den er Gott anvertraut hatte, stieg er nun hinab in den Hades „und predigte den Geistern im Gefängnis“. – 1 Petr. 3:18, 19 – Aber hinter diesem großen Geheimnis haben sich die zweiflügeligen Tore aus Messing verschlossen, die nur die Hand des Eroberers aufsprengen konnte.

Alfred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten

„Solange du Jehova dein Bestes gibst und den richtigen Beweggrund hast, freut er sich über das, was du tust.“

Denn Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namen bewiesen, da ihr den Heiligen gedient habt und dienet.
Elberfelder 1871 – Hebräer 6,10

Denn Gott ist nicht ungerecht, (Die göttliche Gerechtigkeit gewährt ihnen die Sicherheit, dass Gott sie zur Vergeltung für ihre guten Werke unter seinen Schutz genommen hat und sie zum ewigen Heile führen würde, wenn sie anders ihrerseits ihren Eifer auf das richten wollen, was ihnen jetzt not ist. Ähnlich bezieht sich Paulus [1Kor 1,9, 1Thes 5,24] und [2Thes 3,3] auf die Treue Gottes, der hl. Johannes [Joh 1,1.9] auf seine Gerechtigkeit und Treue.) dass er eures Wirkens und der Liebe vergessen sollte, (Gott vergisst im Sprachgebrauch der heil. Schrift, wenn er nicht belohnt oder nicht bestraft. – Um seines Namens willen. – Den Christen.) die ihr gegen seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen dientet und noch dient. (Das Trid. Konzil führt diese Stelle Sitz 6 Kap. 16 über das Verdienst der guten Werke an: „Den gerechtfertigten Menschen, sie mögen die Gnade beständig bewahrt oder die verlorene wieder erworben haben, sind die Worte des Apostels vorzuhalten: Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er eures Wirkens und der Liebe vergessen sollte, die ihr gegen seinen Namen bewiesen habt. Deshalb ist denen, welche Gutes tun bis an´s Ende und auf Gott vertrauen, das ewige Leben vorzuhalten, und zwar als eine den Söhnen Gottes durch Christus Jesus aus Erbarmen verheißene Gnade, und als der Lohn, welcher nach Gottes eigener Verheißung den guten Werken und Verdiensten derselben getreulich wird gegeben werden.“)
Allioli Bibel – Hebräer 6:10

Denn Gott ist nicht ungerecht; er vergisst nicht, was ihr alles getan habt. Ihr habt bewiesen, wie groß eure Liebe zu ihm ( zu seinem Namen ) ist, indem ihr den anderen Gläubigen ( Heiligen ) tatkräftig zur Seite gestanden habt, wie ihr es ja auch weiterhin tut.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 6:10

zuerst noch eine „fragwürdige“ Übersetzung des Verses:

Denn Gott ist nicht ungerecht und darum wird er eure Arbeit und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient, nicht vergessen.

Joseph Smith Übersetzung – Hebräer 6,10

Das Vertrauen des Autors in die Errettung seiner Leser (V. 9; vgl. 10:32-34) wird durch die guten Früchte ihres Dienstes (ihrer Arbeit) und die Liebe der Heiligen (vgl. 3:1; 13:24) belegt.

Die ESV Studienbibel

Er wird nicht vergessen, wie hart du gearbeitet hast: Indem sie zeigen, dass sie Gott und sein Volk lieben, legen ihre Werke Zeugnis von ihrer wahren Beziehung zu Gott ab (Röm 2,6-7; 1 Kor 3,13-15; Jak 2,14-20). Gott erinnert sich (2. Mose 2,24; 1. Chr. 16,15; Ps. 106,45) und erkennt diejenigen an, die wirklich zu ihm gehören. – für andere Gläubige: Wörtlich: für Gottes heiliges Volk.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel 2008

