Monat: August 2021

Sich Jehovah rühmen

„Wer sich aber rühmt, rühme sich des (W. in dem) Herrn“. (Jer 9,24)
Elberfelder 1871 – 2 Kor 10,17

´Letztlich gibt es nur einen Grund, sich zu rühmen:` »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf den Herrn stolz sein.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 10,17

Es heißt doch: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«
Hoffnung für Alle – 2 Kor 10,17

„Wer sich aber rühmt, rühme sich in Jehova.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 2.Korinther 10:17

„Wer sich aber rühmt, soll sich wegen Jehova rühmen.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – 2.Korither 10,17

Wessen rühmst du dich?

ETWAS zu rühmen ist an sich nicht verkehrt. Es kommt nur darauf an, was man rühmt. Etwas Verkehrtes oder eine falsche Person zu rühmen mag nicht nur töricht, sondern auch schädlich, ja sogar böse sein. So legt es die Bibel, die einzige sichere Wegleitung des Menschen, dar.
Viele rühmen sich ihrer Herkunft, ihrer Staats- oder Rassenzugehörigkeit, andere ihrer äußeren Reize, ihrer prächtigen Kleider oder anderer materieller Dinge, die sie besitzen. Und wieder andere rühmen sich ihrer Erfolge, die sie auf kulturellem Gebiet, als Wissenschaftler oder Künstler, erzielt haben. Und eine weitere Klasse rühmt sich ihrer religiösen Titel. Menschen, die sich solcher Dinge rühmen, zeigen, daß sie ihr Verhältnis zu ihrem Schöpfer und zu ihren Mitmenschen nicht richtig verstehen und einschätzen.
Gottes Wort stellt in bezug auf solche passenderweise die Frage: „Wer unterscheidet dich von einem anderen? In der Tat, was hast du, das du nicht empfingst? Wenn du es nun wirklich empfingst, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ — 1 Korinther 4:7, NW.

Es gibt nur einen, ja nur einen, dessen wir uns rühmen können, und je mehr wir über ihn erfahren, desto mehr werden wir uns seiner rühmen wollen. Das ist Jehova Gott, der Höchste, der König der Ewigkeit, der Quell alles Lebens, der Vater der himmlischen Lichter, der Geber jeder guten Gabe und jedes vollkommenen Geschenkes, er, der vollkommen ist an Macht, Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe. Ja, „wer sich rühmt, der rühme sich Jehovas“. — 1 Korinther 1:31; 2 Korinther 10:17, NW.

Wachtturm – 15.Juli1960

Kann Stolz berechtigt sein?
In den Christlichen Griechischen Schriften wird das mit „seinen Stolz setzen auf“, „frohlocken“ und „sich rühmen“ wiedergegebene Verb kaucháomai sowohl in negativem als auch in positivem Sinn verwendet. Paulus sagt beispielsweise, wir sollten „aufgrund der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes frohlocken“. Auch empfiehlt er: „Wer sich aber rühmt, rühme sich in Jehova“ (Römer 5:2; 2 Korinther 10:17). Damit ist gemeint, unseren Stolz auf Jehova als unseren Gott zu setzen, ein Gefühl, das uns über seinen guten Namen und Ruf frohlocken lassen kann.

Erwachet! 8.Juli 1999

So ist es! Sich Jehovah zu rühmen! Aber NICHT einer Kirche oder Organisation 😉
Aber gleichzeitig stellt dieses Zitat uns in Schwierigkeiten: denn WER ist der Jehovah des AT? Der Vater? Der Sohn? Beide?

Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn. {1 Korinther 1,31} Denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt.

Grund und Gegenstand unserer Zuversicht kann allein der Herr sein. Es wäre unrecht, wollten wir den Grund unseres Rühmens in uns selbst suchen. Die ganze Stellung des Menschen hängt vom Urteil des Herrn über ihn ab. Wenn dieser ihn lobt und mit seiner Gnade und Herrlichkeit für ihn eintritt, dann hat er Ruhm, nur dann. Von der Größe seines vollbrachten Werkes löst Paulus immer wieder seinen Blick ab und erhebt ihn zum Christus, in dem er allein die Gnade Gottes hat. Nicht die Gemeinde, die Paulus sammelt, kann ihn retten; einzig der Herr tut es. Darum sind alle Versuche, die eigene Größe ans Licht zu stellen, Torheit. So verschaffen wir uns die Bewährtheit nicht, die uns den Anteil am ewigen Reich Gottes gibt. Dass wir den Willen des Christus tun und ihn für uns haben, nur das macht uns bewährt; darum gibt es auch keinen, dessen wir uns rühmen könnten, als ihn allein.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Dem Eigenruhm der Gegner stellt Paulus den wahren Grund apostolischen Rühmens gegenüber: daß er vom Kyrios in den Dienst an den Heiden genommen wurde, daß er von Ihm her seinen κανών hat. Der Satz begegnet fast wörtlich (ohne δέ) 1. Kor. 1,31; dort ist er auf die korinthische Gemeinde bezogen: An ihrer Berufung wird deutlich, daß sie ihre Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung allein Christus verdankt, darum kann sie sich auch nur seiner rühmen.94 Jetzt wendet Paulus diese Aussage auf seinen Dienst an, gleichsam als Kriterium für den wahren Apostel: Er rühmt sich nicht eigener Qualitäten, sondern er rühmt den, dessen Werkzeug er ist.

In 1. Kor. 1,31 wird der Satz als Schriftzitat gekennzeichnet, jetzt unterbleibt dieser Hinweis.95 Das Zitat wird meist auf Jer. 9,22f. zurückgeführt.96 Dann würde Paulus eine Zusammenfassung jener Stelle bieten. Jer. 9,22f. stimmt fast wörtlich mit 1. Sam. 2,10 LXX überein. Dieser Vers wäre eher als Grundlage für Paulus anzunehmen; denn einmal findet sich dort ein ähnlicher Kontext wie in 1. Kor. 1,31 und 2. Kor. 10,17: Gott verwirft das Starke und erwählt das Schwache (1. Sam. 2,4ff.), zum anderen war das Loblied der Hanna in frühchristlichen Kreisen bedeutsam, wie Luk. 1,46ff. zeigt; das ist wohl auf die Erwähnung des »Gesalbten« in 1. Sam. 2,10 zurückzuführen. – Von 1. Clem. 13,1 her legt sich freilich die weitergehende Vermutung nahe, daß Paulus nicht den Bibeltext bearbeitete, sondern mit dem Satz »Wer sich rühmt, rühme sich des Herrn« geprägter Tradition folgt.97 Wenn er sie in 1. Kor. 1,31 als Schriftzitat einleitet, dann erfolgt dies wegen ihres Anklangs an 1. Sam.2.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Vom „Rühmen – Paulus hat das Rühmen nicht verworfen. Er hat im Gegenteil gewußt, wie notwendig es zur echten Lebendigkeit unseres Herzens gehört. Darum ist es wichtig für uns, zu studieren, was Paulus vom „Rühmen“ sagt: Röm 5,2.11; 15,17; 1 Kor 1,29-31; 3,21; 4,7; 9,15; 15,31; 2 Kor 1,12; 5,12; 7,4.14; 10,8; 11,16-18; 11,30; Gal 6,13; Eph 2,9; Phil 1,26; 2,16; 3,3; 1 Thess 2,19.- „ hat Paulus sprechen müssen. Sein Blick bleibt dabei nicht an sich selbst und an seiner Leistung hängen. Er hält an der Regel der Heiligen Schrift fest, die er schon im ersten Brief den Korinthern vor Augen gestellt hatte (1 Kor 1,31): „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Denn es stammt ja alles von Gott: die Erwählung und Sendung, das Ausmaß des Werkes, die Kraft und Vollmacht zu seiner Durchführung. „Was hast du, was du nicht empfangen hast“ (1 Kor 4,7). Die eigene Arbeit und Leistung darf klar gesehen werden gegen die leere Rühmerei anderer. Aber sofort muss der Blick wieder zum Herrn gehen und muss ihm die Ehre geben – Kennzeichnend für den redlichen Blick auf die eigene Leistung und die sofortige Blickwendung zu Gott ist 1 Kor 15,10 – .

Wuppertaler Studienbibel

Mit einem Wort aus Jeremia (Jer 9,22ff.) stellt der Apostel dieses den Abschnitt durchziehende Stichwort vom Ruhm in das Licht des Gotteswerkes. Es geht ihm nie um Eigenruhm, sondern um Christusruhm. Christus wirkt durch den Apostel. Christenruhm ist Christusruhm (vgl. Röm 5,2.11; 15,17; 1Kor 1,29-31; 3,21; 4,7; 9,15; 15,31; 2Kor 1,12; 5,12; 7,4.14; 10,8; 11,16-18; 11,30; Gal 6,13; Eph 2,9; Phil 1,26; 2,16; 3,3; 1Thess 2,19).

Gerhardt Maier – Edition C

»Über-Sieg«, d. h. über alles Normale hinausgehender Triumphsieg

Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.
Elberfelder 1871 – Röm 8,37

Doch aus alldem gehen wir
als strahlende Sieger hervor.
Das haben wir dem zu verdanken,
der uns so sehr geliebt hat.
BasisBibel 2012 – Römer 8,37

Im Gegenteil, aus allen diesen Dingen gehen wir vollständig siegreich hervor durch ihn, der uns geliebt hat.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Römer 8:37

So kann nur der Glaube sprechen. Nur „durch den, der uns geliebt hat“, durch Gott in Jesus Christus, ist dieser Satz keine maßlose Übertreibung oder gefährliche Selbstüberschätzung. Der Glaubende erringt einen glänzenden Sieg. Paulus gebraucht Hier ein überschwengliches Wort, das uns im ganzen NT nur hier begegnet. „In dem allen“: unser Herr entnimmt uns nicht der Welt, aber er verhilft uns zum Sieg. Wir haben in aller Not und Anfechtung durch unseren Herrn Jesus Christus Teil am glänzendsten Sieg, der je errungen wurde in der Geschichte der Welt, nämlich an seinem triumphalen Sieg über den Tod bei seiner Auferstehung (vgl. Joh 16,33; Apg 12,11; 1Joh 5,4).

Gerhardt Maier – Edition C

In dem allem überwinden wir weit. D. h. wir siegen ob im Streit und tauchen empor aus der Flut. Es geschieht ja zuweilen, dass die Gläubigen zu unterliegen und ganz zerschmettert zu Boden zu sinken scheinen. Denn Gott schickt ihnen nicht bloß Übungen, sondern tiefe Demütigungen. Aber der Ausgang bleibt immer, dass sie den Sieg gewinnen. Woher diese unbesiegliche Kraft stammt, sagen die Worte: um deswillen, der uns geliebt hat. Die Liebe Christi, in welcher Gottes väterliches Erbarmen zur Erscheinung kommt, prägt sich so tief in unsere Herzen ein, dass sie uns aus der Unterwelt ans Licht des Lebens zieht und mit ihrer unverzehrbaren Kraft uns stetig aufrecht hält. Hier wird nun (vgl. Vers 35) völlig deutlich, dass der Apostel nicht von der Liebe redet, die uns hinreißt, Gott zu lieben. sondern von Gottes bzw. Christi Liebe zu uns

Calvin – Römerbrief

An diesem Tiefpunkt erhebt sich ein unwiderstehlicher Siegeshymnus. Schon in 5,3-5 wurden selbst erfahrene Bedrängnisse in einen Prozess der Hoffnung hineingerissen. Aber in diesen (Dingen) allen siegen wir überwältigend durch den, der uns geliebt hat. Paulus fügt dem Wort „siegen“ die Vorsilbe „über“ hinzu – Solche enthusiastischen Wortzusammensetzungen mit „über“ (hyper) liebte er sichtlich, z.B.: überreiches Wachstum (2Thess 1,3) , überragende Herrlichkeit (2Kor 3,10) , Übermaß der Kraft (2Kor 4,7) , über alle Maßen mehr, als wir erbitten (Eph 3,20) , unüberbietbare Erkenntnis (Phil 3,8) , Gnade im Übermaß (Röm 5,20) , überschwängliche Gnade an mir (1Tim 1,14) , Christus durch Gott übererhöht (Phil 2,9) . – : nicht nur siegen, sondern „übersiegen“, glänzend siegen.

Wuppertaler Studienbibel

Unser missionarisches Handeln aber soll von der Festfreude einer Hochzeit und der Fülle des göttlichen Lebensangebotes gekennzeichnet sein. Die Fülle des Weins entspricht der Fülle des Evangeliums. In einer Zeit des multireligiösen Angebotes und eines pluralistischen Werteverständnisses eines areligiösen Staates muss deutlich werden, was Gottes Heilshandeln in Jesus Christus für uns Menschen bedeutet: Gott will uns als Freudenspender begegnen.

Damit steht dem Glaubenden eine Kraft zur Verfügung, die zu einem Leben im Sieg verhilft. Paulus drückt das in Röm 8,37 mit dem Wort hyper nikomen (wörtl. »Über-Sieg«, d. h. über alles Normale hinausgehender Triumphsieg) aus. Gott gibt immer im Überfluss (Eph 3,20). Somit unterscheidet sich das Christentum grundsätzlich von allen anderen Religionen und religiösen Angeboten. Nicht Leistung und eigenes Bemühen werden erwartet, sondern Bereitschaft zum Empfangen. Das Evangelium ist in der Tat eine Freudenbotschaft, weil es dem Menschen das gibt, wonach er sich sehnt. Wir können darum das Weinwunder mit den »Ich-bin«-Worten Jesu in Verbindung bringen. Jesus sagt uns hier: Ich bin die Freude des Lebens; ich bin die Fülle des Lebens.

Zuversicht und Stärke I

Durch Jesus und seinen Geist entsteht eine neue Atmosphäre des Lebens. „Es ist der Luftzug der Erlösung – als gelangte man aus der Enge in einen weiten Raum. Die Freiheit hat schon begonnen. Erlösung – das ist wie ein Aufatmen.“
Die neue innere Freiheit ist die Hintergrundfolie für die Freude, die mit dem Glauben kommen kann und noch wachsen will (Joh 15,11). Diese Freude ist nicht nur ein Gefühl. Sie ist eine Folge davon, sich in Gottes Hand fallen lassen zu können („Erlösung“). Sie ist eine Lebenseinstellung, die erleichtert und dankbar ist über die Erfahrung mit Gott im Glauben und über die getroste Gelassenheit, die hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. Der Grund dafür ist die Gewissheit, wie sie Paulus hatte: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? (…) Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Röm 8,35-39).

P&S 3/2020

Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.

Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.
Elberfelder 1871 – 1 Tim 6,11

Du aber gehörst Gott, deshalb fliehe vor alldem! Jage dagegen der Gerechtigkeit nach, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Freundlichkeit!
Gute Nachricht Bibel – 1.Timotheus 6,11

Du aber gehörst Gott und stehst in seinem Dienst. Halte dich daher – Wörtlich Du aber, Mensch Gottes, halte dich. Der Titel Mann Gottes bzw. Mensch Gottes wurde in alttestamentlicher Zeit für führende Persönlichkeiten von Gottes Volk gebraucht; im späteren jüdischen Schrifttum bezeichnet er darüber hinaus alle, die dem wahren Gott dienen. – von all diesen Dingen fern! Dein Ziel soll etwas anderes sein: ´ein Leben, das erfüllt ist von` Gerechtigkeit, Ehrfurcht vor Gott, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit.
Neue Genfer Übersetzung – 1. Tim 6:11

Aber du, Timotheus, gehörst Gott; deshalb sollst du dich davon fernhalten. Bemühe dich um ein Leben, so wie Gott es will: geprägt von der Ehrfurcht vor Gott, von Glauben und Liebe, geführt mit Geduld und Sanftmut!
Neues Leben – 1 Tim 6,11

Timotheus! Du darfst da auf keinen Fall mitmachen! Versuche um jeden Preis, anders draufzukommen als die! Dein Ziel soll es sein, ein Leben zu führen, das Gott geil findet! Setz alles dran, dass dir nichts wichtiger ist als Gott! Versuch immer, im Vertrauen auf ihn zu leben! Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.
VolxBibel – 1 Tim 6,11

Die Moralisten ermahnten ihre Leser häufig, vor dem Laster zu »fliehen«. Die Hetiter gebrauchten den Ausdruck »Gottesmensch« als Charakterisierung herausragender religiöser Gestalten, im A.T. dagegen bezog er sich auf die Männer, die Gott sich zu Sprechern erwählt hatte. Wenn der Begriff in der späteren jüdischen Literatur einmal auftaucht, so meist mit der alttestamentlichen Bedeutung, die wohl auch Paulus hier beabsichtigt.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Timotheus ist Gottes Eigentum; das bedeutet für ihn das selige Erlöstsein von der Geldgier. Weil er Gott gehört, hat er ein anderes Ziel und einen anderen Besitz als die Reichen; deshalb hat er auch nicht eine Wurzel für jede Bosheit, sondern die Wurzel zu allem Guten in sich und darum auch nicht Tod und viele Schmerzen, sondern die Verheißung des Lebens jetzt und einst vor sich. Aber die falschen Güter können auch den locken, der in der Gemeinschaft mit Gott steht; auch er hat auf die Mahnung zu hören: „Fliehe davor!“ Dazu gehört notwendig ein zweites Wort, das angibt, wonach das Verlangen sich strecken und die Arbeit zielen soll.

Die Gerechtigkeit steht voran, weil das Gerechtfertigtsein und Rechttun vor Gott die Bedingung und Voraussetzung für alles ist, was uns durch die Gnade Gottes als gute Gabe zuteil werden kann. Neben die großen Hauptfunktionen des Christenstandes: Gott ehren, glauben, lieben, tritt noch die Widerstandskraft gegenüber dem Leiden und die Fähigkeit, unerschüttert menschliche Unart und Sünde zu ertragen und ihr die Unüberwindlichkeit der Vergebung und die Liebe entgegenzusetzen. Das sind Ziele, nach denen zu laufen sich lohnt.

Schlatter, – Erläuterungen zum Neuen Testament

Timotheus wird nun als Prototyp eines Menschen Gottes angesprochen, der vor der Gier nach Reichtum fliehen soll, dafür aber den Tugenden, die Gott bevorzugt, nachjagen, d.h. sie konsequent verfolgen und ihnen nacheifern soll. Die genannten Eigenschaften sind die Gegensätze der genannten Ungerechtigkeiten, die die Geldgier verursacht.