Gott ist nicht so ungerecht, dass er deine Arbeit und die Liebe vergisst, die du ihm in deinem früheren Dienst für sein Volk gezeigt hast. Es gibt hier keinen Hinweis auf eine Rechtfertigung durch Werke; vielmehr sind die Arbeit und der „Dienst an seinem Volk“ „von Gott bereits vorbereitete gute Taten“, die diejenigen tun sollen, die „aus Gnade durch Vertrauen befreit“ sind (Eph. 2,8-10).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und Liebe vergäße, die ihr für seinen Namen bewiesen habt. In diesen Worten begegnet uns apostolische Seelsorge. Selbst im Leben einer Gemeinde, deren geistliches Leben versandet zu sein scheint, erkennt der Blick der Liebe (vgl. V. 9 „Geliebte“) noch etwas Gutes, woran er anzuknüpfen vermag. Der Apostel weiß, daß Gott nicht vergißt, was an echter Frucht des Heiligen Geistes gewachsen ist. „Liebe“ und „Arbeit“ lassen sich nicht voneinander trennen. Die Liebe erschöpft sich nicht in einer Gemütsbewegung, sondern drängt zur helfenden Tat. Die Liebe zu Jesus will bewiesen werden im „Dienst an den Heiligen“ — das ist Ausdruck lebendigen Glaubens (Gal 5, 6; 1 Th 1, 3). Der Apostel Johannes fragt (1 Jo 3, 17): „Wer aber die Güter der Welt hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie kann die Liebe Gottes in ihm bleiben?“ Gerade darin soll das Leben Christi in seinen Jüngern und Jüngerinnen vor der Welt sichtbar werden, daß eine ständige Bereitschaft zum Dienst am Nächsten ihr Leben auszeichnet. Zum Wesen Jesu gehörte es zu dienen (Mk 10, 45), und sein Wesen will der Herr immer neu in den Gläubigen ausprägen. Die vorbildliche Dienstwilligkeit, die uns im NT gezeigt wird, bedeutet eine ernste Gewissensfrage an unsere Generation der Christenheit, aus deren Wortschatz das „Dienen“ beinahe verschwunden ist. Allein im Dienst am leidenden Menschenbruder kann sich unser Bekenntnis zu Gott bewähren.

Wuppertaler Studienbibel

Wenn der Verfasser diese Zuversicht hegen darf, so deshalb, weil er sich ihres »Werkes« und ihrer »Liebe«, die sie »dem Namen Gottes« erzeigt haben, erinnert. Auch ist diese Liebe noch wirksam und erweist sich vor allem darin, dass sie »den Heiligen« dienen. Die Gottesliebe bekundet sich eben durch stetige Opferbereitschaft gegenüber den »Heiligen«, d. h. ihren Mitchristen. (Zur Annahme verfolgter Brüder vgl. Heb 10,32-34 .) Eine solche Liebe wird Gott nicht übersehen. Gott ist »der Gerechte«; er vergisst nicht die guten Werke (vgl. Röm 3,5; 9,14). Es ist nicht davon die Rede, dass Menschen sich durch gute Werke das Wohlgefallen Gottes verdienen sollen. In seiner Barmherzigkeit wird Gott aber die Liebeswerke der Leser entgelten; denn »er kann sich selbst nicht verleugnen« (2Tim 2,13).
Der Verfasser kann also seine Leser an eine Zeit erinnern, ja, er deutet an, dass diese Zeit noch andauert, in der sie ihren christlichen Glauben und ihre christliche Liebe in die Tat umgesetzt haben. Dies gibt seiner Zuversicht ihren Grund; denn wo die Liebe wirksam ist, ist die Gnade Gottes am Werk (vgl. Phil 2,13).
So hat der Verfasser den Blick seiner Leser auf die Vergangenheit gelenkt. Dies braucht aber nicht nur bedrückend zu sein, sondern ist vielmehr ermutigend (vgl. Offb 3,10), vorausgesetzt, dass die »erste Liebe« nicht ganz nachgelassen hat.