P. Streitenberger

So schreibt der Apostel Paulus seinem jungen Mitbruder Timotheus: »Aber du, Gottesmensch, fliehe das!« (V. 11 a)
17.1.1 Was? Vorausgeht die Beschreibung dessen, was der große Angler – der Satan, der uns aus der Gemeinschaft mit Jesus und seiner Gemeinde. aus dem, was für uns Lebenselement ist, herausholen will – vielen als »Köder« vor die Augen hält (V. 9). Weder auf Geld noch Geltung, weder auf das Angebot einer wirtschaftlich gesicherten Existenz, noch auf Ehrung und Bewunderung durch Menschen soll Timotheus hereinfallen; bei nichts soll er »anbeißen«. Und auch wir sollen es nicht.

17.1.2 »Fliehe!«: Entschlossen abwenden soll er sich von dem allem, damit es ihm nicht zur Versuchung wird. Hier ist entschlossene Flucht eine tapfere Tat (vgl. 1Mose 39,12; Sir 21,2). Wenn der Fisch sich rechtzeitig vom Köder abgewandt hätte, Eva von der verbotenen Frucht, David von Batseba und dem Gedanken an sie, wäre die Faszination, der Zauber der Verführungsmacht überwunden gewesen (vgl. 1Mose 3,6; 2Sam 11,2). – Jesus gibt uns teil an seinem Sieg; wir können auch alle bösen Gelüste in seinen Tod geben, seitdem er Sünde und Satan überwunden hat (1Kor 15,57; Gal 5,24).

17.1.3 Als »Gottesmensch« wird Timotheus angesprochen. Er ist von Jesus mit Blut und Leben aus der Sklaverei von Sünde und Satan losgekauft worden; das hatte nach der Rechtsordnung jener Zeit die Wirkung, dass das Eigentum an ihm auf den ihn so »Ablösenden« überging, Und was Jesus erworben hat, das hat er für den Vater erworben; er wollte ja nichts für sich; das letzte Buch der Bibel sagt: »Du hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft« (Offb 5,9 vgl. 1Kor 6,20). Und wenn dann ein Mensch noch dazu von Herzen ja sagt und sein Leben Jesus Christus und damit Gott anvertraut, wenn er sich von Gottes Geist dazu bewegen lässt, dann hat das für ihn die volle Wirkung (Joh 3,16; Röm 1,16). In das Wesen des eingeborenen Sohnes wird er als Gotteskind gestaltet, in das Wesen Gottes, des Vaters (Mt 5,45.48; Gal 4,19). Und er wird von Jesus Christus in Dienst gestellt, »Knecht Gottes«, »Magd des Herrn«, »Mitarbeiter Gottes« (vgl. Mt 10,5ff.; Lk 1,38; 5,10; Röm 1,1; 1Kor 3,9; Jak 1,1). So war Timotheus ein »Mensch Gottes«. Und so dürfen auch wir das sein.

17.2 »Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut«, fährt Paulus fort (V. 11)
»Jage nach …«: Das erste Wort ist zu betonen, denn das Ziel eilt nicht, uns voran, fort, sondern wir eilen mit aller Kraftanstrengung zu dem für uns feststehenden Ziel hin; es »narrt« uns nicht. Das Bild des Laufs lag damals in der ganzen griechischen Welt wozu seit Jahrhunderten auch die Westküste Kleinasiens mit Ephesus gehörte – den Menschen sehr nahe. In den Sportstadien spannten die Sportkämpfer alle Kräfte an; sie kämpften bis zum Umfallen und schonten sich nicht. Wie viel mehr sollten das Christen tun angesichts ihres großen Ziels und wo doch der Herr, wenn man sich nur an ihn hält, erreicht wird (Phil 1,6; 1Thess 5,23ff.)! Der Hebräer-Brief sagt in diesem Sinn: »Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens« (Heb 12,1-2 a). Paulus sagt im Blick auf sich selbst:« Ich … jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus« (Phil 3,14; vgl. 1Kor 9,24-27). Nun heißt er auch Timotheus so zu »jagen«, zu laufen, und ebenso uns alle, die wir an Jesus glauben.

17.3 Welche Ziele sollen wir mit dem, was wir sind und tun, schon in diesem Leben verfolgen? Wonach ist zu »jagen«?
17.3.1»… nach der Gerechtigkeit«: Unser Herr Jesus Christus gefiel auch in seinen Erdentagen Gott ganz (Mt 3,17); er war Gott recht, vor ihm ganz gerecht. In Christus, im Glauben eingehüllt in seine Gerechtigkeit, sind auch wir Gott recht (2Kor 5,21). So sagt Gott zu uns ja, jetzt, wenn wir vor ihn treten und ihn bitten, und auch dann einmal, wenn wir vor sein Gericht gerufen werden. »Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.« Nun ist es überaus wichtig, dass wir nicht wieder, im Tun und Lassen, im Reden und Schweigen, nicht in Gedanken und Stimmungen, aus Christus heraustreten. Und wenn wir so in Christus bleiben, dann ist er als der heilige, uns neuschaffende Geist in uns (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a). So werden wir von innen her in Jesu Wesen gestaltet (Gal 4,19). In allem ganz in der Jesus -Spur zu bleiben, das ist die gelebte Gerechtigkeit vor Gott. Dies schließt ein, dass wir auch Menschen gegenüber gerecht zu werden trachten und uns bemühen, auch ihnen nichts schuldig zu bleiben. Das alles gehört dazu, dass wir für die große Zukunft bereit sind, für die Stunde, da unser Herr kommt oder er uns im Tode ruft (vgl. Lk 12,42-46; Röm 13,11ff.).

17.3.2 » … nach … der Frömmigkeit«: Nach einem steten, bewussten Leben vor Gott (1Mose 17,1; vgl. das zu 1Tim 4,7 Ausgeführte). Diese Frömmigkeit lebte unser Herr in seinen Erdentagen aufs vollkommenste. Er rückte alles bewusst ins Licht des Vaters (vgl. Mk 1,35; Lk 6,12-16; Joh 2,4; 17,1ff.). Dabei bat er ihn auch um die Korrektur aller seiner Wünsche, einschließlich des Wunsches, leben zu dürfen: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!« (Lk 22,42). Das heißt, auch in unserem Leben nach der Frömmigkeit zu »jagen«: dass wir darum ringen, Gott in unserem Leben ganz Gott sein zu lassen, ihm das Leben anzuvertrauen und es im Bewusstsein seiner steten Gegenwart ihm zu Gefallen zu führen. Das schließt die Willigkeit ein, Gott auch unsere brennendsten, am meisten ans Herz gewachsenen Wünsche und Pläne zu übergeben. Wie sehr wird das doch die Gemeinde Jesu nötig haben, insbesondere dann, wenn sie durchs Leiden und ein endzeitliches Dunkel gehen soll (vgl. Mt 24,9; Apg 14,22).

17.3. 3 » … nach … dem Glauben«: Dazu ist nötig, dass es unser großes Anliegen ist, in jeder Lage das Vertrauen zu Jesus, zu dem lebendigen Gott, durchzuhalten, in der festen Gemeinschaft, im steten Umgang mit ihm zu bleiben, auch in der Ganzhingabe unseres Lebens an ihn und ebenso im felsenfesten Vertrauen auf seine Verheißungen (etwa: Mt 7,7; 1Kor 15,58; 2Kor 5,17; Phil 1,6; 1Joh 1,7.9; Offb 3,21). Wir wollen den Verheißungen unseres Gottes mehr glauben als unseren eigenen Augen. »Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat« (Heb 10,35). »Uns ist geboten, auszuharren und bei den Verheißungen zu bleiben« (J. Chr. Blumhardt).

17.3. 4 » … nach … der Liebe«: Wie hat uns doch unser Herr Jesus geliebt, bis in den Tod, »als wir noch Feinde waren« (Röm 5,10)! Nach keiner noch so enttäuschenden Erfahrung mit Menschen hat er gesagt: »Nun aber Schluss!« »Wie er die Seinen geliebt hatte …, so liebte er sie bis ans Ende« und gab auch Blut und Leben für sie hin (Joh 13,1). Und für die, die ihn zu Tode quälten, legte er mitten in den größten, von ihnen verursachten, Schmerzen bei Gott, dem großen Richter über alle Welt, Fürsprache ein (Lk 23,34). Auch Judas, der Jesus hinterhältigerweise an seine Todfeinde verkaufte und auslieferte, wusch Jesus liebevoll die Füße.

Es kostet uns große Mühe, solche Liebe allen gegenüber durchzuhalten. Dan gilt es, uns in die Gemeinschaft mit Jesus hineinzubeten und ihm, seinem Geist in uns, Raum zu geben, bis in die Gedanken und Stimmungen. Wir in ihm und er in uns, so wird unser Leben tatsächlich neu, Jesus -ähnlich, und bringt gottgefällige Frucht (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a; 2Kor 5,17; Gal 5,22; vgl. Röm 8,14).

17.3.5 » … nach … der Geduld« (wörtlich: nach dem »Darunter bleiben«): Unser Herr hat große Geduld mit uns. Und wir sind dieser Geduld sehr bedürftig. Dan ist es wichtig, wenn wir Jesus ähnlich werden wollen (vgl. Gal 4,19), dass wir in gleicher Weise Geduld üben. Möglicherweise hatte hier auch Paulus mit sich selbst einige Mühe: Ein so tatkräftiger, in solcher Weise mit dem Evangelium vorwärts stürmender Mann musste wahrscheinlich nicht wenig innere Kraft darauf verwenden, mit den Leuten anderer Gangart Geduld zu üben.

Das Erfordernis der Geduld nennt die Schrift im Besonderen auch im Blick auf die Letzte Zeit; in dem großen Kapitel des letzten Buches der Bibel über den Antichristen kündigt sie für diese Zeit an: »Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen« (Offb 13,10), das willige Darunterbleiben und das hochgemute, getroste und der Hoffnung gewisse Vertrauen. Zu dieser Geduld, die als Erste genannt wird, gehört wesentlich auch das Ausharren an dem heilsgeschichtlichen Ort des »Nicht -Sehens -und-doch -Glaubens«, solange Gott das noch will. Gewiss ist es recht, um die Wiederkunft Jesu zu bitten (Offb 22,17), um Gottes Ehre willen, damit das »Seufzen der Kreatur« gestillt wird, damit dem Feind, der unablässig die Menschen verführen will, »das Handwerk gelegt« wird und damit die Kinder Gottes vom Glauben zum Schauen gelangen (Röm 8,19-22; Offb 21,3). Aber das sich Ausstrecken nach dem Ziel darf nicht ungeduldig werden. Wenn unser Herr kommt, gehen die Türen der Gnade für die Menschen zu. Die Frist, während der das Gnadenangebot Gottes angenommen werden kann, ist dann vorbei. Wir Menschen werden dann bei den von uns getroffenen Entscheidungen festgelegt. Wie wir uns jetzt Jesus gegenüber entscheiden, so wird einmal über uns entschieden, und so werden wir Menschen einmal geschieden. Allein wer Jesus jetzt annimmt, der wird dann von ihm angenommen, was größte Bedeutung hat. So sind wir bei aller Freude auf den großen Tag Jesu Christi dennoch auch für die Gnadenfrist dankbar, die Gott uns und andern und uns im Blick auf andere immer noch gewährt. Petrus schreibt: »Die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung« (2Petr 3,15).

17.3.6 » … nach … der Sanftmut«: Wie war doch unser Herr sanftmütig, unaufdringlich, behutsam, etwa gegenüber einem Dorf in Samaria, das ihn nicht aufnahm (Lk 9,51-56). Ja, auch heute kommt er noch so, als der erhöhte Herr spricht er: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an« (Offb 3,20). Wer klopft, drängt sich nicht auf; er gebraucht nicht das Brecheisen oder schlägt die Türe ein, sondern er fragt, ob man ihn überhaupt aufnehmen will. Das Wort steht im Sendschreiben an die lau gewordene, abgefallene Gemeinde in Laodizea. Auch zu einer solchen Gemeinde und zu derartigen Menschen kommt er noch immer so. Er hat auch selbst seine Sanftmut hervorgehoben (Mt 11,29). Dan wollen auch wir nach dieser Sanftmut »jagen«, auch schwache und geringe Leute nicht einfach geschwinde »vereinnahmen« und auch bei Evangelisationen usw. keine irgendwie gearteten Tricks anwenden, kein »psychologisches Brecheisen« einsetzen, um die Leute zu »Entscheidungen« zu führen, die doch unecht sind, und um schnelle Erfolge melden zu können. Gott hat mit jedem einzelnen Menschen seine Zeit (vgl. Joh 6,44). So dürfen wir hierbei nichts erzwingen wollen. Doch damit auch wir an die Türen der Leute in seinem Sinn klopfen, nimmt er, Jesus, uns als seine Mitarbeiter mit. Lasst uns dazu willig, demütig, sanftmütig und mutig sein!

Gerhardt Maier – Edition C

Er wird die Strafe abbekommen für den Mist, den andere gemacht haben.

Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, (O. den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, die Vielen gerecht machen) und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Elberfelder 1871 – Jes 53,11

Wenn er dieses schwere Leid durchgestanden hat, sieht er wieder das Licht* und wird für sein Leiden belohnt. Der Herr sagt:
»Mein Diener kennt meinen Willen, er ist schuldlos und gerecht. Aber er lässt sich für die Sünden vieler bestrafen, um sie von ihrer Schuld zu befreien.
Hoffnung für Alle – Jesaja 53,11

Aus dem Elend (mehr als das Elend / die Mühe / das Leid; wegen des Elends; nach dem [Ende des] Elends) seines Lebens (seiner selbst, seiner Seele, seines innersten Elends) sieht er ([Licht])

[Die meisten Exegeten ergänzen nach 1QJesab, 4QJesd und LXX das Objekt »Licht«, einige aber nicht (z.B. Childs 2001, 409; Schmidt 2013, 227; Seeligmann 2004).]

, und satt (befriedigt) werden an seiner Erkenntnis (seinem Wissen).
Der Gerechte (Rechtschaffene, im Recht), mein Getreuer

 [ Oder: „Er wird satt. In seiner Erkenntnis macht er gerecht, der Gerechte, mein Getreuer, für die Vielen.“  ]

, macht die Vielen gerecht (erklärt die Vielen für gerecht, gibt den Vielen recht)
– und ihre Vergehen (Schuld, Schuldfolge): “Er“ trägt sie.
offene Bibel – Jesaja 53:11

In Jesaja 53:10-11 lesen wir: Und doch hat es dem HERRN gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält. Wenn ihr seine Seele zum Sündopfer macht, so wird er seinen Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen. Er wird sehen von der Mühsal seiner Seele und wird satt werden. Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

Der Punkt von Jesaja 53 ist im Grunde folgender: Die Tieropfer unter dem mosaischen Gesetz waren nur von vorübergehender Dauer, eine vorübergehende Maßnahme. Gottes Absicht war, dass es ein letztes Blutopfer geben sollte, und das sollte das Opfer des Messias selbst sein.

Deshalb verwendet Jesaja 53 die gleiche Art von Formulierungen, Zahlen und Betonungen, die im Buch Levitikus zu finden sind. Zum Beispiel haben wir in Vers 10b den Ausdruck: Du sollst seine Seele zum Sündopfer machen.

Dies ist ein Opferkonzept; das sind Worte, die aus dem mosaischen Gesetz selbst stammen.

Und in Vers 11b lesen wir: Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

Diese Worte des Opfers werden nicht nur allgemein im alttestamentlichen Gesetz verwendet, sondern wir lesen von genau diesen Begriffen in Levitikus 16, dem Kapitel, das alle Details bezüglich des Jom-Kippur- oder Versöhnungsopfers darlegt und erklärt.

Das war also der Grund, warum der Messias sterben musste: um ein für alle Mal das Blutopfer für die Sünde zu bringen. Nicht länger würden die Juden mit den jährlichen Opfern belastet sein. Alles, was ein Mensch tun musste, war, den Tod des Messias für sich anzunehmen, und seine Sünden waren vergeben. Der Messias musste sterben, um diese Sühne zu leisten, denn Blut ist das Mittel der Erlösung.

Ein weiteres wichtiges Thema findet sich in diesen beiden Versen aus Jesaja 53. Hier gibt es eine Aussage, die etwas verwirrend ist. In Vers 11b heißt es: „Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen.

Eine wörtlichere Übersetzung aus dem hebräischen Text würde so lauten:

„Die Erkenntnis von ihm wird viele rechtfertigen.“

Das Wort für Wissen ist ein hebräisches Wort, das das Erfahrungswissen betont, nicht das bloße Kopfwissen. Dies ist ein Wissen des Herzens oder ein Wissen des Glaubens. Diejenigen, die eine Glaubenserkenntnis dieses Dieners haben, durch „die Erkenntnis von ihm“, dass er für unsere Sünden gestorben ist, nicht durch die Erkenntnis von sich selbst, wird er uns infolgedessen rechtfertigen. Rechtfertigung bedeutet: „für gerecht erklärt werden“. Wir können nicht für gerecht erklärt werden, wenn unsere Sünden nicht gesühnt worden sind. Unsere Sünden können nur durch das Vergießen von Blut gesühnt werden; das Blut des Messias wäre das letzte Blut, das geopfert werden würde.

Arnold Fruchtenbaum – Warum musste der Messias sterben?

    Doch es hat Jehova gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält - Jesaja 53:10-12

Die fünfte Strophe beschreibt detailliert die theologischen Implikationen und Bedeutungen des Leidens und des Todes des Gottesknechts, die durch Jesaja 52,13-15 eingeführt und in 53,1-9 beschrieben werden.

Obwohl in den Versen 1-9 das Leiden des Messias durch die Hand von Menschen zu sein schien, wird in Vers 10 erklärt, wer tatsächlich die Kontrolle hatte: Und doch hat es dem HERRN gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält. Wenn du seine Seele zum Sündopfer machst, wird er seinen Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen.

Sechs Aussagen sind in diesem Vers zu beachten. Erstens: Doch es gefiel Jehova, ihn zu zermalmen. Es war der Wille Gottes. Gott hatte Gefallen daran, den Messias, den Knecht, zermalmt zu sehen. Das hebräische Wort ist viel stärker als nur zermalmen; es bedeutet „zerschmettern“. Er wurde völlig zermalmt (V. 5). Das Wort „erfreut“ bedeutet, dass es Gottes besonderer Wille war; es erfüllte seinen Plan.

Zweitens: Er hat ihm Kummer bereitet. Das hebräische Wort für Kummer ist das gleiche Wort, das zuvor mit „Krankheit“ übersetzt wurde. Dieser Satz bedeutet, dass er ihn in Krankheit versetzt hat. Wieder einmal ist es offensichtlich, dass das Wort „Krankheit“ nicht in einem physischen Sinn verwendet wird, sondern in einem geistlichen Sinn, einer geistlichen Krankheit. Jeschua starb als Sühne für die Sünde. Als Er physisch starb, starb Er durch die Kreuzigung, nicht durch eine Krankheit. Dennoch sagt dieser Vers, dass Gott Ihn krank gemacht hat. Starb Jesus durch eine körperliche Krankheit? Auf keinen Fall! Er starb durch die Kreuzigung. Aber warum starb Er durch die Kreuzigung? Er starb durch die Kreuzigung, weil Er für die Sünden der anderen starb. Weil Sünde eine geistliche Krankheit ist, in diesem Sinne „erkrankte“ Gott den Messias, indem Er die Sünden der Welt auf Ihn legte. Er starb durch eine geistliche Krankheit, indem Er wegen der Sünde starb; nicht wegen seiner eigenen Sünde, sondern wegen unserer Sünde. Obwohl verschiedene Gruppen diesen Abschnitt gerne benutzen, um körperliche Heilung zu lehren, ist das nicht das, worum es in diesem Abschnitt geht. Um mit der Verwendung der Worte im gesamten Abschnitt übereinzustimmen, kann der Text nicht von körperlicher Krankheit und Krankheit sprechen, sondern von geistlicher.

Drittens: Wenn du seine Seele als Opfer für die Sünde darbringst, wird der Zweck seines Todes deutlich; sein Tod war ein Opfer für die Sünde. Das hebräische Wort für Opfer bedeutet „ein Schuldopfer“. Er starb wegen der Schuld Israels: wegen der Übertretung des mosaischen Gesetzes.

Die vierte Aussage ist: er wird seinen Samen sehen. Dies ist ein weiterer scheinbarer Widerspruch. Wie könnte Er das Produkt und das Ergebnis Seines Todes und Begräbnisses sehen? Diejenigen, die sein Same sind, sind diejenigen, die von seinem Tod profitieren werden. Durch die geistliche Wiedergeburt werden sie seine geistlichen Kinder, sein Same. Laut den Versen 7-9 starb der dienende Messias und wurde begraben. Die Antwort auf die Frage ist, dass dies nur durch die Auferstehung möglich ist. Dieser Satz ist also eine sehr starke Implikation, dass Er von den Toten auferweckt werden wird. Das wurde bereits in Jesaja 52,13 angedeutet, wo es heißt: Er wird erhöht und emporgehoben werden. Hier ist eine zweite klare Andeutung, dass Er sogar nach dem Tod und dem Begräbnis wieder leben wird, um seinen Samen zu sehen. Wie ist es für Ihn möglich, seine Nachkommenschaft zu sehen? Nur wenn Er von den Toten auferstanden ist.

Die fünfte Aussage ergänzt die vierte: Er wird seine Tage verlängern. Wenn Er tot und begraben wäre, wie könnte Er seine Tage verlängern? Das ist nur möglich, wenn Er von den Toten auferstanden ist. Also wird zum dritten Mal die Auferstehung angedeutet.

Die sechste Aussage lautet: Das Wohlgefallen Jehovas wird in seiner Hand gedeihen. Das Wort „Wohlgefallen“ bedeutet, dass Gott über die Vollendung des Todes des Messias erfreut sein wird. Weil der Tod des Messias den göttlichen Zweck der Sühne erfüllen wird, ist der Grund dafür, dass er wieder auferstehen wird. Deshalb sagt der Vers weiter, dass er Erfolg haben wird. In Jesaja 52:13 heißt es: Siehe, mein Knecht wird weise handeln, oder es wird ihm gelingen, und hier wird es wiederholt: Er wird Erfolg haben. Sein Tod war kein Misserfolg. Er ist ein enormer Erfolg. Er hat den Zweck, für den er starb, erfüllt. Es hat die Sühne gebracht.

Der Tod des Messias führt zur Rechtfertigung in Vers 11: Er wird sehen von den Mühen seiner Seele und wird satt werden; durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

In diesem Vers werden drei Aussagen gemacht. Erstens: Er wird sehen von der Mühsal seiner Seele und wird zufrieden sein. Gott wird durch den Tod Seines Knechtes zufriedengestellt werden. Sein Tod ist ein stellvertretender Tod für die Sünde; es war ein Sündopfer, das von Gott, dem Vater, angenommen wurde. Das ist die Bedeutung von Versöhnung. Die zweite Aussage lautet: Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen. Wörtlich heißt es im Hebräischen: „durch die Erkenntnis seiner selbst“. Mit anderen Worten, die Rechtfertigung wird denen zuteil, die eine Erkenntnis des Knechtes haben. Das hebräische Wort für Wissen bezieht sich auf Erfahrungswissen. Diejenigen, die ein Erfahrungswissen über diesen Diener haben, werden diejenigen sein, die durch den Diener gerechtfertigt werden. Eine Erfahrungserkenntnis zu haben bedeutet, zu glauben und seinen stellvertretenden Tod für unsere Sünden anzunehmen. Die dritte Aussage ist für diejenigen, die Ihn besitzen werden: Er wird ihre Sünden tragen.

Der Knecht wird in Vers 12 belohnt: Darum will ich ihm ein Teil mit den Großen geben, und er soll die Beute mit den Starken teilen; denn er hat seine Seele in den Tod gegeben und ist unter die Übeltäter gerechnet worden; aber er hat die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter Fürbitte getan.

Deshalb wird der Knecht für alles, was er in den Versen 1-11 getan hat, sehr belohnt werden. Im messianischen Königreich wird der Knecht alle Königreiche der Welt erben und einen Teil und die Beute teilen. Die Begriffe „die Großen“ und „die Starken“ beziehen sich auf seinen Samen, der im vorherigen Vers gerechtfertigt worden ist. Der Same, der während dieser Dispensation gerechtfertigt wurde, wird an den Belohnungen des Königreichs in der nächsten Dispensation teilhaben. Diejenigen, die aufgrund ihres Glaubens an den Knecht gerechtfertigt sind, werden die Beute im Königreich teilen und einen Platz der Autorität haben. Dann werden vier weitere Gründe genannt, warum der Diener belohnt werden wird: Erstens, er hat seine Seele bis zum Tod ausgegossen; zweitens, er wurde unter die Übertreter gerechnet; drittens, er hat die Sünde vieler getragen; und viertens, er hat für die Übertreter Fürsprache eingelegt. Dies unterstreicht die stellvertretende Natur Seines Leidens und Sterbens. Dieser Vers wird in Lukas 22,37 zitiert und auf Jeschua angewandt.

Die Tatsache, dass der Gottesknecht leiden wird, wurde bei mehreren Gelegenheiten dargelegt, aber die große Last von Kapitel 53 bestand darin, den Grund zu nennen, warum der Messias leiden wird. Er wird stellvertretend leiden. Das Konzept des stellvertretenden Opfers und Todes wird neunmal erwähnt: viermal in Vers 5 und einmal in den Versen 6, 8, 10, 11 und 12.

Arnold Fruchtenbaum – Der Knecht Jehovas

„wir nehmen auch kleine Spenden“

Da bekommt man doch tatsächlich in Vortragsform den netten Aufruf, doch zu spenden, damit „das Werk weiter läuft“. Dann gibt es noch die netten Briefe, in denen die Zahlkarte für die Spende gleich beiliegt. Nein, nicht für die 3. oder 4. Welt, sondern für Menschen, die in der 1.Welt leben!
Ich dachte immer, dass mich das nur ärgert – aber heute Nacht hörte ich einen weiteren Koning …und war echt erstaunt, dass dieser Bibellehrer Klartext redet!

Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in Vers 11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)
Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13,34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.
Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (2,9).
Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.
Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.
Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12,43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2,10).
Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2,15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3,17).

Neben dem Hinweis auf das Vorbild, das er gegeben hatte, als er bei ihnen war, erinnert er sie auch an einen Befehl, den er erteilt hatte, als er bei ihnen war. Er zitiert das für die Vergesslichen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Es geht also um jemanden, der nicht arbeiten will. Jeder, der unfreiwillig arbeitslos ist, muss sich weiterhin einsetzen, dass er Arbeit findet. Der Antrieb dazu kann nach vielen enttäuschenden Versuchen stark schwinden. Es kann auch geschehen, dass jemandem eine Arbeit angeboten wird, die eine Einkommensminderung mit sich bringt. Die Gefahr ist dann groß, dass jemand sich weigert, diese Arbeit anzunehmen.
Wenn feststeht, dass jemand nicht arbeiten will, darf man ihm nichts zu essen geben. Solche Personen missbrauchen leichtfertig die Gutmütigkeit anderer. Sie gehen häufig sogar so weit, dass sie meinen, dass andere verpflichtet seien, ihnen zu essen zu geben. Wer moralisch so abgewichen ist, hat wirklich den Weg verlassen. Seiner eigenen Verantwortung will er nicht nachkommen, doch er weiß genau, was die Verantwortung der anderen ist, und das nur, um selbst einen Vorteil dadurch zu haben.
Das Zitat ist deutlich: Willst du nicht arbeiten? – Dann gilt auch: nicht essen. Das ist kein Befehl für die Unordentlichen. Die stören sich nicht daran und werden alles essen, was man ihnen vorsetzt. Es ist ein Befehl an die Gläubigen, nicht ihr freigiebiges Herz sprechen zu lassen, wenn so jemand zu ihnen kommt und mitessen will. Der möge dann Hunger bekommen und sich an die Arbeit begeben, um seinen Hunger zu stillen (Spr 16,26).

Lies noch einmal 2 Thessalonicher 3,6–11. – Was meinst du, wie deine Umgebung dich kennt: als eifrig oder als jemanden, der eine ruhige Kugel schiebt?

Ger de Koning – Die Briefe an die Thessalonicher – Eine Erklärung der Briefe von Paulus speziell für dich


Ist es also doch nicht unbiblisch, wenn ich alle Spendenaufrufe in den Papierkorb werfe? Ich denke, dass jeder, der aktiv für Jehovah arbeitet, auch seinen Lohn erhalten sollte – aber eben nur derjenige, und nicht der ganze „Wasserkopf“ der sich darum bildet. Denn es scheint immer mehr Menschen zu geben, die sich als „Vollzeitdiener“ bezeichnen, aber eigentlich gar nichts für Jehovah tun, sondern nur ihre eigenen Ideen umsetzen wollen….

Glauben & was?

Und nachdem er sie nach draußen geführt hatte, sagte er: „Ihr Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ 31 Sie aber sagten: „Vertraue auf den Herrn Jesus Christus, dann wirst du gerettet werden, du und dein Haus!“
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Apg 16,30–31

Und nachdem er sie nach draußen geführt hatte, sagte er: „Ihr Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ 31 Sie aber sagten: „Vertraue auf den Herrn Jesus, dann wirst du gerettet werden, du und dein Haus!“
Leonberger Bibel – Nestle-Aland 28 – Apg 16,30–31

Glaube an Jesus Christus & eine Kirche? Das hatten wir im August 2020

Aber reicht der Glaube denn aus? Und Glaube an was? Einfach nur, dass es einen Jesus gegeben hat? Oder einfach dass Jesus ein guter Mensch war?

Die Frage nach der Rettung ist ein wichtiges Motiv im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte ( Lk 3,10; 10,25; 18,18; Apg 2,37 ); der Aufseher hielt Paulus und Silas eventuell für Inkarnationen der Götter, die »retten/ befreien/heilen« können (im entsprechenden griechischen Begriff sind alle drei Bedeutungen mitgedacht); plausibler ist allerdings, dass er mit der Lehre von dem einen, wahren Gott des Judentums vertraut war.
Apg 16:31-32 : Bei den Römern wurde erwartet, dass die Mitglieder eines Haushalts die Religion des Familienoberhauptes annahmen, und selbstverständlich auch, dass der Haushaltsvorstand der Verehrung der römischen Götter in vorbildlicher Weise oblag. Die hier beschriebene Bekehrung eines ganzen Haushaltes geht jedoch nicht auf diese automatische Weise vonstatten – die Knechte und Mägde müssen zunächst selbst das Wort Gottes hören.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Der Kerkermeister in Philippi fragte: »Was muss ich tun, dass ich errettet werde?« Der Apostel Paulus antwortete: »Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden« (Apg 16,30.31). Aber was bedeutet es nun, an den Herrn Jesus Christus zu glauben? Viele Menschen haben eigenartige Vorstellungen über diese entscheidende Frage. Hier einige typische, unbiblische Beispiele dafür, was Menschen mit dem Begriff »ich glaube« verbinden: Menschen meinen, an den Herrn Jesus zu glauben,
weil sie anerkennen, dass der Herr Jesus hier auf Erden lebte und starb.
weil sie Seine hochstehende Moral bewundern.
weil sie sich einer religiösen Gruppe angeschlossen haben.
weil sie zu Gott beten.
weil sie ein Gebet, ein Glaubensbekenntnis oder eine sonstige religiöse Formel nachgesprochen haben.

Ist das der Glaube an Christus, wie ihn die Bibel lehrt? Verändert diese Art von Glauben das Leben der Menschen? Gibt dieser Glaube die feste Gewissheit, in den Himmel zu kommen?

Jean Gibson – Training im Christentum

Glaube, der rettet
Der persönliche Glaube eines Menschen ist die Grundlage für seine Beziehung zu Gott. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu nahen (s. Heb 11,6) und durch Glauben werden wir gerechtfertigt, nicht aus Werken (s. Gal 2,16).
Das entspricht auch der Antwort von Paulus auf die Frage des Gefängnisaufsehers in Philippi. Dieser Mann hatte erkannt, dass er verloren war. Er wusste genau, dass er Hilfe brauchte. Und er fragt, was er tun muss, um errettet zu werden. Die Antwort von Paulus ist so einfach und so klar: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Das ist das einzige, was ein Mensch „tun“ kann und letztlich ist selbst dieser Glaube ein Geschenk Gottes (s. Eph 2,8).
Das nimmt jedoch nichts weg von der Verantwortung, die jeder Mensch hat, dem Aufruf Gottes zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus zu folgen. Diese ernste Verantwortung müssen wir unseren Kindern unbedingt vorstellen und ihnen einerseits die Liebe Gottes und andererseits die schrecklichen Konsequenzen des Ungehorsams gegenüber dieser Aufforderung Gottes vorstellen. Dabei spornt uns an, was Paulus in Apostelgeschichte 16,31 weiter sagt: „… du und dein Haus.“
Gott will ganze Häuser retten! Das macht schon die Geschichte Noahs deutlich. Und auch in der heutigen Zeit ist es für Gott ein großes Anliegen, ganze Häuser zu retten. Dazu ist natürlich der persönliche Glaube jedes Einzelnen nötig. Im Haus des Gefängnisaufsehers in Philippi wurde auf diesem Weg das ganze Haus gerettet!

Bleib in mir 2019

Wirkliche Rettung bringt allein Jesus Christus, und sie wird angeeignet durch den »Glauben«, durch das gehorsame Vertrauen auf ihn. Unsere Stelle macht einmal mehr die zwei Brennpunkte des Glaubens deutlich: a) Es handelt sich tatsächlich um ein »Wenn -dann -Geschehen«. Glaube ist keine einseitige Handlung Gottes am Menschen, die mit oder ohne dessen Zustimmung oder Beteiligung vor sich gehen würde. Das »und« (griech. kai) ist hier unbedingt konsekutiv zu verstehen, das heißt: es drückt eine Konsequenz, eine Folge der ersten Handlung aus. Darum haben wir es richtig mit »dann« übersetzt. »Schaffet, dass ihr gerettet werdet, mit Furcht und Zittern«, schreibt Paulus gerade der Gemeinde in Philippi in einem späteren Brief (Phil 2,12). Ohne den Entschluss des Menschen zum Glauben geht es nicht. Obwohl wir dies festhalten, sehen wir aber auch den zweiten Brennpunkt: b) dass unser Glauben – Können ein Geschenk und Werk Gottes in uns und an uns ist.

Ganz entsprechend fährt nämlich Paulus an der genannten Stelle fort: »… denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen« (Phil 2,13). Also ist doch der Glaube Gottes Sache? Wie kann man beides in einen Brennpunkt vereinbaren? Ich meine so: Tatsächlich könnten wir Menschen uns nicht frei für oder gegen Gott entscheiden. Wir sind ja – Martin Luther drückt es mit dem Bild von Pferd und Reiter aus – »Gerittene«, »Besessene«, nämlich vom Teufel Besessene, der freiwillig seinen Platz nie und nimmer räumen würde. Aber unter dem Hören des Wortes Gottes kann es geschehen, dass wir für vielleicht nur kurze Zeit durch Gottes Macht von dieser Besessenheit befreit werden, dass ein Machtvakuum entsteht, in dem wir nun tatsächlich Entscheidungsfreiheit gewinnen, von Gott geschenkte Entscheidungsfreiheit, auf die wir uns nichts einbilden dürfen. Dann können wir sagen, wer uns fernerhin besitzen soll, Gott oder der Böse. Haben wir damit uns selbst errettet? Gewiss nicht! Denn ohne Gottes Eingreifen wäre diese Möglichkeit nie entstanden. Zudem ist es ja sein Geist, der uns durch das Evangelium zum Glauben ruft und im Glauben erhält.

Es muss für uns schwer verständlich bleiben, dass sich der Glaube des Gefängnisdirektors nicht nur auf ihn selbst rettend auswirkt, sondern dass sein ganzes »Haus« in die Rettung einbezogen wird. Uns hindert am Verständnis der erst neuzeitliche Individualismus, bei dem nur etwas gilt, was ich entschieden, gesagt, getan habe. Menschen früherer Zeiten sahen sich aber viel mehr in die Gemeinschaft eingebunden, in der sie lebten, sei es die Familie im engeren und weiteren Sinne, sei es die Stadtgemeinschaft der polis, sei es die Volks – und Staatsgemeinschaft. Wir dürfen es nicht zu einfach abtun, wenn im Mittelalter der germanische Stammeshäuptling auch die Religion seiner Untertanen mitbestimmte. Andererseits leben wir nicht mehr im Altertum. Die Emanzipation des einzelnen ist so weit fortgeschritten, dass gewiss die individuelle Entscheidung für den Glauben unumgänglich ist. Schließlich könnte man erwägen, ob im vorliegenden Fall die Zusage nicht Verheißungscharakter gehabt haben könnte in dem Sinne, dass Paulus dem Beamten die Errettung seiner Familie in Aussicht gestellt hat, falls er selbst als Erster den Schritt zu Jesus tun würde.

Gerhard Maier – Edition C

Auch hier ist eine Geschichte Gottes vorhergegangen, die wir nicht kennen. Wieviel dieser Mann von der Wirksamkeit des Paulus in den Wochen vorher gehört hatte, wissen wir nicht; Lukas ist sehr schweigsam. Aber die Frage nach dem Heil wird nicht in wenigen Minuten äußerer Erschütterung in einem toten Herzen geboren; wohl aber kommt sie in solchen Minuten zu sich selbst und bricht endlich heraus, wenn sie ein aufgewachtes Herz schon lange im Verborgenen beunruhigt hat. Das aber ist das Kostbare am Evangelium, dass es auf diese Frage die einfache, eindeutige Antwort hat: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, und gerettet werden wirst du und dein Haus.“ Das unterscheidet das Evangelium von allen andern Religionen und Weltanschauungen, dass es nicht irgendwelche Leistungen vom Menschen fordert, nicht neue religiöse Methoden empfiehlt, nicht geheimnisvolle Erkenntnisse vermittelt, sondern zu dem einen, kindlich leichten Schritt aufruft: Hier ist Jesus – vertrau dich ihm an! Darin liegt die ganze Errettung. Wie aber haben wir den Zusatz zu verstehen: „Du und dein Haus“? Liegt hier eine spezielle Zusage für diesen einen Fall, weil Paulus und Silas hier die Gewissheit hatten, dass alle Hausgenossen ebenfalls zu dem rettenden Glauben durchdringen würden? Oder darf jedermann, der zu Jesus kommt, sich die Zusage aneignen: auch meine Frau, auch meine Kinder werden gläubig werden? Wir werden die Eigenart eines Hauses der alten Welt mit berücksichtigen müssen. Es umfasste nicht nur Frau und Kinder, sondern vor allem auch die Schar der dem „Hause“ zugehörigen Sklaven. Es ist in unserem Text offensichtlich an eine Gruppe erwachsener Menschen gedacht, denen „das Wort Gottes gesagt“ wird. Diese Menschen haben die Ereignisse der Nacht miterlebt, sie standen nun mit unter der Verkündigung und jetzt wird auch ihnen wie dem Hausherrn zugesichert: die Rettung ist für euch da, wenn ihr den Schritt zu Jesus wagt. Das Wort der Boten Jesu will nicht behaupten, dass das Gläubigwerden des Hausherrn mechanisch die Rettung aller Hausbewohner in sich schließt. An Onesimus, der dem „Hause“ des Philemon zugehörte, wird sehr deutlich, dass es ohne die persönliche Entscheidung für Jesus nicht ging. Gerettet war Onesimus nicht schon, als Philemon Christ wurde, sondern erst als er selber bei Paulus in Rom zum Glauben kommt. Aber das dürfen wir allerdings tröstlich wissen, dass Gott uns als diesen, mit unserem Hause fest verbundenen Menschen sieht und darum seine rettende Gnade herzlich für die Unsern bereithält und unser Gebet für sie erhört. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, was der Herr selbst über den Riss gesagt hat, der um seines Namens willen gerade auch durch Häuser und Familien gehen wird.

Wuppertaler Studienbibel

In den Versen 29-30 wird die Reaktion des Kerkermeisters beschrieben. Er rief nach Licht und sprang hinein, und fiel zitternd vor Angst vor Paulus und Silas nieder (V. 29). Er brauchte Fackeln, um in den fensterlosen Innenraum sehen zu können. Die Tatsache, dass er in den Raum sprang, zeigt, dass er eifrig war, aber er hatte Angst, weil er etwas Göttliches in den Ereignissen sah, die gerade geschehen waren. Er hatte buchstäblich eine Heidenangst und wollte wissen, was er tun musste, um gerettet zu werden. Also fiel er zitternd vor Paulus und Silas nieder, um sie anzubeten. Dann holte er sie aus dem inneren Gefängnis heraus (V. 30) und ließ die anderen Häftlinge dort zurück, weil er offensichtlich erkannte, dass dieses übernatürliche Ereignis irgendwie mit Paulus und Silas zusammenhing. Dann stellte er die entscheidende Frage: Meine Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden? Diese Frage bezog sich ausschließlich auf die geistliche Errettung, denn da alle Gefangenen anwesend waren, wusste der Kerkermeister, dass er nicht von Rom hingerichtet werden würde. Auch er hatte das Gebet und den Gesang von Paulus und Silas gehört und wusste, dass sie tatsächlich die Botschaft der geistlichen Errettung hatten.

Die Antwort der Jünger findet sich in Vers 31: Sie sagten: Glaube an den Herrn Jeschua, und du wirst gerettet werden, du und dein Haus. Der Kerkermeister musste an das Evangelium glauben, und das Ergebnis würde die geistliche Errettung sein. Manchmal wird dieser Vers dahingehend fehlinterpretiert, dass, wenn eine Person in einer Familie gerettet wird, die anderen früher oder später auch gerettet werden, aber zu viele Gläubige haben gesehen, wie Mitglieder ihrer Familien ohne den Herrn gestorben sind. Paulus hat nicht versprochen, dass die Familie des Kerkermeisters gerettet werden würde. Die Formulierung „glaubt an den Herrn Jeschua, den Messias“ galt sowohl für den Kerkermeister als auch für sein Haus. Beide mussten glauben, um gerettet zu werden. In den strengen römischen Familien jener Zeit war der Vater jedoch der paterfamilias, das Oberhaupt des Hauses, und er hatte eine so große Autorität, dass seine Entscheidung zu glauben die anderen dazu bringen würde, ebenfalls zu glauben, und das taten sie auch.

Nachdem Paulus und Silas dem Kerkermeister das Wesentliche des Evangeliums erklärt hatten, setzten sie ihren evangelistischen Dienst fort: Und sie redeten das Wort des Herrn zu ihm und zu allen, die in seinem Haus waren (V. 32). Es ist offensichtlich, dass der Kerkermeister Paulus und Silas zu sich nach Hause geholt hatte. Sie erklärten ihm das Heil genauer, was den Kerkermeister zum Messias führte. Dies führte auch zur Errettung seines Hauses, zu dem seine Familie und seine Bediensteten gehörten.

In den Versen 33-34 werden die vier Ergebnisse der Rettung durch den Kerkermeister beschrieben. Erstens behandelte er die Wunden, die Paulus und Silas durch die Schläge am Tag zuvor erlitten hatten (V. 33): Er nahm sie noch in der Nacht zu sich und wusch ihnen die Striemen ab. Das ist das erste Mal, dass diese Wunden behandelt wurden, seit sie zugefügt worden waren, das erste Mal, dass irgendeine Form von medizinischer Hilfe geleistet wurde. Zweitens wurde er getauft, er und alle die Seinen, sofort. Die Tatsache, dass „alle seine“ erwähnt werden, zeigt, dass auch sie glaubten. Sie wurden ohne Verzögerung getauft. Dies ist ein natürlicher Akt nach der Errettung. Die Bibel lehrt nicht, dass man als Kind gerettet wird oder vor dem Glauben getauft wird. Wenn ein Mensch geglaubt hat, ist er für die Taufe qualifiziert. Der Kerkermeister und seine Familie hatten geglaubt; deshalb wurden sie getauft. Die dritte Folge war Gastfreundschaft (V. 34a): Er nahm sie in sein Haus auf. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Gefängniswärter in der Nähe des Gefängnisses wohnte. Das Haus könnte sogar über dem Gefängnis gelegen haben. Die Taufen könnten in einem römischen Bad durchgeführt worden sein, wie es in allen Städten üblich war. Die Wohlhabenden hatten ihr eigenes Bad im Hof, und dieser Kerkermeister könnte eines gehabt haben. Er setzte ihnen Essen vor. Dies war das erste Essen, das Paulus und Silas seit ihrer Prügelstrafe zu sich nahmen. Eines der Kennzeichen eines wahren Gläubigen ist die Gastfreundschaft (Hebr. 13,2). Das vierte Ergebnis war die Gemeinschaft (V. 34b): Der Kerkermeister freute sich sehr mit seinem ganzen Haus, weil er an Gott glaubte. Der letzte Teil des Verses zeigt, dass sie alle einzeln glaubten und deshalb an der Gemeinschaft der Heiligen teilhaben konnten.

Arnold Fruchtenbaum – Apostelgeschichte


Wir wollen Gott ernst nehmen und uns bemühen

Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.
Elberfelder 1871 – 2 Kor 7,1

Uns, meine Lieben, gelten diese Zusagen! Wir wollen uns darum von allem reinigen, was Körper und Geist beschmutzt. Wir wollen Gott ernst nehmen und uns bemühen, vollends ganz sein heiliges Volk zu werden.
Gute Nachricht Bibel – 2 Korinther 7,1

Meine lieben Freunde! All dies hat uns Gott versprochen. Darum wollen wir uns von allem trennen, was uns verunreinigt – sei es in unseren Gedanken oder in unserem Verhalten. In Ehrfurcht vor Gott wollen wir immer mehr so leben, wie es ihm gefällt.
Hoffnung für Alle – 2.Korinther 7,1

Auch diesen Vers hatten wir schon einmal.

Nicht-palästinische Juden sprachen häufig vom reinen, unbefleckten Herzen; das Bild vom unbefleckten Fleisch bezog sich auf zeremonielle Reinheit (die Handwaschung oder rituelle Eintauchung). Paulus meint hier sowohl die körperliche als auch die geistliche Reinheit (s. die Ausführungen zu 5,10 und 1.Kor 6,20 ) – d.h., die Enthaltung von der Sünde.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die harte Ermahnung zur Trennung von Welt, Satan und Götzendienst ist keine zwingende Forderung, sondern ausgesprochen auf dem Grund des Evangeliums, der herrlichen Verheißungen – auch erfüllten Verheißungen -, die die Gemeinde umfangen. Auch die Anrede »Geliebte« betont dies. Hier redet nicht ein harter Herr, sondern der gnädige Gott, der uns Vater sein will. Aus der Gabe wächst die Aufgabe, ermöglicht durch den Geist Gottes. Das Wort Gottes hat wirkende Kraft; die Verheißungen tun, was sie aussagen. Die Korinther können zur Heiligung aufgerufen werden – nicht als ihr Verdienstwerk, sondern als durch Gott ermöglichtes Tun. »Wir sollten uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes«, schreibt Paulus deshalb. Der Sohn will dem Vater gemäß leben; diese neue Willensrichtung, die die Sünde, eben die Befleckung wegtun, ablegen will, ist die Bewegung der Heiligung, das »Jagen nach der Heiligung« (vgl. Hebr 12,14; auch 1Thess 4,3-7; 2Thess 2,13; 1Tim 2,15; 1Petr 1,2; Hebr 12,19). »Fleisch und Geist« meinen hier den Glaubenden in seiner Gesamtheit, außen und innen (vgl. 1Kor 7,34; 1Thess 5,23). »Jede Befleckung« soll abgetan werden, denn Sünde in jeder Form trennt von Gott und stört die Gemeinschaft untereinander. So die Korinther dieses wieder entschlossen wollen und tun, Ja sagen zum Drängen des Heiligen Geistes in ihnen, dann wird die Gemeinschaft mit den falschen Dienern Christi aufhören und die Liebesgemeinschaft mit Paulus wieder wachsen.

Solche »Heiligung soll vollendet werden« (eigentlich: »zu einem Ende geführt werden«) – nicht aus eigener Kraft, sondern »der angefangen hat das gute Werk in uns, der wird es auch vollenden« (Phil 1,6), aber wir dürfen beharrlich wollen. Dies ist nicht als Perfektionismus misszuverstehen, denn es geht um die ständig neue Reinigung, wenn uns die Sünde überrascht. Solches wächst aus der »Furcht Gottes«. Wieder ist das nicht die sklavische Furcht, sondern die bangende Furcht des Kindes, das um die Abscheu des Vaters vor der Sünde weiß und ihn nicht betrüben will.

Die Furcht Gottes treibt uns. Die bangende Furcht des Kindes: Wird mein geliebter Vater von mir auch nicht betrübt? Das ist etwas völlig anderes als die Sklavenfurcht.

Gerhadt Maier – Edition C

Darum geht der Apostel in den abschließenden Sätzen dieses Abschnittes ausdrücklich von den „Verheißung en“ und nicht von den Geboten und Forderungen aus und unterstreicht es: „Da wir nun diese Verheißung en haben, Geliebte.“ Gerade jetzt redet Paulus seine Korinther als „Geliebte“ an, geliebt von ihm und geliebt von Gott. „Diese Verheißung en“ nennt er sie um ihrer Größe und Schönheit willen. Sie sind lauter „Evangelium“, lauter überströmende Gnade. Darum fordern sie nicht nur folgerichtig eine entsprechende Gestaltung unseres Lebens, sondern wirken in uns den Willen zur völligen Reinigung: „So wollen wir uns von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes reinigen, indem wir Heiligkeit vollenden in Furcht Gottes.“ Der Apostel rechnet damit, dass auch die Korinther „wollen“, aus eigener, klarer Einsicht und aus der eigenen Freude an dem hohen Lebensstand, den sie als „Söhne“ und „Töchter“ A des Allherrschers haben dürfen. „Von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes“ wollen wir uns reinigen. Die Worte „Fleisch“ und „Geist“ gebraucht Paulus hier nicht in dem besonderen Sinn, den sie sonst bei ihm haben können, wenn er mit „Fleisch“ unser natürliches Ichwesen meint und bei „Geist“ an den Geist Gottes denkt. Er verwendet sie jetzt ähnlich, wie er in 1 Kor 7,34 von „Leib und Geist“ und 1 Thess 5,23 von „Leib, Seele und Geist“ spricht. Unser äußeres Leben und unser inneres Sein ist von Natur seit dem Sündenfall befleckt und wird immer aufs neue verunreinigt. Es ist wichtig, dass dabei ausdrücklich auch von der „Befleckung des Geistes“ gesprochen wird. Der Idealismus meint, der „Geist“ sei in sich selbst das Edle und Göttliche im Menschen. In Wahrheit aber kann gerade der menschliche Geist gefährlichste und böseste Befleckung an sich tragen, den Stolz, die lieblose Kälte, die Selbstüberhebung. Darum muss gerade auch unser Geist tiefgehend gereinigt werden. Denn vor dem heiligen Gott können nur Reine bestehen. Wer unreiner Lippen ist, kann in der Gegenwart Gottes nur rufen: Wehr mir, ich vergehe (Jes 6,5). Darum bedürfen wir der steten Reinigung B , die mit unserer Bekehrung nicht schon ein für allemal vollzogen ist. Es geht um die Reinigung von |163| „jeder“ Befleckung. Wir können hier nicht auswählen und nach unserer eigenen Meinung einzelne Befleckungen als unwichtig bestehen lassen. Der Wille zur Reinigung von „jeder Befleckung“ wäre aber gelähmt, wenn wir von vornherein damit rechneten, dass die Reinigung nicht gelingt und die „Heiligkeit“ nicht erreicht wird. Darum spricht Paulus davon, dass wir „Heiligkeit vollenden“ C . Wir tun es „in Furcht Gottes“. Der Neue Bund unter der Gnade, das Leben in der Kindschaft Gottes, schließt die „Furcht“ nicht aus, sondern ein, wie es uns die Apostelgeschichte gerade aus der ersten Zeit der Gemeinde zeigt (Apg 5,5;5,11;9,31). Auch die gnadenvollste Nähe, die Gott als „Vater“ seinen „Söhnen“ und „Töchtern“ schenkt, weckt als Nähe zu dem gegenwärtigen, heiligen Gott die „Furcht“ D , die jede Sünde als unverträglich mit Gott scheut und „die Heiligkeit vollendet“. Einmütig hat das Petrus mit Paulus der Gemeinde gesagt: „Und da ihr den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, solange ihr hier als Fremdlinge lebt, mit Furcht“ (1 Petr 1,17). Die Erlösung mit dem teuren Blut Christi macht das nicht überflüssig, sondern ist ein erneuter und mächtiger Grund zur Heiligung (1 Petr 1,18 f), zu einer Heiligung, die mit ihrem Ernst wirklich „die Heiligkeit vollendet“ und sich nicht mit bloßen Ansätzen zur Heiligung begnügt.

Wuppertaler Studienbibel

Es gibt zwei wichtige Punkte, die uns nützlich sein werden, wenn wir der Verflachung entgehen wollen:
Der erste Punkt, der unsere Herzen bewegen soll, ist die Selbstaufopferung des Herrn für uns, die Verlorenen. Der Geist Gottes ruft uns zu: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib!“ (1 Korinther 6,20). Dieses Bewusstsein sollte ein mächtiger Antrieb sein zu der Hingabe eines ungeteilten Herzens auf dem ganzen Weg. Wo das Herz die Liebe des Herrn erwägt, da ist auch das Verlangen vorhanden, dem Herrn zu leben!
Der zweite Punkt, der auf uns mächtig einwirken und uns beeinflussen sollte, ist die stündliche Erwartung der Wiederkunft des Herrn, und darum „uns zu reinigen, wie er rein ist“. Was schreibt Petrus diesbezüglich? „Welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! … Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleissigt euch, ohne Flecken und tadellos von ihm erfunden zu werden in Frieden“ (2 Petrus 3,11.14). Unsere Herzen sollen durch die Aussicht, bald beim Herrn zu sein, angespornt werden; sich nicht allein vom Bösen fern zu halten, sondern alles tun, was dem Kommenden entspricht und Ihn ehrt, so dass Er dann sein Wohlgefallen darüber zum Ausdruck bringen kann. Wer die Erscheinung des Herrn liebt, der übt sich auch, im Lichte seiner Erscheinung zu wandeln.

Carl Lopata – Betrachtungen über die Briefe des Apostels Johannes

Die Liebe des Herrn Jesus Christus wird uns drängen, diese Liebe nicht abzuweisen, sondern entsprechend zu handeln.