Gerhard Maier – Edition C

Dann hat etwas sein Herz erfaßt, was jemand „eine ungestüme Gefühlsregung“ genannt hat. Obwohl es ihm zunächst auf die Warnung ankam, ist er genauso bestrebt, zu ermuntern und zu trösten. Welch herrliches Gleichgewicht wahrt er, als er sie anredet: gewissenhaft in seinen Warnungen an einige, aber gleichzeitig behutsam, um andere nicht zu entmutigen!
  Mit „Gott ist nicht ungerecht … zu vergessen“ wird etwas verneinend ausgedrückt. Wir sind dieser Form schon zuvor im Brief begegnet (4,15). Auf diese Weise sagt der Schreiber, daß Gott gerecht ist und gedenken wird. Der Gott, der unserer Sünden nicht gedenken wird, vergißt unseren Dienst nicht (8,12). In beiden Fällen gilt die gleiche Gerechtigkeit. Wir können uns voller Zuversicht auf Gott in Seiner Gerechtigkeit verlassen, der in Seiner Erinnerung jeden Gedanken an Sünden, die vergeben worden sind, getilgt hat und darin für immer das Andenken an jede kleine Tat bewahrt, die zu Seiner Ehre vollbracht worden ist. Gott denkt schon jetzt daran, und dies wird auch am Richterstuhl Christi nicht vergessen werden, wo Er in Seiner Gnade all das angemessen belohn en wird, was für Ihn und für Sein Volk getan worden ist. Wie berechtigt ist es, wenn wir singen: Sehn wir dann mit Gottes Augen unser Werk auf Erden an, ist das Kleine, längst Vergeß’ne das, was wir für Ihn getan.
 Gott würde also nicht ihr Werk noch ihre Liebe vergessen. Viele Handschriften lassen das Wort „Arbeit (der Liebe)“ (Luther ’12) aus, was auch die RV und J.N. Darby tun. Doch trotzdem wirkten sie und erwiesen sie Liebe, wobei hier ein Grundsatz gilt, der zu vor vom Herrn Jesus selbst dargelegt worden war: „Insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“ (Mt 25,40). Das in Lauterkeit für Sein Volk Vollbrachte wird für Ihn getan. Ein ähnliches Prinzip besagt, daß sich Liebe zu Ihm wahrhaft im Dienst an Seinem Volk zeigt. Demnach liebten sie Ihn, und diese Liebe kam im Dienst an den Heiligen zum Ausdruck. Der Beweggrund ihres Werkes war die Liebe, die wiederum durch das Werk offenbar wurde. Wie auffallend ist die Ähnlichkeit zu der Aussage, worin Paulus die Thessalonicher für ihr „Werk des Glaubens und (ihre) Bemühung der Liebe“ (1 Thessalonicher 1,3) lobt! Werk und Liebe sind stets verbunden.
 Diese hebräischen Gläubigen hatten den Heiligen „gedient“. Das mit „gedient“ wiedergegebene Wort ist das Verb diakoneo, wovon wir unseren Begriff „Diakon“ ableiten. Es läßt erkennen, daß man anderen aufwartet, sie in ihren Bedürfnissen bedient, daß man Hilfe leistet, in irgendeiner Weise unterstützt, um den Interessen anderer zu dienen, für ihre Bedürfnisse sorgt und ihre Not lindert. Welche Vorrechte haben wir als Volk, daß wir so von anderen Heiligen und auch von den Engeln bedient werden, denn das gleiche Wort wird für sie in ihrem Dienst an denjenigen gebraucht, die nach 1,14 das Heil ererben (vgl. Rev. Elberf)!
  Dieser Dienst, den der Schreiber lobt, gehört nicht der Vergangenheit an. Er formuliert sorgfältig: „Ihr (habt) … gedient … und dienet.“ Wörtlich sagt er: „Ihr habt den Heiligen gedient und dient noch immer“ (vgl. Hoffnung). Wie dieser Dienst an den Heiligen genau aussah, kommt hier nicht zum Ausdruck, doch der Schreiber hatte ihre Liebe und Fürsorge persönlich erfahren. Er wird sich später (in 10,34) daran erinnern. Sie hatten Mitleid mit ihm gehabt, als er gefangen war, wobei er sich der Hilfsbereitschaft ihm gegenüber in seinen Leiden entsinnt, obwohl sie damals selbst litten. Er war für einen Dienst dankbar, den sie ihm in der Vergangenheit geleistet hatten und der, wie er wußte, noch fortdauerte. Gott würde dies nicht vergessen. Aufgrund all dessen war er im Hinblick auf sie überzeugt, daß sie tatsächlich die Kennzeichen derjenigen aufwiesen, die wahrhaft errettet waren.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Außerdem besteht der Beweis ihres erretteten Zustands laut Vers 10 in ihren früheren Werken. Sie haben bis zu einem gewissen Ausmaß gute Werke hervorgebracht und tun das immer noch. Die Warnung wird nicht deshalb ausgesprochen, weil diese guten Werke nicht beachtet würden, denn Gott ist nicht ungerecht, solche Dinge zu vergessen.
Der Verfasser zählt fünf Dinge auf, die Gott im Hinblick auf die Leser nicht vergessen wird:
1. Er wird ihr Werk nicht vergessen, ihre guten Werke, nachdem sie errettet wurden (Eph 2,10).
2. Er wird ihr Werk der Liebe nicht vergessen. Dieses Wort unterstreicht sowohl die Mühe als auch die Motivation hinter den guten Werken.
3. Er wird all das nicht vergessen, was sie im Hinblick auf seinen Namen bewiesen haben. Das zeigt, dass die Werke, die sie früher getan haben, zur Ehre Gottes geschehen sind.
4. Er wird ihren früheren Dienst an den Heiligen nicht vergessen.
5. Er wird ihren gegenwärtigen Dienst an den Heiligen nicht vergessen.
Sie haben gute Werke hervorgebracht und sie werden fortfahren, gute Werke hervorzubringen. Die Zuversicht des Verfassers in Vers 9 basiert auf ihren Werken, die als Beweis für ihre Errettung dienten.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief